Band 7: Die Lehre von den Zyklen
- Theosophische Perspektiven
Der Körper des Menschen: ein gewaltiger Resonanzboden
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt … .?
– 1 Kor, 6, 19
Jedes menschliche Organ und jede Zelle in ihm hat seine eigene Tastatur, wie die eines Klaviers, nur dass sie anstelle von Tönen Empfindungen registriert und sendet. Jede Taste enthält das Potential des Guten oder Bösen, des Hervorbringens von Harmonie oder Disharmonie. Das hängt von dem gegebenen Impuls und den erzeugten Kombinationen ab, von der Kraft der Berührung eines ausübenden Künstlers – tatsächlich eine „doppelgesichtige Einheit“.
– H. P. BLAVATSKY, Lucifer, VII, 181
Wahrhaftig, dieser Körper – durch den Materialismus und den Menschen selbst so entweiht – ist der Tempel des Heiligen Grals, das Adyton der größten, ja aller Mysterien der Natur in unserem Sonnenuniversum. Dieser Körper ist eine Äolsharfe, die mit zwei Saitensätzen bespannt ist – einer aus reinem Silber gefertigt, der andere aus Darm.
– Ebenda
H. P. BLAVATSKY erklärt weiter, wie der Körper auf die Berührung seines innewohnenden Schöpfers, des dualen Menschen, reagiert. Die Qualität seines Denkens und Empfindens versetzt entweder die reinen silbernen Saiten oder die tierischen Saiten der Harfe durch die Wirkung seines besseren oder niederen Selbst in Schwingung. Der verkörperte ‘Künstler’ spielt fortwährend auf dem einen oder anderen Satz von Saiten. Damit erweckt er in diesen Saiten die Gewohnheit zu reagieren und mitzuschwingen. Der Einfluss seiner gewohnheitsmäßigen Spielweise, die dem Instrument eingeprägt ist, spiegelt sich natürlich in seinem Geist und in seinem Herzen wider. Nur zu oft gewinnen die Gewohnheiten unseres Körpers die Oberhand über unseren Willen und dann wird es schwer, sie zu unserem Besten zu verändern. Es verbirgt sich eine praktische Weisheit in dem Rat, den Salomon uns gab: „Mehr als alles hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus“ (Das Buch der Sprichwörter 4, 23).
Zum Glück hat die Natur, die das Material für den irdischen Körper des Menschen zur Verfügung stellt, mehr mit dessen Wirkungsweise zu tun, als der Mensch versteht oder beherrscht. Sein stiller Partner, die Natur, beherrscht seinen Körper so gut, dass der Mensch sein Funktionieren für selbstverständlich erachtet. Der Körper ist mit zwei Nervensystemen ausgestattet: erstens mit dem zentralen Nervensystem, das durch das Gehirn, die Sinne und die willkürlichen Handlungen tätig ist. Da dessen Schwingungen mit der menschlichen Natur in Verbindung stehen, sind sie im Allgemeinen nicht so geordnet wie die rhythmischen Wirkungsweisen des zweiten oder sympathischen Nervensystems, welches von der Natur kontrolliert wird. Da jedoch beide Systeme eng miteinander verknüpft sind, reagieren sie unentwegt aufeinander, indem sie die bewussten, die unterbewussten und die überbewussten Lebenskräfte reflektieren.
Es ist die Natur, die uns in Gang hält, vor der Geburt und auch danach, wenn wir schlafen oder wachen, bewusst oder unbewusst, geistig oder körperlich krank oder gesund sind. Die Natur wirkt durch das automatische Nervensystem, um wieder Ordnung zu schaffen, wenn wir mental oder physisch aus dem Gleichgewicht sind. Alle physiologischen Funktionen sind rhythmisch. Ihre Aktivitäten sind auf den natürlichen Rhythmus des kosmischen Herzschlags abgestimmt.
Medizinische Untersuchungen zeigen, dass in den Funktionen von Atmung, Kreislauf, Verdauung, Sektretion, Ausscheidung, Schwangerschaft und so weiter jedes Organ seine eigene Schwingungszahl hat, seine sich stets wiederholende Bewegung von Ebbe und Flut im Lebensprozess. Winzige, mit Flimmerhärchen versehene Zellen, wie zum Beispiel in den Bronchien, sorgen dafür, dass Feuchtigkeit abfließt, indem sie ihre feinen Härchen in ihrem eigenen Rhythmus vorwärts und rückwärts bewegen. Das Herz wiederholt seinen Zyklus von Kontraktion, Ausdehnung und Ruhe ungefähr viermal so schnell, wie der Luftstrom in den Lungen steigt und sinkt. Dennoch sind beide aufeinander abgestimmt, so dass das Blut aufgenommen, gereinigt und in seinen Kreislauf weitergeleitet wird. Es gibt eine wunderbar ausgewogene Beziehung zwischen den Schwingungen der Organe zueinander und dem ganzen Körper. Das koordinierte System ununterbrochener zyklischer Bewegungen in uns gleicht in seiner geordneten Präzision einem Sonnensystem. Vorsichtig ausgedrückt ist der Körper ein bewundernswerter, lebendiger Mechanismus sich gegenseitig beeinflussender Räder.
Die Mathematik, die in ihren astronomischen Berechnungen so exakt ist, zeigt, dass sich die Verhältnisse der Periodizität im Sonnensystem in unserem Körper wiederholen. Der Pulsschlag unserer Organe entspricht einem Vielfachen des Herzschlags der Sonne. Die Sonne beispielsweise ist das Herz des Sonnensystems. Am Beginn der elfjährigen Sonnenfleckenperiode gibt es etwas, das einer Zusammenziehung und einem Ausströmen der Lebenskraft der Sonne gleicht, ähnlich unserem Blutkreislauf. Die vitalen Sonnenströme erreichen die äußersten Grenzen ihres Systems, um dann allmählich in den nächsten elfjährigen Zyklus zurückzuschwingen.
Die Sonne hat unserer Menschheit während des Kommens und Gehens der vergangenen vier Wurzelrassen Lebenskraft geschenkt. Jede Wurzelrasse evolvierte ihrerseits in einer regelmäßigen Reihe von vier Perioden verschiedenen Charakters und verschiedener Dauer. Unsere gegenwärtige fünfte Wurzelrasse wiederholt diese charakteristische zyklische Reihe. Ihre erste Periode dauerte 1 728 000 Jahre, die zweite 1 296 000 Jahre, ihre dritte 864 000 Jahre, während die vierte Periode, unser gegenwärtiges Zeitalter, 432 000 Jahre dauern wird – insgesamt 4 320 000 Jahre (siehe Okkultes Wörterbuch von G. de Purucker, S. 189-90). Diese Reihenfolge der Ziffern 4 3 2 erweist sich als eine Schlüsselzahl in bestimmten wiederkehrenden Runden, ‘oben und unten’. Die Präzession der Tagundnachtgleichen bedeutet sozusagen einen Vorlauf von ungefähr 50 Sekunden auf dem Bogen von 360 Grad, den die Sonne in ihrem jährlichen Lauf durch die Konstellationen durchschreitet. Dieser jährliche Bruchteil von einem Zweiundsiebzigstel Grad akkumuliert bis zu einem vollständigen Bogen von 360 Grad. Nach diesem Zeitraum ist die Sonne an den Ursprungspunkt des Zyklus von 25 920 Jahren zurückgekehrt und steht wieder unter der ursprünglichen Konstellation der Sterne – das ist das ‘Platonische Jahr’.
Diesen Zyklus der Himmelskörper findet man im Kleinen in unserem eigenen Körper. Das heißt, wir atmen ein und aus und das ungefähr achtzehn mal pro Minute. In vierundzwanzig Stunden atmen wir 25 920 mal. Unser kleiner Tag weist in der Atmung dasselbe zyklische Verhältnis auf wie die Präzessionsbewegung der Sonne. Unser Herz schägt durchschnittlich zweiundsiebzig mal pro Minute. Die Sonne braucht zweiundsiebzig Jahre, um sich auf der Bahn des Tierkreises ein Grad weiterzubewegen. Unser Herz schlägt pro Stunde 4 320 mal, womit die Ziffernfolge der alten Schlüsselzahl wiederholt wird. Die mathematische Analogie kann noch weiter ausgebaut werden, indem man die Universalität der Periodizität aufzeigt. Der wichtige Punkt ist die Vermischung von aktiven physischen und super-physischen Kräften. Über das sympathische Nervensystem werden unsere organischen Rhythmen von intelligenten Naturgesetzen auf das superbewusste Herz des Universums abgestimmt.
Die verschiedenen Körperzellen haben nicht nur ihren funktionellen Rhythmus, sondern sie kommen und gehen zeitlich aufeinander abgestimmt, indem sie sich zu neuen Zellen teilen. Diese einfache Teilung zu neuen Wesenheiten erkennen wir heute in den niedrigsten Formen tierischen und pflanzlichen Lebens. Das entspricht der Art, in der sich die etherische, kugelförmige erste Wurzelrasse vermehrte. Unsere Körperzellen werden sozusagen als Miniaturkopien der Urmethode der Rasse wiedergeboren. Manche Zellen teilen sich schnell, wie bei jungen Geschöpfen; andere verändern sich langsam, wie bei älteren Menschen und im Knochensystem, aber es existiert eine fortwährende Bewegung von Ebbe und Flut. Der ganze Körper wird in einem Zyklus von sieben Jahren erneuert. So hat sich ein siebzigjähriger Mensch sozusagen in einem Leben zehnmal wiederverkörpert. Er verlässt dann diese Erde, nur um später für einen weiteren Zyklus dorthin zurückzukehren.
Leben und Tod sind also nichts anderes als die Systole und Diastole des kosmischen Herzschlags, der für uns das spirituelle Selbst kommen und gehen lässt – hier und anderswo. Die okkulte Physiologie erklärt:
In der Natur existiert ein Gesetz, gültig auf allen Gebieten, ob moralisch oder physisch, welches heute als Wellenbewegung mit einer darauf folgenden Pause bezeichnet werden kann. Ein anderes Mal tritt es als Schwingung auf, dann wiederum bringt es sich als Wechsel von Anziehung und Abstoßung zum Ausdruck. Aber alle diese Veränderungen sind nur scheinbar, weil sie im Grunde genommen gleich sind. … In unserer eigenen Blutzirkulation erkennen wir, wie das Blut vom Herzen angetrieben wird und dass die Natur kleine Ventile eingerichtet hat, die nicht zulassen, dass es zum Herzen auf dem Weg zurückkehrt, wie es gekommen ist. … Der Okkultist … erklärt, dass der Impuls vom Herzen stammt und dass dieses Organ seinen Impuls aus dem großen Astralherzen des Ākāśa erhält, von dem alle Mystiker gesagt haben, es vollführe eine Doppelbewegung oder wechselweise Bewegung – die Systole und Diastole der Natur.
In diesem Sinne stellt das Ventil in der Zirkulation den Abgrund hinter uns dar, über den wir nicht wieder zurückkehren können. Wir befinden uns in der großen, allgemeinen Zirkulation und sind dazu gezwungen, ob wir es wollen oder nicht, ihrem Vorwärtsdrang zu folgen.
– W.Q. JUDGE, The Path, II, 292-3
Wir sind sowohl im Bewusstsein als auch mathematisch mit der Sonne, dem Mond und den Planeten verbunden. Die Positionen auf ihren Bahnen und ihre Wechselbeziehungen im Moment unserer Geburt beeinflussen den Verlauf einer Inkarnation. Aus dieser Familie von Himmelskörpern strömen die verschiedenen spirituellen, mentalen, psychischen, astralen und physischen Lebenskräfte, die durch die gesamte Natur und den Menschen zirkulieren, in Ebbe- und Flutbewegungen. Die Periodizität des Mondes hat einen deutlichen dualen Einfluss, der sowohl aufbauend als auch zerstörend ist. Seine wiederkehrenden Phasen stehen in einem Verhältnis zur Periodizität der gesamten Physiologie der Fortpflanzung, zu Veränderungen bei Krankheiten, zum Wachstum der Pflanzen und so weiter. Die psychischen und astralen Emanationen des Mondes spiegeln sich in mentalen und emotionalen Störungen wider. Alle diese Kräfte wurden von den Menschen des Altertums so gut verstanden, dass sie von der guten Wirkung dieser Einflüsse profitierten, während sie die schlechten Folgen mindern konnten. Wir tragen als menschliche Einheiten in der Sonnenfamilie unseren Teil zu den ungeordneten Elementen bei. Aber wir gewinnen an Kraft zum Guten und gleichen, im Verhältnis zu unserem individuellen Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, unsere Schulden aus.
Die Qualität der Schwingungen unseres bewussten Lebens wird dem Gewebe unseres Körpers eingeprägt, wie eine Art mentaler und emotionaler Fossilien. Selbst der körperliche Unterschied zwischen einem edlen, rechtschaffenen Menschen und einem selbstsüchtigen, bestialischen Typ ist deutlich. Die Körper der bösen Atlantier waren grob und sinnlich. Auch die Erde hatte damals ihre niederste materielle Ebene erreicht. Von der Mitte der vierten Runde an begann das planetarische Rad, wieder dem aufsteigenden Bogen zu folgen, und die Materie begann sich zu verfeinern. Das findet im Prozess der Radioaktivität seinen Ausdruck, den die Wissenschaft in Gesteinen und Mineralien studiert.
… der Prozess der Radioaktivität wird in künftigen Zeitaltern in allen chemischen Elementen und Verbindungen auftreten – und zwar beginnend mit den schwersten und gröbsten Elementen die Skala hinauf bis zu den leichtesten und einfachsten. …
– G. DE PURUCKER, The Esoteric Tradition, 326
So kommt es, dass in dem Prozess des immer etherischer Werdens, den unser Globus jetzt durchläuft, die schwersten und gröbsten chemischen Elemente und Verbindungen zuerst radioaktiv werden, das heißt sie werden ihre Substanz mit zunehmender Geschwindigkeit verstrahlen, gefolgt von den weniger schweren und groben. Der Prozess wird insbesondere bis zum Ende der gegenwärtigen vierten Runde weitergehen … und dauert an, bis die siebente Runde ihren Höhepunkt oder ihr Ende erreicht hat. Bis dahin wird der Globus und alles auf ihm zu dem äußerst etherischen Stadium oder Zustand der Materie zurückgekehrt sein, der während der ersten Runde herrschte.
– Ebenda, 327 (Fußnote)
Das Bild des Menschen, der Schritt für Schritt mit der Materie seines Körpers und dem Körper der Erde evolviert, zeigt einen wissenschaftlichen Aspekt von „universaler Bruderschaft als einer Tatsache der Natur“. Das ist kein lediglich abstrakter Begriff oder Gemeinplatz. Es ist eine natürliche Tatsache, vereinbar mit der Essenz von Wissenschaft, Philosophie und Ethik – den drei Aspekten der einen Wahrheit. Die gegenwärtig den Körper der Erde bildenden Atome waren auch dabei, als wir unseren Kreislauf um die Mondkette vollzogen. Die Lebensatome des Mondes verkörperten sich hier aufs Neue mit unserer Rasse, und sie brachten die durch unseren früheren Einfluss hervorgerufenen Prägungen, nützliche wie auch schädliche, mit sich. In ähnlicher Weise kommen unsere individuellen Lebensatome aus früheren Inkarnationen jedes Mal wieder zurück, weil sie durch psycho-magnetische Kräfte zu uns hingezogen werden. Auf diese Weise sorgt die Natur dafür, dass die Ernte von nicht abgearbeiteten, in der Vergangenheit gesäten Ursachen eingebracht werden kann. Samen einer karmischen Krankheit werden zum Beispiel einen fertigen Nährboden in den körperlichen Zuständen des einen Menschen finden, während sie im Gewebe eines anderen Menschen nicht wachsen können, weil er karmisch frei ist. Wir finden musikalische, erfinderische oder andere Genies – oder ‘sogenannte Wunderkinder’ – mit jenem physischen Organismus, mit dem sie das Vermögen zum Ausdruck bringen können, das sie sich in vorhergehenden Lebens-Zyklen erworben haben. Auch da wiederholt sich das ‘Heimkommen’ der astralen Atome unseres Modellkörpers und der etherischen, mentalen und emotionalen Substanzen, die zu uns gehören. Dieselbe strenge Gerechtigkeit, die im All herrscht, wirkt auf allen Gebieten unseres Wesens.
Die chemischen Elemente, die sich in den Organen unseres Körpers vereint haben, die musikalischen Töne, die unser Gefühl für Harmonie befriedigen und die Farben, die unser Auge bezaubern, haben alle ihre mathematische Schwingungszahl.
Die Wissenschaft hat bewiesen, dass sich die verschiedenen Schwingungsraten als unterschiedliche Phänomene offenbaren. Mit der zunehmenden Popularität des Radios wurde sogar jedem der Begriff ‘Wellenlänge’ bewusst gemacht. Die Geheimlehre sah den außerordentlichen wissenschaftlichen Fortschritt auf vielen Gebieten voraus, welcher die enge Verbindung – wenn nicht die offensichtliche Einheit – von Energie und Materie aufzeigt. Dies bietet eine wissenschaftliche Grundlage für die Behauptung der Einheit von bewussten menschlichen Kräften und Materie, die heute ihrer Natur nach als elektromagnetisch bezeichnet werden. Ein Beispiel: Unsere heutigen fünf Sinne sind empfindlich für Schwingungsfrequenzen, die sich auch in greifbaren Formen von Ton, Farbe und so weiter manifestieren.
Die fünf Sinne und ihre Organe wurden in der Menschheit nicht gleichzeitig entwickelt, sondern erschienen nacheinander. Kurz gesagt, jede Wurzelrasse hatte gegen Ende ihres großen Zyklus einen der sieben Sinne entwickelt und zu voller Wirksamkeit gebracht. Die erste Wurzelrasse entwickelte das Gehör, die zweite fügte den Tastsinn hinzu, die dritte das Sehvermögen und die vierte den Geschmack. Unsere heutige fünfte Rasse besitzt neben den bereits erwähnten den Geruchssinn und trägt das Potential in sich, in der künftigen sechsten und siebten Wurzelrasse zwei weitere Sinne zu entwickeln.
Dass das Gehör der erste erworbene und der älteste Sinn ist, stimmt mit unserer Fähigkeit überein, Töne über elf Oktaven wahrnehmen zu können, während unsere Augen nur das Licht einer Oktave sehen können. In The Esoteric Tradition (S. 466, 467) wird darauf hingewiesen, dass sich die Radiowellen, die, soweit damals bekannt, elf oder zwölf Oktaven umfassen, als Töne manifestieren und mit unserem Gehör übereinstimmen. Wenn wir in der Skala von Oktaven zu den kürzeren Wellenlängen gehen, erreichen wir Schwingungen, die in unserer Wahrnehmung Wärme bewirken, das heißt, sie sprechen den Tastsinn an. Durch Oktaven noch kürzerer Wellenlängen fortfahrend, erreichen wir das Gebiet der sichtbaren Strahlung, hier entspricht das siebenfältige Spektrum des Lichts unserem Sehvermögen. Wenn wir noch weitergehen, durch noch kürzere Wellenlängen hindurch, betreten wir das Gebiet der ultravioletten Strahlen, das unserem Geschmack verwandt ist. Dann kommen die äußerst kurzen Wellenlängen der Röntgenstrahlen, die unserem Geruchssinn verwandt sind.
Unsere latenten sechsten und siebten Sinne werden sich nacheinander entwickeln, so wie sie durch die Entfaltung unserer höheren mentalen und spirituellen Natur hervorgerufen werden. Dann werden wir die aufbauenden und inspirierenden Kräfte von Verstand und Herz genauso natürlich ausstrahlen, wie wir jetzt unsere anderen Sinne gebrauchen. In dieser weit entfernten Zeit wird sich unser Körper zu einer feineren, geschmeidigeren und beständigeren Substanz verändert haben; der Mensch wird das Gleichgewicht zwischen den positiven und negativen schöpferischen Kräften gefunden haben, da die sexuelle Fortpflanzung nur eine vorübergehende Phase darstellt. Krankheiten werden dann unbekannt sein, da die erleuchtete Menschheit gelernt haben wird, in Übereinstimmung mit den feineren Naturkräften zu arbeiten.
Unter diesen idealen Umständen der Zukunft wird sich der Mensch auf dem aufsteigenden Bogen selbstbewusst durch Reiche des Seins entwickeln, durch die er als nicht-selbstbewusster Gottesfunken auf dem absteigenden Bogen langsam in die Materie herabgesunken war. Das kabbalistische Sprichwort vom Menschen, „der ein Stein, eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch, ein Geist und schließlich Gott wird“, ist bezüglich der Formen richtig. In den ersten drei etherischen Runden durchlief der Mensch die vage ‘Vorlage’ dessen, was später zu den Steinen, Pflanzen und Tieren der physischen vierten Runde werden sollte. In seinem animalischen Körper benutzt er noch immer mineralische und pflanzliche Elemente. Der menschliche Embryo entwickelt sich heute durch eine Reihe von Formen, die in Zusammenhang mit Erfahrungen während der früheren Rassen stehen.
Aufgrund der während enormer Zeitalter in allen Arten und Formen von Materie durchlebten Erfahrung entwickelt sich der embryonale Körper heutzutage in neun Monaten. In den ersten Monaten ist das Geschlecht noch undeutlich und weist zunächst auf Asexualität hin, danach auf den androgynen Zustand der ersten Wurzelrassen. Ein weiteres Zeichen der Anfangsrunden ist die frühe Entwicklung und wichtige Stelle der Zirbeldrüse, die später vom embryonalen Gehirn überdeckt wird. Diese kleine Drüse – welcher die Physiologie keine Funktion zuerkennt – vertritt das einst aktive ‘dritte Auge’. Gegenwärtig ist sie ‘tief verborgen in der Gehirnhöhle’, wo sie in enger Verbindung mit allen intellektuellen, sinnlichen und psychischen Zentren steht. H. P. Blavatsky sagt, dass
… sie einst aktiv gewesen ist, denn die Natur erschafft niemals die kleinste, die unbedeutendste Form ohne irgendeinen bestimmten Zweck und zu irgendeinem Gebrauch. Sie war ein aktives Organ, sagen wir, in jenem Stadium der Evolution, als das spirituelle Element im Menschen die Oberherrschaft über die gerade entstehenden intellektuellen und psychischen Elemente hatte. Und als der Zyklus abwärts auf jenen Punkt zu lief, an dem die physiologischen Sinne durch das Wachstum und die Verfestigung des physischen Menschen entwickelt wurden und mit ihnen Schritt hielten – die unermesslichen und verwickelten Veränderungen und Drangsale der zoologischen Entwicklung –, da verkümmerte dieses mittlere „Auge“ zum Schluss zugleich mit den frühen spirituellen und rein psychischen Merkmalen des Menschen. …
Am Anfang war jede Klasse und Familie der lebenden Arten hermaphroditisch und objektiv einäugig.
– The Secret Doctrine, II: 298, 299
Auch wird gesagt, dass dieses ‘Auge’ im ‘Laufe des zyklischen Kreislaufs’ des großen Gesetzes wieder funktionieren wird, wenn wir auf dem aufsteigenden Bogen erneut die spirituellen Reiche erreicht haben werden. Dann werden wir als vollkommene Menschen das irdische Leben verlassen, um zu ruhen, bevor wir als junge Götter die nächsten, höheren Runden der Existenz beginnen werden. Zwischen dem gesamten Fortgang der planetarischen Entfaltung des menschlichen Egos und dem evolutionären Lauf, welchen das Ego in einer Inkarnation durchlebt, existiert eine Analogie. Das Ego beginnt jedes Leben als kleines Kind, sammelt Erfahrungen und im Alter kreuzt sein hinausführender Weg aufs Neue einige Ebenen seines Hereinkommens. Das Neugeborene bringt den erfrischenden Geist einer anderen Welt mit sich und ist hier anfangs kaum wach; allmählich betritt das Kind eine neue Welt – glücklich, ohne Verantwortungsgefühl und voller Vertrauen. Während der sogenannten ‘zweiten Kindheit’ beginnen sich die Gezeiten der Lebenskräfte des Egos zu wenden. Mit dem Abebben der bewussten und vitalen Strömungen werden der alternde Körper und das Gehirn allmählich weniger wach, weniger aktiv. Man wird vergesslich und lebt in den Erinnerungen der Jugendjahre, ist sorglos und abhängig. Die hier abebbende Lebenskraft beginnt irgendwo anders einen neuen Zyklus. Und das Ego, das jetzt ‘heimkehrt’, kreuzt aufs Neue die inneren Ebenen, entlang derer es hierher kam. Altersschwäche bedeutet oft einen gleichzeitigen Zyklus der Wiedergeburt auf der anderen Seite des Schleiers.
Platzmangel hindert uns an einer Betrachtung der Brückenechse (Hatteria oder Sphenodon), einer alten Eidechsenart mit einem dritten Auge, die in Neuseeland gefunden wurde. Auch die Beuteltiere, die in der Fauna Australiens dominieren, stellen ein Übergangsstadium zwischen den eierlegenden und den lebend gebärenden Tieren dar. Wie können diese Tierarten anders erklärt werden als mit dem Überlappen von alten Zyklen? Offensichtlich sind sie demselben Gesetz der Verzögerung unterworfen wie die australischen Eingeborenen, die auf dem Überrest des alten Lemurien leben.
Die moderne biologische Forschung verfolgt die physiologischen Veränderungen der Zelle sozusagen von außen nach innen, bis an das Grenzgebiet der nicht materiellen Kräfte. Die okkulte Physiologie weist auf die kosmische Intelligenz der Natur als die ursächliche Kraft hin, die der Zelle vorschreibt, nur ihre eigene Form und Funktion hervorzubringen. Der unsichtbare, sich wiederverkörpernde Lebenskeim einer Pflanze und sogar eines Tieres, welcher in seiner eigenen Art von Erfahrungen uralt ist, liegt außerhalb des Bereiches eines Mikroskops. Die Experimente, die gemacht werden, indem man die natürliche Rangordnung der Chromosomen oder anderer Elemente der befruchteten Zelle verändert, beziehen sich nur auf das natürliche Vehikel oder den ‘Körper’, durch den sich die Intelligenz manifestiert. Die Resultate, wie bemerkenswert sie auch sein mögen, sind unzuverlässig, weil sie künstlich sind, und anstatt die gesuchten Antworten auf die Fragen des Lebens zu geben, werden sie verwirrend wirken.