Band 7: Die Lehre von den Zyklen
- Theosophische Perspektiven
Runden und Rassen
Aus dem Ozean der Zeit und aus dem Ozean des Lebens geht die Manifestation der menschlichen Rasse zu Leben und Licht hervor. Von alters her stand es geschrieben, in den ältesten Büchern. Das Verständnis dafür ist jedoch dem Auge und dem Verstand verborgen.
– Aus dem Vorwort des Popul Vuh (Altes Amerika)
Nach den alten Lehren über die Evolution des Menschen gibt es sieben Wurzelrassen, von denen unsere Rasse die fünfte ist. Unsere Rasse als solche begann vor etwa 1 000 000 Jahren, und wir befinden uns jetzt ungefähr in der Mitte ihres Zyklus. Jede Wurzelrasse ist in sieben Unterrassen unterteilt, die wiederum in Familienrassen mit einer Dauer von ungefähr 30 000 Jahren unterteilt sind.
Jede Rasse und Unterrasse durchläuft ihre eigenen Runden von Geburt, aktiver Reife und Verfall. Dieselben Perioden finden wir sowohl in den Zivilisationen jeder Unterrasse als auch in den sich fortsetzenden Aufteilungen der Menschheit in verschiedene Nationen, Staaten, Gesellschaften und Familiengruppen. In Übereinstimmung mit den verschiedenen Zyklen der menschlichen Existenz vermehrt sich die Anzahl sich manifestierender Formen und Kräfte in den Naturreichen, wenn der spirituelle Mensch in das materielle irdische Leben herabsteigt.
Diesen Abstieg nennt man den Schattenbogen eines Entwicklungszyklus. In der Mitte oder am niedersten Punkt dieses Zyklus beginnt sich die irdische Materie zu verfeinern, und die menschlichen Egos beginnen ihre allmähliche Reise aufwärts – dem aufsteigenden Bogen zu einem erhabenen, spirituellen Zustand folgend. Der gesamte Vorgang wird als planetarisches Manvantara bezeichnet, das alle neunundvierzig Runden der sieben Rassen der Menschheit enthält und auch die Lebensdauer der Erde kennzeichnet. Die Alten nannten diesen planetarischen Zyklus einen Tag Brahmās, eine Periode manifestierten Lebens von 4 320 000 000 Jahren. Dieser grobe Umriss einer sich wiederholenden Zeitperiode zeigt dieselbe rhythmische Bewegung im großen Rad, welche die gesamte irdische Reihe von ‘Ereignissen’ kennzeichnet. Dieses Universalgesetz des Fortschritts, das durch aufeinanderfolgende Perioden der Aktivität und der Ruhe wirkt, deutet in jeglicher Evolution auf ein und dasselbe Ziel hin. H. P. Blavatsky sagt über das Verhältnis zwischen der Menschheit und der Erde:
… es ist eine Sache des Abstiegs in die Materie, der Anpassung – sowohl im mystischen als auch im physischen Sinn – der beiden und ihrer Vermischung für den großen, kommenden „Kampf ums Dasein, der beide Wesenheiten erwartet“. „Wesenheit“ mag als ein sonderbarer Ausdruck erscheinen, wenn er für einen Globus gebraucht wird; aber die alten Philosophen, die in der Erde ein mächtiges „Tier“ sahen, waren in ihrer Generation weiser als unsere modernen Geologen in der ihren; und Plinius, der die Erde unsere gütige Amme und Mutter nannte, das einzige Element, das dem Menschen nicht feindlich gesinnt ist, stand der Wahrheit näher als Watts, der in seiner Phantasie in ihr den Fußschemel Gottes sah. Denn die Erde ist bloß der Fußschemel des Menschen bei seinem Aufstieg in höhere Regionen, … .
– The Secret Doctrine, I: 154.
Unsere Erde muss sieben Runden durchlaufen.
Während der ersten drei [Runden] bildet und konsolidiert sie sich; während der vierten gewinnt sie an Festigkeit und wird härter; während der letzten drei kehrt sie stufenweise zu ihrer anfänglichen, etherischen Form zurück. Sie wird sozusagen spiritualisiert.
Ihre Menschheit entwickelt sich erst in der vierten – unserer gegenwärtigen Runde – vollständig. Bis zu diesem vierten Lebenszyklus wird sie nur in Ermangelung eines angemessenen Ausdrucks als „Menschheit“ bezeichnet. Gleich der Raupe, die zur Puppe und zum Schmetterling wird, geht der Mensch während der ersten Runde – oder vielmehr das, was zum Menschen wird – durch alle Formen und Reiche. Während der zwei folgenden Runden durchschreitet er alle menschlichen Formen. Mit dem Beginn der vierten Runde erreicht der Mensch unsere Erde und ist in der gegenwärtigen Reihe von Lebenszyklen und Rassen die erste Form, die auf derselben erscheint, wobei ihm lediglich das Mineral- und das Pflanzenreich vorausgehen – selbst das letztere muss seine weitere Evolution durch den Menschen entwickeln und fortsetzen.
– Ebenda, I:159
Wenngleich das Absolute, aus dem die Universen hervorgehen, für den begrenzten Verstand immer das Unbekannte bleiben muss, können wir doch im Falle des Menschen und der Erde etwas über den periodischen Anfang ihrer Manifestation wissen. Das betrifft und interessiert uns natürlich am meisten. Die Erde stellt die Wiederverkörperung jener Lebensatome dar, jener Kräfte und bewusster Wesenheiten, die einst die Planetenkette des jetzt toten Mondes beseelten. Die Lebenswogen vieler Arten – von den Mineralien bis zum Menschen – verließen die Globenkette des Mondes, als die Zeit für seine lange, interplanetarische Ruhe im Raum gekommen war.
Als das kosmische Uhrwerk die Stunde für den Anbruch einer neuen Manifestationssperiode schlug, fühlten die Atome und die intellektuellen, materiellen und spirituellen Kräfte des schlafenden Universums den Drang, sich zu einem neuen ‘Tag’ planetarischen Lebens zu versammeln. Wie immer arbeiten Natur und Mensch für den großen neuen Zyklus zusammen. So wie die künftige Erde anfangs ‘formlos und leer’ war, so waren die frühesten Formen des künftigen Menschen vage und etherisch. Dann, als der innere Mensch seine zyklische Reise durch immer dichter werdende Stufen von Materie hinab machte und sich in einen physischen Körper kleidete, war es die Erde, die ihn mit ‘Kleidern von Fellen’ versah. Diese physischen ‘Kleider’ tragen wir heute, mit dem unsichtbaren Astral- oder Modellkörper im Inneren, Zelle um Zelle.
Der Mensch drückt den materiellen Atomen, die in seinem Körper zirkulieren, seinen Stempel auf; und sie nehmen diesen Eindruck mit sich, wenn sie ihn wieder verlassen, um aufs Neue als Bausteine in der Natur benutzt zu werden. Daraus lässt sich die große Verantwortung des Menschen und seine Verbundenheit mit allen übrigen Naturreichen erkennen.
Hilf der Natur und arbeite mit ihr zusammen. Dann wird die Natur dich als einen ihrer Schöpfer betrachten und dir gehorsam sein.
– H. P. BLAVATSKY, Die Stimme der Stille, S. 29
So wie alles in der Natur ist die Erde eine siebenfältige Wesenheit. Darum besitzt die sichtbare Erde, die ihre eigenen sieben verschiedenen Abstufungen von Substanz und Charakter hat, noch sechs weitere Globen, die mit ihr durch das Universum kreisen. Gemeinsam bilden sie das, was eine Planetenkette – und in diesem Fall die ‘Globenkette der Erde’ – genannt wird. Die Globen stimmen mit den verschiedenen Zuständen des menschlichen Bewusstseins überein, das dazu bestimmt ist, in seiner evolvierenden siebenfältigen Natur tätig zu sein. Für den Menschen ist nur sein grober Körper sichtbar, weil er auf dem vierten, festen Globus Erde verkörpert ist, der seinen Körper repräsentiert. Die Globen durchdringen einander und „sind MITEINANDER VERBUNDEN, aber nicht SUBSTANZGLEICH MIT UNSERER ERDE“ (The Secret Doctrine, I: 166).
Dieses Thema betrachtet man am besten in seinem metaphysischen und spirituellen Aspekt, der mit dem inneren Reich unseres Wesens korrespondiert. Sind nicht die Zyklen der materiellen Existenz mit den unsichtbaren Welten des Denkens und Fühlens verbunden? Und ist es nicht auch im Traumzustand so, dass wir dann in einer Welt sehen, denken und handeln, in der Zeit, Raum und Schwerkraft vollständig auf astrale Vibrationen eingestellt sind, unabhängig von den bekannten Gesetzen der Physik? Im tiefen, traumlosen Schlaf und in extatischen Visionen betritt man eine spirituelle Welt. Der Mensch ist letztendlich dazu bestimmt, seinen Zyklus durch all diese Globen hindurch bewusst in Übereinstimmung mit den verschiedenen Zuständen seiner eigenen zusammengesetzten Natur zu vollenden. Und dann, am Ende des großen planetarischen Zyklus, wird der Horizont des vollkommen gewordenen Menschen alle seine früheren Erfahrungsrunden in vollem Bewusstsein miteinschließen.
Der dreifältige evolutionäre Drang, der sich im Menschen physisch, mental und spirituell entfaltet, stammt aus dem göttlich-spirituellen, monadischen Einfluss oder Strahl, der im Herzen jedes Dings und jedes Lebewesens ist. Der Strom menschlicher Egos, der auf unserer Erdkette evolviert, ist begrenzt, obwohl die tatsächliche Zahl für uns nicht berechenbar ist. Diese Egos kamen als eine ‘Lebenswoge’ in aufeinander folgenden Strömen von der Mondkette. Der erste Strom von ‘Leben’ begann auf dem ersten Globus A und durchlief dort sieben lange Runden der Evolution in Körpern, die für den Zustand der Materie auf diesem Globus geeignet waren. Als dieser Strom zu Globus B, oder dem zweiten Globus, weiterging, begann ein anderer ‘Strom’ von weniger entwickelten Egos seinen Weg auf Globus A. In einer geordneten Reihe durchliefen alle den Zyklus von Globen, die gewöhnlich der Einfachheit halber mit A, B, C, D, E, F und G bezeichnet werden.
Im kosmischen Drama, das jede Menschheit selbst gestaltet, hat alles seine eigene Zeit, seinen eigenen Platz und seine eigenen Voraussetzungen. Mehr Einzelheiten über unsere Reise bis heute können wir in dem kleinen Buch Runden und Rassen finden und in der Geheimlehre und anderen Standardwerken der theosophischen Literatur. W. Q. Judge schildert den Prozess mit folgenden Worten:
Diese Reise ging weiter, wobei das Ganze viermal umrundet wurde, womit dann der gesamte Strom oder die ganze Armee von Egos von der alten Mondkette angelangt war; da die Armee damit komplett war, traten nach der Mitte der vierten Runde keine weiteren Egos mehr über. Der gleiche Kreislaufprozess dieser zu verschiedenen Zeiten eingetroffenen Klassen geht weiter, bis sieben vollständige Runden durch alle sieben planetarischen Bewusstseinszentren durchlaufen sind; und wenn diese sieben Runden beendet sein werden und die in dieser ungeheuren Zeit mögliche Vollkommenheit erreicht sein wird, dann wird diese Kette oder Masse von ‘Globen’ ihrerseits sterben, um wiederum einer weiteren Siebenerkette ein neues Dasein zu geben.
Jeder der Globen dient dem Evolutionsgesetz zur Entwicklung von sieben Rassen, Sinnen, Fähigkeiten und Kräften, die den jeweiligen Zuständen der Materie entsprechen. Für eine vollständige Entwicklung ist die Lebenserfahrung aus allen sieben Globen notwendig. Daher durchlaufen wir die Runden und Rassen. Eine Runde ist ein Umlauf durch die sieben Zentren des planetarischen Bewusstseins; eine Rasse bedeutet die rassische Entwicklung auf einem dieser sieben Zentren. Es gibt sieben Rassen für jeden Globus, aber die Summe von 49 Rassen ergibt tatsächlich nur sieben große Rassen, weil die speziellen sieben Rassen auf jedem Globus oder planetarischen Zentrum in Wirklichkeit nur eine Rasse mit sieben Konstituenten oder speziellen Eigenheiten der Funktion und Kraft bilden.
– Das Meer der Theosophie, S. 42-43
Es hat keinen Sinn, eine Darstellung der frühen Zustände des Menschen und Globus zu versuchen. Das Leben und die Materie waren gänzlich verschieden von allem, was wir jetzt kennen. H. P. Blavatsky sagt, dass erst in unserer Rasse auf unserem heutigen Globus D, in unserer vierten Runde, die Zustände für uns einigermaßen verständlich werden.
Der lange Werdegang jeder der großen Wurzelrassen spielte sich auf einem besonderen Kontinent ab. Der erste Kontinent wurde ‘das Unvergängliche Heilige Land’ genannt. Geografisch liegt es am Nordpol und soll bis an das Ende des planetarischen Manvantara bestehen bleiben. Über diesen geheimnisvollen Ursprung des ersten Menschen wird sehr wenig gesagt.
Für den zweiten Kontinent wurde der Name hyperboräisches Festland gewählt. Es war „das Land, dessen Vorgebirge sich südwärts und westwärts vom Nordpol erstreckten, um die zweite Rasse aufzunehmen, und umfasste das gesamte jetzt als Nordasien bekannte Land“. Die ältesten Griechen sprachen von den ‘Hyperboräern’, die irgendwo im fernen Norden wohnten und jedes Jahr von Apollo besucht wurden, der astronomisch die Sonne war – der Gott des Lichts.
Lemurien war der riesige dritte Kontinent, der „einst die Oberherrschaft über den Indischen, Atlantischen und Stillen Ozean hatte“ und die Heimat der dritten Wurzelrasse war. Die Lemurier waren die Nachfolger oder die Nachkommen der zweiten Wurzelrasse. Sie waren dieselben sich verkörpernden Egos, die gemeinsam den zyklischen Abstieg in die irdische Materie begonnen hatten. Sie brauchten enorme Zeitperioden, bis sie an den Punkt gelangten, an dem ihre gigantischen Astralkörper allmählich materiell wurden und Formen annahmen, die auf ihrem weiteren evolutionären Weg zunehmend fester und kleiner wurden, was in den gegenwärtigen Zustand der Menschheit mündet. Die Kontinente wurden abwechselnd durch Feuer und Wasser vernichtet. Lemuriens Schicksal wurde durch Vulkanausbrüche, durch eine Reihe unterirdischer Erschütterungen und das Auseinanderreißen des Meeresbodens vollzogen. Einige Überreste von Lemurien sind ein Teil Kaliforniens, Australien mit seinen Ureinwohnern und seiner zurückgebliebenen Fauna und Flora und einige jener Inseln, „die über die Oberfläche des Stillen Ozeans verstreut liegen“.
Atlantis ist der vierte Kontinent, dessen Geschichte in den alten Überlieferungen aller Völker beschrieben wurde. Sein Schicksal wird in der biblischen Geschichte von Noah und der Sintflut dargestellt. Platos berühmte Insel Atlantis war nur der letzte Teil des Kontinents, der unterging.
Der fünfte Kontinent war Amerika; aber da es bei den Antipoden gelegen ist, so sind es Europa und Kleinasien, die mit ihm fast gleichaltrig sind, welche allgemein von den indoarischen Okkultisten als der fünfte bezeichnet werden. Wenn ihre Lehre dem Erscheinen der Festländer nach ihrer geologischen und geographischen Ordnung folgen würde, so müsste diese Klassifikation geändert werden. Aber da die Reihenfolge der Kontinente der Entwicklungsfolge der Rassen angepasst ist, von der ersten bis zur fünften, unserer arischen Wurzelrasse, so muss Europa der fünfte große Kontinent genannt werden.
– The Secret Doctrine, II: 8
Die großen rassischen Zyklen überschneiden sich, so dass die Geschichte der beiden ersten wirklich menschlichen Rassen – das heißt der letzten Lemurier und der ersten auftretenden Atlantier – mehr oder weniger vermischt ist. Die frühe dritte Rasse war hermaphroditisch und ‘vernunftlos’ in dem Sinne, dass ihr Bewusstsein mehr intuitiv als mental und physisch beschaffen war. Aber während die Zeitalter der Entwicklung verstrichen, wurde das Feuer des Verstandes von den Mānasaputras, von erhabenen Wesen aus höheren Sphären, entzündet. Die Geschlechter wurden getrennt, und die Körper bekamen ein knöchernes Skelett, während der Astralkörper zum inneren Modellkörper wurde – heute der Sitz der fünf Sinne. Diese evolutionären Veränderungen sind eine Erklärung für die Allegorie vom ‘mentalen’ Schlaf Adams, welcher der ‘Trennung’ der Rippe voranging,◊√ aus der dann Eva entstand.
Die späteren Lemurier wurden von göttlichen Dynastien regiert. Diese erhabenen Herrscher lehrten sie die Künste und Wissenschaften, so dass sie „Astronomie, Architektur und Mathematik vollkommen beherrschten“.
Diese ursprüngliche Zivilisation [der Lemurier] entstand nicht – wie man annehmen könnte – unmittelbar nach ihrer physiologischen Umwandlung. Zwischen dem Abschluß dieser Entwicklung und der ersten erbauten Stadt verstrichen viele hundertausende von Jahren. Und doch stellen wir fest, dass die Lemurier in ihrer sechsten Unterrasse ihre ersten Felsenstädte aus Stein und Lava erbauten. Eine dieser großen Städte von ursprünglicher Struktur war ganz aus Lava errichtet, etwa dreißig Meilen westlich von der Stelle, wo jetzt die Osterinsel ihren schmalen Streifen unfruchtbaren Bodens erstreckt. Die Stadt wurde durch eine Reihe von vulkanischen Ausbrüchen vollkommen zerstört.
– The Secret Doctrine, II: 317
Als Beweis für die Kenntnisse und das Können dieser gigantischen Erbauer verweist die Geheimlehre auf die zyklopischen Ruinen und Monumente, die überall auf der Erde verstreut zu finden sind. Diese archäologischen Überreste legen nicht nur Zeugnis von der außergewöhnlichen Kraft und dem außergewöhnlichen Können ihrer Erbauer ab, sondern auch von ihrer größeren Kenntnis mächtiger, unsichtbarer Kräfte, als der moderne Mensch sie heute kontrollieren kann. Weitere Untersuchungen der Archäologie, Geologie, Ethnologie und der feineren Naturkräfte werden einstimmig die alte Geschichte der menschlichen Rasse bestätigen, die uns in universalen Traditionen überliefert ist.
Es war das „Goldene Zeitalter“ in jenen Tagen des Altertums, das Zeitalter, da die „Götter auf Erden wandelten und sich frei unter die Sterblichen mischten“. Danach verschwanden die Götter (das heißt, sie wurden unsichtbar) und spätere Generationen wurden zu Verehrern ihrer Reiche – der Elemente. …
So teilten sich die ersten atlantischen Rassen, die auf dem lemurischen Kontinent geboren waren, von ihren frühesten Stämmen an in die Gerechten und die Ungerechten; in jene, welche den einen, unsichtbaren Geist der Natur verehrten, dessen Strahl der Mensch in sich fühlt – oder die Pantheisten; und in jene, welche den Geistern der Erde fanatische Verehrung entgegenbrachten, den dunklen kosmischen, anthropomorphen Mächten, mit denen sie sich verbündeten. Diese waren die frühesten Gibborim, „die Helden der Vorzeit, die berühmten Männer“ (Genesis, 6, 4), die bei der fünften Rasse zu den Kabirim wurden, zu den Kabiren bei den Ägyptern und Phöniziern, Titanen bei den Griechen und Rākshasas und Daityas bei den indischen Rassen.
So war der geheime und mysteriöse Ursprung aller folgenden und modernen Religionen,… .
– The Secret Doctrine, II: 273-4
Hier wird mit wenigen Worten erklärt, wie die Menschen das Böse in die Welt brachten. Als ihnen von spirituellen Führern ihre ‘Augen geöffnet wurden’, wurden sie mit dem Licht des Verstandes begabt, welches ihnen Kenntnis von Gut und Böse verlieh. Selbst in der dritten Rasse benutzte eine Anzahl von Menschen ihren freien Willen und wählte den Pfad der rechten Hand, den Pfad des Lichtes. Einige ihrer Brüder wandten sich ab und folgten dem Pfad der linken Hand, dem Pfad des Schattens. Letztere missbrauchten immer wieder ihre Kenntnisse und ihre Macht – Leben um Leben. Das waren die Lemuro-Atlantier, die „stolzerfüllt prahlten“. Sie benützten ihre Kontrolle der Natur mit selbstsüchtigem Ehrgeiz und zu schlechten Zwecken. Sie wurden zu einer mächtigen Rasse von Zauberern, stets im Krieg mit ihren rechtschaffenen Brüdern. Der Streit dauerte an, Zeitalter um Zeitalter, während die Menschheit in immer dichtere Ebenen der Materie abstieg, bis zur Mitte des atlantischen Zyklus. Zu dieser Zeit hatte die Rasse eine glänzende Zivilisation entwickelt, die zum größten Teil aus schwarzen Magiern bestand.
Schließlich gingen die Übeltäter nach kleineren Überschwemmungen, die sich über mehrere Millionen Jahre erstreckten, in einer letzten großen Flutkatastrophe unter. Inzwischen hatten sich ihre weiseren Brüder von ihnen getrennt und waren unter spiritueller Führung in ferne Länder gezogen, die von der Sintflut nicht betroffen waren. Von diesen Auswanderern stammen die Anfänge der heutigen fünften oder sogenannten arischen Rasse ab. Der Anfang unserer Rasse geht auf die Mitte des atlantischen Zyklus zurück. Ebenso entsteht der Keim der sechsten Wurzelrasse gegenwärtig unter uns in unserer vierten Runde.
Die unglücklichen, bösen atlantischen Egos waren durch ihre eigenen Taten dazu verurteilt, in wiederholten Inkarnationen die Folgen ihrer früheren Untaten zu erleiden. Durch Karma der mentalen und spirituellen Gaben, die sie verraten hatten, beraubt, verfielen viele von ihnen in unheilvolle Unkenntnis und Degeneration. Degenerierte Überreste dieser Rasse kann man unter manchen wilden und barbarischen Stämmen auf der Erde finden, die in ihrem Verhalten das Gegenteil der kindlichen Einfalt wirklich primitiver Völker sind. Spuren von ihnen findet man zum Beispiel in den verlassenen Höhlen in Frankreich und Spanien. Diese paläolithischen Menschen, die in einen primitiven Zustand zurückfielen, hinterließen Beweise einer hohen Kultur. Ihre Zeichnungen und Gravierungen auf den Felsenwänden ihrer Höhlenwohnungen sind Zeugen einer entwickelten Technik und eines künstlerischen Vermögens, das in kindlichen Kritzeleien nicht zu finden ist. Andere archäologische Funde einer Kultur auf einem niedrigeren Niveau aus viel späteren Zeiten können am besten durch die immer wiederauftretenden Höhen und Tiefen im zyklischen Verlauf der rassischen Evolution erklärt werden. Natürlicher Fortschritt vollzieht sich nicht in einer geraden Linie.
Andere Hinweise auf einen antiken Hintergrund finden sich bei bestimmten degenerierten afrikanischen Stämmen und bei einzelnen polynesischen Gruppen. Wenngleich Aberglaube und Betrug sicherlich bei vielem, was sie tun, eine Rolle spielen, beherrschen ihre Priester und Medizinmänner oft bestimmte Naturkräfte psychischer Art. Europäer besitzen diese Macht nicht, noch können sie diese bei anderen erklären. Die unwissenden Ausführenden verstehen die logische Grundlage der von ihnen hervorgerufenen Phänomene selbst nicht. Aber die gewöhnlich niedrigen Methoden, die sie in ihren Übungen befolgen, um ihren Willen und ihre Vorstellungskraft zu entwickeln, und ihre selbstsüchtigen oder schlechten Motive legen einen Niedergang mystischer Kenntnisse nahe. Ihre Kunststücke erscheinen wie armselige Echos der atlantischen schwarzen Magier, die spirituelles und intellektuelles Wissen und Kräfte zu ihren eigenen Zwecken missbrauchten.
Glücklicherweise haben manche der jüngeren menschlichen Egos keine alten Rechnungen schlechten Karmas mehr zu begleichen.
Dr. G. de Purucker spricht zum Beispiel über
… die Schwarzen, die anstatt degenerierte Abkömmlinge einst mächtiger Ahnen zu sein, ‘primitiv’ lediglich in dem Sinne sind, dass sie eine sich noch in ihrer Kindheit befindende menschliche Rasse darstellen, die dazu bestimmt ist, in der Zukunft einmal eine wahrhaftig zivilisierte Rolle in der Weltgeschichte zu übernehmen. Doch dann wird der Schwarze kein Schwarzer mehr sein, denn er wird sich mit vielen verschiedenen Rassenzweigen vermischt haben – ein Prozess der Rassenmischung, der sich schon jetzt vollzieht, trotz der Gesetze, die der weiße Mann in vielen Ländern erlassen hat – in dem hoffnungsvollen Bemühen, ihn aufzuhalten.
– The Esoteric Tradition, I: 404
Überall weist die gemeinsame Wirkung von Karma, Reinkarnation und den Zyklen auf das ursprüngliche Ziel hin, alles in einen ausgeglichenen Zustand der Vollkommenheit zu bringen. In den niederen Reichen vollzieht sich die Entwicklung unter der Führung der Natur in normalerer und reinerer Art als beim Menschen. Nicht immer führen unsere menschlichen Eigenschaften zur Bildung eines ausgeglichenen Charakters. Der Tag der Begleichung kommt gewiss – je früher um so besser für unseren Fortschritt. Wie oft sehen wir, wie begabte und würdige Menschen scheinbar durch beschränkende und unangenehme Lebensumstände gehemmt werden! Vermutlich sind sie dabei, eine unbezahlte Rechnung aus früheren Leben zu begleichen. W. Q. Judge erklärt, dass
… wir in einem Leben vielleicht in einer fortgeschrittenen Unterrasse inkarnieren, entsprechend unseren zur Auswirkung kommenden Eigenschaften, jedoch dann bestimmte Mängel zum Vorschein bringen oder bestimmte Ursachen erschaffen können, die es nötig machen, im nächsten Leben in eine weniger fortgeschrittene Unterrasse zu wechseln – mit dem Ziel, die Fehler auszumerzen oder die Ursachen abzuarbeiten.
Auf diese Weise wird für genauen Ausgleich, für vollkommene Entwicklung, Regelmäßigkeit und Abrundung im weitesten Sinne vorgesorgt.
– The Path, VII, 257
Würde sich nicht die Verarbeitung einer solchen Erfahrung einfacher, friedvoller und schneller vollziehen, wenn wir den Sinn der Gesetze unseres eigenen Wesen kennen würden? Nehmen wir einmal an, wir wären uns bewusst, dass Etwas in uns, das wirklich erkennt, nach nichts Geringerem als einer vollkommenen Arbeit ruhen wird!