Band 8: Runden und Rassen
- Theosophische Perspektiven
Die vierte Wurzelrasse
Vor ungefähr achtzehn Millionen Jahren gingen die menschlichen Egos auf ihrem Evolutionspfad langsam von der dritten in die vierte Wurzelrasse über; sie wurden zu den großen Atlantiern, deren riesiger Kontinent sich über ein Gebiet ausdehnte, das heute den Atlantischen Ozean ausmacht. Die Lebensmitte dieser Rasse fiel mit der Mitte der Lebensperiode dieses Planeten zusammen. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Tür zwischen dem Tier- und Menschenreich geschlossen. Damals erreichte auch die Materie den Höhepunkt ihrer Evolution. Seit dieser Zeit befindet sich alles Leben auf dem aufsteigenden Bogen zum Spirituellen hin. Alles, was manifestiert war, war gewaltig. Sowohl Menschen als auch Tiere waren riesig groß. Die Menschen waren zwischen sechs und acht Meter groß. Sie besaßen eine hohe Intelligenz. Einen Hinweis darauf finden wir in der Behauptung, dass ihre degenerierten Nachkommen die ersten Pyramiden erbauten.
Am Beginn der vierten Wurzelrasse war das dritte Auge noch aktiv. Und so beherrschten die Atlantier viele der subtileren Naturkräfte, die für uns noch ein Geheimnis sind. In seinem Buch The Esoteric Tradition, Seite 1046, schreibt Dr. de Purucker:
Diese atlantische Rasse erreichte den Höhepunkt materiellen Reichtums ihrer Zivilisation und in ihrem materiellen Fortschritt vor etwa vier oder fünf Millionen Jahren. Jede Wurzelrasse ist durch ihre charakteristischen Entwicklungen sowohl in intellektuellen als auch in psychischen Gebieten gekennzeichnet. Das Hauptmerkmal aller atlantischen Völker war der Materialismus in seinen verschiedenen Arten und Ausdrucksformen. Es waren vielmehr materielle als spirituelle Dinge, die angebetet wurden. Allenthalben und zu allen Zeiten waren Beweise und Auswirkungen dieser dunklen, finsteren Anbetung zu bemerken. Materialismus und nicht Spiritualität – und zwar ein Materialismus, der mit einer vorsätzlichen Ausübung materieller wie auch psychischer Magie verbunden war – war der erklärte und anerkannte Glaube und das Ideal all der verschiedenen Unterrassen, als der Mittelpunkt der vierten Wurzelrasse erreicht war, welcher die atlantische Zivilisation kennzeichnete.
In jener fernen Vergangenheit war der gesamte Erdball derartig materialistisch geworden – nicht nur äußerlich, sondern tatsächlich, so in das Leben der Materie hinabgesunken, dass das Flüstern des Spirituellen im Menschen, das Flüstern seines inneren Gottes, die menschliche Seele nicht mehr so leicht erreichte. Trotzdem es während der langen Zeitalter, in welchen sich der Auf- und Abstieg der verschiedenen atlantischen Zivilisationen vollzog, Gruppen und Einzelne gab, die das geistige Leben aufrichtig und ernsthaft kultivierten, waren doch die Massen, die Menge, welche die individuellen Einheiten der atlantischen Stämme formten, eifrige Anhänger und oft tatsächlich Anbeter der dunklen, bösen Mächte, welche die Schattenseite der Natur bilden.
Wir können uns ein wirklich außergewöhnlich hochintelligentes Volk vorstellen – bei weitem intelligenter als wir in der arischen oder fünften Wurzelrasse –, aber mit einer gänzlich materiellen und oft das Böse suchenden Art von Intelligenz. Sie stellten das Materielle mit seinen Kräften und Früchten über das Spirituelle und sein Licht und beteten das Erstere an. Sie erreichten den Höhepunkt wirklichen Glanzes und Ruhmes, der zwar von gänzlich materieller Natur war, aber größer als alles, was unsere gegenwärtige fünfte Wurzelrasse bislang erreicht hat. Bei ihrem anschließenden rasenden Sturz in allgemeine Zauberei wurden sie nur durch die unaufhörlichen Anstrengungen gewisser Wesen gerettet, von denen wir als wirklich inkarnierte Gottheiten und Halbgötter sprechen können. Diese Großen und ihre Anhänger, von denen es im Ganzen viele gab, aber doch auffallend wenige im Vergleich zu den atlantischen Massen, gründeten zu einer Zeit, als Schandtaten und spirituelle Verderbtheit ihren Höhepunkt erreicht hatten, schließlich zur Rettung der Vielen und Einweihung der für würdig befundenen Wenigen die ersten echten spirituellen Mysterienschulen des Globus. Dies geschah – geologisch gesprochen – kurz bevor die Atlantier als Rasse durch ihr eigenes böses Tun untergingen.
Die ziemlich aufregenden Entdeckungen unserer eigenen Zeit sind nur schwache Erinnerungen an die Wunder und intellektuelle Größe der vierten Wurzelrasse. Und dies sind nur die Vorboten dessen, was kommen wird; wenn nämlich unsere gegenwärtige fünfte Rasse reifer wird, wird sie zurückgewinnen, was sie als Atlantier verloren hatte, aber dann mit größerer spiritueller Entwicklung und Einsicht. H. P. Blavatsky schreibt in einem Artikel, den sie The New Cycle nannte (aus La Revue Théosophique, übernommen in The Theosophical Path, September 1911):
Wir stehen den gesamten Möglichkeiten der Zukunft von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Die Stunde der großen zyklischen Wiederkehr der Gezeiten mystischen Denkens in Europa kehrt wieder. Auf allen Seiten sind wir vom Ozean der universalen Wissenschaft umgeben – der Wissenschaft des Ewigen Lebens –, der auf seinen Wellen die vergessenen und überfluteten Schätze von jetzt vergangenen Generationen mit sich führt, von Schätzen, die den modernen zivilisierten Rassen noch unbekannt sind. In den Tiefen des Ozeans ruhen prähistorisches Wissen und ebensolche Kunst, die zusammen mit den vorsintflutlichen Riesen verschlungen wurden, jenen Halbgöttern, die noch mit einem Rest von Sterblichkeit behaftet waren. Und aus den Tiefen dieses Ozeans steigt eine starke Strömung auf, schlägt in unser Angesicht und flüstert: „Das, was war, existiert wieder; das, was vergessen wurde und seit Ewigkeiten unter den Gesteinsschichten des Jura begraben liegt, kann aufs Neue ans Licht kommen. Bereite dich vor … . Der Kampf wird schrecklich sein zwischen grobem Materialismus und blindem Fanatismus einerseits und Philosophie und Mystizismus andererseits – einem Mystizismus, welcher der mehr oder weniger transparente Schleier ist, der die ewige Wahrheit verbirgt.
All diese Veränderungen, die während des sich entfaltenden Lebensdramas auftreten, zeigen, dass der Mensch während der Umdrehungen der zyklischen Schicksalsräder an einem Schöpfungsprozess teilhat. Jede Umdrehung des Rades fügt etwas hinzu. Wie bereits erwähnt, wird in jeder Runde ein Element evolviert, und der Mensch entwickelt sich physiologisch in Übereinstimmung dazu. Jede Wurzelrasse bringt einen neuen Sinn hervor – da wir uns jetzt in der fünften befinden, haben wir fünf Sinne. Wieder und immer wieder wiederholt jede Runde auf einem höheren Niveau die Erfahrungen, die in der vorigen Runde gemacht wurden, und dasselbe gilt für jede Wurzelrasse und Unterrasse. Die vierte Runde zum Beispiel zeigt eine Ähnlichkeit mit jeder vierten Rasse und mit jeder vierten Unterrasse in allen Runden.
Die Menschheit hatte jetzt genügend Kenntnisse und Verständnis erworben, um ihren eigenen Kurs zu bestimmen, aber leider zog eine große Mehrheit es vor, ihre Fähigkeiten für unheilvolle Zwecke anzuwenden, was für sie selbst und zukünftige Rassen ernsthafte Folgen hatte. Man sagt, dass wir noch immer unter den Folgen des Missbrauchs der Fähigkeiten als Atlantier leiden. Allmählich spaltete die Rasse sich in zwei Teile, die sich deutlich voneinander unterschieden; der eine Teil versuchte, zu einem Meister über sich selbst zu werden und verband sich mit den ‘Söhnen des Lichts’; und der andere Teil, der zum Sklaven von niedrigeren Kräften wurde, entwickelte sich zu Zauberern und Schwarzmagiern.
Während dieser Prozess vor sich ging, geschah in der Geschichte der Menschheit etwas, was die Tatsache verdeutlicht, dass Ursache und Wirkung nicht nur Individuen, Rassen und verschiedene Globen derselben Kette miteinander verbindet, sondern auch Planeten, Universen oder große Manvantaras. Tatsächlich wird nie eine in Bewegung gesetzte Kraft aufhören zu wirken, bevor sie nicht neutralisiert ist. Wir haben über die ‘Söhne des Lichts’ der heiligen Rasse gesprochen, welche die Menschheit stets beschützen und führen, soweit die Menschheit dies zulässt. Aber es gab auch andere mächtige Wesen, die sozusagen im Bösen vollkommen waren. Einer von ihnen war König Thevetat, der offensichtlich aus der Vergangenheit mit diesem Planeten verbunden war, und er wartete seine Zeit ab. Als seine Jünger erschienen – das heißt, als die Mehrzahl der Atlantier den falschen Weg einschlug und in ihrer niederen Natur lebte –, war er bereit, sie zu führen. Hätten sie einen anderen Weg gewählt, wäre er hilflos gewesen. Da das jedoch nicht der Fall war, gelang es ihm, eine Rasse von Zauberern zu erschaffen.
Als für diese Rasse schließlich die Zeit des Untergangs gekommen war, fegte eine ungeheure Naturkatastrophe die Körper jener Bösewichte vom Erdboden hinweg. Die erste große Sintflut fand im Miozän statt; aber kleinere Sintfluten, die der traurigen Geschichte ein Ende setzten, dauerten noch über 150.000 Jahre an. Die letzte Insel, Poseidonis, auf die sich Plato bezieht, versank vor etwa 11.000 Jahren. Die biblischen Erzählungen über die Sintflut sind auf diese großen atlantischen Katastrophen zurückzuführen.
Die spirituellen Eltern der Menschheit retteten jedoch den Samen für die kommende arische oder fünfte Rasse vor der Zerstörung. Es gibt eine Legende über eine ‘Heilige Insel’, mitten in Asien, nördlich des Himalaja-Gebirges, wo heute kahle Wüsten sind. Sie soll von überragender Schönheit gewesen sein und war als der Garten Eden (für jede Rasse gab es einen solchen Garten Eden) bekannt. Er war die Heimat der ‘Unsterblichen Rasse’, die dem Todeskampf von Atlantis entkam. Sie und ihre Vertreter waren es, die es den übriggebliebenen Atlantiern ermöglichten, ihre Reise als Arier zu beginnen.
Wir befinden uns gegenwärtig in der vierten Unterrasse der fünften Wurzelrasse und steigen noch immer zur Mitte oder dem kritischen Punkt dieser Rasse ab. Da jedoch der niedrigste Punkt der Runde in der vierten Rasse überschritten wurde, befinden wir uns auf dem aufsteigenden Bogen zum Spirituellen hin, allerdings noch mit einem schweren Karma beladen, das jeder Einzelne durch reine Gedanken und Taten zu erleichtern versuchen sollte.
Die fünfte Rasse als Ganzes wird vor ihrem Ende das Prinzip des Verstandes höher entwickelt haben als die Atlantier. ‘Manas’ oder der Verstand wird jedoch erst in der fünften Runde vollständig evolviert sein. Wenn diese Zeit anbricht, wird der große Moment der Wahl kommen – eine Wahl, die über Zeitalter hinweg vorbereitet wurde – in Wahrheit ein Tag des Urteils – und der Mensch allein wird sein eigener Richter sein. Das heißt, dass für alle ein Zeitpunkt kommen wird, an dem sie endgültig wählen, ob sie dem Pfad des Geistes folgen werden – hinauf zu ihrer eigenen wahren Natur – oder ob sie sich dem anderen Pol zuwenden, der in der schließlichen Vernichtung enden muss, nach langen Zeitaltern langsamer Auflösung. Denn das ist das Schicksal von evolutionären Fehlschlägen der Natur.
Die hier kurz umrissene Geschichte ist in der Geheimlehre von H. P. Blavatsky ausführlich ausgearbeitet. Die Überlieferung dieser Geschichte stellt einen Teil der Bemühungen dar, der von den Meistern der Weisheit in unserer Zeit gemacht wurde, den Vertretern der ‘Unsterblichen Rasse’, um in den Kindern der Erde das Wissen von ihrer Abstammung und Bestimmung zu erwecken. Diese Geschichte wäre ohne ihre Unterstützung verloren, denn unsere eigenen Aufzeichnungen – abgesehen davon, dass sie oft unzuverlässig und unvollständig sind – reichen nur ein paar Jahrtausende in die Familienrasse zurück, deren Lebensdauer ungefähr 30.000 Jahre beträgt.