Band 8: Runden und Rassen
- Theosophische Perspektiven
Die dritte Wurzelrasse – (Fortsetzung)
Wir kommen zurück auf die verschiedenen Entwicklungsstufen der menschlichen Rasse, wie sie in der auf Seite 38 abgedruckten Strophe VII der Geheimlehre erwähnt werden. Die Gruppe, die nur einen ‘Funken’ empfing, bildet unsere gegenwärtige Durchschnittsmenschheit. Diejenigen, die nicht bereit waren, deren Evolution nicht bis zu dem notwendigen Punkt fortgeschritten war, blieben verstandeslos. In der langen Übergangsperiode, als sich im Menschen- und Tierreich die Trennung der Geschlechter vollzog und die Trennungslinie zwischen den beiden Reichen noch nicht so scharf war, vermischten sich die verstandeslosen Menschen mit den Tieren. Aus dieser Verbindung gingen die Urahnen der verschiedenen Affenarten hervor. Sie werden als grässliche, behaarte Ungeheuer beschrieben – „eine Rasse, die stumm blieb, um die Schande nicht zu verkünden“. Sie stellen die zuvor erwähnten Ausnahmen dar und sind dazu bestimmt, in einer Zeit nach dem kritischen Mittelpunkt dieser vierten Runde in die menschliche Familie aufgenommen zu werden. Da sie teilweise menschlicher Natur sind, ist es möglich, dass einige von ihnen in der siebten Wurzelrasse auf diesem Globus D vollständig menschlich werden, aber die meisten müssen auf die fünfte Runde warten.
In einem Teil der menschlichen Familie inkarnierten die Mānasaputras vollständig, und sie wurden die Führer und Lehrer der Menschheit in der dritten Wurzelrasse. Worte können die Veränderung kaum angemessen beschreiben, die im Leben der Menschen nach diesem Ereignis stattfand. Die träge, halbbewusste und sich in einer Art Traumzustand befindende Welt erwachte und begann, sich selbst kennenzulernen. Der schlafende Same des Denkens wurde von einer mächtigen Kraft wachgerüttelt. Der Funke traf das, womit er verwandt war – und siehe, das Tier wurde zum Menschen!
Diese Rasse von Arhats (die im obigen Absatz erwähnten Führer der Menschheit) pflanzten sich nicht durch Vereinigung der Geschlechter fort – wie diejenigen, die nur einen Funken empfangen hatten –, sondern durch die Kraft des Willens. Es wird gesagt, dass diese Fähigkeit in uns allen latent vorhanden ist, dass allerdings bis zu ihrer Entwicklung in der Menschheit noch viele Zeitalter vergehen werden. Die Nachkommen dieser Rasse sind bekannt als die ‘Söhne von Wille und Yoga’. Sie leben noch immer und wachen über die Menschheit; sie fördern und behüten die künftigen menschlichen Adepten auf Erden. Man nennt sie auch die ‘unsterbliche Rasse’. Es wird gesagt, sie könnten ebenso gut im Wasser, in der Luft oder im Feuer leben, weil sie die Naturkräfte vollkommen kontrollieren. Sie waren eine heilige Rasse von göttlicher Kraft und Schönheit. Sie wurden zu Lehrern der heranwachsenden Menschheit und inspirierten sie; sie sind die wahren spirituellen Eltern der Menschheit. Sie waren es, welche die frühen Rassen, während sie heranwuchsen, in der alten Weisheitsreligion unterrichteten. Diese Weisheitsreligion wurde schon immer in zyklischen Perioden der Menschheit gebracht und ist heute unter dem Namen Theosophie bekannt.
Dieser unsterblichen Rasse wurde auch das Zeichen und der Beweis ihres göttlichen Ursprungs und ihrer göttlichen Abstammung eingepflanzt – das dritte Auge. Mit seiner Sehkraft ist das Leben ein offenes Buch. Die bedeutende Vergangenheit, die ruhmreiche Zukunft, sie waren wie das ewige Jetzt. Jene Tage waren das Goldene Zeitalter, in dem die Götter – die spirituellen Väter der Menschheit – unter ihren Kindern wohnten. Anfangs kannten diese das Gefühl des Getrenntseins nicht und fühlten sich in Harmonie mit allem, was existierte. Liebe, Ehrfurcht und Freude erfüllte ihre Herzen. Streit hatte in das menschliche Leben noch nicht Einzug gehalten, aber so konnte es nicht bleiben. Auf diese Weise werden keine Götter geboren. Dieser Himmel auf Erden muss mit Gewalt genommen werden, um ein bleibender Besitz sein zu können. Durch eine lange und mühevolle Pilgerfahrt muss der Mensch den verlorenen Zustand der Reinheit und des Glücks zurückgewinnen, der spirituelle Kraft, ein reiches und vollkommenes Verständnis des Lebens in all seiner Vielfalt und grenzenloses Mitleid für alle Lebewesen mit sich bringt.
Langsam kamen Wolken auf und die Sonne des Lebens verdunkelte sich. Als diese Kinder der Unschuld und Freude begannen, ihre Kraft zu spüren, als ihr latenter Verstand von den Wesen über ihnen erweckt worden war, wuchs das Animalische in ihnen schnell heran. Der Krieg nahm seinen Anfang. Das dritte Auge wurde schwach; und im Laufe der Zeit wurde der Mensch, der erst einäugig und später dreiäugig war, ein Wesen mit zwei physischen Augen. Das dritte Auge zog sich in das Gehirn zurück. Davon zeugt heute die Zirbeldrüse. Bei den ‘Großen’ ist dieses Auge tätig, wenngleich auch unsichtbar. Und in ferner Zukunft wird es bei der Menschheit in ihrer Gesamtheit wieder aktiv werden. Legenden aller Rassen, die das ‘Gedächtnis’ der Vergangenheit bilden, erwähnen die Geschichte des dritten Auges auf verschiedene Art. Die drei ‘Einäugigen’ Zyklopen, von denen Hesiod berichtet, symbolisieren die letzten drei Unterrassen der dritten Rasse oder Lemurier. In Mythen begegnen wir ab und zu Gestalten, deren Vision keine Grenzen kannte.
Die Götter zogen sich zurück, und das Goldene Zeitalter verging. Es gab keinen ewigen Frühling mehr. Das Klima wurde kalt. Tiere, die den Menschen wohlgesinnt waren, wurden gefährlich. Allmählich gaben Schmerz und Leiden dem Gedankenstrom der Menschen eine andere Wendung, und ihren Herzen entrang sich eine flehentliche Bitte um Hilfe. Ihre spirituellen Eltern antworteten darauf. Göttliche Dynastien wurden gegründet, worauf eine ruhmreiche Zivilisation folgte.
Der Kontinent der dritten Rasse, bekannt als Lemurien, liegt heute unter dem Stillen Ozean, dessen Inseln, die sich wie Punkte auf der Oberfläche ausnehmen, einst die Gipfel der Berge dieses alten Landes waren. Es erstreckte sich von den beiden Amerikas bis an die Küsten des heutigen Asiens und darüber hinaus. Die ersten Städte waren aus Steinen und Lava gebaut. Bevor sich jedoch der Lebenszyklus dieser Rasse seinem Ende zuneigte, erhoben sich riesige Städte. Unter der Führung ihrer göttlichen Herrscher blühten Künste und Wissenschaften. Astronomie, Architektur und Mathematik wurden bis zur Perfektion erlernt. Die Zivilisation, die mit der dritten Wurzelrasse begann, war so glorreich, reich und glänzend, dass im Vergleich dazu die griechische, römische und sogar die ägyptische Zivilisation völlig unbedeutend sind. Verglichen mit der langen Zeit, die bis zur Entstehung dieser Zivilisation verstrichen war, schien es, als sei sie schnell und sogar plötzlich erschienen. Aber sie entwickelte sich nur allmählich und überdauerte viele Jahrtausende bis in die vierte Wurzelrasse hinein. Unterschiede gab es selbstverständlich damals genauso wie heute. Primitive und Genies kennzeichneten die beiden Extreme.
Vor dem Ende dieser Wurzelrasse hatte die Mehrheit der Menschen ihre spirituelle Reinheit verloren und sie versündigten sich auf diese oder jene Weise. Trotzdem gab es immer Menschen, die dem inneren Licht folgten und auf diese Weise die Grundlage für die Zukunft formten. Wenn die Rassen am Ende ihres Zyklus angelangt sind, werden sie abwechselnd durch Feuer oder Wasser zerstört. Nicht plötzlich, ausgenommen lokal, sondern langsam und über Zeiträume von hundertausenden von Jahren, während sich gleichzeitig die nachfolgenden Rassen allmählich entwickelten. Die dritte Wurzelrasse fand ihr Ende durch Feuer, das heißt durch die Wirkung unterirdischer Erdbeben und Vulkanausbrüche, denen Überschwemmungen folgten.