Band 8: Runden und Rassen
- Theosophische Perspektiven
Der Beginn des Lebens auf Erden
Es wurde bereits erwähnt, dass alle Lebenswogen vom Mond sieben Mal um die sieben Globen der Erdkette wandern müssen, aber diese Reisen dauern so unvorstellbar lange, dass sie uns wie viele Ewigkeiten erscheinen würden. Bei der Betrachtung dieser Philosophie beeindruckt die Gründlichkeit und die Präzision der Arbeitsweise der Natur zutiefst. Alles wiederholt sich, bis es für Fehler keine Möglichkeit mehr gibt; und dennoch bringt jede Wiederholung eine geringfügige Variation zum Vorangegangenen mit sich, einige neue Bedingungen und Gelegenheiten. Die Lebensperiode auf jedem Globus ist enorm lang, und beim Übergang vom einen auf den nächsten Globus gibt es auch noch eine Ruheperiode. Es ist also klar, dass wir in der Vergangenheit auf all diesen Globen gelebt haben, dass wir das aufs Neue tun werden und dass auf jedem Globus die Arbeit der Schöpfung des Menschen langsam voranschreitet.
Die Lebenswoge durchläuft in jeder Runde auf jedem Globus sieben große Wurzelrassen, deren Lebensdauer im Durchschnitt jeweils etwa neun Millionen Jahre beträgt. Jede Wurzelrasse hat sieben Unterrassen, jede Unterrasse sieben Familienrassen, die sich ihrerseits wieder in Nationen, Stämme und so weiter verzweigen. Gegenwärtig befinden wir uns in der vierten Runde auf Globus D, in der vierten Unterrasse der fünften Wurzelrasse und haben infolgedessen in dieser Runde den aufsteigenden Bogen zur Spiritualität begonnen. Am Mittelpunkt des Lebens auf diesem Planeten, nämlich in der Mitte der vierten Wurzelrasse dieser Runde, wurde die Tür geschlossen, die den Zutritt zum menschlichen Stadium ermöglichte – mit einer Ausnahme, auf die wir später zurückkommen werden. Deshalb ist die menschliche Familie für das gegenwärtige Manvantara oder den jetzigen Evolutionszyklus annähernd vollständig.
Wir müssen uns stets vor Augen halten, dass es der dem göttlichen Ursprung entstammende Gottesfunke ist, der sich in all den Veränderungen in Hüllen mineralischer, pflanzlicher oder anderer Art kleidet. Durch diese enge Beziehung lernt er immer kompliziertere Körper zu benutzen. Diese fortwährende Anpassung hört niemals auf. Im Universum bleibt nichts auch nur für eine Sekunde im Status quo. Diesem vorwärtsdrängenden Impuls zu widerstehen, bedeutet sich rückwärts zu bewegen. In diesem Prozess fortwährender Veränderung wirken sich immer zwei Faktoren aus, was ewig gültig ist, vom niedersten bis zum höchsten. Es gibt immer einen inneren Impuls und eine äußere intelligente Kraft, welche die Entfaltung führt und begleitet.
Die niederste Daseinsform ist ein Leben in Materie, die selbst nichts anderes ist als der Gegenpol des Geistes und die weniger entwickelten Leben umfasst. Wir leben in einem spirituellen Universum, das in all seinen unendlichen Reichen durch eine endlose Reihe niederer und höherer Intelligenzen arbeitet. Auf der höchsten Sprosse der Leiter dieses Globus befindet sich ein wunderbares Wesen. Es befindet sich an der Schwelle zum LICHT, die es nicht verlassen wird, solange es noch Erdenkinder gibt, die ihren Pfad verlieren könnten. Dieses Wesen wird als der Stille Wächter bezeichnet, obwohl er in Wirklichkeit namenlos ist. Die Erde kann ihn nichts mehr lehren, aber von seinem selbst erwählten Posten aus führt er die unterhalb von ihm stehenden Großen, die in einer ununterbrochenen Reihe geringerer Gottheiten, Herrscher, Lehrer und göttlicher Dynastien zu unserer halberwachten Menschheit herabsteigen. In den unzähligen Hierarchien der Natur muss absolute Harmonie herrschen. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, seinen Platz in diesem Universum zu finden, von dem er ein wesentlicher Teil ist, und diesen Platz in vollkommener Weise einzunehmen.
Jede Runde hat ihr besonderes Oberhaupt, und darunter stehen jene Wesen, welche den einzelnen Globen dieser Runde vorstehen. Jede Rasse und jede Nation hat ihren eigenen Wächter, so auch jeder Mensch, der seinen eigenen inneren Gott hat. Der Mensch selbst ist das Resultat von Scharen von Schöpfern, von denen einige für seinen Körper, andere für seine psychische, seine mentale und seine spirituelle Natur sorgen. Seine Vervollkommnung vollzieht sich, solange dieser Planet besteht – ein Prozess der viele, viele Millionen Jahre dauert. So sehen wir, wie unvollständig der Mensch noch ist – eigentlich noch ein Kind, das praktisch nichts über seine eigene essenzielle Natur weiß und sich seiner wahren Beziehung zu anderen so wenig bewusst ist, dass es seine Mitmenschen bekämpft und vernichtet, obwohl sie einen Teil seines eigenen Wesens bilden.
In der ersten Runde waren die Globen der Erdkette und alles, was sie enthielten, noch sehr etherisch. Sie bestanden aus einer kalt leuchtenden, äußerst etherischen Substanz. Gegen Ende der ersten Runde entwickelte diese Substanz die Basis für das, was wir in unserer gegenwärtigen Runde als Feuer kennen. Als Runde zwei und drei Fortschritte machten, fand eine allmähliche Verfestigung statt. Das Element Luft wurde in der zweiten und das Element Wasser in der dritten Runde entwickelt. Aber erst in der gegenwärtigen Runde nahm unsere Globus D eine feste Gestalt an, und es entwickelte sich das Element, das wir Erde nennen.
Die ersten Runden der Lebenswoge können nur sehr allgemein dargestellt werden. Erst wenn wir bei Globus D unserer heutigen Runde ankommen, können wir uns einigermaßen ein Bild davon machen, was tatsächlich stattfand. Das bedeutet nicht, dass die langen Äonen der Vorbereitung für den Aufbau des Menschen an sich durch eine vage Passivität gekennzeichnet waren, wobei nichts Wesentliches geschah. Es bedeutet nur, dass Beschreibungen nutzlos sind, weil wir nichts kennen, womit wir die Prozesse vergleichen könnten.
Wenn wir in unserem Studium bei Globus D unserer heutigen Runde anlangen, nimmt unsere Vorstellung deutlichere Umrisse an, und die Einzelheiten werden zahlreicher. Gerade in dieser Periode wurde die Arbeit an der Gestaltung des menschlichen Körpers, so wie wir ihn jetzt kennen, in Angriff genommen. Dies war an sich keine leichte Aufgabe. Wir werden uns dessen bewusst, wenn wir die außerordentliche Präzision untersuchen, mit welcher der Körper aufgebaut ist und mit der er die unzähligen Hierarchien geringerer Lebensformen, aus welchen er zusammengesetzt ist, in vollkommener Harmonie koordiniert.
Dieses Zeitalter der ‘Vorbereitung des Vehikels’ wird in den Stanzen des Dzyan poetisch beschrieben, einem archaischen Manuskript, das von H. P. Blavatsky in ihrem Werk Die Geheimlehre zitiert wird. Die Erde wird dort als ungeduldig bezeichnet. Sie unternimmt selbst die Anstrengung, ihren Globus zu bevölkern. Dabei erschafft sie den ‘Wasser-Menschen, furchterregend und schlecht’, der von den höheren Dhyānis oder Planetengeistern, welche die Evolution der Erde leiteten, vernichtet werden musste. Wie fantastisch diese Erzählung manchen Menschen auch erscheinen mag – sie beruht auf einer wahren Begebenheit in einer frühen Übergangsperiode, als schwer zu beschreibende Ungeheuer aus der überreichlichen Energie von Mutter Erde entstanden.
Als die Erde allmählich gereinigt war, wurde die Gestalt des zukünftigen menschlichen Körpers ausgearbeitet und dabei das Muster der affenähnlichen, etherischen Formen korrigiert, welche die ‘Menschen’ der dritten Runde evolviert hatten. Das war die erste Wurzelrasse auf Globus D dieser Runde, bekannt als die ‘Selbst-Geborenen’, weil sie ihre Nachkommen durch einen Prozess hervorbrachten, den wir als ‘Teilung’ bezeichnen könnten, weil sich ein Stück vom Elternteil abtrennte – ungefähr dem Teilungsprozess heutiger Zellen entsprechend.
Ihre Heimat war in der Gegend des Nordpols, dem unvergänglichen Heiligen Land, das vom Beginn bis an das Ende dieses Erdzyklus oder Manvantaras besteht und auch die Heimat der letzten vollkommenen Rasse sein wird. Es ist schwierig, sich irgendeine Vorstellung von diesen Wesen der ersten Rasse zu machen, die kein Skelett, keine Haare und keine echte Haut hatten und die fast formlos waren. Sie sind als die Chhāyā-Rasse bekannt, was ‘Astralbild’ bedeutet. Im Laufe der Evolution verdichtete sich der Astralstoff allmählich und wurde halb-astral, als die zweite Rasse auf der Bühne erschien, die bereits deutliche, wenn auch noch unvollkommene Umrisse davon zu zeigen begann, was in späteren Zeitaltern, gegen Ende der dritten Wurzelrasse, zu Körpern menschlicher Gestalt werden sollte, auch wenn diese im Vergleich zur heutigen menschlichen Gestalt noch unvollkommen waren.
Die zweite Wurzelrasse pflanzte sich durch einen Prozess der ‘Knospung’ fort. Es trennte sich nur ein kleiner Teil ab, sozusagen eine ‘Knospe’, und diese fing an zu wachsen und sich zu einem Wesen zu entwickeln, das in allen wichtigen Hinsichten dem Elternteil glich.
Die Heimat der zweiten Rasse lag weiter südlich und umfasste Teile von Grönland. Im Laufe ihrer Evolution entwickelte sich ihre Fortpflanzungsweise zu dem, was jetzt die ‘Schweiß-Geborenen’ genannt wird. Große Tropfen traten aus dem Körper aus und entwickelten sich allmählich zu menschlichen Embryonen. Alle diese Veränderungen nahmen unzählige Zeitalter in Anspruch, aber Zeit bedeutete diesen träumenden Geschöpfen nichts; ‘für sie waren tausend Jahre wie ein Tag’. Sie schufen die dritte Wurzelrasse und verschwanden, ohne äußere Beweise ihrer Existenz zu hinterlassen.