Band 8: Runden und Rassen
- Theosophische Perspektiven
Die Erdkette und ihre Bewohner
Um den wahren Ursprung des Menschen verstehen zu können, müssen wir etwas über die Erde wissen; denn das Leben und die Entwicklung des Menschen sind eng mit der Erde verknüpft. Der Mensch lebt nicht nur auf der Erde; sein Leben bildet einen Teil vom Leben des Planeten und sogar noch mehr – einen Teil seines Bewusstseins. Dass die Erde ein Lebewesen ist, ist eine alte Wahrheit, die meistens als Aberglauben betrachtet wird. Sie wird geboren, lebt und stirbt, um nach einer Ruheperiode des die Erde beseelenden Geistes – oder ihrer Seele, wenn Sie so wollen – wiedergeboren zu werden.
Darüber hinaus ist diese Erde mehr als die sichtbare, uns vertraute felsige Kugel. Den alten Lehren gemäß besteht sie aus einer Gruppe von sieben Globen, die man – technisch gesprochen – eine Planetenkette nennt. Wir sehen nur den Globus, auf dem wir leben, weil die anderen sechs aus immer feinstofflicherer Materie bestehen – zu fein, um mit unseren Sinnen wahrgenommen werden zu können. Diese unterschiedlichen Feinheitsgrade der Materie stehen mit der Existenz verschiedener Bewusstseinszustände in Zusammenhang, die das bilden, was in der Theosophie als Ebenen bezeichnet wird.
Der Kosmos ist auf natürliche Weise in eine Anzahl von solchen Zuständen oder Ebenen des Bewusstseins unterteilt; und jedes Wesen im Kosmos, auch eine Planetenkette, folgt demselben Muster. Die sieben Globen unserer Erdkette gruppieren sich in natürlicher Weise auf vier dieser kosmischen Ebenen. Folgendes Diagramm ist ein nützliches Hilfsmittel beim Studium der Beziehung zwischen diesen sieben Globen.
Es sollte unbedingt beachtet werden, dass die Darstellung nicht die tatsächliche Art und Weise zeigt, wie die Globen der Erdkette angeordnet sind, vielmehr handelt es sich dabei um eine symbolische Darstellung bestimmter grundlegender Tatsachen der Planetenkette.
Auf der mit I bezeichneten Ebene befinden sich die Globen A und G (die Buchstaben wurden nur aus praktischen Gründen gewählt). Das bedeutet, dass zwischen diesen beiden Globen eine gewisse Übereinstimmung besteht, die wir zum besseren Verständnis auch als eine Ähnlichkeit in der Schwingungszahl bezeichnen können. Dasselbe gilt für die Paare B und F, C und E. Globus D steht alleine auf der niedersten oder vierten kosmischen Ebene.
Die ganze Globenkette stellt die Bühne für die majestätische Pilgerfahrt von sieben großen Klassen von Wesen dar, die man gewöhnlich Lebenswogen nennt. Das ist ein passender Name, denn er vermittelt uns die wellenartige Bewegung dieser Lebensströme auf ihrem planetarischen Umlauf, wobei Perioden der Aktivität und Passivität einander abwechseln.
Diese Lebenswogen bestehen aus Lebewesen, aus Funken der göttlichen Flamme im Herzen des Universums; und jede Gruppe befindet sich in einem anderen Stadium ihrer evolutionären Entwicklung. Auf jedem Globus bekommen diese Wesen Gelegenheit, bestimmte Eigenschaften aus der Schatzkammer ihres eigenen, inneren Seins zu entfalten. Diese sieben Klassen werden folgendermaßen bezeichnet:
- Drei Elementalreiche
- Das Mineralreich
- Das Pflanzenreich
- Das Tierreich
- Das Menschenreich
Diese Bezeichnungen werden lediglich verwendet, um diese Naturreiche in einfacher Weise beschreiben zu können. Denn die verschiedenen Klassen haben während der langen, langen Dauer ihrer irdischen Reise (deren Ende noch Millionen Jahre entfernt ist) eine unendliche Vielfalt von Veränderungen erfahren, und sie haben schon viele Millionen Jahre gebraucht, um so zu werden, wie wir sie jetzt kennen.
Wir können diese Reiche darüber hinaus als Häuser betrachten, welche von den unterschiedlichen spirituellen Wesen bewohnt werden. Ein sehr wenig entwickeltes Wesen, das seine evolutionäre Reise erst vor kurzem begonnen hat, würde in einem Haus elementalen Lebens wohnen. Ein anderes Wesen, das weiter fortgeschritten ist, würde seinem Wachstum entsprechend in einem Haus mineralischen Lebens wohnen und so weiter. Diese alten Häuser werden für besser geeignete aufgegeben, sobald sie nicht länger als angemessen empfunden werden. Es ist mit den sieben oder mehr Klassen einer Schule vergleichbar: Die Schüler selbst schreiten von Klasse zu Klasse weiter, wenn sie alles gelernt haben, was in einer Klasse vermittelt werden kann.
Wir werden uns der Einfachheit halber auf den Umlauf der menschlichen Lebenswoge um unsere Planetenkette beschränken. Damit meinen wir jene Gruppe von spirituellen Wesen, die nach vielen wunderbaren Verwandlungen, welche nur in den geheimen Berichten der initiierten Weisen aufgezeichnet wurden, heute die Bewohner von menschlichen Körpern sind, ausgestattet mit menschlichen Gehirnen, begabt mit menschlichen Empfindungen, menschlichen spirituellen und intellektuellen Fähigkeiten – kurz, die Mitglieder der gegenwärtigen großen Menschenfamilie.
Wenn wir zu dem Diagramm zurückkehren, sehen wir, dass die Globen mehr oder weniger in einem Kreis stehen. Das ist eine symbolische Darstellung der Art und Weise, wie die Lebenswoge die sieben Globen durchläuft. Beginnend mit Globus A auf der linken Seite durchläuft die Lebenswoge den Bogen nach unten durch die Globen B und C bis D. Das nennt man den schattenhaften oder absteigenden Bogen, was aber nicht einen Fall durch den leeren Raum bedeutet – denn das wäre absurd –, vielmehr bedeutet es, dass die Lebenswoge immer weiter in die Materie hinabsteigt. Auf jedem Globus hat sie eine sehr lange Entwicklungsphase und baut sich Körper aus zunehmend grobstofflicherer physischer Substanz auf. Das Materielle zieht die Lebenswoge magnetisch an, und die Reinheit ihres ersten Zustandes auf Globus A löst sich in eine immer schwächer werdende Erinnerung auf.
Mit Globus D ist der niederste Punkt erreicht, der Wendepunkt, an dem sich Materie und Geist im Gleichgewicht befinden und eine entscheidende Anstrengung verlangt wird, um die zur Fortsetzung der evolutionären Reise notwendige spirituelle Kraft wachzurufen – diesmal aufwärts durch die Globen E, F und G.
Mit Globus G hat die Lebenswoge aufs Neue die kosmische Ebene I (auf unserem Diagramm) erreicht, dieselbe Ebene, die ihr Ausgangspunkt war – aber mit einem Unterschied. Die hohe Spiritualität der Wesen auf Globus A kann man mit der Reinheit und Unschuld eines Kindes vergleichen. Auf Globus G begründet sich ihre Reinheit darauf, dass der Bodensatz der Materie sozusagen durch die reine Flamme der Spiritualität weggebrannt wurde. Es handelt sich also um eine mit Weisheit und Kraft angereicherte Reinheit.
Unsere menschliche Lebenswoge muss diese Erdkette sieben Mal durchlaufen, und jeden solchen Umlauf nennen wir eine Runde. Wenn die sieben Runden vollendet sind, werden wir mit unserer Erde unseren ‘Sabbath’ oder Ruhetag verbringen. Danach werden wir uns mit der Erde wiederverkörpern – auf der Suche nach noch großartigeren und edleren Abenteuern in unserem Universum der unerschöpflichen Möglichkeiten.
Wenn der ‘Ruhetag’ anbricht, zerfällt die Erdkette zu kosmischem Staub, aber ihre Lebenskräfte übertragen sich auf neue Zentren im Raum, um sich zur rechten Zeit wieder als neue Globenkette zu verkörpern, die auch den weniger entwickelten Lebenswogen die Gelegenheit geben wird, ihre unendlichen Möglichkeiten zu einer vollkommenen Menschheit hin zu entfalten.
Unsere menschliche Familie hat bis heute drei Runden vollendet. Wir befinden uns gegenwärtig in der vierten Runde, und zwar auf Globus D; aber wir haben den kritischen Wendepunkt dieses niedersten Globus überschritten. Diese Tatsache ist für die Rasse von enormer Bedeutung. Diese Lehre zu verstehen kommt einem Wegweiser gleich, der uns zeigt, in welche Richtung wir uns bewegen sollten. Wir beginnen dann, den wirklichen Wert der Dinge zu erkennen. Indem wir diese abstrakte Lehre in unserem täglichen Leben anwenden, lernen wir, worauf wir verzichten können und was wir als unvergängliche und praktische Werte für die Zukunft festhalten müssen. Wir beginnen einzusehen, dass unser Anhaften an materielle Dinge eine Gewohnheit geworden ist, die nicht länger notwendig ist, und dass wir – wenn wir gerne bei den Empfindungen, Aufregungen und Reizen dieses gewöhnlichen irdischen Lebens verweilen – wertvolle Gelegenheiten versäumen, die jetzt vor uns liegen. Wir übersehen dann, dass die Schwierigkeiten, die wir auf unserem Weg finden, tatsächlich die Hilfsmittel bilden – wenn wir sie überwunden haben –, durch die wir auf dem Weg zu unserer göttlichen Bestimmung vorwärts schreiten können.