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Die Geheimlehre Band 2

[SD # 447] [SD # 448]

Band II, TEIL II
Der Archaische Symbolismus
der Weltreligionen

 

 

 

 

 

[SD # 14]

„Die Erzählungen der Lehre sind ihr Schleier. Die Einfältigen blicken nur auf das Gewand – d. h. auf die Erzählung der Lehre; mehr kennen sie nicht. Die Unterrichteten jedoch sehen nicht nur den Schleier, sondern auch, was der Schleier verhüllt.“

– The Zohar, iii, 152; Franck, 119

 

Die Geheimnisse des Glaubens (sollten) nicht allen enthüllt werden . . . . . Es ist notwendig, die gesprochene Weisheit in einem Mysterium zu verbergen.“

– Clemens von Alexandria, „Stromateis“, 12

 

 

 

 

 

[SD # 449]

Esoterische Lehren
in allen Schriften bestätigt

 

Angesichts der Fremdheit der Lehren und vieler Lehrsätze, die vom Standpunkt der modernen Wissenschaft betrachtet absurd erscheinen müssen, sind einige notwendige und ergänzende Bemerkungen zu machen. Die in den Stanzen des zweiten Bandes enthaltenen Theorien sind sogar noch schwerer aufzunehmen als die im Band I über die Kosmogenesis enthaltenen. Daher muss hier die Theologie befragt werden, so wie es in den Anhängen (Teil III) mit der Wissenschaft geschehen wird. Da sich unsere Lehren so stark von den gegenwärtigen Vorstellungen unterscheiden, sowohl von den materialistischen als auch von den theologischen, müssen sich die Okkultisten darauf einstellen, die Angriffe der beiden abzuwehren.

Der Leser kann nicht oft genug daran erinnert werden, dass, wie die zahlreichen Zitate aus verschiedenen alten Schriften beweisen, diese Lehren so alt sind wie die Welt selbst; und dass das vorliegende Werk lediglich einen Versuch darstellt, die archaische Genesis und Geschichte, wie sie in gewissen asiatischen Zentren esoterischer Gelehrsamkeit gelehrt werden, in moderner Sprache und in einer den wissenschaftlichen und gebildeten Schülern vertrauten Ausdrucksweise wiederzugeben. Diese müssen aufgrund ihrer eigenen Vorzüge vollständig oder teilweise akzeptiert oder abgelehnt werden; nicht jedoch, bevor sie sorgfältig mit den entsprechenden theologischen Dogmen und den modernen wissenschaftlichen Theorien und Spekulationen verglichen worden sind.

Man empfindet ernsthaften Zweifel daran, ob unser Zeitalter angesichts all des intellektuellen Scharfsinns dazu bestimmt ist, in allen westlichen Nationen auch nur einen einzigen nicht initiierten Gelehrten oder Philosophen ausfindig zu machen, der imstande ist, den Geist der archaischen Philosophie vollständig zu verstehen. Das kann auch von keinem der beiden erwartet werden, solange nicht die wirkliche Bedeutung des Alphas und Omegas der östlichen Esoterik, der Ausdrücke Sat und Asat – die im Rigveda und an anderer Stelle so großzügig verwendet werden –, vollständig assimiliert wird. Ohne diesen Schlüssel zur arischen Weisheit ist die Kosmogonie der Rishis und Arhats in Gefahr, für den gewöhnlichen Orientalisten ein toter Buchstabe zu bleiben. Asat ist nicht nur die Negation von Sat, noch ist es das „noch nicht Existierende“, denn Sat an sich ist weder das „Existierende“ noch das „Sein“. Sat ist die unveränderliche, die immer gegenwärtige, wandellose und ewige Wurzel, aus der und durch die alles hervorgeht. Aber es ist viel mehr als die potenzielle Kraft im Samen, die den Vorgang der Entwicklung oder dessen, was jetzt Evolution genannt wird, antreibt. Es ist das immer Werdende, sich jedoch niemals Manifestierende.1 Sat [SD # 450] wird aus Asat geboren, Asat wird durch Sat hervorgebracht: eine wahrlich ewige, kreisförmige Bewegung; ein Kreis, der aber nur in der höchsten Initiation an der Schwelle von Paranirvana zum Quadrat gemacht werden kann.

Barth regte einen Gedanken über den Rigveda an, der als scharfe Kritik beabsichtigt war, einen ungewöhnlichen Gedanken, und daher, wie man dachte, eine originelle Sichtweise dieses uralten Werkes. So ergab es sich, dass dieser Gelehrte in seiner Kritik eine Wahrheit offenbarte, ohne selbst ihre volle Bedeutung zu erkennen. Er schickt die Bemerkung voraus, dass er „weder in der Sprache noch in der Denkweise des Rigvedas diese Eigenschaft ursprünglicher, natürlicher Einfachheit zu entdecken imstande gewesen sei, die so viele darin zu sehen geneigt sind“. Barth hatte Max Müller im Auge, als er das schrieb. Denn der berühmte Oxforder Professor hat die Hymnen des Rigvedas durchaus als den ungekünstelten Ausdruck des religiösen Empfindens eines unschuldigen Hirtenvolkes charakterisiert. „In den vedischen Hymnen erscheinen die Ideen und Mythen in ihrer einfachsten und frischesten Form“ – meint der Sanskritgelehrte. Barth ist jedoch anderer Ansicht.

Die Ansichten der Sanskritisten über die Bedeutung und den inneren Wert des Rigvedas sind derartig gespalten und persönlich, dass sie ganz und gar einseitig gefärbt sind, in welche Richtung auch immer. So erklärt Professor Max Müller: „Die Kluft, welche die alten Gedichte Indiens von der ältesten Literatur Griechenlands trennt, wird nirgends deutlicher als beim Vergleich der Mythen des Vedas über das Wachstum mit den Mythen über die vollständige Entwicklung und den Zerfall, auf welchen die Dichtungen Homers gründen. Der Veda ist die wirkliche Theogonie der arischen Rassen, während Hesiods Theogonie eine entstellte Karikatur des ursprünglichen Bildes darstellt.“ Das ist eine umwerfende Behauptung und, allgemein angewendet, möglicherweise ziemlich ungerecht. Aber warum nicht versuchen, sie zu rechtfertigen? Die Orientalisten können das nicht, denn sie lehnen die Chronologie der Geheimlehre ab und können kaum die Tatsache zugestehen, dass zwischen den Hymnen des Rigvedas und der Theogonie Hesiods Zehntausende von Jahren vergangen sind. So können sie nicht erkennen, dass die griechischen Mythen nicht mehr die ursprüngliche symbolische Sprache der Initiierten sprechen, der Schüler der Gott-Hierophanten, der göttlichen alten „Opferer“, und dass sie heute Zerrbildern von Sternen gleichen, die sich in fließenden Wellen spiegeln, formlos geworden durch den großen Abstand und vom üppigen Wachstum der menschlichen weltlichen Fantasie behindert. Doch wenn Hesiods Kosmogonie und Theogonie als Karikaturen der ursprünglichen Bilder zu betrachten sind, um wie viel mehr gilt das für die Mythen der hebräischen Genesis in den Augen jener, für die sie nicht mehr göttliche Offenbarung oder das Wort Gottes sind als Hesiods Theogonie für Gladstone.

„Die in ihm (dem Rigveda) enthaltene Poesie“, sagt Barth, „scheint mir im Gegenteil von einem einzigartig feinen Charakter [SD # 451] und künstlich ausgearbeitet worden zu sein, voller Anspielungen und Verschwiegenheit, voller Anmaßungen (?) in Bezug auf Mystizismus und theosophische Erkenntnis. Und seine Ausdrucksweise ist von einer Art, die vielfach an die innerhalb gewisser kleiner Gruppen Initiierter in Gebrauch stehende Phraseologie erinnert, und eher nicht an die poetische Sprache eines großen Gemeinwesens.“ („The Religions of India“, S. xiii)

Wir wollen uns nicht damit aufhalten, den Kritiker zu fragen, was er über die unter den „Initiierten“ verwendete Phraseologie wissen kann, oder ob er selbst einer solchen Gruppe angehört, denn im letzteren Fall würde er sich kaum so geäußert haben. Aber das Obige zeigt die bemerkenswerte Nichtübereinstimmung zwischen den Gelehrten selbst in Bezug auf den äußeren Charakter des Rigvedas. Was kann dann irgendeiner der modernen Sanskritisten über seine innere oder esoterische Bedeutung wissen, abgesehen von der korrekten Schlussfolgerung Barths, dass diese Schrift von Initiierten zusammengestellt wurde?

Das gesamte vorliegende Werk stellt den Versuch dar, diese Wahrheit zu beweisen. Die alten Adepten haben die großen Probleme der Wissenschaft gelöst, wie wenig der moderne Materialismus auch gewillt sein mag, diese Tatsache zuzugestehen. Die Mysterien von Leben und Tod wurden von den großen Vordenkern des Altertums ergründet; und wenn sie diese Mysterien im Geheimen und in der Stille aufbewahrten, dann nur aus dem Grund, weil diese Probleme einen Teil der heiligen Mysterien bilden; und zweitens, weil sie für den großen Teil der Menschen, damals wie heute, unverständlich geblieben sein müssen. Wenn solche Lehren von unseren Gegnern in der Philosophie noch immer als Chimären betrachtet werden, mag es für die Theosophen tröstlich sein zu erkennen, auf der Grundlage guter Beweise, dass die Spekulationen moderner Psychologen – einerlei ob ernsthafter Idealisten wie Herbert Spencer oder zerstreuter Pseudo-Idealisten – noch viel chimärenhafter sind. In der Tat sind sie, anstatt auf der soliden Grundlage von Naturtatsachen zu beruhen, die ungesunden Irrlichter materialistischer Einbildung jener Gehirne, die sie entwickelten – und nicht mehr. Während sie leugnen, bejahen wir, und unsere Behauptung wird von nahezu allen Weisen des Altertums bestätigt. Aus guten Gründen an den Okkultismus und eine Schar unsichtbarer Kräfte glaubend, sagen wir: Certus sum, scio quod credidi; worauf unsere Kritiker antworten: Credat Judæus Apella. Keiner wird von anderen bekehrt, noch bewegt ein solches Ergebnis auch nur unseren kleinen Planeten. E pur se muove!

Es besteht auch keinerlei Bedürfnis nach Bekehrungen. Wie von dem weisen Cicero bemerkt wird: „Die Zeit vernichtet die Spekulationen des Menschen, doch sie bestätigt das Urteil der Natur.“ Warten wir unsere Zeit ab. Inzwischen liegt es nicht in der menschlichen Natur, der Vernichtung der eigenen Götter stillschweigend zuzusehen, seien sie wahr oder falsch. Und da sich die Theologie mit dem Materialismus zusammengeschlossen hat, um die alten Götter der Vorzeit zu vernichten und jede alte philosophische Vorstellung zu entstellen, ist es nur gerecht, dass die Liebhaber der alten Weisheit ihre Stellung mit dem Beweis verteidigen, dass das ganze Arsenal der beiden im besten Fall aus neuen Waffen besteht, die aus sehr altem Material gefertigt wurden.

[SD # 452]

§ XVI
Adam-Adami

Namen wie Adam-Adami, von Dr. Chwolsohn in seiner „Nabatäischen Landwirtschaft“2 verwendet und von M. Renan verspottet, mögen dem Profanen wenig beweisen. Für den Okkultisten jedoch beweist der Ausdruck sehr viel, sobald er in einem Werk auftaucht, das von derartig außergewöhnlichem Alter ist wie das oben angeführte. Er beweist zum Beispiel, dass Adami ein vielfältiges Symbol war, das seinen Ursprung beim Volk der Arier nahm, wie das Grundwort zeigt, von welchem es die Semiten und die Turanier übernahmen – wie so viele andere Dinge auch.

„Adam-Adami“ ist ein generischer, zusammengesetzter Name, so alt wie die Sprache selbst. Die Geheimlehre lehrt, dass Ad-i der Name war, den die Arier der ersten sprechenden Menschheitsrasse – dieser Runde – gaben. Daher die Bezeichnungen Adonim und Adonai (die alte Pluralform des Wortes Adon), welche die Juden ihrem Jehovah und ihren Engeln gaben, die lediglich die ersten spirituellen und ätherischen Söhne der Erde waren; und der Gott Adonis, der in seinen vielen Variationen für den „ersten Herrn“ stand. Adam ist im Sanskrit Ada-Nath, was auch erster Herr bedeutet, so wie Ad-Iswara, oder jedes beliebige Ad (Erstes), einem Adjektiv oder Substantiv vorangestellt. Der Grund dafür ist, dass derartige Wahrheiten ein gemeinsames Erbteil waren. Es war eine von der ersten Menschheit vor jener Zeit empfangene Offenbarung, die in biblischer Ausdrucksweise die Zeit „einer Sprache und einerlei Worte“ genannt wird; durch die eigene Intuition des Menschen erweiterte sich das Wissen später und wurde noch später unter einer passenden Symbologie vor der Entweihung geschützt. Der Verfasser der „Qabbalah, (gemäß den) philosophischen Schriften des Ibn Gabirol“, zeigt, dass die Israeliten „Adonai“ (Herr) an Stelle von Eh’ yeh (Ich bin) und YHVH verwendeten, und er fügt hinzu, dass „die niederste Bezeichnung oder die Gottheit in der Natur, der eher allgemeine Ausdruck Elohim, mit Gott übersetzt wird, während die Bibel Adonai mit ‘Herr’ wiedergibt.“ (S. 175)

Ein seltsames Werk wurde ungefähr im Jahr 1860 von dem Orientalisten Chwolsohn übersetzt, und dem immer ungläubigen und seichten Europa unter dem unschuldigen Titel „Die Nabatäische Landwirtschaft“ vorgelegt. Nach Ansicht des Übersetzers ist dieses archaische Buch „aufgrund unleugbar authentischer Dokumente eine vollständige Initiation in die Mysterien der voradamischen Nationen.“ Es ist ein „unschätzbares Kompendium, der vollständige Abriss der Lehren, Künste und Wissenschaften nicht nur der Chaldäer, sondern auch der Assyrer und Kanaaiten der prähistorischen Zeitalter.“ Diese [SD # 453] „Nabatäer“ seien – wie einige Kritiker dachten – lediglich die Sabäer oder chaldäischen Sternenanbeter gewesen. Das Werk ist eine Rückübersetzung aus dem Arabischen, in das es zuerst aus dem Chaldäischen übertragen worden war.

Al-Mas’udi, der arabische Geschichtsschreiber, spricht über die Nabatäer und erklärt ihren Ursprung folgendermaßen: „Nach der Sintflut (?) siedelten sich die Völker in verschiedenen Ländern an. Dazu gehörten die Nabatäer, welche die Stadt Babylon gründeten, und die Nachkommen Hams, die sich in derselben Provinz unter der Führung von Nimrod, dem Sohn Kuschs, der wiederum der Sohn Hams und ein Urenkel Noahs war, niederließen. . . . . Dies geschah zu der Zeit, als Nimrod die Gouverneurswürde Babyloniens verliehen bekam, als Delegierter von Zahhak namens Biurasp.“

Chwolsohn, der Übersetzer, ist der Ansicht, dass die Behauptungen dieses Geschichtsschreibers vollständig mit denen von Moses in der Genesis übereinstimmen; wohingegen respektlosere Kritiker die Meinung vertreten, ihnen solle aus eben diesem Grund misstraut werden. Es ist jedoch nutzlos, diesen Punkt zu erörtern, da er für die vorliegende Frage bedeutungslos ist. Das verwitterte, schon lange begrabene Problem und die Schwierigkeit, die phänomenale Abstammung von Millionen von Menschen unterschiedlicher Rassen, vieler zivilisierter Nationen und Stämme von lediglich drei Paaren (Noahs Söhnen) in einem Zeitraum von 346 Jahren3 nach der Sintflut auf einer irgendwie logischen Grundlage zu erklären, mag dem Karma des Verfassers der Genesis überlassen bleiben, ob er nun Moses oder Esra heißt. Das Interessante an dem Werk ist sein Inhalt, die darin verkündeten Lehren, die wiederum, esoterisch gelesen, fast alle mit den Geheimlehren übereinstimmen.

Quatremère vermutete, dieses Buch könne möglicherweise eine unter Nebukadnezar II. erstellte Kopie einer „unendlich älteren“ hamitischen Abhandlung gewesen sein, während der Verfasser aus „inneren und äußeren Beweisgründen“ behauptet, seine chaldäische Urschrift sei nach den mündlichen Diskursen und Lehren eines reichen babylonischen Grundbesitzers namens Qu-tamy aufgezeichnet worden, der für diese Vorträge noch ältere Materialien verwendet hatte. Die erste arabische Übersetzung wird von Chwolsohn bis in das dreizehnte Jahrhundert v. Chr. zurückversetzt. Auf der ersten Seite dieser „Offenbarung“ erklärt der Verfasser oder Amanuensis, Qu-tamy, „die darin vorgelegten Lehren seien ursprünglich dem Mond von Saturn erzählt worden, der sie seinem Idol mitteilte“, und das Idol enthüllte sie seinem Verehrer, dem Schreiber – dem Adept-Schreiber jenes Werkes – Qu-tamy.

Die von Gott zum Nutzen und zur Belehrung der Sterblichen gegebenen Einzelheiten weisen Perioden von unberechenbarer Dauer und eine Reihe von zahllosen Königreichen und Dynastien auf, die der Erscheinung [SD # 454] Adamis (der „Rot-Erde“) auf der Erde vorangingen. Diese Zeitangaben brachten die Vertreter der Zeitrechnung nach dem toten Buchstaben der Bibel erwartungsgemäß fast in Rage. De Rougemont erhob sich als Erster in Waffen gegen den Übersetzer. Er tadelt ihn,4 „Moses einem namenlosen Verfasser geopfert zu haben. Berossos, wendet er ein, „befand sich, so groß seine chronologischen Irrtümer auch gewesen sein mögen, in Bezug auf die ersten Menschen zumindest in vollkommener Übereinstimmung mit dem Propheten, da er von Alorus-Adam, von Xisuthrus-Noah und von Belus-Nimrod“ etc. spricht. „Deshalb“, fügt er hinzu, „muss das Werk ein Apokryph sein, das mit seinen Zeitgenossen in eine Reihe zu setzen ist – dem Vierten Buch Esras, dem Buch Enochs, den Sibyllinischen Orakeln und dem Buch Hermes von denen keines älter ist als zwei oder drei Jahrhunderte v. Chr.“ Ewald griff Chwolsohn noch härter an, und schließlich E. Renan, der ihn in der „Revue Germanique“5 auffordert, einen Grund dafür anzugeben, warum seine „Nabatäische Landwirtschaft“ nicht das betrügerische Werk irgendeines Juden aus dem dritten oder vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung sein sollte. Es ist kaum anders möglich – argumentiert der Verfasser der Romanze „Life of Jesus“, nachdem wir in diesem Folianten über Astrologie und Zauberei „in den von Qu-tamy eingeführten Persönlichkeiten alle Patriarchen der biblischen Legenden erkennen wie Adam-Adami, Anouka-Noah und seinem Ibrahim-Abraham etc. etc.“

Das ist jedoch keine Begründung, nachdem Adam und andere Namen generisch sind. Währenddessen wird bescheiden behauptet, dass ein Apokryph – auch wenn er aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. anstatt aus dem dreizehnten Jahrhundert v. Chr. stammt, wie von Quatremère angedeutet wird – nach reiflicher Überlegung alt genug ist, um als Dokument authentisch zu erscheinen und so den Anforderungen des strengsten Archäologen und Kritikers zu genügen. Denn selbst wenn man des Beweises halber gelten ließe, diese literarische Reliquie sei von „irgendeinem Juden des dritten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung“ kompiliert worden – was würde dann daraus folgen? Die Glaubwürdigkeit seiner Lehren für einen Augenblick beiseite gelassen, warum sollte das Werk weniger Anspruch auf Gehör erheben dürfen oder weniger lehrreich sein, weil es ältere Ansichten wiedergibt, als jedes andere religiöse Werk, das ebenfalls eine „Zusammenstellung alter Texte“ oder mündlicher Überlieferungen ist – aus demselben oder selbst aus einem späteren Zeitalter? In einem solchen Fall müssten wir auch den zwei Jahrhunderte älteren Koran verwerfen und zu den „Apokryphen“ zählen, obwohl wir wissen, dass er Minerva-gleich unmittelbar aus dem Gehirn des arabischen Propheten entsprang; wir müssten alle Belehrung geringschätzen, die wir aus dem Talmud gewinnen können, der in seiner gegenwärtigen Form auch aus älteren Materialien kompiliert wurde und nicht älter ist als das IX. Jahrhundert unserer Zeitrechnung.

Diese sonderbare „Bibel“ des chaldäischen Adepten und die verschiedenen Kritiken dazu (wie in Chwolsohns Übersetzung) werden erwähnt, weil das einen bedeutenden Bezug zum großen Teil des vorliegenden Werkes hat. [SD # 455] Von E. Renan einmal abgesehen, einem generellen Bilderstürmer – der von Jules Lemaître so treffend als „der Paganini des Nichts“ bezeichnet wurde – ist der schlimmste an dem Werk zu findende Fehler anscheinend der, dass der „Apokryph“ vorgibt, einem Adepten durch und von dem „Idol des Mondes“, das er von „Saturn“ erhalten hatte, als Offenbarung mitgeteilt worden zu sein. Daher ist es ganz natürlich „ganz und gar ein Märchen“. Darauf gibt es nur eine Antwort: Es ist genauso wenig ein Märchen wie die Bibel, und wenn das eine fällt, muss das andere folgen. Selbst die Methode des Wahrsagens durch „das Idol des Mondes“ stimmt mit der von David, Saul und den Hohepriestern des jüdischen Tabernakels mit Hilfe der Teraphim angewendeten überein. Im 2. Teil des 3. Bandes dieses Werkes können die praktischen Methoden solch alter Wahrsagerei gefunden werden.

Die „Nabatäische Landwirtschaft“ ist in der Tat eine Kompilation; sie ist kein Apokryph, sondern sie gibt die Lehrsätze der Geheimlehre wieder, „verschleiert“ in der exoterisch-chaldäischen Form nationaler Symbole, geradeso wie die Bücher des Hermes und die Puranas ähnliche Versuche der Ägypter und Hindus darstellen. Das Werk war im Altertum ebenso wohlbekannt wie im Mittelalter. Maimonides erwähnt es und bezieht sich mehr als einmal auf diese chaldäisch-arabische Handschrift, indem er die Nabatäer mit dem Namen ihrer Religionsgemeinschaft bezeichnet, z. B. „Sternenanbeter“ oder Sabäer, aber noch verfehlt, in dem entstellten Wort „Nabatäer“ den mythischen Namen der Nebo (dem Gott des geheimen Wissens) gewidmeten Kaste zu sehen. Er zeigt auf den ersten Blick, dass die Nabatäer eine okkulte Bruderschaft waren.6 Die Nabatäer, die den persischen Jesiden zufolge ursprünglich aus Busrah nach Syrien kamen, waren entartete Mitglieder dieser Bruderschaft. Dabei war ihre Religion, selbst in dieser späten Zeit, rein kabbalistisch.7 Nebo ist die Gottheit des Planeten Merkur, und Merkur ist der Gott der Weisheit, oder Hermes, und Budha, den die Juden ְכִכ (Kokab) nannten, „den Herrn in der Höhe, den Begeisternden“ . . . und die Griechen Nabo, Ναβώ, daher Nabatäer. Trotzdem Maimonides ihre Lehren als „heidnischen Unsinn“ und ihre archaische Literatur als „Sabaeorum foetum“ bezeichnet, stellt er doch ihre „Landwirtschaft“, die Bibel Qu-tamys, in die erste Reihe der archaischen Literatur. Und Abarbanel [SD # 456] preist sie in den höchsten Tönen. Spencer, der Letzteren anführt, spricht von ihr als von jenem „höchst ausgezeichneten orientalischen Werk“ und fügt dem hinzu (Bd. I, S. 354), dass unter den Nabatäern die Sabäer, die Chaldäer und die Ägypter, kurz gesagt alle jene Nationen zu verstehen seien, gegen die sich das Mosaische Gesetz am strengsten wandte.

Nebo, der älteste Gott der Weisheit Babyloniens und Mesopotamiens, war mit dem indischen Budha und dem Hermes-Merkur der Griechen identisch. Ein kleiner Wechsel bezüglich der Geschlechter der Eltern ist die einzige Veränderung. Wie Budha in Indien der Sohn Somas (des Mondes) und der Gattin Brihaspatis (Jupiter) war, so war Nebo der Sohn Sarpanitus (der Mond-Gottheit) und Merodachs, der Jupiter wurde, nachdem er ein Sonnengott gewesen war. Als der Planet Merkur war Nebo der „Aufseher“ unter den sieben Planetengöttern; und als die Personifizierung der geheimen Weisheit war er Nabin, ein Seher und Prophet. Die Tatsache, dass man Moses auf dem Nebo geweihten Berg sterben und verschwinden ließ, stellt ihn als Initiierten und Priester dieses Gottes unter einem anderen Namen dar; denn dieser Gott der Weisheit war die große schöpferische Gottheit und wurde als solche verehrt, nicht nur in Borsippa in seinem glänzenden Tempel oder Planetenturm. Er wurde auch von den Moabiten, den Kanaaniten, den Assyrern und in ganz Palästina angebetet: Warum also nicht von den Israeliten? „Der Planetentempel von Babylon“ hatte sein „Allerheiligstes“ in der Kapelle Nebos, des Prophetengottes der Weisheit. In den Hibbert-Vorlesungen wird uns gesagt: „Die alten Babylonier hatten einen Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern . . . und Nabo war der ‘Verkünder’ oder ‘Prophet’, da er das Verlangen seines Vaters Merodach bekannt machte.“

Nebo ist ein Schöpfer, wie Budha, der vierten und auch der fünften Rasse. Denn Erstere lässt eine neue Rasse von Adepten erstehen und Letztere die Sonnen-Mond-Dynastie oder die Menschen dieser Rassen und Runde. Beide sind die Adame ihrer entsprechenden Geschöpfe. Adam-Adami ist eine Personifizierung des dualen Adams: des paradigmatischen Adam Kadmons, des Schöpfers, und des niederen Adams, des irdischen, der den syrischen Kabbalisten zufolge nur Nephesch besaß, den „Lebensatem“, jedoch bis nach seinem Fall keine lebendige Seele.

Sollte Renan weiter darauf bestehen, die chaldäischen Schriften – oder was von ihnen übrig ist – als apokryph zu betrachten, ist das für die Wahrheit und für die Tatsache unerheblich. Es gibt andere Orientalisten, die möglicherweise anderer Ansicht sein könnten, und selbst wenn sie es nicht wären, würde das tatsächlich doch sehr wenig ändern. Diese Glaubenssätze enthalten die Lehren der Esoterischen Philosophie, und das muss genügen. Für diejenigen, die nichts von Symbologie verstehen, mag es als reiner und einfacher Sternenkult erscheinen, und für jene, welche die esoterische Wahrheit verbergen möchten, sogar „heidnische Torheit“. Während Maimonides seiner Geringschätzung der Esoterik in den Religionen anderer Nationen Ausdruck verleiht, bekannte er sich in seiner eigenen zu dazu und zur Symbolik, predigte [SD # 457] Stillschweigen und Geheimhaltung betreffs der wahren Bedeutung der mosaischen Aussprüche und kam so zu Fall. Die Lehren des Chaldäers Qu-tamy sind, kurz gesagt, die allegorische Wiedergabe der Religion der frühesten Nationen der fünften Rasse.

Warum also sollte E. Renan den Namen „Adam-Adami“ mit solcher akademischen Verachtung behandeln? Der Verfasser der „Geschichte der Anfänge des Christentums“ weiß offenbar weder etwas von den „Ursprüngen der heidnischen Symbolik“ noch von dem der Esoterik, denn andernfalls hätte er gewusst, dass der Name eine Form eines universalen Symbols war, das sich selbst bei den Juden nicht auf einen einzelnen Menschen bezog, sondern auf vier verschiedene Menschheiten oder Menschengeschlechter. Das ist sehr leicht zu beweisen.

Die Kabbalisten lehren die Existenz von vier verschiedenen oder die Umwandlung von vier aufeinanderfolgenden Adamen, den Emanationen aus dem Dyooknah (dem göttlichen Phantom) des Himmlischen Menschen, einer etherischen Kombination von Neshamah, der höchsten Seele oder Geist: Dieser Adam verfügt natürlich weder über einen groben menschlichen Körper noch über einen Begierdenkörper. Dieser „Adam“ ist der Prototyp (der Tsurah) des zweiten Adams. Dass sie unsere fünf Rassen repräsentieren, ist sicher, wie jeder aus ihrer Beschreibung in der Kabbala erkennen kann: Der erste Adam ist der „vollkommene Heilige Adam“; . . . „ein Schatten, der verschwand“ (die Könige von Edom), hervorgebracht aus dem göttlichen Tzelem (Bild); der zweite ist der protoplastische, androgyne Adam des zukünftigen irdischen und getrennten Adams; der dritte Adam ist der aus dem „Staub“ gemachte Mensch (der erste, unschuldige Adam), und der vierte ist der vermeintliche Vorvater unserer Rasse – der gefallene Adam. Man beachte jedoch deren wunderbar klare Beschreibung in Isaac Myers „Qabbalah“, S. 418 ff. Er nennt lediglich vier Adame, zweifellos wegen der Könige von Edom. „Der vierte Adam“, schreibt er, „ . . . . war bekleidet mit Haut, Fleisch, Nerven etc. Das entspricht dem niederen Nephesch und Blendwerk, d. h. dem vereinigten Körper. Er hat die tierische Kraft der Fortpflanzung und Arterhaltung.“ Und das ist die menschliche Wurzelrasse.

Gerade an diesem Punkt weichen die modernen Kabbalisten – von vielen Generationen christlicher Mystiker in die Irre geführt, die an den kabbalistischen Aufzeichnungen herumzupfuschen versuchten, wo immer sie konnten – in ihrer Auslegung von den Okkultisten ab und nehmen den späteren Gedanken für die frühere Idee. Die ursprüngliche Kabbala war vollständig metaphysisch und hatte keine Beziehung zu tierischen oder irdischen Geschlechtern; die spätere Kabbala erstickte das göttliche Ideal unter dem schweren phallischen Element. Die Kabbalisten sagen: „Gott machte den Menschen männlich und weiblich.“ Der Verfasser der „Qabbalah“ sagt: „Bei den Kabbalisten wird die Notwendigkeit fortgesetzter Erschaffung und Existenz als Balance bezeichnet.“ Und da sie dieser „Balance“ entbehrt, verbunden mit Maqom (dem mysteriösen Ort),8 wird selbst die erste Rasse, [SD # 458] wie wir gesehen haben, von den Söhnen des fünften Adams nicht anerkannt. Vom höchsten Himmlischen Menschen, dem oberen Adam, der „männlich-weiblich“ oder androgyn ist, bis herab zu dem Adam aus Staub, sind diese personifizierten Symbole alle mit Geschlecht und Fortpflanzung verknüpft. Bei den östlichen Okkultisten ist es ganz entgegengesetzt. Sie betrachten die geschlechtliche Beziehung als ein „Karma“, das lediglich der weltlichen Beziehung des von der Täuschung beherrschten Menschen angehört, als etwas, das in dem Augenblick beiseite gelegt werden wird, wenn der Mensch „Weisheit“ erlangt. Sie betrachteten es als einen höchst glücklichen Umstand, wenn der Guru (Lehrer) in seinem Schüler eine Eignung für das reine Leben eines Brahmacharya entdeckte. Ihre dualen Symbole waren für sie lediglich die poetische Verbildlichung der erhabenen Wechselbeziehung der schöpferischen kosmischen Kräfte. Und diese ideale Vorstellung glänzt wie ein goldener Strahl über jedem noch so groben und wunderlichen Idol in den dicht gefüllten Galerien der düsteren Tempel Indiens und anderen Mutterländer der Kulte.

Das wird in der folgenden Abteilung gezeigt werden.

Unterdessen kann hinzugefügt werden, dass auch bei den Gnostikern der zweite Adam aus dem ursprünglichen Menschen hervorgeht, dem ophitischen Adamas, „nach dessen Bild er gemacht ist“: der dritte aus diesem zweiten – ein Androgyner. Dieser wird mit dem sechsten und siebten Paar der männlich-weiblichen Äonen symbolisiert – durch Amphain-Essumen und Vananin-Lamertade (Vater und Mutter; siehe die Valentianische Tafel bei Epiphanius) – während der vierte Adam oder die vierte Rasse durch ein priapisches Monster dargestellt ist. Das Letztere – eine nachchristliche Fantasie – ist eine entartete Kopie des vorchristlichen gnostischen Symbols vom „Guten“ oder „Ihm, der schuf, bevor irgendetwas existierte“, des himmlischen Priapus – der in Wahrheit von Venus und Bacchus geboren wurde, als jener Gott von seiner Expedition nach Indien zurückkehrte, denn Venus und Bacchus sind die Nachfolge-Typen von Aditi und dem Geist. Der spätere Priapus, der jedoch eins ist mit Agathodaimon, dem gnostischen Heiland und selbst mit Abrasax, ist nicht länger die Glyphe der abstrakten schöpferischen Kraft, sondern symbolisiert die vier Adame oder Rassen, die fünfte wird mit den fünf vom Baum des Lebens abgeschnittenen Zweigen dargestellt, auf welchen der alte Mann auf den gnostischen Gemmen steht. Die Anzahl der Wurzelrassen wurde in den alten griechischen Tempeln mittels der sieben Vokale festgehalten, von denen in einem Paneel in den Initiationshallen von Adyta fünf eingerahmt waren. Die ägyptische Glyphe dafür war eine Hand mit fünf gespreizten Fingern, wobei der fünfte oder kleine Finger nur halb ausgewachsen war, und auch fünf „N“-Hieroglyphen, die für diesen Buchstaben stehen. Die Römer verwendeten in ihren Tempeln die fünf Vokale A E I O V; und dieses archaische Symbol wurde im Mittelalter vom Hause Habsburg als Wahlspruch angenommen. Sic transit gloria mundi!

[SD # 459]

§ XVII
Das „Allerheiligste“ und seine Degeneration

Das Sanctum Sanctorum der Alten – auch als Adytum bezeichnet – die Nische an der westlichen Seite des Tempels, auf drei Seiten von glatten Mauern umschlossen und ihre einzige Öffnung oder Tür mit einem Vorhang verhängt, war allen alten Nationen gemein.

Gleichwohl existiert ein großer Unterschied zwischen der in der Esoterik der Heiden und in der des späteren Judentums angegebenen Bedeutung dieses symbolischen Ortes; obwohl seine Symbolik ursprünglich bei allen alten Rassen und Nationen übereinstimmte. Die Heiden stellten einen Sarkophag oder ein Grabmal (Taphos) in das Adytum, und den Sonnengott, dem der Tempel geweiht war, und als Pantheisten erwiesen sie ihm die größte Verehrung. Sie betrachteten es – in seiner esoterischen Bedeutung – als das Symbol der kosmischen, solaren (oder tageszeitlichen) und menschlichen Auferstehung. Es umfasste ein breites Spektrum periodischer und (zeitlich) punktueller Manvantaras oder des Wiedererwachens von Kosmos, Erde und Menschen in neue Existenzen; dabei ist die Sonne das poetischste und auch das großartigste Symbol solcher Zyklen am Himmel, und der Mensch – in seinen Reinkarnationen – auf der Erde. Die Juden – deren Realismus, wenn man ihn nach dem toten Buchstaben beurteilt, in den Tagen von Moses genauso praktisch und roh war, wie er heute ist9 – vollendeten im Verlauf ihrer Entfremdung von den Göttern ihrer heidnischen Nachbarn ein nationales und levitisches Gemeinwesen mithilfe der Idee, ihr Allerheiligstes als das feierlichste Zeichen ihres Monotheismus hinzustellen – exoterisch; während sie darin nichts als ein universales phallisches System sahen – esoterisch. Während die Kabbalisten nur Ain Soph und die „Götter“ der Mysterien kannten, hatten die Leviten kein Grabmal, keinen Gott in ihrem Adytum, außer der „sakralen“ Bundeslade – ihr „Allerheiligstes“.

Wenn jedoch die esoterische Bedeutung dieser Nische klar gemacht ist, wird der Profane besser imstande sein zu verstehen, warum David sich, vor der Arche des Bundes tanzend, „entblößte“ und so bestrebt war, gering zu erscheinen, um seines „Herrn“ willen und in seinen eigenen Augen niedrig (siehe 2 Samuel 6,16 und 20-22).

Die Arche ist die schiffsförmige Argha der Mysterien. Parkhurst, der darüber für sein griechisches Wörterbuch [SD # 460] eine lange Abhandlung verfasste und in seinem hebräischen Lexikon kein einziges Wort darüber verlauten lässt, erklärt sie folgendermaßen: „᾽Αρχὴ entspricht in dieser Anwendung der hebräischen Rasit oder Weisheit, . . . . ein Wort, das die Bedeutung des Symbols des weiblichen Zeugungsvermögens hatte, die Arg oder Arca, in welcher der Keim der gesamten Natur in den auf jeden Weltenzyklus folgenden Intervallen über dem großen Abgrund schwebte oder brütete.“ Ganz genau; und die jüdische Bundeslade hatte exakt dieselbe Bedeutung; mit dem weiteren Zusatz, dass sie anstelle des schönen und keuschen Sarkophages (dem Symbol des Schoßes der Natur und der Auferstehung), der sich im Sanctum Sanctorum der Heiden befand, die Arche ihrem Aufbau nach realistischer fertigten mit den beiden auf die Lade oder Bundeslade aufgebrachten, sich gegenüberstehenden Cherubim, die ihre Schwingen so ausgebreitet hatten, dass sie eine vollständige Yoni bildeten (wie man sie jetzt in Indien sieht). Abgesehen davon bekräftigte dieses Zeugungssymbol seine Bedeutung durch die vier mystischen Buchstaben des Namens Jehovah, nämlich הוה; oder mit der Bedeutung Jod (membrum Virile, siehe Kabbala); ה (, die Gebärmutter; ו (Vau, einen Haken oder eine Klammer, einen Nagel), und wieder ה (Hé, auch mit der Bedeutung einer „Öffnung“); das Ganze bildete das vollkommene zweigeschlechtige Emblem oder Symbol oder Y (e) H (o) V (a) H, das männliche und weibliche Symbol.

Vergegenwärtigt man sich die wahre Bedeutung des Amtes und Titels der Kadesch Kadschim, der „Heiligen“, oder der „dem Tempel des Herrn Geweihten“ – könnte das „Allerheiligste“ dieser Letzteren auch einen sehr wenig erbaulichen Aspekt enthalten.

Iacchus wieder ist Iao oder Jehovah; und Baal oder Adon war, wie Bacchus, ein phallischer Gott. „Wer wird steigen auf den Berg (die hohe Stätte) Jehovahs“, fragte der heilige König David, „und wer wird stehen an seiner Kaduschu ושדק?“ (Psalm 24,3) Kadesch kann in einem Aspekt weihen, heiligen, für heilig erklären bedeuten und sogar initiieren oder absondern; doch es bedeutet auch den Dienst lasziver Riten (die Venusverehrung), und die korrekte Auslegung des Wortes Kadesch ist ungeschminkt wiedergegeben im Deuteronomium 23,17; Hosea 4,14; und Genesis 38,15-22. Die „heiligen“ Kadeshuth der Bibel waren den Pflichten ihres Amtes nach dasselbe wie die Tänzerinnen der späteren indischen Pagoden. Die hebräischen Kadeschim oder Galli lebten „im Hause Jehovahs, worin die Weiber Wandbehänge webten für Aschera“ oder die Büste der Venus-Astarte, sagt der 7. Vers im 23. Kapitel von 2 Könige.

Der Tanz, den David um die Bundeslade herum aufführte, war der „Reigentanz“, von dem behauptet wird, die Amazonen hätten ihn für die Mysterien vorgeschrieben. Dasselbe gilt auch für den Tanz der Töchter Silos (Richter 21,21, 23 und weitere) und die springenden Propheten Baals (1 Könige 18,26). Er war lediglich charakteristisch für den sabäischen Dienst, denn er stand für die Bewegung der Planeten um die Sonne. Dass der Tanz eine bacchische Raserei war, ist [SD # 461] augenscheinlich. Sistren wurden bei dieser Gelegenheit gebraucht, und der Spott Michals und die Antwort des Königs sind sehr bezeichnend. „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 45.

„Die Arche, in der die Keime aller für die Wiederbevölkerung der Erde notwendigen lebendigen Dinge aufbewahrt sind, stellt das Überleben des Lebens und die Vorherrschaft des Geistes über die Materie durch den Konflikt der gegensätzlichen Kräfte der Natur dar. In der astro-theosophischen Charta des westlichen Ritus entspricht die Arche dem Nabel und ist auf die linke Seite versetzt, die Seite der Frau (des Mondes), der linke Pfeiler von Salomons Tempel – Boas – ist ein Symbol dafür. Durch die Plazenta ist der Nabel mit dem Gefäß verbunden, in welchem die Embryonen der Rasse befruchtet werden. . . Die Arche ist die heilige Argha der Hindus, und ihr Bezug zu Noahs Arche kann leicht durch Schlussfolgerung ermittelt werden, wenn wir erfahren, dass die Argha ein längliches Gefäß war, das von den Hohepriestern im Dienst für Isis, Astarte und Venus-Aphrodite als Opferkelch benützt wurde, allesamt Göttinnen der Fortpflanzungskräfte der Natur oder der Materie – und daher symbolisch die die Keime aller lebendigen Dinge enthaltende Arche.“ („Isis Unveiled“, Bd. II, S. 444) Wer die kabbalistischen Werke von heute und die rabbinischen Interpretationen des Zohars für die echte kabbalistische Lehre des Altertums hält, befindet sich im Irrtum!10 Denn heutzutage, wie schon zu Zeiten Friedrich Schellings, enthält die in Europa und Amerika zugängliche Kabbala kaum mehr als „Ruinen und Bruchstücke, stark entstellte Überreste jenes ursprünglichen Systems, das der Schlüssel zu allen religiösen Systemen ist“ (siehe Prof. Francks „La Kabbale“, Vorwort). Das älteste System und die [SD # 462] chaldäische Kabbala waren identisch. Die spätesten Wiedergaben des Zohars entstammen den Synagogen der frühen Jahrhunderte – d. h. der dogmatischen und unnachgiebigen Thora.

Die „Königskammer“ in der Cheopspyramide ist somit ein ägyptisches „Allerheiligstes“. Zur Zeit der Initiationsmysterien musste der Kandidat, der den Sonnengott darstellte, in den Sarkophag herabsteigen und den Energie verleihenden Strahl darstellen, der in den fruchtbaren Schoß der Natur eintritt. Am Morgen danach versinnbildlichte er, wieder aus ihm aufsteigend, die Auferstehung des Lebens nach der als Tod bezeichneten Veränderung. In den Großen Mysterien dauerte sein sinnbildlicher Tod zwei Tage, worauf er sich am dritten Morgen mit der Sonne erhob, nach einer letzten Nacht grausamer Prüfungen. Während der Postulant die Sonne darstellte – das alles belebende Gestirn, das jeden Morgen „wiederaufersteht“, nur um allem Leben zu spenden – stand der Sarkophag symbolisch für das weibliche Prinzip. Jedenfalls in Ägypten; seine Form und Gestalt waren in jedem Land unterschiedlich, doch es blieb immer ein Gefäß, ein symbolisches Navis oder bootförmiges Gefährt, und symbolisch ein Behälter der Keime oder des Lebenskeims. In Indien ist es die „goldene“ Kuh, durch die der brahmanistische Anwärter hindurchgehen muss, wenn er danach verlangt, ein Brahmane zu sein und ein Dvija („ein zweites Mal wiedergeboren“) zu werden. Die mondsichelförmige Argha der Griechen war das Sinnbild der Himmelskönigin – Dianas oder des Mondes. Sie war die große Mutter aller Existenzen, so wie die Sonne der Vater. Die Juden, sowohl vor als auch nach ihrer Metamorphose Jehovahs in einen männlichen Gott, beteten Astoreth an, was Jesaja zu der Erklärung veranlasste: „Eure Neumonde und eure Festzeiten hasst meine Seele“ (Jesaja 1,14); womit er offensichtlich ungerecht war. Als Form öffentlichen Dienstes hatten Astoreth und das Neumondfest (der zunehmenden Argha) keine schlechtere Bedeutung als der verborgene Sinn des Mondes im Allgemeinen, der kabbalistisch unmittelbar mit Jehovah verknüpft und ihm geweiht war, wie wohl bekannt ist; mit dem einzigen Unterschied jedoch, dass der eine der weibliche und der andere der männliche Aspekt des Mondes und des Sternes Venus war.

Die Sonne (der Vater), der Mond (die Mutter) und Merkur-Thot (der Sohn) waren die älteste Dreieinigkeit der Ägypter, die sie in Osiris, Isis und Thoth (Hermes) personifizierten. In der ΠΙΣΤΙΣ ΣΟΦΙΑ sind die in zwei Dreiheiten und den höchsten Gott (die Sonne) eingeteilten sieben großen Götter: die niederen Τριδυνάμεις, deren Kräfte jeweils in Mars, Merkur und Venus residieren; und die höhere Dreiheit („die drei unsichtbaren Götter“), die in Mond, Jupiter und Saturn wohnen (vide §§ 359 und 361 et seq.).

Das bedarf keines Beweises. Astoreth war in einem Sinn ein unpersönliches Natursymbol, das Schiff des Lebens, das die Keime allen Daseins durch den grenzenlosen Sternenozean trägt. Und wenn sie nicht mit Venus identifiziert wurde, der Opferkuchen und -brot dargebracht wurde wie allen anderen „Himmelsköniginnen“, war Astoreth der Widerschein der [SD # 463] chaldäischen „Nuah, der universalen Mutter“ (des weiblichen Noah, die mit der Arche identifiziert wird), und der weiblichen Dreiheit Ana, Belita und Davkina. Zu einer Einheit verschmolzen wurde sie zur „Höchsten Göttin, Herrscherin der tiefen Unterwelt, Mutter der Götter, Königin der Erde und Königin der Fruchtbarkeit“. Später wurde Belita oder Damti (die See), die Mutter der Stadt Erech (der großen chaldäischen Nekropole), zu Eva; und heute ist sie in der lateinischen Kirche die Jungfrau Maria, dargestellt als auf der Mondsichel stehend, und zeitweilig auf der Erdkugel, um das Programm zu variieren. Die Navis oder schiffförmige Form der Mondsichel, die all diese gemeinsamen Symbole des Lebensschiffes wie die Arche Noah, die Yoni der Hindus und die Bundeslade in sich vereint, ist das weibliche Symbol der universalen „Mutter der Götter“ und ist heute als ihr christliches Symbol in jeder Kirche als das Kirchenschiff (von navis, das Schiff) zu finden.11 Die Navis – das siderische Gefäß – wird vom Geist des Lebens befruchtet, dem männlichen Gott; oder, wie es der gelehrte Kenealy (in seiner „Apokalypse“) sehr treffend formuliert – dem Heiligen Geist. In der religiösen Symbologie des Westens war der Halbmond der männliche und der Vollmond der weibliche Aspekt dieses universalen Geistes. „Das mystische Wort Alm, das der Prophet Mohammed vielen Kapiteln des Korans voran setzte, spielt auf sie als Alm an, die unbefleckte Jungfrau der Himmel. Und – da das Erhabene immer in das Lächerliche übergeht – haben wir von dieser Wurzel Alm das Wort Almeh abzuleiten – die ägyptischen Tanzmädchen. Die Letzteren sind „Jungfrauen“ von derselben Art wie die Nautchis in Indien und die (weiblichen) Kadeschim, die Heiligen der jüdischen Tempel (Jehovah geweiht, der beide Geschlechter repräsentierte), deren heilige Funktionen in den israelitischen Heiligtümern identisch waren mit jenen der Nautchis.

Nun erklärt Eustathius, dass ( ΙΩ) IO den Mond bedeutet, im Dialekt der Argier; und auch in Ägypten war dies einer der Namen desselben. Jablonski aber erklärt: „ΙΩ, Ioh, Ægyptiis Lunam significat neque habent illi in communi sermonis usu, aliud nomen quo Lunam, designent præter I0.“ Der Pfeiler und Kreis (IO), die heute die erste Dezimalzahl bilden, standen bei Pythagoras für die in der Tetraktys12 enthaltene vollkommene Zahl – die später eine vorzugsweise phallische Zahl darstellte – vor allem bei den Juden, bei denen sie der männliche und weibliche Jehovah ist.

Ein Gelehrter erklärt das folgendermaßen:

[SD # 464] „Auf dem Rosettastein von Uhlemann finde ich das Wort muth, auch bei Seyffarth, den Namen des einen Zeitabschnitt bezeichnenden Mondes, somit des Mondmonats aus der Hieroglyphe mit und als Determinativen, also das koptische I O H, oder J V H. Das hebräische וה kann ebenfalls als I O H gebraucht werden, denn der Buchstabe yau oder ו wurde für o und für u sowie für v oder w benutzt. Und das vor der Massora, die den Punkt . so anwendete: = o, = u und ו = v oder w. Nun hatte ich bei einer ursprünglichen Suche herausgefunden, dass die große unterscheidende Funktion des Gottesnamens Jehovah ist, den ursächlichen Einfluss des Mondes für die Zeugung zu benennen und seinen genauen Wert als das Mondjahr im natürlichen Maß der Tage festzulegen, wie Sie voll und ganz sehen werden. . . . Und hier ist das linguistisch gleiche Wort aus einer viel älteren Quelle; nämlich aus dem Koptischen oder vielmehr aus dem Altägyptischen zur Zeit des Koptischen.“ . . . . (aus einem Manuskript)

Das ist umso bemerkenswerter, wenn die Ägyptologie es mit dem Wenigen vergleicht, was sie von der thebanischen Dreiheit weiß – die sich aus Amun, Muth (oder Mut) und ihrem Sohn Khonsu zusammensetzte. Diese Dreiheit war, wenn vereint, im Mond als ihrem gemeinsamen Symbol enthalten; und wenn sie getrennt war, war Khonsu der Gott Lunus und wurde so mit Thoth und Ptah verwechselt. Seine Mutter Mut(h) – der Name bedeutet, nebenbei bemerkt, Mutter und nicht Mond, welcher lediglich ihr Symbol war – wird die „Himmelskönigin“ genannt; die „Jungfrau“ etc. etc., da sie ein Aspekt von Isis, Hathor und anderen Muttergöttinnen war. Sie war weniger die Frau als die Mutter Amuns, dessen eindeutiger Titel „Gemahl seiner Mutter“ lautet. In einer Statuette aus Bulaq, Kairo, ist diese Dreiheit als Mumiengott dargestellt (Nummer 1981 Seraphim, griechische Periode), der drei verschiedene Zepter in seiner Hand hält und die Mondscheibe auf seinem Haupt trägt, wobei die charakteristische Haartracht die Absicht zeigt, mit der Statuette einen kindlichen Gott, oder die „Sonne“, in der Dreiheit darzustellen. Er war in Theben der Gott der Schicksale und erscheint unter zwei Aspekten. 1. Als „Khonsu, der Mondgott und Herr von Theben, Nofir-hotpu – ‘der sich in vollkommener Ruhe befindet’; und 2. als Khonsu Iri-sokhru oder ‘Khonsu, der das Schicksal ausführt’: Ersterer bereitet die Ereignisse vor und entwirft sie für die, die unter seinem Zeugungseinfluss geboren sind; Letzterer setzt sie in Handlung um.“ (Siehe Masperos „Guide du Visiteur“) Durch theogonische Permutationen wird Amun zu Horus, Hor-Amun, und eine Statuette aus der saïtischen Periode zeigt, wie Mut(h)-Isis ihn säugt (Abydos). In dieser umgewandelten Dreiheit wird Khonsu seinerseits zu Thoth-Lunus, „der die Rettung bewirkt“. Seine Stirn ist mit dem Kopf eines Ibis gekrönt, der mit der Mondscheibe und dem Diadem namens Iotef dekoriert ist.

Nun spiegeln sich diese Symbole sicherlich alle im biblischen Yave oder Jehovah wieder (einige glauben, sie seien identisch mit ihm). [SD # 465] Das wird jedem klar, der „The Source of Measures“ oder „Hebrew-Egyptian Mystery“ liest und seine unabstreitbaren, klaren und mathematischen Beweise dafür versteht, dass die esoterischen Grundlagen, oder das für die Erbauung der Großen Pyramide genutzte System, mit den architektonischen Maßzahlen von Salomons Tempel (sei der Letztere mythisch oder wirklich), von Noahs Arche und der Bundeslade übereinstimmen. Wenn irgendetwas auf der Welt den Streit darüber beenden kann, ob die alten ebenso wie die späteren (nachbabylonischen) Juden, und insbesondere die Ersteren, ihre Theogonie und Religion auf eben derselben Grundlage aufbauten, wie alle Heiden es taten, dann ist es das fragliche Werk.

Und nun ist es vielleicht angebracht, den Leser an das zu erinnern, was wir in unserem Werk „Isis entschleiert“ über I A O gesagt haben.

„Keine andere Gottheit bietet derartig viele Etymologien wie Jaho, und es gibt keinen Namen, der auf so unterschiedliche Weise ausgesprochen werden kann. Allein durch die masoretische Vokalisation schafften es die späteren Rabbiner, Jehovah als ‘Adonai’ zu lesen, wie Philo von Byblos es in griechischen Buchstaben ΙΕΥΩ – IEVO schreibt. Theodoret sagt, dass die Samaritaner es Jahé (Yahva) aussprachen und die Juden Yaho; was es zu I – Ah – O machen würde, wie wir gezeigt haben. Diodoros stellt fest, dass ‘sie bei den Juden erzählen, Moses hätte den Gott Iao genannt’. Auf der Basis der Bibel selbst behaupten wir, dass Moses das Wort Jaho vor seiner Initiation durch seinen Schwiegervater Jethro niemals kannte.“13

Das Obige wird in einem privaten Brief von einem sehr gelehrten Kabbalisten bestätigt. In Stanze IV und anderswo wird gesagt, dass Brahman (Neutrum), das von den Orientalisten so leichthin und häufig verwechselt wird mit Brahmâ – männlich –, exoterisch manchmal als Kalahansa bezeichnet wird (Schwan in der Ewigkeit), und die esoterische Bedeutung von A-ham-sa ist gegeben (Ich – bin – er, so’ham entspricht also sah „Er“ und aham „Ich“ – ein mystisches Anagramm und eine Permutation. Es ist auch der „viergesichtige“ Brahmâ, der Chatur Mukha (der vollkommene Würfel), der sich innerhalb und aus dem unendlichen Kreis bildet, und das ist eine weitere Erklärung für die Verwendung der 1, 3, 5 und =14 für die esoterische Hierarchie der Dhyan Chohans. Dazu gibt der genannte Korrespondent den folgenden Kommentar:

„Ich denke, es kann überhaupt nicht daran gezweifelt werden, dass 1, 3, 5 und zweimal 7, und ganz besonders 13.514, das auf einem Kreis als 31415 (oder als der Wert von π) gelesen werden kann, damit zu tun haben; insbesondere im Hinblick auf Symbole wie Sacr,14 ‘Chakra’ oder auf den Kreis Vishnus.

Aber lassen Sie mich Ihre Beschreibung einen Schritt weiterführen: – Sie sagen, ‘die Eine aus dem [SD # 466] Ei, die Sechs und die Fünf (siehe Band I, Stanze IV), ergeben die Zahl 1.065, den Wert des Erstgeborenen’ . . . . . . Wenn das so ist, dann haben wir in 1.065 den berühmten Namen Jehovahs, Jve oder Jave, oder Jupiter, und durch Verwandlungen von ה in נ oder h in n erhalten wir dann ונ oder die lateinische Jun oder Juno, die Grundlage des Chinesischen Rätsels, die Schlüsselmaße von Sni (Sinai) und Jehovah, der auf diesen Berg herabsteigt, dessen Zahlen (1.065) nichts anderes darstellen als die Anwendung unseres Verhältnisses von 113 zu 355, weil 1.065 = 533 x 3, der Umfang eines Kreises mit dem Durchmesser von 113 x 3 = 339. So zeigt der Erstgeborene von Brahmâ-Prajapati (oder jedem beliebigen Demiurgen) die Vermaßung eines Kreisverhältnisses vom Chakra (oder Vishnu), und die göttliche Offenbarung nimmt die Form des Lebens und des Erstgeborenen an, wie bereits oben erläutert.

Es ist eine höchst einzigartige Angelegenheit: Am Eingang zur Königskammer beträgt der Abstand von der Oberfläche der Großen Stufe15 oder der großen Galerie bis zu ihrem höchsten Punkt den sorgfältigen Messungen Piazzi Smyths zufolge 339 Zoll. Zieht man einen Kreis mit diesem Radius um den Mittelpunkt A, wird der Durchmesser dieses Kreises 339 x 2 = 678 betragen, und diese Zahl ist das Ergebnis des Ausdrucks, und sie steht auch für den Raben in den Szenen und Bildern von Noahs Flut mit ‘Tauben und Raben’; (der Radius wird so gewählt, dass er die Hälfte von 1.065 beträgt), denn 113 (Mensch) x 6 = 678; und der Durchmesser eines Umfangs von 1.065 x 2 – so haben wir hier eine Andeutung des kosmischen Menschen auf diesem hohen Grad oder auf der Stufe am Eingang der Königskammer (des Allerheiligsten) – die der Schoß ist. Nun ist dieser Gang so niedrig, dass ein Mensch sich bücken muss, wenn er eintreten will. Ein aufrecht stehender Mensch ist 113, und gebrochen oder sich bückend wird er zu oder Jehovah. D. h., er personifiziert16 ihn beim Betreten des Allerheiligsten. Aber nach der hebräischen Esoterik war Jehovahs Hauptfunktion Kinder zu schenken etc., und das, weil er den Zahlen seines Namens zufolge das Maß des Mondjahres war, der Zeitzyklus, der aufgrund seines Faktors 7 (sieben) so stark mit den Perioden der Erweckung des Lebens, der Lebensfähigkeit und des Zeugungsvorgangs verknüpft war, dass er deshalb für seine Verursachung der Zeugungstätigkeit verehrt und angebetet wurde.“

Diese Entdeckung verbindet Jehovah noch stärker mit allen anderen solaren und lunaren Schöpfungs- und Zeugungsgöttern, und insbesondere mit „König“ Soma, dem indischen Deus Lunus, dem Mond, und zwar wegen des esoterischen Einflusses, der diesem Planeten im Okkultismus zugeschrieben wurde. Dafür existieren auch in der hebräischen Überlieferung selbst noch weitere Bestätigungen. Adam wird bei [SD # 467] Maimonides (More Nevochim, „Führer der Unschlüssigen“ – tatsächlich!) in zwei Aspekten besprochen; als Mensch, gleich allen anderen von einem Mann und einer Frau geboren und – als Prophet des Mondes. Der Grund dafür ist jetzt offenbar gemacht und muss erklärt werden.

Der für den großen „Vorfahren der menschlichen Rasse“ gehaltene Adam wurde, Adam Kadmon gleich, nach dem Bilde Gottes erschaffen – ein priapisches Bild also. Die hebräischen Worte Sacr und N’cabvah sind, wörtlich übersetzt, Lingam (Phallus) und Yoni (Kreis), trotzt der biblischen Übersetzung mit „Mann und Frau“ (Genesis 1,27). Dort ist zu lesen: „Und Gott schuf ‘den Menschen in seinem Bilde’ . . . . . im Bilde Gottes schuf er ihn, männlich und weiblich erschuf er sie“, den androgynen Adam Kadmon. Nun ist dieser kabbalistische Name nicht der eines lebenden Menschen, nicht einmal der eines menschlichen oder göttlichen Wesens, sondern vielmehr bezeichnet er die beiden Geschlechter oder Fortpflanzungsorgane, die im Hebräischen mit der üblichen Aufrichtigkeit der vorzugsweise biblischen Sprache Sacr und N’cabvah genannt werden;17 diese beiden sind also das Bild, in welchem „der Herrgott“ gewöhnlich seinem auserwählten Volk erschien. Dass es sich so verhält, wurde mittlerweile von nahezu alle Symbologen und hebräischen Gelehrten sowie auch durch die Kabbala unabstreitbar bewiesen. Daher ist Adam in einem Sinn Jehovah. Das macht eine andere allgemeine Überlieferung des Ostens klar, die in Gregories „Notes and Observations Upon several Passages in Scripture“ (1684, Bd. 1, S. 120-121) erwähnt und von Hargrave Jennings in seinem „Phallicism“ angeführt wird: „Dass Adam von Gott befohlen wurde, sein toter Körper solle über der Erde aufbewahrt werden, bis er von einem Priester des höchsten Gottes in die Mitte der Erde verbracht werde.“ Deshalb „betete Noah in der Arche jeden Tag vor Adams Leib“, oder vor dem Phallus in der Arche oder wiederum vor dem Allerheiligsten. Wer Kabbalist und mit der unaufhörlichen Umwandlung biblischer Namen vertraut ist, wird verstehen, was gemeint ist, sobald er sie numerisch und symbolisch interpretiert. Die zwei Worte, aus denen Jehovah zusammengesetzt ist, „bilden die ursprüngliche Idee des Männlich-Weiblichen als Urheber der Geburt, denn das war das Membrum virile, und Hovah war Eva“. Auf diese Weise . . . „nimmt die vollkommene Eins als Urheberin der Maße auch die Form des Geburtsursprungs an, als hermaphroditische Eins; daher die phallische Verwendung der Form.“ („Source of Measures“, S. 159) Außerdem zeigt derselbe Verfasser, und beweist es numerisch und geometrisch, dass (a) Arets, Erde, Adam, Mensch und H-adam-h miteinander verwandt und in der Bibel in einer Form personifiziert sind, und zwar als der ägyptische und der hebräische Mars, der Gott der Zeugung; und (b) dass Jehovah oder „Jah [SD # 468] Noah ist, oder Jehovah ist Noah wäre im Hebräischen חנ, oder im Englischen buchstäblich Inch“.

Das Obige liefert dann einen Schlüssel zu den erwähnten Überlieferungen. Noah, eine göttliche Permutation, der vermutete Heiland der Menschheit, der die Keime aller lebendigen Dinge in seiner Arche oder Argha (dem Mond) trägt, verehrt den „Leichnam Adams“, jenen Körper, der das Abbild des Schöpfers und selbst ein Schöpfer ist. Daher wird Adam der „Prophet des Mondes“ oder Argha oder des „Allerheiligsten“ des (Yod) genannt. Das zeigt auch den Ursprung des jüdischen Volksglaubens, das Gesicht von Moses sei im Mond zu erkennen – d. h. in der Form der Flecken. Denn Moses und Jehovah sind kabbalistisch wiederum Permutationen, wie gezeigt wurde. Der Verfasser von „Source of Measures“ sagt (S. 271): „In Bezug auf Moses und seine Werke ist eine Tatsache zu wichtig, als dass sie übergangen werden könnte. Wo er vom Herrn in Bezug auf seine Sendung unterwiesen wird, ist der von der Gottheit angenommene Kraftname Ich bin der ich bin, wobei die hebräische Worte lauten:

ההא־רשא־ההא

eine andere Lesart von הוה. Nun ist Moses השם, und hat den Wert 345. Dazu kommen noch die Werte der neuen Form des Namens Jehovah, 21 + 501 + 21 = 543, oder, rückwärts gelesen, 345; wodurch gezeigt wird, dass Moses in dieser Kombination eine Form Jehovahs ist. 21 ÷ 2 = 10,5 oder rückwärts 501, so dass das asher oder der in Ich bin der ich bin lediglich eine Anleitung ist für die Anwendung von 21 oder 7 × 3 ; 5012 = 251 +, eine sehr wertvolle Pyramidenzahl etc. etc.

Zum klareren Verständnis für Nichtkabbalisten stellen wir es wie folgt dar: „Ich bin der ich bin“ heißt im Hebräischen:

Addiere die Zahlwerte dieser einzelnen Worte und erhalte:

(Was sich auf die Herabkunft auf den Berg im Feuer bezieht, um den Menschen zu erschaffen etc. etc.); es wird dahingehend erklärt, dass es nichts anderes sei als eine Kontrolle und die Anwendung der Zahlwerte der Berge; denn: Auf der einen Seite haben wir 10 + 5 + 6 = 21, unten in der Mitte 501, und auf der anderen Seite 6 + 5 + 10 = 21 (vom selben Autor; siehe § XXII, „The Symbolism of the Mystery Name IAO and Jehovah“).

Somit ist der Beweis erbracht, dass sowohl das „Allerheiligste“ der Kabbalisten als auch das der Rabbiner ein internationales Symbol und Allgemeingut ist. Keines der beiden hat seinen Ursprung bei den Hebräern. Doch infolge des allzu fantasielosen Umgangs der halbinitiierten Leviten erlangte das Symbol bei ihnen eine Bedeutung wie bis zum heutigen Tag bei kaum einem anderen Volk, [SD # 469] die von den wahren Kabbalisten ursprünglich niemals beabsichtigt war. Der Lingam und die Yoni des modernen Durchschnittsinders sind auf den ersten Blick sicherlich nicht besser als das „Allerheiligste“ der Rabbiner – aber auch nicht schlechter; und das ist ein Gewinnpunkt gegen die christlichen Verleumder der asiatischen Religionsphilosophien. Denn in solchen religiösen Mythen, in der verborgenen Symbolik eines Glaubensbekenntnisses und einer Philosophie, sollte der Geist der vorgelegten Lehrsätze über ihren relativen Wert entscheiden. Und wer wird behaupten, diese auf die eine oder andere Art untersuchte und sich ausschließlich auf den Nutzen und Vorteil einer kleinen Nation beziehende sogenannte „Weisheit“ hätte in ihr jemals so etwas wie eine nationale Ethik entwickelt? Die Propheten sind dazu da, den Lebensweg des auserwählten, aber „halsstarrigen“ Volkes vor, während und nach den Tagen von Moses zu zeigen. Dass sie einstmals die Weisheitsreligion und den Gebrauch ihrer universalen Sprache und deren Symbole besaßen und zu ihrer Verfügung hatten, wird durch das Vorhandensein derselben Esoterik bewiesen, die bis zum heutigen Tag in Indien in Bezug auf das „Allerheiligste“ existiert. Das, wie bereits gesagt, war und ist immer noch der Durchgang durch die „goldene“ Kuh in derselben gebückten Haltung, welche die Galerie in der Pyramide erforderlich machte, was den Menschen in der hebräischen Esoterik mit Jehovah identifizierte. Der ganze Unterschied liegt im Geist der Auslegung. Bei den Indern wie auch bei den alten Ägyptern war und ist dieser Geist vollständig metaphysisch und psychologisch; bei den Hebräern war er reell und physiologisch. Er deutete auf die erste geschlechtliche Trennung der menschlichen Rasse hin (Eva, die Kain-Jehovah gebar, wie in „Source of Measures“ gezeigt wird); auf den Vollzug der irdischen physiologischen Vereinigung und Empfängnis (wie in der Allegorie von Kain, der Abels Blut vergießt – Habel, das weibliche Prinzip) und – auf das Gebären der Kinder; ein Prozess, der in der dritten Rasse begann, wie bereits gezeigt, oder mit Adams drittem Sohn, Seth, mit dessen Sohn Henoch die Menschen begannen, sich selbst Jehovah oder Jah-hovah zu nennen, den männlichen Jod und Havah oder Eva – nämlich männliche und weibliche Wesen.18 Somit liegt der Unterschied in dem religiösen und ethischen Empfinden, aber die beiden Symbole sind identisch. Es besteht kein Zweifel, dass bei den vollständig initiierten jüdischen Tannaim die innere Bedeutung der Symbolik in ihrer Abstraktion genauso heilig war wie bei den alten arischen Dvijas. Die Verehrung des „Gottes in der Bundeslade“ beginnt erst mit David; und ein Jahrtausend lang kannte Israel keinen phallischen Jehovah. Und nun wurde die alte, wieder und wieder bearbeitete Kabbala damit befleckt.

Für die alten Arier war die verborgene Bedeutung großartig, erhaben und poetisch, wie sehr auch die äußere Erscheinung ihres Symbols dieser Behauptung heute widersprechen mag. Die Zeremonie des Durchgangs durch [SD # 470] das Allerheiligste (heute durch die Kuh symbolisiert), anfänglich durch den Tempel Hiranyagarbha (das Goldene Ei) repräsentiert – der selbst ein Symbol der universalen, abstrakten Natur ist – bedeutete spirituelle Empfängnis und Geburt oder vielmehr die Wiedergeburt des Individuums und seine Erneuerung; der sich bückende Mensch am Eingang des Sanctum Sanctorum, bereit, die Matrix von Mutter Natur zu durchlaufen, oder das physische Geschöpf, bereit dazu, wieder zu dem ursprünglich spirituellen Wesen zu werden, dem vorgeburtlichen Menschen. Bei den Semiten stand dieser sich bückende Mensch für den Fall des Geistes in die Materie, und dieser Fall und die Erniedrigung wurden von ihnen verherrlicht, was zur Folge hatte, dass damit die Gottheit auf die menschliche Ebene herab gezerrt wurde. Für den Arier bedeutete das Symbol die Trennung des Geistes von der Materie, dass er zu seiner ursprünglichen Quelle zurückkehrte und in sie versank; für den Semiten die Vermählung des spirituellen Mannes mit der materiellen weiblichen Natur, wobei das Physiologische den Vorrang vor dem Psychologischen und dem rein Immateriellen einnahm. Die arischen Anschauungen über die Symbolik entsprachen jenen der gesamten heidnischen Welt; die semitischen Interpretationen gingen von einem kleinen Stamm aus und waren vor allem die eines kleinen Stammes, wodurch seine nationalen Merkmale und die eigentümlichen Mängel gekennzeichnet wurden, die bis heute auf viele Juden zutreffen – grober Realismus, Selbstsucht und Sinnlichkeit. Durch ihren Vater Jakob hatten sie einen Handel mit ihrer sich über alle anderen erhebenden Stammesgottheit abgeschlossen und einen Bund, dass sein „Same sein solle wie der Staub der Erde“; und von da an konnte es kein besseres Bild für diese Gottheit geben als das Zeugungssymbol sowie eine sie repräsentierende Zahl und Zahlen.

Carlyle fand weise Worte für diese beiden Nationen. Bei den indischen Ariern – dem metaphysischsten und spirituellsten Volk auf der Erde – ist seinen Worten zufolge die Religion immer Folgendes gewesen: „Ein immerwährender Leitstern, der umso heller am Himmel erstrahlt, je dunkler hier die Nacht auf Erden um ihn wird.“ Die Religion der Hindus löst ihn von dieser Erde; daher ist selbst heute noch das Symbol der Kuh in seiner inneren Bedeutung eines der großartigsten und philosophischsten von allen. Auf die „Meister“ und „Herren“ der europäischen Mächte – die Israeliten – treffen gewisse Worte Carlyles in noch wunderbarerer Weise zu; für sie „ist Religion eine weise, überlegte Empfindung, auf bloßer Berechnung basierend“ – und das war sie von Anfang an. Nachdem sie sich das aufgeladen hatten, fühlten sich die christlichen Nationen dazu verpflichtet, sie auf Kosten aller anderen Religion zu verteidigen und zu poetisieren.

Bei den alten Nationen war das nicht so. Für sie stand der Eingang der Passage und der Sarkophag in der Königskammer für Regeneration – und nicht für Zeugung. Es war das erhabenste Symbol, ein Allerheiligstes in der Tat, in welchem unsterbliche Hierophanten und „Söhne Gottes“ geschaffen wurden – niemals sterbliche Menschen und Söhne der Lust und des Fleisches – dem heutigen verborgenen Sinn der semitischen Kabbalisten entsprechend. Der Grund für die Verschiedenheit in den Anschauungen der beiden Rassen ist leicht zu erklären. Der arische Inder gehört den ältesten heute auf der Erde existierenden Rassen an, der semitische Hebräer den jüngsten. Die eine weist ein [SD # 471] Alter von ungefähr einer Million Jahre auf, die andere stellt eine kleine Unterrasse dar mit einem Alter von etwa 8.000 Jahren und nicht mehr.19

Der Phallusdienst entwickelte sich jedoch erst mit dem allmählichen Verlust der Schlüssel zu der inneren Bedeutung der religiösen Symbole; und es gab eine Zeit, da die Israeliten einen ebenso reinen Glauben besaßen wie die Arier. Aber jetzt ist der Judaismus, der einzig auf den Phallusdienst aufgebaut ist, zu einem der jüngsten Glaubensbekenntnisse Asiens geworden und theologisch eine Religion des Hasses und der Böswilligkeit gegen jeden und alles außerhalb ihrer selbst. Philo Judaeus zeigt, was der echte hebräische Glaube war. Die heiligen Schriften, sagt er, schreiben vor, was wir tun sollten . . . , die Heiden und ihre Gesetze und Institutionen zu hassen. Nach außen hassten sie den Baal- oder Bacchusdienst, im Geheimen ließen sie aber zu, dass seine schlechtesten Züge befolgt wurden; und bei den talmudischen Juden wurden die erhabenen Symbole der Natur am stärksten entweiht. Bei ihnen wurde, wie jetzt durch die Entdeckung des Schlüssels zur korrekten Interpretation der Bibel gezeigt wird, die Geometrie, die fünfte göttliche Wissenschaft („fünfte“, weil sie der fünfte Schlüssel in der Reihe der sieben Schlüssel zur universalen esoterischen Sprache und Symbologie ist) entweiht, und von ihnen wurde sie zur Verhüllung der höchst irdischen und grob geschlechtlichen Mysterien verwendet, in welchen sowohl die Gottheit als auch die Religion erniedrigt wurden.

Es wird uns gesagt, dass genau dasselbe auf unseren Brahmâ-Prajapati, auf Osiris und alle anderen schöpferischen Götter zutrifft. So ist es, wenn ihre Riten exoterisch und äußerlich beurteilt werden; das Gegenteil, wenn ihre innere Bedeutung entschleiert wird, wie wir sehen. Der indische Lingam ist identisch mit „Jakobs Pfeiler“ – das kann nicht bestritten werden. Der Unterschied scheint jedoch, wie gesagt, in der Tatsache zu bestehen, dass die esoterische Bedeutung des Lingams wahrhaftig zu heilig und metaphysisch war, als dass sie den Profanen und der Allgemeinheit hätte geoffenbart werden können. Daher wurde ihr oberflächlicher Schein den Spekulationen der Menge überlassen. Auch hätten sich der arische Hierophant und der Brahmane in ihrer stolzen Abgeschlossenheit und der Zufriedenheit ihres Wissens nicht der Mühe unterzogen, seine ursprüngliche Nacktheit unter schlau ersonnenen Fabeln zu verbergen; wohingegen der Rabbi, nachdem er das Symbol entsprechend seiner eigenen Neigungen interpretiert hatte, die rohe Bedeutung verschleiern musste; und das diente einem doppelten Zweck – dem, sein Geheimnis für sich selbst zu behalten und [SD # 472] sich in seinen angeblichen Monotheismus über die Heiden zu erheben, die zu hassen ihm sein Gesetz gebot.20 Ein Gebot, das jetzt auch von den Christen freudig angenommen wird, trotz eines anderen und späteren Gebotes – „Liebet einander“. Indien und auch Ägypten hatten und haben beide ihre heiligen Lotusse, die dasselbe „Allerheiligste“ symbolisieren – den im Wasser wachsenden Lotus, ein doppelt weibliches Symbol – den Träger seines eigenen Samens und die Wurzel von allem. Sowohl Viraj als auch Horus sind aus der androgynen Natur emanierende männliche Symbole, der eine aus Brahmâ und seinem weiblichen Gegenstück Vach, der andere aus Osiris und Isis – niemals aus dem einen unendlichen Gott. In den jüdisch-christlichen Systemen verhält es sich anders. Der Lotus, der Brahmâ enthält, das Universum, wird so dargestellt, als wachse er aus Vishnus Nabel hervor, dem zentralen Punkt in den Wassern des unendlichen Raumes, und Horus entspringt aus dem Lotus des himmlischen Nils – all diese abstrakten pantheistischen Ideen werden in der Bibel verkümmert und irdisch konkretisiert: Man ist beinahe geneigt zu behaupten, sie seien in ihrer esoterischen Darstellung gröber und noch anthropomorphischer als in ihrer exoterischen. Nimmt man beispielsweise ein und dasselbe Symbol, selbst in seiner christlichen Anwendung; die Lilien in der Hand des Erzengels Gabriel (Lukas 1,28). Im Hinduismus – ist das „Allerheiligste“ eine universale Abstraktion, dessen handelnde Personen der unendliche Geist und die Natur sind; im christlichen Judaismus ist es ein persönlicher Gott, außerhalb jener Natur, und der menschliche Schoß – Eva, Sarah etc. etc.; somit ein anthropomorphischer, phallischer Gott, und sein Bild – der Mensch.

Somit wird behauptet, dass im Hinblick auf den Inhalt der Bibel eine von beiden Hypothesen zugelassen werden muss. Entweder lag hinter dem symbolischen Stellvertreter – Jehovah – die unbekannte, unerkennbare Gottheit, der kabbalistische Ain Soph; oder die Juden sind von Anfang an nichts Besseres gewesen als die buchstabengetreuen Lingam21-Verehrer des heutigen Indiens. Wir behaupten, das Erstere sei der Fall gewesen, und dass daher die geheime oder esoterische Verehrung der Juden derselbe Pantheismus war, welcher den Vedanta-Philosophen heute zum Vorwurf gemacht wird; Jehovah war ein Stellvertreter für die Zwecke eines exoterischen nationalen Glaubens, und er besaß keine Bedeutung oder Wirklichkeit in den Augen der gebildeten Priester und Philosophen – der Sadduzäer, [SD # 473] der feinsten und gelehrtesten aller israelitischen Sekten, die mit ihrer verachtungsvollen Ablehnung sämtlicher Glaubensrichtungen mit Ausnahme des Gesetzes als lebendiger Beweis dastehen. Denn wie konnten jene, die das erstaunliche, heute als die Bibel bekannte System ersonnen hatten oder ihre Nachfolger, die wussten, so wie es alle Kabbalisten wissen, dass es als volkstümliche Blende ersonnen worden war – wie konnten sie, fragen wir, ein derartiges phallisches Symbol sowie eine Zahl verehren, als die Jehovah in den kabbalistischen Werken ganz unleugbar gezeigt wird? Wie konnte irgendeiner, der sich der Bezeichnung eines Philosophen als würdig erwies und die wirklich geheime Bedeutung ihres „Pfeilers Jakobs“ kannte, ihrer Bethels, ihrer ölgesalbten Phalli und ihrer „bronzenen Schlange“, ein derartig grobes Symbol verehren und ihm dienen, darin ihren „Bund“ sehend – den Herrn selbst! Möge sich der Leser an den Gemara Sanhedrin wenden und selbst urteilen. Wie verschiedene Schriftsteller zeigten und in Hargrave Jennings „Phallicism“ (S. 67) brutal festgestellt wird: „Wir wissen aus den jüdischen Aufzeichnungen, dass die Lade eine Steintafel enthielt. . . . dieser Stein war phallisch und doch identisch mit dem heiligen Namen Jehovah . . . der in nicht punktiertem Hebräisch mit vier Buchstaben geschriebene J-E-V-E oder JHVH ist (das H ist lediglich ein Hauchlaut und dasselbe wie E). Dieses Verfahren lässt uns die beiden Buchstaben I und V (oder in einer anderen Form U) übrig; wenn wir dann das I in das U setzen, haben wir das ‘Allerheiligste’; wir haben auch den Linga und die Yoni und Argha der Inder, den Iswara und ‘höchsten Herrn’; und hier haben wir das ganze Geheimnis seiner mystischen oder erzhimmlischen Bedeutung, in sich selbst bestätigt durch seine Wesensgleichheit mit dem Linyoni (?) der Bundeslade.“

Die biblischen Juden von heute stammen nicht von Moses ab, sondern von David – selbst wenn man die Identität der alten und echten mit den späteren und umgestalteten mosaischen Schriftrollen zugesteht. Vor jener Zeit ist ihre Nationalität in den Nebeln vorgeschichtlicher Finsternis verloren, von der wir jetzt den Schleier so weit lüften als Platz dafür zur Verfügung steht. Die nachsichtigsten Kritiker könnten das Alte Testament lediglich auf die Zeit der babylonischen Gefangenschaft beziehen, als die annähernd korrekten Ansichten, die über die Zeit von Moses aktuell waren. Selbst so fanatische Christen und Verehrer Jehovahs wie Ehrwürden Horne müssen die zahlreichen Wandlungen und Veränderungen zugestehen, die von den späteren Verfassern des „Buches Mose“ vorgenommen wurden, nachdem es von Hilkiah gefunden worden war (siehe „Einleitung zum Alten Testament“ und auch Bischof Colensos „elohistische und jehovistische Schriftsteller“); und dass „der Pentateuch mit Hilfe einer ERGÄNZENDEN aus den ursprünglichen oder älteren Urkunden entstand“. Die elohistischen Texte wurden 500 Jahre nach Moses neu verfasst; die jehovistischen 800 Jahre, aufgrund der Autorität der biblischen Zeitrechnung selbst. Daher wird behauptet, dass die Gottheit, in der Form des Pfeilers als das Zeugungsorgan dargestellt und als ein Symbol des doppelgeschlechtlichen Organs in dem Zahlenwert der Buchstaben seines Namens, oder das Yod (Phallus) und ה He (die Öffnung oder [SD # 474] der Schoß), dem kabbalistischen Gewährsmann zufolge – von viel späterem Datum ist als die Elohimsymbole sowie dass sie den heidnischen exoterischen Riten entlehnt sei; und somit steht Jehovah auf einer Stufe mit dem Lingam und der Yoni, die sich in Indien an jeder Ecke finden.

Gerade so, wie sich der Iao der Mysterien von Jehovah unterschied, war der spätere Iao und Abrasax einiger gnostischer Sekten identisch mit dem Gott der Hebräer, der derselbe war wie der ägyptische Horus. Das beweisen sowohl „heidnische“ als auch gnostische „christliche“ Gemmen unwiderlegbar. In Matters Sammlung solcher Gemmen befindet sich ein auf dem Lotus sitzender „Horus“ mit der Inschrift ΑΒΡΑΣΑΞΙΑΩ (Abrasax Iao) – einer Anrede, die genau dem so häufigen ΕΙΣ ΖΕΤΣ ΣΑΡΑΠΙ (Eis Zets Sarapi) auf den gleichzeitigen heidnischen Gemmen entspricht; und daher nur übersetzt werden kann mit „Abrasax ist der Eine Jehovah“ (Kings „Gnostics“, S. 327). Doch wer war Abrasax? Wie derselbe Verfasser zeigt: „Der zahlenmäßige oder kabbalistische Wert des Namens Abrasax bezieht sich unmittelbar auf den persischen Titel des Gottes ‘Mithras’, den Herrscher des Jahres, der von der ältesten Zeit an unter der Benennung Iao verehrt wurde.“ Somit war er die Sonne in einem Aspekt, in einem anderen der Mond oder der lunare Genius, jene Zeugungsgottheit, welche die Gnostiker wie folgt begrüßten: „Du, der Du den Geheimnissen des Vaters und des Sohnes vorstehst, der Du scheinst zur Nachtzeit und den zweiten Rang inne hast, erster Herr des Todes.“

Nur in seiner Eigenschaft als Genius des Mondes, der in der alten Kosmogonie für das Elter unserer Erde gehalten wurde, konnte Jehovah jemals als Schöpfer unseres Globus und dessen Himmels, nämlich des Firmaments, betrachtet werden.

Für den gewöhnlichen göttlichen Eiferer wird die Kenntnis von alledem jedoch keinen Beweis darstellen. Die Missionare werden mit den heftigsten Angriffen auf die Religionen Indiens fortfahren, und die Christen werden mit demselben zufriedenen Lächeln wie immer diese absurd ungerechten Worte Coleridges lesen: „Es ist in hohem Grad beachtenswert, dass die von den Christen empfangenen inspirierten Werke von allen anderen Inspiration vorgebenden Büchern unterschieden werden können, von den Büchern der Brahmanen und selbst vom Koran, und zwar durch ihre nachdrückliche und häufige Empfehlung der Wahrheit (!!). . . .”

[SD # 475]

§ XVIII
Über den Mythos vom „Gefallenen Engel“
in seinen unterschiedlichen Aspekten

 

A

Der böse Geist: wer und was?

Wir hadern gegenwärtig ausschließlich mit der Theologie. Die Kirche zwingt zu einem Glauben an einen persönlichen Gott und einen persönlichen Teufel, während der Okkultismus aufzeigt, dass ein derartiger Glauben falsch ist. Für Pantheisten und Okkultisten genauso wie für Pessimisten ist die Natur nichts Besseres als „eine anmutige Mutter, jedoch so kalt wie ein Stein“ – das stimmt jedoch lediglich in Bezug auf die äußere physische Natur. Sie sind beide der Ansicht, die Natur erscheine dem oberflächlichen Beobachter als nichts Besseres als ein ungeheures Schlachthaus, in welchem Schlächter zu Schlachtopfern und Schlachtopfer ihrerseits zu Henkern werden. Ist ein pessimistisch veranlagter weltlicher Mensch erst einmal von den zahlreichen Unzulänglichkeiten und Misserfolgen der Natur überzeugt, und insbesondere von ihrer Neigung, sich selbst zu verzehren, scheint es vollkommen natürlich, dass er das für den besten Beweis dafür hält, dass so etwas wie eine in der Natur verborgene Gottheit oder irgendetwas Göttliches in ihr überhaupt nicht existiert. Auch ist es nicht weniger natürlich, dass Materialisten und Physiker sich vorstellen können, dass alles blinder Kraft und dem Zufall sowie dem Überleben des Stärksten zuzuschreiben ist, noch häufiger selbst als dem des Tauglichsten. Aber die Okkultisten, die die physische Natur als ein Bündel der verschiedenartigsten Täuschungen auf der Ebene der trügerischen Wahrnehmung betrachten; die in jedem Schmerz und Leid nur die notwendigen Wehen unaufhörlicher Zeugung erkennen: eine Reihe von Entwicklungsstufen in Richtung einer immer umfassender werdenden Fähigkeit zur Vervollkommnung, die in dem stillen Einfluss des niemals irrenden Karmas oder der abstrakten Natur erkennbar ist – die Okkultisten, sagen wir, betrachten die Große Mutter auf eine andere Art. Wehe denen, die ohne Leiden leben. Stagnation und Tod ist die Zukunft von allem, was ohne Veränderung vegetiert. Und wie könnte es ohne angemessene Leiden im vorangegangenen Zustand irgendeine Veränderung zum Besseren geben? Sind nicht jene, die den trügerischen Wert irdischer Hoffnungen und die irreführenden Verlockungen der äußeren Natur kennen gelernt haben, allein dazu bestimmt, die großen Rätsel von Leben, Schmerz und Tod zu lösen?

Wenn unsere modernen Philosophen, den Spuren der mittelalterlichen Gelehrten folgend, sich nicht nur eine Grundidee des Altertums angeeignet haben, so gilt für die Theologen, dass sie sich ihren Gott und seine Erzengel, ihren Satan und seine Engel, zusammen mit dem Logos und seinem Stab, gänzlich aus den dramatis personae der alten heidnischen Pantheons zusammengestellt haben. Sie wären bei [SD # 476] ihnen damit willkommen gewesen, hätten sie die ursprünglichen Charaktere nicht schlau entstellt, ihre philosophische Bedeutung verkehrt und aus der Unwissenheit der Christenheit – entstanden in langen Zeitaltern mentalen Schlafes, in welchem der Menschheit das Denken lediglich durch Stellvertreter erlaubt war – ihren Vorteil gezogen und jedes Symbol vollkommen unauflösbar verwirrten. Eine ihrer größten Sünden in dieser Richtung war die Umwandlung des göttlichen Alter Egos in den grotesken Satan ihrer Theologie.

Da die ganze Philosophie des Problems des Bösen vom korrekten Verständnis der Konstitution des inneren Wesens von Natur und Mensch abhängt, des Göttlichen innerhalb des Tierischen, und somit auch die Richtigkeit des gesamten in diesen Blättern in Bezug auf die Krone der Evolution – den Menschen – gegebenen Systems, können wir gegenüber theologischen Ausflüchten nicht vorsichtig genug sein. Wenn der gute St. Augustin und der feurige Tertullian den Teufel als den „Affen Gottes“ bezeichnen, können wir das der Unwissenheit des Zeitalters zuschreiben, in dem sie lebten. Schwieriger ist es, in derselben Angelegenheit unsere modernen Schriftsteller zu entschuldigen. Die Übersetzung der zoroastrischen Literatur hat römisch-katholischen Schriftstellern den Vorwand geliefert, ihren Standpunkt in derselben Richtung erneut vorzubringen. Sie nutzten die doppelte Natur Ahura-Mazdas und seiner Amschaspands im Zend Avesta und im Vendidad als Chance, ihre wilden Theorien noch weiter hervorzuheben. Satan ist der Plagiator und der Kopist durch die Vorwegnahme der erst Jahrhunderte später auftretenden Religion. Das war einer der Meisterstreiche der lateinischen Kirche, ihre beste Trumpfkarte, nachdem der Spiritualismus in Europa aufkam. Obwohl im Allgemeinen lediglich ein succès d’estime, selbst bei jenen, die sich weder für Theosophie noch für Spiritualismus interessieren, wird diese Waffe dennoch oft von den christlichen (römisch-katholischen) Kabbalisten gegen die östlichen Okkultisten verwendet.

Nun sind selbst die Materialisten ganz harmlos und können als Freunde der Theosophie betrachtet werden, im Gegensatz zu einigen fanatischen „christlichen“ (wie sie sich selbst nennen, wir nennen sie „sektiererischen“) Kabbalisten auf dem Kontinent. Letztere lesen den Zohar nicht, um die alte Weisheit darin zu finden, sondern um in seinen Versen christliche Dogmen zu entdecken, die dort niemals angedeutet sein können, indem sie Texte und Bedeutungen entstellen; und nachdem sie dieselben mit der vereinten Unterstützung jesuitischer Spitzfindigkeit und Gelehrsamkeit herausgefischt haben, gehen die angeblichen „Kabbalisten“ daran, Bücher zu schreiben und die weniger weitsichtigen Schüler der Kabbala irrezuführen.22

[SD # 477] Sollte es uns da nicht gestattet sein, die tiefen Ströme der Vergangenheit auszugraben und dadurch die Wurzelidee ans Licht zu bringen, die zur Umwandlung des zuvor als den Schöpfer alles Existierenden betrachteten Weisheits-Gottes in einen Engel des Bösen geführt hat – einen lächerlichen gehörnten Zweifüßler, halb Bock und halb Affe, mit Hufen und Schwanz? Wir brauchen nicht vom Weg abzuweichen, um die heidnischen Dämonen Ägyptens, Indiens oder Chaldäas mit dem Teufel des Christentums zu vergleichen, denn ein solcher Vergleich ist nicht möglich. Aber wir können innehalten, um einen Blick auf die Biografie des christlichen Teufels zu werfen, eine Raubkopie der chaldäisch-jüdischen Mythologie.

Der erste Ursprung dieser Personifizierung beruht auf der akkadischen Vorstellung, dass die kosmischen Mächte – die Himmel und die Erde – in ewiger Feindschaft und in einem ewigem Kampf mit dem Chaos stehen. Ihr Silik-Muludag, „der Gott aller Götter“, der „barmherzige Hüter der Menschen auf der Erde“, war der Sohn Heas (oder Ea), des großen Gottes der Weisheit, von den Babyloniern Nebu genannt. Bei beiden Völkern – so wie es auch mit den indischen Göttern der Fall ist – waren ihre Gottheiten sowohl wohltätig als auch bösartig. Da das Übel und die Bestrafung die Werkzeuge Karmas im Sinne einer absolut gerechten Vergeltung sind, war das Böse der Diener des Guten („Hibbert Lect.“, 1887, S. 101-115). Die Lektüre der chaldäisch-assyrischen Ziegel hat dies nun zweifelsfrei bewiesen. Wir finden dieselbe Idee im Zohar. Satan war Sohn und Engel Gottes. Bei allen semitischen Nationen war der Geist der Erde gleichermaßen Schöpfer in seinem eigenen Bereich wie es der Geist der Himmel war. Sie waren Zwillingsbrüder und in ihren Tätigkeiten austauschbar, wenn nicht sogar zwei in einem. Nichts von dem, was wir in der Genesis finden, fehlt im chaldäisch-assyrischen religiösen Glauben, selbst in dem Wenigen, was bis jetzt entziffert ist. Das große „Antlitz der Tiefe“ der Genesis ist erkennbar im Tohuwabohu, der „Tiefe“ oder dem „ursprünglichen Raum“, oder im Chaos der Babylonier. Weisheit (der große unsichtbare Gott) – im 1. Kapitel der Genesis der „Geist Gottes“ – lebte in der Vorstellung der älteren Babylonier und der Akkadier im Meer des Raumes. In den von Berossos beschriebenen Tagen wurde dieses Meer zu den sichtbaren Wassern auf dem Antlitz der Erde – zur kristallenen Wohnstatt der Großen Mutter, der Mutter Eas und aller Götter, die noch später zum großen Drachen Tiamat wurde, zur Seeschlange. Sein letztes Entwicklungsstadium war Bels großer Kampf mit dem Drachen – dem Teufel!

Woher kommt die christliche Idee, dass Gott den Teufel verfluchte? Der Gott der Juden, wer immer er war, untersagt es, Satan zu verfluchen. Philo Judaeus und Josephus stellen beide fest, dass es das Gesetz (der Pentateuch und der Talmud) unentwegt verbietet, den Widersacher und auch die heidnischen Götter zu verfluchen. „Auf die Götter sollst du nicht fluchen“, sprach der Gott von Moses (Exodus 22,28), denn Gott war es, der (sie) „zugewiesen hat allen Völkern“ (Deuteronium 4,19); und jene, die über die [SD # 478] „Herrschaften“ (Götter) schlecht reden, werden von Judas (8) „schmutzige Träumer“ genannt. Denn selbst der Erzengel Michael wollte gegen ihn (den Teufel) keinen Vorwurf erheben, sondern er sagte: „Der Herr tadle dich.“ (Ibid., 9) Schließlich wurde dasselbe im Talmud wiederholt:23 „Satan erschien eines Tages einem Mann, der ihn täglich zu verfluchen pflegte, und sagte zu ihm: ‘Warum tust du das?’ Bedenke, dass Gott selbst mich nicht verfluchen wollte, sondern nur sagte: ‘Der Herr strafe dich, Satan’.“24

Dieses Stück talmudischer Lehre zeigt zwei Dinge klar auf: (a), dass der Hl. Michael im Talmud „Gott“ genannt wird, und irgendein anderer der „Herr“; und (b), dass Satan ein Gott ist, vor dem sich selbst der „Herr“ fürchtet. Alles, was wir im Zohar und anderen kabbalistischen Werken über Satan lesen, zeigt klar, dass diese „Persönlichkeit“ lediglich die Personifizierung des abstrakten Bösen ist, welche die Waffe des karmischen Gesetzes und Karmas darstellt. Sie ist unsere menschliche Natur und der Mensch selbst, denn es wird gesagt: „Satan ist immer nahe und unentwirrbar mit dem Menschen verwoben.“ Die Frage ist lediglich, ob diese Kraft in uns latent oder aktiv ist.

Es ist eine wohlbekannte Tatsache – jedenfalls für gelehrte Symbologen – dass in allen großen Religionen des Altertums der demiurgische Logos (der zweite Logos) oder die erste Ausstrahlung aus dem Gemüt (Mahat) sozusagen den Grundton von dem anschlägt, was in dem darauf­folgenden Evolutionsschema zur Korrelation zwischen Individualität und Persönlichkeit werden kann. Es ist der Logos, der in der mystischen Symbolik der Kosmogonie, Theogonie und Anthropogonie gezeigt wird, der in dem Drama von Schöpfung und Sein zwei Rollen spielt – und zwar die der rein menschlichen Persönlichkeit und der göttlichen Unpersönlichkeit der sogenannten Avataras oder göttlichen Inkarnationen sowie die des Universalgeistes, bei den Gnostikern Christos genannt, und des Fravashi (oder Ferouer) des Ahura-Mazda in der zoroastrischen Philosophie. Auf den niederen Stufen der Theogonie hatte jedes der himmlischen Wesen der unteren Hierarchien einen Fravashi oder himmlischen „Doppelgänger“. Es ist dieselbe, lediglich noch mystischere Wiederholung des kabbalistischen Satzes „Deus est Demon inversus“; wobei das Wort „Dämon“ jedoch bei Sokrates und im Geist der ihm im gesamten Altertum gegebenen Bedeutung für den Schutzgeist stand, einen „Engel“, und nicht einen Teufel satanischer Herkunft, wie es die Theologie gerne hätte. Die römisch-katholische Kirche zeigt ihre übliche Logik mit Folgerichtigkeit, indem sie den Hl. Michael als den Ferouer Christi akzeptiert, der sein „Schutzengel“ war, wie der Hl. Thomas25 bewies, indem er die Prototypen Michaels und seine Synonyme, z. B. Merkur, Teufel nannte.

[SD # 479] Die Lehre, dass Christus wie jeder andere Gott oder Sterbliche seinen Ferouer hat, wird von der Kirche definitiv anerkannt. De Mirville schreibt: „Hier haben wir die beiden Helden des Alten Testaments, das Verbum (?) oder den zweiten Jehovah und sein Angesicht (‘Gegenwart’, wie es die Protestanten übersetzen), die beide nur eins und doch zwei sind, ein Mysterium, das uns unlösbar erschien, bevor wir die Lehre von den zoroastrischen Ferouers studiert und verstanden hatten, dass der Ferouer die spirituelle Potenz ist, gleichzeitig Bild, Angesicht und Hüter der Seele, welche den Ferouer schließlich assimiliert.“ („Des Esprits“, Bd. v, S. 516) Das ist nahezu richtig.

Neben anderen Absurditäten behaupten die Kabbalisten, dass das Wort Metatron, wenn es in μετά θρόνον geteilt wird, nahe dem Thron bedeute. Es bedeutet das glatte Gegenteil, da meta „darüber hinaus“ und nicht „nahe“ bedeutet. Das ist für unsere Beweisführung von großer Bedeutung. Der Hl. Michael, der quis ut Deus, ist also sozusagen der Übersetzer der unsichtbaren Welt in die sichtbare und objektive.

Ferner behaupten sie gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche, in der biblischen und christlichen Theologie existiere „über der Dreieinigkeit keine höhere himmlische Persönlichkeit als die des Erzengels oder Seraphs Michael“. Ihnen zufolge ist der Bezwinger des Drachens der „Truchsess der Heiligen Miliz, der Hüter der Planeten, der König der Sterne, der Bezwinger Satans und das mächtigste Oberhaupt“. In der mystischen Astronomie dieser Herren ist er der „Bezwinger Ahrimans, der sich an seiner statt in den Sonnenfeuern badet, nachdem er den Sternenthron des Usurpators gestürzt hat“; und als Verteidiger der Christus-Sonne nähert er sich seinem Meister so sehr, „dass er eins mit ihm zu werden scheint . . . . Infolge dieser Verschmelzung mit dem Wort (Verbum) verloren die Protestanten, unter ihnen Calvin, schließlich die Zweiheit ganz aus den Augen und sahen keinen Michael mehr, sondern nur seinen Meister“, schreibt der Abbé Caron. Die römischen Katholiken, und insbesondere ihre Kabbalisten, wissen es besser; und sie sind es, die der Welt diese Zweiheit erklären, die ihnen das Mittel liefert, die Auserwählten der Kirche zu verherrlichen und all jene Götter zu verwerfen und zu ächten, die ihren Dogmen im Wege stehen könnten.

So werden Gott und dem Erzengel abwechselnd dieselben Titel und Namen gegeben. Beide werden Metatron genannt, „beide wandten den Namen Jehovah auf sich an, wenn sie der eine im anderen sprechen“ (sic), denn dem Zohar zufolge bedeutet der Ausdruck gleichermaßen „den Meister und den Gesandten“. Beide sind der Engel des Angesichts, denn wie uns mitgeteilt wird, „war er ihr Erlöser“, weil einerseits das „Wort“ als „das Antlitz (oder die Gegenwart) und das Bild des Wesens Gottes“ bezeichnet wird und andererseits „Jesaja (?) ihnen sagt, [SD # 480] als er zu den Israeliten über den Heiland spricht“, „der Engel seiner Gegenwart rettete sie in ihrer Bedrängnis“.26 An anderer Stelle wird er (Michael) sehr deutlich als der „Fürst der Antlitze des Herrn, die Glorie des Herrn“ bezeichnet. Beide (Jehovah und Michael) sind „Führer Israels27 . . . Oberste der Heerscharen des Herrn, höchste Richter der Seelen und selbst der Seraphim“.28

Alles oben Stehende basiert auf der Grundlage verschiedener Werke römischer Katholiken und muss daher orthodox sein. Einige Begriffe wurden übersetzt, um zu zeigen, was spitzfindige Theologen und Wortverdreher unter dem Ausdruck Ferouer29 verstehen, einem Wort, wie gesagt, das von einigen französischen Schriftstellern aus dem Zend Avesta übernommen wurde und im römischen Katholizismus zu einem Zweck verwendet wurde, den noch nicht einmal Zoroaster hätte erahnen können. In Fargard XIX des Vendidad“ (Vers 14) heißt es: „Rufe an, oh Zarathustra! meinen Fravashi, der ich bin, Ahura-Mazda, das größte, das beste, das schönste aller Wesen, das festeste, das intelligenteste, . . . . und dessen Seele das heilige Wort (Mathra Spenta) ist.“ Die französischen Orientalisten übersetzen Fravashi mit „Ferouer“.

Was ist nun ein Ferouer oder Fravashi? In einigen zoroastrischen Werken (z. B. „Ormazd Ahriman“, §§ 112, 113) ist klar angedeutet, dass Fravashi der innere, unsterbliche Mensch ist (oder das Ego, das sich reinkarniert); dass er vor dem physischen Körper existierte und alle Körper überlebt, mit denen er zufällig bekleidet ist. „Nicht nur der Mensch war mit einem Fravashi ausgestattet, sondern auch die Götter, und der Himmel, das Feuer, die Gewässer und die Pflanzen.“ (Einleitung zum Vendidad“ von J. Darmsteter) Das zeigt so klar es nur möglich ist, dass der Ferouer das „spirituelle Gegenstück“ von entweder Gott, Tier, Pflanze oder selbst Element ist, d. h. der verfeinerte und reinere Teil der gröberen Schöpfung, die Seele des Körpers, was immer auch der Körper gerade sein mag. Daher empfiehlt Ahura-Mazda dem Zarathustra, seinen Fravashi anzurufen und nicht ihn selbst (den Ahura-Mazda); d. h. die unpersönliche und wahre Wesenheit der Gottheit, die mit Zoroasters eigenem Atman eins ist (oder Christos), nicht die falsche und persönliche Erscheinung. Das ist ziemlich klar.

Nun haben die römischen Katholiken sich dieses göttlichen und ätherischen Prototyps bemächtigt, um so den angeblichen Unterschied zwischen ihrem Gott und ihren Engeln und der Gottheit und ihren Aspekten oder den Göttern der alten Religionen aufzubauen. Während sie also Merkur, Venus und Jupiter (einerlei ob als Götter oder Planeten) als Teufel bezeichnen, machen sie aus demselben Merkur gleichzeitig den Ferouer ihres Christus. Diese Tatsache ist unabstreitbar. Vossius („De Idol.“, II, 373) [SD # 481] beweist, dass Michael der Merkur der Heiden ist, und Maury und andere französische Schriftsteller bestätigen ihn und fügen hinzu, dass „großen Theologen zufolge Merkur und die Sonne eins sind“ (?), und das ist nicht verwunderlich, denken sie, da „Merkur in seiner großen Nähe zur Weisheit des Verbums (der Sonne) von ihr absorbiert und mit ihr verwechselt werden muss“.

Diese „heidnische“ Anschauung wurde vom ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung an akzeptiert, wie in der ursprünglichen Apostelgeschichte (die englische Übersetzung ist wertlos) gezeigt wird. Michael war so eindeutig zum Merkur der Griechen und anderer Nationen geworden, dass die Bewohner von Lystra Paulus und Barnabas irrtümlich für Merkur und Jupiter hielten und sagten: „Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen“ – und dem fügt Vers 12 (xiv) hinzu: „Und sie nannten den Barnabas Zeus, den Paulus aber Hermes (oder Merkur), weil er das Wort (Verbum) führte“, und nicht „der Wortführer“ war, wie die Falschübersetzung in der autorisierten Bibel lautet, die selbst in der revidierten englischen Bibel wiedergegeben wird. In der Vision ist Michael der Engel, der Sohn Gottes, der „wie eines Menschen Sohn“ war. Er ist der Hermes-Christos der Gnostiker, der Anubis-Syrius der Ägypter, der Berater des Osiris in Amenti, der Michael leontoid ὀφιομορφὴ der Ophiten, der auf gewissen gnostischen Kleinodien das Haupt eines Löwen trägt wie sein Vater Ildabaoth (siehe Kings „The Gnostics and Their Remains“).

Nun stimmt die römisch-katholische Kirche stillschweigend mit all dem überein, viele ihrer Schriftsteller bekennen sich öffentlich dazu. Außerstande, die offenkundige „Ausleihe“ ihrer Kirche zu leugnen, die die Symbole ihrer Älteren „verdarb“, so wie die Juden die silbernen und goldenen Kleinode der Ägypter „zerstört“ hatten, erklären sie die Tatsachen ganz gleichgültig und ernsthaft. So wird den Schriftstellern, die bislang in dieser Wiederholung alter heidnischer Ideen mittels christlicher Dogmen zaghaft ein „von Menschen ausgeführtes Legendenplagiat“ zu sehen wagten, ernsthaft versichert, dass – weit entfernt von einer derartig primitiven Lösung – die nahezu vollständige Übereinstimmung einer ganz anderen Ursache zugeschrieben werden muss, und zwar „einem prähistorischen Plagiat übermenschlichen Ursprungs“.

Wenn der Leser Genaueres wissen will, muss er sich wieder freundlichst demselben 5. Band von de Mirvilles Werk zuwenden. Es ist anzumerken, dass de Mirville der offizielle und anerkannte Verteidiger der römischen Kirche war und von den Gelehrten aller Jesuiten unterstützt wurde. Auf Seite 518 lesen wir:

„Wir haben auf verschiedene Halbgötter und auch auf ausgesprochen historische Helden der Heiden hingewiesen, die vom Augenblick ihrer Geburt an dazu vorbestimmt waren, die Geburt des Helden nachzuäffen und zu entehren, jenes Helden, der ganz Gott war und vor dem sich die ganze Erde beugen musste; wir stellten fest, dass sie von einer unbefleckten Mutter geboren wurden, so wie er; wir sahen sie Schlangen erwürgen in ihren Wiegen, gegen Dämonen kämpfen, Wunder wirken, als Märtyrer sterben, in die Unterwelt hinabsteigen und wieder von den Toten auferstehen. Bitter beklagten wir, dass ängstliche und schüchterne Christen sich gedrängt fühlen sollten, all diese Individualitäten auf der Grundlage zufälliger [SD # 482] Übereinstimmung von Mythe und Symbol zu erklären. Anscheinend vergaßen sie die Worte des Heilands: ‘Alle, die irgend vor mir gekommen, sind Diebe und Räuber’, ein Wort, das alles ohne irgendwelche unsinnige Leugnung erklärt, und das ich mit folgenden Worten kommentierte: ‘Das Evangelium ist ein erhabenes Drama, das vor seiner ihm bestimmten Zeit von Witzbolden parodiert und gespielt wurde’!“

Die „Witzbolde“ (les drôles) sind natürlich die Dämonen, ihr Vorsteher ist Satan. Das ist wohl der leichteste, großartigste und einfachste Weg, aus den Schwierigkeiten herauszukommen! Reverend Dr. Lundy, ein protestantischer de Mirville, übernahm diesen glücklichen Vorschlag in seiner „Monumental Christianity“, und das Gleiche tat Dr. Sepp aus München in seinen Werken, die dazu verfasst wurden, die Gottheit Jesu und den satanischen Ursprung aller anderen Heilande zu beweisen. Um so mehr ist zu bedauern, dass ein systematisches und gemeinsames Plagiat, das einige Jahrhunderte lang in großartigstem Maßstab gültig war, mithilfe eines weiteren Plagiats erklärt werden sollte, dieses Mal im vierten Evangelium. Der daraus zitierte Satz „Alle, die vor mir gekommen“ etc. ist ein wörtliches Zitat aus dem „Buch Enoch“, lxxxix. In der Einleitung zu Erzbischof Laurences Übersetzung aus einem äthiopischen Manuskript der Bodleian Library bemerkt der Herausgeber, der Verfasser von „The Evolution of Christianity“:

„Bei der Revision der Korrekturbögen des Buchs Enoch . . . . . die Parabel von dem Schaf, das vom guten Hirten vor bezahlten Wächtern und grimmigen Wölfen bewahrt wurde, ist vom vierten Evangelisten offenbar bei Enoch lxxxix abgeschrieben, wo dessen Verfasser darstellt, wie die Schäfer das Schaf töten . . . vor der Ankunft ihres Herrn und damit die wahre Bedeutung dieser bislang mysteriösen Passage in der Parabel von Johannes enthüllt – ‘Alle, die irgend vor mir gekommen, sind Diebe und Räuber’ – eine Sprache, in der wir jetzt eine offenbare Bezugnahme auf die allegorischen Hirten Enochs entdecken.“

Es ist zu spät für die Behauptung, Enoch habe vom Neuen Testament abgeschrieben und nicht umgekehrt. Judas (14-15) führt eine lange Passage aus Enoch über die Ankunft des Herrn mit seinen zehntausend Heiligen wörtlich an und bestätigt die Quelle, indem er den Propheten ausdrücklich nennt. Diese „Übereinstimmung von Prophet und Apostel hat über jeden Streit erhoben, dass in den Augen des Autors einer als göttliche Offenbarung angenommenen Epistel das Buch Enoch ein inspiriertes Werk eines vorsintflutlichen Patriarchen war . . . “ und weiter, „ . . . die häufige Übereinstimmung der Sprache und Vorstellungen bei Enoch und den Verfassern der neutestamentlichen Schriften . . . zeigt klar, dass das Werk des semitischen Milton die unerschöpfliche Quelle war, aus welcher Evangelisten und Apostel, oder jene Männer, die in deren Namen schrieben, ihre Vorstellungen von Auferstehung, Gericht, Unsterblichkeit, Verdammnis und von der universalen Regentschaft der Gerechtigkeit unter der ewigen Leitung des Menschensohns entlehnten. Dieses evangelikale Plagiat gipfelt in der Offenbarung des Johannes, [SD # 483] welche Enochs Visionen dem Christentum anpasst, jedoch mit Änderungen versehen, in welchen wir die erhabene Einfachheit des großen Meisters apokalyptischer Vorhersage vermissen, der im Namen des vorsintflutlichen Patriarchen prophezeite.“ („Int.“, xxxv)

Vorsintflutlich“, wahrlich; wenn aber die Ausdrucksweise des Textes höchstens ein paar Jahrhunderte oder auch Jahrtausende vor die historische Zeitrechnung zurückreicht, dann handelt es sich dabei nicht um die ursprüngliche Vorhersage der zukünftigen Ereignisse, sondern seinerseits, um eine Kopie irgendeiner Schrift einer vorgeschichtlichen Religion. . . . . „Im Krita-Yuga teilt Vishnu in der Form Kapilas und anderer (inspirierter Weiser) . . . der Welt die wahre Weisheit mit, wie Enoch es tat. Im Treta-Yuga wehrt er den Bösen in der Gestalt eines Weltherrschers (der Chakravartin, der ‘immerwährende König’ Enochs)30 ab und beschützt die drei Welten (oder Rassen). Im Dvapara-Yuga teilt er in der Person des Veda-Vyasa den einen Veda in vier auf und zerlegt ihn in hunderte (Sata) von Zweigen.“ Wahrlich so; der Veda der frühesten Arier verbreitete sich, bevor er niedergeschrieben wurde, in alle Nationen der Atlanto-Lemurier und säte die ersten Samen aller heute existierenden alten Religionen. Die Sprösslinge des niemals sterbenden Baumes der Weisheit verstreuten ihre verwelkten Blätter selbst über das Juden-Christentum. Und am Ende des Kali-Yugas, des gegenwärtigen Zeitalters, wird Vishnu oder der „immerwährende König“ als Kalki wiedererscheinen und die Gerechtigkeit auf Erden wiederherstellen. Die Gemüter der in dieser Zeit Lebenden werden erweckt und so rein wie Kristall. „Die durch diese besondere Zeit (der sechsten Rasse) veränderten Menschen werden gewissermaßen die Samen anderer menschlicher Wesen sein. Sie werden eine Rasse hervorbringen, die den Gesetzen der Reinheit des Krita-Yugas folgen wird“, d. h. sie werden die siebte Rasse sein, die Rasse der „Buddhas“, der „Söhne Gottes“, von unbefleckten Eltern geboren.

 

B

Die Götter des Lichts
gehen aus den Göttern der Finsternis hervor

Somit ist ziemlich klar, dass Christus, der Logos, oder der Gott im Raum und der Heiland der Erde, lediglich einer der Widerhalle derselben vorsintflutlichen und arg missverstandenen Weisheit ist. Die Geschichte beginnt mit dem Herabsteigen der sich in die Menschheit inkarnierenden „Götter“ auf die Erde, und das ist der Fall. Ob Brahmâ in der Allegorie von Bhagavant auf die Erde geschleudert wird oder Jupiter von Kronos, das alles sind Symbole der menschlichen Rassen. Einmal auf diesem Planeten aus dichter Materie gelandet und mit ihm in Berührung gekommen, können die schneeweißen Schwingen auch des höchsten Engels nicht länger fleckenlos bleiben oder der Avatara (oder die Inkarnation) vollkommen sein, da jeder solcher Avatara [SD # 484] den Fall eines Gottes in die Zeugung darstellt. Wenn sie esoterisch erklärt wird, ist die metaphysische Wahrheit nirgendwo klarer als in den Upanishaden, den esoterischen Glossaren zu den Veden, und nirgendwo bleibt sie verborgener vor der durchschnittlichen Verständnisfähigkeit derer, welche die Erhabenheit der Idee nicht erfassen und sie anstelle dessen nur erniedrigen können. Der Rigveda, wie ihn Guignault charakterisierte, „ist die erhabenste Vorstellung der hohen Pfade der Menschheit“. In der Esoterik des Vedanta und der Upanishaden sind die Veden und werden es immer bleiben, „der Spiegel der Ewigen Wahrheit“.

Mehr als sechzehn Jahrhunderte lang wurden die alten Götter von den ihren Gesichtern aufgezwängten neuen Masken vor der öffentlichen Neugierde abgeschirmt, doch am Ende erwiesen sie sich als unpassend. Der metaphorische Fall und die ebenso metaphorische Sühne und Kreuzigung führten die westliche Menschheit jedoch knietief durch Straßen voller Blut. Schlimmer als all das, sie führten diese Menschen dazu, an das Dogma vom bösen Geist zu glauben, der vom Geist alles Guten getrennt ist, wobei der Erstere in der gesamten Materie und besonders im Menschen lebt. Schließlich wurde dadurch das Gott verleumdende Dogma von der Hölle und der ewigen Verdammnis geschaffen; das breitete einen dichten Schleier zwischen die höheren Intuitionen des Menschen und die göttlichen Wahrheiten aus und ließ als die verderblichste aller Wirkungen die Menschen in Unkenntnis der Tatsache zurück, dass vor ihrem eigenen Auftreten keine Feinde und keine finsteren Dämonen im Universum und wahrscheinlich auch nicht auf anderen Erden existierten. Fortan wurde das Volk dazu gebracht, den Gedanken der Erbsünde als den problematischen Trost für die Sorgen dieser Welt zu akzeptieren.

Die Philosophie dieses Naturgesetzes, das dem Menschen und auch jedem Tier eine leidenschaftliche, innewohnende und instinktive Begierde nach Freiheit und Selbstleitung einpflanzt, gehört der Psychologie an und kann jetzt nicht berührt werden. Diese in höheren Intelligenzen existierende Empfindung zu beweisen, sie zu analysieren und eine natürliche Begründung dafür zu geben würde eine endlose philosophische Erklärung notwendig machen, für die hier kein Raum ist. Vielleicht findet sich die beste Zusammenfassung dieses Gefühls in drei Zeilen von Miltons „Verlorenem Paradies“. Der „Gefallene“ sagt:

„ Und wie mich dünkt, ist Herrschen würd’ger Lohn,
Und wär‘s auch in der Hölle; besser ist
Der Hölle Herr sein, als des Himmels Sklave . . . .”

Besser Mensch sein, die Krone irdischer Erzeugnisse, und König seines opus operatum, als verloren unter den willenlosen spirituellen Scharen im Himmel.

Wir haben an anderer Stelle gesagt, dass das Dogma vom ersten Fall auf einigen wenigen Versen der Offenbarung beruht, die jetzt von einigen Gelehrten als Plagiat von Enoch nachgewiesen wurden. Aus ihnen entstanden endlose Theorien und Spekulationen, die allmählich den Rang eines Dogmas und inspirierter Überlieferung erreichten. Alle versuchten, eine Erklärung für den Vers vom siebenköpfigen Drachen mit seinen zehn Hörnern und sieben Kronen zu finden, dessen Schwanz [SD # 485] „zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich fort; und er warf sie auf die Erde“, und dessen Wohnstatt, einschließlich der seiner Engel, „nicht mehr in dem Himmel gefunden“ wurde. Was die sieben Häupter des Drachen (Zyklus) bedeuten, sowie auch seine fünf verruchten Könige, kann aus den Anhängen am Ende des dritten Teils dieses Bandes erlernt werden.

Christliche Gehirne ersannen von Newton bis Bossuet endlose sich auf diese dunklen Verse beziehende Spekulationen. . . . . „Der fallende Stern ist der Häresiarch Theodosius“ . . . . erklärt Bossuet. „Die Rauchwolken sind die Ketzereien der Montanisten. . . . . Der dritte Teil der Sterne sind die Märtyrer, und insbesondere die Doktoren der Theologie. . . . .“

Bossuet hätte aber wissen müssen, dass die in der Offenbarung beschriebenen Ereignisse nicht original waren, und, wie gezeigt wurde, in anderen Überlieferungen gefunden werden können, und zwar in heidnischen. In den vedischen Zeiten gab es weder Scholastiker noch Montanisten, auch nicht viel später in China. Die christliche Theologie musste jedoch geschützt und gerettet werden.

Das war ganz natürlich. Doch warum sollte die Wahrheit geopfert werden, nur um die mühevolle nächtliche Arbeit christlicher Theologen vor dem Untergang zu bewahren?

Der princeps aeris hujus, der „Fürst der Luft“ von Paulus, ist nicht der Teufel, sondern stellt die Wirkungen des Astrallichts dar, wie Éliphas Lévi korrekt erklärt. Der Teufel ist nicht „der Gott dieser Periode“, wie er sagt, denn es handelt sich um die Gottheit aller Zeitalter und aller Perioden, seit der Mensch auf der Erde erschien, und die Materie in ihren zahllosen Formen und Zuständen musste gegen andere, auflösende Kräfte um ihr vergängliches Dasein ringen.

Der „Drache“ ist lediglich das Symbol des Zyklus und der „Söhne der manvantarischen Ewigkeit“, die während einer bestimmten formativen Epoche auf die Erde herabgestiegen waren. Die „Rauchwolken“ stehen für geologische Phänomene. Der auf die Erde herabgeworfene „dritte Teil der Sterne des Himmels“ – bezieht sich auf die göttlichen Monaden (die Sternengeister der Astrologie), die auf unserem Globus wandeln; d. h. auf die menschlichen Egos, die dazu bestimmt sind, den gesamten Zyklus der Inkarnationen zu durchlaufen. Der Satz qui circumambulat terram wird in der Theologie jedoch wiederum auf den Teufel bezogen, da der mystische Vater des Bösen angeblich „wie ein Blitz herabfällt“. Zum Unglück für diese Erklärung wird bezüglich des „Menschensohns“ oder Christus aufgrund des persönlichen Zeugnisses Jesu erwartet, dass er auf dieselbe Weise auf die Erde herabsteigt, „gleichwie der Blitz ausfährt von Osten“,31 gerade in derselben Gestalt und unter demselben Symbol wie Satan, den man „wie einen Blitz vom Himmel fallen“32 sieht. Der Ursprung all dieser Metaphern und Redewendungen, die ihrem Charakter nach höchst orientalisch sind, muss im Osten gesucht werden. In allen alten Kosmogonien kommt das Licht aus der Finsternis. In Ägypten und auch anderswo war die Finsternis [SD # 486] „das Prinzip aller Dinge“. Daher kommt Pymander, der „Göttliche Gedanke“, als Licht aus der Finsternis. Behemoth33 ist das Prinzip der Finsternis oder, in der römisch-katholischen Theologie, Satan, und doch sagt Hiob über ihn: „Behemoth ist der Leiter (das Prinzip) der Wege Gottes“ (40,19) – „Principium viarum Domini Behemoth“!

Folgerichtigkeit scheint keine bevorzugte Tugend irgendeines Teils der sogenannten göttlichen Offenbarung zu sein – auf jeden Fall nicht so, wie sie von den Theologen erklärt wird.

Die Ägypter und die Chaldäer führten die Geburt ihrer göttlichen Dynastien auf die Periode zurück, als die schaffende Erde in den allerletzten Wehen ihre seither wieder verschwundenen prähistorischen Bergketten hervorbrachte, ihre Seen und Kontinente. Ihr Antlitz war bedeckt mit „tiefer Finsternis, und in diesem (sekundären) Chaos befand sich das Prinzip aller Dinge“, das sich später auf dem Globus entwickelte. Unsere Geologen haben jetzt festgestellt, dass sich ein derartiger irdischer Großbrand in den frühen geologischen Perioden vor einigen hundert Millionen Jahren ereignet hätte.34 Was die Überlieferung selbst anbelangt, besitzt jedes Land und Volk in seiner entsprechenden nationalen Form etwas Derartiges.

Nicht nur Ägypten, Griechenland, Skandinavien und Mexiko hatten ihren Typhon, Python, Loki und ihren „fallenden“ Dämonen, sondern auch China. Die Himmlischen verfügen über eine ganze Literatur über den Gegenstand. Im „King“ heißt es, dass infolge des Aufruhrs gegen Ti, seitens eines stolzen Geistes, der behauptete, er selbst sei Ti, sieben Chöre himmlischer Geister auf die Erde verbannt wurden. Das „bewirkte eine Veränderung in der gesamten Natur, indem sich der Himmel selbst herabbeugte und mit der Erde vereinigte“.

Und im „I-King“ liest man: „Der fliegende Drache, prächtig und aufrührerisch, leidet nun, und sein Stolz wird bestraft; er dachte, er werde im Himmel regieren, und er regiert nur auf der Erde.“

Das „Ch‘un Ch‘iu“ wiederum formuliert allegorisch: „Eines Nachts hörten die Sterne auf, in der Dunkelheit zu scheinen, verließen sie und fielen wie ein Regen auf die Erde herab, wo sie jetzt verborgen sind.“ Diese Sterne sind die Monaden.

Die chinesischen Kosmogonien haben ihren „Herrn der Flamme“ und ihre „Himmlische Jungfrau“, mit „kleinen Geistern, die sie unterstützen und ihr dienen; und großen Geistern, um jene zu bekämpfen, die Feinde anderer Götter sind“. Aber all das beweist nicht, dass die erwähnten Allegorien Darstellungen oder prophetische Schriften sind, die alle einen Bezug zur christlichen Theologie haben.

Der beste Beweis, den man christlichen Theologen anbieten kann, dass die [SD # 487] esoterische Bedeutung in der Bibel – in beiden Testamenten – die Behauptung derselben Idee war wie in unseren archaischen Lehren – nämlich dass der „Fall der Engel“ sich einfach auf die Inkarnation von Engeln bezog, „welche die sieben Kreise durchbrochen hatten“ – findet sich im Zohar. Nun ist die Kabbala Schimon ben Jochais die Seele und Essenz seiner Allegorie, so wie die spätere christliche Kabbala den „dunkel verhüllten“ mosaischen Pentateuch darstellt. Und sie sagt (im „Agrippa-Manuskript“):

„Die Weisheit der Kabbala beruht auf der Wissenschaft vom Gleichgewicht und der Harmonie.“

„Die Kräfte, die sich manifestieren, ohne zuvor ins Gleichgewicht gebracht worden zu sein, vergehen im Raum“ („ins Gleichgewicht gebracht“ bedeutet differenziert).

„So vergingen die ersten Könige (die göttlichen Dynastien) der alten Welt, die selbst hervorgebrachten Fürsten der Riesen. Sie fielen wie wurzellose Bäume und wurden nicht mehr gesehen: Denn sie waren der Schatten des Schattens“; nämlich die Chhaya der schattenhaften Pitris (vide die „Könige von Edom“).

„Aber die, die nach ihnen kamen, die wie Sternschnuppen herab schossen, wurden in die Schatten eingeschlossen – was gilt bis zum heutigen Tag“; Dhyanis, die die Ära der Menschheit einläuteten, indem sie sich in diese „leeren Schatten“ inkarnierten.

Für jene, die zwischen den Zeilen lesen können, entfaltet jeder Satz in den alten Kosmogonien die Identität der Ideen, wenn auch in unterschiedlichen Gewändern.

Die erste Lektion in der Esoterischen Philosophie ist, dass die Unerkennbare Ursache nicht die Evolution hervorbringt, weder bewusst noch unbewusst, sondern dass sie lediglich periodisch unterschiedliche Aspekte ihrer selbst der Wahrnehmung endlicher Gemüter darbietet. Nun ist das kollektive Bewusstsein – das Universale – das aus verschiedenen und zahllosen Scharen schöpferischer Kräfte zusammengesetzt ist, in der geoffenbarten Zeit zwar unbegrenzt, aber vor dem Hintergrund des ungeborenen, unvergänglichen Raums in seinem höchsten, essenziellen Aspekt immer noch begrenzt. Das, was endlich ist, kann nicht vollkommen sein. Daher gehören auch niedere Wesen zu diesen Scharen, aber es gab niemals irgendwelche Teufel oder „ungehorsamen Engel“, aus dem einfachen Grund, weil sie alle der Regierung des Gesetzes unterstehen. Die sich inkarnierenden Asuras (oder wie auch immer sie genannt werden) folgten dabei einem Gesetz, das so unerbittlich ist wie jedes andere auch. Sie manifestierten sich vor den Pitris, und als die Zeit (im Raum) zyklisch voranschritt, waren sie an die Reihe gekommen – daher die zahlreichen Allegorien (vide „Demon est Deus inversus“, Teil II, Bd. I). Die Brahmanen bezeichneten als Erste unterschiedslos jene als Asuras, die sich ihren Vermummungen und Opfern widersetzten, wie der große Asura mit Namen „Asurendra“. Wahrscheinlich muss der Ursprung der Vorstellung vom Dämonen als Widersacher und Gegner auf diese Zeitalter zurückgeführt werden.

Die das „Licht“ erschaffenden hebräischen Elohim – das Wort wird mit „Gott“ übersetzt – sind identisch mit den arischen Asuras. Sie werden auch [SD # 488] als die „Söhne der Finsternis“ bezeichnet, im philosophischen und logischen Gegensatz zum unveränderlichen und ewigen Licht. Die frühesten Zoroastrier glaubten nicht daran, dass das Böse oder die Finsternis mit dem Guten oder dem Licht gleichewig sei, und sie interpretieren das genauso. Ahriman ist der manifestierte Schatten Ahura-Mazdas (Asura-Mazdas), der wiederum aus Zeroana Akerne hervorging, dem „grenzenlosen (Kreis der) Zeit“ oder der Unbekannten Ursache. „Ihre Glorie“, sagten sie über Letztere, „sei zu erhaben, ihr Licht zu glänzend, als dass es ein menschlicher Intellekt oder ein sterbliches Auge erfassen und sehen könnte“. Ihre ursprüngliche Ausstrahlung ist ewiges Licht, das, nachdem es zuvor in der Finsternis verborgen gewesen war, aufgerufen wurde, sich zu offenbaren, und so wurde Ormazd geformt, der „König des Lebens“. Er ist der „Erstgeborene“ in der grenzenlosen Zeit, hat aber, seinem eigenen Gegenbild (der prä-existenten spirituellen Idee) gleich, schon seit aller Ewigkeit in der Finsternis existiert. Die sechs Amschaspands (sieben mit ihm selbst, dem Haupt von allen), die ursprünglichen spirituellen Engel und Menschen, sind kollektiv sein Logos. Auch die zoroastrischen Amschaspands erschaffen die Welt in sechs Tagen oder Perioden und ruhen am siebten; wobei dieser siebte in der Esoterischen Philosophie die erste Periode oder der erste „Tag“ ist (die erste Schöpfung in der arischen Kosmogonie). Er ist das Zwischen-Äon, das den Prolog zur Schöpfung darstellt und im Grenzland zwischen der unerschaffenen Ewigen Ursache und den hervorgebrachten endlichen Wirkungen steht; ein Zustand entstehender Aktivität und Energie als der erste Aspekt der ewig unveränderlichen Ruhe. In der Genesis, auf welche keinerlei metaphysische Energie verwendet wurde, sondern lediglich außerordentliche Schlauheit und Scharfsinnigkeit bei der Verschleierung der esoterischen Wahrheit, beginnt die „Schöpfung“ beim dritten Stadium der Manifestation. „Gott“ oder die Elohim sind Pymanders „Sieben Regenten“. Sie sind identisch mit allen anderen Schöpfern.

Aber selbst in der Genesis wird durch die Plötzlichkeit des Bildes und durch die „Finsternis“, die auf der Urflut lag, auf diese Periode hingewiesen. Die Alahim sind dargestellt, wie sie die zwei Himmel oder den „doppelten Himmel“ (nicht Himmel und Erde) „erschaffen“, d. h. bilden oder hervorbringen; das bedeutet soviel wie, dass sie den oberen, geoffenbarten (Engels-) Himmel, oder die Bewusstseinsebene, von der niederen oder irdischen Ebene trennten; die (für uns) ewigen und unveränderlichen Äonen jener Perioden, die in Raum, Zeit und Dauer sind; den Himmel von der Erde, das Unbekannte vom Bekannten – für den Profanen. Das ist die Bedeutung des Satzes im Pymander, der sagt: „Der Gedanke, der göttliche, der Licht ist und Leben (Zeroana Akerne), brachte durch sein Wort oder ersten Aspekt“ den anderen, wirkenden Gedanken hervor, welcher, indem er der Gott des Geistes und des Feuers ist, sieben Regenten bildete und in ihren Kreis die Welt der Sinne einschloss, „verhängnisvolles Schicksal“ genannt. Das Letztere bezieht sich auf Karma; die „sieben Kreise“ sind die sieben Planeten und Ebenen, sowie auch die sieben unsichtbaren Geister in den Engelssphären, deren sichtbare Symbole die sieben Planeten sind,35 die [SD # 489] sieben Rishis des Großen Bären und andere Glyphen. Wie Roth über die Adityas sagt: „Sie sind weder Sonne noch Mond, noch Sterne, noch Dämmerung, sondern die ewigen Erhalter dieses leuchtenden Lebens, das gewissermaßen hinter all diesen Phänomenen existiert.“

Sie sind es – die „Sieben Scharen“ – die, nachdem sie „in ihrem Vater (dem Göttlichen Gedanken) den Plan des Wirkenden betrachtet hatten“, wie Pymander sagt, gleichermaßen zu wirken begehrten (oder die Welt mit ihren Geschöpfen zu bilden); denn nachdem sie „in der Sphäre der Wirkung“ – dem sich manifestierenden Universum – geboren worden waren, ist das das Gesetz des Manvantaras. Und nun kommt der zweite Teil des Ablaufs oder vielmehr der zwei Abläufe, die in einen verschmolzen sind, um die volle Bedeutung zu verbergen. Die innerhalb der Sphäre der Wirkung Geborenen waren „die Brüder, die ihn sehr liebten“. Letzterer – „ihn“ – bezeichnet die ursprünglichen Engel: die Asuras, die Ahriman, die Elohim – oder „Söhne Gottes“, von welchen einer Satan war – alle als die „Engel der Finsternis“ bezeichneten spirituellen Wesen, weil jene Finsternis absolutes Licht ist, eine Tatsache, die heute in der Theologie vernachlässigt wird, wenn sie nicht vollständig vergessen ist. Nichtsdestoweniger muss die Spiritualität dieser vielgeschmähten „Söhne des Lichts“, das Finsternis ist, im Vergleich zu den im Rang nachstehenden Engeln offenbar so groß sein wie die Ätherhaftigkeit der Letzteren im Vergleich zur Dichte des menschlichen Körpers erschiene. Erstere sind die „Erstgeborenen“; und daher den Grenzen des reinen, ruhigen Geistes so nahe, dass sie lediglich „Negationen“ darstellen – im aristotelischen Sinn – die Ferouers oder die Idealtypen derer, die folgten. Sie konnten keine materiellen, körperlichen Dinge erschaffen; und deshalb hieß es im Laufe der Zeit, dass sie sich weigerten, zu erschaffen, wie ihnen von „Gott“ befohlen war – anders gesagt, dass sie rebellierten.

Vielleicht ist das aufgrund der wissenschaftlichen Theorie gerechtfertigt, welche uns im Zusammenhang mit Licht und Ton über die Auswirkungen des Zusammentreffens zweier Wellen von gleicher Länge belehrt. „Wenn die beiden Töne dieselbe Intensität aufweisen, bewirkt ihr Zusammentreffen eine Vervierfachung der Intensität jeder einzelnen, während ihre Interferenz absolute Stille zur Folge hat.“

Justin der Märtyrer zeigt im Rahmen der Erklärung einiger „Ketzereien“ seiner Zeit die Wesensgleichheit aller Weltreligionen an ihren Ausgangspunkten. Der erste Anfang beginnt ausnahmslos mit der unbekannten und passiven Gottheit, aus der eine gewisse aktive Macht oder Kraft ausstrahlt, das Mysterium, das manchmal Weisheit genannt wird, manchmal der Sohn, sehr oft Gott, Engel, Herr und Logos.36 Letzterer wird manchmal auf die allererste Emanation angewendet, in verschiedenen Systemen jedoch geht er aus dem ersten Androgynen oder doppelten Strahl hervor, der im Anbeginn vor dem Unsichtbaren hervorgebracht wurde. Philo beschreibt diese Weisheit als männlich und weiblich. Aber obwohl ihre erste Offenbarung [SD # 490] einen Anfang hatte, denn sie ging aus Olam37 (Äon, Zeit) hervor, dem Höchsten der Äonen, wenn sie vom Vater ausgestrahlt werden, war sie vor allen Schöpfungen bei ihm geblieben, denn sie ist ein Teil von ihm.38 Daher bezeichnet Philo Judaeus den Adam Kadmon mit dem Namen „Denken“ (die Ennoia des Bythos in dem gnostischen System). „Das Denken werde Adam genannt.“39

So wie die alten magischen Bücher es erklären, wird das ganze Geschehen deutlich. Ein Ding kann ausschließlich durch seinen Gegensatz existieren – lehrt uns Hegel. Und nur wenig Philosophie und Spiritualität sind notwendig, um den Ursprung des späteren, in seiner kalten und grausamen Verruchtheit so wahrhaftig satanischen und höllischen Dogmas zu begreifen. Die Magier erklärten auf diese Weise den Ursprung des Bösen in ihren exoterischen Lehren. „Licht kann nichts hervorbringen außer Licht, und es kann niemals der Ursprung des Bösen sein.“ Wie wurde also das Böse hervorgebracht, wenn nichts an seiner Erschaffung beteiligt war, was dem Licht glich oder ihm ähnlich war? Das Licht, sagen sie, brachte verschiedene Wesen hervor, die alle spirituell, leuchtend und mächtig waren. Einer der Großen (der „Große Asura“, Ahriman, Luzifer etc. etc.) hegte jedoch einen bösen Gedanken, der dem Licht entgegengesetzt war. Er zweifelte, und durch diesen Zweifel wurde er dunkel.

Das ist der Wahrheit ein wenig näher, aber noch immer weit vom Ziel entfernt. Es gab keinenbösen Gedanken“, der die entgegenwirkende Kraft verursachte, sondern lediglich den Gedanken per se, etwas, das deshalb, weil es wahrnimmt und Plan und Zweck enthält, endlich ist und darum naturgemäß in Opposition stehen muss zur reinen Ruhe, dem natürlichen Zustand absoluter Spiritualität und Vollkommenheit. Es war lediglich das Gesetz der Evolution, das sich behauptete; der Prozess mentaler Entfaltung, vom Geist differenziert, bereits in die Materie involviert und verstrickt, in die er unwiderstehlich hineingezogen wird. Ideen sind – ihrer eigenen Natur und Wesenheit nach als sich auf Objekte beziehende Vorstellungen, einerlei ob zu wahren oder eingebildeten – dem Absoluten Gedanken entgegengesetzt, jenem unerkennbaren Allem, von dessen mysteriösem Wirken Spencer behauptet, dass nichts darüber gesagt werden könne, als dass „es keine Wesensverwandtschaft mit der Evolution besitze („Principles of Psychology“, S. 474) – was sicherlich zutreffend ist.40

Der Zohar sagt das in sehr anregender Weise. Als der „Heilige“ (der Logos) den Menschen zu erschaffen wünschte, berief er die höchste Schar der Engel und teilte ihnen seinen Wunsch mit, sie bezweifelten jedoch die Weisheit dieses Verlangens und antworteten: „Der Mensch wird nicht eine Nacht in seiner Herrlichkeit andauern“ – [SD # 491] wofür sie von dem „Heiligen“ Herrn verbrannt (vernichtet?) wurden. Dann berief er eine andere, niedrigere Schar und sagte dasselbe. Und sie widersprachen dem „Heiligen“: „Wozu ist der Mensch gut?“, wandten sie ein. Dennoch erschufen die Elohim den Menschen, und als der Mensch sündigte, kamen die Scharen von Uzza und Asasel und verhöhnten Gott: „Hier ist der Sohn des Menschen, den du gemacht hast“, sagten sie. „Siehe, er sündigte!“ Da antwortete der Heilige: „Wäret ihr unter ihnen (den Menschen) gewesen, wäret ihr noch schlechter gewesen als sie.“ Und er schleuderte sie von ihrem hohen Platz im Himmel ebenfalls hinab auf die Erde; und „sie wurden (in Menschen) verwandelt und sündigten mit den Frauen der Erde“ (Zohar I, 9b). Das ist sehr deutlich. In der Genesis findet sich kein Hinweis darauf, dass diese „Söhne Gottes“ (Kap. 6) bestraft wurden. Die einzige Bezugnahme darauf in der Bibel findet sich bei Judas (6): „Und Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des Großen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt.“ Und das bedeutet lediglich, dass die zur Inkarnation verurteilten „Engel“ sich in den Ketten von Fleisch und Materie befinden, in der Finsternis der Unwissenheit, bis zum „Großen Tag“, der wie immer nach der siebten Runde kommen wird, nach dem Ablauf der „Woche“, am siebten Sabbat oder in dem auf das Manvantara folgenden Nirvana.

Wie wahrhaft esoterisch und mit der Geheimlehre übereinstimmend der Pymander, der Göttliche Gedanke“ des Hermes ist, kann nur aus seinen ursprünglichen und ersten Übersetzungen in das Lateinische und Griechische geschlossen werden. Wie sehr er anderseits später von Christen in Europa entstellt wurde, erkennt man an den Bemerkungen und unbewussten Geständnissen, die von de Saint Marc in seiner Vorrede und in seinem Brief an den Bischof von Ayre im Jahr 1579 gemacht wurden. Dort wird der gesamte Zyklus der Umwandlungen von einer pantheistischen und ägyptischen in eine mystische römisch-katholische Abhandlung dargelegt, und wir sehen, wie der Pymander zu dem geworden ist, was er jetzt ist. Doch selbst in St. Marcs Übersetzung finden sich Spuren des wahren Pymanders – des „Universalen Gedankens“ oder „Gemüts“. Folgendes ist eine wörtliche Übersetzung der alten französischen Übertragung, die im Original in der Fußnote41 in seinem wunderlichen Altfranzösisch gegeben ist:

„Sieben Menschen (Prinzipien) wurden im Menschen hervorgebracht.“ „Die Natur der Harmonie der Sieben des Vaters und des Geistes. Die Natur . . . . [SD # 492] brachte sieben Menschen entsprechend den Naturen der sieben Geister hervor“, „welche die zwei potenziellen Geschlechter in sich tragen.“

Metaphysisch sind der Vater und der Sohn das „Universalgemüt“ und das „periodische Universum“, der „Engel“ und der „Mensch“. Es ist gleichzeitig der Sohn und der Vater; im Pymander die aktive Idee und der passive Gedanke, der sie erzeugt, der wurzelhafte Grundton in der Natur, der die sieben Töne hervorbringt – die siebenfältige Leiter der schöpferischen Kräfte und die sieben prismatischen Aspekte der Farbe, die alle aus dem einen weißen Strahl oder Licht geboren sind – das sich selbst in der Finsternis erzeugt.

 

C

Die vielen Bedeutungen
des „Krieges im Himmel“

Die Geheimlehre stellt als selbstverständliche Tatsache dar, dass die Menschheit kollektiv und individuell mit der gesamten manifestierten Natur der Träger ist (a) des Atems des einen Universalen Prinzips in seiner ersten Differenzierung; und (b) der zahllosen „Atem“, die in seinen sekundären und weiteren Differenzierungen aus jenem einen Atem hervorgehen, so wie die Natur mit ihren vielen Menschheiten nach abwärts in die immer materielleren Ebenen fortschreitet. Auf den stetig absteigenden Ebenen beseelt der erste Atem die höheren Hierarchien; der zweite – die niederen.

Nun gibt es viele Stellen in der Bibel, die auf den ersten Blick beweisen, exoterisch, dass dieser Glaube einstmals universal war; und die überzeugendsten davon finden sich in den beiden Kapiteln Hesekiel 28 und Jesaja 1. Christlichen Theologen steht es frei, beides als Bezugnahme auf den großen Kampf vor der Schöpfung, das Epos über die Rebellion Satans etc. zu beziehen, wenn es ihnen so beliebt, die Unsinnigkeit dieser Idee ist jedoch zu offensichtlich. Hesekiel richtet seine Klagen und Vorwürfe an den König von Tyrus; Jesaja – an den König Ahas, der dem Götzendienst huldigte, so wie es der Rest der Nation tat, mit Ausnahme einiger weniger Initiierter (der sogenannten Propheten), die diesen Götzendienst auf seinem Wege in die Exoterik oder Götzenanbetung, was dasselbe ist, aufzuhalten suchten. Der Schüler möge selbst urteilen.

Bei Hesekiel 28,1-10 heißt es: „Menschensohn, sprich zu dem Fürsten von Tyrus. So spricht der Herr, Jehovah (nach unserem Verständnis der „Gott“ Karma): Weil dein Herz sich erhebt, und du sprichst: „Ich bin ein Gott . . . . “ (da du doch ein Mensch bist . . . . ) darum, siehe, werde ich Fremde . . . . über dich bringen – und sie werden ihre Schwerter ziehen wider die Schönheit deiner Weisheit . . . . In die Grube werden sie dich hinabstürzen . . . .“ oder in das Erdenleben.

Der Ursprung des „Fürsten von Tyrus“ ist auf [SD # 493] die „göttlichen Dynastien“ der bösartigen Atlantier, der großen Zauberer (siehe die letzten Kommentare zu Stanze XII, Shloka 47-49) zurückzuführen und dort zu finden. Die Worte Hesekiels stellen in diesem Fall keine Metapher dar, sondern tatsächliche Historie. Denn die Stimme in dem Propheten, die Stimme des „Herrn“, seines eigenen Geistes, sagte zu ihm: „Weil dein Herz sich erhebt und du sprichst: ‘Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Gottessitze im Herzen der Meere!’ (der göttlichen Dynastien), doch du bist nur ein Mensch . . . . siehe, du bist weiser als Daniel, nichts Verborgenes ist dunkel für dich; durch deine Weisheit . . . hast du dir Reichtum erworben, und dein Herz hat sich wegen deines Reichtums erhoben. Darum, siehe . . . sie werden ihre Schwerter ziehen wider die Schönheit deiner Weisheit . . . In die Grube werden sie dich hinabstürzen, und du wirst des Todes eines Erschlagenen sterben im Herzen der Meere.“ (Hesekiel 28,3-8) Alle derartigen Verwünschungen stellen keine Prophezeiungen, sondern lediglich Erinnerungen an das Schicksal der Atlantier dar, die „Riesen der Welt“.

Was kann die Bedeutung dieses letzten Satzes sein, wenn er nicht eine Erzählung des Schicksals der Atlantier ist? Vers 17 im „Pymander“ – „Hochmütig warst du geworden, weil du so schön warst“ – mag sich auf den „Himmlischen Menschen“ beziehen oder auf die gefallenen Engel, die beschuldigt werden, wegen ihres Stolzes auf die ihnen zuteil gewordene große Schönheit und Weisheit gefallen zu sein. Da gibt es keine Metapher, ausgenommen vielleicht in den vorgefassten Ideen unserer Theologen. Diese Verse beziehen sich auf die Vergangenheit und gehören mehr zum Wissen, das in den Initiationsmysterien erworben wird als zur retrospektiven Hellseherei! Die Stimme wiederum sagt:

„Du warst in Eden, dem Garten Gottes (im Satya-Yuga); allerlei Edelgestein war deine Decke . . . . Das Kunstwerk deiner Tamburine und deiner Pfeifen war bei dir; an dem Tage, da du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. . . Du bist ein gesalbter Cherub . . . du wandeltest inmitten feuriger Steine. . . . Vom Tag deiner Schöpfung an warst du vollkommen, bis sich Ungerechtigkeit in dir fand. Darum werde ich dich vom Berg Gottes vertreiben und zerstören. . . . “

Der „Berg Gottes“ bedeutet den „Berg der Götter“ oder Meru, dessen Repräsentant in der vierten Rasse der Berg Atlas war, die letzte Form eines der göttlichen Titanen, in jenen Tagen so hoch, dass die Alten glaubten, die Himmel ruhten auf seiner Spitze. Unterstützte nicht Atlas die Giganten in ihrem Kampf gegen die Götter (Hyginus)? Eine andere Lesart lässt die Fabel aus Atlas’ (Sohn von Iapetus und Klymene) Vorliebe für die Astronomie entstehen, weil er aus diesem Grund auf den höchsten Bergspitzen verweilte. Die Wahrheit ist, dass Atlas, der „Berg der Götter“ und auch der Held dieses Namens, das esoterische Symbol der vierten Rasse ist, und seine sieben Töchter, die Atlantiden, die Symbole ihrer sieben Unterrassen. Der Berg Atlas war nach allen Legenden dreimal so hoch wie jetzt; denn er versank in zwei Phasen. Er ist vulkanischen Ursprungs, und daher sagt die Stimme [SD # 494] in Hesekiel: „Darum habe ich aus deinem Innern ein Feuer hervorgehen lassen, welches dich verzehren soll . . . “ etc. (Vers 18) Sicherlich unterscheidet sich das von der scheinbar von den Übersetzungen implizierten Bedeutung, das Feuer sei vom Fürsten von Tyrus ausgegangen oder von seinem Volk, vielmehr ging es vom Berg Atlas aus, der die stolze Rasse symbolisiert, in Magie gelehrt und in den Künsten und der Zivilisation hochstehend, deren letzter Überrest nahe des Fußes der Kette jener einst gigantischen Berge vernichtet wurde.

Wahrlich, „ein Schrecken bist du geworden, und bist dahin auf ewig . . . “; da selbst der Name der Rasse und ihr Schicksal aus dem menschlichen Gedächtnis entschwunden ist. Man halte sich vor Augen, dass fast jeder alte König und Priester ein Initiierter war; dass vom herannahenden Ende der vierten Rasse an eine Fehde zwischen den Initiierten des rechten und jenen des linken Pfades bestand; und schließlich, dass der Garten Eden von anderen Persönlichkeiten erwähnt wird als von den Juden der adamischen Rasse, denn selbst der Pharao wird von demselben Hesekiel mit dem schönsten Baum Edens verglichen, der zeigt: „Dann trösten sich alle Bäume von Eden, die erlesenen und besten Bäume des Libanons, in den niederen Teilen der Erde . . . denn sie stürzten zusammen mit ihm (dem Pharao)42 in die Unterwelt hinab“, in die niederen Bereiche, was tatsächlich der Boden des Ozeans ist, dessen Grund sich weit auftat, um die Länder der Atlantier und sie selbst zu verschlingen. Wenn man sich all das vor Augen hält und die verschiedenen Berichte vergleicht, wird man erkennen, dass sich Hesekiel 27 und 31 nicht auf Babylon, Assyrien und auch nicht auf Ägypten bezieht, da keines von ihnen auf diese Weise vernichtet wurde, sie fielen lediglich auf der Oberfläche in Trümmer – nicht unter der Erde – sondern auf Atlantis und die meisten seiner Nationen. Und man wird sehen, dass der „Garten Eden“ der Initiierten kein Mythos war, sondern eine jetzt versunkene Örtlichkeit. Dann wird einem ein Licht aufdämmern, und man wird Sätze wie die Folgenden nach ihrem wahren esoterischen Wert schätzen können: „ . . . du warst in Eden . . . du warst auf Gottes heiligem Berge“, denn jede Nation hatte, und viele haben immer noch, heilige Berge; einige die Gipfel des Himalayas, andere den Parnass und Sinai. Sie waren alle Initiationsstätten und der Aufenthaltsort der Häupter der Gemeinden alter und auch moderner Adepten. Und wiederum: „Siehe, Assur (warum nicht atlantischer Initiierter?) war eine Zeder auf dem Libanon. . . . Darum wuchs er höher als alle Bäume des Feldes. . . . Kein Baum im Garten Gottes kam ihm an Schönheit gleich . . . und es beneideten ihn alle Bäume Edens, die im Garten Gottes waren. (Hesekiel 31,3-9)

In ganz Kleinasien wurden die Initiierten und auch einige der Könige Israels die „Bäume der Gerechtigkeit“ und die Zedern des Libanons genannt. Das galt auch für die großen Adepten Indiens, jedoch nur für die Adepten der [SD # 495] linken Hand. Die Erzählung des Vishnu-Puranas, „die Welt sei vollständig mit Bäumen bedeckt gewesen“, während die Prachetas – die „im weiten Ozean 10.000 Jahre der Entbehrung zubrachten“ – in ihre Andachtsübungen versunken waren, so bezieht sich die Allegorie auf die Atlantier und die Adepten der frühen fünften Rasse – die Arier. Andere „Bäume (Adept-Zauberer) verbreiteten sich und überschatteten die ungeschützte Erde; und die Menschen gingen zugrunde . . . zehntausend Jahre lang unfähig zu arbeiten“. Dann wird gezeigt, wie die Weisen, die Prachetas genannten Rishis der arischen Rasse, „aus der Tiefe hervorkamen“,43 und durch aus ihren Mündern herausströmenden Wind und Flammen die schlechten „Bäume“ und das ganze Pflanzenreich vernichteten, bis Soma (der Mond), der Herrscher der Pflanzenwelt, sie besänftigt, indem er mit den Adepten des rechten Pfades ein Bündnis schließt, denen er Marisha als Braut anbietet, den „Sprössling der Bäume“.44 Das ist die Bedeutung dessen, was in den Stanzen und Kommentaren gegeben wird, und was auch im zweiten Teil des 1. Bandes unter „Die heilige Insel“ angegeben wird. Es deutet auf den großen Kampf zwischen den „Söhnen Gottes“ und den „Söhnen der dunklen Weisheit“ hin – unseren Vorvätern oder die atlantischen und arischen Adepten.

Die gesamte Geschichte dieser Periode ist im Ramayana allegorisiert, das die mystische Erzählung in epischer Form von dem Kampf zwischen Rama – dem ersten König der göttlichen Dynastie der frühen Arier – und Ravana ist, der symbolischen Personifizierung der atlantischen (Lanka-) Rasse. Erstere waren die Inkarnationen der Sonnengötter; Letztere die der Mond-Devas. Das war der große Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen weißer und schwarzer Magie, um die Vorherrschaft der göttlichen Kräfte oder der niederen irdischen oder kosmischen Kräfte. Wenn der Schüler den letzten Satz besser verstehen will, so möge er sich der „Anugita“-Episode im 5. Kapitel des „Mahabharatas“ zuwenden, wo der Brahmane seiner Frau sagt. „Ich habe mit Hilfe des Selbstes im Selbst den Ort wahrgenommen (den Sitz) – wo das Brahman wohnt, frei von den Gegensatzpaaren, und den Mond zusammen mit dem Feuer (oder der Sonne), (alle) Wesen aufrechterhaltend (als) Beweger des geistigen Prinzips.“ Der Mond ist die Gottheit des Denkvermögens (Manas), aber lediglich auf der niederen Ebene. „Manas ist dual – lunar im niederen, solar in seinem höheren Teil“, sagt ein Kommentar. D. h., es wird in seinem höheren Aspekt zur Buddhi hingezogen [SD # 496] und steigt in seinem niederen herab bis zu seiner animalischen Seele und lauscht auf deren Stimme, die voller selbstsüchtiger und sinnlicher Begierden ist; und darin liegt gleichsam das Mysterium des Lebens eines Adepten und eines profanen Menschen sowie auch das der nachtodlichen Trennung des göttlichen vom tierischen Menschen. Das Ramayana – dessen Verse allesamt esoterisch gelesen werden müssen – enthüllt in großartiger Symbolik und Allegorie die Beschwerlichkeiten sowohl des Menschen als auch der Seele. Der Brahmane sagt: „In dem Körper, inmitten all dieser Lebenswinde (? Prinzipien), die sich darin umher bewegen und sich gegenseitig verschlingen,45 lodert das Vaishvanara-Feuer46 siebenfältig,47 dessen Ziel ‘Ich’ bin.“

Die Haupt-„Seele“ aber ist Manas oder das Gemüt; daher wird Soma, der Mond, so dargestellt, dass er mit dem Sonnenteil in ihm ein Bündnis schließt, der mit den Prachetas personifiziert ist. Aber von den sieben Schlüsseln, welche die sieben Aspekte des Ramayanas öffnen, wie auch bei den Schlüsseln jeder anderen Schrift, ist das lediglich einer – der metaphysische.

Das Symbol des „Baums“, das für verschiedene Initiierte steht, war nahezu universal. Jesus wird der „Baum des Lebens“ genannt, ebenso wie alle Adepten des guten Gesetzes, während die des linken Pfads als die „verdorrten Bäume“ bezeichnet werden. Johannes der Täufer spricht von der „Axt“, die „an die Wurzel der Bäume gelegt“ ist (Matthäus 3,10), und die Heerscharen des Königs von Assyrien werden Bäume genannt (Jesaja 10,19).

Die wahre Bedeutung des Gartens Edens wurde hinlänglich in „Isis Unveiled“ gegeben.

Nun hörte die Schreiberin überraschenderweise mehr als einmal, die „Isis“ enthielte nur so wenig von den jetzt vorgebrachten Lehren. Das ist vollkommen falsch. Denn die Andeutungen derartiger Lehren sind im Überfluss vorhanden, selbst wenn die Lehren selbst vorenthalten wurden. Die Zeit war damals noch nicht gekommen, wie auch jetzt die Stunde noch nicht geschlagen hat, um alles zu sagen. „Die Atlantier, oder die vierte Rasse, die unserer fünften Rasse voranging, sind in ‘Isis Unveiled’ nicht erwähnt“, schrieb eines Tages ein Kritiker über den „Esoteric Buddhism“. Ich, die Verfasserin der „Isis Unveiled“, behaupte, dass die Atlantier als unsere Vorgänger erwähnt sind. Denn was kann klarer sein, als der folgende Satz in Band I, S. 133, wo vom Buch Hiob die Rede ist: „Im ursprünglichen Text ist anstelle von ‘toten Dingen’ die Rede von toten Rafaitern, Riesen oder mächtigen, ursprünglichen Menschen, von welchen die ‘Evolution’ eines Tages unsere gegenwärtige Rasse herleiten kann.“ Dazu wird jetzt eingeladen, nachdem dieser Hinweis ganz offen erklärt wurde; jedoch werden die Evolutionisten [SD # 497] heutzutage ebenso sicher ablehnen, wie sie es vor zehn Jahren taten. Wissenschaft und Theologie sind gegen uns, daher stellen wir beide in Frage und müssen das zur Selbstverteidigung tun. Verschwommene Gleichnisse, in den Propheten und in der Offenbarung des Johannes verstreut, einer großartigen, aber neu aufgelegten Version des Buches Enoch, das ist die unsichere Grundlage, auf welche die christliche Theologie ihr dogmatisches Epos vom Krieg im Himmel aufbaute. Aber sie tat noch mehr: Sie nutzte die lediglich Initiierten verständlichen symbolischen Visionen als Pfeiler, auf welchen das gesamte sperrige Bauwerk ihrer Religion ruht; und nun stellen sich die Pfeiler als sehr schwaches Schilf heraus, und das listige Gebilde versinkt. Das ganze christliche System beruht auf diesen Jachin und Boas – den beiden entgegengesetzten Kräften von Gut und Böse, Christus und Satan, der ἀγαθαὶ καὶ κακαὶ δυνάμεις. Nimm dem Christentum seine Hauptstütze mit den Gefallenen Engeln, und die paradiesische Laube löst sich samt Adam und Eva in Luft auf; und Christus mit seinem exklusiven Charakter als der Eine Gott und Erlöser und des Sühneopfers für die Sünde des Tiermenschen wird sofort zu einem nutzlosen, bedeutungslosen Mythos.

In einer alten Ausgabe der „Revue Archéologique“ des Jahres 1845 (S. 41) bemerkt ein französischer Schriftsteller, M. Maury: „Dieser universale Kampf zwischen guten und bösen Geistern scheint nur das Abbild eines anderen, älteren und schrecklicheren Kampfes zu sein, der sich nach einem alten Mythos vor der Schöpfung des Universums zwischen den getreuen und den rebellischen Legionen ereignete.“

Das ist wieder einmal eine einfache Frage der Prioritäten. Wäre die Offenbarung des Johannes in der vedischen Zeit verfasst worden, und stünde es jetzt nicht für jedermann fest, dass sie lediglich eine weitere Lesart des Buches Enoch und der Drachenlegenden des heidnischen Altertums darstellt – die Großartigkeit und die Schönheit der Bildersprache hätte die Ansicht des Kritikers zugunsten der christlichen Auslegung des ersten Krieges beeinflussen können, dessen Schlachtfeld der Sternenhimmel war und dessen erste Vernichter – die Engel. Wie die Sache aber jetzt steht, muss man die Offenbarung Ereignis um Ereignis auf andere und viel ältere Versionen zurückführen. Zum besseren Verständnis der apokalyptischen Allegorien und des esoterischen Epos ersuchen wir den Leser, sich die Offenbarung vorzunehmen und Kapitel 12 von Vers 1 bis 7 zu lesen.

Das hat verschiedene Bedeutungen, und in Bezug auf die astronomischen und numerischen Schlüssel dieses universalen Mythos wurde das meiste herausgefunden. Das, was jetzt gegeben werden kann, ist ein Fragment, einige wenige Andeutungen in Bezug auf seine geheime Deutung, als Verkörperung des Berichts über einen echten Krieg, den Kampf zwischen den Initiierten der beiden Schulen. Zahlreich und unterschiedlich sind die auf demselben Grundstein aufbauenden, noch existierenden Allegorien. Die wahre Erzählung, jene, die die volle esoterische Bedeutung gibt, findet sich in den Geheimen Büchern, aber die Verfasserin hatte keinen Zugriff darauf.

In den exoterischen Werken können jedoch möglicherweise die Episode vom Tarakakrieg und einige esoterische Kommentare Hinweise geben. In allen Puranas ist [SD # 498] das Ereignis mit größeren oder kleineren Abweichungen enthalten, die seinen allegorischen Charakter zeigen.

In der Mythologie der frühesten vedischen Arier, sowie in den späteren puranischen Erzählungen wird Budha, der „Weise“, erwähnt, ein „in der geheimen Weisheit Unterrichteter“, welcher euhemeristisch den Planeten Merkur darstellt. Das „Hindu Classical Dictionary“ schreibt dem Budha die Autorschaft eines Hymnus im Rigveda zu. Daher kann er durchaus keine „spätere Erdichtung der Brahmanen“ sein, sondern er ist tatsächlich eine sehr alte Personifizierung.

Durch die Untersuchung seiner Genealogie oder vielmehr Theogonie werden die folgenden Tatsachen enthüllt. Mythisch ist er der Sohn Taras, der Frau Brihaspatis, des „Goldfarbenen“, und „Somas“, des (männlichen) Mondes, der Paris-gleich diese neue Helena des indischen Sternenreiches ihrem Gatten entführt. Das verursacht einen großen Kampf und Krieg im Svarga (Himmel). Der Zwischenfall führt eine Schlacht zwischen den Göttern und den Asuras herbei. König Soma findet Mitstreiter in Usanas (Venus), dem Führer der Danavas; und die Götter werden von Indra und Rudra angeführt, die für Brihaspati Position beziehen. Letzterer wird von Shankara (Shiva) unterstützt, der, da er Angiras, den Vater Brihaspatis, zu seinem Lehrer hatte, dessen Sohn begünstigt. Indra ist hier das indische Vorbild Michaels, des Oberbefehlshabers und des Bezwingers der Engel des „Drachens“ – da einer seiner Namen Jishnu ist, „Führer der (Himmlischen) Schar“. Beide kämpfen gegeneinander, wie es auch einige Titanen tun, zur Verteidigung rachsüchtiger Götter, einer zur Verteidigung Jupiter Tonans (in Indien ist Brihaspati der Planet Jupiter, was ein merkwürdiges Zusammentreffen ist); der andere unterstützt den immer donnernden Rudra-Shankara. Während dieses Krieges wird Indra von seiner Leibwache verlassen, den Sturmgöttern (Maruts). Die Geschichte ist in einigen ihrer Einzelheiten sehr bedeutsam.

Untersuchen wir einige von ihnen und versuchen ihre Bedeutung zu verstehen.

Der vorstehende Genius oder „Regent“ des Planeten Jupiter ist Brihaspati, der betrogene Gatte. Er ist der Unterweiser oder spirituelle Lehrer der Götter, welche die Zeugungskräfte repräsentieren. Im Rigveda heißt er Brahmanaspati, ein Name mit der Bedeutung „die Gottheit, in der der Einfluss der Angebeteten auf die Götter personifiziert ist“. Daher repräsentiert Brahmanaspati sozusagen die Materialisation der göttlichen Gnade durch Ritual und Zeremonien, oder die exoterische Anbetung.

Tara48 – seine Frau – stellt anderseits die Personifizierung der Kräfte einer in die Gupta Vidya (das geheime Wissen) Initiierten dar, wie gezeigt werden wird.

Astronomisch ist Soma der Mond; in mystischer Ausdrucksweise ist Soma jedoch auch der Name des heiligen Getränks, das von den Brahmanen und Initiierten während ihrer Mysterien und Opferbräuche getrunken wird. Die „Soma“-Pflanze ist Asclepias acida, die einen Saft liefert, aus dem das mystische Getränk, [SD # 499] der Somatrunk, hergestellt wird. Nur die Nachkommen der Rishis, die Agnihotris (Feuerpriester) der großen Mysterien, kannten alle seine Kräfte. Aber die wirkliche Eigenschaft des wahren Somas war (und ist), aus dem Initiierten einen neuen Menschen zu machen, nachdem er wiedergeboren ist, nämlich sobald er beginnt, in seinem Astralkörper zu leben (siehe „The Elixir of Life“);49 denn, da seine spirituelle Natur die körperliche überwindet, würde er sie bald absprengen und selbst diese ätherische Form verlassen.50

Dem nicht initiierten Brahmanen – dem einfachen Grihastha oder Priester des exoterischen Rituals – wurde das Soma in alter Zeit niemals gereicht. Somit repräsentierte Brihaspati – obwohl er der „Guru der Götter“ war – dennoch die tote Buchstabenform der Verehrung. Tara, seine Frau, ist das Symbol von einer, die – obwohl sie der dogmatischen Verehrung sehr nahe steht – sich doch nach echter Wahrheit sehnt und dargestellt wird als von König Soma, dem Spender dieser Weisheit, in seine Mysterien initiiert. Die Allegorie lässt Soma sie also entführen. Das Ergebnis davon ist die Geburt des Budhas – der esoterischen Weisheit – (Merkur oder Hermes in Griechenland und Ägypten). Dieser wird als „derartig schön“ dargestellt, dass selbst der Gatte den „Neugeborenen“ als seinen Sohn beansprucht, die Frucht seiner ritualistischen und bedeutungslosen Formen,51 wohl wissend, dass der Budha nicht der Sprössling seiner Verehrung des toten Buchstabens ist. Das ist, in Kürze, eine der Bedeutungen der Allegorie.

Der Krieg im Himmel bezieht sich auf mehrere Ereignisse dieser Art auf verschiedenartigen und unterschiedlichen Daseinsebenen. Der erste ist eine rein astronomische und kosmische Tatsache, die der Kosmogonie angehört. John Bentley dachte, der Krieg im Himmel sei bei den Indern lediglich eine Zahl gewesen, die sich auf ihre Berechnungen von Zeitperioden bezog (siehe Bentleys „Hindu Astronomy“).52

[SD # 500] Seiner Ansicht nach diente das den westlichen Nationen als Prototyp, auf welchem sie ihren Krieg der Titanen aufbauten. Der Autor hat nicht ganz Recht, aber er liegt auch nicht vollkommen falsch. Wenn sich der siderische Prototyp in der Tat auch auf eine prämanvantarische Periode bezieht und vollständig auf dem Wissen beruht, das die arischen Initiierten von dem gesamten Programm und Fortschritt der Kosmogonie zu haben behaupten,53 so ist der Krieg der Titanen doch nur ein legendenhaftes und vergöttertes Abbild des wirklichen Krieges, der im himalayischen Kailasa (Himmel) anstatt in den Tiefen des kosmischen interplanetarischen Raums stattfand. Es ist der Bericht von dem schrecklichen Streit zwischen den „Söhnen Gottes“ und den „Söhnen des Schattens“, der vierten und der fünften Rasse. Auf diesen beiden Ereignissen, durch Legenden miteinander verschmolzen, welche dem exoterischen Bericht über den von den Asuras gegen die Götter geführten Krieg entnommen waren, wurden sämtliche späteren nationalen Überlieferungen über den Gegenstand aufgebaut.

Esoterisch sind die Asuras – die in der Folgezeit in böse Geister und niedere Götter umgewandelt wurden, die ewig im Streit liegen mit den großen Gottheiten – die Götter der geheimen Weisheit. In den ältesten Teilen des Rigvedas sind sie die Spirituellen und die Göttlichen, nachdem der Begriff Asura für den Höchsten Geist benutzt wurde und dieselbe Bedeutung hatte wie der große Ahura der Zoroastrier (siehe Darmesteters „Vendidad“). Es gab eine Zeit, in der die Götter Indra, Agni und Varuna selbst zu den Asuras zählten.

Im Aitareya Brahmana wurde der Atem (Asu) Brahmâ-Prajapatis lebendig, und aus diesem Atem erschuf er die Asuras. Später, nach dem Krieg, werden die Asuras die Feinde der Götter genannt, daher – „A-suras“, indem das anlautende „A“ ein negatives Präfix ist – oder „Nicht-Götter“, während die „Götter“ als „Suras“ bezeichnet werden. Das verknüpft nun die Asuras und ihre weiterhin aufgezählten „Scharen“ mit den „gefallenen Engeln“ der christlichen Kirchen, einer Hierarchie spiritueller Wesen, die sich in jedem Pantheon alter und selbst moderner Nationen findet – vom zoroastrischen herab bis zu den chinesischen. Sie sind die Söhne des ursprünglichen schöpferischen Atems am Beginn eines Maha-Kalpas oder Manvantaras, und haben denselben Rang wie die Engel, die „getreu“ geblieben waren. Das waren die Verbündeten Somas (dem Elter der Esoterischen Weisheit) gegen Brihaspati (der die ritualisierte oder zeremonielle [SD # 501] Anbetung repräsentiert). Offenbar wurden sie wegen ihrer Rebellion gegen Heuchelei, Scheinfrömmigkeit und den toten Buchstaben in Raum und Zeit von den Zeremonialisten zu feindlichen Kräften oder Dämonen erniedrigt.

Was ist nun der wirkliche Charakter aller derer, die mit ihnen zusammen kämpften? Sie sind: (1) Usanas, oder die „Schar“ des Planeten Venus, der jetzt im römischen Katholizismus – zu Luzifer geworden ist, dem Genius des „Morgensterns“ (siehe Jesaja 14,12), der Tsaba oder der Heerschar „Satans“. (2) Die Daityas und Danavas sind die Titanen, die Dämonen und Riesen, die wir in der Bibel (Genesis 6) finden – die Nachfahren der „Söhne Gottes“ und der „Töchter der Menschen“. Ihr Gattungsname zeigt ihren angeblichen Charakter und enthüllt gleichzeitig den geheimen Animus der Brahmanen, denn sie sind die Kratidvishas – die „Feinde der Opfergaben“ oder exoterischen Täuschungen. Sie sind die „Scharen“, die gegen Brihaspati kämpften, den Repräsentanten der exoterischen volkstümlichen und nationalen Religionen, und gegen Indra – den Gott des sichtbaren Himmels, des Firmaments, der im frühen Veda der höchste Gott des kosmischen Himmels ist, der geeigneten Wohnung für einen außerkosmischen und persönlichen Gott, über den sich keine exoterische Anbetung jemals erheben kann.

(3) Dann kommen die Nagas,54 die Sarpas (Schlangen oder Seraphim). Diese wiederum zeigen ihren Charakter durch die verborgene Bedeutung ihrer Glyphe. In der Mythologie sind sie halbgöttliche Wesen mit einem menschlichen Antlitz und dem Schwanz eines Drachens. Sie sind daher unabstreitbar die jüdischen Seraphim (von Serapis und Sarpa, Schlange), der Plural des Wortes Seraph, „brennend, feurig“ (siehe Jesaia 6,2-3). Die christliche und die jüdische Engelslehre unterscheidet zwischen den Seraphim und den Cherubim oder Cherubs, die an zweiter Stelle stehen; esoterisch und kabbalistisch sind sie identisch; Cherubim bezeichnet einfach die Bilder oder Gleichnisse jeder beliebigen Abteilung der himmlischen Scharen. Nun waren, wie zuvor gesagt, die Drachen und Nagas Namen, die den initiierten Einsiedlern wegen ihrer großen Weisheit und Spiritualität gegeben wurden, und weil sie in Höhlen wohnten. Wenn also Hesekiel dem König von Tyros das Beiwort Cherub hinzufügt und ihm sagt, es gäbe wegen seiner Weisheit und seines Verstandes kein Geheimnis, das vor ihm verborgen werden könne (28,3-4), zeigt er dem Okkultisten, dass er ein „Prophet“ ist, vielleicht immer noch ein Anhänger des exoterischen Gottesdienstes, der gegen einen Initiierten einer anderen Schule wettert und nicht gegen einen eingebildeten Luzifer, einen Cherub, der von den Sternen und dann aus dem Garten Eden herabgestürzt ist. Somit ist der sogenannte „Krieg“ in einer seiner vielen Bedeutungen auch eine allegorische Aufzeichnung des Kampfes zwischen den beiden Klassen von Adepten – denen des rechten und denen des linken Pfades. In Indien existierten drei Klassen von Rishis, welche [SD # 502] die frühesten bekannten Adepten waren; die Königlichen oder Rajarishis, Könige und Prinzen, die das asketische Leben annahmen; die Devarishis, die Göttlichen, oder die Söhne von Dharma oder Yoga; und die Brahmarshis, die Abkömmlinge jener Rishis, die die Gründer der brahmanischen Gotras oder Kasten-Rassen waren. Wenn wir nun den mythischen und astronomischen Schlüssel für einen Augenblick beiseite lassen, dann zeigen die geheimen Lehren, dass viele Atlantier diesen Abteilungen angehörten; und es gab Streit und Kriege zwischen ihnen, de facto und de jure. Narada, einer der größten Rishis, war ein Devarishi, und er wird in beständiger und immer andauernder Fehde mit Brahmâ, Daksha und anderen Göttern und Weisen dargestellt. Daher können wir mit Sicherheit behaupten, dass, was immer die astronomische Bedeutung dieser allgemein akzeptierten Legende sein mag, ihre menschliche Phase auf wirklichen und historischen Ereignissen beruht, die nur deshalb in ein theologisches Dogma entstellt wurde, um kirchlichen Zwecken zu dienen. Wie oben, so unten. Siderische Erscheinungen und das Verhalten der Himmelskörper am Himmel dienten als Muster, und der Plan wurde unten auf der Erde ausgeführt. So wurde der Raum in seinem abstrakten Sinn als der „Bereich der göttlichen Erkenntnis“ bezeichnet und von Chaldäern oder Initiierten Ab Soo, die Wohnstatt (oder der Vater, d. h. die Quelle) der Erkenntnis, weil im Raum die intelligenten Mächte wohnen, die unsichtbar das Universum leiten.55

Auf dieselbe Art und nach dem Plan des Tierkreises im oberen Ozean oder im Himmel wurde ein gewisser Bereich auf der Erde geweiht, ein Inlandsmeer, „Abgrund des Wissens“ benannt; zwölf Zentren darauf in Gestalt von zwölf kleinen Inseln, die Tierkreiszeichen repräsentierend – von denen zwei viele Zeitalter lang die „Mysterienzeichen“ blieben56 – und die Wohnstatt von zwölf Hierophanten und Meistern der Weisheit waren. Dieses „Meer der Erkenntnis“ oder des Wissens57 verblieb viele Zeitalter lang dort, wo sich jetzt die Schamo oder die Wüste Gobi erstreckt. Es existierte bis zur letzten großen Eiszeit, als ein [SD # 503] örtlicher Kataklysmus die Wasser nach Süden und Westen schwemmte und so die heutige, verödete Wüste entstehen ließ, lediglich eine gewisse Oase zurücklassend, mit einem See und einer Insel in seiner Mitte, als Überrest des Zodiakalrings auf der Erde. Viele Zeitalter lang war der wässrige Abgrund – der bei den den späteren Babyloniern vorangegangenen Nationen die Wohnstatt der „Großen Mutter“ war (das irdische Muster des „Chaos der Großen Mutter“ im Himmel), dem Elter von Ea (Weisheit), welcher wiederum selbst der frühe Prototyp von Oannes war, dem Mann-Fisch der Babylonier – viele Zeitalter lang war also der „Abgrund“ oder das Chaos die Wohnstatt der Weisheit und nicht des Bösen. Der Kampf Bels und dann Merodachs, des Sonnengottes, mit Tiamat, der See und ihrem Drachen – ein „Krieg“, der mit der Niederlage des Letzteren endete – hat eine rein kosmische und geologische Bedeutung wie auch eine historische. Er ist ein aus der Geschichte der geheimen und heiligen Wissenschaften herausgerissenes Blatt über ihre Evolution, ihr Wachstums und ihren Todfür die profanen Massen. Er bezieht sich (a) auf das systematische und allmähliche Austrocknen unermesslicher Gebiete durch die brennende Sonne in einer gewissen vorgeschichtlichen Periode; eine der schrecklichen Dürren, die mit einer allmählichen Verwandlung einstmals fruchtbarer, wasserreicher Länder in Sandwüsten, die sie heute sind, endete; und (b) auf die ebenso systematische Verfolgung der Propheten des rechten Pfades durch jene des linken. Die Letzteren, die den Anstoß zur Entstehung und Evolution der Priesterkasten gegeben hatten, führten schließlich die ganze Welt in all die exoterischen Religionen, die erfunden wurden, um den entarteten Geschmack der „Hoi polloi“ und der Ignoranten an ritualistischem Pomp und der Materialisierung des ewig immateriellen und unerkennbaren Prinzips zu befriedigen.

Dies war eine gewisse Verbesserung gegenüber der atlantischen Zauberei, deren Erinnerung vom gesamten literarischen und Sanskrit sprechenden Teil Indiens sowie in den volkstümlichen Legenden im Gedächtnis gehalten wird. Dennoch stellte es eine Parodie und die Entweihung der Heiligen Mysterien und ihrer Wissenschaft dar. Der rasche Fortschritt des Anthropomorphismus und Götzendienstes führte die frühe fünfte wie bereits auch die vierte Rasse zur Zauberei, obwohl in einem geringeren Maßstab. Schließlich wurden selbst die vier „Adame“ (welche die vier hervorgehenden Rassen unter anderen Namen symbolisierten) vergessen; und beim Übergang von einer auf die nächste Generation wurde jeder mit einigen zusätzlichen Mythen beladen, um schließlich in jenem Ozean populärer Symbolik ertränkt zu werden, welcher die Pantheons genannt wird. Sie existieren jedoch bis zum heutigen Tag in den ältesten jüdischen Überlieferungen als der Tzelem, der „Schatten-Adam“ (die Chhayas unserer Lehre), ferner der „Modell“-Adam, die Kopie des ersten, und das „Mann und Weib“ der exoterischen Genesis (Kap. 1), der dritte, der „irdische Adam“ vor dem Fall, ein Androgyner; und der vierte – der Adam nach seinem Fall, d. h. in Geschlechter getrennt oder der reine Atlantier. Der Adam des Gartens Eden, oder der Vorvater unserer Rasse – der fünften – ist eine geschickte Zusammensetzung der obigen vier. Wie im „Zohar“ (III, fol. 4a, col. 14, Cremona-Ausgabe) festgestellt, ist Adam, der erste Mensch, [SD # 504] heute nicht auf der Erde zu finden, er „findet sich nicht in allem, unten“. Denn „woher kommt die niedere Erde? Von der Erdkette, und vom Himmel darüber“, d. h. von den höheren Globen, von denen, die unserer Erde vorausgehen und sich über ihr befinden. „Und aus ihr (der Kette) kamen Geschöpfe von jeglicher Art hervor. Einige von ihnen in (festen) Häuten, einige in Schalen (Qliphoth), . . . einige in roten Schalen, einige in schwarzen, einige in weißen und einige in anderen Farben . . .“ (siehe „Qabbalah“).

Wie die chaldäische Kosmogonie von Berossos und die soeben gegebenen Stanzen berichten einige Abhandlungen über die Kabbala von Geschöpfen mit zwei Gesichtern, von solchen mit vier und solchen mit einem Gesicht: Denn „der höchste Adam kam nicht in alle Länder herab oder brachte Nachkommen hervor und hatte viele Frauen“, sondern er ist ein Mysterium.

Ebenso ist der Drache ein Mysterium. Rabbi Schimon ben Jochai sagt korrekt, das Verständnis der Bedeutung des Drachens sei den „Gesellen“ (Schülern oder Chelas) nicht gegeben, sondern lediglich den „Kleinen“, d. h. den vollkommenen Initiierten.58 „Das Werk des Anfangs verstehen die Gesellen; aber nur die Kleinen verstehen die Parabel von dem Werk im Prinzipium durch das Mysterium der Schlange der Großen See“.59 Und die Christen, die das zufällig lesen, werden auch im Licht des obigen Satzes verstehen, wer ihr „Christus“ war. Denn Jesus erklärt wiederholt, dass derjenige, der „das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein kleines Kind, in dasselbe nicht eingehen wird“; und wenn einige seiner Sprüche ohne jede Metapher direkt auf die Kinder bezogen werden sollten, bezog sich das meiste, was in den Evangelien mit den „Kleinen“ im Zusammenhang steht, auf die Eingeweihten, von denen Jesus einer war. Paulus (Saulus) wird im Talmud als der „Kleine“ bezeichnet.

Das „Mysterium der Schlange“ war wie folgt: Unsere Erde, oder vielmehr das irdische Leben, wird in den heiligen Schriften oft als die Große See bezeichnet, das „Meer des Lebens“ ist bis zum heutigen Tag eine beliebte Metapher geblieben. Die „Siphrah Dzeniouta“ spricht vom ursprünglichen Chaos und der Evolution des Universums nach einer Zerstörung (Pralaya) und vergleicht das mit einer sich entrollenden Schlange: „Sich hier- und dorthin streckend, ihren Schwanz in ihrem Mund, den Kopf auf ihrem Hals drehend, ist sie wütend und zornig. . . Sie wacht und versteckt sich. Alle tausend Tage wird sie offenbar.“ (I, § 16)

[SD # 505] Ein Kommentar zu den Puranas sagte: „Ananta Shesha ist eine Form Vishnus, des Heiligen Geistes der Erhaltung und ein Symbol des Universums, auf dem es während des Intervalls der Tage Brahmâs schlafen soll. Die sieben Häupter des Sheshas stützen das Universum. . . . “

So „schläft“ oder „atmet“ (me’racha’pheth) der Geist Gottes vor jeder neuen „Schöpfung“ über dem Chaos der undifferenzierten Materie („Siphrah Dzeniouta“). Nun umfasst ein „Tag“ Brahmâs, wie bereits erklärt, eintausend Maha-Yugas, und da jede „Nacht“ oder Ruheperiode gleich lang dauert wie dieser „Tag“, ist leicht einzusehen, auf was sich dieser Satz in der Siphrah Dzeniouta bezieht, nämlich darauf, dass sich die Schlange „alle tausend Tage einmal“ offenbart. Es ist auch nicht schwerer zu erkennen, wohin uns der initiierte Schreiber der Siphrah führt, wenn er sagt: „Ihr Haupt ist zerbrochen in den Wassern der Großen See, da geschrieben steht: ‘Du teilest das Meer mit deiner Stärke, du zerbrachst die Häupter der Drachen in den Wassern’ (LXXIV, 13). Das bezieht sich auf die Prüfungen der Initiierten in diesem physischen Leben, dem „Sorgenmeer“, wenn mit einem Schlüssel gelesen. Es deutet die aufeinanderfolgende Zerstörung der sieben Sphären einer Weltenkette in der Großen See des Raumes an, wenn mit einem anderen Schlüssel gelesen; denn jeder siderische Globus oder jede Sphäre, jede Welt, Stern oder Sternengruppe wird in der Symbolik ein „Drachenhaupt“ genannt. Aber wie auch immer es gelesen werden möge, der Drache wurde niemals als böse betrachtet, und ebenso nicht die Schlange – im Altertum. In den Metaphern, sowohl den astronomischen als auch den kosmischen, theogonischen oder lediglich physiologischen, d. h. phallischen – wurde die Schlange immer als ein göttliches Symbol angesehen. Wenn gesagt wird, „die (kosmische) Schlange macht 370 Sprünge“ („Siphrah Dzeniouta“, § 33), bedeutet das die zyklischen Perioden des großen Tropischen Jahres (25.868 Jahre), in der esoterischen Berechnung in 370 Perioden oder Zyklen eingeteilt, so wie ein Sonnenjahr in 365 Tage unterteilt ist. Und wenn Michael von den Christen als der Bezwinger Satans, des Drachens, betrachtet wurde, so geschah das, weil diese kämpfende Persönlichkeit im Talmud als der Fürst der Gewässer dargestellt wird, dem sieben Geister unterstellt waren – ein guter Grund, warum die lateinische Kirche ihn zum Schutzheiligen eines jeden Vorgebirges in Europa machte. In der Kabbala („Siphrah Dezniouta“) fertigt die schöpferische Kraft „Skizzen und Spirallinien ihrer Schöpfung in der Form einer Schlange“. Sie „hält ihren Schwanz in ihrem Mund“, weil das das Symbol der endlosen Ewigkeit und der zyklischen Perioden ist. Wie auch immer, ihre Bedeutungen würden jedoch einen ganzen Band füllen, und wir müssen enden.

So mag nun der Leser für sich selbst entscheiden, was die verschiedenen Bedeutungen des „Krieges im Himmel“ und des „Großen Drachen“ sind. So schrumpft in den vielen Allegorien dieser prähistorischen Kämpfe das feierlichste und gefürchtetste Kirchendogma, das Alpha und Omega des christlichen Glaubens, und die Säule seines Falles und seiner Sühne, zu einem heidnischen Symbol zusammen.

[SD # 506]
§ XIX
Ist das Pleroma Satans Versteck?

Das Thema ist noch nicht erschöpft, weitere Aspekte müssen betrachtet werden.

Ob Miltons großartige Beschreibung des drei Tage währenden Krieges der Engel des Lichts gegen die Engel der Finsternis den Verdacht rechtfertigt, dass er von der entsprechenden östlichen Überlieferung gehört haben muss – kann unmöglich gesagt werden. Nichtsdestoweniger, wenn er nicht selbst in Verbindung mit irgendeinem Mystiker gestanden hat, muss es durch irgendjemand geschehen sein, der Zugang zu den geheimen Werken des Vatikans erlangt hatte. Darunter befindet sich eine auf die östliche Allegorie beziehende Überlieferung in Bezug auf die „Beni Shamash“ – die „Kinder der Sonne“ – die in ihrer dreifachen Version viel genauere Einzelheiten enthält als man dem Buch Enoch oder der viel jüngeren Johannes-Offenbarung in Bezug auf den „alten Drachen“ und seine verschiedenen Bezwinger entnehmen kann, wie soeben gezeigt wurde.

Es scheint unerklärlich, warum bis heute Autoren zu finden sind, die mystischen Gesell­schaften angehören und trotzdem an ihren vorgefassten Zweifeln an der „angeblichen“ Antike des „Buches Enoch“ festhalten. Während also der Verfasser der „Sacred Mysteries Among the Mayas and the Quiches“ geneigt ist, in Enoch einen zum Christentum (!!) bekehrten Initiierten zu sehen (vide S. 16), vertritt der englische Kompilator von Éliphas Lévis Werken – „The Mysteries of Magic“ – eine ähnliche Ansicht. Er bemerkt: „Mit Ausnahme der Lehrmeinung Dr. Kenealys schreibt kein anderer moderner Gelehrter dem letzteren Werk (dem ‘Buch Enoch’) ein höheres Alter zu als das vierte Jahrhundert v. Chr. („Biograph. and Critical Essay“, S. xxxviii). Die moderne Gelehrtheit hat sich üblerer Irrtümer schuldig gemacht als er. Es scheint erst gestern gewesen zu sein, dass die größten Literaturkritiker Europas sogar die Echtheit dieses Werkes leugneten, zusammen mit der der orphischen Hymnen, und selbst des Buches von Hermes oder Thoth, bis ganze Verse aus dem Letzteren auf ägyptischen Denkmälern und Gräbern der frühesten Dynastien entdeckt wurden. Die Ansicht des Erzbischofs Laurence ist an anderer Stelle zitiert.

Der „alte Drachen“ und Satan, die jetzt einzeln und zusammengefasst das Symbol von und die theologische Bezeichnung für die „Gefallenen Engel“ geworden sind, sind so weder in der ursprünglichen Kabbala (dem chaldäischen „Buch der Zahlen“) noch in der modernen beschrieben. Denn der gelehrteste, wenn nicht der größte der modernen Kabbalisten, nämlich Éliphas Lévi, beschreibt Satan mit folgenden glühenden Worten: „Er ist der Engel, der stolz genug war, sich selbst für Gott zu halten: tapfer genug, seine Unabhängigkeit um den Preis ewiger Leiden und Qualen zu erkaufen; schön genug, sich selbst [SD # 507] im vollen göttlichen Licht angebetet zu haben; stark genug, noch immer inmitten von Pein in der Finsternis zu herrschen und sich selbst einen Thron aus seinem unlöschbaren Scheiterhaufen geschaffen zu haben. Das ist der Satan des republikanischen und ketzerischen Miltons. . . . . der Fürst der Anarchie, von einer Hierarchie reiner Geister bedient (!!) . . . .“ („Histoire de la Magie“, S. 16-17). Diese Beschreibung – die so geschickt theologisches Dogma und kabbalistische Allegorie versöhnt und es sogar zustande bringt, ein politisches Kompliment in ihre Phraseologie aufzunehmen – ist, wenn im rechten Geist gelesen, völlig korrekt.

Ja, in der Tat; es ist dieses großartigste aller Ideale, dieses ewig lebende Symbol – nein, die Apotheose – der Selbstaufopferung für die geistige Unabhängigkeit der Menschheit; diese immer aktive Energie, die gegen die statische Trägheit protestiert – das Prinzip, für das Selbstbehauptung ein Verbrechen ist und das Denken und das Licht der Erkenntnis abscheulich. Es ist – wie Éliphas mit unvergleichlicher Gerechtigkeit und Ironie sagt – „dieser vermeintliche Held der finsteren Ewigkeit, der, verleumderisch der Hässlichkeit bezichtigt, mit Hörnern und Krallen geschmückt ist, die viel besser zu seinem unerbittlichen Peiniger passen würden – er ist es, der schließlich in eine Schlange verwandelt wurde – den roten Drachen.“ Éliphas Lévi war jedoch seinen römisch-katholischen Autoritäten gegenüber noch zu dienstbeflissen; man kann hinzufügen, zu jesuitisch, um zu gestehen, dass dieser Teufel die Menschheit war und außerhalb dieser Menschheit niemals irgendein Dasein auf der Erde gehabt hätte.60

Darin ist die christliche Theologie, obwohl sie sklavisch in die Fußstapfen des Heidentums tritt, lediglich ihrer eigenen altehrwürdigen Politik treu geblieben. Sie musste sich isolieren und ihre Autorität behaupten. Daher konnte sie nichts Besseres tun, als jede heidnische Gottheit in einen Teufel zu verwandeln. Allein auf die nicht unterstützte Autorität des despotischen menschlichen Dogmas hin wurde jeder helle Sonnengott des Altertums – tagsüber glorreiche Gottheiten und nachts ihr eigener Opponent und Widersacher, Drachen der Weisheit genannt, weil man annahm, sie enthielten die Keime von Nacht und Tag – heute in den gegensätzlichen Schatten Gottes verwandelt, Satan. Danach wurden alle Erzeuger von Licht und Schatten, alle Sonnen- und Mondgötter, verflucht, und sodann wurden der eine aus den vielen ausgewählte Gott und der Satan anthropomorphisiert. Die Theologie scheint jedoch die menschliche Fähigkeit, alles, was künstlich ihrer Verehrung aufgezwungen wurde, zu unterscheiden und schließlich zu analysieren, aus den Augen verloren zu haben. Die Geschichte zeigt bei allen Rassen und Stämmen, insbesondere bei den semitischen Völkern, den natürlichen Impuls, ihre eigene Stammesgottheit [SD # 508] bis zur Hegemonie über alle anderen Götter zu erheben; und das beweist, dass der Gott der Israeliten ein solcher Stammesgott war, und nicht mehr, wenn es auch der der Führung des „auserwählten“ Volkes folgenden christlichen Kirche beliebt, die Verehrung der einen besonderen Gottheit zu erzwingen und alle anderen zu anathematisieren. Ob das ursprünglich ein bewusster oder unbewusster Missgriff war, spielt keine Rolle, auf jeden Fall war es einer. Jehovah war im Altertum immer nur „ein Gott inmitten der Götter“ (Psalm 82). Der Herr erscheint Abraham, und er sagt: „Ich bin Gott, der Allmächtige“; und er fügt doch noch hinzu: „Und ich will meinen Bund setzen zwischen mir und dir“ (Abraham) und deinem Samen nach dir (Gen. 17,7) – aber nicht für die arischen Europäer.

Aber dann war da noch die grandiose und ideale Gestalt des Jesus von Nazareth, die sich vor einem dunklen Hintergrund abhebt und durch den Kontrast heller zu glänzen scheint; und einen dunkleren Hintergrund konnte die Kirche schwerlich finden. Ihr fehlte die Symbologie des Alten Testaments, sie wusste nichts über die wahre Bedeutung des Namens Jehovah – des geheimen Stellvertreters der Rabbiner für den unausgesprochenen und unaussprechlichen Namen –, und so verwechselte die Kirche den schlau ersonnenen Schatten fälschlicherweise mit der Wirklichkeit, das vermenschlichte Zeugungssymbol mit der einen, zweitlosen Realität, der immer unerkennbaren Ursache von allem. In der logischen Folge musste die Kirche, um der Dualität willen, einen vermenschlichten Teufel erfinden, der, wie sie lehrt, von Gott selbst erschaffen wurde. Satan hat sich nun als das vom „Jehovah-Frankenstein“ hervorgebrachte Ungetüm entpuppt – seines Vaters Fluch und ein Dorn in der göttlichen Seite – ein Monster, für das kein irdischer Frankenstein ein lächerlicheres Schreckgespenst hätte erfinden können.

Der Verfasser der „New Aspects of Life and Religion“ beschreibt den jüdischen Gott sehr richtig vom kabbalistischen Standpunkt aus als „den Gott der Erde, der sich den Juden als Jehovah offenbarte“ (S. 209). „Es war wiederum dieser Geist, der nach dem Tod Jesu seine Form annahm und ihn als den auferstandenen Christus darstellte“ – die Lehre Kerinths und verschiedener gnostischer Sekten mit kleinen Abweichungen, wie zu sehen ist. Die Erklärungen und Schlussfolgerungen des Verfassers sind jedoch bemerkenswert: „Niemand wusste . . . besser als Moses . . . und so gut wie er, wie groß die Macht jener (ägyptischen Götter) war, mit deren Priestern er gestritten hatte“, . . . jene Götter, für die Jehovah als Gott behauptet wird (lediglich von den Juden). Der Verfasser fragt: „Was waren diese Götter, diese Achar, von welchen Jehovah, der Achad, wie behauptet wird, der Gott sein soll . . . indem er sie überwand?“ Worauf unser Okkultismus antwortet: „Diejenigen, welche die Kirche jetzt die Gefallenen Engel und kollektiv Satan nennt, den Drachen, der, wenn wir ihr Diktum akzeptieren müssen, von Michael und seiner Schar überwunden wurde, wobei Michael lediglich Jehovah selbst war, im besten Fall einer der untergeordneten Geister.“ Daher hat der Verfasser Recht, wenn er sagt: „Die Griechen glaubten an die Existenz von . . . Daimonen. . . . Die Hebräer waren ihnen jedoch zuvorgekommen, sie glaubten, [SD # 509] es existiere eine Klasse von darstellenden Geistern, die sie als Dämonen bezeichneten, ‘Darsteller’. Gestehen wir mit Jehovah, der es ausdrücklich behauptet, die Existenz anderer Göttern zu, die Darsteller des Einen Gottes waren, waren dann diese anderen Götter lediglich eine höhere Klasse von darstellenden Geistern, die größere Kräfte erlangt hatten und ausübten? Und ist die Darstellung an sich nicht der Schlüssel zum Mysterium der Stellung des Geistes? Aber sobald man diesen Standpunkt gelten lässt, wie können wir dann wissen, ob nicht Jehovah ein darstellender Geist war, ein Geist, der sich anmaßte, der Darsteller des einen unbekannten und unerkennbaren Gottes zu sein, und es auf diese Weise wurde? Nein, wie können wir wissen, dass der Geist, der sich Jehovah nennt, indem er sich seine Attribute anmaßt, damit nicht verursachte, dass seine eigene Bezeichnung dem Einen zugeschrieben wurde, der in Wirklichkeit ebenso namenlos wie unerkennbar ist?“ (S. 144-145)

Dann zeigt der Verfasser, dass „der Geist Jehovahs ein Darsteller ist“, laut seinem eigenen Eingeständnis. Er bestätigte Moses, „dass er den Patriarchen als der Gott Shaddai erschienen war“ . . . . und als der „Gott Helion“. . . . Mit demselben Atem nahm er den Namen Jehovah an. Und auf die Annahme der Behauptung dieser Darstellung hin wurden die Namen El, Eloah, Elohim und Shaddai in Gegenüberstellung mit Jehovah als „Gott, der Allmächtige“ gelesen und ausgelegt. Als der Name Jehovah dann unaussprechlich wurde . . . . wurde die Bezeichnung Adonai, „Herr“, damit substituiert, und „. . . . infolge dieser Ersatzes ging der ‘Herr’ aus dem jüdischen in das christliche ‘Wort’ und die ‘Welt’ über als eine Bezeichnung für Gott“ (S. 146). Und wie können wir wissen, könnte der Verfasser hinzufügen, ob nicht Jehovah aus vielen Geistern bestand, die selbst das scheinbar Eine darstellen – Jod oder Jod-He?

Wenn jedoch die christliche Kirche als Erste die Existenz Satans zum Dogma machte, so geschah das, weil, wie in Isis gezeigt wird, der Teufel – der mächtige Feind Gottes (?!!) zum Eckstein und Pfeiler der Kirche werden sollte. Denn wie der Theosoph Jules Baissac richtig in seinem „Satan ou le Diable“ (S. 9) anmerkt: „Man musste vermeiden, das Dogma vom doppelten Prinzip scheinbar gut zu heißen, indem man aus diesem Satan-Schöpfer eine wirkliche Kraft machte, und um die Erbsünde zu erklären, bringt man im Gegensatz zu Manes die Hypothese einer Erlaubnis des einzigen Allmächtigen vor.“61 Diese Wahl und diese Politik waren jedenfalls nicht glücklich. Entweder hätte der Darsteller des niederen Gottes Abrahams und Jakobs vom mystischen „Vater“ Jesu vollständig unterschieden werden sollen, oder – mittels weiterer Erdichtungen hätte vermieden werden sollen, die „Gefallenen“ Engel zu verleumden.

Jeder Gott der Heiden steht in Zusammenhang mit und in enger Beziehung zu [SD # 510] Jehovah – den Elohim; denn sie sind alle eine Schar, deren Einzelne in den esoterischen Lehren nur dem Namen nach verschieden sind. Es gibt überhaupt keinen Unterschied zwischen den „Gehorsamen“ und den „Gefallenen“ Engeln, ausgenommen in ihren respektiven Funktionen oder vielmehr in der Trägheit der einen und der Aktivität der anderen unter jenen „Dhyan Chohans“ oder Elohim, denen „aufgetragen war, zu erschaffen“, d. h. die manifestierte Welt aus dem ewigen Baumaterial zu erbauen.

Die Kabbalisten behaupten, der wahre Name Satans sei der umgekehrte Name Jehovahs, denn „Satan ist nicht ein schwarzer Gott, sondern die Verneinung der weißen Gottheit“ oder des Lichts der Wahrheit. Gott ist Licht, und Satan ist die notwendige Dunkelheit oder der Schatten, um das hervorzuheben, ohne welchen reines Licht unsichtbar und unfassbar wäre.62 „Für die Initiierten“, sagt Éliphas Lévi, „ist der Teufel keine Person, sondern eine schöpferische Kraft, sowohl zum Guten als auch zum Bösen“. Sie (die Initiierten) stellten diese Kraft, welche der körperlichen Zeugung vorsteht, unter der mysteriösen Form des Gottes Pan – oder der Natur – dar: daher die Hörner und Hufe der mythischen und symbolischen Figur, sowie auch der christliche „Bock beim Hexensabbat“. Auch mit Bezug darauf haben die Christen unklugerweise vergessen, dass der Bock auch das zur Buße für alle Sünden von Israel gewählte Opfer wurde, dass der Sündenbock tatsächlich der geopferte Märtyrer war, das Symbol des größten Mysteriums auf der Erde – des Falles in die Zeugung. Nur haben die Juden die wirkliche Bedeutung ihres (für die nicht Initiierten) lächerlichen Helden vergessen, der aus dem Lebensdrama in den großen Mysterien ausgewählt war, welche von ihnen in der Wüste aufgeführt wurden; und die Christen kannten sie niemals.

Éliphas Lévi versucht, das Dogma seiner Kirche durch Paradoxa und Metaphern zu erklären, hat aber angesichts der vielen Bände, die von frommen römisch-katholischen Dämonologen in diesem unserem neunzehnten Jahrhundert unter der Approbation und den Auspizien Roms verfasst wurden, sehr wenig Erfolg. Für den wahren römischen Katholiken ist der Teufel oder Satan eine Wirklichkeit; das Schauspiel, das sich nach Angabe des Sehers von Patmos – der vielleicht die Erzählung im „Buch Enoch“ zu verbessern beabsichtigte – im Sternenlicht abspielte, ist ebenso wirklich und eine ebenso historische Tatsache wie jede beliebige andere Allegorie oder jedes derartige symbolische Ereignis in der Bibel. Doch die Initiierten geben eine Erklärung, [SD # 511] die anders lautet als die von Éliphas Lévi, dessen Genius und verschlagener Verstand sich einem gewissen Kompromiss unterwerfen musste, der ihm von Rom diktiert wurde.

So gestehen die wahren und kompromisslosen Kabbalisten ein, dass es für sämtliche Zwecke der Wissenschaft und Philosophie ausreichend ist, wenn die Profanen wissen, dass das große magische Agens, von den Nachfolgern des Marquis de Saint Martin – den Martinisten – das Astrallicht genannt, von den mittelalterlichen Kabbalisten und Alchemisten die siderische Jungfrau und das Mysterium Magnum und von den östlichen Okkultisten der Äther, die Reflexion von Akasha – das ist, was die Kirche Luzifer nennt. Dass die lateinischen Scholastiker die Universalseele und das Pleroma, das Vehikel des Lichts und den Behälter aller Formen, eine Kraft, die im gesamten Universum verbreitet ist, mit ihren unmittelbaren und mittelbaren Wirkungen, erfolgreich in Satan und seine Werke verwandelt haben, ist für niemanden etwas Neues. Doch jetzt sind sie dazu bereit, den oben erwähnten Profanen selbst die Geheimnisse mitzuteilen, die von Éliphas Lévi angedeutet werden, ohne entsprechende Erklärung, denn die Politik der verhüllten Offenbarung des Letzteren konnte nur zu weiterem Aberglauben und Missverständnissen führen. Was in der Tat kann ein beginnender Schüler des Okkultismus aus den folgenden hochpoetischen Sätzen Éliphas Lévis entnehmen, die ebenso apokalyptisch sind wie die Schriften jedes anderen Alchemisten?

Luzifer, das Astrallicht . . . . ist eine Zwischenkraft, die in der gesamten Schöpfung existiert, sie dient zum Erschaffen und zum Zerstören, und der Fall Adams war eine erotische Trunkenheit, die seine Generation zum Sklaven dieses verhängnisvollen Lichts machte . . . jede geschlechtliche Leidenschaft, die unsere Sinne überwältigt, ist ein Wirbelwind dieses Lichts, der uns in den Abgrund des Todes, des Wahns, zu ziehen versucht. Halluzinationen, Visionen, Ekstasen sind alles Formen sehr gefährlicher Erregung, die diesem inneren Phosphor (?) zuzuschreiben sind. Somit hat das Licht schließlich die Natur des Feuers, dessen intelligente Verwendung erwärmt und belebt, und dessen Übermaß hingegen auflöst und vernichtet. Somit ist der Mensch aufgerufen, ein souveränes Reich über diesem (Astral-)Licht einzunehmen und damit seine Unsterblichkeit zu erobern, und gleichzeitig ist er davon bedroht, von ihm berauscht, verschlungen und für ewig vernichtet zu werden. Dieses Licht wäre also, insofern es verschlingend, rachsüchtig und verderbend ist, solchermaßen tatsächlich das Höllenfeuer, die Schlange der Legende. Die folgenschweren Fehler, von denen es voll ist, die Tränen und das Zähneknirschen der Missgeburten, die es verschlingt, das Phantom des Lebens, das jenen entschlüpft und ihren Todeskampf zu verspotten und zu verhöhnen scheint, all das wäre in der Tat der Teufel oder der Satan. („Histoire de la Magie“, S. 197).

Hierin findet sich keine falsche Aussage; nichts außer einem Übermaß übel angewendeter Metaphern, wie bei der Bezugnahme auf Adam – einem Mythos – zur Illustration der astralen Wirkungen. Akasha – das Astrallicht63 kann in wenigen Worten definiert werden; es ist die Universalseele, die Matrix des Universums, das „Mysterium Magnum“, aus dem alles, was existiert, durch Trennung oder Differenzierung geboren wird. Es ist die Ursache der Existenz; [SD # 512] es erfüllt den gesamten unermesslichen Raum, ist der Raum selbst, in einem Sinn, oder sowohl sein sechstes als auch sein siebtes Prinzip.64 Aber als das Endliche im Unendlichen muss dieses Licht in Bezug auf die Manifestation seine Schattenseite haben – wie bereits bemerkt. Und da das Unendliche niemals geoffenbart werden kann, muss die endliche Welt mit dem Schatten allein zufrieden sein, dessen Aktivitäten sich auf den Menschen auswirken und ihn anziehen und zur Aktivität zwingen. Während daher das Astrallicht die universale Ursache in ihrer ungeoffenbarten Einheit und Unendlichkeit ist, wird es in Bezug auf die Menschheit lediglich zu den Wirkungen der Ursachen, die von den Menschen in ihren sündhaften Leben hervorgebracht wurden. Nicht seine strahlenden Bewohner – einerlei ob sie Geister des Lichts oder der Finsternis genannt werden – sind es, die Gut oder Böse hervorbringen, vielmehr ist es die Menschheit selbst, welche die unvermeidliche Aktion und Reaktion in dem großen magischen Agens bestimmt. Es ist die Menschheit, die zur „Schlange der Genesis“ geworden ist, und so täglich und stündlich den Fall und die Sünde „der Himmlischen Jungfrau“ verursacht – die so zur Mutter der Götter und Teufel gleichzeitig wird; denn sie ist die immer liebende, wohltätige Gottheit für all diejenigen, die ihre Seele und ihr Herz berühren, anstatt ihre schattenhafte geoffenbarte Wesenheit an sich zu ziehen, die von Éliphas Lévi – das „verhängnisvolle Licht“ genannt wird, das tötet und zerstört. Die Menschheit kann, in ihren Einheiten, seine Wirkungen besiegen und meistern; jedoch nur durch die Heiligkeit ihrer Leben und durch das Hervorbringen guter Ursachen. Es hat lediglich über die geoffenbarten niederen Prinzipien Macht – die Schatten der unbekannten und unerkennbaren Gottheit im Raum. Aber im Altertum und in Wirklichkeit ist Luzifer oder Luciferus der Name der engelhaften Wesenheit, die dem Licht der Wahrheit sowie dem Tageslicht vorsteht. In dem großen valentinianischen Evangelium „Pistis Sophia“ (§ 361) wird gelehrt, dass von den drei Kräften, die aus den heiligen Namen der Drei Τριδυνάμεις emanieren, die der Sophia (der Heilige Geist bei den Gnostikern – den Gebildetsten von allen) im Planeten Venus oder Luzifer wohnt.

So mag für den Profanen das Astrallicht Gott und Teufel gleichzeitig sein – [SD # 513] Demon est Deus inversus: D. h. jeder Punkt des unendlichen Raums wird von den magnetischen und elektrischen Strömen der belebten Natur durchdrungen, die Leben und Tod spendenden Wellen, denn Tod auf der Erde wird auf einer anderen Ebene zu Leben. Luzifer ist göttliches und irdisches Licht, der „Heilige Geist“ und „Satan“ gleichzeitig, indem der sichtbare Raum tatsächlich unsichtbar vom differenzierten Atem erfüllt ist; und das Astrallicht, die manifestierten Wirkungen der zwei, die eins sind, von uns selbst geleitet und angezogen, ist das Karma der Menschheit, sowohl eine persönliche als auch eine unpersönliche Entität: persönlich, weil es der mystische Name ist, den St. Martin der Schar göttlicher Schöpfer, Führer und Herrscher dieses Planeten gab; unpersönlich als die Ursache und Wirkung des universalen Lebens und Todes.

Der Fall war das Ergebnis der Kenntnis des Menschen, denn seine „Augen wurden aufgetan“. In der Tat wurde ihm von dem „Gefallenen Engel“ Weisheit und das verborgene Wissen gelehrt, denn Letzterer war von diesem Tag an sein Manas, Denkvermögen und Selbstbewusstsein, geworden. Seit dem Anbeginn unseres Erscheinens auf dieser Erde existiert in jedem von uns der goldene Faden kontinuierlichen Lebens – periodisch unterteilt in aktive und passive Zyklen sinnlicher Existenz auf der Erde und übersinnlicher in Devachan. Er ist der Sutratman, der leuchtende Faden der unsterblichen unpersönlichen Monadenschaft, auf dem unsere irdischen Leben oder vergänglichen Egos wie ebenso viele Perlen aufgereiht sind – nach dem schönen Ausdruck der Vedanta-Philosophie.

Und so ist jetzt bewiesen, dass Satan, oder der rote feurige Drache, „der Herr des Phosphors“ (Schwefel war eine theologische Verbesserung) und Luzifer, oder der „Lichtträger“, in uns ist: Er ist unser Denkvermögen – unser Versucher und Erlöser, unser intelligenter Befreier und Retter aus dem puren Animalismus. Ohne dieses Prinzip – die Emanation aus der eigentlichen Essenz des rein göttlichen Prinzips Mahat (Intelligenz), die unmittelbar aus dem Göttlichen Gedanken ausstrahlt – würden wir sicherlich nicht besser sein als die Tiere. Der erste Mensch, Adam, wurde lediglich als eine lebendige Seele (Nephesch) gemacht, der letzte Adam zu einem belebenden Geist65 – sagt Paulus, dessen Worte sich auf die Schaffung oder Schöpfung des Menschen beziehen. Ohne diesen belebenden Geist, oder das menschliche Denkvermögen oder die Seele, gäbe es keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier; so wie tatsächlich zwischen den Tieren im Hinblick auf ihre Handlungen kein Unterschied besteht, der Tiger und der Esel, der Habicht und die Taube, sind eines so rein und unschuldig wie das andere, weil unverantwortlich. Ein jedes folgt seinem Instinkt. Der Tiger und der Habicht töten mit derselben Gleichgültigkeit wie der Esel eine Distel frisst oder die Taube ein Getreidekorn aufpickt. Hätte der [SD # 514] Fall die ihm von der Theologie gegebene Bedeutung; wäre er das Resultat einer niemals von der Natur beabsichtigten Handlung gewesen – einer Sünde, was ist dann mit den Tieren? Wenn uns gesagt wird, sie hätten ihre Spezies als Folge derselben „Erbsünde“ gezeugt, für welche Gott die Erde verfluchte – und alles auf ihr Lebende mit eingeschlossen –, so wollen wir eine andere Frage stellen. Es wird uns von der Theologie und von der Wissenschaft gesagt, das Tier sei lange vor dem Menschen auf der Erde erschienen. Wir fragen Erstere: Wie pflanzte es seine Art fort, bevor die Frucht vom Baum der Erkenntnis vom Guten und Bösen gepflückt worden war? Wie gesagt: „Die Christen – viel weniger klar sehend als der große Mystiker und Befreier, dessen Namen sie annahmen, dessen Lehren sie missverstanden und entstellten und dessen Andenken sie durch ihre Taten besudelten – nahmen den jüdischen Jehovah wie er war und strebten natürlich vergeblich danach, das Evangelium des Lichts und der Freiheit mit der Gottheit der Finsternis und Unterwürfigkeit zu versöhnen“. („The War in Heaven“)66

Doch es ist jetzt zur Genüge bewiesen, dass alle sogenannten bösen Geister, die mit den Göttern im Krieg gestanden haben sollen, als Persönlichkeiten identisch sind; dass ferner alle alten Religionen denselben Satz lehrten, mit Ausnahme der letzten Schlussfolgerung, welche sich von der christlichen unterscheidet. Die sieben ursprünglichen Götter weisen alle einen dualen Charakter auf, einer wesentlich, der andere nebensächlich. In ihrem wesentlichen Charakter waren sie alle die „Erbauer“ oder Gestalter, die Erhalter und die Herrscher dieser Welt, und in ihrem nebensächlichen Charakter stiegen sie, sich in sichtbare Körperlichkeit kleidend, auf die Erde herab und herrschten auf ihr als Könige und Unterweiser der niederen Scharen, die sich erneut als Menschen auf ihr inkarniert hatten.

[SD # 515] So zeigt die Esoterische Philosophie, dass der Mensch in Wahrheit die manifestierte Gottheit in ihren beiden Aspekten ist – dem Guten und dem Bösen, doch die Theologie kann diese philosophische Wahrheit nicht einräumen. Das zu tun – nachdem sie tatsächlich das Dogma von den gefallenen Engeln in seiner buchstäblichen Bedeutung lehrt, und aus Satan den Eckstein und Pfeiler des Dogmas von der Erlösung gemacht hat – wäre selbstmörderisch. Nachdem nun gezeigt wurde, dass sich die rebellischen Engel von Gott und dem Logos in ihren Persönlichkeiten unterscheiden, wäre das Eingeständnis, der Untergang der ungehorsamen Geister bedeute einfach ihren Sturz in die Zeugung und in die Materie, gleichbedeutend mit der Aussage, Gott und Satan seien identisch. Denn nachdem der Logos (oder Gott) das Aggregat der einstmals göttlichen Schar ist, die angeklagt ist, gefallen zu sein, würde natürlich folgen, dass der Logos und Satan eins sind.

Doch im Altertum war das tatsächlich die philosophische Anschauung des jetzt entstellten Lehrsatzes. Das Verbum, oder der „Sohn“, wurde von den heidnischen Gnostikern in einem dualen Charakter dargestellt – tatsächlich war er eine Dualität in vollkommener Einheit. Daher die endlosen und unterschiedlichen nationalen Versionen. Die Griechen hatten Jupiter, den Sohn von Kronos, dem Vater, der ihn in die Tiefen des Kosmos hinabstürzt. Die Arier hatten Brahmâ (in der späteren Theologie) von Shiva in den Abgrund der Finsternis gestürzt etc. etc. Doch der Fall all dieser Logoi und Demiurgen von ihrer ursprünglichen erhabenen Position enthielt in allen Fällen ein und dieselbe esoterische Bedeutung; den Fluch – in seinem philosophischen Sinn – auf dieser Erde inkarniert zu sein; eine unvermeidliche Sprosse auf der Leiter der kosmischen Evolution, ein hoch philosophisches und zutreffendes karmisches Gesetz, ohne welches die Existenz des Bösen auf der Erde für immer für das Verständnis wahrer Philosophie ein verschlossenes Mysterium bleiben müsste. Mit dem Verfasser der „Esprits Tombes, des Païens“ zu behaupten (S. 347), „das Christentum ist auf zwei Pfeiler gebaut, auf dem des Bösen (πονηρο͂υ) und auf dem des Guten (ἀγαθοῦ); kurz gesagt, auf zwei Kräften, ἀγαθαὶ καὶ κακαὶ δυναμεῖς: Wenn wir folglich die Bestrafung der bösen Kräfte unterdrücken, wird die schützende Bestimmung der guten Kräfte weder Wert noch Sinn haben“ – heißt die unphilosophischste Absurdität auszusprechen. Wenn das zum christlichen Dogma passt und es erklärt, verdunkelt es die Tatsachen und Wahrheiten der ursprünglichen Weisheit der Zeitalter. Paulus’ vorsichtige Andeutungen enthalten die gesamte wahre esoterische Bedeutung, und es bedurfte Jahrhunderte scholastischer Kasuistik, um ihnen in ihrer Auslegung die gegenwärtige falsche Färbung zu geben. Das Verbum und Luzifer sind in ihrem dualen Aspekt eins; und der „Fürst der Lüfte“ (princeps aeris hujus) ist nicht der „Gott dieser Periode“, sondern ein immerwährendes Prinzip. Wenn vom Letzteren behauptet wurde, dass es die Welt immer umkreisequi circumambulat terram – bezog sich der große Apostel lediglich auf die unaufhörlichen Zyklen menschlicher Inkarnationen, in welchen das Böse immer vorherrschen wird, bis zu dem Tag, an dem die Menschheit durch die wahre göttliche Erleuchtung erlöst werden wird, welche die korrekte Auffassung der Dinge liefert.

Es ist leicht, in toten und lange vergessenen Sprachen [SD # 516] verfasste vage Formulierungen zu entstellen und sie den unwissenden Massen betrügerisch als Wahrheiten und geoffenbarte Tatsachen vorzusetzen. Die Übereinstimmung des Gedankens und der Bedeutung bei allen die Überlieferung von den gefallenen Geistern erwähnenden Religionen ist der eine Umstand, der dem Schüler auffällt, und unter den großen Religionen findet sich nicht eine, die darauf verzichten würde, sie in der einen oder anderen Form zu beschreiben. So sieht Hoang-Ty, der Große Geist, seine Söhne, welche aktive Weisheit erlangt hatten, in das Tal der Schmerzen fallen. Ihr Führer, der Fliegende Drache, der von der verbotenen Ambrosia getrunken hatte, stürzte auf die Erde mit seiner Schar (seinen Königen). Im Zend Avesta sucht Angra Mainyu (Ahriman), sich selbst in Feuer (die „Flammen“ – vide supra) hüllend, die Himmel zu erobern,67 während Ahura-Mazda, der vom festen Himmel, seiner Wohnstatt, herabsteigt, um die rotierenden Himmel (in Zeit und Raum, den manifestierten Welten der Zyklen, einschließlich jener der Inkarnation) zu unterstützen, und die Amschaspands, „die sieben hellen Sravah“, von ihren Sternen begleitet, bekämpfen Ahriman, und die besiegten Devas stürzen zusammen mit ihm auf die Erde („Acad. des Inscrip.“, Bd. xxxix, S. 690, sieheVendidad“, Farg. xix, iii). Im Vendidad werden die Daêvas „Übeltäter“ genannt, und dargestellt, wie sie „in die Tiefen der Höllenwelt“ oder Materie stürzen (47). Dies ist eine Allegorie, die zeigt, dass die Devas gezwungen sind, sich zu inkarnieren, sobald sie sich von ihrer Elternessenz getrennt haben, oder mit anderen Worten, nachdem die Einheit zur Vielheit geworden war, nach der Differenzierung und der Manifestation.

Typhon, der Ägypter, Python, die Titanen, die Suras und die Asuras gehören alle zur selben Legende von die Erde bevölkernden Geistern. Sie sind nicht „Dämonen, die beauftragt sind, dieses sichtbare Universum zu erschaffen und zu verwalten“, sondern die Gestalter (die „Baumeister“) der Welten und die Vorfahren des Menschen. Sie sind die Gefallenen Engel, metaphorisch – „die wahren Spiegel der ewigen Weisheit“.

Was ist die absolute und vollkommene Wahrheit sowie die esoterische Bedeutung in Bezug auf diesen universalen Mythos? Es ist nicht möglich, das ganze Wesen der Wahrheit von Mund zu Mund zu überliefern. Auch kann keine Feder es beschreiben, nicht einmal die des aufzeichnenden Engels, wenn der Mensch die Antwort nicht im Heiligtum seines eigenen Herzens findet, in den innersten Tiefen seiner göttlichen Intuition. Es ist das große SIEBTE MYSTERIUM der Schöpfung, das erste und das letzte; und diejenigen, die die Offenbarung des Johannes lesen, können seinen Schatten unter dem siebten Siegel schlummernd finden. . . . Es kann lediglich in seiner augenscheinlichen, gegenständlichen Form dargestellt werden, dem ewigen Rätsel der Sphinx gleich. Wenn Letztere sich selbst ins Meer warf und zugrunde ging, so geschah das nicht, weil Ödipus das Mysterium der Zeitalter enträtselt hatte, sondern weil er das immer Spirituelle und das Subjektive anthropomorphisiert und damit die große Wahrheit [SD # 517] für immer entehrt hatte. Daher können wir lediglich seine philosophischen und intellektuellen Ebenen geben, die jeweils mit drei Schlüsseln aufgeschlossen wird – denn die letzten vier der sieben Schlüssel, welche die Tore zu den Mysterien der Natur weit öffnen, sind in den Händen der höchsten Initiierten und können den großen Massen nicht bekannt gemacht werden – zumindest nicht in diesem Jahrhundert.

Der tote Buchstabe ist überall gleich. In der altpersischen Religion ging der Dualismus aus der exoterischen Auslegung hervor. Der heilige „Airyaman“, der in dem Gebet namens Airyama Ischyô angerufene „Wohltäter“, ist der göttliche Aspekt Ahrimans, „des tödlichen, des Daê der Daêvas“ (Farg. xx, 43), und Angra Mainyu ist der dunkle, materielle Aspekt des Ersteren. Die Anrufung und das Gebet „Bewahre uns vor unserem Hasser, oh Mazda und Armaita Spenta“ (Vendidad Sadah“) hat eine übereinstimmende Bedeutung mit „Führe uns nicht in Versuchung“ und wird vom Menschen an den schrecklichen Geist der Dualität im Menschen selbst gerichtet. Denn (Ahura) Mazda ist der spirituelle, göttliche und gereinigte Mensch, und Armaita Spenta, der Geist der Erde oder Materialität, entspricht in einem gewissen Sinn Ahriman oder Angra Mainyu.

Die Gesamtheit der magischen oder altpersischen Literatur – oder was jetzt davon übrig ist – ist magisch, okkult, daher allegorisch und symbolisch – selbst sein „Mysterium des Gesetzes“ (siehe den Gatha in Yasna“ XLIV). Nun halten die Mobed und die Parseni während des Opfers ihren Blick auf Baresma gerichtet, – der göttliche Zweig vom „Baum“ des Ormazd war in ein Bündel metallener Stäbe verwandelt worden –, und wundern sich, warum weder die Amschaspands noch „die hohen und schönen goldenen Haomas, noch selbst ihre Vohu-Mano (guten Gedanken), noch ihre Rata (Opfergabe)“ ihnen viel helfen. Sie mögen über den „Baum der Weisheit“ meditieren und sich dessen Früchte eine nach der anderen durch Studium zu eigen machen. Der Weg zum Baum des ewigen Lebens, zum weißen Haoma, zum Gaokerena, führt von einem Ende der Erde zum anderen; und Haoma ist im Himmel sowie auf Erden. Um wiederum zum Priester desselben zu werden und zum Heiler, muss der Mensch sich selbst heilen, bevor er andere heilen kann.

Das beweist einmal mehr, dass die sogenannten „Mythen“, sollen sie zumindest mit annähernder Gerechtigkeit behandelt werden, in all ihren Aspekten genau untersucht werden müssen. Jeder der sieben Schlüssel muss wahrhaftig an der richtigen Stelle verwendet und darf niemals mit den anderen vermischt werden, wenn wir den gesamten Zyklus der Mysterien entschleiern wollen. In unserer Zeit des trostlosen, seelentötenden Materialismus wurden die alten Priester-Initiierten in den Augen unserer gelehrten Generationen gleichsam zu geschickten Betrügern, welche das Feuer des Aberglaubens anfachen, um leichter Herrschaft über das Denken der Menschen zu erlangen. Das ist eine unbegründete Verleumdung, von Skeptizismus und lieblosen Gedanken erschaffen. Niemand glaubte stärker als sie an Götter – oder, wie wir sie nennen könnten, die spirituellen und jetzt unsichtbaren Mächte oder Geister, [SD # 518] die Noumena der Phänomene, und sie glaubten einfach, weil sie wussten. Wenn sie in die Mysterien der Natur initiiert waren, zwang sie das dazu, den Profanen ihr Wissen vorzuenthalten, welche es sicherlich missbraucht hätten, eine solche Geheimhaltung war unbestreitbar ungefährlicher als die Politik ihrer Usurpatoren und Nachfolger. Erstere lehrten nur das, was sie gut wussten. Letztere, die lehrten, was sie nicht wussten, erfanden als sicheren Hafen für ihre Unwissenheit eine eifersüchtige und grausame Gottheit, die dem Menschen unter der Strafe der Verdammnis verbietet, in seine Mysterien zu spähen. Das ist auch gut so, denn seine Geheimnisse lassen sich bestenfalls vorbereiteten Ohren andeuten, können jedoch niemals beschrieben werden. Schlagt Kings „Gnostics“ auf, „Beschreibung der Tafeln“ (Tafel H), und seht selbst, was die Bundeslade ursprünglich laut dem Verfasser war, der behauptet: „Es existiert eine rabbinische Überlieferung, dass die über derselben angebrachten Cherubim männlich und weiblich dargestellt waren, miteinander kopulierend, um die große Lehre der Essenz von Form und Materie zum Ausdruck zu bringen, den beiden Prinzipien aller Dinge. Als die Chaldäer in das Heiligtum einbrachen und dieses höchst erstaunliche Emblem erblickten, riefen sie natürlich aus: ‘Ist das euer Gott, von dem ihr prahlt, dass Er die Reinheit so sehr liebt?’“ (S. 441).

King meint, diese Überlieferung schmecke „allzu sehr nach alexandrinischer Philosophie, als dass sie irgendeine Glaubwürdigkeit beanspruchen könnte“, was wir bezweifeln. Die Gestalt und die Form der Schwingen der beiden zur rechten und zur linken Seiten stehenden Cherubim berühren sich über dem „Allerheiligsten“ und sind schon für sich selbst ein sehr beredtes Emblem, nicht zu sprechen von dem „heiligen“ Jod in der Lade! Das Mysterium des Agathodaimons, dessen Legende sagt: „Ich bin Chnum, Sonne des Universums, 700“, „kann allein das Mysterium Jesu lösen, dessen Namenszahl 888 ist“. Es ist nicht der Schlüssel des heiligen Petrus oder das Kirchendogma, sondern der Narthex – der Stab des Initiations-Kandidaten – der dem Griff der lange schweigenden Sphinx der Zeitalter entwunden werden muss. Unterdessen:

Die Auguren, die sich die Zunge in die Wange stecken müssen, wenn sie einander begegnen, um einen Lachanfall zu unterdrücken, sind in unserer Zeit vielleicht zahlreicher als sie es in den Tagen von Sylla jemals waren.

[SD # 519]
§ XX
Prometheus, der Titan

 

Sein Ursprung im Alten Indien

In unserer modernen Zeit besteht in den Augen der besten europäischen Symbologen nicht der geringste Zweifel daran, dass der Name Prometheus im Altertum die größte und mysteriöseste Bedeutung besaß. Bei der Erzählung der Geschichte von Deukalion, den die Böotier als den Vorfahren der Menschengeschlechter betrachteten und der nach der bedeutsamen Legende Prometheus Sohn war, bemerkt der Verfasser der „Mythologie de la Grèce Antique“: „Somit ist Prometheus etwas mehr als das Urbild der Menschheit; er ist ihr Erzeuger. Auf dieselbe Art, wie wir Hephaistos die erste Frau (Pandora) formen und sie mit Leben ausstatten sahen, knetet Prometheus den feuchten Lehm, aus dem er den Körper des ersten Menschen bildet, welchen er mit dem Seelenfunken begaben will.“ („Apollodor“, I, 7, 1). Nach der deukalionischen Flut hatte Zeus, so wird erzählt, Prometheus und Athene aufgetragen, ein neues Menschengeschlecht aus dem von den Wassern der Sintflut zurückgelassenen Schlamm hervorzurufen (Ovid, „Metam.“, I, 81, „Etym. M.“, v. Προμηθεύς); und in den Tagen von Pausanias wurde der vom Heros zu diesem Zweck verwendete Schlamm noch immer in Phokaia gezeigt („Paus.“, x, 4, 4). „Auf verschiedenen archaischen Bildsäulen sehen wir den Prometheus noch einen menschlichen Körper formen, entweder allein oder mit Athenens Unterstützung.“ („Myth. Grèce Ant.“, 264)

Dieselben Autoren erinnern die Welt an eine weitere, gleichermaßen mysteriöse Person, wenn sie auch weniger bekannt ist als Prometheus, deren Legende bemerkenswerte Analogien mit der des Titanen aufweist. Der Name dieses zweiten Ahnen und Erzeugers ist Phoroneus, der Held eines alten Gedichts, das unglücklicherweise nicht mehr erhalten ist – der Phoroneiden. Seine Sage spielte in Argolis, wo auf seinem Altar ein ewiges Feuer unterhalten wurde zur Erinnerung daran, dass er der Überbringer des Feuers auf die Erde gewesen war („Pausanias“, II, 19, 5; vgl. 20, 3). Ein Wohltäter der Menschen, Prometheus gleich, hatte er sie zu Teilhabern einer jeden Glückseligkeit auf der Erde gemacht. Platon („Timaios“, S. 22) und Klemens von Alexandrien (Strom.“, 1, S. 380) sagen, Phoroneus sei der erste Mensch gewesen oder der „Vater der Sterblichen“. Seine Genealogie, die ihm den Fluss Inachos als seinen Vater zuteilt, erinnert uns an die von Prometheus, welche den Titanen zum Sohn der Okeanide Klymene machte. Die Mutter von Phoroneus war aber die Nymphe Melia, eine bedeutungsvolle Herkunft, die ihn von Prometheus unterscheidet.

Nach Decharme ist Melia die Personifizierung des Eschenbaums, aus welchem [SD # 520] laut Hesiod das Geschlecht des Bronzenen68 Zeitalters hervorging („Opera et Dies“, 142-145); und der bei den Griechen der Himmlische Baum ist, der in jeder arischen Mythologie vorkommt. Diese Esche ist die Yggdrasil des nordischen Altertums, welche die Nornen jeden Tag mit den Wassern der Quelle der Urd beregnen, damit sie nicht verwelke. Sie bleibt bis in die letzten Tage des Goldenen Zeitalters fruchtbar. Dann geben die Nornen – die drei Schwestern, die jeweils in die Vergangenheit, die Gegenwart und in die Zukunft blicken – den Beschluss des Schicksals (Karma, Orlog) bekannt, die Menschen jedoch sind sich lediglich der Gegenwart bewusst. Doch wenn Gullveig (das Golderz) kommt, „die betörende Zauberin, die, dreimal ins Feuer geworfen, jedes Mal schöner daraus hervor kommt als zuvor und die Seelen der Götter und Menschen mit unvergleichlichem Verlangen erfüllt, treten die Nornen . . . ins Dasein und der selige Friede des Kindheitstraums entschwindet, und die Sünde kommt ins Dasein mit allen ihren bösen Folgen . . .“ und Karma (siehe „Asgard and the Gods“, S. 10-12). Das dreimal geläuterte Gold ist – Manas, die bewusste Seele.

Bei den Griechen versinnbildlichte der „Eschenbaum“ dieselbe Idee. Seine üppigen Zweige sind der Sternenhimmel, golden bei Tag und bei Nacht mit Sternen übersät – die Früchte von Melia und Yggdrasil, unter deren schützendem Schatten die Menschheit während des Goldenen Zeitalters frei von Begierde und Furcht lebte. . . . „Dieser Baum hatte eine Frucht oder einen brennenden Zweig, welcher der Blitz war“, vermutet Decharme.

Und hier kommt der tödliche Materialismus des Zeitalters ins Spiel; jene sonderbare Verdrehung des modernen Denkens, die wie ein Nordsturm alles sich ihr in den Weg Stellende knickt und jede Intuition einfriert, indem sie ihr keinerlei Zugriff auf die physischen Erwartungen für den Tag erlaubt. Nachdem der gelehrte Verfasser der „Mythologie de la Grèce Antique“ in Prometheus nichts besseres erkennen konnte als durch Reibung erzeugtes Feuer, sieht er in dieser „Frucht“ eine Kleinigkeit mehr als nur eine Anspielung auf irdisches Feuer und seine Entdeckung. Es ist nicht länger das Feuer, vom einschlagenden Blitz entzündet, der etwas trockenes Brennmaterial in Brand setzt und damit den paläolithischen Menschen all seine unschätzbaren Wohltaten offenbart; dieses Mal handelt es sich um etwas Geheimnisvolleres, gleichwohl ebenso Irdisches. . . . „Ein göttlicher Vogel, der in den Ästen des himmlischen Eschenbaums nistete, stahl jenen Zweig (oder die Frucht) und trug ihn in seinem Schnabel auf die Erde hinab. Nun ist das griechische Wort Φ ορώνευς das genaue Äquivalent des Sanskritwortes Bhuranyu (‘der Eilige’, ein Beiname Agnis, als der Träger des göttlichen Funkens betrachtet. Phoroneus, Sohn der Melia oder der himmlischen Esche, entspricht somit wahrscheinlich einer viel älteren Vorstellung als jener, welche den Pramantha (der alten arischen Hindus) in den griechischen Prometheus verwandelte. Phoroneus ist der [SD # 521] (personifizierte) Vogel, der den himmlischen Blitz zur Erde bringt. Überlieferungen, die sich auf die Geburt und den Ursprung der Bronze-Rasse beziehen, und jene, die aus Phoroneus den Vater der Argier machten, stellen für uns einen Beweis dar, dass dieser Donnerschlag (oder Blitz), wie in den Legenden von Hephaistos oder Prometheus, der Ursprung des Menschengeschlechts war.“ (266).

Das bietet uns noch nicht mehr als die äußere Bedeutung der Symbole und der Allegorie. Es wird nun vermutet, der Name Prometheus sei enträtselt worden, und die modernen Mythologen und Orientalisten sehen ihn anders als ihre Väter ihn auf der Grundlage des gesamten klassischen Altertums einschätzten. Sie finden darin lediglich etwas, was dem Geist des Zeitalters viel angemessener ist, nämlich ein phallisches Element. Doch die Namen Phoroneus und Prometheus vereinen nicht nur eine, auch nicht nur zwei, sondern eine ganze Reihe esoterischer Bedeutungen. Beide beziehen sich auf die sieben himmlischen Feuer; auf Agni Abhimanin, seine drei Söhne und deren fünfundvierzig Söhne, die die neunundvierzig Feuer konstituieren. Beziehen sich all diese Zahlen nur auf die irdischen Arten des Feuers und auf die Flamme der sexuellen Leidenschaften? Erhob sich das indische arische Denken niemals über solche rein sinnlichen Vorstellungen? Jenes Denken, das von Prof. Max Müller zum spirituellsten und mystischsten auf dem ganzen Globus bezeichnet wird? Schon die Anzahl der Feuer allein sollte eine Spur der Wahrheit andeuten.

Es wird uns gesagt, es sei in diesem Zeitalter des rationalen Denkens nicht länger erlaubt, den Namen Prometheus im Sinne der alten Griechen zu erklären. Die Letzteren, wie es scheint, „sahen in ihm, sich dabei auf die irreführende Analogie von προμηθεύς mit dem Zeitwort προμανθάνειν berufend, den Typus des ‘voraussehenden’ Menschen, dem der Symmetrie halber ein Bruder beigegeben wurde – Epimetheus, oder ‘der, der nach dem Ereignis Rat annimmt’“. Die Orientalisten haben jetzt jedoch anders entschieden. Sie kennen die wirkliche Bedeutung der beiden Namen besser als deren Schöpfer.

Die Legende beruht auf einem Ereignis von universaler Bedeutung. Sie wurde erschaffen, „um an ein großes Ereignis zu erinnern, das die Vorstellungskraft der ersten Zeugen tief geprägt haben muss, und die Erinnerung daran ist seither niemals aus der Erinnerung des Volkes verschwunden“. Was war das? Legen wir jede poetische Erdichtung beiseite, all die Träume vom Goldenen Zeitalter, und stellen uns – so argumentieren die modernen Gelehrten – den anfänglichen, elenden Zustand der Menschheit in seiner ganzen rohen Wirklichkeit vor, dessen markantes Bild uns nach Aischylos von Lukrez gezeichnet wurde, und dessen exakte Wahrheit jetzt durch die Wissenschaft bestätigt wird; dann können wir besser verstehen, dass in Wirklichkeit ein neues Leben für den Menschen begann an dem Tag, an dem er den ersten Funken sah, durch die Reibung zweier Holzstücke oder aus den Adern eines Feuersteins hervorgebracht. Was konnten die Menschen anderes empfinden als Dankbarkeit für dieses mysteriöse und wunderbare Wesen, das sie von nun an nach Gutdünken erschaffen konnten, und das, kaum geboren, wuchs und sich ausbreitete und sich mit einzigartiger Kraft entwickelte? „Entsprach diese irdische Flamme [SD # 522] nicht ihrer Natur nach dem, was sie von oben herab empfingen oder dem anderen, welches sie im Blitzschlag erschreckte?“

„Stammt sie nicht aus derselben Quelle? Und wenn ihr Ursprung im Himmel war, muss sie eines Tages auf die Erde heruntergebracht worden sein. Wenn das so ist, wer war das mächtige Wesen, das wohltätige Wesen, Gott oder Mensch, der es erobert hatte? Fragen solcher Art warf die Wissbegierde der Arier in den frühen Tagen ihres Daseins auf, und sie fand ihre Antwort in dem Mythos von Prometheus.“ („Mythologie de la Grèce Antique“, S. 258).

Die Philosophie der okkulten Wissenschaft findet zwei Schwachpunkte in den obigen Überlegungen und hebt sie hervor. Der elende Zustand der Menschheit, wie ihn Aischylos und Prometheus beschreiben, war damals in den frühen Tagen der Arier nicht jämmerlicher als er jetzt ist. Dieser „Zustand“ war auf die Eingeborenenstämme beschränkt; und die jetzt existierenden Eingeborenen sind nicht eine Spur glücklicher oder unglücklicher als es ihre Vorväter vor einer Million Jahren waren.

Es ist in der Wissenschaft eine akzeptierte Tatsache, dass sich im Flusssand und in Höhlen, die geologisch „ein ungeheures Alter aufweisen“, „grobe Werkzeuge finden, die genau jenen gleichen, die bei den heutigen Eingeborenen in Gebrauch sind“. Das Ausmaß dieser Ähnlichkeit sei derartig groß, wie der Verfasser von „A Modern Zoroastrian“ uns sagt, „dass mit Ausnahme eines Sachverständigen niemand zwischen den Gegenständen unterscheiden könnte, würde man die in der Kolonialausstellung befindliche Sammlung sowie die von den Buschleuten in Südafrika benutzten steinernen Faustkeile und Pfeilspitzen neben ähnliche, im Britischen Museum gelagerte Gegenstände aus den Höhlen von Kent oder aus Höhlen der Dordogne legen.“ (S. 145) Und wenn es heute, in unserem Zeitalter der höchsten Zivilisation, Buschleute gibt, die intellektuell nicht höher stehen als die im Paläolithikum in Devonshire und Südfrankreich lebende Menschenrasse, warum könnte Letztere dann nicht gleichzeitig gelebt haben und Zeitgenossen gewesen sein von anderen Rassen, die ebenso hochzivilisiert für ihre Zeit waren, wie wir es für unsere sind? Es zeigt sich, dass sich die Summe des Wissens der Menschheit täglich vermehrt, „die intellektuelle Fähigkeit jedoch nicht mit ihm zunimmt“, wenn der Intellekt, wenn nicht gar das physische Wissen, der Euklide, Pythagorasse, Paninis, Kapilas, Platons und Sokratesse mit dem Intellekt der Newtons, Kants und der modernen Huxleys und Haeckels verglichen wird. Beim Vergleich der von dem Kraniologen Dr. J. Barnard Davis 1868 anlässlich der Vermessung des inneren Schädelvolumens erzielten Ergebnisse – seine Größe wird als das Maß und Kriterium zur Beurteilung der Verstandesfähigkeiten vermutet – („Trans. of the Royal Society“, London) findet Dr. Pfaff, dass das Fassungsvermögen bei den Franzosen (sicherlich im höchsten Rang der Menschheit) 88,4 Kubikzoll beträgt, und somit „merklich kleiner ist als bei den Polynesiern im Allgemeinen, wo es sich bei vielen Papuas und Alfuras der niedersten Stufe auf 89 und 89,7 Kubikzoll beläuft“; woraus hervorgeht, dass die Qualität und nicht die Quantität des Gehirns für die intellektuelle Fähigkeit verantwortlich ist. [SD # 523] Nachdem der mittlere Index der Schädel bei den verschiedenen Rassen jetzt als „eines der charakteristischsten Merkmale des Unterschieds zwischen unterschiedlichen Rassen“ anerkannt ist, ist der folgende Vergleich bedeutsam: „Der Breitenindex bei den Skandinaviern (liegt) bei 75; bei den Engländern bei 76; bei den Holsteinern bei 77, im Breisgau bei 80, Schillers Schädel zeigt sogar einen Breitenindex von 82 . . . bei den Maduresen auch 82!“ Schließlich bringt derselbe Vergleich zwischen den ältesten bekannten und den europäischen Schädeln die überraschende Tatsache ans Licht, „dass die meisten dieser alten Schädel aus der Steinzeit dem Volumen nach eher über als unter dem Durchschnitt des Gehirns des heute lebenden Menschen stehen“. Die Messungen der Höhe, Breite und Länge in Zoll ergeben für die verschiedenen Schädel in ihren Summen folgende Durchschnittswerte:

1. Altnordische Schädel der Steinzeit 18,877 Zoll
2. Durchschnitt von 48 Schädeln derselben Periode aus England 18,858 Zoll
3. Durchschnitt von 7 Schädeln derselben Periode aus Wales 18,649 Zoll
4. Durchschnitt von 36 Schädeln der Steinzeit aus Frankreich 18,220 Zoll

Der Durchschnitt beträgt bei den heute lebenden Europäern 18,579 Zoll; bei den Hottentotten 17,795 Zoll!

Diese Zahlen zeigen klar, „dass die Größe des Gehirns der ältesten uns bekannten Völker nichts ist, was sie auf eine niedere Stufe stellen würde als die heute lebenden Bewohner der Erde“. („The Age and Origin of Man“). Außerdem zeigen sie, dass sich das „fehlende Glied“ in Luft auflöst. Davon jedoch ein andermal mehr: Wir müssen zu unserem unmittelbaren Gegenstand zurückkehren.

Die Rasse, die Jupiter so eifrig „ausrotten und eine neue an ihrer Stelle erschaffen wollte“ („Aischylos“,69 241), erlitt mentales Elend, nicht körperliches. Der erste von Prometheus den Sterblichen überbrachte Segen war, wie er dem „Chor“ sagt, sie daran zu hindern, „den Tod vorauszusehen“. (256) Er wurde zum Retter der Menschheit, „dass nicht zerschmettert sie des Hades Nacht verschlang“. (244) Und dann erst, „außerdem“, gab er ihnen das Feuer (260). Das zeigt klar den in jedem Fall dualen Charakter des promethischen Mythos, wenn die Orientalisten auch nicht die im Okkultismus gelehrte Existenz von sieben Schlüsseln anerkennen wollen. Das bezieht sich auf das erste Öffnen der spirituellen Wahrnehmungen des Menschen, nicht auf seine erste Sichtung oder Entdeckung des Feuers. Denn das Feuer wurde niemals „entdeckt“, sondern existierte auf der Erde seit ihrem Anbeginn. Es existierte während der seismischen Aktivität der frühen Zeitalter, da vulkanische Ausbrüche in diesen Perioden ebenso häufig und beständig waren wie heute der Nebel in England. Und wenn uns gesagt wird, dass die Menschen so spät auf der Erde erschienen, dass mit Ausnahme einiger weniger bereits fast alle Vulkane erloschen waren, und dass geologische Störungen einem stabileren Zustand der Dinge gewichen waren, antworten wir: Lasst eine neue Menschenrasse – einerlei ob aus einem Engel oder einem Gorilla entwickelt – auf irgendeinem unbewohnten [SD # 524] Fleck der Erde auftreten, mit Ausnahme vielleicht der Sahara, und tausend zu eins wäre sie keine zwei Jahre alt bis zur Entdeckung des Feuers, indem ein Blitz das Gras oder irgend etwas anderes in Flammen setzte. Diese Vorstellung, dass der ursprüngliche Mensch Zeitalter lang auf Erde lebte, bevor er mit dem Feuer vertraut wurde, ist eine der peinlichst unlogischen von allen. Der alte Aischylos war jedoch ein Initiierter und wusste wohl, was er verkündete.70

Kein Okkultist, der mit der Symbologie und der Tatsache vertraut ist, dass die Weisheit aus dem Osten zu uns kam, wird auch nur einen Augenblick abstreiten, dass der Prometheus-Mythos Europa von Aryavarta aus erreichte. Auch wird er kaum leugnen, dass Prometheus in einem Sinn das mittels Reibung entstandene Feuer darstellt. Daher bewundert er den Scharfsinn F. Baudrys, der in „Les mythes du feu et du breuvage céleste chez les nations indo-européennes“ („Revue Germanique“, 1861, S. 358)71 einen der Aspekte von Prometheus und seinen indischen Ursprung darstellt. Er zeigt dem Leser das angeblich ursprüngliche Verfahren, Feuer zu entzünden, das in Indien noch heute für die Entzündung der Opferflamme verwendet wird. Er sagt Folgendes:

„Dieses Verfahren, wie es ausführlich in den vedischen Sutras beschrieben wird, besteht darin, einen Stab in einer in der Mitte eines Holzstücks gefertigten Höhlung rasch zu drehen. Die Reibung entwickelt intensive Hitze und setzt schließlich die in Berührung stehenden Holzteilchen in Flamme. Die Bewegung des Stabes ist keine beständige Drehung, sondern die mit Hilfe einer an der Mitte des Stabes angebrachten Schnur erzeugte Folge von Bewegungen in gegensätzlicher Richtung: Der Ausführende hält je eines der Schnurenden in den Händen und zieht abwechselnd daran. . . . Der gesamte Vorgang wird im Sanskrit mit dem Zeitwort manthami, mathnami bezeichnet; das bedeutet ‘reiben, hin- und herbewegen, schütteln und durch Reiben erhalten’, und wird insbesondere auf Rotationsreibung angewendet, wie durch das daraus abgeleitete Wort Mandala bewiesen ist, das einen Kreis bedeutet. . . . Jedes der Holzstücke, die zur Erzeugung des Feuers dienen, hat im Sanskrit einen eigenen Namen. Der Drehstab heißt Pramantha; die Scheibe, die ihn aufnimmt, wird Arani und Aranî genannt; „die beiden Aranîs bezeichnen die Gesamtheit des Instruments.“ (S. 358 et seq.)72

Es wird sich zeigen, was die Brahmanen dazu sagen werden. Aber selbst angenommen, Prometheus würde in einem der Aspekte seines [SD # 525] Mythos als der Hervorbringer des Feuers mittels des Pramantha oder als beseelter und göttlicher Pramantha angesehen, würde das dann heißen, dass die Symbolik außer der phallischen Bedeutung, welche ihr von den modernen Symbologen auferlegt wird, keine andere hatte? Decharme scheint auf jeden Fall einen echten Wahrheitsschimmer erhascht zu haben, denn unbewussterweise bestätigt er durch seine Bemerkungen alles, was die okkulten Wissenschaften in Bezug auf die Manasa-Devas lehren, die den Menschen mit dem Bewusstsein seiner unsterblichen Seele begabten: mit jenem Bewusstsein, das den Menschen daran hindert, „den Tod vorherzusehen“, und ihn wissen lässt, dass er unsterblich ist.73 „Wie kam Prometheus in den Besitz des (göttlichen) Funkens?“, fragt er. „Da das Feuer seine Wohnstatt im Himmel hatte, muss er dorthin gegangen sein, um es zu finden, bevor er es zu den Menschen hinab bringen konnte, und, um sich den Göttern nähern zu können, muss er selbst ein Gott gewesen sein.“ Die Griechen glaubten, er sei göttlichen Geschlechts gewesen; die Hindus, er sei ein Deva gewesen. Daher war er „bei den Griechen der Sohn des Titanen Iapetos“, Iαπετονίδης („Theog.“, S. 528) . . . „Das himmlische Feuer aber gehörte im Anbeginn den Göttern allein; es war ein Schatz, den sie sich selbst vorbehielten . . . über den sie eifersüchtig wachten . . . ‘Der kluge Sohn von Iapetos’, sagt Hesiod, ‘täuschte Jupiter, indem er das unversiegbare Feuer der strahlenden Glut stahl und in der Höhlung eines Narthex verbarg’ („Theog.“, S. 565). . . So war Prometheus’ Geschenk an den Menschen eine im Himmel gemachte Eroberung. . .“ „Nun musste nach griechischen Vorstellungen“ (die hierin mit denen der Okkultisten übereinstimmen), „dieser dem Jupiter entrissene Besitz, dieser menschliche Übergriff in das Reich der Götter, von einer Sühne gefolgt werden. . . . Prometheus gehört außerdem jenem Geschlecht der Titanen an, das sich gegen die Götter erhoben hatte,74 und welches der Herr des Olymps in den Tartarus hinab gestürzt hatte; gleich ihnen ist er ein Genius des Bösen, zu grausamen Leiden verdammt etc. etc.“

Das Empörende in den darauffolgenden Erörterungen ist die einseitige Sichtweise dieses großartigsten aller Mythen. Die intuitivsten der modernen Schriftsteller können oder wollen sich in ihren Vorstellungen nicht über die Ebene der Erde und der kosmischen Phänomene erheben. Es wird nicht geleugnet, dass die moralische Idee der Mythe, wie sie in der hesiodschen Theogonie dargestellt ist, in der ursprünglichen griechischen Vorstellung eine gewisse Rolle spielt. Der Titan ist mehr als ein Dieb des himmlischen Feuers. Er ist die Verkörperung der Menschheit – aktiv, fleißig, verständig, aber gleichzeitig ehrgeizig, bestrebt, den göttlichen Mächten gleichzukommen. Daher wird die Menschheit in der Person des Prometheus bestraft, aber nur bei den Griechen. Bei ihnen ist Prometheus kein [SD # 526] Verbrecher, ausgenommen in den Augen der Götter. In seiner Beziehung zur Erde ist er im Gegenteil selbst ein Gott, ein Freund der Menschheit (φιλάνθρωπος), die er zur Zivilisation erhoben und in die Kenntnis aller Künste eingeführt hat; eine Vorstellung, die ihren poetischsten Vertreter in Aischylos gefunden hat. Doch was ist Prometheus bei allen anderen Nationen? Der gefallene Engel, der Satan, wie die Kirche es haben möchte? Überhaupt nicht. Er ist lediglich ein Bild der gefährlichen und gefürchteten Wirkungen des Blitzes. Er ist das „böse Feuer“ (mal feu) und das Symbol des göttlichen männlichen Fortpflanzungsorgans. „Auf einen einfachen Begriff zurückgeführt ist der Mythos, den wir zu erklären suchen, dann lediglich ein (kosmischer) Genius des Feuers.“ (S. 261) Die erste Vorstellung (die phallische) war vor allem arisch, wenn wir Adalbert Kuhn (in „Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks“) und Baudry glauben. Denn:

„Da das vom Menschen benutzte Feuer das Ergebnis der Wirkung des Pramanthas in der Aranî war, müssen die Arier dem himmlischen Feuer denselben Ursprung zugeschrieben haben (?), und sie müssen75 die Vorstellung gehegt haben (?), dass ein mit dem Pramantha bewaffneter Gott oder ein göttlicher Pramantha im Schoß der Wolken eine gewaltige Reibung verursachte, die Blitz und Donnerkeile hervorbrachte. . . . . Diese Idee wird durch die Tatsache unterstützt, dass die Stoiker nach Plutarchs Zeugnis („De Placit. Phil.“, III. 3) davon ausgingen, der Donner sei das Ergebnis des Kampfes der Gewitterwolken und der Blitz eine Zündung infolge der Reibung; während Aristoteles in dem Donnerschlag lediglich die Wirkung von aufeinander prallenden Wolken sah. Was war diese Theorie anderes als die wissenschaftliche Übersetzung der Hervorbringung des Feuers durch Reibung? . . . . . . Alles führt uns zu dem Gedanken, dass seit dem frühesten Altertum und vor der Verbreitung der Arier der Glaube vorherrschte, dass der Pramantha das Feuer ebenso in der Gewitterwolke zündete wie in den Aranîs.“ („Revue Germanique“, S. 368)

So lässt man Vermutungen und leere Hypothesen als entdeckte Wahrheiten dastehen. Die Verteidiger des toten Buchstabens der Bibel konnten die Verfasser von Missionstraktaten nicht wirksamer unterstützen als die materialistischen Symbologen, die es auf diese Weise für ausgemacht halten, dass die alten Arier ihre religiösen Vorstellungen auf keinem höheren Denken aufbauten als dem physiologischen.

Aber so stimmt es nicht, und der wahre Geist der vedischen Philosophie steht einer solchen Auslegung entgegen. Und wenn, wie Decharme selbst eingesteht, sich „diese Vorstellung von der schöpferischen Kraft des Feuers sowohl aus der antiken Gleichsetzung der menschlichen Seele mit einem himmlischen Funken als auch aus einem in den Veden häufig genutzten Vergleich erklärt“, bei welchem von Aranî die Rede ist, ginge es um etwas Höheres als lediglich eine rohe, geschlechtliche Vorstellung. Eine Hymne an Agni im Veda wird als Beispiel angeführt: „Hier ist der Pramantha, der Erzeuger ist bereit. Bringe die Herrin der Rasse (die weibliche Aranî). Lasset uns Agni hervorbringen durch Reibung, [SD # 527] nach altem Brauch.“ Das bedeutet nichts Schlechteres als eine abstrakte Idee, in der Sprache der Sterblichen zum Ausdruck gebracht. Die „weibliche Aranî“, die Herrin der Rasse, ist Aditi, die Mutter der Götter, oder Shekinah, das ewige Licht – in der Welt des Geistes, die „Große Tiefe“ und das Chaos; oder ursprüngliche Substanz auf ihrer dem Unbekannten nächsten Stufe, dem geoffenbarten Kosmos. Wenn Zeitalter später dasselbe Beiwort auf Devaki angewendet wird, Krishnas Mutter oder den inkarnierten Logos; und wenn auch dem Symbol infolge der allmählichen und unaufhaltsamen Ausbreitung der exoterischen Religionen jetzt eine geschlechtliche Bedeutung beigemessen werden mag, so beeinträchtigt das in keiner Weise die ursprüngliche Reinheit des Bildes. Das Subjektive war in das Objektive verwandelt worden; der Geist war in den Stoff gefallen. Die universale kosmische Polarität der Geist-Substanz war im menschlichen Gedanken zur mystischen, aber doch geschlechtlichen Vereinigung von Geist und Stoff geworden und hatte so eine anthropomorphische Färbung bekommen, die sie im Anfang niemals gehabt hatte. Zwischen den Veden und den Puranas liegt ein Abgrund, dessen Pole sie sind, genauso wie in der siebenfältigen menschlichen Konstitution das siebte Prinzip (atmanische) und das erste oder niederste Prinzip (der physische Körper). Die ursprüngliche und rein spirituelle Sprache der Veden, die viele Jahrtausende vor den puranischen Berichten verfasst wurden, fand seinen rein menschlichen Ausdruck, um damit Ereignisse zu beschreiben, die 5.000 Jahre früher stattgefunden hatten, dem Zeitpunkt von Krishnas Tod (der Tag, mit dem für die Menschheit das Kali-Yuga oder das Schwarze Zeitalter begann).

Wie Aditi Surarani (die Matrix oder „Mutter“ der Sura-Götter) genannt wird, wird Kunti, die Mutter der Pandavas im Mahabharata Pandavarani genannt – und der Ausdruck wird jetzt schon physiologisiert. Devaki aber, der Prototyp der römisch-katholischen Madonna, ist eine spätere, anthropomorphisierte Form Aditis. Letztere ist die Göttin-Mutter oder „Devamatri“ von sieben Söhnen (den sechs und den sieben Adityas der frühen vedischen Zeiten); Jagaddhatri (die „Amme der Welt“) legte sechs Embryos in Devakis Schoß, der Mutter Krishnas, während der siebte (Krishna, der Logos) in Rohinis Schoß übertragen wurde. Im Matthäus­-Evangelium (Mt 13,55-56) hat Maria, die Mutter Jesu, sieben Kinder, fünf Söhne und zwei Töchter (eine spätere Umwandlung des Geschlechts). Keiner der Verehrer der römisch-katholischen Jungfrau würde sich weigern, ihr zu Ehren das Gebet zu sprechen, das die Götter an Devaki richteten. Der Leser möge selbst urteilen.

„Du bist jene Prakriti (Essenz), unendlich und zart, die Brahmâ in seinem Schoß trug. Du ewiges Wesen, das in deiner Substanz die Wesenheit aller erschaffenen Dinge umfasst, warst identisch mit der Schöpfung; du warst das Elter des dreiförmigen Opfers, das zum Keim aller Dinge wurde. . . . Du bist das Opfer, aus dem alle Frucht hervorgeht; du bist die Aranî, deren Reibung Feuer erzeugt“ . . . . („Schoß des Lichts“ und „Heiliges Gefäß“ sind Beinamen der Jungfrau). „Als Aditi bist du die Mutter der Götter. . . . Du bist Jyotsna (das Mondlicht).“ Die Jungfrau [SD # 528] wird oft als der „Morgenstern“ und als „Stern der Erlösung“ angerufen, aus welchem der Tag gezeugt wird. Du wirst Samnati (die Demut, eine Tochter Dakshas), die Mutter der Weisheit; du bist Niti, die Mutter der Harmonie (Naya); du bist die Bescheidenheit, die Stammmutter der Zuneigung (Prasraya oder Vinaya); du bist das Verlangen, aus dem die Liebe geboren wird. . . . Du bist die Mutter der Erkenntnis (Avabodha); du bist Stärke (Dhriti), die Mutter des Mutes (Dhairya) . . . . etc. etc.“

Somit wird Aranî hier als das römisch-katholische „auserwählte Gefäß“ gezeigt und nichts Geringeres. Was ihre ursprüngliche Bedeutung anbelangt, war sie rein metaphysisch. Kein unreiner Gedanke durchquerte diese Vorstellungen in dem alten Denken. Selbst im Zohar – der viel weniger metaphysisch ist als jede andere Symbolik – ist die Idee eine Abstraktion und nichts weiter. Somit sagt der „Zohar“ (III, 290a): „Alles, was existiert, alles, was von dem Alten geformt wurde, dessen Name heilig ist, kann nur durch ein männliches und weibliches Prinzip bestehen.“ Das bedeutet nicht mehr als dass „sich der göttliche Geist des Lebens immer mit der Materie vereinigt“. Es ist der Wille der Gottheit, der handelt, und die Idee geht ausschließlich auf Schopenhauer zurück. „Als Attikah Kadosha, das Alte und das Verborgene des Verborgenen alle Dinge zu formen wünschte, formte es alle Dinge männlich und weiblich. Diese Weisheit umfasst Alles, wenn es voranschreitet.“ Daher heißt es, dass Chokmah (männliche Weisheit) und Binah (weibliches Bewusstsein oder Intellekt) alles zwischen den beiden – dem aktiven und dem passiven Prinzip – erschaffen. Wie das Auge des erfahrenen Juweliers unter den rauen und groben Muschelschalen die in ihrem Innern eingeschlossene reine, unbefleckte Perle wahrnimmt und seine Hand die Schale nur berührt, um an ihren Inhalt zu gelangen, liest das Auge des wahren Philosophen zwischen den Zeilen der Puranas die erhabenen vedischen Wahrheiten und bereinigt die Form mit Hilfe der Vedanta-Weisheit. Unsere Orientalisten jedoch nehmen die Perle unter dem dicken Mantel der Schale niemals wahr und – handeln dementsprechend.

Aus allem, was in diesem Abschnitt gesagt worden ist, sieht man sehr deutlich, dass zwischen der Schlange von Eden und dem Teufel des Christentums ein Abgrund liegt. Nur der Vorschlaghammer der alten Philosophie kann dieses Dogma ertöten.

[SD # 529]
§ XXI
ENOÏCHION – ENOCH

Die Evolutionsgeschichte des Mythos von Satan wäre nicht vollständig, wenn wir es unterließen, den Charakter des mysteriösen und kosmopolitischen Enoch zu erwähnen, der verschiedentlich Enos, Hanokh und schließlich von den Griechen Enoïchion genannt wurde. Seinem Buch wurden die ersten Vorstellungen über die Gefallenen Engel von den frühen christlichen Schriftstellern entnommen.

Das „Buch Enoch“ wird zur Apokryphe erklärt. Aber was ist eine Apokryphe? Die bloße Etymologie des Begriffes zeigt, dass es sich lediglich um ein geheimes Buch handelt, d. h. das dem Bestand der unter der Obhut der Hierophanten und initiierten Priester stehenden Tempelbüchereien angehörte und niemals für die Profanen bestimmt war. Apokryphe stammt von dem Verb crypto, κρύπτω, „verbergen“. Durch Zeitalter hindurch wurde das Enoïchion (das Buch des Sehers) in der „Stadt der Buchstaben“ und geheimen Werken bewahrt – im alten Kirjat-Sepher, dem späteren Debir (siehe Josua 15,15).

Einige der Schriftsteller, die sich für den Gegenstand interessierten – insbesondere Freimaurer – versuchten, Enoch mit Thoth von Memphis zu identifizieren, dem griechischen Hermes, und selbst mit dem lateinischen Merkur. Als Individuen unterscheiden sich all diese voneinander; ihrer Profession nach – wenn man dieses Wort, das in seiner Bedeutung jetzt so beschränkt ist, gebrauchen darf – gehörten jedoch einer und alle zur selben Kategorie heiliger Schriftsteller, Initiatoren und Aufzeichner okkulter und alter Weisheit. Jene, die im Koran (siehe Sure XIX) allgemein Idris, oder der „Gelehrte“ (der Initiierte) genannt werden, trugen in Ägypten den Namen „Thoth“, des Erfinders der Künste, der Wissenschaften, des Schreibens oder der Buchstaben, der Musik und der Astronomie. Unter den Juden wurde Idris zu „Enoch“, der nach Bar-Hebraeus „der erste Erfinder des Schreibens war“, der Bücher, Künste und Wissenschaften, der Erste, der den Lauf der Planeten auf ein System reduzierte. In Griechenland wurde er Orpheus genannt, und so variierte sein Name in allen Nationen. Dass die Zahl sieben jedem dieser ursprünglichen Initiatoren76 beigegeben wurde und mit ihnen verbunden ist, sowie auch die 365, die Anzahl der Tage im Jahr, astronomisch, kennzeichnet die Sendung, den Charakter und das heilige Amt all dieser Männer, aber sicherlich nicht ihre Persönlichkeiten. Enoch ist der siebte Patriarch; Orpheus ist der Besitzer der Phorminx, der siebensaitigen Leier, die das siebenfältige Mysterium der Initiation ist. Thoth, mit der siebenstrahligen Sonnenscheibe auf seinem Haupt, reist die 365 Grad im Sonnenboot und steigt jedes vierte (Schalt-) Jahr für einen Tag aus. Schließlich ist Thoth-Lunus der siebenfältige [SD # 530] Gott der sieben Tage oder der Woche. Esoterisch und spirituell bedeutet Enoïchion den „Seher mit dem geöffneten Auge“.

Die von Josephus über Enoch erzählte Geschichte, dass er seine wertvollen Rollen oder Bücher unter den Säulen des Merkurs oder Seths verborgen habe, ist dieselbe wie die über Hermes erzählte, den „Vater der Weisheit“, der seine Bücher der Weisheit unter einer Säule verbarg, und dann, als er die beiden Steinsäulen entdeckte, darauf die Wissenschaft geschrieben fand. Josephus aber, trotz seiner beständigen Bemühungen in Richtung einer unverdienten Verherrlichung Israels und obwohl er jene Wissenschaft (der Weisheit) dem jüdischen Enoch beimisst – schreibt Geschichte. Er erzählt, dass diese Säulen noch zu seiner eigenen Zeit standen. Er sagt uns, dass sie von Seth erbaut worden waren; und das mag so gewesen sein, aber nicht von dem Patriarchen jenes Namens, dem fabelhaften Sohn Adams, noch von dem ägyptischen Gott der Weisheit – Teth, Set, Thoth, Tat, Sat, (der später Sat-an wurde) oder Hermes, die allesamt eins sind –, sondern von den „Söhnen des Schlangengottes“ oder den „Söhnen des Drachens“, unter welcher Bezeichnung die Hierophanten von Ägypten und Babylon vor der Flut bekannt waren, wie auch ihre Vorväter, die Atlantier.

Was Josephus uns sagt, muss daher allegorisch wahr sein, mit Ausnahme der Anwendung, die daraus gemacht wird. Nach seiner Version waren die beiden berühmten Säulen vollständig mit Hieroglyphen bedeckt, die nach ihrer Entdeckung abgeschrieben und in den heiligsten Winkeln der inneren Tempel von Ägypten nachgebildet und so zur Quelle der Weisheit und außergewöhnlichen Gelehrsamkeit Ägyptens wurden. Diese beiden „Säulen“ sind jedoch das Vorbild der zwei „Steintafeln“, die von Moses auf Anordnung des „Herrn“ ausgehauen wurden. Wenn er daher behauptet, alle großen Adepten und Mystiker des Altertums – wie Orpheus, Hesiod, Pythagoras und Platon – hätten die Grundbestandteile ihrer Theologie aus diesen Hieroglyphen entnommen, so hat er in einem Sinn Recht, und in einem anderen nicht; denn er verfehlt das Ziel. Die Geheimlehre lehrt uns, dass die Künste, Wissenschaften, Theologie und insbesondere die Philosophie aller Nationen, die der letzten universell bekannten, jedoch nicht universalen Flut vorangingen, nach den ursprünglichen, mündlichen Berichten der vierten Rasse ideografisch aufgezeichnet worden waren, und dass die Letzteren wiederum dieses Erbe vor dem allegorischen Fall von der frühen dritten Wurzelrasse erhalten hatten. Somit waren auch die ägyptischen Säulen, die Tafeln und selbst der „weiße orientalische Porphyrstein“ der freimaurerischen Legende – den Enoch aus Furcht, dass die wirklichen und kostbaren Geheimnisse verloren gehen würden, vor der Sintflut in den Eingeweiden der Erde verbarg – lediglich die mehr oder weniger symbolischen oder allegorischen Kopien der ursprünglichen Berichte. Das „Buch Enoch“ stellt eine dieser Kopien dar, und es ist außerdem ein chaldäisches und heute sehr unvollständiges Kompendium. Wie bereits gesagt, bedeutet Enoïchion im Griechischen das „innere Auge“ oder den Seher; im Hebräischen bedeutet es, mit Hilfe der masoretischen Punktierung, den Initiator und Unterweiser, ­וֹנֲה. Es ist eine Gattungsbezeichnung; und außerdem ist seine Legende auch die [SD # 531] verschiedener anderer jüdischer und heidnischer Propheten, mit Variationen der dazu gedichteten Einzelheiten, wobei die Wurzelform übereinstimmt. Elias wird ebenfalls lebendig in den Himmel aufgenommen. Und der Astrologe am Hof Isdubars, der Chaldäer Heabani, wird gleicherweise vom Gott Hea in den Himmel erhoben, der sein Patron war, so wie Jehovah der von Elias war (dessen Name im Hebräischen „Gott Jah“ bedeutet, Jehovah, ׇהְלֶא), und ebenso Elihu, welcher dieselbe Bedeutung hat. Diese Art des sanften Todes, oder der Euthanasia, hat eine esoterische Bedeutung. Er symbolisiert den Tod eines Adepten, der die Kraft und den Grad erreicht hat und auch die Reinheit, die ihm gestatten, lediglich in seinem physischen Körper zu sterben, und doch in seinem Astralkörper weiterzuleben und ein bewusstes Leben zu führen. Es gibt endlos viele Variationen zu diesem Thema, die geheime Bedeutung bleibt jedoch immer dieselbe. Der paulinische Ausdruck (Hebräer 11,5), „damit er den Tod nicht sehen solle“ – ut non videret mortem – hat somit eine esoterische Bedeutung, aber nichts Übernatürliches an sich. Die verstümmelte Erklärung, die aufgrund einiger biblischer Andeutungen in dem Sinne gegeben wird, dass Enoch, „dessen Jahre jenen der Welt gleichkommen werden“ (dem Sonnenjahr mit 365 Tagen), mit Christus und dem Propheten Elias die Ehre und die Seligkeit der letzten Ankunft und der Vernichtung des Antichristen teilen wird – bedeutet esoterisch, dass einige der großen Adepten in der siebten Rasse wiederkehren werden, wenn jeglicher Irrtum beseitigt und die Ankunft der Wahrheit durch jene Sishtas, die heiligen „Söhne des Lichts“, verkündet sein wird.

Die römische Kirche ist nicht immer logisch, noch ist sie klug. Sie erklärt das „Buch Enoch“ zur Apokryphe und ist sogar so weit gegangen, durch Kardinal Cajetan und andere Leuchten der Kirche zu verlangen, dass sogar das Buch Judas aus dem Kanon entfernt wird, der, obwohl ein inspirierter Apostel, daraus zitiert und das Buch Enoch, das angeblich ein apokryphes Werk ist, somit heiligt. Glücklicherweise bemerkten einige der Dogmatiker die Gefahr rechtzeitig. Hätten sie den Antrag Cajetas akzeptiert, wären sie gezwungen gewesen, gleichermaßen das vierte Evangelium zu verwerfen; denn der Hl. Johannes zitiert Enoch wörtlich und legt Jesu einen ganzen Satz von ihm in den Mund! (Vide supra, § XVIII, Unterabschnitt A, über das Schaf und die Räuber.)

Ludolph, der „Vater der äthiopischen Literatur“, der den Auftrag hatte, die verschiedenen von dem Reisenden Pereisc der mazarinischen Bibliothek übergebenen Enoch-Handschriften zu untersuchen, erklärte: „Bei den Abyssiniern könnte es kein Buch Enochs geben!“ Weitere Untersuchungen und Entdeckungen überwanden diese allzu dogmatische Behauptung, wie jeder weiß. Bruce und Ruppel fanden dasselbe Werk in Abessinien und brachten es einige Jahre später von dort mit, und Bischof Laurence übersetzte es. Bruce verachtete es jedoch und spottete über seinen Inhalt, wie auch alle anderen Gelehrten. Er erklärte es zu „einem gnostischen Werk“, welches „das Zeitalter der die Menschen verschlingenden Riesen“ darstellt . . . und damit eine weitere „Apokalypse“. Riesen! Ein weiteres Märchen.

[SD # 532] Das entsprach jedoch nicht der Ansicht der besten Kritiker. Dr. Haneberg stellt das Buch Enoch neben dem dritten Buch der Makkabäer an die Spitze der Liste jener Werke, deren Autorität jener der kanonischen Werke am nächsten kommt.

In der Tat, „wenn die Gelehrten sich nicht einig sind . . .“

Wie gewöhnlich haben jedoch alle Recht und Unrecht. Enoch als einen biblischen Charakter anzunehmen, als einen einzeln lebenden Menschen, ist dasselbe, wie Adam als den ersten Menschen anzunehmen. Enoch war eine Gattungsbezeichnung, die auf eine Menge von Individuen angewendet und von ihnen getragen wurde, zu allen Zeiten und Zeitaltern und in allen Rassen und Nationen. Das kann leicht aus der Tatsache geschlossen werden, dass die alten Talmudisten und Lehrer der Midraschim im Allgemeinen in ihren Anschauungen über Hanokh, den Sohn Jareds, nicht übereinstimmen. . . . Einige behaupten, Enoch wäre ein großer Heiliger gewesen, von Gott geliebt und lebendig in den Himmel aufgenommen worden (d. h. einer, der Mukti oder Nirvana auf Erden erreicht hat, so wie es Buddha tat und andere noch tun); und andere behaupten, er wäre ein Zauberer gewesen, ein verruchter Magier. Das zeigt nur, dass Enoch oder sein Äquivalent selbst während der Zeit der späteren Talmudisten ein Ausdruck war, der „Seher“, „Adept der Geheimen Weisheit“ etc. bedeutete, ohne irgendwelche Angaben in Bezug auf den Charakter des Trägers dieses Titels. Josephus, wo er von Elias und Enoch spricht („Antiquities“ ix,2), bemerkt: „Es steht geschrieben in den heiligen Büchern, dass sie (Elias und Enoch) verschwanden, aber so, dass niemand wusste, dass sie gestorben waren.“ Das bedeutet lediglich, dass sie in ihren Persönlichkeiten gestorben waren, so wie indische Yogis bis zum heutigen Tag für die Welt verscheiden, oder selbst einige christliche Mönche. Sie entschwinden dem Blick der Menschen und sterben – auf der irdischen Ebene – sogar für sich selbst. Eine scheinbar figürliche Redeweise, aber buchstäblich wahr.

„Enoch überlieferte die Wissenschaft der (astronomischen) Berechnung und der Bestimmung der Jahreszeiten an Noah“, sagt der Midrasch „Pirqe de Rabbi Eliezer“ (Kap. viii), wobei er das auf Enoch bezieht, was andere auf Hermes Trismegistos bezogen, denn die beiden sind ihrer esoterischen Bedeutung nach identisch. Hier also gehören „Hanokh“ und seine „Weisheit“ dem Zyklus der vierten atlantischen Rasse an,77 und Noah dem der fünften.78 In diesem Fall repräsentieren beide die Wurzelrassen, die gegenwärtige und die ihr vorausgegangene. In einem anderen Sinn verschwand Enoch, „er wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“, wobei sich die Allegorie auf das Verschwinden der heiligen und geheimen Wissenschaft aus dem Bereich der Menschen bezieht; denn „Gott“ (oder die Java Aleim – die hohen Hierophanten, die Häupter des Kollegiums der initiierten Priester79) nahm ihn auf. Mit anderen Worten, die Enochs oder Enoïchions, die Seher und ihre Wissenschaft und Weisheit, wurden streng [SD # 533] in die geheimen Kollegien der Propheten bei den Juden und in die Tempel bei den Heiden eingeschlossen.

Lediglich mit Hilfe des symbolischen Schlüssels erklärt, ist Enoch der Typus der dualen Natur des Menschen – der spirituellen und der physischen. Daher nimmt er den Mittelpunkt des astronomischen Kreuzes ein (von Éliphas Lévi aus einem geheimen Werk übernommen), welches ein sechseckiger Stern ist, „der Adonai“. Im oberen Dreieck findet sich der Adler; in dem links unten steht ein Löwe; in dem rechten ein Stier; und zwischen dem Löwen und dem Stier, oberhalb von ihnen und unter dem Adler, steht das Gesicht Enochs oder des Menschen (vide die illustrierte Abbildung in „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 452). Nun stellen die Figuren auf dem oberen Dreieck die vier Rassen dar, wobei die erste – die Chhayas oder Schatten – ausgelassen wurde, und der „Sohn des Menschen“, Enos oder Enoch, befindet sich im Mittelpunkt, wo er zwischen den beiden (der vierten und fünften) Rasse steht, denn er repräsentiert die geheime Weisheit der beiden. Das sind die vier Tiere Hesekiels und der Offenbarung. Dasselbe doppelte Dreieck, dem in „Isis Unveiled“ (Bd. II, S. 453) die hinduistische Adanari gegenübersteht, ist bei weitem das Beste. Denn bei Letzterer sind lediglich die drei (für uns) historischen Rassen symbolisiert: die dritte, androgyne, durch Ada-nari; die vierte durch den starken, mächtigen Löwen; und die fünfte – die arische – durch das, was bis zum heutigen Tag ihr heiligstes Symbol ist, durch den Stier (und die Kuh).

Ein Mann großer Belesenheit – ein französischer Gelehrter –, de Sacy, findet verschiedene höchst sonderbare Sätze im Buch Enoch „der ernsthaftesten Untersuchung wert“, wie er sagt. Zum Beispiel: „Der Verfasser (Enoch) lässt das Sonnenjahr aus 364 Tagen bestehen und scheint Perioden von drei, fünf und acht Jahren zu kennen, denen vier Schalttage folgen, die in seinem System die Tage der Äquinoktien und Sonnenwenden zu sein scheinen.“80 . . . . Dem fügt er später hinzu: „Ich sehe nur ein Mittel, sie (diese ‘Absurditäten’) abzumildern, und das ist anzunehmen, der Verfasser habe irgendein Fantasie-System dargelegt, das möglicherweise existierte, bevor die Ordnung der Natur in der Periode der universalen Flut geändert worden war.“

Genau so; und die Geheimlehre lehrt, dass diese „Ordnung der Natur“ auf diese Weise verändert wurde, und auch die Reihe der Menschheiten der Erde. Denn wie der Engel Uriel Enoch mitteilt: „Siehe, ich habe dir alle Dinge gezeigt, oh Enoch, und alle Dinge habe ich dir offenbart. Du siehst die Sonne, den Mond und jene, die die Sterne im Himmel leiten, die alle ihre Wirkungen, Jahreszeiten und Ankünfte wiederkehren lassen. In den Tagen der Sünder werden die Jahre verkürzt sein . . . . der Mond wird seine Gesetze ändern (Kap. lxxix). In jenen Tagen auch, Jahre bevor die große Flut die Atlantier weggeschwemmt und das Antlitz der ganzen Erde verändert hatte – weil „die Erde geneigt wurde (ihre Achse)“ – konnte die [SD # 534] Natur geologisch, astronomisch und kosmisch im Allgemeinen nicht dieselbe gewesen sein, eben weil sich die Erde geneigt hatte. Siehe Kap. lxiv. (Sekt. xi) . . . . „Und Noah rief mit bitterer Stimme: ‘Höre mich, höre mich, höre mich’; dreimal. Und er sagte: ‘Die Erde müht sich und neigt sich heftig; bestimmt werde ich mit ihr zugrunde gehen.’“

Nebenbei bemerkt, sieht das aus wie eine der vielen „Nicht­überein­stim­mungen“, wenn die Bibel buchstäblich gelesen wird. Denn, um das Mindeste zu sagen, ist das eine sehr sonderbare Furcht bei einem, der „Gnade gefunden hatte vor den Augen des Herrn“ und den Auftrag erhalten hatte, eine Arche zu bauen! Aber hier lesen wir, dass der verehrungswürdige Patriarch ebenso viel Furcht zeigt, als wenn er einer der Riesen gewesen wäre, die von der zornigen Gottheit verdammt waren, und nicht ein „Freund“ Gottes. Die Erde hatte sich bereits geneigt, und die Sintflut der Wasser war lediglich eine Frage der Zeit geworden, und doch scheint Noah nichts von seiner beabsichtigten Errettung zu wissen.

Eine Verfügung war in der Tat erlassen worden, die Verfügung der Natur und des Evolutionsgesetzes, dass die Erde ihre Rasse verändern und die vierte Rasse vernichtet werden solle, um für eine bessere Platz zu machen. Das Manvantara hatte nach dreieinhalb Runden seinen Wendepunkt erreicht und die physisch riesige Menschheit den Höhepunkt grober Materialität. Daher der apokalyptische Vers von einem Befehl, der ergangen sei, dass sie vernichtet werden solle, „dass ihr Ende kommen möge“ (das der Rasse); denn sie kannten wahrhaftig „jedes Geheimnis der Engel, jede tyrannische und geheime Kraft der Satane und jede Kraft derjenigen, die Zauberei betreiben, sowie auch derjenigen, die in der ganzen Erde Bilder gießen“.

Und jetzt eine natürliche Frage. Wer könnte den apokryphen Verfasser dieser mächtigen Vision (einerlei welchem Zeitalter vor den Tagen Galileos er zugeschrieben werden mag) darüber belehrt haben, dass die Erde gelegentlich ihre Achse neigen könnte? Woher leitete er solche astronomische und geologische Kenntnis her, wenn die Geheime Weisheit, von der die alten Rishis und Pythagoras tranken, lediglich eine Einbildung ist, eine Erfindung späterer Zeitalter? Hat Enoch in Frederick Klees’ Werk über die Sintflut die folgenden Zeilen (S. 79) vielleicht prophetisch gelesen: „Die Stellung der Erdkugel in Bezug auf die Sonne war in Urzeiten offenbar anders als heute; und dieser Unterschied muss durch eine Lageveränderung der Rotationsachse der Erde bewirkt worden sein“?

Das erinnert an diese andere unwissenschaftliche Behauptung der ägyptischen Priester gegenüber Herodot, dass nämlich die Sonne nicht immer dort aufgegangen sei, wo sie jetzt aufgeht, und dass die Ekliptik in früheren Zeiten den Äquator im rechten Winkel geschnitten habe.81

Es gibt viele solcher „dunklen Reden“ über die gesamten Puranas, die Bibel und die Mythologien verstreut, und dem Okkultisten enthüllen sie zwei Tatsachen: (a) dass die Alten die [SD # 535] Astronomie, Geognosie und Kosmografie im Allgemeinen ebenso gut oder vielleicht noch besser als die Modernen kannten; und (b) dass sich der Globus und sein Verhalten seit dem ursprünglichen Zustand der Dinge mehr als einmal verändert hat. Xenophanes – im blinden Glauben an seine „unwissende“ Religion, die lehrte, dass Phaeton in seiner Begierde, die verborgene Wahrheit zu erlernen, die Sonne von ihrem gewöhnlichen Lauf abweichen ließ – behauptet irgendwo, dass „die Sonne sich irgendeinem anderen Land zuwendete“; was eine Parallele zu Josua ist, ein wenig wissenschaftlicher zwar, wenn auch genauso kühn, der den Lauf der Sonne vollständig aufhält. Doch mag es die Lehre der nördlichen Mythologie (in Jeruskoven) erklären, dass die Sonne vor der gegenwärtigen Ordnung der Dinge im Süden aufging, was folglich die kalte Zone in den Osten verlegt, während sie sich heute im Norden befindet.

Das Buch Enoch ist, kurz gesagt, ein Resümee, eine Zusammensetzung der Hauptzüge der Geschichte der dritten, vierten und fünften Rasse; eine ganz geringe Anzahl der Prophezeiungen des gegenwärtigen Weltzeitalters; eine lange rückblickende, einblickende und prophetische Zusammenfassung universaler und ganz historischer – geologischer, ethnologischer, astronomischer und psychischer – Ereignisse, mit ein wenig Theogonie aus den vorsintflutlichen Aufzeichnungen. Das Buch dieser mysteriösen Persönlichkeit wird in der Pistis Sophia und auch im Zohar und seinem ältesten Midraschim erwähnt und ausführlich zitiert. Origenes und Klemens von Alexandrien hielten es in höchster Wertschätzung. Zu behaupten, es sei eine nachchristliche Fälschung, heißt daher Unsinn reden und sich eines Anachronismus schuldig zu machen, denn unter anderem erwähnt es Origenes, der im zweiten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung lebte, als altes und ehrwürdiges Buch. Der geheime und heilige Name und seine Kraft sind in dem alten Buch gut und klar beschrieben, wenn auch allegorisch. Vom achtzehnten bis zum fünfzigsten Kapitel sind Enochs Visionen Beschreibungen der Mysterien der Initiation, von denen eines das brennende Tal der „Gefallenen Engel“ ist.

Vielleicht hatte der Hl. Augustin ganz Recht mit der Behauptung, die Kirche habe das Buch Enoch wegen seines allzu hohen Alters, ob nimiam antiquitatem, aus ihrem Kanon verworfen.82 Es war kein Platz für die darin beschriebenen Ereignisse innerhalb der Grenze der 4.004 Jahre v. Chr., die der Welt seit ihrer „Erschaffung“ zugeteilt sind!

[SD # 536]
§ XXII
Die Symbolik der Mysteriennamen
Iao und Jehovah und ihre Beziehung
zu Kreuz und Kreis

Als Abbé Louis Constant – bekannt als Éliphas Lévi – in seiner „Histoire de la Magie“ behauptete, der „Sefer Jezirah, der Zohar und die Apokalypse (des Johannes) seien die Meisterstücke der okkulten Wissenschaften“, hätte er, wenn er korrekt und klar hätte sein wollen, hinzufügen müssen – „in Europa“. Es ist sehr wahr, dass diese Werke „mehr Bedeutung als Worte“ enthalten; und dass ihre „Ausdrucksweise poetisch ist, während sie in Bezug auf die Zahlen exakt sind“. Unglücklicherweise jedoch wird jemand, bevor er die Poesie der Begriffe oder die Exaktheit der Zahlen würdigen kann, sich mit der wirklichen Bedeutung und dem Sinn der verwendeten Worte und Symbole vertraut machen müssen. Aber der Mensch wird das so lange nicht zu erlernen vermögen, wie er in Unwissenheit über das Grundprinzip der Geheimlehre verbleibt, ob in der östlichen Esoterik oder in der kabbalistischen Symbologie: über den Schlüssel oder Wert der „Gottes-“, „Engels-“ und „Patriarchennamen“ in der Bibel in all ihren Aspekten – ihre mathematischen oder geometrischen Werte und ihre Beziehungen zur manifestierten Natur.

Wenn daher der Zohar (den Mystiker) einerseits „durch die Tiefe seiner Anschauungen und die große Einfachheit seiner Bilder in Erstaunen versetzt“, führt jenes Werk den Schüler anderseits mit Ausdrücken in die Irre wie z. B. den in Bezug auf Ain Soph und Jehovah verwendeten, trotz der Zusicherung, dass „das Buch bemüht ist zu erklären, dass die menschliche Form, mit der es Gott bekleidet, lediglich ein Bild des Wortes darstellt, und dass Gott durch keinen Gedanken und durch keine Form ausgedrückt werden solle“. Es ist wohl bekannt, dass Origenes, Klemens und die Rabbiner gestanden, dass die Kabbala und die Bibel verhüllte und geheime Bücher sind; aber wenige wissen, dass die Esoterik der kabbalistischen Bücher in ihrer gegenwärtigen, neu herausgegebenen Form einfach einen weiteren und noch geschickteren Schleier darstellt, welcher über die ursprüngliche Symbolik dieser geheimen Bände geworfen wurde.

Die Idee, die verborgene Gottheit durch die Umfangslinie eines Kreises und die schöpferische Kraft (männlich und weiblich, oder das androgyne Wort) mittels der Durchmesserlinie desselben darzustellen, stellt eines der ältesten Symbole dar. Auf dieser Vorstellung wurden alle großen Kosmogonien aufgebaut. Bei den alten Ariern, den Ägyptern und den Chaldäern war es vollständig, da es die Idee des ewigen und unbeweglichen Göttlichen Gedankens in seiner Absolutheit mit einschloss, vollständig getrennt von der (sogenannten) beginnenden [SD # 537] Schöpfung; und es umfasste die psychologische und selbst die spirituelle Evolution und ihr mechanisches Wirken, oder den kosmogonischen Aufbau. Bei den Hebräern findet sich jedoch zwar die erste Vorstellung deutlich im Zohar und im Sefer Jezirah – oder in dem, was von Letzterem übrig ist – was jedoch später im eigentlichen Pentateuch und insbesondere in der Genesis verkörpert wurde, ist einfach dieses zweite Stadium, um genau zu sein das mechanische Gesetz der Schöpfung oder vielmehr des Aufbaus; wohingegen die Theogonie nur schwach, wenn überhaupt, umrissen ist.

Lediglich in den ersten sechs Kapiteln der Genesis, in dem verworfenen Buch Enoch, und in dem missverstandenen und schlecht übersetzten Gedicht Hiobs, kann noch der wahre Widerhall der archaischen Lehre gefunden werden. Der Schlüssel dazu ist jetzt verloren, selbst bei den gelehrtesten Rabbinern, deren Vorfahren es in der frühen Periode des Mittelalters in ihrer nationalen Abgeschlossenheit und in ihrem Stolz, und insbesondere in ihrem tiefen Hass gegen das Christentum, vorzogen, ihn in das tiefe Meer der Vergessenheit zu versenken, anstatt ihr Wissen mit ihren unerbittlichen und grimmigen Verfolgern zu teilen. Jehovah war ihr eigenes Stammeseigentum, untrennbar vom mosaischen Gesetz, und nicht dazu geeignet, in irgendeinem anderen Gesetz eine Rolle zu spielen. Gewaltsam aus seinem ursprünglichen Rahmen herausgerissen, in welchen er hineinpasste und der ihm angemessen war, konnte der „Herrgott Abrahams und Jakobs“ schwerlich ohne Schaden und Bruch in den neuen christlichen Kanon hineingezwängt werden. Da sie die Schwächeren waren, konnten die Juden die Profanisierung nicht verhindern. Sie bewahrten jedoch das Geheimnis des Ursprungs ihres Adam Kadmons oder männlich-weiblichen Jehovahs, und das neue Tabernakel erwies sich als gänzlich unpassend für den alten Gott: Sie waren in der Tat gerächt!

Die Behauptung, Jehovah sei der Stammesgott der Juden gewesen und nichts Höheres, wird bestritten werden, wie vieles andere auch. Die Theologen sind jedoch nicht in der Lage, uns in diesem Fall die Bedeutung der Verse Deut 32,8-9 zu erläutern. Diese sagen ganz deutlich: „Als der Allerhöchste (weder der „Herr“ noch „Jehovah“) unter die Völker ihr Erbe verteilte, als er die Söhne Adams trennte, legte er die Grenze fest . . . nach der Zahl der Kinder Israels . . . Der Teil des Herrn (Jehovahs) ist sein Volk; Jakob ist das Los seines Erbes.“ Damit ist die Frage geklärt. So unverschämt waren die modernen Übersetzer der Bibel und der Schriften, und so gefährlich sind diese Verse, dass jeder Übersetzer, den ihm von seinen würdigen Kirchenvätern vorgezeichneten Fußstapfen folgend, diese Zeilen auf seine eigene Art wiedergab. Während das oben angeführte Zitat wörtlich aus der englischen autorisierten Version entnommen ist, finden wir in der französischen Bibel (der Protestantischen Bibelgesellschaft in Paris, nach der Version von Jean-Frédéric d’Ostervald, 1877) den „Allerhöchsten“ übersetzt mit Souverain (ein Souverän!!), die „Söhne Adams“ wiedergegeben als die „Kinder der Menschen“ und der „Herr“ wurde zum „Ewigen“. Mit diesem schamlosen Taschenspielertrick scheint die französische protestantische Kirche selbst das englische Kirchentum übertroffen zu haben.

[SD # 538] Nichtsdestoweniger ist eine Sache klar: Des „Herrn (Jehovahs) Teil“ ist sein „auserwähltes Volk“ und kein anderes, denn Jakob allein ist das Los seines Erbes. Was haben also andere Völker, die sich Arier nennen, mit dieser semitischen Gottheit zu tun, dem Stammesgott von Israel? Astronomisch ist der „Allerhöchste“ die Sonne, und der „Herr“ ist einer ihrer sieben Planeten, sei es Iao, der Genius des Mondes, oder Ildabaoth-Jehovah, der Genius des Saturns, laut Origenes und den ägyptischen Gnostikern.83 Möge der „Engel Gabriel“, der „Herr“ des Irans, über sein Volk wachen, und Michael-Jehovah über seine Hebräer. Das sind nicht Götter anderer Nationen, noch waren sie jemals die von Jesus. Wie jeder persische Dev an seinen Planeten gekettet ist (siehe Origenes’ Kopie der Tafel), hat jeder indische Deva (ein „Herr“) seinen ihm zugewiesenen Teil, eine Welt, einen Planeten, eine Nation oder eine Rasse. Eine Vielzahl von Welten impliziert eine Vielheit von Göttern. Wir glauben an die Ersteren und mögen die Letzteren anerkennen, werden sie aber niemals anbeten. (vide Teil III, „Über Weltenketten und ihre Pluralität“)

In diesem Werk wurde wiederholt behauptet, jedes religiöse und philosophische Symbol umfasse sieben Bedeutungen, von denen jede ihrer legitimen Gedankenebene angehört, d. h. entweder der rein metaphysischen oder astronomischen; psychischen oder physiologischen usw. Diese sieben Bedeutungen und ihre Anwendungen sind schon für sich genommen schwer genug zu erlernen; aber die Interpretation und das richtige Verständnis werden zehnmal rätselhafter, wenn, anstatt sie in Beziehung zueinander zu setzen oder sie aufeinander folgen zu lassen, jede oder irgendeine dieser Bedeutungen als die eine und einzige Erklärung der gesamten symbolischen Idee akzeptiert wird. Ein Beispiel soll gegeben werden, da es den Satz wunderbar illustriert. Hier sind zwei Erklärungen, die von zwei unterrichteten Kabbalisten und Gelehrten für ein und denselben Vers gegeben werden, und zwar Exodus 33,18-23. Moses fleht den Herrn an, ihm seine „Herrlichkeit“ zu zeigen. Offenbar ist nicht die rohe, buchstäbliche Ausdrucksweise anzunehmen, die sich in der Bibel findet. Es gibt sieben Bedeutungen in der Kabbala, von denen wir zwei geben wollen, wie sie von den genannten beiden Gelehrten interpretiert werden. Der eine von ihnen übersetzt und erklärt: „Du kannst nicht sehen mein Angesicht; . . . Ich werde Dich in eine Felsspalte stecken . . . werde Dich mit meiner Hand bedecken, während ich vorbeigehe. Und dann werde ich meine Hand wegnehmen, und du sollst meinen a’hoor sehen, d. h. meinen Rücken; . . .“ und erzählt uns in einer Glosse dazu: „Das bedeutet, ich werde dir „meinen Rücken“ zeigen, d. h. mein sichtbares Weltall, meine niederen Offenbarungen, aber als ein noch im Fleisch befindlicher Mensch kannst du [SD # 539] meine unsichtbare Natur nicht sehen. So fährt die Kabbala fort.“84 Das ist richtig, und das ist die kosmo-metaphysische Erklärung. Und nun spricht der andere Kabbalist, der die numerische Bedeutung gibt. Da sie eine große Anzahl anregender Ideen in sich einschließt und weit ausführlicher gegeben wäre, können wir ihr mehr Raum zuteilen. Diese Übersicht stammt aus einem unveröffentlichten Manuskript, und sie erklärt vollständiger, was in § XVII, auf S. 467 [am.] über das „Allerheiligste“ gegeben wurde.

Die Zahlwerte des Namens „Moses“ entsprechen jenen des „Ich bin der ich bin“, sodass die Namen Moses und Jehovah miteinander in Zahlenharmonie übereinstimmen. Das Wort Moses ist (5+300+40) und die Summe der Buchstabenwerte ist 345; Jehovah – vorzugsweise der Genius des Mondjahres par excellence – nimmt den Wert 543 an, oder die umgekehrte 345. . . . Im 3. Kapitel von Exodus im 13. und 14. Vers heißt es: „Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israels komme und zu ihnen spreche: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie zu mir sagen werden: Welches ist sein Name? Was soll ich zu Ihnen sagen? Und Gott sprach zu Moses: Ich bin der ich bin.“

Die hebräischen Worte für diesen Ausdruck sind âhiye asher ahiyé, und die Summenwerte ihrer Buchstaben sind wie folgt:

. . . Das ist sein (Gottes) Name; die Summe der ihn zusammensetzenden Werte 21, 501 und 21 ist 543, oder einfach die Verwendung der einfachen Zahlwerte des Namens von Moses . . . aber jetzt so angeordnet, dass der Name von 345 umgekehrt ist und 543 lautet . . . Sodass, wenn Moses bittet, „lass mich dein Angesicht oder deine Herrlichkeit sehen“, der andere korrekt und wahr antwortet: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen . . . aber du sollst mich hinten sehen“ (der wahre Sinn, wenn auch nicht die exakten Worte); denn das Ende und das Hinten von 543 ist das Antlitz von 345 – „zur Kontrolle und zur Einhaltung einer strengen Anwendung einer Reihe von Zahlen zur Entwicklung gewisser großartiger Resultate, zu welchem Zweck sie insbesondere eingesetzt werden.“ „Bei anderen Anwendungen der Zahlen“, fügt der gelehrte Kabbalist hinzu, „sahen sie einander von Angesicht zu Angesicht. Es ist sonderbar, dass wir, wenn wir 345 zu 543 addieren, 888 erhalten, was der gnostische kabbalistische Wert des Namens Christi ist, der Jehoshua oder Joshua war. Und diese Zahl ergibt auch die Einteilung der 24 Stunden des Tages, drei Achter als Quotienten. . . . Die Hauptabsicht dieses ganzen Systems von Zahlenkontrollen war, im natürlichen Maß der Tage den genauen Wert des Mondjahres für immerdar aufzubewahren.“

Das ist die astronomische und die numerische Bedeutung in der von den Chaldäo-Hebräern erfundenen geheimen Theogonie siderisch-kosmischer Götter [SD # 540] in zwei von sieben Bedeutungen. Die fünf anderen würden die Christen noch mehr in Staunen versetzen.

Die Reihe der Ödipusse, die es unternahmen, das Rätsel der Sphinx zu lösen, ist tatsächlich lang. Viele Zeitalter lang verschlang die Sphinx die hellsten und edelsten Intellekte des Christentums; nun aber ist sie besiegt. In dem großen intellektuellen Kampf, der mit dem vollständigen Sieg der Ödipusse der Symbolik geendet hat, hat sich jedoch nicht die Sphinx, in glühender Scham über die Niederlage, im Meer begraben lassen, sondern fürwahr das vielseitige Symbol namens Jehovah, den die Christen – die zivilisierten Nationen – als ihren Gott angenommen haben. Letzteres brach unter der allzu genauen Prüfung zusammen und – versank. Die Symbologen entdeckten bestürzt, dass ihre angenommene Gottheit lediglich eine Blende für viele andere Götter darstellt, im besten Fall einen euhemerisierten, erloschenen Planeten, bei den Juden den Genius des Mondes und des Saturns, bei den frühen Christen den der Sonne und des Jupiters; dass die Dreieinigkeit – wenn sie nicht in der ihr von den Heiden gegebenen abstrakteren und metaphysischen Bedeutung genommen wird – in Wahrheit lediglich eine astronomische Dreiheit war, bestehend aus der Sonne (Vater), den beiden Planeten Merkur (Sohn) und Venus (Heiliger Geist, Sophia, der Geist der Weisheit, Liebe und Wahrheit), und Luzifer, als Christus, die „Braut und der Morgenstern“; vide Offenbarung 22,16. Denn, wenn der Vater die Sonne ist (in der östlichen, inneren Philosophie der „ältere Bruder“), ist der ihr am nächsten stehende Planet Merkur (Hermes, Budha, Thoth), dessen Mutter auf der Erde den Namen Maia trägt; nun empfängt dieser Planet siebenmal mehr Licht als alle anderen; eine Tatsache, welche die Gnostiker dahin führte, ihren Christos, und die Kabbalisten ihren Hermes (in der astronomischen Bedeutung), als „das siebenfältige Licht“ zu bezeichnen (vide Schluss dieses §). Schließlich war dieser Gott Bel – die Sonne war „Bel“ bei den Galliern; „Helios“ bei den Griechen; „Baal“ bei den Phöniziern; „El“ im Chaldäischen, daher „El-ohim“; „Emanu-el“, und El, „Gott“ im Hebräischen. Doch in der rabbinischen Bearbeitung verschwand selbst der kabbalistische Gott, und man hat sich jetzt an den innersten metaphysischen Sinn des Zohars zu wenden, um etwas dem Ain Soph Entsprechendes zu finden, die Namenlose Gottheit und das Absolute, das so herrisch und laut von den Christen in Anspruch genommen wird. In den mosaischen Büchern ist es jedoch bestimmt nicht zu finden, auf jeden Fall nicht von jenen, die ohne einen Schlüssel versuchen zu lesen. Seit dieser verloren war, haben die Juden und Christen immer ihr Bestes versucht, diese beiden Vorstellungen zu vereinen – doch vergeblich. Sie haben lediglich den Erfolg zu verzeichnen, schließlich auch noch die universale Gottheit Ihres majestätischen Charakters und Ihrer ursprünglichen Bedeutung zu berauben.

In der „Isis Unveiled“ wird Folgendes gesagt:

Es würde daher nur natürlich erscheinen, einen Unterschied zu machen zwischen dem Mysteriengott Ι αω, der seit dem höchsten Altertum bei allen anerkannt ist, die am esoterischen Wissen der Priester teilhatten, und seinen phonetischen Gegenstücken, bei denen wir beobachten, dass sie von den Ophiten und anderen Gnostikern mit so wenig Ehrfurcht behandelt werden.

[SD # 541] In Kings ophitischen Gemmen („Gnostics“) finden wir ebenfalls den Namen IAO, häufig mit Jevo verwechselt, wobei es sich dabei einfach um einen jener Genien handelt, welche Abrasax entgegengesetzt sind. Der Ursprung des Namens IAO ist jedoch nicht jüdisch, noch gehörte er ausschließlich zu ihnen. Selbst wenn es Moses gefallen hätte, den Namen auf den schützenden „Geist“, den angeblichen Beschützer und Nationalgott des „auserwählten Volkes Israel“ anzuwenden, besteht doch durchaus kein Grund, warum andere Nationalitäten Ihn als den höchsten und einzigen lebendigen Gott anerkennen sollten. Wir lehnen diese Annahme jedoch vollständig ab. Zudem war Iaho oder Iao tatsächlich von Anfang an ein „Mysterienname“, denn הה und ח waren vor der Zeit des Königs David niemals gebräuchlich. Vor seiner Zeit wurden wenige oder keine Eigennamen mit Iah oder Jah zusammengesetzt. Es scheint vielmehr, als hätte David den Namen Jehovah mitgebracht, als er bei den Tyriern und Philistern (2 Samuel) zu Gast gewesen war. Er machte Zadok zum Hohepriester, von dem die Zadokiten oder Sadduzäer herstammten. Er lebte und regierte zuerst in Hebron ןרבה, Habir-on oder Kabir-Stadt, wo die Riten der vier (Mysteriengötter) gefeiert wurden. Weder David noch Salomon anerkannten Moses oder sein Gesetz. Sie trachteten danach, dem הוה einen Tempel zu erbauen, der den von Hiram für Herkules und Venus, Adon und Astarte errichteten Bauwerken gleichen sollte.

Fürst sagt: „Der sehr alte Name Gottes, Yaho, im Griechischen geschrieben Ι αω, scheint, abgesehen von seiner Ableitung, ein alter mystischer Name der höchsten Gottheit der Semiten gewesen zu sein. Daher wurde er dem Moses gesagt, als er am Hor-eb – der Höhle – unter der Anleitung Jethros, des kenitischen (oder kainitischen) Priesters von Midian initiiert wurde. In einer alten chaldäischen Religion, deren Überreste sich bei den Neuplatonikern finden, wurde die höchste Gottheit, die über den sieben Himmeln thronte und das geistige Lichtprinzip repräsentierte, . . . . und auch als der Demiurg85 dargestellt wurde, Ι αω (וה) genannt, welcher, dem hebräischen Yaha gleich, geheimnisvoll und unaussprechlich war, und dessen Name dem Initiierten mitgeteilt wurde. Die Phönizier hatten einen höchsten Gott, dessen Name dreibuchstabig und geheim war, und er war Ι αω.86 („Isis Unveiled“, Bd. II, S. 297)

Das Kreuz, sagen die Kabbalisten, die Lektion der Okkultisten wiederholend, ist eines der ältesten aller Symbole – ja, vielleicht das älteste. Das ist gleich am Beginn der Vorrede zu finden (Bd. I). Die östlichen Initiierten weisen ihm dasselbe Alter zu wie dem Kreis der göttlichen Unendlichkeit und der ersten Unterscheidung der Essenz, der Vereinigung von Geist und Materie. Dies wurde verworfen, allein die astronomische Allegorie blieb anerkannt und wurde auf die listig ersonnenen irdischen Geschehnisse angepasst.

Lassen Sie uns diese Behauptung illustrieren. Wie bereits erläutert, ist in der Astronomie Merkur der Sohn von Coelus und Lux – des Himmels und des Lichts oder der Sonne; in der Mythologie ist er der Nachfahre von Jupiter und Maia; er ist der „Bote“ seines Vaters Jupiter, der Messias der Sonne; im Griechischen bedeutet sein Name „Hermes“ unter anderem den „Ausleger“ – die „mündliche“ Weitergabe; den Logos, oder das Verbum. Nun ist Merkur, außer auf dem Berg Kyllene unter Hirten geboren worden zu sein, der Schutz der [SD # 542] Letzteren. Als psychopompischer Genius führte er die Seelen der Toten zum Hades und brachte sie wieder zurück, ein Amt, das Jesus nach seinem Tod und seiner Wiederauferstehung zugeschrieben wurde. Die Symbole von Hermes-Merkur (Dii Termini) wurden entlang der Landstraßen und an den Wendepunkten aufgestellt (so wie heute in Italien Kreuze aufgestellt werden), und sie waren kreuzförmig.87 Jeden siebten Tag salbten die Priester diese Termini mit Öl, und einmal im Jahr behingen sie sie mit Kränzen, daher waren sie die Gesalbten. Durch sein Orakel sprechend, sagte Merkur: „Ich bin der, den ihr den Sohn des Vaters (Jupiter) und der Maia nennt. Den König des Himmels (die Sonne) verlassend, komme ich, um euch zu helfen, ihr Sterblichen.“ Merkur heilt die Blinden und stellt das spirituelle und körperliche Sehvermögen wieder her.88 Er wurde oft als dreihäuptig dargestellt und „Trikephalos“ oder „Triplex“ genannt, als eins mit der Sonne und der Venus. Schließlich wurde Merkur, wie Cornutus89 zeigt, manchmal in einer Würfelform dargestellt, ohne Arme, weil „die Kraft des Wortes und der Beredsamkeit ohne den Beistand von Armen oder Füßen gewinnen kann“. Diese Würfelform verbindet die Termini unmittelbar mit dem Kreuz. Und die Beredsamkeit oder die Macht der Sprache Merkurs veranlasste den schlauen Eusebius zu der Bemerkung: „Hermes ist das Emblem des Wortes, das alles schafft und auslegt“, denn er ist das schöpferische Wort; und er zeigt, dass Porphyrios lehrte, Hermes’ Sprache (im Pymander jetzt ausgelegt als das „Wort Gottes“ (!)) sei eine schöpferische Sprache (Verbum), welche das im gesamten Universum verbreitete Keimprinzip ist.90 In der Alchemie ist „Merkur“ das grundlegende Prinzip der Feuchtigkeit, das ursprüngliche oder elementare Wasser, welches den Keim des Universums bewahrt, von den Sonnenfeuern befruchtet. Um dieses befruchtete Prinzip zu beschreiben, wurde dem Kreuz (der Vereinigung des Männlichen und des Weiblichen oder des Vertikalen und des Horizontalen) von den Ägyptern oft ein Phallus beigegeben (siehe Ägyptische Museen). Die kreuzförmigen Termini repräsentierten auch diese duale Idee, die in Ägypten in dem kubischen Hermes gefunden wurde. Der Autor von „Source of Measures“ sagt uns, warum (siehe jedoch die letzte Seite von § XVI, über den gnostischen Priapus).

Wie von ihm gezeigt, stellt der auseinandergefaltete Würfel ein Kreuz in Form des Taus oder in der ägyptischen Form dar; und „das Tau mit dem ihm hinzugefügten Kreis ergibt das Henkelkreuz“ der alten Pharaonen. Das hatten sie seit Ewigkeiten von ihren Priestern und „initiierten Königen“ gewusst, und sie wussten auch, was darunter zu verstehen war, wenn „ein Mensch an das Kreuz befestigt“ wurde, eine Idee, welche „auf den Ursprung des menschlichen Lebens abgestimmt war und deshalb in der phallischen Form“. Nur dass letztere Idee erst Äonen und Zeitalter später als die vom Zimmermann und Werkmeister der Götter, [SD # 543] Vishvakarman, auftauchte, der den „Sonneninitiierten“ auf der kreuzförmigen Drehscheibe kreuzigt. Wie derselbe Verfasser schreibt: „Einen Menschen am Kreuz zu befestigen . . . wurde exakt in derselben Darstellungsform auch von den Indern beschrieben.“ Sie wurde jedoch „gleichgestellt“ mit der Idee einer neuen Wiedergeburt des Menschen durch spirituelle, und nicht durch körperliche Regeneration. Der Initiationskandidat wurde im Rahmen einer viel großartigeren und edleren Vorstellung am Tau oder astronomischen Kreuz angebracht als mit der vom Ursprung des rein irdischen Lebens.

Andererseits scheinen die Semiten keinen anderen oder höheren Zweck im Leben gehabt zu haben, als ihre Art fortzupflanzen. So ist geometrisch und nach der Lesart der Bibel mit Hilfe der numerischen Methode der Verfasser von „The Source of Measures“ ganz im Recht. Ihr ganzes (jüdisches) System . . .

„scheint von alters her als auf der Natur beruhend angesehen worden zu sein, das von der Natur, oder Gott, als die Grundlage des Gesetzes der praktischen Ausübung schöpferischer Kraft akzeptiert war – d. h. es war der Schöpfungsplan, dessen praktische Anwendung die Schöpfung darstellte. Das scheint durch die Tatsache belegt zu sein, dass unter dem dargelegten System die Dauer der Planetenzeiten gleichermaßen als Maßstab für die Größe der Planeten und die Besonderheit ihrer Gestalten dienen – d. h. in Bezug auf die Ausdehnung ihrer Äquatorial- und Polardurchmesser“ . . . etc. etc. (S. 3) . . . „Dieses System scheint der gesamten biblischen Struktur (des Schöpfungsplans) zugrunde zu liegen als Basis für ihren Ritualismus und für ihre Darstellung der Werke der Gottheit mit Hilfe der Architektur, durch die Verwendung der heiligen Maßeinheit beim Garten von Eden, der Arche Noah, dem Tabernakel und bei Salomons Tempel.“

So ist nach der eigenen Darstellung der Verfechter dieses Systems die jüdische Gottheit im besten Fall als die manifestierte Duade nachgewiesen, niemals als das Eine Absolute Alles. Geometrisch erklärt ist sie eine Zahl; symbolisch ein euhemerisierter Priapus; und das kann eine Menschheit kaum befriedigen, die es nach der Kundgebung echter spiritueller Wahrheiten dürstet und nach dem Besitz eines Gottes mit einer göttlichen und nicht mit einer anthropomorphischen Natur dürstet. Es ist seltsam, dass die gelehrtesten modernen Kabbalisten in Kreuz und Kreis nichts anderes sehen können als ein Symbol der manifestierten schöpferischen und androgynen Gottheit in ihrer Beziehung und ihren Einfluss auf diese phänomenale Welt.91 Einer der Autoren glaubt, „dass der Mensch (lies: der Jude und der Rabbi) die Kenntnis des praktischen Maßes erlangte, . . . . von dem man annahm, die Natur nutze es für die harmonische Anpassung der Größe der Planeten an die Notation ihrer Bewegungen“ . . . . und fügt hinzu: „Es hat den Anschein, dass er sie erlangte, und dass er ihren Besitz als Mittel für sein Verständnis der Gottheit schätzte – das heißt, er näherte sich so sehr der Vorstellung eines Wesens mit einem seinem eigenen gleichenden Verstand, lediglich unendlich mächtiger, dass er imstande war, ein von jenem Wesen aufgestelltes Schöpfungsgesetz zu begreifen, [SD # 544] das vor allen anderen Schöpfungen existiert haben muss (kabbalistisch als das Wort bezeichnet).“ („The Source of Measures“, S. 5)

Das mag das praktische semitische Gemüt befriedigt haben, der östliche Okkultist muss das Angebot eines derartigen Gottes jedoch ablehnen; tatsächlich ist eine Gottheit, ein Wesen, welches „einen dem des Menschen gleichenden Verstand besitzt, der lediglich unendlich mächtiger ist“, kein Gott, der irgendeinen Platz jenseits der Schöpfungsperiode hätte. Er hat nichts mit dem idealen Entwurf des ewigen Universums zu tun. Bestenfalls ist er eine der untergeordneten schöpferischen Kräfte, deren Gesamtheit die „Sephiroth“ genannt wird, der „Himmlische Mensch“, und Adam Kadmon, der zweite Logos der Platoniker.

Dieselbe Idee findet sich klar am Grund der fähigsten Definitionen der Kabbala und ihrer Mysterien, z. B. von John A. Parker, der in demselben Werk zitiert wird:

Das geometrische Verhältnis der Fläche eines Quadrats zu seinem Inkreis oder das eines Kubus zu der in ihm enthaltenen Kugel, woraus sich das Verhältnis des Kreisdurchmessers zu seinem Umfang als numerischer Wert ermitteln lässt, ausgedrückt in Integralen, wird für den Schlüssel zur Kabbala gehalten. Das Verhältnis des Durchmessers zum Umfang ist übergeordneter Natur und umfasst alle anderen, es steht mit den Gottesnamen Elohim und Jehovah in Verbindung (diese Namen sind numerische Ausdrücke dieser Verhältnisse, der erste steht für den Umfang, der zweite für den Durchmesser). In der Bibel wird das Verhältnis des Umfangs zum Durchmesser in Integralen in zwei Formen benutzt: (1) der vollkommenen, und (2) der unvollkommenen. Eines dieser beiden Verhältnisse entspricht (1) um (2) vermindert, wobei die Differenz einen Ausdruck für die Einheit eines Durchmesserwertes darstellt oder den Umfangswert des vollkommenen Kreises bezeichnet, oder eine Einheitsgerade mit der perfekten Kreiszahl oder einem Faktor der Kreiszahl.“ (S. 12)

Solche Berechnungen können nicht weiter führen als bis zur Enträtselung der Geheimnisse des dritten Stadiums der Evolution oder der „dritten Schöpfung Brahmâs“. Die initiierten Hindus verstehen „die Quadratur des Kreises“ viel besser als alle Europäer. Aber davon ein andermal mehr. Tatsache ist, dass die westlichen Mystiker ihre Spekulationen erst bei dem Stadium beginnen, wo das Universum „in die Materie fällt“, wie die Okkultisten sagen. In der gesamten Reihe kabbalistischer Bücher sind wir nicht einem einzigen Satz begegnet, der auf die entfernteste Art die psychologischen und spirituellen Geheimnisse der „Schöpfung“ ebenso gut andeuten würde wie die mechanischen und physiologischen. Sollen wir also die Evolution des Universums lediglich als ein in einem riesigen Maßstab ausgeführten Prototyp des Zeugungsvorgangs betrachten, als „göttlichen“ Phallizismus, und darüber schwärmen wie es der bösartig inspirierte Verfasser eines vor Kurzem unter diesem Namen erschienenen Werks getan hat? Die Autorin ist nicht dieser Ansicht. Und sie fühlt sich berechtigt, dies zu sagen, da selbst die sorgfältigste Lektüre des Alten Testaments – sowohl esoterisch als auch exoterisch – die eifrigsten Fragesteller nicht weiter gebracht zu haben scheint als zu einer auf mathematischer Basis beruhenden Gewissheit, dass jede Szene, jeder Charakter oder jedes Ereignis direkt oder indirekt mit dem Ursprung der Geburt in ihrer rohesten und brutalsten Form in Zusammenhang steht – vom ersten bis zum letzten Kapitel des Pentateuchs. [SD # 545] Wie interessant und scharfsinnig also die rabbinischen Methoden auch sein mögen, muss die Schreiberin in Übereinstimmung mit anderen östlichen Okkultisten doch die der Heiden vorziehen.

Nach dem Ursprung von Kreuz und Kreis brauchen wir also nicht in der Bibel zu suchen, sondern jenseits der Flut. Zu Éliphas Lévi und dem Zohar zurückkehrend, antworten wir daher für die östlichen Okkultisten und sagen, dass sie, die Praxis auf das Prinzip anwendend, vollständig mit Pascal übereinstimmen, der sagt: „Gott ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall und dessen Umfang nirgendwo ist“; während die Kabbalisten das Gegenteil lediglich infolge ihres Bestrebens behaupten, ihre Lehre zu verhüllen. Nebenbei bemerkt rührt die Definition der Gottheit mittels des Kreises überhaupt nicht von Pascal, wie Éliphas Lévi glaubte. Der französische Philosoph entlehnte sie entweder bei Merkur Trismegistos oder dem lateinischen Werk des Kardinals Cusa, „De docta ignorantia“, worin er davon Gebrauch macht. Sie wurde außerdem von Pascal entstellt, der den Begriff des „kosmischen Kreises“, in der ursprünglichen Aufzeichnung symbolisch verwendet, durch das Wort Theos ersetzte. Bei den Alten waren die beiden Worte Synonyme.

 

A

Kreuz und Kreis

Im Denken der alten Philosophen wurde der Gestalt des Kreises immer etwas Göttliches und Mysteriöses zugeschrieben. Die alte Welt, die in ihrer Symbolik mit ihren pantheistischen Intuitionen übereinstimmte, vereinigte die sichtbaren und die unsichtbaren Unendlichkeiten in eine einzige, stellte die Gottheit und ihren äußeren Schleier auf dieselbe Weise dar – durch einen Kreis. Dieses Verschmelzen der beiden in eine Einheit, und der Name Theos, der unterschiedslos auf beide angewendet wird, werden erklärt und dadurch noch wissenschaftlicher und philosophischer. Platons etymologische Definition des Wortes theos wurde bereits an anderer Stelle gegeben. In seinem Kratylos leitet er es von dem Zeitwort θεεῖν (sieheKratylos“) ab, „sich bewegen“, von der Bewegung der Himmelskörper angeregt, die er mit der Gottheit in Verbindung bringt. Der Esoterischen Philosophie zufolge ist diese Gottheit in ihren „Nächten“ und „Tagen“ (d. h. Zyklen der Ruhe oder Aktivität), „die ewige, unaufhörliche Bewegung“, „das Immer-Werdende sowie das immer universell Gegenwärtige und das immer Existierende“. Das Letztere ist die Wurzelabstraktion; das Erstere die einzige für den menschlichen Geist mögliche Vorstellung, wenn er diese Gottheit von jeder Gestalt oder Form trennt. Es ist eine beständige, niemals endende Evolution, die in ihrem Äonen andauernden unablässigen Fortschritt zu ihrem ursprünglichen Zustand zurück kreist – zur Absoluten Einheit.

Es waren nur die kleineren Götter, und man ließ sie die symbolischen Attribute der höheren tragen. So wurde der Gott Schu, die Personifizierung von Ra, welcher als die „große Katze im Perseus-Becken in An“ erscheint [SD # 546] (sieheTotenbuch“, Ritual XVII, 42, 44-5), oft auf den ägyptischen Denkmälern sitzend abgebildet und ein Kreuz haltend, das Symbol der vier Weltgegenden oder der Elemente, die mit einem Kreis verbunden sind.

In dem sehr gelehrten Werk „The Natural Genesis“ von Gerald Massey, sind auf S. 408-455 (Bd. I) unter der Überschrift „Typologie des Kreuzes“ mehr Informationen über das Kreuz und den Kreis zu finden als in allen anderen uns bekannten Werken. Wer gerne Beweise für das Altertum des Kreuzes haben möchte, wird auf diese beiden Bände verwiesen. Der Verfasser sagt: „Der Kreis und das Kreuz sind untrennbar. . . . Die Crux Ansata vereinigt den Kreis mit dem viereckigen Kreuz. Von diesem Ursprung ausgehend, wurden sie teilweise austauschbar. Zum Beispiel ist das Chakra oder die Wurfscheibe Vishnus ein Kreis. Die Bezeichnungen bedeuten das Kreisen, Herumwirbeln, die Periodizität, das Rad der Zeit. Der Gott setzt sie als Waffe ein und schleudert sie auf den Feind. Auf dieselbe Weise wirft Thor seine Waffe, den Fylfot, eine vierfüßige Form des Kreuzes (Swastika) und ein Typus der vier Himmelsgegenden. So ist das Kreuz gleichbedeutend mit dem Jahreskreis. . . . Das Emblem des Rades vereinigt Kreuz und Kreis, ebenso wie der hieroglyphische Kuchen und das Ankh-te .

Die doppelte Glyphe war den Profanen auch nicht heilig, sondern lediglich den Initiierten. Denn Raoul-Rochette zeigt (ibid.) „das auf der Rückseite einer phönizischen Münze vorkommende Zeichen , mit einem Widder auf der Vorderseite. . . . . Dasselbe Zeichen, manchmal Venusspiegel genannt, da es die Fortpflanzung versinnbildlicht, wurde zur Bezeichnung des Hinterteils wertvoller Zuchtstuten korinthischer und anderer schöner Pferderassen verwendet.“ (Raoul-Rochette, Loc. cit., „De la Croix Ansée, Mém. de l’Académie des Sciences“, Pl. 2, Nos. 8, 9, auch 16, 2, S. 320 zitiert in „Nat. Gen.“). Das beweist, dass das Kreuz bereits in den frühen Tagen zum Symbol der menschlichen Zeugung geworden war, und dass das Vergessen des göttlichen Ursprungs von Kreis und Kreuz bereits eingesetzt hatte.

Eine andere Form des Kreuzes wird aus dem „Journal of the Royal Asiatic Society“ gegeben (Bd. xviii, S. 393, Abb. 4):

„An jeder der vier Ecken ist ein Viertelbogen einer eiförmigen Kurve angebracht, und wenn die vier zusammengesetzt werden, bilden sie ein Oval. So verbindet die Figur das Kreuz mit dem es umschreibenden vierteiligen Kreis, entsprechend den vier Ecken des Kreuzes. Die vier Segmente entsprechen den vier Füßen des Swastika-Kreuzes und Thors Fylfot. Die vierblättrige Lotusblüte Buddhas ist ebenfalls im Mittelpunkt dieses Kreuzes dargestellt, indem der Lotus ein ägyptisches und ein indisches Symbol für die vier Weltgegenden ist. Zusammengefügt würden die vier Viertelbögen eine Ellipse bilden, und die Ellipse ist auch auf jedem Arm des Kreuzes abgebildet. Diese Ellipse bezeichnet daher die Bahn der Erde . . . . Sir J. Y. Simpson kopierte das folgende, hier abgebildete Exemplar als das innerhalb einer Abbildung der Erdbahn platzierte Kreuz der beiden Äquinoktien und der beiden Solstitien. [SD # 547] Dieselbe ei- oder bootförmige Figur ist manchmal in indischen Zeichnungen mit sieben Stufen an jedem Ende als eine Form oder Art Merus zu finden.“

Das ist der astronomische Aspekt der doppelten Glyphe. Es gibt jedoch sechs weitere Aspekte, und es soll ein Versuch gemacht werden, einige von ihnen zu erklären. Der Gegenstand ist so umfangreich, dass er allein viele Bände füllen würde.

Das seltsamste dieser in dem oben angeführten Werk angesprochenen ägyptischen Kreuz- und Kreis-Symbole ist aber eines, das seine vollständige Erklärung und schließliche Färbung von arischen Symbolen gleicher Art erhält. Der Verfasser sagt:

„Das vierarmige Kreuz ist lediglich das Kreuz der vier Himmelsrichtungen, aber das Kreuzzeichen ist nicht immer einfach.92 Es gehört zu einem Typus, der sich aus einem identifizierbaren Anfang entwickelte, später jedoch angepasst wurde, um unterschiedliche Ideen auszudrücken. Das heiligste Kreuz Ägyptens, das die Götter, die Pharaonen und die mumifizierten Toten in den Händen hielten, ist das Ankh , das Zeichen des Lebens, des Lebenden, eines Eides, des Bundes . . . Dessen Spitze stellt die auf dem Taukreuz aufgerichtete Hieroglyphe Ru dar. Ru ist das Tor, die Pforte, der Mund, der Ausgangsort. Das bezeichnet den Geburtsort im nördlichen Viertel der Himmel, in welchem die Sonne wiedergeboren wird. Daher ist das Ru des Ankhzeichens der weibliche Typus des Geburtsortes, der für den Norden steht. Es geschah in den nördlichen Himmelsgegenden, dass die Göttin der sieben Sterne, die ‘Mutter der Umläufe’ genannt, im frühesten Jahreszyklus die Zeit gebar. Das erste Zeichen dieses ursprünglichen, im Himmel entstandenen Kreises und Zyklus ist die früheste Form des Ankhkreuzes, eine bloße Schleife, die einen Kreis und das Kreuz in einem Bild enthält. Diese Schleife oder Schlinge befindet sich an der Stirn der ältesten Erzeugerin, Typhon vom großen Bären, als ihre Arche, das Ideogramm einer Periode, eines Endes, einer Zeit, das einen Umlauf anzeigen soll.

Das repräsentiert dann am Nordhimmel den vom Großen Bären beschriebenen Kreis, der das früheste Jahr der Zeit bildete, eine Tatsache, aus der wir schließen, dass die Schleife oder das Ru des Nordens jene Himmelsgegend darstellt, die als der Geburtsort der Zeit gilt, wenn es zusammen mit dem Ankhsymbol abgebildet ist. Tatsächlich kann das bewiesen werden. Die Schlinge stellt einen Arche- oder Rak-Typus der Berechnung dar. Das Ru des Ankhkreuzes wurde fortgeführt in dem zyprischen und im koptischen Ro, .93 Das Ro wurde übertragen in das griechische Kreuz , das aus dem Ro und Chi oder R-K gebildet ist. . . . Das Rak oder die Arche war deshalb das Zeichen von allem Anfang (Arche), und die Archenschleife ist das Kreuz des Nordens, der hintere Teil des Himmels. . . .”

Nun ist das wieder vollständig astronomisch und phallisch. Die puranische Version Indiens gibt der ganzen Sache eine andere Färbung; [SD # 548] ohne die obige Erklärung zunichte machen zu wollen, beabsichtigt sie, einen Teil ihrer Mysterien mit Hilfe des astronomischen Schlüssels zu enthüllen und bietet auf diese Weise eine eher metaphysische Wiedergabe. Die „Ankhschlinge“ gehört nicht nur Ägypten allein. Sie existiert auch unter dem Namen Pasha, eine Schnur, die Shiva in der Hand seines rechten hinteren Arms hält (Shiva hat vier Arme).94 Der Mahadeva wird in der Haltung eines Asketen dargestellt, als Maha-Yogi, mit seinem dritten Auge , welches eine andere Form des „aufrecht auf dem Taukreuz stehenden Ru “ ist. Der Pasha wird so in der Hand gehalten, dass der erste Finger und die Hand nahe des Daumens ein Kreuz oder eine Schleife und die Überkreuzung formen. Und unsere Orientalisten hätten gerne, dass er eine Schnur zum Binden wider­spenstiger Missetäter darstellt, weil ihn Kali, Shivas Gattin, zum Attribut hat!

Der Pasha hat eine doppelte Bedeutung, was auch für Shivas Trishula und jedes andere göttliche Attribut gilt. Diese Bedeutung liegt in Shiva, denn Rudra hat mit Sicherheit dieselbe Bedeutsamkeit wie das ägyptische Henkelkreuz in seinem kosmischen und mystischen Sinn. In Shivas Hand wird er lingamisch und yonisch. Damit ist gemeint: Shiva ist, wie zuvor gesagt, ein in den Veden unbekannter Name; im weißen Yajurveda erscheint er zum ersten Mal als der große Gott – Mahadeva – dessen Symbol der Lingam ist. Im Rigveda wird er Rudra genannt, der „Heuler“, die gleichzeitig wohltätige und die bösartige Gottheit, der Heiler und der Zerstörer. Im Vishnu-Purana ist er der aus Brahmâs Stirn entspringende Gott, der sich in männlich und weiblich teilt. Und er ist der Vater der Rudras oder Maruts, von denen eine Hälfte strahlend und sanft ist und die andere dunkel und wild. In den Veden ist er das göttliche Ich, das in seinen reinen, vergöttlichten Zustand zurückzukehren strebt, und gleichzeitig jenes göttliche, in irdische Form eingekerkerte Ich, dessen wilde Leidenschaften den „Brüller“, den „Schrecklichen“, aus ihm machen. Das kommt in der Brihadaranyaka-Upanishad gut zum Ausdruck, wo die Rudras, die Nachkommen des Feuergottes Rudra, die „zehn Lebensatem“ (Prana, Leben) genannt werden, mit Manas als elftem, während er als Shiva der Vernichter dieses Lebens ist. Brahmâ nennt ihn Rudra und gibt ihm außerdem sieben weitere Namen, welche die sieben Formen der Manifestation bedeuten und auch die sieben Kräfte der Natur, die zerstören, nur um wieder zu erschaffen oder erneut hervorzubringen.

Als Asket dargestellt, als der Mahayogi, hat die kreuzförmige Schlinge (Pasha) in seiner Hand deshalb keine phallische Bedeutung, und es bedarf tatsächlich einer stark in diese Richtung neigenden Einbildungskraft, um etwas Derartiges selbst in [SD # 549] einem astronomischen Symbol zu finden. Als ein Emblem von „Tor, Pforte, Mund, Auslassort“ bedeutet es viel mehr das in das Himmelreich führende „enge Tor“ als den „Geburtsort“ in einem physiologischen Sinn.

Es ist wahrhaftig ein Kreuz in einem Kreis und ein Crux Ansata; aber es ist ein Kreuz, auf das alle menschlichen Leidenschaften geschlagen werden müssen, bevor der Yogi das „enge Tor“ durchschreiten kann, den engen Kreis, der sich zu einem unendlichen erweitert, sobald der innere Mensch die Schwelle überschritten hat.

Was die mysteriösen sieben Rishis im Sternbild des Großen Bären anbelangt: Wenn Ägypten sie der „ältesten Genitrix, Typhon“ geweiht hat – so hat Indien diese Symbole vor Zeitaltern mit Zeit- oder Yuga-Umläufen in Zusammenhang gebracht, und die Saptarishis sind mit unserem gegenwärtigen Zeitalter eng verknüpft – dem dunklen Kali-Yuga.95 Der große Kreis der Zeit, auf dessen Fläche die indische Eingebung die Schildkröte (Kurma oder Shishumâra, einer von Vishnus Avataras) abgebildet hat, bildet durch seine Einteilungen und örtlichen Begrenzungen der Sterne, Planeten und Konstellationen von Natur aus ein Kreuz ab. Im „Bhagavata-Purana“, V, xxiii, heißt es: „Dhruva (der frühere Polarstern) ist am äußersten Ende des Schwanzes dieses Tieres platziert, dessen Kopf nach Süden gerichtet und dessen Körper ringförmig (kreisförmig) ist; entlang seines Schwanzes finden sich Prajapati, Agni, Indra, Dharma etc.; und quer über seine Lenden die sieben Rishis.“ Sie stellen dann das erste und früheste Kreuz und den Kreis dar, in deren Form die Gottheit eintritt (symbolisiert durch Vishnu), den ewigen Kreis der grenzenlosen Zeit, Kala, auf dessen Ebene sämtliche in Zeit und Raum geborenen Götter, Geschöpfe und Schöpfungen kreuzförmig liegen; die, wie die Philosophie es formuliert, beim Eintritt des Maha-Pralayas alle vergehen.

Unterdessen sind es die sieben Rishis, welche die Zeit und die Dauer der Ereignisse in unserem siebenfältigen Lebenszyklus bezeichnen. Sie sind so mysteriös wie ihre angeblichen Frauen, die Plejaden, von welchen sich lediglich eine als tugendhaft erwiesen hat – sie, die sich verborgen hält. Die Plejaden (Krittikas) sind die Ammen Kartikeyas, des Kriegsgottes (der Mars der westlichen Heiden), welcher der Befehlshaber der himmlischen Scharen oder vielmehr der Siddhas genannt wird – der „Siddha-sena“ (übersetzt die himmlischen Yogis und die heiligen Weisen auf der Erde) – was Kartikeya mit Michael identisch machen würde, dem „Anführer der himmlischen Scharen“ und, ihm gleich, ihn zu einem jungfräulichen Kumara.96 Er ist wahrhaftig der „Guha“, der Geheimnisvolle, den Saptarishis und den Krittikas gleich (die sieben Rishis und die Plejaden), denn die kombinierte Interpretation all dieser enthüllt dem Adepten die größten Geheimnisse okkulter Natur. Ein Punkt in dieser Frage von Kreuz und [SD # 550] Kreis ist der Erwähnung wert, da er einen starken Bezug zu den Elementen Feuer und Wasser besitzt, die in der Kreis- und Kreuzsymbolik eine so bedeutende Rolle spielen. Wie Mars, der laut Ovid ohne Zutun eines Vaters von einer Mutter (Juno) allein geboren wurde, oder wie die Avataras (z. B. Krishna) im Westen wie auch im Osten – wurde auch Kartikeya geboren, aber auf eine noch wunderbarere Weise, weder von einem Vater noch von einer Mutter gezeugt, sondern aus einem Samen Rudra-Shivas, durch Agni, welcher ihn in den Ganges warf. So wurde er aus Feuer und Wasser geboren – ein „Knabe, hell wie die Sonne und schön wie der Mond“. Daher heißt er Agnibhuva (Agnis Sohn) und Ganga-Putra (Gangas Sohn). Füge die Tatsache hinzu, dass die Krittika, seine Ammen, wie das Matsya-Purana zeigt, von Agni beherrscht werden, oder, in den authentischen Worten formuliert – „Die sieben Rishis stehen mit dem strahlenden Agni in einer Reihe“, und daher werden sie Agneya genannt – und der Zusammenhang ist leicht zu verfolgen.

Die Rishis sind es also, welche die Zeit und die Perioden des Kali-Yugas bezeichnen, des Zeitalters von Sünde und Sorge. Wie das „Bhagavata-Purana“, XII, II, 26-32, und das Vishnu-Purana“. Letzteres sagt: „Als der Glanz Vishnus (Krishnas) zum Himmel fuhr, brach das Kali-Yuga über die Welt herein, in welchem sich die Menschen an der Sünde ergötzen. . . . . Als die sieben Rishis im Magha waren, begann das Kali-Yuga, das 1.200 (göttliche) Jahre (432.000 Jahre der Sterblichen) umfasst; und wenn sie von Magha aus Purvashadha erreichen werden, dann wird dieses Kali-Zeitalter sein Wachstum beginnen, unter Nanda und seinen Erben.97 Das ist der Umlauf der Rishis: „Wenn die beiden ersten der sieben Sterne der Rishis (des Großen Bärens) sich am Himmel erheben und ein Mondasterismus nachts in gleichem Abstand zwischen ihnen zu sehen ist, werden die sieben Rishis in dieser Konjunktion hundert Jahre lang unverändert bleiben“, lässt einer, der Nanda hasst, Parashara sagen. Nach Bentley entwickelten die Astronomen diesen Vergleich, um die Größe des Vorrückens der Tag- und Nachtgleichen zu zeigen. Er beruhte „auf einer gedachten Linie oder einem gedachten Großkreis, welcher die Pole der Ekliptik und den Anfang des Fixsterns Magha berührt, wobei dieser Kreis einige der Sterne im Großen Bären schneiden sollte. . . . Da die sieben Sterne des Großen Bären Rishis genannt wurden, wurde der so angenommene Kreis die Reihe der Rishis genannt . . . . und da er mit dem Anfang des Mondsternbilds Magha fest verbunden war, wäre die Präzession durch die Angabe des Winkels . . . . eines beweglichen Mondhauses, das von dieser Linie oder diesem Kreis geschnitten wird, als Index gegeben.“ („A Historical View of the Hindu Astronomy“, S. 65)

[SD # 551] Es bestand und besteht immer noch ein anscheinend endloser Streit über die Zeitberechnung der Inder. Hier ist jedoch ein Punkt, der uns helfen könnte – zumindest annäherungsweise – den Zeitpunkt zu bestimmen, welcher den Beginn der Symbolik der sieben Rishis und ihre Verknüpfung mit den Plejaden markiert. Als die Götter Kartikeya an die Krittikas übergaben, damit er versorgt werde, waren es ihrer nur sechs – weshalb Kartikeya mit sechs Häuptern dargestellt wird; als jedoch die poetische Vorstellung der frühen arischen Symbologen aus ihnen die Gattinnen der sieben Rishis machte, waren es sieben. Ihre Namen werden angegeben, und zwar mit Amba, Dula, Nitatui, Abryanti, Maghayanti, Vershayanti und Chupunika. Es gibt dafür jedoch noch weitere, davon abweichende Namensreihen. Auf jeden Fall ließ man vor dem Verschwinden der siebten Plejade die sieben Rishis die sieben Krittikas heiraten. Wie hätten die indischen Astronomen sonst von einem Stern sprechen können, der ohne Zuhilfenahme der stärksten Fernrohre nicht erkennbar ist? Das ist wahrscheinlich der Grund, warum jedenfalls die Mehrzahl der in den indischen Allegorien beschriebenen Ereignisse als „sehr junge Erfindung, sicherlich innerhalb der christlichen Zeitrechnung“ datiert wird.

Die ältesten in Sanskrit verfassten Manuskripte über Astronomie beginnen ihre Reihe der Nakshatras (der siebenundzwanzig Mondsternbilder) mit dem Zeichen Krittika, und das kann sie kaum älter erscheinen lassen als 2.780 v. Chr. (siehe den „Vedischen Kalender“, der selbst von den Orientalisten anerkannt wird); obwohl sie sich dieses Problems entledigen, indem sie versichern, der bezeichnete Kalender beweise nicht, dass die Inder zu dieser Zeit irgendetwas über Astronomie wussten, und sie versichern ihren Lesern, ungeachtet der Kalender, die indischen Pandits hätten ihre Kenntnis der Mondhäuser mit Krittikas an der Spitze von den Phöniziern erlangen können etc. Wie dem auch sei, die Plejaden sind die Zentralgruppe des Systems siderischer Symbologie. Sie finden sich am Hals des Sternbilds Stier und werden von Mädler und anderen in der Astronomie als die Zentralgruppe des Systems der Milchstraße betrachtet und in der Kabbala und der östlichen Esoterik als die siderische Siebenheit, geboren aus der ersten manifestierten Seite des oberen Dreiecks, des verborgenen . Diese manifestierte Seite ist der Stier, das Symbol der Eins (der Ziffer 1), oder des ersten Buchstabens des hebräischen Alphabets, Aleph א (Stier oder Ochse), dessen Synthese zehn (10) ist oder Yod, der vollkommene Buchstabe und die vollkommene Zahl. Die Plejaden (insbesondere Alkyone) werden somit selbst in der Astronomie als der Zentralpunkt betrachtet, um den sich unser Universum von Fixsternen dreht, jener Brennpunkt, aus dem und zu dem der Göttliche Atem, die Bewegung, während des Manvantaras unaufhörlich hinwirkt. Daher spielt – in den siderischen Symbolen der okkulten Philosophie – dieser Kreis mit dem Sternenkreuz auf seiner Fläche die herausragendste Rolle.

Die Geheimlehre lehrt uns, dass alles im Universum, wie auch das Universum selbst, während seiner periodischen Manifestationen geformt (erschaffen) wird – mittels beschleunigter Bewegung, innerhalb der phänomenalen Welt vom Atem [SD # 552] der ewig-unbekannten Kraft (jedenfalls der gegenwärtigen Menschheit) in Aktivität versetzt. Überall wurde der Geist des Lebens und der Unsterblichkeit mit einem Kreis symbolisiert: Daher repräsentiert die sich in ihren Schwanz beißende Schlange den Kreis der Weisheit in der Unendlichkeit; so wie das astronomische Kreuz – das Kreuz in einem Kreis – und die mit zwei Schwingen versehene Kugel, die dann zum heiligen Skarabäus der Ägypter wurde, dessen Name bereits die damit verbundene geheime Idee andeutet. Denn der Skarabäus heißt in Ägypten (in den Papyri) Khepra und Chepre, abgeleitet von dem Zeitwort cheper, „werden“, und wurde somit zum Symbol und Emblem des menschlichen Lebens und des aufeinanderfolgenden Werdens des Menschen durch die verschiedenen Wanderschaften und Metempsychosen (Reinkarnationen) der befreiten Seele gemacht. Dieses mystische Symbol zeigt klar, dass die Ägypter an Reinkarnation und an die aufeinanderfolgenden Leben und Existenzen der unsterblichen Wesenheit glaubten. Dass das jedoch eine esoterische Lehre war, welche die priesterlichen Hierophanten und königlichen Initiierten den Kandidaten ausschließlich während der Mysterien enthüllten, wurde geheim gehalten. Die unkörperlichen Intelligenzen (die Planetengeister oder schöpferischen Mächte) wurden immer in Form von Kreisen dargestellt. In der ursprünglichen Philosophie der Hierophanten waren diese unsichtbaren Kreise die prototypischen Ursachen und Erbauer aller Himmelskörper, welche ihre sichtbaren Körper oder Bedeckungen darstellten und deren Seelen sie waren. Im Altertum war das sicherlich eine allgemeine Lehre (siehe Hesekiel 1).

Wie Proklos (in „Quinto Libro“, Euclid) sagt: „Vor den mathematischen Zahlen gibt es die selbstbewegenden Zahlen. Vor den sichtbaren Gestalten – die Gestalten der Lebenskraft, und vor der Hervorbringung der materiellen Welten, die sich in einem Kreis bewegen, brachte die schöpferische Macht die unsichtbaren Kreise hervor.“

Deus enim et circulus est, sagt Pherekydes in seiner Hymne an Jupiter. Das war ein hermetisches Axiom, und Pythagoras schrieb eine solche kreisförmige Niederwerfung und Haltung während der Stunden der Kontemplation vor. „Der Andächtige muss der Form eines vollkommenen Kreises so nahe wie möglich kommen“, schreibt das Geheime Buch vor. Numa versuchte, dieselbe Angewohnheit im Volk zu verbreiten, erzählt Pierius98 seinen Lesern, und Plinius sagt: „Während unserer Anbetung rollen wir sozusagen unseren Körper ringartig auf – totum corpus circumagimur.99 Die Vision des Propheten Hesekiel erinnert [SD # 553] zwingend an diesen Mystizismus des Kreises, als er einen Wirbelwind sah, aus dem „ein Rad auf der Erde“ hervorkam, dessen Werk „wie wenn ein Rad inmitten eines Rades wäre (1,4, 16). . . “, „denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern.“ (20)

„Der Geist wirbelt beständig umher, und kehrt wieder zurück nach seinen Kreisen“ – sagt Salomon (Prediger, 1,6), den die englische Übersetzung vom „Winde“ sprechen lässt, der Urtext sich jedoch gleichermaßen auf den Geist und die Sonne bezieht. Der Zohar jedoch, das einzig wahre Glossar des kabbalistischen Predigers, sagt in Erklärung dieses Verses, der vielleicht etwas verschwommen und schwierig zu verstehen ist, „er scheint zu sagen, die Sonne bewege sich in Kreisen, während er sich auf den Geist unter der Sonne bezieht, den sogenannten Heiligen Geist, welcher sich im Kreis bewegt, nach beiden Seiten, damit sie (Er und die Sonne) in derselben Essenz vereint sind“ . . . („Zohar“, fol. 87, col. 346)

Das „Goldene Ei“ der Brahmanen, aus dessen Innerem sich Brahmâ erhebt, die schöpferische Gottheit, ist der „Kreis mit dem Mittelpunkt“ von Pythagoras und sein passendes Symbol. In der Geheimlehre findet sich die verborgene Einheit – ob sie nur Parabrahman repräsentiert oder die „großen Extreme“ von Konfuzius, oder die von Ptah verborgene Gottheit, das ewige Licht, oder wiederum den jüdischen Ain Soph – immer symbolisiert durch einen Kreis oder die „Null“ (das absolute Nichtding oder Nichts, weil es unendlich und das All ist); während der (durch seine Werke) geoffenbarte Gott als der Durchmesser dieses Kreises erwähnt wird. Die Symbolik der zugrundeliegenden Idee wird folgendermaßen deutlich: Die den Mittelpunkt des Kreises durchschneidende gerade Linie hat im geometrischen Sinn Länge, aber weder Breite noch Dicke; sie ist ein imaginäres, weibliches Symbol, welches die Ewigkeit durchquert und auf der Daseinsebene der Erscheinungswelt ruhend dargestellt wird. Sie ist dimensional, während ihr Kreis dimensionslos ist, oder, um einen algebraischen Ausdruck zu verwenden, sie ist die Dimension einer Gleichung. Eine andere Art der Symbolisierung der Idee findet sich in der pythagoreischen heiligen Dekade, die in ihrer dualen Zahl Zehn (der Eins und ein Kreis oder eine Null) das Absolute All zusammenfasst, das sich selbst in dem Wort oder der zeugenden Schöpfungskraft offenbart.

 

B

Der Fall des Kreuzes in die Materie

Wer sich geneigt fühlen sollte, über dieses pythagoreische Symbol zu diskutieren, mit dem Einwand, es sei bislang nicht festgestellt, in welcher Periode des [SD # 554] Altertums die Null zum ersten Mal vorkommt – insbesondere in Indien – wird auf „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 299, 300 ff., verwiesen.

Nehmen wir einmal um des Argumentes willen an, die Antike hätte keine unserer Rechenarten oder arabischen Ziffern gekannt – obwohl wir wissen, dass sie damit vertraut war – existiert dennoch die Idee des Kreises und des Durchmessers, um zu demonstrieren, dass dies das erste Symbol in der Kosmogonie war. Vor den Trigrammen Fo Xis, Yang, der Einheit, und Yin, der Zweiheit, die geschickt von Éliphas Lévi erklärt wurden („Dogme et Rituel de la Haute Magie“, Bd. I, S. 124), hatte China seinen Konfuzius und seine Taoisten.100 Der Erstere umschreibt die „großen Extreme“ mit einem Kreis und seiner horizontalen Querlinie; die Letzteren setzen drei konzentrische Kreise unter den großen Kreis, während die Sung-Weisen die „großen Extreme“ in einem oberen Kreis zeigten, und Himmel und Erde in zwei kleineren darunter. Die Yangs und die Yins sind eine viel spätere Erfindung. Ungeachtet der vielen Beinamen, die Platon dem „Gott über allen“ (ὁ ἐπὶ πᾶσι θεός) gibt, fassten er und seine Schule die Gottheit niemals anders auf. Platon konnte, da er initiiert war, nicht an einen persönlichen Gott glauben, einen riesigen Schatten des Menschen. Seine Epitheta „Monarch“ und „Gesetzgeber des Universums“ haben eine abstrakte Bedeutung, die von jedem Okkultisten wohl verstanden wird, der nicht weniger als jeder Christ an das Eine, das Universum regierende Gesetz glaubt und es gleichzeitig als unveränderlich anerkennt. Wie er sagt: „Jenseits aller endlichen Existenzen und sekundären Ursachen, aller Gesetze, Ideen und Prinzipien, existiert eine Intelligenz oder ein Denken (νοῦς), das erste Prinzip aller Prinzipien, die Höchste Idee, auf der alle anderen Ideen gegründet sind . . . die ultimative Substanz, von welcher alle Dinge ihr Sein und Wesen herleiten, die erste und bewirkende Ursache aller Ordnung und Harmonie und Schönheit und Vortrefflichkeit und die das Universum durchdringende Güte.“ Dieses Denken wird aufgrund seiner Vorzüglichkeit und Exzellenz das Höchste101 Gute genannt, „der Gott“ ( ὁ θεός) und „der Gott über allem“. Diese Worte beziehen sich, wie Platon selbst zeigt, weder auf den „Schöpfer“ noch auf den „Vater“ unserer modernen Monotheisten, sondern auf die ideale und abstrakte Ursache. Denn, wie er sagt, „dieser θεός, der Gott über allem, ist nicht die Wahrheit oder das Denken, sondern ihr Vater“ und ihre Erste Ursache. Sollte Platon, der größte Schüler der archaischen Weisen und selbst ein Weiser, für den es nur ein einziges erstrebenswertes Ziel in diesem Leben gab – wirkliche Erkenntnis – jemals an eine Gottheit geglaubt haben, welche die Menschen bei der geringsten Herausforderung für ewig verflucht und verdammt?102 Er ganz bestimmt nicht, der nur jene als [SD # 555] echte Philosophen und Schüler der Wahrheit betrachtete, die im Besitz der Erkenntnis des wirklich Existierenden im Gegensatz zum nur Scheinbaren waren; des immer Existierenden im Gegensatz zum Vergänglichen; und des dauernd Existierenden im Gegensatz zu dem, das wächst, schwindet und abwechselnd entwickelt und zerstört wird.103 Speusippos und Xenokrates folgten seinen Fußstapfen. Das Eine, das Ursprüngliche, hatte keine Existenz in dem Sinn, der ihm von sterblichen Menschen beigelegt wird. „Das τίμιον (das Ehrwürdige) wohnt im Mittelpunkt sowie im Umkreis, doch es ist lediglich der Widerschein der Gottheit – der Weltseele“104 – die Ebene der Kreisfläche. Das Kreuz und der Kreis sind eine universale Vorstellung – so alt wie das menschliche Denken selbst. Sie stehen an erster Stelle der Liste der langen Reihe sozusagen internationaler Symbole, die neben ihrer unmittelbaren Beziehung auf psychologische und selbst physiologische Mysterien oftmals große wissenschaftliche Wahrheiten zum Ausdruck brachten; und dieses Symbol ist genau eines von dieser Art, und es gründet auf die älteste esoterische Kosmogonie.

Es stellt keine Erklärung dar, wie Éliphas Lévi zu behaupten, dass Gott, die universale Liebe, die Welt dadurch hervorbrachte, dass er die männliche Einheit dazu veranlasste, einen Abgrund in die weibliche Zweiheit oder das Chaos zu graben. Diese Vorstellung ist nicht nur genauso roh wie alle anderen, sie beseitigt auch nicht das Problem, dass wir ihr nicht anhängen können, ohne unsere Verehrung der allzu menschlichen Wege der Gottheit zu verlieren. Um derartige anthropomorphische Vorstellungen zu vermeiden, verwendeten die Initiierten zur Bezeichnung des einen und zweitlosen Prinzips im Universum niemals das Epithet „Gott“; und sie bestreiten – getreu den ältesten Überlieferungen der über die ganze Welt verbreiteten Geheimlehre –, dass die Absolute Vollkommenheit jemals ein so unvollkommenes und oft nicht sehr reines Werk hätte vollbringen können. Weitere, noch umfassendere metaphysische Probleme müssen hier gar nicht erwähnt werden. Zwischen spekulativem Atheismus und idiotischem Anthropomorphismus muss es einen philosophischen Mittelweg und eine Versöhnung geben. Nur die Gegenwart des Unsichtbaren Prinzips in der gesamten Natur und seine höchste Offenbarung auf der Erde – der Mensch – können das Problem lösen helfen, welches dem des Mathematikers gleichkommt, dessen x sich ständig dem Griff unserer irdischen Algebra entziehen muss. Die Hindus versuchten, es mit Hilfe ihrer Avataras zu lösen, die Christen meinen [SD # 556] es gelöst zu haben – durch ihre eine göttliche Inkarnation. Exoterisch – haben beide Unrecht; esoterisch sind alle beide der Wahrheit sehr nahe. Unter den Aposteln der westlichen Religion scheint Paulus allein das archaische Mysterium des Kreuzes ergründet zu haben – wenn nicht tatsächlich geoffenbart. Was den Rest derer anbelangt, welche die Universale Gegenwart durch Vereinen und Individualisieren zu einem Symbol synthetisierten – zum zentralen Punkt des Kruzifixes – sie beweisen damit lediglich, dass sie den wahren Geist der Lehre Christi niemals erfasst und durch ihre irrtümlichen Auslegungen auf mehr als eine Weise erniedrigt haben. Sie vergaßen den Geist des universalen Symbols und monopolisierten es selbstsüchtig – als ob das Grenzenlose und das Unendliche jemals begrenzt und auf eine in einem einzigen Menschen oder auch in einer Nation individualisierte Offenbarung beschränkt werden könnte!

Die in die vier Himmelsrichtungen deutenden Arme des „“, des dekussierten Kreuzes, und des „hermetischen“ Kreuzes – wurden von den mystisch denkenden Hindus, den Brahmanen und den Buddhisten wohl verstanden, Jahrtausende bevor man davon in Europa hörte; und dieses Symbol fand sich und findet sich auf der gesamten Welt. Sie bogen die Enden des Kreuzes um und machten aus ihm ihre Swastika , jetzt das Wan des buddhistischen Mongolen.105 Sie impliziert, dass der „Mittelpunkt“ nicht auf ein Individuum beschränkt ist, wie vollkommen er auch sein mag; dass das Prinzip (Gott) in der Menschheit ist und die Menschheit wie alles Übrige in ihr wie Wassertropfen im Ozean ist; die vier Enden in die vier Himmelsrichtungen weisen und sich deshalb in der Unendlichkeit verlieren.

Ein Isarim, ein Initiierter, soll in Hebron auf Hermes’ Leichnam die wohlbekannte Smaragdtafel gefunden haben, die, wie es heißt, den Hauptinhalt der hermetischen Weisheit enthielt . . . . „Trenne die Erde vom Feuer, das Feine vom Groben . . . . Steige von der Erde zum Himmel empor und dann wieder herab zur Erde“, wurde darauf gefunden. Das Rätsel des Kreuzes ist in diesen Worten enthalten, und sein doppeltes Mysterium ist gelöst – für den Okkultisten.

„Das philosophische Kreuz, dessen zwei Linien in entgegengesetzten Richtungen verlaufen, als Horizontale und Vertikale, als Höhe und Breite, das die geometrisierende Gottheit am Kreuzungspunkt teilt, und das sowohl die magische als auch die wissenschaftliche Vierheit bildet, ist, wenn es in das vollkommene Quadrat eingeschrieben ist, die Grundlage der Okkultisten. In seiner mystischen Domäne liegt der Hauptschlüssel, welcher das Tor aller Wissenschaften öffnet, sowohl der physischen als auch der spirituellen. Es symbolisiert unser menschliches Dasein, denn der Kreis des Lebens [SD # 557] umschreibt die vier Punkte des Kreuzes, die der Reihe nach Geburt, Leben, Tod und Unsterblichkeit darstellen.

Halte dich, sagt der Alchemist, an die vier Buchstaben des Tetragramms, die folgendermaßen angeordnet sind: Die Buchstaben des unaussprechlichen Namens sind da, obwohl du sie zuerst vielleicht nicht erkennen kannst. Das unaussprechliche Axiom ist kabbalistisch darin enthalten, und das ist es, was die Meister als das magische Arkanum bezeichnen. “ („Isis Unveiled“)

Noch einmal: „Das (Tau) und das astronomische Kreuz Ägyptens, sind in unterschiedlichen Öffnungen der Ruinen von Palenque unübersehbar. Auf der Westseite des Palasts von Palenque ist einem der Flachreliefs direkt unterhalb der sitzenden Figur die Hieroglyphe Tau eingemeißelt. Die stehende Figur, die sich über Erstere neigt, ist damit beschäftigt, ihr Haupt mittels der linken Hand mit dem Initiationsschleier zu bedecken, während sie mit dem Zeige- und dem Mittelfinger ihrer rechten Hand in Richtung des Himmels weist. Diese Haltung entspricht exakt der eines christlichen Bischofs, der seinen Segen gibt, oder jener, in der Jesus oft beim letzten Abendmahl dargestellt wird. . . . Der ägyptische Hierophant hatte eine quadratische Kopfbedeckung, welche er während seiner Verrichtungen immer tragen musste. . . . Das vollkommene Tau, aus der lotrechten (dem absteigenden männlichen Strahl) und der horizontalen Linie (der Materie, dem weiblichen Prinzip) gebildet, sowie der Weltenkreis waren ein Attribut der Isis, und das ägyptische Kreuz wurde der Mumie ausschließlich nach dem Tod auf die Brust gelegt. Diese quadratischen Hüte werden bis zum heutigen Tag von armenischen Priestern getragen. Die Behauptung, das Kreuz sei ein rein christliches Symbol, das erst nach unserer Zeitrechnung eingeführt wurde, ist in der Tat sonderbar, wenn wir bedenken, wie Hesekiel (9,4) mit dem signum Thau, wie es in der Vulgata übersetzt wird, die Stirn der Männer Judäas zeichnete. Im alten Hebräisch wurde dieses Zeichen so gebildet , aber in den ursprünglichen ägyptischen Hieroglyphen als ein vollkommenes christliches Kreuz (Tat, das Symbol der Stabilität). In der Offenbarung zeichnet „das Alpha und Omega“ (Geist und Materie), der Erste und der Letzte, ebenfalls den Namen seines Vaters auf die Stirn der Auserwählten.“ (S. 323, Bd. II). „Moses befiehlt seinem Volk in Exodus 12,22, ihre Türpfosten und -stürze mit Blut zu markieren, damit der „Herrgott“ nicht einen Fehler mache und einige seiner Auserwählten anstelle der dem Untergang geweihten Ägypter erschlage. Und dieses Zeichen ist ein Tau! Das identische ägyptische Henkelkreuz, der Talisman, mit dessen Hälfte Horus die Toten erweckte, wie auf einer verfallenen Ruine in Philae zu sehen ist.“ (S. 454, Bd. II)

In dem Text über die Swastika und das Tau wurde genug gesagt. Wahrlich, das Kreuz kann bis ganz in die Tiefen der unergründlichen archaischen Zeitalter zurückverfolgt werden! Sein Mysterium wird immer größer, anstatt sich aufzuklären, da wir es auf den Statuen der Osterinsel finden – im alten Ägypten, in Zentralasien, in Felsen geritzt als Tau und Swastika, im vorchristlichen Skandinavien, einfach [SD # 558] überall! Der Verfasser von „The Key to the Hebrew-Egyptian Mystery in the Source of Measures“ steht staunend vor dem endlosen Schatten, den es in das Altertum zurückwirft, und er ist nicht imstande, es auf irgendeine besondere Nation oder einen besonderen Menschen zurückzuführen. Er zeigt die von den Hebräern überlieferten Targume, durch die Übersetzung verdunkelt. Bei Josua 8,29, im Arabischen gelesen, und im „Targum Jonathan“ heißt es: „Den König von Ai kreuzigte er an einem Baum.“ Die Septuaginta-Darstellung zeigt die Aufhängung an einem Doppelholz oder Kreuz (Wordsworth über Josua) . . . Die sonderbarste Beschreibung dieser Art findet sich in Nummer xxv, 4, wo bei Onkelos (?) zu lesen ist: „Kreuzige sie vor dem Herrn (Jehovah) gegen die Sonne.“ „Das Wort hier ist עק, annageln, in der Vulgata korrekt wiedergegeben (J. Fürst) mit kreuzigen. Schon die Konstruktion dieses Satzes ist mystisch.“

Das ist er, aber sein Geist wurde immer missverstanden. „Vor der Sonne kreuzigen (nicht gegen sie)“ ist eine für die Initiation verwendete Ausdrucksweise. Sie kommt aus Ägypten und ursprünglich aus Indien. Das Rätsel kann nur gelöst werden, indem sein Schlüssel in den Mysterien der Initiation gesucht wird. Der initiierte Adept, der sämtliche Prüfungen erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde festgemacht – nicht angenagelt, sondern lediglich an ein Lager in der Form eines Tau angebunden, (in Ägypten), einer Swastika ohne die vier zusätzlichen Verlängerungen (deshalb: , und nicht ), in einen tiefen Schlaf versunken (den „Schlaf von Siloam“, wie er bis heute unter den Initiierten in Kleinasien, in Syrien und selbst im oberen Ägypten genannt wird). Man ließ ihn drei Tage und drei Nächte lang in diesem Zustand verharren, während sich sein spirituelles Ego, wie es hieß, vertraulich mit den „Göttern“ unterhielt, in den Hades, die Amenti oder nach Patala (je nach Land) hinabstieg und barmherzige Werke für die unsichtbaren Wesen vollbrachte, sei es für Seelen der Menschen oder für Elementargeister; sein Körper verblieb die gesamte Zeit in einer Tempelkrypta oder in einer unterirdischen Höhle. In Ägypten wurde er in den Sarkophag in der Königskammer der Cheops-Pyramide gelegt, und in der Nacht beim Anbruch des dritten Tages an den Eingang einer Galerie getragen, wo zu einer bestimmten Stunde die Strahlen der aufgehenden Sonne voll auf das Gesicht des verzückten Kandidaten fielen. Dieser erwachte, um von Osiris und Thoth, dem Gott der Weisheit, initiiert zu werden.

Der Leser, der die Behauptung anzweifelt, möge die hebräischen Originalwerke einsehen, bevor er sie abstreitet. Er möge sich einigen der inspirierendsten ägyptischen Flachreliefs zuwenden. Insbesondere eines am Tempel von Philae stellt eine Initiationsszene dar. Zwei Gottes-Hierophanten, einer mit dem Haupt eines Habichts (der Sonne), der andere ibisköpfig (Merkur, Thoth, der Gott der Weisheit und des geheimen Wissens, Rangnächster der Osiris-Sonne), stehen über dem Körper eines soeben initiierten Kandidaten. Sie sind dabei, einen doppelten Wasserstrahl (die Wasser des Lebens und der Neugeburt) auf sein Haupt zu gießen, und die Strahlen sind in Form eines Kreuzes ineinander verschlungen und voll von kleinen Henkelkreuzen. Das ist allegorisch für das Erwachen des Kandidaten [SD # 559] (jetzt ein Initiierter), wenn die Strahlen der Morgensonne (des Osiris) den Scheitel seines Hauptes treffen (indem sein verzückter Körper auf sein hölzernes Tau gelegt war, um diese Strahlen so zu empfangen). Dann erschienen die Hierophant-Initiatoren, und die sakramentalen Worte wurden ausgesprochen, scheinbar an den Sonnen-Osiris gerichtet, in Wirklichkeit jedoch an die Geist-Sonne im Innern, die den neugeborenen Menschen erleuchtet. Der Leser möge über den seit dem entferntesten Altertum bestehenden Zusammenhang zwischen der Sonne und dem Kreuz nachdenken, sowohl in Bezug auf ihre generativen als auch spirituell regenerativen Fähigkeiten. Er möge das Grab von Beit-Oualy aus der Regierungszeit von Ramses II. untersuchen, wo er die Kreuze in jeder beliebigen Gestalt und Lage finden wird. So auch am Thron jenes Herrschers und schließlich auf einem Bruchstück, das die Anbetung Bakhan-Alenrés darstellt, aus der Ahnenhalle von Totmes III., heute aufbewahrt in der Nationalbibliothek in Paris.

Auf dieser außerordentlichen Skulptur und Malerei sieht man die Sonnenscheibe auf ein Henkelkreuz herabstrahlen, das auf einem Kreuz aufgestellt ist, von welchem die Kreuze des Kalvarienberges vollkommene Kopien darstellen. Die alten Handschriften erwähnen sie als die „harten Lager jener, die in dem Prozess der Selbstgeburt in (spirituellen) Wehen lagen“. In den unterirdischen Hallen der ägyptischen Tempel wurden nach ihrer Zerstörung eine Menge solcher kreuzförmiger „Lager“ gefunden, auf welche der in einen todesähnlichen Trancezustand versetzte Kandidat am Ende seiner höchsten Initiation gelegt und beschützt wurde. Die würdigen und heiligen Väter vom Charakter eines Cyrillus und eines Theophilos verwendeten sie offen, da sie annahmen, sie seien von einigen neu Bekehrten dorthin gebracht und verborgen worden. Nur Origenes, und nach ihm Clemens von Alexandria und andere Ex-Initiierte, wussten es besser. Aber sie zogen es vor, Stillschweigen zu bewahren.

Nochmals, der Leser möge die indischen „Fabeln“ lesen, wie sie von den Orientalisten bezeichnet werden, und sich an die Allegorie von Vishvakarman erinnern, der schöpferischen Kraft, dem großen Baumeister der Welt, der im Veda der „allsehende Gott“ genannt wird, der „sich selbst für sich selbst opfert“ (die spirituellen Egos der Sterblichen sind seine eigene Essenz, daher eins mit ihm). Man erinnere sich daran, dass er Deva-Vardhika genannt wird, „Baumeister der Götter“, und dass er es ist, der in der exoterischen Allegorie Surya (die Sonne), seinen Schwiegersohn, auf seine Drehscheibe bindet; in der esoterischen Überlieferung jedoch an die Swastika, denn auf der Erde ist er der Hierophant-Initiator, und er schneidet sich einen Teil seines Glanzes ab. Vishvakarman, man erinnere sich wieder, ist der Sohn Yoga-Siddhas, d. h. der heiligen Kraft des Yogas, und der Erbauer der „feurigen Waffe“, des magischen Agneyastras. Die Erzählung ist an anderer Stelle vollständiger wiedergegeben. Der Verfasser des so oft angeführten kabbalistischen Werks fragt:

„Die theoretische Anwendung der Kreuzigung muss daher irgendwie mit der Personifizierung dieses Symbols (der Struktur des Paradiesgartens, symbolisiert durch einen gekreuzigten Menschen) in Zusammenhang gestanden haben. Aber wie? Und um was zu zeigen? Das Symbol stand für den Ursprung der Maße, das schöpferische Gesetz oder den Plan dunkel andeutend. Was [SD # 560] könnte die Kreuzigung in Bezug auf die Menschheit tatsächlich bedeuten? Dass sie für ein Abbild eines geheimnisvollen Wirkens desselben Systems gehalten wurde, zeigt doch schon die Tatsache ihrer Anwendung. Es scheint tief unten zu liegen, in Richtung der geheimnisvollen Wirkungsweise der Zahlenwerte (der Symbolisierung der Beziehung von 113 : 355, mit 20.612 : 6.561, eines Gekreuzigten). Es wird nicht nur gezeigt, dass sie im Kosmos wirken, sondern . . . . sie scheinen mittels Zuneigung in Bezug auf eine unsichtbare und spirituelle Welt Bedingungen auszuarbeiten, und es scheint, als hätten die Propheten die verbindenden Glieder gekannt. . . . Die Betrachtung wird verwickelter, wenn man überlegt, dass die Möglichkeit, das Gesetz exakt auszudrücken, durch Zahlen, die ein System genau bestimmen, nicht ein sprachlicher Zufall, sondern ihre tatsächliche Essenz und Teil ihres ursprünglichen organischen Aufbaus war; deshalb konnten weder die Sprache noch das mathematisch damit verbundene System menschliche Erfindungen sein, wenn nicht beide auf einer früheren Sprache begründet waren, die später veraltete . . . “ (S. 205).

Der Autor belegt diese Punkte mit zusätzlichen Erläuterungen und enthüllt die geheime Bedeutung von mehr als einer buchstabengetreuen Erzählung, indem er zeigt, dass שא, Mensch, möglicherweise das ursprüngliche Wort war: „Das allererste Wort im Besitz der Hebräer, wer immer sie waren, um die Idee eines Menschen mit einem Laut zu übermitteln. Das Wesentliche dieses Wortes war vom Anbeginn an 113 (der Zahlenwert jenes Wortes), und es trug die Elemente des dargelegten kosmischen Systems in sich.“

Das zeigt der indische Vithoba – eine Form Vishnus –, wie bereits festgestellt wurde. Die Figur Vithobas entspricht, bis hin zu den Nagelmalen an den Füßen,106 der des gekreuzigten Jesus, in allen Details, mit Ausnahme des Kreuzes; dass der Mensch gemeint war, ist für uns ferner durch die Tatsache erwiesen, dass der Initiierte nach seiner Kreuzigung auf dem Baum des Lebens wiedergeboren wurde. Dieser „Baum“ ist jetzt exoterisch geworden, da ihn die Römer als Marterwerkzeug benutzten, und durch die Unkenntnis der frühen christlichen Verschwörer wurde er zum Baum des Todes!

Somit ist eine der sieben esoterischen Bedeutungen, die von den mystischen Erfindern des Systems mit diesem Mysterium der Kreuzigung beabsichtigt waren – dessen ursprüngliche Ausarbeitung und Annahme auf die erste Stiftung der Mysterien zurückdatiert – in den geometrischen Symbolen aufgedeckt, welche die Geschichte der Evolution des Menschen enthalten. Die Hebräer, deren Prophet Moses in der esoterischen Weisheit Ägyptens so bewandert war, und die ihr Zahlensystem von den Phöniziern übernahmen und später von den Heiden, von denen sie auch den größten Teil ihres kabbalistischen Mystizismus entlehnten, passten die kosmischen und anthropologischen Symbole der „heidnischen“ Völker ihren eigentümlichen, geheimen Berichten höchst raffiniert an. Wenn das christliche [SD # 561] Priestertum heute den Schlüssel dafür verloren hat, waren die frühen Kompilatoren der christlichen Mysterien wohl vertraut mit der Esoterischen Philosophie und der hebräischen okkulten Metrologie und wandten sie geschickt an. So nahmen sie das Wort Aisch (eine der hebräischen Wortformen für Mensch) und gebrauchten es in Zusammenhang mit dem Wort Schana oder dem „Mondjahr“, das so geheimnisvoll verbunden ist mit dem Namen Jehovahs, dem angeblichen „Vater“ von Jesus, und schlossen die mystische Idee in einen astronomischen Wert und eine Formel ein.

Die ursprüngliche Idee vom im Raum „gekreuzigten Menschen“ gehört sicherlich zu den alten Hindus, das zeigt Moor in seinem „Hindu Pantheon“ mit der Vithoba darstellenden Abbildung. Platon übernahm sie mit seinem dekussierten Kreuz im Raum, dem , dem „zweiten Gott, der sich dem Universum in Form eines Kreuzes einprägte“. Krishna wird gleichermaßen „gekreuzigt“ gezeigt (siehe Dr. Lundys „Monumental Christianity“, Abb. 72). Und im Alten Testament ist sie ebenfalls wiedergegeben mit der sonderbaren Verfügung, den Menschen vor dem Herrn zu kreuzigen, der Sonne – was durchaus keine Prophezeiung ist, sondern eine unmittelbare phallische Bedeutung hat. In § II desselben höchst anregenden Werkes über die kabbalistischen Bedeutungen „The Hebrew-Egyptian Mystery“ lesen wir wiederum:

„In dem Symbol weisen die Köpfe der Nägel des Kreuzes eine solide Pyramide auf sowie einen sich verjüngenden quadratischen Schaft in Form eines Obelisken, also ein phallisches Emblem für den Nagel. Nimmt man die Position der drei Nägel in den Gliedmaßen des Menschen und auf dem Kreuz, so bilden oder bezeichnen sie eine Dreiecksform mit jeweils einem Nagel an jeder Ecke. Die Wunden oder Stigmata an den Gliedmaßen sind notwendigerweise vier und bezeichnen das Quadrat. . . . Die drei Nägel mit den drei Wunden ergeben die Zahl 6, was die 6 Flächen des entfalteten Würfels bedeutet (die das Kreuz oder die Menschenform bilden, oder 7, wenn man die drei horizontalen und die vier vertikalen Quadrate zusammenzählt), auf welchen der Mensch gelegt ist; und das wiederum deutet auf die Kreiszahl, die auf die Kanten des Würfels übertragen ist. Die eine Wunde an den Füßen trennt sich in zwei, wenn die Füße getrennt werden, was drei ergibt für alle zusammen, und vier, wenn getrennt, oder 7 insgesamt – eine weitere höchst heilige (und bei den Juden) weibliche Grundzahl.“

Während also die phallische oder sexuelle Bedeutung der „Kreuzigungs­nägel“ durch die geometrische und numerische Deutung bewiesen ist, wird ihre mystische Bedeutung durch die kurzen Anmerkungen, wie oben angegeben, in ihrer Verbindung mit und ihrem Bezug auf Prometheus klar. Er ist ein weiteres Opfer, denn er ist auf das Kreuz der Liebe geschlagen, auf den Felsen der menschlichen Leidenschaften, eine Opfergabe an seine Hingabe an die Sache des spirituellen Elements in der Menschheit.

Nun ist das ursprüngliche System, die dem Kreuz zugrunde liegende doppelte Glyphe, keine „menschliche Erfindung“, denn an seinem Fundament liegen die kosmische Ideenbildung und die spirituelle Darstellung des göttlichen Ego-Menschen. Später erweiterte es sich zu der schönen Idee, die von den Mysterien aufgenommen und in ihnen dargestellt wurde, des sich erneuernden Menschen, des Sterblichen, der, indem er den Menschen aus Fleisch und seine Leidenschaften auf dem Folterbett des [SD # 562] Prokrustes kreuzigte, als Unsterblicher wiedergeboren wurde. Indem sie den Körper, einer leeren Schmetterlingspuppe gleich, hinter sich ließen, den Tiermenschen an das Kreuz der Initiation banden, wurde die Ego-Seele so frei wie ein Schmetterling. Noch später war das Kreuz infolge des allmählichen Verlustes der Spiritualität in der Kosmogonie und in der Anthropologie nicht mehr als ein phallisches Symbol.

Bei den Esoterikern ist die Universalseele oder Anima Mundi seit undenklichen Zeiten der materielle Widerschein des immateriellen Ideals, die Quelle des Lebens aller Wesen und des Lebensprinzips der drei Reiche; sie war bei den hermetischen Philosophen siebenfältig, wie auch bei allen Alten. Denn sie wird als siebenfältiges Kreuz dargestellt, dessen Arme entsprechend Licht sind, Wärme, Elektrizität, irdischer Magnetismus, astrale Strahlung, Bewegung und Intelligenz, oder was einige als Selbstbewusstsein bezeichnen.

Wie wir bereits an anderer Stelle gesagt haben, wurde das Kreuz von den auch Chrestoi genannten (nach Chrestos, dem Mann der Trübsal und Sorge) Adepten und Neophyten als Erkennungszeichen genutzt, lange bevor die Christenheit das Kreuz und sein Zeichen als ihr Symbol übernahm. Éliphas Lévi sagt: „Das von den Christen angenommene Kreuzzeichen gehört ihnen nicht ausschließlich. Es ist auch kabbalistisch und stellt den Gegensatz und das vierfältige Gleichgewicht der Elemente dar. Aus dem okkulten Vers des Vaterunsers erkennen wir, dass es ursprünglich in zwei Arten ausgeführt wurde, oder zumindest zwei sehr verschiedene Formeln, um seine Bedeutung auszudrücken – eine den Priester-Initiierten vorbehalten; die andere den Neophyten und den Profanen gegeben. So sagte z. B. der Initiierte, die Hand an seine Stirn erhebend: Dein; dann fügte er hinzu: ist; und fuhr fort, die Hand zur Brust führend – das Reich; dann zur linken Schulter – Gerechtigkeit; zur rechten Schulter – und Gnade. Dann faltete er die Hände und fügte hinzu: in allen Zyklen der Erschaffung: ‘Tibi sunt Malchut et Geburah et Chesed per æonas’ – eine absolute und großartige kabbalistische Bekreuzigung, welche die streitbare und offizielle Kirche durch die Profanisierung des Gnostizismus gänzlich verlor.“ („Dogma et Ritual de la Haute Magie“ etc., Bd. II, S. 88)

Doch die „streitbare und offizielle Kirche“ tat noch mehr: Nachdem sie sich genommen hatte, was ihr niemals gehörte, nahm sie sich das Einzige, was die „Profanen“ hatten, nämlich die kabbalistische Bedeutung der männlichen und weiblichen Sephiroth. Deren innere und höhere Bedeutung verlor sie niemals, denn sie war niemals in ihrem Besitz – ungeachtet Éliphas Lévis Willfährigkeit gegenüber Rom. Das von der lateinischen Kirche angenommene Kreuzzeichen war von Anbeginn an phallisch, während das der Griechen das Kreuz der Neophyten war, der Chrestoi.

[SD # 563]
§ XXIII
Die Upanishaden
in der gnostischen Literatur

In Kings „The Gnostics and Their Remains“ werden wir daran erinnert, dass die griechische Sprache lediglich ein einziges Wort für Vokal und Stimme besitzt. Das führte bei den nicht Initiierten zu vielen irrtümlichen Auslegungen. Aufgrund der einfachen Erkenntnis dieser wohlbekannten Tatsache kann jedoch ein Vergleich versucht und eine Flut von Licht auf verschiedene mystische Bedeutungen geworfen werden. So können die Worte, die so oft in den Upanishaden und den Puranas gebraucht werden, „Ton“ und „Sprache“, mit den gnostischen „Vokalen“ und „Stimmen“ der Donner und Engel in der „Offenbarung“ verglichen werden. Sie finden sich auch in der Pistis Sophia und in anderen alten Bruchstücken und Manuskripten. Das wurde selbst von dem nüchternen Verfasser von „The Gnostics and their Remains“ bemerkt.

Von Hippolyt, einem der frühen Kirchenväter, erfahren wir, was Markus – vielmehr ein pythagoreischer denn ein christlicher Gnostiker, und ganz gewiss ein Kabbalist – in mystischer Offenbarung empfing. Es heißt, „Markus, dem offenbart wurde, dass ‘die sieben Himmel107 . . . . jeweils einen Vokal ertönen lassen, die alle zusammen eine einzige Lobpreisung bilden“; und in klareren Worten: „Deren (von diesen sieben Himmeln) auf die Erde herabgebrachter Ton wurde offensichtlich zum Schöpfer und Vater aller Dinge, die auf Erden sind“ (siehe „Hippolytus“, iv, 48, und Kings „Gnostics“, S. 200). In der okkulten Ausdrucksweise in noch klarere Sprache übersetzt würde es heißen: „Nachdem der siebenfältige Logos sich in die sieben Logoi oder schöpferischen Kräfte (Vokale) differenziert hatte, erschufen diese (der zweite Logos oder „Ton“) alles auf Erden.

Wer mit der gnostischen Literatur vertraut ist, kommt sicherlich kaum umhin, in der Apokalypse des Johannes ein Werk derselben Schule des Denkens zu sehen. Denn wir finden, wie Johannes (10,3-4) sagt: „Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe dieses nicht. “ Dieselbe Anordnung wird Markus gegeben und auch allen anderen halb und ganz Initiierten. Gerade diese Übereinstimmung der verwendeten vergleichbaren Formulierungen und der zugrunde liegenden Ideen verrät immer einen Teil der Mysterien. Wir müssen in allen allegorisch offenbarten Mysterien immer nach mehr als einer Bedeutung suchen, insbesondere in jenen, wo die Zahl sieben und ihre Multiplikation sieben mal sieben oder neunundvierzig erscheint. Wenn nun der Rabbi Jesus (in der Pistis [SD # 564] Sophia) von seinen Jüngern gebeten wird, ihnen die „Mysterien des Lichts deines (seines) Vaters“ zu enthüllen (d. h. des durch Initiation und göttliche Erkenntnis erleuchteten Höheren Selbstes), antwortet Jesus: „Suchet ihr nach diesen Geheimnissen? Kein Geheimnis ist herrlicher als diese, die eure Seelen zu dem Licht der Lichter bringen sollen, zu dem Ort der Wahrheit und Güte, zu jenem Ort, wo es weder Mann noch Frau noch Form gibt, sondern immerwährendes, unsagbares Licht. Nichts ist daher herrlicher als die Mysterien, nach denen ihr sucht, ausgenommen lediglich das Mysterium der sieben Vokale und ihrer neunundvierzig Kräfte und deren Zahlen. Und kein Name ist herrlicher als all diese Vokale.“ „Die Sieben Väter und die Neunundvierzig Söhne leuchten in der Dunkelheit, aber sie sind das Leben und das Licht und die Fortsetzung davon durch das Große Zeitalter“ – sagt der Kommentar, von diesen „Feuern“ sprechend.

Nun wird offensichtlich, dass in sämtlichen esoterischen Interpretationen von in allegorischen Formen ausgedrücktem exoterischen Glauben dieselbe zugrunde liegende Idee vorkommt – die Grundzahl sieben, die Verbindung der drei und vier, welcher die göttliche Drei ( ) vorangeht, was die vollkommene Zahl zehn macht.

Diese Zahlen sind gleichermaßen auch auf Zeiteinteilungen, auf metaphysische und physische Kosmografie sowie auf den Menschen und alles andere in der sichtbaren Natur anwendbar. Somit sind diese sieben Vokale mit ihren neunundvierzig Kräften identisch mit den drei und den sieben Feuern der Hindus und mit ihren neunundvierzig Feuern; identisch mit den Zahlenmysterien des persischen Simorgh; identisch mit denen der jüdischen Kabbalisten. Letztere verkleinerten die Zahlen (ihre Art der Blenden), verkürzten die Dauer jeder einzelnen der sieben aufeinanderfolgenden Erneuerungen (was wir in esoterischer Interpretation eine Runde nennen) der Erdkugel auf lediglich 7.000 Jahre, anstatt, was wahrscheinlicher ist, 7.000.000.000 Jahre, und schrieben der gesamten Dauer des Universums lediglich 49.000 Jahre zu (vergleiche § über „Die Chronologie der Brahmanen“).

Die Geheimlehre liefert uns einen Schlüssel, der uns auf der unbestreitbaren Grundlage vergleichender Analogie enthüllt, dass Garuda, der allegorische und monströse Halbmensch und Halbvogel – das Vahana oder Vehikel, auf welchem Vishnu (als Kala oder „Zeit“) reitend dargestellt wird – der Ursprung aller derartigen Allegorien ist. Er ist der indische Phönix, das Emblem der zyklischen und periodischen Zeit, der „Mann-Löwe“ Singha, von dessen Darstellungen die sogenannten „gnostischen Gemmen“ so voll sind.108 „Über den sieben Strahlen der Krone des Löwen und entsprechend ihren Spitzen, stehen häufig die sieben Vokale des griechischen Alphabets, ΑΕΗΙΟΥΩ, die Zeugnis ablegen für die Sieben Himmel.“ Dies ist der Sonnenlöwe und das Emblem des Sonnenzyklus, so wie [SD # 565] Garuda109 das des Großen Zyklus ist, des „Maha-Kalpas“, gleichewig mit Vishnu, und natürlich auch das Emblem der Sonne und des Sonnenzyklus. Das wird durch die Einzelheiten der Allegorie gezeigt. Bei seiner Geburt wurde Garuda wegen seines „strahlenden Glanzes“ fälschlicherweise für Agni gehalten, den Gott des Feuers, und deshalb Gaganesvara genannt, „Herr des Himmels“. Dass er als Osiris dargestellt wird und in den Abrasax-Gemmen (den gnostischen Gemmen) durch viele Häupter allegorischer Ungeheuer, mit dem Kopf und Schnabel eines Adlers oder eines Habichts (beides Sonnenvögel), bezeichnet Garudas solaren und zyklischen Charakter. Sein Sohn ist Jatayu, der Zyklus von 60.000 Jahren. Wie von C. W. King gut bemerkt wird: „Was immer die ursprüngliche Bedeutung (der Gemme mit dem Sonnenlöwen und den Vokalen) gewesen sein mag, sie wurde wahrscheinlich in ihrer gegenwärtigen Gestalt aus Indien eingeführt, aus jener wahren Quelle gnostischer Ikonografie.“ („Gnostics“, S. 218)

Die Mysterien der sieben gnostischen Vokale, von den Donnern des Hl. Johannes ausgestoßen, können nur durch den anfänglichen und ursprünglichen Okkultismus Aryavartas enträtselt werden, der von den ersten Brahmanen nach Indien gebracht wurde, die in Zentralasien initiiert worden waren. Und das ist der Okkultismus, den wir studieren und von dem wir so viel wie möglich in diesem Werk zu erklären versuchen. Unsere Lehre von den sieben Rassen und sieben Runden des Lebens und der Evolution rund um unsere irdische Sphärenkette kann selbst in der Offenbarung110 gefunden werden. Als die sieben „Donner“ oder „Töne“ oder „Vokale“ – jeweils eine der sieben Bedeutungen für jeden dieser Vokale, die sich unmittelbar auf unsere eigene Erde und ihre sieben Wurzelrassen in jeder Runde beziehen – „gesprochen hatten“ – aber dem Seher verboten hatten, sie niederzuschreiben und ihn die „Dinge versiegeln“ ließen – was tat der „auf dem Meer und auf der Erde stehende“ Engel? Er hob seine Hand auf zum Himmel „schwur bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, . . . . dass hinfort keine Zeit mehr existieren wird“, „sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes (des Zyklus) vollendet sein“ (10,7), was in der theosophischen Ausdrucksweise heißt, dass nach der Vollendung der siebten Runde die Zeit vergehen wird. „Es soll hinfort keine Zeit mehr existieren“, ganz natürlich, nachdem das Pralaya einsetzen und niemand auf der Erde übrigbleiben wird, um während der periodischen Auflösung und des Stillstands des bewussten Lebens eine Zeiteinteilung einzuhalten.

Dr. Kenealy und andere glaubten, dass ihnen diese Lehre der Rabbiner (ihre Berechnungen der zyklischen sieben und neunundvierzig) aus [SD # 566] Chaldäa überbracht worden war. Das ist mehr als wahrscheinlich. Doch die Babylonier, die über all diese Zyklen verfügten und sie nur in ihren großen Initiationsmysterien der astrologischen Magie lehrten, hatten ihre Weisheit und Gelehrsamkeit aus Indien erhalten. Es ist daher nicht schwer, darin unsere eigene esoterische Lehre wiederzuerkennen. Die Japaner verfügen in Bezug auf ihre Zyklen in ihren geheimen Berechnungen über dieselben Zahlen. Was die Brahmanen anbelangt, sind ihre Puranas und Upanishaden ein guter Beweis dafür. Die Letzteren sind vollständig in die gnostische Literatur übergegangen, und ein Brahmane braucht nur die Pistis Sophia111 zu lesen, um das Eigentum seiner Vorväter wiederzuerkennen, selbst bis hin zu den verwendeten Ausdrücken und Gleichnissen. Vergleichen wir: In der „Pistis Sophia“ sagt der Schüler zu Jesus: „Rabbi, enthülle uns die Mysterien des Lichts (d. h. das „Feuer der Erkenntnis oder Erleuchtung“) . . . da wir dich sagen hörten, dass es eine weitere Taufe des Rauches gibt und eine weitere Taufe des Geistes des heiligen Lichts“, d. h. des Geistes des Feuers. „Ich zwar taufe euch mit Wasser . . . . er wird euch mit Heiligem Geiste und Feuer taufen.“ So spricht Johannes über Jesus (Matthäus 3,11); und er meint das esoterisch. Die wirkliche Bedeutung dieses Satzes ist sehr tiefgründig. Er bedeutet, dass er, Johannes, ein nicht initiierter Asket, seinen Schülern keine größere Weisheit mitteilen kann als die mit dem materiellen Plan in Zusammenhang stehenden Mysterien (deren Symbol das Wasser ist). Seine Gnosis war die des exoterischen und ritualistischen Dogmas, die Orthodoxie des toten Buchstabens;112 wohingegen die Weisheit, welche Jesus ihnen offenbaren würde, ein Initiierter der Höheren Mysterien, von höherem Charakter war, denn sie war die „Feuer“-Weisheit der wahren Gnosis oder wirklichen spirituellen Erleuchtung. Die eine war das Feuer, die andere der Rauch. Für Moses das Feuer auf dem Berg Sinai und die dort vermittelte spirituelle Weisheit; für die Massen des „Volkes“ unten, für die Profanen, der Berg Sinai in (durch) Rauch, d. h. die exoterischen Hülsen des orthodoxen oder sektiererischen Ritualismus.

Man lese das Zwiegespräch zwischen den Weisen Narada und Devamata in der Anugita (einer Episode aus dem Mahabharata), deren hohes Alter und Bedeutung man in den von Prof. Max Müller herausgegebenen „Sacred Books of the East“ kennen lernen kann, angesichts des oben Stehenden.113 Narada erörtert die Atem oder die „Lebenswinde“, wie sie in [SD # 567] den unbeholfenen Übersetzungen solcher Worte wie Prana, Apana etc. genannt werden, deren volle esoterische Bedeutung und Anwendung auf individuelle Funktionen im Englischen kaum wiedergegeben werden können. Er sagt über diese Wissenschaft: „Es ist die Lehre des Veda, dass das Feuer tatsächlich alle Gottheiten ist, und das Wissen darüber entsteht bei Brahmanen, die vom Verstand begleitet werden.“ Unter „Feuer“, sagt der Kommentator, versteht er das Selbst. Unter „Verstand“, sagt der Okkultist, versteht Narada weder „Erörterung“ noch „Beweisführung“, wie Arjuna Miśra glaubt, sondern wahrhaft „Verstand“ oder die Anpassung des Feuers der Weisheit an den exoterischen Ritualismus für den Profanen. Das ist die Hauptbeschäftigung der Brahmanen (welche die Ersten waren und anderen Völkern beispielhaft darin vorangingen, die großartigsten metaphysischen Wahrheiten zu vermenschlichen und zu verfleischlichen). Narada zeigt das klar, und es sind ihm die Worte in den Mund gelegt: „Der Rauch jenes Feuers, das von ausgezeichneter Herrlichkeit ist, erscheint in der Gestalt von Dunkelheit (wahrhaftig so!); seine Asche (ist) die Leidenschaft; und die Güte ist das mit ihm in Verbindung Stehende, in welche das Opfer geworfen wird“; d. h. die Fähigkeit des Schülers, die himmelwärts entrinnende feine Wahrheit zu erfassen (die Flamme), während für den Profanen nur das gegenständliche Opfer als Beweis und Zeugnis der Frömmigkeit zurückbleibt. Denn was anderes kann Narada meinen, wenn er lehrt: „Jene, die das Opfer verstehen, verstehen den Samana und den Vyana als den Prinzipal (die Darbringung).“ „Prana und Apana sind nichts als Teile der Darbringung . . . und zwischen ihnen ist das Feuer . . . . Das ist der ausgezeichnete Sitz des Udanas, wie er von den Brahmanen verstanden wird. Was das betrifft, was von diesen Paaren verschieden ist, so höre mich darüber sprechen. Tag und Nacht sind ein Paar, zwischen ihnen ist das Feuer. . . Das, was existiert und das, was nicht existiert, sind ein Paar, zwischen ihnen ist das Feuer etc.“ Und nach jedem solchen Gegensatz fügt Narada hinzu: „Das ist der ausgezeichnete Sitz des Udanas, wie er von den Brahmanen verstanden wird.“

Nun kennen viele Menschen nicht die gesamte Bedeutung solcher Begriffe wie Samana und Vyana, Prana und Apana, die als „Lebenswinde“ erklärt (wir sagen „Prinzipien sowie die sich darauf beziehenden Fähigkeiten und Sinne“) und Udana dargebracht werden, dem angeblich hauptsächlichen „Lebenswind“ (?), der, wie es heißt, an allen Verbindungen wirkt. Und so wird der Leser, dem es unbekannt ist, dass das Wort „Feuer“ in diesen Allegorien sowohl das „Selbst“ als auch die höhere göttliche Erkenntnis bedeutet, nichts davon verstehen und den Punkt unserer Beweisführung vollständig verfehlen, so wie ihre Übersetzer und selbst der Herausgeber, der große Oxforder Sanskritist Max Müller, die wahre Bedeutung der Worte Naradas verfehlten. Exoterisch hat diese ganze Aufzählung der „Lebenswinde“ natürlich annähernd die in den Fußnoten vermutete Bedeutung, nämlich: „Der Sinn scheint folgender zu sein . . . . Der Verlauf des weltlichen Lebens ist eine Folge der Wirkungen der mit dem Selbst verbundenen Lebenswinde, welche seine Offenbarungen als individuelle Seelen (?) herbeiführen. Von diesen werden Samana und Vyana durch [SD # 568] Prana und Apana kontrolliert und im Zaum gehalten. . . . Die beiden Letzteren wiederum werden von Udana im Zaum gehalten, der damit alle kontrolliert. Und die Kontrolle von Letzterem, der alle fünf kontrolliert . . . . führt zum Höchsten Selbst.“ (S. 259, Anugita, „Sacred Books of the East“, Bd. VIII)

Das Obige ist als Erläuterung des Textes gegeben, der die Worte des Brahmanen aufzeichnet, welcher schildert, wie er die letzte Weisheit des Yogas und auf diese Weise Allwissen erlangte. Er sagte, er habe „mittels des Selbst den Sitz wahrgenommen, der im Selbst verweilt“, wo das von allem freie Brahman wohnt; und er erklärt, jenes unzerstörbare Prinzip befände sich vollständig jenseits der Wahrnehmung der Sinne (d. h. der fünf „Lebenswinde“) und fügt hinzu: „Inmitten all dieser (Lebenswinde), die sich im Körper hin und her bewegen und gegenseitig verschlingen, lodert das siebenfältige Feuer Vaishvanaras.“ Dieses „Feuer“ ist, laut Nilakanthas Kommentar, identisch mit dem „Ich“, dem Selbst, welches das Ziel des Asketen ist (das Selbst wird häufig Vaishvanara genannt). Dann fährt der Brahmane fort aufzuzählen, was mit dem Wort „siebenfältig“ gemeint sei und sagt: „Die Nase (oder der Geruch) und die Zunge (der Geschmack) und das Auge und die Haut und das Ohr als das fünfte, das Denkvermögen, und der Verstand, das sind die sieben Zungen der Flamme Vaishvanaras.114. . . . . Das sind die sieben (Arten von) Brennstoff für mich.115 . . . . . Das sind die sieben großen amtierenden Priester.“

Diese sieben Priester werden von Arjuna Miśra im Sinne folgender Bedeutung angenommen: „Die Seele, die im Hinblick auf diese verschiedenen Kräfte als so viele (Seelen oder Prinzipien) unterschieden wird“, und schließlich scheint der Übersetzer die Erklärung anzunehmen und gesteht widerwillig ein, dass „sie diese Bedeutung haben könnte“; obwohl er selbst den Sinn folgendermaßen auslegt: „Die Kräfte des Hörens etc. (kurz gesagt, die physischen Sinne), welchen die verschiedenen Gottheiten vorstehen.“ (Vide loc. cit.“, S. 259, Fußnote 6)

Aber was das auch immer in wissenschaftlichen oder orthodoxen Interpretationen bedeuten mag, diese Stelle auf Seite 259 erklärt Naradas Sätze auf Seite 276 und zeigt, dass sie sich auf exoterische und esoterische Methoden beziehen und einander gegenüber stehen. Obwohl sie dem Prana und dem Apana unterworfen sind und alle vier dem Udana, werden Samana und Vyana in Bezug auf die Erlangung von Pranayama (hauptsächlich des Hatha-Yogas oder der „niederen“ Yoga-Form) als das hauptsächliche Opfer bezeichnet, denn, wie der Kommentator zu Recht feststellte, ihre „Tätigkeiten sind für die Lebenskraft von größerer praktischer Bedeutung“, d. h. sie sind die gröbsten und werden in dem Opfer dargeboten, damit sie sozusagen in der Natur der Finsternis dieses Feuers oder seines Rauches (der bloßen exoterischen, ritualistischen Form) verschwinden mögen. Doch [SD # 569] Prana und Apana, obwohl sie als untergeordnet dargestellt werden (weil weniger grob oder reiner), haben das Feuer zwischen einander: das Selbst und die geheime Erkenntnis, welche dieses Selbst besitzt. Das gilt für das Gute und Böse, und für „das, was existiert, und das, was nicht existiert“; alle diese „Paare“116 haben Feuer zwischen sich, d. h. esoterische Erkenntnis, die Weisheit des Göttlichen Selbstses. Mögen diejenigen, die mit dem Rauch des Feuers zufrieden sind, verbleiben, wo sie sind, d. h. in der ägyptischen Finsternis der theologischen Fiktionen und Interpretationen nach dem toten Buchstaben.

Das Obige ist nur für die westlichen Schüler des Okkultismus und der Theosophie geschrieben. Die Schreiberin maßt sich weder an, diese Dinge den Hindus zu erklären, die ihre eigenen Gurus haben; noch den Orientalisten, die glauben, mehr zu wissen als alle Gurus und Rishis der Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Diese ziemlich langatmigen Ausführungen und Beispiele sind notwendig, wenn auch nur, um dem Schüler die Werke zu zeigen, die er studieren muss, um so Nutzen und Wissen aus dem Vergleich zu ziehen. Er lese die Pistis Sophia im Licht der Bhagavadgita, der Anugita und anderer; und dann wird der von Jesus in dem gnostischen Evangelium gemachte Ausspruch klar werden, und die Blenden des toten Buchstabens werden sofort verschwinden. Man lese das Folgende und vergleiche es mit der soeben gegebenen Erklärung aus den hinduistischen Schriften.

. . . „Und kein Name ist herrlicher als alle diese (sieben) Vokale, ein Name, in dem alle Namen enthalten sind und alle Lichter und all die (neunundvierzig) Kräfte. Wenn ein Mensch in der Kenntnis dieses Namens diesen materiellen Körper verlässt,117 wird kein Rauch (d. h. keine theologische Täuschung),118 keine Finsternis und kein Herrscher der Sphäre (kein persönlicher Genius oder Planetengeist, der Gott genannt wird) des Schicksals (Karma) [SD # 570] imstande sein, die Seele, die jenen Namen kennt, zurückzuhalten. . . Wenn er diesen (Namen) in das Feuer sprechen wird, wird die Finsternis entfliehen. . . Und wenn er jenen Namen aussprechen wird vor. . . . all ihren Mächten, ja selbst vor Barbelo,119 dem Unsichtbaren Gott, und vor den dreifach mächtigen Göttern, sobald als er diesen Namen an jenen Orten ausgesprochen haben wird, werden sie alle durchgerüttelt und aufeinander geworfen, so dass sie alle bereit sein werden zu schmelzen, zu vergehen und zu verschwinden, und sie werden laut ausrufen: ‘Oh Licht aller Lichter, das in dem Grenzenlosen Licht ist, erinnere dich auch unser und reinige uns!’ “

Es ist leicht zu erkennen, was dieses Licht und dieser Name sind. Das Licht der Initiation und der Name des „Feuer-Selbstes“, welches kein Name ist, keine Handlung, sondern eine spirituelle, immer lebendige Kraft, die höher ist als selbst der „Unsichtbare Gott“, da diese Kraft sie selbst ist.

Wenn auch der fähige und gelehrte Verfasser der „Gnostics and their Remains“ den Geist der Allegorie und Mystik in den von ihm übersetzten und angeführten Bruchstücken im oben genannten Werk, der Pistis Sophia, nicht ausreichend berücksichtigt hat – haben andere Orientalisten weitaus Schlimmeres getan. Da sie weder seine intuitive Wahrnehmung des indischen Ursprungs der gnostischen Weisheit besitzen, und noch weniger die der Bedeutung ihrer „Gemmen“, haben sich die meisten von ihnen in Bezug auf fast alle Symbole höchst außergewöhnliche Missgriffe geleistet, beginnend mit Wilson und endend mit dem dogmatischen Weber. Sir M. Monier Williams und andere zeigen eine ganz entschiedene Verachtung für die „esoterischen Buddhisten“, wie die Theosophen jetzt genannt werden. Doch hat niemals ein Schüler der okkulten Philosophie einen Zyklus mit einer lebenden Persönlichkeit verwechselt oder vice versa, wie es sehr häufig bei unseren gelehrten Orientalisten der Fall war. Ein oder zwei Beispiele mögen das anschaulicher illustrieren. Wählen wir das Bekannteste.

Im Ramayana wird Garuda, „der Oheim mütterlicherseits von Sagaras 60.000 Söhnen“ genannt; und Amshumat, Sagaras Enkel, „der Neffe der 60.000 Oheime“, die in Asche verwandelt wurden von Kapilas Blick – „des Purushottama“ (oder unendlichen Geistes), der das Pferd verschwinden ließ, welches Sagara für das Ashvamedha-Opfer aufbewahrte. Garudas Sohn120 Jatayu – Garuda selbst ist der Maha-Kalpa oder Große Zyklus –, der König des gefiederten Stammes, sagt wiederum über sich selbst, kurz bevor er von Ravana erschlagen wird, der Sita entführt:

„Es ist 60.000 Jahre her, oh König, dass ich geboren wurde“, wonach er der Sonne seinen Rücken zukehrt – und stirbt.

Jatayu ist natürlich der Zyklus von 60.000 Jahren innerhalb des Großen Zyklus Garudas, daher wird er als sein Sohn oder Neffe dargestellt, ad libitum, [SD # 571] da die gesamte Bedeutung darauf beruht, dass er in der Linie der Nachkommen Garudas steht. Dann wiederum gibt es Diti – die Mutter der Maruts – deren Abkömmlinge und Nachkommenschaft der Zeit nach Hiranyaksha angehörten, „deren Anzahl 77 Crore (oder 770 Millionen) Menschen war“ (siehe „Padma-Purana“). Alle derartigen Erzählungen werden zu sinnlosen Erdichtungen und Torheiten erklärt. Aber – die Wahrheit ist die Tochter der Zeit, wahrhaftig; und die Zeit wird es zeigen.

Was könnte unterdessen leichter sein als zumindest den Versuch zu unternehmen, die puranische Chronologie zu verifizieren? Es gibt viele Kapilas; der Kapila jedoch, welcher die Nachkommenschaft von König Sagara erschlug – 60.000 Mann stark –, war unabstreitbar Kapila, der Gründer der Sankhya-Philosophie, da das in den Puranas behauptet wird; obwohl einer davon die Behauptung pauschal abstreitet, ohne jedoch ihre esoterische Bedeutung zu erklären. Es handelt sich dabei um das „Bhagavata-Purana“ (IX, viii, 12 und 13), das angibt: „Der Bericht, dass die Söhne des Königs vom bloßen Blick des Weisen zu Asche verbrannt wurden, stimmt nicht.“ „Denn“, so argumentiert es, „wie könnte die Eigenschaft der Dunkelheit, die Folge des Zorns, in einem Weisen existieren, dessen Güte die Essenz war, welche die Welt läuterte – der Staub der Erde sozusagen, der dem Himmel zugeschrieben wird! Wie sollte eine Unruhe des Geistes den Weisen ablenken, der mit dem Höchsten Geist identifiziert wird und hier (auf der Erde) das beständige Schiff des Sankhya (der Philosophie) lenkte, mit dessen Hilfe der nach Befreiung Strebende den gefürchteten Ozean der Existenz überquert, den Pfad zum Tod?

Das Purana spricht pflichtgemäß in dieser Weise. Es hat ein Dogma zu verkünden und eine Politik durchzuführen – die der großen Geheimhaltung in Bezug auf mystische, göttliche Wahrheiten, die zahllose Zeitalter lang lediglich bei der Initiation enthüllt wurden. Daher brauchen wir in den Puranas nicht nach einer Erklärung der mit verschiedenen transzendentalen Daseinszuständen verknüpften Geheimnisse zu suchen. Dass die Geschichte eine Allegorie ist, sieht man auf den ersten Blick: Die 60.000 rohen, lasterhaften und gottlosen Söhne personifizieren die menschlichen Leidenschaften, welche ein „bloßer Blick des Weisen“ – des Selbstes, das den höchsten Zustand der auf der Erde erreichbaren Reinheit darstellt – in Asche legt. Aber sie hat auch andere – zyklische und chronologische – Bedeutungen, sie ist auch eine Methode zur Bezeichnung von Perioden, in welchen bestimmte Weise erblühten, die sich auch in anderen Puranas finden.

Nun ist es so gut abgesichert, wie das mit einer Tradition überhaupt möglich ist, dass Kapila in Haridwar (oder Gangadvara, der „Tür oder Pforte des Ganges“) am Fuß des Himalayas einige Jahre lang meditierend saß. Nicht weit von den Siwaliks wird der „Haridwar-Pass“ bis zum heutigen Tag „Kapilas Pass“ genannt, und der Ort heißt bei den Asketen auch „Kapilasthen“. Dort taucht der Ganga (der Ganges) aus seiner Gebirgsschlucht auf und nimmt seinen Lauf durch die schwülen Ebenen Indiens. Es wurde auch im Rahmen geologischer Studien festgestellt, dass die Überlieferung, die behauptet, dass der [SD # 572] Ozean vor Urzeiten den Fuß des Himalayas umspülte – nicht ganz ohne Grund existiert, da es immer noch Spuren davon gibt.

Die Sankhya-Philosophie mag vom ersten Kapila heruntergebracht und gelehrt und vom letzten niedergeschrieben worden sein.

Nun ist Sagara bis zum heutigen Tag in Indien der Name des Ozeans und insbesondere der Bucht von Bengalen an der Mündung des Ganges (siehe Wilsons Vishnu Purana“, Bd. III, S. 302). Haben die Geologen jemals die Anzahl von Jahrtausenden berechnet, die das Meer gebraucht haben muss, um sich so weit zurückzuziehen, von Haridwar, das gegenwärtig 1.024 Fuß über dem Meeresspiegel liegt? Hätten sie es getan, könnten jene Orientalisten, die Kapila zwischen dem ersten und neunten Jahrhundert n. Chr. erblühen lassen, ihre Ansichten ändern, wenn auch lediglich aus einem von zwei sehr guten Gründen: Die wahre Anzahl der seit den Tagen Kapilas vergangenen Jahre ist unübersehbar in den Puranas enthalten, wenn auch die Übersetzer verfehlen mögen, das zu erkennen; und zweitens – könnten der Kapila des Satya- und der des Kali-Yugas ein und dieselbe Individualität sein, ohne dieselbe Persönlichkeit darzustellen.

Abgesehen davon, dass Kapila der Name einer Person ist, des einstmals lebenden Weisen und Autors der Sankhya-Philosophie, stellt Kapila auch den generischen Namen der Kumaras dar, der himmlischen Asketen und Unberührten. Daher sollte die bloße Tatsache, dass das Bhagavata-Purana diesen Kapila – den es gerade zuvor als einen Teil Vishnus zeigte – als Autor der Sankhya-Philosophie bezeichnet, den Leser vor einer Blende gewarnt haben, welche eine esoterische Bedeutung enthält. Ob er nun der Sohn Vitathas war, zu welchem ihn Harivamsha macht, oder von irgendjemand anderem, der Autor des Sankhyas kann nicht derselbe sein wie der Weise des Satya-Yugas – am ersten Anfang des Manvantaras, als Vishnu in der Gestalt Kapilas „allein den Geschöpfen wahre Weisheit mitteilend“ dargestellt wird; denn das bezieht sich auf die ursprüngliche Periode, in welcher die „Söhne Gottes“ den neu erschaffenen Menschen jene Künste und Wissenschaften lehrten, die seitdem in den Heiligtümern von den Initiierten gepflegt und bewahrt wurden. In den Puranas gibt es verschiedene wohl bekannte Kapilas. Zuerst den ursprünglichen Weisen, dann Kapila als einen der drei „geheimen“ Kumaras; und Kapila als Sohn Kashyapas und Kadrus – der „vielköpfigen Schlange“ (siehe „Vayu-Purana“, das ihn auf die Liste der vierzig berühmten Söhne Kashyapas setzt); neben Kapila, dem großen Weisen und Philosophen des Kali-Yugas. Der Letztere, ein Initiierter, „eine Schlange der Weisheit“, ein Naga, wurde mit den Kapilas der früheren Zeitalter absichtlich vermischt.

[SD # 573]
§ XXIV
Das Kreuz und die Pythagoreische Dekade

Die frühen Gnostiker behaupteten, ihre Wissenschaft, die Gnosis, ruhe auf einem Quadrat, dessen Winkel entsprechend Sigè (Schweigen), Bythos (Tiefe), Nous (spirituelle Seele oder Denkvermögen) und Aletheia (Wahrheit) darstellen.

Sie waren die Ersten, die der Welt das enthüllten, was Zeitalter lang verborgen geblieben war: nämlich das Tau in Gestalt eines Prokrustesbettes, und den Christos, der sich in Chrestos inkarnierte, aus bestimmten Gründen wurde er ein williger Kandidat für eine Reihe mentaler und physischer Qualen.

In der Zahl 10, der pythagoreischen Dekade, war für sie das gesamte metaphysische und materielle Universum enthalten und konnte in diesen Ziffern formuliert und beschrieben werden.

Diese Dekade, die das Universum und seine Evolution aus dem Schweigen und den unbekannten Tiefen der spirituellen Seele oder Anima Mundi darstellte, bot dem Schüler zwei Seiten oder Aspekte. Sie konnte auf den Makrokosmos angewendet werden und wurde es zunächst auch, worauf sie zum Mikrokosmos oder dem Menschen herabstieg. Dort gab es dann die rein intellektuelle und metaphysische oder „innere Wissenschaft“ und die ebenso rein materialistische oder „oberflächliche Wissenschaft“, beide mit der Dekade erläuterbar und in ihr enthalten. Sie konnte, kurz gesagt, sowohl nach den Universalien Platons sowie nach der induktiven Methode von Aristoteles studiert werden. Ersterer ging von einem göttlichen Verständnis aus, wo die Vielheit aus der Einheit hervorging, oder die Ziffern der Dekade erschienen, nur um schließlich wieder aufgenommen zu werden, im unendlichen Kreis verloren. Letztere stützte sich lediglich auf die sinnliche Wahrnehmung, wo die Dekade entweder als Einheit, die sich vervielfältigt, oder als Materie, die sich differenziert, betrachtet werden konnte. Ihr Studium war beschränkt auf den oberflächlichen Plan; auf das Kreuz, oder die Sieben, die aus der Zehn – oder der vollkommenen Zahl hervorgeht, auf der Erde wie im Himmel.

Dieses doppelte System brachte Pythagoras zusammen mit der Dekade aus Indien mit. Dass es das System der Brahmanen und Iraner war, wie sie von den alten griechischen Philosophen genannt wurden, wird uns durch eine ganze Reihe Sanskritliteratur bestätigt, wie durch die Puranas und die Gesetze Manus. In diesen „Gesetzen“ oder „Verordnungen Manus“ heißt es, dass Brahmâ zuerst „die zehn Herren des Daseins“ erschafft, die zehn Prajapati oder schöpferischen Kräfte; diese zehn bringen „sieben“ weitere Manus hervor oder vielmehr, wie es einige Manuskripte darstellen, Munin anstatt Manun = „Ergebene“ oder heilige Wesen, die in den [SD # 574] westlichen Religionen die sieben Engel der Gegenwart sind. Diese mysteriöse Zahl sieben, aus dem oberen Dreieck geboren, , das Letztere wiederum aus seiner Spitze geboren oder den schweigenden Tiefen der unbekannten Universalseele (Sigè und Bythos), ist die siebenfältige Saptaparna-Pflanze, geboren und offenbart auf der Oberfläche des Bodens des Mysteriums, aus der dreifältigen Wurzel, die unter dem undurchdringlichen Boden begraben ist. Diese Idee ist vollständig ausgearbeitet in Band I, § „Ursprüngliche Substanz und Göttlicher Gedanke“, die der Leser sorgfältig beachten sollte, wenn er die in dem oben abgebildeten Symbol eingeschlossene metaphysische Idee erfassen will. Nach der vorhimalayischen Esoterischen Philosophie (die der ursprünglichen Manu-Kosmogonie entspricht) ist die siebenfältige Einteilung im Menschen sowie in der Natur das, was von der Natur selbst beabsichtigt ist. Genauer gesagt, ist das siebte Prinzip (Purusha) allein das göttliche Selbst; denn es heißt im Manu: „Nachdem er (Brahmâ) die feinen Teile jener sechs von unermesslicher Heiligkeit durchdrungen hatte“, erschuf er sie oder rief sie auf zu „Selbst“-Bewusstsein oder zum Bewusstsein des Einen Selbstes („Manu“, Vers 16, Kap. I). Von diesen sechs werden fünf Elemente (oder Prinzipien oder Tattvas, wie Medhatithi denkt, der Kommentator) „die atomischen, zerstörbaren Elemente genannt“ (Vers 27); diese sind im oben genannten Abschnitt beschrieben.

Wir müssen jetzt über die Mysteriensprache sprechen, und zwar über die der prähistorischen Rassen. Sie war keine phonetische, sondern eine rein bildliche und symbolische Sprache. Sie ist gegenwärtig in ihrer Vollständigkeit nur sehr wenigen bekannt, vor mehr als 5.000 Jahren wurde sie für die Massen eine vollständig tote Sprache. Die meisten der gelehrten Gnostiker, Griechen und Juden kannten und gebrauchten sie aber, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art. Ein paar Beispiele können gezeigt werden.

Auf der oberen Ebene ist die Zahl keine Zahl, sondern eine Null – ein Kreis. Auf der unteren Ebene wird sie zur Eins – die eine ungerade Zahl ist. Jeder Buchstabe der alten Alphabete hatte philosophische Bedeutung und einen Daseinsgrund. Die Zahl eins bedeutete bei den alexandrinischen Initiierten einen aufrechten Körper, einen lebendigen, stehenden Menschen, das einzige Tier mit diesem Privileg. Und indem man zu dieser 1 einen Kopf hinzufügte, wurde sie in ein P verwandelt, einem Symbol der Paternität, der schöpferischen Potenz; R hingegen bedeutete einen „sich bewegenden Menschen“, einen Menschen auf seinem Pfad. Daher hatte Pater Zeus nichts Geschlechtliches oder Phallisches, weder in seinem Klang noch in der Buchstabenform; und ebenso nicht πατὴρ Δεύς (vide Ragon). Wenn wir uns nun dem hebräischen Alphabet zuwenden, so werden wir finden, dass, während 1 oder Aleph, א, einen Stier oder einen Ochsen zum Symbol hat, die 10, die vollkommene Zahl, oder die Eins der Kabbala, ein Yod ist (y, i oder j); und als der erste Buchstabe von Jehovah das Zeugungsorgan bedeutet et seq.

Die ungeraden Zahlen sind göttlich, die geraden Zahlen sind irdisch, teuflisch und unglücklich. Die Pythagoreer hassten die Zweiheit. Für sie war sie der Ursprung der Differenzierung, hiermit der Widersprüche, der Zwietracht oder der Materie, der Anfang des Bösen. In der valentinischen Theogonie sind Bythos und Sigè (Tiefe, Chaos, im Schweigen geborene Materie) die ursprüngliche Zweiheit. [SD # 575] Bei den frühen Pythagoreern hingegen war die Duade jener unvollkommene Zustand, in den das erste manifestierte Wesen fiel, als es sich von der Monade löste. Es war der Punkt, von dem die beiden Pfade abzweigen – der gute und der böse. Alles, was zweigesichtig oder falsch war, wurde von ihnen als „dual“ bezeichnet. Eins allein war gut und Harmonie, weil aus eins allein keine Disharmonie entstehen kann. Daher das lateinische Wort Solus, in Beziehung auf den einen und einzigen Gott, den Unbekannten des Paulus. Solus wurde jedoch sehr schnell zu Sol – der Sonne.

Die Dreiheit ist also die erste der ungeraden Zahlen, so wie das Dreieck die erste geometrische Fläche ist.121 Diese Zahl ist wahrlich das Mysterium in höchster Vollendung. Um sie auf exoterischer Grundlage zu studieren, muss man Ragons „Cours Inerprétatif des Initiations“ lesen; nach der esoterischen – die hinduistische Zahlensymbolik; denn die darauf angewendeten Kombinationen sind zahllos. Ragon gründete seine Studien auf den okkulten Eigenschaften der drei gleichen Linien oder Seiten des Dreiecks, und er gründete die berühmte freimaurerische Gesellschaft der Trinosophen (die drei Wissenschaften studieren; ein Fortschritt gegenüber den gewöhnlichen drei freimaurerischen Graden, die jenen erteilt werden, die bei ihren Logenbegegnungen nichts studieren außer Speisen und Getränke). Wie der Gründer schreibt: „Die erste Linie des Dreiecks, die dem Auszubildenden zum Studium dargeboten wird, ist das Mineralreich, symbolisiert durch Tubal-Kain. Die zweite Seite, über die der ‘Geselle’ nachdenken muss, ist das Pflanzenreich, symbolisiert durch Schibboleth. In diesem Reich beginnt die Erschaffung der Körper. Das ist der Grund, warum der Buchstabe G vor den Augen des Adepten strahlend (?!) gezeigt wird. Die dritte Seite ist dem Meister-Maurer überlassen, der seine Erziehung durch das Studium des Tierreiches vollenden muss. Es wird symbolisiert durch Macben (Sohn der Fäulnis)“ etc. etc.

Das erste räumliche Objekt ist die Vierheit, das Symbol der Unsterblichkeit. Es ist die Pyramide: Denn die Pyramide steht auf einer dreieckigen, quadratischen oder polygonalen Grundfläche und endet in einem Punkt an der Spitze, und sie bietet so die Dreiheit und die Vierheit oder die 3 und 4. Die Pythagoreer lehrten die Verbindung und die Beziehung zwischen den Göttern und den Zahlen in einer Wissenschaft namens Arithmomantie. Die Seele ist eine Zahl, sagten sie, die sich selbst bewegt und die Zahl 4 enthält. Und der spirituelle und physische Mensch ist die Zahl 3, da die Dreiheit für sie nicht nur die Oberfläche, sondern auch das Prinzip der Formbildung des physischen Körpers darstellte. So waren die Tiere nur Dreiheiten und der Mensch allein, wenn tugendhaft, eine Siebenheit; eine Fünfheit, wenn böse, denn:

Die Zahl 5 war zusammengesetzt aus einer Zweiheit und einer Dreiheit, wobei die Zweiheit alles in der vollkommenen Form in Unordnung und Verwirrung brachte. Der [SD # 576] vollkommene Mensch, sagten sie, war eine Vierheit und eine Dreiheit oder vier materielle und drei immaterielle Elemente; und diese drei Geister oder Elemente finden wie ebenso in der 5, wenn sie den Mikrokosmos darstellt. Letztere ist eine Zusammensetzung aus einer sich unmittelbar auf die grobe Materie beziehende Dualität und aus drei Geistern; „denn diese 5 ist die raffinierte Vereinigung der beiden griechischen Akzente – welche über Vokale gesetzt werden, die aspiriert werden müssen oder nicht aspiriert werden dürfen. Das erste Zeichen ‘ wird der ‘starke’ oder höhere Geist genannt, der von Gott aspirierte (spiratus) und vom Menschen geatmete Geist. Das zweite Zeichen ’ , das untere, ist der Geist der Liebe, der den zweiten Geist repräsentiert; das dritte umfasst den gesamten Menschen. Es ist die universale Quintessenz, das Lebensfluidum oder Leben.“ (Ragon)

Die eher mystische Bedeutung der Zahl 5 ist in einem ausgezeichneten Aufsatz von Subba Row in „Five Years of Theosophy“ (S. 106 et seq.) gegeben – in einem Aufsatz mit dem Titel „Die zwölf Zeichen des Zodiaks“, worin er einige Regeln angibt, die dem Fragesteller helfen können, „die tiefe Bedeutung alter Sanskritnomenklatur in den alten arischen Mythen und Allegorien“ zu ergründen. Mittlerweile sehen wir zu, was bisher über die Konstellation des Steinbocks in theosophischen Veröffentlichungen gesagt wurde und was davon allgemein bekannt ist. Jedermann weiß, dass das zehnte Zeichen des Tierkreises ist, in das die Sonne bei der Wintersonnenwende um den 21. Dezember eintritt. Aber nur sehr wenige gibt es – selbst in Indien, falls sie nicht initiiert sind –, die den wirklichen mystischen Zusammenhang kennen, der, wie uns gesagt wird, zwischen den Namen Makara und Kumara zu bestehen scheint. Ersterer bedeutet irgendein amphibisches Tier, leichtfertig ‘Krokodil’ genannt, wie einige Orientalisten denken, und Letzterer ist der Titel der großen Schutzherren der Yogins (siehe „Shiva-Purana“), der Söhne Rudras (Shivas) und sogar eins mit ihm; und er ist selbst ein Kumara. Es geschieht durch ihre Verbindung mit dem Menschen, dass die Kumaras ebenso mit dem Tierkreis verbunden sind. Versuchen wir, herauszufinden, was das Wort Makara bedeutet.

Der Verfasser der „Zwölf Zeichen des Zodiaks“ sagt, das Wort Makara „enthält den Schlüssel zu seiner richtigen Auslegung in sich selbst. Der Buchstabe Ma hat den Wert der Zahl 5 und kara bedeutet Hand. Nun bedeutet im Sanskrit Thribhujam ein Dreieck, wenn bhujam oder Karam (die beide synonym sind) im Sinn einer Seite verstanden werden. So bedeutet Makaram oder Panchakaram ein Fünfeck.“ Der fünfeckige Stern oder das Pentagon repräsentiert die fünf Glieder des Menschen.122 In dem alten System, so wird uns gesagt, war Makara das achte und nicht das zehnte Zeichen.123 Es ist dafür „vorgesehen, die Flächen des Universums darzustellen und deutet an, dass das Universum von Pentagonen begrenzt ist“, da die Sanskritschriftsteller „auch von [SD # 577] Ashtadisa oder acht Flächen sprechen, welche den Raum begrenzen“, und beziehen sich so auf die Lokapalas, die acht Punkte des Kompasses (die vier Haupt- und die vier dazwischen liegenden Punkte) . . . „Von einem objektiven Gesichtspunkt aus wird der Mikrokosmos durch den menschlichen Körper dargestellt. Makaram kann so aufgefasst werden, dass mit ihm gleichzeitig sowohl der Mikrokosmos als auch der Makrokosmos als äußere Gegenstände der Wahrnehmung repräsentiert werden.“ (S. 113, 115)

Aber der wahre esoterische Sinn des Wortes „Makara“ bedeutet in Wahrheit überhaupt nicht „Krokodil“, auch nicht dann, wenn er mit dem im hinduistischen Tierkreis abgebildeten Tier verglichen wird. Denn er hat den Kopf und die Vorderbeine einer Antilope und den Rumpf und den Schwanz eines Fisches. Daher wurde das zehnte Zeichen des Tierkreises schon als Hai, als Delfin etc. gedeutet; weil es das Vahana des Varuna ist, des Meeresgottes, und aus diesem Grund oft Jala-Rupa genannt wird, „Wasser-Form“. Bei den Griechen war der Delfin das Gefährt von Poseidon-Neptun, und esoterisch war er eins mit ihm; und dieser „Delfin“ ist genauso sehr der „Seedrache“ wie das Krokodil des heiligen Nils das Gefährt von Horus und Horus selbst ist. Der mumiengestaltige Gott mit dem Krokodilkopf (Kap. lxxxviii, 2, „Totenbuch“) sagt: „Ich bin der Fisch und Sitz des großen Horus von Kem-ur.“ Bei den peratischen Gnostikern ist es Chozzar (Neptun), der die zwölfeckige Pyramide in eine Kugel verwandelt „und ihr Tor in vielen Farben bemalt“. Er hat fünf androgyne Minister – er ist Makara, der Leviathan.

Da die aufgehende Sonne als die Seele der Götter betrachtet wurde, die ausgesendet war, sich den Menschen jeden Tag zu offenbaren, und da das Krokodil sich beim ersten Sonnenstrahl aus dem Wasser erhob, wurde das Tier in Indien schließlich zur Personifizierung von Verehrern des Sonnenfeuers, so wie es bei den Ägyptern das Feuer oder die höchste Seele personifizierte.

In den Puranas verändert sich die Anzahl der Kumaras entsprechend den Erfordernissen der Allegorie. Für okkulte Zwecke beträgt ihre Zahl an einer Stelle sieben, dann vier, dann fünf. Im „Kurma-Purana“ wird über sie gesagt: „Diese fünf (Kumaras), oh Brahmane, waren Yogins, welche die vollständige Befreiung von den Leidenschaften erlangten.“ Schon ihr Name zeigt ihren Zusammenhang mit der erwähnten Konstellation – Makara, und mit einigen anderen puranischen Charakteren, die mit den Tierkreiszeichen verknüpft sind. Das geschah, um eine der bedeutungsvollsten Glyphen der ursprünglichen Tempel zu verschleiern. Allgemein sind sie astronomisch, physiologisch und mystisch mit einer Anzahl puranischer Persönlichkeiten und Ereignisse vermischt. Kaum angedeutet im Vishnu“-Purana, treten sie quer durch alle anderen Puranas und heilige Literatur in verschiedenen Dramen und Ereignissen auf; so müssen die Orientalisten, welche die Verbindungslinien hier und dort zusammensammeln müssen, schließlich erklärten, dass die Kumaras „hauptsächlich der Fantasie der Autoren der Puranas zuzuschreiben sind“. Aber:

Vom Verfasser der „Zwölf Zeichen des Zodiaks“ wird uns gesagt, dass Ma fünf ist; kara, eine Hand mit ihren fünf Fingern ist ebenso ein fünfseitiges Zeichen oder [SD # 578] ein Pentagon. Es gibt in der Esoterik 5 Kumaras (in diesem Fall ein Anagramm für okkulte Zwecke) als Yogins, da die Namen der beiden letzten immer geheim gehalten wurden; sie sind die fünfte Ordnung der Brahmadevas und die fünffältigen Chohans, welche die Seele der fünf Elemente in sich tragen, wobei Wasser und Äther vorwiegen, und daher waren ihre Symbole sowohl wässrig als auch feurig. „Die Weisheit liegt verborgen unter dem Lager dessen, der auf dem goldenen Lotus (Padma) ruht, welcher auf dem Wasser schwimmt.“ In Indien ist dies Vishnu (Buddha war einer seiner Avataras, wie in alter Zeit behauptet wurde). Die Prachetasas, die Verehrer Narayanas (der sich wie Poseidon über und nicht unter den Wassern bewegte und dort verweilte) versenkten sich für ihre Andachtsübungen in die Tiefe des Ozeans und blieben 10.000 Jahre lang darin; und von den Prachetasas sind zehn exoterisch, fünf jedoch esoterisch. „Prachetas“ ist im Sanskrit der Name Varunas, des Wassergottes, Nereus, eines Aspekts desselben wie auch Neptun. Die Prachetasas sind somit identisch mit den „fünf Ministern“ des ΧΩΖΖΑΡ (Poseidon) der peratischen Gnostiker. Sie heißen jeweils ΑΟΤ, ΑΟΑΙ, ΟΤΩ, ΟΤΩΑΒ, wobei der fünfte, ein dreifältiger Name (was zusammen sieben ergibt), verloren ist“124d. h. geheim gehalten wird. So viel zu dem „wässrigen Symbol“; das „feurige“ verbindet sie mit dem feurigen Symbol – spirituell. In Bezug auf ihre Identität erinnern wir uns daran, dass Savarna, die Tochter des Ozeans, die Mutter der Prachetasas war, genauso wie Amphitrite, die Mutter von Neptuns mystischen „Ministern“.

Nun wird der Leser daran erinnert, dass diese „fünf Minister“ sowohl in dem Delfin symbolisiert sind, der den Widerwillen der keuschen Amphitrite überwunden hatte, sich mit Poseidon zu vermählen, als auch in ihrem Sohn Triton. Letzterer, dessen obere Körperhälfte ein Mann und die untere ein Delfin ist, ein Fisch, steht wieder höchst mysteriös in Zusammenhang mit Oannes, dem babylonischen Dag, und ferner auch mit Matsya, dem (Fisch-) Avatara Vishnus, die beide den Sterblichen die Weisheit lehrten. Der Delfin wurde, wie jeder Mythologe weiß, für seinen Dienst von Poseidon unter den Sternbildern verewigt, und bei den Griechen wurde er zum Capricornus, dem Bock, dessen hinterer Teil von einem Delfin stammt und der somit identisch ist mit Makara, der ebenfalls den Kopf einer Antilope und den Rumpf und Schwanz eines Fisches hat. Das ist der Grund, warum das Zeichen Makaras auf das Panier Kamadevas gesetzt wurde, des hinduistischen Liebesgottes, der im Atharvaveda mit Agni (dem Feuergott), dem Sohn Lakshmis, identifiziert wird, wie Harivamsha korrekt angibt. Denn Lakshmi und Venus sind eins, und Amphitrite ist die frühe Form der Venus. Nun ist Kama (der Makara-Ketu) „Aja“ (der Ungeborene), und „Atman-Bhu“ (der Selbstexistierende), und Aja ist im Rigveda der Logos, da er darin als die erste Offenbarung des Einen dargestellt wird: Denn „als Erstes erhob sich das Verlangen in Jenem, was der ursprüngliche [SD # 579] Keim des Gemütes war“, das, „was Wesenheit mit Nichtwesenheit verbindet“ (oder esoterisch Manas, das fünfte, mit Atman, dem siebten), sagen die Weisen. Das ist das erste Stadium. Das zweite, auf der folgenden Ebene der Manifestation, zeigt Brahmâ (den wir als einen Repräsentanten für alle anderen ersten Götter der Nationen wählen), wie er aus seinem Körper seine aus dem Gemüt geborenen Söhne hervorgehen lässt, „Sanandana und weitere“, welche in der fünften „Schöpfung“ und in der neunten erneut (als Blende) zu den Kumaras werden. Schließen wir, indem wir den Leser daran erinnern, dass am Meeresufer Amphitrite und den Nereiden Böcke geopfert wurden, so wie bis zum heutigen Tag Durga Kali Böcke geopfert werden, die lediglich die schwarze Seite Lakshmis (Venus) ist, die weiße Seite Shaktis; und mit einer Andeutung, in welchem Zusammenhang diese Tiere mit Capricornus stehen könnten, der achtundzwanzig Sterne im Umriss eines Bocks umfasst, eines Bocks, der von den Griechen in Jupiters Pflegemutter verwandelt wurde – Amalthea. Pan, der Gott der Natur, hatte Bocksfüße und verwandelte sich selbst in einen Bock, als Typhon sich näherte. Aber das ist ein Mysterium, bei dem die Schreiberin nicht lange zu verweilen wagt, da sie nicht sicher ist, ob sie verstanden würde. So muss die mystische Seite der Interpretation der Intuition des Schülers überlassen bleiben. Beachten wir noch etwas anderes in Bezug auf die mysteriöse Zahl fünf. Sie symbolisiert gleichzeitig den Geist des ewigen Lebens und den Geist des irdischen Lebens und der irdischen Liebe – in der menschlichen Zusammensetzung; sie vereint göttliche und höllische Magie in sich, und die universelle und die individuelle Quintessenz des Seins. So sind die fünf von Brahmâ anlässlich der „Schöpfung“ ausgesprochenen mystischen Worte oder Vokale (vide infra), die sofort zu den Panchadasa wurden (gewisse diesem Gott zugeschriebene vedische Hymnen), in ihrer schöpferischen und magischen Kraft die weiße Seite der schwarzen tantrischen fünf „Makaras“ oder der fünf M. „Makara“, das Sternbild, ist ein scheinbar bedeutungsloser und unsinniger Name. Doch hat, von seiner anagrammatischen Bedeutung in Verbindung mit dem Ausdruck „Kumara“ einmal abgesehen, der Zahlenwert seiner ersten Silbe und seine esoterische Auflösung in fünf eine sehr große und okkulte Bedeutung in den Mysterien der Natur.

Es genügt zu sagen, dass, so wie das Zeichen Makara mit der Geburt des spirituellen „Mikrokosmos“ und mit dem Tod oder der Auflösung des physischen Universums (seinem Übergang in den Bereich des Spirituellen)125 in Zusammenhang steht, auch die in Indien Kumaras genannten Dhyan Chohans mit beidem verbunden sind. Außerdem sind sie in den exoterischen Religionen zu Synonymen der Engel der Finsternis geworden. Mara ist der Gott der Finsternis, der Gefallene und der Tod;126 und doch ist das einer der Namen Kamas, des ersten Gottes der Veden, des Logos, aus dem die Kumaras entsprangen, und das [SD # 580] verbindet sie noch mehr mit unserem „fabelhaften“ indischen Makara und dem krokodilköpfigen Gott Ägyptens.127 Im himmlischen Nil gibt es fünf Krokodile, und der Gott Tum, die ursprüngliche die Himmelskörper und lebendigen Wesen erschaffende Gottheit, bringt diese Krokodile in seiner fünften Schöpfung hervor. Wenn Osiris, die „erloschene Sonne“, bestattet wird und in Amenti eintritt, tauchen die heiligen Krokodile in den Abgrund der ursprünglichen Wasser – das „Große Grüne“. Wenn sich die Sonne des Lebens erhebt, tauchen sie wieder aus dem heiligen Fluss auf. All das ist hoch symbolisch und zeigt, wie die ursprünglichen esoterischen Wahrheiten ihren Ausdruck in identischen Symbolen fanden. Aber, wie T. Subba Row richtig erklärt: „Der Schleier, den die alten Philosophen so geschickt über gewisse Teile des Mysteriums in Zusammenhang mit diesen (zodiakalen) Zeichen warfen, wird niemals zur Unterhaltung oder Erbauung der nicht initiierten Öffentlichkeit gelüftet werden.

Bei den Griechen war die Zahl fünf nicht weniger heilig. Die fünf Worte (Panchadasa) Brahmâs wurden bei den Gnostikern zu den „Fünf Worten“, die bei seiner Verklärung auf dem akasischen (strahlenden) Gewand Jesu zu lesen waren: ΖΑΜΑ ΖΑΜΑ ΩΖΖΑ ΡΑΧΑΜΑ ΩΖΑΙ, die von den Orientalisten wie folgt übersetzt werden: „Das Gewand, des herrliche Gewand meiner Stärke.“ Diese Worte waren ihrerseits die anagrammatische Maske der fünf mystischen Kräfte, dargestellt auf dem Gewand des nach seiner letzten Prüfung der dreitägigen Verzückung „wieder auferstandenen“ Initiierten; die fünf wurden erst nach seinem Tod sieben, als der Adept zum vollen Christos wurde, zum vollen Krishna-Vishnu, d. h. in Nirvana eintauchte. Das E Delphicum, ein heiliges Symbol, war wieder die Zahl fünf geworden; und wie heilig es war zeigt sich in der Tatsache, dass die Korinther (nach Plutarch) die hölzerne Zahl im delphischen Tempel durch eine bronzene ersetzten; und diese wurde von Livia Augusta in ein Faksimile aus Gold umgewandelt.

Es ist leicht, in den beiden Geistern – den griechischen Akzenten oder Zeichen( ), von welchen Ragon (vide supra) spricht – Atman und Buddhi oder den „Göttlichen Geist und seine Trägerin“ (die spirituelle Seele) wiederzuerkennen.

Die Sechs oder die „Sechsheit“ wird später besprochen, während die Siebenheit im Verlauf dieses Bandes vollständig behandelt werden wird (siehe die „Mysterien der Siebenheit“).

Die Achtheit oder 8 symbolisiert die ewige und spiralförmige Bewegung der Zyklen, die 8, , und wird ihrerseits durch den Caduceus symbolisiert. Sie zeigt den regelmäßigen Atem des Kosmos, dem die acht großen Götter vorstehen – die Sieben der ursprünglichen Mutter, die Eins und die Dreiheit.

Dann kommt die Zahl Neun oder die dreifache Dreiheit. Sie ist die Zahl, die sich selbst unaufhörlich in allen Formen und Figuren in [SD # 581] sämtlichen Multiplikationen reproduziert. Sie symbolisiert jeden Umfang, da sein in Grad angegebener Wert immer 9 ist, d. h. 3+6+0. Unter gewissen Umständen ist sie eine schlechte Zahl und sehr unglücklich. Ist die Zahl 6 das Symbol unseres Globus, der bereit ist, von einem göttlichen Geist beseelt zu werden, symbolisiert die Zahl 9 unsere von einem bösen oder üblen Geist beherrschte Erde.

Zehn, oder die Dekade, versetzt all diese Ziffern in die Einheit zurück und ist das Ende der pythagoreischen Tafel. Daher war dieses Symbol – , die Einheit in der Null – das Symbol der Gottheit, des Universums und des Menschen. Das ist die geheime Bedeutung des „starken Griffes der Löwenklaue, vom Stamm Judah“ zwischen zwei Händen (des „Meistergriffs des Freimaurers“), die insgesamt zehn Finger aufweisen.

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit jetzt dem ägyptischen Kreuz oder dem Tau zuwenden, können wir entdecken, dass dieser Buchstabe, der bei den Ägyptern, Griechen und Juden so erhaben war, mit der Dekade in einem geheimen Zusammenhang steht. Das Tau ist das Alpha und das Omega der geheimen Göttlichen Weisheit, was durch den Anfangs- und den Endbuchstaben von Thot (Hermes) symbolisiert wird. Thot war der Erfinder des ägyptischen Alphabets, und der Buchstabe Tau schloss die Alphabete der Juden und der Samariter ein, die dieses Schriftzeichen das „Ende“ oder die „Vollendung“, den „Gipfel“ und die „Sicherheit“ nannten. Daher sind – wie Ragon uns sagt – die Worte Terminus (Ende) und Tectum (Dach) Symbole von Schutz und Sicherheit, was eine ziemlich prosaische Definition ist. Aber das ist das gewöhnliche Schicksal der Ideen und Dinge in dieser Welt des spirituellen Verfalls, wenn auch gleichzeitig des physischen Fortschritts. Pan war einst die absolute Natur, das Eine und Große All; doch als die Geschichte den ersten Schimmer von ihm erfasst, war Pan bereits zu einem Göttlein der Felder herabgesunken, zu einem ländlichen Gott; und die Geschichte will ihn nicht anerkennen, während die Theologie den Teufel aus ihm macht. Aber seine Flöte mit den sieben Pfeifen, das Symbol der sieben Naturkräfte, der sieben Planeten, der sieben Musiknoten, kurz gesagt, der gesamten siebenfältigen Harmonie, zeigt seinen ursprünglichen Charakter sehr gut. Genauso verhält es sich mit dem Kreuz. Lange bevor die Juden ihren goldenen Tempelleuchter mit drei Haltern auf der einen und vier auf der anderen Seite erdachten und die Zahl 7 zu einer weiblichen Zeugungszahl machten,128 und so das [SD # 582] phallische Element in die Religion einführten, hatten die spiritueller veranlagten Nationen aus dem Kreuz (als 3 + 4 = 7) ihr heiligstes göttliches Symbol gemacht. Tatsächlich sind Kreis, Kreuz und die Sieben – Letztere wurde zu einer Basis der Kreismessung gemacht – die ersten ursprünglichen Symbole. Pythagoras, der seine Weisheit aus Indien mitbrachte, hinterließ der Nachwelt einen flüchtigen Blick auf diese Wahrheit. Seine Schule betrachtete die Zahl 7 als Zusammensetzung der Zahlen 3 und 4, was sie auf doppelte Weise erklärten. Auf der Ebene der noumenalen Welt war das Dreieck als erste Vorstellung von der manifestierten Gottheit, ihr Bild: „Vater-Mutter-Sohn“; und die Vierheit, die vollkommene Zahl, war die noumenale, ideelle Wurzel aller Zahlen und Dinge auf der physischen Ebene. Einige Schüler, missverstehen bei der Betrachtung der Heiligkeit der Tetraktys und des Tetragrammatons die mystische Bedeutung der Vierheit. Letztere war bei den Alten lediglich eine sekundäreVollkommenheit“, sozusagen, weil sie sich nur auf die manifestierten Ebenen bezog. Hingegen war das Dreieck, das griechische Delta, Δ, der „Träger der unbekannten Gottheit“. Ein guter Beweis dafür liegt darin, dass der Name der Gottheit mit Delta beginnt. Zeus wurde von den Böotiern Δεύς geschrieben,129 daher der Deus der Lateiner. Dies in Beziehung zu der metaphysischen Vorstellung, mit Rücksicht auf die Bedeutung der Siebenheit in der phänomenalen Welt; für die Zwecke profaner oder exoterischer Interpretation änderte sich die Symbolik jedoch. Drei wurde zum Ideogramm der drei materiellen Elemente – Luft, Wasser, Erde; und vier wurde das Prinzip von allem, was weder physisch noch wahrnehmbar ist. Aber das wurde von den wirklichen Pythagoreern niemals akzeptiert. Als Zusammensetzung von 6 und 1 betrachtet, der Sechsheit und der Einheit, war die Zahl sieben das unsichtbare Zentrum, der Geist von allem (siehe die Erläuterungen der 6), da kein sechseckiger Körper ohne eine siebte Eigenschaft existiert, die sich in seinem Mittelpunkt befindet (siehe die Kristalle und Schneeflocken in der sogenannten unbelebten Natur). Außerdem hat, wie sie sagen, die Zahl sieben alle Vollkommenheit der Einheit – der Zahl der Zahlen. Denn ebenso wie die absolute Einheit unerschaffen und ungeteilt (daher zahllos) ist und keine Zahl sie hervorbringen kann, verhält es sich auch mit der Sieben: Keine der innerhalb der Dekade befindlichen Ziffern kann sie erzeugen oder hervorbringen. Und die Vier ist es, die eine arithmetische Teilung zwischen der Einheit und der Sieben bildet, da sie Erstere um dieselbe Zahl (drei) übertrifft wie sie selbst von der Sieben übertroffen wird, da vier um denselben Betrag über eins steht wie sieben über vier. (Aus einen angeblich von „St. Germain“ stammenden Manuskript)

„Bei den Ägyptern war die Zahl 7 das Symbol des ewigen Lebens“, sagt Ragon und fügt hinzu, dass das der Grund ist, warum der griechische Buchstabe Z, der nur eine doppelte 7 ist, der Anfangsbuchstabe von Zaô ist, „Ich lebe“, und von Zeus, dem „Vater alles Lebendigen“.

[SD # 583] Ferner war die Zahl 6 das Symbol der Erde in der Zeit der „schlafenden“ Monate im Herbst und Winter, und die Zahl 7 im Frühling und Sommer, da der Geist des Lebens, die siebte oder zentrale, beseelende Kraft, sie in dieser Zeit belebt. In dem ägyptischen Mythos und Symbol von Osiris und Isis finden wir dasselbe, da sie metaphysisch Feuer und Wasser personifizieren und physisch die Sonne und den Nil. Die Zahl des Sonnenjahres, 365 Tage, ist der Zahlenwert des Wortes Neilos (Nil). Das, zusammen mit dem Stier, dem Halbmond und dem Henkelkreuz zwischen seinen Hörnern sowie der Erde in ihrem astronomischen Symbol – – sind die höchsten phallischen Symbole des späteren Altertums.

„Der Nil war der Fluss der Zeit mit der Zahl eines Jahres, oder eines Jahres und eines Tages (364 + 1 = 365). Er war eine Darstellung des fruchtbaren Wassers der Isis, oder Mutter Erde, des Mondes, der Frau und der Kuh, auch der Werkstatt von Osiris, das Y’sod Olaum der Hebräer darstellend. Der alte Name dieses Flusses war Eridanus oder der hebräische Iadan mit dem koptischen oder altgriechischen Suffix. Das war das Tor des hebräischen Wortes Jared oder ‘Quelle’ oder Abstieg . . . des Flusses Jordan, der bei den Hebräern dieselbe mythische Anwendung besaß wie der Nil bei den Ägyptern.130 Er war die Quelle des Herabsteigens und enthielt die Wasser des Lebens.“ (Aus einer unveröffentlichten Handschrift) Er war, um es deutlich zu sagen, das Symbol der personifizierten Erde, oder Isis, als Schoß jener Erde betrachtet. Das ist klar genug gezeigt; und der Jordan – der den Christen heute so heilige Fluss – enthielt keine erhabenere oder poetischere Bedeutung als die der fruchtbaren Wasser des Mondes (der Isis oder Jehovahs in seinem weiblichen Aspekt). Wie jetzt von diesem Gelehrten gezeigt wird, war Osiris die Sonne und der Nil und das Tropische Jahr mit 365 Tagen, während Isis der Mond war, das Flussbett oder die Mutter Erde, „für deren fruchtbare Energien das Wasser eine Notwendigkeit darstellte“, sowie auch das Mondjahr mit 354 Tagen, „der Taktgeber der Schwangerschaftsperioden“. All das ist also geschlechtlich und phallisch, und unsere modernen Gelehrten scheinen in diesen Symbolen nichts außer einer physiologischen und phallischen Bedeutung zu finden. Nichtsdestoweniger braucht man die drei Ziffern 365 oder die Zahl der Tage in einem Sonnenjahr nur mit dem pythagoreischen Schlüssel zu lesen, um in ihnen eine hoch philosophische und moralische Bedeutung zu finden. Ein Beispiel wird genügen. Es kann folgendermaßen gelesen werden.

Die Erde beseelt vom Geist des Lebens
3   6   5

Einfach weil 3 das Äquivalent des griechischen Gammas oder Γ ist, des Symbols von Gaia (der Erde); während die Ziffer 6 das Symbol des belebenden oder beseelenden Prinzips und die 5 die universale Quintessenz ist, die sich nach jeder Richtung ausbreitet und alle Materie bildet. (Manuskript von St. Germain)

[SD # 584] Diese wenigen hier vorgebrachten Fälle und Beispiele enthüllen lediglich einen kleinen Teil der Methoden, die zum Lesen der symbolischen Ideogramme und Zahlen des Altertums angewendet wurden. Da das System äußerst schwierig und komplex ist, meistern selbst unter den Initiierten nur sehr wenige alle sieben Schlüssel. Ist es dann verwunderlich, dass die metaphysische allmählich zur physischen Natur herabsank; dass die Sonne, einstmals das Symbol der Gottheit, mit den dahinfließenden Ä0nen lediglich zum Symbol ihrer schöpferischen Inbrunst wurde und danach zu einer Glyphe mit phallischer Bedeutung verkam? Wer methodisch (wie Platon) vom Allgemeinen auf das Besondere schloss, gehörte aber bestimmt nicht zu denen, die ihre Religionen mit geschlechtlichen Emblemen zu symbolisieren begannen! Auch wenn es von dem leibhaftigen Paradoxon Éliphas Lévi ausgesprochen wurde, ist es ganz richtig, dass der „Mensch auf der Erde Gott ist, und Gott ist der Mensch im Himmel“. Aber das konnte sich nicht auf die Eine Gottheit beziehen und bezog sich auch niemals darauf, sondern lediglich auf die Scharen ihrer inkarnierten Strahlen, die von uns Dhyan Chohans und von den Alten Götter genannt wurden, und die jetzt von der Kirche in den Teufel auf der linken und in den Heiland auf der rechten Seite verwandelt worden sind!

Doch das ganze Dogma wuchs aus einer Wurzel hervor, aus der Wurzel der Weisheit, die auf dem indischen Boden wächst und gedeiht. Es gibt keinen Erzengel, der nicht auf seinen Prototypen im heiligen Land Aryavarta zurückgeführt werden könnte. Diese „Prototypen“ sind alle verknüpft mit den Kumaras, die mit der Weigerung „Nachkommen zu erschaffen“, auf der Handlungsbühne erscheinen – wie Sanat-Kumara und Sananda. Und doch werden sie als „Schöpfer“ des (denkenden) Menschen bezeichnet. Mehr als einmal werden sie in Zusammenhang gebracht mit Narada – ein weiteres Bündel scheinbarer Widersprüche, aber ein Schatz philosophischer Lehren. Narada ist der Führer der Gandharvas, der himmlischen Sänger und Musikanten; esoterisch wird der Grund dafür durch die Tatsache erklärt, dass Letztere (die Gandharvas) „die Unterweiser der Menschen in den Geheimwissenschaften“ sind. Sie sind es, die „in Liebe zu den Frauen der Erde“ diesen die Mysterien der Schöpfung offenbarten; oder wie im Veda – wo der „himmlische Gandharva“ eine Gottheit ist, welche die Geheimnisse des Himmels und der göttlichen Wahrheiten im Allgemeinen kannte und enthüllte. Wenn wir an das erinnern, was über diese Klasse von Engeln von Enoch und in der Bibel berichtet wird, ist die Allegorie klar: Ihr Führer Narada weigert sich zu erschaffen, leitet aber die Menschen an, zu Göttern zu werden. Außerdem sind all diese, wie in den Veden festgestellt wird, Chhandajas (aus dem Willen Geborene) oder (in verschiedenen Manvantaras) aus ihrem eigenen Willen inkarniert; und der Darstellung in der exoterischen Literatur zufolge existieren sie Zeitalter um Zeitalter. Einige sind dazu „verflucht, wiedergeboren zu werden“, andere inkarnieren sich aus Pflicht. Schließlich stehen sie als die Sanakadikas – die sieben Kumaras, welche zum Besuch Vishnus auf die von den Maha-Yogins bewohnte „Weiße Insel“ (Sveta-Dvipa) kamen – in Zusammenhang mit Saka-Dvipa und den Lemuriern und Atlantiern der dritten und vierten Rasse.

[SD # 585] In der Esoterischen Philosophie sind die Rudras (Kumaras, Adityas, Gandharvas, Asuras etc.) in Bezug auf ihren Intellekt die höchsten Dhyan Chohans oder Devas. Sie sind diejenigen, die von den reinen Arupa-Devas unabhängig wurden, weil sie durch Selbstentwicklung die fünffältige Natur erlangten – somit die Heiligkeit der Zahl fünf. Das ist ein Mysterium, das sehr schwer zu erfassen und richtig zu verstehen ist. Denn wir sehen, dass diejenigen, die „dem Gesetz gehorchten“, ebenso wie die Rebellen dazu verdammt sind, in jedem Zeitalter wiedergeboren zu werden. Narada, der Rishi, wird von Brahmâ zu einer endlosen Wanderung auf der Erde verflucht, d. h. er wird ständig wiedergeboren werden. Er rebelliert gegen Brahmâ und hat doch kein schlechteres Schicksal als die Jayas – die zwölf großen schöpferischen Götter, die von Brahmâ als seine Assistenten bei den Schöpfungsaktivitäten hervorgebracht wurden. Denn Letztere verloren sich in der Meditation und vergaßen deshalb lediglich zu erschaffen, und dafür wurden sie von Brahmâ ebenfalls verflucht, in jedem Manvantara geboren zu werden. Und doch wurden sie – zusammen mit den Rebellen – als Chhandajas bezeichnet oder als jene, die aus eigenem Willen in menschlicher Form geboren werden!

All das ist sehr verwirrend für jemanden, der nicht imstande ist, die Puranas anders als in ihrem buchstäblichen Sinn zu lesen und zu verstehen.131 Und so erkennen wir, dass die Orientalisten bestreiten, verwirrt zu sein und den Gordischen Knoten der Probleme zerschlagen, indem sie das ganze System zu einer „Erdichtung“ „brahmanischer Einbildung und Liebe zur Übertreibung“ erklären. Doch für die Schüler des Okkultismus ist das Ganze reich an tiefer philosophischer Bedeutung. Wir überlassen gerne dem westlichen Sanskritisten die Schale, beanspruchen jedoch die Essenz der Frucht für uns selbst. Wir tun noch mehr: Wir geben zu, dass sich in einem gewissen Sinn vieles dieser sogenannten „Fabeln“ auf astronomische Allegorien über Konstellationen, Sternbilder, Sterne und Planeten bezieht. Während jedoch der Gandharva des Rigveda dazu bestimmt sein mag, das Feuer der Sonne zu personifizieren, sind die Gandharva-Devas Wesenheiten sowohl eines physischen als auch eines psychischen Charakters, während die Apsaras (mit anderen Rudras) sowohl Qualitäten als auch Quantitäten sind. Kurz gesagt, die Theogonie der vedischen Götter wird, wenn sie jemals entwirrt sein wird, unergründliche Mysterien der Schöpfung und des Daseins enthüllen. Parashara sagt korrekt: „Diese dreiunddreißig Gottheiten existieren Zeitalter um Zeitalter, und ihr Erscheinen und Verschwinden erfolgt auf dieselbe Art, wie die Sonne untergeht und wieder aufgeht. (Vishnu-Purana“, Buch I, xv)

Es gab eine Zeit, da das östliche Symbol vom Kreuz und Kreis, die Swastika, allgemein akzeptiert war. Bei den esoterischen (und was das betrifft auch bei den exoterischen) Buddhisten, den Chinesen und den Mongolen bedeutet es die „zehntausend Wahrheiten“. Diese Wahrheiten, sagen sie, gehören zu den [SD # 586] Mysterien des unsichtbaren Universums und der ursprünglichen Kosmogonie und Theogonie. „Seit Fohat den Kreis mit zwei Flammenlinien kreuzte (horizontal und vertikal), unterließen es die Gesegneten niemals, ihre Vertreter auf die Planeten zu entsenden, über die zu wachen ihre Bestimmung vom Anbeginn war.“ Das ist der Grund, warum die Swastika immer – so wie das Henkelkreuz in Ägypten – auf die Brust der verstorbenen Mystiker gesetzt wird. Sie findet sich auf dem Herzen der Bilder und Statuen des Buddhas in Tibet und in der Mongolei. Sie ist das Siegel, das über den Herzen lebender Initiierter platziert und bei einigen für immer in das Fleisch eingebrannt wird. Das geschieht, weil sie diese Wahrheiten unverletzt und unberührt in ewigem Stillschweigen und Geheimhaltung bis zu dem Tag bewahren müssen, an dem sie von ihren auserwählten Nachfolgern – neuen Initiierten – erkannt und gelesen werden, „würdig, mit den zehntausend Vollkommenheiten ausgestattet zu werden“. Inzwischen wurde die Swastika jedoch derartig herabgesetzt, dass sie häufig auf der Kopfbedeckung der „Götter“ zu finden ist, der scheußlichen Idole der gotteslästerlichen Böns, der Dugpas (Zauberer) der tibetanischen Grenzländer; bis er von einem Gelugpa entdeckt und zusammen mit dem Kopf des „Gottes“ abgerissen wird; obwohl es besser wäre, wenn es der des Anbeters wäre, der von seinem sündigen Körper getrennt würde. Trotzdem kann sie niemals ihre geheimnisvollen Eigenschaften verlieren. Werft einen Blick zurück, und ihr werdet erkennen, wie er genauso von den Initiierten und Sehern benützt wird wie von den Priestern Trojas (die von Schliemann an dem Ort der alten Stadt gefunden wurden). Man findet sie bei den alten Peruanern, den Assyrern, den Chaldäern und auch auf den Wällen der zyklopischen Gebäude der Alten Welt; in den Katakomben der Neuen Welt, und in denen der Alten (?), in Rom, wo sie – weil man annimmt, dass die ersten Christen sich selbst und ihre Religion verbargen – Crux Dissimulata genannt wird.

 

„Nach de Rossi war die Swastika schon früh eine beliebte Form des Kreuzes und wurde mit einer okkulten Bedeutung verwendet, was zeigt, dass das Geheimnis nicht zum christlichen Kreuz gehört. Ein Swastikakreuz in den Katakomben ist das Zeichen einer Inschrift, die lautet: ‘ΖΩΤΙΚΩ ΖΩΤΙΚΗ’, ‘Vitalis Vitalia’ oder ‘Leben des Lebens’.“132

Den besten Beweis für das hohe Alter des Kreuzes brachte jedoch der Verfasser der „Natural Genesis“ auf S. 433 selbst vor:

„Als christliches Symbol“, sagt Massey, „wird das Kreuz vermutlich seit der Zeit wertgeschätzt, da Jesus Christus gekreuzigt wurde. Und dennoch erscheint in den ersten sechs oder sieben Jahrhunderten in der ‘christlichen’ Ikonografie der Katakomben kein Kreuz mit einer menschlichen Gestalt darauf. Sämtliche Formen des Kreuzes sind dort zu finden, mit Ausnahme von diesem – der angebliche Ausgangspunkt der neuen Religion. Es war nicht die anfängliche, sondern die schließliche Form des Kruzifixes.133 In etwa sechs [SD # 587] Jahrhunderten der christlichen Ära existiert die Grundlage der christlichen Religion in Form eines gekreuzigten Erlösers in der christlichen Kunst überhaupt nicht! Die früheste bekannte Form der menschlichen Gestalt auf dem Kreuz ist das von Papst Gregor dem Großen der lombardischen Königin Theodolinde geschenkte Kruzifix, das sich jetzt in dem Johannes-Dom in Monza befindet, während sich in den römischen Katakomben kein Bild des Gekreuzigten finden lässt, das älter wäre als das von San Giulio, welches dem siebten oder achten Jahrhundert zuzurechnen ist. . . . Es gibt keinen Christus und keinen Gekreuzigten; das Kreuz ist Christus genauso wie das Stavros-Kreuz ein Typus und Name von Horus war, des gnostischen Christus. Das Kreuz, nicht der Gekreuzigte, ist der wesentliche Gegenstand der Darstellung in ihrer Kunst und der Anbetung in ihrer Religion. Der Keim des ganzen Wachstums und der ganzen Entwicklung kann auf das Kreuz zurückgeführt werden. Und dieses Kreuz ist vorchristlich, heidnisch und in einem halben Dutzend verschiedener Formen vorhanden. Der Kult begann mit dem Kreuz, und Julian hatte Recht zu sagen, er führe Krieg mit dem X; in seinen Augen hatten es sich die Agnostiker und Mytholatoren angeeignet, um eine unmögliche Bedeutung zu vermitteln.134 Jahrhunderte lang stand das Kreuz für den Christus und wurde angerufen, als ob es ein lebendes Wesen wäre. Es wurde zuerst vergöttlicht und am Ende vermenschlicht.“

Wenige Symbole dieser Welt sind reicher an echter okkulter Bedeutung als die Swastika. Sie wird symbolisiert durch die Zahl 6; gleich jener Zahl deutet sie in ihrer konkreten Bildsprache, wie auch das Ideogramm der Zahl, auf den Zenit und den Nadir, auf Norden, Süden, Westen und Osten; man findet diese Einheit überall, und die Reflexion dieser Einheit in jeder Einheit. Sie ist das Emblem der Aktivität Fohats, der beständigen Umdrehung der „Räder“ und der vier Elemente, der „heiligen Vier“, in ihrer mystischen, und nicht nur in ihrer kosmischen Bedeutung; ferner stehen seine vier Arme, in rechten Winkeln abgebogen, wie an anderer Stelle gezeigt, in enger Beziehung zur pythagoreischen und hermetischen Waage. Ein in die Mysterien der Bedeutung der Swastika Initiierter, sagen die Kommentare, „kann mit seiner Hilfe mit mathematischer Genauigkeit die Evolution des Kosmos und die gesamte Sandhya-Periode verfolgen“. Auch „die Beziehung des Sichtbaren zum Unsichtbaren“ sowie „das erste Auftreten des Menschen und der Arten“.

Für den östlichen Okkultisten wird der Baum der Erkenntnis im Paradies des eigenen Herzens des Menschen zum Baum des ewigen Lebens und hat nichts mit den tierischen Sinnen des Menschen zu tun. Er ist ein absolutes Mysterium, das sich nur durch die Bemühungen des gefangenen Manas und des Egos offenbart, sich aus der Knechtschaft der sinnlichen Wahrnehmung zu befreien und im Licht der einen, ewig gegenwärtigen Wirklichkeit zu sehen. Für den westlichen Kabbalisten, und jetzt noch viel mehr für den oberflächlichen Symbologen, der in der todbringenden Atmosphäre der materialistischen Wissenschaft aufgezogen wurde, ist die Haupterklärung der Mysterien des Kreuzes – sein sexuelles Element. Selbst der sonst spiritualistische moderne Kommentator beobachtet vor allem diese Eigentümlichkeiten beim Kreuz und bei der Swastika.

[SD # 588] „Das Kreuz wurde in Ägypten als schützender Talisman und als Symbol der rettenden Macht gebraucht. Typhon oder Satan findet man tatsächlich an das Kreuz gekettet und gebunden. Im Ritual ruft der Osirer: ‘Apophis ist gestürzt, ihre Stricke binden den Süden, Norden, Osten und Westen, ihre Stricke sind an ihm. Har-ru-bah hat ihn gefesselt.’135 Das waren die Stricke der vier Himmelsrichtungen oder das Kreuz. Von Thor heißt es, er hätte das Haupt der Schlange mit seinem Hammer zerschmettert . . . eine Form der Swastika oder des vierarmigen Kreuzes. . . . In den ersten Gräbern von Ägypten wies das Modell der Kammer die Form eines Kreuzes auf.136 Die Pagode von Mathura . . . der Geburtsort Krishnas, wurde in der Form eines Kreuzes erbaut . . . .137

Das ist vollkommen und niemand kann darin den „Geschlechtsdienst“ erkennen, mit dem die Orientalisten vorzugsweise den Kopf des Heidentums zertrümmern. Aber was ist mit den Juden und mit den exoterischen Religionen einiger hinduistischer Sekten, insbesondere mit den Riten der Vallabhacharyas? Denn, wie gesagt, der Shiva-Dienst mit seinem Lingam und seiner Yoni steht ungeachtet seiner modernen Entartung philosophisch zu hoch, als dass er als einfache phallische Anbetung bezeichnet werden könnte. Die Anbetung des Baumes oder des Kreuzes138 der Juden jedoch, die von ihren eigenen Propheten gebrandmarkt wurde, kann schwerlich diesem Vorwurf entgehen. Die „Kinder der Zauberin, Same des Ehebrechers“, wie Jesaja sie nennt (57), ließen niemals eine Gelegenheit aus, „für die Götzen zu entbrennen unter jedem grünen Baume“, was keine metaphysische Erholung andeutet. Von diesen monotheistischen Juden übernahmen die christlichen Nationen ihre Religion, ihren „Gott der Götter“, den „Einen lebendigen Gott“, während sie die Verehrung der Gottheit der alten Philosophen verachteten und verlachten. Mögen sie durchaus an die physische Form des Kreuzes glauben und sie verehren.

Für den Anhänger der wahren östlichen, archaischen Weisheit jedoch, für ihn, der im Geist nichts verehrt außer die absolute Einheit, dieses immer pulsierende große Herz, das überall und in jedem Atom der Natur schlägt, enthält jedes derartige Atom den Keim, aus welchem er einen Baum der Erkenntnis hervorwachsen lassen kann, dessen Früchte ewiges Leben geben und nicht nur physisches Leben. Das Kreuz und der Kreis, der Baum und das Tau, selbst nachdem jedes sich darauf beziehende Symbol zugewiesen und gelesen ist, eins nach dem anderen, bleiben für ihn noch immer ein tiefgründiges Mysterium in ihrer Vergangenheit, und auf diese Vergangenheit allein richtet er seinen aufmerksamen Blick. Es kümmert ihn wenig, ob es der Same ist, [SD # 589] aus dem der genealogische Lebensbaum hervorwächst, welcher das Universum genannt wird. Auch ist es nicht die Drei in Einem, der dreifache Aspekt des Samens – seine Form, Farbe und Substanz – was ihn interessiert, sondern vielmehr die sein Wachstum lenkende Kraft, immer mysteriös und ebenso immer unbekannt. Denn diese Lebenskraft, die den Samen keimen, aufbrechen und Schösslinge austreiben und dann den Stamm und die Äste bilden lässt, welche ihrerseits sich wie die Zweige des Ashwatthas, des heiligen Bodhibaumes, herab beugen, um ihren Samen auszuwerfen, Wurzeln zu fassen und andere Bäume hervorzubringen – ist die einzige Kraft, die für ihn Wirklichkeit besitzt, da sie der niemals erlöschende Atem des Lebens ist. Der heidnische Philosoph suchte nach der Ursache, der moderne ist schon mit den Wirkungen zufrieden und sucht Erstere in den Letzteren. Was darüber hinaus geht, weiß er nicht, noch interessiert es den modernen Agnostiker: Er verwirft damit die einzige Kenntnis, auf die er seine Wissenschaft mit voller Sicherheit aufbauen kann. Doch diese geoffenbarte Kraft hat eine Antwort für jene, die sie zu ergründen suchen. Wer im Kreuz den durchkreuzten Kreis des Heiden Platon erkennt und nicht den Antitypus der Beschneidung, wie es der christliche (Hl.) Augustinus tat,139 wird von der Kirche sofort als Heide betrachtet: und von der Wissenschaft als Wahnsinniger. Das deshalb, weil er sich weigert, den Gott der physischen Zeugung anzubeten, und dabei doch gesteht, dass er von der Ursache nichts wissen kann, die der sogenannten Ersten Ursache zugrunde liegt, von der ursachlosen Ursache dieser Ursache des Lebens. Während er die Allgegenwart des schrankenlosen Kreises stillschweigend zugesteht und daraus das universale Postulat macht, auf dem die Gesamtheit des manifestierten Universums gegründet ist, verharrt der Weise in ehrfurchtsvollem Stillschweigen in Bezug auf das, worüber zu spekulieren kein sterblicher Mensch wagen sollte. „Der Logos Gottes ist der Offenbarer des Menschen, und der Logos (das Verbum) des Menschen ist der Offenbarer Gottes“, sagt Éliphas Lévi in einer seiner Paradoxa. Darauf würde der östliche Okkultist antworten: „Unter der Bedingung jedoch, dass der Mensch stumm sein solle über die Ursache, die sowohl Gott als auch seinen Logos hervorgebracht hat. Denn sonst wird er ausnahmslos zum Verunglimpfer der unerkennbaren Gottheit, nicht zu ihrem ‘Offenbarer’.“

Wir müssen uns jetzt einem Mysterium nähern – der Siebenheit in der Natur. Vielleicht wird alles, was wir sagen können, dem Zufall zugeschrieben werden. Es mag uns gesagt werden, diese Zahl sei in der Natur ganz natürlich (wir behaupten dasselbe) und hätte keine größere Bedeutung als die Illusion der Bewegung, welche die sogenannten „stroboskopischen Kreise“ erzeugt. Diesen „einzigartigen Illusionen“ wurde keine große Bedeutung zugemessen, als Professor Silvanus Thompson sie bei der Versammlung der Britisch Association 1877 darlegte. Nichtsdestoweniger würden wir gerne die wissenschaftliche Erklärung dafür kennenlernen, warum sich die Sieben überhaupt als herausragende Zahl herausstellen sollte – sechs konzentrische Kreise rund um einen siebten, und sieben um einen Mittelpunkt ineinander liegender Ringe etc. etc. – in dieser mit einer kreiselnden Untertasse oder irgendeinem anderen Gefäß hervorgebrachten Illusion. Wir geben die von der Wissenschaft verweigerte Lösung im folgenden Abschnitt.

[SD # 590]
§ XXV
Die Mysterien der Siebenheit

Wir dürfen diesen Teil über die Symbolik der archaischen Geschichte nicht abschließen, ohne einen Versuch zu unternehmen, das beständige Wiederkehren dieser wahrhaft mystischen Zahl in jeder den Orientalisten bekannten Schrift zu erklären. Da jede Religion, von der ältesten bis zur jüngsten, ihre Gegenwart offenbart und sie entsprechend ihrer eigenen Begründung in Übereinstimmung mit ihren eigenen, besonderen Dogmen erklärt, ist das keine leichte Aufgabe. Wir können daher keine bessere oder aufklärendere Arbeit liefern, als einen Blick aus der Vogelperspektive auf alle zu geben. Die heiligen Zahlen (3, 4, 7) sind die heiligen Zahlen des Lichts, des Lebens und der Einheit – insbesondere in diesem gegenwärtigen Manvantara, unserem Lebenszyklus; dessen spezieller Repräsentant oder Faktor die Zahl sieben ist. Das muss jetzt gezeigt werden.

Würde man einen in den Upanishaden, die so viel von der geheimen Weisheit vergangener Zeiten enthalten, unterrichteten Brahmanen befragen, warum „er, dessen sieben Vorväter den Saft der Mondpflanze tranken, Trisuparna ist“ – ein Bopaveda zugeschriebener Ausspruch; und warum die Somapa-Pitris von dem brahmanischen Trisuparna verehrt werden sollten – so könnten sehr wenige nur die Frage beantworten, oder, wenn sie es wüssten, würden sie noch weniger jemandes Neugier befriedigen. Halten wir uns also an das, was die alte esoterische Lehre vermittelt.

„Als die ersten ‘Sieben’ auf der Erde erschienen, warfen sie den Samen von allem, was auf dem Land wächst, in den Boden. Zuerst kamen drei, und vier wurden diesen hinzugefügt, sobald der Stein in die Pflanze verwandelt war. Dann kamen die zweiten ‘Sieben’, welche, die Jivas der Pflanzen leitend, die mittleren (Zwischen-) Naturen zwischen Pflanzen und sich bewegenden, lebenden Tier erzeugten. Die dritten ‘Sieben’ evolvierten ihre Chhayas. . . . Die fünften ‘Sieben’ schlossen ihre Essenz ein. . . . So wurde der Mensch zu einem Saptaparna.“ (Kommentar)

 

A

Saptaparna

Das ist der in okkulter Ausdrucksweise dem Menschen gegebene Name. Er bedeutet, wie an anderer Stelle gezeigt, eine siebenblättrige Pflanze, und dieser Name hat in den buddhistischen Legenden eine tiefe Bedeutung. Das gilt auch für seine verkleidete Form in den griechischen „Mythen“. Das T oder (Tau), aus der Ziffer 7 und dem griechischen Buchstaben Γ (Gamma) gebildet, war (siehe § „Kreuz und Kreis“) das Symbol des Lebens [SD # 591] und des ewigen Lebens: des irdischen Lebens, weil Γ (Gamma) das Symbol der Erde (Gaia)140 ist; und des „ewigen Lebens“, weil die Ziffer 7 das Symbol desselben Lebens ist, das mit dem göttlichen Leben verbunden ist, da die doppelte Glyphe als geometrische Figur wie folgt aussieht: ein Dreieck und eine Vierheit, das Symbol des siebenfältigen Menschen.

Nun wurde die Zahl sechs in den alten Mysterien als Emblem der physischen Natur betrachtet. Denn sechs ist die Darstellung der sechs Dimensionen aller Körper – der sechs Linien, die ihre Form zusammensetzen, nämlich die vier sich in Richtung der Kardinalpunkte erstreckenden Linien, Nord, Süd, Ost und West, und die beiden Linien der Höhe und Dicke, welche auf den Zenit und den Nadir weisen. Während daher die Sechsheit von den Weisen auf den physischen Menschen angewendet wurde, war die Siebenheit das Symbol des Menschen plus seiner unsterblichen Seele.

Ragon gibt in seinem „Maçonnerie Occulte“ eine sehr gute Erläuterung der „hieroglyphischen Sechsheit“, wie er unser doppeltes gleichseitiges Dreieck nennt . Er präsentiert es als das Symbol der Vermengung der „philosophischen drei Feuer und drei Wasser, woraus die Erzeugung der Elemente aller Dinge resultiert“. Dieselbe Idee findet sich auch im indischen doppelten gleichseitigen Dreieck. Denn, obwohl es in diesem Land das Zeichen Vishnus genannt wird, ist es doch in Wahrheit das Symbol der Dreiheit (oder Trimurti). Denn selbst in der exoterischen Darstellung ist das untere Dreieck mit der Spitze nach unten dargestellt, das Symbol Vishnus, des Gottes des feuchten Prinzips und Wassers („Narayana“ oder das bewegende Prinzip in Nara, Wasser),141 während das mit der Spitze nach oben gerichtete Dreieck Shiva ist, das Prinzip des Feuers, durch die dreifache Flamme in seiner Hand symbolisiert. (Siehe die Bronzestatue des Tripurantaka-Shiva „Mahadeva vernichtet Tripurasura“ im Museum des India House.) Es sind diese beiden überlagerten Dreiecke – fälschlicherweise als „Salomons Siegel“ bezeichnet – die auch das Emblem unserer [SD # 592] Gesellschaft bilden – welche gleichzeitig die Siebenheit und die Dreiheit hervorbringen und die Zehnheit sind. Wie auch immer dieses untersucht wird, es sind alle zehn Zahlen darin enthalten. Denn mit einem Punkt in der Mitte oder im Zentrum ist es ein siebenfältiges Zeichen; seine Dreiecke bezeichnen die Zahl drei; die zwei Dreiecke zeigen die Gegenwart der Dualität an; die Dreiecke mit dem beiden gemeinsamen Mittelpunkt ergeben die Vierheit; die sechs Spitzen ergeben die Sechsheit; und der Mittelpunkt die Einheit; die Fünfheit ist durch die Kombination bezeichnet, als eine Zusammensetzung aus zwei Dreiecken, der geraden Zahl, und drei Seiten in jedem Dreieck, der ersten ungeraden Zahl. Das ist der Grund, warum Pythagoras und die Alten die Zahl sechs der Venus weihten, denn: „Die Vereinigung der beiden Geschlechter und die Spagyrik der Materie durch Triaden sind zur Entwicklung der Zeugungskraft notwendig, jener Fruchtbarkeit und Neigung zur Fortpflanzung, die allen Körpern innewohnt.“142

Der Glaube an „Schöpfer“ oder personifizierte Naturkräfte ist in Wahrheit kein Polytheismus, sondern eine philosophische Notwendigkeit. Gleich allen anderen Planeten unseres Systems hat die Erde sieben Logoi – die emanierenden Strahlen des einen „Vaterstrahls“ – des Protogonos oder geoffenbarten „Logos“, der sein Esse (oder sein Fleisch, das Universum) opfert, damit die Welt leben und jedes Geschöpf darin ein bewusstes Dasein haben könne.

Die Zahlen 3 und 4 sind entsprechend männlich und weiblich, Geist und Materie, und ihre Vereinigung ist das Emblem des ewigen Lebens im Geist auf seinem aufsteigenden Bogen, und in der Materie als dem immer wieder auflebenden Element – durch Zeugung und Fortpflanzung. Die spirituelle, männliche Linie ist vertikal , die differenzierte Materielinie ist horizontal. Beide bilden das Kreuz oder . Erstere (die 3) ist unsichtbar; Letztere (die 4) auf der Ebene der objektiven Wahrnehmung. Das ist der Grund, warum alle Materie des Universums, wenn sie von der Wissenschaft bis in ihre Grundbestandteile zerlegt wird, auf lediglich vier Elemente zurückgeführt werden kann – Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff; und warum die drei Ursprünge, die Noumena der vier, oder Geist oder Kraft in Abstufungen, für die exakte Wissenschaft eine terra incognita und lediglich Spekulation geblieben sind, nur Namen. Ihre Diener müssen zuerst an die ersten Ursachen glauben und sie studieren, bevor sie hoffen können, die Natur zu ergründen, und sich mit den Potenzialen der Wirkungen bekannt zu machen. Während also die westlichen Gelehrten die Vier oder die Materie hatten und noch haben, um damit zu spielen, steht den östlichen Okkultisten und ihren Schülern, den großen Alchemisten der ganzen Erde, die gesamte Siebenheit für ihr Studium zur Verfügung.143 Wie [SD # 593] sie sagen: „Wenn die Drei und die Vier einander küssen, vereinigt die Vierheit ihre mittlere Natur mit der des Dreiecks“ (oder der Dreiheit, d. h. die Fläche von einer ihrer ebenen Oberflächen wird die mittlere Fläche des anderen), „und wird zum Würfel; nur dann wird er (der entfaltete Würfel) zum Vehikel und der Zahl des Lebens, die Vater-Mutter Sieben.

Das folgende Diagramm wird dem Schüler vielleicht helfen, diesen Parallelismus zu erfassen.

 

  Menschliche
Prinzipien
Prinzipien der
physischen Natur
VII.  . . . . Atman  
VI.  . . . . Buddhi  
V.  . . . . Manas  
IV.  Kama-Rupa, das Prin­zip des animalischen Verlangens, das während der materiellen Existenz heftig brennt, was eine Sättigung zur Folge hat; es ist nicht von der animalischen Exis­tenz trennbar. WASSER–
STOFF
Das leichteste aller Gase; er verbrennt im Sauerstoff und gibt dabei die größte Hitze aller Substanzen bei der Verbrennung ab, und er bildet Wasser, die stabilste aller Verbindungen; Wasserstoff tritt reichlich in alle organi­schen Verbindungen ein.
III.  Linga-Sarira; das inerte Vehikel oder die Form, nach welcher der Körper modelliert ist; das Vehikel des Lebens. Es zerfällt nach der Zersetzung des Körpers sehr schnell. STICK–
STOFF
Ein inertes Gas; der Träger, mit dem der Sauerstoff vermischt wird, um Letzteren für die tierische Atmung geeignet zu machen; er tritt ebenfalls reichlich in alle organischen Substanzen ein.
II.  Prana, Leben, die aktive Kraft, die alle Lebensphänomene erzeugt. SAUER–
STOFF
Unterstützt die Verbrennung; das Leben spendende Gas; das aktive chemische Agens im gesamten organischen Leben.
I.  Grobe Materie des Körpers; Substanz, welche über den Linga Sarira (Chhaya) mittels Prana geformt und modelliert wird. KOHLEN–
STOFF
Der Brennstoff par excellence; die Basis aller organischen Substanzen

 

Nun wird uns gelehrt, dass alle diese frühesten Formen organischen Lebens auch in siebenfältigen Zahlengruppen auftreten. Von den Mineralien an oder den „weichen [SD # 594] Gesteinen, die erhärteten“ (Stanze), auf welche die „harten Pflanzen folgten, die weich wurden“ und das Produkt der Mineralien sind. Denn „aus dem Schoß des Gesteins wird die Vegetation geboren“ („Kommentar“, Buch IX, F. 19); und dann bis zum Menschen – alle ursprünglichen Modelle in allen Naturreichen beginnen als ätherische, transparente Schichten. Das findet natürlich nur im ersten Anbeginn des Lebens statt. In der folgenden Periode verfestigen sie sich, und mit der siebten beginnen sie sich in Arten zu verzweigen, alle bis auf den Menschen, das erste der Säugetiere144 in der vierten Runde.

Virgil, der wie alle alten Dichter mehr oder weniger in der Esoterischen Philosophie bewandert war, sang über die Evolution:

Principio cœlum, ac terras, camposque liquentes
Lucentemque globum Lunæ, Titania que astra
Spiritus intus alit ; totamque infusa per artus
Mens agitat molem, et magno se corpore miscet.
Inde hominum pecudumque genus etc.145 („Æneidos“, VI, 724-28)

„Zuerst kamen drei oder das Dreieck.“ Dieser Ausdruck hat im Okkultismus eine tiefe Bedeutung, und diese Tatsache wird in der Mineralogie, in der Botanik und selbst in der Geologie bestätigt, wie im Abschnitt über „Alte Chronologie“ gezeigt wurde, durch die zusammengesetzte Zahl Sieben und die darin enthaltenen Drei und Vier. Salz in Lösung ist ein Beweis dafür. Denn wenn seine Moleküle sich zusammenhäufen und als fester Körper absetzen, ist die erste Form, die sie annehmen, die von Dreiecken, von kleinen Pyramiden und Kegeln. Es ist die Figur des Feuers, daher das Wort „Pyramide“; wohingegen die zweite geometrische Figur in der manifestierten Natur das Quadrat oder der Würfel ist, 4 und 6; denn wahrlich: „Während die Teilchen der Erde kubisch sind, sind die des Feuers pyramidenförmig.“ – (Enfield) Die Kiefern nahmen eine pyramidenförmige Gestalt an – die allerersten Bäume nach der Farnzeit. So beginnen die beiden Gegensätze in der kosmischen Natur – Feuer und Wasser, Hitze und Kälte – ihre metrografischen Manifestationen, die eine nach einem trimetrischen, die andere nach einem hexagonalen System. Denn die Sternkristalle des Schnees bestehen, unter einem Mikroskop betrachtet, insgesamt aus doppelten oder dreifachen sechseckigen Sternen mit einem zentralen Kern, gleich einem Miniaturstern innerhalb eines größeren. [SD # 595] Darwin sagt in seiner „Abstammung des Menschen“, S. 164, wo er zeigt, dass die Bewohner des Meeresufers von den Gezeiten sehr beeinflusst werden:

„Die ältesten Ahnen im Reich der Wirbeltiere . . . bestanden anscheinend aus einer Gruppe von Seetieren. . . . Tiere, die entweder nahe der mittleren Hochwassermarke oder nahe der mittleren Niederwassermarke leben, durch­laufen innerhalb von vierzehn Tagen einen kompletten Gezeitenzyklus. . . . Nun ist es eine mysteriöse Tatsache, dass bei den höheren und jetzt das Land bewohnenden Wirbeltieren . . . viele normale und abnormale Vorgänge eine oder mehrere Wochen (Siebenheiten) als Periode aufweisen . . . wie z. B. die Tragezeit der Säugetiere, die Dauer des Fiebers“ etc. . . „Taubeneier werden in zwei Wochen (oder 14 Tagen) ausgebrütet; Hühnereier in drei; Enteneier in vier; Gänseeier in fünf; und die Eier des Vogelstraußes in sieben.“ (Barletts „Land and Water“)

Diese Zahl steht in engem Zusammenhang mit dem Mond, dessen okkulter Einfluss sich immer in siebenfältigen Perioden offenbart. Der Mond ist der Lenker der okkulten Seite der irdischen Natur, während die Sonne der Regler und Beeinflusser des manifestierten Lebens ist (siehe auch Bd. I, Teil II). Diese Wahrheit war den Sehern und Adepten immer offensichtlich. Jakob Böhme, der die Grundlehre der sieben Eigenschaften der immerwährenden Mutter Natur hervorhob, erwies sich dadurch als großer Okkultist.

Kehren wir jedoch zu der Betrachtung der Siebenheit in der alten religiösen Symbolik zurück. Dem metrologischen Schlüssel der Symbolik der Hebräer, der die geometrischen Verhältnisse des Kreises (der Allgottheit) zum Quadrat, Würfel, Dreieck und zu allen integralen Emanationen des göttlichen Bereiches numerisch enthüllt, kann der theogonische Schlüssel hinzugefügt werden. Dieser Schlüssel erklärt, dass Noah, der Patriarch der Sintflut, in einem Aspekt die Permutation der Gottheit (des universalen schöpferischen Gesetzes) zum Zweck der Bildung unserer Erde, ihrer Bevölkerung und der Fortpflanzung des Lebens auf ihr im Allgemeinen ist.

Wenn der Schüler sich nun die siebenfältige Einteilung der göttlichen Hierarchien sowie der Zusammensetzung des Kosmos und des Menschen vor Augen hält, so wird er leicht verstehen, dass Jah-Noah an der Spitze der niederen kosmischen Vierheit steht und ihre Zusammenfassung darstellt. Die obere sephirothische Dreiheit , deren linker, weiblicher Winkel Jehovah-Binah (Intelligenz) ist – emaniert die Vierheit . Letztere, die an sich den „Himmlischen Menschen“ symbolisiert und den geschlechtslosen Adam-Kadmon als abstrakte Natur betrachtet, wird wieder zu einer Siebenheit, indem sie die drei weiteren Prinzipien aus sich heraus emaniert, die niedere irdische oder manifestierte physische Natur, die Materie und unsere Erde (die siebte ist Malkuth, die „Braut des Himmlischen Menschen“). Mit der höheren Dreiheit oder Kether, der Krone, bildet sie auf diese Weise die volle Zahl des sephirothischen Baums – die 10, die Ganzheit in der Einheit oder das Universum. Getrennt von der höheren Triade, sind es sieben niedere schöpferische Sephiroth.

Obenstehendes gehört nicht unmittelbar zu unserem Thema, obwohl es notwendig ist, sich daran zu erinnern [SD # 596] , um das Verständnis des Folgenden zu erleichtern. Es geht darum zu zeigen, dass Jah-Noah oder der Jehovah der hebräischen Bibel, der angebliche Schöpfer unserer Erde, des Menschen und von allem darauf, Folgendes ist:

(a) Die niedrigste Siebenheit, die schöpferischen Elohim – in ihrem kosmischen Aspekt.

(b) Das Tetragrammaton oder Adam-Kadmon, der vierbuchstabige „Himmlische Mensch“ – in seinem theogonischen und kabbalistischen Aspekt.

(c) Noah – identisch mit dem indischen Sishta, dem Menschensamen, der zur Bevölkerung der Erde aus einer früheren Schöpfung oder Manvantara zurückgelassen wurde, wie es in den Puranas ausgedrückt wird, oder aus der vorsintflutlichen Periode, wie es allegorisch in der Bibel wiedergegeben wird – in seinem kosmischen Charakter.

Einerlei aber, ob eine Vierheit (Tetragrammaton) oder eine Dreiheit, ist der schöpferische Gott der Bibel nicht die universale 10, wenn er nicht mit Ain Soph (wie Brahmâ mit Parabrahman) vereinigt ist, sondern eine Siebenheit, eine der vielen Siebenheiten der universalen Siebenfältigkeit. Zur Erklärung der vorliegenden Frage kann seine Stellung und sein Stand als Noah am besten gezeigt werden, wenn die 3 und die 4 den „kosmischen“ und „menschlichen“ Prinzipien gegenübergestellt werden. Für Letztere wird die alte gebräuchliche Einteilung genutzt:

 

Menschlische Aspekte oder Prinzipien Kosmische Aspekte oder Prinzipien
    Dreifacher Aspekt der Gottheit    
1. Universaler Geist (Atman)   1. Der unmanifestierte Logos
2. Spirituelle Seele (Buddhi) 2. Universale (latente) Ideation146
3. Menschliche Seele, Gemüt (Manas) 3. Universale (oder kos­mische) aktive147 Intelligenz
      Geist der Erde      
4. Tierische Seele(Kama-Rupa)   4. Kosmische (chaotische) Energie
5. Astralkörper (Linga Sarira) Jehovah148 Noah 5. Astrale Ideation, irdische Dinge reflektierend
6. Lebensessenz (Prana) Das Leben enthaltender Raum – die Wasser der Flut 6. Lebensessenz oder Energie
7. Körper (Sthula Sarira) Der Berg Ararat149 7. Die Erde
         

 

Für weitere Veranschaulichungen möge sich der Leser an wissenschaftliche Literatur halten. „Ararat = Der Berg des Abstiegs = דר־־רה, Hor-Jared. Hatho erwähnt ihn als eine Zusammensetzung mit Arath = תרא. Der Herausgeber [SD # 597] des „Moses Cherenensis“ sagt: ‘Damit, sagen sie, sei der erste Ort des Abstiegs (der Arche) angedeutet.’ („Bryant‘s Anal.“, Bd. IV, S. 5, 6, 15) Unter „Berge“ sagt Nork über den Ararat: ‘ טררא, da תרא (d. h. Ararat für Arath) Erde, aramäische Verdopplung.‘ Hier sieht man, dass Nork und Hatho von demselben Äquivalent Gebrauch machen, in Arath, mit der Bedeutung von Erde.“150

Noah symbolisiert somit sowohl den Wurzel-Manu als auch den Samen-Manu, oder die Kraft, welche die Planetenkette entwickelte und unsere Erde sowie die Samen-Rasse (die fünfte), die bewahrt wurde, während die letzten Unterrassen der vierten – des Vaivasvata Manus – verschwanden, und daher wird man sehen, dass die Zahl Sieben bei jedem Schritt wiederkehrt. Es ist Noah, als Permutation Jehovahs, welcher die siebenfältige Schar der Elohim repräsentiert, und er ist somit der Vater oder Schöpfer (der Erhalter) allen tierischen Lebens. Daher die Verse 2 und 3 in [SD # 598] Kapitel 7 der Genesis. „Von allem reinen Vieh sollst du sieben und sieben zu dir nehmen, ein Männliches (3) und ein Weibliches (4) . . . auch von dem Gevögel des Himmels sieben und sieben“ etc. etc., gefolgt von all den Siebenfachen der Tage und des Übrigen.

 

B

Die Tetraktys in Relation zur Siebenheit

Somit ist die Zahl sieben, aus 3 und 4 zusammengesetzt, in allen alten Religionen der elementare Faktor, weil sie der elementare Faktor der Natur ist. Ihre Einführung muss gerechtfertigt werden, und es muss gezeigt werden, dass sie die Zahl schlechthin ist, denn seit dem Erscheinen des „Esoteric Buddhism“ wurden in Bezug auf die Korrektheit dieser Behauptungen häufig Einwände und Zweifel vorgebracht.

Und hier muss dem Schüler sofort gesagt werden, dass bei allen derartigen Zahleneinteilungen das Eine universale Prinzip niemals in die Berechnungen einbezogen wird – obwohl es als (die) Eins bezeichnet wird, da es das Einzige ist. Es steht in seinem Charakter des Absoluten, des Unendlichen und der universalen Abstraktion vollständig für sich selbst und unabhängig von jeder anderen Macht, sei sie noumenal oder phänomenal. Es „ist weder Materie noch Geist; Es ist weder Ego noch Nicht-Ego; und Es ist weder Objekt noch Subjekt, sagt der Verfasser des Aufsatzes „Personal and Impersonal God“ und fügt hinzu:

„In der Sprache der indischen Philosophen ist sie die ursprüngliche und ewige Verbindung von Purusha (Geist) und Prakriti (Materie). Da die Anhänger des Advaita die Ansicht vertreten, dass ein äußeres Objekt lediglich das Ergebnis unserer mentalen Zustände ist, ist Prakriti nichts weiter als eine Täuschung, und Purusha ist die einzige Wirklichkeit; er ist die Eine Existenz, welche in dem Universum der Ideen bleibt. Das . . . ist also das Parabrahman der Anhänger des Advaita. . . . .“

„Selbst wenn es einen persönlichen Gott mit so etwas wie einem materiellen Upadhi (physische Basis irgendeiner Form) Gleichenden geben sollte, wird es aus der Sicht eines Anhängers des Advaita genauso gute Gründe dafür geben, seine noumenale Existenz anzuzweifeln wie bei jedem anderen Gegenstand auch. Ihrer Ansicht nach kann ein bewusster Gott nicht der Ursprung des Universums sein, da sein Ego die Wirkung einer vorangegangenen Ursache sein würde, wenn das Wort ‘bewusst’ lediglich seine gewöhnliche Bedeutung vermittelt. Sie können nicht zugestehen, dass die große Gesamtsumme aller Bewusstseinszustände im Universum ihre Gottheit ist, da sich diese Zustände beständig verändern, und die kosmische Ideenbildung während des Pralayas erloschen ist. Es gibt nur einen beständigen Zustand im Universum, und das ist der Zustand vollkommenen Unbewusstseins, in der Tat das Chidakasha allein (das Feld des Bewusstseins). Wenn meine Leser einmal die Tatsache begreifen, dass dieses gewaltige Universum in Wirklichkeit nur eine riesige Anhäufung von verschiedenen Bewusstseinszuständen ist, dann werden sie nicht überrascht sein herauszufinden, dass der letzte Zustand der Unbewusstheit von den Anhängern des Advaita als Parabrahman betrachtet wird.“151

Obwohl selbst vollständig außerhalb der menschlichen Einschätzung oder Ermittlung gelegen, ist diese „gewaltige Anhäufung von verschiedenen Bewusstseinszuständen“ dennoch eine Siebenheit, die [SD # 599] in ihrer Gesamtheit vollständig aus siebenfältigen Gruppen zusammengesetzt ist; lediglich weil „die Fähigkeit der Wahrnehmung in sieben verschiedenen Aspekten existiert, die den sieben verschiedenen Bedingungen der Materie entsprechen“ (ibid.) oder den sieben Eigenschaften oder Beschaffenheiten oder Zuständen der Materie. Und daher beginnt die Reihe von 1 hinab bis 7 in den esoterischen Berechnungen mit dem ersten manifestierten Prinzip, welches die Zahl Eins ist, wenn wir oben zu zählen beginnen und die siebte, wenn wir von unten oder dem niedrigsten Prinzip aus rechnen.

Die Vierheit wurde in der Kabbala ebenso wie bei Pythagoras als die vollkommenste oder vielmehr heiligste Zahl geschätzt, weil sie aus der Eins, der ersten geoffenbarten Einheit, oder vielmehr aus der Drei in Eins hervorging. Doch war Letztere immer unpersönlich, ungeschlechtlich und unbegreiflich, wenn auch im Bereich der höheren mentalen Wahrnehmungen.

Die erste Offenbarung der ewigen Monade wurde niemals so aufgefasst, als stehe sie als Symbol für ein anderes Symbol, das Ungeborene für das Elementgeborene oder der eine Logos für den Himmlischen Menschen. Das Tetragrammaton oder die Tetraktys der Griechen ist der zweite Logos, der Demiurg. Die Triade, wie Thomas Taylor glaubt (siehe „Pythagorean Triangle“), „ist jedoch das animalische Selbst Platons, der, wie Syrianos richtig bemerkt, der beste unter den Pythagoreern war. Sie steht am äußersten Ende der begreifbaren Triade, wie höchst befriedigend von Proklos im dritten Buch seiner Abhandlung über die Theologie Platons gezeigt wird. Und zwischen diesen beiden Triaden (dem doppelten Dreieck), die eine verständlich und die andere intellektuell, besteht eine andere Ordnung von Göttern, die an beiden Extremen teilhat.“ „Die pythagoreische Welt“, erzählt uns Plutarch (in „De Anim. Procr.“, 1027), „bestand aus einer doppelten Vierheit“. Dieser Satz bestätigt, was die exoterischen Theologien über die Wahl der niederen Tetraktys äußerten. Denn: „Die Vierheit der intellektuellen Welt (der Welt Mahats) ist T’Agathon, Nous, Psyche, Hyle; Feuer, Luft, Wasser und Erde bilden dahingegen die Vierheit der Sinnenwelt (der Materie), die eigentlich das ist, was Pythagoras unter dem Wort Kosmos verstand. Die vier Elemente werden als Rhizomata bezeichnet, die Wurzeln oder Prinzipien aller gemischten Körper“, d. h., die niedere Tetraktys ist die Wurzel der Illusion der Welt der Materie; und das ist das Tetragrammaton der Juden, und die „geheimnisvolle Gottheit“, um welche die modernen Kabbalisten so viel Aufhebens machen!

„So bildet die Zahl Vier das arithmetische Mittel zwischen Monade und Siebenheit, da sie sämtliche Kräfte sowohl der produktiven als auch der produzierten Zahlen einschließt; denn sie ist aus einer gewissen Zahl von den Zahlen unter zehn gemacht; die verdoppelte Duade ergibt eine Vierheit, und die verdoppelte Vierheit ergibt oder entfaltet die Siebenzahl (die Siebenheit). Zwei mit sich selbst multipliziert ergibt vier; und auf sich selbst zurückgeführt den ersten Würfel. Dieser erste Würfel ist eine fruchtbare Zahl, die Grundlage für die Vielheit und Verschiedenheit, gebildet aus zwei und vier (von der Monade abhängend, der siebten). So strömen die beiden Prinzipien der temporären Dinge, die Pyramide und der [SD # 600] Würfel, Form und Materie, aus einer Quelle, dem Tetragon (auf der Erde), der Monade (im Himmel) . . . .” (sieheReuchlin und die Kabbala“, 1, II).

Hier zeigt Reuchlin, die große Autorität in Bezug auf die Kabbala, den Würfel als Materie, während die Pyramide oder die Triade „Form“ ist. Bei den Hermetikern wird die Zahl 4 lediglich dann zum Symbol der Wahrheit, wenn sie zu einem Würfel erweitert ist, der entfaltet sieben ergibt, was das männliche und das weibliche Element und das Element des Lebens symbolisiert.152

Einige Schüler haben Schwierigkeiten zu erklären, warum die vertikale Linie, die männlich ist, im Kreuz (vide infra) zu einer vierteiligen Linie wird – Vier ist eine weibliche Zahl –, während die horizontale (die Linie der Materie) dreiteilig wird. Aber das ist leicht zu erklären. Da die mittlere Fläche des entfalteten Würfels dem vertikalen sowie dem horizontalen Balken oder der Doppellinie gemein ist, wird sie sozusagen zu neutralem Boden und gehört keinem von beiden an. Die Geistlinie bleibt triadisch und die Materielinie zweifältig – indem zwei eine gerade und daher ebenfalls weibliche Zahl ist. Die Pythagoreer, die der Tetraktys den Namen Harmonie gaben, „da sie ein Diatessaron in Sesquitertia sei“, vertraten Theon zufolge die Ansicht: „Die Teilung des Kanons des Monochords geschah nach der Tetraktys in die Duade, Triade und Tetrade; denn er umfasst eine Sesquitertia, eine Sesquialtera, eine doppelte, eine dreifache und eine vierfache Proportion, deren Sektion 27 ist.“ „Im alten musikalischen Bezeichnungssystem bestand der Tetrachord aus drei Stufen oder Intervallen und vier Tongrenzen, die von den Griechen Diatessaron genannt wurden und von uns eine Quarte.“ Außerdem variierte die Vierheit, wenn auch eine gerade, daher eine weibliche („höllische“) Zahl, entsprechend ihrer Form. Das wird von William Stanley Jevons (in „Pythag.“, S. 61) gezeigt. Die Vier wurde von den [SD # 601] Pythagoreern als der Schlüsselverwalter der Natur bezeichnet; in Vereinigung mit der Drei jedoch, was sie zur Sieben machte, wurde sie die vollkommenste und harmonischste Zahl – die Natur selbst. Wenn sie das Kreuz bildete, war die Vier „das Maskuline der femininen Form“; und die Sieben ist der „Meister des Mondes“, weil dieser Planet gezwungen ist, sein Aussehen alle sieben Tage zu verändern. Auf der Basis der Zahl sieben entwarf Pythagoras seine Lehre über die Harmonie und die Musik der Sphären, indem er den Abstand des Mondes von der Erde 1 „Ton“ nannte; vom Mond zu Merkur ½ Ton, von da bis zur Venus dasselbe; von der Venus bis zur Sonne 1½ Töne; von der Sonne zum Mars 1 Ton; von da bis zum Jupiter ½ Ton; vom Jupiter zu Saturn ½ Ton; und von da bis zum Tierkreis 1 Ton; das machte 7 Töne – die Oktavenharmonie. Die gesamte Melodie der Natur ist in diesen sieben Tönen enthalten, und sie wird daher die „Stimme der Natur“ genannt.

Plutarch erklärt („De Plac. Phil.“, S. 878), dass die alten Griechen die Tetrade als die Wurzel und das Prinzip aller Dinge betrachteten, da sie die Anzahl der Elemente darstellte, von welchen alle sichtbaren und unsichtbaren erschaffenen Dinge hervorgebracht wurden. Bei den Brüdern des Rosenkreuzes bildete die Figur des Kreuzes oder des entfalteten Würfels den Gegenstand einer Erörterung in einem der Theosophischen Grade Peuvrets und wurde nach den Fundamentalprinzipien von Licht und Finsternis oder Gut und Böse behandelt.

„Die erkennbare Welt geht auf diese Weise aus dem göttlichen Gedanken (oder der Einheit) hervor. Die Tetraktys reflektiert über ihre eigene Essenz, die erste Einheit, die Hervorbringerin aller Dinge, und über ihren eigenen Anfang, sagt also: Einmal eins, zweimal zwei, unmittelbar entsteht eine Vierheit, welche die höchste Einheit an ihrer Spitze hat und zu einer Pyramide wird, deren Basis eine ebene Vierheit ist, eine Oberfläche, auf welcher das strahlende Licht der göttlichen Einheit die Form unkörperlichen Feuers erschafft, weil Juno (Materie) zu den niederen Dingen herabsteigt. Daraus entsteht das essenzielle Licht, nicht brennend, sondern erleuchtend. Das ist die Schöpfung der Mittelwelt, welche die Hebräer die Höchste nennen, die Welt der (ihrer) Gottheit. Sie wird als Olymp bezeichnet, ganz Licht, und voller getrennter Formen, wo die Wohnstatt der unsterblichen Götter ist, ‘deum domus alta’, deren Spitze die Einheit, deren Mauer die Dreiheit und deren Oberfläche die Vierheit ist.“ (Reuchlin, „Cabala“, S. 689)

Die „Oberfläche“ muss somit eine bedeutungslose Fläche bleiben, wenn sie sich selbst überlassen wird. Die Einheit „erleuchtet“ nur die Vierheit; die berühmte niedere Vier muss sich selbst ebenfalls eine Mauer aus der Dreiheit erbauen, wenn sie geoffenbart werden will. Ferner ist das Tetragrammaton oder der Mikroprosopus „Jehovah“, der sich ungehörigerweise das „War, Ist, Wird sein“ anmaßt, das jetzt übersetzt wird mit dem „Ich bin der ich bin“ und als die höchste abstrakte Gottheit interpretiert wird, wohingegen er esoterisch und der einfachen Wahrheit entsprechend lediglich für die periodisch chaotische, unruhige und ewige Materie mit allen ihren Möglichkeiten steht. Denn das Tetragrammaton ist eins mit der Natur oder Isis, und es ist die exoterische Reihe androgyner Götter, wie z. B. Osiris-Isis, Jove-Juno, Brahmâ-Vach oder das kabbalistische Jah-Hovah; allesamt männlich-weiblich. Die Namen sämtlicher anthropomorphischer Götter wurden bei den alten Nationen [SD # 602] mit vier Buchstaben geschrieben, wie Marsilio Ficino richtig bemerkte. So war er bei den Ägyptern Teut; bei den Arabern Alla; bei den Persern Sira; bei den Magiern Orsi; bei den Mohammedanern Abdi; den Griechen Theos; den alten Türken Esar; bei den Lateinern Deus; dem J. Lorenzo Anania das deutsche Gott hinzufügt; das sarmatische Bouh etc. etc.

Da die Monade eins ist und damit eine ungerade Zahl, sagten die Alten, die Ungeraden seien die einzig vollkommenen Zahlen; und – selbstsüchtig vielleicht, aber doch eine Tatsache – sie betrachteten sie alle als männlich und vollkommen, als für die himmlischen Götter verwendbar, während die geraden Zahlen, wie z. B. zwei, vier, sechs und insbesondere acht, als weiblich für unvollkommen gehalten und nur den irdischen und höllischen Göttern zugewiesen wurden. Virgil verzeichnet in seiner achten „Ecloque“ die Tatsache mit den Worten „Numero deus impare gaudet“, „die ungeraden Zahlen gefallen den Göttern“.

Die Zahl Sieben oder das Heptagon betrachteten die Pythagoreer jedoch als religiöse und vollkommene Zahl. Sie wurde „Telesphoros“ genannt, weil durch sie alles im Universum und in der Menschheit zu seinem Ende gebracht wird, d. h. zu seinem Höhepunkt (Philon, „De Opificio Mundi“). Die Lehre von den durch die sieben heiligen Planeten153 beherrschten Sphären zeigt, von Lemurien bis zu Pythagoras, dass die sieben Mächte der irdischen und sublunaren Natur sowie auch die sieben großen Kräfte des Universums in sieben Tönen fortschreiten und sich entwickeln, welche auch die sieben Noten der Tonleiter sind. Die Heptade (unsere Siebenheit) wurde betrachtet „als die Zahl einer Jungfrau, weil sie ungeboren ist“ (wie der Logos oder der „Aja“ der Vedantisten); „ohne Vater oder Mutter, jedoch unmittelbar aus der Monade hervorgehend, welche der Ursprung und die Krone aller Dinge ist.“ („The Pythagorean Triangle“, S. 174) Und wenn die Heptade als unmittelbar aus der Monade hervorgehend dargestellt wird, dann ist sie, wie die Geheimlehre der ältesten Schulen lehrt, die vollkommene und heilige Zahl unseres gegenwärtigen Maha-Manvantaras.

Die Siebenheit oder Heptade war in der Tat unterschiedlichen Göttern und Göttinnen geweiht: dem Mars mit seinen sieben Begleitern; Osiris, dessen Körper in sieben und zweimal sieben Teile geteilt wurde; Apollon (der Sonne) inmitten seiner sieben Planeten, wie er den Hymnus an die Siebenstrahlige auf seiner siebensaitigen Harfe spielt; der vaterlosen und mutterlosen Minerva; und weiteren.

Der vorhimalayische Okkultismus muss mit seiner Siebenerteilung, und eben wegen dieser Siebenerteilung, als der Älteste betrachtet werden, der Ursprung aller. Ihm stehen einige von den Neuplatonikern hinterlassene Bruchstücke entgegen; und die Bewunderer der Letzteren, die kaum verstehen, was sie verteidigen, sagen uns: „Sehet, eure Vorgänger glaubten nur an einen dreifachen Menschen, zusammengesetzt aus [SD # 603] Geist, Seele und Körper. Sehet, der Taraka-Raja-Yoga Indiens beschränkt diese Einteilung auf 3, wir auf 4 und die Vedantisten auf 5 (Koshas).“ Daraufhin fragen wir von der Archaischen Schule:

Warum sagt dann der griechische Dichter, „es sind nicht vier, sondern sieben, die das Lob der Spirituellen Sonne singen“, ῾ΕΠΤΑΜΕ ? Er sagt:

„Sieben klingende Laute verkünden mein Lob,
Der unsterbliche Gott, die allmächtige Gottheit“ . . .

Warum wiederum wird der dreieinige Iao (der Mysteriengott) als der „Vierfältige“ bezeichnet, und treten die Triade und die tetradischen Symbole bei den Christen dennoch unter einem einheitlichen Namen auf – dem Jehovah der sieben Buchstaben? Warum auch ist im hebräischen Scheba der Schwur (die pythagoreische Tetraktys) identisch mit der Zahl 7? Oder, wie Gerald Massey es ausdrückt: „Einen Eid zu schwören war synonym mit ‘zu siebt’, und die mit dem Buchstaben Jod ausgedrückte 10 war die volle Zahl des Iao-Sabaoth, des zehnbuchstabigen Gottes.“ In Lucians „Auction of the Philosophers“ fragt Pythagoras: „Wie zählst du?“ Die Antwort lautet: „Eins, zwei, drei, vier.“ Dann sagt Pythagoras: „Siehst du? In dem, was du als vier wahrnimmst, sind zehn; also ein vollkommenes Dreieck und unser Schwur (Tetraktys, vier!) oder sieben. Warum wieder sagt Proklos im „Timaios“, c. iii: „Der Vater der goldenen Verse feiert die Tetraktys als die Quelle der immerwährenden Natur“?

Einfach weil die westlichen Kabbalisten, die exoterischen Beweise gegen uns anführend, keine Vorstellung von der wirklichen esoterischen Bedeutung haben. Weil alle alten Kosmologien – die ältesten Kosmografien der beiden ältesten Völker der fünften Wurzelrasse, der indischen Arier und der Ägypter, zusammen mit denen der frühen chinesischen Rassen (der Überreste der vierten oder atlantischen Rasse) die Gesamtheit ihrer Mysterien auf die Zahl 10 begründeten: Das höhere Dreieck stand für die unsichtbare und metaphysische Welt, die niederen drei und vier, oder die Siebenheit, für den physischen Bereich. Nicht die jüdische Bibel war es, welche der Zahl sieben Ansehen verschaffte. Hesiod sprach davon, dass „der siebte der heilige Tag ist“, bevor man vom Sabbat des „Moses“ jemals gehört hatte. Der Gebrauch der Zahl sieben war niemals auf eine einzelne Nation beschränkt. Das ist gut dokumentiert durch die sieben Vasen im Sonnentempel in der Nähe der Ruinen von Babian in Oberägypten; die sieben Feuer, die Zeitalter lang auf den Altären des Mithras brannten; die sieben heiligen Tempel der Araber; die sieben Halbinseln, die sieben Inseln, sieben Meere, Berge und Flüsse Indiens und des Zohars (siehe Ibn Gabirol), die jüdischen Sephiroth der sieben Herrlichkeiten; die sieben gotischen Gottheiten; die sieben Welten der Chaldäer und ihre sieben Geister; die sieben von Hesiod und Homer erwähnten Konstellationen; und all die endlosen Siebenen, welche die Orientalisten in sämtlichen Manuskripten finden, die sie entdecken.

Was wir abschließend zu sagen haben, ist Folgendes: Genug wurde vorgebracht, um zu zeigen, warum in den [SD # 604] esoterischen Schulen die menschlichen Prinzipien in sieben eingeteilt wurden und werden. Mache vier daraus, und übrig bleibt der Mensch ohne seine niederen irdischen Elemente oder, von einem physischen Standpunkt aus betrachtet, macht es ein seelenloses Tier aus ihm. Die Vierheit muss entweder die höhere oder die niedere sein – die himmlische oder die irdische Tetraktys: Um verständlich zu werden, muss der Mensch nach den Lehren der alten esoterischen Schule als Siebenheit betrachtet werden. Das wurde so gut verstanden, dass selbst die sogenannten christlichen Gnostiker dieses altehrwürdige System annahmen (vide § über „Die sieben Seelen“). Das blieb lange Zeit geheim, denn obwohl man es ahnte, sprach doch kein Manuskript jener Zeit klar genug, um die Skeptiker zu überzeugen. Doch da kommt uns die literarische Neugier unseres Zeitalters zu Hilfe – das älteste und am besten erhaltene Evangelium der Gnostiker, die Pistis Sophia ΙΙΙCΤΙC CΟΦΙΑ. Um den Beweis zu vervollständigen, zitieren wir eine Autorität (C. W. King) – den einzigen Archäologen, der einen schwachen Schimmer von dieser sorgfältig ausgearbeiteten Lehre besaß und der beste Schriftsteller der Gegenwart über die Gnostiker und ihre Gemmen war.

Nach diesem außerordentlichen Stück religiöser Literatur – einem wahren gnostischen Fossil – ist die menschliche Wesenheit der siebenfältige Strahl aus der Eins,154 genauso wie es unsere Schule lehrt. Sie ist aus sieben Elementen zusammengesetzt, vier von ihnen wurden von den vier kabbalistischen manifestierten Welten entlehnt. Daher „bekommt sie von Asiah den Nephesch oder den Sitz der physischen Begierden (auch Lebensatem); von Jezirah den Ruach, oder den Sitz der Leidenschaften (?!); von Briah den Neshamah und von Aziluth erhält es die Chaiah oder das Prinzip des spirituellen Lebens“ (King). „Das sieht aus wie eine Adaption der platonischen Theorie von der Seele, die ihre entsprechenden Fähigkeiten von den Planeten auf ihrem fortlaufenden Abstieg durch deren Sphären erhält. Die „Pistis Sophia“ bringt in ihrer gewohnten Kühnheit diese Theorie jedoch in eine viel poetischere Gestalt (§ 282). „Der Innere Mensch ist auf ähnliche Weise aus vier Bestandteilen zusammengesetzt, doch diese werden von den aufrührerischen Äonen der Sphären geliefert, welche die Kraft sind – ein Teilchen des Göttlichen Lichts („Divinae particula aurae“), das noch in ihnen verblieben ist; die Seele (das fünfte) „aus den Tränen ihrer Augen und dem Schweiß ihrer Qualen gebildet“, das ᾽Αντίμιμον Πνεύματος, die Nachahmung des Geistes (anscheinend unserem Gewissen entsprechend) (das sechste), und schließlich die Μοῖρα, das Fatum155 (das karmische Ego), dessen [SD # 605] Aufgabe es ist, den Menschen zu dem ihm bestimmten Ende zu geleiten: Wenn er durch das Feuer sterben muss, ihn in das Feuer zu führen, wenn er durch ein wildes Tier sterben muss, ihn zu dem wilden Tier zu führen etc.156das Siebte!

 

C

Das siebenfältige Element in den Veden

Es bestätigt die okkulte Lehre in Bezug
auf die sieben Globen und die sieben Rassen

Wir müssen bis ganz an die Quelle historischer Informationen gehen, wenn wir unseren besten Beweis zur Bestätigung der verkündeten Tatsachen erbringen wollen. Denn, obwohl gänzlich allegorisch, sind die Hymnen des Rigvedas nicht weniger gehaltvoll. Die sieben Strahlen Suryas (der Sonne) stehen darin parallel zu den sieben Welten (jeder Planetenkette), zu den sieben Strömen von Himmel und Erde, wobei Erstere die sieben schöpferischen Scharen und Letztere die sieben Menschen oder ursprünglichen menschlichen Gruppen sind. Die sieben alten Rishis – die Vorfahren von allem, was auf der Erde lebt und atmet – sind die sieben Freunde Agnis, seine sieben „Rosse“ oder sieben „Häupter“. Das Menschengeschlecht entsprang aus Feuer und Wasser, besagt die Allegorie; von den Vätern oder den Opfer darbringenden Ahnen aus Agni geformt; denn Agni, die Ashvins, die Adityas („Rigveda“, III, 54, 16, II, 29, 3, 4), sind alle Synonyme für die „Opfernden“ oder Väter, verschiedentlich Pitaras (Pitris, Väter) genannt, Angiras157 (ibid., 1, 31, 17, 139, 9) und die Sadhyas, „Göttliche Opfernde“, die Okkultisten unter ihnen. Sie werden Devaputra Rishayah oder die „Söhne Gottes“ genannt (X, 62; 1, 4). Die „Opferer“ sind außerdem kollektiv der eine Opferer, der Vater der Götter, Vishvakarman, der die große Sarvamedha-Zeremonie vollbrachte und sich zum Schluss selbst opferte (siehe Hymnen des Rigveda).

[SD # 606] In diesen Hymnen wird der „Himmlische Mensch“ Purusha genannt, der „Mensch“ (X, 90, 1), von dem Viraj geboren wurde (X, 90, 5); und von Viraj der (sterbliche) Mensch. Varuna (aus seiner erhabenen Stellung heraus zum Führer der gebietenden Dhyanis oder Devas gemacht) ist es, der alle natürlichen Erscheinungen regelt, „einen Weg für die Sonne bahnt, um ihm zu folgen“. Die sieben Ströme des Himmels (die herabsteigenden schöpferischen Götter) und die sieben Ströme der Erde (die sieben ursprünglichen Menschheiten) stehen unter seiner Herrschaft, wie man sehen wird. Denn er, der Varunas Gesetze (die Vratani oder „Läufe der natürlichen Tätigkeit“, die aktiven Gesetze) bricht, wird von Indra (X, 113, 5), dem mächtigen vedischen Gott bestraft, dessen Vrata (Gesetz oder Macht) größer ist als die Vratani irgendeines anderen Gottes.

So lässt sich zeigen, dass der Rigveda, der älteste aller bekannten alten Berichte, die okkulten Lehren in fast jeder Hinsicht bestätigt. Seine Hymnen – die von den frühesten Initiierten der fünften (unserer) Rasse in Bezug auf die ursprünglichen Lehren niedergeschriebenen Berichte – sprechen von den sieben Rassen (von denen zwei noch kommen sollen), indem sie diese durch die „sieben Ströme“ allegorisieren (I, 35, 8), und von den fünf Rassen („Pancha Krishtayah“), die bereits diese Welt bewohnt haben (ibid.) in den fünf Regionen „Pancha Pradicah“ (IX, 86, 29), sowie auch von den vergangenen drei Kontinenten.158

Nur diejenigen Gelehrten, welche die geheime Bedeutung des Purusha Suktas beherrschen (worin die Intuition der modernen Orientalisten „einen der allerspätesten Hymnen des Rigveda“ zu sehen beliebt), können zu verstehen hoffen, wie harmonisch seine Lehren sind und wie sie die esoterischen Lehren bestätigen. Man muss in der ganzen Abstrusität ihrer metaphysischen Bedeutung die darin enthaltenen Beziehungen zwischen dem (Himmlischen) Menschen „Purusha“, der für die Herstellung des Universums und allem darin Enthaltenen geopfert wurde (siehe Vishvakarman) und dem irdischen sterblichen Menschen (Hymne X, 20, 1, 16) studieren, bevor man die verborgene Philosophie dieses Verses erkennt:

„15. Er (der Mensch, Purusha oder Vishvakarman) hatte sieben beigelegte Scheite Brennmaterial und dreimal sieben Schichten von Brennmaterial; als die Götter das Opfer vollbrachten, banden sie den Menschen als Opfer“ . . . . Das bezieht sich auf die drei siebenfältigen ursprünglichen Rassen und zeigt das hohe Alter der Veden, die wahrscheinlich in diesen frühesten mündlichen Lehren kein anderes Opfer kannten; und auch [SD # 607] auf die sieben ursprünglichen Gruppen der Menschheit, da Vishvakarman kollektiv die göttliche Menschheit repräsentiert.159

Dieselbe Lehre findet sich in den anderen alten Religionen widergespiegelt. Sie mag und sie muss zu uns entstellt und falsch ausgelegt herabgekommen sein, wie im Fall der Parsen, die sie in ihrem Vendidad und an anderer Stelle lesen, ohne jedoch die darin enthaltenen Anspielungen in irgend einer Weise besser zu verstehen als die Orientalisten; die Lehre ist in ihren alten Werken jedoch klar angeführt (siehe die Aufzählung der sieben Sphären – die nicht die „Keshvar der Erde“ sind, wie allgemein angenommen wird – in „Fargard“ XIX, 39). Siehe jedoch später.

Vergleicht man die esoterische Lehre mit den Interpretationen von James Darmesteter (Vendidad“, herausgegeben von Prof. Max Müller), kann man auf einen Blick erkennen, wo der Fehler gemacht wurde und was ihn verursachte. Der Abschnitt lautet folgendermaßen:

„Der indo-iranische Asura (Ahura) wurde häufig als siebenfältig vorgestellt; durch das Spiel mit gewissen mythischen (?) Formeln und aufgrund mythischer (?) Zahlen wurden die Vorfahren der Indo-Iraner dahin geführt, von sieben Welten zu sprechen,160 und der höchste Gott wurde oft siebenfältig dargestellt, ebenso wie die Welten, über die er herrschte“ (siehe die Fußnote). „Die sieben Welten wurden in Persien zu den sieben Keshvar der Erde: Die Erde ist in sieben Keshvar aufgeteilt, wovon nur einer bekannt und den Menschen zugänglich ist, der eine, auf dem wir leben, nämlich Hvaniratha; was darauf hinausläuft zu behaupten, dass sieben Erden existieren.161 Die parsische Mythologie kennt auch sieben Himmel. Hvaniratha selbst wird in sieben Klimazonen eingeteilt (Orm. Ahr. § 72. Vendidad Einleitung“, S. lx). Dieselbe Einteilung und Lehre kann in der ältesten und verehrtesten der indischen [SD # 608] Schriften gefunden werden – im Rigveda. Dort sind neben unserer Erde sechs Welten erwähnt: die sechs Rajamsi über Prithivi – die Erde – oder „dieses“ (idam) dem gegenüber gestellt, was jenseits ist (d. h. die sechs Globen auf den drei anderen Ebenen oder Welten) (siehe „Rigveda“, I 34, 108. 9, 10; III 56; VII 104. 11 und V 60. 6).

Die Kursivschrift ist von uns, um die Identität der Texte mit denen der esoterischen Lehre aufzuzeigen und den Fehler hervorzuheben. Die Magier oder Anhänger des Zoroastrimus glaubten nur, woran auch andere Menschen glaubten; nämlich an sieben „Welten“ oder Globen unserer Erdkette, von welchen lediglich einer (momentan) dem Menschen zugänglich ist – unsere Erde; und auch an das aufeinanderfolgende Erscheinen und Vergehen von sieben Kontinenten oder Erden auf diesem unserem Globus; wobei jeder Kontinent, in Erinnerung an die sieben Globen (einer sichtbar, sechs unsichtbar) geteilt ist in sieben Inseln oder Kontinente, sieben „Klimazonen“ etc. Das war ein üblicher Glaube in jenen Tagen, als die jetzt geheime Lehre für alle offen zugänglich war. Die Vielheit der Örtlichkeiten in siebenfältigen Einteilungen führte dazu, dass sich die Orientalisten (die außerdem dadurch noch weiter in die Irre geführt wurden, dass die ursprünglichen Lehren bei den uninitiierten Hindus und Parsis in Vergessenheit gerieten) derartig verwirrt fühlten von dieser immer wiederkehrenden siebenfältigen Zahl, dass sie dieselbe als „mythisch“ betrachteten. Dieses Vergessen der ersten Anfänge hat die Orientalisten von der richtigen Spur abgebracht und sie die größten Fehler begehen lassen. Derselbe Fehler findet sich in der Definition der Götter. Diejenigen, die die esoterische Lehre der frühesten Arier nicht kennen, können sich die in diesen Wesen enthaltene metaphysische Bedeutung niemals zu eigen machen oder auch nur richtig verstehen.

Ahura-Mazda (Ormazd) war das Haupt und die Synthese der sieben Amesha Spentas (oder Amschaspands), und daher selbst ein Amschaspand. Geradeso wie „Jehovah-Binah-Elohim“ das Haupt und die Synthese der Elohim war und nicht mehr, war Agni-Vishnu-Surya die Synthese und das Haupt oder der Brennpunkt, woraus in der Physik und auch in der Metaphysik, sowohl aus der spirituellen wie auch der physischen Sonne, die sieben Strahlen, die sieben feurigen Zungen, die sieben Planeten oder Götter hervorgingen. Sie alle wurden höchste Götter und der Eine Gott, aber erst nach dem Verlust der ursprünglichen Geheimnisse, nach dem Untergang von Atlantis oder der „Flut“, und nach der Besitzergreifung Indiens durch die Brahmanen, die auf den Gipfeln des Himalayas Zuflucht gesucht hatten, denn selbst das Hochland des heutigen Tibets war eine Zeitlang überschwemmt. Ahura-Mazda wird im Vendidad nur als der „Seligste Geist, Schöpfer der körperlichen Welt“ angerufen. „Ahura-Mazda“ bedeutet in seiner buchstäblichen Übersetzung der „weise Herr“ (Ahura „Herr“ und Mazda „weise“). Ferner verknüpft ihn dieser Name Ahura, im Sanskrit Asura, mit den Manasaputras, den Söhnen der Weisheit, die den vernunftlosen Menschen beseelten und ihn mit seinem Gemüt (Manas) ausstatteten. Ahura (Asura) kann hergeleitet werden von der Wurzel ah „sein“, doch seine ursprüngliche Bedeutung entspricht der Darstellung der Geheimlehre.

[SD # 609] Wenn die Geologie herausgefunden haben wird, vor wie viel Tausenden von Jahren die aufgewühlten Wasser des Indischen Ozeans die höchsten Hochebenen Zentralasiens erreichten, als das Kaspische Meer und der Persische Golf mit ihm eine Einheit bildeten, erst dann wird man das Alter der arischen brahmanischen Nation kennen und auch die Zeit ihres Absteigens in die Ebenen Hindustans, was erst Jahrtausende später stattfand.

Yima, der sogenannte „erste Mensch“ im Vendidad, gehört ebenso wie sein Zwillingsbruder Yama, der Sohn Vaivasvata Manus, zwei Epochen der universalen Geschichte an. Er ist der „Vorfahr“ der zweiten Menschenrasse, somit die Personifizierung der Schatten der Pitris und der Vater der nachsintflutlichen Menschheit. Die Magier sagten „Yima“ wie wir „Mensch“ sagen, wenn wir von der Menschheit sprechen. Der „schöne Yima“, der erste Sterbliche, der mit Ahura-Mazda verkehrte, ist der erste „Mensch“, der stirbt oder verschwindet, nicht der erste, der geboren wird. Der „Sohn Vivanghats“ war, wie der Sohn Vaivasvatas, der symbolische Mensch, der in der Esoterik als der Repräsentant der ersten drei Rassen und als der kollektive Vorfahr derselben dargestellt wurde. Von diesen Rassen sind die ersten beiden niemals gestorben,162 sondern lediglich verschwunden, in ihre Nachkommenschaft aufgegangen. Und die dritte Rasse lernte den Tod erst gegen Ende kennen, nach der Trennung der Geschlechter und nach ihrem „Fall“ in die Zeugung. Darauf wird klar angespielt in Fargard II des Vendidad“. Yima weigert sich, die Gesetze Ahura-Mazdas zu überbringen und sagt: „Ich wurde nicht geboren, ich wurde nicht gelehrt, um Priester und Überbringer deines Gesetzes zu sein.“ Und dann bittet ihn Ahura-Mazda, seine Menschen zu vermehren und über „seine Welt zu wachen“ (3 und 4).

Er weigert sich, der Priester Ahura-Mazdas zu werden, weil er sein eigener Priester und Opferer ist, doch den zweiten Vorschlag nimmt er an. Er antwortet, wie es heißt:

„Ja! . . . Ja, ich will über deine Welt herrschen und wachen. Solange ich König bin, soll weder kalter Wind sein noch heißer, weder Krankheit noch Tod.“

Dann bringt ihm Ahura-Mazda einen goldenen Ring und einen Dolch, die Hoheitssymbole, und unter der Herrschaft Yimas vergingen –

„dreihundert Winter, und die Erde füllte sich wieder mit Schwärmen und Herden, mit Menschen und Hunden und Vögeln und mit roten, lodernden Feuern“ etc. (300 Winter bedeuten 300 Perioden oder Zyklen).

„Füllte sich wieder“, wohlgemerkt; damit ist gesagt, dass all das schon vorher auf ihr gewesen ist. Und damit ist die Kenntnis der Lehre von den aufeinanderfolgenden Zerstörungen der Welt und ihren Lebenszyklen nachgewiesen. Sobald die „300 Winter“ vorüber waren, warnt Ahura-Mazda Yima, dass die Erde zu voll wird und dass die Menschen keinen Platz zum Leben haben. Da tritt Yima vor, und mit Hilfe der Spenta Armaiti (des weiblichen Genius oder Geistes der Erde) lässt er die Erde sich ausdehnen und [SD # 610] um ein Drittel größer werden, woraufhin „neue Herden und Schwärme und Menschen“ auf ihr erscheinen. Ahura-Mazda warnt ihn wieder, und Yima lässt die Erde durch dieselbe magische Kraft um zwei Drittel größer werden. „Neunhundert Winter“ vergehen, und Yima muss die Zeremonien zum dritten Mal ausführen. All das ist allegorisch. Die drei Ausdehnungsvorgänge der Erde beziehen sich auf die drei aufeinanderfolgenden Kontinente und Rassen, von denen eine nach und aus der anderen hervorgeht, wie an anderer Stelle ausführlich erklärt wird. Nach dem dritten Mal warnt Ahura-Mazda Yima in einer Versammlung „himmlischer Götter und hervorragender Sterblicher“, dass die verderblichen Winter im Begriff sind, auf die materielle Welt zu fallen, und dass alles Leben zugrunde gehen wird. Das ist die altpersische Symbolik für die „Flut“ und die bevorstehende Umwälzung von Atlantis, die jede Rasse der Reihe nach hinwegschwemmt. Gleich Vaivasvata Manu und Noah fertigt Yima eine Vara (eine Gondel, eine Arche) nach der Anleitung des Gottes und bringt Samen eines jeglichen lebenden Geschöpfes, der Tiere, und der „Feuer“ dort hin.

Für diese „Erde“ oder diesen neuen Kontinent wurde Zarathustra zum Gesetzgeber und Herrscher. Das war die vierte Rasse in ihren Anfängen, nachdem die Menschen der dritten auszusterben begannen. Bis dahin hatte es, wie (siehe oben, Fußnote) gesagt, noch keinen regelrechten Tod gegeben, sondern lediglich eine Umwandlung, denn die Menschen besaßen noch keine Persönlichkeit. Sie besaßen Monaden – Atem des Einen Atems, ebenso unpersönlich wie die Quelle, aus der sie hervorgingen. Sie besaßen Körper, oder vielmehr Schatten von Körpern, die sündlos waren, daher ohne Karma. Weil es noch kein Kama-Loka für die „Seelen“ der Menschen gab – und am allerwenigsten Nirvana oder auch nur Devachan –, die kein persönliches Ego besaßen, gab es auch keine Übergangsperioden zwischen den Inkarnationen. Wie der Phönix stand der ursprüngliche Mensch aus seinem alten in einem neuen Körper wieder auf. Jedes Mal, und mit jeder neuen Generation, wurde er fester, körperlich vollkommener, entsprechend dem Evolutionsgesetz, das das Gesetz der Natur ist. Der Tod kam mit dem vollständigen physischen Organismus, und mit ihm kam – der moralische Verfall.

Diese Erläuterung zeigt eine weitere alte Religion, die in ihrer Symbologie mit der universalen Lehre übereinstimmt.

Anderswo werden die ältesten persischen Überlieferungen gegeben, die Relikte des Zoroastrimus der noch älteren Magier, und einige von ihnen erklärt. Die Menschheit ging nicht aus einem einzigen Paar hervor. Auch gab es niemals einen ersten Menschen – weder Adam noch Yima –, sondern nur eine erste Menschheit.

Das mag eine Art „gemäßigter Polygenismus“ sein oder nicht. Sobald einmal sowohl die Schöpfung aus dem Nichts – eine Absurdität – als auch ein übermenschlicher Schöpfer oder Schöpfer im Plural – eine Tatsache – von der Wissenschaft beseitigt sind, bietet der Polygenismus nicht mehr Schwierigkeiten oder Unbequemlichkeiten (von einem wissenschaftlichen Gesichtspunkt aus gesehen eher weniger) als der Monogenismus.

In der Tat ist er so wissenschaftlich wie jede beliebige andere Behauptung. Denn in seiner Einleitung zu Notts und Gliddons „Typen der Menschheit“ erklärt Agassiz [SD # 611] seinen Glauben an eine unbestimmte Anzahl von „getrennt erschaffenen ursprünglichen Menschenrassen“; und merkt an, dass „während sich in jeder zoologischen Provinz Tiere von unterschiedlicher Art befinden, bildet der Mensch trotz der Mannigfaltigkeit seiner Rassen immer ein und dasselbe Menschenwesen“.

Der Okkultismus bestimmt und beschränkt die Zahl der ursprünglichen Rassen auf sieben, wegen der „sieben Vorfahren“ oder Prajapatis, der Entwickler der Wesen. Sie sind weder Götter noch übernatürliche Wesen, sondern fortgeschrittene Geister von einem anderen und niedrigeren Planeten, die auf diesem Planeten wiedergeboren wurden und ihrerseits in der gegenwärtigen Runde die gegenwärtige Menschheit hervorbrachten. Diese Lehre wird wiederum von einer ihrer Echos bestätigt – der gnostischen Lehre. In ihrer Anthropologie und Genesis des Menschen lehrt sie, dass „eine gewisse Schar von sieben Engeln“ die ersten Menschen bildeten, welche nichts Besseres waren als bewusstlose, riesige, schattenartige Formen – „lediglich ein sich windender Wurm“ (!), schreibt Irenäus (I, 24, 1), der üblicherweise die Metapher als Wirklichkeit nimmt.

 

D

Die Siebenheit in den exoterischen Werken

Wir können jetzt andere alte Schriften untersuchen und sehen, ob sie die siebenfältige Einteilung enthalten, und wenn es so ist, bis zu welchen Grad.

Verstreut in Tausenden von Sanskrittexten, von denen einige noch ungeöffnet, andere sogar noch unbekannt sind, genauso wie in allen Puranas, wenn nicht sogar noch viel umfassender als selbst in der jüdischen Bibel, spielen die Zahlen sieben und neunundvierzig (7 x 7) eine höchst herausragende Rolle. Sie finden sich als die sieben Schöpfungen im ersten Kapitel bis herab zu den sieben Strahlen der Sonne im schließlichen Pralaya, die sich zu sieben Sonnen erweitern und die Materie des gesamten Universums absorbieren. So steht im „Matsya-Purana“: „Um die Veden zu verkünden, erzählte Vishnu am Beginn eines Kalpas dem Manu die Geschichte des Narasinha und die Ereignisse von sieben Kalpas.“ Dann wieder zeigt dasselbe Purana, dass „in allen Manvantaras Rishis163 in sieben und sieben Klassen erscheinen, und nachdem sie eine Vorschriftensammlung für Gesetz und Moral aufgestellt haben, gehen sie in die Glückseligkeit ein“. Die Rishis repräsentieren neben lebenden Weisen noch viele andere Dinge.

Im Hymnus xix, 53 des „Atharva-Vedas“ (Dr. Muirs Übersetzung) lesen wir:

[SD # 612]

„1. Die Zeit trägt (uns) vorwärts, ein Ross mit sieben Strahlen, tausend Augen, unvergänglich, voller Fruchtbarkeit. Kluge Weise besteigen es; seine Räder sind all die Welten.

2. So vergeht die Zeit auf sieben Rädern; er hat sieben Naben; Unsterblichkeit ist seine Achse. Gegenwärtig ist er all diese Welten. Die Zeit treibt den ersten Gott voran.

3. Einen vollen Krug enthält die Zeit. Wir sehen ihn in vielen Formen existieren. Er ist all diese Welten der Zukunft. Man nennt ihn ‘Zeit im höchsten Himmel’ “. . . .

Dem füge man nun folgenden Vers aus den esoterischen Büchern hinzu:

„Raum und Zeit sind eins. Raum und Zeit sind namenlos, denn sie sind das unerkennbare Tat, das nur durch seine sieben Strahlen empfunden werden kann – welche die sieben Schöpfungen sind, die sieben Welten, die sieben Gesetze“ etc. etc. etc. . . .

Erinnert man sich daran, dass die Puranas die Identität Vishnus mit Zeit und Raum betonen;164 und dass selbst das rabbinische Symbol für Gott Maqom ist, der „Raum“, so wird klar, warum für den Zweck einer sich offenbarenden Gottheit – Raum, Materie und Geist – der eine Mittelpunkt zum Dreieck und zur Vierheit wurden (dem vollkommenen Würfel), und damit zur Sieben. Selbst der Pravaha-Wind (die mystische und okkulte Kraft, die den Lauf der Sterne und Planeten anstößt und ihn regelt) ist siebenfältig. Das Kurma- und das Linga-Purana zählen unter diesem Namen sieben Hauptwinde auf, die die Prinzipien des kosmischen Raums sind. Sie sind eng verknüpft mit Dhruva165 (jetzt Alpha), dem Polarstern, der seinerseits mit der Hervorbringung verschiedener Phänomene durch kosmische Kräfte verknüpft ist.

So hat die Zahl der sieben Schöpfungen, sieben Rishis, Zonen, Kontinente, Prinzipien etc. in den arischen Schriften indisches, ägyptisches, chaldäisches, griechisches, jüdisches, römisches und schließlich christliches mystisches Denken durchlaufen, bis sie in allen exoterischen Theologien angekommen war und ihnen unauslöschlich eingeprägt blieb. Die sieben alten Bücher, die von Ham aus der Arche Noah gestohlen und seinem Sohn Kusch gegeben wurden, und die sieben ehernen Säulen Hams und Cheirons sind ein Widerschein und eine [SD # 613] Erinnerung an die sieben ursprünglichen Mysterien, die entsprechend den „sieben geheimen Emanationen“, den „sieben Tönen“ und den sieben Strahlen errichtet wurden – den spirituellen und siderischen Modellen ihrer siebentausend mal sieben Kopien in späteren Äonen.

Die mysteriöse Zahl ist dann auch in den nicht weniger mysteriösen Maruts markant. Das Vayu-Purana zeigt, und Harivamsha bestätigt es in Bezug auf die Maruts – die ältesten sowie unbegreiflichsten aller sekundären oder niederen Götter im Rigveda –, „dass sie in jedem Manvantara (Runde) sieben mal sieben (oder 49) mal geboren werden; dass in jedem Manvantara vier mal sieben (oder achtundzwanzig) Befreiung erlangen, dass jedoch ihr Platz mit Personen wieder aufgefüllt wird, die in diesen Charakteren wiedergeboren werden.Was sind die Maruts in ihrer esoterischen Bedeutung, und wer sind diese Personen, die „in jenen Charakteren wiedergeboren“ werden? Im Rig- und anderen Veden werden die Maruts als die Sturmgötter und die Freunde und Verbündeten Indras dargestellt; sie sind die „Söhne des Himmels und der Erde“. Das führte zu einer Allegorie, die sie zu Kindern Shivas macht, des großen Schutzherrn der Yogis, zum „Maha-Yogi, dem großen Asketen, in welchem die höchste Vollkommenheit harter Buße und abstrakter Meditation vereinigt sind, wodurch vollkommen unbegrenzte Kräfte erlangt, Wunderdinge und -taten bewirkt, höchste spirituelle Erkenntnis erlangt und schließlich die Vereinigung mit dem Großen Geist des Universums gewonnen wird“. Im Rigveda ist der Name Shiva unbekannt, aber der entsprechende Gott wird Rudra genannt, ein Name, der für Agni benützt wird, den Feuergott, und die Maruts werden darin als seine Söhne bezeichnet. Im Ramayana und in den Puranas erhält ihre Mutter Diti – die Schwester oder das Gegenstück und eine Form von Aditi –, begierig, einen Sohn zu erhalten, der Indra vernichten soll, von dem Weisen Kashyapa die Auskunft, dass sie einen solchen Sohn haben wird, „wenn sie das Kind mit ganz und gar frommen Gedanken und vollständig rein hundert Jahre lang in ihrem Schoß trägt“. Indra vereitelt ihren Plan jedoch. Mit seinem Donnerschlag teilt er den Embryo in ihrem Schoß in sieben Stücke, und dann teilt er jedes davon noch einmal in sieben Stücke, welche zu den sich rasch bewegenden Gottheiten werden, den Maruts.166 Diese Gottheiten sind lediglich ein weiterer Aspekt oder eine Entwicklung der Kumaras, die patronymisch Rudras sind, wie viele andere auch.167

Diti, die Aditi ist, wenn uns nicht das Gegenteil bewiesen wird, Aditi, sagen wir, oder Akasha in seiner höchsten Form, ist der ägyptische siebenfältige Himmel. Jeder wahre Okkultist wird verstehen, was das bedeutet. Diti, wiederholen wir, ist das sechste [SD # 614] Prinzip der metaphysischen Natur, die Buddhi des Akashas. Diti, die Mutter der Maruts, ist eine ihrer irdischen Formen, dazu bestimmt, die Göttliche Seele im Asketen sowie das göttliche Streben der mystischen Menschheit nach Befreiung aus dem Gewebe Mayas und die daraus resultierende schließliche Seligkeit gleichzeitig darzustellen. Indra ist derzeit wegen des Kali-Yugas erniedrigt, in welchem solche Bestrebungen nicht mehr üblich, sondern abnormal geworden sind durch eine allgemeine Ausbreitung von Ahamkara (der Empfindung von Egoismus, des Selbstes oder der „Ich-bin-heit“) sowie durch Unwissenheit. Anfänglich war Indra jedoch einer der größten Götter des indischen Pantheons, wie der Rigveda zeigt. Suradhipa, der „Götterfürst“, fiel ab von Jishnu, „dem Führer der Himmlischen Schar“, dem indischen Hl. Michael, und wurde zum Widersacher der Askese, zum Feind eines jeden heiligen Strebens. Er erscheint vermählt mit Aindri (Indrani), die Personifizierung von Aindriyaka, der Evolution des Elements der Sinne, welche er „wegen ihrer wollüstigen Reize“ heiratete, worauf er begann, himmlische weibliche Dämonen auszusenden, um die Leidenschaften der heiligen Männer, der Yogis, zu erregen und „sie von den mächtigen Bußübungen abzuwenden, die er fürchtete“. Daher ist Indra, der jetzt als „der Gott des Firmaments, die personifizierte Atmosphäre“ beschrieben wird, in Wirklichkeit das kosmische Prinzip Mahat und das fünfte menschliche – Manas, in seinem doppelten Aspekt: das mit Buddhi verbunden ist; und das sich vom Kama-Prinzip (dem Körper der Leidenschaften und Begierden) herabziehen lässt. Das wird dadurch gezeigt, dass Brahmâ dem besiegten Gott sagt, dass seine häufigen Niederlagen Folgen des Karmas und eine Bestrafung für seine Zügellosigkeit und die Verführung verschiedener Nymphen waren. In letzterem Charakter versucht er, um sich selbst vor der Vernichtung zu bewahren, das zukünftige „Kindlein“ zu vernichten, das dazu bestimmt ist, ihn zu besiegen: Wobei das Kindlein natürlich den göttlichen und standhaften Willen des Yogis allegorisiert – der entschlossen ist, allen solchen Versuchungen zu widerstehen und so die Leidenschaften in seiner irdischen Persönlichkeit zu vernichten. Indra hat wiederum Erfolg, weil das Fleisch den Geist besiegt (nach dieser Darstellung wurde Diti im Dvapara-Yuga enttäuscht – in der Periode, als die vierte Rasse erblühte). Er teilt den „Embryo“ (der neuen göttlichen Adeptschaft, aufs Neue von den Asketen der arischen fünften Rasse erschaffen) in sieben Teile – eine Bezugnahme nicht nur auf die sieben Unterrassen der neuen Wurzelrasse, in jeder von ihnen wird ein „Manu“ sein,168 sondern auch auf die sieben Grade der Adeptschaft – und sodann jeden [SD # 615] Teil in sieben Stücke – eine Anspielung auf die Manu-Rishis einer jeden Wurzelrasse und selbst Unterrasse.

Es scheint nicht schwer zu erkennen, was damit gemeint ist, dass die Maruts in jedem „Manvantara“ „vier mal sieben“ Befreiungen erlangen und was diese Personen sind, die in diesem Charakter wiedergeboren werden (dem der Maruts in ihrer esoterischen Bedeutung) und „ihre Stellen ausfüllen“. Die Maruts repräsentieren (a) die Leidenschaften, die in der Brust eines jeden Kandidaten stürmen und wüten, wenn er sich auf ein asketisches Leben vorbereitet – und zwar mystisch; (b) die okkulten Kräfte, verborgen in den mannigfaltigen Aspekten der niederen Prinzipien Akashas – sein Körper oder Sthula Sarira repräsentiert die irdische niedere Atmosphäre eines jeden bewohnten Globus – und zwar mystisch und siderisch; (c) tatsächliche bewusste Existenzen, Wesen von kosmischer und psychischer Natur.

Gleichzeitig ist „Marut“ im okkulten Sprachgebrauch einer der Namen, die den Egos großer Adepten gegeben werden, die dahingegangen und auch als Nirmanakayas bekannt sind; jener Egos, für die es – da sie die Täuschung überwunden haben – kein Devachan gibt, die, nachdem sie entweder freiwillig zugunsten der Menschheit auf Nirvana verzichtet oder es noch nicht erreicht haben, unsichtbar auf der Erde verbleiben. Daher werden die Maruts169 zunächst als Söhne des Shiva-Rudras gezeigt, des „Schutzherrn der Yogis“, dessen „Drittes Auge“ mystisch von dem Asketen erlangt werden muss, bevor er ein Adept wird; dann wiederum, in ihrem kosmischen Charakter, als die Untergebenen Indras, und als seine Widersacher – auf verschiedene Weise. Die „vier mal sieben“ Befreiungen haben eine Beziehung zu den vier Runden und zu den vier Rassen, die unserer eigenen vorangingen, in welchen Marut-Jivas (Monaden) wiedergeboren wurden und schließlich Befreiung erlangten, wenn sie sich nur dazu entschlossen. Stattdessen ziehen sie das Wohl der Menschheit vor, die ohne diese fremde Hilfe noch hoffnungsloser in den Maschen der Unwissenheit und des Elends zappeln würde – und so werden sie „in diesem Charakter“ immer wieder neu geboren und „füllen so ihre eigenen Plätze aus“. Wer sie „auf der Erde“ sind – weiß jeder Schüler der okkulten Wissenschaft. Und er weiß auch, dass die Maruts Rudras sind, unter denen auch die Familie Tvashtris, ein Synonym Vishvakarmans – des großen Schutzherrn der Initiierten – inbegriffen ist. Das gibt uns eine umfassende Kenntnis über ihre wahre Natur.

[SD # 616] Dasselbe gilt für die siebenfältige Einteilung des Kosmos und der menschlichen Prinzipien. Die Puranas, wie andere heilige Texte, sind voll von Anspielungen darauf. Vor allem war das Weltenei, das Brahmâ enthielt, oder das Universum, „äußerlich mit sieben natürlichen Elementen bekleidet, die zunächst unbestimmt als Wasser, Luft, Feuer, Äther und drei geheime Elemente“ aufgezählt werden (Buch I); dann heißt es, die „Welt“ sei „auf jeder Seite umgeben“ von sieben Elementen, auch innerhalb des Eies – was wie folgt erklärt wird: „Das Universum ist an jeder Seite umgeben, und auch oben und unten, von Andakataha – der Schale von Brahmâs Ei.“ . . . Rund um die Schale fließt Wasser, das von Feuer umgeben ist; das Feuer von der Luft; die Luft vom Äther; der Äther vom Ursprung der Elemente (Ahamkara); der Letztere vom Universalgemüt („Verstand“ in den Texten) (Buch II, Kap. VII, Vishnu-Purana“). Das bezieht sich ebenso sehr auf die Daseinssphären wie auf die Prinzipien. Prithivi ist nicht unsere Erde, sondern die Welt, das Sonnensystem und bedeutet Breite, Weite. In den Veden – den größten aller Autoritäten, obwohl sie eines Schlüssels bedürfen, um richtig gelesen zu werden – werden drei irdische und drei himmlische Erden erwähnt, die gleichzeitig mit Bhumi, unserer Erde, ins Dasein gerufen wurden. Es wurde uns oft gesagt, sechs scheine die Anzahl der Sphären, Prinzipien etc. zu sein, und nicht sieben. Wir antworten, dass tatsächlich lediglich sechs Prinzipien im Menschen existieren, da sein Körper kein Prinzip darstellt, sondern die Hülle, die Schale eines solchen. Genauso verhält es sich mit der Planetenkette; darin kann, esoterisch gesprochen, die Erde außer Betracht gelassen werden (genauso gut wie die siebte oder vielmehr vierte Ebene, die an der siebten Stelle steht, wenn wir beim ersten des dreifachen Elementalreiches zu zählen beginnen, welches mit der Formung der Erde beginnt), die (für uns) der einzige eindeutige Körper der sieben ist. Die Sprache des Okkultismus ist vielfältig. Aber nehmen wir an, dass in den Veden anstelle der sieben Erden lediglich drei gemeint sind, was sind diese drei dann, da wir doch lediglich von einer einzigen wissen? Offenbar muss der betrachtete Satz eine okkulte Bedeutung enthalten. Schauen wir einmal. Die auf dem universalen Ozean (des Raumes) „schwimmende Erde“, die Brahmâ in den Puranas in sieben Zonen teilt, ist Prithivi, die in sieben Prinzipien geteilte Welt; eine kosmische Teilung, die ausreichend metaphysisch erscheint, tatsächlich aber in ihren okkulten Wirkungen physisch ist. Viele Kalpas später wird unsere Erde erwähnt, und sie wird ihrerseits wieder in sieben Zonen geteilt,170 dem Gesetz der Analogie entsprechend, das die alten Philosophen leitete. Danach finden wir sieben Kontinente auf ihr, sieben Inseln, sieben Ozeane, sieben Meere und Flüsse, sieben Berge, sieben Klimazonen etc. etc.!171

[SD # 617] Ferner findet man nicht nur in den indischen Schriften und in der indischen Philosophie Bezugnahmen auf die sieben Erden, sondern auch in den persischen, phönizischen, chaldäischen und ägyptischen Kosmogonien und selbst in der rabbinischen Literatur. Der Phönix172 – von den Hebräern Onech genannt, קֶנע (von Phenoch, Enoch, dem Symbol eines geheimen Zyklus und der Initiation) und von den Türken Kerkes – lebt tausend Jahre, woraufhin er eine Flamme entzündet, welche ihn selbst verzehrt; und dann, aus sich selbst wiedergeboren – lebt er weitere tausend Jahre, und so fort, sieben mal sieben mal: bis zum Tag des Jüngsten Gerichts (siehe „Tale of the Three Sons of Pasha Ali“ – russische Übersetzung). Die „sieben mal sieben“ oder 49 sind eine durchsichtige Allegorie und eine Anspielung auf die neunundvierzig „Manus“, die sieben Runden und die sieben mal sieben menschlichen Zyklen in jeder Runde auf jedem Globus. Der Kerkes und der Onech stehen für einen Rassenzyklus, und der mystische Baum Ababel – der „Vaterbaum“ im Koran – treibt bei jeder Auferstehung des Kerkes oder Phönix neue Zweige und Vegetation aus; das „Jüngste Gericht“ bedeutet ein „kleineres Pralaya“ (sieheEsoteric Buddhism“). Der Verfasser von „Book of God“ und „Apocalypse“ glaubt, dass „der Phönix ganz offenbar derselbe ist wie der Simorgh, der persische Roc; und der uns über den letzteren Vogel überlieferte Bericht begründet die Anschauung noch entschiedener, dass der Tod und die Wiederauferstehung des Phönix die aufeinanderfolgende Vernichtung und Wiederhervorbringung der Welt darstellen, was, wie viele glauben, die Auswirkungen einer feurigen Flut“ zustande bringt – (S. 175); wechselweise die einer Überflutung durch Wasser. „Als Simorgh nach ihrem Alter gefragt wurde, erzählte sie Caherman, dass diese Welt sehr alt sei, denn sie sei bereits sieben Mal wieder angefüllt worden mit Wesen, die sich von den Menschen unterschieden, und sie sei sieben Mal entvölkert worden;173 und dass das Zeitalter des Menschengeschlechts, in dem wir uns jetzt befinden, siebentausend Jahre dauern muss, und dass sie selbst zwölf dieser Umwälzungen gesehen habe und nicht wisse, wie viele weitere sie noch sehen müsse.“ (Oriental Collections“, ii, 119)

Das oben Stehende ist jedoch keine neue Behauptung. Von Bailly an im letzten Jahrhundert bis herab zu Dr. Kenealy im gegenwärtigen, wurden diese Tatsachen von einigen Schriftstellern erwähnt. Aber jetzt kann ein Zusammenhang zwischen [SD # 618] dem persischen Orakel und dem nazarenischen Propheten hergestellt werden. Der Verfasser von „Book of God“ sagt:

„Die Simorgh ist in Wirklichkeit dasselbe wie die geflügelte Singh der Hindus und der Sphinx der Ägypter. Es heißt, Erstere werde am Ende der Welt erscheinen . . . . als gewaltiger Löwenvogel. Von diesen entlehnten die Rabbiner ihren Mythos eines ungeheuren Vogels, der einmal auf der Erde steht und dann wieder im Ozean wandelt . . . während sein Kopf den Himmel trägt; und mit dem Symbol übernahmen sie auch die Lehre, auf die er sich bezieht. Sie lehren, dass sieben aufeinanderfolgende Erneuerungen des Globus stattfinden sollen, dass jedes erneut entstandene System sieben Jahrtausende (?) dauern wird, und dass die Gesamtdauer des Universums 49.000 Jahre sein wird. Diese Auffassung, welche sämtliche Lehren von der Vorexistenz eines jeden wiedergeborenen Geschöpfes in sich einschließt, können sie entweder während ihrer babylonischen Gefangenschaft gelernt haben, oder sie mag auch ein Teil der ursprünglichen Religion gewesen sein, welche ihre Priester aus fernen Zeiten aufbewahrt hatten.“ (S. 176). Das zeigt vielmehr, dass die initiierten Juden den Sinn entlehnten, und ihre nicht initiierten Nachfolger, die Talmudisten, denselben verloren, und die sieben Runden und die neunundvierzig Rassen etc. falsch interpretierten.

Nicht nur „ihre Priester“, sondern auch die jedes anderen Landes. Die Gnostiker, deren verschiedene Lehren zahlreiche Echos der einen, ursprünglichen und universalen Lehre darstellen, legen Jesus dieselben Zahlen in einer anderen Form in den Mund, in der sehr okkulten Pistis Sophia. Wir sagen noch mehr: Selbst der christliche Herausgeber oder Verfasser der Offenbarung hat diese Überlieferung bewahrt und spricht von den sieben Rassen, von denen vier mit einem Teil der fünften dahingegangen sind, und zwei noch kommen sollen. Das ist im Kap. 17,9-10 so klar festgestellt, wie es nur möglich ist. So sagt der Engel: „Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt. Und es sind sieben Könige: fünf von ihnen sind gefallen, der eine ist, der andere ist noch nicht gekommen . . . .“ Wer mit der symbolischen Sprache der alten Zeit auch nur im mindesten vertraut ist, wird keinen Zweifel haben, in den fünf gefallenen Königen die vier vergangenen und einen Teil der fünften Wurzelrasse zu erkennen, die gegenwärtig ist; und in dem anderen, der „noch nicht gekommen ist“, die sechste und die siebte Wurzelrasse sowie die Unterrassen unserer gegenwärtigen Rasse. Eine weitere, noch zwingendere Anspielung auf die sieben Runden und die neunundvierzig Wurzelrassen in Levitikus wird in den Anhängen in Teil III zu finden sein.

 

E

Die Zahl sieben in der Astronomie,
Wissenschaft und Magie

Noch einmal, die Zahl sieben steht in engem Zusammenhang mit der okkulten Bedeutung der Plejaden, der sieben Töchter des Atlas, „sechs davon gegenwärtig, die [SD # 619] siebte verborgen“. In Indien stehen sie in Zusammenhang mit ihrem Pflegekind, dem Kriegsgott Kartikeya. Die Plejaden (im Sanskrit Krittika) gaben dem Gott diesen Namen, denn Kartikeya ist der Planet Mars, astronomisch. Als Gott ist er ein Sohn Rudras und wurde geboren, ohne dass eine Frau dazwischen trat. Er ist auch ein Kumara, ein „jungfräulicher Jüngling“, der im Feuer aus dem Samen Shivas – des Heiligen Geistes – erzeugt und daher Agni-Bhu genannt wurde. Der verstorbene Dr. Kenealy glaubte, dass in Indien Kartikeya das geheime Symbol des Naros-Zyklus ist, der aus 600, 666 und 777 Jahren zusammengesetzt ist, je nachdem, ob Sonnen- oder Mondjahre gezählt werden, oder göttliche oder sterbliche; und die sechs sichtbaren oder die sieben tatsächlich vorhandenen Schwestern, die Plejaden, sind zur Vollendung dieses geheimsten und mysteriösesten aller astronomischen und religiösen Symbole notwendig. Daher wurde, wenn die Erinnerung an ein besonderes Ereignis beabsichtigt war, Kartikeya von alters her als ein Kumara, ein Asket, mit sechs Häuptern dargestellt – je einer für jedes Jahrhundert des Naros. Wurde die Symbolik für ein anderes Ereignis gebraucht, sieht man, in Verbindung mit den sieben Himmelsschwestern, Kartikeya von Kaumara (oder Sena) begleitet, seinem weiblichen Aspekt. Er reitet dann auf einem Pfau – dem Vogel der Weisheit und okkulten Erkenntnis, und dem indischen Phönix, dessen griechische Beziehung zu den 600 Naros-Jahren wohlbekannt ist. Ein sechsstrahliger Stern (ein doppeltes Dreieck), eine Swastika, eine sechs- und gelegentlich siebenzackige Krone befindet sich auf seiner Stirn; der Pfauenschweif stellt die Sternenhimmel dar; und die zwölf Zeichen des Tierkreises sind an seinem Körper verborgen; deshalb heißt er auch Dvadashakara (der „Zwölfhändige“), und Dvadashakasha, der „Zwölfäugige“. Als Shaktidhara jedoch, als „Speerhalter“, und als Bezwinger Tarakas, „Tarakajit“, ist er am berühmtesten.

Da die Naros-Jahre (in Indien) auf zweierlei Arten gezählt werden, entweder „100 Jahre der Götter“ (göttliche Jahre) oder 100 sterbliche Jahre, können wir die ungeheuren Probleme für die nicht Initiierten verstehen, zu einem korrekten Verständnis dieses Zyklus zu gelangen, der in der Offenbarung des Johannes eine so bedeutsame Rolle spielt. Er ist der wahrhaft apokalyptische Zyklus; da er unterschiedlich lang andauert und sich auf unterschiedliche prähistorische Ereignisse bezieht, konnten wir in keiner der zahlreichen Spekulationen über ihn kaum mehr als ein paar annähernde Wahrheiten finden.

Gegen die von den Babyloniern behauptete Dauer ihrer göttlichen Zeitalter wurde eingewandt, dass Suidas zeigt, dass die Alten in ihren chronologischen Berechnungen Tage als Jahre zählten. In seinem scharfsinnigen Plagiat an den indischen Ziffern 432 in Angaben von Tausenden und Millionen von Jahren (die Dauer der Yugas) – das wir bereits aufgedeckt haben – appelliert Dr. Sepp an Suidas und seine Autorität – ließ sie jedoch auf 4.320 Mondjahre zusammenschrumpfen, „vor der Geburt Christi“ – wie in den siderischen (abgesehen von den unsichtbaren) Himmeln „vorherbestimmt“ und durch die „Erscheinung des Sterns von Bethlehem“ bewiesen ist. Doch Suidas hatte keine andere Bestätigung für seine Behauptung als seine eigenen Spekulationen, und er [SD # 620] war kein Initiierter. Er führt als Beweis Vulkan an und zeigt, der chronologischen Behauptung zufolge, dass er 4.477 Jahre regierte, d. h. 4.477 Tage, wie er meint, oder wiederum in Jahren ausgedrückt 12 Jahre, 3 Monate und 7 Tage; in seinem Original hat er jedoch 5 Tage – und macht so selbst in einer derartig einfachen Berechnung einen Fehler (siehe Suidas Art. Ηηλιος). Es ist wahr, auch andere alte Schriftsteller machten sich ähnlicher irrtümlicher Spekulationen schuldig – Kallisthenes z. B., der den astronomischen Beobachtungen der Chaldäer nur 1.903 Jahre zuschreibt, während Epigenes 720.000 Jahre anerkennt (Plinius, „Histor. Nat. Lib.“, VII, Kap. 56). Die Gesamtheit dieser von profanen Autoren zusammengestellten Hypothesen ist einem Missverständnis zuzuschreiben. Die Chronologie der westlichen Völker, der alten Griechen und Römer, war aus Indien entlehnt. Nun heißt es in der tamilischen Ausgabe des Bhagavatam“, dass 15 Sonnentage ein Paccham ausmachen; 2 Paccham (oder 30 Tage) machen einen Monat der Sterblichen, welcher bei den Pitar Devata (Pitris) lediglich einen Tag darstellt. Wiederum bilden 2 dieser Monate einen Rudu, 2 Rudu ergeben ein Ayanam und 2 Ayanams ein Jahr der Sterblichen, welches lediglich einen Tag der Götter ausmacht. Aufgrund solcher missverstandener Lehren bildeten sich einige Griechen ein, dass alle initiierten Priester Tage in Jahre umgewandelt hätten!

Dieser Irrtum der alten griechischen und lateinischen Schriftsteller war in Europa folgenreich. Am Ende des vergangenen und zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts bauten Bailly, Dupuis und andere im Vertrauen auf die absichtlich verstümmelten Berichte indischer Chronologie, die von gewissen skrupellosen und übereifrigen Missionaren aus Indien gebracht worden waren, eine ganz fantastische Theorie über den Gegenstand auf. Da die Hindus aus dem halben Mondumlauf ein Zeitmaß gemacht hatten; und weil sich ein aus nur fünfzehn Tagen zusammengesetzter Monat – über welchen Quintus Curtius spricht („Menses in quìnos dies descripserunt dies.“, Quint. Curt, L. VIII, Kap. 9), – in der erwähnten indischen Literatur findet, wird es zu einer verifizierten Tatsache, dass ihr Jahr lediglich ein halbes Jahr war, wenn es nicht als Tag bezeichnet wurde. Auch die Chinesen teilten ihren Tierkreis in vierundzwanzig Teile und damit das Jahr in vierundzwanzig vierzehntägige Perioden. Doch eine solche Berechnung hinderte und hindert sie nicht, ein astronomisches Jahr zu haben, das genau dasselbe ist wie unseres. Sie haben auch bis zum heutigen Tag in einigen Provinzen eine Periode von 60 Tagen – den südindischen Rudu. Außerdem nennt Diodoros Siculus („Lib.“, I, § 26, S. 30) „dreißig Tage ein Ägyptisches Jahr“, oder die Periode, welche der Mond für einen vollständigen Umlauf benötigt. Plinius und Plutarch sprechen beide davon („Hist. Nat. Lib.“, VII, Kap. 48, Bd. III., S. 185, und „Life of Numa“, § 16); ist es aber vernünftig, dass der Mondmonat bei den Ägyptern, die die Astronomie ebenso gut verstanden wie jedes anderes Volk, aus 30 Tagen bestand, wenn er nur 28 Tage und einen Bruchteil dauert? Diese lunare Periode hatte sicherlich eben sowohl eine okkulte Bedeutung wie das Ayanam und der Rudu der Hindus. Das Jahr von zweimonatiger Dauer und auch die Periode von 60 Tagen waren im Altertum [SD # 621] ein allgemeines Zeitmaß, wie Bailly selbst in seinem „Traité de l’Astronomie orientale“ zeigt. Die Chinesen teilten ihren eigenen Büchern zufolge ihr Jahr in zwei Teile, von einer Tag- und Nachtgleiche zur anderen („Mem. Acad. Ins.“, Bd. XVI, S. 540); die Araber teilten das Jahr von alters her in sechs Jahreszeiten, von denen jede aus zwei Monaten bestand; in dem chinesischen astronomischen Werk namens Kiu-te heißt es, dass zwei Monde ein Zeitmaß ergeben, und sechs Maße ein Jahr; und bis zum heutigen Tag haben die Eingeborenen von Kamtschatka ihre sechs Monate dauernden Jahre wie damals, als Abbé Chappe sie besuchte („Voyage to Siberia“, Bd. III, S. 19). Aber ist all das ein Grund für die Behauptung, die indischen Puranas, wenn sie von „einem Sonnenjahr“ sprechen, meinten damit einen Tag der Sonne? Die Kenntnis der Naturgesetze macht die Sieben sozusagen zur Wurzelzahl der Natur in der manifestierten Welt – auf jeden Fall in unserem gegenwärtigen irdischen Lebenszyklus –, und das wunderbare Verständnis ihrer Wirkungen enthüllte den Alten so viele der Naturgeheimnisse. Es sind wiederum diese Gesetze und ihre Wirkungen auf der siderischen, irdischen und moralischen Ebene, welche die alten Astronomen in die Lage versetzten, die Dauer der Zyklen und ihre entsprechenden Auswirkungen auf den Lauf der Ereignisse korrekt zu berechnen; ihren Einfluss auf die zukünftige Laufbahn und die Entwicklung der Menschengeschlechter im Vorhinein aufzuzeichnen (zu prophezeien, wie es genannt wird). Da die Sonne, der Mond und die Planeten die niemals irrenden Zeitmesser sind, deren Kraft und Periodizität wohlbekannt waren, wurden sie zu den großen Beherrschern unseres kleinen Systems in allen seinen sieben Bereichen oder „Tätigkeitssphären“.174

Das war so offensichtlich und beachtlich, dass selbst viele moderne Wissenschaftler, sowohl Materialisten als auch Mystiker, ihre Aufmerksamkeit auf dieses Gesetz gelenkt sahen. Ärzte und Theologen, Mathematiker und Psychologen lenkten zum wiederholten Male die Aufmerksamkeit der Welt auf diese Tatsache der Periodizität im Verhalten der „Natur“. Diese Zahlen werden in den „Kommentaren“ mit folgenden Worten erklärt.

Der Kreis ist nicht das „Eine“, sondern das All.

In dem höheren [Himmel], dem undurchdringlichen Rajah [„Ad Bhutam“, siehe „Atharvaveda“, X, 105], wird er [der Kreis] Eins, weil [er ist] der unteilbare, und kein Tau in ihm sein kann.

In den zweiten [der drei „Rajamsi“ (Tritiye) oder den drei „Welten“] wird die Eins zur Zwei [männlich und weiblich], und drei [füge den Sohn oder Logos hinzu]; und zur Heiligen Vier [der „Tetraktys“ oder dem „Tetragrammaton“].

In der dritten [der niederen Welt oder unserer Erde] wird die Zahl zur Vier, und Drei, und Zwei. Nimm die ersten zwei und [SD # 622] du erhältst die sieben, die heilige Zahl des Lebens; vereinige [Letztere] mit dem mittleren Rajah, und du wirst die Neun haben, die heilige Zahl des Seins und werdens.175

Wenn die westlichen Orientalisten die wirkliche Bedeutung der Ein­teilun­gen der Welt aus dem Rigveda erfasst haben werden – die zweifältige, dreifältige, sechs- und siebenfältige, und insbesondere die neunfältige –, wird ihnen das Mysterium der auf Himmel und Erde, Götter und Menschen angewendeten zyklischen Einteilungen klarer werden, als es jetzt ist. Denn:

In der gesamten Natur existiert eine Harmonie der Zahlen; in der Schwerkraft, in den Planetenbewegungen, in den Gesetzen von Wärme, Licht, Elektrizität und chemischer Verwandtschaft, in den Formen der Tiere und Pflanzen, in den Wahrnehmungen des Gemüts. Die moderne Naturwissenschaft und Physik zielt in der Tat in Richtung einer Verallgemeinerung, welche die Grundgesetze von allem mittels eines einfachen Zahlenverhältnisses ausdrücken soll. Wir möchten auf Professor Whewells ‘Philosophy of the Inductive Sciences’ hinweisen und auf Hays Untersuchungen über die Gesetze der harmonischen Färbung und Form. Diesen zufolge hat es den Anschein, dass die Zahl sieben in den die harmonische Wahrnehmung von Formen, Farben und Tönen regelnden Gesetzen vorherrscht und wahrscheinlich auch den Geschmack betreffen, wenn wir unsere Empfindungen dieser Art mit mathematischer Genauigkeit analysieren könnten.“ („British and Foreign Medical Review“, Juli 1844)

Das ist tatsächlich so deutlich der Fall, dass mehr als ein Arzt bestürzt vor der durch sieben teilbaren periodischen Wiederkehr der Zyklen in der Zu- und Abnahme unterschiedlicher Krankheiten stand, und dass sich die Naturforscher bei der Erklärung dieses Gesetzes in größter Verlegenheit befanden. „Geburt, Wachstum, Reife, Lebensfunktionen . . . . Veränderung, Krankheiten, Verfall und Tod bei den Insekten, Reptilien, Fischen, Vögeln und Säugetieren und selbst beim Menschen stehen mehr oder weniger unter der Herrschaft eines Gesetzes der Vollendung in Wochen“ oder sieben Tagen.176 Dr. Laycock („Lancet“, 1842-1843) stellt in einer Schrift über die Periodizität von Lebenserscheinungen eine „höchst bemerkenswerte Illustration und Bestätigung des Gesetzes bei den Insekten“ fest.177

[SD # 623] Zu alledem bemerkt Grattan Guinness, der Verfasser von „The Approaching End of the Age“, völlig stichhaltig, die biblische Chronologie verteidigend: „Und das Leben des Menschen . . . ist eine Woche, eine Woche von Jahrzehnten. ‘Die Tage unserer Jahre sind sechzig und zehn.’ Kombinieren wir das Zeugnis all dieser Tatsachen, so sind wir gezwungen einzugestehen, dass in der organischen Natur ein Gesetz der siebenfältigen Periodizität vorherrscht, ein Gesetz der Vollendung in Wochen.“ (S. 276) Ohne die Schlussfolgerungen und insbesondere die Voraussetzungen des gelehrten Begründers des „East London Institute for Home and Foreign Missions“ zu akzeptieren, nimmt die Schreiberin an und begrüßt seine Untersuchungen über die okkulte Chronologie in der Bibel. Geradeso wie wir uns vor den großen Errungenschaften der modernen Naturwissenschaft in der Welt des Physischen oder in allen kleineren Einzelheiten der materiellen Natur verbeugen, verwerfen wir ihre Theorien, Hypothesen und Verallgemeinerungen.

Es besteht ganz gewiss ein okkultes „chronologisches System in der hebräischen Schrift“ – wofür die Kabbala bürgt. Ferner besteht darin „ein System von [SD # 624] Wochen“ – das auf dem archaischen indischen System beruht, welches noch in dem alten Jyotisha gefunden werden kann.178 Und es gibt darin Zyklen der „Woche von Tagen“, der „Woche von Monaten“ und Jahren, von Jahrhunderten, und selbst von Jahrtausenden, von Zehntausenden Jahren und mehr noch, der „Woche von Jahren der Jahre“.179 Aber all das kann in der archaischen Lehre gefunden werden. Und wenn die gemeinsame Quelle der Chronologie in allen Schriften, wie sehr sie auch verschleiert seien, im Fall der Bibel abgestritten wird, dann können die sechs Tage und ein Sabbat, der siebte, die Genesis kaum von den puranischen Kosmogonien trennen. Denn die erste „Schöpfungswoche“ zeigt die Siebenförmigkeit ihrer Chronologie und verbindet sie so mit Brahmâs „sieben Schöpfungen“. Das vorzügliche Buch aus der Feder Grattan Guinness, in dem er auf etwa 760 Seiten alle Beweise dieser siebenförmigen Berechnungen gesammelt hat, ist ein guter Nachweis. Wenn die biblische Zeitrechnung, wie er sagt, „durch das Gesetz der Wochen geregelt ist“, und wenn sie siebenfältig ist, einerlei was die Maße der Schöpfungswoche und die Länge ihrer Tage sein mögen; und wenn schließlich „das biblische System Wochen mit sehr unterschiedlichen Maßstäben umfasst“, dann ist der Nachweis geführt, dass dieses System mit allen heidnischen Systemen übereinstimmt. Darüber hinaus ist der Versuch zu zeigen, dass 4.320 Jahre (in Mondmonaten) zwischen der „Schöpfung“ und Christi Geburt vergangen sind, eine klare und unverkennbare Verknüpfung mit den 4.320.000 der indischen Yugas. Warum sonst sollte man sich solche Mühe geben zu beweisen, dass diese Zahlen, die in erster Linie chaldäisch und indoarisch sind, im Neuen Testament eine derartige Rolle spielen? Das werden wir jetzt noch zwingender beweisen.

Der unparteiische Kritiker möge die beiden Berichte vergleichen – das Vishnu-Purana und die Bibel –, und er wird finden, dass die „sieben Schöpfungen“ Brahmâs die Grundlage der „Schöpfungswoche“ in Genesis i sind. Die beiden Allegorien sind unterschiedlich, ihre Systeme jedoch sind beide auf ein und demselben Grundstein aufgebaut. Die Bibel kann nur im Licht der Kabbala verstanden werden. Man nehme den Zohar, das „Buch des verborgenen Geheimnisses“, wie sehr es heute auch entstellt sein mag, und vergleiche. Die sieben Rishis und die vierzehn Manus der sieben Manvantaras – gehen aus Brahmâs Haupt hervor; sie sind seine „aus dem Gemüt geborenen Söhne“, und mit ihnen beginnt die Einteilung der Menschheit in ihre Rassen, angefangen vom Himmlischen Menschen, dem (geoffenbarten) „Logos“, der Brahmâ Prajapati ist. So sagt der „Ha Idra Rabba Quadisha“ (die Größere Heilige Versammlung) (Vers 70) über den Schädel (das Haupt) des [SD # 625] Makroprosopus, den Alten180 (Sanat ist eine Bezeichnung Brahmâs), in jedem seiner Haare sei eine „verborgene Quelle, die aus seinem verschleierten Gehirn hervorgeht“. „Und es leuchtet und geht durch dieses Haar hervor zum Haar des Mikroprosopus, und daraus (das ist die manifestierte Vierheit, das Tetragrammaton) wird sein Gehirn gebildet; und von da geht jenes Gehirn dreißig und zwei Pfade (oder die Dreiheit und die Zweiheit oder wiederum 432). Und wieder: (Vers 80) „Dreizehn Haarlocken gibt es auf der einen und auf der anderen Seite des Schädels“ – d. h. sechs auf der einen und sechs auf der anderen, während die dreizehnte auch die vierzehnte ist, da sie männlich-weiblich ist; „und durch sie beginnt die Einteilung der Haare“ (die Einteilung der Dinge, der Menschheit und der Rassen).

„Wir sechs sind Lichter, die hervorstrahlen aus einem siebten (Licht)“, sagt Rabbi Abba; „du bist das siebte Licht“ (die Zusammenfassung von uns allen, fügt er hinzu, und spricht dabei vom Tetragrammaton und seinen sieben „Genossen“, die er die „Augen des Tetragrammatons“ nennt).

Tetragrammaton ist Brahmâ Prajapati, der vier Formen annahm, um vier Arten von überirdischen Geschöpfen zu erschaffen, d. h. sich selbst vierfältig oder zur geoffenbarten Vierheit machte (siehe „Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. V). Danach wird er in den sieben Rishis wiedergeboren, seinen Manasaputras, den „aus dem Gemüt geborenen Söhnen“, die später 9, 21 und so weiter wurden und alle aus verschiedenen Teilen Brahmâs geboren sein sollen.181

[SD # 626] Es gibt zwei Tetragrammatons: den Makro- und den Mikroprosopus. Ersterer ist das absolute, vollkommene Quadrat oder die Tetraktys im Kreis, beides abstrakte Vorstellungen, und wird daher Ain genannt – das Nichtsein, d. h. unbegrenzbare oder absolute Sein-heit. Wird er aber als Mikroprosopus gezeigt oder als „Himmlischer Mensch“, der geoffenbarte Logos, ist er das Dreieck im Quadrat – der siebenfältige Kubus, nicht der vierfältige oder das ebene Quadrat. Denn es steht in der „Größeren Heiligen Versammlung“ geschrieben (83): „Und deswegen wünschen die Kinder Israels zu fragen in ihren Herzen (zu wissen in ihren Gemütern), gleichwohl geschrieben steht, (Exodus 17,7): ‘Ist das Tetragrammaton unter uns, oder das Nichtexistierende?’182 (Wo unterschieden sie zwischen dem Mikroprosopus, der Tetragrammaton genannt wird, und dem Makroprosopus, der Ain genannt wird, Ain, der Nichtexistierende?)“183

Daher ist das Tetragrammaton die zur „Vier gemachte Drei und die zur Drei gemachte Vier, und er wird auf dieser Erde von seinen sieben „Genossen“ oder „Augen“ repräsentiert – den „sieben Augen des Herrn“. Mikroprosopus ist im besten Fall lediglich eine sekundäre geoffenbarte Gottheit. Denn „Die Größere Heilige Versammlung“ (Kabbala) sagt in Vers 1.152:

„Wir haben gelernt, dass es zehn gab (Gefährten), die in das Sod eintraten (‘die mysteriöse Versammlung oder das Mysterium’), und dass nur sieben weiterkamen“184 (d. h. 10 für das unmanifestierte und 7 für das manifestierte Universum).

1.158. „Und als Rabbi Schimon das Arkanum offenbarte, fand sich niemand anwesend außer jenen (sieben Gefährten). . . . 1.159. Und Rabbi Schimon nannte sie die sieben Augen des Tetragrammatons, so wie es geschrieben steht, Sach. 3,9, ‘Diese sind die sieben Augen (oder Prinzipien) des Tetragrammatons’ “ – d. h. der vierfältige Himmlische Mensch oder reine Geist wird in dem siebenfältigen Menschen aufgelöst, reine Materie und Geist.

Somit ist die Tetrade der Mikroprosopus, und Letzterer ist das männlich-weibliche Chokmah-Binah, der 2. und der 3. Sephiroth. Das Tetragrammaton ist die wahre Essenz der Zahl sieben in ihrer irdischen Bedeutung. Sieben steht zwischen vier und neun – als Basis und Fundament (astral) unserer physischen Welt und des Menschen, im Reich Malkuths.

Für Christen und Gläubige sollte diese Bezugnahme auf Zacharias und [SD # 627] insbesondere auf die Apostelbriefe von Petrus (1 Petrus 2,2-5) entscheidend sein. In der alten Symbolik wird der Mensch, insbesondere der innere, spirituelle Mensch, als „Stein“ bezeichnet. Christus ist der Eckstein, und Petrus bezeichnet alle Menschen als „lebendige“ (lebende) Steine. Daher kann ein „Stein mit sieben Augen“ darauf nur bedeuten, was wir sagen, d. h. einen Menschen, dessen Konstitution (oder seine „Prinzipien“) siebenfältig ist.

Um die Sieben in der Natur noch deutlicher zu zeigen, kann hinzugefügt werden, dass die Zahl sieben nicht nur die Periodizität der Lebenserscheinungen regiert, sondern dass auch entdeckt wurde, dass sie die Reihe der chemischen Elemente beherrscht, und gleichermaßen die Welt des Tons, und die Welt der Farbe, wie sie uns durch das Spektrum enthüllt wird. Diese Zahl ist der Faktor, sine qua non, in der Hervorbringung okkulter, astraler Phänomene.

Wenn man die chemischen Elemente nach ihren Atomgewichten in Gruppen anordnet, wird man finden, dass sie eine Aufeinanderfolge von Siebenerreihen bilden; das erste, zweite etc. Glied der jeweiligen Reihe hat in all seinen Eigenschaften eine große Übereinstimmung mit dem entsprechenden Glied der nächsten Reihe. Die folgende Tabelle, die aus Hellenbachs „Die Magie der Zahlen“ übernommen wurde, verdeutlicht dieses Gesetz und rechtfertigt voll und ganz die Schlussfolgerung, die er mit den folgenden Worten zieht: „Wir sehen also, dass die chemische Vielfalt, insofern wir deren innere Natur erfasst haben, auf Zahlenverhältnissen beruht, und außerdem haben wir gefunden, dass in dieser Vielfältigkeit eine Gesetzmäßigkeit herrscht, welcher wir keine Ursache zuordnen können; wir finden ein Gesetz der Periodizität, welches unter der Herrschaft der Zahl sieben steht.“

Die achte Reihe in dieser Liste ist gewissermaßen die Oktave der ersten und so fort und enthält Elemente, die in ihren chemischen und anderen Eigenschaften mit jenen in der ersten nahezu identisch sind: eine Erscheinung, die das siebenfältige Gesetz der Periodizität hervorhebt. Für weitere Einzelheiten wird der Leser auf Hellenbachs Werk verwiesen, [SD # 628] wo auch gezeigt wird, dass diese Klassifizierung durch die spektroskopischen Eigenschaften der Elemente bestätigt wird.

Es ist überflüssig, im Einzelnen auf die Anzahl der Schwingungen einzugehen, welche die Noten der Tonskala bilden; sie entsprechen der Skala der chemischen Elemente analog, und auch der Farbskala, wie sie vom Spektroskop entfaltet wird, obwohl wir im letzteren Fall nur mit einer Oktave zu tun haben, während wir sowohl in der Musik als auch in der Chemie theoretisch eine Reihe von sieben Oktaven dargestellt finden, von welchen sechs fast vollständig sind und in beiden Wissenschaften regulär verwendet werden. Um Hellenbach zu zitieren:

„Sichergestellt ist, dass vom Standpunkte der phänomenalen Gesetzmässigkeit, auf welcher unser ganzes Wissen beruht . . . die Ton- und Lichtschwingungen auf eine gesetzmässige Weise steigen, dass sie in sieben Reihen zerfallen, und dass die in den Reihen unter einander stehenden Grössen nahe verwandt sind, d. h. nähere Beziehung zu einander haben, die sowohl einen ziffernmässigen Ausdruck hat, als auch praktisch in der Chemie ihre Bestätigung findet, ganz analog mit den Tönen, wo der ziffernmässige Ausdruck überdies noch durch das Ohr ratificirt wird. . . . . . Die unter der Herrschaft der Zahl 7 stehende Periodicität und Mannigfaltigkeit ist eine unleugbare und den Zufall überschreitende Thatsache für welche ein zureichender Grund angenommen und gesucht werden muss.“

Stimmt, denn wie Rabbi Abba sagte: „Wir sind sechs Lichter, die aus einem siebten (Licht) hervorleuchten; Du (Tetragrammaton) bist das siebte Licht (der Ursprung) von uns allen“; und: „Denn gewiss ist keine Beständigkeit in jenen sechs, ausgenommen das, (was) vom siebten (herrührt). Denn alle Dinge hängen vom siebten ab.“ („The Kabbalah Unveiled“, S. 255 „The Greater Holy Assembly“, xlv.1160-1)

Die (alten und modernen) westamerikanischen Zuñi-Indianer scheinen ähnliche Ansichten gehabt zu haben. Ihre gegenwärtigen Bräuche, ihre Überlieferungen und Aufzeichnungen, deuten alle auf die Tatsache hin, dass ihre politischen, sozialen und religiösen Einrichtungen seit unvordenklicher Zeit nach dem siebenfältigen Prinzip gestaltet waren (und noch sind). So wurden all ihre alten Städte und Dörfer in Sechsergruppen erbaut, rund um eine siebte. Immer ist es eine Siebenergruppe, oder eine Gruppe von Dreizehn, und immer umringen sechs die siebte. Auch ihre priesterliche Hierarchie besteht wiederum aus sechs „Hauspriestern“, die anscheinend in dem siebten synthetisiert sind, einer Frau, der „Priesterin-Mutter“. Vergleiche das mit den „sieben großen amtierenden Priestern“, von denen in der Anugita gesprochen wird; der Name wird exoterisch den „sieben Sinnen“ und esoterisch den sieben menschlichen Prinzipien gegeben. Woher diese Gleichheit der Symbolik? Sollen wir noch immer die Tatsache anzweifeln, dass Arjuna nach Patala ging (zu den Antipoden, nach Amerika) und dort Ulupi heiratete, die Tochter des Nagakönigs (oder vielmehr Nargal)? Nun aber zu den Zuñi-Priestern.

Bis zum heutigen Tag empfangen sie jedes Jahr einen siebenfarbigen Mais-Tribut. Von den anderen Indianern das ganze Jahr über nicht unterscheidbar, erscheinen sie an einem gewissen Tag (sechs Priester und eine Priesterin) in ihre [SD # 629] Priesterroben gekleidet, von denen jedes eine Farbe besitzt, die für den jeweiligen Gott heilig ist, welchem der Priester dient und ihn personifiziert; jeder von ihnen repräsentiert eine der sieben Weltgegenden, und jeder empfängt Mais von der Farbe, die jener Region entspricht. So versinnbildlicht die weiße Farbe den Osten, weil aus dem Osten das erste Sonnenlicht kommt; die gelbe entspricht dem Norden, nach der Farbe der von der Aurora Borealis gebildeten Flammen; die rote den Süden, da aus dieser Gegend die Hitze kommt; die blaue steht für den Westen als Farbe des Pazifischen Ozeans, der im Westen liegt; schwarz ist die Farbe der niederen unterirdischen Region – der Finsternis; Mais mit Körnern aller Farben an einem Kolben repräsentiert die Farben der höheren Region – des Firmaments mit seinen rosigen und gelben Wolken, strahlenden Sternen etc. Der „gesprenkelte“ Mais – bei dem jedes Korn alle Farben enthält – ist der Mais der „Priesterin-Mutter“: die in sich die Samen aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Rassen tragende Frau. Eva ist die Mutter alles Lebendigen.

Neben ihnen stand die Sonne – die Große Gottheit – deren Priester das spirituelle Haupt der Nation war. Diese Tatsachen wurden von F. Hamilton Cushing festgestellt, der, wie vielen bekannt ist, ein Zuñi-Indianer wurde, mit ihnen lebte, in ihre religiösen Mysterien eingeweiht wurde und mehr über sie erfuhr als jeder andere heute lebende Mensch.

Sieben ist auch die große magische Zahl. In den okkulten Aufzeichnungen heißt es, dass die in den Puranas und im Mahabharata erwähnte Waffe – das Agneyastra oder die „feurige Waffe“, die Aurva seinem Chela Sagara schenkte – aus sieben Elementen aufgebaut ist. Diese Waffe – die einige scharfsinnige Orientalisten für eine „Rakete“ (!) halten – ist einer der vielen Dornen in den Augen unserer modernen Sanskritisten. Wilson übt seinen Scharfsinn an ihr, an mehreren Stellen in seiner „Specimens of the Hindu Theatre“, und schließlich misslingt ihm die Erklärung. Er kann mit dem Agneyastra nichts anfangen.

„Diese Waffen“, urteilt er, „haben einen sehr unverständlichen Charakter. Einige von ihnen werden als Wurfgeschosse geschwungen, aber im Allgemeinen scheint es sich um vom Individuum ausgeübte mystische Kräfte zu handeln – wie z. B. einen Feind zu lähmen oder seine Sinne blitzschnell in Schlaf zu versetzen, oder Sturm und Regen und Feuer vom Himmel herabzubringen (siehe S. 427 und 428). . . . . Sie nehmen himmlische Gestalten an, die mit menschlichen Fähigkeiten ausgestattet sind. . . . . Das Ramayana nennt sie die Söhne Krisasvas.“ (S. 297)

Die Shastradevatas, die „Götter der göttlichen Waffen“, sind genauso wenig die Agneyastras, die Waffen, wie die modernen Artilleristen die Geschütze sind, die sie richten. Aber diese einfache Lösung scheint dem hervorragenden Sanskritisten nicht eingefallen zu sein. Nichtsdestoweniger ist, wie er selbst über die waffenartigen Nachkommen Krisasvas sagt, „der allegorische Ursprung der (Agneyastras) Waffen zweifellos älter.“185 Er ist der feurige Speer Brahmâs.

[SD # 630] Die siebenfältigen Agneyastras sind, wie die sieben Sinne und die „sieben Prinzipien“, die durch die sieben Priester symbolisiert werden, von unermesslichem Alter. Wie alt die Lehre ist, an die die Theosophen glauben, wird der folgende Abschnitt erläutern.

 

F

Die sieben Seelen der Ägyptologen

Wendet man sich der „Natural Genesis“ und den Vorträgen von Gerald Massey als Informationsquelle zu, werden die Beweise für das Alter der betrachteten Lehren wirklich positiv überwältigend. Dass sich der Glaube des Verfassers von unserem unterscheidet, kann die Tatsachen kaum entkräften. Er betrachtet das Symbol von einem rein natürlichen Standpunkt aus, der vielleicht ein wenig zu materialistisch ist, da er zu sehr der eines eifrigen Evolutionisten und Anhängers der modernen darwinistischen Dogmen ist. So zeigt er, dass „wer Böhmes Bücher studiert, in ihnen vieles bezüglich dieser sieben Quellgeister und Urkräfte finden wird, die in der alchemistischen und astrologischen Phase der mittelalterlichen Mysterien als sieben Eigenschaften der Natur behandelt werden“;186 und er fügt hinzu:

„Die Anhänger Böhmes betrachten etwas Derartiges als die göttliche Offenbarung seiner inspirierten Seherschaft. Sie wissen nichts von der natürlichen Genesis, der Geschichte und Fortdauer der Weisheit187 der Vergangenheit (oder von ihren zerbrochenen Verbindungen) und sind nicht imstande, die physischen Merkmale der Sieben Geister des Altertums unter ihrer modernen metaphysischen oder alchemistischen Maske zu erkennen. Ein zweites Bindeglied zwischen der Theosophie Böhmes und den physischen Ursprüngen ägyptischen Denkens ist in den Fragmenten von Hermes Trismegistos erhalten.188 Einerlei, ob diese Lehren illuminatisch, buddhistisch, kabbalistisch, gnostisch, freimaurerisch oder christlich genannt werden, die elementaren Typen können lediglich in ihren Anfängen wahrhaftig erkannt werden.189 Wenn die Propheten oder die visionären Schausteller des Wolkenlandes zu uns kommen und vorgeben, ursprüngliche Inspiration zu besitzen oder irgend etwas Neues zu sagen, dann beurteilen wir seinen Wert nach dem, was er an sich ist. Wenn wir jedoch finden, dass sie uns alten Stoff bringen, den sie nicht erklären können, und wir können ihn erklären, dann ist es natürlich, dass wir den Wert vielmehr nach seiner ursprünglichen Bedeutung beurteilen sollten und nicht nach den letzten Behauptungen.190 Es ist nutzlos für uns, unsere [SD # 631] späteren Gedanken in die frühesten Typen der Ausdrucksweise hineinzulegen und dann zu behaupten, die Alten hätten das gemeint.191 Spitzfindige Auslegungen, die in der Theosophie zu Lehren und Dogmen wurden, müssen heute auf ihren Ursprung in physikalischen Phänomenen geprüft werden, damit wir ihre falschen Anmaßungen eines übernatürlichen Ursprungs oder übernatürlichen Wissens zu Fall bringen können.192

Verfasser von „Book of the Beginnings“ und „The Natural Genesis“ macht – sehr zu unserem Glück – gerade das Gegenteil. Er beweist unsere esoterischen (buddhistischen) Lehren auf triumphale Weise, indem er ihre Identität mit den Lehren Ägyptens aufzeigt. Der Leser möge nach seiner gelehrten Vorlesung über „Die sieben Seelen des Menschen“ urteilen.193 Der Verfasser sagt:

„Die erste Form der mystischen Sieben fand man am Himmel, dargestellt durch die sieben Hauptsterne des Großen Bären, des Sternbildes, das von den Ägyptern der Mutter der Zeit und den sieben elementalen Kräften zugeschrieben wurde.“

Ganz genau, denn die Inder verorteten ihre sieben ursprünglichen Rishis im Großen Bären und nennen dieses Sternbild die Wohnstatt der Saptarishis, Riskhas und Chitra-Shikhandinas. Und ihre Adepten behaupten zu wissen, ob es sich dabei lediglich um einen astronomischen Mythos handelt oder ein ursprüngliches Mysterium, das eine tiefere Bedeutung hat als es auf seiner Oberfläche zur Schau trägt. Es wird uns auch gesagt: „Die Ägypter teilten die Himmelsfläche bei Nacht in sieben Teile. Der ursprüngliche Himmel war siebenfältig.“ So war es auch bei den Ariern. Man muss nur in den Puranas über die Anfänge Brahmâs und seines „Eies“ lesen, um das zu erkennen. Entlehnten also die Arier diese Idee von den Ägyptern?

„Die Anzahl der frühesten in der Natur erkannten Kräfte“, fährt der Vortragende fort, „wurde mit sieben angegeben. Diese wurden sieben Elementale, Teufel (?) oder später Gottheiten. Sieben Eigenschaften wurden der Natur zugeschrieben, nämlich [SD # 632] Materie, Kohäsion, Fluss, Gerinnung, Akkumulation, Stillstand und Teilung – und dem Menschen sieben Elemente oder Seelen“.

All das war Teil der Unterweisungen in die esoterische Lehre, aber ihre Mysterien wurden, wie bereits erwähnt, mit sieben und nicht mit zwei oder höchstens drei Schlüsseln ausgelegt und entschlüsselt; daher wirkten ihre Ursachen und Wirkungen sowohl in der unsichtbaren oder mystischen als auch in der psychischen Natur, und so konnte sich sowohl die Metaphysik als auch die Psychologie darauf beziehen, wie auch die Physiologie. „Das Siebenerprinzip“, wie der Autor sagt, „wurde eingeführt, und die Zahl sieben lieferte einen heiligen Typus, der für vielerlei Zwecke verwendet werden konnte“. Und so wurde er verwendet. Denn: „Die sieben Seelen des Pharaos werden in den ägyptischen Texten häufig erwähnt. . . . Unsere britischen Druiden identifizierten sieben Seelen oder Prinzipien im Menschen. . . . . Auch die Rabbiner ließen die Anzahl der Seelen bis zu sieben ansteigen; ebenso wie die Karen Indiens. . . .“

Und dann fertigt der Verfasser eine Tabelle der beiden Lehren an – die esoterische und die ägyptische – und zeigt, dass Letztere dieselbe Reihenfolge und Ordnung aufweist.

 

(Esoterisch) Indisch Ägyptisch
1. Rupa, Körper oder Element der Form 1. Kha, Körper
2. Prana, Lebensatem 2. Ba, die Seele des Atems
3. Astralkörper 3. Khaba, der Schatten
4. Manas, oder Intelligenz194 4. Akhu, Intelligenz oder Wahrnehmung
5. Kama -Rupa oder animalische Seele 5. Seb, Ahnenseele
6. Buddhi, spirituelle Seele 6. Putah, der erste intellektuelle Vater
7. Atman, reiner Geist. . . . 7. Atmu, eine göttliche oder ewige Seele

 

Ferner formuliert der Vortragende diese sieben (ägyptischen) Seelen wie folgt: (1) Die Seele des Blutes – die formative; (2) die Seele des Atems – „die atmet“; (3) der Schatten oder die bedeckende Seele – die „umschließt“; (4) die Seele der Wahrnehmung – die „wahrnimmt“; (5) die Seele der Reife – „die zeugt“; (6) die intellektuelle Seele – „die intellektuell reproduziert“; und (7) die spirituelle Seele – „die dauerhaft aufrechterhalten wird“.

Vom exoterischen und physiologischen Standpunkt aus mag das ganz richtig sein; vom esoterischen Gesichtspunkt aus trifft das weniger zu. Das zu behaupten bedeutet keinesfalls, dass die „esoterischen Buddhisten“ die Menschen in eine Anzahl von Elementargeistern auflösen, was ihnen G. Massey in derselben Vorlesung unterstellt. Kein „esoterischer Buddhist“ hat sich jemals einer derartigen Absurdität schuldig gemacht. Auch hat man sich niemals vorgestellt, dass diese Schatten „in einer anderen Welt zu spirituellen Wesen werden“ oder „zu sieben potenziellen Geistern oder Elementaren eines anderen Lebens“. Die Behauptung umfasst lediglich, dass das unsterbliche Ego, so oft es sich inkarniert, im Ganzen eine [SD # 633] zusammengesetzte Einheit von Materie und Geist wird, die gemeinsam auf sieben verschiedenen Daseins- und Bewusstseinsebenen wirken. An anderer Stelle fügt Gerald Massey hinzu: „Die sieben Seelen (unsere ‘Prinzipien’) werden in den ägyptischen Texten häufig erwähnt. Der Mondgott, Thot-Eshmun, oder der spätere Sonnengott, stand für die sieben Naturkräfte, die bereits vor ihm existierten und in ihm als seine sieben Seelen (wir sagen ‘Prinzipien’) zusammengefasst waren . . . . Die sieben Sterne in der Hand Christi in der Offenbarung haben dieselbe Bedeutung“ etc.

Und sie haben sogar noch eine größere Bedeutung, da diese Sterne auch die sieben Schlüssel der sieben Kirchen oder kabbalistisch der sodalischen Mysterien darstellen. Wir wollen jedoch nicht bei der Erörterung verweilen, sondern fügen hinzu, dass andere Ägyptologen ebenfalls entdeckt haben, dass die siebenfältige Zusammensetzung des Menschen eine Hauptlehre der alten Ägypter war. In einer Reihe bemerkenswerter Artikel in der „Sphinx“ (München) gibt Franz Lambert einen unbestreitbaren Beweis für seine Schlussfolgerung aus dem „Totenbuch“ und anderen ägyptischen Aufzeichnungen. Für Einzelheiten muss der Leser auf die Aufsätze selbst verwiesen werden, aber das folgende Diagramm, das die Schlüsse des Verfassers zusammenfasst, ist ein anschaulicher Beweis für die Identität der ägyptischen Psychologie mit der siebenfältigen Einteilung in „Esoteric Buddhism“.

Auf der linken Seite sind die kabbalistischen Namen der entsprechenden menschlichen Prinzipien platziert, und rechts die hieroglyphischen Namen mit ihren Übersetzungen wie im Diagramm von Franz Lambert.

 

 

[SD # 634] Das ist eine ganz ordentliche Darstellung der Anzahl der „Prinzipien“ des Okkultismus, doch sehr verworren; und es ist das, was wir die 7 Prinzipien im Menschen nennen und was Massey mit „Seelen“ bezeichnet, indem er dem Ego oder der Monade, die sich reinkarniert und sozusagen bei jeder Wiedergeburt wiederaufersteht, denselben Namen gibt wie die Ägypter, nämlich – der „Erneuerte“. Aber wie kann Ruach (Geist) in Kama-Rupa untergebracht werden? Was sagt Böhme, der Fürst aller mittelalterlichen Seher?

„Wir finden sieben besondere Eigenschaften in der Natur, damit diese einzige Mutter alles wirket“ (die er Feuer, Licht, Ton (die oberen Drei) und Liebesbegierde, Bitterwehetun, Angst und Substanzialität nennt, und so die niederen auf seine eigene mystische Art analysiert), . . . „was immer die sechs Gestalten spirituell sind, das ist die siebte, der Körper (oder Substanzialität), im Wesen“. Das sind also die sieben Gestalten der Mutter aller Wesen, aus welcher alles geboren wird, was in dieser Welt ist.196 Und wiederum in „Aurora“ xxiv, S. 27 (zitiert in „Natural Genesis“): „So hat sich der Schöpfer im Leib dieser Welt gleich wie kreatürlich geboren in seinen befähigenden Ursprungsgeistern: Und alle Sterne sind nichts anderes als Kräfte Gottes, und der ganze Leib dieser Welt besteht in den sieben befähigenden oder Ursprungsgeistern.“

Das ist unsere theosophische Lehre, in mystischer Sprache wiedergeben. . . Doch wie könnten wir mit Gerald Massey übereinstimmen, wenn er sagt:

„Die sieben Menschenrassen, die durch den Geheimbuddhisms197 veredelt und planetarisch (?) gemacht wurden, sind im Bundahischn anzutreffen als (1) Erdmenschen; (2) Wassermenschen; (3) brustohrige Menschen; (4) brustäugige Menschen; (5) einbeinige Menschen; (6) fledermausflüglige Menschen; (7) Menschen mit Schwänzen“ . . . Jede dieser Beschreibungen, allegorisch und selbst in ihren späteren Form verfälscht, ist nichtsdestoweniger ein Echo der Lehren der Geheimlehre. Sie alle beziehen sich auf Millionen von Jahren andauernde vormenschliche Evolution von „schrecklichen und bösen“ Wassermenschen durch die nicht unterstützte Natur, wie zuvor beschrieben. Aber wir bestreiten rundweg die Behauptung, „sie seien niemals wirkliche Rassen gewesen“ und verweisen als unsere Antwort auf die archaischen Stanzen. Es ist leicht zu schlussfolgern und zu behaupten, unsere „Unterweiser hätten diese Schatten der Vergangenheit irrtümlich für menschliche und spirituelle Dinge gehalten“, aber dass „sie dies weder sind, noch jemals waren“, ist nicht so leicht zu beweisen. Die Behauptung muss immer auf gleicher Stufe mit der Behauptung Darwins bleiben, Mensch und Affe hätten einen gemeinsamen pithekoiden Ahnen. Was der Vortragende im ägyptischen Ritual für eine „Ausdrucksweise“ und nichts weiter hält, hat nach unserer Ansicht eine ganz andere, und zwar wichtige Bedeutung. Hier ist ein Beispiel. Das Ritual, das „Totenbuch“, sagt:

[SD # 635] „Ich bin die Maus.“ „Ich bin der Habicht.“ „Ich bin der Affe.“ . . . „Ich bin das Krokodil, dessen Seele vom Menschen kommt.“ „Ich bin die Seele der Götter.“ Der vorletzte Satz, „dessen Seele vom Menschen kommt“, wird vom Vortragenden erklärt, indem er beiläufig sagt: „Das heißt, als ein Typus der Intelligenz“; und der letzte, „Ich bin die Seele der Götter“, soll „den Horus, oder Christus, als das Ergebnis von allem“ bedeuten.

Die okkulte Lehre antwortet: „Er bedeutet weitaus mehr.“ . . .

Er bestätigt vor allem folgende Lehre: Während die menschliche Monade auf Globus A und anderen in der ersten Runde alle drei Reiche durchlief – das mineralische, das pflanzliche und das tierische –, entsprang in unserer gegenwärtigen vierten Runde jedes Säugetier aus dem Menschen, wenn das halb ätherische, vielgestaltige Geschöpf aus den ersten beiden Rassen mit der menschlichen Monade in ihm als Mensch betrachtet werden kann. Aber es muss so bezeichnet werden, denn in der esoterischen Sprache ist nicht die heute als Mensch bezeichnete Form aus Fleisch, Blut und Knochen in irgendeinem Sinn der Mensch, sondern die innere göttliche Monade mit ihren mannigfaltigen Prinzipien oder Aspekten.

So sehr er auch dem Buch „Esoteric Buddhism“ und seinen Lehren entgegentritt, ist der angeführte Vortrag dennoch eine beredte Antwort für jene, die versuchten, das Ganze als eine neumodische Lehre darzustellen. Und es gibt viele von ihnen in Europa, Amerika und selbst in Indien. Trotzdem scheint der Unterschied zwischen der Esoterik der alten Arhats und derjenigen, die jetzt in Indien bei den wenigen Brahmanen überlebte, die ihre geheime Philosophie ernsthaft studiert haben, nicht so groß zu sein. Er scheint sich mehr als alles andere auf die Frage nach der Reihenfolge der Evolution der kosmischen und anderen Prinzipien zu konzentrieren und darauf beschränkt zu sein. Jedenfalls ist es keine größere Abweichung als die andauernde Frage des Filioque-Dogmas, welche die römisch-katholische seit dem 12. Jahrhundert von der älteren griechischen östlichen Kirche trennt. Doch was immer die Unterschiede in den Darstellungsformen des siebenfältigen Dogmas sein mögen, der wesentliche Inhalt ist da, und seine Gegenwart und Bedeutung im brahmanischen System kann nach dem beurteilt werden, was einer der gelehrten Metaphysiker und Vedanta-Forscher Indiens darüber sagt:

„Die wirkliche esoterische siebenfältige Einteilung ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Einteilung, die ihre Anordnung von der mysteriösen Konstitution dieses ewigen Typus erhielt. Ich kann in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass die vierfältige Einteilung denselben Ursprung für sich in Anspruch nimmt. Das Licht des Lebens scheint sozusagen durch das dreiseitige Prisma der Prakriti gebrochen zu werden, das die drei Gunas als seine drei Flächen aufweist, und in sieben Strahlen geteilt zu werden, die im Laufe der Zeit die sieben Prinzipien dieser Einteilung entwickeln. Der Fortschritt der Entwicklung bietet einige Ähnlichkeiten mit der graduellen Entwicklung der Strahlen des Spektrums. Während die vierfältige Einteilung [SD # 636] für alle praktischen Zwecke vollkommen ausreicht, ist diese wirkliche siebenfältige Einteilung von großer theoretischer und wissenschaftlicher Bedeutung. Es wird notwendig sein, sie zur Erklärung gewisser von den Okkultisten bemerkter Klassen von Erscheinungen anzu­nehmen; und sie ist vielleicht besser geeignet, die Grundlage eines perfekten Systems der Psychologie zu sein. Sie ist nicht das besondere Eigentum der ‘transhimalayischen esoterischen Lehre’. In der Tat steht sie mit dem brahmanischen Logos in einem engeren Zusammenhang als mit dem buddhistischen. Um meine Ansicht klar zu machen, kann ich hier darauf hinweisen, dass der Logos sieben Formen hat. Mit anderen Worten, es gibt sieben Arten von Logoi im Kosmos. Jeder von ihnen wurde zur Zentralfigur einer der sieben Hauptzweige der alten Weisheitsreligion. Diese Einteilung ist nicht die siebenfältige Einteilung, die wir übernommen haben. Ich behaupte das ohne die geringste Furcht vor Widerspruch. Die wirkliche Einteilung hat alle Erfordernisse einer wissenschaftlichen Einteilung. Sie hat sieben verschiedene Prinzipien, die sieben verschiedenen Zuständen von Prajna oder Bewusstsein entsprechen. Sie überbrückt die Kluft zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven und weist auf den mysteriösen Kreislauf hin, welchen die Ideenbildung durchläuft. Die sieben Prinzipien sind mit sieben Zuständen der Materie und sieben Formen der Kraft verbunden. Diese Prinzipien sind harmonisch zwischen zwei Polen angeordnet, welche die Grenzen des menschlichen Bewusstseins bezeichnen.“198

Das Obige ist vollkommen richtig, mit Ausnahme vielleicht eines einzigen Punktes. Die „siebenfältige Einteilung“ in dem esoterischen System wurde (so viel die Schreiberin weiß) niemals von irgendjemand, der ihr anhing, als „das besondere Eigentum der transhimalayischen esoterischen Lehre“ in Anspruch genommen, sondern nur, dass sie in dieser alten Schule allein fortgelebt hat. Sie ist nicht in größerem Maß das Eigentum der trans- als der vorhimalayischen esoterischen Lehre, sondern lediglich das gemeinsame Erbteil aller solcher Schulen, die den Weisen der fünften Wurzelrasse von den großen Siddhas199 der vierten hinterlassen wurde. Erinnern wir uns daran, dass die Atlantier, die jetzt in so vielen der ältesten Handschriften Indiens verherrlicht werden, erst kurz vor ihrem Fall zu den schrecklichen Zauberern wurden, was letztlich den Untergang ihres Kontinents zur Folge hatte. Was behauptet wird, ist lediglich, dass die von den „Göttlichen“ – mittels der kriyashaktischen Kräfte der dritten Rasse vor ihrem Fall und der Geschlechtertrennung geboren – den Adepten der frühen vierten Rasse mitgeteilte Weisheit in einer gewissen Bruderschaft in all ihrer ursprünglichen Reinheit erhalten blieb. Da die erwähnte [SD # 637] Schule oder Bruderschaft mit einer gewissen Insel eines Binnenmeeres in engem Zusammenhang steht, an das sowohl Hindus als auch Buddhisten glauben, das aber von den Geografen und Orientalisten als „mythisch“ bezeichnet wird, wird man um so weiser sein, je weniger man darüber spricht. Auch kann nicht davon ausgegangen werden, dass die erwähnte „siebenfältige Einteilung“ „einen engeren Zusammenhang mit dem brahmanischen als mit dem buddhistischen Logos“ hat, da beide identisch sind, ob man nun den einen „Logos“ Iswara nennt oder Avalokitesvara, Brahmâ oder Padmapani. Das sind jedoch sehr kleine, mehr eingebildete als tatsächliche Unterschiede. Brahmanismus und Buddhismus sind beide, von ihren orthodoxen Aspekten aus betrachtet, so feindlich und so unvereinbar wie Wasser und Öl. Jeder dieser großen Körper hat jedoch eine verwundbare Stelle in seiner Konstitution. Während beide selbst in ihrer esoterischen Interpretation lediglich darin übereinstimmen können, dass sie nicht übereinstimmen, muss jede Meinungsverschiedenheit fallen, sobald ihre entsprechenden verwundbaren Punkte einander gegenübergestellt werden, denn die beiden werden sich auf einer gemeinsamen Basis finden. Die „Achillessehne“ des orthodoxen Brahmanismus ist die Advaita-Philosophie, deren Anhänger von den Frommen als „verkleidete Buddhisten“ bezeichnet werden; und jene des orthodoxen Buddhismus ist die nördliche Mystik, wie sie von den Schülern der Philosophien Aryasanghas (der Yogacharya-Schule) und des Mahayana repräsentiert wird, die ihrerseits von ihren Religionsangehörigen als „verkleidete Vedantisten“ verhöhnt werden. Die Esoterische Philosophie dieser beiden kann nur eine sein, wenn man sie sorgfältig analysiert und vergleicht, denn Gautama Buddha und Shankaracharya sind aufs Engste miteinander verbunden, wenn man der Tradition und bestimmten esoterischen Lehren Glauben schenkt. So wird sich jeder Unterschied zwischen den beiden vielmehr auf die Form als auf die Substanz beziehen.

In der „Anugita“ ist ein höchst mystischer Vortrag voller siebenfältiger Symbolik zu finden.200 Dort erzählt der Brahmane von der Wonne, den Bereich der Täuschung überschritten zu haben: „Einbildungen, in denen sich Bremsen und Moskitos befinden, in denen Kummer und Freude, Kälte und Hitze sind, in denen Täuschung die blendende Finsternis ist, in denen Habsucht gleich den Raubtieren und Reptilien ist, in denen Begierde und Zorn die Behinderer sind“ . . . . Der Weise beschreibt den Eingang und Ausgang des Waldes (einem Symbol für die menschliche Lebenszeit) und auch diesen Wald selbst:201

„In diesem Wald gibt es sieben große Bäume (die Sinne, einschließlich des Verstandes und des Verstehens, oder Manas und Buddhi), sieben Früchte und sieben Gäste; sieben Einsiedeleien, sieben (Formen der) Konzentration, und sieben (Formen der) Initiation. Das ist die Beschreibung des Waldes. Der Wald ist voller Bäume, die herrliche Blüten und Früchte in fünf Farben hervorbringen.“

[SD # 638] „Die Sinne“, sagt der Kommentator, „werden Bäume genannt, da sie Früchte . . . . Vergnügen und Schmerzen hervorbringen; die Gäste sind die personifizierten Kräfte eines jedes Sinnes – sie empfangen die oben beschriebenen Früchte; die Einsiedeleien sind die Bäume, in denen die Gäste Zuflucht suchen. Die sieben Formen der Konzentration bedeuten den Ausschluss der sieben Funktionen der sieben Sinne etc. vom Selbst, wie bereits erwähnt. Die sieben Formen der Initiation beziehen sich auf die Initiation in das höhere Leben . . . indem man die Handlungen eines jeden Mitglieds der Gruppe von sieben abweist, da sie nicht die eigenen sind.“ (SieheKhandagya“, S. 219, und Kommentar)

Diese Erklärung ist harmlos, wenn auch unbefriedigend.

Seine Beschreibung fortsetzend, sagt der Brahmane:

„Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte in vier Farben hervorbringen. Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte in drei Farben hervorbringen, und in gemischten Farben. Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte in zwei Farben hervorbringen, und in schönen Farben. Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte von einer Farbe hervorbringen und duften. Dieser Wald ist erfüllt von zwei großen Bäumen (anstatt von sieben), die zahlreiche Blüten und Früchte in nicht zu unterscheidenden Farben hervorbringen (Verstand und Verstehen – die beiden höheren Sinne, oder theosophisch ‘Manas-Buddhi’). Es ist ein Feuer (das Selbst) hier, verbunden mit dem Brahman202 und im Besitz eines guten Verstandes (oder wahren Wissens, laut Arjuna Miśra). Und es gibt Brennstoff dort, nämlich die fünf Sinne (oder menschlichen Leidenschaften). Die sieben (Formen der) Befreiung aus diesen sind die sieben (Formen der) Initiation. Die Eigenschaften sind die Früchte. . . . Dort erfahren die großen Weisen Gastfreundschaft. Und wenn sie verehrt wurden und verschwunden sind, leuchtet ein weiterer Wald auf, in welchem Intelligenz der Baum ist und die Befreiung die Frucht, und er besitzt Schatten (in Form der) Ruhe, die von Erkenntnis abhängt, die Zufriedenheit als ihr Wasser hat und den Kshetrajna (das „Höchste Selbst“, sagt Krishna in der „Bhagavadgita“, S. 102 seq.) im Inneren als Sonne.“

Nun ist alles oben Stehende sehr klar, und kein Theosoph, nicht einmal der ungelehrteste, kann die Allegorie missverstehen. Und doch sehen wir, dass große Orientalisten in ihren Erklärungen alles durcheinander bringen. Die „großen Weisen“, die „Gastfreundschaft erfahren“, werden als die Sinne gedeutet, „die, nachdem sie tätig waren, ohne mit dem Selbst verbunden gewesen zu sein, schließlich [SD # 639] darin absorbiert werden“. Aber man kann nicht verstehen, auf welche Art die Sinne, wenn sie mit dem „Höheren Selbst nicht verbunden“ sind, „darin absorbiert“ werden können. Man würde im Gegenteil davon ausgehen, dass eben weil die persönlichen Sinne zu dem unpersönlichen Selbst gravitieren und danach streben, mit ihm verbunden zu werden, da es Feuer ist, die niederen fünf verbrennt und dadurch die höheren beiden reinigt, „Verstand und Verstehen“ oder die höheren Aspekte von Manas203 und Buddhi. Das geht augenscheinlich aus dem Text hervor. Die „großen Weisen“ verschwinden, nachdem sie „verehrt wurden“. Verehrt von wem, wenn sie (die angeblichen Sinne) „mit dem Selbst nicht verbunden“ sind? Vom Verstand natürlich; von Manas (in diesem Fall mit dem sechsten Sinn verschmolzen), welches nicht Brahman, das Selbst oder Kshetrajna ist – die spirituelle Sonne der Seele – und auch nicht sein kann. In diese Sonne muss Manas selbst mit der Zeit eingehen. Es hat „große Weise“ verehrt und irdischer Weisheit Gastfreundschaft geboten: Doch sobald darüber „der andere Wald hervorleuchtet“, ist es Intelligenz (Buddhi, der 7. Sinn, aber das 6. Prinzip), die in den Baum verwandelt wird – jenen Baum, dessen Frucht die Befreiung ist –, was schließlich selbst die Wurzeln des Ashwatthabaums zerstört, des Lebenssymbols und seiner trügerischen Freuden und Vergnügen. Und daher haben diejenigen, die den Zustand der Befreiung erlangen, nach den Worten des oben angeführten Weisen „hinfort keine Furcht“. In diesem Zustand „kann das Ende nicht wahrgenommen werden, weil es sich nach allen Seiten erstreckt“.

„Sieben Frauen haben dort immer ihre Wohnstatt“, fährt er fort und führt das Gleichnis weiter aus. Diese Frauen, die nach Arjuna Miśra Mahat, Ahamkara und die fünf Tanmatras sind, haben immer ihre Gesichter nach unten gerichtet, da sie auf dem Weg des spirituellen Aufstiegs Hindernisse sind.

„ . . . . In ihm (Brahman, dem ‘Selbst’) wohnen die sieben vollkommenen Weisen, gemeinsam mit ihren Häuptern, und kommen wieder aus ihm hervor. Herrlichkeit, Glanz und Größe, Erleuchtung, Sieg, Vollkommenheit und Kraft – diese sieben Strahlen folgen derselben Sonne (Kshetrajna, dem Höheren Selbst) nach. . . . Jene, deren Wünsche reduziert sind (selbstlos), . . . . deren Sünden (Leidenschaften) durch Beherrschung verbrannt sind, welche das Selbst in das Selbst eingehen lassen,204 weihen sich dem Brahman. Die Menschen, die den Wald der Erkenntnis (Brahman oder Selbst) verstehen, preisen die Ruhe. Und indem sie diesen Wald anstreben, werden sie (wieder-) geboren, damit sie den Mut nicht verlieren. [SD # 640] Solcherart ist dieser heilige Wald tatsächlich . . . . Und indem sie das verstehen, handeln sie (die Weisen) dementsprechend, geleitet von Kshetrajna. . . . “

Keiner der Übersetzer unter den westlichen Orientalisten hat bis jetzt in der voranstehenden Allegorie irgendetwas Höheres wahrgenommen als Mysterien, die mit Opferritualen, Buße oder asketischen Zeremonien und Hatha Yoga zusammenhängen. Wer jedoch die symbolische Bildsprache versteht, und die Stimme des Selbstes im Selbst vernimmt, wird darin etwas weitaus Höheres sehen als allein Ritualismus, wie oft er auch in kleineren Einzelheiten der Philosophie irren mag.

Und hier sei uns eine letzte Bemerkung erlaubt. Kein wahrer Theosoph, vom unwissenden aufwärts bis zum gelehrtesten, sollte für irgendetwas, das er über theosophische Dinge sagen oder schreiben mag, Unfehlbarkeit beanspruchen. Der Hauptpunkt ist einzugestehen, dass in vielerlei Hinsicht bei der Klassifizierung sowohl kosmischer als auch menschlicher Prinzipien neben den Fehlern in Bezug auf die Reihenfolge der Evolution und insbesondere hinsichtlich metaphysischer Fragen, diejenigen von uns, die vorgeben andere zu belehren, Unwissendere als wir selbst – alle dazu neigen, sich zu irren. Derartige Missgriffe wurden in Werken wir „Isis entschleiert“, „Esoteric Buddhism“, „Man“ und „Magic: White and Black“ etc. gemacht, und wahrscheinlich kann in dem vorliegenden Werk mehr als ein solcher Missgriff gefunden werden. Das lässt sich nicht vermeiden. Damit ein großes oder auch nur ein kleines Werk über so schwer verständliche Gegenstände vollständig frei von Irrtum und Fehler sein könnte, müsste es vom ersten bis zum letzten Blatt von einem großen Adepten, wenn nicht von einem Avatara geschrieben werden. Dann nur könnten wir behaupten: „Dies ist wahrlich ein Werk ohne Fehl und Tadel!“ Wie aber könnte das Werk vollkommen sein, solange der Künstler unvollkommen ist? „Endlos ist die Suche nach der Wahrheit!“ Lieben wir sie und streben wir nach ihr um ihrer selbst willen, und nicht wegen des Ruhms oder Nutzens, den ein winziger Teil ihrer Offenbarung uns verschaffen kann. Denn wer von uns kann sich anmaßen, selbst auch nur über eine kleine Lehre des Okkultismus die ganze Wahrheit in Händen zu halten?

Unser Hauptpunkt in dem vorliegenden Gegenstand war jedoch zu zeigen, dass die siebenfältige Lehre oder Einteilung der Konstitution des Menschen sehr alt ist und nicht von uns erfunden wurde. Das ist mit Erfolg geschehen, denn wir werden in dieser Auffassung bewusst und unbewusst von einer Anzahl alter, mittelalterlicher und moderner Schriftsteller unterstützt. Was die Ersteren sagten, war gut gesagt; was die Letzteren wiederholten, war generell verzerrt. Ein Beispiel: Man lese „Pythagorean Fragments“ und vergleiche damit den siebenfältigen Menschen, wie er von dem ehrwürdigen G. Oliver, dem gelehrten Freimaurer, in seinem „Pythagorean Triangle“ angegeben wird (Kap. über „Science of Numbers“, S. 179).

Er sagt Folgendes:

„Die theosophische Philosophie zählte sieben Eigenschaften (oder Prinzipien) im Menschen auf, nämlich:

(1) Der göttliche goldene Mensch

(2) Der innere heilige Körper aus Feuer und Licht, wie reines Silber

(3) Der elementare Mensch

[SD # 641] (4) Der launenhafte, paradiesische Mensch

(5) Der martialische, seelenartige Mensch

(6) Der leidenschaftliche Mensch der Begierden

(7) Der solare Mensch; Zeuge und Inspektor der Wunder des Universums. Sie hatten auch sieben Ursprungsgeister oder Naturkräfte.“

Man vergleiche diesen verwirrten Bericht und die Einteilung westlicher theosophischer Philosophie mit den jüngsten theosophischen Erklärungen seitens der Östlichen Schule der Theosophie und entscheide dann, was richtiger ist. Wahrlich:

Weisheit hat ihr Haus erbaut,
Ihre sieben Säulen behauen.” – (Prov. ix. 1.)

Was den Vorwurf anbelangt, unsere Schule hätte die siebenfältige Ein­teilung der Brahmanen nicht übernommen, sondern sie verwirrt, ist er ziemlich ungerecht. Zunächst ist die „Schule“ eine Sache, und ihre Vertreter (gegenüber den Europäern) eine ganz andere. Letztere müssen zuerst das ABC des praktischen Östlichen Okkultismus erlernen, bevor sie zu einem korrekten Verständnis der furchtbar schwierigen Einteilung gebracht werden können, die auf den sieben verschiedenen Zuständen von Prajna (Bewusstsein) beruht, und sie müssen vor allem vollständig verstehen, was Prajna in der östlichen Metaphysik ist. Einem westlichen Studenten diese Klassifizierung zu geben, ist der Versuch ihn glauben zu machen, er könne den Ursprung des Bewusstseins erklären, indem er den Prozess begründet, durch welchen ihn eine gewisse Erkenntnis durch lediglich einen der Zustände dieses Bewusstseins erreichte; mit anderen Worten, es heißt, ihn etwas, das er auf dieser Ebene kennt, durch etwas anderes begründen zu lassen, über das er auf den anderen Ebenen nichts weiß; d. h. ihn vom Spirituellen und Psychologischen unmittelbar zum Ontologischen zu führen. Das ist der Grund dafür, warum die Theosophen aus der großen Anzahl von Klassifikationen diese ursprüngliche, alte übernommen haben.

Sich mit einer weiteren Aufzählung aus theologischen Quellen zu beschäftigen, nachdem eine so gewaltige Anzahl unabhängiger Zeugen und Beweise vor die Öffentlichkeit gebracht worden ist, wäre vollkommen nutzlos. Die sieben Todsünden und die sieben Tugenden des christlichen Systems sind viel weniger philosophisch als selbst die sieben freien und die sieben verfluchten Wissenschaften – oder die sieben Zauberkünste der Gnostiker. Denn eine der Letzteren ist jetzt öffentlich und trägt Gefahren für die Gegenwart und die Zukunft in sich. Der moderne Name dafür ist Hypnotismus. In der Unkenntnis der sieben Prinzipien und von wissenschaftlichen und unwissenden Materialisten angewendet, wird er bald zum Satanismus in der vollen Bedeutung des Wortes werden.

Fußnoten

1 Die Hegelsche Lehre, die das Absolute Sein oder die „Seinheit“ mit dem „Nichtsein“ identifiziert und das Universum als ein ewiges Werden darstellt, ist mit der Vedanta-Philosophie identisch.

2 Vide infra.

3 Siehe Genesis und die autorisierte Chronologie. In Kapitel 9 „verlässt Noah die Arche” „2.348 v. Chr.”; in Kapitel 10 überwacht „Nimrod, der erste Monarch” „1.998 v. Chr.”.

4 „Annales de Philosophie“, Juni 1860, S. 415.

5 30. April 1860.

6 „Auch werde ich dir Schriften anführen . . . vom Glauben der Sabäer“, sagt er. „Die berühmteste unter ihnen ist das Buch ‘Nabatäische Landwirtschaft’, das von Ibn Wahschiyya übersetzt worden ist. Dies Buch ist voll von heidnischem Unsinn. . . . Es handelt von der Anfertigung von Talismanen, dem Herabziehen der Kräfte der Geister, Magie, Dämonen und Ghuls, die in den Wüsten ihre Wohnstatt haben.“ (Maimonides, zitiert von Dr. D. Chwolsohn, „Die Ssabier und der Ssabismus“, II, S. 458) Die Nabatäer des Libanon-Gebirges glaubten an die sieben Erzengel so wie ihre Vorväter an die sieben großen Sterne als die Wohnungen und Körper dieser Erzengel geglaubt hatten, welchen Glauben die römischen Katholiken bis heute teilen, wie anderwärts gezeigt wird.

7 Siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 197.

8 Einfach der Schoß, das „Allerheiligste“ bei den Semiten.

9 Aber in Wirklichkeit war er nicht so, wie ihre Propheten bezeugen. Die späteren Rabbiner und das talmudische Schema sind es, die jegliche Spiritualität aus dem Körper ihrer Symbole austrieben, und nur ihre Schriften zurückließen – eine tote Hülle, aus der die Seele verschwunden ist.

10 Der Verfasser der „Qabbalah“ unternimmt verschiedene Versuche, das hohe Alter des Zohars überzeugend zu beweisen. So zeigt er, dass Moses de Leon nicht der Verfasser oder Fälscher der zoharischen Werke im dreizehnten Jahrhundert gewesen sein kann, wie ihm unterstellt wird, da Ibn Gabirol diese philosophische Lehre 225 Jahre vor der Zeit von Moses de Leon herausgab. Diese Tatsache wird kein wahrer Kabbalist oder Gelehrter jemals leugnen. Sicher ist, dass Ibn Gabirol seine Lehren auf die ältesten kabbalistischen Quellen begründete, nämlich auf das „Chaldäische Buch der Zahlen“ sowie auf einige nicht mehr existierende Midraschim, zweifellos dieselben, die Moses de Leon benutzte. Während es zwar das außerordentliche Alter des esoterischen Systems beweist, deutet gerade die unterschiedliche Art des Umgangs der beiden mit denselben esoterischen Gegenständen auf eine deutliche Färbung der Kompilationen und Glossare des zoharischen Systems von Rabbi Moses durch talmudische und sogar christliche Sektiererei hin. Ibn Gabirol zitierte niemals aus den Schriften, um seine Lehren zu bekräftigen (siehe I. Myers „Qabbalah“, S. 7). Moses de Leon machte aus dem Zohar das, was er bis heute geblieben ist, „einen laufenden Kommentar zu den . . . Büchern des Pentateuchs“ (ebenda), mit einigen späteren Ergänzungen durch christliche Hände. Der eine folgt der archaischen Esoterischen Philosophie; der andere nur dem Teil, der den von Esra wiederhergestellten verlorenen Büchern des Moses angepasst war. Während somit das System oder der Stamm, auf den der erste ursprüngliche Zohar aufgepfropft war, von unermesslichem Alter ist, sind viele der (späteren) zoharischen Schösslinge durch die besonderen Ansichten stark gefärbt, die von christlichen (syrischen und chaldäischen) Gnostikern, den Freunden und Mitarbeitern von Moses de Leon, vertreten wurden, der ihre Interpretationen übernahm, wie von Munk gezeigt wurde.

11 Wo er von der Arka spricht, nennt Timaios von Lokroi sie „den Ursprung der besten Dinge“. Das Wort Arkanum, das „Verborgene“ oder Geheime, ist von Arka abgeleitet. „Keinem wird das Arkanum gezeigt, ausgenommen dem Allerhöchsten“ („Codex Nazaraeus“), auf die Natur als weibliche und den Geist als männliche Kraft anspielend. Alle Sonnengötter wurden „Archagethos“ genannt, „von der Archa geboren“, der göttlichen Jungfrau-Mutter der Himmel.

12 Weil aus zehn Punkten zusammengesetzt, die in einem Dreieck in vier Reihen angeordnet sind. Sie ist das Tetragrammaton der westlichen Kabbalisten.

13 Der Schüler muss darauf achten, dass Jethro nicht deshalb als „Schwiegervater“ von Moses bezeichnet wird, weil er tatsächlich mit einer seiner sieben Töchter verheiratet gewesen wäre. Wenn er je existierte, war Moses ein Initiierter, und als solcher ein Asket, ein Nazar, und konnte niemals verheiratet gewesen sein. Es handelt sich dabei um eine Allegorie, wie alles andere auch. Zippora (die Scheinende) ist eine der personifizierten okkulten Wissenschaften, die Reguel-Jitro, der midiane Priester-Initiator von Moses, seinem ägyptischen Schüler weitergab. Der „Brunnen“, an dem sich Moses auf seiner Flucht vor dem Pharao niederließ, symbolisiert die „Quelle des Wissens“.

14 Im Hebräischen das phallische Symbol des Lingams und der Yoni.

15 An dieser Stufe gelangt man auf die Ebene der Sohle oder des Bodens und offenen Eingangs zur Königskammer, dem ägyptischen „Allerheiligsten“.

16 Der Initiations-Kandidat personifizierte immer den Gott des Tempels, zu dem er gehörte, so wie der Hohepriester zu allen Zeiten Gott personifizierte, gerade so wie der Papst jetzt Petrus und selbst Jesus Christus personifiziert, wenn er das innere Heiligtum betritt – das christliche „Allerheiligste“.

17 Jehovah sagt zu Moses: „Die Summierung meines Namens ist Sacr, der Keimträger“ – Phallus. „Er ist der Träger des Ausdrucks und in den Zeitaltern ging der Sacr über zu dem Sacr-Factum des römischen Priesters und dem Sacrificium und Sacrament der englisch sprechenden Rasse.“ („Source of Measures“, S. 236) Daher ist die Ehe ein Sakrament in der griechischen und in der römischen Kirche.

18 Im vierten Kapitel der Genesis findet sich im Vers 26 folgende Fehl­über­setzung: „ . . . und er gab ihm den Namen Enos (Mensch). Damals fing man an, den Namen Jehovahs anzurufen.“ Das macht keinen Sinn, da Adam und die anderen dasselbe getan haben müssen.

19 Streng genommen sind die Juden eine künstliche arische Rasse, in Indien geboren und zu der kaukasischen Abteilung gehörend. Wer mit den Armeniern und Parsen vertraut ist, kann niemals verfehlen, in den Dreien denselben arischen, kaukasischen Typus zu erkennen. Von den sieben ursprünglichen Typen der fünften Rasse sind heute auf der Erde nur noch drei übrig. Wie Prof. W. H. Flower im Jahr 1885 treffend formulierte: „Ich kann mich der Schlussfolgerung nicht widersetzen, zu der verschiedene Anthropologen so oft gelangt sind – dass sich der ursprüngliche Mensch, was immer er auch gewesen sein mag, im Verlauf der Zeitalter in drei extreme Typen geteilt habe, die repräsentiert werden durch den europäischen Kaukasier, den asiatischen Mongolen und den afrikanischen Äthiopier, und dass alle existierenden Individuen der Spezies um diese Typen herum angeordnet werden können. . . .“ (Ansprache des Präsidenten an das Anthrop. Inst. of Great Britain etc.) Wie könnte es in Anbetracht der Tatsache, dass unserer Rasse ihre fünfte Unterrasse erreicht hat, auch anders sein?

20 Wann immer auf solche Analogien zwischen den Nichtjuden und den Juden und später den Christen hingewiesen wurde, war es die unveränderliche Gewohnheit der Letzteren zu behaupten, dass es das Werk des Teufels war, der die Heiden dazu zwang, die Juden nachzuahmen, um die Religion des einen, wahren, lebendigen Gottes zu beschmutzen. Dazu sagt Faber sehr richtig: „Einige hatten die Vorstellung, die Nichtjuden seien sklavische Nachahmer der Israeliten gewesen und dass jegliche Ähnlichkeit den mosaischen Instituten entlehnt gewesen sei. Diese Theorie wird das Problem jedoch durchaus nicht lösen. Sowohl deshalb, weil wir eben dieselben Ähnlichkeiten in den Zeremonien von Nationen finden, die ganz anders sind als Palästina und auch in den Riten seiner unmittelbaren Nachbarn, als auch weil es nicht glaubhaft erscheint, dass alle von einer Religion entlehnt haben sollen, die allgemein nicht beliebt war und verachtet wurde.“ („The Origin of Pagan Idolatry“, I, S. 104)

21 Ihre von Abraham und Jakob errichteten geweihten Säulen (unbehauene Steine) waren Lingams.

22 Ein solcher Pseudokabbalist war der Marquis de Mirville in Frankreich, der den Zohar und andere alte Überreste jüdischer Weisheit unter „Chevalier“ Drach studierte, einem alten, zur römischen Kirche konvertierten Rabbiner-Kabbalisten – und mit seiner Unterstützung ein halbes Dutzend Bände voller Klatsch und Verleumdungen gegen sämtliche hervorragenden Spiritualisten und Kabbalisten schrieb. Von 1848 bis 1860 verfolgte er erbarmungslos den alten Graf d’Ourches, einen der frühesten östlichen Okkultisten in Frankreich, einen Mann, dessen weitreichendes okkultes Wissen von seinen Nachfahren niemals richtig gewürdigt werden wird, weil er seinen wirklichen Glauben und sein Wissen unter der Maske des Spiritismus verbarg.

23 Siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, 487 et seq.

24 Traktat „Qidduschin“, 81. Siehe jedoch Myers „Qabbalah“, S. 92 und 94 sowie den in diesem Buch erwähnten Zohar.

25 In Marangonis Werk „Della grandezze del arcangelo Sancti Mikaele“ ruft der Schriftsteller aus: „Oh größter Stern, der du der Sonne folgst, die Christus ist! . . . Oh lebendiges Bild der Gottheit! Oh großer Wundertäter des alten Testaments! Oh unsichtbarer Stellvertreter Christi in seiner Kirche! . . .“ etc. etc. Das Werk wird in der lateinischen Kirche sehr in Ehren gehalten.

26 Jesaja 63,8-9.

27 Metator und ἡγεμών.

28 „La Face et le Représentant du Verbe“, S. 18, de Mirville.

29 Das, was im Vendidad „Fravashi“ genannt wird, ist der unsterbliche Teil eines Individuums, welcher den Menschen überlebt – das höhere Ego, sagen die Okkultisten, oder das göttliche Doppel.

30 Im „Buch Enoch“ 26,3 sagt Uriel: „All jene, die Gnade empfangen haben, sollen für immer Gott preisen, den immerwährenden König“, der über sie herrschen wird.

31 Matthäus 24,27.

32 Lukas 10,18.

33 Die protestantische Bibel definiert Behemoth unschuldig – als „das Nilpferd, wie einige denken“ (siehe Randbemerkung bei Hiob 40,15) in der autorisierten Übersetzung.

34 Die Astronomie weiß jedoch nichts über Sterne, die verschwunden sind, es sei denn aus der Sichtbarkeit, niemals aber aus der Existenz, seit die Wissenschaft der Astronomie bekannt wurde. Temporäre Sterne waren lediglich veränderliche Sterne, und man glaubt, dass selbst die neuen Sterne Keplers und Tycho Brahes gesehen werden können.

35 Ein weiterer Beweis, wenn überhaupt einer notwendig wäre, dass die alten Initiierten mehr als sieben Planeten kannten, kann im Vishnu-Purana“ gefunden werden, Buch II, Kapitel xii, wo Parashara bei seiner Beschreibung der mit Dhruva (dem Polarstern) verbundenen Wagen von den mit Luftschnüren angehängten „Wagen der neun Planeten“ spricht.

36 Justin, „Dialogus cum Tryphone Judaeo“, S. 284.

37 Eine Einteilung, die sich auf Zeit bezieht.

38 Sanchuniathon nennt die Zeit den ältesten Äon, Protogonos, den „Erstgeborenen“.

39 Philo Judaeus, „Kain und seine Geburt“, S. xvii.

40 Es sagt viel über den in unseren Tagen so auffälligen Geist der paradoxen Verneinung, dass sowohl die Ewigkeit des Universums als auch die Präexistenz eines Universalen Bewusstseins von modernen Psychologen abgelehnt werden, während die Evolutionshypothese nach den Lehren Darwins und Haeckels in die Wissenschaft eingebürgert wurde. „Sollten die Idealisten Recht haben, ist die Lehre von der Evolution ein Traum“, sagt Herbert Spencer (siehe Fußnoten S. 1 und 2, Band II).

41 „Mercure Trismegiste-Pimandre“, Section 16 (Kap. 1): . . . . „O, ma pensée, que s’ensuit il? car ie desire grandement ce propos. Pimandre dist, cecy est un mystere celé, iusques à ce iourd’huy. Car nature, soy meslant auec l’hôme, a produict le miracle très merueilleux, aiant celluy qui ie t’ay dict, la nature de l’harmonie des sept du pere, & de l’esprit. Nature ne s’arresta pas la, mais incontinet a produict sept hômes, selon les natures des sept gouuerneurs, en puissance des deux sexes, et esleuez. . . . La generation . . . de ces sept, fust donnée en ceste maniere.”

Hier wurde in der Übersetzung eine Lücke gelassen, die teilweise ausgefüllt werden kann, wenn man auf den lateinischen Text von Apuleius zurückgreift. Der Kommentator, der Bischof, sagt: „Die Natur brachte in ihm (dem Menschen) sieben Menschen hervor (sieben Prinzipien).“

42 Der einzige Pharao, der nach der Darstellung der Bibel im Roten Meer unterging, war der König, der die Israeliten verfolgte, und der ungenannt blieb, vielleicht aus sehr guten Gründen. Die Geschichte wurde sicherlich aus der atlantischen Legende entwickelt.

43 Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. xv.

44 Das ist reine Allegorie. Die Wasser sind ein Symbol der Weisheit und des okkulten Wissens. Hermes repräsentierte die heilige Wissenschaft unter dem Symbol des Feuers; die nördlichen Initiierten unter dem das Wassers. Letzteres ist die Hervorbringung von Nara, dem „Geist Gottes“, oder vielmehr von Paramatman, der „Höchsten Seele“, sagt Kulluka Bhatta; Narayana bedeutet „er, der in der Tiefe wohnt“ oder in die Wasser der Weisheit versenkt ist – denn „Wasser ist der Körper Naras“ (Vayu). Daraus entsteht die Behauptung, dass sie 10.000 Jahre der Entbehrung „in dem weiten Ozean“ verbrachten; und dass sie dargestellt werden, wie sie daraus emportauchen. Ea, der Gott der Weisheit, ist der „Erhabene Fisch“, und Dagon oder Oannes ist der chaldäische Mann-Fisch, der aus den Wassern auftaucht, um Weisheit zu lehren.

45 Das wird von dem ausgezeichneten Übersetzer der Anugita in einer Fußnote (S. 258) mit folgenden Worten erklärt: „Der Sinn scheint folgender zu sein: Der Verlauf des weltlichen Lebens ist den Wirkungen der Lebenswinde zuzuschreiben, die mit dem Selbst verbunden sind und zu seinen Manifestationen als individuelle Seelen führen.“

46Vaishvanara (oder Vaishvanava) ist ein Wort, das oft verwendet wird, um das Selbst zu bezeichnen“ – erklärt Nilakantha.

47 Übersetzt von Kashinath Trimbak Telang, M. A., Bombay.

48 Siehe Dowsons „Classical Dictionary“.

49 Siehe „Five Years of Theosophy“.

50 Wer am Soma teilhat, findet sich sowohl mit seinem äußeren Körper verbunden als auch von ihm entfernt in seiner spirituellen Form. Befreit vom Ersteren, schwingt er sich für die betreffende Zeit in die ätherischen, höheren Regionen hinauf, indem er dem Wesen nach „den Göttern gleich“ wird, und doch in seinem physischen Gehirn das Gedächtnis dessen bewahrt, was er sieht und lernt. Klar formuliert ist Soma die Frucht des Baums der Erkenntnis, Adam und Eva oder Yah-ve von den eifersüchtigen Elohim verboten, „damit der Mensch nicht werde wie unser einer“.

51 Dasselbe sehen wir in den modernen exoterischen Religionen.

52Historical View of the Hindu Astronomy“. In einem Zitat aus dem Werk, das sich auf Aryachatta bezieht, von dem es heißt, unter den verschiedenen Angaben für die Berechnung von π hätte er einen genauen Näherungswert für das tatsächliche Verhältnis gegeben, gibt der Verfasser von „The Source of Measures“ eine seltsame Behauptung wieder. Bentley, heißt es, „war mit dem astronomischen und mathematischen Wissen der Inder sehr vertraut . . . Diese Behauptung von ihm kann also als authentisch angenommen werden: Dieselbe bei so vielen östlichen und alten Nationen zu findende bemerkenswerte Eigenschaft, Arkanen dieser Art von Wissen eifrig zu verbergen, ist bei den Hindus besonders ausgeprägt. Was herausgegeben wurde, um öffentlich gelehrt und der Beachtung der Allgemeinheit ausgesetzt zu werden, stellte lediglich eine Annäherung an eine exaktere, aber verborgene Wissenschaft dar. Und gerade diese Formulierung Bentleys wird die Behauptung in seltsamer Weise beispielhaft erläutern; und wird, wenn es erklärt ist, zeigen, dass sie (die exoterische Astronomie und Wissenschaften Indiens) aus einem System abgeleitet waren, das exakter war als das europäische, dem Bentley selbst natürlich als weit fortschrittlicher im Vergleich zur indischen Wissenschaft aller Zeiten und Generationen mehr vertraute.“

Das ist Bentleys Missgeschick und nimmt den alten indischen Astronomen, die alle Initiierte waren, nicht ihren Ruhm.

53 Jedes Ereignis von universaler Bedeutung – wie geologische Umwälzungen am Ende einer Rasse und am Beginn einer neuen, was jedes Mal eine große Veränderung in der Menschheit zur Folge hat, spirituell, moralisch und physisch – wurde sozusagen in den siderischen Regionen unseres Planetensystems vorgedacht und vorher vereinbart; dies lehrt die Geheimlehre. Die Astrologie ist vollständig auf diesen mystischen und engen Zusammenhang zwischen den Himmelskörpern und der Menschheit aufgebaut; und sie ist eines der großen Geheimnisse der Initiation und der okkulten Mysterien.

54 Die Nagas werden von den Orientalisten als ein mysteriöses Volk beschrieben, dessen Marksteine in Indien bis zum heutigen Tag in Fülle gefunden werden, und die in Naga-Dvipa wohnten, einer der sieben Kontinente oder Einteilungen Bharatavarshas (Altindien). Die Stadt Nagpur ist eine der ältesten Städte des Landes.

55 Nicht weniger bedeutsam sind die Eigenschaften, die Rudra Shiva zugeschrieben werden, dem großen Yogi, dem Vorvater aller Adepten – in der Esoterik einer der größten Könige der göttlichen Dynastien. Der „Früheste“ und der „Letzte“ genannt, ist er der Schutz der dritten, vierten und fünften Wurzelrasse. Denn in seinem frühesten Charakter ist er der Asket Digambara, „mit den Elementen bekleidet“, Trilochana, der „Dreiäugige“, Panchanana, der „Fünfgesichtige“, eine Anspielung auf die vergangenen vier und die gegenwärtigen fünfte Rasse, denn, obwohl fünfgesichtig, ist er doch nur „vierarmig“, da die fünfte Rasse noch existiert. Er ist der „Gott der Zeit“, Saturn-Kronos, wie seine Damaru (Trommel) in der Gestalt eines Stundenglases zeigt; und wenn er beschuldigt wird, Brahmâs fünftes Haupt abgeschlagen und ihn mit nur vier Häuptern zurückgelassen zu haben, ist das wiederum eine Anspielung auf einen gewissen Grad in der Initiation und auch auf die Rassen.

56 G. Seyffarths Idee, dass es in den alten Zeiten lediglich zehn Tierkreiszeichen gab, ist falsch. Den Profanen waren nur zehn bekannt; die Initiierten jedoch kannten sie alle seit der Zeit der Geschlechtertrennung der Menschheit, als Virgo-Scorpio in zwei geteilt wurde. Infolge der Hinzufügung eines geheimen Zeichens und der von den Griechen ersonnenen Waage anstelle eines geheimen Namens, der nicht gegeben wurde, ergab diese Trennung 12 (vide „Isis Unveiled“, Bd. 2, S. 456).

57 Das Obige ist vielleicht ein Schlüssel zu dem symbolischen Namen des Dalai Lama – der „Ozean“-Lama, was den Weisheitsozean bedeutet, Abbé Huc spricht darüber.

58 Das war der im alten Judäa den Initiierten gegebene Name, die auch die „Unschuldigen“ und die „Kinder“ genannt wurden, d. h. die noch einmal Wiedergeborenen. Dieser Schlüssel eröffnet einen Ausblick auf eines der Mysterien des Neuen Testaments, auf die Ermordung von 40.000 „Unschuldigen“ durch Herodes. Es existiert eine Legende zu diesem Thema, und das Ereignis, das fast ein Jahrhundert v. Chr. stattfand, zeigt den Ursprung der Überlieferung, die gleichzeitig vermischt ist mit der von Krishna und seinem Onkel Kansa. Im Fall des Neuen Testaments steht Herodes für Alexander Jannäus (von Lyda), dessen Verfolgung und Ermordung von Hunderten und Tausenden von Initiierten zur Annahme der Bibelgeschichte führte.

59 „Zohar“, II, 34.

60 Welcher Teufel könnte schlauer, listiger und grausamer sein als der „Whitechapel Mörder“, „Jack the Ripper“, aus dem Jahr 1888, dessen beispiellose, blutrünstige und eisige Verruchtheit ihn dahin führte, kaltblütig sieben unglückliche und im Übrigen unschuldige Frauen zu ermorden und zu verstümmeln! Man braucht nur die Tageszeitungen zu lesen, um darin jede Frau und Kinder prügelnde, betrunkene Unmenschen (Ehemänner und Väter!) zu finden, von denen jeden Tag ein kleiner Prozentsatz vor Gericht gebracht wird, die vollständigen Verkörperungen der Teufel der christlichen Hölle!

61 Dem polymorphen Pantheismus einiger Gnostiker zufolge kam der exoterische Dualismus von Manes, der beschuldigt wurde, das Böse darzustellen und aus dem Teufel einen Gott zu machen – den Nebenbuhler Gottes selbst. Wir können nicht erkennen, dass die christliche Kirche die exoterische Idee der Manichäer bedeutend verbessert hätte, denn sie nennt ihren Gott den König des Lichts und Satan den Fürsten der Finsternis, bis zum heutigen Tag.

62 Um in dieser Beziehung Laing zu zitieren, in seinem bewunderswerten Werk „Modern Science und Modern Thought“ (S. 222, 3. Ausg.): „Aus diesem Dilemma (der Existenz des Bösen in der Welt) gibt es kein Entrinnen, wenn wir nicht die Idee einer vermenschlichten Gottheit ganz und gar aufgeben und die wissenschaftliche Idee einer unerforschlichen und unergründlichen Ersten Ursache offen annehmen; und von einem Universum, dessen Gesetzen wir nachspüren können, von dessen wirklicher Wesenheit wir aber überhaupt nichts wissen, und dass wir lediglich vermuten oder undeutlich erkennen können, ob ein Grundgesetz existiert, welches die Polarität von Gut und Böse zu einer notwendigen Bedingung des Daseins erheben könnte.“ Würde die Wissenschaft „die wirkliche Wesenheit“ kennen, anstatt nichts über sie zu wissen, würde die undeutliche Vermutung sich in die Gewissheit der Existenz eines solchen Gesetzes und in die Kenntnis verwandeln, dass dieses Gesetz mit Karma verbunden ist.

63 Akasha ist nicht der Äther der Wissenschaft, wie einige Orientalisten es übersetzen.

64 Johannes Tritheim, der Abt von Sponheim, der größte Astrologe und Kabbalist seiner Zeit, sagte: „Die Kunst der göttlichen Magie besteht in der Fähigkeit, das Wesen der Dinge im Licht der Natur (Astrallicht) wahrzunehmen, und durch den Gebrauch der Seelenkräfte des Geistes materielle Dinge aus dem unsichtbaren Universum hervorzubringen, und in solchen Operationen müssen das Oben und das Unten zusammengebracht und zum harmonischen Wirken veranlasst werden. Der Geist der Natur (das Astrallicht) ist eine Einheit, die alles schafft und bildet, und indem sie durch das Werkzeug des Menschen wirkt, kann sie wunderbare Dinge hervorbringen. Solche Vorgänge finden entsprechend dem Gesetz statt. Ihr werdet das Gesetz kennen lernen, nach dem diese Dinge vollbracht werden, wenn ihr euch selbst kennenlernt. Ihr werdet es kennen durch die Kraft des Geistes, die in euch ist, und es vollbringen, indem ihr euren Geist mit der Wesenheit, die aus euch selbst kommt, vermischt. Wenn ihr wünscht, in einem solchen Werk Erfolg zu haben, so müsst ihr wissen, wie ihr Geist und Leben in der Natur, und ferner, wie ihr die Astralseele in euch selbst trennt und sie greifbar macht, und dann wird die Substanz der Seele sichtbar und greifbar erscheinen, objektiv gemacht durch die Macht des Geistes.“ (zitiert in Dr. Hartmanns „The Life of Paracelsus“).

65 Der wirkliche, ursprüngliche Text des ersten Briefs an die Korinther (Kap. 15, Verse 44 und 45) würde kabbalistisch und esoterisch wiedergegeben wie folgt lauten: „Es wird gesät ein Seelen-Leib (nicht ein ‘natürlicher’ Leib), es wird auferweckt ein geistiger Leib.“ Paulus war ein Initiierter, und seine Worte haben eine ganz andere Bedeutung, wenn sie esoterisch gelesen werden. Der Körper „wird gesät in Schwachheit (Passivität); es wird auferweckt in Kraft“ (43) – oder in Spiritualität und Intellekt.

66 Von Godolphin Mitford, im späteren Leben Murad Ali Bey. In Indien geboren, Sohn eines Missionars, wurde G. Mitford zum Islam bekehrt und starb im Jahr 1884 als Mohammedaner. Er war ein höchst außerordentlicher Mystiker von großer Gelehrsamkeit und bemerkenswerter Intelligenz. Doch er verließ den Rechten Pfad und fiel sofort unter die karmische Vergeltung. Wie vom Verfasser des angeführten Aufsatzes gut gezeigt wird: „Die Anhänger der besiegten Elohim, die zuerst von den siegreichen Juden (den Jehoviten) massakriert und dann von den siegreichen Christen und Mohammedanern gezwungen wurden, machten nichtsdestoweniger weiter. . . Einige dieser verstreuten Sekten verloren gar die Überlieferung der wahren Begründung ihres Glaubens – im Verborgenen und Geheimen das Prinzip von Feuer, Licht und Freiheit zu verehren. Warum rufen die sabäischen Beduinen (ihrem eigenen Bekenntnis nach Monotheisten, wenn sie in mohammedanischen Städten wohnen) in der Einsamkeit der Wüstennacht dennoch die ‘Himmelsschar’ der Sterne an? Warum verehren die Jesiden, die ‘Teufelsanbeter’, den ‘Melek Taus’ – den ‘Engel Pfau’ – das Emblem des Stolzes und der hundertäugigen Intelligenz (und auch der Initiation), der nach einer alten orientalischen Überlieferung mit Satan aus dem Himmel vertrieben wurde? Warum glauben die Golaiten und die ihnen verwandten mesopotamisch-iranischen mohammedanischen Sekten an den ‘Noor Ilahi’ – das Licht der Elohim – das in Anastasis von hundert prophetischen Führern nacheinander überliefert wurde? Weil sie in unwissendem Aberglauben die traditionelle Religion der ‘von Jahveh gestürzten Lichtgottheiten’ fortsetzten – (vielmehr angeblich gestürzt haben sollen); denn hätte er sie gestürzt, hätte er auch sich selbst gestürzt. Der ‘Melek Taus’ – ist Maluk – ‘Herrscher’, wie in der Fußnote gezeigt wird. Er ist lediglich eine neue Form von Moloch, Melek, Molech, Malayak und Malachim“ – Sendboten, Engel etc.

67 So handelt jeder Yogi und selbst jeder Christ: Man muss das Himmelreich mit Gewalt nehmen – wird uns gelehrt. Warum sollte also ein solches Verlangen irgendjemanden zum Teufel machen?

68 Der okkulten Lehre zufolge vergingen drei Yugas in der Zeit der dritten Wurzelrasse, und zwar das Satya-, das Treta- und das Dvapara-Yuga – entsprechend dem Goldenen Zeitalter in ihrer ersten Unschuld; dem Silbernen – als sie ihre Reife erlangte und dem Bronzezeitalter, als sie, sich in Geschlechter trennend, zu den mächtigen Halbgöttern der alten Zeit wurden.

69 „Prometheus Vinctus“.

70 Der moderne Versuch einiger Griechischgelehrter (in den Tagen des alten griechischen Schriftstellers wären sie als armselige und falsche Gelehrte angesehen worden!), die wirkliche Bedeutung von Aischylos’ Ideen zu erklären, der als unwissender, alter Grieche sich selbst nicht so gut auszudrücken vermochte, ist unsinnig albern!

71 Siehe auch „Mémoires de la Société de la Linguistique“, die nach den „Feuermythen“ kommen (Bd. 1, S. 337, et seq.).

72 Anlässlich von Opfern wird das obere und untere Holzstück zur Erzeugung dieses heiligen Feuers durch Reibung verwendet, und die Aranî enthält die Höhlung. Das wird bewiesen durch eine Allegorie im Vishnu- und in anderen Puranas, die uns sagen, dass Nimi, der Sohn Ikshvakus, keinen Nachfolger hinterlassen hatte und dass die Rishis, die sich davor fürchteten, die Erde ohne einen Herrscher zu lassen, den Körper des Königs in die Höhlung einer Aranî einführten – gleichsam als obere Aranî – und aus ihr einen Prinzen mit Namen Janaka hervorbrachten. „Wegen der besonderen Art, auf die er erzeugt wurde, wurde er Janaka genannt.“ (Siehe jedoch Goldstückers „Sanskrit Dictionary“ unter dem Wort Aranî.) Devaki, die Mutter Krishnas, wird in einem an sie gerichteten Gebet als „Aranî, deren Reibung Feuer erzeugt“ bezeichnet.

73 Die Monade des Tieres ist ebenso unsterblich wie die des Menschen, doch das Tier weiß davon nichts; sie führt ein Leben animalischer Empfindung, geradeso wie es die ersten Menschen getan hatten, beim Erreichen der körperlichen Entwicklung in der dritten Rasse, wären nicht die Agnishwatta und die Manasa Pitris gewesen.

74 Daher die gefallenen Engel; die Asuras des indischen Pantheons.

75 Die Kursivierungen sind von uns; sie zeigen, wie Annahmen heutzutage zu Gesetzen erhoben werden.

76 Khanoch oder Hanokh oder Enoch, bedeutet der „Initiator“ und „Lehrer“, sowie auch Enos, „Sohn des Menschen“, esoterisch. (Siehe Genesis 4,26)

77 Der „Zohar“ sagt, „Hanokh hatte ein Buch, das eins war mit dem Buch der Generationen Adams; das ist das Mysterium der Weisheit.“

78 Noah ist Enochs Erbe der Weisheit; mit anderen Worten, die fünfte ist die Erbin der vierten Rasse.

79 VideIsis Unveiled“, Bd. 1, S. 575 et seq.

80 Siehe Danielos Kritiken über de Sacy, in den „Annales de Philosophie“, S. 393.

81 „Astronomie Ancienne“, Bailly, Bd. I, S. 203, und Bd. II, S. 216.

82De Civitate Dei“, I, xv, Kap. xxiii.

83 Bei den ägyptischen Gnostikern war Thoth (Hermes) das Haupt der Sieben (vide das ‘Totenbuch’). Origenes gab ihnen die Namen Adonai (die Sonne), Iao (der Mond), Eloi (Jupiter), Sabao (Mars), Orai (Venus), Astaphoi (Merkur) und schließlich Ildabaoth (Saturn).

84Qabbalah“, von Isaac Myer.

85 Jedoch nur von sehr wenigen, denn die Schöpfer des materiellen Weltalls wurden immer als der allerhöchsten Gottheit untergeordnete Götter angesehen.

86 Lydus I., c. Ledrenus, I. c.

87 Montfaucons „L’Antiquité expliquée“. Siehe die Tafeln in Band I., Tafel 77. Die Schüler des Hermes gehen nach ihrem Tod zu seinem Planeten, dem Merkur – ihrem Königreich des Himmels.

88 Cornutus.

89 Lydus, „De Mensibus“, iv.

90Preaparat, Evang.“ I. iii. Kap. 2.

91 Siehe den Zohar und die beiden „Qabbalahs“ (von I. Myer und Mathers) mit Erläuterungen, wenn sich der Leser davon überzeugen will.

92 Sicherlich nicht; denn sehr oft wurden Symbole dazu erfunden, für andere Symbole zu stehen. Diese wiederum werden ihrerseits in Ideografien verwendet.

93 Das R des slawischen und des russischen Alphabets (des kyrillischen Alphabets) entspricht dem lateinischen P.

94 Siehe Moors „The Hindu Pantheon“, Tafel xiii.

95 In dem Werk „Mission des Juifs“ von Marquis Saint-Yves d’Alveydre, dem Hierophanten und Führer einer großen Gesellschaft französischer Kabbalisten, als das Goldene Zeitalter beschrieben!

96 Um so mehr so, da er der berühmte Bezwinger des Tripurasura und des Titanen Taraka ist. Michael ist der Überwinder des Drachens, und Indra und Kartikeya werden oft als identisch bezeichnet.

97 Nanda ist der erste buddhistische Herrscher, Chandragupta, gegen den alle Brahmanen aufgestellt waren; er stammte aus der Morya-Dynastie und war der Großvater Ashokas. Das ist eine von den Stellen, die in früheren puranischen Handschriften nicht vorkommen. Sie wurden von den Vaishnavas hinzugefügt, die aus sektiererischer Gehässigkeit nahezu ebenso viel hinzufügten wie die christlichen Kirchenväter.

98 Pierius Vale.

99 Die Göttin Bascht (oder Pascht) wurde mit einem Katzenkopf dargestellt. Dieses Tier wurde in Ägypten aus verschiedenen Gründen heilig gehalten: als Symbol des Mondes, das „Auge des Osiris“ oder der „Sonne“ in der Nacht. Die Katze war auch der Sokhit geweiht. Einer der mystischen Gründe dafür war, weil ihr Körper beim Schlafen kreisförmig eingerollt wird. Die Stellung ist zu okkulten und magnetischen Zwecken vorgeschrieben, um in gewisser Weise den Kreislauf der Vitalfluide zu regulieren, mit welchen die Katze hervorragend ausgestattet ist. Der Volksmund spricht von „den neun Leben einer Katze“, was auf einer guten physiologischen und okkulten Grundlage beruht. Gerald Massey gibt auch einen astronomischen Grund dafür an, der in § I „Symbolismus“ gefunden werden kann: „Die Katze sah die Sonne, und sie hatte sie nachts in ihrem Auge (sie war das Auge der Nacht), wenn sie für die Menschen sonst nicht sichtbar war (denn so wie der Mond das Sonnenlicht reflektiert, gilt das auch für die Katze mit ihren phosphoreszierenden Augen) . . . Wir könnten sagen, der Mond spiegelte das Sonnenlicht, weil wir Spiegel besitzen. Für sie war das Katzenauge der Spiegel.“

100 Auch in „T’sang-t-ung-ky“, von Wei-Pa-Yang.

101 Cockers „Christianity and Greek Philosophy“, xi, S. 377.

102 Der Verzweiflungsschrei, den der Graf von Montlosier in seinen „Mystéres de la Vie Humaine“, S. 117, ausstößt, ist eine Gewähr dafür, dass die Ursache der „Vortrefflichkeit und Güte“, von der Platon annahm, dass sie sich über das gesamte Universum erstreckt, weder seine Gottheit noch unsere Welt ist. „Beim Anblick einer solchen Größe, welcher so viel Elend gegenübersteht, denkt der Geist, der dieses große Ganze zu betrachten beginnt, an eine ich weiß nicht wie große Gottheit, die von einer noch größeren und stärkeren Gottheit gleichsam zerschmettert und in Stücke zerschlagen und über das gesamte Universum verstreut worden wäre.“ Die in Bezug auf den Gott dieser Welt, der für so „gut“ gehalten wird, „noch größere und noch anspruchsvollere Gottheit“ ist Karma. Und diese wahre Gottheit zeigt gut, dass die kleinere Gottheit, unser innerer Gott (persönlich für die gegenwärtige Zeit) die mächtigere Hand dieser größeren Gottheit nicht hemmen kann – die durch unsere Handlungen erweckte Ursache, welche kleinere Ursachen nach sich zieht –, die das Vergeltungsgesetz genannt wird.

103 SieheIsis Unveiled“, „Vor dem Schleier“, xii (Bd. I).

104 Platon, „Parmenides“, 141, E.

105 Die Swastika ist sicherlich eines der ältesten Symbole der alten Rassen. In unserem Jahrhundert, sagt Kenneth R. H. Mackenzie („Royal Masonic Cyclopaedia“), lebt sie (die Swastika) „in der Form des Hammers“ in der Bruderschaft der Freimaurer fort. Unter den vielen vom Verfasser gegebenen „Bedeutungen“ vermissen wir die wichtigste, welche den Freimaurern offenbar nicht bekannt ist.

106 Siehe Moors „Hindu Pantheon“, wo Vithobas linker Fuß der Figur seines Götterbildes Nagelmale aufweist.

107 Die „Himmel“ sind identisch mit den „Engeln“, wie bereits gesagt.

108 Wie von King, der großen Autorität für gnostische Altertümer, zugestanden wird, sind diese gnostischen Gemmen nicht das Werk der Gnostiker, sondern gehören vorchristlichen Perioden an und sind das Werk von Magiern (S. 241).

109 Der Mangel an Intuition bei Orientalisten und Altertumsforschern in Vergangenheit und Gegenwart ist bemerkenswert. So erklärt Wilson, der Übersetzer des Vishnu-Puranas“, in seinem Vorwort, er habe im Garuda-Purana „keinen Bericht von der Geburt Garudas“ gefunden. Wenn man bedenkt, dass darin ein allgemeiner Bericht über die „Schöpfung“ enthalten ist und dass Garuda mit Vishnu, dem Maha-Kalpa oder Großen Lebenszyklus, der mit dem sich manifestierenden Vishnu beginnt und mit ihm endet, co-ewig ist, was für ein zusätzlicher Bericht über Garudas Geburt wäre dann noch zu erwarten?

110 Siehe Offenbarung 17,2 und 10; und Levitikus 23,15-18; die erste Stelle spricht von den „sieben Königen“, von denen fünf gegangen sind; und die zweite über die „sieben Sabbate“ etc.

111 Die Pistis Sophia ist ein außerordentlich wichtiges Dokument, ein echtes Evangelium der Gnostiker, das willkürlich Valentinus zugeschrieben wird, jedoch in Bezug auf seinen Ursprung viel wahrscheinlicher ein vorchristliches Werk ist. Ein koptisches Manuskript dieses Werkes wurde von Schwartze im Britischen Museum ganz zufällig entdeckt und von ihm ins Lateinische übersetzt; später wurden der Text und diese Version (die lateinische) von Petermann im Jahr 1853 veröffentlicht. Im Text selbst wird die Abfassung dieses Buches dem Apostel Philippus zugeschrieben, dem Jesus befiehlt, sich niederzusetzen und die Offenbarung zu schreiben. Er ist echt und sollte ebenso kanonisch sein wie jedes andere Evangelium. Unglücklicherweise gibt es bis zum heutigen Tag keine Übersetzung.

112 In dem sehr lang dauernden Initiationszyklus stellte das Wasser die ersten und niedrigsten Stufen zur Reinigung dar, während mit Feuer in Zusammenhang stehende Proben zuletzt kamen. Das Wasser konnte den materiellen Körper erneuern, das Feuer allein den inneren, spirituellen Menschen.

113 Siehe die Einleitung von Kashinath Trimbak Telang, M. A.

114 Im astronomischen und kosmischen Schlüssel ist Vaishvanara Agni, der Sohn der Sonne oder Vishvanaras, in der psycho-metaphysischen Symbolik ist er das Selbst im Sinne der Nichtgetrenntheit, d. h. gleichzeitig göttlich und menschlich.

115 Hier personifiziert der Sprecher das genannte göttliche Selbst.

116 Vergleiche diese „Gegensatzpaare“ in der Anugita mit den Äonen-„Paaren“ in dem von Valentinus ausgearbeiteten System, des höchst gelehrten und tiefsinnigen Meisters der Gnosis. Wie die „Gegensatzpaare“, männlich und weiblich, sich alle aus Akasha ableiten (unentwickelt und entwickelt, differenziert und undifferenziert oder Selbst oder Prajapati), werden die „Paare“ männlicher und weiblicher Äonen von Valentinus so dargestellt, dass sie aus Bythos emanieren, der vorexistierenden, ewigen Tiefe und in ihrer zweiten Emanation aus Ampsiu-Ouraan (oder der immerwährenden Tiefe und Schweigen), dem zweiten Logos. In der esoterischen Emanation gibt es sieben Haupt-„Gegensatzpaare“; und so gab es auch im valentinianischen System vierzehn oder zweimal sieben. Epiphanius kopierte nicht korrekt, er „kopierte ein Paar doppelt“, ist C. W. King überzeugt, „und fügte den eigentlichen fünfzehn Paaren ein weiteres hinzu“ („The Gnostics and Their Remains“ etc., S. 263-4). Hier verfällt King in den entgegengesetzten Irrtum; es sind nicht 15 Äonenpaare (eine Blende), sondern 14, da der erste Äon Jenes ist, aus dem die anderen emanieren, indem Tiefe und Schweigen die erste und einzige Emanation aus Bythos sind. Wie Hippolyt zeigt. „Die Äonen von Valentinus sind zugegebenermaßen die sechs Radikale Simons (Magus)“, mit dem siebten, dem Feuer, an ihrer Spitze. Und diese sind: Denkvermögen, Intelligenz, Stimme, Name, Vernunft und Gedanke, dem Feuer untergeordnet, dem Höheren Selbst, oder genau die „Sieben Winde“ oder die „Sieben Priester“ der Anugita.

117 Nicht notwendigerweise nur beim Tod, sondern auch in Samadhi oder mystischer Trance.

118 Alle Worte und Sätze in Klammern stammen von der Schreiberin. Das ist unmittelbar aus dem lateinischen Manuskript des Britischen Museums übersetzt. Kings Übersetzung in Gnostics stimmt zu sehr mit dem Gnostizismus überein, wie er von den Kirchenvätern ausgelegt wird.

119 Barbelo ist einer der drei „Unsichtbaren Götter“ und schließt, wie C. W. King meint, die „Göttliche Mutter des Heilands“ in sich mit ein, oder vielmehr Sophia Achamoth (vgl. S. 359).

120 In anderen Puranas ist Jatayu der Sohn Arjunas, der Bruder Garudas, beide die Söhne Kashyapas. Aber all das ist äußerliche Allegorie.

121 Der Grund dafür ist einfach und wurde in „Isis entschleiert“ gegeben. In der Geometrie kann eine gerade Linie keinen vollständigen Körper und keine vollständige Fläche darstellen, auch können zwei Linien keine schlüssige Fläche bilden. Erst das Dreieck ist die erste komplette Fläche.

122 Was ist die Bedeutung und die Begründung dieser Figur? Der Grund ist der, dass Manas das fünfte Prinzip ist, und dass das Fünfeck das Symbol des Menschen ist – nicht nur des fünfgliedrigen, sondern vielmehr des denkenden, bewussten Menschen.

123 Der Grund dafür wird offensichtlich, wenn die ägyptische Symbologie studiert wird, siehe weiter unten.

124 So heißt es, dass Brahmâs fünftes Haupt verloren gegangen sei, zu Asche verbrannt durch Shivas „mittleres Auge“, wobei Shiva auch panchanana ist, „fünfgesichtig“. So ist die Zahl bewahrt, und die Geheimhaltung der wahren esoterischen Bedeutung sichergestellt.

125Wenn die Sonne über den 30. Grad Makaras hinausgeht und das Zeichen Mena (Fische) nicht mehr erreichen wird, ist die Nacht Brahmâs angebrochen.“ . . .

126 Tod eines jeden physischen Dinges, wahrhaftig; unbewusst belebt Mara jedoch auch die Geburt des Spirituellen.

127 Osiris wird im „Totenbuch“ als „Osiris, das doppelte Krokodil“ bezeichnet (siehe das Kap. „Über den Namen des Osiris“, cxlii). „Er ist das gute und das böse Prinzip; die Tagessonne und die Nachtsonne, der Gott und der sterbliche Mensch.“ Und insofern der Makrokosmos und der Mikrokosmos.

128 Bei Betrachtung des Kreuzes zeigt der Verfasser von „Source of Measures“, dass dieser Leuchter im Tempel „so angeordnet war, dass er auf jeder der beiden Seiten vier Kerzenhalter zählte, während sich einer gemeinsam für beide Seiten an der Spitze befand, tatsächlich mussten auf der einen Seite drei und auf der anderen vier gezählt werden, was zusammen die Zahl 7 ergibt, nach eben derselben Idee wie bei der Darstellung des Kreuzes. Man nehme einen Streifen, eine Einheit breit und drei Einheiten lang, und stelle ihn schräg auf. Man nehme einen weiteren Streifen mit einer Länge von vier Einheiten und stelle ihn entgegengesetzt quer auf, so dass die vierte Einheit zur Spitze oder Ecke des Dreiecks wird. Das ist die Entfaltung des Leuchters. Nun nehme man den drei Einheiten langen Streifen und ordne ihn kreuzförmig mit dem vier Einheiten langen an, und es ergibt sich die Kreuzform. Dieselbe Idee wird mit den sechs Wochentagen in der Genesis zum Ausdruck gebracht, die vom siebten gekrönt werden, was wiederum als Grundlage für das Kreismaß benützt wurde.“ (S. 51)

129 Siehe Liddells „Greek-English Lexicon

130 In den Anfängen hatte er nicht diese Bedeutung; auch nicht in den älteren Dynastien.

131 Doch wird sich dieser Sinn, wenn er einmal gemeistert ist, als sicherer Schrein für die Schlüssel zur Geheimen Weisheit erweisen. Wahrhaftig, ein Schrein, der so überreich ausgeschmückt ist, dass sein Zierwerk vollständig jede Feder zu seiner Öffnung versteckt und verbirgt, und so den Intuitionslosen glauben lässt, dass er überhaupt keine Öffnung hat und haben kann. Die Schlüssel sind jedoch da, tief vergraben, aber immer gegenwärtig für jenen, der nach ihnen sucht.

132 Zitiert in „The Natural Genesis“, (S. 427, Bd. I).

133 Bei den Christen vollkommen unbestreitbar. Bei den vorchristlichen Symbologen war es, wie gesagt, das Marterbett oder -lager während des Initiationsmysteriums, da das „Kruzifix“ horizontal auf den Boden gelegt und nicht aufgestellt wurde wie zu der Zeit, als es zum römischen Galgen wurde.

134 So war es, und anders konnte es nicht sein. Julian (der Kaiser) war ein Initiierter und war als solcher sowohl mit der metaphysischen als auch mit der physischen „Mysterienbedeutung“ vertraut.

135 Apophis oder Apap ist die Schlange des Bösen, das Symbol der menschlichen Leidenschaften. Die Sonne (Osiris-Horus) vernichtet ihn, und Apap wird gestürzt, gefesselt und angekettet. Der Gott Aker, „das Haupt des Tores zum Abgrund“ von Aker, dem Reich der Sonne (xv, 39), fesselt ihn. Apophis ist der Feind Ras (des Lichts), doch „der große Apap ist gefallen!“, ruft der Verstorbene aus. „Der Skorpion hat deinen Mund verletzt“, sagt er zu dem überwundenen Feind (xxxix, 7). Der Skorpion ist der „Wurm, der niemals stirbt“ der Christen. Apophis ist an das Tau oder an Tat gebunden, das „Emblem der Beständigkeit“. (Siehe die Aufrichtung des Tat in „Tatoo“, Ritual xviii)

136 Dieselbe Form haben die Krypten in den von Initiierten bewohnten vorhimalayischen Regionen, wo ihre Asche sieben Mondjahre lang aufbewahrt wird.

137The Natural Genesis“, Bd. I, S. 432.

138 In der Symbologie sind das Kreuz und der Baum identisch und Synonyme.

139 Die 160. Predigt.

140 Daher nannten die Initiierten in Griechenland das Tau Γαιήϊος, Sohn der Gaia, „der Erde entsprungen“, wie Tityos in der „Odyssee“, 7, 324.

141 Siehe das „Mahabharata“, z. B. III, 189, 3, wo Vishnu sagt: „Das Wasser nannte ich in alten Zeiten bei dem Namen Nara und werde daher Narayana genannt, denn das war immer die Wohnstatt, in welcher ich mich bewegte.“ (Ayana) In das Wasser (oder Chaos, das „feuchte Prinzip“ der Griechen und des Hermes) wurde der erste Same des Universums geworfen. „Der ‘Geist Gottes’ schwebte über den dunklen Wassern des Raumes“; deshalb macht Thales daraus das ursprüngliche Element, das vor dem Wasser ist, jedoch in jenem Geist verborgen war.

142 Die „Potenz der Pythagoreischen Dreiecke“ (Ragon).

143 Es gibt gelehrte Brahmanen, die sich gegen unsere siebenfältige Einteilung verwahrten. Von ihrem eigenen Standpunkt aus gesehen haben sie Recht, so wie wir von unserem aus. Sie lassen die drei Aspekte oder verbundenen Prinzipien außer Acht und nehmen nur vier Upadhis (Grundlagen) einschließlich des Egos – das widergespiegelte Bild des Logos im „Karana Sarira“ – und sogar, „genau gesagt . . . . nur drei Upadhis“ an. Für rein theoretisch-metaphysische Philosophie oder für Zwecke der Meditation mögen diese drei genügen, wie das Taraka-Yoga-System zeigt; für praktische okkulte Belehrung jedoch ist unsere siebenfältige Einteilung die beste und einfachste. Das ist jedoch eine Sache der Schule und der Wahl.

144 Protisten sind keine Tiere. Der Leser wird gebeten zu bedenken, dass ausschließlich die Säugetiere gemeint sind, wenn wir hier von „Tieren“ sprechen. Schalentiere, Fische und Reptilien sind Zeitgenossen des physischen Menschen in dieser Runde, und die meisten gingen ihm voraus. Vor dem Zeitalter der Säugetiere, im letzten Teil des sekundären oder mesozoischen Zeitalters, waren jedoch alle zweigeschlechtlich, jedoch näher dem paläozoischen als dem känozoischen Zeitalter. Kleinere Beutelsäugetiere waren Zeitgenossen der gewaltigen reptilartigen Ungeheuer der Sekundärzeit.

145 Der erste Göttliche Geist im Innern trägt den Himmel, die Erde und die wässrigen Ebenen, die Mondkugel und die leuchtenden Sterne, und das alle Bereiche der Natur durchdringende ewige Gemüt lenkt das gesamte gewaltige Gebilde und vermischt sich mit dem riesigen Körper des Universums. Daraus entstehen die Rassen der Menschen und der Tiere, die Lebensprinzipien der fliegenden Gattungen und die Ungeheuer, die der Ozean unter seiner glatten, kristallenen Ebene züchtet.“ „Alles geht aus dem Äther und seinen sieben Naturen hervor“ – sagten die Alchemisten. Die Wissenschaft kennt sie lediglich in ihren oberflächlichen Wirkungen.

146 Die advaitische Vedanta-Philosophie klassifiziert das als die höchste Dreieinigkeit, oder vielmehr als den trinitären Aspekt Chinmatras (Parabrahman), von ihnen erklärt als die „bloße Potenzialität Prajnas“ – jener Kraft oder Fähigkeit, welche die Wahrnehmung entstehen lässt, von Chidakasha, dem unendlichen Feld oder der Ebene des universalen Bewusstseins; und von Asat (Mulaprakriti) oder undifferenzierter Materie. (Siehe „Personal and Impersonal God“ in „Five Years of Theosophy“)

147 Im Sonnensystem (unterlassen wir es, den gesamten Kosmos zu behandeln) existiert differenzierte Materie in sieben verschiedenen Zuständen, und Prajna oder die Fähigkeit der Wahrnehmung existiert ebenfalls in sieben verschiedenen Aspekten entsprechend den sieben Zuständen der Materie, und so muss es im Menschen notwendigerweise sieben Bewusstseinszustände geben. Und entsprechend dem umfassenderen oder weniger umfassenden Entwicklungszustand dieser Systeme wurden die Religionen und Philosophien ausgearbeitet.

148 Jehovah wird dargestellt als der eifersüchtige, zornige, stürmische und immer aktive Gott, rachsüchtig, und nur dann gütig gegenüber seinem auserwähltes Volk, wenn er von ihm versöhnt wurde.

149 Noah und seine drei Söhne sind das kollektive Symbol dieser Vierheit in vielen und verschiedenartigen Anwendungen, wobei Ham für das chaotische Prinzip steht.

150 „Source of Measures“, S. 65. Der Autor erklärt: „Beachte, dass im Hebräischen Jared, der Vater Enochs, so als ‘der Berg des Abstiegs’ interpretiert wird und dass es von ihm heißt, er sei derselbe wir der Ararat, auf dem der kubische Bau Noahs oder das Fundamentmaß ruhte. Jared ist im Hebräischen דר־. Die Wurzelableitungen sind dieselben wie die von Ararat, aus acre, aus Erde.“ Was nach der hebräischen Metrologie „Jared דר־ ist, entspricht im Englischen buchstäblich Y R D; daher findet sich in Jared buchstäblich unser englisches Wort Yard, (und auch דר־, denn Jah oder Jehovah ist Rute). Es ist bemerkenswert, dass der Sohn Jareds, nämlich Enoch, 365 Jahre lebte, und bei rabbinischen Kommentatoren heißt es über ihn, er hätte die Jahresperiode von 365 Tagen entdeckt, was wiederum Zeit- und Entfernungswerte zusammenbringt, d. h. die Dauer des Jahres stieg durch die Koordination durch den Yard oder Jared herab, der somit ihr Vater war, in oder durch Enoch; und wirklich, 1.296 = Yard (oder Jared x 4 = 5.184, der charakteristische Wert des Sonnentages in Dritteln, was, wie gesagt, numerisch als der Elter des Sonnenjahres bezeichnet werden kann.“ (Ebenda, S. 65) Wie auch immer, das entspricht jedoch der astronomischen und numerischen kabbalistischen Methode. Esoterisch ist Jared die dritte Rasse und Enoch die vierte – aber da er lebendig entrückt wird, symbolisiert er auch die in der vierten geretteten Auserwählten, während Noah von Anfang an die fünfte ist – die vor den Wassern errettete Familie, ewig und physisch.

151 „Five Years of Theosophy“, Art. „Personal and Impersonal God“.

(Entfalteter
Würfel)

152 In „Hebrew-Egyptian Mystery, the Scource of Measures“ zeigt der Verfasser (auf S. 50), wie die Figur des entfalteten Würfels im Zusammenhang mit dem Kreis . . . . „zu einem echten Kreuz oder zu einem Tau-Kreuz wird, und die Hinzufügung des Kreises an Letzteres ergibt das Henkelkreuz der Ägypter . . . . während ein Würfel lediglich sechs Flächen aufweist, zeigt die Darstellung des Kreuzes als entfalteter Würfel, dass die beiden Balken an der Kreuzungsstelle eine gemeinsame Fläche aufweisen, die zu beiden Balken zählt . . . (d. h. sie wird einmal horizontal und einmal vertikal gezählt) . . . 4 für den senkrechten und 3 für den Querbalken ergibt zusammen sieben“. Und er fügt hinzu: „Hier haben wir die berühmten 4 und 3 und 7.“ Die Esoterische Philosophie erklärt, dass die Vier das Symbol des Universums in seinem potenziellen Zustand ist, oder der chaotischen Materie, und dass der Geist notwendig ist, um sie aktiv zu durchdringen, d. h. das ursprüngliche abstrakte Dreieck muss seine eindimensionale Qualität aufgeben und sich durch die Materie verbreiten und auf diese Weise im dreidimensionalen Raum eine manifestierte Grundlage bilden, damit das Universum sich verständlich offenbaren kann. Das wird durch den entfalteten Würfel erreicht. Daher das Ansatakreuz als das Symbol des Menschen, der Zeugung und des Lebens. In Ägypten bedeutete Ankh Seele, Leben und Blut. Es ist der beseelte, lebende Mensch, die Siebenheit.

153 Die sieben Planeten sind nicht deshalb auf diese Zahl beschränkt, weil die Alten keine weiteren kannten, sondern lediglich, weil sie die ursprünglichen oder anfänglichen Häuser der sieben Logoi waren. Es mögen neun oder neunundneunzig andere Planeten entdeckt werden – das ändert die Tatsache nicht, dass diese sieben allein heilig sind.

154 Die durch die Wirkung Fohats auf das Eine Element evolvierten oder objektiv gemachten sieben Energiezentren; oder tatsächlich das „siebte Prinzip“ der sieben Elemente, die im gesamten manifestierten Kosmos existieren. Wir können hier darauf verweisen, dass sie in Wahrheit die kabbalistischen Sephiroth sind; die „sieben Gaben des Heiligen Geistes“ im christlichen System; und in einem mystischen Sinn die sieben Kinder oder Söhne Devakis, die vor der Geburt Krishnas von Kamsa getötet wurden. Unsere sieben Prinzipien symbolisieren sie alle. Wir müssen sie verlassen oder uns davon trennen, bevor wir den Krishna- oder Christuszustand erreichen, den eines Jivanmuktas, und uns vollständig im höchsten, dem siebten oder dem Einen zentrieren.

155 Μοῖρα ist Schicksal, nicht „Fatum“ in diesem Fall, da es eine Bezeichnung ist und kein Eigenname (siehe Wolfs Übers., „Odyssee“, 22, 413). Moira, die Göttin des Schicksals, ist jedoch eine Göttin, „die gleich ᾽Αῖσα all ihren Teil an Gut und Böse gibt“, und daher ist sie Karma (vide Liddell). Mit dieser Abkürzung ist das Subjekt des Schicksals oder Karma gemeint, das Selbst oder das Ego, und das, was wiedergeboren wird. Auch ist das Αντίμιμον Πνεύματος nicht unser Gewissen, sondern unsere Buddhi. Auch ist es nicht das „Ebenbild des Geistes“, sondern „danach modelliert“ oder ein Gegenstück des Geistes – das Buddhi ist, das Vehikel Atmans. (Vide „Ar. Thesm.“, 17; und Liddells Definitionen)

156 C. W. Kings „Gnostics“, S. 38.

157 Prof. Roth (in Böhtlingk und Roth: „Grosses Petersburger Wörterbuch“) definiert die Angirasas als eine Zwischenrasse höherer Wesen zwischen den Göttern und den Menschen; Prof. Weber hingegen, seiner unveränderlichen Gewohnheit folgend, das Göttliche zu modernisieren und anthropomorphisieren, sieht in ihnen die ursprünglichen Priester der Religion, die den arischen Indern und Persern gemein war. Roth hat Recht, „Angirasas“ war einer der Namen der Dhyanis oder Deva-Unterweiser („Guru-Devas“), der Initiierten der späteren dritten, der vierten und selbst der fünften Rasse.

158 In der okkulten Lehre werden drei versunkene oder auf andere Art zerstörte Kontinente erwähnt – denn der erste „Kontinent“ der ersten Rasse existiert bis zum heutigen Tag und wird bis zum letzten herrschen –, der hyperboreische, der lemurische (wenn wir einen jetzt in der Wissenschaft bekannten Namen akzeptieren) und der atlantische. Der größte Teil Asiens stieg nach dem Untergang von Atlantis aus den Wassern auf; Afrika kam noch später, während Europa der fünfte und jüngste Kontinent ist – Teile der beiden Amerikas sind wesentlich älter. Aber von diesen ein anderes Mal mehr. Die Initiierten, welche die Veden aufzeichneten – oder die Rishis unserer fünften Rasse – schrieben sie zu einer Zeit, da Atlantis bereits versunken war. Atlantis ist der vierte Kontinent, der erschien, jedoch der dritte, der verschwand.

159 Diese archaische Lehre ist auch nicht so unwissenschaftlich, da einer der größten Naturforscher des Zeitalters – der verstorbene Professor Agassiz – die Vielfältigkeit der geografischen Ursprünge des Menschen einräumte und sie bis ans Ende seines Lebens verteidigte. Die Einheit des Menschengeschlechts wurde von dem berühmten Professor aus Cambridge (USA) in derselben Art aufgefasst wie von den Okkultisten – nämlich im Sinne ihrer wesentlichen und ursprünglichen Gleichartigkeit und ihres Ursprungs aus ein und derselben Quelle: d. h. Schwarze, Arier, Mongolen etc. nahmen alle auf dieselbe Art und von denselben Vorfahren ihren Ursprung. Die Letzteren waren alle von derselben Essenz und doch differenziert, weil sie sieben Ebenen angehörten, die sich zwar im Grad, aber nicht in der Art voneinander unterschieden. Der ursprüngliche physische Unterschied wurde später durch die unterschiedlichen geografischen und klimatischen Bedingungen lediglich etwas stärker betont. Das ist natürlich nicht die Theorie von Agassiz, sondern die esoterische Version. Sie wird in den Anhängen ausführlich erörtert werden (Teil III).

160 Die sieben Welten sind, wie gesagt, die sieben Sphären der Kette, welchen jeweils einer der „sieben großen Götter“ jeder Religion vorsteht. Als die Letztere erniedrigt und anthropomorphisiert und die metaphysischen Ideen nahezu vergessen wurden, wurde deren Synthese oder die höchste, die siebte, von den übrigen getrennt, und jene Personifizierung wurde zum achten Gott, den der Monotheismus zu vereinheitlichen suchte, aber – scheiterte. In keiner exoterischen Religion ist Gott in Wirklichkeit eins, wenn er metaphysisch analysiert wird.

161 Die sechs unsichtbaren Globen unserer Kette sind sowohl „Welten“ als auch „Erden“, so wie unser eigener, obgleich unsichtbar. Doch wo könnten die sechs unsichtbaren Erden auf diesem Globus sein?

162 Der Tod kam erst, nachdem der Mensch zu einem physischen Geschöpf geworden war, vide supra. Die Menschen der ersten Rasse, und auch die der zweiten, lösten sich auf und verschwanden in ihrer Nachkommenschaft.

163 Wie Parashara sagt: „Das sind die sieben Personen, von welchen die in den verschiedenen Manvantaras erschaffenen Wesen geschützt werden. Weil die ganze Welt von der Kraft der Gottheit durchdrungen ist, wird er Vishnu genannt von der Wurzel Vis, ‘eintreten’ oder ‘durchdringen’; denn all die Götter, die Manus, die sieben Rishis, die Söhne der Manus, die Indras – sie sind alle lediglich die verkörperten Kräfte (Vibhutayah) Vishnus.“ (Vishnu-Purana“) Vishnu ist das Universum; und das Universum selbst wird im Rigveda in sieben Regionen eingeteilt – was eine ausreichende Autorität darstellen sollte, jedenfalls für die Brahmanen.

164 Vishnu ist alles – die Welten, die Sterne, die Meere etc. „Vishnu ist alles, was ist, alles, was nicht ist . . . . Aber er ist nicht Vastubhuta“, „eine Substanz“. (Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. xii) „Das, was die Menschen den höchsten Gott nennen, ist keine Substanz, sondern die Ursache derselben; nicht eine, die hier, dort oder anderwärts ist, nicht das, was wir sehen, sondern das, in welchem alles ist – der Raum.

165 Daher heißt es in den Puranas, dass der nächtliche Anblick Dhruvas (des Polarsterns) und des himmlischen Delfins (Shishumara, eines Sternbildes) „jegliche Sünde tilgt, die während des Tages begangen wurde“. Tatsache ist, dass die Strahlen der vier Sterne im Kreis der ewigen Erscheinung – Agnis, Mahendras, Kasyapas und Dhruvas, die sich im Schwanz des Kleinen Bären (Shishumara) finden – auf eine gewisse Art und auf einen gewissen Gegenstand fokussiert, außerordentliche Resultate zustande bringen. Die Astromagier Indiens werden verstehen, was gemeint ist.

166 Im Ramayana ist es Balarama, Krishnas älterer Bruder, der das vollbringt.

167 In Bezug auf den Ursprung Rudras heißt es in verschiedenen Puranas, seine (spirituelle) Nachkommenschaft, die von Brahmâ in ihm erschaffen wurde, sei weder auf die sieben Kumaras noch auf die elf Rudras etc. beschränkt, sondern sie „umfasse eine unendliche Anzahl von Wesen, die ihrem (jungfräulichen) Vater in Person und Ausstattung entsprächen. Beunruhigt durch ihre Wildheit, Anzahl und Unsterblichkeit, begehrte Brahmâ, dass sein Sohn Rudra Geschöpfe von anderer und sterblicher Natur bilde.“ Indem Rudra sich weigert, zu erschaffen, sich enthält etc., ist er der erste Rebell. (Linga-, Vayu-, Matsya- und andere Puranas).

168 Trotz der schrecklichen und offenbar beabsichtigten Verwirrung der Manus, Rishis und ihrer Nachkommen in den Puranas, ist eine Sache klar: In jeder Wurzelrasse (die in den heiligen Büchern auch Manvantara genannt wird) gab es und wird es sieben Rishis geben, geradeso wie es in jeder Runde vierzehn Manus gibt, die „vorstehenden Götter, die Rishis und Söhne der Manus“ sind identisch (siehe „Vishnu-Purana“, Buch III, 1). „Sechs“ Manvantaras sind gegeben, das siebte im Vishnu-Purana ist unser eigenes. Das Vayu-Purana liefert die Nomenklatur der Söhne der vierzehn Manus in jedem Manvantara und die Söhne der sieben Weisen oder Rishis. Letztere sind die Nachfahren der Stammväter der Menschheit. Alle Puranas sprechen von den sieben Prajapatis dieser Periode (Runde).

169 „Chakshusha war der Manu der sechsten Periode (der dritten Runde und der dritten Rasse), in der Indra Manojava war.“ (Im Bhagavad-Purana ‘Mantradruma’) Da eine vollständige Analogie zwischen der „großen Runde“ (Maha-Kalpa), jeder der sieben Runden und jeder der sieben großen Rassen in jeder der Runden besteht – entspricht der Indra der sechsten Periode oder dritten Runde dem Ende der dritten Rasse (zur Zeit des Falles oder der Trennung der Geschlechter). Rudra, als der Vater der Maruts, hat viele Berührungspunkte mit Indra, dem Marutwan oder „Herrn der Maruts“. Von Rudra heißt es, er habe seinen Namen wegen seines Weinens erhalten. Daher nannte Brahmâ ihn Rudra; er weinte aber noch siebenmal mehr und erhielt so sieben weitere Namen – von welchen er in jeder „Periode“ einen nutzt.

170 Siehe die Puranas.

171 Im Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. iv, heißt es, die Erde habe „mit ihren Kontinenten, Bergen, Ozeanen und äußeren Schalen eine Ausdehnung von fünfzig Crore (fünfhundert Millionen) Yojanas“. Dazu merkt der Übersetzer an: „Das umfasst die planetarischen Sphären; denn der Durchmesser der sieben Zonen und Ozeane – wovon jeder denselben Durchmesser hat wie der Kontinent, den er umschließt, und jeder folgende Kontinent den doppelten Durchmesser besitzt vom vorangehenden – beläuft sich auf lediglich zwei Crore oder vierundfünfzig Lakh etc. . . . Sobald in verschiedenen Puranas irgendwelche Widersprüche beobachtet werden, sind sie . . . Unterschiede von Kalpas und dergleichen zuzuschreiben. „Dergleichen“ sollte lauten „der okkulten Bedeutung“, eine Erklärung, die vom Kommentator unterdrückt wurde, der für exoterische, sektiererische Zwecke schrieb und vom Übersetzer aus verschiedenen anderen Gründen missverstanden wurde, deren geringster – die Unkenntnis der Esoterischen Philosophie ist.

172 Der Phönix, mit dem Sonnenzyklus von 600 Jahren verbunden (dazu werden Ziffern zugefügt oder weggenommen, entsprechend des bezeichneten Zyklus), der westliche Zyklus der Griechen und anderer Nationen – ist ein allgemeines Symbol für unterschiedliche Arten von Zyklen. Weitere Details werden im Abschnitt über „Kalpas und Zyklen“ gegeben.

173 Die Zeitform ist die „Vergangenheit“, weil dieses Buch allegorisch ist und die es enthaltenden Wahrheiten verhüllen soll.

174 Die Tätigkeitssphären der verbundenen Kräfte von Evolution und Karma sind: (1) die überspirituelle oder noumenale; (2) die spirituelle; (3) die psychische; (4) die astro-etherische; (5) die subastrale; (6) die vitale und (7) die rein physische Sphäre.

175 Im Hinduismus, wie er von den Orientalisten aus dem Atharvaveda verstanden wird, beziehen sich die drei Rajamsi auf die drei Schritte Vishnus; seinen aufsteigenden, höheren Schritt setzte er in die höchste Welt (Atharvaveda“, VII, 99, 1; vgl. I, 155, 5). Das ist der Divo Rajah oder der „Himmel“, wie sie glauben. Doch im Okkultismus ist es außerdem noch etwas anderes. Der Satz páreshu, gúhyeshu, vratéshu [ferne und geheime Bereiche]vgl. I, 155, 3, und IX, 75, 2; oder wieder X, 114, 2 im Atharvaveda muss erst noch erklärt werden.

176 H. Grattan Guinness, F.R.G.S., in seinem „Approaching End of the Age“.

177 Nachdem er eine Anzahl von Beispielen aus der Naturgeschichte angeführt hat, fügt der Doktor hinzu: „Die Tatsachen, die ich kurz angedeutet habe, sind allgemeine Tatsachen und können nicht aus bloßem Zufall oder einer Fügung in definierten Perioden Tag für Tag bei so vielen Millionen von Tieren jeder Art stattfinden, von der Larve oder dem Ei eines winzigen Insekts bis hinauf zum Menschen . . . Ich glaube, es ist unmöglich, zu irgendeiner weniger allgemeinen Schlussfolgerung zu kommen als der, dass bei Tieren Veränderungen alle dreieinhalb, sieben, vierzehn, einundzwanzig oder achtundzwanzig Tage eintreten oder in irgendeiner bestimmten Anzahl von Wochen“ oder siebenfältigen Zyklen. Noch einmal sagt Dr. Laycock: „Welchen Typus das Fieber auch darbieten mag, am siebten Tag wird ein Paroxysmus eintreten . . . der vierzehnte wird als ein Tag der Besserung bemerkenswert sein . . .“ (indem entweder Heilung oder Tod eintritt). „Wenn der vierte (Paroxysmus) schwer ist, und der fünfte leichter, wird die Krankheit mit dem siebten Paroxysmus enden, und . . . die Änderung zum Besseren . . . wird sich am vierzehnten Tag zeigen . . . nämlich ungefähr um drei oder vier Uhr morgens, wenn das System am schwächsten ist.“ (Siehe „Approaching End of the Age“, von H. Grattan Guinness, S. 258-269, wo dies zitiert wird.)

Das ist reine „Wahrsagerei“ mittels zyklischer Berechnungen und steht mit chaldäischer Astrolatrie und Astrologie im Zusammenhang. Somit wendet die materialistische Wissenschaft – in ihrer Medizin, der materialistischsten von allen – unsere okkulten Gesetze auf Krankheiten an, studiert mit ihrer Hilfe Naturgeschichte, akzeptiert ihre Gegenwart als eine Tatsache in der Natur, und muss dennoch notwendigerweise dieselbe archaische Kenntnis geringschätzig behandeln, wenn sie von den Okkultisten behauptet wird. Denn wenn der geheimnisvolle siebenfältige Zyklus ein Naturgesetz ist, und er ist eines, wie bewiesen; wenn sich findet, dass er sowohl Evolution als auch Involution (oder Tod) beherrscht in den Bereichen der Entomologie, Ichthyologie und Ornithologie sowie im Reich der Tiere, Säugetiere und Menschen – warum kann er nicht auch im Kosmos gegenwärtig und aktiv sein, im Allgemeinen, in seinen natürlichen (wenn auch okkulten) Einteilungen von Zeit, Rassen und mentaler Entwicklung? Und warum sollten ferner nicht die ältesten Adepten diese zyklischen Gesetze in all ihren Aspekten studiert und durchaus verstanden haben? In der Tat stellt Dr. Stratton als physiologische und pathologische Tatsache fest, dass „in der Gesundheit der menschliche Puls an sechs von sieben Tagen morgens rascher ist als abends; und dass er am siebten Tag langsamer ist“. (Ibid., „Edinb. Med. and Surg. Journal“, Jan. 1843) Warum also sollte ein Okkultist nicht dasselbe im kosmischen und irdischen Leben im Puls der Planeten und Rassen nachweisen? Dr. Laylock teilt das Leben in drei große siebenfältige Perioden ein; in eine erste und eine letzte, von denen sich jede über 21 Jahre erstreckt, und die mittlere Periode oder den Höhepunkt des Lebens mit einer Dauer von 28 Jahren oder vier mal sieben. Er unterteilt die erste weiter in sieben verschiedene Stadien, und die anderen beiden in drei kleinere Perioden und sagt: „Die Grundeinheit der größeren Perioden ist eine Woche von sieben Tagen, wobei jeder Tag zwölf Stunden umfasst“, und die „einfachen und zusammengesetzten Vielfachen dieser Einheit bestimmen die Länge dieser Perioden in demselben Verhältnis wie Vielfache der Einheit von zwölf Stunden die kleineren Perioden bestimmen. Dieses Gesetz verbindet alle periodischen Lebenserscheinungen und verknüpft die bei den niedrigsten Ringeltieren beobachteten Perioden mit denen des Menschen selbst, des höchsten der Wirbeltiere“. Wenn die Wissenschaft das kann, warum sollte sie die okkulte Information verachten, dass (um Dr. Laycoks Sprache zu gebrauchen) „eine Woche der manvantarischen (lunaren) zwei Wochen, von vierzehn Tagen (oder sieben Manus), die vierzehn Tage je zwölf Stunden am Tag, welche sieben Perioden oder sieben Rassen repräsentieren – jetzt vergangen sind?“ Diese Sprache der Wissenschaft passt ausgezeichnet zu unserer Lehre. Wir (die Menschheit) haben über eine „sieben Tage dauernde Woche gelebt, wovon jeder Tag zwölf Stunden hat“, nachdem jetzt drei und eine halbe Rasse für immer vergangen sind und die vierte versunken ist, und wir uns gegenwärtig in der fünften Rasse befinden.

178 Wegen der Länge solcher Zyklen oder Yugas siehe „Vriddha Garga“ und andere alte astronomische Abschnitte (im „Jyotisha“). Sie variieren vom Zyklus mit fünf Jahren – den Colebrooke den „Zyklus der Veden“ nennt, welcher in den Anweisungen Parasharas aufgeführt ist „und als Grundlage für die Berechnung größerer Zyklen“ bezeichnet wird („Miscell. Essays“, Bd. I, 106-8) – bis hinauf zum Maha-Yuga oder dem berühmten Zyklus von 4.320.000 Jahren.

179 Das hebräische Wort für „Woche“ ist sieben; und jegliche durch sieben teilbare Zeiteinheit wäre bei ihnen ein „Woche“ gewesen – selbst 49.000.000 Jahre, weil das sieben mal sieben Millionen sind. Ihre Berechnung ist jedoch durchweg siebenförmig.

180 Brahmâ erschafft im ersten Kalpa (am ersten Tag) verschiedene „Opfertiere“, Pashu, oder die Himmelskörper und die Tierkreiszeichen und die Pflanzen, welche er bei Opfern am Beginn des Treta-Yugas benutzt. Die esoterische Bedeutung zeigt, dass er zyklisch vorgeht und auf dem absteigenden spirituellen Bogen und dann auf dem aufsteigenden physischen Bogen astrale Vorbilder erschafft. Der Bogen ist die Unterteilung einer zweifältigen Schöpfung, wiederum in sieben absteigende und sieben aufsteigende Stufen des absteigenden Geistes und der aufsteigenden Materie unterteilt – der umgekehrte Vorgang findet (wie in einem Spiegel, der die rechte Seite auf die linke reflektiert) in unserem gegenwärtigen Manvantara statt. Esoterisch ist es in der elohistischen Genesis (Kap. 1) und in der jehovistischen Kopie davon sowie in der indischen Kosmogonie dasselbe.

181 Es ist sehr überraschend zu sehen, wie Theologen und Orientalisten ihren Unwillen über den „entarteten Geschmack der indischen Mystiker“ zum Ausdruck bringen, die nicht damit zufrieden sind, die aus dem „Gemüt geborenen“ Söhne Brahmâs erfunden zu haben und Rishis, Manus und Prajapatis aller Art aus verschiedenen Teilen des Körpers ihres ursprünglichen Vorfahren – Brahmâ – entspringen lassen (siehe Wilsons Fußnote in seinem Vishnu Purana“, Bd. I, S. 102). Weil das gewöhnliche Publikum mit der Kabbala nicht vertraut ist, dem Schlüssel und Glossar für die dicht verschleierten mosaischen Bücher, glaubt die Geistlichkeit, die Wahrheit käme niemals heraus. Möge irgendjemand sich den englischen, hebräischen oder lateinischen Texten der Kabbala zuwenden, die jetzt von verschiedenen Gelehrten so vorzüglich übersetzt ist, und er wird finden, dass das Tetragrammaton, das hebräische IHVH, sowohl der „sephirothische Baum“ ist – d. h. alle Sephiroth enthält mit Ausnahme von Kether, der Krone – als auch der vereinigte Körper des „Himmlischen Menschen“ (Adam Kadmon), aus dessen Gliedern das Universum emaniert, mit allem, was darin enthalten ist. Ferner wird er finden, dass die Idee in den kabbalistischen Büchern (deren hervorragendste im Zohar das „Buch des verborgenen Geheimnisses“ sowie die „Größere“ und die „Kleinere Heilige Versammlung“ sind) vollständig phallisch und viel roher formuliert ist als der vierfältige Brahmâ in sämtlichen Puranas (siehe „Kabbalah Unveiled“ von S. L. MacGregor Mathers, Kap. xxii, betreffend die übrig bleibenden Glieder des Mikroprosopus). Denn dieser „Baum des Lebens“ ist auch der „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“, dessen Hauptgeheimnis das der menschlichen Fortpflanzung ist. Die Auffassung, die Kabbala erkläre die Mysterien des Kosmos oder der Natur, ist ein Irrtum; sie erklärt und enthüllt lediglich einige wenige Allegorien der Bibel und ist esoterischer als Letztere.

182 In der englischen Bibel vereinfacht zu: „Ist der Herr (!!) unter uns, oder nicht?“ (siehe Exodus 17,7).

183 Siehe „Kabbalah Unveiled“ von S. Liddell MacGregor Mathers, F.T.S., S. 121.

184 Übersetzer geben das Wort „Gefährte“ (Engel, auch Adept) mit „Rabbi“ wieder, geradeso wie die Rishis als Gurus bezeichnet werden. Der „Zohar“ ist, womöglich, noch okkulter als das Buch Moses; um das „Buch des verborgenen Mysteriums“ zu lesen, bedarf man der Schlüssel, die das echte „Chaldäische Buch der Zahlen“ liefert, das nicht mehr vorhanden ist.

185 So ist es. Agneyastra sind jedoch feurige „Wurfgeschosse“, keine „scharfen“ Waffen, da im Sanskrit ein gewisser Unterschied besteht zwischen Shastra und Astra.

186The Natural Genesis“, Bd. I, S. 318-319.

187 Doch gibt es einige, die etwas darüber wissen mögen, ganz außerhalb des Gebiets des Verfassers, so weit dasselbe auch unabstreitbar ist.

188 Dieses Bindeglied wurde – gleich anderen – von der Schreiberin neun Jahre vor dem Erscheinen des Werkes, aus dem das Obige zitiert ist, bezeichnet, nämlich in „Isis Unveiled“, einem Werk voll derartiger anleitender Verbindungen zwischen altem, mittelalterlichem und modernem Denken, aber leider zu grob redigiert.

189 Ja, aber wie kann der gelehrte Verfasser beweisen, dass diese „Anfänge“ gerade in Ägypten stattfanden, und nicht anderswo; und vor lediglich 50.000 Jahren?

190 Genauso: Und das ist genau das, was die Theosophen tun. Sie beanspruchten niemals „ursprüngliche Inspiration“, nicht einmal als Medien, sondern sie wiesen immer und auch jetzt noch auf die „ursprüngliche Bedeutung“ der Symbole hin, die sie auf andere Länder zurückführen, die selbst noch älter sind als Ägypten; Bedeutungen außerdem, die von einer Hierarchie (oder Hierarchien, wenn bevorzugt) von lebenden, weisen Menschen ausgehen, Sterbliche, trotz dieser Weisheit, die jede Annäherung an Übernatürlichkeit abweisen.

191 Doch wo ist der Beweis, dass die Alten nicht genau das meinten, was die Theosophen behaupten? Es existieren Aufzeichnungen für das, was sie sagen, genauso wie andere Auf­zeichnungen für das existieren, was Gerald Massey sagt. Seine Interpretationen sind sehr korrekt, aber ebenso einseitig. Sicherlich hat die Natur mehr als einen physischen Aspekt; denn Astronomie, Astrologie und so weiter betreffen alle die physische und nicht die spirituelle Ebene.

192 Es ist zu befürchten, dass Massey erfolglos war. Wir haben unsere Anhänger ebenso wie er seine hat, und die materialistische Wissenschaft mischt sich ein und hält wenig von seinen und auch von unseren Spekulationen!

193 Die Tatsache, dass dieser gelehrte Ägyptologe in der Lehre von den „Sieben Seelen“, wie er unsere Prinzipien oder „metaphysischen ‘Begriffe’ “ nennt, nichts anderes als die primitive Biologie oder Physiologie der Seele erkennt, entkräftet unsere Beweisführung nicht. Der Vortragende berührt lediglich zwei Schlüssel, nämlich die, welche die astronomischen und die physiologischen Mysterien der Esoterik aufschließen und vergisst die fünf weiteren. Anderenfalls hätte er sofort verstanden, dass das, was er die physiologischen Einteilungen der lebendigen Seele des Menschen nennt, von den Theosophen auch als psychologische und spirituelle betrachtet werden.

194 Dies ist ein großer Fehler, der in der esoterischen Aufzählung gemacht wird. Manas ist das fünfte, nicht das vierte; und Manas entspricht exakt Seb, dem ägyptischen fünften Prinzip, denn der den beiden höheren Prinzipien folgende Teil von Manas ist tatsächlich die angestammte Seele, der helle, unsterbliche Faden des höheren Egos, an dem das spirituelle Aroma aller Leben oder Geburten anhaftet.

195 Hier scheint seit vielen Jahrhunderten eine Verwirrung im Denken der westlichen Kabbalisten zu bestehen. Sie nennen Ruach (Geist), was wir den Kama-Rupa nennen; wohingegen bei uns Ruach die „spirituelle Seele“ sein würde, Buddhi, und Nephesch das vierte Prinzip, das Vitalprinzip, die animalische Seele. Éliphas Lévi verfällt in denselben Irrtum.

196 „Signatura rerum“, xiv, § 10,15 et seq.

197 Das ist in der Tat eine Neuigkeit! Es lässt uns befürchten, dass der Dozent den „Esoterischen Buddhismus“ nie gelesen hat, bevor er ihn kritisierte, denn es gibt zu viele derartiger Missverständnisse in seinen Ausführungen.

198The Theosophist“, 1887 (Madras).

199 Der Shvetashvatara-Upanishad (357) zufolge sind die Siddhas diejenigen, die von Geburt an übermenschliche Kräfte besitzen, ebenso wie „Wissen und Gleichgültigkeit gegenüber der Welt“. Nach den geheimen Lehren jedoch sind die Siddhas Nirmanakayas oder die „Geister“ (im Sinne eines individuellen oder bewussten Geistes) großer Weiser aus Sphären einer höheren Ebene als unserer eigenen, die sich freiwillig in sterbliche Körper inkarnieren, um das Geschlecht der Menschen in seinem aufwärts gerichteten Fortschritt zu unterstützen. Daher deren angeborenes Wissen, Weisheit und Kräfte.

200 „The Sacred Books of the East“; Bd. viii, Anugita, Kap. 12, übers. Telang, S. 284 et seq.

201 Ich empfehle hier dem Text und den Kommentaren des Herausgebers zu folgen, der die buchstabengetreuen Erklärungen von Arjuna Miśra und Nilakantha akzeptiert. Unsere Orientalisten machen sich nie die Mühe zu überlegen, dass ein einheimischer Kommentator, wäre er kein Initiierter, es nicht richtig erklären könnte, und wäre er ein Initiierter, es nicht richtig erklären würde.

202 Der englische Herausgeber erklärt hier: „Ich vermute – dem Brahman ergeben.“ Das wäre in der Tat eine sehr armselige Ergebenheit in der Bewältigung des gradweisen Befreiungsprozesses des Yogas. Wir wagen zu sagen, dass das „Feuer“ oder das Selbst das höhere, wirkliche Selbst ist, das mit Brahmâ, der Einen Gottheit, „verbunden“ ist, d. h. es ist eins mit Brahmâ. Das „Selbst“ trennt sich nicht mehr vom universellen Geist.

203 Da Mahat (die Universale Intelligenz) zunächst als Vishnu geboren wird oder sich als Vishnu manifestiert, und dann, wenn es in die Materie fällt und Selbstbewusstsein entwickelt, Egoismus wird und Selbstsucht, hat Manas eine duale Natur. Es steht entsprechend unter der Sonne und dem Mond, denn wie Shankaracharya sagt: „Der Mond ist der Verstand und die Sonne ist das Verstehen.“ Sonne und Mond sind die Gottheiten unseres planetarischen Makrokosmos, und daher fügt Shankara hinzu: „Der Verstand und das Verstehen sind die entsprechenden Gottheiten der (menschlichen) Organe.“ (Siehe „Brihadaranyaka“, S. 521 et seq.) Das ist vielleicht der Grund, warum Arjuna Miśra sagt, dass der Mond und das Feuer (das Selbst, die Sonne) das Universum bilden.

204 „Den Körper in die Seele“, wie Arjuna Miśra gesagt haben soll, oder vielmehr „die Seele in den Geist“; und auf einer noch höheren Ebene der Evolution „das Selbst oder Atman in das Universale Selbst“.