Die Geheimlehre Band 2
῾Η ἐμὴ διδαχὴ οὐκ ἔστιν ἐμή, ἀλλὰ τοῦ πέμφαντός με.
„Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat.“
– Johannes 7,16
Die moderne Wissenschaft besteht auf die Evolutionslehre; dasselbe tun die menschliche Vernunft und die „Geheimlehre“. Die Idee wird von den alten Legenden und Mythen bekräftigt, selbst von der Bibel, wenn sie zwischen den Zeilen gelesen wird. Wir sehen eine Blume sich langsam aus einer Knospe entwickeln und die Knospe aus ihrem Samen. Aber woher kommt Letzterer mit all seinen vorherbestimmten physischen Transformationsprogrammen und mit seinen unsichtbaren und somit spirituellen Kräften, die allmählich Form, Farbe und Geruch der Pflanze entwickeln? Das Wort Evolution spricht für sich selbst. Der Keim der gegenwärtigen menschlichen Rasse muss schon vorher im Elter dieser Rasse existiert haben, so wie der Same, in dem die Blume des nächsten Sommers verborgen liegt, in der die Kapsel seiner elterlichen Blume entwickelt wurde; das Elter mag zwar nur geringfügig anders sein, unterscheidet sich aber dennoch von seiner zukünftigen Nachkommenschaft. Die vorsintflutlichen Vorfahren des heutigen Elefanten und der Eidechse waren vielleicht das Mammut und der Plesiosaurier; warum sollen nicht die „Riesen“ der Veden, der Völuspa und des Buches der Genesis die Vorfahren unseres Menschengeschlechts gewesen sein? Es ist geradezu absurd zu glauben, die „Transformation der Arten“ habe entsprechend der materialistischeren Anschauungen der Evolutionisten stattgefunden; die Überzeugung, von den Muscheln bis zum Menschen hätten die Gattungen ihre eigenen ursprünglichen und unverwechselbaren Formen verändert, ist natürlicher.
– „Isis Unveiled“, Band I, S. 153
[SD # 1]
VORBEMERKUNGEN
ÜBER DIE ARCHAISCHEN STANZEN
UND DIE VIER PRÄHISTORISCHEN KONTINENTE
„Facies totius Universi, quamvis infinitis modis variet,
Manet tamen semper eadem.”
– Spinoza
Die Stanzen mit den Kommentaren in diesem zweiten Band sind denselben archaischen Aufzeichnungen entnommen wie die Stanzen über die Kosmogonie im ersten Band; soweit wie möglich wurde die Übersetzung wortgetreu vorgenommen, doch sind einige dieser Stanzen zu dunkel, als dass sie ohne Erklärung verständlich sein könnten. Daher werden sie, ebenso wie im ersten Band, zuerst vollkommen unverändert gegeben, aber wenn sie Vers für Vers mit den zugehörigen Kommentaren versehen werden, wird der Versuch unternommen, sie im Vorgriff auf die ausführlicheren Erläuterungen des Kommentars durch in Klammern hinzugefügte Worte besser verständlich zu machen.
Was die Evolution der Menschheit anbelangt, stellt die Geheimlehre drei neue Lehrsätze auf, die in unmittelbarem Gegensatz zur modernen Wissenschaft und zu gängigen religiösen Dogmen stehen. Sie lehrt (a) die gleichzeitige Evolution von sieben Menschengruppen auf sieben verschiedenen Teilen unseres Globus, (b) die Geburt des astralen vor dem physischen Körper, indem Ersterer als Modell für Letzteren dient, und (c) dass der Mensch, in dieser Runde, allen Säugetieren – einschließlich den Anthropoiden – im Tierreich vorausging.1
[SD # 2] Nicht nur die Geheimlehre spricht von ursprünglichen Menschen, die gleichzeitig auf den sieben Teilen unseres Globus geboren wurden; im Göttlichen „Pymander“ des Hermes finden wir dieselben aus der Natur und dem „Himmlischen Menschen“ evolvierenden sieben ursprünglichen Menschen2, im kollektiven Sinn des Wortes, nämlich aus den schöpferischen Geistern; und auf den Fragmenten der chaldäischen Tontafeln (gesammelt von George Smith), in welche die babylonische Schöpfungslegende eingeritzt ist, werden in der ersten Spalte der Kutha-Tafel sieben menschliche Wesen mit Rabengesichtern (mit schwarzen, dunkelhäutigen Gesichtszügen) erwähnt, die von „den (sieben) großen Göttern erschaffen“ wurden. Oder, wie in den Zeilen 16 und 18 erklärt wird – „Inmitten der Erde wuchsen sie auf und wurden groß . . . . Sieben Könige, Brüder aus derselben Familie.“ Dies sind die sieben Könige von Edom, auf welche die Kabbala Bezug nimmt, die erste Rasse, die unvollkommen war, d. h. geboren wurde, bevor das „Gleichgewicht“ (Geschlechter) existierte, und die daher zerstört wurde („Zohar“, „Siphrah Dzeniouta“, „Idrah Suta“, 292b, „La Kabbalah“, S. 205). „Sieben Könige, Brüder, erschienen und zeugten Kinder, 6.000 war die Anzahl ihrer Völker („Hibbert Lectures“, S. 372). Der Gott Nergas (Tod) zerstörte sie.“ „Wie zerstörte er sie?“ „Indem er jene ins Gleichgewicht (oder in die Balance) brachte, die noch nicht existierten.“ (Siphrah Dzeniouta) Sie wurden als Rasse „zerstört“, indem sie in ihre eigenen Nachkommen (durch Ausschwitzen) aufgingen: d. h. die geschlechtslose Rasse reinkarnierte in der [SD # 3] (potenziell) zweigeschlechtlichen; Letztere in den Androgynen; diese wiederum in der geschlechtlichen, der späteren dritten Rasse (für weitere Erklärung, vide infra). Wären die Tontafeln weniger verstümmelt, würde man finden, dass sie Wort für Wort denselben Bericht enthalten wie er in den archaischen Aufzeichnungen und im Hermes überliefert ist, zumindest was die Grundtatsachen betrifft, wenn nicht sogar die kleinsten Einzelheiten; denn Hermes wurde durch schlechte Übersetzungen sehr entstellt.
Es ist ziemlich sicher, dass die scheinbare Übernatürlichkeit dieser Lehren, obwohl sie allegorisch sind, den buchstäblich aufgefassten Behauptungen der Bibel3 und den letzten Hypothesen der Wissenschaft derartig diametral entgegengesetzt ist, dass sie leidenschaftlichen Widerspruch hervorrufen wird. Die Okkultisten wissen aber, dass die Traditionen der Esoterischen Philosophie richtig sein müssen, einfach aus dem Grund, weil sie am logischsten sind und weil sie jede Schwierigkeit überwinden. Außerdem haben wir das ägyptische „Buch Thoth“ und das „Totenbuch“ sowie die Hindu-Puranas mit den sieben Manus, wie auch die chaldäisch-assyrischen Berichte, deren Tontafeln sieben ursprüngliche Menschen oder Adame erwähnen. Die wirkliche Bedeutung dieses Namens kann mit Hilfe der Kabbala festgestellt werden. Wer schon von den Samothrakischen Mysterien gehört hat, wird sich auch daran erinnern, dass der Geschlechtsname der Kabiren die „Heiligen Feuer“ war, die an sieben Stellen der Insel Elektria (oder Samothraki) den „auf der heiligen Lemnos geborenen Kabir“ (der Vulkan geweihten Insel) schufen.
Nach Pindar (siehe „Philosophumena“, Millers Ausgabe, S. 96) war dieser Kabir namens Adamas in den Traditionen von Lemnos der Typus der aus dem Schoß der Erde geborenen ursprünglichen Menschen. Er war der Archetypus der ersten männlichen Wesen in der Schöpfungsreihe und einer der sieben autochthonen Vorfahren oder Stammväter der Menschheit (ibid., S. 108). Wenn man die Tatsache damit in Verbindung bringt, dass Samothraki von den Phöniziern und vor ihnen von den aus dem Osten gekommenen mysteriösen Pelasgern kolonisiert war, erinnert man sich auch an die Identität der Mysterien-Götter der Phönizier, Chaldäer und Israeliten, und dann wird es leicht herauszufinden, woher der verworrene Bericht über die Noachische Flut stammt. In jüngster Zeit ist es unleugbar geworden, dass die Juden, die ihre ursprünglichen Ideen über die Schöpfung von Moses erhielten, der sie von [SD # 4] den Ägyptern bekommen hatte, ihre Genesis und ihre ersten kosmogonischen Traditionen – als sie von Esra und anderen umgeschrieben wurden – aus der chaldäisch-akkadischen Erzählung zusammentrugen. Es genügt daher, die babylonischen und assyrischen Keilschriften und andere Inschriften zu untersuchen, um auch darin hier und da verstreut nicht nur die ursprüngliche Bedeutung des Namens Adam, Admi oder Adami4 zu finden, sondern auch die Erschaffung der sieben Adame oder Wurzeln der Menschen, physisch geboren von Mutter Erde und spirituell oder astral vom göttlichen Feuer der Vorfahren. Von den nicht mit den esoterischen Lehren vertrauten Assyriologen kann schwerlich erwartet werden, dass sie der mysteriösen und immer wiederkehrenden Zahl sieben auf den babylonischen Zylindern mehr Aufmerksamkeit schenken würden als derselben Zahl in der Genesis und in der Bibel. Doch die Anzahl der Geister der Vorfahren und ihre sieben Gruppen menschlicher Nachkommenschaft sind vorhanden und trotz des maroden Zustandes der Bruchstücke ebenso deutlich im „Pymander“ und im „Buch der verborgenen Mysterien“, der Kabbala, zu finden. Im Letzteren ist Adam Kadmon der sephirothische Baum, oder auch der „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“. Um diesen „Baum“ herum, sagt Vers 32, „stehen sieben Säulen“ oder Paläste der sieben schöpferischen Engel, die in den Sphären der sieben Planeten auf unserem Globus wirken. Wie Adam Kadmon ist auch der Name des Menschen Adam ein kollektiver Name. George Smith sagt in seinem „Chaldean Account of Genesis“:
„Das Wort Adam, das in diesen Legenden auf das erste menschliche Wesen angewendet wird, ist offensichtlich kein Eigenname, sondern wird lediglich als eine Bezeichnung für die Menschheit benutzt. Adam erscheint als Eigenname in der Genesis, steht an einigen Stellen aber sicher nur in derselben Bedeutung wie das assyrische Wort.“ (S. 86)
Außerdem beruhen weder die chaldäische noch die biblische Sintflut (die Erzählungen über Ziusudra und Noah) auf der universalen oder sogar auf der atlantischen Sintflut, die in der indischen Allegorie von Vaivasvata Manu festgehalten ist. Sie sind auf den esoterischen Mysterien von Samothraki basierende exoterische Allegorien. Wenn die älteren Chaldäer die in den puranischen Legenden verborgene esoterische Wahrheit kannten, wussten die anderen Nationen doch nur vom Samothrakischen Mysterium und allegorisierten es. Sie passten es ihren astronomischen und anthropologischen oder vielmehr phallischen Begriffen an. Von Samothraki ist historisch bekannt, dass sie im Altertum berühmt war wegen einer Sintflut, die das Land überschwemmte und die Gipfel der höchsten Berge erreichte; ein Ereignis, das vor der Zeit der Argonauten stattfand. Sie wurde ganz [SD # 5] plötzlich von den Wassern des Schwarzen Meeres überflutet, das bis dahin als ein See betrachtet worden war.5 Die Israeliten hatten aber darüber hinaus noch eine weitere Legende, auf die sie ihre Allegorie begründeten: Die „Sintflut“, welche die gegenwärtige Wüste Gobi zum letzten Mal vor etwa 10.000-12.000 Jahren in einen See verwandelte und viele Noahs mit ihren Familien in die umliegenden Berge trieb. Da die babylonischen Berichte erst jetzt aus hunderttausenden von Bruchstücken wiederhergestellt wurden (der Hügel von Kuyunjik allein hat durch Layards Ausgrabungen mehr als zwanzigtausend Inschriftfragmente ergeben), sind die hier angeführten Beweise verhältnismäßig dürftig. Aber so wie sie sind, bestätigen sie nahezu jede unserer Lehren, drei zumindest bestimmt. Diese sind:
(1) Dass die Rasse, die als erste in die Zeugung fallen sollte, eine dunkle Rasse (Zalmat Gaguadi) war, die sie die Adami oder dunkle Rasse nennen, und dass Sarku oder die helle Rasse für lange Zeit danach rein blieb.
(2) Dass die Babylonier zwei Hauptrassen zum Zeitpunkt des Falles anerkannten, denen die Rasse der Götter (die etherischen Doppel der Pitris) diesen beiden vorausgegangen war. Das ist Sir H. Rawlinsons Meinung. Diese „Rassen“ sind unsere zweite und dritte Wurzelrasse.
(3) Dass diese sieben Götter, von denen jeder einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen schuf, die „eingekerkerten oder inkarnierten Götter“ waren. Diese Götter waren: der Gott Zi; der Gott Ziku (edles Leben, Leiter der Reinheit); der Gott Mirku (edle Krone), „Erlöser vom Tod der (später) eingekerkerten Götter“ und der Schöpfer der „dunklen Rasse, die seine Hände erschufen“; der Gott Libzu, „weise unter den Göttern“, der Gott Nissi . . . . und der Gott Suhhab; und Hea oder Sa, ihre Synthese, der Gott der Weisheit und der Tiefe, identifiziert mit Oannes-Dagon, zur Zeit des Falles und (kollektiv) der Demiurg oder Schöpfer genannt (siehe „Chaldean Account Genesis“, S. 82-4).
In den babylonischen Fragmenten gibt es zwei sogenannte „Schöpfungen“, und da die Genesis sich daran hielt, finden wir ihre ersten beiden Kapitel als die elohistische und die jehovistische Schöpfung gekennzeichnet. Ihre korrekte Reihenfolge ist jedoch weder in diesen noch in irgendwelchen anderen exoterischen Berichten erhalten. Nach den okkulten Lehren beziehen sich diese „Schöpfungen“ vielmehr auf die Bildung der ursprünglichen sieben Menschen durch die Vorfahren (die Pitris oder Elohim): und auf die der menschlichen Gruppen nach dem Fall.
[SD # 6] All das wird im weiteren Verlauf im Licht der Wissenschaft und anhand von Vergleichen der Schriften aller alten Nationen, einschließlich der Bibel, untersucht werden. Bevor wir uns unterdessen der Anthropogenesis der prähistorischen Rassen zuwenden, mag es nützlich sein, sich über die Namen zu einigen, die den Kontinenten gegeben werden sollen, auf denen die großen, unserer adamischen vorangegangenen Rassen geboren wurden, lebten und starben. Ihre archaischen und esoterischen Namen waren zahlreich und variierten mit der Sprache der Nation, die sie in ihren Annalen und Schriften erwähnten. Was im „Vendidad“ z. B. als Airyanem Vaejah (siehe Bund 79, 12) bezeichnet wird, auf welcher der ursprüngliche Zoroaster6 geboren wurde, wird in der puranischen Literatur „Sveta-Dvipa“, „Berg Meru“, der Aufenthaltsort Vishnus etc. etc. genannt; und in der Geheimlehre heißt es unter ihren Führern, den „Geistern dieses Planeten“, einfach das Land der „Götter“.
Daher wird es in Anbetracht der möglichen und sogar sehr wahrscheinlichen Verwirrung, die entstehen kann, für zweckdienlicher gehalten, für jeden der vier ständig erwähnten Kontinente einen dem gebildeten Leser vertrauteren Namen zu wählen. Es wird daher vorgeschlagen, den ersten Kontinent oder vielmehr das erste terra firma, worauf die erste Rasse von den göttlichen Vorfahren evolviert wurde, wie folgt zu bezeichnen:
I. „Das unvergängliche Heilige Land“.
Die Wahl dieses Namens wird wie folgt begründet: Dieses „Heilige Land“, – später mehr darüber – teilte, wie gesagt wird, niemals das Schicksal der anderen Kontinente, weil es als einziges die Bestimmung hat, vom Anbeginn bis zum Ende des Manvantaras während aller Runden zu bestehen. Es ist die Wiege des ersten Menschen und die Wohnstätte des letzten göttlichen Sterblichen, der als Sishta zum zukünftigen Samen der Menschheit auserwählt ist. Über dieses mysteriöse und heilige Land kann sehr wenig gesagt werden, ausgenommen vielleicht, dass einem poetischen Ausdruck in einem der Kommentare zufolge „das wachsame Auge des Polarsterns von der Morgendämmerung bis zum Ende des Abenddämmerung ‘eines Tages’ des Grossen Atems7 auf ihm ruht“.
[SD # 7] II. „Hyperborea“ wird als Namen des zweiten Kontinents gewählt, das Land, das seine Vorgebirge süd- und westwärts vom Nordpol erstreckte, um die zweite Rasse zu empfangen und das alles umfasste, was heute als Nordasien bekannt ist. Das war der Name, den die ältesten Griechen der weit entfernten und mysteriösen Gegend gaben, wohin nach ihrer Tradition Apollo, der „Hyperboreer“, jedes Jahr reiste. Astronomisch ist Apollo natürlich die Sonne, die es liebte, ihre hellenischen Heiligtümer zu verlassen und jedes Jahr dieses weit entfernte Land zu besuchen, wo die Sonne während der einen Hälfte des Jahres niemals unterging, wie man sagte. Εγγὺς γὰρ νυκτός τε καὶ ἤματός εἰσι κέλευθοι, lautet ein Vers in der Odyssee (x 86).
Aber historisch oder besser vielleicht ethnologisch und geologisch ist die Bedeutung eine andere. Das Land der Hyperboreer, der sich jenseits des Boreas erstreckende Bereich des kaltherzigen Gottes des Schnees und der Orkane, der es liebte, auf dem Riphäengebirge tief zu schlafen, war weder ein eingebildetes Land, wie die Mythologen vermuten, noch ein Land in der Nähe von Skythien und der Donau.8 Es war ein wirklicher Kontinent, ein bona-fide-Land, das in jenen frühen Tagen keinen Winter kannte und dessen traurige Überreste selbst heute während des ganzen Jahres lediglich eine Nacht und einen Tag erleben. Die nächtlichen Schatten fallen niemals auf dieses Land, sagten die Griechen, denn es ist das Land der Götter, der Lieblingsaufenthalt Apollos, des Gottes des Lichts, und seine Einwohner sind seine geliebten Priester und Diener. Das mag jetzt als poetische Erdichtung betrachtet werden; aber damals war es dichterische Wahrheit.
III. Für den dritten Kontinent schlagen wir den Namen „Lemurien“ vor. Der Name ist eine Erfindung oder eine Idee von P. L. Sclater, der zwischen 1850 und 1860 aus zoologischen Gründen die tatsächliche Existenz eines Kontinentes in prähistorischen Zeiten behauptete, der sich von Madagaskar bis Ceylon und Sumatra erstreckte, wie er zeigte. Er umfasste auch einige Teile des heutigen Afrikas; aber im Übrigen ist dieser ungeheure Kontinent, der sich vom Indischen Ozean bis Australien erstreckte, jetzt gänzlich unter den Wassern des Pazifischen Ozeans verschwunden und lediglich hier und da sind einige seiner Hochlandspitzen als Inseln übriggeblieben. Laut dem Naturforscher A. R. Wallace „erstreckt sich das Australien des Tertiärs bis nach Neuguinea und zu den Salomon-Inseln und vielleicht bis Fidschi“, und auf der Grundlage seiner Beuteltier-Typen schließt er auf „eine Verbindung mit dem nördlichen Kontinent während der [SD # 8] sekundären Periode“, schreibt C. Gould in „Mythical Monsters“, S. 47. Der Gegenstand wird an anderer Stelle ausführlicher behandelt werden.9
IV. „Atlantis“ ist der vierte Kontinent. Er sollte das erste historische Land sein, wo die Traditionen der Alten größere Aufmerksamkeit erfahren würden, als es bis dahin der Fall war. Die berühmte Insel Platons mit diesem Namen war lediglich ein Bruchteil dieses großen Festlandes (siehe „Esoteric Buddhism“).
V. Der fünfte Kontinent war Amerika; da Amerika aber bei den Antipoden liegt, wird das annähernd gleichaltrige Europa und Kleinasien von den indoarischen Okkultisten allgemein als fünfter Kontinent genannt. Würde ihre Lehre dem Erscheinen der Kontinente in ihrer geologischen und geografischen Ordnung folgen, müsste diese Klassifikation geändert werden. Aber da die Reihenfolge der Kontinente der Evolutionsfolge der Rassen angepasst ist, von der ersten bis zur fünften, unserer arischen Wurzelrasse, muss Europa der fünfte große Kontinent genannt werden. Die Geheimlehre rechnet Inseln und Halbinseln nicht mit, und sie folgt auch nicht der heutigen geografischen Verteilung der Land- und Meeresmassen. Seit dem Tag ihrer frühesten Lehren und der Zerstörung des großen Atlantis hat sich das Antlitz der Erde mehr als einmal verändert. Es gab eine Zeit, da das Delta von Ägypten und Nordafrika zu Europa gehörten, bevor die Bildung der Straße von Gibraltar und eine weitere Hebung des Kontinents das Aussehen der Landkarte von Europa gänzlich veränderte. Die letzte größere Veränderung geschah vor etwa 12.000 Jahren,10 [SD # 9] und danach versank Platons kleine atlantische Insel, die er nach ihrem Elterkontinent Atlantis benennt. Geografie war in den Tagen des Altertums ein Teil der Mysterien. Der Zohar sagt (iii. fol. 10a): „Diese Geheimnisse (von Land und Meer) wurden den Männern der Geheimwissenschaft enthüllt, aber nicht den Geografen.“
Die Behauptung, der physische Mensch sei ursprünglich ein vortertiärer, kolossaler Riese gewesen und hätte vor 18.000.000 Jahren existiert, muss den Bewunderern und Gläubigen der modernen Gelehrsamkeit natürlich unsinnig erscheinen. Der gesamte Posse Comitatus der Biologen wird sich von der Vorstellung dieses Titanen der dritten Rasse aus dem Sekundärzeitalter abwenden, einem Wesen, das fähig war, gegen die damals riesenhaften Monster der Luft, des Meeres und des Landes erfolgreich zu kämpfen, gleich seinen Vorvätern, den ätherischen Prototypen der Atlantier, die sich kaum vor dem fürchten mussten, was sie nicht verletzen konnte. Der moderne Anthropologe darf ruhig über unsere Titanen lachen, so wie er über den biblischen Adam lacht und wie der Theologe über seinen affenartigen Vorfahren lacht. Die Okkultisten und ihre strengen Kritiker mögen zu dem Schluss kommen, dass sie derzeit kaum offene Rechnungen miteinander haben. Die okkulten Wissenschaften behaupten auf jeden Fall weniger und geben mehr als die darwinistische Anthropologie oder die biblische Theologie.
Die esoterische Chronologie sollte auch niemanden erschrecken; denn in Bezug auf Zahlen sind die größten Autoritäten heutzutage so unberechenbar und ungewiss wie die Wellen des Mittelmeeres. Allein in Bezug auf die Dauer der geologischen Perioden sind die Gelehrten der Royal Society alle hoffnungslos überfordert und springen mit größter Leichtigkeit von einer Million zu fünfhundert Millionen Jahren, wie sich im Lauf dieses Vergleiches mehrfach zeigen wird.
Man nehme für unseren gegenwärtigen Zweck ein Beispiel – die von Croll angestellten Berechnungen. Ob nach dieser Autorität vor 2.500.000 Jahren der Tertiär begann oder aber, wie ihn ein amerikanischer Geologe sagen lässt,11 das Eozän, oder ob wiederum Croll nach dem Zitat eines englischen Geologen12 „seit dem Beginn des Eozäns fünfzehn Millionen Jahre veranschlagt“ – beide Angaben decken [SD # 10] die von der Geheimlehre aufgestellten Behauptungen.13 Letztere gibt den Zeitraum zwischen der beginnenden und der schließlichen Evolution der vierten Wurzelrasse auf den lemuro-atlantischen Kontinenten mit fünf Millionen Jahren an; eine Million Jahre für die fünfte oder arische Rasse bis heute und ungefähr 850.000 Jahre seit dem Untergang der letzten mächtigen Halbinsel des großen Atlantis – so kann all das leicht innerhalb der von Croll für die Tertiärzeit eingeräumten 15.000.000 Jahre stattgefunden haben. Aber chronologisch gesprochen ist die Dauer der Periode von sekundärer Bedeutung, da wir letztendlich noch auf gewisse amerikanische Wissenschaftler zurückgreifen können. Unbeeindruckt von der Tatsache, dass ihre Behauptungen nicht nur zweifelhaft, sondern auch absurd genannt werden, halten diese Herren dennoch daran fest, dass der Mensch bereits in der sekundären Epoche existierte. Sie fanden im Gestein dieser Formation menschliche Fußstapfen, und des Weiteren findet M. de Quatrefages keinen stichhaltigen wissenschaftlichen Grund dafür, dass der Mensch während des Sekundärzeitalters nicht existiert haben sollte.
Nüchtern betrachtet sind die „Zeitalter“ und Perioden in der Geologie lediglich konventionelle Begriffe, da sie bis jetzt kaum abgegrenzt sind und außerdem [SD # 11] keine zwei Geologen oder Naturforscher in Bezug auf die Zahlen übereinstimmen. So verbleibt dem Okkultisten von der gelehrten Bruderschaft ein weiter Spielraum zur Auswahl. Sollten wir zu unserer Unterstützung T. Mellard Reade heranziehen? Dieser behauptet in einer von ihm im Jahr 1878 vor der Royal Society verlesenen Schrift über „Kalkstein als Maßstab geologischer Zeit“, dass der zur Bildung der Sedimentschichten und zur Ausscheidung von Kalkstoffen notwendige Zeitraum mindestens rund 600 Millionen Jahre betrage (siehe „Proceedings of Royal Society“, London, Vol. XXVIII, S. 281); oder sollten wir in Darwins Werken Unterstützung für unsere Chronologie finden, worin er entsprechend seiner Theorie für die organischen Umformungen zwischen 300 und 500 Millionen Jahre verlangt? Sir C. Lyell und Prof. Haughton begnügten sich damit, den Beginn der kambrischen Periode um 200, respektive um 240 Millionen Jahre zurückzuversetzen. Geologen und Zoologen beanspruchen die längste Zeitperiode, obwohl Huxley einstmals den Beginn der Verkrustung der Erde um 1.000 Millionen Jahre zurückversetzte und kein einziges Millenium davon aufgeben wollte.
Der Schwerpunkt liegt für uns nicht in der Frage, ob die Naturforscher in Bezug auf die Dauer der geologischen Perioden übereinstimmen oder nicht, sondern vielmehr auf ihrer vollkommenen Übereinstimmung, wunderbarerweise, in einem Punkt, und zwar in einem sehr wichtigen. Sie alle stimmen darin überein, dass im „Miozän“ – einerlei ob vor 1 oder 10 Millionen Jahren – Grönland und sogar Spitzbergen, die Überreste unseres zweiten oder hyperboreischen Kontinents, „ein nahezu tropisches Klima aufwiesen“. Nun hatten die vorhomerischen Griechen eine lebendige Tradition über dieses „Land der ewigen Sonne“ bewahrt, in das ihr Apollo jedes Jahr reiste. Die Wissenschaft sagt: „Im Miozän entwickelte Grönland (70 ° nördlicher Breite) eine Fülle von Bäumen wie die Eibe, das Rotholz, den Mammutbaum, der der kalifornischen Art verwandt ist, Buchen, Platanen, Weiden, Eichen, Pappeln und Walnussbäume sowie eine Magnolie und einen Zapfenfarn; kurz gesagt, in Grönland kamen südliche Pflanzen vor, die in den nördlichen Gegenden unbekannt sind.
Und jetzt kommt natürlich eine Frage auf. Wenn die Griechen in den Tagen Homers Kenntnis von einem hyperboreischen Land hatten, d. h. von einem gesegneten Land jenseits des Bereichs Boreas, des Gottes des Winters und der Orkane, einer idealen Region, welche die späteren Griechen und ihre klassischen Schreiber vergeblich jenseits von Skythien zu versetzen suchten, einem Land, wo die Nächte kurz waren und die Tage lang und jenseits davon einem Land, wo die Sonne niemals unterging und Palmen im Freien wuchsen – wenn sie von alledem Kenntnis hatten, wer hat ihnen dann davon erzählt? Zu [SD # 12] ihrer Zeit, und Zeitalter vorher, muss Grönland sicherlich bereits mit ewigem Schnee, mit niemals tauendem Eis bedeckt gewesen sein, geradeso wie heute. Alles deutet darauf hin, dass das Land mit den kurzen Nächten und den langen Tagen Norwegen oder Skandinavien war, jenseits dessen das gesegnete Land des ewigen Lichts und des Sommers lag. Damit die Griechen das alles wissen konnten, müssen sie ihre Tradition von einem Volk überliefert bekommen haben, das älter war als sie selbst, das vertraut war mit jenen klimatischen Einzelheiten, von denen die Griechen selbst nichts wissen konnten. Selbst in unseren Tagen vermutet die Wissenschaft, dass jenseits der Polarmeere am Rande des arktischen Pols ein Meer existiert, das niemals gefriert und ein Festland, das immer grün ist. Die archaischen Lehren und auch die Puranas – für jemanden, der ihre Allegorien versteht – enthalten dieselben Behauptungen. Für uns genüge somit die starke Wahrscheinlichkeit, dass während des Miozäns der modernen Wissenschaft, zu einer Zeit, da Grönland ein nahezu tropisches Land war, dort ein der heutigen Geschichte unbekanntes Volk lebte.
Anmerkung: Der Leser wird ersucht, im Gedächtnis zu behalten, dass das erste und die darauffolgenden Kapitel nicht genau der zeitlichen Abfolge entsprechen. Im ersten Kapitel werden die Stanzen, die das Gerüst der Darlegung bilden, gegeben und gewisse wichtige Punkte kommentiert und erklärt. In den folgenden Kapiteln werden verschiedene zusätzliche Einzelheiten zusammengetragen und eine vollständigere Erklärung des Gegenstandes versucht.
Fußnoten
1 Siehe Genesis 2,19. Adam wird im siebten Vers geformt, und im neunzehnten Vers wird gesagt: „Und Jehova Gott bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde.“ Somit wurde der Mensch vor den Tieren erschaffen; denn die im ersten Kapitel erwähnten Tiere sind die Tierkreiszeichen, wohingegen der Mensch, „Mann und Frau“, nicht der Mensch ist, sondern die Schar der Sephiroth; Kräfte oder Engel, „erschaffen ihm (Gott) zum Bilde, zum Bilde Gottes“. Adam, der Mensch, wurde nicht nach diesem Ebenbild erschaffen, noch wird das in der Bibel behauptet. Obendrein ist der zweite Adam esoterisch eine Siebenheit, die sieben Menschen oder vielmehr Menschengruppen darstellt. Denn der erste Adam – Kadmon – ist die Synthese der zehn Sephiroth. Von diesen verbleibt die obere Triade als zukünftige „Dreieinigkeit“ in der archetypischen Welt, während die sieben niederen Sephiroth die manifestierte materielle Welt erschaffen, und diese Siebenheit ist der zweite Adam. Die Genesis und die Mysterien, auf deren Grundlage sie erschaffen wurde, kamen aus Ägypten, der „Gott“ des ersten Kapitels der Genesis ist der Logos, und der Gott, der Herr“ des zweiten Kapitels stellt die schöpferischen Elohim dar, die niederen Mächte.
2 So sagt Pymander: „Dieses ist das Mysterium, das bis zum heutigen Tag verborgen war. Da die Natur mit dem Himmlischen Menschen (den Elohim oder Dhyanis) vermischt wurde, brachte sie ein Wunder hervor . . . . sieben Menschen, alle männlich und weiblich (hermaphroditisch) . . . der Natur der sieben Regenten entsprechend“ – (2. Buch, 29) – oder der sieben Scharen der Pitris oder Elohim, die ihn projizierten und erschufen. Das ist sehr klar, aber dennoch, schaut man sich nur die Erklärung selbst unserer modernen Theologen an, Männer, die angeblich gescheit und gelehrt sein sollen ! In den „Theologischen und philosophischen Werken des Hermes Trismegistos, des christlichen ( ?) Neoplatonikers“, einem Werk, das von John David Chambers vom Oriel College in Oxford zusammengestellt wurde, fragt sich der Übersetzer, „für wen die sieben Menschen bestimmt sind“. Er löst das Problem mithilfe der Schlussfolgerung, dass „der ursprüngliche Modellmensch (der Adam Kadmon der Genesis, Kap. I) männlich-weiblich war, die Sieben bedeuten vielleicht die darauffolgenden in der Genesis genannten Patriarchen“ (S. 9) . . . Eine wahre theologische Art, den Gordischen Knoten durchzuschlagen.
3 Da jetzt behauptet wird, dass die chaldäischen Tontafeln mit der allegorischen Beschreibung der Schöpfung, des Falles und der Flut, selbst bis hin zur Legende des Turms von Babylon „vor der Zeit von Moses“ (siehe G. Smith, „The Chaldean Account of Genesis“, S. 300) geschrieben wurden, wie kann da der Pentateuch eine Offenbarung genannt werden ? Er ist lediglich eine andere Lesart derselben Geschichte.
4 Siehe § „Adam-Adami“ in Teil II dieses Bandes.
5 Siehe Plinius, 4, Kap. 12; Strabo, 10; Herodot, 7, Kap. 108; Pausanias, 7. Kap. 4. etc.
6 Unter „ursprünglich“ meinen wir den „Amschaspand“, genannt „Zarathustra, der Herr und Lenker des von Yima in diesem Land gemachten Vara“. Es gab verschiedene Zarathustras oder Zertusts, der Dabistan allein zählt dreizehn; aber diese waren alle Reinkarnationen des ersten. Der letzte Zoroaster war der Begründer des Feuertempels von Azareksh und der Verfasser der Werke über die ursprüngliche heilige magische Religion, die Alexander zerstörte.
7 In Indien ein „Tag Brahmâs“ genannt.
8 Siehe Volcker, „Mythological Geography“, S. 145 bis 170.
9 Es ist jedoch zu bemerken, dass Wallace die Idee Sclaters nicht akzeptiert und ihr sogar entgegentritt. Sclater vermutet ein Land oder einen Kontinent, der früher Afrika, Madagaskar und Ceylon vereinte (jedoch ohne Australien und Indien). Und A. R. Wallace zeigt in seiner „Geographical Distribution of Animals“ und im „Island Life“, dass die Hypothese eines solchen Landes auf der Basis der angeführten zoologischen Gründe keinesfalls gerechtfertigt sei. Aber er gesteht zu, dass Indien und Australien sicherlich viel näher beieinander lagen und zwar vor derartig langer Zeit, dass sie „bestimmt prätertiär“ war und fügt in einem Privatbrief hinzu, dass „diesem angenommenen Land noch kein Name gegeben worden ist“. Doch das Land existierte und war natürlich prätertiär, weil „Lemurien“ (wenn wir diesen Namen für den dritten Kontinent akzeptieren) zugrunde gegangen war bevor sich Atlantis vollständig entwickelt hatte; und Letzteres war vor dem Ende des Miozäns versunken und seine Hauptteile verschwunden.
10 Ein weiterer „Zufall“:
„Nun ist es erwiesen, dass in jüngerer geologischer Zeit dieser Bereich von Nordafrika in der Tat eine Halbinsel von Spanien war und dass ihre Vereinigung mit (dem eigentlichen) Afrika im Norden durch den Durchbruch der Straße von Gibraltar bewirkt wurde, und im Süden durch eine Hebung, welcher die Sahara ihre Existenz verdankt. Die Küste des einstigen Saharameeres wird durch Schalen von derselben Gastropoda gekennzeichnet, die an den Küsten des Mittelmeers leben.“ (Prof. Oscar Schmidt, „Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 244).
11 A. Winchell, Professor der Geologie, „World-Life“, S. 369.
12 Charles Gould, verstorbener geologischer Sachverständiger Tasmaniens, in den „Mythical Monsters“, S. 84.
13 Sir Charles Lyell, dem die „glückliche Erfindung der Ausdrücke Eozän, Miozän und Pliozän“ zur Bezeichnung der drei Unterteilungen der Tertiärzeit zugeschrieben wird, hätte sich eigentlich auf irgendein annäherndes Alter für seine „Geisteskinder“ festlegen sollen. Da er jedoch die Dauer dieser Perioden den Spekulationen der Spezialisten überlassen hat, ist das Resultat seiner glücklichen Gedanken die größte Verwirrung und Ratlosigkeit. Es scheint ein hoffnungsloses Unterfangen, eine einzige Zahlenreihe aus einem Werk anzuführen, ohne Gefahr zu laufen, derselben vom gleichen Verfasser in einem früheren oder nachfolgenden Buch widersprochen zu finden. Sir William Thomson, eine der hervorragendsten modernen Autoritäten, hat seine Meinung über das Alter der Sonne und die Zeit der Bildung der Erdkruste ungefähr ein halbes Dutzend Mal geändert. In Thomson und Taits „Natural Philosophy“ finden wir lediglich einen Zeitraum von zehn Millionen Jahre zugestanden, seit die Temperatur auf der Erde den Beginn pflanzlichen Lebens gestattete (App. D et seq., ebenso §§ 832; „Trans. Roy. Soc. Edin.“, xxiii Pt, I 157, 1862, wo 847 in der Glasgower Ansprache widerrufen wird). Darwin gibt Sir William Thomsons Schätzung mit „minimal 98 und maximal 200 Millionen Jahren seit der Bildung der Erdkruste an“ (siehe Ch. Gould). In demselben Werk („Nat. Phil.“) werden 80 Millionen Jahre für den Zeitraum von der beginnenden Verkrustung bis zum gegenwärtigen Zustand der Erde angegeben. Und in seiner letzten Vorlesung, wie an anderer Stelle gezeigt, erklärt Sir William Thomson (1887), die Sonne sei nicht älter als 15 Millionen Jahre ! Croll, dessen Argumente über die Grenzen des Alters der Sonnenwärme auf zuvor von Sir William Thomson aufgestellten Zahlen basieren, gibt unterdessen an, dass seit dem Beginn der kambrischen Periode 60 Millionen Jahre vergangen seien. Das macht den Liebhabern exakten Wissens Hoffnung. Welche Zahlen die okkulte Wissenschaft auch immer angeben wird, sie werden sicherlich durch irgendeine moderne wissenschaftliche Autorität bestätigt.