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Die Geheimlehre Band 1

[SD # 475]

BAND I, TEIL III

ANHÄNGE

 

Wissenschaft
und Geheimlehre

im Vergleich

 

„Das Wissen dieser Unterwelt –
Sag, Freund, was ist’s, falsch oder wahr?
Das Falsche, das Mensch wissen will?
Das Wahre, das schon wusst’ er gar?”

 

 

[SD # 476]

[SD # 477]

 

 

 

 

I
Gründe für diese Anhänge

Nachdem einige westliche Theosophen viele der in den vorangegangenen sieben Stanzen und Kommentaren enthaltenen Lehren studiert und kritisch untersucht haben, wurden gewisse der okkulten Lehren vom gewöhnlichen Standpunkt moderner wissenschaftlicher Erkenntnis aus als unzureichend empfunden. Unüberwindliche Schwierigkeiten schienen sich ihrer Aufnahme in den Weg zu stellen und hinsichtlich der wissenschaftlichen Kritik eine nochmalige Prüfung zu erfordern. Einige Freunde waren versucht, die Notwendigkeit einer so häufigen Infragestellung der Behauptungen moderner Wissenschaft zu bedauern. „Stellt man sich den Lehren ihrer bedeutendsten Vertreter entgegen“, so erschien es ihnen – und ich gebe hier lediglich ihre Argumente wieder – „macht das die okkulten Lehren in den Augen der westlichen Welt von vornherein unannehmbar“.

Für die mit ihren Freunden darin nicht übereinstimmende Schreiberin ist es daher wünschenswert, ein für allemal die Position klarzulegen, die sie weiterhin zu vertreten beabsichtigt. Solange die Wissenschaft das bleibt, was sie den Worten Prof. Huxleys nach ist, nämlich „organisierter gesunder Menschenverstand“; solange ihre Schlussfolgerungen auf exakten Prämissen beruhen – und ihre Verallgemeinerungen auf einer rein induktiven Grundlage – wird jeder Theosoph und Okkultist ihre Beiträge zum Gebiet des kosmologischen Gesetzes voller Achtung und mit der gebührenden Bewunderung willkommen heißen. Ein Widerstreit zwischen den Lehren der okkulten und der sogenannten exakten Wissenschaft ist dort unmöglich, wo die Schlussfolgerungen der Letzteren auf dem Sockel unanfechtbarer Tatsachen errichtet sind. Nur wenn ihre leidenschaftlicheren Vertreter die Grenzen der beobachteten Erscheinungen überschreiten, um in die Geheimnisse des Seins einzudringen, und versuchen, dem Geist die Errichtung des Kosmos und seiner lebendigen Kräfte zu entreißen und all das der blinden Materie zuzuschreiben, beanspruchen die Okkultisten das Recht für sich, ihre Theorien anzufechten und infrage zu stellen. Infolge der Natur der Dinge kann die Wissenschaft das Geheimnis des uns umgebenden Universums nicht entschleiern. Die Wissenschaft kann, das ist wahr, anhand von Phänomenen sammeln, ordnen und generalisieren; sich auf anerkannte metaphysische Daten stützend, erklärt jedoch der Okkultist, dass der die innersten Geheimnisse der Natur ergründen wollende kühne Forscher die engen Grenzen der Sinne überschreiten, sein Bewusstsein in den Bereich der Noumena und in die Sphäre der ursprünglichen Ursachen versetzen muss. Um das zu bewirken, muss er Fähigkeiten entwickeln, die – [SD # 478] bis auf seltene und außergewöhnliche Fälle – in der Konstitution der Abkömmlinge unserer gegenwärtigen fünften Wurzelrasse in Europa und Amerika vollständig untätig sind. Auf keine andere denkbare Art kann er die Tatsachen sammeln, auf die er seine Spekulationen aufzubauen hat. Ist das nach den Grundsätzen der induktiven Logik und der Metaphysik nicht gleichermaßen einleuchtend?

Andererseits wird die Schreiberin, was immer sie tun mag, nicht dazu imstande sein, Wahrheit und Wissenschaft gleichermaßen gerecht zu werden. Dem Leser eine systematische und lückenlose Darstellung der archaischen Stanzen zu bieten, ist unmöglich. Eine Lücke von 43 Versen oder Shlokas muss unausgefüllt bleiben zwischen dem (bereits gegebenen) 7. und dem 51., der im zweiten Band behandelt wird, wenn auch die Verse im Letzteren ab 1 neu durchnummeriert wurden, und zwar des bequemeren Lesens und Zitierens halber. Das Erscheinen des Menschen auf der Erde beansprucht allein schon ebenso viele Stanzen wie seine ursprüngliche Evolution aus den menschlichen Dhyan Chohans; der Zustand des Globus zu jener Zeit usw. usw. Eine große Anzahl von Namen chemischer Substanzen und anderer Verbindungen, die sich heute nicht mehr miteinander verbinden und den späteren Sprösslingen unserer fünften Rasse daher unbekannt sind, nehmen beachtlichen Raum ein. Da sie einfach nicht übersetzbar sind und auf jeden Fall unerklärbar bleiben würden, wurden sie zusammen mit denen weggelassen, die nicht veröffentlicht werden können. Nichtsdestoweniger wird selbst das wenige, was mitgeteilt wird, jeden Anhänger und Verfechter der dogmatischen materialistischen Wissenschaft aus der Ruhe bringen, der es liest.

Bevor wir also mit weiteren Stanzen fortfahren, schlagen wir vor, die bereits gegebenen zu verteidigen. Dass sie mit der modernen Wissenschaft nicht vollständig übereinstimmen oder sich mit ihr im Einklang befinden – das ist uns allen bekannt. Doch auch wenn sie mit den Ansichten der modernen Wissenschaft genauso gut übereingestimmt hätten wie eine Vorlesung von Sir. W. Thomson, wären sie abgelehnt worden. Denn sie lehren einen Glauben an bewusste Kräfte und spirituelle Wesenheiten; an irdische, halbintelligente und hochintellektuelle Kräfte auf anderen Ebenen;1 und an Wesen, die um uns herum in Sphären wohnen, welche weder mit dem Teleskop noch mit dem Mikroskop wahrnehmbar sind. Daher rührt die Notwendigkeit, die Ansichten der materialistischen Wissenschaft zu überprüfen, ihre Ansichten über die „Elemente“ mit den Überzeugungen der Alten zu vergleichen und die physikalischen Kräfte, wie sie in den modernen Vorstellungen existieren, zu analysieren, bevor die Okkultisten einräumen, im Unrecht zu sein. Wir werden die Konstitution der Sonne und der Planeten berühren und die okkulten Charakteristika dessen, was Devas und Genien genannt wird und die Wissenschaft jetzt als Kraft oder „Bewegungsarten“ bezeichnet, und wir werden sehen, ob die esoterischen Vorstellungen zu verteidigen sind oder nicht (siehe unten, „Götter, Monaden und Atome“). Trotz entgegengesetzter Bemühungen wird ein vorurteilsfreier Verstand entdecken, [SD # 479] dass in Newtons „materiellem oder immateriellem Agens“ (aus seinem dritten Brief an Bentley), dem die Schwerkraft verursachenden Agens, und in seinem persönlichen, wirkenden Gott die metaphysischen Devas und Genien genauso zu finden sind wie in Keplers die Planeten leitenden Angelus Rector und in der Species immateriata, von welchen diesem Astronomen zufolge die Himmelskörper ihre Bahnen entlang getragen werden.

Im zweiten Band werden wir uns gefährlichen Themen offen nähern müssen. Wir müssen der Wissenschaft mutig gegenübertreten und ungeachtet allen Widerstands seitens der materialistischen Bildung, des Idealismus, Hylo-Idealismus, Positivismus und der alles leugnenden modernen Psychologie erklären, dass der wahre Okkultist an die „Herren des Lichts“ glaubt; dass er an eine Sonne glaubt, die weit davon entfernt ist, lediglich eine sich nach physikalischen Gesetzen bewegende „Tageslampe“ zu sein oder bloß eine jener Sonnen, die nach Richter – „. . . . Sonnenblumen eines höheren Lichts sind“, sondern die vielmehr, wie Milliarden anderer Sonnen auch, die Wohnung oder der Träger eines Gottes und einer Schar von Göttern ist.

In dieser Frage werden sich die Okkultisten natürlich geschlagen geben müssen. Der Prima-facie-Aspekt des Streits wird dazu führen, dass sie als Ignoranten abgestempelt und mit mehr als einem der üblichen Beiworte belegt werden, die eine oberflächlich urteilende, mit den großen, der Natur zugrunde liegenden Wahrheiten selbst nicht vertraute Masse jenen zuteil werden lässt, denen sie mittelalterlichen Aberglauben unterstellt. So sei es. Um ihr Vorhaben ausführen zu können, ergeben sie sich im Voraus jeglicher Kritik und beanspruchen lediglich das Recht für sich zu zeigen, dass die Physiker in Bezug auf ihre Spekulationen untereinander ebenso aneinander geraten wie mit den Lehren des Okkultismus.

Die Sonne ist Materie, und die Sonne ist Geist. Unsere Vorfahren – die „Heiden“ – und auch ihre modernen Nachfolger, die Parsen – waren und sind in ihrer Generation weise genug, in ihr das Symbol der Gottheit zu sehen und gleichzeitig den strahlenden Gott des spirituellen und irdischen Lichts in ihr zu fühlen, welcher durch das physische Symbol verborgen wird. Ein derartiger Glaube wird heute nur von dem üppig wuchernden Materialismus als Aberglauben abgetan, der Gottheit, Geist und Seele leugnet und keine Intelligenz außerhalb des menschlichen Denkens gelten lässt. Wenn aber – wie es Laurence Oliphant ausdrückt – zu viel von der „Kirchlichkeit“ ausgebrüteter falscher Aberglauben „einen Menschen zum Toren werden lässt“, so macht ihn zu viel Skeptizismus verrückt. Wir ziehen den Vorwurf der Torheit, zu viel zu glauben, dem Wahnsinn vor, der alles leugnet, wie das auch der Materialismus und der Idealismus tun. Somit sind die Okkultisten vollständig vorbereitet, vom Materialismus nach Gebühr behandelt zu werden und der abfälligen Kritik entgegenzutreten, mit der dieses Werk überschüttet werden wird, nicht dafür, dass es geschrieben wurde, sondern weil sie an das glauben, was es enthält.

Die Entdeckungen, Hypothesen und unvermeidlichen Einwände, welche die wissenschaftlichen Kritiker vorbringen werden, sind daher vorhersehbar und müssen entsprechend behandelt werden. Es muss auch gezeigt werden, wie weit [SD # 480] die okkulten Lehren von der realen Wissenschaft abweichen und ob die alten oder die modernen Theorien in Bezug auf Logik und Philosophie korrekter sind. Die Einheit des Kosmos und die gegenseitigen Beziehungen aller seiner Teile waren den Alten bekannt, bevor sie den modernen Astronomen und Philosophen klar wurden. Und wenn sich selbst die äußeren und sichtbaren Teile des Universums und ihre Wechselbeziehungen in der Physik in keiner anderen als der von den Anhängern der mechanistischen Theorie des Universums gebrauchten Sprache erklären lassen, folgt daraus, dass kein die Existenz der Seele des Kosmos (die in die metaphysische Philosophie gehört) leugnender Materialist das Recht hat, in dieses metaphysische Gebiet vorzudringen. Dass die Wissenschaft der Physik es dennoch versucht und auch tatsächlich tut, ist lediglich ein weiterer Beweis dafür, dass „Macht vor Recht geht“ und nicht mehr.

Ein weiterer guter Grund für diese Anhänge ist Folgender. Da im gegenwärtigen Zeitalter nur ein bestimmter Teil der Geheimlehren herausgegeben werden kann, wären die ohne irgendwelche Erklärungen oder Kommentare veröffentlichten Lehren nicht einmal von Theosophen jemals verstanden worden. Aus diesem Grund müssen sie den Spekulationen der modernen Wissenschaft gegenübergestellt werden. Modernen Hypothesen müssen archaische Axiome zur Seite gestellt werden und der Vergleich dem scharfsinnigen Leser überlassen bleiben.

In Bezug auf die Frage nach den „sieben Regenten“ – wie Hermes die „sieben Bildner“ nennt, jene die Prozesse der Natur leitenden Geister, deren beseelte Atome in ihrer eigenen Welt die Schatten der entsprechenden Urwesen in den astralen Regionen sind – wird dieses Werk selbstverständlich jeden Materialisten zum Gegner haben, genauso wie die Wissenschaftler. Aber diese Opposition kann höchstens zeitweilig bestehen. Die Menschen haben alles verlacht und jede unpopuläre Idee erst erkundet, um sie dann am Ende anzunehmen. Materialismus und Skeptizismus sind das Übel, das so lange in der Welt bleiben muss, wie der Mensch seine gegenwärtige, grobe Form nicht zugunsten jener aufgegeben hat, welche er während der ersten und zweiten Rasse dieser Runde hatte. So lange Skeptizismus und unsere gegenwärtige natürliche Unwissenheit nicht von Intuition und einer natürlichen Spiritualität aufgewogen werden, wird jedes von derlei Empfindungen beherrschte Wesen in sich selbst nichts Besseres sehen als ein Bündel von Fleisch, Knochen und Muskeln mit einem leeren Dachboden darinnen, welcher dazu dient, seine Empfindungen und Gefühle aufzunehmen. Sir Humphry Davy war ein großer Wissenschaftler, mit Physik so vertraut wie jeder andere Theoretiker unserer Tage auch, und doch verachtete er den Materialismus. Er sagt: „Ich hörte mit Widerwillen in den Seziersälen den Plan der Physiologen, von der allmählichen Absonderung der Materie und wie sie mit Reizempfindlichkeit ausgestattet wird, zum Empfindungsvermögen heranreift und dabei vermöge ihrer eigenen, innewohnenden Kräfte die nötigen Organe erlangt, um sich schließlich zu intellektueller Existenz zu erheben.“ Nichtsdestotrotz sind nicht die Physiologen am meisten dafür zu tadeln, dass sie nur von dem sprechen, was sie mittels ihrer physischen Sinne sehen und nach deren Zeugnis beurteilen können. Astronomen [SD # 481] und Physiker sind unserer Meinung nach in ihren materialistischen Ansichten viel unlogischer als selbst die Physiologen, und das soll bewiesen werden. Miltons –

. . . . . . . . . . . . „ Licht
Etherisch, Erstes aller Dinge, reine Quintessenz”,

verkam bei den Materialisten zu –

. . . . . . erster Freudenbringer, Licht,
Von allen stofflichen Wesen das Erste und Beste.

Für die Okkultisten ist es beides, Geist und Materie. Hinter dem „Bewegungsmodus“, der jetzt als „Eigenschaft der Materie“ und nichts anderes betrachtet wird, sehen sie das strahlende Noumenon. Es ist der „Geist des Lichts“, der Erstgeborene des ewigen, reinen Elements, dessen Energie (oder Ausstrahlung) in der Sonne, dem großen Lebensspender der physischen Welt, aufgespeichert ist, so wie die verborgene geheimnisvolle, spirituelle Sonne die Licht- und Lebensspenderin der spirituellen und psychischen Reiche ist. Bacon hat als einer der Ersten den Grundton des Materialismus angeschlagen, nicht nur durch seine induktive Methode (erneuert aus dem schlecht verdauten Aristoteles), sondern durch die allgemeine Haupttendenz seiner Schriften. Er kehrt die Reihenfolge der mentalen Evolution um, indem er sagt: „Die erste Schöpfung Gottes war das Licht der Sinne; die letzte war das Licht der Vernunft; und sein Sabbatwerk ist seither immer die Erleuchtung des Geistes.“ Es ist genau umgekehrt. Das Licht des Geistes ist der ewige Sabbat des Mystikers oder Okkultisten, und er schenkt dem Licht der bloßen Sinne nur wenig Beachtung. Die Bedeutung des allegorischen Satzes „Fiat Lux“ ist – esoterisch wiedergegeben – „Es werden die ‘Söhne des Lichts’“ oder die Noumena aller Erscheinungen. So erklären die römischen Katholiken die Stelle richtig, solange sie sie auf Engel beziehen, und falsch, sobald sie Kräfte meinen, die von einem anthropomorphen Gott erschaffen wurden, den sie mit dem ewig donnernden und strafenden Jehovah personifizieren.

Diese Wesen sind die „Söhne des Lichts“, da sie selbsterzeugt in diesem unendlichen Ozean des Lichts sind und aus ihm emanieren, diesem Ozean, dessen einer Pol reiner Geist ist, verloren in der Absolutheit des Nichtseins, und dessen anderer Pol die Materie ist, in welche er sich verdichtet, indem er bei seinem Abstieg in die Manifestation zu einem immer und immer gröber werdenden Typus kristallisiert. Obwohl die Materie in einem Sinn lediglich der illusive Bodensatz dieses Lichts ist, dessen Glieder die schöpferischen Kräfte sind, trägt sie doch die uneingeschränkte Gegenwart der Seele des Lichts in sich, des Prinzips, das keiner – nicht einmal die „Söhne des Lichts“, die aus seiner Absoluten Dunkelheit evolvierten – jemals kennen wird. Diese Idee wird gleichsam schön wie wahr von Milton zum Ausdruck gebracht, der das heilige Licht preist, das da ist –

„ . . . . . Himmels erstes Kind,
Oder des Ewigen mitewiger Strahl !
. . . . . denn Gott ist Licht,
Und unzugangbar wohnt’ er ewiglich
Im Lichte; wohnet ewig da in dir,
Du Ausfluss-Glanz vom unerschaff’nen Glanze.”

[SD # 482]

II
Die modernen Physiker spielen Blindekuh

Und nun stellt der Okkultismus der Wissenschaft folgende Frage: „Ist Licht ein Körper oder nicht?“ Was immer die Antwort sein mag, ist der Okkultismus bereit zu zeigen, dass die angesehensten Physiker bis zum heutigen Tag von diesem Gegenstand keine wirkliche Kenntnis besitzen. Um zu wissen, was Licht ist, und ob es eine wirkliche Substanz oder lediglich eine Schwingung eines „ätherischen Mediums“ ist, muss die Wissenschaft erst lernen, was Materie, Atom, Äther und Kraft tatsächlich sind. Nun, die Wahrheit ist, dass sie von all diesem nichts weiß und dass sie ihre Unwissenheit eingesteht. Sie konnte nicht einmal darin übereingekommen, was sie glauben soll, da Dutzende von unterschiedlichen und sehr bedeutenden Gelehrten ausgehende Hypothesen über denselben Gegenstand in Widerspruch zueinander stehen und sich oftmals selbst widersprechen. So können ihre gelehrten Spekulationen mit dem äußersten Wohlwollen in einem sekundären Sinn als „Arbeitshypothesen“ angenommen werden, wie Stallo es formuliert. Aber da sie untereinander von Grund auf unvereinbar sind, müssen sie sich schließlich wechselseitig zerstören. So erklärt der Verfasser von „The Concepts and Theories of Modern Physics“:

„Man darf nicht vergessen, dass die verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft nur willkürliche Einteilungen der allgemeinen Wissenschaft sind. In diesen verschiedenen Abteilungen können unterschiedliche Aspekte desselben physikalischen Objekts betrachtet werden. Der Physiker kann seine molekularen Beziehungen studieren, während der Chemiker seine atomare Struktur bestimmt. Wenn sich aber beide mit demselben Element oder Agens beschäftigen, kann dieses nicht gegensätzliche physikalische und chemische Eigenschaften aufweisen. Wenn Physiker und Chemiker gleichermaßen von der Existenz letztendlicher, an Masse und Gewicht gänzlich unveränderlicher Atome ausgehen, kann das Atom nicht für physikalische Zwecke die Form eines Würfels oder eines abgeplatteten Sphäroids besitzen und für chemische die Form einer Kugel. Eine Gruppe unveränderlicher Atome kann nicht ein Aggregat räumlicher, vollständig träger und undurchdringlicher Massen in einem Schmelztiegel oder in einer Retorte sein, und als ein Teil eines Magneten oder einer Clamondschen Batterie ein System bloßer Kraftzentren. Der universale Ether kann nicht dem Chemiker zuliebe weich und beweglich sein und zur Befriedigung des Physikers starr-elastisch. Er kann nicht kontinuierlich sein auf Sir William Thomsons Befehl, und auf Anregung von Cauchy oder Fresnel diskontinuierlich.2

Der angesehene Physiker G.-A. Hirn kann ebenfalls insofern angeführt werden, als er im 43. Band der „Mémoires de l´Académie Royale de Belgique“ dasselbe sagt. Nach der französischen Quelle heißt es dort: „Wenn man die Gewissheit betrachtet, mit der heutzutage Lehren behauptet werden, welche die Phänomene insgesamt und universal ausschließlich den Bewegungen des Atoms zuschreiben, hat man das Recht zu erwarten, dass man ebenfalls Einigkeit über die beschriebenen Eigenschaften dieses einzigartigen Wesens findet, die Grundlage alles Existierenden. Nun findet man schon bei der ersten Untersuchung der vorgeschlagenen speziellen Systeme die merkwürdigsten Täuschungen; man bemerkt, dass das Atom des Chemikers, das Atom des Physikers, das des Metaphysikers und das des Mathematikers . . . . bis auf den Namen absolut nichts miteinander gemein haben! Das unvermeidliche Ergebnis ist die bestehende [SD # 483] Unterteilung unserer Wissenschaften, von denen jede in ihrem eigenen kleinen Fach ein Atom konstruiert, das den Anforderungen der von ihnen untersuchten Phänomene genügt, ohne sich auch nur im Mindesten um die dem benachbarten Fach angehörenden Phänomene zu kümmern. Der Metaphysiker verbannt die Prinzipien der Anziehung und Abstoßung als Träume; der die Gesetze der Elastizität und der Ausbreitung des Lichts untersuchende Mathematiker räumt sie stillschweigend ein, ohne sie aber auch nur zu erwähnen. . . . Der Chemiker kann die Anordnung der Atome in den oft komplexen Molekülen nicht erklären, ohne ihnen spezifische, unterschiedliche Merkmale zuzuordnen; für den Physiker und für den Metaphysiker, die Partisanen der modernen Lehren, ist das Atom hingegen immer und überall das Gleiche. Was sage ich da? Nicht einmal in ein und derselben Wissenschaft besteht bezüglich der Eigenschaften des Atoms Übereinstimmung. Ein jeder konstruiert sich ein Atom, das seiner eigenen Fantasie entspricht, um irgendeine besondere Erscheinung zu erklären, mit der er vorzugsweise beschäftigt ist.“3

Das Obige ist das fotographisch getreue Bild der modernen Wissenschaft und Physik. Die „Vorbedingung dieses unaufhörlichen Spiels der ‘wissenschaftlichen Einbildung’“, wie sie sich häufig in Professor Tyndalls beredten Vorträgen findet, ist in der Tat voller Leben, wie Stallo gezeigt hat, und lässt im Sinne widerspruchsvoller Vielfalt jegliche okkultistischen „Fantasien“ weit hinter sich zurück. Wie auch immer es sein mag, wenn physikalische Theorien zugegebenermaßen „rein formale, erklärende, didaktische Hilfsmittel“ sind und wenn „Atomismus lediglich ein symbolisches, grafisches System darstellt“,4 darf man den Okkultisten kaum für allzu anspruchsvoll halten, wenn er neben diesen Hilfsmitteln und „symbolischen Systemen“ der modernen Wissenschaft die Symbole und Hilfsmittel der archaischen Lehren aufstellt.

III
„An Lumen sit corpus, nec non?“

Ganz entschieden ist das Licht kein Körper, wird uns gesagt. Die Naturwissenschaften sagen, das Licht sei eine Kraft, eine Schwingung, eine Wellenbewegung des Ethers. Es ist die Eigenschaft oder Qualität der Materie oder selbst eine ihrer Beschaffenheiten – aber niemals ein Körper!

Ganz genau. Diese Entdeckung, die Erkenntnis – was immer auch ihr Wert sein möge –, dass Licht oder Wärmestoff keine Bewegung materieller Teilchen darstellt, verdankt die Wissenschaft hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich, Sir W. Grove. Er zeigte 1842 in einer Vorlesung an der London Institution zum ersten Mal, dass [SD # 484] „Licht, Wärme etc. etc.5 als Neigungen der Materie selbst und nicht als die eines bestimmten etherischen, ‘unwägbaren’ Fluidums (jetzt ein Zustand der Materie) zu betrachten sind, welches die Materie durchdringt“ (Siehe „The Correlation of the Physical Forces“, Einleitung). Doch waren vielleicht für einige Physiker – wie Ørsted, ein ganz hervorragender Gelehrter – Kraft und Kräfte stillschweigend „Geist (und daher Geister) der Natur“. Verschiedene eher mystisch veranlagte Wissenschaftler lehrten, dass Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität und Schwerkraft usw. nicht die letzten Ursachen der sichtbaren Phänomene, einschließlich der planetarischen Bewegungen seien, sondern ihrerseits die sekundären Wirkungen anderer Ursachen, um die sich die Wissenschaft unserer Tage wenig kümmert, an die aber der Okkultismus glaubt, denn die Okkultisten haben in allen Zeitaltern Beweise für die Berechtigung ihrer Behauptungen gegeben. Und in welchem Zeitalter gab es keine Okkultisten und keine Adepten?

Sir Isaac Newton hielt an der pythagoreischen Korpuskulartheorie fest und war auch geneigt, deren Schlussfolgerungen zu unterstützen; was den Comte de Maistre einstmals hoffen ließ, Newton werde schließlich die Wissenschaft zur Anerkennung der Tatsache zurückführen, dass die Kräfte und die Himmelskörper von Intelligenzen angetrieben und geleitet seien („Soirées“, Bd. II). Aber de Maistre hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die innersten Gedanken und Ideen Newtons wurden verdreht, und von seiner großen mathematischen Gelehrsamkeit wurde lediglich die physische Hülle berücksichtigt. Wenn der arme Isaac vorausgesehen hätte, zu welchem Zwecken seine Nachfolger und Anhänger seine „Schwerkraft“6 gebrauchen würden, hätte dieser fromme und religiöse Mann sicherlich seinen Apfel ruhig verzehrt und nicht ein Wort über irgendwelche mechanischen Ideen verloren, die mit dessen Fall in Verbindung gebracht werden könnten.

Große Verachtung wird der Metaphysik im Allgemeinen und der onto [SD # 485] logischen Metaphysik im Besonderen entgegengebracht. Aber sobald die Okkultisten kühn genug sind, ihre wenigen Häupter zu erheben, sehen wir, dass die materialistische Naturwissenschaft mit Metaphysik durchsetzt ist7 und dass ihre grundlegendsten Prinzipien zwar untrennbar mit dem Transzendentalismus verwoben, aber nichtsdestoweniger verdreht und in dem Gewirr einander widersprechender Theorien und Hypothesen häufig negiert werden, um die moderne Wissenschaft als von solchen „Träumen“ befreit darzustellen. Eine sehr gute Bestätigung dieser Anklage liegt in der Tatsache, dass die Wissenschaft sich unausweichlich dazu gezwungen sieht, den „hypothetischen“ Ether anzunehmen und ihn auf der materialistischen Grundlage der atomar-mechanischen Gesetze zu erklären. Dieses Bestreben hat geradewegs zu den verhängnisvollsten Widersprüchen und zu wesentlicher Nichtübereinstimmung zwischen der angenommenen Natur des Ethers und seinem physikalischen Verhalten geführt. Ein zweiter Beweis findet sich in den vielen widersprüchlichen Behauptungen über das Atom – das metaphysischste aller Schöpfungsobjekte.

Nun, was weiß die moderne Naturwissenschaft vom Äther, dessen erste Vorstellung unleugbar auf die alten Philosophen zurückgeht, da die Griechen sie von den Ariern entlehnt hatten und der Ursprung des modernen Äthers sich im Akasha findet, dessen Entstellung er ist? Diese Entstellung [SD # 486] wird als Modifikation und Verfeinerung der Idee von Lukrez dargestellt. Untersuchen wir daher die moderne Vorstellung anhand verschiedener wissenschaftlicher Bücher, welche die Einlassungen der Physiker selbst enthalten.

Die Existenz des Ethers wird in der physikalischen Astronomie, in der gewöhnlichen Physik und in der Chemie angenommen. Von den Astronomen wurde dieser Ether ursprünglich als ein Fluidum von außerordentlicher Feinheit und Beweglichkeit betrachtet, welches den Bewegungen der Himmelskörper keinen messbaren Widerstand entgegenbringt, und die Frage nach seiner Kontinuität oder Diskontinuität wurde nicht ernstlich aufgeworfen. „Seine Hauptfunktion in der modernen Astronomie war die, als Grundlage für hydrodynamische Gravitationstheorien zu dienen. In der Physik trat dieses Fluidum vor einiger Zeit in verschiedenen Rôles in Zusammenhang mit den ‘Unwägbarkeiten’ auf – die von Sir W. Grove so grausam ausgelöscht wurden. Dabei gingen einige Physiker so weit, den Ether des Raums mit diesen „Unwägbarkeiten“ zu identifizieren. Dann kamen ihre kinetischen Theorien; und seit der Zeit der dynamischen Wärmetheorie wurde der Ether in der Optik als die Grundlage für Lichtwellen gewählt. Zunächst mussten die Physiker, um Streuung und Polarisation des Lichts zu erklären, wieder einmal auf ihre „wissenschaftliche Vorstellungskraft“ zurückgreifen, und von da an begabten sie den Ether (a) mit atomarer oder molekularer Struktur, und (b) mit einer enormen Elastizität, „so dass sein Widerstand gegen Deformation den der starrsten elastischen Körper weit übertraf“ (Stallo). Das erforderte die Theorie von der essenziellen Diskontinuität der Materie, somit auch des Ethers. Nach erfolgter Annahme dieser Diskontinuität zum Zweck der Erklärung der Streuung und Polarisation wurden theoretische Unmöglichkeiten in Bezug auf eben diese Streuung entdeckt. Cauchys „wissenschaftliche Vorstellungskraft“ sah in den Atomen „materielle, dimensionslose Punkte“, und um die gewaltigsten Hindernisse für die Wellentheorie (nämlich einige wohlbekannte im Widerspruch stehende mechanische Theoreme) zu umgehen, schlug er vor davon auszugehen, dass das etherische Ausbreitungsmedium aus voneinander durch merkliche Zwischenräume getrennten Teilchen bestehen und nicht kontinuierlich sein solle. Fresnel erwies den Polarisationsphänomenen denselben Dienst. E. B. Hunt verwarf die Theorien von beiden („Silliman’s Journal“, Bd. vii, S. 364 ff.). Es gibt jetzt Wissenschaftler, die sie für „grundlegend falsch“ halten, während andere – die „Atom-Mechaniker“ – sich mit verzweifelter Zähigkeit an ihnen festklammern. Die Annahme einer atomaren oder molekularen Konstitution des Ethers ist obendrein durch die Thermodynamik widerlegt, denn Clerk Maxwell hat gezeigt, dass ein solches Medium lediglich ein Gas wäre.8 Die Hypothese „endlicher Intervalle“ hat sich somit für die Ergänzung der Wellentheorie als erfolglos erwiesen. Außerdem zeigen sich in den Sonnenfinsternissen keinerlei derartige Farbveränderungen, wie sie Cauchy vermutet (auf der Grundlage der Annahme, dass sich die farbigen Strahlen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausbreiten). [SD # 487] Die Astronomie hat mehr als ein Phänomen nachgewiesen, das in absolutem Widerspruch zu dieser Lehre steht.

Während somit in einem Fachbereich der Physik zur Erklärung einer speziellen Reihe von Phänomenen eine atomistisch-molekulare Konstitution des Ethers angenommen wird, untergräbt laut einem anderen Fachbereich eine solche Konstitution eine ganze Anzahl wohl erforschter Tatsachen, und Hirns Anklagen sind somit gerechtfertigt (vide supra). Die Chemie hält es für nicht möglich, dem Ether eine hohe Elastizität zuzugestehen, ohne ihn anderer Eigenschaften zu berauben, von welchen der Aufbau ihrer modernen Theorien abhängt. Das Ende davon war letztendlich eine Umgestaltung des Ethers. Die Anforderungen der atomistisch-mechanischen Theorie führten hervorragende Mathematiker und Physiker zu dem Versuch, die traditionellen Atome der Materie durch besondere Formen einer Wirbelbewegung zu ersetzen, welche in einem „universalen, homogenen, nicht verdichtbaren und kontinuierlichen materiellen Medium“ oder Äther vor sich gehen (siehe Stallo).

Die gegenwärtige Schreiberin, die keine große wissenschaftliche Bildung, sondern lediglich eine leidliche Bekanntschaft mit den modernen Theorien und eine bessere mit den okkulten Wissenschaften für sich in Anspruch nimmt, sammelt im ureigenen Arsenal der modernen Wissenschaft Munition gegen die Verleumder der esoterischen Lehre. Die offenkundigen Widersprüche, die sich gegenseitig zerstörenden Hypothesen weltberühmter Wissenschaftler, ihre wechselseitigen Anschuldigungen, Denunziationen und Dispute zeigen klar, dass die okkulten Theorien, ob sie angenommen werden oder nicht, ebenso viel Anspruch auf Gehör haben wie jede beliebige sogenannte gelehrte und akademische Hypothese. So ist es belanglos, ob die Anhänger der Royal Society sich entscheiden, den Ether als kontinuierliches oder diskontinuierliches Fluidum anzunehmen, und für den gegenwärtigen Zweck ist es gleichgültig. Mit Sicherheit weist all das lediglich auf eines hin: Die offizielle Wissenschaft weiß bis zum heutigen Tag nichts über die Konstitution des Ethers. Möge die Wissenschaft ihn Materie nennen, wenn es ihr gefällt; nur ist er weder als Akasha noch als der heilige Äther der Griechen in irgendeinem der modernen Physik vertrauten Zustand der Materie zu finden. Er ist auf einer ganz anderen Ebene der Wahrnehmung und des Seins Materie, und er kann weder durch wissenschaftliche Apparate analysiert noch von der „wissenschaftlichen Vorstellungskraft“ erfasst oder auch nur wahrgenommen werden, wenn nicht ihre Anhänger die okkulten Wissenschaften studieren. Das Folgende beweist diese Behauptung.

Stallo hat in Bezug auf die entscheidenden Probleme der modernen Physik klar gezeigt (gleichermaßen de Quatrefages und verschiedene andere in Bezug auf die entscheidenden Probleme der Anthropologie, Biologie etc. etc.), dass die meisten hervorragenden und gelehrten Materialisten in ihren Bemühungen, ihre individuellen Hypothesen und Systeme zu stützen, sehr häufig die größten Irrtümer äußern. Nehmen wir den folgenden Fall. Die meisten von ihnen weisen actio in distans (eines der fundamentalen Prinzipien in der Frage des Äthers oder Akashas im Okkultismus) zurück, wobei, wie Stallo mit Recht bemerkt, keine physikalische Wirkung existiert, [SD # 488] „die sich bei genauer Untersuchung nicht in actio in distans auflösen würde“. Und das beweist er.

Nun sind metaphysische Beweisführungen nach Professor Lodge („Nature“, Bd. xxvii, S. 304) „unbewusste Appelle an die Erfahrung“. Und er fügt hinzu, dass solche Erfahrungen, wenn sie nicht vorstellbar sind, auch nicht existieren etc. Mit seinen eigenen Worten: „Wenn ein hoch entwickelter Intellekt oder mehrere solcher Intellekte eine Lehre über einen verhältnismäßig einfachen und grundlegenden Gegenstand für absolut nicht vorstellbar halten, so ist dies ein Beweis dafür, . . . dass der nicht vorstellbare Zustand der Dinge gar nicht existiert etc.“

Und hierauf deutet der Professor gegen Ende seines Vortrages an, dass die Erklärung der Kohäsion sowie der Gravitation „in Sir William Thomsons Wirbelatomtheorie gesucht werden müsse“ (Stallo).

Es ist unnötig nachzufragen, ob diese Wirbelatomtheorie auch den aus einem vorbeiziehenden Meteor oder Kometen (Sir W. Thomsons Hypothese) auf die Erde herabsinkenden ersten Lebenskeim erklären kann. Aber Lodge könnte an die weise Kritik an seiner Vorlesung in den besagten „The Concepts and Theories of Modern Physics“ erinnert werden. Indem die oben zitierte Erklärung des Londoner Professors erwähnt wird, fragt der Autor, „ob . . . die Elemente der Wirbelatomtheorie bekannte oder vielleicht auch lediglich mögliche Erfahrungstatsachen enthält? Wenn Letzteres zutrifft dürfte klar sein, dass diese Theorie derselben Kritik verfällt, welche angeblich die Annahme einer actio in distans hinfällig macht“ (S. xxiii-xxiv). Dann zeigt der fähige Kritiker klar, was der Ether nicht ist und niemals sein kann, trotz aller wissenschaftlichen Behauptungen des Gegenteils. Und so öffnet er, wenn auch unbewusst, das Eingangstor zu unserer okkulten Lehre weit. Denn, wie er sagt:

„Das Medium, in dem die Wirbelbewegungen entstehen, ist nach Professor Lodges eigener, ausdrücklicher Feststellung („Nature“, Bd. xxvii, S. 305) ‘ein vollkommen homogener, nicht komprimierbarer, kontinuierlicher Körper, und kann nicht in einfache Elemente oder Atome aufgelöst werden. Es ist in der Tat kontinuierlich und nicht molekular.’ Und, nachdem er diesen Satz aufgestellt hat, fügt Professor Lodge hinzu: ‘Es gibt keinen anderen Körper, von dem wir Vergleichbares behaupten könnten, und daher müssen die Eigenschaften des Äthers sich von jenen der gewöhnlichen Materie stark unterscheiden.’ Es scheint somit, als beruhe die gesamte uns als Ersatz für die ‘metaphysische Theorie’ der actio in distans angebotene Wirbelatomtheorie auf der Hypothese der Existenz eines materiellen Mediums, das unserem Erfahrungshorizont gänzlich unbekannt ist und Eigenschaften besitzt, die sich von jenen der Materie ein wenig unterscheiden.9 Anstatt die behauptete Rückführung einer unbekannten Erfahrungstatsache auf eine bekannte Tatsache zu sein, [SD # 489] ist diese Theorie somit das gerade Gegenteil davon, nämlich die Rückführung einer uns vollkommen bekannten Tatsache auf eine nicht nur unbekannte, sondern uns vollständig fremde, unbeobachtete und unbeobachtbare. Ferner ist die angebliche Wirbelbewegung von oder vielmehr in dem angenommenen etherischen Medium . . . unmöglich, weil ‘Bewegung in einem vollkommen homogenen, nicht komprimierbaren und daher kontinuierlichen Fluidum keine wahrnehmbare Bewegung ist’ . . . . Wohin uns die Wirbelatomtheorie auch immer führen wird – ganz bestimmt und offensichtlich nicht in das Reich der Physik oder in die Domäne der Vera Causa.10 Und ich kann hinzufügen, dass die hier besprochene Theorie sämtliche Eigenschaften eines unbegreifbaren metaphysischen Phantoms aufweist, und zwar insofern als das hypothetische, undifferenzierte11 und undifferenzierbare Medium offenbar unwillkürlich eine Vergegenständlichung des alten ontologischen Begriffs von reinem Sein darstellt.“

In der Tat ein „Phantom“, das nur durch den Okkultismus begreifbar gemacht werden kann. Von derartiger wissenschaftlicher Metaphysik bis hin zum Okkultismus ist es kaum mehr als ein Schritt. Jene Physiker, die an der Ansicht festhalten, dass die atomare Konstitution der Materie mit ihre Durchdringbarkeit vereinbar ist, brauchen nicht weit von ihrem Weg abzuweichen, um sich in den Stand zu versetzen, die jetzt von den gelehrten Physikern und Materialisten so verlachten größten Phänomene des Okkultismus zu erklären. Cauchys „materielle, dimensionslose Punkte“ sind die Leibnizschen Monaden und gleichzeitig die Materialien, aus welchen sich die „Götter“ und andere unsichtbare Kräfte mit Körpern bekleiden (siehe weiter unten „Götter, Monaden und Atome“). Die Auflösung und Wiederherstellung der dimensionslosen „materiellen“ Teilchen als ein Hauptfaktor phänomenaler Manifestationen sind als eindeutige Option sehr naheliegend, zumindest für die wenigen wissenschaftlichen Gemüter, welche Cauchys Ansichten akzeptieren. Der französische Theoretiker bestreitet die als Undurchdringbarkeit bezeichnete Eigenschaft der Materie mit dem Argument, dass er die Atome lediglich als „materielle Punkte“ betrachte, „welche Anziehungen und Abstoßungen aufeinander ausüben, die mit den sie voneinander trennenden Abständen variieren“, und erklärt: „Daraus folgt, dass wir ganz plötzlich beobachten könnten, wie sich die härtesten Körper gegenseitig durchdringen, die kleinsten Materieteilchen ungeheure Räume einnehmen oder die größten Massen sich auf die kleinsten Volumina zusammenziehen und das ganze Universum sich sozusagen in einem einzelnen Punkt konzentriert, wenn es dem Urheber der Natur12 gefiele, die Gesetze einfach abzuändern, nach welchen sich die Atome gegenseitig anziehen und abstoßen.“ („Sept Leçons de Physique Gènèrale“, S. 38 ff., Ed. Moigno)

Und dieser „Punkt“, auf unserer Wahrnehmungs- und Materieebene unsichtbar, ist für das Auge des Adepten deutlich erkennbar, er kann ihm folgen und seine Gegenwart auf anderen Ebenen beobachten.

[SD # 490]

IV
Ist Gravitation ein Gesetz?

Die Korpuskulartheorie wurde ganz ungezwungen beiseite gelegt; die Gravitation jedoch – der Grundsatz, dass sich alle Körper gegenseitig mit einer zu ihren Massen proportionalen Kraft anziehen, die sich umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstands zwischen den betreffenden Körpern verhält – erhält sich bis zum heutigen Tag und herrscht nach wie vor zuoberst in den angeblich etherischen Wellen des Raums. Als Hypothese drohte sie wegen ihrer Unzulänglichkeit unterzugehen, sämtliche ihr dargebotenen Tatsachen zu umfassen; als physikalisches Gesetz ist sie die Königin der ehemaligen und einst allmächtig gewesenen „Unwägbarkeiten“. „Es ist fast eine Gotteslästerung, . . . . eine Beleidigung des großartigen Andenkens an Newton . . . .“, lautet der Ausruf eines amerikanischen Kritikers der „Isis entschleiert“. Gut, was ist schließlich dieser unsichtbare und unberührbare Gott, an den wir blindlings glauben sollen? Die Astronomen, die in der Gravitation eine bequeme Lösung vieler Dinge und eine universale Kraft sehen, welche ihnen die Berechnung der planetarischen Bewegungen erlaubt, kümmern sich wenig um die Ursachen der Anziehung. Sie nennen die Gravitation ein Gesetz, eine Ursache in sich selbst. Wir nennen die unter diesem Namen tätigen Kräfte Wirkungen und obendrein noch sehr sekundäre Wirkungen. Eines Tages wird man herausfinden, dass die wissenschaftliche Hypothese letzten Endes überhaupt keine Antwort darstellt; und dann wird sie der Korpuskulartheorie des Lichts nachfolgen und viele wissenschaftliche Äonen lang im Archiv aller zerplatzten Spekulationen zur Ruhe gelegt werden. Hat nicht Newton selbst gravierende Zweifel über die Natur der Kraft und über die Körperlichkeit der „Agenten“, wie sie damals genannt wurden, zum Ausdruck gebracht? Ebenso Cuvier, ein weiteres in der Nacht der Forschung scheinendes wissenschaftliches Licht. In der „Rèvolutions du Globe“ warnt er seine Leser vor der zweifelhaften Natur der sogenannten Kräfte mit den Worten: „Es ist nicht so sicher, dass diese Agenten nicht am Ende spirituelle Kräfte (des agents spirituels) sind.“ Am Anfang seiner „Principia“ gab sich Sir Isaac Newton die größte Mühe, seiner Schule einzuprägen, dass er das Wort „Anziehung“ in Bezug auf die gegenseitige Einwirkung der Körper nicht im physikalischen Sinn gebrauche. Für ihn war sie, wie er sagte, ein rein mathematischer Begriff, der keine Betrachtung der wirklichen und ursprünglichen physischen Ursache in sich mit einschließt. In einem Abschnitt seiner „Principia“ (Defin. 8, Bd. I, Prop. 69, „Scholium“) sagt er uns in aller Deutlichkeit, dass Anziehungen in physikalischer Betrachtung vielmehr Impulse darstellen. In sectio XI (Einleitung) bringt er die Ansicht zum Ausdruck, dass „irgendein feiner Geist existiert, von dessen Kraft und Wirkung sämtliche Bewegungen der Materie bestimmt werden“ (siehe „Mod. Mater.“, von Rev. W. F. Wilkinson); und in seinem dritten Brief an Bentley sagt er: „Es ist nicht vorstellbar, dass unbelebte, grobe Materie ohne Vermittlung von etwas anderem, das nicht materiell ist, ohne gegenseitige Berührung auf andere Materie einwirken und sie beeinflussen soll, wie sie es tun müsste, wäre ihr die Gravitation [SD # 491] im Sinne Epikurs wesentlich und würde ihr innewohnen. . . . Der Gedanke, dass die Schwere eine Eigenschaft der Materie sei, ihr innewohne und ihr Wesen sei, sodass ein Körper durch ein Vakuum auf einen anderen in der Ferne einwirken könne, ohne die Vermittlung von irgendetwas anderem, welches seine Wirkung von dem einen auf das andere übertragen könnte, ist für mich eine so große Absurdität, dass ich glaube, dass kein Mensch, der philosophisch zu denken in der Lage ist, jemals darauf verfallen könnte. Die Gravitation muss durch ein Agens verursacht werden, welches beständig entsprechend bestimmter Gesetze wirkt; ob dieses Agens jedoch materiell oder immateriell ist, habe ich der Betrachtung meiner Leser überlassen.“

Darüber entsetzten sich sogar Newtons Zeitgenossen – über die scheinbare Wiederkehr okkulter Ursachen in das Reich der Physik. Leibniz nannte sein Anziehungsprinzip „eine unkörperliche und unerklärbare Kraft“. Die Annahme einer Anziehungskraft und einer vollkommenen Leere wurden von Bernoulli als „aufrührerisch“ bezeichnet, da das Prinzip der actio in distans damals auch keine bessere Aufnahme fand als heute. Andererseits glaubte Euler, dass die Wirkung der Gravitation entweder einem Geist oder einem feinen Medium zuzuschreiben sei. Und doch kannte Newton den Ether der Alten, wenn er ihn auch nicht akzeptierte. Den zwischen den Himmelskörpern liegenden Raum betrachtete er als Vakuum. Daher glaubte er, so wie wir, an einen „feinen Geist“ und Geister, welche die sogenannte Anziehung leiten. Die oben angeführten Worte des großen Mannes hatten traurige Ergebnisse zur Folge. Für den reinen Materialismus ist die „Absurdität“ heute zum Glaubenssatz geworden, indem dieser wiederholt: „Keine Materie ohne Kraft, keine Kraft ohne Materie; Kraft und Materie sind untrennbar, ewig und unzerstörbar (richtig); es kann keine unabhängige Kraft geben, da alle Kraft eine inhärente und notwendige Eigenschaft der Materie ist (falsch); folglich existiert keine immaterielle schöpferische Macht.“ Oh armer Sir Isaac!

Wenn die Okkultisten alle anderen hervorragenden, in ihrer Ansicht mit Leibniz und Euler übereinstimmenden Wissenschaftler beiseite lassen und lediglich Sir Isaac Newton und Cuvier als Autoritäten und zu ihrer Unterstützung anführen, wie oben zitiert, brauchen sie von der modernen Wissenschaft nur wenig zu befürchten und können ihren Glauben laut und stolz verkünden. Aber das Schwanken und die Zweifel der beiden zuvor zitierten Autoritäten und vieler anderer dazu, die wir nennen könnten, hat die wissenschaftliche Spekulation nicht im Mindesten daran gehindert, in den Gefilden der groben Materie nach wie vor Hirngespinsten anzuhängen. Zuerst ging es um Materie und eine davon verschiedene, unwägbare Flüssigkeit; dann kam das von Grove so sehr kritisierte unwägbare Fluidum; dann der Äther, der zuerst nicht kontinuierlich war und dann kontinuierlich wurde; worauf dann die „mechanischen“ Kräfte folgten. Diese haben sich jetzt als „Bewegungsarten“ sesshaft gemacht, und der Äther wurde geheimnisvoller und problematischer denn je. Nicht nur ein Wissenschaftler wendet sich gegen derartige rohe, materialistische Anschauungen. Aber andererseits hat sich seit den Tagen Platons, der seine Leser wiederholt auffordert, die unkörperlichen Elemente nicht mit [SD # 492] ihren Prinzipien zu verwechseln – den transzendentalen oder spirituellen Elementen; seit den Tagen der großen Alchemisten, die wie Paracelsus einen großen Unterschied zwischen einem Phänomen und seiner Ursache oder dem Noumenon machten; bis hin zu Grove, welcher zwar „keinen Grund sieht, die allgemein verbreitete Materie jener Funktionen zu entkleiden, die aller Materie gemein sind“, und dennoch den Begriff Kräfte verwendet, wo seine Kritiker, „die mit diesem Begriff nicht die Vorstellung einer spezifischen Tätigkeit verbinden“, Kraft sagen – seit jenen Tagen hat sich bis heute nichts als ausreichend erwiesen, der Flut des rohen Materialismus einen Damm entgegenzusetzen. Gravitation ist die einzige Ursache, der wirkende Gott, und Materie ist ihr Prophet, sagten die Wissenschaftler vor nur wenigen Jahren.

Seit damals änderten sie ihre Ansichten mehrfach. Aber verstehen die Wissenschaftler den innersten Gedanken Newtons, einer der spirituellsten und religiösesten Männer seiner Zeit, heute irgendwie besser als damals? Das ist sicherlich zu bezweifeln. Newton wird zugeschrieben, den Elementalwirbeln von Descartes (nebenbei bemerkt der wiederauferstandenen Idee des Anaxagoras) den Todesstoß versetzt zu haben, obwohl die letzten modernen „Wirbelatome“ des Sir W. Thomson sich in Wirklichkeit von den Ersteren nicht groß unterscheiden. Nichtsdestoweniger war Newton der Erste, der ernsthaft protestierte, als sein Schüler Forbes im Vorwort zum Hauptwerk seines Meisters schrieb, dass „die Anziehung die Ursache des Systems sei“. Was in dem Geist des großen Mathematikers das schattenhafte, aber fest verwurzelte Bild Gottes als des Noumenon von allem annahm,13 wurde von den alten (und modernen) Philosophen und Okkultisten philosophischer als „Götter“ oder als die schöpferischen, bildenden Kräfte bezeichnet. Die Ausdrucksweisen mögen unterschiedlich gewesen sein, und die Ideen wurden mehr oder weniger philosophisch vom gesamten geweihten und profanen Altertum verkündet; der Grundgedanke aber war derselbe.14 Für Pythagoras waren die Kräfte geistige Wesenheiten, Götter, [SD # 493] die Herrscher des Sternenhimmels, unabhängig von den Planeten und der Materie, wie wir sie auf der Erde sehen und kennen. Nach Platons Darstellung werden die Planeten von einem inneren Rektor bewegt, der eins ist mit seiner Wohnstatt wie „ein Bootsmann mit seinem Schiff“. Was Aristoteles anbelangt, so nannte er diese Lenker „immaterielle Substanzen“;15 hingegen lehnte er als jemand, der niemals initiiert worden war, die Götter als Wesenheiten ab (siehe „Vossius“, Vol. ii. S. 528). Aber das hinderte ihn nicht daran, die Tatsache anzuerkennen, dass die Sterne und Planeten „keine unbelebten Massen sind, sondern tatsächlich tätige und lebende Körper . . . . . . .“ So als ob die „Sternengeister der göttliche Teil ihrer Erscheinungen wären, τὰ θειότερα τῶν φανερῶν“ („De Caelo“, I. 9).

Wenn wir uns in moderneren und wissenschaftlicheren Zeiten nach einer Bestätigung umsehen, finden wir Tycho Brahe, der in den Sternen eine dreifache Kraft erkennt, eine göttliche, eine spirituelle und eine vitale. Indem Kepler den pythagoreischen Satz „die Sonne, der Wächter des Jupiters“ mit den Versen Davids zusammenfügt – „Er stellte seinen Thron in die Sonne“ und „Der Herr ist die Sonne“ etc. – sagt er, er verstehe vollkommen, warum die Pythagoreer glauben konnten, dass sämtliche im Raum verstreuten Globen rationale Intelligenzen seien, facultates ratiocinativae, die um die Sonne kreisen, „in welcher ein reiner Feuergeist wohnt; die Quelle der allgemeinen Harmonie“ („De Motibus planetarum harmonicis“, S. 248).

Wenn ein Okkultist von Fohat spricht – der Energie spendenden und lenkenden Intelligenz im universalen, elektrischen oder lebendigen Fluidum – wird er verlacht. Außerdem wird, wie jetzt gezeigt wird, bis zum heutigen Tag weder die Natur der Elektrizität verstanden noch die des Lebens oder selbst die des Lichts. Der Okkultist sieht in der Manifestation jeder Naturkraft die Wirkung ihrer Qualität oder der speziellen Charakteristik ihres Noumenons; dieses Noumenon ist eine bestimmte und intelligente Individualität auf der anderen Seite des manifestierten, mechanischen Universums. Nun leugnet der Okkultist nicht – im Gegenteil, er wird die Anschauung unterstützen – dass Licht, Wärme, Elektrizität etc. Neigungen (nicht Eigenschaften oder Qualitäten) der Materie sind. Um es klarer zu sagen: Materie ist die Bedingung – die notwendige Grundlage oder Trägerin, eine conditio sine qua non – für die Manifestation dieser Kräfte oder Agenten auf dieser Ebene.

Um auf den entscheidenden Punkt zu kommen, müssen die Okkultisten vor allem Zeugnisse des Schwerkraftgesetzes prüfen, der „Gravitation, der Königin [SD # 494] und Herrscherin der Materie“ in jeglicher Form. Um das wirksam auszuführen, muss man sich die Hypothese in ihrer frühesten Erscheinung in Erinnerung rufen. Zunächst einmal: War es Newton, der sie als Erster entdeckte? Das „Athenäum“ vom 26. Januar 1867 enthält eine merkwürdige Mitteilung über diesen Gegenstand. Es sagt: „Es lässt sich der positive Beweis erbringen, dass Newton all seine Kenntnisse über die Gravitation und ihre Gesetze von Böhme empfing, für den Gravitation oder Anziehung die erste Eigenschaft der Natur ist.“ . . . Denn bei ihm „zeigt uns sein (Böhmes) System das Innere der Dinge, während die moderne Physik sich damit begnügt, das Äußere zu betrachten“. Dann wiederum, dass „die Wissenschaft der Elektrizität, die damals noch nicht existierte, als er (Böhme) schrieb, dort (in seinen Schriften) vorweggenommen wird. Böhme beschreibt nicht nur alle jetzt bekannten Erscheinungen dieser Kraft, sondern er gibt uns sogar den Ursprung, die Erzeugung und die Geburt der Elektrizität selbst etc.“

So verdankt Newton, dessen profunder Verstand spielend zwischen den Zeilen las und das spirituelle Denken des großen Sehers in seiner mystischen Ausdrucksweise ergründete, seine große Entdeckung Jakob Böhme, dem Zögling der Genien (Nirmanakyas), die über ihn wachten und ihn leiteten, und über welchen der Verfasser des fraglichen Aufsatzes sehr wahr anmerkte, dass „jegliche neue wissenschaftliche Entdeckung seine tiefe und intuitive Einsicht in die geheimsten Arbeitsweisen der Natur beweisen wird“. Nachdem er die Schwerkraft entdeckt hatte, musste Newton sozusagen jedes physische Hindernis für ihre freie Wirkung im Raum ausmerzen, um die Auswirkung der Anziehung im Raum möglich zu machen; unter anderem den Ether, obwohl er mehr als eine bloße Ahnung von seiner Existenz hatte. Er verteidigte die Korpuskulartheorie und schuf ein absolutes Vakuum zwischen den Himmelskörpern. . . . Was immer seine Mutmaßungen und inneren Überzeugungen bezüglich des Ethers gewesen sein mögen; wie vielen Freunden er sich auch anvertraut haben mag – wie im Fall seiner Korrespondenz mit Bentley – seine Lehren zeigten niemals, dass er einem solchen Glauben anhing. Wenn er davon „überzeugt war, dass die Kraft der Anziehung der Materie sich nicht durch ein Vakuum hindurch auswirken könne“,16 wie kommt es dann, dass noch im Jahre 1860 französische Astronomen (Lecouturier z. B.) „die verheerenden Auswirkungen der von dem großen Mann aufgestellten Theorie vom Vakuum bekämpften?“17 Professor Winchell schreibt: „Diese Stellen (aus dem Brief an Bentley) zeigen, welche Ansichten er in Bezug auf die Natur des interplanetarischen Kommunikationsmediums hatte. Obwohl er erklärte, dass die Himmel ‘von wahrnehmbarer Materie frei sind’, nahm er doch anderswo an: ‘Vielleicht [SD # 495] irgendwelche sehr verdünnten Dämpfe, Ausströmungen und Ausdünstungen, die sich aus den Atmosphären der Erde, der Planeten und Kometen bilden, und von einem so außerordentlich verdünnten etherischen Medium, wie wir es anderswo beschrieben haben.’“ (Newton, „Optics“, iii., Frage 28, 1704; zitiert inWorld-Life“)

Das zeigt nur, das selbst so große Männer wie Newton nicht immer den Mut haben, sich zu ihren Überzeugungen zu bekennen. Dr. T. S. Hunt „wies auf einige lange Zeit unbeachtet gebliebene Stellen in Newtons Werken hin, aus denen hervorgeht, dass sich die Vorstellung von einem solchen universalen, interkosmischen Medium allmählich in seinem Denken verwurzelte“ (ebenda). Aber dieser Hinweis auf die erwähnten Stellen wurde nicht vor dem 28. November 1881 veröffentlicht, als Dr. Hunt seine Vorlesung über „Himmlische Chemie zu Newtons Zeiten“ hielt. „Bis dahin herrschte allgemein und selbst unter den Wissenschaftlern die Ansicht vor, dass Newton eine Leere gepredigt habe, obwohl er die Korpuskulartheorie befürwortete“, wie Lecouturier sagt. Die Stellen sind zweifelsohne deshalb „lange unbeachtet geblieben“, weil sie den vorgefassten Lieblingstheorien dieser Tage widersprachen und mit ihnen kollidierten, bis schließlich die Wellentheorie gebieterisch die Anwesenheit eines „etherischen Mediums“ zu ihrer Erklärung verlangte. Das ist das ganze Geheimnis.

Jedenfalls datiert die ungeheure Geringschätzung, welche der alten Physik heute von der modernen entgegen­gebracht wird, von dieser Newtonschen Theorie einer universalen Leere – welche er selbst lehrte, wenn er auch nicht an sie glaubte. Die alten Weisen hatten behauptet, dass „die Natur das Vakuum verabscheue“, und die größten Mathematiker der Welt (jedenfalls der westlichen Rassen) waren auf den veralteten „Irrtum“ gestoßen und hatten ihn aufgezeigt. Trotz aller Undankbarkeit muss die moderne Wissenschaft nun die archaische Erkenntnis anerkennen und des Weiteren auch noch zu diesem späten Zeitpunkt den Charakter und die Beobachtungsgabe Newtons bestätigen, nachdem sie es eineinhalb Jahrhunderte vernachlässigte, so wichtigen Aussagen ihre Aufmerksamkeit zu widmen – vielleicht weil es weiser war, keinerlei Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Besser spät, als gar nicht.

Und nun wird Vater Äther mit offenen Armen wieder willkommen geheißen; und mit der Gravitation vermählt; mit ihr in Wohl und Wehe verbunden, bis zu dem Tag, an dem sie, oder auch beide, durch irgendetwas anderes ersetzt werden. Vor dreihundert Jahren gab es überall ausgefüllten Raum, dann wurde alles zu einem einzigen, tristen leeren Raum; noch später rollten auf dem von der Wissenschaft aufgetrockneten himmlischen Ozean erneut seine etherischen Wogen. Recede ut procedes muss das Motto der exakten Wissenschaft werden – „exakt“ besonders darin, sich alle Schaltjahre einmal für nicht exakt zu halten.

Aber wir wollen mit den großen Männern nicht streiten. Um das eigentliche Rückgrat und Mark ihrer Korrelationen und „neuesten“ Entdeckungen zu finden, mussten sie sich an die ältesten „Götter des Pythagoras und des alten Kanadas“ wenden, und das mag in den Okkultisten wohl gute Hoffnungen für ihre kleineren Götter erwecken. Denn wir glauben an Lecouturiers Prophezeiung über die Gravitation. Wir wissen, dass der Tag naht, an dem von den Wissenschaftlern selbst eine absolute Reform der gegenwärtigen Methoden der Wissenschaft verlangt werden wird – wie es von Sir W. Grove, F.R.S., schon vorgebracht wurde. Bis zu diesem Tag ist nichts zu machen. Denn würde die Gravitation [SD # 496] morgen entthront, hätten die Wissenschaftler übermorgen irgendeinen neuen mechanischen Bewegungsmodus entdeckt.18 Beschwerlich und steil ist der Pfad der wahren Wissenschaft, und ihre Tage sind erfüllt von Qualen des Geistes. Aber angesichts der von ihr zur Erklärung physikalischer Phänomene vorgebrachten „tausend“ widersprüchlichen Hypothesen, existierte niemals je eine bessere Hypothese als die der „Bewegung“ – wie paradox auch immer der Materialismus sie interpretieren mag. Wie auf den ersten Seiten dieses 1. Bandes zu finden ist, haben die Okkultisten bestimmt nichts gegen Bewegung,19 den Großen Atem von Herbert Spencers „Unerkennbarem“. Aber in dem Glauben, dass alles auf der Erde der Schatten von etwas im Raum ist, glauben sie an kleinere „Atem“, die während der manvantarischen Perioden in alle Richtungen wehen, lebendig, intelligent und von allem unabhängig, mit Ausnahme des Gesetzes. Diese wird die Wissenschaft zurückweisen. Aber was auch immer die Anziehung, alias Gravitation, ersetzen wird, das Ergebnis wird das Gleiche sein. Die Wissenschaft wird der Lösung ihrer Schwierigkeiten genauso fern sein, solange sie nicht zu einer gewissen Übereinkunft mit dem Okkultismus und sogar mit der Alchemie kommen wird – eine Annahme, die zwar als Frechheit betrachtet werden wird, aber nichtsdestoweniger eine Tatsache bleibt. Wie Faye sagt: „Etwas fehlt den Geologen, um die Geologie des Mondes studieren zu können: Sie sind keine Astronomen. Wahrhaftig, auch den Astronomen fehlt etwas, um dieses Studium erfolgreich durchführen zu können: Sie sind keine Geologen.“ Noch pointierter hätte er hinzufügen können: „Und was ihnen beiden fehlt, ist die Intuition des Mystikers.“

Erinnern wir uns an Sir William Groves weise „Schlussbemerkungen“ über die letzte Struktur der Materie oder über die Einzelheiten der molekularen Einwirkungen, die der Mensch seiner Ansicht nach niemals kennen wird.

„Durch den Versuch, die Materie hypothetisch zu zerlegen und die Gestalt, Größe und Anzahl der Atome sowie ihre Wärme-, Ether- oder Elektrizitätshüllen zu erörtern, wurde bereits großer Schaden angerichtet. . . . . Ob Elektrizität, Licht und Magnetismus etc. als einfache Bewegungsarten der gewöhnlichen Materie angesehen werden dürfen oder nicht – sicher ist, dass alle vergangenen Theorien die Wirkungen dieser Kräfte in Bewegung auflösten und dass alle gegenwärtigen Theorien dasselbe tun. Ob es nun an unserer Vertrautheit mit der Bewegung liegt, dass wir andere Eigenschaften auf sie zurückführen, weil das sprachlich so am einfachsten auszudrücken und am besten zu [SD # 497] erklären ist, oder ob die Bewegung in Wirklichkeit die einzige Art ist, wie unsere Gemüter sich im Gegensatz zu unseren Sinnen materielle Agenten vorzustellen fähig sind – sicher ist, dass seit der Zeit, in welcher die mystischen Vorstellungen über spirituelle oder übernatürliche Kräfte zur Erklärung physikalischer Phänomene herangezogen wurden, sämtliche zu ihrer Erklärung erdachten Hypothesen Letztere in Bewegung auflösten.“

Und dann stellt der gelehrte Herr einen rein okkulten Lehrsatz auf:

„Der von mir in diesen Blättern nicht selten gebrauchte Begriff der beständigen Bewegung ist selbst unklar. Sollten die hier vorgebrachten Lehren wohl begründet sein, ist alle Bewegung in einem gewissen Sinn beständig. In Massen, deren Bewegung durch gegenseitiges Aufeinanderprallen angehalten wird, wird Wärme oder Teilchenbewegung erzeugt; und so dauert die Bewegung fort, sodass, wenn wir es wagen könnten, diesen Gedanken auf das Universum zu erweitern, wir annehmen müssten, dass die gleiche Menge von Bewegung die gleiche Menge von Materie in Ewigkeit beeinflusst.“20

Wenn wir somit annehmen, dass die Theorie der Anziehung oder Gravitation aufgegeben werden soll, um aus der Sonne einen ungeheuren Magneten zu machen – eine bereits von einigen Physikern vertretene Theorie – einen Magneten, der genauso auf die Planeten einwirkt, wie es gegenwärtig für die Anziehung angenommen wird, wohin oder wie weit über ihren gegenwärtigen Standpunkt hinaus könnte das die Astronomen wohl führen? Nicht einen einzigen Zoll weiter. Schon vor nahezu 300 Jahren kam Kepler auf diese „merkwürdige Hypothese“. Er konnte die Theorie von der Anziehung und Abstoßung im Universum nicht entdecken, weil sie bereits seit den Tagen des Empedokles bekannt war, er bezeichnete die beiden einander entgegengesetzten Kräfte mit „Liebe“ und „Hass“ – was denselben Gedanken zum Ausdruck bringt. Aber Kepler hatte für den kosmischen Magnetismus eine ziemlich gute Beschreibung. Dass in der Natur ein solcher Magnetismus existiert, ist ebenso sicher wie die Tatsache, dass die Gravitation nicht existiert. Zumindest auf gar keinen Fall in der Art, wie sie von der Wissenschaft gelehrt wird, die niemals die verschiedenen Arten in Erwägung zog, auf welche die im Okkultismus mit Anziehung und Abstoßung bezeichnete duale Kraft innerhalb unseres Sonnensystems, der Erdatmosphäre und darüber hinaus des Kosmos zu wirken vermag.21

Das wurde von Newton selbst bewiesen, denn in unserem [SD # 498] Sonnensystem existieren viele Phänomene, die er nach eigenem Bekunden mithilfe des Schwerkraftgesetzes nicht zu erklären vermochte. „Dazu gehörten die Gleichartigkeit der planetarischen Bewegungsrichtungen, die nahezu kreisförmige Form der Bahnen und ihre merkwürdige Übereinstimmung in der Lage der Bahnebenen.“ (Prof. Winchell) Und wenn auch nur eine einzige Ausnahme existiert, kann das Gravitationsgesetz nicht mit Recht als universales Gesetz bezeichnet werden. „Diese Regulierung“, so sagt man uns, „verkündete Newton in seinem allgemeinen Scholium als ‘das Werk eines intelligenten und allmächtigen Wesens’.“ Intelligent mag dieses „Wesen“ sein, was aber „allmächtig“ anbelangt, kann die Behauptung aus gutem Grund angezweifelt werden. Das wäre ein armer „Gott“, der sich mit kleineren Details beschäftigen und das Wichtigste sekundären Kräften überlassen wollte! Die Armseligkeit der Argumentation und Logik wird nur von Laplace übertroffen, der bei dem ganz richtigen Versuch, Newtons „allmächtiges Wesen“ durch die Bewegung zu ersetzen, in Unkenntnis der wahren Natur jener ewigen Bewegung in ihr ein blindes physikalisches Gesetz sah. „Könnte diese Regelung nicht eine Wirkung der Gesetze der Bewegung sein?“, fragt er, dabei wie alle unsere modernen Wissenschaftler vergessend, dass dieses Gesetz und diese Bewegung einen Teufelskreis darstellen, so lange beider Natur unerklärt bleibt. Seine berühmte Antwort an Napoleon – „Gott ist eine unnötige Hypothese geworden“ – könnte lediglich von einem Anhänger der Philosophie der Vedantisten korrekt gegeben werden. Sie wird zum reinen Trugschluss, wenn wir die Vermittlung aktiver, intelligenter und mächtiger (aber niemals „allmächtiger“) Wesen ausschließen, die man „Götter“ nennt.

Aber wir möchten die Kritiker der mittelalterlichen Astronomen fragen, warum Kepler deshalb als höchst unwissenschaftlich gerügt werden sollte, weil er genau dieselbe Lösung vorschlägt wie Newton – sich nur als ernsthafter, konsistenter und sogar als logischer erweisend? Wo mag der Unterschied liegen zwischen Newtons „allmächtigem Wesen“ und Keplers Rektoren, seinen siderischen und kosmischen Kräften oder Engeln? Kepler wird ferner kritisiert für seine „seltsamen Hypothesen, die sich einer innerhalb des Sonnensystems vorhandenen Wirbelbewegung bedienten“, wegen seiner Theorien im Allgemeinen und weil er Empedokles’ Idee von der Anziehung und Abstoßung und insbesondere den „solaren Magnetismus“ begünstigte. Aber verschiedene moderne Wissenschaftler, wie gezeigt werden wird – Hunt (wenn Metcalfe auszuschließen ist), Dr. Richardson etc. – favorisieren dieselbe Idee ganz entschieden. Teilweise wird er jedoch mit der Begründung entschuldigt, dass „zu Keplers Zeit noch keine sich grundsätzlich vom Magnetismus unterscheidende Wechselwirkung zwischen Materiemassen klar erkannt worden war“ (World-Life“). Ist sie heutzutage klar erkannt? Beansprucht Prof. Winchell für die Wissenschaft irgendeine ernsthafte Erkenntnis über die Natur der Elektrizität oder des Magnetismus – ausgenommen den Umstand, dass beide die Wirkungen irgendeiner Folge zu sein scheinen, die aus irgendeiner unbestimmten Ursache hervorgeht?

Die Ideen Keplers sind rein okkult, insofern ihre theologischen Tendenzen ausgesondert werden. Er sah Folgendes:

[SD # 499] (I) Die Sonne ist ein großer Magnet.22 Dasselbe glauben auch einige hervorragende moderne Wissenschaftler und die Okkultisten.

(II) Die Substanz der Sonne ist immateriell23 (sieheIsis entschleiert, Bd. I, S. 270-271).

(III) Für den beständigen Antrieb und die konstante Erneuerung der Sonnenenergie und für die planetare Bewegung sah er die ununterbrochene Aufsicht eines Geistes oder von Geistern vor. Das ganze Altertum glaubte an diese Idee. Die Okkultisten gebrauchen nicht das Wort Geist, sondern sprechen von schöpferischen Kräften, welche sie mit Intelligenz ausstatten. Aber wir können sie auch Geister nennen.

Diese Theorie wurde vielmehr wegen des „Geistes“ geächtet, welchem sie Raum ließ, als wegen anderer Gründe. Herschel, der Ältere, hing ihr ebenfalls an, und ebenso verschiedene moderne Wissenschaftler. Nichtsdestoweniger erklärt Professor Winchell, dass „weder in alter noch in neuerer Zeit eine abstrusere und den Anforderungen der physikalischen Grundsätze weniger entsprechende Hypothese jemals angeboten wurde“ (World-Life“, S. 554).

Dasselbe wurde einstmals vom universalen Ether gesagt, und jetzt wird er nicht nur gezwungenermaßen akzeptiert, sondern auch als die einzig mögliche Theorie zur Erklärung gewisser Geheimnisse befürwortet.

Als Grove seine Ideen zum ersten Mal um 1840 in London verkündete, wurden sie als so unwissenschaftlich wie die obigen bezeichnet; nichtsdestoweniger sind seine Ansichten über die Wechselbeziehungen der Kräfte heute allgemein akzeptiert. Allem Anschein nach wäre für die erfolgreiche Bekämpfung einiger der gegenwärtig vorherrschenden Vorstellungen über die Gravitation und andere ähnliche „Lösungen“ kosmischer Geheimnisse jemand erforderlich, der mit der Wissenschaft besser vertraut ist als die Schreiberin. Aber wir rufen uns einige von anerkannten Wissenschaftlern stammende Einwände ins Gedächtnis; d. h. Einwände von hervorragenden Astronomen und Physikern, welche die Rotations- und Gravitationstheorien zurückwiesen. So liest man in der „French Encyclopaedia“, dass „die Wissenschaft im Angesicht aller ihrer Vertreter darin übereinstimmt, dass es unmöglich ist, den physikalischen Ursprung der Rotationsbewegung des Sonnensystems zu erklären“.

Wenn die Frage gestellt wird: „Was ist die Ursache der Rotation?“, so antwortet man uns: „Es ist die Zentrifugalkraft.“ „Und diese Kraft, wodurch wird sie hervorgebracht?“ „Durch die Kraft der Rotation“, ist die gewichtige Antwort (Godefroy, „Cosmogonie de la Révélation“).24 Es ist vielleicht angeraten, diese Theorien alle beide zu untersuchen, da sie unmittelbar oder mittelbar miteinander in Zusammenhang stehen.

[SD # 500]
V
die rotationstheorien der wissenschaft

Zieht man in Betracht, dass „die Endursache zu einer Chimäre erklärt und die Erste Große Ursache in der Sphäre des Unbekannten in Gewahrsam genommen wurde“, wie ein hochwürdiger Herr mit Recht beklagt, ist die Anzahl der vorgebrachten Hypothesen, einem ganzen Nebelfleck gleich, höchst bemerkenswert. Der profane Schüler ist verwirrt und weiß nicht, an welche der Theorien der exakten Wissenschaften er glauben muss. Hier haben wir einige Hypothesen, für jeden Geschmack und jede Verstandeskraft. Sie sind alle einer Anzahl von wissenschaftlichen Büchern entnommen.

Vorherrschende Hypothesen zur Erklärung des Ursprungs der Rotation

Die Rotation entstand entweder:

(a) Durch den Zusammenstoß von Nebelmassen, die ziellos den Raum durchwandern; oder aber „in Fällen, in welchen kein tatsächlicher Stoß stattfindet“, durch deren gegenseitige Anziehung.

(b) „Durch die Tangentialeinflüsse von Strömen der Nebelmaterie (im Fall eines amorphen Nebels), die von höheren in niedere Schichten hinabsinken25 oder einfach durch die Wirkung der zentralen Schwerkraft der Massen.26

„Es ist ein Fundamentalprinzip der Physik, dass in einer solchen Masse durch die Wirkung ihrer eigenen Teile keine Rotation erzeugt werden kann. Ebenso könnte man versuchen, den Kurs eines Dampfers durch Zerren an der Deckreling zu ändern“, bemerkt hierzu Prof. Winchell in World-Life“.

Hypothesen über die Entstehung

der Sieben Planeten und von Kometen

(a) Wir verdanken die Geburt der Planeten 1. einer Explosion der Sonne – einer Entbindung aus ihrer Zentralmasse;27 oder 2. einer Art von Zerreißen der Nebelringe.

(b) „Die Kometen sind Fremdlinge in unserem Planetensystem.“ (La Place) „Die Kometen entstanden unbestreitbar in unserem Sonnensystem.“ (Faye)

(c) „Die Fixsterne sind unbeweglich“, sagt eine Autorität. . . . „Alle Sterne bewegen sich tatsächlich“, antwortet eine weitere Autorität. . . „Zweifellos bewegt sich jeder Stern.“ (Wolf)

(d) „Seit mehr als 350.000.000 Jahren wurde die langsame und majestätische Bewegung der Sonnen um ihre Achsen auch nicht einen Augenblick lang unterbrochen.“ („Panorama des Mondes“, Lecouturier)

[SD # 501] (e) Und „die Sonne hat Alkyone in den Plejaden zum Mittelpunkt ihrer Bahn und benötigt 180.000.000 Jahre, um einen einzigen Umlauf zu vollenden.“ (Mädler) Und auch:

(f) „Die Sonne existiert seit nicht mehr als 15.000.000 Jahren und wird nicht länger als weitere 10.000.000 Jahre Wärme aussenden.“ (Sir William Thomsons Vorlesung “The latent dynamical theory regarding the probable origin, total amount of heat, and duration of the Sun”, 1887)

Vor wenigen Jahren teilte dieser hervorragende Gelehrte der Welt mit, dass die von der Erde für die Abkühlung benötigte Zeit, vom Beginn einer Krustenbildung an bis zu ihrem gegenwärtigen Zustand, nicht mehr als 80.000.000 Jahre betragen könne.28 (Thomson und Tait, „Natural Philosophy“) Würde die Dauer des verkrusteten Zustands der Welt lediglich 40.000.000 Jahre oder die Hälfte der bereits als möglich zugestandenen Dauer betragen und die Sonne nicht älter als 15.000.000 Jahre sein, müssen wir das dann so verstehen, dass die Erde einstens von der Sonne unabhängig existierte?

Da das Alter der Sonne, der Planeten und der Erde, wie es in vielen wissenschaftlichen Hypothesen der Astronomen und Physiker aufgestellt wird, an anderer Stelle (siehe weiter unten) gegeben wird, haben wir genug gesagt, um die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Dienern der modernen Wissenschaft aufzuzeigen. Ob wir nun die von Sir W. Thomson vorgeschlagenen fünfzehn Millionen oder Huxleys tausend Millionen Jahre für die Entwicklung der Rotation unseres Sonnensystems annehmen, ergibt sich doch immer eines daraus; indem wir annehmen, dass die Himmelskörper ihre Rotation selbst erzeugen, wobei sie aus träger Materie zusammengesetzt sind und dennoch Jahrmillionen lang von ihrer eigenen, inneren Bewegung angetrieben werden, dann läuft diese wissenschaftliche Lehre auf Folgendes hinaus:

(a) Eine offenbare Leugnung des physikalischen Grundgesetzes, das besagt, dass „ein bewegter Körper beständig zur Trägheit tendiert, (d. h. zum Verharren in demselben Zustand der Bewegung oder Ruhe), so lange er nicht von einer stärker wirkenden Kraft zu weiterer Tätigkeit angetrieben wird“.

(b) Einen ursprünglichen Impuls, welcher in einer unveränderlichen Bewegung durch einen Widerstand bietenden Ether mündet, von dem Newton erklärte, dass er mit einer solchen Bewegung unvereinbar sei.

(c) Universale Gravitation, die, so wird uns gelehrt, immer in einem geradlinigen Abstieg auf einen Mittelpunkt zustrebt – als alleinige Ursache der Rotation des gesamten Sonnensystems, welches eine ewige, doppelte Umlaufbewegung ausführt, nämlich ein jeder Körper um seine eigene Achse und in seiner Bahn. Eine weitere, seltenere Version ist:

(d) Ein Magnet in der Sonne; oder dass der erwähnte Umlauf einer magnetischen Kraft zuzuschreiben sei, die gerade so wie die Gravitation geradlinig wirkt – und sich im umgekehrten Verhältnis mit dem Quadrat des Abstandes ändert (Coulombsches Gesetz).

(e) Das Ganze geschieht gemäß unveränderlichen und beständigen Gesetzen, die sich aber nichtsdestoweniger häufig als veränderlich erweisen, wie bei verschiedenen wohlbekannten Launen [SD # 502] der Planeten und anderer Körper, sowie auch wenn sich die Kometen der Sonne nähern oder wieder von ihr entfernen.

(f) Eine motorische Kraft, immer proportional zu der Masse, auf welche sie wirkt, die aber gleichzeitig unabhängig von der spezifischen Natur dieser Masse ist, zu der sie sich proportional verhält; was auf die Position Lecouturiers hinausläuft, der sagt: „Ohne diese Kraft, die von der genannten Masse unabhängig und von einer ganz anderen Natur ist als diese Masse, würde die Letztere, einerlei ob sie so groß ist wie Saturn oder so klein wie Ceres, immer mit derselben Geschwindigkeit fallen.“ („Musée des Sciences“, 15. August 1857) Eine Masse obendrein, die ihr Gewicht von dem Körper herleitet, auf dem sie lastet.

Weder die Vorstellung von Laplace von einem solaren, atmosphärischen Fluidum, das sich über die Bahnen der Planeten hinaus erstrecken soll, noch Lecouturiers Elektrizität, noch Foucaults Wärme („Panorama des Mondes“, S. 55), noch dieses oder jenes können also jemals auch nur einer der zahlreichen Hypothesen über den Ursprung und den Fortbestand der Rotation dazu verhelfen, diesem Hamsterrad zu entkommen, nicht mehr als die Gravitationstheorie selbst. Dieses Geheimnis ist das Prokrustesbett der Naturwissenschaft. Wenn die Materie passiv ist, wie jetzt gelehrt wird, kann auch von der einfachsten Bewegung nicht behauptet werden, dass sie eine wesentliche Eigenschaft der Materie sei – da sie ja lediglich als eine träge Masse betrachtet wird. Wie kann nun eine so komplizierte Bewegung, zusammengesetzt und vielfältig, harmonisch und im Gleichgewicht, Millionen und Abermillionen von Jahren ewig andauernd, lediglich der ihr innewohnenden Kraft zugeschrieben werden, wenn diese Kraft nicht eine Intelligenz ist? Ein physischer Wille ist etwas Neues – eine Vorstellung, die die Alten in der Tat niemals in Erwägung gezogen hätten!29

„Wir sprechen vom Gewicht der Himmelskörper“, sagt ein Astronom, „aber nachdem anerkannt ist, dass das Gewicht proportional zur Entfernung von Zentrum abnimmt, so leuchtet es ein, dass bei einem gewissen Abstand dieses Gewicht zwangsweise auf Null reduziert sein muss. Gäbe es irgendeine Anziehung, so würde sich ein Gleichgewicht einstellen . . . . Und nachdem die moderne Schule im universalen Raum weder ein Unten noch ein Oben anerkennt, ist nicht klar, was die Erde zum Fallen veranlassen sollte, auch wenn es weder Gravitation noch Anziehung gäbe.“ („Cosmographie de Ptolémée“)

Mich dünkt, Graf de Maistre hatte Recht damit, die Frage auf seine eigene, theologische Art zu lösen. Er durchschlägt den Gordischen Knoten mit den Worten: „Die [SD # 503] Planeten rotieren, weil sie in Rotation versetzt wurden . . . . . und das moderne physikalische System des Universums ist eine physikalische Unmöglichkeit.“ (Soirées) Behauptete denn Sir John Herschel mit seiner Aussage nicht dasselbe, dass ein Wille nötig sei, um eine kreisförmige Bewegung zu erhalten, und ein anderer Wille, um sie zu hemmen? („Discours“, 154 f.) Das zeigt und erklärt, wie solch ein in seiner Bewegung verzögerter Planet schlau genug sein kann, seine Zeit so exakt zu berechnen, dass er zur festbestimmten Minute eintreffen wird. Wenn es denn der Wissenschaft teilweise mit großem Einfallsreichtum gelingt, einige dieser Stillstände, rückläufigen Bewegungen, Schleifenbildungen außerhalb der Umlaufbahn etc. etc. als Erscheinungen zu erklären, welche durch die Ungleichartigkeit der jeweiligen Umlaufbewegungen auf den Planetenbahnen entstehen, so wissen wir doch, dass nach Herschel noch andere, und zwar „sehr reale und beträchtliche Abweichungen existieren, welche nur durch die gegenseitige und unregelmäßige Einwirkung jener Planeten und durch den störenden Einfluss der Sonne erklärt werden können“.

Wir verstehen jedoch, dass außer jenen kleinen, nebensächlichen Störungen auch dauerhafte existieren, „säkulare“ Störungen genannt – wegen der außerordentlichen Langsamkeit, mit der die Unregelmäßigkeit zunimmt und die Verhältnisse der elliptischen Bewegung beeinflusst – und dass diese Störungen korrigiert werden können. Von Newton, der fand, dass diese Welt sehr oft einer Reparatur bedürfe, bis herab zu Reynaud sagen alle dasselbe. In seinem „Terre et Ciel“ (S. 28) sagt Letzterer:

„ . . . . . Die von den Planeten beschriebenen Bahnen sind sehr weit davon entfernt, unveränderlich zu sein. Sie sind im Gegenteil einer fortwährenden Veränderung ihrer Lage und Form unterworfen“ – was beweist, dass die Gravitation und die peripatetischen Gesetze ebenso nachlässig sind wie schnell darin, ihre Missgriffe auszubessern. Die Anklage, so wie sie liegt, scheint zu lauten: ‘Sie (die Bahnen) werden abwechselnd weiter und enger, ihre große Achse verlängert und verkürzt sich oder schwankt gleichzeitig von rechts nach links rund um die Sonne, während die Ebene selbst, in welcher sie sich befinden, sich periodisch hebt und senkt, indem sie mit einer Art Tremor um sich selbst wanken.’ . . .“

Worauf de Mirville, der – so wie wir – an intelligente „Arbeiter“ glaubt, die unsichtbar das Sonnensystem lenken, sehr witzig bemerkt:30 . . . . . „Voilà certes, eine Reise, die sehr wenig von mechanischer Genauigkeit an sich hat; man könnte sie höchstens mit der Fahrt eines Dampfers vergleichen, welcher auf den Wogen hin und her gerissen, gestoßen, abgebremst und beschleunigt wird, wobei jedes einzelne dieser Hindernisse seine Ankunft im Unbestimmten verzögern könnte, wäre da nicht die Intelligenz des Steuermanns und der Ingenieure, um verlorene Zeit einzuholen und Schäden auszubessern. . . . .“

Das Gravitationsgesetz scheint jedoch zu einem überholten Gesetz des Sternen­himmels zu verkommen. Auf jeden Fall scheinen die als Kometen bezeichneten langhaarigen, siderischen Radikale die Majestät dieses Gesetzes nicht besonders zu respektieren [SD # 504] und ihm ganz unverschämt zu trotzen. Nichtsdestoweniger, und obwohl sie in fast jeder Hinsicht „Phänomene aufweisen, die noch nicht vollständig erklärt sind“, gehorchen die Kometen und Meteore nach Ansicht der Anhänger der modernen Wissenschaft doch denselben Gesetzen und bestehen aus derselben Materie „wie Sonnen, Sterne und Nebelflecke“ und sogar wie die „Erde und ihre Bewohner“ (Laings „Modern Science and Modern Thought“).

Man könnte sagen, sie vertrauen auf diese Ansicht oder könnte es sogar als blinden Glauben bezeichnen. Aber die exakte Wissenschaft darf nicht in Frage gestellt werden, und wer eine von ihren Schülern ausgedachte Hypothese ablehnt – z. B. die Gravitation – würde dafür als unwissender Narr angesehen; doch wird uns von dem soeben zitierten Autor eine seltsame Geschichte aus den Annalen der Wissenschaft erzählt. „Der Schweif des Kometen von 1811 hatte eine Länge von 120 Millionen Meilen und an seinem breitesten Teil einen Durchmesser von 25 Millionen Meilen, während der Durchmesser des Kerns ungefähr 127.000 Meilen betrug, mehr als das Zehnfache des Erddurchmessers.“ Er sagt uns: „Wenn ein in der Nähe der Erde vorbeiziehender Körper dieser Größe weder ihre Bewegung beeinflusst noch die Länge des Jahres auch nur um eine einzige Sekunde verändert, muss seine Substanz tatsächlich unfassbar dünn sein. . . .“ In der Tat, so muss es sein.

„ . . . . . Die außerordentlich niedrige Dichte der Masse eines Kometen wird auch durch die Erscheinung des Schweifs bewiesen, der bei der Annäherung des Kometen an die Sonne manchmal in wenigen Stunden bis zur Länge von 90 Millionen Meilen ausgeworfen wird. Und das Bemerkenswerte ist, dass dieser Schweif der Schwerkraft entgegengesetzt von einer abstoßenden Kraft heraus geschleudert wird, welche wahrscheinlich elektrischer Natur ist, so dass er immer von der Sonne wegzeigt (! ! !). Und doch, so gering die Dichte der Kometenmaterie auch sein muss, UNTERLIEGT ER DEM ALLGEMEINEN GESETZ DER SCHWERKRAFT (!?), und einerlei ob der Komet sich in einer innerhalb der äußeren Planeten liegenden Bahn bewegt oder in die Tiefen des Raumes hinausschießt und erst nach Jahrhunderten zurückkehrt, sein Weg wird in jedem Moment von derselben Kraft beherrscht, die auch einen Apfel auf die Erde fallen lässt.“ (Ebenda, S. 17)

Die Wissenschaft ist wie Cäsars Frau, und es darf ihr nicht misstraut werden – soviel ist klar. Aber nichtsdestoweniger kann sie ehrfurchtsvoll kritisiert werden. Auf jeden Fall darf man sie daran erinnern, das „der Apfel“ eine gefährliche Frucht ist, zum zweiten Mal in der Geschichte der Menschheit kann er zur Ursache des FALLS werden – diesmal der „exakten“ Wissenschaft. Einem Kometen, dessen Schweif im direkten Angesicht der Sonne dem Gesetz der Schwerkraft trotzt, kann schwerlich unterstellt werden, dass er diesem Gesetz Folge leistet.

In Fragen der Wissenschaft eine blutige Anfängerin, hat die gegenwärtige Schreiberin in einer Reihe zwischen 1865 und 1866 verfasster wissenschaftlicher Werke über die Astronomie und die Nebulartheorie innerhalb weniger Stunden nicht weniger als neununddreißig einander widersprechende Hypothesen gezählt, die als Erklärungen der selbsterzeugten ursprünglichen Rotationsbewegung der Himmelskörper dargeboten werden. Die Schreiberin ist weder Astronomin noch Mathematikerin, noch überhaupt eine Wissenschaftlerin; aber sie war verpflichtet, diese Irrtümer zur Verteidigung des Okkultismus im Allgemeinen zu untersuchen, und was noch [SD # 505] wichtiger ist, zur Stützung der astro- und kosmologischen okkulten Lehren. Die Okkultisten wurden mit schrecklichen Strafen dafür bedroht, dass sie wissenschaftliche Wahrheiten infrage stellen. Aber heute fühlen sie sich ermutigt; die Wissenschaft ist in ihren „unüberwindbaren“ Stellungen viel unsicherer als sie erwarten durften, und viele ihrer Bollwerke sind auf Treibsand errichtet.

Solchermaßen waren selbst diese schwachen und unwissenschaftlichen Untersuchungen von Nutzen, und sicherlich waren sie sehr lehrreich. Wir haben tatsächlich viele Dinge daraus gelernt, indem wir mit besonderer Aufmerksamkeit insbesondere jene astronomischen Daten studierten, die mit größter Wahrscheinlichkeit mit unseren heterodoxen und „abergläubischen“ Ansichten kollidieren könnten.

So fanden wir beispielsweise im Zusammenhang mit der Gravitation sowie Achsen- und Bahnbewegungen heraus, dass eine in einem frühen Stadium überwundene Synchronbewegung dazu ausreicht, eine bis ans Ende des Manvantaras dauernde Rotationsbewegung zu verursachen. Angesichts all der zuvor erwähnten, auf jeden Fall sehr komplizierten Kombinationen von Möglichkeiten bezüglich des Beginns der Rotation konnten wir auch einige der Ursachen identifizieren, die sie verursacht haben könnten, und einige weitere, die sie verursacht haben sollten oder müssten, was aber aus dem einen oder anderen Grund so nicht eingetreten ist. Unter anderem wird uns mitgeteilt, dass das Einsetzen der Rotation in einer sich in glühender Fusion befindlichen Masse genauso leicht angeregt werden kann wie in einer durch gletscherartige Opazität gekennzeichneten („Himmel und Erde“). Dass die Gravitation ferner ein Gesetz ist, das zwar von nichts überwunden werden kann, aber dennoch gelegentlich von den allergewöhnlichsten himmlischen und irdischen Körpern überwunden wird – von den Schweifen der frechen Kometen, zum Beispiel. Dass wir ferner das Universum der heiligen schöpferischen Dreieinigkeit namens träge Materie, unvernünftige Kraft und blinder Zufall verdanken. Von der wirklichen Wesenheit und Natur auch nur einer dieser drei weiß die Wissenschaft nichts, aber das ist eine unwichtige Nebensache. Ergo, sagt man uns, wenn sich eine Masse kosmischer oder nebularer Materie – deren Natur gänzlich unbekannt ist (genau so ist es) und die sich entweder in einem Fusionszustand (Laplace) befinden mag oder in Finsternis und Kälte (Thomson), denn „der Einfluss der Hitze ist selbst eine reine Hypothese“ (Faye) – wenn sich also diese Masse dazu entschließt, ihre mechanische Energie in Form einer Rotation aufzuweisen, so handelt sie eben auf diese Weise. Sie (die Masse) entflammt sich entweder spontan oder sie bleibt träge, dunkel und kalt. Beide Zustände sind gleichermaßen dazu geeignet, sie ohne irgendeine adäquate Ursache Millionen von Jahren lang durch den Raum wirbeln zu lassen. Ihre Bewegungen können rückläufig oder regulär sein, denn für beide Bewegungsarten werden ungefähr einhundert unterschiedliche Gründe angeführt in ungefähr ebenso vielen Hypothesen. Auf jeden Fall fügt sie sich in den Irrgarten der Sterne ein, deren Ursprung ebenso wunderbar und selbsterzeugt ist – denn „die Nebulartheorie beabsichtigt nicht, den Ursprung der Dinge zu entdecken, sondern lediglich ein Stadium der Geschichte der Materie“ (Winchell: „World-Life“) – diese aus träger Materie zusammengesetzten Millionen von Sonnen, Planeten und Satelliten werden sich in höchst eindrucksvoller und majestätischer Symmetrie rund um das Firmament drehen, [SD # 506] trotz ihrer Trägheit einzig „von ihrer eigenen, inneren Bewegung“ angetrieben und geleitet.

Sollen wir uns danach noch wundern, wenn gelehrte Mystiker, fromme römische Katholiken und selbst so gelehrte Astronomen wie es Chaubard und Godefroy31 waren, die Kabbala und die alten Systeme der modernen, trostlosen und widersprüchlichen Darstellung des Universums vorzogen? Der „Zohar“ unterscheidet jedenfalls zwischen „den Hajaschar (den ‘Lichtkräften’), den Hachoser (‘reflektierten Lichtern’) und der einfachen phänomenalen Äußerlichkeit ihrer spirituellen Typen“ (siehe „Kabbala Denudata“, II, 67).

Die Frage der „Gravitation“ kann jetzt verlassen werden, um weitere Hypothesen zu untersuchen. Dass die Naturwissenschaft nichts über „Kräfte“ weiß, ist klar. Wir können jedoch die Beweisführung schließen, indem wir noch einen weiteren Wissenschaftler zu Hilfe rufen – Professor Jaumes, Mitglied der medizinischen Akademie in Montpellier. Von den Kräften sprechend, sagt dieser gelehrte Mann:

„Eine Ursache ist das, was in der Entstehungsgeschichte der Phänomene, bei jedem Auftreten sowie in jeder Veränderung wesentlich wirksam ist. Ich sagte, dass Tätigkeit (oder Kraft) unsichtbar sei. . . . Sie als physisch und als den Eigenschaften der Materie innewohnend anzunehmen, wäre eine grundlose Hypothese. . . Sämtliche Ursachen auf Gott zurückzuführen, . . . hieße sich selbst mit einer Hypothese in Verlegenheit zu bringen, die vielen Wahrheiten feindlich gegenübersteht. Aber von einer Vielfältigkeit der von der Gottheit ausgehenden Kräfte zu sprechen und ihnen selbst zugehörige, innere Kräfte zuzusprechen, ist nicht unvernünftig. . . . und ich bin geneigt, von Zwischenagenten, sogenannten Kräften oder sekundären Agenten hervorgebrachte Phänomene einzuräumen. Die Unterscheidung der Kräfte ist die Grundlage der Einteilung der Wissenschaften; so viele wirkliche und getrennte Kräfte, so viele Mutterwissenschaften. . . . Nein: Kräfte sind keine Spekulationen und Abstraktionen, sondern Wirklichkeiten, und zwar die einzigen tätigen Wirklichkeiten, und ihre Eigenschaften lassen sich mithilfe unmittelbarer Beobachtung und Schlussfolgerung bestimmen.“ („Étude sur la Distinction des Forces”, veröffentlicht in den „Mémoires, Académie des Sciences et Lettres de Montpellier“, Bd. II, Heft I, 1854)

VI
Die Masken der Wissenschaft
Physik oder Metaphysik?

Wenn auf der Erde so etwas wie Fortschritt existiert, muss die Wissenschaft eines Tages nolens volens so ungeheuerliche Vorstellungen wie ihre physikalischen, sich selbst leitenden – seelen- und geistlosen – Gesetze aufgeben und sodann den Geheimlehren zuwenden. [SD # 507] Das hat sie auch schon getan, wie sehr sich die Titelblätter und revidierten Ausgaben des wissenschaftlichen Katechismus auch verändert haben mögen. Es ist inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, seit sich beim Vergleich modernen und alten Denkens herausstellte, dass, wie stark sich unsere Philosophie auch immer von der unserer Vorfahren zu unterscheiden scheint, sie dennoch lediglich aus Hinzufügungen und Weglassungen besteht, die von der alten Philosophie genommen wurden und Tropfen für Tropfen durch den Filter der Vorläufer übertragen wurde.

Diese Tatsache war Faraday und anderen hervorragenden Wissenschaftlern wohl bekannt. Atome, Ether, die Evolution selbst – alles gelangt aus alten Vorstellungen in die moderne Wissenschaft, alles beruht auf den Begriffen der archaischen Nationen. „Vorstellungen“ für den Profanen in allegorischer Gestalt; klare Wahrheiten, den Auserwählten in den Initiationen gelehrt und teilweise von griechischen Schriftstellern preisgegeben, sodass sie bis zu uns herunter gelangten. Das heißt nicht, der Okkultismus hätte jemals dieselben Ansichten über Materie, Atome und Ether gehabt wie sie in der Exoterik der klassischen griechischen Schriftsteller zu finden sind. Wenn wir Tyndall Glauben schenken dürfen, war jedoch selbst Faraday ein Aristoteliker, und er war eher Agnostiker als Materialist. In seinem Werk „Faraday und seine Entdeckungen“ (S. 123) zeigt uns der Verfasser, wie der große Physiker „alte Überlegungen von Aristoteles“ nutzt, die „in einigen seiner Werke kurz und klar zu finden sind“. Faraday, Boškovic und alle anderen jedoch, die in den Atomen und Molekülen „Kraftzentren“ sehen und in der korrespondierenden Kraft des Elements eine Entität an sich, mögen der Wahrheit vielleicht viel näher sein als andere, die diese Sichtweise verunglimpfen und damit auch gleich die „alte pythagoreische Korpuskulartheorie“ anprangern (welche, nebenbei bemerkt, die Nachwelt niemals so erreicht hat wie der große Philosoph sie tatsächlich lehrte) – und das aufgrund ihrer „Selbsttäuschung, dass die in der Vorstellung existierenden materiellen Elemente als getrennte und wirkliche Entitäten begriffen werden können“.

Nach der Überzeugung der Okkultisten ist der größte und verderblichste jemals von der Wissenschaft begangene Irrtum die Vorstellung, dass so etwas wie anorganische oder tote Materie in der Natur existieren könnte. Gibt es irgendetwas Totes oder Anorganisches, das einer Umwandlung oder Veränderung fähig sein könnte? Dies fragt der Okkultismus. Und gibt es irgendetwas unter der Sonne, das unveränderlich oder unwandelbar bleibt?

Dieser Irrtum ist nirgends besser illustriert als in dem wissenschaftlichen Werk eines deutschen Gelehrten, Professor Philipp Spiller („Der Weltäther als kosmische Kraft“). In dieser kosmologischen Abhandlung versucht der Verfasser zu beweisen, dass „kein materieller Bestandteil eines Körpers, kein Atom, für sich ursprünglich mit Kraft begabt ist, sondern dass jedes solche Atom absolut tot ist32 und jeglicher Fähigkeit zur Fernwirkung entbehrt“ (S. 4).

[SD # 508] Diese Feststellung hindert Spiller jedoch nicht daran, einen okkulten Lehr-und Grundsatz zu verkünden. Er behauptet die unabhängige Substanzialität der Kraft und zeigt sie als einen „unkörperlichen Stoff“ oder Substanz. Nun entspricht die Substanz in der Metaphysik nicht der Materie, aber der Diskussion zuliebe soll zugestanden werden, dass der Begriff lediglich falsch angewendet wurde. Das ist aber eine Folge der Armut der europäischen Sprachen und insbesondere der wissenschaftlichen Bezeichnungen. Denn dieser „Stoff“ wird von Spiller mit dem Äther identifiziert und in Verbindung gebracht. In der Ausdrucksweise der okkulten Sprache könnte mit größerer Richtigkeit behauptet werden, diese „Kraft-Substanz“ sei der immer aktive, phänomenale positive Äther – Prakriti; wohingegen der allgegenwärtige, alles durchdringende Ether das Noumenon des Ersteren ist, die Grundlage von allem oder Akasha. Nichtsdestoweniger fällt Stallo über Spiller her, ebenso wie über die Materialisten. Er wird der „vollständigen Missachtung der fundamentalen Wechselbeziehung zwischen Kraft und Materie“ angeklagt (wobei die Wissenschaft weder vom einen noch vom anderen etwas Sicheres weiß). Denn dieser „hypostasierte Halbbegriff“ ist, nach der Ansicht aller anderen Physiker, nicht nur unwägbar, sondern ermangelt auch sämtlichen kohäsiven, chemischen, thermischen, elektrischen und magnetischen Kräften – deren Quelle und Ursache dem Okkultismus zufolge der Äther ist.

Trotz all seiner Irrtümer zeigt daher Spiller mehr Intuition als alle anderen modernen Wissenschaftler, vielleicht mit Ausnahme von Dr. Richardson, dem Theoretiker der „Nervenkraft“ oder des Nervenethers sowie der „Sonnen- und der Erdkraft“.33 Denn der Äther ist in der Esoterik die wahre Quintessenz aller möglichen Energie, und ganz bestimmt sind sämtliche Manifestationen der Energie in der materiellen, psychischen und spirituellen Welt diesem universalen Agenten (welcher aus vielen Agenten besteht) zuzuschreiben.

Was sind Elektrizität und Licht tatsächlich? Woher soll die Wissenschaft wissen, dass die eine ein Fluidum ist und das andere ein „Bewegungsmodus“? Warum wird nicht deutlich gemacht, warum sie voneinander unterschieden werden sollten, obwohl beide als Kraft-Wechselwirkungen betrachtet werden? Die Elektrizität ist ein immaterielles und nicht molekulares Fluidum, wird uns gesagt (obwohl Helmholtz anders darüber denkt), und der Beweis dafür ist, dass wir sie in Flaschen abfüllen, ansammeln und lagern können. Dann muss sie ganz einfach Materie sein und nicht ein besonderes „Fluidum“. Auch ist sie kein bloßer „Bewegungsmodus“, denn Bewegung könnte schwerlich in einer Leidener Flasche aufbewahrt werden. Was das Licht anbelangt, so handelt es sich dabei um einen noch außerordentlicheren „Bewegungsmodus“, denn, „so wundersam es auch anmuten mag, das Licht kann (auch) tatsächlich für den Gebrauch aufbewahrt werden“, wie von Professor Grove vor nahezu einem halben Jahrhundert demonstriert wurde.

„Man nehme einen Stich, der einige Tage lang im Dunkeln gelagert wurde, setze ihn dem vollen Sonnenlicht aus – d. h. man beleuchte ihn 15 Minuten lang, lege ihn [SD # 509] an einem dunklen Ort auf lichtempfindliches Papier, und nach Ablauf von 24 Stunden wird er ein Abbild seiner selbst auf dem lichtempfindlichen Papier zurückgelassen haben, wobei die weißen Stellen schwarz herauskommen. . . . Es scheint dabei keine Grenzen für die Reproduktion von Stichen zu geben etc. etc. . . . .“

Was bleibt auf dem Papier fixiert, wird diesem sozusagen angeheftet? Es ist sicherlich eine Kraft, die das Ding fixiert hat, aber was ist dieses Ding, dessen Rückstand auf dem Papier zurückbleibt?

Unsere gelehrten Herren werden sich sicherlich mit irgendwelchen wissenschaftlich-technischen Fachausdrücken behelfen. Aber was ist das, was aufgefangen wird, sodass eine gewisse Menge davon auf Glas, Papier oder Holz festgehalten wird? Ist es „Bewegung“ oder ist es „Kraft“? Oder wird uns erklärt werden, dass das, was zurückbleibt, lediglich die Wirkung der Kraft oder der Bewegung ist? Was ist dann diese Kraft? Kraft oder Energie ist eine Qualität. Aber eine jede Qualität muss irgendetwas oder irgend jemandem zugehören. In der Physik wird Kraft definiert als „das, was eine beliebige zwischen Körpern bestehende physikalische Beziehung mechanischer, thermischer, chemischer, elektrischer etc. Art verändert oder zu verändern strebt“. Aber diese „Kraft“ oder diese „Bewegung“ ist nicht, was auf dem Papier zurückbleibt, wenn sie zu wirken aufgehört haben; und doch ist etwas für unsere physischen Sinne nicht Wahrnehmbares zurück geblieben, um seinerseits wieder zu einer Ursache zu werden und Wirkungen hervorzubringen. Was ist das? Es handelt sich nicht um Materie, wie sie von der Wissenschaft definiert wird – d. h. Materie in irgendeinem ihrer bekannten Zustände. Ein Alchemist würde sagen, es sei eine spirituelle Absonderung – und würde verlacht werden. Wenn jedoch der Physiker behauptet, gespeicherte Elektrizität sei eine Flüssigkeit oder das auf dem Papier festgehaltene Licht sei immer noch Sonnenlicht – dann ist das Wissenschaft.34 Ein erfahrener Okkultist, welcher die ganze Reihe der Nidanas untersucht hat, die Ursachen und Wirkungen, welche schließlich ihre letzte Wirkung auf diese unsere Ebene der Manifestation projizieren; welcher die Materie bis zu ihrem Noumenon zurückverfolgt hat, wird zu der Überzeugung gelangt sein, dass die Erklärung des Physikers wahrscheinlich Ärger verursachen wird oder die Auswirkungen davon – nämlich den von ihm provozierten Aufschrei – also eine Aussonderung oder ein Fluidum, und der Mensch als Ursache davon – ist dessen materieller Leiter. Aber, wie Grove prophetisch bemerkte, der Tag rückt rasch näher, an dem zugestanden werden wird, dass die uns bekannten „Kräfte“ lediglich die phänomenalen Manifestationen uns vollkommen unbekannter Wirklichkeiten sind – die den Alten wiederum bekannt waren und – von ihnen verehrt wurden.

Er machte eine noch viel bedeutsamere Bemerkung, die der Leitspruch der Wissenschaft hätte werden sollen, wozu es aber nicht kam. Sir W. Grove sagte, „die Wissenschaft sollte weder Verlangen noch Vorurteile kennen. Wahrheit sollte ihr einziges Ziel sein“.

Unterdessen sind in unseren Tagen die Naturwissenschaftler selbstherrlicher und bigotter als selbst der Klerus. Denn sie dienen, wenn sie sie nicht tatsächlich anbeten, [SD # 510] der „Kraft-Materie“, welche ihr unbekannter Gott ist. Und wie unbekannt derselbe ist, kann aus den vielen Eingeständnissen der hervorragendsten Physiker und Biologen geschlossen werden, mit Faraday an ihrer Spitze. Nicht nur, sagte er, konnte er sich nie anmaßen, auszusprechen, ob Kraft eine Eigenschaft oder Funktion der Materie war, sondern er wusste auch nicht, was mit dem Wort Materie gemeint war.

Es gab eine Zeit, fügte er hinzu, in der er glaubte, er verstehe etwas von der Materie. Aber je länger er lebte und je sorgfältiger er sie studierte, desto mehr war er von seiner gänzlichen Unwissenheit über die Natur der Materie überzeugt35 (siehe Bakewells „Electric Science“).

Die Okkultisten werden oft missverstanden, weil sie in Ermangelung besserer Begrifflichkeiten gewisse Aspekte des Wesens der Kraft mit dem Beiwort Substanz versehen. Nun ist die Vielseitigkeit des „Substanz“begriffs auf den verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung und des Daseins Legion. Der östliche Okkultismus kennt für jede davon eine besondere Bezeichnung; die Wissenschaft jedoch hält – England gleich, welches in der Erinnerung eines geistreichen Franzosen mit sechsunddreißig Religionen, aber lediglich einer einzigen Fischsoße gesegnet ist – für alle nur einen einzigen Namen bereit, nämlich „Substanz“. Obendrein scheinen sich weder die orthodoxen Physiker noch deren Kritiker ihrer Prämissen besonders sicher zu sein, und sie neigen dazu, Ursachen und Wirkungen durcheinander zu bringen. Es ist zum Beispiel unrichtig mit Stallo zu behaupten, dass „Materie als bloße, räumliche Gegenwart auch nicht besser erfasst oder gedacht werden kann denn als Anhäufung von Kräften“, oder dass „Kraft nichts ist ohne Masse, und Masse nichts ist ohne Kraft“ – denn das eine ist das Noumenon und das andere ist das Phänomen. Nochmals: Schelling konnte seinen Ausspruch niemals auf das Gebiet der transzendentalen Metaphysik angewandt haben, dass „es eine reine Irreführung der Fantasie sei zu glauben, dass irgendetwas zurückbleibt, über das wir nichts wissen, wenn wir einen Gegenstand aller seiner ihm zugehörigen Eigenschaften entledigen“.36 Es ist wahr, dass reine Kraft in der Welt der Physik nichts ist; aber in der Domäne des Geistes ist sie Alles. So sagt Stallo: „Wenn wir eine Masse, auf die eine gegebene, wenn auch noch so kleine Kraft einwirkt, immer weiter in Richtung ihrer Grenze von Null verkleinern – oder mathematisch ausgedrückt, sie unendlich klein werden lassen – dann wird die Geschwindigkeit der resultierenden Bewegung unendlich groß und das ‘Ding’ . . . wird in einem beliebigen gegebenen Augenblick weder hier noch da sein, sondern überall – so dass keine [SD # 511] wirkliche Gegenwart existiert. Es ist daher unmöglich, die Materie als eine Synthese von Kräften zu konstruieren“ (S. 161).

Das mag in der phänomenalen Welt stimmen, insoweit die illusive Reflexion der einen Wirklichkeit der übersinnlichen Welt den verkümmerten Vorstellungen eines Materialisten wahr erscheinen kann. Es ist absolut unzutreffend, wenn das Argument auf Dinge in den überweltlichen Sphären angewendet wird – so bezeichnet von den Kabbalisten. Nach Newton ist die sogenannte Massenträgheit eine „Kraft“ („Princ. Def.“, iii), und für den Schüler der esoterischen Wissenschaften ist sie die größte der okkulten Kräfte. Nur gedanklich, und lediglich auf dieser illusiven Ebene, kann ein Körper getrennt von seinen Beziehungen zu anderen Körpern betrachtet werden – welche gemäß den physikalischen und mechanischen Wissenschaften seine Attribute hervorbringen. Tatsächlich kann er niemals derartig isoliert werden: Selbst der Tod kann ihn niemals von seiner Beziehung zu den universalen Kräften lösen, deren Synthese die eine Kraft oder das Leben ist. Wenn Stallo aber Recht hat, was kann dann Dr. James Croll damit meinen, wenn er bei der Besprechung von „On the Transformation of Gravity“, („Phil. Mag.“, [V] Bd. II, S. 252) die von Faraday, Waterston und anderen verteidigten Ansichten vorbringt? Denn er sagt sehr deutlich, dass die Schwerkraft –

„ . . . eine Kraft ist, welche den Raum außerhalb von Körpern durchdringt, und dass die Kraft bei gegenseitiger Annäherung der Körper nicht größer wird, wie allgemein angenommen, sondern dass die Körper lediglich an eine Stelle gelangen, an welcher die Kraft mit größerer Intensität vorhanden ist. . . . .“

Niemand wird leugnen, dass eine außerhalb der Körper und im offenen Raum – sei dieser nun Ether oder Vakuum – existierende Kraft (einerlei ob Schwerkraft, Elektrizität oder irgendeine andere Kraft) etwas sein muss und kein bloßes Nichts sein kann, wenn man sich diese Kraft von einer Masse getrennt vorstellt. Andererseits könnte sie wohl kaum an einem Ort mit stärkerer und an einem anderen Ort mit schwächerer „Intensität“ bestehen. G.-A. Hirn kommt in seiner „Théorie Mécanique de la Chaleur“ zum selben Schluss. Er versucht zu beweisen, „dass das Atom der Chemiker nicht nur deshalb eine Entität ist, weil darüber eine reine Übereinkunft erzielt wurde oder weil es einfach als Erklärungshilfe dient, sondern dass es tatsächlich existiert, dass sein Volumen unveränderlich ist und dass es folglich nicht elastisch ist (! !). Die Kraft ist daher nicht im Atom; sie befindet sich im die Atome voneinander trennenden Raum.

Die oben angeführten, von zwei in ihren jeweiligen Heimatländern hoch angesehenen Wissenschaftlern zum Ausdruck gebrachten Ansichten zeigen, dass es nicht im Mindesten unwissenschaftlich ist, von der Substanzialität der sogenannten Kräfte zu sprechen. Zukünftig wird diese Kraft spezifisch als Substanz irgendeiner Art bezeichnet werden, es kann nichts anderes sein; und vielleicht wird eines Tages die Wissenschaft als Erste den verspotteten Namen Phlogiston wieder aufnehmen. Wie auch immer der dieser Kraft verliehene Name zukünftig lauten wird, mag die Behauptung, die Kraft wohne nicht in den Atomen, sondern lediglich in dem „zwischen ihnen liegenden Raum“, der Wissenschaft genügen, nichtsdestoweniger ist sie aber nicht wahr. Für den Verstand eines Okkultisten ist das, als würde man behaupten, [SD # 512] das Wasser wohne nicht in den Tropfen, aus denen der Ozean zusammengesetzt ist, sondern nur in dem Raum zwischen diesen Tropfen!

Der Einwand, dass zwei verschiedene Schulen der Physik existieren, von welchen eine „die Kraft als eine unabhängige, substanzielle Entität annimmt, die weder eine Eigenschaft der Materie ist noch mit ihr in einer wesentlichen Beziehung steht“,37 ist schwerlich dazu angetan, dem Profanen zu einem klaren Verständnis zu verhelfen. Im Gegenteil, es muss damit gerechnet werden, dass die Fragestellung noch größere Verwirrung stiften wird als jemals zuvor. Denn Kraft ist also weder das eine noch das andere. Indem die Wissenschaft sie als eine „unabhängige, substanzielle Entität“ betrachtet, reicht die Theorie dem Okkultismus kameradschaftlich die rechte Hand, während die sonderbare, widersprüchliche Vorstellung, sie „stehe mit der Materie in keiner anderen Beziehung als zu ihrer Macht, auf sie einzuwirken“,38 die Wissenschaft der Physik zu den absurdesten, widersprüchlichsten Hypothesen führt. Einerlei ob „Kraft“ oder „Bewegung“ (der Okkultismus sieht zwischen den beiden keinerlei Unterschied und versucht niemals, diese Begriffe voneinander zu trennen), sie kann für die Anhänger der atomistisch-mechanischen Theorie nicht auf die eine Art und für jene der rivalisierenden Schule auf eine andere Art wirken. Noch können die Atome im einen Fall genau gleiche Größe und gleiches Gewicht aufweisen und sich im anderen Fall in ihrem Gewicht voneinander unterscheiden (Avogadrosches Gesetz). Mit den Worten desselben fähigen Kritikers:

. . . „Während somit die absolute Gleichartigkeit der ursprünglichen Massen­einheiten ein wesentlicher Bestandteil der eigentlichen Grundlagen der mechanischen Theorie ist, basiert die gesamte moderne chemische Wissenschaft auf einem Prinzip, das dieser Theorie direkt widerspricht; kürzlich wurde über dieses Prinzip gesagt, es ‘nehme in der Chemie denselben Platz ein wie das Gravitationsgesetz in der Astronomie’.39 Dieses Prinzip ist bekannt als das Avogadrosche oder Ampèresche Gesetz.“40

Das zeigt, dass sich entweder die moderne Chemie oder die moderne Physik in ihrem jeweiligen Grundprinzip vollständig irrt. Wenn die Annahme unterschiedlicher spezifischer Atomgewichte auf der Basis der Atomtheorie in der Physik für sinnlos gehalten wird, und die Chemie gleichwohl auf ihrer entgegengesetzten Grundlage (in Bezug auf die Frage der Bildung und Umbildung chemischer Verbindungen) einen „unfehlbaren experimentellen Beweis“ findet, [SD # 513] dann ist offensichtlich, dass die atomistisch-mechanische Theorie nicht zu halten ist. Die Erklärung der Letzteren, dass „die Gewichtsdifferenzen lediglich aus unterschiedlichen Dichten resultieren, und unterschiedliche Dichten aus unterschiedlichen Abständen zwischen den in einem gegebenen Raum enthaltenen Teilchen“, sind nicht wirklich stichhaltig. Bevor ein Physiker zu seiner Verteidigung behaupten kann, dass „sich im Atom keine Vielzahl von Teilchen und kein leerer Raum befindet und daher Dichte- und Gewichtsunterschiede bei Atomen nicht möglich sind“, muss er zunächst einmal wissen, was ein Atom tatsächlich ist, und gerade das kann er nicht wissen. Er muss es mit mindestens einem seiner körperlichen Sinne beobachten können – und das schafft er nicht. Aus dem einfachen Grund, weil überhaupt niemand jemals ein „Atom“ gesehen, gerochen, gehört, gefühlt oder geschmeckt hat. Das Atom gehört gänzlich dem Bereich der Metaphysik an. Es ist eine vergegenständlichte Abstraktion – zumindest für die Wissenschaft der Physik – und hat, streng genommen, mit der Physik nichts zu tun, da es niemals der Prüfung durch die Retorte oder Waage unterzogen werden kann. Die mechanische Vorstellung wird daher zu einem Wirrwarr widersprüchlichster Theorien und Dilemmata in den Gemütern vieler Wissenschaftler, die darin genauso wenig übereinstimmen wie über andere Gegenstände; ihre Entwicklung wird von den diesen Streit verfolgenden östlichen Okkultisten mit größter Bestürzung betrachtet.

Wir wollen in der Frage der Schwerkraft zu einem Schluss kommen. Wie kann die Wissenschaft sich anmaßen, irgendetwas Sicheres darüber zu wissen? Wie kann sie ihre Stellung und ihre Hypothesen gegen jene der Okkultisten behaupten, die in der Schwerkraft nur Sympathie und Antipathie oder Anziehung und Abstoßung sehen, auf unserer irdischen Ebene verursacht durch physikalische Polarität und außerhalb ihres Einflusses durch geistige Ursachen? Wie können sie nicht mit den Okkultisten übereinstimmen, solange sie nicht selbst untereinander übereinstimmen? Tatsächlich hört man von der Erhaltung der Energie und im selben Atemzug von der vollkommenen Härte und Unelastizität der Atome; von der Identität der kinetischen Gastheorie mit der sogenannten „potenziellen Energie“; und gleichzeitig davon, dass die elementaren Masseneinheiten absolut hart und unelastisch sind! Ein Okkultist öffnet ein wissenschaftliches Werk und liest Folgendes:

„Der physikalische Atomismus leitet alle qualitativen Eigenschaften der Materie aus den Formen der Atombewegung ab. Die Atome selbst bleiben als Elemente gänzlich eigenschaftslos.“ (Wundt, „Die Theorie der Materie“, S. 381)

Und ferner:

„Die Chemie muss in ihrer letzten Form Atom-Mechanik sein.“ (Naumann, „Grundriss der Thermochemie“ S. 150)

Und einen Augenblick später wird ihm gesagt:

„Die Gase bestehen aus Atomen, die sich wie feste, vollkommen elastische Sphären verhalten.“ (Krönig, Clausius, Maxwell etc., „Philosophical Magazine“, 4. Serie, Bd. xix, S. 19)

Schließlich findet sich zur Krönung des Ganzen die Erklärung von Sir W. Thomson:

„Die moderne Theorie von der Erhaltung der [SD # 514] Energie verbietet uns, Nichtelastizität oder etwas Geringeres als die vollkommene Elastizität der letztendlichen Moleküle sowohl der überirdischen als auch der irdischen Materie vorauszusetzen.“ (! ! !) („Philosophical Magazine“, S. 321, a.a.O.)

Aber was sagen die wahren Wissenschaftler zu all dem? Unter „wahren Wissenschaftlern“ verstehen wir jene, die sich viel zu sehr um die Wahrheit bemühen und zu wenig um persönliche Eitelkeiten, etwas zu dogmatisieren, so wie es die meisten tun. Da gibt es einige – vielleicht mehr, als es wagen dürften, ihre geheimen Schlussfolgerungen öffentlich mitzuteilen, aus Furcht vor dem Aufschrei: „Steinigt ihn zu Tode!“ – Männer, deren Intuition sie den Abgrund überbrücken ließ zwischen dem irdischen Aspekt der Materie und der subjektiven, d. h. transzendentalen, objektiven Substanz, welche für uns auf unserer Ebene der Illusion liegt; und deren Intuition sie dahin führte, die Existenz dieser Substanz zu verkünden. Es muss daran erinnert werden, dass Materie für den Okkultisten die Gesamtheit des auf sämtlichen Ebenen möglicher Wahrnehmung vorkommenden Daseins im Kosmos ist. Wir sind uns nur zu wohl bewusst, dass die orthodoxen Theorien des Schalls, der Wärme und des Lichts in Widerspruch zu den okkulten Theorien stehen. Aber für die Wissenschaftler oder ihre Verteidiger reicht es nicht aus zu behaupten, sie würden die dynamische Kraft von Licht und Wärme nicht abstreiten; und als Beweis dafür die Tatsache anführen, dass Crookes Radiometer keine der Anschauungen erschüttert hat. Wenn sie die letzte Natur dieser Kräfte ergründen wollen, müssen sie erst einmal ihre substanzielle Natur zugestehen, wie übersinnlich diese Natur auch sein mag. Auch streiten die Okkultisten nicht die Richtigkeit der Schwingungstheorie ab.41 Sie beschränken ihren Gültigkeitsbereich lediglich auf unsere Erde – und erklären, dass sie für andere Ebenen als unsere eigene unzulänglich sind, da sie als „Meister“ der okkulten Wissenschaften die Ursachen der etherischen Schwingungen wahrnehmen können. Würde es sich bei alledem nur um Erdichtungen der Alchemisten oder Träume der Mystiker handeln, müssten solche Männer wie Paracelsus, Philalethes, van Helmont und so viele andere für schlimmer erachtet werden als Fantasten: Sie würden zu Betrügern und vorsätzlichen Täuschern.

Die Okkultisten werden kritisiert, weil sie die Ursache von Licht, Wärme, Schall, Kohäsion, Magnetismus etc. etc. als Substanz bezeichnen.42 Clerk Maxwell stellte fest, dass starkes Sonnenlicht mit etwa 3¼ lbs pro Quadratmeile auf die Erde drückt. Man sagt ihnen, das resultiere aus „der Energie von Myriaden von Etherwellen“; und wenn sie es eine „Substanz“ nennen, die auf diese Fläche trifft, wird ihre Erklärung als unwissenschaftlich bezeichnet.

Es gibt keine Rechtfertigung für diese Beschuldigung. Auf keinerlei Weise – wie bereits [SD # 515] mehr als einmal festgestellt worden ist – bestreiten die Okkultisten die Darlegungen der Wissenschaft, insofern sie eine Erklärung der unmittelbaren, objektiv wirkenden Kräfte bieten. Die Wissenschaft irrt lediglich in der Annahme, dass sie bereits alles, was jenseits der Schwelle der Sinne liegt, entdeckt hätte, nur weil sie in den schwingenden Wellen die naheliegende Ursache dieser Phänomene erkannt hat. Sie verzeichnet ausschließlich eine Reihenfolge von Phänomenen auf der Wirkungsebene, illusorische Projektionen aus einer Region, in welche der Okkultismus schon lange eingedrungen ist. Und der behauptet, dass diese etherischen Vibrationen nicht durch die Schwingungen von Molekülen bekannter Körper – der Materie unseres irdischen, gegenständlichen Bewusstseins – erregt werden, wie die Wissenschaft uns versichert, sondern dass wir in einer in übersinnlichen Zuständen existierenden MATERIE nach den letzten Ursachen des Lichts, der Wärme etc. etc. suchen müssen – in Zuständen jedoch, welche dem spirituellen Auge des Menschen ebenso vollständig gegenständlich erscheinen wie ein Pferd oder ein Baum einem gewöhnlichen Sterblichen. Licht und Wärme sind das Gespenst oder der Schatten der bewegten Materie. Unter dem Sushumnastrahl43 – dem ersten der sieben mystischen Strahlen der Sonne – können solche Zustände von den Sehern oder Adepten in den Stunden der Trance wahrgenommen werden.

Die hiermit vorgebrachte okkulte Lehre behauptet die Wirklichkeit der übersubstanziellen und übersinnlichen Wesenheit Akashas (nicht des Ethers, der lediglich ein Aspekt des Letzteren ist), dessen Wesen sich nicht aus seinen entlegeneren Erscheinungsformen erschließen lässt – aus seiner lediglich phänomenalen Phalanx von Wirkungen auf dieser irdischen Ebene. Die Wissenschaft belehrt uns im Gegenteil, dass Wärme niemals als Materie in irgendeinem denkbaren Zustand betrachtet werden kann.44 Es wird uns auch gesagt, dass die beiden großen, der Fluidtheorie (?) der Wärme entgegenstehenden Hindernisse zweifellos Folgende sind:

[SD # 516] (1) Die Erzeugung der Wärme durch Reibung – im Sinne einer Erregung von Molekularbewegung.

(2) Die Umwandlung von Wärme in mechanische Bewegung.

Die Antwort darauf lautet: Es gibt Flüssigkeiten unterschiedlicher Arten. Elektrizität wird als Fluidum bezeichnet, und bis vor Kurzem galt das auch für die Wärme, allerdings unter der Voraussetzung, dass die Wärme eine unwägbare Substanz sei. So verhielt es sich in der höchsten und autokratischen Herrschaft der Materie. Als Letztere entthront und die Bewegung zum einzigen uneingeschränkten Herrscher des Universums ausgerufen war, wurde die Wärme zu einem „Bewegungsmodus“. Wir brauchen nicht zu verzweifeln: Morgen schon kann sie wieder zu etwas anderem werden. Wie das Universum selbst, so ist auch die Wissenschaft immer im Werden und kann niemals sagen: „Ich bin, die ich bin.“ Andererseits besitzt die okkulte Wissenschaft unveränderliche Überlieferungen aus prähistorischen Zeiten. Sie kann in Einzelheiten irren; aber in Fragen der universalen Gesetze kann sie sich niemals eines Irrtums schuldig machen, und zwar einfach deshalb, weil diese von der Philosophie mit Recht als die „göttliche“ bezeichnete Wissenschaft auf höheren Ebenen geboren und von Wesen zur Erde herab gebracht wurde, die weiser waren als der Mensch selbst in der siebten Rasse seiner siebten Runde sein wird. Und diese Wissenschaft behauptet, dass die Kräfte nicht das sind, was die moderne Bildung aus ihnen machen möchte, z. B. stellt der Magnetismus keinen „Bewegungsmodus“ dar. Und zumindest in diesem besonderen Fall wird die exakte, „moderne Wissenschaft“ sicherlich eines Tages noch zu Schaden kommen. Nichts mag auf den ersten Blick lächerlicher erscheinen, nichts unglaublich widersinniger, als beispielsweise zu behaupten: „Der hinduistische initiierte Yogi weiß in Wirklichkeit zehnmal mehr als der größte europäische Physiker über die letztendliche Natur und Konstitution des Lichts – sowohl des Sonnen- wie des Mondlichts.“ Warum aber glaubt man von dem Sushumna-Strahl, dass er es sei, der den Mond mit seinem geborgten Licht versorgt? Warum ist er „der Strahl, der von dem initiierten Yogi geschätzt wird?“ Warum wird der Mond von diesen Yogis als die Gottheit des Gemüts betrachtet? Wir sagen, weil das Licht, oder vielmehr seine gesamten okkulten Eigenschaften, jede Kombination und Korrelation seinerseits mit anderen mentalen, psychischen und spirituellen Kräften, den alten Adepten vollständig bekannt waren.

Auch wenn die okkulte Wissenschaft in ihrem Wissen über die ultimative Zusammensetzung der Materie, oder in der sogenannten ultimativen Analyse im Gegensatz zur proximalen Analyse der Chemie, weniger gut über das Verhalten zusammengesetzter Elemente in verschiedenen physikalischen Wechselbeziehungen informiert sein mag: Sie steht in ihrer Kenntnis der letztendlich okkulten Zustände der Materie und der wahren Natur der Materie dennoch unermesslich höher als alle Physiker und Chemiker unserer modernen Zeit zusammengenommen.

Wenn wir nun offen und in voller Aufrichtigkeit die Wahrheit aussprechen, nämlich, dass die alten Initiierten eine viel umfassendere Kenntnis der Physik hatten – als eine Wissenschaft der Natur – als unsere Akademien der Wissenschaft alle zusammen, so wird diese Behauptung als Unverschämtheit und Absurdität hingestellt werden; denn die Naturwissenschaften stehen in dem Ansehen, in unserem Zeitalter auf den Gipfel der Vollkommenheit erhoben worden zu sein. Daher die spöttische Rückfrage: „Sind [SD # 517] die Okkultisten in der Lage, zwei Punkte zu erfüllen, und zwar (a) die Erzeugung von Wärme durch Reibung – Erregung von Molekularbewegung, und (b) die Umwandlung von Wärme in mechanische Kraft, wenn sie an der alten, „verworfenen“ Theorie festhalten, dass die Wärme eine Substanz oder ein Fluidum ist?“

Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst einmal beachtet werden, dass die okkulten Wissenschaften weder die Elektrizität noch irgendeine andere Kraft, von der angenommen wird, dass sie von ihr verursacht sei, als Materie in irgendeinem der Naturwissenschaft bekannten Zustand ansehen. Um es klarer auszudrücken: Keine dieser sogenannten „Kräfte“ ist ein fester Körper oder ein Gas oder eine Flüssigkeit. Wenn es nicht pedantisch erschiene, würde ein Okkultist sogar dagegen Einwände erheben, dass die Elektrizität als Fluidum bezeichnet wird – da sie eine Wirkung ist und nicht eine Ursache. Ihr Noumenon jedoch, würde er sagen, ist eine bewusste Ursache. Dasselbe gilt für „Kraft“ und das „Atom“. Sehen wir, was ein hervorragender Akademiker über diese beiden Abstraktionen zu sagen hat, nämlich der Chemiker Butlerov.

Was ist Kraft?“ fragt dieser große Wissenschaftler. „Was ist sie von einem streng wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, unter Berücksichtigung des Energieerhaltungssatzes?“ Unsere Auffassungen über die eine oder andere Bewegungsart nehmen die Vorstellungen über die Kraft wieder auf.“ Kraft ist auf diese Weise lediglich der Übergang von einem in den nächsten Bewegungszustand: von Elektrizität in Wärme und Licht, von Wärme in Schall oder eine beliebige mechanische Funktion und so fort.45 Als der Mensch auf der Erde zum ersten Mal ein elektrisches Fluidum hervorbrachte, muss das durch Reibung geschehen sein; somit bringt Wärme es durch eine Störung ihres Laya-Zustands46 hervor, wie es wohl bekannt ist, und Elektrizität existiert per se nicht anders auf der Erde als Wärme oder Licht oder jede beliebige andere Kraft. Sie alle sind Korrelationen, wie die Wissenschaft sagt. „Wenn ein gegebenes Quantum Wärme unter Zuhilfenahme einer Dampfmaschine in mechanische Arbeit umgewandelt wird, sprechen wir von Dampfkraft. Wenn ein fallender Körper auf seinem Wege auf ein Hindernis stößt und dadurch Wärme und Schall erzeugt – so nennen wir das Kollisionskraft. Wenn die Elektrizität Wasser zersetzt oder einen Platindraht erhitzt, so sprechen wir von der Kraft des elektrischen Fluidums. Wenn die Sonnenstrahlen auf die Kugel des Thermometers auftreffen und sich das Quecksilber darin ausdehnt, sprechen wir von der thermischen Energie der Sonne. Kurzum, endet ein Zustand einer bestimmten Bewegungsmenge, dann beginnt ein anderer, dem vorangegangenen gleichwertiger Bewegungszustand, und das Ergebnis einer solchen Umwandlung oder Wechselbeziehung ist – Kraft. Wo eine solche Umwandlung oder der Übergang von einem in einen anderen Bewegungszustand vollständig fehlt, tritt auf keinen Fall eine Kraft auf. Gestehen wir uns für einen Moment einen absolut homogenen Zustand des Universums ein, und unsere Vorstellung von der Kraft löst sich in Nichts auf.

[SD # 518] Daraus wird ersichtlich, dass die vom Materialismus als Ursache der uns umgebenden Vielfalt betrachtete Kraft in der nüchternen Wirklichkeit lediglich eine Wirkung, eine Folge dieser Vielfalt ist. Von einem derartigen Gesichtspunkt aus gesehen, ist die Kraft nicht die Ursache der Bewegung, sondern eine Wirkung, während die Ursachen der Kraft oder der Kräfte nicht die Substanz oder Materie ist, sondern die Bewegung selbst. Die Materie muss somit beiseite gelassen werden und mit ihr das überflüssig gewordene Grundprinzip des Materialismus, da die auf einen Bewegungszustand reduzierte Kraft keine Vorstellung der Substanz vermitteln kann. Wenn Kraft die Folge von Bewegung ist, wird es unverständlich, warum diese Bewegung ein Zeugnis für die Materie ablegen soll und nicht für den Geist oder eine geistige Wesenheit. Es ist wahr, ohne etwas sich Bewegendes kann sich unsere Vernunft keine Bewegung vorstellen (und unsere Vernunft hat Recht); doch die Natur oder esse dieses sich bewegenden Etwas bleibt der Wissenschaft vollständig unbekannt; und die Spiritualisten schreiben die Bewegung in einem solchen Fall mit dem gleichen Recht einem „Geist“ zu, wie sie ein Materialist der schöpferischen und allmächtigen Materie zuschreibt. Ein Materialist hat dabei keine besonderen Privilegien, noch kann er Anspruch darauf erheben. Der Energieerhaltungssatz hat sich, wie man sieht, in diesem Fall mit seinen Ansprüchen und Behauptungen als unzulässig erwiesen. Das „große Dogma“ – keine Kraft ohne Materie und keine Materie ohne Kraft – fällt zu Boden und verliert seine erhabene Bedeutung vollständig, mit welcher es der Materialismus einzusetzen versuchte. Die Vorstellung von der Kraft ergibt noch keine Vorstellung von der Materie und zwingt uns in keiner Weise, in ihr „den Ursprung alle Ursprünge“ zu sehen.“ („Scientific Letters“, Professor Butlerov)

Man versichert uns, dass die wirkliche Wissenschaft nicht materialistisch ist; und unsere eigene Überzeugung sagt uns, dass sie es nicht sein kann, wenn ihre Gelehrsamkeit wahrhaftig ist. Das hat einen guten Grund, der auch von einigen Physikern und Chemikern selbst genau angegeben wird. Die Naturwissenschaften können nicht Hand in Hand mit dem Materialismus gehen. Um ihrer Berufung zu entsprechen, müssen die Wissenschaftler die bloße Möglichkeit der mit der Atomtheorie in Zusammenhang stehenden materialistischen Lehren zurückweisen; und wir sind der Ansicht, dass Lange, Butlerov, du Bois-Reymond – der Letztere möglicherweise unbewusst – und verschiedene andere das nachgewiesen haben. Obendrein wird das durch die Tatsache bewiesen, dass Kanada aus Indien, Leukipp, Demokrit und nach ihnen Epikur – die ersten Atomisten Europas – an Götter oder übersinnliche Wesenheiten glaubten und gleichzeitig die Proportionstheorie verbreiteten. Ihre Vorstellungen von der Materie unterschieden sich also von den gegenwärtig vorherrschenden. Es sei uns erlaubt, unsere Behauptung durch eine kurze Übersicht der alten und modernen Auffassungen der Philosophie von Atomen zu verdeutlichen und damit zu beweisen, dass die Atomtheorie den Materialismus vernichtet.

Vom Standpunkt des Materialismus aus betrachtet, der den Ursprung von allem auf die Materie reduziert, besteht das Universum in seiner Gesamtheit aus Atomen und aus Leere. Auch wenn wir den heute mittels Teleskop und Mikroskop vollständig erwiesenen Lehrsatz der Alten beiseite lassen, dass die Natur das [SD # 519] Vakuum verabscheut – was ist denn ein Atom? „Es ist, antwortet uns die Wissenschaft“, schreibt Professor Butlerov, „die letzte Unterteilung der Substanz, das unteilbare Partikel der Materie. Die Teilbarkeit des Atoms zuzugestehen läuft auf ein Zugeständnis der unendlichen Teilbarkeit der Substanz hinaus, was gleichbedeutend damit wäre, die Substanz auf nihil, ein Nichts zu reduzieren. Schon aus einer Empfindung bloßen Selbsterhalts kann der Materialismus die unendliche Teilbarkeit nicht zugestehen; sonst hätte er seinem Grundprinzip für immer Lebewohl zu sagen und würde damit sein eigenes Todesurteil unterzeichnen.“ Büchner erklärt zum Beispiel wie ein echter, dogmatischer Materialist: „Unendliche Teilbarkeit anzunehmen ist widersinnig und bedeutet, an der Existenz der Materie selbst zu zweifeln.“ Das Atom ist somit unteilbar, sagt der Materialismus? Sehr gut.

„Man sehe nun, zu welch sonderbarem Widerspruch dieses Grundprinzip die Materialisten verleitet“, schreibt Butlerov. „Das Atom ist unteilbar, und gleichzeitig sehen wir, dass es elastisch ist. Ein Versuch, es seiner Elastizität zu berauben, ist undenkbar; das würde eine Absurdität bedeuten. Absolut nicht-elastische Atome könnten niemals auch nur ein einziges der zahlreichen Phänomene aufweisen, welche ihren Wechselwirkungen zugeschrieben werden. Ohne Elastizität könnten die Atome ihre Energie nicht offenbaren, und die Substanz der Materialisten bliebe jeglicher Kraft beraubt. Wenn also das Universum aus Atomen zusammengesetzt ist, müssen diese Atome elastisch sein. Und hier stoßen wir auf ein unüberwindliches Hindernis. Denn welche Bedingungen sind zur Offenbarung der Elastizität erforderlich? Ein auf ein Hindernis auftreffender elastischer Ball wird abgeplattet und komprimiert. Bestünde er nicht aus Teilchen, die zum Zeitpunkt des Aufpralls ihre relativen Positionen vorübergehend variieren können, wäre das nicht möglich. Das kann von der Elastizität allgemein gesagt werden; ohne Lageveränderung der den elastischen Körper zusammensetzenden Teilchen ist Elastizität nicht möglich. Das bedeutet, dass der elastische Körper veränderlich ist und aus Teilchen besteht, oder mit anderen Worten, dass Elastizität nur jenen Körpern eigen sein kann, die teilbar sind. Und das Atom ist elastisch.“

Das genügt, um den Irrsinn aufzuzeigen, Unteilbarkeit und Elastizität gleichzeitig zu postulieren. Das Atom ist elastisch, folglich ist das Atom teilbar und muss aus Teilchen oder Subatomen bestehen. Und diese Subatome? Sie sind entweder nicht-elastisch und haben in diesem Fall keine Bedeutung für die Dynamik, oder sie sind ebenfalls elastisch; und in diesem Fall sind sie ebenfalls der Teilbarkeit unterworfen. Und so weiter, ad infinitum. Die unendliche Teilbarkeit der Atome löst die Materie aber in einfache Kraftzentren auf, d. h. sie schließt die Möglichkeit aus, sich die Materie als objektive Substanz vorzustellen.

Dieser Teufelskreis ist für den Materialismus verhängnisvoll. Er findet sich in seinen eigenen Netzen gefangen, und es gibt keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Wenn er fordert, dass das Atom unteilbar ist, wird ihm die Mechanik die verfängliche Frage vorlegen: „Wie bewegt sich das Universum in diesem Fall, und in welcher Wechselwirkung stehen die Kräfte untereinander? Eine aus gänzlich nicht-elastischen Atomen aufgebaute Welt ist wie eine Lokomotive ohne Dampf. Sie ist zu ewiger Bewegungslosigkeit verurteilt.“47

[SD # 520] Nimmt man die Erklärungen und Lehren des Okkultismus an und ersetzt die blinde Massenträgheit der Physik durch die hinter dem Schleier der Materie stehenden intelligenten, aktiven Kräfte, werden Bewegung und Massenträgheit diesen Kräften dienstbar. Die gesamte Wissenschaft des Okkultismus ist auf der Lehre der illusiven Natur der Materie und der unendlichen Teilbarkeit des Atoms errichtet. Sie eröffnet der vom Göttlichen Atem ihrer Seele in jedem möglichen Verdünnungszustand beseelten Substanz grenzenlose Horizonte, von welchen noch nicht einmal die am spirituellsten veranlagten Chemiker und Physiker träumen.

Die oben angeführten Anschauungen wurden von einem Akademiker formuliert, dem größten Chemiker Russlands, einer selbst in Europa anerkannten Autorität – vom verstorbenen Professor Butlerov. Es ist wahr, er verteidigte spiritistische Phänomene, die sogenannten Materialisationen, an die er glaubte, wie das auch die Professoren Zöllner und Hare taten und von denen A. Russel Wallace, W. Crookes und viele weitere Mitglieder der Royal Society bis heute offen oder insgeheim überzeugt sind. Seine Schlussfolgerungen in Bezug auf die Natur der hinter den physischen Phänomenen des Lichts, der Wärme, der Elektrizität etc. wirkenden Wesenheit ist bei alledem nicht weniger wissenschaftlich und autoritativ und passt bewundernswert auf den vorliegenden Fall. Die Wissenschaft hat kein Recht, den Okkultisten ihre Behauptung einer tieferen Erkenntnis der sogenannten Kräfte abzustreiten; welche, wie sie sagen, lediglich Auswirkungen von Ursachen sind, von Kräften erschaffen, die substanziell, doch übersinnlich und jenseits jeglicher Art von Materie sind, mit der sie (die Wissenschaftler) bislang bekannt wurden. Die Wissenschaft kann allerhöchstens den agnostischen Standpunkt anerkennen und beibehalten. Dann kann sie sagen: „Euer Argument verfügt über keine bessere Beweislage als unseres. Aber wir räumen ein, dass wir tatsächlich nichts wissen, weder über Kraft oder Materie noch über das, was der sogenannten Korrelation der Kräfte zugrunde liegt. Daher kann nur die Zeit den Beweis erbringen, wer Recht hat und wer nicht. Warten wir geduldig, und demonstrieren wir unterdessen gegenseitige Höflichkeit, anstatt uns gegenseitig zu verspotten.“

Das erfordert jedoch eine schrankenlose Wahrheitsliebe und Aufgabe dieser – wenn auch falschen – Aura der Unfehlbarkeit, welche die Wissenschaftler bei den zwar gebildeten, jedoch unwissenden und leichtfertigen Scharen von Laien erlangt haben. Die Vereinigung der beiden Wissenschaften, der archaischen und der modernen, setzt vor allem die Abkehr von den materialistischen Pfaden voraus. Sie erfordert eine Art religiöser Mystik und sogar das Studium der alten Magie, was unsere Akademiker niemals beginnen werden. Es ist leicht zu erklären, warum das notwendig ist. In den alten, alchemistischen Werken wird die wirkliche Bedeutung der darin erwähnten Substanzen und Elemente hinter den lächerlichsten Gleichnissen verborgen, genauso wie die physischen, psychischen und spirituellen Naturen der Elemente (beispielsweise des Feuers) in den Veden und namentlich in den Puranas unter Allegorien verborgen sind, welche nur den Eingeweihten verständlich sind. Ohne eine ihnen innewohnende Bedeutung wären tatsächlich all diese langen Legenden und Allegorien über die Heiligkeit der drei Feuerarten und der neunundvierzig ursprünglichen Feuer[SD # 521] personifiziert durch die Söhne von Dakshas Töchtern und ihre Gatten, die Rishis, „die mit dem ersten Sohn Brahmâs und seinen drei Nachkommen die neunundvierzig Feuer begründen“ – in der Tat nichts als dummes Geschwätz. Aber dem ist nicht so. Jedes Feuer hat in den physischen und spirituellen Welten eine bestimmte Funktion und Bedeutung. In seiner essenziellen Natur verfügt es ferner über eine korrespondierende Beziehung zu jeweils einer der menschlichen psychischen Fähigkeiten, neben seiner genau festgelegten chemischen und physikalischen Potenz in der Berührung mit irdischer, differenzierter Materie. Eine Spekulation über das Feuer per se vermag die Wissenschaft nicht zu bieten; wohl aber der Okkultismus und die alte religiöse Wissenschaft. Das zeigt sich sogar in der mageren und absichtlich verhüllten Ausdrucksweise der Puranas, in denen (wie im Vayu-Purana) viele der Eigenschaften der personifizierten Feuer erklärt werden; so ist Pavaka das elektrische oder Vaidyuta-Feuer; Pavamana das durch Reibung erzeugte Feuer (oder Nirmathya); und Suchi ist das Sonnenfeuer (oder Saura)48 – und diese drei sind Söhne Abhimanins, Agnis (des Feuers), des ältesten Sohnes von Brahmâ und Svaha. Pavaka wird ferner zum Vater Kavyavahanas gemacht, des Feuers der Pitris: Suchi zu Havyavahanas – des Feuers der Götter; und Pavamana zu Saharakshas, des Feuers der Asuras. Nun, all das zeigt, dass die Verfasser der Puranas mit den „Kräften“ der Wissenschaft und ihren Wechselbeziehungen vollkommen vertraut waren; darüberhinaus waren sie auch mit den verschiedenen Eigenschaften der Letzteren in ihren Auswirkungen auf die von der Naturwissenschaft abgestrittenen und ihr gegenwärtig unbekannten psychischen und physischen Phänomene vertraut. So ist es nur allzu natürlich, wenn ein Orientalist liest – insbesondere wenn er materialistische Neigungen hat –, dass all das lediglich in den Anrufungen und Zeremonien verwendete Bezeichnungen des Feuers sind, dann nennt er das „tantrischen Aberglauben und Mystifikation“; und fortan gibt er sich mehr Mühe, Fehler in der Orthografie zu vermeiden, als der diesen Personifikationen zugehörigen geheimen Bedeutung Beachtung zu schenken oder in den physikalischen Wechselbeziehungen der Kräfte nach ihrer Erklärung zu suchen, soweit sie bekannt sind. Tatsächlich wird den alten Ariern so wenig Kenntnis zugetraut, dass selbst so auffällige Stellen wie die in Buch I, Kap. II des Vishnu-Puranas keine Beachtung finden. Gleichwohl, was kann dieser Satz bedeuten? „Damals existierten Ether, Luft, Licht, Wasser und Erde, jedes für sich mit den Eigenschaften von Ton und anderen Qualitäten vereinigt, nach ihren Qualitäten unterscheidbar, . . . . da sie aber über viele und unterschiedliche Energien verfügten und nicht verbunden waren, konnten sie ohne die Verbindung keine lebendigen Wesen erschaffen, da sie sich nicht miteinander vermischt hatten. . . . Nach der Vermischung . . . nahmen sie durch ihre gegenseitige Verbindung den Charakter einer einzigen Masse vollständiger Einheit an; und vom Geiste geführt . . .“ etc. Das bedeutet natürlich, dass die Verfasser mit Korrelationen vollkommen vertraut waren und wohl unterrichtet über den Ursprung des Kosmos aus dem „ungeteilten Prinzip“ – Avyaktanugrahena, gemeinschaftlich angewendet [SD # 522] auf Parabrahman und Mulaprakriti, und nicht auf „Avyakta, entweder Erste Ursache oder erste Materie“, wie Wilson es wiedergibt. Die alten Initiierten kannten keine „wundersame Schöpfung“, sondern sie lehrten die Evolution der Atome (auf unserer physischen Ebene) sowie ihre erste Differenzierung aus Laya zum Protyl, wie Crookes die Materie oder ursprüngliche Substanz jenseits der Nulllinie bedeutsam nannte, auf welche wir Mulaprakriti, das „Wurzelprinzip“ des Weltenstoffes und von allem in der Welt, einordnen.

Das kann leicht gezeigt werden. Nehmen wir zum Beispiel den neu veröffentlichten Katechismus der Visishtadvaita-Vedantisten, ein orthodoxes und exoterisches System, aber bereits im 11. Jahrhundert vollständig artikuliert und gelehrt (sein Begründer, Ramanujacharya, wurde 1.017 n. Chr. geboren) – zu einer Zeit, da die europäische „Wissenschaft“ noch an die quadratische und flache Erde des Kosmas Indikopleustes aus dem 6. Jahrhundert glaubte. Der Katechismus lehrt, dass sich Prakriti (die Natur) vor dem Beginn der Evolution in einem Zustand von Laya oder absoluter Homogenität befand, da „Materie in zwei Zuständen existiert, in dem latenten und undifferenzierten Zustand von Sukshma oder im differenzierten Zustand von Sthula“. Dann wurde sie Anu, atomisch. Er spricht von Shudda-Sattva – „einer Substanz, die nicht den Eigenschaften der Materie unterworfen ist, von der sie sich stark unterscheidet“; und fügt hinzu, dass die Körper der Götter, der Bewohner des Vaikuntha-Loka (Vishnus Himmel), aus dieser Substanz geformt sind. Jedes Teilchen oder Atom Prakritis enthält danach Jiva (göttliches Leben) und ist der Sarira (der Körper) des Jivas, den es enthält, während jeder Jiva seinerseits wiederum der Sarira des höchsten Geistes ist, da „Parabrahman jeden Jiva durchdringt, genauso wie jedes Materieteilchen“. Dualistisch und anthropomorphisch, wie die Philosophie des Visishtadvaita im Vergleich mit der Philosophie der Advaita – der Nichtdualisten – erscheinen mag, steht sie doch in Bezug auf Logik und Philosophie wesentlich höher als die einerseits vom Christentum und andererseits von seinem großen Gegner, der modernen Wissenschaft, angenommene Kosmogonie. Die Advaita-Vedantisten, Anhänger eines der größten jemals auf der Erde erschienenen Köpfe, werden Atheisten genannt, weil sie alles als eine Illusion betrachten – mit Ausnahme Parabrahmans, dem Zweitlosen oder der absoluten Wirklichkeit. Doch gingen die weisesten Initiierten aus ihren Reihen hervor, und ebenso die größten Yogis. Die Upanishaden zeigen, dass sie ganz bestimmt nicht nur mit der die Auswirkungen der Reibung verursachenden Substanz vertraut waren und ihre Vorväter nicht nur mit der Umwandlung von Wärme in mechanische Kraft, sondern dass sie die Noumena sowohl aller spirituellen als auch aller kosmischen Phänomene kannten.

Wahrhaftig, der an den Universitäten und Hochschulen Indiens mit den höchsten Auszeichnungen seine Abschlussprüfung bestehende junge Brahmane; der als Magister Artium und Legum Bakkalaureus ins Leben hinaustritt, mit einer ganzen Reihe aller möglichen Abkürzungen von Alpha bis Omega hinter seinem Namen und einer Verachtung für seine nationalen Götter ausgestattet, die sich zu den bei seiner naturwissenschaftlichen Ausbildung erlangten Auszeichnungen proportional verhält; wahrhaftig, er bräuchte lediglich gewisse Stellen in seinen Puranas im Licht dieser Naturwissenschaft zu lesen und dabei die Korrelation der [SD # 523] physikalischen Kräfte zu berücksichtigen, wollte er erfahren, um wie viel mehr seine Vorfahren wussten als er jemals wissen wird – es sei denn, er würde Okkultist werden. Er möge sich der Allegorie Pururavas und des himmlischen Gandharva49 zuwenden, welcher Ersteren mit einem mit dem himmlischen Feuer gefüllten Gefäß versah. Die ursprüngliche Art, mithilfe von Reibung Feuer zu entfachen, wird in den Veden wissenschaftlich erklärt. Die Erklärung ist über alle Maßen bedeutungsvoll für denjenigen, der zwischen den Zeilen liest. Die Tretagni (heiligen drei Feuer), durch Reibung entfacht mithilfe von Stäben aus dem Holz des Ashvattha-Baums (des Bodhi-Baums der Weisheit und Erkenntnis) – Stäbe, deren „Länge sich aus einer Anzahl von Fingerbreiten bestimmt, welche der Anzahl der im Gayatri enthaltenen Silben entspricht“, müssen eine geheime Bedeutung besitzen, sonst wären die Verfasser der Veden und der Puranas keine heiligen Schriftsteller gewesen, sondern Täuscher. Die hinduistischen Okkultisten liefern einen Beweis für solch eine Bedeutung. Sie allein sind imstande, der Wissenschaft zu vergegenwärtigen, warum und wieso „das Feuer, das ursprünglich Eins war, in unserem gegenwärtigen Manvantara dreifach (treta) gemacht wurde vom Sohn der Ila (Vach), der nach der Sintflut erscheinenden uranfänglichen Frau, der Frau und Tochter Manu Vaivasvatas. Die Allegorie ist bedeutsam, in welchem Purana man sie auch lesen und studieren mag.

VII
Angriff eines Wissenschaftlers auf
die wissenschaftliche Theorie der Kraft

Wir wollen jetzt die weisen Worte verschiedener (englischer) Wissenschaftler zu unseren Gunsten zitieren. „Um des Prinzips willen“ von wenigen geächtet, werden sie von vielen stillschweigend gebilligt. Alle Okkultisten und auch einige profane Leser werden bestätigen, dass einer dieser Wissenschaftler nahezu okkulte und manchmal sogar identische Lehren predigt, was in vielen Fällen einer öffentlichen Anerkennung unseres „Fohats und seiner sieben Söhne“ gleichkommt – [SD # 524] dem okkulten Gandharva der Veden.

Wenn die profanen Leser Band V der „Popular Science Review“ (S. 329-334) aufschlagen, werden sie einen von Dr. B. W. Richardson, F.R.S., verfassten Artikel über „Sun Force and Earth Force“ mit folgendem Wortlaut finden:

„Die Theorie, dass der Ursprung aller Verschiedenheiten der Kraft die bloße Bewegung sei, wird momentan wieder zur vorherrschenden Ansicht, und es käme fast einer Ketzerei gleich, zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Debatte wieder zu eröffnen, die nach allgemeiner Übereinkunft einige Zeit lang praktisch als abgeschlossen galt; aber ich nehme das Risiko auf mich und werde deshalb die konkreten Ansichten des unsterblichen Ketzers, dessen Namen ich den Lesern bereits zugeflüstert habe (Samuel Metcalfe), in Bezug auf die Sonnenkraft darlegen. Er geht von dem Satz aus, über welchen unter fast allen Physikern Einigkeit herrscht, nämlich dass in der Natur zwei ausführende Organe existieren – die wägbare, sichtbare und fühlbare Materie und etwas, das unwägbar, unsichtbar und lediglich durch seinen Einfluss auf die Materie wahrnehmbar ist; darauf aufbauend behauptet Metcalfe, dass dieses unwägbare und aktive Agens, das er „Wärmestoff“ nennt, nicht eine bloße Form der Bewegung ist, keine inmitten der Teilchen der wägbaren Materie existierende Schwingung, sondern selbst eine materielle Substanz, die von der Sonne durch den Raum ausfließt50 und die Leere zwischen den Teilchen der festen Körper ausfüllt und die Empfindung jener Eigenschaft vermittelt, die Wärme genannt wird. Auf folgenden Grundlagen plädiert er für die Natur des Wärmestoffs oder der Sonnenkraft:

(i) Er kann anderen Körpern hinzugefügt und von ihnen weggenommen und mit mathematischer Genauigkeit gemessen werden.

(ii) Er vergrößert das Volumen der Körper, bei seiner Wegnahme werden sie wieder kleiner.

(iii) Er verändert die Formen, Eigenschaften und Zustände aller anderen Körper.

(iv) Als Strahlung durchdringt er das vollkommenste erzeugbare Vakuum51 und übt inner­halb dieses Vakuums dieselbe Wirkung auf das Thermometer aus wie in der Atmosphäre.

(v) Er übt mechanische und chemische Kräfte aus, denen nichts widerstehen kann, wie z. B. in Vulkanen, bei der Explosion von Schießpulver und anderen explosiven Verbindungen.

(vi) Er wirkt fühlbar auf das Nervensystem ein, indem er heftigen Schmerz und, im Fall des Übermaßes, die Zerstörung der Gewebe bewirkt.

Wäre der Wärmestoff eine bloße Eigenschaft oder Qualität, könnte er das Volumen anderer Körper nicht vergrößern, argumentiert Metcalfe gegen die Schwingungstheorie. Um das zu erreichen, muss er selbst ein Volumen haben, er muss einen Raum einnehmen, und daher muss er ein materielles Agens sein. Wäre der Wärmestoff lediglich die Wirkung einer Schwingungsbewegung zwischen den Teilchen der wägbaren Materie, könnte er nicht ohne gleichzeitigen Übergang der schwingenden Teilchen aus heißen Körpern ausstrahlen; die Tatsache sticht jedoch heraus, nämlich dass die Wärme aus der materiellen, wägbaren Substanz ausstrahlen kann, ohne [SD # 525] dass diese Substanz Gewicht verliert. . . . Auf der Grundlage dieser Auffassung über die materielle Natur des Wärmestoffs oder der Sonnenkraft und auch des in seinem Denken fest verhafteten Eindrucks, dass ‘in der Natur alles aus zwei Arten von Materie besteht, von denen die eine im Wesentlichen aktiv und etherisch ist und die andere passiv und bewegungslos’,52 stellte Metcalfe die Hypothese auf, dass die Sonnenkraft oder der Wärmestoff ein selbst tätiges Prinzip ist. Er behauptet, der Wärmestoff stoße seine eigenen Teilchen ab; und ziehe die Teilchen jeder wägbaren Materie an; die Anziehungskraft zu den Teilchen der wägbaren Materie sei umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstands. Er wirke somit mittels der wägbaren Materie. Im ausschließlich mit Wärmestoff oder Sonnenkraft angefüllten Weltraum wäre (ohne wägbare Materie) auch der Wärmestoff inaktiv und bildete einen grenzenlosen Ozean machtlosen oder ruhenden Ethers, da dann nichts vorhanden wäre, auf das er einwirken könne. Dagegen habe die wägbare Materie, wie inaktiv sie auch immer aus sich selbst heraus sein möge, ‘gewisse Eigenschaften, mittels derer sie die Wirkungen des Wärmestoffs verändert und beeinflusst. Und beide werden von unveränderlichen Gesetzen beherrscht, die ihren Ursprung in den gegenseitigen Beziehungen und den spezifischen Eigenschaften der beiden haben.’

Und er stellt ein Gesetz auf, das er für absolut hält, und das folgendermaßen formuliert ist:

‘Durch die Anziehung des Wärmestoffs auf die wägbare Materie vereint dieser alle Dinge und hält sie zusammen. Durch seine sich selbst abstoßende Energie trennt er alle Dinge und dehnt sie aus.’ “

Das ist natürlich eine nahezu okkulte Erklärung der Kohäsion. Dr. Richard­son fährt fort:

„Wie ich bereits gesagt habe, beruht die moderne Lehre tendenziell auf der Hypothese, . . . dass Wärme Bewegung sei, oder vielleicht besser ausgedrückt, eine spezifische Kraft oder Form der Bewegung.53

Aber so populär diese Hypothese auch sein mag, ist sie nicht dazu geeignet, einfachere Anschauungen über die materielle Natur der Sonnenkraft und ihren Einfluss bei der Veränderung von Materiezuständen auszuschließen. Wir wissen noch nicht genug, um dogmatisch zu sein.54

. . . Die Hypothese Metcalfes über die Sonnen- und die Erdkraft ist jedoch nicht nur sehr einfach, sondern auch äußerst faszinierend. . . . Da gibt es zwei Elemente im Universum, von denen eines die wägbare Materie ist . . . Das zweite Element ist der alles durchdringende Ether, das Sonnenfeuer. Er hat kein Gewicht, keine Substanz, Form oder Farbe; er ist unendlich teilbare Materie, und seine Teilchen stoßen sich gegenseitig ab; seine Verdünnung [SD # 526] ist so groß, dass wir neben dem Wort Ether55 kein weiteres besitzen, ihn zu beschreiben. Er durchdringt und erfüllt den Raum, aber für sich allein ist er ebenfalls ruhend – tot.56 Wir bringen die beiden Elemente zusammen, die träge Materie und den sich selbst abstoßenden Ether (?), und dadurch wird die tote (?), wägbare Materie belebt.“ [Wägbare Materie mag träge sein, aber niemals tot – das ist okkultes Gesetz – H.P.B.] . . . „Der Ether durchdringt die Teilchen der wägbaren Substanz [das zweite Prinzip des Ethers – H.P.B.], und dabei verbindet er sich mit den wägbaren Teilchen und hält sie massenhaft zusammen, er ist ihr Bindeglied; sie sind im Ether aufgelöst.

Diese Verteilung der festen, wägbaren Materie durch den Ether erstreckt sich nach der uns vorliegenden Theorie über alles, was in diesem Augenblick existiert. Der Ether durchdringt alles. Der menschliche Körper selbst ist mit dem Ether [sprich Astrallicht – H.P.B.] aufgeladen; seine kleinsten Teilchen werden von ihm zusammengehalten; die Pflanze steht unter denselben Bedingungen; gleichsam die massivste Erde, Fels, Diamant, Kristall und Metall. In ihrer Fähigkeit, die Sonnenkraft aufzunehmen, unterscheiden sich die verschiedenen Arten wägbarer Materie jedoch voneinander, und daraus ergeben sich die verschiedenartigen wechselnden Zustände der Materie, der feste, der flüssige und der gasförmige; feste Körper haben im Vergleich zu den flüssigen mehr Wärmestoff angezogen, daraus entsteht ihre feste Kohäsion; wird geschmolzenes Zink auf eine Platte festen Zinks gegossen, verfestigt sich das geschmolzene Zink, weil Wärmestoff vom Flüssigen in das Feste drückt, und bei diesem Ausgleich werden die zunächst lockeren und flüssigen Teilchen enger aneinander gerückt. . . . Bei den oben genannten Erscheinungen verweilend und sie durch die bereits zuvor erläuterte Einheitlichkeit des aktiven Prinzips erklärend, fasst Metcalfe seine Schlussfolgerungen in einem Kommentar zur Dichte der verschiedenen Körper in sehr klaren Worten zusammen. ‘Härte und Weichheit (sagt er), Festigkeit und Flüssigkeit stellen nicht grundlegende Zustände der Körper dar, sondern hängen vom jeweiligen Verhältnis der die Körper zusammensetzenden etherischen und wägbaren Materie ab. Das elastischste Gas kann durch Entnahme von Wärmestoff in seine flüssige Form reduziert und wiederum in einen festen Körper umgewandelt werden, dessen Teilchen sich mit einer Kraft anziehen, die proportional ist zur Größe ihrer Anziehung auf den Wärmestoff. Andererseits wird durch die Zuführung einer ausreichenden Menge desselben Prinzips zu den dichtesten Metallen deren Anziehung auf den Wärmestoff vermindert, wenn sie in den gasförmigen Zustand ausgedehnt werden und ihre Kohäsion zerstört wird.’ “

Nachdem er so die heterodoxen Anschauungen des großen „Ketzers“ – welche lediglich hier oder da eine kleine Veränderung der Begriffe benötigen – ausführlich zitiert hat, fasst derselbe angesehene Wissenschaftler – unabstreitbar ein ursprünglicher und freisinniger Denker – diese Anschauungen weiter zusammen und fährt fort wie folgt.

[SD # 527] „Ich will nicht zu ausführlich bei der von dieser Theorie implizierten Einheit von Sonnenkraft und Erde verweilen. Aber wir können aus ihr oder auch aus der Hypothese der bloßen Bewegung als Kraft und der Wirksamkeit ohne Substanz als nächstmögliche Annäherung an die Wahrheit über diesen höchst komplexen und tiefsinnigsten aller Gegenstände folgende Schlussfolgerung ziehen, soviel sei noch hinzugefügt:

(a) Der interstellare, interplanetarische, intermaterielle und der interorganische Raum ist kein Vakuum, sondern mit einem feinen Fluidum oder Gas ausgefüllt, das wir in Ermangelung eines besseren Begriffs57 noch immer so nennen können wie die Alten, Aith-ur – Sonnenfeuer, Äther. Dieses seiner Zusammensetzung nach unveränderliche, unzerstörbare und unsichtbare58 Fluidum durchdringt alles und jede [wägbare – H.P.B.] Materie.59 Der Kiesel im fließenden Bach, der sich darüber ausbreitende Baum, der das betrachtende Mensch – sie alle sind in unterschiedlichem Maß mit Ether aufgeladen; der Kiesel weniger als der Baum, der Baum weniger als der Mensch. Alles auf dem Planeten ist auf dieselbe Art aufgeladen! Eine Welt ist aus etherischem Fluidum aufgebaut und bewegt sich durch ein Meer davon.

(b) Der Ether, was immer seine Natur ist, stammt aus der Sonne und von den Sonnen;60 die Sonnen sind seine Erzeuger, seine Speicher, seine Verteiler.61

(c) Ohne den Ether könnte es keine Bewegung geben; ohne ihn könnten Teilchen wägbarer Materie nicht übereinander gleiten; ohne ihn könnte es keinen Impuls geben, der die Teilchen zur Tätigkeit anregt.

(d) Der Ether bestimmt den Aufbau der Körper. Ohne Ether wäre der Zustand der Substanz unveränderlich; das Wasser z. B. könnte nur als eine Substanz mit einer all unsere Vorstellungen übersteigenden Dichte und Unlöslichkeit existieren. Es könnte niemals auch nur Eis sein, niemals flüssig oder dampfförmig, ausgenommen mithilfe des Ethers.

(e) Der Ether verbindet Sonne mit Planet, Planet mit Planet, Mensch mit Planet, Mensch mit Mensch. Ohne Ether könnte es keine Kommunikation im Universum geben, kein Licht, keine Wärme, kein Bewegungsphänomen.“

So finden wir, dass der Ether und die elastischen Atome in der vermeintlich mechanischen Vorstellung des Universums der Geist und die Seele des Kosmos sind, und dass die Theorie – auf welche Art und in welcher Verhüllung auch immer sie aufgestellt wurde – den [SD # 528] Wissenschaftlern immer ein noch weiterhin offenes Thema zurücklässt, um jenseits der vom modernen Materialismus gezogenen Grenze spekulieren zu können – oder nennen wir es lieber Agnostizismus, um genauer zu sein,62 wie die Mehrheit diesen Begriff verwendet. Atome, Ether oder beides, die moderne Spekulation kann nicht aus dem Kreis des alten Denkens heraustreten; und Letzteres war durchaus mit dem archaischen Okkultismus getränkt. Wellen- oder Korpuskulartheorie – es ist alles einerlei. Es sind Spekulationen aufgrund von Aspekten der Phänomene, nicht aufgrund der Erkenntnis der essenziellen Natur der Ursache und der Ursachen. Wenn die moderne Wissenschaft ihren Zuhörern die neuen Errungenschaften von Bunsen und Kirchhoff erklärt hat, wenn sie die sieben Farben gezeigt hat, den „Ur“strahl, der auf einem Schirm in einer bestimmten Reihenfolge zerlegt wird, und sie die verschiedenen Wellenlängen des Lichts angegeben hat, was hat sie dann damit bewiesen? Sie hat ihren Ruf der Exaktheit in mathematischer Vollendung gerechtfertigt, indem sie selbst die Länge von Lichtwellen vermessen hat, welche „zwischen ungefähr siebenhundertsechzig Millionstel Millimeter am roten Ende des Spektrums bis ungefähr dreihundertdreiundneunzig Millionstel Millimeter am violetten Ende variieren“. Aber wenn die Genauigkeit der Berechnung in Bezug auf die Wirkung auf eine Lichtwelle dadurch bestätigt wird, muss die Wissenschaft gezwungenermaßen zugeben, dass die Kraft (welche die vermutete Ursache darstellt), wie man glaubt, „unfassbar kleine Schwingungen“ in irgendeinem Medium hervorbringt – das „allgemein als identisch mit dem etherischen Medium betrachtet63 wird – und dass dieses Medium selbst gerade mal – ein hypothetisches Agens ist!“

Auguste Comtes Pessimismus bezüglich der Unmöglichkeit, eines Tages die chemische Zusammensetzung der Sonne zu kennen, wurde dreißig Jahre später von Kirchoff nicht widerlegt, wie behauptet. Das Spektroskop hat uns zu der Erkenntnis verholfen, dass die dem modernen Chemiker vertrauten Elemente aller Wahrscheinlichkeit nach in den äußeren Gewändern der Sonne vorkommen müssen – nicht aber in der Sonne selbst; die Physiker jedoch verwechselten diese „Gewänder“, den kosmischen Schleier der Sonne, mit der Sonne selbst und erklärten, dass ihr Leuchten einer Verbrennung und Flamme zuzuschreiben sei. Und indem sie das Lebensprinzip dieses Gestirns für eine rein materielle Sache hielten, nannten sie es „Chromosphäre“.64 Wir haben bisher nur Hypothesen und Theorien, jedoch kein Gesetz – in keiner Weise.

[SD # 529]
VIII
Leben, Kraft oder Gravitation

Die Zeit der unwägbaren Fluide ist vorüber; über „mechanische Kräfte“ wird weniger gesprochen; die Wissenschaft hat für dieses letzte Viertel eines Jahrhunderts ein neues Gesicht angenommen; die Gravitation aber ist geblieben und verdankt ihr Leben neuen Verknüpfungen, nachdem die alten sie nahezu umbrachten. Sie mag wissenschaftlichen Hypothesen sehr wohl genügen, aber die Frage ist, ob sie ebenso gut der Wahrheit entspricht und eine Naturtatsache darstellt. Anziehung allein reicht nicht einmal dazu aus, die planetarischen Bewegungen zu erklären; wie kann sie sich dann herausnehmen, die Rotationsbewegung in den Unendlichkeiten des Raums zu erklären? Anziehung allein wird niemals alle Lücken füllen, wenn nicht für jeden Himmelskörper ein spezieller Impuls angenommen und die Rotation eines jeden Planeten und seiner Satelliten nicht einer zusätzlich zur Anziehung wirkenden Ursache zugeschrieben wird. Und selbst dann, sagt ein Astronom („Philosophie naturelle“, Art. 142), müsste die Wissenschaft diese Ursache nennen.

Der Okkultismus hat sie seit Ewigkeiten benannt, und dasselbe taten alle alten Philosophen; doch nun wird jeder derartige Glaube als veralteter Aberglaube bezeichnet. Der „außerkosmische“ Gott hat jede Möglichkeit abgetötet, an innerkosmische, intelligente Kräfte zu glauben. Doch wer oder was ist der ursprüngliche Anschieber dieser Bewegung? „Wenn wir die einzige und spezielle, anschiebende Ursache kennengelernt haben, werden wir in der Lage sein, sie mit der anziehenden Ursache zu verbinden“, sagt Francœur („Astronomie“, S. 342). Und wiederum: „Anziehung zwischen den Himmelskörpern ist bloße Abstoßung: die Sonne ist es, die sie unaufhörlich vorantreibt; denn andernfalls würde ihre Bewegung aufhören.“

Wenn diese Theorie von der Sonnenkraft als erste Ursache allen Lebens auf der Erde und aller Bewegungen am Himmel und die weit kühnere Theorie von Herschel über gewisse in der Sonne existierende Organismen auch nur als vorläufige Hypothese angenommen werden, bedeutet das eine Rechtfertigung unserer Lehren, und es wird sich zeigen, dass die esoterische Allegorie der modernen Wissenschaft wahrscheinlich Millionen von Jahren voraus war, denn diese Dinge wurden bereits von den archaischen Lehren übermittelt. Marttanda (die Sonne) bewacht und bedroht seine sieben Brüder, die Planeten – ohne die zentrale Stellung aufzugeben, in die ihn seine Mutter Aditi verbannte. „Er verfolgt sie, indem er sich langsam um sich selbst dreht, . . . er folgt ihnen aus der Ferne und bewegt sich in derselben Richtung wie sie, auf dem ihre Häuser umlaufenden Pfad“ – oder der Umlaufbahn (siehe Kommentar zu Stanze IV, Bd. I). Die Sonnenfluida oder -emanationen sind es, die alle Bewegung vermitteln und alles im Sonnensystem zum Leben erwecken. Es ist Anziehung und Abstoßung, aber nicht wie sie von der modernen Physik und dem Gesetz der Gravitation entsprechend verstanden werden, sondern in Harmonie mit den Gesetzen der manvantarischen Bewegung, [SD # 530] wie sie seit der ersten Sandhya bestimmt waren, der Morgendämmerung des Wiederaufbaus und höheren Erneuerung des Systems. Diese Gesetze sind unveränderlich; die Bewegung aller Körper jedoch, verschiedenartig und sich mit jedem kleineren Kalpa ändernd, wird von den Bewegern reguliert, den Intelligenzen innerhalb der kosmischen Seele. Haben wir gar so sehr Unrecht, all das zu glauben? Wohlan, hier ist ein moderner und großer Mann der Wissenschaft, der bei der Besprechung der Lebenselektrizität eine Sprache benutzt, die viel mehr mit dem Okkultismus verwandt ist als mit dem modernen materialistischen Denken. Wir verweisen den skeptischen Leser auf einen Artikel über „Die Quelle der Wärme in der Sonne“, von Robert Hunt, F.R.S. (in „Popular Science Review“, Bd. IV, S. 148), der bei der Besprechung der leuchtenden Hülle der Sonne und „ihres eigentümlich geronnenen Aussehens“ sagt:

„Arago machte den Vorschlag, diese Hülle Photosphäre zu nennen, eine Bezeichnung, die jetzt allgemein angenommen wird. Von dem älteren Herschel wurde die Oberfläche dieser Photosphäre mit Perlmutt verglichen. . . . . An einem ruhigen Sonnentag ähnelt sie dem Ozean, dessen Oberfläche sich unter einer sanften Brise kräuselt. . . . Nasmyth entdeckte einen noch merkwürdigeren Zustand als jemals zuvor vermutet wurde. . . . Eigentümlich linsenförmige Objekte . . . ‘Weidenblättern’ gleich . . . . unterschiedlicher Größe . . . . ohne regelmäßige Anord­nung . . . sich einander in allen Richtungen kreuzend . . . . . und sich unregel­mäßig untereinander bewegend . . . . . . . Man sieht sie sich einander annähern und voneinander entfernen, und manchmal in neuen Winkeln zueinander stehen, so dass die Erscheinung . . . . . mit einem dichten Fischschwarm verglichen wurde, dem sie tatsächlich der Gestalt nach ähneln . . . Die Größe dieser Objekte vermitteln eine großartige Vorstellung von dem riesenhaften Maßstab, in welchem sämtliche physikalischen (?) Vorgänge der Sonne geschehen. Sie können nicht unter 1.000 Meilen lang und zwei- bis dreihundert Meilen breit sein. In Bezug auf diese blatt- oder linsenförmigen Objekte ist die wahrscheinlich richtigste Mutmaßung, dass die Photosphäre65 ein ungeheurer Ozean gasförmiger Materie (aus was für einer Art von „Materie“?) . . . in einem Zustand intensiver (scheinbarer) Weißglut ist, und dass sie perspektivische Projektionen hervorschießender Flammenmeere sind. . . .“

Die durch die Teleskope sichtbaren Sonnen„flammen“ sind Reflexionen, sagt der Okkultismus. Siehe auch, was die Okkultisten in Band I dazu zu sagen haben.

Was immer sie (jene Flammenmeere) sein mögen, es ist klar, dass sie die unmittelbare Quelle der Wärme und des Lichts der Sonne sind. Wir haben hier eine umgebende Hülle lichterzeugender Materie,66 die mit mächtiger Energie schwingt, und indem sie ihre Bewegung dem etherischen Medium im stellaren Raum mitteilt, bringt sie in weit entfernten Welten Wärme und Licht hervor. Wir haben gesagt, dass diese Formen mit gewissen Organismen verglichen worden sind, und Herschel sagt: ‘Obwohl es zu viel wäre, diese Strukturen als am Leben teilhabend zu betrachten (warum nicht?),67 wissen wir doch nicht, ob Lebenskraft Wärme, Licht und Elektrizität entwickeln kann.’ . . . Wäre es möglich, dass in diesem schönen Gedanken Wahrheit liegt? Kann das Pulsieren der vitalen Materie [SD # 531] in der Zentralsonne unseres Systems die Quelle allen auf der Erde wimmelnden Lebens sein, das sich auch zweifellos über alle anderen Planeten ausbreitet, deren gewaltiger Diener die Sonne ist?“ . . .

Der Okkultismus bejaht diese Frage; und die Wissenschaft wird eines Tages finden, dass es sich so verhält.

Auf S. 156 schreibt Hunt ferner:

Wenn wir aber das Leben – die Lebenskraft – als eine Kraft betrachten, die weit über dem Licht, der Wärme oder der Elektrizität steht und tatsächlich in der Lage ist, sie alle zu steuern“ (das ist absolut okkult) . . . . „dann neigen wir sicherlich mit Genugtuung der Überlegung zu, dass die Photosphäre der ursprüngliche Sitz der Lebenskraft sei, und betrachten die Hypothese, welche die Sonnenenergien dem Leben zuschreiben, mit einem poetischen Wohlgefallen.

Damit haben wir eine wichtige wissenschaftliche Bekräftigung einer unserer Grundlehren – nämlich, (a) die Sonne speichert Lebenskraft, welche das Noumenon der Elektrizität ist; und (b) ihre geheimnisvollen, niemals zu ergründenden Tiefen emittieren die den Raum sowie die Organismen sämtlicher Lebewesen auf der Erde durchdringenden Lebensströme. Das unterstützt auch die Aussage eines weiteren angesehenen Physikers, der dieses (unser Lebensfluidum) „Nervenether“ nennt. Mit der Änderung lediglich einiger weniger Sätze würde der in der Folge auszugsweise zitierte Aufsatz zu einer quasi-okkulten Abhandlung über die Lebenskraft. Wieder ist es Dr. B. W. Richardson, F.R.S., der seine Auffassungen über den „Nervenether“ in der „Popular Science Review“, Bd. X, S. 380-3 äußert, so wie er es auch über „Sonnenkraft“ und „Erdkraft“ getan hat:

„Die diese Theorie veranschaulichende Idee besagt, dass zwischen den Molekülen des festen oder flüssigen Stoffs, aus denen die Nervenorganismen und tatsächlich sämtliche organischen Bestandteile eines Körpers zusammengesetzt sind, ein verfeinertes, fast unmerkliches dampf- oder gasförmiges Medium existiert, welches die Moleküle in einem Zustand gegenseitiger Beweglichkeit hält und die Anordnung und Neugestaltung der Form ermöglicht; ein Medium, von welchem und durch welches alle Bewegung übertragen wird; von welchem und durch welches das eine Organ oder der eine Teil des Körpers mit den anderen in Verbindung gehalten wird, durch das die äußere Welt mit dem lebenden Menschen verkehrt. Ein Medium, welches durch seine Gegenwart die Lebenserscheinungen ermöglicht und bei vollständiger Abwesenheit den Körper tatsächlich tot hinterlässt. . . . . .“

Und dann fällt das gesamte Sonnensystem in Pralaya – hätte der Verfasser hinzufügen können. Aber lesen wir weiter:

. . . „Ich gebrauche das Wort Ether in seiner allgemeinen Bedeutung einer sehr leichten, dampf- oder gasförmigen Materie; kurz, ich gebrauche es im Sinne der Astronomen, die vom Ether des Raumes sprechen, worunter sie ein feines, jedoch materielles Medium verstehen . . . . Wenn ich von einem Nervenether spreche, so will ich damit nicht sagen, dass der Ether lediglich in Nervenstrukturen vorkommt: Tatsächlich bin ich der Ansicht, dass er ein besonderer Teil der Nervenorganisation ist; da Nerven aber in sämtlichen bewegungs- und empfindungsfähigen Strukturen auftreten, tritt der Nervenether in alle diese Teile ein. Und weil der Nervenether meiner Ansicht nach ein unmittelbares Erzeugnis des Blutes ist, müssen wir ihn als einen Teil der Atmosphäre des Blutes betrachten. . . . [SD # 532] Der Beweis zugunsten der Existenz eines elastischen, den Nervenstoff durchdringenden und durch einfachen Druck beeinflussbaren Mediums ist überwältigend. . . . Ohne jeden Zweifel existiert in den Strukturen der Nerven ein wahrhaftiges Nervenfluidum, wie es unsere Vorgänger lehrten.68 Die genaue chemische (?)69 Zusammensetzung dieses Fluidums ist noch nicht gut bekannt; seine physikalischen Eigenschaften wurden noch kaum erforscht. Ob es sich strömend bewegt, wissen wir nicht; ob es zirkuliert, wissen wir nicht; ob es in den Zentren erzeugt wird und von da aus in die Nerven übergeht oder ob es überall dort erzeugt wird, wo Blut in einen Nerv eintritt, wissen wir nicht. Daher kennen wir auch die genauen Zwecke dieses Fluidums nicht. Jedoch drängt sich mir der Gedanke auf, dass die eigentliche Nervenstoff-Flüssigkeit an sich nicht ausreicht, um als das zarte Medium zu dienen, welches das äußere mit dem inneren Universum von Mensch und Tier verbindet. Ich meine – und das ist die Änderung, die ich für die ältere Theorie vorschlage – dass während des Lebens eine andere Form von Materie anwesend sein muss, eine Materie, die in einem dampf- oder gasförmigen Zustand existiert. Sie durchdringt den gesamten Nervenorganismus, umgibt jedes Molekül des Nervensystems als umhüllende Atmosphäre70 und ist das Medium für alle Bewegungen, die an die und von den Nervenzentren mitgeteilt werden. . . . Sobald dem Verstand angemessen dargelegt wird, dass während des Lebens im tierischen Körper eine fein verteilte Form von Materie anwesend ist, ein alle Teile erfüllender Dunst –, der an einigen Stellen sogar aufgespeichert wird; eine durch die Chemie des Lebens beständig erneuerte Materie; die ebenso leicht ausgeschieden wird wie der Atem, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hat – wird eine neue Flut von Licht auf die Intelligenz einströmen.“ . . . .

Ganz bestimmt wird eine neue Flut von Licht auf die Weisheit des alten und mittelalterlichen Okkultismus und seiner Jünger geworfen werden. Denn bereits im sechzehnten Jahrhundert, vor mehr als dreihundert Jahren, formulierte Paracelsus dasselbe wie folgt:

„Die Gesamtheit des Mikrokosmos ist im Liquor Vitae potenziell enthalten, einem Nervenfluidum . . . welches Natur, Qualität, Charakter und Essenz der Wesen enthält.“ . . . („De Generatione Hominis“) . . . Der Archaeus oder Liquor Vitae ist eine Essenz, die in allen Teilen des menschlichen Körpers gleichmäßig verteilt ist. . . . Der Spiritus Vitae nimmt seinen Ursprung aus dem Spiritus Mundi. Da er eine Ausstrahlung des Letzteren ist, enthält er die Elemente sämtlicher kosmischer Einflüsse und ist daher die Ursache, mit deren Hilfe die Wirkung der Sterne (der kosmischen Kräfte) auf den unsichtbaren Körper des Menschen (seinen vitalen Linga Sarira) erklärt werden kann („De Viribus Membrorum“. Siehe „Theophrastus Paracelsus von Hohenheim“ von Dr. Franz Hartmann, M. D., F.T.S.)

Hätte Dr. Richardson sämtliche geheimwissenschaftlichen Werke von Paracelsus studiert, hätte er sich nicht so häufig zu dem Eingeständnis gezwungen gesehen, dass „wir das nicht wissen“ . . . . „uns das nicht bekannt ist“ . . . . etc. etc. Noch hätte er jemals den folgenden, die besten Teile seiner unabhängigen Wiederentdeckung widerrufenden Satz formuliert (S. 384):

[SD # 533] „Es ließe sich mit Nachdruck sagen, dieser Gedankengang enthalte nicht mehr als die Theorie von der Existenz des Ethers . . . . von dem angenommen wird, er durchdringe den Raum. . . . . Es ließe sich sagen, dieser universale Ether durchdringe den gesamten Organismus des tierischen Körpers, sowohl von außen als auch als Teil einer jeden Organisation. Wäre sie wahr (! !), käme diese Anschauung einem physikalisch entdeckten Pantheismus gleich. Sie ist aber nicht wahr, da sie die Individualität jedes einzelnen Sinnes zerstören würde. . . . .“

Das sehen wir nicht so, und wir wissen, dass es so nicht ist. Der Pantheismus kann „physikalisch wiederentdeckt“ werden. Das ganze Altertum kannte, sah und fühlte ihn. Der Pantheismus offenbart sich in der ganzen Weite des Sternenhimmels, in dem Atmen der Meere und Ozeane und im Erzittern des Lebens im kleinsten Grashalm. Die Philosophie verwirft den einzigen endlichen und unvollkommenen Gott im Universum, wie die anthropomorphe Gottheit der Monotheisten von ihren Anhängern dargestellt wird. Kraft ihres Namens einer Philo-Theo-Sophia weist sie die groteske Idee von sich, dass die unendliche, absolute Gottheit in irgendeiner unmittelbaren oder mittelbaren Beziehung zu den endlichen, illusiven Entwicklungen der Materie stehen sollte oder vielmehr könnte, und kann sich folglich auch kein außerhalb dieser Gottheit existierendes Universum vorstellen und auch nicht, dass diese Gottheit auch nur im kleinsten Stäubchen belebter oder unbelebter Substanz nicht gegenwärtig wäre.71 Warum entweder der Ether des Raums oder der „Nervenether“ die „Individualität eines jeden Sinnes zerstören“ sollte, erscheint unbegreiflich für alle, die mit der wahren Natur dieses „Nervenethers“ unter seinem Sanskrit- oder vielmehr esoterischen und kabbalistischen Namen vertraut sind. Dr. Richardson stimmt wie folgt zu:

„Würden wir das Kommunikationsmedium zwischen uns und der Außenwelt nicht individuell erzeugen, würde es also von außen erzeugt und wäre damit lediglich einer einzigen Schwingungsart angepasst, bräuchten wir weniger Sinne als wir besitzen: denn, nehmen wir nur zwei Beispiele – der Lichtether ist dem Schall nicht angepasst, und doch hören und sehen wir; Luft indessen, das Medium der Schallausbreitung, ist nicht das Medium des Lichts, und doch sehen und hören wir.“

Das ist nicht so. Die Meinung, der „Pantheismus sei nicht wahr, weil er die Individualität eines jeden individuellen Sinnes zerstören würde“, zeigt, dass sämtliche Schlussfolgerungen des gelehrten Doktors auf den modernen physikalischen Theorien beruhen, obwohl er diese gerne reformieren würde. Er wird aber erkennen müssen, dass das unmöglich ist, so lange er nicht zulassen wird, dass anstelle der stufenweise verkümmernden physischen Sinne spirituelle Sinne existieren. „Wir sehen und hören“ in Übereinstimmung (natürlich nach Dr. Richardsons Ansicht) mit den von genau derselben materialistischen [SD # 534] Wissenschaft gelieferten Erklärungen der Phänomene des Sehens und Hörens; eben diese Wissenschaft stellt das Postulat auf, wir könnten auf andere Art weder hören noch sehen. Die Okkultisten und Mystiker wissen es besser. Die vedischen Arier waren mit den Geheimnissen von Ton und Farbe ebenso vertraut wie unsere Physiologen es auf der physischen Ebene sind, aber sie hatten die Geheimnisse dieser beiden auch auf für den Materialisten unzugänglichen Ebenen bemeistert. Sie kannten eine doppelte Reihe von Sinnen; spirituelle und materielle. In einem Menschen, der sich eines oder mehrerer seiner Sinne beraubt sieht, entwickeln sich die übrig bleibenden umso stärker: So werden z. B. beim Blinden der Tast-, der Hörsinn etc. sein verlorenes Sehen zurückgewinnen, und der Taube wird imstande sein, mittels seines Sehvermögens zu hören, indem er die Worte von Lippen und Mund des Sprechenden liest. Das sind jedoch noch der Welt der Materie angehörende Fälle. Die auf einer höheren Bewusstseinsebene wirkenden spirituellen Sinne werden von der Physiologie a priori verworfen, weil sie die heilige Wissenschaft nicht kennt. Sie beschränkt die Wirkung des Ethers auf Schwingungen, und indem sie ihn von der Luft trennt – obwohl die Luft ganz einfach differenzierter und zusammengesetzter Ether ist – lässt sie ihn Funktionen annehmen, die ihn zu den speziellen physiologischen Theorien passend machen sollen. Aber in den Lehren der Upanishaden, wenn sie richtig verstanden werden, liegt mehr wahre Wissenschaft als die Orientalisten zuzugestehen bereit sind, die sie überhaupt nicht verstehen. Sowohl mentale als auch physische Wechselbeziehungen der sieben Sinne (sieben auf der physischen und sieben auf der mentalen Ebene) werden in den Veden deutlich erklärt und bestimmt, insbesondere in der Anugita genannten Upanishad: „Das Unzerstörbare und das Zerstörbare, das ist die doppelte Manifestation des Selbst. Von diesen ist das Unzerstörbare das Existierende (die wahre Essenz oder Natur des Selbst, die zugrundeliegenden Prinzipien). Die Manifestation als Individuum (oder Wesen) wird das Zerstörbare genannt.“ So spricht der Asket in der Anugita; und weiter: „Wer zweimalgeboren (initiiert) ist weiß, dass so die Lehre der Alten lautet. . . . . Raum ist das erste Wesen. . . . . Nun hat der Raum (Akasha oder das Noumenon des Ethers) eine Qualität . . . und diese ist einzig der Ton . . . und die Qualitäten des Tons sind Shadga, Rishabha, Gandhara, Madhyama, Panchame, und über diese fünf hinaus (noch) Nishada und Dhaivata“ (die indische Tonleiter). Diese sieben Noten der Tonleiter sind die Prinzipien des Tones (siehe Kap. xxxv der „Anugita“). Die Eigenschaften eines jeden Elementes wie auch eines jeden Sinnes sind siebenfältig, und sie auf der Grundlage ihrer Manifestation auf der materiellen oder objektiven Ebene (die gleichermaßen in sich selbst wieder siebenfältig ist) zu beurteilen und über sie zu dogmatisieren, ist vollkommen willkürlich. Denn nur von dem Selbst, das sich von diesen (sieben) Ursachen der Täuschung befreit, können wir die Erkenntnis (die Geheime Weisheit) über die Eigenschaften der Sinnesgegenstände auf ihrer doppelten Manifestationsebene – der sichtbaren und der unsichtbaren – erlangen. Daher heißt es:

„Lege dieses wundervolle Mysterium dar . . . . . Höre auch die vollstän­dige Zuordnung der Ursachen. Die Nase und die Zunge und das Auge und die [SD # 535] Haut und das Ohr als das fünfte (Sinneswerkzeug), das Gemüt und das Verstehen,72 diese sieben (Sinne) sollten als die Ursachen der (Erkenntnis ihrer) Eigenschaften verstanden werden. Geruch und Geschmack und Farbe, Ton und Tasten als das fünfte, das Objekt der mentalen Tätigkeit und das Objekt des Verstehens (des höchsten spirituellen Sinnes oder der höchsten spirituellen Wahrnehmungskraft), diese sieben sind die Ursachen des Handelns. Jener, der riecht, jener, der isst, jener, der sieht, jener, der spricht, und jener, der als fünftes hört, jener, der denkt und jener, der versteht, diese sieben sollten als die Ursachen der Mittler erkannt werden.73 Diese (Mittler) werden von Eigenschaften (Sattva, Rajas, Tamas) beherrscht und erfreuen sich gleichzeitig ihrer eigenen Eigenschaften, der angenehmen und der unangenehmen.“ (Anugita)

Dann hören wir in der „Bhagavadgita“ (Kap. vii) die Gottheit (oder Krishna) sagen:

„ . . . . Nur wenige kennen mich wirklich. Erde, Wasser, Feuer, Luft Raum (oder Akasha, Äther), Denken, Verstehen und Egoismus (oder die Wahrnehmung all der zuvor Benannten auf der Ebene der Illusion), . . . Das ist eine niedere Form meiner Natur. Wisse (es gibt) eine weitere (Form meiner) Natur, und höher als diese, die belebt ist, oh du mit den mächtigen Armen! Und durch sie wird dieses Universum aufrecht erhalten. . . . All das ist mir eingeflochten, aufgereiht wie Perlen auf einem Faden („Mundakopanishad“, S. 298). . . . Ich bin der Geschmack des [SD # 536] Wassers, oh Sohn der Kunti! Ich bin das Licht der Sonne und des Mondes. Ich bin . . . Klang (‘d. h. die allen diesen und den anderen Eigenschaften der verschiedenen erwähnten Dinge zugrundeliegende okkulte Wesenheit’, d. Übers.) im Raum . . . der wohlriechende Geruch der Erde, der Glanz des Feuers . . . etc. etc.“

Wahrlich also, bevor man beginnt, auch nur oberflächlich nach den Geheimnissen der Natur zu suchen und sie zu prüfen, sollte man okkulte Philosophie studieren, denn nur derjenige, „der die Wahrheit in Bezug auf die Eigenschaften der Natur kennt, der die Schöpfung aller Wesenheiten versteht, . . . ist befreit“ vom Irrtum. Der „Lehrer“ sagt: „Wer den großen Baum genau versteht, dessen Nichtwahrgenommenes (die okkulte Natur, die Wurzel von allem) der aus dem Samen (Parabrahman) hervorkommende Spross ist, dessen Stamm aus dem Verstehen (Mahat oder der universalen, intelligenten Seele) besteht, dessen Äste der große Egoismus74 sind, in dessen Höhlungen sich die Sprossen finden, die Sinne also, dessen Blütenstauden die großen (okkulten oder unsichtbaren) Elemente sind,75 die groben Elemente (die grobe, objektive Materie) sind die kleineren Zweige, die immer Blätter, immer Blüten tragen, . . . . der ewig ist und dessen Same das Brahman ist (die Gottheit); und wer ihn mit dem vortrefflichen Schwert – Erkenntnis (Geheime Weisheit) – fällt, erlangt Unsterblichkeit und streift ab Geburt und Tod.“

Das ist der Baum des Lebens, der Ashvattha-Baum, nach dessen Fällung allein der Mensch, Sklave von Leben und Tod, befreit werden kann.

Aber die Wissenschaftler kennen das von den Adepten und Asketen geschwungene „Schwert der Erkenntnis“ nicht, noch werden sie davon hören. Daher die einseitigen Bemerkungen der liberalsten unter ihnen, deren Grundlage und Ursprung die übertriebene Bedeutung ist, die den willkürlichen Einteilungen und Klassifikationen der Naturwissenschaft zugemessen wird. Der Okkultismus beachtet sie sehr wenig, und die Natur noch weniger. Sämtliche physikalischen Phänomene gehen aus dem ursprünglichen Äther hervor – Akasha, so wie auch der seiner Natur nach duale Akasha aus dem undifferenzierten, sogenannten Chaos hervorgeht; Letzterer ist hauptsächlich ein Aspekt Mulaprakritis, der Wurzelmaterie und der ersten abstrakten Idee, welche von Parabrahman gebildet werden kann. Die moderne Wissenschaft mag ihren hypothetisch vorgestellten Ether auf so viele Arten einteilen wie es ihr beliebt; der wirkliche Äther des Raums wird durchaus derselbe bleiben wie überall. Wie alles Übrige in der Natur auch, hat er seine sieben Prinzipien, und gäbe es keinen Ether, würde es keinen Klang geben, da er das schwingende Schallbrett der Natur in allen ihren sieben Differenzierungen ist. Das war das erste Geheimnis, das die Initiierten des Altertums erlernten. Unsere heutigen, normalen körperlichen Sinne waren (von unserem gegenwärtigen Gesichtspunkt aus betrachtet) in den Tagen langsamer und fortschreitend abwärts gerichteter Evolution und des Falls in die Materie abnormal. Alles, was in unseren modernen Zeiten als phänomenal betrachtet wird und für die [SD # 537] Physiologen, die jetzt gezwungenermaßen daran glauben müssen, so rätselhaft ist wie Gedankenübertragung, Hellsehen, Hellhören etc.; kurz alles, was heute als „wundersam und abnormal“ bezeichnet wird, all das und noch viel mehr gehörte in anderen Zeiten zu den gewöhnlichen Sinnen und Fähigkeiten der gesamten Menschheit. Wie auch immer, wir kreisen vor und zurück; d. h. nachdem wir bis zum Ende der vierten Rasse an Spiritualität verloren haben, was wir an physischer Entwicklung gewannen, werden wir jetzt ebenso stufenweise und unmerklich im Physischen all das verlieren, was wir in der spirituellen Wiederentwicklung erneut erlangen. Dieser Vorgang setzt sich fort bis zu dem Punkt, welcher die sechste Wurzelrasse auf eine parallele Linie mit der Spiritualität der zweiten, längst ausgestorbenen Menschheit bringen wird.

Aber das wird gegenwärtig kaum verstanden. Wir müssen zu Dr. Richardsons hoffnungsvoller, wenn auch nicht ganz richtiger Hypothese vom „Nervenether“ zurückkehren. Unter der irreführenden Übersetzung des Wortes „Raum“ (Akasha) wurde er im alten indischen System als der „Erstgeborene“ des Einen aufgeführt, der nur eine Eigenschaft besitzt, den Klang (der siebenfältig ist). In der esoterischen Sprache ist dieser „Eine“ die „Vater“-Gottheit, und der „Ton“ ist gleichbedeutend mit dem Logos (Verbum oder Sohn). Ob bewusst oder auf andere Art, er muss das Letztere sein. Und Dr. Richardson wählt, indes er eine okkulte Lehre predigt – die niedrigste Form der siebenfältigen Natur dieses „Klangs“ und spekuliert darüber, indem er hinzufügt:

„Die von mir vorgelegte Theorie besagt, dass der Nervenether ein animalisches Produkt ist. Er mag sich bei den verschiedenen Tierklassen von seinen physikalischen Eigenschaften her unterscheiden, um so den besonderen Bedürfnissen des jeweiligen Tiers angepasst zu sein, aber im Wesentlichen spielt er in allen Tieren dieselbe Rolle und wird in allen auf dieselbe Art erzeugt. . . .“

Darin liegt der Kern des Irrtums, der zu allen daraus entspringenden irrigen Ansichten führt. Dieser „Nervenether“ ist das niedrigste Prinzip der Ursprünglichen Essenz, welche das Leben ist. Er ist die in der gesamten Natur verbreitete animalische Vitalität und wirkt entsprechend der für seine Tätigkeit vorherrschenden Bedingungen. Er ist kein „animalisches Produkt“, vielmehr sind das lebendige Tier, die lebendige Blume oder die Pflanze seine Produkte. Die tierischen Gewebe absorbieren ihn lediglich entsprechend ihrem mehr oder weniger krankhaften oder gesunden Zustand – wie es physische Materialien und Strukturen (in ihrem vorgeburtlichen Zustand – nota bene) gleichermaßen tun – und werden von dem Augenblick der Geburt der Wesenheit an von ihm reguliert, angereichert und ernährt. Im Sushumna-Sonnenstrahl, der den Mond erleuchtet und ernährt, steigt er in größerem Umfang in die Vegetation hinab, und durch die Strahlen des Letzteren ergießt er sein Licht auf Mensch und Tier und durchdringt sie, mehr während ihres Schlafs und ihrer Ruhe, als wenn sie sich in voller Aktivität befinden. Daher irrt Dr. Richardson erneut, wenn er behauptet:

„Meiner Vorstellung über den Nervenether zufolge ist er nicht in sich selbst aktiv, und er ist auch nicht ein Exzitans tierischer Bewegung im Sinne einer Kraft; aber für die Herstellung der Bedingungen, welche Bewegung ermöglichen, ist er essenziell.“ (Das genaue Gegenteil ist der Fall.) . . . . „Er ist der Träger aller Schwingungen, von Wärme, Licht, Ton, elektrischer Aktivität und mechanischer [SD # 538] Reibung.76 In den Lebenszuständen hält er das gesamte Nervensystem in vollkommener Spannung (wahr). Durch körperliche Bewegung wird er verbraucht (vielmehr erzeugt) . . . und wenn der Bedarf an Nervenether nicht ausreichend gedeckt werden kann, wird der Mangel durch einen Nervenzusammenbruch oder Erschöpfung angedeutet.77 Er reichert sich im Schlaf in den Nervenzentren an, indem er sie sozusagen auf ihren richtigen Ton einstimmt und dadurch die Muskeln zum Erwachen und zu neuem Leben ruft. . . .“

Genau richtig; das ist ziemlich korrekt und verständlich. Daher: „Der von ihm vollständig erneuerte Körper besitzt Bewegungsfähigkeit, eine vollständige Form, Leben. Der des Ethers beraubte Körper zeigt Trägheit, die Beschaffenheit einer im Tod geschrumpften Gestalt, die augenscheinliche Gewissheit, dass etwas Physisches verloren gegangen ist, was im Körper zu Lebzeiten gegenwärtig war.

Die moderne Wissenschaft bestreitet die Existenz eines „Lebensprinzips“. Dieser Auszug ist ein klarer Beweis dafür, dass sie einen großen Fehler macht. Aber dieses „physische Etwas“, das wir Lebensfluidum nennen – Paracelsus’ Liquor Vitae – hat den Körper nicht verlassen, wie Dr. Richardson glaubt. Infolge des allzu maroden Zustands der Gewebe findet er keinen Halt mehr an ihm und geht einfach vom Zustand der Aktivität in die Passivität über und wird latent. Sobald Rigor Mortis vollständig eingetreten ist, wird der „Liquor Vitae“ zu neuerlicher Tätigkeit erwachen und seine chemische Arbeit an den Atomen beginnen. Brahmâ-Vishnu – der Schöpfer und Erhalter des Lebens – wird sich in Shiva, den Zerstörer, verwandelt haben.

Schließlich schreibt er auf S. 387:

„Der Nervenether kann vergiftet sein; er kann, glaube ich, von außen stammende Gase oder Dämpfe mittels einfacher Diffusion in sich aufgenommen haben; aus dem Inneren kann er Produkte aus verschluckten und in sich aufgenommenen Substanzen ableiten oder aus vom Körper selbst in der Krankheit erzeugten Zersetzungsgasen.“

Und nach demselben okkulten Grundsatz hätte der gelehrte Herr hinzufügen können, dass „der ‘Nervenether’ einer Person von dem einer anderen vergiftet werden kann oder von deren aurischen Emanationen. Aber schauen wir einmal, was Paracelsus über diesen ‘Nervenether’ gesagt hat:

„Der Archaeus ist magnetischer Natur und zieht andere derselben Ebene angehörige sympathische oder unsympathische Kräfte an oder stößt sie ab. Je geringer die Widerstandskraft einer Person gegen astrale Einflüsse ist, desto stärker wird sie solchen Einflüssen unterworfen sein. Die Lebenskraft ist nicht im Menschen eingeschlossen, sondern strahlt einer leuchtenden Sphäre (Aura) gleich (in ihm) und rund um ihn herum, und sie kann aus der Ferne zur Wirkung veranlasst werden. . . . Sie kann die Essenz des Lebens (das Blut) vergiften und Krankheiten verursachen, oder sie kann sie [SD # 539] nach einer Verunreinigung wieder reinigen und die Gesundheit wiederherstellen.“ (Paragranum; „Theophrastus Paracelsus von Hohenheim“, von Dr. F. Hartmann.)

Dass die beiden, Archaeus und „Nervenether“, identisch sind, zeigt ein englischer Gelehrter mit der Aussage, dass die Spannung des Äthers generell zu groß oder zu klein sein kann; dass das der Fall sein kann „infolge lokaler Veränderungen der von ihm mobilisierten Nervenmaterie.“ . . . „Unter starker Erregung kann er vibrieren wie in einem Gewitter und jeden unter der Kontrolle des Gehirns oder Rückenmarks stehenden Muskel in unkontrollierte Bewegung versetzen – in unbewusste Zuckungen.“

Man nennt das Nervenerregung, aber außer den Okkultisten kennt niemand den Grund dieser Nervenunruhe oder erklärt ihre essenziellen Ursachen. Das „Lebensprinzip“ kann ebenso gut töten, wenn es in zu großem Überfluss oder nicht ausreichend davon vorhanden ist. Aber dieses Prinzip ist auf der manifestierten (oder unserer) Ebene lediglich die Wirkung und das Ergebnis der intelligenten Tätigkeit der „Schar“ – oder kollektiv des Prinzips – des sich manifestierenden Lebens und Lichts. Es ist dem stets unsichtbaren, ewigen und Absoluten Einen Leben untergeordnet und emaniert aus ihm in einer ab- und wieder aufsteigenden Stufenfolge hierarchischer Grade – einer wahren siebenfältigen Leiter, an deren oberem Ende der Klang (oder der Logos) und an deren unterem Ende die Vidyadharas78 (die niederen Pitris) stehen.

[SD # 540] Natürlich haben die Okkultisten vollständige Kenntnis von der Tatsache, dass die „Täuschung“ der Anhänger der Lebenskraft, über die Vogt und Huxley so spotten, nichtsdestoweniger noch immer in wirklich hervorragenden wissenschaftlichen Kreisen begünstigt wird und sind daher glücklich im dem Gefühl, nicht allein zu stehen. So schreibt Professor de Quatrefages:

„Es ist wirklich wahr, dass wir nicht wissen, was Leben ist; wir wissen aber auch nicht besser, was die Kraft ist, welche die Sterne in Bewegung versetzt. . . . . Lebendige Wesen sind schwer und daher der Gravitation unterworfen; sie sind der Sitz zahlreicher und verschiedenartiger für ihre Existenz unerlässlicher physikalisch-chemischer Phänomene, die auf die Wirkung der Etherdynamik (Elektrizität, Wärme etc.) zurückgeführt werden müssen. Aber diese Phänomene offenbaren sich hier unter dem Einfluss einer anderen Kraft. . . . . Das Leben verhält sich den unbelebten Kräften gegenüber nicht antagonistisch, sondern es verwaltet und regiert mit seinen Gesetzen ihre Tätigkeit.“79

IX
Die Solartheorie

Eine kurze, den okkulten Lehren gegenübergestellte Analyse der zusammengesetzten und einfachen Ele­mente der Wissenschaft. Inwieweit diese Theorie in ihrer allgemein angenommenen Form wissenschaftlich ist.

In seiner Erwiderung auf Dr. Gulls Angriff auf die (in der okkulten Philosophie mit den Elementen der Alten untrennbar verbundene) Theorie der Lebenskraft bemerkt Professor Beale, der große Physiologe, mit wenigen ebenso bedeutsamen wie schönen Worten:

„Es liegt ein Geheimnis im Leben – eines, das noch niemals ergründet wurde; umso eingehender die Phänomene des Lebens erforscht und betrachtet werden, desto tiefer erscheint es. In lebendigen Zentren, die weitaus zentraler sind als die mit der stärksten Vergrößerung erkennbaren Zentren, in Zentren lebendiger Materie – unerreichbar zwar für das Auge, doch unsere Erkenntnisfähigkeit vermag sich ihnen zuzuwenden – gehen Veränderungen einer Natur vor sich, von welchen uns selbst die fortschrittlichsten Physiker und Chemiker keine Vorstellung zu vermitteln vermögen; es gibt auch nicht den geringsten Grund zu glauben, die Natur dieser Veränderungen sei jemals mittels physikalischer Forschung ermittelbar, da sie ganz bestimmt gänzlich andersartig ist als alles, worauf sämtliche uns bekannten Phänomene zurückgeführt werden können.“

Der Okkultismus verortet dieses „Mysterium“ oder den Ursprung der Lebensessenz in demselben Zentrum, in welchem sich auch der Kern der Prima Materia unseres Sonnensystems befindet (da beide ein und dasselbe sind).

[SD # 541] „Die Sonne ist das Herz der solaren Welt (des Sonnensystems), und ihr Gehirn ist hinter der (sichtbaren) Sonne verborgen. Von dort strahlt Empfindung aus in jedes Nervenzentrum des großen Körpers, und die Wogen der Lebensessenz strömen in jede Arterie und Vene. . . . Die Planeten sind seine Glieder und Pulse. . . .“ (Kommentar).

Dass die Sonne eine brennender Globus sei, bestreitet die okkulte Philosophie und definiert sie lediglich als eine Welt, als eine glühende Sphäre, hinter der die wirkliche Sonne verborgen ist, während die sichtbare lediglich ihre Reflexion, ihre Hülle, darstellt; das wurde bereits an anderer Stelle erläutert (in „The Theosophist“). Die von Sir John Herschel irrtümlich für „Sonnenbewohner“ gehaltenen Nasmythschen Solaren Weidenblätter sind Speicher der solaren Lebensenergie, „der Lebenselektrizität, die das gesamte System ernährt. . . . In abscondito ist die Sonne somit die Vorratskammer unseres kleinen Kosmos, die ihr Lebensfluidum selbst erzeugt und immer ebenso viel empfängt wie sie ausgibt“, und die sichtbare Sonne stellt lediglich ein in den tatsächlichen Sonnenpalast und in ihre Residenz geschnittenen Fensterausschnitt dar, welcher jedoch das innere Wirken getreulich widerspiegelt.

So zirkuliert das Lebensfluidum während der manvantarischen Sonnenperiode oder Lebenszeit in einem gleichmäßigen Kreislauf durch unser System, dessen Herz die Sonne ist – dem Blutkreislauf im menschlichen Körper entsprechend; beim Rückfluss des Lebensfluidums zieht sich die Sonne jedes Mal so rhythmisch zusammen wie das menschliche Herz. Anstatt die Runde sekundenschnell zu durchlaufen, braucht das Blut der Sonne für die Vollendung eines Kreislaufs allerdings zehn Sonnenjahre, und ein weiteres Jahr um ihre Herzohren und Ventrikel zu passieren, bevor es die Lungen wäscht und von da aus in die großen Arterien und Venen des Systems zurückkehrt.

Nachdem die Astronomie den feststehenden, aus der Kontraktion des Sonnenherzens resultierenden elfjährigen Zyklus des Anstiegs der Häufigkeit der Sonnenflecken kennt,80 wird die Wissenschaft das nicht abstreiten. Das Universum (in diesem Fall unsere Welt) atmet gerade so wie der Mensch und wie jedes lebendige Geschöpf, wie jede Pflanze und jedes Mineral auf der Erde; und wie selbst unser Globus alle vierundzwanzig Stunden atmet. Die dunklen Flecken sind nicht die Folge der „von den Dämpfen bewirkten Absorption, die vom Grund der Sonne aufsteigen und zwischen den Beobachter und die Photosphäre treten“, wie Pater Secchi es erklärt haben wollte („Le Soleil“, II, S. 184), noch werden die Flecken „aus der Materie (erhitzte, gasartige Materie) selbst gebildet, deren Einbrechen sich auf die Sonnenscheibe überträgt“ (Ibid.). Es ähnelt dem regelmäßigen und gesunden Pulsieren des Herzens, während das Lebensfluidum durch seine hohlen Muskeln hindurchströmt. Könnte das menschliche Herz leuchtend und das lebende und pulsierende Organ mit einer Projektion auf eine Leinwand sichtbar gemacht werden, wie sie [SD # 542] die Astronomen in ihren Vorlesungen benutzen, um beispielsweise den Mond zu zeigen – könnte darin jedermann die Phänomene der Sonnenflecken sich im Sekundentakt wiederholen sehen – auf Grund seiner Kontraktionen und des Ausströmens des Blutes.

In einem Werk über Geologie ist vom Traum der Wissenschaft zu lesen, „eines Tages herauszufinden, dass alle anerkannten chemischen Elemente lediglich Modifikationen eines einzigen Elementes der Materie darstellen („World-Life“, S. 48).

Die okkulte Philosophie lehrte das seit dem Anbeginn der menschlichen Rede und der Sprachen, fügte jedoch auf der Grundlage des unveränderlichen Analogie­gesetzes – „wie oben, so unten“ – ihren Grundsätzen einen weiteren hinzu, nämlich dass weder Geist noch Materie tatsächlich existieren, sondern lediglich zahllose Aspekte des Einen ewig verborgenen Seins (oder Sat). Das homogene ursprüngliche Element ist lediglich auf der irdischen Bewusstseins- und Empfindungsebene einfach und einzig, da die Materie im Grunde genommen nichts weiter ist als unsere eigenen, aufeinanderfolgenden Bewusstseinszustände und der Geist eine Idee psychischer Intuition. Das von unserer derzeitigen irdischen Wissenschaft als letzter, nicht mehr zerlegbarer Bestandteil einer Art Materie definierte einfache Element würde schon auf der nächst höheren Ebene, also in einer Welt höherer spiritueller Wahrnehmung, tatsächlich als etwas höchst Komplexes beurteilt. Es würde sich ergeben, dass unser reinstes Wasser neben seinen beiden anerkannten einfachen Bestandteilen Sauerstoff und Wasserstoff noch viele weitere Komponenten enthält, von denen unsere gegenwärtige irdische Chemie nicht zu träumen wagt. Sowohl im Reich der Materie als auch im Reich des Geistes existiert auf der Ebene reiner Subjektivität der Schatten dessen, was auf der Ebene der Objektivität wahrgenommen wird. Das Teilchen vollkommen homogener Substanz, das Sarkode der Haeckelschen Monere, wird jetzt als die Urzeugung der irdischen Existenz betrachtet (Huxleys „Protoplasma“);81 und der Bathybius Haeckelii muss auf seine prä-terrestrische Urzeugung zurückgeführt werden. Diese wird von den Astronomen erst in ihrem dritten Entwicklungsstadium wahrgenommen und in der sogenannten „zweiten Schöpfung“. Die Schüler der Esoterischen Philosophie verstehen jedoch die geheime Bedeutung folgender Stanze: „Brahmâ ist im Wesentlichen ein Aspekt Prakritis, sowohl evolvierter als auch nicht evolvierter . . . . Geist, oh Zweimalgeborener (Initiierter), ist der leitende Aspekt Brahmâs. Der nächste ist ein zweifältiger Aspekt – von Prakriti und Purusha, sowohl evolviert als auch nicht evolviert; und der letzte ist Zeit! Einer der Namen Brahmâs (im Unterschied zu Brahman, Neutrum) ist Anu und bedeutet „Atom“: Aniyamsam aniyasam, „das Atomarste des Atomaren“, der „unveränderliche und unver­gängliche (achyuta) Purushottama“.

Wie groß ihre Anzahl auch immer sein mag, sind also die uns bekannten Elemente, wie sie gegenwärtig verstanden und definiert werden, sicherlich nicht [SD # 543] die ursprünglichen Elemente, und sie können sie auch nicht sein. Diese wurden aus „den Flocken der kalten, strahlenden Mutter“ und „dem Feuersamen des heißen Vaters“ geformt, die „eins sind“, oder, um es in der klareren Sprache der modernen Wissenschaft auszudrücken, ihr Ursprung lag in den Tiefen des ursprünglichen Feuernebels – den weißglühenden Schwaden der unauflösbaren Nebel; denn auflösbare Nebel stellen, wie Professor Newcomb zeigt (auf S. 444 in seiner „Popular Astronomy“), keine reguläre Nebelklasse dar.

Seiner Ansicht nach gehören mehr als die Hälfte der fälschlicherweise den Nebeln zugerechneten Objekte zu den von ihm als „Sternenhaufen“ bezeichneten. Die heute bekannten Elemente erlangten ihre Beständigkeit in dieser vierten Runde und fünften Rasse. Sie genießen eine kurze Ruheperiode, bevor sie wieder in ihrer aufwärtsgerichteten spirituellen Evolution vorangetrieben werden; wo dann das „lebendige Orkusfeuer“ die Unauflösbarsten dissoziieren und sie wieder in das ursprüngliche Eine zerstreuen wird.

Der Okkultist geht unterdessen weiter, wie mit den Kommentaren zu den sieben Stanzen gezeigt wurde. Daher kann er kaum auf irgendeine Hilfe oder Anerkennung seitens der Wissenschaft hoffen, die sowohl sein „Aniyamsam aniyasam“ (das absolut spirituelle Atom) als auch seine Manasaputras – die „aus dem Denken geborenen Menschen“ – ablehnen wird. Indem er das „einzige materielle Element“ in ein absolutes, unauflösbares Element auflöst – Geist oder „Wurzelmaterie“, und es damit auf einmal aus den Bereichen und Gebieten der physikalischen Philosophie heraus versetzt –, stimmt er natürlich kaum mit den orthodoxen Wissenschaftlern überein. Er behauptet, dass Geist und Materie zwei Facetten der unerkennbaren Einheit sind, deren einander anscheinend widersprechende Aspekte abhängen (a) von den unterschiedlichen Differenzierungsgraden der Materie und (b) von den vom Menschen selbst erlangten Bewusstseinsgraden. Das ist jedoch Metaphysik und hat mit der Physik wenig zu tun – wie groß diese physikalische Philo­sophie auch innerhalb ihrer eigenen irdischen Begrenzungen heute sein mag.

Gesteht die Wissenschaft erst einmal die Möglichkeit der Existenz eines aus lediglich „einer einzigen Substanz“82 aufgebauten Universums mit zahllosen Formen, Zuständen und Aspekten zu, wenn auch nicht dessen tatsächliche Existenz, so muss sie nichtsdestoweniger [SD # 544] noch weiter gehen. Wenn sie nicht auch die Möglichkeit des Einen Elements oder des einen Lebens der Okkultisten einräumt, wird sie diese „einzige Substanz“, insbesondere wenn sie nur auf die solaren Nebel beschränkt wird, wie den Sarg Mohammeds mitten in der Luft aufhängen müssen, wenn auch ohne den diesen Sarg in der Schwebe haltenden Magneten. Wenn wir zum Glück für die spekulativen Physiker auch nicht in der Lage sind genauer festzustellen, was die Nebulartheorie wirklich impliziert, sind wir doch dank Professor Winchell und verschiedenen nicht mit ihm übereinstimmenden Astronomen in die Lage versetzt worden, zu lernen, was sie nicht impliziert.83 (vide supra)

Unglücklicherweise ist es von diesem Punkt bis zur Lösung auch nur des einfachsten der Probleme, welche die Gelehrten bei ihrer Suche nach der Wahrheit quälten und noch immer quälen, aber noch weit. Wenn wir herausfinden wollen, wo und warum die moderne Wissenschaft sündigt, müssen wir unsere Untersuchungen vorantreiben und dabei von ihren frühesten Hypothesen ausgehen. Vielleicht wird man finden, dass Stallo am Ende doch Recht hat und sämtliche von den hervorragendsten Gelehrten begangenen Fehler, ihre Widersprüche und Irrtümer lediglich ihrer Fehlhaltung zuzuschreiben sind. Trotzdem sind sie materialistisch eingestellt und wollen so bleiben. Und doch sind „die allgemeinen Grundsätze der atomistisch-mechanischen Theorie – der Grundlage der modernen Physik – substanziell identisch mit den Hauptlehren der ontologischen Metaphysik“. So „werden die grundlegenden Irrtümer der Ontologie gleichermaßen mit dem Fortschreiten der Naturwissenschaft offenbar“ (Int. S. VI., „The Concepts and Theories of Modern Physics“). Die Wissenschaft ist von metaphysischen Begriffen durchsetzt, die Wissenschaftler wollen diese Vorhaltung jedoch nicht einräumen und bemühen sich mit aller Macht, den vollständig unkörperlichen und spirituellen Naturgesetzen unserer Ebene atomistisch-mechanische Masken aufzusetzen – indem sie sich weigern, deren Wesenhaftigkeit selbst auf anderen Ebenen zuzugestehen, deren bloße Existenz sie a priori ablehnen.

Warum die mit ihren materialistischen Ansichten vermählt zu sein scheinenden Wissen­schaftler seit den Tagen Newtons immer bemüht waren, den Tatsachen und der Wahrheit falsche Masken aufzusetzen, lässt sich leicht zeigen. Ihre Aufgabe wird jedoch jedes Jahr schwieriger; und mit demselben Tempo nähert sich die Chemie dem Gebiet des Okkulten in der Natur immer weiter an, mehr als alle anderen Wissenschaften. Sie macht sich gerade die von den okkulten Wissenschaften [SD # 545] seit Zeitaltern gelehrten Wahrheiten zu eigen, welche doch bislang bitter verspottet wurden. „Die Materie ist ewig“, sagt die esoterische Lehre. Die Materie, wie sie sich die Okkultisten in ihrem Laya- oder Null-Zustand vorstellen, ist aber nicht die Materie der modernen Wissenschaft, auch nicht in deren am weitesten verdünnten, gasförmigen Zustand. Crookes „strahlende Materie“ würde im Bereich des Anbeginns als Materie der gröbsten Art erscheinen, da Materie zu reinem Geist wird, bevor sie auch nur zu ihrem ersten Differenzierungspunkt zurückkehrt. Fügt nun aber ein Adept oder Alchemist hinzu, dass die Materie zwar ewig ist, weil sie Pradhana ist, die Atome aber dennoch in jedem neuen Manvantara oder der Wiederherstellung des Universums geboren werden, so ist diese Behauptung weit weniger widersprüchlich als ein Materialist vermuten würde, der nicht glaubt, dass es jenseits des Atoms noch etwas geben könnte. Zwischen der manifestierten und der unmanifestierten Materie, zwischen Pradhana, der anfang- und endlosen Ursache, und Prakriti, oder der manifestierten Wirkung, besteht ein Unterschied. Der Shloka sagt:

„Das, was die nicht evolvierte Ursache ist, wird von den hervorragendsten Weisen ausdrücklich Pradhana genannt, die ursprüngliche Grundlage, welche subtile Prakriti ist, d. h. was ewig ist und was gleichzeitig ist und nicht ist, ein bloßer Prozess.84

Was in der modernen Ausdrucksweise als Geist und Materie bezeichnet wird, ist in der Ewigkeit als die immerwährende Ursache eins und weder Geist noch Materie, sondern Es – im Sanskrit wiedergegeben durch Tat („Jenes“) –, alles was ist, war oder je sein wird, was immer sich das Vorstellungsvermögen des Menschen auszudenken vermag. Selbst der exoterische Pantheismus des Hinduismus vermittelt das besser als es eine monotheistische Philosophie jemals geschafft hat, beginnt doch seine in einzigartiger Sprache verfasste Kosmogonie mit den wohlbekannten Worten:

„Nicht Tag noch Nacht gab es, weder Himmel noch Erde, weder Finsternis noch Licht. Und es gab auch nichts anderes, was die Sinne und die mentalen Fähigkeiten wahrnehmen konnten. Zu der Zeit gab es einen Brahmâ, essenziell Prakriti (Natur) und Geist. Denn die beiden Aspekte Vishnus, die sich von seinem höchsten, essenziellen Aspekt unterscheiden, sind Prakriti und Geist, und Brahman. Wenn diese beiden seiner Aspekte nicht länger fortbestehen, sondern aufgelöst werden, wird jener Aspekt, aus welchem Form und das Übrige erneut hervorgeht, d. h. die Schöpfung, Zeit genannt, oh Zweimalgeborener.“

Dasjenige, das aufgelöst wird, oder der illusive duale Aspekt von Tat, dessen Essenz das ewig Eine ist, nennen wir ewige Materie oder Substanz (siehe in Teil II „Ursprüngliche Substanz und Göttlicher Gedanke“), formlos, geschlechtslos, nicht wahrnehmbar, nicht einmal für unseren sechsten Sinn oder den Geist85, weshalb wir uns weigern, in ihm das zu sehen, was die Monotheisten einen persönlichen, anthropomorphen Gott nennen.

Was denkt die moderne, exakte Wissenschaft über diese beiden Vorschläge – „dass die Materie ewig“ und „das Atom periodisch und vergänglich ist“? Der materialistische Physiker wird sie höhnisch kritisieren und verlachen. Der [SD # 546] liberale und fortschrittliche Wissenschaftler jedoch, der echte und ernsthafte wissenschaftliche Wahrheitssucher – wie z. B. der ausgezeichnete Chemiker Crookes, wird bestätigen, dass beide Aussagen möglich seien. Seine Vorlesung vor der chemischen Abteilung der British Association anlässlich deren Zusammenkunft in Birmingham im Jahr 1887 versetzte alle Evolutionisten, die sie verfolgt oder gelesen hatten, derartig in Erstaunen, dass schon bald darauf im März 1888 eine weitere folgte. Erneut legte der Präsident der chemischen Gesellschaft der wissenschaftlichen Welt und der Öffentlichkeit die Früchte einiger neuen Entdeckungen auf dem Gebiet der Atome vor. Und diese Entdeckungen unterstützen die okkulten Lehren in jeder Beziehung. Die von ihm in seiner zweiten Vorlesung aufgestellten Behauptungen übertreffen überraschenderweise sogar noch die der ersten (später zitiert) und verdienen mit Recht die Aufmerksamkeit eines jeden Okkultisten, Theosophen und Metaphysikers. Mit dem in seinem „Elemente und Meta-Elemente“ betitelten Vortrag Gesagten rechtfertigt er Stallos Vorwürfe und Voraussicht mit der Furchtlosigkeit eines wissenschaftlichen Denkens, das die Wissenschaft um der Wahrheit willen liebt und sich nicht um irgendwelche Folgen für den eigenen Ruhm und das eigene Ansehen schert. Wir zitieren ihn persönlich:

„Gestatten Sie mir jetzt, meine Herren, Ihre Aufmerksamkeit einen Moment lang auf einen die Grundprinzipien der Chemie betreffenden Gegenstand zu lenken, der uns dahin führen könnte, die Möglichkeit der Existenz von Substanzen einzuräumen, die weder Zusammensetzungen noch Mischungen sind und trotzdem im strengsten Sinn des Wortes auch keine Elemente – ich nehme mir die Freiheit, diese Substanzen „Meta-Elemente“ zu nennen. Um meine Auffassung zu erläutern, muss ich auf unsere Vorstellung eines Elementes zurückgreifen. Was ist das Merkmal eines Elementes? Wo haben wir die Trennungslinie zwischen eigenständiger Existenz und Identität zu ziehen? Niemand bezweifelt, dass Sauerstoff, Natrium, Chlor und Schwefel eigenständige Elemente sind; und wenn wir zu solchen Gruppen kommen wie Chlor, Brom und Jod etc. spüren wir noch immer keinen Zweifel, obwohl, wenn Abstufungen in der „Elementhaftigkeit“ zulässig sind – und darauf werden wir schließlich kommen müssen –, man sehr wohl sagen könnte, dass das Chlor dem Brom viel näher steht als dem Sauerstoff, Natrium oder Schwefel. Ferner stehen Nickel und Kobalt einander nahe, sehr nahe, obwohl niemand ihren Anspruch, als unterschiedliche Elemente zu gelten, in Frage stellen wird. Dennoch kann ich nicht umhin die Frage aufzuwerfen, was die meisten Chemiker wohl denken würden, hätten die jeweiligen Lösungen dieser Substanzen und ihrer Zusammensetzungen identische Farben und nicht, grob gesagt, komplementäre. Wäre ihre verschiedenartige Natur selbst heute erkannt worden? Wenn wir weitergehen und zu den sogenannten seltenen Erden kommen, ist der Boden unter unseren Füßen noch unsicherer. Vielleicht werden wir Scandium, Yttrium und anderen von der gleichen Art den Rang von Elementen zugestehen; aber was sollen wir bei Praseodym und Neodym sagen, zwischen denen chemisch kein ausgeprägter Unterschied besteht, könnte man sagen, dass deren Anspruch auf getrennte Individualität sich lediglich auf minimale Unterschiede in der Basizität und Kristallisationskraft bezieht, obgleich ihre physikalischen Unterschiede sehr stark ausgeprägt sind, wie Spektralbeobachtungen zeigen? Selbst bei diesen Substanzen können wir uns vorstellen, dass die Mehrzahl der Chemiker milde urteilen und diese beiden Körper in den Zauberkreis einlassen würden. Ob sie dabei imstande wären, sich auf irgendeinen allgemeinen Grundsatz zu berufen, ist eine offene Frage. Lassen wir aber diese Kandidaten zu, [SD # 547] wie könnten wir dann die Reihe der elementaren Substanzen oder Meta-Elemente ausschließen, die uns Krüss und Nilson bekannt machten, ohne ungerecht zu sein? Hier sind die spektralen Unterschiede gut ausgeprägt, derweil meine eigenen Untersuchungen des Didyms zwischen einigen dieser zweifelhaften Substanzen auch zumindest in der Basizität einen geringen Unterschied zeigen. In dieselbe Kategorie müssen die zahlreichen verschiedenen Substanzen einbezogen werden, in die Yttrium, Erbium, Samarium und andere „Elemente“ – so werden sie gewöhnlich bezeichnet – wahrscheinlich aufgeteilt wurden und werden. Wo müssen wir nun die Grenze ziehen? Die verschiedenen Gruppierungen gehen so unmerklich ineinander über, dass es unmöglich ist, eine endgültige Grenze zwischen irgendwelchen benachbarten Substanzen zu ziehen und festzulegen, dass die Substanz auf dieser Seite der Linie ein Element ist und die auf der anderen Seite nicht, sondern lediglich etwas, das einem Element ähnelt oder nahe kommt. Wo immer eine anscheinend begründete Linie gezogen werden mag, ist es zweifellos einfach, die meisten Substanzen sofort der richtigen Seite zuzuordnen, da es bei sämtlichen Klassifikationen erst schwierig wird, wenn man sich der Grenzlinie nähert. Geringe chemische Unterschiede werden natürlich zugestanden, und bis zu einem gewissen Punkt auch wohlausgeprägte physikalische Unterschiede. Was sollen wir jedoch sagen, wenn der einzige chemische Unterschied in der fast unmerklichen Neigung der einen Substanz, eines Paars oder einer Gruppe darin besteht, sich früher als der andere niederzuschlagen? Nochmals, es gibt Fälle, wo die chemischen Differenzen nahezu verschwindend gering sind, obwohl gut ausgeprägte physikalische Unterschiede bestehen bleiben. Hier straucheln wir über ein neues Problem: Was ist in solchen unklaren Fällen chemisch, und was ist physikalisch? Sind wir nicht berechtigt, die minimale Neigung eines eben entstehenden amorphen Niederschlages, sich schneller abzusetzen als ein anderer, als „physikalischen Unterschied“ zu bezeichnen? Und können wir nicht farbige Reaktionen, die von der Menge irgendeiner besonderen vorhandenen Säure abhängen und sich in Abhängigkeit von der Sättigung der Lösung oder des verwendeten Lösemittels voneinander unterscheiden, „chemische Unterschiede“ nennen? Ich verstehe nicht, wie wir einer Substanz, die sich von einer anderen farblich oder in den Spektralreaktionen ausgeprägt unterscheidet, den elementaren Charakter absprechen können, während wir ihn einer anderen Substanz zugestehen, deren einziger Anspruch darauf sich aus einem sehr winzigen Unterschied der Grundkräfte ergibt. Wenn wir das Tor erst einmal so weit geöffnet haben werden, dass wir geringe spektrale Unterschiede zulassen, müssen wir untersuchen, wie groß der Unterschied sein muss, um den Kandidaten zum Eintritt zu berechtigen. Ich werde einige dieser zweifelhaften Kandidaten aus meiner eigenen Erfahrung beispielhaft anführen.

Und dann stellt der große Chemiker Beispiele des höchst außerordentlichen Verhaltens verschiedener Moleküle und Erden vor, die einander scheinbar gleichen, bei sehr genauer Untersuchung jedoch Unterschiede aufweisen. Trotzdem diese Unterschiede sehr geringfügig sind, beweisen sie doch, dass es sich dabei in keinem Fall um einfache Substanzen handelt und dass die 60 oder 70 von der Chemie angenommenen Elemente nicht alles abdecken. Ihr Name ist offensichtlich Legion, aber da die sogenannte „Periodentheorie“ einer unbegrenzten Vermehrung der Elemente im Wege steht, sieht sich Crookes gezwungen, Mittel zu finden, um die neue Entdeckung mit der alten Theorie in Einklang zu bringen. „Diese Theorie,“ sagt er,

„wurde auf so vielfältige Weise bestätigt, dass wir nicht einfach eine nicht mit ihr übereinstimmende beliebige Erklärung für die Phänomene annehmen können. Aber wenn wir uns die Elemente von einer ungeheuren Anzahl von Substanzen verstärkt denken, deren Eigenschaften sich nur unwesentlich voneinander unterscheiden, und die, wenn ich es so ausdrücken darf, [SD # 548] nebulare Anhäufungen bilden, wo wir früher getrennte Sterne sahen oder zu sehen glaubten, so kann die periodische Anordnung nicht länger als endgültig aufgefasst werden. Nicht länger, wenn wir an unserer gebräuchlichen Vorstellung von einem Element festhalten. Lassen Sie uns daher diese Vorstellung modifizieren. Verstehen Sie anstatt „Element“ „Elementgruppe“ – wobei solche Elementgruppen in der periodischen Reihe den Platz der bisherigen Elemente einnehmen – und das Problem ist gelöst. Um ein Element zu definieren, verwenden wir nicht einen äußeren Grenzstein, sondern einen inneren Typus. Sagen wir z. B., die kleinste wägbare Menge von Yttrium ist eine Anhäufung elementarer Atome, die einander nahezu grenzenlos ähnlicher sind als den Atomen jedes beliebigen anderen benachbarten Elements. Es folgt daraus nicht notwendigerweise, dass die Atome untereinander alle absolut gleich sind. Das Atomgewicht, das wir dem Yttrium zugeschrieben haben, stellt daher nur einen Mittelwert dar, um welchen sich die tatsächlichen Atomgewichte der individuellen Atome des „Elements“ innerhalb gewisser Grenzen scharen. Sollte meine Mutmaßung haltbar sein, würden wir finden, dass die Atome innerhalb enger Grenzen auf beiden Seiten des Mittelwertes variieren, wenn wir sie voneinander isolieren könnten. Der bloße Prozess der Fraktionierung impliziert die Existenz solcher Unterschiede in gewissen Substanzen.“

Tatsachen und die Wahrheit haben der „exakten“ Wissenschaft also wieder einmal die Hand geführt und sie dazu gezwungen, ihr Verständnis der Elemente zu erweitern und zu modifizieren und damit die Vielfalt nicht mehr zu verschleiern und auf eine einzige Substanz zu reduzieren – gerade wie bei den siebenfältigen Elohim und ihren Scharen, die von den materialistischen Theologen in einen einzigen Johovah verwandelt wurden. Man ersetze die chemischen Begriffe „Molekül“, „Atom“, „Teilchen“ etc. durch „Scharen“, „Monaden“, „Devas“ etc., und man möchte glauben, die Entstehung der Götter sei beschrieben worden, die ursprüngliche Evolution der manvantarischen intelligenten Kräfte. Doch der gelehrte Vortragende fügt seinen anschaulichen Bemerkungen noch etwas viel Bedeutungsvolleres hinzu, sei es bewusst oder unbewusst, wer weiß das? Denn er sagt Folgendes:

„Bis vor Kurzem galten solche Substanzen als Elemente. Sie besaßen bestimmte chemische und physikalische Eigenschaften. Ihr Atomgewicht war anerkannt. Nehmen wir eine reine, verdünnte Lösung einer solchen Substanz, Yttrium zum Beispiel, und geben starkes Ammoniak im Überschuss hinzu, erhalten wir einen vollkommen homogen erscheinenden Niederschlag. Fügen wir stattdessen nur so viel stark verdünnten Ammoniak hinzu, dass er lediglich für die Ausfällung der Hälfte der vorhandenen Base ausreicht, erhalten wir keinen unmittelbaren Niederschlag. Schütteln wir das Ganze gründlich durch, um eine gleichmäßige Durchmischung der Lösung mit dem Ammoniak sicherzustellen, und lassen den Behälter danach eine Stunde lang staubfrei ruhen, werden wir die Flüssigkeit immer noch klar und hell vorfinden, ohne jegliche Spur einer Trübung. Nach drei bis vier Stunden wird sich jedoch eine Opaleszens bemerkbar machen, am nächsten Morgen wird dann ein Niederschlag vorhanden sein. Wir wollen uns nunmehr fragen, was dieses Phänomen zu bedeuten hat. Die Menge des hinzugefügten Fällungsmittels reichte lediglich für die Hälfte des vorhandenen Yttriums aus, also muss mehrere Stunden lang ein selektionsartiger Prozess abgelaufen sein. Der Niederschlag wurde offensichtlich nicht zufällig bewirkt, sondern es wurden jene Moleküle der Base zerlegt, die zufällig mit einem entsprechenden Ammoniakmolekül in Berührung kamen, denn wir hatten ja für eine gleichmäßige Durchmischung der Flüssigkeiten Sorge getragen, sodass die Wahrscheinlichkeit für die Zerlegung für alle Moleküle des ursprünglichen Salzes [SD # 549] gleich groß war. Wenn wir ferner die Zeit bis zum Erscheinen eines Niederschlags in Betracht ziehen, kommen wir nicht umhin daraus zu schließen, dass der während der ersten paar Stunden abgelaufene Prozess selektiven Charakters ist. Die Frage ist nicht, warum ein Niederschlag entsteht, sondern vielmehr, was die einzelnen Atome dazu bestimmt oder anleitet, auszufallen oder in Lösung zu bleiben. Welche Kraft ist es, die aus der Vielzahl der vorhandenen Atome jedes einzelne anleitet, den richtigen Weg einzuschlagen? Wir können uns eine leitende Kraft ausmalen, welche Atom für Atom Revue passieren lässt und das eine zum Ausfällen bestimmt und das andere dazu, in Lösung zu bleiben, bis alles abgestimmt ist.

Die Kursivierungen im obigen Text haben wir hinzugefügt. Mit Recht mag sich jeder Wissenschaftler fragen: „Welche Kraft ist es, die jedes einzelne Atom anleitet?“, und warum sollte sie einen selektiven Charakter haben? Theisten würden die Frage mit „Gott“ beantworten und damit philosophisch nichts lösen. Die Antwort des Okkultismus stützt sich auf eigene, pantheistische Grundlagen und belehrt den Leser in einem der folgenden Abschnitte über „Götter, Monaden, Atome“. Der gelehrte Vortragende erkennt darin das, was ihn in erster Linie interessiert: einen Wegweiser, und die Spuren eines Pfades, der zur Entdeckung und zum vollständigen Nachweis eines homogenen Elementes in der Natur führen kann. Er merkt an:

„Damit eine solche Selektion durchführbar ist, müssen in einem Auswahlkriterium minimale Unterschiede existieren, und diese Unterschiede gibt es nahezu mit Gewissheit in der Basizität. Sie sind jedoch so gering, dass sie mit den bisher bekannten Tests nicht nachweisbar sind, die sich jedoch bis zu einem gewissen Punkt verbessern und weiterentwickeln ließen, sodass sie die Unterschiede nachweisen könnten.“

Der Okkultismus braucht keine wissenschaftlichen Beweise, er weiß von der Existenz des Einen Ewigen Elementes, aus dessen erster Differenzierung periodisch die Wurzeln des Lebensbaumes entspringen, und von seiner Anwesenheit in der Natur. Er sagt: Die Alte Weisheit hat das Problem schon vor Zeitaltern gelöst. Jawohl, du ernster und du spottender Leser, die Wissenschaft nähert sich langsam aber sicher unserem Bereich des Okkulten. Sie wird durch ihre eigenen Entdeckungen gezwungen, sich unsere Ausdrucksweise und Symbole nolens volens anzueignen. Die Macht der Tatsachen zwingt eben die chemische Wissenschaft dazu, selbst unsere Darstellung der Evolution der Götter und Atome anzunehmen, die so bedeutsam und unbestreitbar versinnbildlicht wird durch den Schlangenstab Merkurs, des Gottes der Weisheit, und durch die allegorische Sprache der archaischen Weisen. So sagt ein Kommentar der esoterischen Lehre:

. . . Der Stamm Ashvatthas (des Baums des Lebens und Seins, der Stab des Caduceus) erwächst an jedem Anbeginn (eines jeden neuen Manvantaras) aus den beiden dunklen Schwingen des Schwanes (Hansa) des Lebens und sinkt aus ihnen herab. Die beiden Schlangen, die ewig lebende und ihr Trugbild (Geist und Materie), deren zwei Häupter aus dem einen zwischen den Schwingen heranwachsen, gleiten den Stamm entlang herab, in enger Umwindung verschlungen. Die beiden Schwänze vereinigen sich auf der Erde (dem manifestierten Universum) zu einem, und das ist die große Täuschung, oh Lanu!“

[SD # 550] Jeder weiß, was der bereits von den Griechen veränderte Caduceus ist. Das ursprüngliche Symbol – mit dem dreifachen Schlangenhaupt – wurde in einen Stab mit einem Knauf verwandelt, und die beiden unteren Häupter wurden getrennt, was die ursprüngliche Bedeutung etwas entstellte. Doch genügt die Darstellung für unseren Zweck vollkommen, dieser von zwei Schlangen umwundene Layastab. Aus sehr gutem Grund besangen alle alten Poeten die wahrhaft wunderbaren Kräfte des magischen Schlangenstabes für jene, welche die geheime Bedeutung verstanden.

Was sagt nun aber der gelehrte Präsident der Chemischen Gesellschaft von Großbritannien in eben dieser Vorlesung, was einen Bezug zu unseren oben erwähnten Lehren oder eine Bedeutung für sie hat? Sehr wenig, lediglich das Folgende – und nicht mehr:

„In der bereits erwähnten Ansprache in Birmingham ersuchte ich mein Publikum, sich die Einwirkung zweier Kräfte auf das ursprüngliche Protyl auszumalen – die eine die Zeit, von einer sich verringernden Temperatur begleitet; wie ein mächtiges Pendel hin und her schwingend die andere, periodischen Zyklen von Ebbe und Flut unterworfen, von Ruhe und Aktivität, eng verbunden mit der unwägbaren Materie, Essenz oder Quelle der Energie, die wir Elektrizität nennen. Nun erfüllt ein Gleichnis wie dieses seinen Zweck, wenn es die besondere Tatsache, die es hervorheben soll, im Gemüt verankert, aber man darf nicht unbedingt erwarten, dass es mit sämtlichen Tatsachen konform ist. Neben der mit der periodischen Ebbe und Flut der Elektrizität, positiv oder negativ, absinkenden Temperatur, die notwendig ist, um den neugeborenen Elementen ihre besondere Atomizität zu geben, muss offenbar noch ein dritter Faktor in Betracht gezogen werden. Die Natur wirkt nicht auf einer flachen Ebene; sie braucht für ihre kosmogenetischen Operationen den Raum, und wenn wir den Raum als dritten Faktor einführen, so scheint alles klar zu sein. Anstelle eines Pendels, das zwar bis zu einem gewissen Grad gut als Illustration dienen kann, gleichwohl als Tatsache eine Unmöglichkeit darstellt, wollen wir einen befriedigenderen Weg suchen, um das zu zeigen, was nach meiner Vorstellung stattgefunden haben könnte. Stellen wir uns eine Zickzacklinie vor, jedoch nicht auf eine Ebene gezeichnet, sondern in den dreidimensionalen Raum projiziert. Um allen involvierten Bedingungen am besten gerecht zu werden – welchen Körper könnten wir dafür auswählen? Nähmen wir an, die in den Raum projizierte Zickzacklinie des Professors Emerson Reynolds stelle eine Spirale dar, könnten damit viele der Tatsachen gut erklärt werden. Da jedoch die Kurve in Bezug auf die Elektrizität und die chemische Energie in jedem Zyklus zweimal einen neutralen Punkt durchlaufen muss, erweist sich die Spirale als doch nicht geeignet und wir müssen eine andere Wahl treffen. Die Form einer Acht (8) oder Lemniskate lässt sich ebenso gut zu einer Zickzacklinie verkürzen wie zur Spirale und entspricht allen Vorgaben des Problems.“

Eine Lemniskate für die absteigende Entwicklung vom Geist in die Materie; [SD # 551] möglicherweise eine weitere Spiralform bei der Rückentwicklung, dem aufwärts gerichteten Pfad von der Materie in den Geist und die notwendige stufenweise und endgültige Resorption in den Layazustand, in das, was die Wissenschaft auf ihre Weise „in Bezug auf die Elektrizität den neutralen Punkt“ etc.nennt oder den Nullpunkt. Das entspricht den okkulten Tatsachen und Behauptungen. Sie können der Wissenschaft mit der größten Sicherheit und im vollen Vertrauen überlassen werden, um eines Tages ihre Rechtfertigung zu finden. Hören wir jedoch mehr über diesen ursprünglichen Entstehungstypus des symbolischen Merkurstabes.

„Eine derartige Form resultiert aus drei sehr einfachen, gleichzeitigen Bewegungen. Zuerst aus einer einfachen Vor- und Rückwärtsschwingung (nehmen wir an ostwestlich), zweitens aus einer einfachen Schwingung im rechten Winkel zur vorhergehenden (nehmen wir an nordsüdlich) mit der halben Periodendauer – d. h. doppelt so schnell; und drittens aus einer im rechten Winkel zu diesen beiden ablaufenden Bewegung (nehmen wir an abwärts gerichtet), im einfachsten Fall mit einer gleichförmigen Geschwindigkeit. Projizieren wir diese Form in den Raum, finden wir bei ihrer Untersuchung, dass die Bildungspunkte von Chlor, Brom und Jod auf den Kurven eng untereinander liegen. Dasselbe wird bei Schwefel, Selen und Tellur der Fall sein; ferner bei Phosphor, Arsen und Antimon und auf dieselbe Weise mit anderen Reihen analoger Substanzen. Man mag fragen, ob dieses Schema erklärt, wie und warum die Elemente in dieser Reihenfolge erscheinen. Stellen wir uns eine zyklische Übertragung in den Raum vor, wobei jede Evolution die Entstehung einer Gruppe von Elementen bezeugt, die gemäß meiner vorigen Darstellung während einer vollständigen Schwingung des Pendels hervorgebracht wird. Nehmen wir weiter an, dass ein solcher Zyklus bereits vollendet wurde und dass das Zentrum der unbekannten schöpferischen Kraft auf seiner gewaltigen Reise durch den Raum auf seinen Pfaden bereits die Uratome ausgestreut hat – die Samen, wenn ich so sagen darf – die sich jetzt zu den Gruppen vereinigen und entwickeln sollen, die heute als Lithium, Beryllium, Bor, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Fluor, Natrium, Magnesium, Aluminium, Silizium, Phosphor, Schwefel und Chlor bekannt sind. Welche Form hätte nun dieser Pfad aller Wahrscheinlichkeit nach? Wäre er strickt auf dieselbe Temperatur- und Zeitebene beschränkt, würde als Nächstes erneut die Elementengruppe des Lithiums erscheinen und der ursprüngliche Zyklus sich endlos wiederholen und immer wieder dieselben 14 Elemente hervorbringen. Die Bedingungen sind jedoch nicht exakt gleich geblieben. Raum und Elektrizität sind noch wie anfänglich, die Temperatur hat sich jedoch verändert. Und so werden die Lithium-Atome nicht durch ihnen in jeder Beziehung gleichende Atome ergänzt, vielmehr bilden die ins Dasein tretenden Atomgruppen zum Beginn des zweiten Zyklus nicht das Lithium, sondern seinen geradlinigen Nachkommen, das Kalium. Nehmen wir daher an, dass die Vis Generatrix der Form einer Lemniskate folgend zyklisch hin und her wandert, wie oben vorgeschlagen, während gleichzeitig die Temperatur abnimmt und die Zeit fortschreitet – Veränderungen, die ich durch das Herabsteigen darzustellen versucht habe – wird eine jede Windung der Lemniskatenspur dieselbe Senkrechte an immer tiefer und tiefer liegenden Punkten durchschneiden. In den Raum projiziert, zeigt die Kurve eine Mittellinie, die sich elektrisch neutral verhält, dasselbe gilt für die chemischen Eigenschaften – die positive Elektrizität liegt im Norden, die negative im Süden. Die vorherrschenden Wertigkeiten werden von dem Abstand nach Osten oder Westen bestimmt, von der Mittellinie an gerechnet, sodass monoatomische Elemente eine Entfernungseinheit von derselben entfernt stehen, diatomische zwei Entfernungseinheiten, und so fort. Für jede folgende Windung gilt dasselbe Gesetz.“

Die überzeugende wissenschaftliche Meinung des großen englischen Chemikers wirkt wie ein Beweis der Forderungen der okkulten Wissenschaft und der indischen Philosophie, [SD # 552] dass mit dem Anbeginn des Pralayas die beiden Aspekte der unerkennbaren Gottheit, des „Schwanes in der Dunkelheit“ – Prakriti und Purusha, Natur oder Materie in allen ihren Formen und Geist – nicht länger bestehen, sondern (absolut) aufgelöst werden, indem er seine Beweisführung mit dem Satz krönt: „Wir haben jetzt die Bildung der chemischen Elemente aus Knoten und Hohlräumen in einer ursprünglichen formlosen Flüssigkeit verfolgt. Wir haben die Möglichkeit, oder vielmehr die Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, dass die Atome nicht ewig existieren, sondern dass sie die Eigenschaften des Verfalls und des Todes mit allen anderen erschaffenen Wesen teilen.“

Der Okkultist sagt dazu Amen, da wissenschaftliche „Möglichkeit“ und „Wahrscheinlichkeit“ für ihn über alle Notwendigkeit eines weiteren Beweises oder irgendeines äußerlichen physischen Augenscheins erhabene Tatsachen sind. Nichtsdestoweniger wiederholt er mit genauso großer Bestimmtheit wie immer: „Materie ist ewig, und (ihr Aspekt) wird nur periodisch atomistisch.“ Das ist ebenso sicher wie der von den Astronomen und Physikern nahezu einstimmig angenommene Lehrsatz, dass der Verschleiß des Körpers des Universums stetig voranschreitet und schließlich zum Erlöschen der Sonnenfeuer und zur Zerstörung des Universums führen wird – von den Wissenschaftlern jedoch wird er als völlig falsch angesehen. Periodische Auflösungen des manifestierten Universums gibt es seit Zeit und Ewigkeit, und es wird sie immer geben, genauso wie (a) ein partielles Pralaya nach jedem „Tag Brahmâs“; und (b) ein universelles Pralaya – das Maha-Pralaya – ausschließlich am Ende von Brahmâs Zeitalter. Die von der exakten Wissenschaft angegebenen Ursachen für derartige Auflösungen haben jedoch mit den wahren Ursachen nichts zu tun. Wie dem auch sei, der Okkultismus wurde erneut von der Wissenschaft gerechtfertigt, denn Crookes sagte:

„Auf Basis von in chemischen Laboratorien gewonnenen Argumenten haben wir gezeigt, dass innerhalb von Materie, die jeder Überprüfung ihrer Elementen­zugehörigkeit entspricht, geringe Spuren von Verschiedenheit bestehen, die eine Selektion zulassen könnten. Wir haben gesehen, dass die althergebrachte Unterscheidung zwischen Elementen und Verbindungen nicht länger mit der Entwicklung der chemischen Wissenschaft Schritt hält, sondern dahingehend abgeändert werden muss, dass sie die stattliche Reihe von Zwischensubstanzen – „Metaelemente“ – einschließt. Wir haben gezeigt, wie den Einwendungen Clerk Maxwells, bei all ihrem Gewicht, begegnet werden kann; und schließlich haben wir Belege erbracht für die Ansicht, dass die Urmaterie durch die Wirkung einer schöpferischen Kraft gebildet wurde, die in zeitlichen Abständen mit unterschiedlichen Mengen ursprünglicher Energieformen ausgerüstete Atome auswarf. Wenn wir es wagen dürfen, irgendwelche Vermutungen über die Quelle der in einem chemischen Atom enthaltenen Energie anstellen zu dürfen, können wir, so glaube ich, voraussetzen, dass die Wärmestrahlung, die sich von der wägbaren Materie des Universums durch den Ether nach außen fortpflanzt, durch einen uns bis jetzt noch unbekannten natürlichen Prozess an den Grenzen des Universums in die ursprüngliche – die wesentliche – Bewegung der chemischen Atome umgewandelt werden. Im Augenblick ihres Entstehens gravitieren sie nach innen und stellen dem Universum auf diese Weise die Energie, die sonst durch seine strahlende Wärme verloren ging, wieder zur Verfügung. Wenn diese Vermutung wohlbegründet ist, wird Sir William Thomsons schreckenerregende Prognose von der endgültigen Zerstörung des Universums infolge der Zerstreuung seiner Energie hinfällig. [SD # 553] Solcherart, meine Herren, scheint es mir, kann die Frage nach den Elementen provisorisch behandelt werden. Unsere noch unzulängliche Kenntnis in Bezug auf die ersten Geheimnisse vertieft sich gewiss stetig, wenn auch langsam.“

Durch einen merkwürdigen Zufall scheint selbst unsere „Sieben­fältig­keitslehre“ die Wissenschaft unter Druck zu setzen. Wenn wir recht verstehen, spricht die Chemie von vierzehn Gruppierungen ursprünglicher Atome – Lithium, Beryllium, Bor, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Fluor, Natrium, Magnesium, Aluminium, Silizium, Phosphor, Schwefel und Chlor. Als Crookes die „vorherrschenden Wertigkeiten“ erwähnt, zählt er sieben Gruppen auf, denn er sagt:

„Der mächtige Brennpunkt schöpferischer Kraft bringt in seinem Umlauf in den aufeinanderfolgenden Zyklen in einem Bereich des Raumes Samen aus von Lithium, Kalium, Rubidium und Caesium; in einem anderen Bereich von Chlor, Brom und Jod; in einem dritten von Natrium, Kupfer, Silber und Gold; in einem vierten von Schwefel, Selen und Tellur; in einem fünften von Berylium, Kalzium, Strontium und Barium; in einem sechsten von Magnesium, Zink, Kadmium und Quecksilber; und in einem siebten von Phosphor, Arsen, Antimon und Wismut“ – das sind auf der einen Seite sieben Gruppen. Und zeigt danach „in weiteren Bereichen die anderen Elemente – nämlich Aluminium, Gallium, Indium und Thallium; Silizium, Germanium und Zinn; Kohlenstoff, Titan und Zirkon.“

Er ergänzt: „Unterdessen findet sich nahe der neutralen Achse ein natürlicher Platz für die drei von Professor Mendelejew in eine Art Heim für Unheilbare verwiesenen Elementgruppen – seine achte Familie.“ Es mag von Interesse sein, diese „sieben der achten Familie der ‘Unheilbaren’ mit den Allegorien betreffs der sieben ursprünglichen Söhne der „Mutter, des unendlichen Raumes“, oder Aditi, und des achten, von ihr verstoßenen Sohnes zu vergleichen. Manche seltsamen Übereinstimmungen mögen so gefunden werden zwischen „diesen Zwischengliedern, . . . den sogenannten ‘Metaelementen oder Elementoiden und jenen, welche die okkulte Wissenschaft ihre Noumena’ nennt, die intelligenten Gemüter oder Beherrscher dieser Gruppen von Monaden oder Atomen. Aber das würde uns zu weit führen. Seien wir zufrieden mit der Bestätigung der Tatsache, dass „diese Abweichung von der absoluten Homogenität den Zustand dieser von uns als Elemente bezeichneten Moleküle oder Anhäufungen von Materie kennzeichnen soll, und dass das vielleicht deutlicher wird, wenn wir in der Vorstellung zu dem ersten Aufdämmern unseres materiellen Universums zurückgehen und, von Angesicht zu Angesicht mit dem Großen Geheimnis, die Vorgänge der elementaren Evolution zu betrachten versuchen.“ Um sich den Profanen verständlicher zu machen, übernimmt schließlich die Wissenschaft in Person ihrer höchsten Vertreter die Ausdrucksweise solcher alten Adepten wie Roger Bacon, und kehrt zum „Protyl“ zurück. Alles das ist als „Zeichen der Zeit“ hoffnungsvoll und bedeutsam.

In der Tat sind diese „Zeichen“ zahlreich vorhanden und mehren sich jeden Tag; kein anderes ist jedoch wichtiger als das soeben angeführte. Denn jetzt ist der Abgrund zwischen den okkulten „abergläubischen und unwissenschaftlichen“ Lehren und denen der „exakten“ Wissenschaft vollständig überbrückt, und zumindest einer der wenigen hervorragenden Chemiker dieser Tage befindet sich im Bereich der unendlichen Möglichkeiten des Okkultismus. Jeder neue [SD # 554] Schritt, den er machen wird, wird ihn näher und näher an das geheimnisvolle Zentrum bringen, von dem die unzähligen Pfade ausgehen, die den Geist in die Materie hinabführen und die Götter und die lebendigen Monaden in den Menschen und in fühlende Natur umformen.

Aber wir haben im folgenden Kapitel über diesen Gegenstand noch etwas mehr zu sagen.

X
DIE KOMMENDE KRAFT
Ihre Möglichkeiten und Unmöglichkeiten

Sollen wir sagen, dass Kraft „sich bewegende Materie“ oder „Materie in Bewegung“ und eine Manifestation von Energie ist; oder dass Materie und Kraft die phänomenalen, differenzierten Aspekte der einen ursprünglichen, undifferenzierten kosmischen Substanz sind?

Diese Frage stellen wir in Bezug auf die von Fohat und seinen „sieben Brüdern oder Söhnen“ handelnde Stanze, mit anderen Worten von der Ursache und den Wirkungen kosmischer Elektrizität, da die Brüder oder Söhne in der okkulten Ausdrucksweise die sieben ursprünglichen Kräfte der Elektrizität sind. Selbst ihre rein phänomenalen und daher gröbsten Wirkungen auf der kosmischen und insbesondere auf der irdischen Ebene sind lediglich den Physikern erkennbar. Neben anderen Dingen schließen sie Ton, Licht, Farbe etc. etc. mit ein. Nun, was sagt uns die Naturwissenschaft über diese „Kräfte“? Ton, behauptet sie, ist eine Empfindung, die durch das Auftreffen von Molekülen aus der Atmosphäre auf das Tympanum hervorgerufen wird, die feine Schwingungen im Gehörapparat auslösen und sich auf diese Weise dem Gehirn mitteilen. Licht ist die Empfindung, die durch das Auftreffen unfassbar kleiner Schwingungen des Ethers auf die Retina des Auges verursacht wird.

Das sagen wir auch. Aber das sind lediglich die in unserer Atmosphäre und deren unmittelbarer Umgebung hervorgebrachten Wirkungen, tatsächlich fällt das alles in den Bereich unseres irdischen Bewusstseins. Jupiter Pluvius sandte sein Zeichen mit Regentropfen, Wasser, das, so nimmt man an, aus zwei „Elementen“ zusammengesetzt ist, welche die Chemie trennt und neu verbindet. Die zusammengesetzten Moleküle hat sie in ihrer Gewalt, aber die Atome entziehen sich noch ihrem Griff. Der Okkultismus betrachtet alle diese Kräfte und Manifestationen als eine Leiter, deren untere Sprossen der exoterischen Physik angehören; ihre höheren Sprossen werden auf eine lebendige, intelligente, unsichtbare Kraft zurückgeführt, welche die normalerweise unbeteiligte, in Ausnahmefällen jedoch bewusste Ursache der sinnesgeborenen Phänomene ist, die als dieses oder jenes Naturgesetz bezeichnet werden.

[SD # 555] Wir behaupten und bleiben dabei, dass der Ton zum einen eine ungeheure okkulte Kraft ist; die von einer Million von Niagarafällen erzeugte Elektrizität könnte noch nicht einmal seinem geringsten Wirkungsvermögen die Waage halten, wenn er von okkultem Wissen geleitet wird – derartig überwältigend ist diese Kraft. Ton vermag auf eine Weise erzeugt werden, welche die Cheops-Pyramide in die Luft hebt oder einen sterbenden Menschen selbst bei seinem letzten Atemzug wiederbeleben und mit neuer Kraft und Stärke erfüllen würde.

Denn der Ton erzeugt, oder vielmehr zieht er die einen belebenden Einfluss erzeugenden Elemente zusammen, dessen Herstellung für die Chemie unerreichbar ist, aber innerhalb des Bereichs der Alchemie liegt. Er vermag selbst einen Menschen oder ein Tier wiederzubeleben, dessen astraler „Vitalkörper“ noch nicht durch das Zerreißen des magnetischen oder odischen Fadens unwiderruflich vom physischen Körper getrennt ist. Als jemand, der mithilfe dieser Kraft drei Mal vom Tode errettet wurde, sollte der Verfasserin eine gewisse persönliche Kenntnis davon zugetraut werden.

Und wenn das alles zu unwissenschaftlich erscheint, dass es keine Beachtung verdient, möge die Wissenschaft erklären, welche der ihr bekannten mechanischen und physikalischen Gesetze den kürzlich hervorgebrachten Phänomenen des sogenannten „Keely Motors“ zuzuschreiben seien. Was wirkt als der gewaltige Erzeuger der unsichtbaren, aber ungeheuer starken Kraft, einer Kraft, die nicht nur imstande ist, eine Maschine mit 25 PS anzutreiben, sondern auch dazu verwendet wurde, die Maschine selbst emporzuheben? Und doch wird das lediglich dadurch zustande gebracht, dass ein Geigenbogen über eine Stimmgabel gestrichen wird, wie wiederholt gezeigt wurde. Denn die von John Worrell Keely aus Philadelphia, einem (in Amerika und jetzt auch in Europa) wohlbekannten Mann, entdeckte etherische Kraft ist keine Halluzination. Trotzdem es ihm misslang, sie nutzbar zu machen, was einige Okkultisten von Anfang an vorhergesagt und behauptet hatten, waren die von diesem Entdecker in den letzten paar Jahren vorgeführten Phänomene wunderbar, geradezu wundersam, nicht im Sinne des Übernatürlichen86, sondern des Übermenschlichen. Wäre Keely ein Erfolg gestattet worden, hätte er eine ganze Armee genauso gut wie den toten Ochsen mit Leichtigkeit innerhalb von wenigen Sekunden in Atome auflösen können.

Der Leser wird nun gebeten, dieser neu entdeckten Kraft ernsthafte Aufmerksamkeit zu schenken, die der Entdecker als „interetherische Kraft und Kräfte“ bezeichnete.

Nach der bescheidenen Ansicht der Okkultisten sowie nach der seiner unmittelbaren Freunde stand und steht [SD # 556] John Ernst Worrell Keely aus Philadelphia noch immer an der Schwelle eines der größten Geheimnisse des Universums; und zwar hauptsächlich des Geheimnisses, auf dem das gesamte Mysterium der physischen Kräfte aufgebaut ist sowie der esoterischen Bedeutung der Symbolik des „Welteneies“. Die okkulte Philosophie, die den manifestierten und den unmanifestierten Kosmos als Einheit betrachtet, symbolisiert den idealen Begriff des Ersteren durch das „Goldene Ei“ mit seinen beiden Polen. Der positive Pol wirkt in der manifestierten Welt der Materie, während der negative sich in die unerkennbare Absolutheit des Sat – der „Sein-heit87 verliert. Wir können nicht sagen, ob das mit Keelys Philosophie übereinstimmt, noch ist es tatsächlich von großem Belang. Nichtsdestoweniger ähneln seine Ideen über die ethero-materielle Konstruktion des Universums seltsamerweise unseren eigenen und sind in dieser Beziehung nahezu identisch. Folgendes finden wir ihn in seinem gekonnten Pamphlet sagen, das von einer vermögenden amerikanischen Dame von Rang zusammengestellt wurde, deren unermüdliche Anstrengungen im Bestreben nach Wahrheit nicht hoch genug geschätzt werden können: „Keely sagt zur Erklärung der Wirkungsweise seiner Maschine: ‘Das Mittel zur Einführung eines neutralen Zentrums hat sich bislang im Konzept keiner einzigen bisher konstruierten Maschine befunden. Wäre das der Fall gewesen, hätten die Schwierigkeiten der Suche nach dem Perpetuum mobile ein Ende gehabt, und dieses Problem wäre zur gesicherten und funktionierenden Tatsache geworden. Mit einer solchen Einheit wäre lediglich ein Startimpuls von ein paar Pfund notwendig, und sie würde jahrhundertelang laufen. In der Konstruktion meiner Vibrationsmaschine strebte ich nicht nach einer immerwährenden Bewegung; aber es ist ein Kreislauf entstanden, der tatsächlich ein neutrales Zentrum besitzt, welches sich durch meinen vibrierenden Ether anregen lässt und unter der Einwirkung der besagten Substanz tatsächlich eine Maschine darstellt, die virtuell von der Masse (oder dem Globus) unabhängig88 ist, und es ist die wundervolle Geschwindigkeit des Vibrationskreislaufs, die sie dazu befähigt. Trotzdem muss sie, bei all ihrer Vollkommenheit, mit dem vibrierenden Ether gespeist werden, um sie zu einem unabhängigen Motor zu machen . . . .

Jede Struktur erfordert ein Fundament, dessen Stärke dem Gewicht der Masse entsprechen muss, das es zu tragen hat, die Fundamente des Universums jedoch ruhen auf einem leeren Punkt, der viel kleiner ist als ein Molekül; tatsächlich, um die Wahrheit korrekt auszusprechen, auf einem interetherischen Punkt, der, um ihn zu begreifen, einen unendlichen Verstand erfordert. Hinabzublicken in die Tiefen eines etherischen Zentrums gleicht dem Versuch, im weiten Raum des himmlischen Ethers das Ende zu finden, mit diesem Unterschied: Das eine ist das positive, das andere hingegen ist das negative Feld . . . .’“

[SD # 557] Wie leicht einzusehen ist, ist das exakt die östliche Lehre. Sein interetherischer Punkt ist der Laya-Punkt der Okkultisten. Dieser erfordert jedoch nicht „einen unendlichen Verstand, um ihn zu verstehen“, sondern lediglich eine spezifische Intuition und Fähigkeit, ihn in seinem Schlupfwinkel in dieser materiellen Welt zu erspähen. Natürlich kann ein Laya-Zentrum nicht produziert werden, wohl aber ein interetherisches Vakuum – wie durch das Hervorbringen von Glockentönen im Raum bewiesen wurde. Keely spricht nichtsdestoweniger als unbewusster Okkultist, wenn er in seiner Theorie der planetarischen Aufhängung bemerkt:

Was das planetarische Volumen anbelangt, so möchten wir vom wissenschaftlichen Standpunkt aus fragen, wie die ungeheure Verschiedenheit in den Volumina der Planeten bestehen kann, ohne das harmonische Zusammenwirken, das sie immer charakterisiert hat, in Unordnung zu bringen? Ich kann diese Frage nur mithilfe einer progressiven Analyse beantworten, von den rotierenden etherischen Zentren ausgehend, die vom Schöpfer89 mit ihrer Anziehungs- und Akkumulationskraft verankert wurden. Wenn Sie fragen, was für eine Kraft das ist, die einem jeden etherischen Atom seine unfassbare Rotationsgeschwindigkeit verleiht (oder den einleitenden Impuls dazu), so muss ich antworten, dass kein endlicher Verstand jemals dazu imstande sein wird, ihr Wesen zu erfassen. Die Philosophie der Akkumulation ist der einzige Beweis dafür, dass eine solche Kraft verliehen wurde. Wenn wir so sagen dürfen, präsentiert der Raum eines solchen Atoms der anziehenden oder magnetischen, der selektiven oder antreibenden Kraft exakt dieselbe empfängliche und antagonistische Kraft, die selbst einen Planeten der mächtigsten Größenordnung auszeichnet; während der fortdauernden Akkumulation bleibt infolgedessen das vollkommene Gleichgewicht erhalten. Ist dieses winzige Zentrum einmal festgesetzt, wäre die für die Verschiebung aus seiner Position erforderliche Kraft zwangsläufig ebenso groß wie die für die Verschiebung des größten Planeten notwendige. Wenn dieses atomare neutrale Zentrum verschoben wird, muss der Planet ihm folgen. Vom Anbeginn jeglicher Akkumulation an trägt das neutrale Zentrum die gesamte Last und bleibt dabei unverändert, für immer ausbalanciert im ewigen Raum.“

Keely illustriert seine Idee „eines neutralen Zentrums“ auf folgende Art:

„Wir wollen uns vorstellen, dass nach der Akkumulation eines Planeten beliebigen Durchmessers, sagen wir ungefähr 20.000 Meilen, denn die Größe hat mit dem Problem nichts zu tun, die gesamte Masse mit Ausnahme einer 5.000 Meilen starken Kruste entfernt worden sei, sodass ein leerer Zwischenraum zwischen dieser Kruste und einem Zentrum von der Größe einer gewöhnlichen Billardkugel übrig sei. Um diese kleine, zentrale Masse zu bewegen, wäre dann eine ebenso große Kraft erforderlich, wie für die Verschiebung der 5. 000 Meilen starken Kruste. Weiter würde diese kleine, zentrale Masse das Gewicht der Kruste immerfort tragen und sie in gleichmäßigem Abstand halten. Keine noch so große entgegenwirkende Kraft könnte die beiden in Kontakt bringen. Die Vorstellungskraft taumelt bei der Betrachtung der ungeheuren, auf diesem Zentralpunkt ruhenden Last, wo das Gewicht endet. . . . Das ist es, was wir unter einem neutralen Zentrum verstehen.“

Und das ist es, was Okkultisten unter einem „Laya-Zentrum“ verstehen.

Das Obige wird von vielen als „unwissenschaftlich“ erklärt. Aber das geschieht mit allem, was von der Naturwissenschaft nicht sanktioniert ist und sich nicht in ihren streng orthodoxen Grenzen hält. Wenn die vom Erfinder selbst gegebene Erklärung nicht akzeptiert wird – und seine Erklärungen sind, wie gesehen, [SD # 558] vom spirituellen und okkulten Standpunkt aus ziemlich orthodox, wenn nicht auch vom Standpunkt der materialistischen, spekulativen (sogenannten exakten) Wissenschaft aus, und deshalb sind sie in diesem besonderen Fall auch die unseren – was kann die Wissenschaft auf bereits augenscheinliche Tatsachen erwidern, die niemand mehr leugnen kann? Die okkulte Philosophie gibt einige ihrer wichtigsten vitalen Geheimnisse preis. Sie lässt sie wie kostbare Perlen fallen, eine nach der anderen, weit und breit verstreut, und auch nur, wenn sie durch die Flutwelle der Evolution dazu gezwungen wird, welche die Menschheit langsam, still, aber stetig, dem Heraufdämmern der sechsten Rasse der Menschheit entgegenträgt. Denn sobald sie einmal nicht mehr dem sicheren Schutz ihrer gesetzmäßigen Erben und Bewacher unterliegen, sind diese Geheimnisse nicht mehr okkult: Sie werden zum Allgemeingut und müssen Gefahr laufen, in die Hände der Selbstsüchtigen – der Kains der menschlichen Rasse – häufiger zum Fluch als zum Segen zu geraten. So oft solche Individuen wie der Entdecker der Etherischen Kraft, John Worrell Keely – Menschen mit besonderen psychischen und intellektuellen Fähigkeiten90 – geboren werden, werden sie nichtsdestoweniger ganz allgemein und viel häufiger unterstützt, als dass man sie sich ohne Hilfe ihren Weg vorantasten ließe; überließe man sie beim Herumsuchen lediglich sich selbst, fielen sie sehr bald dem Martyrium zum Opfer oder skrupellosen Spekulanten. Aber man hilft ihnen lediglich unter der Bedingung, dass sie nicht bewusst oder unbewusst zu einer neuen Gefahr für ihr Zeitalter werden, zu einer Gefahr für die Armen, die heute in einem täglichen Holocaust den Reichen von den weniger Reichen dargebracht werden.91 Das macht eine kurze Abschweifung und Erklärung notwendig.

Vor ungefähr zwölf Jahren, während der Weltausstellung in Philadelphia, wiederholte die Schreiberin einem Theosophen, einem der frühesten Bewunderer Keelys, in Beantwortung seiner ernsten Fragen das, was sie selbst im Hauptsitz der Theosophischen Gesellschaft gehört hatte, eine Mitteilung, an der sie niemals zweifeln könnte.

Es wurde erklärt, dass der Erfinder des „Selbst-Motors“ das sei, was in der Ausdrucksweise der Kabbalisten ein „geborener Magier“ genannt wird; dass er sich nicht des vollen Umfangs seiner Kräfte bewusst sei und das auch so bliebe und er lediglich den Teil der Kräfte ausarbeiten werde, den er in seiner eigenen Natur gefunden und bestätigt habe – erstens, weil er sie einer falschen Quelle zuschreibe und ihnen daher niemals den vollen Schwung verleihen könne; und [SD # 559] zweitens, weil es außerhalb seiner Macht läge, das auf andere zu übertragen, was eine seiner eigenen, besonderen Natur innewohnende Fähigkeit sei. Somit konnte niemals das ganze Geheimnis jemand anderem für praktische Zwecke oder praktischen Nutzen dauerhaft weitergegeben werden.92

Mit solchen Fähigkeiten geborene Individuen sind nicht sehr selten. Dass man nicht häufiger von ihnen hört, ist eine Folge der Tatsache, dass sie fast ausnahmslos in vollständiger Unkenntnis ihrer ungewöhnlichen Kräfte leben und sterben. J. E. W. Keely besitzt Kräfte, die eben deshalb „ungewöhnlich“ genannt werden, weil sie in unserer heutigen Zeit ebensowenig bekannt sind wie es der Blutkreislauf vor Harveys Zeit war. Das Blut existierte, und es verhält sich immer noch so, wie im ersten von der Frau geborenen Menschen; auf dieselbe Weise existierte und existiert im Menschen das Prinzip, welches die etherische Vibrationskraft zu beherrschen und zu leiten vermag. Auf jeden Fall existiert es in all jenen Sterblichen, deren inneres Selbst infolge ihrer unmittelbaren Abstammung mit jener Gruppe Dhyan Chohans zusammenhängt, welche die „Erstgeborenen des Ethers“ genannt werden. Die Menschheit teilt sich, psychisch betrachtet, in mehrere Gruppen auf, und jede dieser Gruppen steht mit einer der dhyanischen Gruppen in Verbindung, die zuerst den psychischen Menschen bildeten (siehe Paragraphen 1, 2, 3, 4 und 5 in den Kommentaren zu Stanze VII). Keely, in dieser Hinsicht sehr reich ausgestattet und darüber hinaus neben seiner psychischen Veranlagung intellektuell ein mechanisches Genie, mag so die wunderbarsten Erfolge erzielen. Er hat bereits einige erzielt – mehr als jeder andere, nicht in die letzten Mysterien initiierte Sterbliche in diesem Zeitalter bis zum heutigen Tag. Was er getan hat – wie seine Freunde richtig über ihn bemerken – reicht bestimmt vollkommen aus, um „mit dem Hammer der Wissenschaft die Götzen der Wissenschaft zu zertrümmern“ – die auf tönernen Füßen stehenden Götzen der Materie. Die Schreiberin würde auch keinen Augenblick daran denken, Clara Jessup Bloomfield-Moore zu widersprechen, wenn diese in ihrer Abhandlung über „Psychische Kraft und etherische Kraft“ behauptet, dass Keely als Philosoph „groß genug ist an Seele, weise genug an Verstand und erhaben genug an Mut, um alle Schwierigkeiten zu überwinden und schließlich vor der Welt als der größte Entdecker und Erfinder der Welt dazustehen.“

Und weiter schreibt sie: „Sollte Keely nicht mehr tun, als die Gelehrten aus den trostlosen Gebieten, in denen sie herumtappen, in das offene Feld der Elementarkraft zu führen, wo Schwerkraft und Kohäsion in ihren Schlupfwinkeln aufgestöbert und nützlich verwendet werden; wo, aus demselben Ursprung, unendliche Kraft in mannigfachen Formen entspringt, so wird er unsterblichen Ruhm erlangen. Sollte er zur Vernichtung des Materialismus den Beweis führen, dass das Universum von einem geheimnisvollen Prinzip belebt ist, dem die Materie, wie vollkommen sie auch organisiert sein mag, vollständig dienstbar ist, wird er ein größerer spiritueller Wohltäter unserer Rasse sein als die moderne Welt in irgendeinem Menschen bislang gefunden hat. Sollte er in der Lage sein, bei der Behandlung von Krankheiten die groben, materiellen Stoffe, die mehr Menschen ins Grab gebracht haben als Krieg, Pest und Hunger zusammengenommen, [SD # 560] durch die feineren Kräfte der Natur zu ersetzen, so wird er den Dank der Menschheit verdienen und empfangen. Dies alles und noch mehr wird er tun, wenn er und diejenigen, die seinen Fortschritt Tag für Tag durch Jahre hindurch verfolgt haben, nicht allzu hoffnungsvoll in ihren Erwartungen sind.“

In der T. P. S.-Serie („Theosophical Publishing Society“, Nr. 9) schreibend, bringt dieselbe Dame in ihrem Pamphlet „Keelys Geheimnisse“ folgendes Zitat aus einem von der Schreiberin des vorliegenden Buches stammenden Artikel vor, den sie vor einigen Jahren im „Theosophist“ veröffentlichte:

„Der Verfasser von Nr. 5 des von der Theosophical Publication Society herausgegebenen Pamphlets Was ist Materie und was ist Kraft?’ sagt darin: ‘Die Wissenschaftler haben gerade einen ‘vierten Zustand der Materie’ entdeckt, während die Okkultisten seit Jahren über den sechsten hinaus vorgedrungen sind und daher auf die Existenz des siebten, des letzten, nicht schließen, sondern von demselben wissen.’ Dieses Wissen schließt in sich die Kenntnis eines der Geheimnisse von Keelys sogenanntem ‘zusammengesetzten Geheimnis’ ein. Es ist bereits vielen bekannt, dass dieses Geheimnis die ‘Augmentation der Energie’ einschließt, die Isolierung des Ethers und die Anwendung der dynasphärischen Kraft in der Mechanik.“

Gerade weil Keelys Entdeckung zur Kenntnis eines der okkultesten Geheimnisse führen würde, eines Geheimnisses, das niemals in die Hände der Massen fallen darf, erscheint es den Okkultisten sicher, dass er scheitern wird, seine Entdeckung bis zu ihrem logischen Ende voranzutreiben. Doch davon gleich mehr. Selbst innerhalb ihrer Schranken mag sich diese Entdeckung als höchst nützlich erweisen, denn:

„Schritt für Schritt, mit geduldiger Ausdauer, die die Welt eines Tages ehren wird, stellt dieser geniale Mann seine Untersuchungen an, und die ungeheuren Schwierigkeiten überwindend, die sich immer wieder auf seinem Pfad (für alle, außer für ihn selbst) zu unüberwindlichen Hindernissen für den weiteren Fortschritt vor ihm auftürmten: aber noch niemals hat der Zeigefinger der Welt so auf eine Stunde gezeigt, in der sich alles auf die Ankunft der neuen Kraft vorbereitet, auf welche die Menschheit wartet. Die Natur, immer widerwillig, ihre Geheimnisse preiszugeben, lauscht den von ihrer Meisterin, der Notwendigkeit, an sie gestellten Forderungen. Die Kohleminen der Welt können dem zunehmenden Abbau, dem sie ausgesetzt sind, nicht mehr lange standhalten. Der Dampf hat die äußersten Grenzen seiner Macht erreicht und entspricht nicht mehr den Anforderungen des Zeitalters. Er weiß, dass seine Tage gezählt sind. Mit angehaltenem Atem hält die Elektrizität an sich, angewiesen auf das Herannahen ihrer Schwesterkollegin. Die Luftschiffe liegen vor Anker und warten auf die Kraft, welche die Flugnavigation zu etwas mehr als zu einem bloßen Traum machen wird. Ebenso leicht wie die Menschen sich mithilfe des Telefons von ihren Wohnungen aus mit ihren Büros in Verbindung setzen können, werden die Bewohner getrennter Kontinente über den Ozean hinweg miteinander sprechen können. Die Vorstellungskraft kapituliert bei dem Versuch, die großartigen Wirkungen dieser wunderbaren Entdeckung vorherzusehen, sobald sie erst auf Kunst und Mechanik angewendet wird. Indem sie den Thron einnimmt, von dem sie den Dampf abzudanken zwingen wird, wird die dynasphärische Kraft die Welt mit einer im Interesse der Zivilisation so gewaltigen Macht regieren, dass kein endlicher Verstand die Wirkungen mutmaßen kann. Laurence Oliphant sagt in seiner Vorrede zur ‘Wissenschaftlichen Religion’: ‘Eine neue moralische Zukunft dämmert für die menschliche Rasse herauf – eine solche in der Tat, wie dieselbe sie sehr benötigt.’ Auf keine andere Art könnte [SD # 561] die neue moralische Zukunft so weitreichend, so universell eingeleitet werden wie durch die Nutzbarmachung der dynasphärischen Kraft für wohltätige Zwecke im Leben. . . . .“

Die Okkultisten sind bereit, all dieses der beredten Schriftstellerin zuzugestehen. Die molekulare Vibration ist unleugbar „Keelys rechtmäßiges Forschungsgebiet“, und die von ihm gemachten Entdeckungen werden sich als wunderbar erweisen – aber nur in seinen eigenen Händen und durch ihn selbst. Die Welt wird insofern nur das erhalten, was ihr mit Sicherheit anvertraut werden kann. Dass diese Behauptung wahr ist, ist dem Entdecker bis jetzt vielleicht selbst noch nicht ganz aufgedämmert, denn er schreibt, unbedingt sicher zu sein, dass er seine Versprechungen umfassend erfüllen und das Gewonnene der Welt übergeben werde; es muss ihm aber dämmern, und zwar in nicht allzu ferner Zeit. Und was er in Bezug auf sein Werk sagt, ist ein guter Beweis dafür:

„Bei der Betrachtung der Wirkung meiner Maschine muss der Besucher, um auch nur annähernd eine Vorstellung von ihrem Modus Operandi zu bekommen, jeden Gedanken an Maschinen beiseite legen, die nach dem Prinzip von Verdichten und Ausströmen mittels der Ausdehnung von Dampf oder irgendeinem vergleichbaren Gas betrieben wird, das auf ein Widerlager drückt, z. B. den Kolben einer Dampfmaschine. Meine Maschine hat weder Kolben noch Exzenter, noch wird auch nur der winzigste Druck in ihr aufgebaut, so groß und geräumig sie auch sein mag.

Mein System basiert in jedem Teil und in jeder Einzelheit sowohl in Bezug auf die Entwicklung meiner Kraft als auch auf jeden Zweig ihrer Nutzbarmachung auf der sympathischen Vibration und ist auf ihr aufgebaut. Auf keine andere Art könnte meine Kraft erweckt und entwickelt werden, und ebenso unmöglich wäre es, meine Maschine nach irgendeinem anderen Prinzip zu betreiben . . . . . . Dieses ist, wie auch immer, das wahre System; und in Zukunft werden alle meine Verfahren in diesem Sinn durchgeführt werden – d. h. mithilfe eines Drahtes wird meine Kraft erzeugt werden, meine Motoren laufen, meine Kanone funktionieren.

Erst nach Jahren unablässiger Arbeit, und nach der Ausführung nahezu unzähliger Experimente, die nicht nur den Bau einer großen Anzahl höchst sonderbarer mechanischer Konstruktionen miteinschlossen, und durch die sorgfältigste Untersuchung und das Studium der phänomenalen Eigenschaften der Substanz des ‘Ethers’ per se wurde es bewerkstelligt, dass ich mich von komplizierten Mechanismen freimachen konnte und, wie ich behaupte, die Kontrolle über die subtile und fremdartige Kraft erringen konnte, mit der ich mich beschäftige.

Die von uns unterstrichenen Stellen haben eine unmittelbare Beziehung zur okkulten Seite der Anwendung der Vibrationskraft, oder zu dem, was Keely „sympathische Vibration“ nennt. Der „Draht“ ist bereits eine Stufe tiefer oder unterhalb der rein etherischen Ebene in Richtung der irdischen. Der Entdecker hat Wunder bewirkt – das Wort „Wunder“ ist nicht zu stark gewählt – solange er mithilfe der interetherischen Kraft allein wirkte, mit dem fünften und sechsten Prinzip Akashas. Von einem sechs Fuß langen „Generator“ kam er herab bis zu einem, der „nicht größer ist als eine altmodische Silberuhr“; und das an sich stellt schon ein von einem mechanischen (aber nicht einem spirituellen) Genie erschaffenes Wunder dar. Aber wie von seiner großen Gönnerin und Verteidigerin, Clara Jessup Bloomfield-Moore, richtig bemerkt wurde: „Die zwei Kraftformen, mit denen er experimentiert hat, und die Phänomene, welche dieselben begleiten, sind einander geradezu entgegengesetzt.“ Die eine wurde von ihm und [SD # 562] durch ihn selbst erzeugt und ausgeübt. Niemand, der wiederholt haben sollte, was er vollbrachte, hätte dieselben Resultate bewirken können. Es war „Keelys Ether“, der tatsächlich wirkte, während der Ether von „Schmidt oder Braun“ für immer ergebnislos geblieben wären. Denn die Schwierigkeit für Keely bestand bislang darin, eine Maschine zu konstruieren, welche die „Kraft“ entwickeln und regulieren würde, ohne dass irgendeine „Willenskraft“ oder ein bewusster oder unbewusster persönlicher Einfluss eines Arbeiters dazwischentreten müsste. In diesem Punkt war er nicht erfolgreich, sobald andere in Betracht kamen, denn niemand anderer als er selbst konnte seine „Maschinen“ in Betrieb setzen. Vom okkulten Standpunkt aus war das eine viel weiter fortgeschrittene Errungenschaft als der „Erfolg“, den er sich von seinem „Draht“ versprach. Den über die fünfte und sechste Ebene der Ether- (oder Astral-)kraft erlangten Ergebnissen wird niemals die Erlaubnis zuteil werden, Handel und Verkehr zu dienen. Dass Keelys Organismus bei der Erzeugung seiner wunderbaren Resultate unmittelbar beteiligt ist, geht aus folgender Mitteilung von jemandem hervor, der den großen Erfinder genau kennt.

Einstmals stellten die Aktionäre der „Keely Motor Co.“ einen Mann in seine Werkstatt mit dem ausdrücklichen Auftrag, sein Geheimnis herauszufinden. Nach sechs Monaten aufmerksamer Überwachung sagte er eines Tages zu J. W. Keely: „Jetzt weiß ich, wie es gemacht wird.“ Sie hatten miteinander eine Maschine aufgestellt, und Keely bediente den Absperrhahn, der die Kraft an- und abstellte. „Nun, versuchen Sie es“, war die Antwort. Der Mann drehte den Hahn, und nichts geschah. „Machen Sie es mir noch einmal vor“, forderte der Mann Keely auf. Letzterer willigte ein, und die Maschine arbeitete sofort. Wieder versuchte es der andere, aber ohne Erfolg. Dann legte Keely seine Hand auf seine Schulter und sagte ihm, er solle es noch einmal versuchen. Das tat er, und das Ergebnis war, dass die Stromproduktion augenblicklich begann. Dieser Sachverhalt beantwortet die Frage, wenn er denn wahr ist.

Man sagt uns, dass Keely die Elektrizität „als eine gewisse Form atomarer Schwingung“ definiert. Darin hat er vollkommen Recht; aber das ist Elektrizität auf der irdischen Ebene und durch irdische Wechselbeziehungen. Er schätzt:

Modulare Schwingungen 100.000.000 pro Sekunde
Intermolekular „    „ 300.000.000     „    „
Atomisch „    „ 900.000.000     „    „
Interatomisch „    „ 2.700.000.000     „    „
Ätherisch „    „ 8.100.000.000     „    „
Interätherisch „    „ 24.300.000.000     „    „

Das beweist unseren Standpunkt. Es gibt keine Schwingungen, die berechnet oder auch nur ihrer annähernden Schwingungszahl nach geschätzt werden könnten jenseits des „Bereichs des vierten Sohnes von Fohat“, um eine okkulte Redewendung zu gebrauchen, oder jener Bewegung, die der Bildung von Crookes strahlender Materie entspricht, die vor einigen Jahren leichthin als der „vierte Zustand der Materie“ – auf dieser unserer Ebene – bezeichnet wurde.

[SD # 563] Wenn die Frage gestellt wird, warum es Keely nicht erlaubt wurde, eine gewisse Grenze zu überschreiten, so fällt die Antwort leicht. Was er unbewusst entdeckt hatte, war die den Atlantiern bekannte und von ihnen Mash-Mak genannte furchtbare siderische Kraft. Diese Kraft wurde von den arischen Rishis in ihrer Ashtar-Vidya mit einem Namen bezeichnet, den wir nicht veröffentlichen mögen. Sie ist das Vril von Edward George Bulwer-Lyttons „zukünftiger Rasse“ und der zukünftigen Rassen unserer Menschheit. Der Name Vril mag eine Erdichtung sein; die Kraft selbst ist eine Tatsache, die in Indien ebensowenig angezweifelt wird wie die Existenz der Rishis, da sie in allen geheimen Büchern erwähnt wird.

Würde man diese Vibrationskraft gemäß den in der Ashtar-Vidya zu findenden Anleitungen von einem an einem Luftschiff befestigten Agni Ratha aus auf eine Armee abfeuern, könnte sie 100.000 Männer und Elefanten ebenso leicht in Asche verwandeln wie eine tote Ratte. Sie wird im Vishnu-Purana“, im Ramayana und in anderen Werken in der Fabel vom weisen Kapila allegorisiert, dessen „Blick die 60.000 Söhne des Königs Sagara in einen Berg Asche verwandelte“, was in den esoterischen Werken erklärt und als das Kapilaksha oder „Kapilas Auge“ bezeichnet wird.

Sollte unser Zeitalter diese satanische Kraft hinzufügen dürfen zu seinem Vorrat an anarchistischem Spielzeug, bekannt als Melinit, Dynamit-Uhrwerke, Explosiv-Orangen, „Blumenkörbe“ und weitere ähnlich un­schul­dige Bezeichnungen? Sollte nun dieses zerstörerische Mittel, das Europa innerhalb weniger Tage in seinen ursprünglichen, chaotischen Zustand zurückversetzen würde, ohne dass ein Mensch übrig bliebe, der die Geschichte erzählen könnte, wäre es erst in die Hände eines modernen Attila geraten, z. B. eines blutrünstigen Anarchisten – sollte nun diese Kraft das gemeinsame Eigentum aller Menschen werden?

Was Keely bis jetzt geleistet hat, ist absolut großartig und wunderbar; es liegt genügend Arbeit vor ihm, um mit der Vorführung seines neuen Systems „den Stolz jener Gelehrten zu demütigen, die Materialisten sind, indem er die hinter der Welt der Materie liegenden Geheimnisse enthüllt“, ohne sie nolens volens allen zu enthüllen. Denn bestimmt würden Psychiater und Spiritualisten – von denen es eine große Zahl in den europäischen Heeren gibt – als Erste persönlich die Früchte der Offenbarung solcher Geheimnisse erleben müssen. Tausende von ihnen würden sich blitzschnell in blauem Ether finden (und möglicherweise mit den Einwohnerschaften ganzer Länder zu ihrer Gesellschaft), wenn eine solche Kraft auch nur vollständig entdeckt, geschweige denn öffentlich bekannt wäre. Die Entdeckung in ihrer Vollständigkeit ist um einige tausend – oder sollen wir sagen hunderttausend – Jahre verfrüht. Sie wird zu ihrer Zeit am vorgesehenen Ort erscheinen, wenn die große Flut von Hungertod, Elend und unterbezahlter Arbeit wieder abebbt – was der Fall sein wird, wenn die gerechten Forderungen der Menge endlich glücklicherweise berücksichtigt sein werden; wenn das Proletariat nurmehr als Name existiert und der jammervolle Schrei nach Brot, der die Welt ungehört durchdringt, verstummt ist. Das mag durch die Verbreitung von Bildung, [SD # 564] durch neu erschlossene Arbeit und Auswanderung mit besseren Aussichten als bisher, und auf einem neuen Kontinent, der auftauchen könnte, beschleunigt werden. Erst dann wird „Keelys Motor und Kraft“ in dem Sinne gebraucht werden, wie er und seine Freunde es ursprünglich wollten, da sie eher für die Armen als für die Reichen benötigt werden.

Unterdessen wird die von ihm entdeckte Kraft durch Drähte wirken, und das wird, wenn er Erfolg hat, vollauf genügen, ihn in der gegenwärtigen Generation zum größten Entdecker seiner Zeit zu machen.

Was Keely über Ton und Farbe sagt, ist vom okkulten Standpunkt aus ebenfalls richtig. Man höre ihn sprechen, als ob er der Zögling der „offenbarenden Götter“ wäre und sein ganzes Leben lang in die Tiefen von Vater-Mutter Äther geblickt hätte.

Die Feinheit der Atmosphäre mit den etherischen Strömen vergleichend, wie er sie mithilfe seiner Erfindung zur Zerlegung der Luftmoleküle durch Vibration erhält, sagt Keely:

. . . „Sie verhalten sich wie Platin gegenüber gasförmigem Wasserstoff. Die molekulare Zerlegung der Luft führt uns lediglich zur ersten Unterteilung; intermolekulare zur zweiten; atomare zur dritten, interatomare zur vierten; etherische zur fünften; interetherische zur sechsten Unterteilung oder zur positiven Assoziation mit dem leuchtenden Ether.93 In meiner einleitenden Beweisführung habe ich behauptet, dies sei die schwingende Hülle aller Atome. In meiner Definition eines Atoms beschränke ich mich nicht auf die sechste Unterteilung, in welcher dieser leuchtende Ether in seiner groben Form entwickelt wird, soweit meine Untersuchungen das beweisen.94 Ich glaube, dass diese Idee von den heutigen Physikern als wilde Einbildung der Fantasie bezeichnet werden wird. Vielleicht wird mit der Zeit ein Licht auf diese Theorie fallen, das der wissenschaftlichen Forschung ihre Einfachheit klar machen wird. Gegenwärtig kann ich sie nur mit einem Planeten im dunklen Raum vergleichen, den das Licht der Sonne der Wissenschaft noch nicht erreicht hat. . .

Ich nehme an, dass sowohl Ton als auch Geruch wirkliche, von einem Körper ausgestrahlte Substanzen von unbekannter und wunderbarer Feinheit sind; von Erschütterungen induziert, stößt der Körper reine Materieteilchen aus, interatomare Teilchen, und ihre Geschwindigkeit beträgt 1.120 Fuß/Sekunde, im Vakuum 20.000 Fuß/Sekunde. Die auf diese Weise verstreute Substanz bildet einen wesentlichen Bestandteil der erschütterten Masse. Dieser Erschütterung beständig ausgesetzt, würde diese Masse im Verlauf eines gewissen Zeitraums von der Atmosphäre vollständig absorbiert, oder richtiger gesagt, sie würde durch die Atmosphäre in einen höheren Feinheitsgrad übergehen, welcher dem Zustand der Unterteilung entspricht, der die Freisetzung aus ihrem Ursprungskörper bewirkt. . . .

Der Klang auf etherische Akkorde gestimmter Stimmgabeln durchdringt, während sie ihre (zusammengesetzten) Laute verbreiten, sämtliche in den Bereich ihres atomischen Bombardements gelangenden Substanzen durch und durch. Das Anschlagen einer Glocke im Vakuum befreit diese Atome mit derselben Geschwindigkeit und dem Volumen wie bei einer in der freien Luft; und wenn die Erregung der Glocke beständig ein paar Millionen von Jahrhunderten aufrecht erhalten werden würde, würde sie [SD # 565] gänzlich in ihr ursprüngliches Element zurückkehren; wäre die Kammer hermetisch verschlossen und ausreichend stark, würde der die Glocke umgebende leere Raum durch die abgesonderte zarte Substanz unter einem Druck von vielen tausend Pfund pro Quadratzoll gebracht. Meiner Ansicht nach wird der Ton richtig definiert als eine Störung des atomaren Gleichgewichts, welche die atomaren Teilchen tatsächlich zerbricht; die auf diese Weise befreite Substanz muss sicherlich eine bestimmte Art eines etherischen Stroms darstellen. Ist es unter diesen Umständen unvernünftig zu vermuten, dass, wenn dieser Strom aufrecht erhalten und der Körper so seines Elements beraubt würde, er mit der Zeit vollständig verschwinden würde? Alle Körper sind ursprünglich aus diesem höchst feinen Ether geformt, die tierischen, die pflanzlichen und die mineralischen, und sie werden lediglich in ihren hoch gasförmigen Zustand zurückgeführt, wenn sie in den Zustand eines differenzialen Gleichgewichts gebracht werden. . . .

Was den Geruch anbelangt, können wir eine bessere Vorstellung von seiner außerordentlichen und erstaunlichen Verdünnung bekommen, wenn wir in Betracht ziehen, welch großen Bereich der Atmosphäre der Geruch eines einzigen Körnchens Moschus auf lange Jahre durchdringen kann; wird dieses Körnchen nach dieser langen Zeit gewogen, wird es keine merkbare Gewichtsverminderung aufweisen. Das mit dem Ausströmen riechbarer Teilchen verbundene große Paradoxon ist, dass sie in einem Glasgefäß unter Verschluss gehalten werden können! Hier haben wir eine Substanz von viel höherer Feinheit als der des Glases, das sie einschließt, und trotzdem kann sie nicht entweichen. Es ist wie ein Sieb, dessen Maschen weit genug sind, Murmeln durchzulassen und das doch feinen Sand zurückhält, der nicht durchkommt; in der Tat ein molekulares Gefäß, das eine atomare Substanz enthält. Dieses Problem wird jene verwirren, die innehalten, um es zu verstehen. Aber so unendlich verdünnt der Geruch auch sein mag, ist er doch sehr grob im Verhältnis zu der Substanz jener Unterabteilung, die einen magnetischen Strom (einen Strom der Sympathie, wenn man ihn so nennen mag) beherrscht. Diese Unterabteilung kommt dem Ton sehr nahe, steht aber über dem Ton. Die Wirkung eines magnetischen Stroms kongruiert in hohem Maß mit dem empfangenden und aussendenden Teil des menschlichen Gehirns, das die empfangene Menge jederzeit in verkleinertem Maßstab wieder abgibt. Das illustriert in großartiger Weise die Herrschaft des Geistes über die Materie, der das Physische allmählich bis zur vollkommenen Auflösung verringert. Im selben Verhältnis verliert der Magnet allmählich seine Kraft und wird inaktiv. Könnten die zwischen Geist und Materie existierenden Verhältnisse einander gleichgesetzt und beibehalten werden, würden wir in unserem körperlichen Zustand ewig weiterleben, da keine physische Verminderung mehr stattfinden würde. Diese physische Verminderung führt jedoch, an ihrem Endpunkt, zum Ursprung einer weitaus höheren Entwicklung – nämlich zur Befreiung des reinen Ethers von dem groben molekularen; was nach meinem Dafürhalten sehr zu wünschen ist.“ (Aus Clara Jessup Bloomfield-Moores Zeitschrift „The New Philosophy“)

Es könnte angemerkt werden, dass bis auf einige kleine Abweichungen kein Adept oder Alchemist das Obenstehende im Licht der modernen Wissenschaft hätte besser erklären können, wie sehr Letztere auch gegen diese neuartigen Anschauungen protestieren mögen. In all seinen Grundprinzipien, wenn nicht auch in all seinen Einzelheiten, ist das reiner und einfacher Okkultismus, und obendrein ist es ebensowohl moderne Naturphilosophie.

Diese „neue Kraft“, oder wie auch immer die Wissenschaft die jedenfalls unbestreitbaren Wirkungen nennen mag, die von mehr als einem Naturforscher und Physiker zugestanden werden, der Keelys Laboratorium besucht hat und persönlich Zeuge ihrer furchtbaren Wirkungen wurde – was ist sie? Ist sie ein „Bewegungsmodus“, auch „in Vacuo“, da keine Materie anwesend ist, die sie erzeugen könnte, mit Ausnahme des Tons, eines weiteren „Bewegungsmodus“, zweifellos, eine Empfindung, die [SD # 566] wie die Farbe durch Schwingungen verursacht wird? Wir sind tief überzeugt davon, dass diese Schwingungen die naheliegende – die unmittelbare – Ursache solcher Empfindungen sind, mit ebenso fester Überzeugung lehnen wir die einseitige wissenschaftliche Theorie ab, dass mit Ausnahme der etherischen oder atmosphärischen Schwingungen kein weiterer Faktor als außerhalb von uns befindlich betrachtet werden dürfte.95

Wenn diese Phänomene auftreten, wird sozusagen eine transzendentale Reihe von Ursachen in Bewegung gesetzt, die nur von den spirituellen Fähigkeiten eines Adepten verstanden und auf ihre Quelle und Natur zurückverfolgt werden können, da sie sich außerhalb des schmalen Bereichs unseres Wahrnehmungsvermögens befinden. Sie sind, wie Asklepios es dem König auseinandersetzte, „unkörperliche Körperlichkeiten“ – wie sie „im Spiegel erscheinen“, und „abstrakte Formen“, die wir in unseren Träumen und Visionen sehen, hören und riechen. Was haben die „Bewegungsformen“, Licht und Ether, mit diesen zu tun? Und doch sehen, hören, riechen und berühren wir sie, ergo sind sie in unseren Träumen für uns ebenso Wirklichkeiten wie alles andere auf dieser Ebene der Maya.

XI
ÜBER ELEMENTE UND ATOME
Vom Standpunkt der Wissenschaft und des Okkultismus betrachtet

 

Wenn ein Okkultist von „Elementen“ spricht und von menschlichen Wesen in solchen geologischen Zeitaltern, deren Dauer nach Ansicht eines der besten [SD # 567] englischen Geologen96 sich ebenso unmöglich zu bestimmen erwiesen hat wie die Natur der Materie, so weiß er, wovon er spricht. Wenn er vom „Menschen“ und den Elementen spricht, meint er mitnichten den „Menschen“ in seiner gegenwärtigen physiologischen und anthropologischen Form, noch die elementaren Atome, jene derzeitig in den wissenschaftlichen Gemütern existierenden hypothetischen Vorstellungen, die tatsächlich existierenden Abstraktionen der Materie in ihrem hoch verdünnten Zustand; noch meint er wiederum die zusammengesetzten Elemente des Altertums. Im Okkultismus bedeutet das Wort Element in jedem Fall „Rudiment“. Wenn wir vom „elementalen Menschen“ sprechen, so meinen wir entweder den vorläufigen, ersten Entwurf des Menschen in seinem unvollendeten und unentwickelten Zustand, also jene Form, die gegenwärtig während seiner Lebenszeit im körperlichen Menschen verborgen liegt und nur gelegentlich und unter gewissen Bedingungen Gestalt annimmt, oder die Form, die den materiellen Körper eine Zeitlang überlebt und besser unter dem Namen „Elementar“97 bekannt ist. Was den Begriff „Element“ anbelangt, so bedeutet er im metaphysischen Zusammenhang im Unterschied zum sterblichen den beginnenden göttlichen Menschen; und im physikalischen Zusammenhang anfängliche Materie in ihrem ersten, undifferenzierten oder Layazustand, welcher dem ewigen und normalen Zustand der Substanz entspricht, die sich lediglich periodisch differenziert und sich in dieser Differenzierung tatsächlich in einem abnormalen Zustand befindet – mit anderen Worten, sie ist lediglich eine vergängliche Sinnestäuschung.

Was die sogenannten „elementalen Atome“ anbelangt, so beziehen sich die Okkultisten darauf analog der Bedeutung des von den Hindus verwendeten Begriffs Anu, das „Atom“, den sie Brahmâ zuweisen. Jedes elementale Atom, und mehr als ein Chemiker hat auf der Suche danach den von Alchemisten angegebenen Weg eingeschlagen, ist nach ihrer festen Überzeugung (wenn nicht nach ihrer Erkenntnis) eine Seele; nicht notwendigerweise eine entkörperte Seele, sondern ein Jiva, wie die Inder es nennen, ein Zentrum potenzieller Vitalität mit darin enthaltener latenter Intelligenz, und, im Fall von zusammengesetzten Seelen, eine intelligente, aktive Existenz, von der höchsten bis zur niedrigsten Ordnung, eine aus stärkeren oder schwächeren Differenzierungen zusammengesetzte Form. Es bedarf eines Metaphysikers – und zwar eines östlichen Metaphysikers –, um den Sinn unserer Worte zu verstehen. Alle diese Atom-Seelen sind Differenzierungen des Einen und stehen in derselben Beziehung zu ihm wie die Göttliche Seele – Buddhi – zu ihrem beseelenden und untrennbaren Geist oder Atman.

Während sie ihre Atomtheorie von den Alten ableiten, vergaßen die modernen Physiker einen Punkt, und zwar den allerwichtigsten der Lehre; daher haben sie nur die Schalen erlangt und werden niemals imstande sein, zum Kern durchzudringen. Indem sie die physischen Atome übernahmen, vernachlässigten sie die bedeutsame Tatsache, dass all diese Philosophen, [SD # 568] von Anaxagoras bis herunter zu Epikur, dem Römer Lucretius und schließlich selbst bis Galileo, mehr oder weniger an beseelte Atome dachten und nicht an die unsichtbaren Stäubchen sogenannter „grober“ Materie. Aus ihrer Sicht wurde die Rotationsbewegung von größeren (sprich göttlicheren und reineren) Atomen hervorgebracht, die andere Atome abwärts trieben; die leichteren wurden gleichzeitig aufwärts gedrängt. Esoterisch bedeutet das den ewigen, zyklischen Bogen der differenzierten Elemente, auf- und abwärts durch interzyklische Phasen der Existenz, bis ein jedes seinen Startpunkt oder Geburtsort wieder erreicht. Die Idee war sowohl metaphysisch als auch physisch; die geheime Auslegung umfasste „Götter“ oder Seelen in der Gestalt von Atomen als die Ursache all der Wirkungen, die auf der Erde von den Absonderungen dieser göttlichen Körper hervorgebracht wurden.98 Keiner der alten Philosophen, nicht einmal die jüdische Kabbalisten, hat jemals Geist von Materie getrennt oder vice versa. Alles nahm seinen Ursprung in dem Einen, und, aus dem Einen hervorgegangen, muss es schließlich zu dem Einen zurückkehren. „Licht wird zu Wärme und verdichtet sich zu feurigen Teilchen; welche durch Entzündung zu kalten, harten Teilchen werden, rund und glatt. Und das nennt man Seele, eingekerkert in ihr Gewand aus Materie.“99 Atome und Seelen waren in der Sprache der Initiierten gleichbedeutend. Die Lehre der „wirbelnden Seelen“, den Gilgulim, an die so viele gelehrte Juden glaubten (siehe Mackenzies „Royal Masonic Cyclopaedia“), hatte esoterisch keine andere Bedeutung. Die gelehrten jüdischen Initiierten verstanden unter dem „gelobten Land“ niemals nur Palästina, sondern sie meinten dasselbe Nirvana wie der gelehrte Buddhist oder Brahmane – den Schoß des Ewigen Einen, symbolisiert durch jenen von Abraham und durch Palästina als seinen irdischen Platzhalter.100 Die Wanderung des Seelen-Atoms „durch die sieben planetarischen Kammern“ hatte dieselbe metaphysische und auch physische Bedeutung. Letztere Bedeutung hatte es, wenn es darum ging, dass es sich in Ether auflöse (siehe „Isis Unveiled“, Bd. I, S. 296-7). Selbst Epikur, der Musteratheist und Materialist, wusste so viel über die alte Weisheit und glaubte so sehr daran, dass er lehrte, die [SD # 569] Seele (gänzlich verschieden vom unsterblichen Geist, wenn die Erstere latent in ihm verborgen liegt, so wie das in jedem Atomteilchen der Fall ist) sei aus einer feinen, zarten, aus den glattesten, rundesten und feinsten Atomen gebildeten Essenz zusammengesetzt.

Und das zeigt, dass die alten Initiierten, denen sich das gesamte profane Altertum mehr oder weniger eng anschloss, unter dem Begriff „Atom“ eine Seele, einen Genius oder Engel, den Erstgeborenen der ewig verborgenen Ursache aller Ursachen verstanden; und in diesem Sinn werden ihre Lehren verständlich. Sie behaupteten, ebenso wie ihre Nachfolger, dass Götter und Genien, Engel oder „Dämonen“ nicht außerhalb oder unabhängig vom universalen Plenum existieren, sondern innerhalb desselben. Während der Lebenszyklen ist ausschließlich dieses Plenum unendlich. Sie gestanden vieles zu, was die moderne Wissenschaft heutzutage lehrt und lehrten selbst viel darüber – nämlich die Existenz eines ursprünglichen „Weltenstoffes oder einer kosmischen Substanz“, aus der Welten gebildet werden, ewig und immer homogen, ausgenommen während ihrer periodischen Existenz, in der sie sich differenziert, allgemein durch den unendlichen Raum ausbreitet und stufenweise die Himmelskörper aus sich selbst bildet. Sie lehrten das Kreisen der Himmel, die Rotation der Erde, das heliozentrische System und die Atomwirbel – Atome – wobei diese in Wirklichkeit Seelen und Intelligenzen sind. Diese „Atomisten“ waren spirituelle, höchst transzendentale und philosophische Pantheisten. Sie hätten sich diesen ungeheuerlichen, entgegengesetzten Nachkommen niemals vorgestellt oder träumen lassen, den Alptraum unserer modernen zivilisierten Rasse, nämlich unbeseelten Stoff, sich selbst leitende Atome auf der einen Seite und einen extra-kosmischen Gott auf der anderen.

Es mag von Nutzen sein, zu zeigen, was in den Lehren der alten Initiierten die Monade war und was ihr Ursprung.

Sobald die moderne, exakte Wissenschaft ihrem Teenageralter zu entwachsen begann, erfasste sie das große und für sie bis dahin esoterische Axiom, dass sich aus dem Nichts nichts manifestieren könne – einerlei ob im spirituellen, psychischen oder physischen Daseinsbereich. Im manifestierten Universum existieren keine Ursachen ohne entsprechende Wirkungen, weder im Raum noch in der Zeit; noch kann es eine Wirkung ohne die ihr vorausgehende Ursache geben, welche selbst ihre eigene Existenz wiederum einer noch höheren verdankt – indes die endgültige und absolute Ursache dem Menschen immer eine unbegreifbare Ursachlose Ursache bleiben muss. Aber auch diese ist noch keine Lösung und muss, wenn überhaupt, von den höchsten philosophischen und metaphysischen Standpunkten aus betrachtet werden, andernfalls hätte man das Problem besser unberührt gelassen. Sie ist eine Abstraktion, an deren Rand die menschliche Vernunft – so geübt sie auch in metaphysischen Spitzfindigkeiten sein mag – erzittert und zusammenzubrechen droht. Das kann jedem Europäer, der es unternehmen möchte, das Rätsel des Daseins mithilfe der Glaubensartikel des wahren Vedantisten zu lösen, bewiesen werden. Er lese und studiere die erhabenen Lehren über das Thema der Seele und des Geistes von [SD # 570] Shankaracharya (Viveka Chudamani“)101, und der Leser wird verstehen, was gesagt wurde.

Während dem Christen gelehrt wird, dass die menschliche Seele ein Atem Gottes sei – von ihm zu immerwährendem Dasein erschaffen, d. h. mit einem Anfang, aber ohne Ende (und daher niemals als ewig zu bezeichnen) – sagt die okkulte Lehre: „Nichts wird erschaffen, es wird nur umgewandelt. Nichts kann sich in diesem Universum manifestieren – von einem Globus abwärts bis zu einem verschwimmenden, flüchtigen Gedanken – was nicht schon vorher im Universum gewesen ist. Alles auf der subjektiven Ebene ist ein ewiges Ist; so wie alles auf der objektiven Ebene ein immer Werden ist – weil alles vergänglich ist.“

Die Monade – ein wirklich „unteilbares Ding“, wie sie von Good definiert wurde, der ihr nicht dieselbe Bedeutung zumaß, wie wir es jetzt tun – ist hier wiedergegeben als Atman in Verbindung mit Buddhi und dem höheren Manas. Diese Dreiheit ist eins und ewig, wobei das Letztere am Ende allen bedingten und illusiven Lebens in den Ersteren absorbiert wird. Die Monade kann somit lediglich vom Anfangszustand des manifestierten Universums an durch den Verlauf ihrer Pilgerschaft und in ihren Wechseln vergänglicher Träger verfolgt werden. Im Pralaya, oder der zwischen zwei Manvantaras liegenden Periode, verliert sie ihren Namen, so wie sie ihn verliert, wenn das wirkliche eine Selbst des Menschen in Brahm übergeht, im Fall eines hohen Samadhi (des Turiya-Zustands) oder im endgültigen Nirvana; in den Worten Shankaras, „wenn der Schüler, nachdem er dieses ursprüngliche Bewusstsein erlangt hat, die unbedingte Wonne erlangt, deren Natur Wahrheit und die ohne Form und Tätigkeit ist, und seinen von Atman angenommenen illusiven Körper einem Schauspieler gleich wie ein Gewand ablegt (das er trug)“. Denn Buddhi (die Amandamaya-Hülle) ist lediglich ein Spiegel, der die unbedingte Wonne reflektiert. Und außerdem ist diese Widerspiegelung selbst noch nicht frei von Unwissenheit, und sie ist nicht der Höchste Geist, da sie Bedingungen unterworfen, eine spirituelle Modifikation von Prakriti und eine Wirkung ist; Atman allein ist das eine wirkliche und ewige Substrat von allem – die Essenz und die absolute Erkenntnis – der Kshetragna.102 In der Esoterischen Philosophie wird es als der „Eine Zeuge“ bezeichnet, [SD # 571] und während es in Devachan ruht, wird es als die „drei Zeugen Karmas“ bezeichnet.

Atman (unser siebtes Prinzip) ist identisch mit dem Universalen Geist, und der Mensch ist seinem Wesen nach eins ist mit ihm – was ist dann eigentlich die Monade? Sie ist jener homogene Funke, der in Millionen von Strahlen aus den ursprünglichen „Sieben“ ausstrahlt – über diese Sieben später mehr. Sie ist der aus dem unerschaffenen Strahl emanierende Funke – ein Geheimnis. Im esoterischen und selbst im exoterischen Buddhismus des Nordens sendet Adi-Buddha (Chogi Dangpoi Sangye), das Eine Unbekannte, anfangs- und endlos, das wesensgleich ist mit Parabrahman und Ain Soph, einen hellen Strahl aus seiner Finsternis aus.

Das ist der Logos (der Erste) oder Vajradhara, der Höchste Buddha, (auch tibet. Dorjechang genannt). Als der Herr aller Geheimnisse kann er sich nicht manifestieren, sendet jedoch sein Herz in die Welt der Manifestation – das „Diamantherz“, Vajrasattva (Dorjesempa). Dieses ist der zweite Logos der Schöpfung, aus dem die sieben (in der exoterischen Maske die fünf) Dhyani-Buddhas emanieren, Aupapaduka genannt, die „Elterlosen“. Diese Buddhas sind die ursprünglichen Monaden aus der Welt des körperlosen Seins, aus der Arupawelt, in der die Intelligenzen (lediglich auf dieser Ebene) im exoterischen System weder Gestalt noch Namen besitzen, wohingegen sie in der Esoterischen Philosophie ihre sieben bestimmten Namen haben. Diese Dhyani-Buddhas emanieren oder erschaffen in Dhyana aus sich selbst heraus himmlische Selbste – die übermenschlichen Bodhisattvas. Indem sie sich am Beginn eines jeden menschlichen Zyklus auf der Erde als sterbliche Menschen inkarnieren, werden sie infolge ihres persönlichen Verdienstes gelegentlich inmitten der Söhne der Menschheit zu Bodhisattvas, worauf sie als Manushi (menschliche) Buddhas wiedererscheinen können. Die Aupapaduka (oder Dhyani-Buddhas) sind somit identisch mit den brahmanischen Manasaputras, den „aus dem Gemüt geborenen Söhnen“ – entweder Brahmâs oder einer der beiden anderen trimurtischen Hypostasen, daher also auch identisch mit den Rishis und Prajapatis. Esoterisch interpretiert, findet sich deshalb eine ganz klar dieselbe Idee und dasselbe System aufweisende Stelle in der Anugita, wenn sie auch eine andere Bildsprache nutzt. Dort heißt es: „Welche Wesen auch immer es in dieser Welt geben mag, seien sie beweglich oder unbeweglich, sie werden (im Pralaya) als Erste aufgelöst; und als Nächstes kommen die von den Elementen hervorgebrachten Entwicklungen (aus denen das sichtbare Universum gebildet ist); und auf diese Entwicklungen (evolvierte Wesenheiten) folgen all die Elemente. Das ist die aufsteigende Gliederung der Wesenheiten. Götter, Menschen, Gandharven, Pisachas, Asuras, Rakshasas – sie alle wurden von Svabhava (Prakriti, oder plastische Natur) erschaffen, nicht durch Handlungen, noch durch eine Ursache“ – d. h. nicht durch eine physische Ursache.

„Diese Brahmanas (die Rishi Prajapati?), die Schöpfer der Welt, werden immer und immer wieder hier (auf der Erde) geboren. Und was immer von ihnen hervorgebracht wird, [SD # 572] wird zur gegebenen Zeit in eben jene fünf großen Elemente (die fünf oder vielmehr sieben Dhyani-Buddhas, auch die „Elemente“ der Menschheit genannt) aufgelöst wie Wogen im Ozean. Diese großen Elemente stehen in jeder Hinsicht jenseits der die Welt zusammensetzenden Elemente (der groben Elemente). Und der, der selbst von diesen fünf Elementen (den Tanmatras103) befreit ist, geht zum höchsten Ziel.“ „Prajapati (Brahmâ), der Herr, erschuf all das nur mit dem Gemüt“, d. h. durch Dhyana oder abstrakte Meditation und mystische Kräfte wie die Dhyani-Buddhas (vide supra). Diese „Brahmanas“ sind also offenbar identisch mit den (irdischen) Bodhisattvas der himmlischen Dhyani-Buddhas. Als ursprüngliche und intelligente „Elemente“ werden beide zu Schöpfern oder Hervorbringern der Monaden, deren Bestimmung es ist, in diesem Zyklus menschlich zu werden; danach entwickeln sie sich selbst oder dehnen sich sozusagen in ihre eigenen Selbste als Bodhisattvas oder Brahmanas im Himmel und auf der Erde aus, um schließlich einfache Menschen zu werden – „die Schöpfer der Welt werden immer und immer wieder hier auf der Erde geboren“ – wahrhaftig. In dem nördlichen buddhistischen System oder der volkstümlichen exoterischen Religion wird gelehrt, dass jeder Buddha, während er auf der Erde das gute Gesetz predigt, sich gleichzeitig in drei Welten manifestiert: als Dhyani-Buddha in der formlosen Welt, als Bodhisattva in der Welt der Formen und als Mensch in der Welt der Begierde, der niedersten der Welten (unsere Welt). Esoterisch lautet die Lehre anders: Die göttliche, rein adi-buddhische Monade manifestiert sich als die universale Buddhi (die Maha-Buddhi oder der Mahat der Hindu-Philosophien), die spirituelle allwissende und allmächtige Wurzel der göttlichen Intelligenz, die höchste Anima Mundi oder der Logos. Diese steigt herab „wie eine sich vom ewigen Feuer ausbreitende Flamme, unbeweglich, ohne zu- oder abzunehmen, immer gleich bis zum Ende“ des Daseinskreislaufs und wird auf der irdischen Ebene zum universalen Leben. Aus dieser Ebene des bewussten Lebens schießen, sieben feurigen Zungen gleich, die Söhne des Lichts hervor (die Logoi des Lebens); dann die Dhyani-Buddhas der Kontemplation: die konkreten Formen ihrer formlosen Väter – die Sieben Söhne des Lichts, noch immer sie selbst, auf welche der brahmanische mystische Ausspruch angewendet werden kann: „Du bist ‘Jenes’ – Brahm“. Aus diesen Dhyani-Buddhas emanieren ihre Chhayas (Schatten), die Bodhisattvas der himmlischen Reiche, die Urtypen der überirdischen Bodhisattvas und der irdischen Buddhas und schließlich der Menschen. Die „Sieben Söhne des Lichts“ werden auch „Sterne“ genannt.

Der Stern, unter dem ein Mensch geboren wird, so sagt die okkulte Lehre, wird während des gesamten Kreislaufs seiner Inkarnationen in einem Manvantara immer sein Stern bleiben. Das ist aber nicht sein astrologischer Stern. Letzterer hat einen Bezug zur Persönlichkeit und steht mit ihr in Verbindung, Ersterer mit [SD # 573] der Individualität. Der „Engel“ dieses Sterns, oder der Dhyani-Buddha, wird bei jeder neuen Wiedergeburt der Monade, die ein Teil seiner eigenen Wesenheit ist, sozusagen entweder zum leitenden oder lediglich zum vorstehenden „Engel“, auch wenn ihr Vehikel, der Mensch, sich dieser Tatsache niemals bewusst werden mag. Jeder der Adepten hat seinen eigenen Dhyani-Buddha, seine ältere „Zwillingsseele“, und sie kennen sie, nennen sie „Vater-Seele“ und „Vater-Feuer“. Jedoch erst bei der letzten und höchsten Initiation, wenn sie von Angesicht zu Angesicht dem strahlendem „Bilde“ gegenüber gestellt werden, lernen sie ihn zu erkennen. Wie viel wusste Bulwer-Lytton über diese mystische Tatsache, als er in einer seiner höchst inspirierten Stimmungen Zanoni im Angesicht mit seinem Augoeides beschrieb?

Der Logos, oder sowohl das unmanifestierte wie auch das manifestierte Wort, wird von den Hindus Iswara genannt, „der Herr“, während die Okkultisten ihm einen anderen Namen geben. Iswara, sagen die Vedantisten, ist das höchste Bewusstsein in der Natur. „Dieses höchste Bewusstsein“, antworten die Okkultisten, „ist lediglich eine synthetische Einheit in der Welt des manifestierten Logos – oder auf der Ebene der Illusion, denn es ist die Gesamtsumme allen dhyan-chohanischen Bewusstseins“. „Oh weiser Mensch, gib die Vorstellung auf, Nichtgeist sei Geist“, sagt Shankaracharya. Atman ist Nichtgeist in seinem endgültigen, parabrahmanischen Zustand, Iswara oder Logos ist Geist; oder, wie es der Okkultismus erklärt, er ist eine zusammengesetzte Einheit manifestierter, lebender Geister, die Elter-Quelle und Pflanzschule sämtlicher weltlicher und irdischer Monaden zuzüglich ihrer göttlichen Reflexion, die aus dem Logos hervorgehen und am Höhepunkt ihrer Zeit wieder in ihn zurückkehren. Es gibt sieben Hauptgruppen solcher Dhyan Chohans. In sämtlichen Religionen finden sich diese Gruppen deutlich erkennbar wieder, denn sie sind die ursprünglichen Sieben Strahlen. Der Okkultismus lehrt uns, dass die Menschheit aus sieben klar erkennbaren Gruppen mit ihren jeweiligen intellektuellen, spirituellen und physischen Unterteilungen besteht.104 Als Einheit betrachtet steht die Monade also über dem siebten Prinzip (im Kosmos und im Menschen), und als Dreiheit ist sie der direkte, strahlende Nachkomme der erwähnten zusammengesetzten Einheit und nicht der Atem „Gottes“ (und nicht die spezielle Schöpfung aus dem Nichts), wie diese Einheit genannt wird; denn eine solche Vorstellung ist ziemlich unphilosophisch und erniedrigt die Gottheit, indem sie sie in einen endlichen, mit Eigenschaften versehenen Zustand herabzieht. Der Übersetzer des „Kronjuwels der Weisheit“ brachte es gut zum Ausdruck: Obgleich Iswara „Gott“ ist, „unveränderlich selbst in den tiefsten Tiefen der Pralayas und während der stärksten Aktivität in den Manvantaras“, . . . ist „jenseits (von ihm) [SD # 574]Atman’, um dessen Zelt die Dunkelheit der ewigen Maya herrscht.105 Die unter demselben Mutterplaneten geborenen „Triaden“, oder vielmehr die Ausstrahlungen ein und desselben Planetengeistes (des Dhyani-Buddhas), sind in allen ihren darauffolgenden Leben und Wiedergeburten auf dieser Erde Schwester- oder „Zwillingsseelen“.106

Das war sämtlichen hohen Initiierten in allen Zeitaltern und in jedem Land bekannt: „Ich und der Vater sind Eins“, sagte Jesus (Joh 10,30).107 Wenn Ihm an anderer Stelle die Worte in den Mund gelegt werden (Joh 20,17): „Ich fahre auf zu meinem und zu eurem Vater“, bedeutet das dasselbe wie das eben Gesagte. Damit sollte lediglich gezeigt werden, dass die von Ihm angezogene Gruppe von Schülern und Anhängern demselben Dhyani-Buddha, „Stern“ oder „Vater“ und damit auch demselben planetarischen Bereich und derselben planetarischen Unterabteilung angehörte wie Er. Was T. Subba Row in seiner Rezension von „Das Idyll des weißen Lotus“ schrieb, brachte seine Kenntnis dieser okkulten Lehre zum Ausdruck: „Jeder Buddha begegnet bei seiner letzten Initiation all den großen Adepten, die in den vorhergehenden Zeitaltern die Buddhaschaft erlangten . . . jede Klasse von Adepten hat ihr eigenes Band spiritueller Vereinigung, das sie miteinander verbindet. . . . . Der einzig mögliche und gangbare Weg, in eine solche Bruderschaft einzutreten . . . . besteht darin, sich selbst unter den Einfluss des spirituellen Lichtes zu bringen, das vom eigenen Logos ausstrahlt. Ferner kann ich hier noch darauf hinweisen, . . . . dass eine derartige Gemeinschaft ausschließlich zwischen Personen möglich ist, deren Seelen ihr Leben und Auskommen demselben göttlichen Strahl verdanken, und dass, da von der ‘zentralen spirituellen Sonne’ sieben verschiedene Strahlen ausgehen, alle Adepten und Dhyan Chohans in sieben Klassen eingeteilt werden können, von welchen jede von einer der sieben Formen oder Manifestationen der Göttlichen Weisheit geleitet, beherrscht und überschattet werden („Theosophist“, August 1886).

[SD # 575] Somit sind es also die „Sieben Söhne des Lichts“ – nach ihren Planeten benannt und (von der Menge) oft mit ihnen identifiziert – nämlich Saturn, Jupiter, Merkur, Mars, Venus und – für den modernen Kritiker, der lediglich oberflächlich in die alten Religionen eindringt – vermutlich Sonne und Mond,108 die nach den okkulten Lehren unsere himmlischen Eltern oder zusammen­­gefasst der „Vater“ sind. Wie bereits gesagt, ist der Polytheismus aus diesem Grund im Vergleich zum anthropomorphen Monotheismus wahrhaftig philosophischer und richtiger, was die Tatsachen und die Natur anbelangt. Saturn, Jupiter, Merkur und Venus, die vier exoterischen Planeten, und die drei anderen, die ungenannt bleiben müssen, waren die mit der Erde in unmittelbarer astraler und psychischer Verbindung stehenden Himmels­körper, ihre Führer und Bewacher – moralisch und physisch; die sichtbaren Himmelskörper versehen unsere Menschheit mit ihren äußeren und inneren Eigenschaften, und ihre „Regenten“ oder Rektoren mit unseren Monaden und spirituellen Fähigkeiten. Um die Entstehung neuer Missverständnisse zu vermeiden, soll festgestellt werden, dass sich weder Uranus noch Neptun unter den drei geheimen Gestirnen (oder Sternenengeln) befinden, nicht nur, weil sie den alten Weisen nicht unter diesen Namen bekannt waren, sondern weil sie, wie alle anderen Planeten, wie viele es auch immer sein mögen, die Götter und Hüter anderer siebenfältiger Globenketten in unserem System sind.

Die beiden zuletzt entdeckten großen Planeten sind auch nicht so gänzlich von der Sonne abhängig wie die übrigen. Andererseits, wie lässt sich die Tatsache erklären, dass Neptun nur den 900. Teil und Uranus nur den 390. Teil des Lichts erhalten, der unsere Erde erreicht, und dass ihre Satelliten die Besonderheit einer inversen Rotation zeigen, die kein anderer Planet des Sonnensystems aufweist? Auf jeden Fall trifft das von uns Gesagte bei Uranus zu, obwohl die Tatsache neuerdings wieder bestritten wurde.

Wer die universale Ordnung des Seins mit seinen eigenen Klassifizierungen vermengt, wird diesen Gegenstand natürlich für eine bloße Laune halten. Wie auch immer, hier werden einfache Tatsachen aus den okkulten Lehren dargelegt, die entweder akzeptiert oder verworfen werden können, wie immer es sein mag. Es gibt Einzelheiten, auf die mit Rücksicht auf ihre große metaphysische Abstraktion nicht eingegangen werden kann. Daher stellen wir lediglich fest, dass nur sieben unserer Planeten mit unserem Globus so eng verwandt sind wie die Sonne mit all [SD # 576] den Körpern, die ihr in ihrem System unterstehen. Gegenüber deren Menge wirkt die Anzahl der der Astronomie bekannten primären und sekundären Planeten wahrhaftig jämmerlich klein.109 Es ist daher vernünftig anzunehmen, dass eine gewaltige Anzahl bis jetzt noch nicht entdeckter kleiner und großer Planeten existiert, von deren Existenz die alten Astronomen – allesamt initiierte Adepten –, sicherlich gewusst haben müssen. Aber da ihre Beziehung zu den Göttern heilig war, mussten sie geheim bleiben, ebenso wie die Namen verschiedener anderer Planeten und Sterne.

Zudem spricht selbst die römisch-katholische Theologie von „siebzig Planeten, die den Schicksalen der Nationen dieses Globus vorstehen“; von der irrtümlichen Anwendung einmal abgesehen, enthält diese Überlieferung mehr Wahrheit als die exakte moderne Astronomie. Die siebzig Planeten stehen in Zusammenhang mit den siebzig Ältesten des Volkes Israel („Numeri.“, 11, 16), da die Regenten dieser Planeten gemeint sind, nicht die Gestirne selbst; und das Wort siebzig ist ein Wortspiel sowie eine Blende für die 7 x 7 Unterteilungen. Wie bereits gesagt, hat jedes Volk und jede Nation seinen direkten Wächter, Hüter und Vater im Himmel – einen Planetengeist. Wir sind bereit, den Nachkommen Israels, den Verehrern Sabaoths oder des Saturn, Johovah zuzugestehen, ihren eigenen Nationalgott; denn in der Tat gehören die Monaden des von ihm auserwählten Volkes ihm, und die Bibel hat niemals ein Geheimnis daraus gemacht. Wie gewohnt stimmt nur der Wortlaut der (protestantischen) englischen Bibel nicht mit der Septuaginta und der Vulgata überein. Während wir nämlich in der Ersteren lesen (Deuter. 32,8 und 9): „Da der Allerhöchste (nicht Johovah) den Völkern ihr Erbe verteilte . . . setzte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israels“, lautet der Text dann in der Septuagintanach der Zahl der Engel“ (der Planetenengel), eine Lesart, die mit der Wahrheit und den Tatsachen besser in Einklang steht. Außerdem stimmen alle Texte darin überein, „des Herrn (Jehovahs) Teil ist sein Volk. Jakob ist das Los seines Erbes“ (Deuter. 32,9), und das erledigt die Frage. Der „Herr“ Jehovah nahm Israel als seinen Teil – was haben andere Nationen mit dieser besonderen Nationalgottheit zu tun? So möge denn der „Engel Gabriel“ wachen über Iran und „Mikael-Jehovah“ über die Hebräer. Sie sind nicht die Götter anderer Nationen, und es ist schwer einzusehen, warum sich die Christen [SD # 577] einen Gott hätten auserwählen sollen, gegen dessen Gebote Jesus als Erster rebellierte.

Der planetarische Ursprung der Monade (Seele) und ihrer Fähigkeiten wurden von den Gnostikern gelehrt. Auf ihrem Weg zur Erde sowie auf ihrem Rückweg von der Erde musste jede in und aus dem „grenzenlosen Licht“110 geborene Seele die sieben planetarischen Regionen in beiden Richtungen durchschreiten. Die reinen Dhyani und Devas der ältesten Religionen waren im Verlauf der Zeit bei den Zoroastriern zu den sieben Devas, den Dienern Ahrimans geworden, „ein jeder an seinen Planeten gekettet“ (siehe Origenes’ Kopie der Tafel); bei den Brahmanen zu den Asuras und einigen der Rishis – gut, böse und indifferent; bei den ägyptischen Gnostikern war es Thoth (oder Hermes), der Führer der Sieben, deren Namen von Origenes wie folgt angegeben werden: Adonai, Genius der Sonne; Tao, jener des Mondes; Eloi, des Jupiters; Sabaoth, des Mars; Orai, der Venus; Astaphai, des Merkurs; und Ildabaoth (Jehovah), des Saturns. Die Pistis-Sophia schließlich, die der verstorbene C. W. King, die höchste moderne Autorität auf dem Gebiet exoterischer gnostischer Glaubenslehren, als „jenes kostbare Denkmal des Gnostizismus“ bezeichnet – dieses alte Dokument gibt den archaischen Glauben der Zeitalter wieder, verzerrt ihn aber, um ihn sektiererischen Zwecken anzupassen. Die astralen „Herrscher der Sphären“ (der Planeten), erschaffen die Monaden (die Seelen) „aus ihrer eigenen Substanz aus den Tränen ihrer Augen und dem Schweiß ihrer Qualen“, indem sie sie mit einem Funken des Göttlichen Lichts beschenken, das ihre Substanz ist. Im zweiten Band wird gezeigt, warum diese „Herren des Tierkreises und der Sphären“ von einer sektiererischen Theologie in die aufrührerischen Engel der Christen verwandelt wurden, die sie von den sieben Devas der Magier entlehnten, ohne die Wichtigkeit der Allegorie zu verstehen (siehe Teil II, „Über die Sieben Seelenund dort Abschnitt XV, „Götter, Monaden und Atome“).

Infolge seiner Differenzierung durch das verzerrte Prisma menschlicher Vorstellungen wurde das, was in seiner ersten Einheit und vom Anbeginn an göttlich, rein und spirituell ist und war, wie üblich menschlich und unrein, die eigene sündige Natur des Menschen widerspiegelnd. So wurde der Planet Saturn von den Verehrern anderer „Götter“ mit der Zeit geschmäht. Die unter dem Saturn geborenen Nationen – z. B. die jüdische – bei der er zu Jehovah wurde, nachdem er von den Ophiten und im Buch Jaschar für einen Sohn Saturns oder Ildabaoth gehalten worden war – lagen in ewigem Kampf mit den unter Jupiter, Merkur oder allen anderen Planeten, mit Ausnahme von Saturn-Jehovah, geborenen Nationen; ungeachtet der Genealogien und Prophezeiungen war Jesus der Initiierte (oder Jehoschua) – der Typus, von dem der „historische“ Jesus [SD # 578] kopiert wurde – nicht rein jüdischen Blutes und erkannte Jehovah aus diesem Grund nicht an; auch verehrte er neben seinem eigenen „Vater“, den er kannte und mit dem er verkehrte, so wie jeder hohe Initiierte es tut, keinen anderen planetarischen Gott. „Geist zu Geist und Seele zu Seele.“ Daran kann nur schwer Anstoß genommen werden, außer der Kritiker erklärt allgemein nachvollziehbar die seltsamen Sätze, die der Verfasser des vierten Evangeliums (Joh 8) Jesus anlässlich seiner Streitgespräche mit den Pharisäern in den Mund legte:

„Ich weiß, daß ihr Abrahams Same seid111 . . . Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe, und ihr nun tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. . . . . Ihr tut die Werke eures Vaters. . . . . Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel. . . . . Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben“ etc. etc.

Dieser „Vater“ der Pharisäer war Jehovah, denn er war identisch mit Kain, Saturn, Vulkan etc., – der Planet, unter dem sie geboren waren, und der Gott, den sie verehrten. Offenbar muss in diesen Worten und Ermahnungen, so schlecht sie auch übersetzt sein mögen, eine okkulte Bedeutung gesucht werden, da sie von einem ausgesprochen wurden, der jeden mit dem Höllenfeuer bedrohte, der seinen Bruder auch nur einen Raka (Narren) nannte (Mt 5,22). Genauso offensichtlich sind die Planeten nicht bloße Kugeln, die im Raum funkeln und ohne jeden Zweck zum Strahlen gebracht wurden, sondern sie sind die Domänen verschiedenartiger Wesen, mit welchen der Profane bislang nicht vertraut ist; nichtsdestotrotz stehen sie mit den Menschen und den Globen in einem geheimnisvollen, ununterbrochenen und mächtigen Zusammenhang. Jeder Himmelskörper ist der Tempel eines Gottes, und diese Götter selbst sind die Tempel Gottes, des unbekannten „Nichtgeistes“. Es gibt nichts Profanes im Universum. Die gesamte Natur ist ein geweihter Ort, wie Young sagt:

„Jeder dieser Sterne ist ein Gotteshaus.” . . . .

Somit können sämtliche exoterischen Religionen als gefälschte Kopien der esoterischen Lehre nachgewiesen werden. Für den gegenwärtigen Umschwung zugunsten des Materialismus ist die Priesterschaft verantwortlich zu machen. Indem sie die um der Allegorie willen personifizierten Hüllen der äußeren, heidnischen Ideale anbeteten und ihnen bei den Massen Geltung verschufen, hat die jüngste exoterische Religion aus den westlichen Ländern ein Pandämonium gemacht, in welchem die höheren Klassen das goldene Kalb anbeten und die niedrigeren und unwissenden Massen dazu gebracht wurden, einen Götzen auf tönernen Füßen anzubeten.

[SD # 579]
XII
Altes Denken in modernem Gewand

Die moderne Wissenschaft ist verzerrtes, altes Denken, und weiter nichts. Wir haben jedoch gesehen, was intuitive Gelehrte denken und womit sie sich beschäftigen; und jetzt sollen dem Leser weitere Beweise für die Tatsache geliefert werden, dass mehr als ein F.R.S. sich unbewusst den so verlachten Geheimwissenschaften annähert.

Die heutigen Spekulationen über Kosmogonie und Urmaterie sind unbestreitbar altes Denken, mit widersprüchlichen Theorien neueren Ursprungs verbessert. Aber die gesamte Grundlage gehört der zu jener Zeit immer als Philosophie bezeichneten griechischen und indischen archaischen Astronomie und Physik an. In allen arischen und griechischen Spekulationen begegnen wir der Vorstellung einer alles durchdringenden, unorganisierten und homogenen Materie, oder dem Chaos, von den modernen Wissenschaften neu als „Weltenstoff in nebelartigem Zustand“ beschrieben. Was Anaxagoras in seinen „Homoiomeria“ als „Chaos“ bezeichnete, wird jetzt von Sir W. Thomson „ursprüngliches Fluidum“ genannt. Die hinduistischen und griechischen Atomisten – Kanada, Leukipp, Demokrit, Epikur, Lukrez etc. etc. – werden jetzt in den Anhängern der Atomtheorie unserer modernen Tage wie von einem klaren Spiegel reflektiert, mit den Leibnizschen Monaden beginnend und mit den „Wirbelatomen“ Sir W. Thomsons endend.112 Es ist wahr, die alte Korpuskulartheorie ist verworfen, und die Wellentheorie hat ihren Platz eingenommen. Aber die Frage ist, ob Letztere so fest begründet ist, dass sie nicht möglicherweise genau wie ihre Vorgängerin entthront werden könnte? Der metaphysische Aspekt des Lichts wurde in „Isis entschleiert“ vollständig behandelt:

„Licht ist der Erstgeborene und die erste Emanation des Höchsten, und Licht ist Leben, sagen der Evangelist und der Kabbalist. Beides ist Elektrizität – das Lebensprinzip, die das Universum durchströmende Anima Mundi, welche alle Dinge elektrisch belebt. Licht ist der große proteische Magier, und unter dem göttlichen Willen des Architekten113 oder vielmehr der Architekten, der „Baumeister“ (zusammengefasst als Eins bezeichnet) wurden sowohl seine mannigfaltigen Formen als auch sämtliche lebenden Wesen in vielgestaltigen, allmächtigen Wellen geboren. Seinem schwellenden, elektrischen Schoß entspringen Materie und Geist. Die Anfänge sämtlicher physikalischer und chemischer Vorgänge sowie aller kosmischer und spiritueller Phänomene liegen innerhalb seiner Strahlen; es vitalisiert und desorganisiert; es spendet Leben und bringt den Tod, und aus seinem Ursprungspunkt traten die Myriaden von Welten sichtbarer und unsichtbarer Himmelskörper stufenweise ins Dasein. Laut Platon entzündete „Gott“ an dem Strahl dieser Ersten Mutter, [SD # 580] drei in einem, ein Feuer, das wir heute die Sonne nennen“,114 die nicht die Ursache von Licht oder Wärme ist, sondern lediglich der Brennpunkt, oder, wie wir sagen könnten, die Linse, durch welche die Strahlen des ursprünglichen Lichts materialisiert und auf unser Sonnensystem konzentriert werden und die gesamten Wechselbeziehungen der Kräfte hervorbringen.“

Das ist der Ether, soeben nach Metcalfes Anschauungen wiedergegeben, die von Dr. Richardson mit Ausnahme der Anwendung der modernen Wellentheorie in einigen Einzelheiten auf den Ersteren übernommen wurden. Wir sagen nicht, dass wir die Theorie ablehnen, wir behaupten lediglich, dass sie einer Vervollständigung und Neuordnung bedarf. Auf keinen Fall aber stellen die Okkultisten in dieser Beziehung die einzigen Heretiker dar, denn Robert Hunt, F.R.S., bemerkt in seinen „Researches on Light in Its Chemical Relations“, dass …

„ . . . . die Wellentheorie die Ergebnisse seiner Versuche nicht erklärt. Sir David Brewster zeigt in seiner „Treatise on Optics“, ‘dass die Farben des pflanzlichen Lebens . . . . aus einer besonderen Anziehung entstehen, welche die Teilchen dieser Körper auf die verschieden gefärbten Strahlen des Lichts ausüben’, und dass ‘die farbigen Pflanzensäfte, die Farbveränderungen der Körper etc. vom Sonnenlicht bewirkt werden. . . . . ’, und er merkt an, dass man der Behauptung, ‘dass diese Wirkungen von der bloßen Schwingung eines etherischen Mediums hervorgebracht werden können’, nicht leicht zustimmen kann. Und er ist gezwungen, sagt er, ‘angesichts dieser Art von Tatsachen zu folgern, dass das Licht materiell sei (?)’. Professor Josiah P. Cooke von der Harvard-Universität sagt, er ‘könne nicht übereinstimmen . . . . mit jenen, die die Wellentheorie des Lichts als einen feststehenden Grundsatz der Wissenschaft betrachten’.115 Wird Herschels Lehre als korrekt akzeptiert, dass sich die Lichtintensität, in der Wirkung jeder Welle, ‘proportional zum Quadrat des Abstands vom leuchtenden Körper verhält’, gefährdet sie einen großen Teil der Wellentheorie, wenn sie sie nicht gar vollständig verwirft. Dass er Recht hat, wurde wiederholt durch Versuche mit Photometern bewiesen. Doch die Wellentheorie ist nach wie vor gültig, obwohl sie immer häufiger angezweifelt wird.“ („Isis entschleiert“).

Auf die Bemerkung Sir David Brewsters – er sei „gezwungen zu folgern, dass das Licht materiell sei“ – gibt es sehr viel zu erwidern. Licht ist, in einem Sinn, sicherlich ebenso materiell wie die Elektrizität selbst. Und wenn die Elektrizität nicht materiell ist, wenn sie lediglich einen „Bewegungsmodus“ darstellt, wie kann es dann sein, dass sie in Faureschen Akkumulatoren gespeichert werden kann? Helmholtz behauptet, Elektrizität müsse ebenso atomar sein wie Materie. Und W. Crookes, F.R.S., unterstützte diese Ansicht in seiner ‘Address to the Chemical Section of the British Association’, deren Präsident er war (1886 in Birmingham). Folgendes sagt Helmholtz dazu (in seiner „Faraday Lecture“, 1881):

Wenn wir die Hypothese akzeptieren, dass die elementaren Substanzen aus Atomen zusammengesetzt sind, kommen wir nicht umhin zu schließen, dass die Elektrizität genauso, sowohl die positive als auch die negative, in bestimmte elementare Anteile unterteilt ist, die sich wie Atome der Elektrizität verhalten.“

Wir müssen hier wiederholen, was bereits im Kapitel IX gesagt wurde, dass es lediglich eine Wissenschaft gibt, welche die moderne Forschung von nun an auf den einen Pfad hinlenken kann, der zur Entdeckung der gesamten bisher [SD # 581] okkulten Wahrheit führen wird, und das ist die jüngste von allen, die Chemie in ihrem aktuellen, reformierten Stand. Keine andere Wissenschaft, auch nicht die Astronomie, kann die wissenschaftliche Intuition so unfehlbar führen wie die Chemie. In der Welt der Wissenschaft finden sich dafür zwei Beweise – zwei große Chemiker, jeder in seinem Land führend, nämlich Crookes und der verstorbene Professor Butlerov; der eine glaubt fest an abnormale Phänomene, der andere ist ein ebenso eifriger Spiritist wie großartiger Naturwissenschaftler. Es wird klar, dass das wissenschaftlich ausgebildete Denken des Chemikers beim Nachsinnen über die letzte Teilbarkeit der Materie und bei der bislang erfolglosen Jagd nach einem Element mit negativem Atomgewicht sich unwiderstehlich von jenen ewig verschleierten Welten angezogen fühlen muss, von diesem geheimnisvollen Jenseits, dessen unermessliche Tiefe sich gegen jegliche Annäherung einer allzu materialistischen Hand zu verschließen scheint, die gerne ihren Schleier lüften möchte. „Es ist das Unbekannte und das ewig Unerkennbare“, warnt der monistische Agnostiker. „Nicht so“, antwortet der ausdauernde Chemiker: „Wir sind auf dem richtigen Weg und lassen uns nicht entmutigen, und wir möchten gern in den geheimnisvollen Bereich eindringen, den die Unwissenheit als das Unerkannte etikettiert.“116

Ein paar Zeilen, ganz am Schluss seiner Vorlesung über die „Genesis of the Elements“ – zwei oder drei Sätze – deuteten an, dass sich der hervorragende Gelehrte auf dem königlichen Weg zu den größten Entdeckungen befand. Eine Zeitlang hielt er seine schützende Hand über „das ursprüngliche Protyl“ und kam zu dem Schluss, dass „dem, der den Schlüssel erlangt, gestattet sein wird, einige der tiefsten Geheimnisse der Schöpfung zu erschließen“. Das Protyl, erklärt der große Chemiker,

„ . . . ist ein Wort analog zu Protoplasma, um die Idee einer ursprünglichen, ersten, bereits vor der Evolution der chemischen Elemente existierenden Materie auszudrücken. Das Wort, das dafür zu gebrauchen ich mir erlaube, ist zusammengesetzt aus πρὸ (früher als) und ὕλη (der Stoff, aus dem die Dinge gemacht sind). Das Wort kann kaum neu geprägt worden sein, denn vor 600 Jahren schrieb Roger Bacon in seiner „De artes chymiae scripta“: „Die Elemente sind aus ὕλη gemacht, und jedes Element wird in die Natur eines anderen Elementes umgewandelt.“

Roger Bacons Wissen kam nicht durch Inspiration zu diesem wunderbaren alten Magier117, sondern dadurch, dass er alte Werke über [SD # 582] Magie und Alchemie studierte und einen Schlüssel zu der wirklichen Bedeutung ihrer Worte besaß. Aber sehen wir, was Crookes über das Protyl sagt, den nächsten Nachbarn der unbewussten Mulaprakriti der Okkultisten:

„ . . . . . Gehen wir von dem Augenblick aus, an dem das erste Element ins Dasein trat. Vor diesem Zeitpunkt existierte keine Materie, wie wir sie kennen. Es ist gleichermaßen unmöglich, sich Materie ohne Energie vorzustellen wie Energie ohne Materie; von einem Gesichtspunkt aus sind beide Bezeichnungen austauschbar. Die gesamten beim Einwirken von Materie auf Materie zutage tretenden Energieformen können vor der Geburt der Atome noch nicht existiert haben118 – sie waren lediglich als latente Möglichkeiten in dem Protyl eingeschlossen. Mit der Schöpfung der Atome traten all die vollständig mit Energie ausgestatteten Attribute und Eigenschaften ins Dasein, die es uns ermöglichen, ein chemisches Element vom anderen zu unterscheiden.“ (Presidential Address“, S. 124)

Bei allem Respekt vor dem großen Wissen des Vortragenden würde der Okkultist es anders darstellen. Er würde sagen, dass kein Atom jemals „erschaffen“ wurde, da die Atome im Schoß des Einen Atoms – „des Atoms der Atome“ – ewig sind, das im Manvantara als der Jagad-Yoni betrachtet wird, der materielle, ursächliche Weltenschoß. Pradhana (nicht modifizierte Materie), die erste Form von Prakriti oder materiell sichtbare sowie unsichtbare Natur, und Purusha, der Geist, sind ewig eins; und sie sind lediglich im Pralaya und wenn sie sich jenseits sämtlicher Ebenen des Daseinsbewusstseins befinden Nirupadhi (ohne hinzukommende Eigenschaften oder Attribute). Das Atom, wie es der modernen Wissenschaft bekannt ist, kann von Purusha nicht getrennt werden, dem Geist, der in der Wissenschaft jedoch gegenwärtig „Energie“ genannt wird. Das Protyl-Atom wurde weder zertrümmert noch sublimiert, vielmehr ist es auf jene Ebene übergegangen, die keine Ebene ist, sondern der ewige Zustand von allem jenseits der Ebene der Illusion. Beide, Purusha und Pradhana, sind unveränderlich und unzerstörbar oder Aparinamin und Avyaya in Ewigkeit; und beide können während der mayavischen Perioden als Vyaya und Parinamin bezeichnet werden oder als das, was sich ausdehnen, sterben oder verschwinden kann und „modifizierbar“ ist. In diesem Sinn muss sich Purusha selbstverständlich klar von unserer Idee von Parabrahman unterscheiden. Nichtsdestoweniger ist das, was in der Wissenschaft „Energie“ oder „Kraft“ genannt und von Metcalfe als duale Kraft dargestellt wird, tatsächlich niemals nur Energie und kann es auch nicht sein, denn es ist die Substanz der Welt, ihre Seele, das alles durchdringende „Sarvaga“ in Verbindung mit Kala, der „Zeit“. Die drei sind im Manvantara die Dreiheit in Einem, die alle Möglichkeiten enthaltende Einheit, welche auf der Ebene der Illusion (Maya) drei unterschiedliche Wirkungen hervorbringt. In der orphischen [SD # 583] Philosophie in Griechenland hießen sie Phanes, Chaos und Chronos – die Dreiheit der okkulten Philosophen dieser Periode.

Man sieht jedenfalls, wie nah Crookes dem „Unerkennbaren“ kommt, und welches „Potenzial“ in seinen Entdeckungen liegt, okkulte Wahrheiten anzuerkennen. Er fährt in seiner Besprechung der Evolution der Atome fort:

„ . . . . Halten wir am Ende der ersten vollständigen Schwingung inne und untersuchen das Ergebnis. Folgende Elemente konnten wir bereits feststellen: Wasser, Ammoniak, Kohlensäure, die Atmosphäre, pflanzliches und tierisches Leben, Phosphor für das Gehirn, Salz für die Meere, Ton für die feste Erde . . . ausreichend Phosphate und Silikate für eine Welt und ihre Bewohner, die sich nicht so sehr von dem unterscheidet, an was wir uns heute erfreuen. Es ist wahr, die menschlichen Bewohner müssten in einem Zustand von mehr als arkadischer Einfachheit leben, und das fehlende Kalziumphosphat wäre in Bezug auf die Knochen misslich.119 . . . Am unteren Ende unserer Kurve . . . sehen wir eine große Lücke . . . Diese Oase sowie die ihr vorangehenden und nachfolgenden Leerstellen können mit großer Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit der besonderen Art und Weise gedeutet werden, wie sich unsere Erde zu einem Mitglied unseres Sonnensystems entwickelte. Wenn das so ist, könnte es sein, dass diese Leerstellen lediglich auf unserer Erde vorkommen und nicht allgemein im Universum.“

Das rechtfertigt verschiedene Behauptungen in den okkulten Werken.

Erstens, „dass weder von den Sternen noch von der Sonne behauptet werden kann, sie bestünden aus den den Chemikern vertrauten terrestrischen Elementen, obwohl sie alle in den äußeren Hüllen der Sonne vorkommen – neben einer ganzen Schar weiterer der Wissenschaft bislang unbekannter Elemente“.

Zweitens, dass unser Globus an den weit entfernten Grenzen seiner Atmosphäre sein eigenes, spezielles Laboratorium besitzt, in welchem jedes Atom und Molekül bei seiner Passage einer Veränderung und Differenzierung seiner ursprünglichen Natur unterworfen wird.

Und drittens: Obwohl es niemals möglich sein wird, dass ein beliebiges auf unserer Erde vorkommendes Element nicht auch in der Sonne vorzufinden ist, existieren dort viele weitere Elemente, die entweder unseren Globus noch nicht erreicht haben oder bis heute noch nicht auf ihm entdeckt wurden. „Auf bestimmten Sternen und Himmelskörpern mögen während des Entstehungsprozesses einige dieser Elemente fehlen, oder sie könnten zwar auf ihnen vorkommen, jedoch sich infolge ihres gegenwärtigen Zustands bis jetzt im Rahmen der üblichen wissenschaftlichen Untersuchungen nicht offenbaren.“120 Crookes spricht von einem Element mit noch geringerem Atomgewicht als Wasserstoff, einem rein hypothetischen Element, soweit unsere Erde in Betracht kommt . . . das dennoch in der Chromosphäre der Sonne im Überfluss vorkommt – dem Helium. Die okkulte Wissenschaft fügt hinzu, dass nicht eines der Elemente, die von der Chemie dafür gehalten werden, diesen Namen wirklich verdient.

Auch hier finden wir wieder Crookes billigend sprechen über „Dr. Carnellys gewichtiges Argument zugunsten der zusammengesetzten Natur der sogenannten Elemente aufgrund ihrer Analogie mit den zusammengesetzten Radikalen“! In der historischen Zeit und den sogenannten zivilisierten Ländern [SD # 584] war bislang lediglich die Alchemie erfolgreich und erlangte ein wirkliches Element oder ein Teilchen homogener Materie, und zwar das Mysterium Magnum von Paracelsus. Aber das geschah vor Lord Bacons Tagen.121

„ . . . Wenden wir uns jetzt dem oberen Teil des Schemas zu. Mit dem Wasserstoff und seinem Atomgewicht = 1 bleibt wenig Raum für weitere Elemente, ausgenommen vielleicht für das hypothetische Helium. Was aber, wenn wir ‘durch den Spiegel hindurch’ gehen und auf unserer Suche nach neuen Prinzipien die Null-Linie überschreiten – was werden wir finden auf der anderen Seite von Null? Dr. Carnelly fragt nach einem Element mit negativem Atomgewicht; da gibt es ausgiebig Raum und ausreichend Platz für eine Schattenreihe derartiger Unwirklichkeiten. Helmholtz behauptet, Elektrizität sei wahrscheinlich ebenso atomar wie Materie. Ist die Elektrizität eines dieser negativen Elemente und der das Licht übertragende Ether ein weiteres? Die Materie, wie wir sie jetzt kennen, existiert hier nicht; die in den Bewegungen der Materie auftretenden Energieformen sind bis jetzt lediglich latente Möglichkeiten. Eine Substanz mit negativem Gewicht ist nicht unvorstellbar.122 Können wir aber eine klare Vorstellung über einen Körper entwickeln, der sich mit anderen Körpern in Verhältnissen verbindet, die sich nur mit negativen Eigenschaften formulieren lassen?123

Eine Genesis der Elemente, so wie hier skizziert, würde nicht auf unser kleines Sonnensystem beschränkt sein, sondern würde wahrscheinlich dieselbe allgemeine Aufeinanderfolge der Ereignisse in jedem jetzt als Stern sichtbaren Energiezentrum hervorbringen.

Bevor die Atome geboren wurden, um sich gegenseitig anzuziehen, konnte kein Druck ausgeübt werden; an den Grenzen der Feuernebelsphäre jedoch, innerhalb der alles Protyl ist und an deren Schale die bei der Geburt eines chemischen Elements beteiligten gewaltigen Kräfte voll zur Auswirkung kommen, wäre die glühende Hitze von einer derartig starken Gravitation begleitet, dass sie die neugeborenen Elemente daran hindern würde, sich in den Raum hinaus zu verflüchtigen. Mit steigender Temperatur wachsen Ausdehnung und Molekularbewegung, die Moleküle streben auseinander und ihre chemischen Affinitäten werden abgeschwächt; der außerhalb dessen, was ich der Kürze halber die Geburtsschale nennen möchte, existierende enorme Gravitationsdruck der Masse atomarer Materie würde jedoch der Wirkung der Hitze entgegenstehen.

In dem die Geburtsschale umgebenden Raum könnten keine chemischen Reaktionen statt­finden, da die Temperatur dort über dem sogenannten Dissoziationspunkt für zusammengesetzte Körper liegt. In diesem Raum würden der Löwe und das Lamm zusammen liegen; Phosphor und Sauerstoff würden sich vermengen, ohne eine chemische Verbindung einzugehen; Wasserstoff und Chlor würden keine Tendenz zu engeren Bindungen aufweisen; und selbst Fluor, dieses [SD # 585] energiegeladene Gas, das die Chemiker erst vor einem oder zwei Monaten isolierten, würde frei und ungebunden umherwandern.

Außerhalb dieses Raums freier atomarer Materie befände sich eine weitere Schale, in der sich die geformten chemischen Elemente bis zum Verbindungspunkt abgekühlt hätten, und nun träte die Reihenfolge von Ereignissen ein, die Mattieu Williams so anschaulich in ‘The Fuel of the Sun’ beschrieb, welche in der festen Erde und im Anbeginn der geologischen Zeit gipfelt.“ (S. 19)

Das ist die Beschreibung der Evolution des differenzierten Universums nach den geheimen Lehren in einer streng wissenschaftlichen, doch schönen Sprache. Der gelehrte Herr schließt seine Ansprache mit Worten, von denen ein jeder Satz einem Lichtblitz gleich hinter dem bislang über die exakte Wissenschaft geworfenen dunklen Schleier der Materialität hervorbricht und einen Schritt voran zum Sanctum Sanctorum des Okkulten bedeutet (vide § XV, „Götter, Monaden und Atome“). So sagt er:

„Wir haben kurz das Problem betrachtet, ein Element zu definieren. Wir haben auch die Rebellion vieler führender Physiker und Chemiker gegen die verbreitete Akzeptanz des Begriffs Element bemerkt; wir haben die Unwahrscheinlichkeit ihrer ewigen Existenz124 und ihrer zufälligen Entstehung geprüft. Als verbleibende Alternative haben wir ihre Entstehung mittels eines Evolutionsprozesses vorgeschlagen, welcher der Evolution der Himmelskörper nach Laplace und der Evolution der Pflanzen und Tiere auf unserem Globus nach Lamarck, Darwin und Wallace vergleichbar ist.125 In der allgemeinen Aufstellung der Elemente, soweit sie uns bekannt sind, haben wir eine auffallende Annäherung an die Elemente der organischen Welt erkannt.126 In Ermangelung eines unmittelbaren Beweises für die Zerlegung eines beliebigen Elements haben wir einen indirekten Beweis gesucht und gefunden . . . . Als Nächstes haben wir einen Blick auf die Genesis der Elemente geworfen; und schließlich haben wir uns ein Schema ihrer Entstehung angesehen, welches Professor Reynolds Methode der Illustration der periodischen Klassifizierung nahelegt127 . . . Fassen wir alle obigen Überlegungen zusammen, können wir [SD # 586] in der Tat nicht wagen mit Bestimmtheit festzustellen, unsere sogenannten Elemente seien aus einer Urmaterie entwickelt worden; aber wir können behaupten, wie ich glaube, dass die Abwägung der Beweise stark für diese Überlegung spricht.

Somit geht die induktive Wissenschaft in ihren Zweigen Astronomie, Physik und Chemie, während sie sich zögerlich der Eroberung der Geheimnisse der Natur in ihren letzten Wirkungen auf unserer irdischen Ebene annähert, auf die Tage von Anaxagoras und der Chaldäer zurück mit ihren Entdeckungen (a) des Ursprungs unserer phänomenalen Welt, und (b) der Art und Weise der Entstehung der das Universum zusammensetzenden Körper. Und da sie für ihre kosmogonischen Hypothesen auf den Glauben der ältesten Philosophen und auf deren Systeme zurückgreifen müssen – auf Systeme, die im Hinblick auf die ursprüngliche Materie mit ihren Eigenschaften, Funktionen und Gesetzen alle auf den Lehren einer universalen Geheimlehre beruhten – haben wir da nicht das Recht zu hoffen, dass der Tag nicht fern ist, an dem die Wissenschaft ein besseres Verständnis für die Weisheit der Alten zeigen wird als bisher?

Zweifellos könnte die okkulte Philosophie ziemlich viel von der exakten modernen Wissenschaft lernen; aber Letztere könnte andererseits aus der Gelehrsamkeit des Altertums in mehr als einer Richtung Vorteil ziehen, und insbesondere in der Kosmogonie. [SD # 587] Sie könnte z. B. die mystische, alchemistische und transzendentale Bedeutung der vielen unwägbaren Substanzen kennenlernen, die den interplanetarischen Raum ausfüllen und in ihrer gegenseitigen Durchdringung am unteren Ende der unmittelbaren Ursachen der Entstehung von Naturphänomenen stehen, die sich durch (sogenannte) Vibration manifestieren. Die Kenntnis der wirklichen (nicht hypothetischen) Natur des Ethers, oder vielmehr Akashas, und anderer Geheimnisse, kurz gesagt, kann schon für sich zum Wissen über Kräfte führen. Er ist jene Substanz, gegen die sich die materialistische Schule der Physiker mit solcher Heftigkeit auflehnt, insbesondere in Frankreich,128 und die die exakte Wissenschaft nichtsdestoweniger befürworten muss. Ohne sie können sie nicht vorankommen, ohne Gefahr zu laufen, die Pfeiler des Tempels der Wissenschaft, einem modernen Samson gleich, umzustoßen und unter seinem Dach begraben zu werden.

Sämtliche Theorien, die auf der Ablehnung einer außerhalb und unabhängig von der reinen und einfachen Materie existierenden Kraft aufgebaut sind, haben sich als abwegig erwiesen. Sie decken nicht das ganze Gebiet und können das auch nicht, und viele der wissenschaftlichen Daten erweisen sich so als unwissenschaftlich. „Der Ether brachte den Ton hervor“, heißt es in den Puranas, und diese Behauptung wird verlacht. Der Ton ist die Wirkung von Schwingungen der Luft, werden wir korrigiert. Und was ist Luft? Könnte sie existieren, wenn kein etherisches Medium im Raum vorhanden wäre, um ihren Molekülen Auftrieb zu geben? Der Fall liegt einfach so. Der Materialismus kann nicht die Existenz von irgendetwas außerhalb der Materie anerkennen, da mit der Annahme einer unwägbaren Kraft – die Quelle und das Haupt aller physischen Kräfte – andere intelligente Kräfte praktisch zugestanden werden müssten, und das würde die Wissenschaft sehr weit führen. Denn sie müsste als Folge davon im Menschen die Gegenwart einer noch spirituelleren Kraft annehmen – die von jeglicher Art von Materie, über die Physiker irgendetwas wissen, ein für alle Mal vollkommen unabhängig ist. Daher ist, abgesehen von einem hypothetischen Ether des Raumes und den groben physischen Körpern, der ganze siderische und unsichtbare Raum nach Ansicht der Materialisten eine einzige grenzenlose Leere in der Natur – blind, unintelligent, nutzlos.

Und nun kommt die nächste Frage: Was ist diese kosmische Substanz und inwiefern kann man Mutmaßungen über ihre Natur anstellen oder ihr ihre Geheimnisse entringen und sich dann dadurch dazu berechtigt fühlen, ihr einen Namen zu geben? Wie weit ist insbesondere die moderne Wissenschaft in Bezug auf diese Geheimnisse vorgedrungen, und was unternimmt sie, um sie zu lösen? Das neueste Steckenpferd der Wissenschaft, die „Nebulartheorie“, wird uns in dieser Frage weiterhelfen. Untersuchen wir also diese Nebulartheorie auf ihre Legitimation.

[SD # 588]
XIII
WISSENSCHAFTLICHE UND ESOTERISCHE BEWEISE FÜR
UND EINWÄNDE GEGEN DIE MODERNE NEBULARTHEORIE

In letzter Zeit wurde der esoterischen Kosmogonie häufig das Gespenst dieser Theorie und die aus ihr folgenden Hypothesen entgegengestellt. „Kann diese höchst wissenschaftliche Lehre von euren Adepten bestritten werden?“, wird gefragt. „Nicht vollständig“, lautet die Antwort, „doch gerade die Zugeständnisse der Wissenschaftler erledigt sie; und so bleibt für die Adepten nichts mehr übrig, was zu bestreiten wäre.“

Um aus der Wissenschaft ein einheitliches Ganzes zu machen, muss tatsächlich sowohl die spirituelle und die psychische als auch die physische Natur studiert werden. Andernfalls wird es immer so bleiben wie mit der Anatomie des Menschen, die früher von den Profanen lediglich vom Standpunkt der Körperhülle aus und in Unkenntnis des inneren Wirkens erörtet wurde. Selbst Platon, der größte Philosoph seines Landes, ließ sich vor seiner Initiation Behauptungen zuschulden kommen wie jene, dass Flüssigkeiten durch die Lungen in den Magen gelangen. Wie H. J. Slack sagt, ist wirkliche Wissenschaft ohne die Metaphysik unzulässig.

Die Nebelflecken existieren; und dennoch ist die Nebulartheorie falsch. Ein Nebel befindet sich im Zustand gänzlicher elementaler Dissoziation. Er ist gasig und – daneben noch etwas anderes, das schwerlich mit Gasen in Verbindung gebracht werden kann, wie sie der Naturwissenschaft bekannt sind; und er ist selbstleuchtend. Das ist dann aber auch alles. Die von Professor Stephen Alexander129 zur Bestätigung der Nebulartheorie aufgezählten zweiundsechzig „Koinzidenzen“ können alle von der esoterischen Wissenschaft erklärt werden; da dies kein astronomisches Werk ist, wird die Widerlegung gegenwärtig jedoch nicht versucht. Laplace und Faye kommen der korrekten Theorie näher als alle anderen; in der aktuellen Theorie bleibt von den von Laplace angestellten Überlegungen jedoch kaum mehr übrig als ihre allgemeinen Merkmale. Nichtsdestoweniger sagt John Stuart Mill: „An der Theorie von Laplace ist nichts hypothetisch; sie schlussfolgert vorbildlich von einer gegenwärtigen Wirkung auf ihre vorangegangene Ursache; sie setzt nichts weiter voraus, als dass die tatsächlich existierenden Objekte denselben Gesetzen Folge leisten, denen bekanntlich auch alle anderen den terrestrischen vergleichbaren Objekte gehorchen.“ („A System of Logic“, S. 299)

So etwas von einem so hervorragenden Logiker zu hören wie Mill es war, wäre sehr wertvoll, wenn nur bewiesen werden könnte, dass die „anderen den terrestrischen vergleichbaren Objekte . . . “ – Himmelskörper in einer derartigen Entfernung wie die Nebelflecke – diesen Objekten auch tatsächlich und nicht nur dem Anschein nach vergleichbar sind.

Die Hypothese, dass die Planeten alle von der Sonne abgetrennt wurden, dass sie Bein von ihrem [SD # 589] Bein und Fleisch von ihrem Fleisch seien, ist vom okkulten Standpunkt aus betrachtet ein weiterer Irrtum, der sich in der modernen Theorie in ihrem gegenwärtigen Stadium festgesetzt hat; wobei doch die Sonne und die Planeten lediglich Brüder sind, die aus demselben Uterus stammen und denselben nebularen Ursprung haben, lediglich auf eine andere Art als von der modernen Astronomie postuliert.

Einige Gegner der modernen Nebulartheorie erheben aufgrund der einheitlichen Zusammensetzung der Fixsterne vielerlei Einwände gegen die Homogenität der ursprünglich diffusen Materie; diese Einwände berühren das Thema der Homogenität jedoch überhaupt nicht, sondern lediglich die Theorie selbst. Unser Sonnennebel mag nicht vollständig homogen sein, oder vielmehr mag er sich den Astronomen nicht in dieser Weise offenbaren, und doch de facto homogen sein. Die Sterne sind aus unterschiedlichen Materialien zusammengesetzt und weisen sogar Elemente auf, die auf der Erde gänzlich unbekannt sind; nichtsdestoweniger hat das nichts mit dem Umstand zu tun, dass die Urmaterie – d. h. wie sie eben aus ihrem Laya-Zustand130 in ihrer ersten Differenzierung erschien – bis zum heutigen Tag homogen ist, in unermesslichen Weiten, in den Tiefen der Unendlichkeit, und ebenso an nicht sehr weit von den Grenzen unseres Sonnensystems entfernten Punkten.

Schließlich kann keine einzige der von den gelehrten Widersachern der „Nebulartheorie“ vorgebrachten Tatsachen der Kritik standhalten (so falsch diese Theorie auch sein mag und daher, unlogisch genug, fatal für die Hypothese von der Homogenität der Materie ist). Ein Irrtum führt zum nächsten. Eine falsche Prämisse führt natürlich zu einer falschen Schlussfolgerung, obwohl eine unzulässige Folgerung nicht notwendigerweise die Gültigkeit des Hauptlehrsatzes des Syllogismus berührt. So kann man jeden Nebeneinwand und Schluss aus dem Beweismaterial der Spektren und Linien für den Augenblick als lediglich provisorisch beiseite lassen und alle Detailfragen der Naturwissenschaft überlassen. Das Arbeitsfeld des Okkultisten liegt in der Seele und im Geist des kosmischen Raums und nicht nur in seiner illusiven Erscheinung und seinem Verhalten. Das der offiziellen Wissenschaft ist die Analyse und das Studium seiner Schale – der Ultima Thule des Universums und des Menschen, nach der Auffassung des Materialismus.

Mit dem Letzteren hat der Okkultismus nichts zu tun. Lediglich mit den Theorien solch gelehrter Männer wie Kepler, Kant, Ørsted und Sir William Herschel, die an eine spirituelle Welt glaubten, kann die okkulte Kosmogonie verhandeln und versuchen, einen zufriedenstellenden Kompromiss zu erreichen. Aber die Anschauungen jener Physiker sind ganz verschieden von den neuesten modernen Spekulationen. Während die moderne Kosmologie und Astronomie heute alles zurückweist, was einer Erforschung der Geheimnisse des Seins gleichkommen könnte, hatten Kant und Herschel von einem viel philosophischeren und psychischeren Standpunkt aus Spekulationen über den Ursprung und das schließliche Schicksal sowie über den gegenwärtigen Anblick des Universums vor ihrem geistigen Auge. Das Ergebnis war zu erwarten: gänzlicher Misserfolg und unentwirrbare Widersprüche in den tausendundein Spielarten der sogenannten wissenschaftlichen Theorien, und nicht nur in dieser Theorie, sondern auch in allen anderen.

Die Nebulartheorie, die auch die Theorie von der Existenz einer [SD # 590] in einem nebelartigen Zustand verteilten Urmaterie umfasst, stammt von einer Astronomie älteren Datums, wie jedermann weiß. Bereits Anaximenes von der ionischen Schule lehrte, die Himmelskörper würden durch die fortschreitende Verdichtung einer ursprünglichen, prägenetischen Materie gebildet, die ein nahezu negatives Gewicht aufweise und in einem äußerst sublimierten Zustand im Raum verteilt sei.

Tycho Brahe, der die Milchstraße als eine etherische Substanz ansah, glaubte, dass der im Jahre 1572 in der Kassiopeia aufgetauchte neue Stern aus dieser Materie gebildet worden sei („Astronomiae Instauratae Progymnasmata“, S. 795). Kepler glaubte, dass der 1606 erschienene Stern ebenfalls aus der das Universum erfüllenden etherischen Substanz gebildet worden sei („De Stella nova in pede Serpentarii“, S. 115). Demselben Ether schrieb er die Erscheinung eines leuchtenden Ringes rund um den Mond zu, der während der totalen Sonnenfinsternis im Jahr 1605 in Neapel beobachtet worden war („Les Hypothèses Cosmogoniques“, C. Wolf). Noch später, im Jahr 1714, wurde die Existenz einer selbstleuchtenden Materie von Halley („Philosophical Transactions“) anerkannt. Schließlich veröffentlichte die Zeitschrift dieses Namens 1811 die berühmte Hypothese des großen Astronomen Sir W. Herschel über die Umwandlung der Nebelflecken in Sterne (siehe Philosophical Transactions“ aus dem Jahr 1811, S. 269 ff.), und daraufhin wurde die Nebulartheorie von den königlichen Akademikern angenommen.

In „Five Years of Theosophy“ findet sich auf S. 245 ein Aufsatz mit der Überschrift: „Streiten die Adepten die Nebulartheorie ab?“ Die dort gegebene Antwort lautet: „Nein; sie bestreiten ihre grundlegenden Lehrsätze nicht, und auch nicht die annähernde Korrektheit ihrer wissenschaftlichen Hypothesen. Sie bestreiten lediglich, dass die gegenwärtige Theorie vollständig ist und dass die vielen, während des letzten Jahrhunderts so rasch aufeinander gefolgten sogenannten „verworfenen“ alten Theorien vollständig falsch sind.

Das wurde damals als „ausweichende Antwort“ bezeichnet. Eine solche Respektlosigkeit gegenüber der offiziellen Wissenschaft, so wurde argumentiert, kann nur gerechtfertigt sein, wenn man die orthodoxen Überlegungen durch eine andere, vollständigere und auf einer festeren Grundlage stehende Theorie ersetzt. Hierauf gibt es nur eine einzige Antwort; es ist sinnlos, einzelne Theorien mit Bezug auf Dinge herauszugeben, die in ein vollständiges und folgerichtiges System eingegliedert sind, da sie mit der Trennung vom Hauptkörper der Lehre notwendigerweise ihren lebendigen Zusammenhang verlieren und so, unabhängig studiert, keinen Nutzen brächten. Um imstande zu sein, die okkulten Anschauungen über die Nebulartheorie zu würdigen und zu akzeptieren, müssen wir das gesamte esoterische kosmogonische System studieren. Für die Astronomen ist die Zeit noch nicht reif, dass man sie auffordern könnte, Fohat und die Göttlichen Baumeister anzuerkennen. Selbst die von Sir W. Herschel vorgebrachten, nichts „Übernatürliches“ enthaltenden und unbestreitbar richtigen Mutmaßungen, die Sonne sei metaphorisch ein „Feuerball“ (vielleicht) zu nennen sowie seine frühen Überlegungen über die Natur dessen, was jetzt die Nasmythsche Weidenblättertheorie genannt wird, hatten nur die Wirkung, dass dieser hervorragendste aller [SD # 591] Astronomen von anderen, viel weniger hervorragenden Kollegen belächelt wurde, die seine Ideen als lediglich „der Einbildungskraft entsprungene und fantastische Theorien“ ansahen und das heute noch tun. Bevor das gesamte exoterische System veröffentlicht und von den Astronomen verstanden werden könnte, müssten Letztere auf einige dieser „antiquierten Ideen“ zurückgreifen, nicht nur auf die von Herschel, sondern auch auf die Träume der ältesten Hindu-Astronomen, und müssten ihre eigenen – nur weil sie in einem Fall annähernd 80 Jahre und im anderen Fall tausende Jahre später erschienen – nichtsdestotrotz „fantastischen“ Theorien aufgeben. Vor allem müssten sie ihre Ideen über die Festigkeit und die Weißglut der Sonne dementieren, da die Sonne ganz unbestreitbar „glüht“, jedoch nicht „brennt“. Ferner wird in Bezug auf die „Weidenblätter“ behauptet, dass diese „Objekte“, wie Sir W. Herschel sie nannte, die unmittelbaren Quellen des Sonnenlichts und der Sonnenwärme sind. Und auch wenn die esoterische Lehre diese „Weidenblätter“ nicht so auffasst wie er – nämlich als an der Natur des Lebens teilhabende Organismen, da sich die solaren „Wesen“ kaum mit dem Fernrohr erfassen lassen werden – behauptet sie doch, dass das gesamte Universum von solchen „Organismen“ erfüllt ist, die in Abhängigkeit von der Lage oder dem Abstand ihrer Ebenen zu oder von unserer Bewusstseinsebene bewusst und aktiv sind; und zuletzt behauptet sie, dass der große Astronom in seinen Spekulationen über diese vermuteten „Organismen“ Recht damit hatte zu sagen, dass „wir nicht wissen, ob die Lebensaktivität in der Lage ist, gleichzeitig Wärme, Licht und Elektrizität zu entwickeln“. Denn auf die Gefahr hin, von der ganzen physikalischen Welt verlacht zu werden, behaupten die Okkultisten, dass der Ursprung sämtlicher „Kräfte“ der Wissenschaftler das Lebensprinzip ist, das kollektive Eine Leben unseres Sonnensystems – wobei dieses „Leben“ ein Teil oder vielmehr einer der Aspekte des Einen Universalen Lebens ist.

In dem hier betrachteten Artikel wurde unter der Autorität der Adepten behauptet, es sei „hinreichend zu resümieren, was die Solarphysiker nicht wissen“ – deshalb ist es uns gestattet, und wir erklären unsere Position in Bezug auf die moderne Nebulartheorie und auf ihre offenbare Inkorrektheit durch den einfachen Hinweis auf Tatsachen, die der Theorie in ihrer gegenwärtigen Form diametral entgegengesetzt sind. Um einen Anfang zu machen, was lehrt sie?

Fassen wir alle vorerwähnten Hypothesen zusammen, so wird klar, dass die Theorie von Laplace – heute obendrein bis zur Unkenntlichkeit entstellt – unglücklich war. An erster Stelle postuliert er kosmische Materie, die in einem Zustand diffuser Nebelartigkeit existiert, „derartig fein, dass ihre Gegenwart kaum vermutet werden könnte“. Er unternahm keinen Versuch, in die Geheimnisse des Seins einzudringen, ausgenommen in Bezug auf die unmittelbare Evolution unseres kleinen Sonnensystems.

Folgerichtig kann man, ob man die Tragweite seiner Theorie für die unmittelbar zur Lösung vorgelegten kosmologischen Probleme anerkennt oder nicht, lediglich über ihn sagen, dass er das Geheimnis ein wenig weiter zurück verschoben hat. Laplace versuchte keine Antworten auf ewige Fragen: „Woher stammt die Materie selbst? Woher der ihre [SD # 592] zyklischen Anhäufungen und Auflösungen bestimmende evolutionäre Anstoß? Woher die auserlesene Symmetrie und Ordnung, nach der sich die ursprünglichen Atome selbst aufreihen und gruppieren?“ Alles, was uns vorgestellt wird, ist lediglich eine Skizze der wahrscheinlichen allgemeinen Prinzipien, auf denen der tatsächliche Vorgang angenommenerweise beruhen soll. Gut, und was ist jetzt die große Neuigkeit über den besagten Vorgang? Was hat er so wunderbar Neues und Originelles gebracht, dass zumindest der Unterbau davon als Grundlage für die moderne Nebulartheorie hätte dienen können? Das Folgende enthält, was man aus verschiedenen astronomischen Werken ersehen kann.

Laplace dachte, dass infolge der Verdichtung der Atome des ursprünglichen Nebels dem Gravitations„gesetz“ entsprechend die jetzt gasförmige oder vielleicht teilweise flüssige Masse in eine Rotationsbewegung überging. Mit zunehmender Rotationsgeschwindigkeit nahm die Masse die Form einer dünnen Scheibe an; als schließlich die Zentrifugalkraft die Kohäsionskraft überwog, lösten sich mächtige Ringe von der Kante der wirbelnden, glühenden Masse. Diese Ringe zogen sich notwendigerweise infolge der Gravitation (wie akzeptiert) in kugelförmige Körper zusammen, die notwendigerweise weiterhin dieselbe Umlaufbahn beibehalten würde, welche zuvor die äußere Zone der Masse, von der sie abgetrennt wurden, einnahm. („Laplace hatte die Vorstellung, dass die äußeren und inneren Zonen des Ringes mit derselben Winkelgeschwindigkeit rotierten, was bei einem festen Ring der Fall wäre. Aber das Prinzip der gleichen Flächengeschwindigkeiten erfordert, dass die innere Zone sich schneller bewegt als die äußere.“)131 Da sich der äußere Rand eines jeden entstehenden Planeten schneller dreht als der innere, sagt er, entsteht eine Rotation um seine Achse. Die dichteren Körper wurden zuletzt abgesondert; und am Ende sondern die eben abgetrennten Himmelskörper in ihrem Anfangszustand selbst einen oder mehrere Satelliten ab . . . Den Vorgang des Abbrechens der Ringe und der sich daraus entwickelnden Planeten beschreibend sagt Laplace:

„In fast allen Fällen muss jeder einzelne Gasring in zahlreiche Massen zerteilt gewesen sein, die sich weiterhin im gleichen Abstand um die Sonne bewegten, da ihre Geschwindigkeit annähernd übereinstimmte. Diese Massen müssen eine sphärische Form angenommen haben, deren Rotationsrichtung mit der Richtung ihrer Umlaufbahn übereinstimmte, da die inneren Moleküle (die der Sonne am nächsten waren) tatsächlich langsamer unterwegs waren als die äußeren. Sie müssen dann eine ebenso große Anzahl von Gasplaneten gebildet haben. Wenn aber einer von ihnen mächtig genug war, durch seine Anziehungskraft alle anderen rund um seinen Mittelpunkt der Reihe nach zu vereinigen, muss sich der Gasring auf diese Art in eine einzige in Umlaufrichtung um die Sonne rotierende sphäroide Gasmasse verwandelt haben. Letzteres geschah mit größerer Häufigkeit, aber das Sonnensystem weist auch den ersten Fall auf, und zwar mit den vier Kleinplaneten, die sich zwischen Jupiter und Mars bewegen.“

Während sich nur wenige finden werden, die die „großartige Kühnheit dieser [SD # 593] Hypothese“ leugnen, ist es doch unmöglich, die unüberwindbaren, mit ihr einhergehenden Probleme zu ignorieren. Warum finden wir z. B., dass die Satelliten von Neptun und Uranus eine retrograde Bewegung aufweisen? Warum ist trotz ihrer größeren Nähe zur Sonne Venus weniger dicht als die Erde? Warum ist wiederum der weiter entfernte Uranus dichter als der Saturn? Wie kommt es, dass so viele Unterschiede in ihren Achsenneigungen und Bahnebenen bestehen, wenn sie doch vermeintliche Nachkommen des Zentralgestirns sind? Ferner, wie kommt es, dass so überraschende Unterschiede in der Größe der Planeten festzustellen sind; dass Jupiters Satelliten eine um 0,288 größere Dichte aufweisen als ihr Hauptplanet; und dass die Phänomene der Meteoren- und Kometensysteme immer noch keine Erklärung fanden? Um die Worte eines Meisters anzuführen: „Sie (die Okkultisten) finden, dass die Zentrifugaltheorie westlicher Herkunft nicht imstande ist, sämtliche Fragen zu beantworten. Ohne Unterstützung kann sie weder alle abgeplatteten Sphäroide erklären noch die sich aus der relativen Dichte einiger Planeten ergebenden offenkundigen Probleme begründen. In der Tat, wie könnte uns z. B. irgendeine Berechnung der Zentrifugalkraft erläutern, warum Merkur, dessen Umdrehungszeit angeblich lediglich ‘etwa ein Drittel der Erdumdrehungszeit beträgt und dessen Dichte nur ungefähr ein Viertel größer ist als die der Erde’, eine mehr als zehnmal größere polare Abplattung aufweisen sollte als Letztere? Und weiter, warum sollte Jupiter, dessen äquatoriale Rotation angeblich ‘siebenundzwanzigmal größer und dessen Dichte nur ungefähr ein Fünftel der unserer Erde beträgt’, eine siebzehnmal größere polare Abplattung aufweisen als die Erde? Oder warum sollte Saturn, bei dem eine fünfundfünfzigmal größere äquatoriale Geschwindigkeit von der Zentripetalkraft überwunden werden muss als bei Merkur, eine lediglich dreimal größere Polarabplattung aufweisen als Merkur? Zur Krönung der obigen Widersprüche werden wir aufgefordert, an die von der modernen Wissenschaft gelehrten Zentralkräfte zu glauben, selbst wenn man uns sagt, dass die äquatoriale Materie der Sonne sich im Vergleich zur Oberfläche am Erdäquator mit mehr als vierfacher Zentrifugalgeschwindigkeit bewegt und gleichzeitig die auf die Äquatorialmaterie einwirkende Gravitationskraft viermal kleiner ist, und dass trotzdem weder am Sonnenäquator eine Neigung zu Bildung einer Ausbauchung noch an den Polen der Sonnenachse jegliche Abplattung erkennbar wird. Mit anderen und klareren Worten, die Sonne, deren Zentrifugalkraft auf eine Dichte einwirken muss, die viermal kleiner ist als auf der Erde, weist überhaupt keine polare Kompression auf! Dieser Einwand wurde von mehr als einem Astronomen eingebracht und niemals befriedigend begründet, soweit den ‘Adepten’ bekannt ist.“

„Daher behaupten sie (die Adepten), dass die großen Wissenschaftler des Westens, die so gut wie gar nichts . . . . . wissen, weder über die Kometenmaterie noch über die zentrifugalen und zentripetalen Kräfte, die Natur der Nebelflecke oder die physikalische Beschaffenheit der Sonne, der Sterne oder auch nur des Mondes, so unklug sind, in der tiefen Überzeugung, wie sie es tun, über die ‘Zentralmasse der Sonne’ zu sprechen, wie sie Planeten, Kometen und was sonst nicht alles in den Raum hinauswirbelt . . . .“ „Wir behaupten, dass sie (die Sonne) in unserem Sonnensystem lediglich das Lebensprinzip entwickelt, die [SD # 594] Seele dieser Körper, indem sie dasselbe spendet und zurückempfängt, gleichsam als ‘Universaler Lebensspender’ . . . . in der Unendlichkeit und Ewigkeit; ferner dass das Sonnensystem ebenso der Mikrokosmos des Einen Makrokosmos ist, wie es der Mensch im Vergleich zu seinem eigenen kleinen Sonnen-Kosmos ist.132

Die sämtlichen kosmischen und irdischen Elementen innewohnende grundlegende Fähigkeit, in sich selbst eine regelmäßige und harmonische Folge von Ergebnissen zu erzeugen, eine Aneinanderreihung von Ursachen und Wirkungen, ist ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass sie entweder von einer äußeren oder inneren Intelligenz beseelt sind, oder dass sie eine solche im Innern oder hinter dem manifestierten Schleier verbergen. Der Okkultismus streitet die Gewissheit des mechanischen Ursprungs des Universums nicht ab; er beansprucht lediglich, dass hinter diesen Elementen (oder ihnen innewohnend) irgendeine Art von Mechanikern unbedingt erforderlich ist – ein Dogma für uns. Der Kosmos und alles darin Enthaltene wurde nicht durch die zufällige Mitwirkung der Atome von Lukrez erbaut, was er selbst wohl besser wusste. Die Natur selbst widerspricht einer solchen Theorie. Der eine so verdünnte Materie wie den Ether enthaltende Himmelsraum kann, weder mit noch ohne Anziehungskraft, zur Erklärung der allgemeinen Bewegungen der siderischen Scharen nicht herangezogen werden. Trotzdem die vollkommene Harmonie ihrer korrelierenden Rotationsbewegungen die Existenz einer mechanischen Ursache in der Natur klar anzeigt, war Newton, der von allen Menschen am meisten berechtigt war, seinen Schlussfolgerungen und Anschauungen zu vertrauen, nichtsdestoweniger gezwungen, die Idee aufzugeben, jemals den Millionen von Himmelskörpern gegebenen ursprünglichen Anstoß lediglich mit den Gesetzen der bekannten Natur und ihren materiellen Kräfte zu erklären. Er akzeptierte die Grenzen vollständig, welche die Wirkung der natürlichen Kräfte von der Wirkung der Intelligenzen trennen, welche die unveränderlichen Gesetze in Funktion und Aktivität versetzten. Und wenn schon ein Newton einer solchen Hoffnung entsagen musste, wer von den modernen materialistischen Pygmäen hat dann das Recht zu sagen: „Ich weiß es besser?“

Um vollständig und verständlich zu sein, muss eine kosmogonische Theorie von einer im grenzenlosen Raum verbreiteten Ursubstanz einer intellektuellen und göttlichen Natur ausgehen. Diese Substanz muss die Seele und der Geist, die Synthese und das siebte Prinzip des manifestierten Kosmos sein, und um ihr als spiritueller Upadhi zu dienen, muss das sechste vorhanden sein, ihr Vehikel – ursprüngliche physische Materie, sozusagen, obwohl ihre Natur unseren begrenzten normalen Sinnen für immer entgleiten muss. Für einen mit Vorstellungskraft ausgestatteten Astronomen ist es ein Leichtes, durch bloße Anwendung der Prinzipien der Mechanik eine Theorie über das Auftauchen des Universums aus dem Chaos zu erarbeiten. Wegen seines menschlichen, wissenschaftlichen Schöpfers wird sich ein solches Universum jedoch immer als Frankensteinsches Monster erweisen; es wird ihn in endlose Verwirrungen führen. Die Anwendung mechanischer Gesetze allein kann den Denker niemals über die objektive Welt hinaus bringen, noch wird sie dem Menschen den Ursprung und das schließliche Schicksal des Kosmos enthüllen. Genau [SD # 595] dahin hat die Nebulartheorie die Wissenschaft geführt. Nüchtern und wahrhaftig betrachtet, ist diese Theorie die Zwillingsschwester zu der des Ethers, und beide wurden von der Notwendigkeit erschaffen; die eine ist ebenso unentbehrlich zur Erklärung der Ausbreitung des Lichts wie die andere zur Erklärung des Problems vom Ursprung der Sonnensysteme. Die Frage für beide lautet: Wie konnte dieselbe homogene Materie133 unter Einhaltung von Newtons Gesetzen Körper hervorbringen – die Sonne, die Planeten und deren Satelliten –, die identischen Bewegungen unterliegen und dabei aus derartig unterschiedlichen Elementen aufgebaut sind?

Hat die Nebulartheorie geholfen, das Problem zu lösen, auch wenn sie lediglich auf Körper angewendet wird, die als unbelebt und materiell betrachtet werden? Wir sagen: ganz entschieden nicht. Welchen Fortschritt hat sie seit dem Jahr 1811 gemacht, als Sir W. Herschels wissenschaftliche Veröffentlichung die „Söhne“ der Royal Society „vor Freude jauchzen“ ließ mit ihren auf Beobachtung beruhenden Tatsachen und dem Nachweis der Existenz von Nebelmaterie? Seit dieser Zeit hat durch die Spektralanalyse eine noch größere Entdeckung die Bestätigung und Bekräftigung von Sir W. Herschels Mutmaßungen ermöglicht. Laplace verlangte eine Art von ursprünglichem „Weltenstoff“ als Beweis für die Idee einer fortschreitenden Evolution und des Wachstums der Welt. Hier ist dieser Beweis, genau wie er schon vor zwei Jahrtausenden dargeboten wurde.

Der „Weltenstoff“, jetzt Nebelflecke genannt, war seit dem höchsten Altertum bekannt. Anaxagoras lehrte, dass nach der Differenzierung die daraus hervorgegangene Mischung verschiedenartiger Substanzen bewegungslos und unorganisiert blieb, bis endlich „das Gemüt“ – wir sagen, die zusammengefasste Körperschaft der Dhyan Chohans – auf sie einzuwirken begann und ihnen Bewegung und Ordnung vermittelte (Aristoteles, „Physik“, VIII, 1). Die Theorie wird nun in ihrem ersten Teil aufgegriffen, wobei die Einmischung irgendeines „Gemüts“ abgelehnt wird. Die Spektralanalyse enthüllt die Existenz von Nebelflecken, die vollständig aus Gasen und leuchtenden Schwaden bestehen. Ist das die ursprüngliche Nebularmaterie? Die Spektren enthüllen, so heißt es, die physikalischen Zustände der kosmisches Licht emittierenden Materie. Die Spektren der auflösbaren und der unauflösbaren Nebelflecke präsentieren sich vollständig verschieden voneinander, da die Spektren der Letzteren den physikalischen Zustand eines glühenden Gases oder Dampfes aufweisen. Die hellen Linien eines Nebelflecks zeigen die Anwesenheit von Wasserstoff und von anderen bekannten und unbekannten Substanzen an. Dasselbe gilt für die Atmosphären der Sonne und der Sterne. Das führt zu dem unmittelbaren Schluss, dass ein Stern durch die Verdichtung eines Nebelflecks entsteht; somit sind selbst die Metalle auf der Erde durch [SD # 596] die Verdichtung von Wasserstoff oder irgendeiner anderen Urmaterie entstanden, irgendeines Urvetters des „Heliums“ vielleicht, oder aus irgendeinem noch unbekannten Stoff. Das widerspricht nicht den okkulten Lehren. Und das ist das Problem, das die Chemie zu lösen versucht. Und sie muss die Aufgabe früher oder später lösen, wenn sie die esoterische Lehre nolens volens akzeptierte. Sollte das aber geschehen, würde die Nebulartheorie in ihrer jetzigen Form dadurch obsolet.

Will sie als exakte Wissenschaft angesehen werden, kann die Astronomie unterdessen die vorliegende Theorie von der Abstammung der Sterne auf keinen Fall akzeptieren – auch wenn der Okkultismus genau das auf seine eigene Weise tut, indem er diese Abstammung anders erklärt – da sie nicht einen einzigen physikalischen Fakt zu ihren Gunsten nachweisen kann. Mit dem Nachweis eines planetarischen Nebelflecks, dessen Spektrum drei oder vier helle Linien aufweist, die sich allmählich verdichten und in einen Stern verwandeln, und auf seiner gesamten Breite mit einer Anzahl dunkler Linien bedeckt ist, könnte die Astronomie der Chemie mit dem Beweis dieses Fakts zuvorkommen. Aber „die Frage nach der Veränderlichkeit der Nebelflecke ist noch immer eines der Geheimnisse der Astronomie, selbst was ihre Form angeht. Die uns bislang vorliegenden Beobachtungsdaten sind ihrem Ursprung nach zu neu, zu unsicher, als dass sie uns erlauben könnten, irgendetwas zu bestätigen.“ (C. Wolf: „Les Hypothèses Cosmogoniques“)

Seit der Erfindung des Spektroskops hat dessen magische Kraft seinen Adepten erst eine einzige Verwandlung eines Sternes dieser Art enthüllt; und diese Verwandlung zeigte auch noch das direkte Gegenteil von dem, was als Beweis zugunsten der Nebulartheorie notwendig gewesen wäre, nämlich – einen Stern, der sich in einen planetarischen Nebel verwandelte. Wie in „The Observatory“ (Vol. I, S. 185) berichtet wird, zeigte der von J. F. J. Schmidt im Sternbild des Schwans entdeckte temporäre Stern im November 1876 ein von sehr hellen Linien durchbrochenes Spektrum. Allmählich verschwanden das kontinuierliche Spektrum und die meisten Linien, und es blieb schließlich nur eine einzige helle Linie zurück, die sich mit der grünen Linie des Nebels zu decken schien.

Obwohl diese Umwandlung mit der Hypothese vom nebularen Ursprung der Sterne nicht unvereinbar ist, beruht nichtsdestoweniger dieser einzelne Fall auf gar keiner Beobachtung, am allerwenigsten auf einer unmittelbaren Beobachtung. Das Ereignis könnte verschiedenen anderen Ursachen zugeschrieben werden. Nachdem unsere Astronomen geneigt sind zu glauben, dass unsere Planeten das Bestreben haben, in die Sonne zu stürzen, warum könnte dieser Stern nicht durch die Kollision mit einem solchen in ihn hineinstürzenden Planeten oder, wie viele anregen, durch den Aufschlag eines Kometen aufgeleuchtet sein? Jedenfalls, der einzige bekannte Fall einer Sternenverwandlung seit 1811 spricht nicht zugunsten der Nebulartheorie. Übrigens sind die Astronomen in der Frage dieser Theorie, wie auch in allen anderen, unterschiedlicher Meinung.

In unserem eigenen Zeitalter, und bevor Laplace auch nur daran dachte, hat die Gleichartigkeit der planetaren Bewegungen einen tiefen Eindruck bei Buffon hinterlassen, und so stellte er als Erster die Hypothese auf, dass die Planeten und ihre Satelliten ihren Ursprung [SD # 597] im Schoß der Sonne hätten. Unverzüglich und zu eben diesem Zweck dachte er sich einen besonderen Kometen aus, von dem er annahm, dass er durch einen mächtigen, schrägen Aufprall die für die Entstehung notwendige Materiemenge herausreißen würde. Laplace behandelte den „Kometen“ in seiner „Exposition du Système du Monde“ (Anmerkung vii) gebührend. Aber die Idee wurde aufgegriffen und sogar weiterentwickelt mit der Vorstellung von einer regelmäßig wiederkehrenden, aus der Zentralmasse der Sonne erfolgenden Evolution von Planeten, die scheinbar ohne Gewicht oder Einfluss auf die Bewegung der sichtbaren Planeten war – und offensichtlich ebenso wahrscheinlich wie die Existenz vom Mann im Mond.

Aber die moderne Theorie ist auch eine Variation der von Kant und Laplace ausgearbeiteten Systeme. Beider Vorstellung war, dass am Anfang der Dinge die gesamte jetzt für den Aufbau der Planetenkörper verwendete Materie im gesamten Raum des Sonnensystems – und selbst noch darüber hinaus – verteilt war. Sie war ein Nebel mit extrem geringer Dichte, und seine Verdichtung ließ mittels eines bis jetzt noch niemals erklärten Mechanismus die verschiedenen Körper unseres Systems allmählich entstehen. Das ist die ursprüngliche Nebulartheorie, eine unvollständige, aber getreuliche Wiedergabe – ein kurzes Kapitel aus dem großen Band der universalen esoterischen Kosmogonie – der Lehrsätze der Geheimlehre. Und beide Systeme, das von Kant und das von Laplace, unterscheiden sich stark von der modernen Theorie, die überreich ist an einander widersprechenden Untertheorien und fantastischen Hypothesen.

„Das Wesen der die Kometen und die Sterne zusammensetzenden Materie ist gänzlich verschieden von sämtlichen chemischen oder physikalischen Eigenschaften, mit denen die westliche Wissenschaft heute vertraut ist. Während das Spektroskop die wahrscheinliche Ähnlichkeit (infolge der chemischen Einwirkung des irdischen Lichts auf die einfallenden Strahlen) irdischer und siderischer Substanz gezeigt hat, sind die den unterschiedlich fortgeschrittenen Himmelskörpern des Raumes zueigenen chemischen Vorgänge noch nicht entdeckt, und der Beweis ist noch nicht erbracht, dass sie mit den auf unserem eigenen Planeten beobachteten übereinstimmen“ – sagen die Lehrer (op. cit.). Crookes bringt in dem aus seinem Vortrag über „Elemente und Meta-Elemente“ zitierten Ausschnitt nahezu dasselbe zum Ausdruck.

C. Wolf134 bemerkt: „Zu ihren Gunsten kann die Nebulartheorie höchstens mit W. Herschel auf die Existenz planetarischer Nebel in verschiedenen Kondensations­stufen und auf Spiralnebel mit Kondensationskernen an den Ausläufern und im Zentrum verweisen.135 Tatsächlich aber bleibt es uns bislang versagt, das die Nebel mit den Sternen verbindende Band zu kennen; und da uns eine unmittelbare Beobachtung nicht möglich ist, sind wir nicht einmal dazu in der Lage, den Nachweis auf der Grundlage der Analogie über die chemische Zusammensetzung zu führen.“

[SD # 598] Selbst wenn die Wissenschaftler mit den Alten zugestehen würden, dass der Ursprung aller sichtbaren und unsichtbaren Himmelskörper in einem ursprünglichen homogenen Weltenstoff gesucht werden muss, in einer Art von P-Protyl,136 ist doch offenkundig, dass das ihren Problemen kein Ende bereiten würde, die aus der unbestreitbar großen Verschiedenheit und Heterogenität der die Nebel zusammensetzenden Materie entspringt – es ist offensichtlich, dass das nicht das Ende ihrer Verwirrung bedeuten würde. Wenn sie nicht auch zugestehen, dass unser gegenwärtig sichtbares Universum lediglich der Sthula Sarira des siebenfältigen Kosmos ist, der grobe Körper, werden sie sich einem weiteren Problem gegenübergestellt sehen; insbesondere wenn sie die Behauptung riskieren sollten, dass die jetzt sichtbaren Körper das Ergebnis der Kondensation der einen und einzigen ursprünglichen Materie seien. Denn schon die bloße Beobachtung zeigt ihnen, dass die Vorgänge, die das gegenwärtige Universum hervorbrachten, viel komplexer sind, als dass sie je mit dieser Theorie abgedeckt werden könnten.

Zunächst einmal gibt es zwei verschiedene Klassen unauflöslicher Nebel – wie die Wissenschaft selbst lehrt.

Das Teleskop ist nicht imstande, zwischen diesen beiden Klassen zu unterscheiden, wohl aber das Spektroskop, und es zeigt einen wesentlichen Unterschied zwischen ihren physikalischen Konstitutionen.137

„Einige davon“, sagt uns Wolf, „haben ein Spektrum mit drei oder vier hellen Linien, andere weisen ein kontinuierliches Spektrum auf. Die Ersteren sind gasförmig, die anderen aus einer staubförmigen Materie gebildet. Die Ersteren müssen eine echte Atmosphäre bilden: Unter diese ist der Sonnen-Nebel von Laplace einzureihen. Die Letzteren bilden ein Ensemble von Teilen, die als unabhängig betrachtet werden können und deren Rotation den Gesetzen [SD # 599] des inneren Gewichts gehorcht. Dieser Art sind die von Kant und Faye angenommenen Nebel. Mithilfe der Beobachtung ist es uns möglich, sowohl die einen als auch die anderen genau an den Ursprung der planetarischen Welt zu versetzen. Aber wenn wir versuchen, darüber hinauszugehen und zu dem ursprünglichen Chaos hinaufzusteigen, das die Gesamtheit der Himmelskörper hervorbrachte, müssen wir zunächst die tatsächliche Existenz dieser beiden Nebelklassen erklären. Wäre das ursprüngliche Chaos ein kaltes, leuchtendes Gas,138 wäre es verständlich, warum die von der Anziehungskraft hervorgebrachte Zusammenziehung es erwärmt und zum Leuchten gebracht haben könnte. Wir müssen die Verdichtung dieses Gases bis hin zum Zustand glühender Teilchen erklären, deren Gegenwart uns in bestimmten Nebelflecken durch das Spektroskop enthüllt wird. Wenn das ursprüngliche Chaos aus solchen Teilchen zusammengesetzt war, warum gingen dann bestimmte Teilchen davon in den gasförmigen Zustand über, während andere ihren ursprünglichen Zustand bewahrten? . . . .“

Das ist die von dem französischen Gelehrten vorgebrachte Synopse der Einwendungen und Probleme auf dem Weg zur Anerkennung der Nebulartheorie, der dieses interessante Kapitel mit der Erklärung schließt:

„Der erste Teil des kosmogonischen Problems – was ist die ursprüngliche Materie des Chaos, und wie brachte diese Materie die Sonne und die Sterne hervor? – verbleibt somit bis zum heutigen Tag im Reich der Romantik und bloßer Einbildung.139

Wenn das das letzte Wort der Wissenschaft zu diesem Gegenstand ist, wohin sollen wir uns dann wenden, um herauszufinden, was die Nebulartheorie vermitteln soll? Was bedeutet diese Theorie tatsächlich? Was sie ist, scheint niemand mit Bestimmtheit zu wissen, was sie nicht ist – lernen wir vom gelehrten Verfasser des World-Life“. Er sagt uns:

(I) Sie „ist nicht eine Theorie der Evolution des Universums . . . sondern lediglich und ursprünglich eine Erklärung der Entstehung der Phänomene des Sonnensystems und nebenbei eine Zusammenstellung der hauptsächlichen Phänomene am Stern- und Nebelhimmel, soweit der menschliche Blick in sie einzudringen vermochte.“

(II) „Den Kometen gesteht sie keinen Anteil an der besonderen Evolution zu, welche das Sonnensystem hervorbrachte“ (wohl aber die esoterische Lehre). (Sie gesteht ihnen diesen Anteil zu, da sie die Kometen ebenfalls als Formen kosmischer Existenz anerkennt, die auf frühe Phasen der Entwicklung der Nebel abgestimmt sind; und tatsächlich schreibt sie ihnen hauptsächlich die Bildung aller Welten zu.)

(III) „Sie streitet den Feuernebeln eine Vorgeschichte nicht ab“ – (das zweite Stadium der Evolution in der Geheimlehre) . . . . „und erhebt keinen Anspruch darauf, einen absoluten Anfang erreicht zu haben.“ Und sie lässt sogar zu [SD # 600] , dass dieser „Feuernebel vorher in einem kalten, nicht leuchtenden und unsichtbaren Zustand existiert haben könnte.“ . . . .

(IV) „Und schließlich: Sie erklärt nicht, den Ursprung der Dinge zu entdecken, sondern lediglich ein Stadium in der Geschichte der Materie“ . . . . und überlässt es „den Philosophen und Theologen, so frei wie eh und je nach dem Ursprung der Arten des Seins zu suchen.“140

Aber das ist nicht alles. Selbst der größte Philosoph Englands, Herbert Spencer, nahm gegen diese fantastische Theorie Stellung mit der Bemerkung, dass (a) „das Problem des Daseins durch sie nicht gelöst ist“; (b) dass die Nebulartheorie „auf den Ursprung der verteilten Materie kein Licht wirft“; und (c) dass „die Nebulartheorie (in ihrem gegenwärtigen Zustand) eine Erste Ursache impliziert“.141

Das Letztere, fürchten wir, ist mehr als unsere modernen Physiker erwartet haben. Es scheint so, dass die arme „Theorie“ kaum erwarten darf, von Seiten der Metaphysiker unterstützt oder bekräftigt zu werden.

In Anbetracht dessen glauben die Okkultisten ein Recht dazu zu haben, ihre Philosophie darzulegen, wie sehr diese gegenwärtig auch missverstanden und geächtet sein mag. Und sie behaupten, dass dieser Misserfolg der Gelehrten in der Entdeckung der Wahrheit ganz allein ihrem Materialismus und ihrer Verachtung der transzendentalen Wissenschaften zuzuschreiben ist. Aber obwohl die wissenschaftlichen Geister in unserem Jahrhundert so weit von der wahren und richtigen Evolutionslehre entfernt sind wie zuvor, mag für die Zukunft noch immer Hoffnung bleiben, denn wir finden einen weiteren Gelehrten, der uns eine schwache Andeutung davon gibt.

In einem Aufsatz der „Popular Science Review“ (Bd. 14, S. 252) über „Neue Untersuchungen über Mikro-Lebensformen“ finden wir eine Aussage von H. J. Slack, F.C.S., Sec R.M.S.: „Es besteht eine offenbare Annäherung aller Wissenschaften, von der Physik bis zur Chemie und Physiologie, in Richtung irgendeiner Evolutions- oder Entwicklungslehre, von welcher die darwinistischen Fakten einen Teil bilden werden. Wie diese Lehre aber schließlich aussehen wird, darüber lässt sich wenig, wenn überhaupt irgendetwas Sicheres sagen, und möglicherweise wird sie der menschliche Geist erst dann ausgestalten, wenn sowohl metaphysische als auch physikalische Forschungen wesentlich weiter fortgeschritten sein werden.

Das ist in der Tat eine glückliche Prophezeiung. Dann mag der Tag kommen, an welchem die von Darwin und Herbert Spencer gelehrte „Natürliche Auslese“ in ihrer letzten Umwandlung lediglich einen Teil unserer östlichen Evolutionslehre bilden wird, welche die esoterische Erklärung von Manu und Kapila sein wird.

[SD # 601]
XIV
Kräfte – Bewegungsarten oder Intelligenzen?

Das ist also das letzte Wort der Naturwissenschaft bis zum aktuellen Jahr, 1888. Mechanische Gesetze werden niemals imstande sein, die Homogenität der Urmaterie zu beweisen, ausgenommen schlussfolgernd oder aus verzweifelter Notwendigkeit, wenn kein anderer Ausweg mehr bleibt – wie im Fall des Ethers. Die moderne Wissenschaft ist lediglich in ihrem eigenen Bereich und Gebiet sicher; innerhalb der physikalischen Grenzen unseres Sonnensystems, außerhalb dessen alles, jedes einzelne Materieteilchen, sich von der ihr bekannten Materie unterscheidet: Sie existiert in Zuständen, von denen sich die Wissenschaft keine Vorstellung machen kann. Diese Materie, die wirklich homogen ist, befindet sich jenseits der menschlichen Wahrnehmung, wenn Wahrnehmung lediglich an die fünf Sinne gebunden ist. Ihre Wirkungen verspüren wir durch jene Intelligenzen, die das Resultat ihrer ursprünglichen Differenzierung sind und von uns Dhyan Chohans genannt werden; in den hermetischen Werken werden sie als die „sieben Regenten“ bezeichnet, auf welche sich Pymander, der „Göttliche Gedanke“, als auf die bildenden Kräfte bezieht und die Asklepios die „übernatürlichen Götter“ nennt. An diese Materie fühlten sich selbst einige Astronomen verleitet zu glauben – an die wirkliche Ursubstanz, das Noumenon aller uns bekannter „Materie“ –, und sie verzweifeln daran, Rotation, Gravitation und den Ursprung jeglicher mechanisch-physikalischer Gesetze jemals erklären zu können, wenn diese Intelligenzen nicht von der Wissenschaft eingeräumt werden. In dem oben angeführten Werk über Astronomie von Wolf142 schließt sich der Verfasser vollkommen der Kantschen Theorie an, und Letztere erinnert, wenn auch nicht in ihrem allgemeinen Aspekt, so doch auf jeden Fall in einzelnen Zügen, stark an gewisse esoterische Lehren. Hier haben wir das durch einen Nebel aus seiner Asche wiedergeborene Weltensystem; die Emanation aus den toten und im Raum aufgelösten Körpern – vom Erglühen des solaren Mittelpunktes bewirkt, der von der entzündbaren Materie der Planeten wiederbelebt wurde. Diese Theorie wurde im Verstand eines jungen Mannes erzeugt und entwickelt, der kaum fünfundzwanzig Jahre alt war und seinen Geburtsort, eine kleine Stadt in Nordpreußen (Königsberg) noch niemals verlassen hatte; man kann es kaum versäumen, darin entweder das Wirken einer inspirierenden äußeren Macht zu erkennen oder aber einen Beweis für die Reinkarnation, welchen die Okkultisten darin sehen. Die Theorie füllt eine Kluft aus, die Newton bei all seinem Genie nicht überbrücken konnte. Und sicherlich hatte Kant unsere Urmaterie vor Augen, Akasha, als er die Forderung nach einer alles durchdringenden Ursubstanz erhob, um Newtons Schwierigkeiten und seinen Misserfolg aus der Welt zu schaffen, den auf die Planeten ausgeübten ersten Impuls mithilfe der natürlichen Kräfte zu erklären. Denn, wie er in Kapitel viii bemerkt, wenn man einmal voraussetzt, dass die vollkommene Harmonie der Sterne und Planeten und [SD # 602] das Zusammenfallen ihrer Bahnebenen die Existenz einer natürlichen Ursache beweisen, welche damit die erste Ursache wäre, „kann diese Ursache doch nicht dieselbe Materie sein, welche jetzt den Himmelsraum erfüllet“. Sie muss vielmehr jene sein, die den Raum ursprünglich erfüllte – die der Raum war – dessen Bewegung in der differenzierten Materie der Ursprung der tatsächlichen Bewegungen der Himmelskörper war; und die, „indem sie sich selbst in diese Körper verdichtete, den Raum verließ, welchen man jetzt leer sieht“. Mit anderen Worten: Aus eben derselben Materie sind jetzt die Planeten, Kometen und die Sonne selbst aufgebaut. Und diese Materie hat, nachdem sie sich ursprünglich zu den Körpern formte, die ihr innewohnende Eigenschaft der Bewegung bewahrt; diese Eigenschaft, jetzt in ihren Kernen zentriert, lenkt sämtliche Bewegungen. Um daraus unsere esoterische Lehre zu formulieren, sind nur leidlich geringe Veränderungen einiger Worte und ein paar Ergänzungen notwendig.

Diese lehrt, dass die ursprüngliche, anfängliche Prima Materia, göttlich und intelligent, die unmittelbare Emanation des Universalgemüts – Daiviprakriti (das aus dem Logos ausstrahlende göttliche Licht143) – die Kerne aller sich „selbst-bewegten“ Gestirne im Kosmos bildete. Sie ist die beseelende, immer gegenwärtige Bewegungskraft und das Lebensprinzip, die Lebensseele der Sonnen, Monde, Planeten und selbst unserer Erde. Ersteres ist latent, Letzteres aktiv – der unsichtbare Regent und Führer des groben Körpers, der seiner Seele beigefügt und mit ihr verbunden ist, die letzten Endes die spirituelle Emanation dieser betreffenden Planetengeister ist.

Eine weitere sehr okkulte Lehre ist Kants Theorie, dass die die Einwohner und Tiere anderer Planeten bildende Materie mit größer werdendem Abstand dieser Planeten zur Sonne von immer leichterer und feinerer Art und immer vollkommener aufgebaut ist. Die Sonne ist übervoll von Lebenselektrizität, von dem physischen, lebenspendenden Prinzip. Deshalb sind die Menschen auf dem Mars etherischer als wir, während die auf der Venus gröber sind, obwohl weit intelligenter, wenn auch weniger spirituell.

Letztere Lehre entspricht nicht ganz unserer eigenen – doch sind diese Kantschen Theorien ebenso metaphysisch und transzendental wie jede okkulte Lehre. Und mehr als ein Wissenschaftler würde es Wolf gleichtun und sie akzeptieren, würde er es wagen, seine Gedanken auszusprechen. Von diesem Kantschen Denken und der Seele der Sonnen und Sterne ist es lediglich ein kleiner Schritt bis zu Mahat (Gemüt) und der Prakriti der Puranas. Dies anzuerkennen würde für die Wissenschaft nach allem lediglich bedeuten, eine natürliche Ursache zuzulassen, ob sie nun ihren Glauben zu solch metaphysischen Höhen ausweiten würde oder nicht. Aber dann ist Mahat, das Denkvermögen, ein „Gott“, und die Physiologie gesteht das „Gemüt“ lediglich als eine zeitweilige Funktion des physischen Gehirns zu und nicht mehr.

Der Satan des Materialismus wiederum lacht gleichermaßen über all das und leugnet das Sichtbare wie das Unsichtbare. In Licht, Wärme, Elektrizität und selbst im Phänomen des Lebens erkennt er lediglich der Materie innewohnende Eigenschaften, und so [SD # 603] lacht er, so oft das Leben als Lebensprinzip bezeichnet wird und verspottet die Idee, dass es vom Organismus unabhängig und verschieden sei.

Wie bei allem anderen, gehen aber auch hier die wissenschaftlichen Ansichten auseinander, und es gibt verschiedene Wissenschaftler, die unsere sehr ähnlichen Anschauungen anerkennen. Man beachte z. B., was Dr. Richardson, F.R.S. (anderswo ausführlich zitiert) über dieses „Lebensprinzip“ sagt, das er „Nervenether“ nennt („Popular Science Review“, Bd. 10):

„Ich spreche lediglich von einem wahrhaftig materiellen Agens, möglicherweise für die Welt im Großen verfeinert, doch aktuell und substanziell: ein Agens, das die Eigen­schaften des Gewichts und des Volumens aufweist, ein zur chemischen Verbindung und dadurch zur Veränderung des physikalischen Zustands und der Beschaffenheit fähiges Agens, ein in seiner Wirkung passives Agens, immer bewegt, d. h. von außerhalb von ihm liegenden Einflüssen,144 anderen Einflüssen gehorchend, ein Agens, das keine Fähigkeit zu eigenem Antrieb besitzt, keine Vis oder Energia Naturae,145 das aber immerhin eine höchst wichtige, wenn nicht die erste Rolle in der Erzeugung der Phänomene spielt, die aus der Einwirkung dieser Energia auf die sichtbare Materie hervorgehen.“ (S. 379-80).

Da die Biologie und Physiologie jetzt in toto die Existenz eines „Lebens­prinzips“ abstreiten, ist dieser Auszug, zusammen mit dem Zugeständnis de Quatrefages, eine klare Bestätigung dafür, dass es Wissenschaftler gibt, die dieselben Anschauungen über „okkulte Dinge“ haben wie Theosophen und Okkultisten. Letztere anerkennen ein bestimmtes, vom Organismus unabhängiges Lebensprinzip – natürlich materiell, da physische Kraft von der Materie nicht getrennt werden kann, aber von einer Substanz, die sich in einem der Wissenschaft unbekannten Zustand befindet. Für sie ist das Leben mehr als die bloße Wechselwirkung von Molekülen und Atomen. Es gibt ein Lebensprinzip, ohne das niemals molekulare Verbindungen zu einem lebendigen Organismus hätten führen können. Am allerwenigsten in der sogenannten „anorganischen“ Materie unserer Bewusstseinsebene.

Mit „molekularen Verbindungen“ sind natürlich die Verbindungen der Materie unserer gegenwärtigen illusorischen Wahrnehmungen gemeint, welche die Materie lediglich auf unserer gegenwärtigen Ebene energetisiert. Und das ist der Hauptpunkt dieser Angelegenheit.146

[SD # 604] So stehen die Okkultisten nicht allein mit ihren Überzeugungen. Vor allem sind sie auch nicht so einfältig, selbst die „Gravitation“ der modernen Wissenschaft zusammen mit anderen physikalischen Gesetzen abzulehnen und anstelle dessen die Anziehung und Abstoßung anzuerkennen. Außerdem sehen sie in diesen beiden einander entgegengesetzten Kräften lediglich die beiden Aspekte der universalen Einheit, das „manifestierende Gemüt“ genannt; durch seine großen Seher erblickt der Okkultist in diesen Aspekten eine unzählige Schar aktiver Wesen: kosmische Dhyan Chohans, Wesenheiten, deren Essenz in ihrer dualen Natur die Ursache aller irdischer Phänomene ist. Denn diese Essenz ist co-substanziell mit dem universalen elektrischen Ozean, der Leben ist; und da sie, wie gesagt, dual ist – positiv und negativ –, sind es die Emanationen dieser Dualität, die jetzt unter der Bezeichnung „Bewegungsarten“ auf der Erde wirken; nachdem nun selbst Kraft als Begriff zu beanstanden ist, aus Angst, jemand könnte sich dazu verleiten lassen, und sei es auch nur in Gedanken, sie von der Materie zu trennen! Es sind, wie der Okkultismus sagt, die dualen Wirkungen dieser dualen Essenz, die jetzt als zentripetale und zentrifugale Kräfte bezeichnet werden, negative und positive Pole oder Polarität, Wärme und Kälte, Licht und Dunkelheit etc. etc.

Und es wird ferner behauptet, dass selbst die griechisch- und römisch-katholischen Christen weiser sind, an Engel zu glauben, wie sie es ja auch tun, an Erzengel, Archonten, Seraphim und Morgensterne, kurz gesagt an all die theologischen Deliciae Humani Generis, welche die kosmischen Elemente regieren – selbst wenn sie sie alle blindlings mit einem anthropomorphen Gott in Zusammenhang bringen und auf einen solchen zurückführen – als die Wissenschaft, die an keinen von ihnen glaubt und nur ihre mechanischen Kräfte verteidigt. Denn diese wirken sehr oft mit mehr als menschlicher Intelligenz und Angemessenheit. Nichtsdestoweniger wird diese Intelligenz geleugnet und dem blinden Zufall zugeschrieben. Aber ebenso, wie de Maistre Recht hatte, das Gravitationsgesetz ein bloßes Wort zu nennen, das anstelle des „unbekannten Dinges“ („Les Soirées de Saint-Pétersbourg“) gesetzt ist, haben wir das Recht, dieselbe Regel auf alle anderen Kräfte der Wissenschaft anzuwenden. Und wenn man einwendet, dass der Graf ein eifriger römischer Katholik war, so können wir Lecouturier anführen, einen ebenso eifrigen Materialisten, der dasselbe sagte, genau wie Herschel und viele andere. (Siehe „Musée des Sciences“, August 1856)

Von den Göttern zu den Menschen, von Welten zu Atomen, vom Stern zur Nachtkerze, von der Sonne bis zur Lebenswärme des geringsten organischen Wesens, ist die Welt der Form und des Daseins eine ungeheure Kette, deren Glieder alle zusammenhängen. Das Gesetz der Analogie ist der erste Schlüssel zum Weltenrätsel, und diese Glieder müssen in ihren okkulten Beziehungen zueinander koordiniert studiert werden.

Wenn daher die Geheimlehre – die das Postulat aufstellt, dass bedingter oder begrenzter Raum (Lage) keine wirkliche Existenz hat außer in dieser Welt der Illusion, oder mit anderen Worten, in unseren Wahrnehmungsfähigkeiten – lehrt, dass alle höheren sowie alle niederen Welten mit unserer eigenen gegenständlichen Welt vermischt sind; dass sich [SD # 605] örtlich in uns und um uns herum Millionen von Dingen und Wesen befinden, so wie wir selbst um sie herum, mit und in ihnen sind; so ist das keine bloße metaphysische Redensart, sondern eine nüchterne Tatsache der Natur, wie unverständlich auch immer sie unseren Sinnen erscheinen mag.

Aber man muss die Ausdrucksweise des Okkultismus verstehen, bevor man seine Behauptung kritisiert. Zum Beispiel weigert sich die Lehre (wie auch die Wissenschaft in einem Sinn) die Worte „oben“ und „unten“, „höher“ und „niedriger“ in Bezug auf unsichtbare Sphären anzuwenden, da sie hier ohne Bedeutung sind. Selbst die Begriffe „Ost“ und „West“ sind konventionell und lediglich zur Unterstützung unserer menschlichen Wahrnehmungen notwendig. Denn obwohl die Erde mit dem Nord- und Südpol zwei feste Punkte hat, sind doch Ost und West veränderlich und von unserer eigenen Position auf der Erdoberfläche und der Erddrehung von West nach Ost abhängig. Wenn daher „andere Welten“ erwähnt werden – einerlei ob besser oder schlechter, spiritueller oder noch materieller, allerdings in beiden Fällen unsichtbar – verortet der Okkultist diese Sphären weder außerhalb noch innerhalb unserer Erde, wie es Theologen und Dichter tun; denn sie befinden sich nirgendwo in dem den Profanen bekannten und von ihnen verstandenen Raum. Sie sind gewissermaßen mit unserer Welt vermischt – sie durchdringen sie und sind von ihr durchdrungen. Es gibt Millionen und Abermillionen für uns sichtbare Welten und Firmamente; es gibt eine noch größere Anzahl über die mit dem Teleskop sichtbaren hinaus, und viele der letzteren Art gehören nicht unserer objektiven Daseinssphäre an. Obwohl so unsichtbar, als befänden sie sich Millionen von Meilen jenseits unseres Sonnensystems, sind sie doch bei uns, uns nahe, innerhalb unserer eigenen Welt, ebenso objektiv und materiell für ihre betreffenden Bewohner wie unsere für uns selbst. Das Verhältnis dieser Welten zu unserer ist jedoch nicht einem Satz eiförmiger Schachteln vergleichbar, die jeweils ineinander passen, wie die Chinesische Nistpuppen genannten Spielzeuge; jede einzelne untersteht gänzlich ihren eigenen Gesetzen und Bedingungen und hat keine unmittelbare Beziehung zu unserer Sphäre. Die Bewohner dieser Welten können, wie bereits gesagt, so viel wir wissen und fühlen, gerade durch uns und um uns herum vorbeiziehen wie durch den leeren Raum, ihre Wohnungen und Länder sind mit unseren vermischt, aber dennoch stören sie unseren Gesichtskreis nicht, weil wir bis jetzt noch nicht die zu ihrer Wahrnehmung notwendigen Fähigkeiten besitzen. Doch das spirituelle Auge des Adepten, und selbst das einiger Seher und Sensitiver, kann in unterschiedlichem Maß jederzeit die Gegenwart und unmittelbare Nähe von anderen Lebenssphären angehörenden Wesen wahrnehmen. Die Bewohner der (spirituell) höheren Welten kommunizieren lediglich mit denjenigen irdischen Sterblichen, die sich durch individuelle Anstrengungen zu ihnen auf die höheren, von ihnen bewohnten Ebenen erheben. . . .

„Die Söhne Bhumis (Erde) betrachten die Söhne der Devalokas (Engel-Sphären) als ihre Götter, und die Söhne der niedrigeren Reiche blicken zu den Menschen Bhumis als zu ihren Devas (Göttern) auf; in ihrer Blindheit bleiben die Menschen sich dessen unbewusst. . . . Sie (die Menschen) erzittern [SD # 606] vor ihnen, während diese sie benutzen (zu magischen Zwecken). . . . Die erste Menschenrasse waren die „gemütgeborenen Söhne“ der Ersteren. Sie (die Pitris und Devas) sind unsere Vorfahren. . . . (Buch II des Kommentars zum Buch Dzyan)

Sogenannte „Gebildete“ verspotten die Vorstellung von Sylphen, Salaman­dern, Undinen und Gnomen; die Wissenschaftler betrachten jede Erwähnung eines solchen Aberglaubens als Beleidigung; und Logik und gesundem Menschenverstand missachtend, der oftmals das Privileg der „anerkannten Autorität“ ist, lassen sie jene, die zu unterrichten ihre Pflicht wäre, sich unter dem absurden Eindruck abplagen, dass im gesamten Kosmos, oder zumindest in unserer eigenen Atmosphäre, keine weiteren bewussten, intelligenten Wesen existieren außer uns selbst.147 Jegliche Menschheit (aus bestimmten menschlichen Wesen zusammengesetzt), die nicht zwei Beine, zwei Arme und einen Kopf mit menschlichen Zügen darauf aufwiese, würde nicht als menschlich bezeichnet werden; obwohl die etymologische Ableitung des Wortes wenig mit der allgemeinen Erscheinung eines Geschöpfes zu tun zu haben scheint. Indem also die Wissenschaft die bloße Möglichkeit der Existenz derartiger (im Allgemeinen für uns) unsichtbarer Geschöpfe streng zurückweist, wird die Gesellschaft dazu gezwungen, die Idee öffentlich zu verspotten, obwohl sie doch im Geheimen an all das glaubt. Fröhlich bejubelt sie Werke wie den Comte de Gabalis und bemerkt nicht, dass offene Satire die sicherste Maske darstellt.

Nichtsdestoweniger existieren solche unsichtbaren Welten tatsächlich. Ebenso dicht bewohnt wie unsere eigene, sind sie in unermesslicher Anzahl im scheinbar leeren Raum verstreut; einige viel materieller als unsere eigene Welt, andere stufenweise etherischer, bis sie formlos werden und wie „Atem“ sind. Die Tatsache, dass unser Auge sie nicht sieht ist kein Grund dafür, nicht an sie zu glauben. Die Physiker können weder ihren Ether noch ihre Atome, „Bewegungsarten“ oder Kräfte sehen, und doch akzeptieren und lehren sie sie.

Würden wir selbst in der natürlichen, uns vertrauten Welt erkennen, dass die Materie teilweise Analogien zu der schwierigen Vorstellung derartiger unsichtbarer Welten liefert, erschiene es unproblematisch, die Möglichkeit einer solchen Anwesenheit einzuräumen. Ein Kometenschweif ist ein erster Schritt, obgleich er unsere Aufmerksamkeit vermittels seiner Helligkeit auf sich zieht und dennoch den Blick auf Objekte weder trübt noch hindert, die wir durch ihn hindurch und hinter ihm wahrnehmen. Eilig durchquert der Kometenschweif unseren Horizont, und wir würden ihn weder fühlen noch uns seiner Passage bewusst werden, wäre da nicht das glänzende Funkeln, das oft nur von einigen sich für das Phänomen interessierenden Menschen wahrgenommen wird, während allen anderen seine Gegenwart und sein Durchgang durch unseren Globus oder quer über einen Teil von ihm unbemerkt bleibt. Dieser Schweif mag ein integrierter Teil des Kometenwesens sein oder nicht, seine Verdünnung [SD # 607] kann uns jedenfalls zur Veranschaulichung dienen. In der Tat ist es nicht eine Frage des Aberglaubens, sondern lediglich ein Ergebnis der transzendentalen Wissenschaft und noch mehr der Logik, die Existenz von Welten zuzugestehen, die aus einer noch weitaus feineren Materie bestehen als ein Kometenschweif. Indem die Wissenschaft diese Möglichkeit im letzten Jahrhundert generell abstritt, arbeitete sie weder der Philosophie noch der wahren Religion in die Hände, sondern lediglich der Theologie. Um die Pluralität selbst materieller Welten noch besser bestreiten zu können, eine Ansicht, die viele Kirchenmänner für unvereinbar halten mit den Lehren und dem Text der Bibel,148 musste Maxwell das Andenken Newtons verleumden und den Versuch unternehmen, sein Publikum davon zu überzeugen, die in der Newtonschen Philosophie enthaltenen Prinzipien „bildeten die Grundlage sämtlicher atheistischer Systeme“. (Siehe Bd. II, „Plurality of Worlds“)

„Dr. Whewell bestritt die Pluralität der Welten unter Berufung auf das Zeugnis der Wissenschaft“, schreibt Professor Winchell.149 Und wenn sogar die Bewohnbarkeit von physischen Welten, von Planeten und den entfernten Sternen, die in Myriaden über unseren Häuptern scheinen, auf diese Weise bestritten wird, wie wenig Aussicht bleibt da für die Akzeptanz unsichtbarer Welten im augenscheinlich durchsichtigen Raum unserer eigenen!

Wenn wir uns aber eine Welt vorstellen können, die (für unsere Sinne) aus noch feinerer Materie besteht als ein Kometenschweif, die bewohnt ist, die im Verhältnis zu ihrem Globus ebenso etherischer sind wie wir im Verhältnis zu unserer felsigen, hartkrustigen Erde, so ist es kein Wunder, wenn wir sie nicht wahrnehmen und ihre Gegenwart oder auch nur ihre Existenz nicht fühlen. Worin nur ist diese Idee der Wissenschaft entgegengesetzt? Könnten nicht Menschen und Tiere, Pflanzen und Sterne mit einer Reihe von Sinnen ausgestattet sein, die sich von unseren gänzlich unterscheiden? Können nicht ihre Organismen unter anderen Daseinsgesetzen geboren werden, sich entwickeln und existieren als sie in unserer kleinen Welt vorherrschen? Ist es unbedingt notwendig, dass jedes körperliche Wesen in dieselben „Röcke von Fellen“ gekleidet ist, mit denen Adam und Eva der Legende der Genesis nach ausgestattet wurden? Körperlichkeit jedoch, sagt uns mehr als nur ein Wissenschaftler, „kann unter sehr unterschiedlichen Bedingungen existieren“.150 Wissen wir nicht durch die [SD # 608] Entdeckungen eben derselben, alles abstreitenden Wissenschaft, dass wir von Myriaden unsichtbarer Lebewesen umgeben sind? Wenn diese Mikroben, Bakterien und tutti quanti unendlich Kleinen infolge ihrer Kleinheit für uns unsichtbar sind, können da nicht auf der anderen Seite Wesen existieren, die für uns infolge der Eigenschaft ihrer Beschaffenheit oder Materie unsichtbar sind – in der Tat aufgrund ihrer Feinheit? Umgekehrt, was die Wirkungen der Kometenmaterie anbelangt, haben wir nicht noch ein weiteres Beispiel einer halb sichtbaren Form von Leben und Materie? Der Sonnenstrahl, der in unsere Wohnung dringt, enthüllt bei seinem Durchgang Myriaden winziger Wesen, die ihr kleines Leben leben und sterben, unabhängig und unbeachtet, ob sie von unserer gröberen Materialität wahrgenommen werden oder nicht. Und genauso verhält es sich wiederum mit Mikroben, Bakterien und ähnlichen unsichtbaren Wesen in anderen Elementen. Lange Jahrhunderte trostloser Unwissenheit haben wir sie einfach übersehen, nachdem die Lampe der Erkenntnis der heidnischen und hoch philosophischen Systeme aufgehört hatte, während der frühen Christenheit ihr helles Licht auf die Zeitalter der Intoleranz und Bigotterie zu werfen; und wir würden sie gerne immer noch übersehen.

Und doch umgaben uns diese Leben damals ebenso wie heute. Sie wirkten fort, gehorsam ihrem eigenen Gesetz folgend, und lediglich in dem Maß, wie sie allmählich von der Wissenschaft entdeckt wurden, begannen wir, von ihnen und von den von ihnen hervorgebrachten Wirkungen Kenntnis zu nehmen.

[SD # 609] Wie lange hat die Welt gebraucht, bis sie zu dem geworden ist, was sie heute ist? Wenn gesagt werden kann, dass selbst bis zum heutigen Tag kosmischer Staub unseren Globus erreicht, der „niemals zuvor der Erde angehört hat“ („World-Life“), wieviel logischer ist es dann anzunehmen – mit den Okkultisten –, dass sich in den zahllosen, dahinrollenden Zeitaltern und Millionen von Jahren, seitdem sich dieser Staub ansammelte und den Globus, auf dem wir leben, um seinen Kern intelligenter Ursubstanz herum formte, viele Menschheiten erschienen sind? Diese Menschheiten unterscheiden sich von unserer gegenwärtigen in genauso hohem Maß wie die Menschheit, die sich in weiteren Millionen von Jahren entwickelt haben wird, von unseren Rassen verschieden sein wird – erschienen, nur um genauso wieder vom Antlitz der Erde zu verschwinden, wie es mit unserer eigenen geschehen wird. Diese ursprünglichen, weit zurückliegenden Menschheiten werden geleugnet, weil sie, wie die Geologen glauben, keine greifbaren Überbleibsel ihrer selbst zurückließen. Alle ihre Spuren wurden weggeschwemmt, und deshalb haben sie niemals existiert. Und doch können ihre Überbleibsel – obwohl wirklich nur sehr wenige existieren – gefunden werden, und sie müssen durch die geologische Forschung entdeckt werden. Aber selbst wenn sie niemals aufgefunden werden sollten, gäbe es noch keinen Grund zu behaupten, dass in ihr zugeschriebenen geologischen Perioden ihrer Gegenwart auf der Erde niemals Menschen gelebt haben könnten. Denn ihre Organismen benötigten kein warmes Blut, keine Atmosphäre, keine Nahrung; der Verfasser des World-Life“ hat Recht, und es ist nicht so extrem zu glauben, wie wir es tun, dass es ebenso, wie es gemäß der bis heute gültigen wissenschaftlichen Hypothese „in unzerstörbarem Kiesel oder in Platin eingeschlossene psychische Naturen“ geben könnte, es genauso in Formen aus gleichermaßen unzerstörbarer Urmaterie eingeschlossene psychische Naturen gab – die wirklichen Vorväter unserer fünften Rasse.

Wenn wir daher wie in Band II von Menschen sprechen, die diesen Globus vor 18.000.000 Jahren bewohnten, gehen wir dabei weder von den Menschen unserer gegenwärtigen Rassen aus noch von den gegenwärtigen atmosphärischen Gesetzen, thermischen Bedingungen etc. Erde und Menschheit, wie auch Sonne, Mond und Planeten, weisen in ihren Lebensperioden alle Wachstum auf, Veränderungen, Entwicklungen und stufenweise Evolution. Sie werden geboren, entwickeln sich zu Säuglingen, Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, sie werden alt, und schließlich sterben sie. Warum sollte nicht auch die Menschheit diesem universalen Gesetz folgen? Uriel sagt zu Enoch: „Siehe, ich habe dir alle Dinge gezeigt. Du siehst die Sonne, den Mond und jene, die die Sterne des Himmels leiten, die alle ihre Tätigkeiten, Zeiten und das Eintreffen ihrer Rückkehr verursachen. . . . In den Tagen der Sünder werden die Jahre kürzer sein . . . alles, was auf der Erde geschieht, wird verkehrt sein . . . der Mond wird seine Gesetze ändern“ . . . etc. (Kap. 79).

Die „Tage der Sünder“ bedeuten die Tage, in denen die Materie auf der Erde ihre volle Herrschaft und der Mensch den Gipfelpunkt seiner physischen Entwicklung an Größe und Animalität erreichte. Das ereignete sich zur Zeit der Atlantier, um den Mittelpunkt ihrer Rasse (die vierte, die ertränkt wurde, so wie von Uriel prophezeit). Seit damals begann der Mensch an physischer Größe und an Stärke abzunehmen und nicht mehr so alt zu werden, wie im [SD # 610] zweiten Band gezeigt werden wird. Aber da wir am Mittelpunkt unserer Unterrasse stehen, der fünften Wurzelrasse – die jeweils den Höhepunkt der Materialität darstellt – sind die animalischen Neigungen doch nicht weniger entwickelt, auch wenn sie etwas verfeinert sind: Und das trifft am stärksten auf die zivilisierten Länder zu.

XV
Götter, Monaden UND ATOME

Vor einigen Jahren machten wir die Bemerkung151, dass „die esoterische Lehre zutreffenderweise ‘Fadenlehre’ genannt werden kann, da sie sich wie der Sutratman der Vedantaphilosophie152 durch sämtliche alten philosophischen Religionssysteme hindurchzieht, sie aneinanderreiht, miteinander versöhnt und erklärt“. Wir sagen jetzt, dass sie noch mehr leistet. Sie versöhnt nicht nur die verschiedenen und sich scheinbar widerstreitenden Systeme miteinander, sondern sie überprüft auch die Entdeckungen der modernen exakten Wissenschaft und zeigt, dass einige von ihnen notwendigerweise richtig sein müssen, da sie sich in den alten Aufzeichnungen bestätigt finden. Alles das wird zweifellos als total unverschämt und respektlos angesehen werden, als ein wahrhaftes Verbrechen der Laienwissenschaft; nichtsdestotrotz ist es eine Tatsache.

Die Wissenschaft unserer Tage ist unbestreitbar ultramaterialistisch, aber in einem gewissen Sinn ist sie gerechtfertigt. Da sich die Natur in actu immer esoterisch verhält, und wie die Kabbalisten sagen in abscondito, kann sie von den Profanen nur nach ihrer Erscheinung beurteilt werden, und diese Erscheinung ist auf der physischen Ebene immer trügerisch. Andererseits weigern sich die Naturforscher, die Physik mit der Metaphysik zu vermischen, den Körper mit seiner ihn belebenden Seele und seinem Geist, die zu ignorieren sie vorziehen. Für einige ist das eine Frage der Wahl, während die Minderheit vernünftigerweise danach strebt, den Bereich der Naturwissenschaft mit der von manchen Materialisten so missbilligten Metaphysik zu erweitern, indem sie die Grenzen der verbotenen Felder überschreitet. Diese Gelehrten sind in ihrer Generation weise. Denn alle ihre wunderbaren Entdeckungen würden nirgends hinführen und ewig kopflose Körper bleiben, es sei denn sie lüfteten den Schleier der Materie und strengten ihre Augen an, um darüber hinaus zu sehen. Jetzt, nachdem sie die Natur und die Schichten ihres physischen Gerüsts lang und breit studiert haben, ist es an der Zeit, das Gerüst auf die zweite Ebene zu räumen und in den unbekannten Tiefen nach der lebendigen und wirklichen Wesenheit zu suchen, nach ihrer Sub-stanz – dem Noumenon der verschwindenden Materie.

[SD # 611] Die Entdeckung, dass einige jetzt als „überholter Aberglauben“ angesehenen Wahrheiten Tatsachen und Überreste alter Erkenntnis und Weisheit sind, wird man aber nur dann machen, wenn man dieser Linie folgt.

Eine dieser „degenerierenden“ Ansichten – in den Augen des alles abstreitenden Skeptikers – stellt die Idee dar, dass der Kosmos, von seinen objektiven planetarischen Bewohnern abgesehen, seinen Menschheiten in anderen bewohnten Welten, von unsichtbaren, intelligenten Existenzen erfüllt ist. Die sogenannten Erzengel, Engel und Geister des Westens, Abbilder ihrer Prototypen, der Dhyan Chohans, der Devas und Pitris des Ostens, sind nicht wirkliche Wesenheiten, sondern Erfindungen. In dieser Beziehung ist die materialistische Wissenschaft unerbittlich. Um ihre Position zu unterstützen, verwirft sie ihr eigenes, unumstößliches Gesetz der Gleichförmigkeit der Naturgesetze, das Gesetz der Stetigkeit, und die gesamte logische Abfolge von Analogien in der Evolution des Seins. Die Massen der Profanen werden aufgefordert und zu glauben veranlasst, dass das gesammelte Zeugnis der Geschichte falsch sei und beweist, dass selbst die Atheisten der alten Zeit, Männer wie Epikur und Demokrit – an Götter glaubten; und dass Philosophen wie Sokrates und Platon, die ihre Existenz beteuerten, fehlgeleitete Schwärmer und Narren waren. Wenn wir lediglich aus historischen Gründen an unseren Ansichten festhalten, auf der Grundlage der Autorität von Legionen der hervorragendsten Weisen, Neuplatoniker und Mystiker aller Zeitalter, von Pythagoras herab bis zu den hervorragenden Gelehrten und Professoren des gegenwärtigen Jahrhunderts, die, wenn sie auch „Götter“ ablehnen, so doch an „Geister“ glauben, sollen wir dann solche Autoritäten für ebenso schwachköpfig und närrisch halten wie einen beliebigen römisch-katholischen Bauern, der an seinen ehemals menschlichen Heiligen oder an den Erzengel Michael glaubt und sie anbetet? Gibt es denn keinen Unterschied zwischen dem Glauben des Bauern und dem der westlichen Erben der Rosenkreuzer und Alchemisten des Mittelalters? Sind die Van Helmonts, die Khunraths, die Paracelsusse und Agrippas, von Roger Bacon herab bis zu St. Germain, alle blinde Enthusiasten, Hysteriker oder Betrüger, oder ist es die Handvoll moderner Skeptiker – die „intellektuellen Führer“ – die mit der Blindheit der Negation geschlagen sind? Letzteres trifft zu, denken wir. Wären diese Handvoll von Neinsagern die alleinigen Hüter der Wahrheit, käme das in der Tat einem Wunder gleich und stünde jeder Logik und Wahrscheinlichkeit entgegen, glauben doch allein in Europa und Amerika Millionen von Menschen an Götter, Engel und Geister – nämlich griechische und lateinische Christen, Theosophen, Spiritualisten, Mystiker etc. etc., und sie sollen nichts anderes sein als irregeführte Fanatiker und halluzinierende Medien oder häufig nichts Besseres als Opfer von Täuschern und Schwindlern! Wie sehr sie sich auch in ihren äußeren Darstellungen und Dogmen unterscheiden mögen, basieren die verschiedenen Glaubenssysteme an die Heerscharen unsichtbarer Intelligenzen unterschiedlicher Grade alle auf derselben Grundlage. Wahrheit und Irrtum sind in allen gemischt. Die genauen Ausmaße, die Tiefe, Breite und Länge der Geheimnisse der Natur, sind nur in den östlichen esoterischen Wissenschaften zu finden. Sie sind so umfassend und tief, dass kaum auch nur einige wenige, sehr wenige der höchsten Initiierten – jene, deren bloße Existenz nur einer verschwindend kleinen Anzahl von [SD # 612] Adepten bekannt ist – imstande sind, das Wissen aufzunehmen. Doch ist es immer vorhanden, und nach und nach ist es den Tatsachen und Vorgängen in den Werkstätten der Natur erlaubt, ihren Weg in die exakten Wissenschaften zu finden, indem erlesenen Individuen bei der Enträtselung ihres Arkanums geheimnisvolle Hilfe zukommt. Solche Ereignisse finden gewöhnlich im Zusammenhang mit der Entwicklung der Rasse am Ende großer Zyklen statt. Wir befinden uns gerade am Ende des 5.000 Jahre dauernden Zyklus des gegenwärtigen arischen Kali-Yugas; und zwischen heute und 1897 wird der Schleier der Natur weit geöffnet werden, und die materialistische Wissenschaft wird ihren Todesstoß erhalten.

Ohne altehrwürdige Glaubenssysteme in irgendeiner Weise diskreditieren zu wollen, in welche Richtung auch immer, sind wir gezwungen, eine scharfe Grenzlinie zu ziehen zwischen dem durch Theologien entwickelten blinden Glauben und dem auf den unabhängigen Forschungen vieler Generationen von Adepten beruhenden Wissen; kurz, zwischen Glauben und Philosophie. Unbestreitbar gab es zu allen Zeiten gelehrte und gute Menschen, die ihre kristal­lisierten Überzeugungen bis zu ihrem Tod bewahrten, nachdem sie in einem sektiererischen Glauben erzogen worden waren. Für die Protestanten ist der ursprüngliche Ausgangspunkt des Dramas der Menschheit der Garten Eden und die erhabene Tragödie auf dem Gipfel des Kalvarienberges das Vorspiel für das erhoffte Tausendjährige Reich. Für römische Katholiken steht Satan am Grund des Kosmos, Christus im Mittelpunkt und der Antichrist an seinem Scheitel. Für beide beginnt und endet die Hierarchie des Seins innerhalb des engen Rahmens ihrer jeweiligen Theologie: einem selbsterschaffenen, persönlichen Gott und einem Feuerhimmel, der von den Hallelujas erschaffener Engel ertönt; der Rest sind falsche Götter, Satan und Feinde.

Theophilosophie schreitet auf umfassenderen Pfaden voran. Seit dem ersten Anbeginn der Äonen – in Zeit und Raum in unserer Runde und auf unserem Globus – wurden die Geheimnisse der Natur (zumindest diejenigen, welche zu kennen unsere Rassen berechtigt sind) von den Schülern eben jener, heute unsichtbaren „Himmlischen Menschen“ in geometrischen Formen und Symbolen aufgezeichnet. Die Schlüssel hierzu gingen von einer Generation „Weiser“ auf die nächste über. Einige der auf diese Weise aus dem Osten in den Westen gelangten Symbole brachte Pythagoras aus dem Orient mit, der nicht der Erfinder seines berühmten „Dreiecks“ war. Zusammen mit dem Quadrat und dem Kreis stellte dieses Dreieck eine weit beredtere und wissenschaftlichere Beschreibung der Ordnung der spirituellen, psychischen und physischen Evolution des Universums dar als Bände beschreibender Kosmogonien und geoffenbarter „Schöpfungen“. Die in das „pythagoreische Dreieck“ eingezeichneten zehn Punkte wiegen sämtliche jemals dem Gehirn eines Theologen entsprungenen Theogonien und Angelologien auf. Denn wer diese siebzehn Punkte (die sieben mathematischen Punkte sind verborgen) – augenscheinlich und in der gegebenen Folge – erklärt, wird in ihnen die ununterbrochene Abfolge der Genealogien vom ersten himmlischen bis zum irdischen Menschen finden. Und da sie die Ordnung der Wesen angeben, offenbaren sie auch jene Ordnung, in der der Kosmos und unsere Erde entstanden sind und die Urelemente [SD # 613] , aus welchen Letztere erzeugt wurde. Erschaffen in den unsichtbaren Tiefen und im Schoß derselben „Mutter“ wie ihre Mitgloben – wer die Geheimnisse unserer Erde meistert, hat auch die Geheimnisse aller anderen ergründet.

Was auch immer Unwissenheit, Stolz oder Fanatismus an Gegenteiligem behaupten mag – es wird sich zeigen lassen, dass die esoterische Kosmologie sowohl mit der Philosophie als auch mit der modernen Wissenschaft untrennbar verbunden ist. Die Götter der Alten, die Monaden – von Pythagoras bis herab zu Leibniz – und die Atome der gegenwärtigen materialistischen Schulen (die sie aus den Theorien der alten griechischen Atomisten entlehnten) sind nichts anderes als eine zusammengesetzte Einheit oder ein abgestuftes Eines, vergleichbar der mit dem Körper beginnenden und dem Geist endenden Gestalt des Menschen. In den okkulten Wissenschaften lassen sie sich getrennt studieren, jedoch können sie niemals beherrscht werden, wenn sie nicht in ihren gegenseitigen Wechselbeziehungen während ihres Lebenszyklus und der Pralayas als universale Einheit betrachtet werden.

La Pluche zeigt Ernsthaftigkeit, gibt aber mit der Verkündigung seiner persönlichen Ansichten über die Monade oder den mathematischen Punkt eine mangelhafte Vorstellung seiner philosophischen Fähigkeiten. Er sagt: „Ein Punkt reicht aus, um sämtliche Schulen der Welt in Aufruhr zu versetzen. Aber warum sollte der Mensch diesen Punkt kennen, liegt doch die Schöpfung eines solch kleinen Wesens außerhalb seiner Möglichkeiten? A fortiori reagiert die Philosophie, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, mit der Dreistigkeit, von diesem alle ihre Überlegungen absorbierenden und verwirrenden Punkt ausgehend zur Erschaffung der Welt überzugehen. . . .“

Die Philosophie wäre jedoch niemals in der Lage gewesen, ihren Begriff einer logischen, universalen und absoluten Gottheit zu entwickeln, hätte sie nicht den mathematischen Punkt im Kreis gehabt, auf den sie ihre Spekulationen begründete. Nur der geoffenbarte Punkt, der nach seinem prägenetischen Erscheinen in der Unendlichkeit und Unerkennbarkeit des Kreises für unsere Sinne verloren ist, ermöglicht eine Versöhnung zwischen der Philosophie und der Theologie – unter der Bedingung, dass Letztere ihre rohen, materialistischen Dogmen aufgibt. Und eben weil die christliche Theologie die pythagoreische Monade und die geometrischen Flächen so unweise ablehnte, brachte sie ihren selbst erschaffenen, menschlichen und persönlichen Gott hervor, das monströse Haupt, aus dem die Dogmen der Erlösung und der Verdammnis in zwei Strömen hervorfließen. Das ist so wahr, dass selbst jene Geistlichen, die Philosophen sein wollten und Freimaurer waren, in ihren willkürlichen Deutungen den alten Weisen die sonderbare Idee zuschrieben, dass „die Monade (bei ihnen) den Thron der allmächtigen Gottheit repräsentierte, in den Mittelpunkt des Lichthimmels positioniert, um den T.G.A.O.T.U.153 anzudeuten – sprich „den großen Architekten des Universums“. Das ist eine kuriose Erklärung, mehr freimaurerisch als streng pythagoreisch.

Das „Hierogramm in einem Kreis oder gleichseitigen Dreieck“ [SD # 614] hätte auch niemals die Einheit der göttlichen Wesenheit bedeutet; denn die würde mit der Ebene des grenzenlosen Kreises erklärt. Tatsächlich stand dieses Symbol für die dreieinige, gleichrangige Natur der ersten differenzierten Substanz oder die Co-Substanzialität des (manifestierten) Geistes, der Materie und des Universums – ihr „Sohn“, der aus dem Punkt (dem wirklichen esoterischen Logos) hervorgeht oder der pythagoreischen Monade. Denn das griechische Monas bedeutet „Einheit“ in ihrem ursprünglichen Sinn. Wer nicht imstande ist, den Unterschied zwischen der Monade – der universalen Einheit – und den Monaden oder der manifestierten Einheit zu verstehen, sowie den zwischen dem immer verborgenen und dem manifestierten Logos oder dem Wort, sollte sich niemals mit Philosophie befassen und die esoterischen Wissenschaften bleiben lassen. Es ist unnötig, den gebildeten Leser an Kants Thesis zur Darstellung seiner zweiten Antinomie154 zu erinnern. Wer sie gelesen und verstanden hat, wird die von uns zwischen dem absoluten, idealen Universum und dem unsichtbaren, aber manifestierten Kosmos gezogene Linie klar erkennen. Unsere Götter und Monaden sind nicht die Elemente der Ausdehnung selbst, sondern lediglich die der unsichtbaren Wirklichkeit, der Basis des manifestierten Kosmos. Weder die Esoterische Philosophie noch Kant oder Leibniz würden jemals einräumen, dass sich Ausdehnung aus einfachen oder dimensionslosen Teilen zusammensetzen könnte. Theologie-Philosophen jedoch werden das nicht begreifen. Der Kreis und der Punkt, Letzterer sich in Ersteren zurückziehend und in ihm versinkend, nachdem er die ersten drei Punkte emaniert und durch Linien miteinander verbunden und so die erste noumenale Grundlage des zweiten Dreiecks in der manifestierten Welt gebildet hat, waren für theologische Flüge in dogmatische Lichthimmel schon immer ein unüberwindbares Hindernis: Kraft dieses archaischen Symbols wird ein männlicher, persönlicher Gott, der Schöpfer und Vater von allem, zu einer drittrangigen Ausstrahlung, dem Sephiroth, der auf der absteigenden Linie an vierter Stelle und links von Ain Soph steht (siehe den Kabbalistischen Baum des Lebens). Daher ist die Monade zu einem Vehikel erniedrigt – zu einem „Thron“!

Die Monade – lediglich die Emanation und Widerspiegelung des Punktes (Logos) in der phänomenalen Welt – wird als die Spitze des manifestierten gleichseitigen Dreiecks zum „Vater“. Die linke Seite oder Linie ist die Duade, die „Mutter“, betrachtet als das böse, entgegenwirkende Prinzip (Plutarch, „De Placitis Philosophorum“); die rechte Seite stellt den „Sohn“ dar (in allen Kosmogonien der „Gemahl seiner Mutter“, da er eins ist mit der Spitze); die Basis stellt die universale Ebene der produktiven Natur dar, die Vater-Mutter-Sohn auf der phänomenalen Ebene ebenso vereint wie sie in der Spitze in der übersinnlichen Welt vereinigt waren.155 Durch mystische Umwandlung wurden sie zur Vierheit – das Dreieck wurde zur Tetraktys.

[SD # 615] Diese transzendentale Anwendung der Geometrie auf kosmische und göttliche Theogonie – das Alpha und Omega mystischer Auffassung – wurde nach Pythagoras von Aristoteles verkrüppelt. Indem er Punkt und Kreis wegließ und die Spitze nicht beachtete, verminderte er den metaphysischen Wert der Idee und beschränkte die Bedeutungslehre so auf eine einfache Dreiheit – auf die Linie, die Fläche und den Körper. Seine mit dem Idealismus spielenden modernen Erben erklärten diese drei geometrischen Flächen zu Raum, Kraft, und Materie – zu „den Potenzen einer ineinander wirkenden Einheit“.156 Die materialistische Wissenschaft, die nichts als die Grundlinie des manifestierten „Dreiecks“ sieht – die Ebene der Materie – übersetzt es praktisch mit (Vater)-Materie, (Mutter)-Materie und (Sohn)-Materie, und in der Theorie als Materie, Kraft und Wechselbeziehung.

Wie der Kabbalist bemerkt, sind für den Durchschnittsphysiker jedoch „Raum, Kraft und Materie das, was für den Mathematiker in der Algebra die Zeichen darstellen, lediglich konventionelle Symbole“; oder „Kraft als Kraft und Materie als Materie sind ebenso absolut unerkennbar wie der angenommene leere Raum, in dem sie aufeinander einwirken sollen“. Da Symbole Abstraktionen repräsentieren, „begründet der Physiker vernunftgemäße Hypothesen über den Ursprung der Dinge auf sie . . . . und erachtet in dem, was er Schöpfung nennt, drei Dinge für wichtig: (a) einen Ort, wo erschaffen werden soll; (b) ein Medium, durch das erschaffen werden soll; (c) ein Material, aus dem erschaffen werden soll. Und indem er dieser Hypothese durch die Bezeichnungen Raum, Kraft und Materie logischen Ausdruck gibt, glaubt er die Existenz von dem bewiesen zu haben, was jedes dieser drei repräsentiert, wie er es sich vorstellt zu sein.“ 157

Der Physiker betrachtet den Raum lediglich als eine Vorstellung unseres Verstandes oder als Ausdehnung ohne Beziehung zu den in ihm enthaltenen Gegenständen, während Locke ihn wiederum als weder des Widerstandes noch der Bewegung fähig definiert; der paradoxe Materialist, der in ihm eine Leere sehen will, wo er keine Materie erkennen kann, würde den Lehrsatz: „Der Raum ist eine substanzielle, wenn auch (scheinbar) absolut unerkennbare, lebendige Entität“ („New Aspects of Life and Religion“, S. 8) mit tiefster Verachtung zurückweisen. Das ist aber nichtsdestoweniger die kabbalistische Lehre, und so lautet auch die Lehre der archaischen Philosophie. Raum ist die wirkliche Welt, während unsere Welt artifiziell ist. Er ist die eine Einheit in ihrer ganzen Unendlichkeit: in ihren grundlosen Tiefen wie an ihrer illusiven Oberfläche; eine mit zahllosen phänomenalen Universen, Systemen und fatamorganischen Welten übersäte Oberfläche. Nichtsdestoweniger sieht der östliche Okkultist, im Grunde objektiver Idealist, in der realen Welt, die eine Einheit von Kräften ist, „eine Verknüpfung sämtlicher Materie im Plenum“, wie Leibniz sagen würde. Das ist im pythagoreischen Dreieck symbolisiert.

[SD # 616] Innerhalb seiner drei Seiten sind zehn Punkte pyramidenförmig angeordnet (von einem bis zu den letzten vier), und es symbolisiert das Universum in der berühmten pythagoreischen Dekade. Der obere, einzelne Punkt ist eine Monade und repräsentiert einen Punkt der Einheit, und zwar der Einheit, aus welcher alles hervorgeht, und alles teilt dieselbe Wesenheit mit ihr. Die aus zehn Punkten innerhalb des Dreiecks bestehende Pyramide stellt die phänomenale Welt dar und die drei Seiten des sie umfassenden gleichseitigen Dreiecks die Grenzwälle der noumenalen Materie oder Substanz, die sie von der Welt des Denkens trennen. „Pythagoras betrachtete einen Punkt als proportional der Einheit entsprechend; eine Linie der 2; eine Fläche der 3; einen Körper der 4, und er definierte einen Punkt als eine Monade, die eine Lage hat und als den Anbeginn aller Dinge; man dachte, dass eine Linie mit der Dualität korrespondiert, weil sie durch die erste Bewegung aus der unteilbaren Natur entstanden ist und die Verbindung zweier Punkte bildet. Eine Fläche wurde mit der Zahl drei verglichen, da sich die erste aller Ursachen in Flächen finden lässt, denn ein Kreis, die wichtigste aller runden Flächen, besteht aus einer Dreiheit, und zwar Mittelpunkt – Fläche – Umfang. Ein Dreieck jedoch, die erste aller geradlinigen Flächen, ist in einer Dreiheit enthalten und empfängt seine Form entsprechend dieser Zahl; es wurde von den Pythagoreern als der Schöpfer aller sublunaren Dinge betrachtet. Die vier Punkte unten im pythagoreischen Dreieck entsprechen einem Körper oder Würfel, der die Gesetzmäßigkeiten von Länge, Breite und Tiefe vereinigt, denn kein Körper kann weniger als vier äußerste Grenzpunkte aufweisen“ („The Pythagorean Triangle“, S. 18-19).

Es wird behauptet, dass sich „der menschliche Verstand keine unteilbare Einheit vorstellen kann, ohne die Idee durch ihr eigenes Subjekt zu vernichten“. Das ist ein Irrtum, wie die Pythagoreer und vor ihnen eine Reihe von Sehern bewiesen haben, obwohl es dafür eine besondere Übung gibt, die der profane Verstand kaum begreifen kann. Aber es gibt derlei Dinge wie Metamathematik und Metageometrie. Selbst die reine und einfache Mathematik geht vom Allgemeinen zum Besonderen vor, vom mathematischen, also unteilbaren Punkt zu konkreten Zahlen. Die Lehre nahm ihren Ursprung in Indien und wurde in Europa von Pythagoras gelehrt. Er warf einen Schleier über den Kreis und den Punkt – welchen kein lebender Mensch anders definieren könnte denn als unbegreifliche Abstrak­tionen – und verlegte den Anbeginn der differenzierten kosmischen Materie in die Grund- oder Horizontallinie des Dreiecks. So wurde Letzteres zur frühesten geometrischen Form. Der Verfasser von „New Aspekts of Life and Religion“ und der kabbalistischen Mysterien widerspricht sozusagen der Vergegenständlichung der pythagoreischen Vorstellung und dem Gebrauch des gleichseitigen Dreiecks und nennt es eine Fehlbezeichnung. Seine Schlussfolgerung, dass ein fester, gleichseitiger Körper – „einer, dessen Grund- und Seitenflächen gleichseitige Dreiecke bilden – vier gleiche Seiten oder Flächen besitzen muss, während eine dreieckige Ebene ebenso notwendigerweise fünf besitzen wird“, zeigt im Gegenteil die Großartigkeit der Idee in ihrer gesamten esoterischen Anwendung auf die Vorstellung [SD # 617] der Prägenesis und der Genesis des Kosmos. Zugegeben, ein durch mathematische, imaginäre Linien bezeichnetes ideales Dreieck kann „überhaupt keine Seiten haben, da es lediglich ein Phantom der Vorstellungskraft ist (sollten dem Dreieck Seiten zugeschrieben werden, müssen sie die Seiten des Gegenstandes darstellen, welche es konstruktiv repräsentiert)“. Aber in einem solchen Fall sind die meisten wissenschaftlichen Hypothesen nichts Besseres als „Phantome der Vorstellungskraft“; außer durch Schlussfolgerung sind sie nicht nachprüfbar, und sie wurden übernommen, um den wissenschaftlichen Anforderungen zu dienen. „Als die abstrakte Idee eines dreieckigen Körpers und daher als Typus einer abstrakten Idee“ erfüllte und realisierte das ideale Dreieck außerdem die beabsichtigte doppelte Symbolik in Perfektion. Als ein auf die objektive Idee anwendbares Emblem wurde das einfache Dreieck zu einem Körper. Auf der Basis der vier Kardinalpunkte in Stein ausgeführt nahm es die Gestalt der Pyramide an – das Symbol des in das noumenale Universum des Gedankens eintauchenden phänomenalen Universums –, an der Spitze der vier Dreiecke; und als eine „aus drei mathematischen Linien konstruierte imaginäre Figur“ symbolisierte es die subjektiven Sphären – da diese Linien „einen mathematischen Raum einschließen – was einem ein Nichts umschließendes Nichts entspricht“. Denn für die Sinne und das ungeübte Bewusstsein des Profanen und des Wissenschaftlers muss alles, was sich jenseits der Linie der differenzierten Materie befindet – d. h. außerhalb und jenseits des Bereichs auch der spirituellsten Substanz – für immer gleich dem Nichts bleiben. Es ist Ain Soph – das Nichtding.

Und doch stellen diese „Phantome der Vorstellungskraft“ tatsächlich keine größeren Abstraktionen dar als die abstrakten Ideen in Bezug auf die Evolution und die physische Entwicklung im Allgemeinen – z. B. Gravitation, Materie, Kraft etc. – auf welchen die exakte Wissenschaft beruht. Unsere hervorragendsten Chemiker und Physiker treiben ernsthaft den nicht hoffnungslosen Versuch voran, die Spur des Protyls oder der Grundlinie des pythagoreischen Dreiecks bis zu ihrem Schlupfwinkel zu verfolgen. Letzteres ist, wie bereits gesagt, die denkbar großartigste Idee, denn es symbolisiert sowohl das ideelle als auch das sichtbare Universum.158 Denn wenn „die mögliche Einheit lediglich die Möglichkeit einer Wirklichkeit der Natur darstellt, als Individuum irgendeiner Art“, und jeder individuelle natürliche Gegenstand in der Lage ist, sich zu teilen und durch die Teilung seine Einheit verliert oder keine Einheit mehr ist,159 gilt dies lediglich für den Bereich der exakten Wissenschaft in einer Welt, die ebenso täuschend wie trügerisch ist. Anstatt ihre Einheit zu verlieren, nähert sich im Bereich der esoterischen Wissenschaft die ad infinitum geteilte Einheit mit jeder Teilung den Ebenen der einzig ewigen Wirklichkeit an. Das Auge des Sehers kann ihr folgen und sie in ihrer gesamten prägenetischen Herrlichkeit erblicken. Dieselbe Vorstellung von der Wirklichkeit des subjektiven und der Unwirklichkeit des objektiven Universums findet sich am Grund der pythagoreischen und platonischen Lehren – den Auserwählten allein vorbehalten; denn [SD # 618] Porphyrius sagt, wenn er von der Monade und der Duade spricht, dass nur Erstere als substanziell und wirklich betrachtet wurde, „dieses höchst einfache Wesen, die Ursache aller Einheit und das Maß aller Dinge“.

Die Duade jedoch, obwohl sie der Ursprung des Bösen oder der Materie ist – und in der Philosophie folglich unwirklich – ist während des Manvantaras dennoch Substanz und wird im Okkultismus oft die dritte Monade genannt und als die Verbindungslinie als zwischen zwei Punkten . . . oder Zahlen bezeichnet, die aus Jenem hervorging, „das vor allen Zahlen war“, wie es Rabbi Barahiel ausdrückte. Und aus dieser Duade gingen all die Scintillas der drei oberen und der vier niederen Welten oder Ebenen hervor – die sich in konstanter Wechselwirkung und Korrespondenz befinden. Diese Lehre hat die Kabbala mit dem östlichen Okkultismus gemein. Denn in der okkulten Philosophie gibt es die „Eine Ursache“ und die „Erste Ursache“, wodurch Letztere paradoxerweise zur zweiten wird, wie der Verfasser von „Qabbalah, The Philosophical Writings Of Solomon Ben Yehudah Ibn Gabirol“ klar ausdrückt: „Bei der Abhandlung der Ersten Ursache müssen zwei Dinge in Betracht gezogen werden, die Erste Ursache per se und die Beziehung und Verbindung der Ersten Ursache zum sichtbaren und unsichtbaren Universum.“ Damit zeigt er, dass die alten Hebräer in die Fußstapfen der orientalischen Philosophie traten, der Chaldäer, Perser, Inder, Araber etc. Ihre Erste Ursache wurde zuerst bezeichnet „durch den triadischen Schaddaï, den (dreieinigen) Allmächtigen, in der Folge durch das Tetragrammaton, YHVH, das Symbol der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“, und lasst uns hinzufügen, des Ewigen Ist oder Ich Bin. Außerdem steht YHVH (oder Jehovah) in der Kabbala für einen Er und eine Sie, männlich und weiblich, zwei in einem, oder Chokmah und Binah, und seine oder vielmehr ihre Shekinah oder zusammenfassenden Geist (Gnade), die aus der Zweiheit wiederum eine Dreiheit macht. Das zeigt sich in der jüdischen Pfingstliturgie und dem Gebet: „Im Namen der Einheit, des heiligen und gesegneten Hû (Er), und Seiner Shekinah, des verborgenen und geheimen Hû, gepriesen sei YHVH (die Vierheit) immerdar.“ „Hû wird als männlich bezeichnet und YaH als weiblich, gemeinsam bilden sie den דחא הוהי, d. h. den einen YHVH. Einer, aber von männlich-weiblicher Natur. Shekinah wird in der Kabbala immer als weiblich betrachtet.“ (S. 175) Und das gilt gleichermaßen für die exoterischen Puranas, denn Shekinah ist in diesem Fall nichts weiter als Shakti – das weibliche Doppel oder die Auskleidung eines beliebigen Gottes. Genauso war es bei den ersten Christen, deren Heiliger Geist weiblich war, wie die Sophia bei den Gnostikern. In der transzendentalen chaldäischen Kabbala jedoch oder dem „Buch der Zahlen“ ist „Shekinah“ geschlechtslos und die reinste Abstraktion, ein Zustand wie Nirvana, weder Subjekt noch Objekt, noch irgendetwas, ausgenommen eine absolute Gegenwart.

Somit ist Shekinah-Shakti lediglich in den anthropomorphisierten Systemen (wie die Kabbala jetzt größtenteils geworden ist) weiblich. So wird sie zur Duade von Pythagoras, im Symbol zu den beiden geraden Linien, die sich niemals schneiden und daher auch keine geometrische Figur bilden können. Sie sind [SD # 619] das Symbol der Materie. Wenn sie in der Grundlinie des Dreiecks auf der niederen Ebene (des oberen Dreiecks des sephirothischen Baumes) vereinigt sind, gehen aus dieser Duade die Elohim hervor, oder die Göttlichkeit der kosmischen Natur, bei den wahren Kabbalisten die niedrigste Bezeichnung, in der Bibel mit „Gott“ übersetzt (siehe dasselbe Werk auf derselben Seite).160 Aus diesem gehen die Scintillas hervor.

Die Scintillas sind die „Seelen“, und diese Seelen erscheinen in der dreifältigen Form von Monaden (Einheiten), Atomen und Göttern – laut unserer Lehre. „Jedes Atom wird zu einer sichtbaren, zusammengesetzten Einheit (einem Molekül), und einmal in die Sphäre der irdischen Aktivität gezogen, wird die monadische Wesenheit, indem sie durch das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich hindurchgeht, zum Menschen“ („Esoterischer Katechismus“). Wiederum, „Gott, Monade und Atom sind die Entsprechungen von Geist, Gemüt und Körper (Atman, Manas und Sthula Sarira) im Menschen“. In ihrer siebenfältigen Gesamtheit sind sie der „Himmlische Mensch“ (siehe die Kabbala wegen dieses Begriffs); somit ist der irdische Mensch die vorläufige Widerspiegelung des himmlischen. . . . . „Die Monaden (Jivas) sind die Seelen der Atome, und beide sind das Gewebe, in das die Chohans (Dhyanis, Götter) sich kleiden, wenn eine Form benötigt wird.“ („Esoterischer Katechismus“)

Das bezieht sich auf die kosmischen und subplanetarischen Monaden, nicht auf die überkosmische Monas (die pythagoreische Monade), wie sie in ihrem synthetischen Charakter von den pantheistischen Peripatetikern bezeichnet wird. Vom Standpunkt ihrer Individualität aus betrachtet, werden die gegenwärtig erörterten Monaden als Seelen der Atome behandelt, bevor sie in die rein irdische Form herabsteigen. Denn dieses Herabsteigen in die konkrete Materie bezeichnet den Mittelpunkt ihrer eigenen individuellen Pilgerschaft. Ihre Individualität im Mineralreich verlierend, beginnen sie hier, durch die sieben Zustände der irdischen Evolution zu jenem Punkt emporzusteigen, an dem eine stabile Wechselbeziehung zwischen dem menschlichen und dem Deva-(göttlichen) Bewusstsein errichtet wird. Gegenwärtig beschäftigen wir uns jedoch nicht mit ihren irdischen Metamorphosen und Beschwerlichkeiten, sondern mit ihrem Leben und Verhalten im Raum, auf Ebenen, wo sie der Blick selbst des intuitivsten Chemikers und Physikers nicht erreichen kann – es sei denn, er entwickelte bedeutende hellseherische Fähigkeiten.

Es ist wohlbekannt, dass Leibniz der Wahrheit mehrere Male sehr nahe kam, aber er definierte die monadische Evolution unzutreffend, worüber man sich nicht wundern braucht, da er kein Initiierter war, ja noch nicht einmal ein Mystiker, sondern lediglich ein [SD # 620] sehr intuitiver Philosoph. Und doch kam noch kein einziger Psychophysiker jemals dem esoterischen, allgemeinen Umriss der Evolution näher als er. Diese Evolution – von ihren unterschiedlichen Standpunkten aus betrachtet – d. h. als die universale und als die individualisierte Monade; und nach den Hauptaspekten der evolvierenden Energie nach der Differenzierung – dem rein spirituellen und intellektuellen, dem psychischen und dem physischen – kann folgendermaßen als ein unveränderliches Gesetz formuliert werden; ein Abstieg des Geistes in die Materie, äquivalent zum Aufstieg in der physischen Evolution; ein Wiederaufstieg aus den Tiefen der Materialität zu seinem Status quo ante, mit einer entsprechenden Zerstreuung der konkreten Form und der Substanz bis zum Laya-Zustand oder dem, was die Wissenschaft den „Nullpunkt“ nennt, und darüber hinaus.

Sobald der Geist der Esoterischen Philosophie verstanden ist, wird die unbedingte Notwendigkeit dieser Zustände mithilfe einfacher, logischer und analoger Betrachtungen leicht ersichtlich. Nachdem die Naturwissenschaft mittels ihres Fachbereichs Chemie das unwandelbare Gesetz dieser Evolution der Atome aus ihrem Zustand als „Protyl“ hinab in ein physisches und anschließend chemisches Teilchen (oder Molekül) festgestellt hat – kann sie diese Zustände wohl kaum als allgemeingültiges Gesetz zurückweisen. Und sobald sie von ihren Feinden – der Metaphysik und der Psychologie161 – aus ihren angeblich uneinnehmbaren Hochburgen herausgetrieben sein wird, wird sie finden, dass es schwieriger ist als es jetzt den Anschein hat, in den Räumen des Raums den Planetengeistern (Göttern), Elementalen und selbst den Elementar-Spuken oder Geistern und anderen ihren Platz zu verwehren. Zwei Positivisten und Materialisten haben sich dieser logischen Notwendigkeit bereits gebeugt, Louis Figuier und Adolphe d’Assier. Andere und noch größere Gelehrte werden in diesem „intellektuellen Fall“ nachfolgen. Sie werden nicht von spirituellen, theosophischen oder irgendwelchen anderen physikalischen oder selbst mentalen Phänomenen aus ihren Stellungen getrieben, sondern lediglich durch die außerordentlichen Lücken und Klüfte, die sich täglich auftun und sich noch weiter vor ihnen auftun werden, so wie eine Entdeckung der anderen folgt, bis sie schließlich von der neunten Woge zu Boden geworfen werden, dem einfachen gesunden Menschenverstand.

Hier ein Beispiel: Prof. W. Crookes letzte Entdeckung des von ihm so benannten Protyls. In den „Notes on the Bhagavadgita“ von einem der besten Metaphysiker und Vedantagelehrten Indiens162 macht der Vortragende, vorsichtig auf die in dem großartigen indischen esoterischen Werk enthaltenen „okkulten Dinge“ Bezug nehmend, eine Bemerkung, die ebenso bedeutsam wie auch vollständig korrekt ist. „ . . . Auf die Einzelheiten der Evolution des Sonnensystems selbst“, sagt er, „brauche ich nicht einzugehen. Wenn Sie die von Professor Crookes vor kurzer Zeit über die sogenannten Elemente der modernen Chemie gehaltene Vorlesung untersuchen, können Sie einige Ideen sammeln über die Art und Weise, wie die verschiedenen Elemente aus diesen drei Prinzipien, in welche Mulaprakriti (das pythagoreische Dreieck) [SD # 621] differenziert ist, ins Dasein treten. Diese Vorlesung wird Ihnen eine Vorstellung über die Art und Weise vermitteln, in welcher diese sogenannten Elemente aus Vishvanara163 entspringen, dem objektivsten dieser drei Prinzipien, welches das in der Vorlesung erwähnte Protyl zu beschreiben scheint. Von einigen wenigen Einzelheiten abgesehen, scheint diese Vorlesung die Umrisse der Theorie der physischen Evolution auf der Ebene Vishvanaras darzustellen und ist, soweit ich weiß, die größte jemals von modernen Forschern erzielte Annäherung an die wirkliche, okkulte Theorie über diesen Gegenstand.

Diese Worte werden bei jedem östlichen Okkultisten Widerhall und Zustimmung finden. Vieles von den Vorträgen von Prof. Crookes wurde bereits in § XII dieser Anhänge angeführt. Er hielt einen weiteren Vortrag, „Genesis of the Elements“164, ebenso bemerkenswert wie der erste, und auch noch einen dritten. Damit haben wir nahezu eine Bestätigung der Lehren der Esoterischen Philosophie über den Vorgang der ursprünglichen Evolution. Sie ist in der Tat eine Annäherung an die Geheimlehre durch einen großen Gelehrten und Spezialisten der Chemie165, wie sie nur sein könnte, ohne die Anwendung der Monaden und Atome auf die Dogmen der reinen, transzendentalen Metaphysik und ihre Verbindung und Beziehung zu „Göttern und intelligenten, bewussten Monaden“. Dank eines der höchsten ihrer europäischen Vertreter, befindet sich die Chemie gegenwärtig aber auf ihrem aufsteigenden Pfad. Es ist ihr nicht möglich, in jene Tage zurückzukehren, in denen der Materialismus seine Sub-Elemente als absolut einfache und homogene Körper betrachtete, die er in seiner Blindheit in den Rang von Elementen erhoben hatte. Die Maske wurde von einer allzu geschickten Hand entfernt, als dass eine neue Verkleidung irgendwie zu befürchten sei. Und nach Jahren der Pseudologie, der als Elemente auftrumpfenden Bastardmolekülen, hinter und jenseits von denen nichts sein konnte als Leere, fragt ein großer Professor der Chemie nochmals: „Was sind diese Elemente, woher kommen sie, was ist ihre Bedeutung? . . . . Diese Elemente verwirren uns in unseren Untersuchungen, durchkreuzen unsere Spekulationen und verfolgen uns selbst in unseren Träumen. Wie ein unbekanntes Meer erstrecken sie sich vor uns – spottend, mystifizierend und seltsame Offenbarungen und Möglichkeiten murmelnd.“ („Gen. of Elem.“, S. 1)

[SD # 622] Die Erben der ursprünglichen Offenbarungen lehrten diese „Möglichkeiten“ in allen Jahrhunderten, fanden aber niemals ein offenes Ohr. Kepler, Leibniz, Gassendi, Swedenborg etc. –, die ihnen eingegebenen Wahrheiten verbanden sie immer in der einen oder anderen voreingenommenen Richtung mit ihren eigenen Spekulationen und verzerrten sie infolgedessen. Doch jetzt dämmerte einem hervorragenden Professor der exakten Wissenschaft eine der großen Wahrheiten auf, und furchtlos verkündet er als fundamentales Axiom, dass sich die Wissenschaft mit den echten, einfachen Elementen bislang überhaupt nicht bekannt gemacht hat. Denn Prof. Crookes sagt seinen Zuhörern:

„Ich bringe lediglich eine lange ‘in der wissenschaftlichen Luft’ gelegene Idee formal zum Ausdruck, wenn ich zu behaupten wage, unsere allgemein anerkannten Elemente sind nicht einfach und ursprünglich, nicht zufällig entstanden und nicht auf planlose und mechanische Art erschaffen, sondern sie wurden aus einfacheren Materialien entwickelt – oder vielleicht tatsächlich aus einer einzigen Art von Materie. Die verdientesten Chemiker, Physiker, Philosophen erklären ausdrücklich ihre Überzeugung, die siebzig (oder in etwa so viele) Elemente unserer Lehrbücher seien nicht die Säulen des Herkules, über die hinaus zu dringen wir niemals hoffen dürfen.“ . . . „Philosophen der Gegenwart und der Vergangenheit – Männer, die sicherlich niemals in Laboratorien gearbeitet haben – erlangten dieselbe Anschauung von einer anderen Seite.“ So verzeichnet Herbert Spencer seine Überzeugung, dass ‘die chemischen Elemente aus den wahren oder physischen Atomen hervorgebracht sind durch Entwicklungsvorgänge unter Bedingungen, die hervorzubringen die Chemie bis jetzt noch nicht imstande gewesen ist’. . . . „Und der Dichter ist dem Philosophen zuvorgekommen. Von der Idee der Evolution durchdrungen, lässt Milton (‘Das verlorene Paradies’, Band V) den Erzengel Raphael zu Adam sagen, der Allmächtige schuf

. . . ‘ alle
Aus einem ersten Stoff mit mannigfacher
Gestaltung und verschied’nen Wesensgraden.’ ”

Nichtsdestoweniger verbliebe die „in der wissenschaftlichen Luft liegende Idee“ kristallisiert und wäre vielleicht noch viele Jahre lang nicht in dichte Atmosphäre des Materialismus und der profanen Sterblichen herabgestiegen, hätte nicht Prof. Crookes sie tapfer und furchtlos auf ihre einfachen Elemente zurückgeführt und so öffentlich der wissenschaftlichen Beachtung aufgezwungen. Plutarch sagt: „Eine Idee ist ein unkörperliches Wesen, das an sich selbst kein Dasein hat, aber der gestaltlosen Materie Gestalt und Form gibt und zur Ursache der Manifestation wird.“ („De Placit. Philos.“) Die von Avogadro in der alten Chemie hervorgebrachte Revolution war das erste Blatt in dem Buch der neuen Chemie. Crookes hat jetzt das zweite Blatt umgewendet und zeigt kühn auf das, was das Letzte sein könnte. Denn wenn das Protyl erst einmal akzeptiert und anerkannt sein wird – wie es auch dem unsichtbaren Ether erging, da beides sowohl logische als auch wissenschaftliche Notwendigkeiten sind – wird die Existenz der Chemie praktisch beendet sein: In ihrer Reinkarnation wird sie wiedererscheinen als neue Alchemie oder Metachemie. Der Entdecker der [SD # 623] strahlenden Materie wird mit der Zeit die archaischen arischen Werke über Okkultismus und selbst die Veden und Puranas gerechtfertigt haben. Denn was sind die geoffenbarte „Mutter“, der „Vater-Sohn-Gemahl“ (Aditi und Daksha, eine Form von Brahmâ, als die Schöpfer) und der „Sohn“ – die drei „Erstgeborenen“ – anderes als einfach Wasserstoff, Sauerstoff und das, was in seiner irdischen Manifestation Stickstoff genannt wird? Selbst die exoterischen Beschreibungen der „Erstgeborenen“-Dreiheit nennen sämtliche charakteristischen Eigenschaften dieser drei Gase. Priestley, der „Entdecker“ des Sauerstoffs oder von dem, was im fernsten Altertum bekannt war!

Aber die exoterischen indischen Bücher kamen selbst sämtlichen alten, mittelalterlichen und neuzeitlichen Dichtern und Philosophen zuvor. Descartes Plenum über in Teilchen differenzierte Materie; das ätherische Fluidum von Leibniz und das in seine Elemente aufgelöste „primitive Fluidum“ von Kant; Keplers Sonnenwirbel und sein System der Wirbel; kurz gesagt, von den vom Universalgemüt ins Leben gerufenen Urwirbeln über Anaxagoras bis herunter zu Galileo, Torricelli und Swedenborg und nach diesen bis hin zu den neuesten Spekulationen europäischer Mystiker – findet sich all das in den indischen Hymnen oder Mantras an die „Götter, Monaden und Atome“ in ihrer Fülle, denn sie sind untrennbar. In den esoterischen Lehren finden sich die transzendentalsten Vorstellungen vom Universum und seinen Geheimnissen und die (scheinbar) materialistischsten Spekulationen miteinander versöhnt, weil diese Wissenschaften den gesamten Plan der Evolution vom Geist zur Materie umfassen. Wie ein amerikanischer Theosoph erklärte: „Die Monaden (von Leibniz) können von einem Gesichtspunkt aus Kraft genannt werden, von einen anderen aus Materie. Für die okkulte Wissenschaft sind Kraft und Materie lediglich zwei Seiten derselben Substanz.“ („The Path“, Bd. 10, S. 297-8)

Der Leser erinnere sich an diese „Monaden“ von Leibniz, von denen eine jede ein lebendiger Spiegel des Universums ist und jede Monade alle anderen reflektiert. Er vergleiche diese Anschauung und Definition mit gewissen von Sir William Jones übersetzten Sanskrit-Stanzen (Shlokas), in denen gesagt wird, dass die schöpferische Quelle des Göttlichen Gemüts . . . „in einem Schleier tiefster Dunkelheit verborgen aus den Atomen der Welt Spiegel formte und auf jedes Atom einen Widerschein seines eigenen Angesichts warf. . . . .“

Professor Crookes erklärt: „Könnten wir zeigen, wie die sogenannten chemischen Elemente erzeugt wurden, wären wir in der Lage, eine gewaltige Kluft in unserem Wissen über das Universum zu schließen. . . .“ Und das ist die Antwort. Die theoretische Kenntnis ist in der esoterischen Bedeutung einer jeden indischen Kosmogonie in den Puranas enthalten; der praktische Nachweis dafür liegt in den Händen jener, die in diesem Jahrhundert nicht anerkannt werden, ausgenommen von einer sehr kleinen Minderheit. Die wissenschaftlichen Möglichkeiten der verschiedenen Entdeckungen, welche die exakte Wissenschaft unaufhaltsam zur Annahme der östlichen okkulten Anschauungen führen müssen, denn sie enthalten das gesamte zur Ausfüllung dieser „Lücken“ erforderliche Material, sind bis jetzt dem modernen Materialismus ausgeliefert. Nur in der Arbeit in der von Prof. Crookes eingeschlagenen Richtung [SD # 624] besteht überhaupt eine Hoffnung auf die Anerkennung einiger bisher okkulter Wahrheiten.

Wer sich danach sehnt, einen Blick auf ein praktisches Diagramm der Evolution der Urmaterie zu werfen, die sich unter dem Antrieb des zyklischen Gesetzes trennt und differenziert und dabei in eine siebenfältige Abstufung von Substanz teilt (nach der allgemeinen Auffassung), kann unterdessen nichts Besseres tun als die Tafeln zu studieren, die Crookes Vorlesung „Genesis of the Elements“ beigegeben sind und über einige Textpassagen gründlich nachzudenken. An einer Stelle (S. 11) sagt er:

„ . . . . Unsere Vorstellungen von chemischen Elementen haben sich erweitert. Bis jetzt wurde das Molekül als ein Aggregat von zwei oder mehr Atomen betrachtet und der architektonischen Gestaltung der Verbindung dieser Atome keinerlei Bedeutung beigemessen. Wir können in Erwägung ziehen, dass die Struktur eines chemischen Elements komplexer ist als bisher vermutet. Zwischen den Molekülen, mit denen wir uns für gewöhnlich in chemischen Reaktionen beschäftigen, und den ultimativen Atomen, so wie sie zuerst erschaffen wurden, kommen kleinere Moleküle oder Aggregate physischer Atome; außerdem unterscheiden sich die Submoleküle voneinander in Abhängigkeit davon, welche Position sie im Bauwerk des Yttriums einnehmen.“

Vielleicht lässt sich diese Hypothese vereinfachen, wenn wir uns das Yttrium durch ein Fünfschillingstück dargestellt denken. Durch chemische Spaltung habe ich es in fünf separate Schillinge geteilt und finde, dass diese Schillinge keine Ebenbilder sind, sondern dass ihnen, wie bei den Kohlenstoffatomen im Benzolring, das Siegel ihre Lage 1, 2, 3, 4, 5 eingeprägt ist. . . . Wenn ich meine Schillinge in den Schmelztiegel werfe oder sie chemisch auflöse, verschwindet die Prägung und sie erweisen sich alle als Silber.“ . . .

Das Gleiche trifft auf alle Atome und Moleküle zu, die sich aus ihren zusammengesetzten Formen und Körpern gelöst haben – wenn das Pralaya beginnt. Kehrt man den Fall um und stellt sich das Heraufdämmern eines neuen Manvantaras vor, wird sich das reine „Silber“ des absorbierten Materials erneut in Substanz separieren, die „Göttliche Wesenheiten“ hervorbringen wird, deren „Prinzipien“166 die Urelemente sind, die Subelemente, die physischen Energien und die subjektive und die objektive Materie; oder, kurz gesagt, Götter, Monaden und Atome. Wenn wir einen Augenblick lang die metaphysische oder transzendentale Seite der Frage außer Acht lassen – indem wir in der gegenwärtigen Überlegung von den übersinnlichen und intelligenten Wesen und Entitäten absehen, an die Kabbalisten und Christen glauben – und uns der atomistischen Theorie der Evolution zuwenden, so finden sich die okkulten Lehren von der exakten Wissenschaft und deren Bekenntnisse noch bekräftigt, wenigstens insofern die angenommenen „einfachen“ Elemente in Betracht kommen. Diese finden sich jetzt plötzlich [SD # 625] zu armen und entfernten Verwandten – ja nicht einmal Vettern zweiten Grades der Letzteren – erniedrigt. Denn Prof. Crookes sagt:

„Bisher wurde angenommen, dass, wenn das von unterschiedlichen Beobachtern bestimmte Atomgewicht eines Metalls immer konstant ist, obwohl sie von verschiedenen Zusammensetzungen ausgingen, . . . dann muss ein solches Metall mit Recht seinen Platz in der Reihe der einfachen oder elementaren Körper einnehmen. Wir lernen, . . . dass das nicht länger der Fall ist. Noch einmal, wir haben hier Räder innerhalb von Rädern. Gadolinium ist kein Element, sondern eine Verbindung. . . Wir haben gezeigt, dass Yttrium ein aus fünf oder mehr neuen Bestandteilen bestehender Komplex ist. Und wer wird es wagen zu bestreiten, dass jeder dieser Bestandteile noch weiter unterteilt werden kann, wenn man sie auf eine andere Art in Angriff nimmt und das Ergebnis einer noch feineren und eindringlicheren Untersuchung unterzieht als mit der Spektroskopie luminiszierender Materie? Wo ist nun das wirkliche, ultimative Element? Mit jedem Schritt, den wir vorankommen, weicht es zurück, so wie die Tantalusqualen bringenden Seen und Haine der Fata Morgana, die der ermattete und durstige Reisende in der Wüste sieht. Sollten wir in unserer Suche nach Wahrheit derart betrogen und behindert werden? Die bloße Vorstellung eines Elementes als etwas absolut Primäres und Endgültiges scheint immer unbestimmter und unbestimmter zu werden. . . . “ (S. 16)

In Isis Unveiled“, Bd. I, S. 429, sagten wir: „Dieses Geheimnis der ersten Schöpfung, an dem die Wissenschaft immer verzweifelte, ist unergründlich, wenn sie (die Wissenschaftler) nicht die Lehre von Hermes akzeptieren. Sie werden den Fußstapfen der Hermetiker folgen müssen.“ Unsere Prophezeiung beginnt, sich selbst zu erfüllen.

Aber es gibt einen Mittelweg sowie einen Mittelpunkt zwischen Hermes und Huxley. Mögen die Wissenschaftler nur halben Weges eine Brücke schlagen und ernsthaft über die Theorien von Leibniz nachdenken. Wir haben gezeigt, dass unsere Theorien in Bezug auf die Evolution der Atome – deren letzte Bildung zu zusammengesetzten, chemischen Molekülen innerhalb unserer irdischen Werkstätten und der Atmosphäre der Erde und nirgendwo anders bewirkt wird – seltsam übereinstimmen mit der auf Crookes Schautafeln dargestellten Evolution der Atome. In diesem Band wurde bereits mehrere Male festgestellt, dass Marttanda (die Sonne) sich gemeinsam mit ihren sieben kleineren Brüdern aus dem Schoß ihrer Mutter (Aditi) entwickelte und aggregierte. Dieser Schoß ist die Prima Mater-ie – das ursprüngliche Protyl des Vortragenden. Die esoterischen Lehren unterrichten die Existenz „einer vorausgehenden Energieform, die periodische Zyklen von Ebbe und Flut, von Ruhe und Aktivität aufweist“ (S. 21) – und siehe, ein großer wissenschaftlicher Gelehrter fordert jetzt die Welt auf, genau das als eines der Postulate anzunehmen. Wir haben gezeigt, wie die feurige und heiße „Mutter“ allmählich kühl und strahlend wird, und derselbe Gelehrte erhebt als sein zweites Postulat scheinbar die wissenschaftliche Notwendigkeit „eines inneren Vorgangs, der Abkühlung verwandt, der langsam im Protyl stattfindet“. Die okkulte Wissenschaft lehrt, dass die „Mutter“ (während des Pralayas) in der Unendlichkeit als die große Tiefe ausgebreitet liegt, als die „trockenen Wasser des Raumes“, nach der wunderlichen Ausdrucksweise des Katechismus, und [SD # 626] erst nach der Trennung und der Bewegung Narayanas über ihr Antlitz nass wird, des „Geistes“, der die unsichtbare Flamme ist, die niemals brennt, aber alles, was sie berührt, entzündet und ihm Leben und Erschaffung schenkt.167 Und nun sagt uns die Wissenschaft, „das erstgeborene Element, . . . der engste Verwandte des Protyls“, . . . ist „Wasserstoff, . . . eine Zeitlang die einzig existierende Form der Materie“ im Universum. Was sagt die alte Wissenschaft? Sie antwortet: Ganz richtig; aber wir würden Wasserstoff und Sauerstoff (der in der „Mutter“ das Lebensfeuer erbrütet“) in den prägenetischen und selbst in den prägeologischen Zeitaltern Geist nennen, das Noumenon dessen, was in seiner gröbsten Form auf der Erde zu Sauerstoff und Wasserstoff und Stickstoff wird – wobei Stickstoff nicht göttlichen Ursprungs ist, sondern lediglich ein erdgeborener Zement zur Verbindung anderer Gase und Flüssigkeiten, der als Schwamm dient, um den Atem des Lebens in sich zu tragen – die reine Luft.168 Bevor diese Gase und Flüssigkeiten zu dem werden, was sie in unserer Atmosphäre sind, sind sie interstellarer Ether; noch davor und auf einer tieferen Ebene – werden sie zu etwas anderem und so fort ad infinitum. Der hervorragende und gelehrte Herr muss eine Okkultistin entschuldigen, dass sie ihn so ausführlich zitiert; aber das ist die Strafe für ein Mitglied der Royal Society, das sich dem Bereich des heiligen Tempels der okkulten Mysterien so stark annähert, dass es praktisch die verbotenen Grenzen überschreitet.

Aber es ist Zeit, die moderne Naturwissenschaft zu verlassen und sich der psychologischen und metaphysischen Seite der Frage zuzuwenden. Wir möchten lediglich anmerken, dass den „beiden sehr vernünftigen Postulaten“, die der bedeutende Vertragende aufstellte, um „einen Blick auf einige wenige der Geheimnisse zu erhaschen, die so dunkel verborgen liegen“ hinter „dem Tor zum Unbekannten“ – ein drittes hinzugefügt werden sollte169 –, um Angriffe darauf zu vermeiden, und zwar das Postulat, dass Leibniz mit seinen Spekulationen auf dem festen Boden von Tatsache und Wahrheit stand. Die bewunderungswürdige und gedankenvolle Synopsis dieser Spekulationen – wie sie John Theodore Merz in seinem „Leibniz“ liefert – zeigt, wie nahe er den verborgenen Geheimnissen der esoterischen Theogonie mit seiner Monadologie gekommen war. Und doch hat sich dieser Philosoph in seinen Spekulationen kaum über die ersten Ebenen, die niedrigeren Prinzipien des großen, kosmischen Körpers erhoben. Keine luftigeren Höhen als das manifestierte Leben, das Selbstbewusstsein und die Intelligenz erreicht seine Theorie, und sie lässt die Gebiete der früheren nachgenetischen Mysterien unberührt, da sein etherisches Fluidum postplanetarisch ist.

Dieses dritte Postulat wird von den modernen [SD # 627] Wissenschaflern jedoch kaum akzeptiert werden, und wie Descartes werden sie es vorziehen, sich an die Eigenschaften äußerer Dinge wie der Ausdehnung zu halten, die das Phänomen der Bewegung nicht erklären können – anstatt Letztere als unabhängige Kraft zu akzeptieren. Sie werden sich in dieser Generation niemals gegen Descartes stellen, noch werden sie zugestehen, dass „diese Eigenschaft der Trägheit keine rein geometrische Eigenschaft ist, dass sie auf das Dasein von etwas in den äußeren Körpern hinweist, das nicht die bloße Ausdehnung ist.“ Diese Idee stammt von Leibniz, wie sie von Merz analysiert wird, der hinzufügt, dass Leibniz dieses Etwas Kraft nannte und behauptete, dass äußere Dinge mit Kraft begabt seien und dass sie, um die Träger dieser Kraft sein zu können, eine Substanz besitzen müssen, denn sie sind keine leblosen und trägen Massen, sondern die Mittelpunkte und Träger der Form, eine rein esoterische Behauptung, nachdem Kraft bei Leibniz ein aktives Prinzip war und die Trennung zwischen Gemüt und Materie durch diese Schlussfolgerung verschwindet. Aber:

„Die mathematischen und dynamischen Untersuchungen von Leibniz hätten im Denken eines rein wissenschaftlichen Fragestellers nicht zu demselben Ergebnis geführt. Leibniz war jedoch kein Wissenschaftler im modernen Sinn des Wortes. Wäre er das gewesen, hätte er wahrscheinlich den Begriff der Energie ausgearbeitet und die Ideen von Kraft und mechanischer Arbeit mathematisch definiert und wäre zu dem Schluss gelangt, dass es selbst für rein wissenschaftliche Zwecke wünschenswert ist, Kraft nicht als eine ursprüngliche Größe, sondern als aus irgendeinem anderen Wert abgeleitet zu betrachten.“

Doch zum Glück für die Wahrheit:

„Leibniz war Philosoph; und als solcher hatte er gewisse Grundprinzipien, die ihn zugunsten gewisser Schlussfolgerungen beeinflussten, und er wendete diese Grundprinzipien sofort auf seine Entdeckung an, dass äußere Dinge mit Kraft begabte Substanzen sind. Einer dieser Grundsätze war das Gesetz der Kontinuität, die Überzeugung, die ganze Welt sei miteinander verbunden, und es existierten keine nicht überbrückbaren Lücken und Klüfte. Der Kontrast ausgedehnter, denkender Substanzen war ihm unerträglich. Die Definition ausgedehnter Substanzen war bereits unhaltbar geworden: Es war nur natürlich, dass eine ähnliche Untersuchung zur Definition des Denkens, der denkenden Substanz, angestrengt wurde. . . “

So unvollständig und fehler­haft sie vom Standpunkt des Okkultismus auch sein mögen, beweisen die von Leibniz aufgestellten Einteilungen einen Geist metaphysischer Intuition, an den kein Wissenschaftler jemals heranreichte, nicht Descartes, ja nicht einmal Kant. Für Leibniz existierte immer eine unendliche Abstufung des Denkens. Lediglich ein kleiner Teil der Inhalte unseres Denkens, sagte er, erhebt sich in die Klarheit der Wahrnehmung, „in das Licht vollkommenen Bewusstseins“. Viele verbleiben in einem verworrenen oder dunklen Zustand, in einem Zustand der „Perzeptionen“; doch sie existieren; . . . Descartes stritt den Tieren eine Seele ab; Leibniz gestand, den Okkultisten gleich, „der gesamten Schöpfung mentales Leben zu, das ihm zufolge zu unendlichen Abstufungen fähig ist“. Und [SD # 628] das, wie Merz mit Recht bemerkt, „erweiterte mit einem Mal den Bereich des mentalen Lebens, indem es den Gegensatz zwischen belebter und unbelebter Materie zerstörte; und noch mehr – es wirkte auf die Vorstellung der Materie zurück, der ausgedehnten Substanz. Denn es wurde offenbar, dass äußere oder materielle Dinge lediglich unseren Sinnen die Eigenschaft der Ausdehnung darboten, nicht aber unserer Denkfähigkeit. Um geometrische Flächen zu berechnen, war der Mathematiker dazu gezwungen sie in eine unendliche Anzahl unendlich kleiner Teile zu zerlegen, und der Physiker betrachtete die Materie als grenzenlos in Atome teilbar. Die Masse, mit der äußere Dinge den Raum zu erfüllen schienen, war eine lediglich durch die Grobheit unserer Sinne erlangte Eigenschaft . . . Leibniz verfolgte diese Argumente bis zu einem bestimmten Punkt, konnte sich aber nicht mit der Annahme zufrieden geben, die Materie sei aus einer endlichen Anzahl sehr kleiner Teile zusammengesetzt. Sein mathematischer Verstand zwang ihn, die Argumentation ad infinitum fortzuführen. Und was wurde dabei aus den Atomen? Sie verloren ihre Ausdehnung und behielten lediglich ihre Eigenschaft des Widerstandes; sie waren die Kraftzentren. Sie wurden zu mathematischen Punkten reduziert . . . aber wenn ihre Ausdehnung im Raum auch Null entsprach, so war doch ihr inneres Leben umso voller. In der Annahme, die innere Existenz, wie die des menschlichen Gemütes, sei eine neue Dimension, nicht eine geometrische, sondern eine metaphysische Dimension . . . begabte Leibniz, nachdem er die geometrische Ausdehnung der Atome auf Null reduziert hatte, dieselbe mit einer unendlichen Ausdehnung in der Richtung ihrer metaphysischen Dimension. Nachdem man sie in der Welt des Raumes aus dem Auge verloren hat, muss das Denken gewissermaßen in eine metaphysische Welt eintauchen, um die wirkliche Wesenheit dessen zu finden und zu erfassen, was im Raum lediglich als mathematischer Punkt erscheint. . . . Wie ein auf seiner Spitze stehender Kegel, oder wie eine lotrechte Gerade, die eine horizontale Ebene nur in einem mathematischen Punkt schneidet, sich aber in Höhe und Tiefe ins Unendliche erstrecken kann, besitzen die Wesenheiten realer Dinge in dieser physischen Raumwelt lediglich eine punktförmige Existenz. Doch in der metaphysischen Gedankenwelt besitzen sie eine unendliche Tiefe inneren Lebens . . .“ (S. 144).

Das ist der Geist, die eigentliche Wurzel der okkulten Lehre und Denkweise. „Geist-Materie“ und „Materie-Geist“ erstrecken sich in unendliche Tiefen, und wie die „Essenz der Dinge“ von Leibniz findet sich unsere Wesenheit wirklicher Dinge in der siebten Tiefe; indes liegt die nicht reale und grobe Materie der Wissenschaft und der äußeren Welt am niedrigsten Ende unserer wahrnehmenden Sinne. Der Okkultist kennt den Wert oder die Wertlosigkeit der Letzteren.

Jetzt muss dem Schüler der grundlegende Unterschied zwischen dem System von Leibniz170 und dem der okkulten Philosophie in Bezug auf die Frage der Monaden aufgezeigt werden, und dazu wollen wir mit seiner Monadologie beginnen. Es kann richtigerweise festgestellt werden, dass das Wesen und der Geist der Esoterischen Philosophie zum Vorschein kämen, würden die Systeme von Leibniz und von Spinoza miteinander [SD # 629] versöhnt. Aus der Erschütterung der beiden – zum Kartesischen System in Opposition stehend – tauchen die Wahrheiten der archaischen Lehre empor. Beide lehnen die Metaphysik von Descartes ab. Seine Idee vom Gegensatz der beiden Substanzen – der Ausdehnung und des Denkens – die voneinander wesentlich verschieden und nicht aufeinander zurückführbar sind, erscheint ihnen zu willkürlich und zu unphilosophisch. So machte Leibniz aus den beiden kartesischen Substanzen zwei Attribute der einen universalen Einheit, in der er Gott sah. Spinoza anerkannte nur eine universale, unteilbare Substanz, ein Absolutes Alles, Parabrahman vergleichbar. Leibniz nahm im Gegensatz dazu die Existenz einer Vielheit von Substanzen wahr. Für Spinoza war nur Eines; für Leibniz eine Unendlichkeit von Wesen, aus und in dem Einen. Während also beide lediglich eine wirkliche Entität zuließen, teilte Leibniz seine persönliche Gottheit in eine Anzahl von göttlichen und halbgöttlichen Wesen auf, während Spinoza sie als unpersönlich und unteilbar definierte. Spinoza war ein subjektiver, Leibniz ein objektiver Pantheist, aber beide waren in ihren intuitiven Wahrnehmungen große Philosophen.

Würden nun diese beiden Lehren miteinander verbunden und jede durch die andere korrigiert – und vor allem das Unkraut der Persönlichkeit aus der Einen Wirklichkeit gejätet –, bliebe als Gesamtsumme der wahre Geist der Esoterischen Philosophie in ihnen übrig; die unpersönliche, eigenschaftslose, absolute göttliche Wesenheit, die kein Wesen“ ist, sondern die Wurzel aller Wesen. Zieht in eurem Denken eine klare Linie zwischen der immer unerkennbaren Wesenheit und der ebenso unsichtbaren, jedoch erfassbaren Gegenwart (Mulaprakriti) oder Shekinah, jenseits deren und durch die hindurch der Klang des Verbums schwingt, und aus der heraus die zahllosen Hierarchien intelligenter Egos evolvieren, bewusster und halbbewusster, perzeptiver und apperzeptiver Wesen, deren Essenz spirituelle Kraft ist, deren Substanz die Elemente und deren Körper (wenn benötigt) die Atome sind – und unsere Lehre ist da. Denn, sagt Leibniz: „Da das ursprüngliche Element eines jeden materiellen Körpers Kraft ist, die keinerlei Merkmale der (objektiven) Materie aufweist – können wir sie uns vorstellen, sie kann aber niemals Gegenstand irgendeiner fantasievollen Darstellung sein.“ Für ihn waren somit nicht die notwendigerweise mehr oder weniger ausgedehnten materiellen Atome oder Moleküle wie die von Epikur und Gassendi das ursprüngliche und schließliche Element in jedem Körper und Gegenstand, sondern, wie Merz zeigt, immaterielle und metaphysische Atome, ‘mathematische Punkte’; oder wirkliche Seelen – wie von Henri Lachelier (Professor für Philosophie) erklärt wird, seinem französischen Biografen. „Was außerhalb von uns auf eine absolute Weise existiert, das sind Seelen, deren Wesenheit Kraft ist.“ („Monadologie“, Einleitung)

Somit ist die Wirklichkeit in der manifestierten Welt aus einer Einheit von Einheiten zusammengesetzt, sozusagen, immateriell (von unserem Standpunkt) und unendlich. Diese nennt Leibniz „Monaden“, die östliche Philosophie „Jivas“ – und wie die Kabbalisten und alle Christen gibt ihnen auch der Okkultismus unterschiedliche Namen. [SD # 630] Wie für Leibniz sind sie auch für uns der Ausdruck des Universums171, und jeder physische Punkt ist lediglich der phänomenale Ausdruck des noumenalen, metaphysischen Punktes. Seine Unterscheidung zwischen Perzeption und Apperzeption ist der philosophische, wenn auch undeutliche Ausdruck der esoterischen Lehren. Seine „reduzierten Universen“, deren „es so viele gibt wie Monaden“ – sind die chaotische Darstellung unseres siebenfältigen Systems mit seinen Teilungen und Unterteilungen.

In welcher Beziehung stehen nun seine Monaden zu unseren Dhyan Chohans, kosmischen Geistern, Devas und Elementalen? Dazu geben wir kurz die Auffassung eines gelehrten und gedankenvollen Theosophen über diesen Gegenstand wieder, H. A. Bjerregaard. Vor der „Aryan Theosophical Society von New York“ hielt er einen ausgezeichneten Vortrag (siehe „The Path“, Nr. 10 und 11, Jan. und Febr. 1887) „Über die Elementale, die Elementargeister und die Beziehung zwischen ihnen und den menschlichen Wesen“; dort formuliert Bjerregaard seine Meinung mit anschaulichen Worten. . . . . „Für Spinoza ist Substanz tot und inaktiv, aber für den durchdringenden Verstand von Leibniz ist alles lebendige Aktivität und aktive Energie. Indem er diese Meinung vertritt, kommt er dem Orient unendlich näher als alle anderen Denker seiner Zeit und nach ihm. Seine Entdeckung, dass eine aktive Energie die Wesenheit der Substanz bildet, ist ein Prinzip, das ihn in unmittelbare Verwandtschaft mit den Sehern des Ostens bringt.

Und der Vortragende zeigt weiter, dass für Leibniz Atome und Elemente Kraftzentren sind, oder vielmehr „spirituelle Wesen, deren eigentliche Natur das Wirken ist“, denn sie wirken nicht mechanisch, sondern aus einem inneren Prinzip. Sie sind unkörperliche, spirituelle Einheiten („wesenhaft“ zwar, jedoch nicht immateriell in unserem Sinn), keinerlei Veränderung von außen unterworfen und von keiner äußeren Kraft zerstörbar. Die Monaden von Leibniz, führt der Vortragende weiter aus, „unterscheiden sich von Atomen in den folgenden Besonderheiten, die zu beachten für uns sehr wichtig ist, da wir andernfalls nicht imstande sein werden, den Unterschied zwischen Elementalen und bloßer Materie zu erkennen.“ . . . . „Atome unterscheiden sich nicht voneinander, der Qualität nach sind sie gleichartig; qualitativ jedoch unterscheidet sich jede Monade von allen anderen, und jede Monade ist eine besondere Welt für sich selbst. Nicht so die Atome; sie sind quantitativ und qualitativ absolut gleich, und besitzen selbst keine Individualität.172 Noch einmal, die Atome (vielmehr [SD # 631] die Moleküle) der materialistischen Philosophie können als ausgedehnt und teilbar betrachtet werden, während die Monaden bloße mathematische Punkte und unteilbar sind. Schließlich, und das ist ein Punkt, in dem diese Monaden von Leibniz den Elementalen der mystischen Philosophie sehr ähneln, sind diese Monaden repräsentative Wesen. Jede Monade reflektiert alle anderen. Jede Monade ist innerhalb ihrer eigenen Sphäre ein lebendiger Spiegel des Universums. Und das sollte beachtet werden, denn davon hängt die Kraft ab, die diese Monade besitzt, und davon hängt das Werk ab, die sie für uns tun kann; indem sie die Welt widerspiegeln, sind die Monden nicht bloß passive, reflektierende Stellvertreter, sondern spontan selbst-aktiv; sie bringen die Bilder spontan hervor, so wie die Seele einen Traum. In jeder einzelnen Monade kann der Adept daher alles lesen, selbst die Zukunft. Jede Monade oder jedes Elemental ist ein sprechender Spiegel. . .“

An diesem Punkt kollabiert die Philosophie von Leibniz. Es ist weder berücksichtigt noch wird ein Unterschied gemacht zwischen der „Elemental“-Monade und der eines hohen Planetengeistes oder auch nur der menschlichen Monade oder Seele. Er geht sogar so weit manchmal zu bezweifeln, ob „Gott jemals irgendetwas anderes gemacht hat als Monaden oder dimensionslose Substanzen“ („Examen des principes du P. Malebranche“). Wie er wiederholt feststellt, unterscheidet er zwischen Monaden und Atomen,173 weil „Körper mit all ihren Eigenschaften lediglich phänomenal sind, gleich dem Regenbogen. . . . Corpora omnia cum omnibus qualitatibus suis non sunt aliud quam phaenomena bene fundata ut Iris“ (Brief an Pater Desbosses, „Correspondence“, Brief xviii) – doch bald darauf findet er eine Berücksichtigung dafür in einer substanziellen Entsprechung, einem gewissen metaphysischen Band zwischen den Monaden – einem vinculum substantiale. Obwohl sie das objektive Universum und alles in ihm als Maya, als temporäre Illusion betrachtet, macht die einen objektiven Idealismus lehrende Esoterische Philosophie für die Dauer dieser Illusion einen praktischen Unterschied zwischen kollektiver Illusion, Maha-Maya, vom rein metaphysischen Standpunkt, und den objektiven Beziehungen in derselben zwischen verschiedenen bewussten Egos. Der Adept mag daher die Zukunft in einer elementalen Monade lesen, aber er muss zu diesem Zweck eine große Anzahl von ihnen zusammenziehen, weil jede Monade lediglich einen Teil des Reiches darstellt, zu dem sie gehört. „Nicht im Objekt, sondern in der Modifikation der Erkenntnis des Objektes sind die Monaden beschränkt. Unbestimmt erstrecken sie sich alle auf das Unendliche, auf das Ganze, aber sie sind beschränkt und unterscheiden sich durch den individuellen [SD # 632] Grad ihrer Wahrnehmungsfähigkeit.“ (§ 60, „Monadologie“)174 Und wie Leibniz erklärt: „Alle Teile des Universums werden in den Monaden unterschiedlich dargestellt, aber einige sind in der einen Monade reflektiert, einige in der anderen.“ Und doch könnte eine Anzahl von Monaden gleichzeitig die Gedanken der zwei Millionen Einwohner von Paris darstellen.

Doch was sagen die okkulten Wissenschaften dazu, und was fügen sie hinzu?

Sie sagen, dass das, was von Leibniz zusammenfassend als Monaden bezeichnet wird, bei oberflächlicher Betrachtungsweise und Außerachtlassung jeglicher Unterteilung für den Augenblick175 in drei verschiedene Scharen eingeteilt werden kann. Von den höchsten Ebenen nach unten gezählt sind das erstens „Götter“ oder bewusste spirituelle Egos; die intelligenten Architekten, die dem Plan im Göttlichen Gemüt folgen; darauf folgen die Elementale oder Monaden, die kollektiv und unbewusst die großen universalen Spiegel bilden von allem, was mit ihren betreffenden Reichen in Verbindung steht; schließlich die Atome oder materiellen Moleküle, die ihrerseits von ihren apperzeptiven Monaden beseelt werden, gerade so wie jede Zelle im menschlichen Körper beseelt ist (siehe die abschließenden Seiten von Band I). Es gibt Schwärme solcher beseelter Atome, die ihrerseits die Moleküle beseelen; eine Unendlichkeit von Monaden oder eigentlich Elementalen, und zahllose spirituelle Kräfte – monadenlos, denn sie sind reine Unkörperlichkeiten,176 ausgenommen unter gewissen Gesetzen, wenn sie eine nicht notwendigerweise menschliche Form annehmen. Woher kommt die Substanz, die sie bekleidet – der sichtbare Organismus, den sie um ihre Zentren herum evolvieren? Die formlosen („Arupa“) Ausstrahlungen, die in der Harmonie des universalen Willens existieren und das sind, was wir die Ansammlung oder die Gesamtheit des kosmischen Willens auf der Ebene des subjektiven Universums nennen, vereinigen gemeinsam eine Unendlichkeit von Monaden – eine jede der Spiegel ihres eigenen Universums – und individualisieren [SD # 633] zunächst jeweils einen unabhängigen Geist, allwissend und universal; und mittels desselben Vorganges magnetischer Aggregation schaffen sie für sich selbst aus den interstellaren Atomen objektive, sichtbare Körper. Denn die assoziierten oder dissoziierten, einfachen oder komplexen Atome und Monaden sind vom Augenblick ihrer ersten Differenzierung an lediglich die körperlichen, seelischen oder spirituellen Prinzipien der „Götter“, die selbst wiederum die Ausstrahlungen der Urnatur sind. So stellen sich dem Auge des Sehers die höheren planetarischen Mächte unter zwei Aspekten dar: dem subjektiven – als Einflüsse, und dem objektiven – als mystische Formen, die unter dem karmischen Gesetz zu einer Gegenwart werden, da Geist und Materie eins sind, wie wiederholt festgestellt wurde. Geist ist Materie auf der siebten Ebene; Materie ist Geist – auf dem niedrigsten Punkt seiner zyklischen Aktivität; und beide – sind Maya.

Im Okkultismus werden die Atome „Schwingungen“ genannt; und auch „Ton“ – kollektiv. Das widerspricht nicht Tyndalls wissenschaftlicher Entdeckung. Er verfolgte die ganze Reihe der atmosphärischen Schwingungen auf der unteren Sprosse der Leiter monadischen Daseins – und diese bildet den objektiven Teil der natürlichen Prozesse. Er verfolgte die Geschwindigkeit ihrer Bewegung und Übertragung und zeichnete sie auf; die Kraft ihres Impulses; die Erzeugung von Schwingungen des Trommelfells und ihre Übertragung auf das Gehörknöchelchen etc. etc., bis der Gehörnerv zu schwingen beginnt – und das ist der Anfang eines neuen Phänomens, die subjektive Seite des Vorgangs oder die Empfindung des Tons. Nimmt er sie wahr oder sieht er sie? Nein; denn sein Fach ist die Erforschung des Verhaltens der Materie. Aber warum sollte ein Sensitiver sie nicht sehen, ein spiritueller Seher, dessen inneres Auge geöffnet ist, einer der durch den Schleier der Materie hindurchsehen kann? Die Wellen und Schwingungen der Wissenschaft werden allesamt von Atomen hervorgerufen, die ihre Moleküle von innen heraus zur Aktivität antreiben. Atome füllen die Unermesslichkeit des Raumes, und durch ihre beständige Schwingung sind sie Bewegung, die die Räder des Lebens beständig in Gang hält. Dieses innere Werk bringt das als Korrelation der Kräfte bezeichnete Naturphänomen hervor. Nur steht am Ursprung einer jeden derartigen „Kraft“ das bewusste, leitende Noumenon derselben – Engel oder Gott, Geist oder Dämon – herrschende Mächte, jedoch immer das Gleiche.

Den Beschreibungen jener Seher zufolge – welche die Bewegung der interstellaren Schwärme beobachten und ihnen in ihrer Evolution hellsehend folgen können – sind sie blendend hell, wie Stäubchen jungfräulichen Schnees im strahlenden Sonnenlicht. Sie bewegen sich schneller als Gedanken, so rasch, dass kein sterbliches, körperliches Auge ihnen folgen könnte, und so gut es aus der unglaublichen Geschwindigkeit ihres Laufs geschlossen werden kann, ist ihre Bewegung kreisförmig. . . . . Steht man in offenem Gelände, insbesondere auf einer Bergspitze, und blickt in das weite Gewölbe darüber und in die Unendlichkeit des Raumes ringsum, so scheinen sie die gesamte Atmosphäre lichterloh in Brand zu setzen, die Luft durchtränkt von diesem blendenden Glanz. Ab und an erzeugt die Kraft ihrer Bewegung Lichtausbrüche [SD # 634] wie die Nordlichter der Aurora Borealis. Der Anblick ist so wunderbar, dass der Seher, wenn er in diese innere Welt blickt und spürt, wie die funkelnden Punkte an ihm vorbeischießen, mit tiefer Ehrfurcht erfüllt ist bei dem Gedanken an weitere, noch größere Geheimnisse, die jenseits und innerhalb dieses strahlenden Ozeans liegen. . . . .

So unvollkommen und unvollständig diese Erklärung über „Götter, Monaden und Atome“ auch ist, so bleibt doch die Hoffnung bestehen, dass einige Gelehrte und zumindest Theosophen fühlen werden, dass in der Tat eine enge Verwandtschaft bestehen könnte zwischen der materialistischen Wissenschaft und dem Okkultismus, welcher die Ergänzung und die der Wissenschaft fehlende Seele ist.

XVI
Zyklische Evolution und Karma

Die spirituelle Evolution des inneren, unsterblichen Menschen bildet die Grundlehre der okkulten Wissenschaften. Um einen solchen Vorgang auch nur entfernt zu verstehen, muss der Schüler (a) an das eine, von der Materie unabhängige (oder von dem, was die Wissenschaft als Materie betrachtet) Universale Leben und (b) an die individuellen Intelligenzen glauben, welche die verschiedenen Manifestationen dieses Prinzips beseelen. Huxley glaubt nicht an die „Lebenskraft“, andere Gelehrte dagegen schon. Dr. J. Hutchison Stirlings Werk „As Regards Protoplasm“ hat in Bezug auf diese dogmatische Ablehnung nicht wenig Schaden angerichtet. Auch Professor L. S. Beale optiert für ein Lebensprinzip, und Dr. B. W. Richardsons Vorlesungen „Theory of a Nervous Ether“ wurden oft genug zitiert. Somit sind die Ansichten geteilt.

Das Eine Leben steht in enger Beziehung zu dem einen Gesetz, das die Welt des Seins beherrscht – Karma. Exoterisch bedeutet Karma einfach und wörtlich „Handlung“ oder vielmehr eine „Wirkungen hervorbringende Ursache“. Esoterisch ist es eine ganz andere Sache in seinen weitreichenden moralischen Wirkungen. Es ist das unfehlbare Gesetz der Vergeltung. Wer den wirklichen Sinn, die Eigenschaften und die fruchtbare Bedeutung dieses ewigen, unveränderlichen Gesetzes nicht kennt, wird auch die Erklärung nicht verstehen, dass die theologische Definition einer persönlichen Gottheit keinerlei Vorstellung von diesem unpersönlichen, aber immer gegenwärtigen und aktiven Prinzip liefern kann. Es kann auch nicht als Vorsehung bezeichnet werden. Denn die Vorsehung erfreut sich bei den Theisten (zumindest bei den protestantischen Christen) eines persönlichen, männlichen Geschlechts, während sie bei den römischen Katholiken eine weibliche Kraft darstellt. „Göttliche Vorsehung mildert Seine Segnungen, um so deren Wirkungen sicherzustellen“, sagt uns Wogan. In der Tat, „Er“ mildert sie, was Karma – ein geschlechtsloses Prinzip – nicht tut.

In den ersten beiden Teilen wurde gezeigt, dass Svabhavat, „die veränderliche Strahlung der in Ewigkeit unbewussten Unveränderlichen Dunkelheit“, bei jeder neuen Wiedergeburt des Kosmos beim ersten Aufflackern [SD # 635] des wiedererstehenden Lebens aus einem inaktiven Zustand in einen Zustand intensiver Aktivität übergeht; dass es sich differenziert und dann durch diese Differenzierung sein Werk beginnt. Und dieses Werk ist Karma.

Die Zyklen dienen ebenfalls den von dieser Aktivität hervorgebrachten Wirkungen. „Das eine kosmische Atom wird auf der Ebene der Materie zu sieben Atomen, und jedes einzelne wird in ein Energiezentrum umgewandelt; dasselbe Atom wird auf der Ebene des Geistes zu sieben Strahlen und die sieben aus der Wurzelwesenheit ausstrahlenden schöpferischen Kräfte der Natur . . . . sie folgen dem Pfad, eine dem rechten, die andere dem linken, bis zum Ende des Kalpas voneinander getrennt und doch in enger Umarmung. Was verbindet sie? Karma.“ Die vom Zentralpunkt ausströmenden Atome bringen ihrerseits neue Energiezentren hervor, die unter Fohats mächtigem Atem ihr Werk von innen nach außen beginnen und ihrerseits andere, kleinere Zentren vervielfachen. Im Verlauf der Evolution und Involution bilden wiederum diese die Wurzeln oder entwickeln Ursachen für neue Wirkungen, von Welten und „Menschen tragenden“ Globen bis hinab zu Gattungen, Arten und Klassen aller sieben Reiche177 (von welchen wir nur vier kennen). Denn „die gesegneten Arbeiter erreichten Thyan-kam in der Ewigkeit“ (Buch der „Aphorismen des Tson-ka-pa“).

„Thyan-kam“ ist die Macht oder das Wissen, die Antriebe der kosmischen Energie in die richtige Richtung zu lenken.

Der wahre Buddhist, der weder einen „persönlichen Gott“ noch irgendeinen „Vater“ und „Schöpfer des Himmels und der Erde“ anerkennt, glaubt doch an ein Absolutes Bewusstsein, „Adi-Buddhi“; und der buddhistische Philosoph weiß, dass es Planetengeister gibt, die „Dhyan Chohans“. Aber wenn er auch „spirituelle Leben“ zugesteht, sind doch selbst diese, da sie in der Ewigkeit temporär sind, seiner Philosophie nach „die Maya des Tages“, die Illusion eines „Tages Brahmâs“, eines kurzen Manvantaras von 4.320.000.000 Jahren. „Yin-Sin“ ist für die menschliche Spekulation nicht geeignet, denn Buddha der Herr hat jede derartige Fragestellung streng untersagt. Wenn die Dhyan Chohans und all die unsichtbaren Wesen – die sieben Zentren und ihre unmittelbaren Emanationen, die kleineren Energiezentren – der direkte Widerschein des Einen Lichts sind, so sind die Menschen von denselben doch weit entfernt, da die Gesamtheit des sichtbaren Kosmos aus „selbsthervorgebrachten Wesen, den Geschöpfen Karmas“ besteht. Da sie somit einen persönlichen Gott „nur als einen riesigen, von der Einbildungskraft unwissender Menschen in die Leere des Raumes geworfenen Schatten“178 betrachten, lehren sie, dass lediglich „zwei Dinge (objektiv) ewig sind, nämlich Akasha und Nirvana“; und dass diese beiden in Wirklichkeit eins sind und eine bloße Maya, sobald sie voneinander getrennt werden. „Buddhisten lehnen jede Schöpfung ab und können sich keinen Schöpfer verstellen.“ „Alles ist aus Akasha (oder Svabhavat [SD # 636] auf unserer Erde) hervorgegangen, gemäß einem Akasha innewohnenden Gesetz der Bewegung, und nach einer bestimmten Daseinsfrist vergeht es wieder. Nichts ist je aus nichts gekommen.“ („Buddhistischer Katechismus“)

Würde ein Vedanta-Brahmane der Advaita-Sekte gefragt, ob er an die Existenz Gottes glaube, würde er wahrscheinlich antworten, wie dem Jacolliot geantwortet wurde – „Ich selbst bin ‘Gott’“; während ein Buddhist (insbesondere ein singhalesischer) einfach lachen und zur Erwiderung sagen würde: „Es gibt keinen Gott; keine Schöpfung.“ Aber die Wurzelphilosophie der beiden advaitischen und buddhistischen Gelehrten ist identisch, und beide haben dieselbe Hochachtung für tierisches Leben, denn beide glauben, dass alle Geschöpfe auf der Erde, wie klein und unbedeutend sie auch sein mögen, „ein unsterblicher Teil der unsterblichen Materie sind“ –, denn Materie hat für sie eine ganz andere Bedeutung als für Christen oder Materialisten – und dass jedes Geschöpf Karma unterworfen ist.

Die Antwort des Brahmanen hätte sich allen alten Philosophen, Kabbalisten und Gnostikern der früheren Zeit aufgedrängt. Sie enthält den echten Geist der delphischen und kabbalistischen Vorschriften, denn die Esoterische Philosophie löste schon vor Zeitaltern die Frage, was der Mensch war, ist und sein wird; seinen Ursprung, Lebenskreislauf – unbegrenzbar in seiner Dauer aufeinanderfolgender Inkarnationen oder Wiedergeburten – und seine schließliche Absorption in die Quelle, von der er ausgegangen war.

Um den Menschen für uns als Rätsel der Vergangenheit oder der Zukunft zu deuten, können wir uns niemals an die Naturwissenschaft wenden; denn kein Philosoph kann uns auch nur sagen, was der der Physiologie und der Psychologie bekannte Mensch ist. Zweifelnd, ob der Mensch „Gott oder Tier“ sei, hat die Wissenschaft ihn jetzt mit dem Letzteren in Verbindung gebracht und leitet ihn von einem Tier ab. Sicherlich kann die Aufgabe, das menschliche Wesen als irdisches Tier zu analysieren und zu klassifizieren, der Wissenschaft überlassen werden, welche die Okkultisten, vor allen anderen Menschen, mit Verehrung und Hochachtung betrachten. Sie erkennen ihren Standpunkt und die wunderbare, von ihr vollbrachte Arbeit sowie die in der Physiologie und bis zu einem gewissen Grad selbst in der Biologie erreichten Fortschritte an. Aber die innere, spirituelle, psychische oder selbst moralische Natur des Menschen kann nicht der Barmherzigkeit eines tief verwurzelten Materialismus überlassen werden; denn nicht einmal die höhere psychologische Philosophie des Westens ist in ihrer gegenwärtigen Unvollständigkeit und Tendenz zu einem entschiedenen Agnostizismus dazu imstande, dem Inneren gerecht zu werden; insbesondere nicht seinen höheren Fähigkeiten und Wahrnehmungen sowie den außerordentlichen Bewusstseinszuständen, für die Autoritäten wie Mill eine scharfe Linie ziehen und sagen: „Bis hierher und nicht weiter sollst du gehen.“

Kein Okkultist würde bestreiten, dass der Mensch – wie der Elefant und die Mikrobe, das Krokodil und die Eidechse, der Grashalm und der Kristall – in seiner körperlichen Entstehung einfach das Produkt evolutionärer Naturkräfte und einer zahllosen Reihe von Umwandlungen ist, er stellt den Fall aber anders dar.

Die Mystiker und die an eine Göttliche Seele im Inneren Glaubenden empören sich nicht über die [SD # 637] auf den menschlichen und tierischen Fossilien basierenden zoologischen und anthropologischen Entdeckungen, sondern lediglich gegen die auf vorgefassten Theorien aufgebauten und mit gewissen Vorurteilen in Übereinstimmung gebrachten ungerechtfertigten Schlussfolgerungen. Ihre Prämissen mögen richtig sein oder nicht immer richtig; und da einige dieser Theorien lediglich eine kurze Lebensdauer aufweisen, müssen für materialistische Anhänger der Evolutionstheorie die aus ihnen gezogenen Schlussfolgerungen immer einseitig erscheinen. Aber gerade für derartig hochgradig vergängliche Autorität werden die meisten Wissenschaftler häufig ungerechtfertigt geehrt, wo sie es am wenigsten verdienen.179

Um dem Schüler die Funktionsweise von Karma in den periodischen Erneuerungen des Universums einleuchtender und verständlicher zu machen, wenn er zum Ursprung und zur Evolution des Menschen gelangt, muss er jetzt mit uns die esoterische Auswirkung der karmischen Zyklen auf die universale Ethik untersuchen. Die Frage ist, ob die geheimnisvollen Einteilungen der Zeit, von den Hindus Yugas und Kalpas genannt und von den Griechen so bildlich als – Κύκλος – „Zyklen“, Ring oder Kreis bezeichnet, irgendeine Auswirkung auf oder irgendeinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem menschlichen Leben haben. Selbst die exoterische Philosophie erklärt, dass die fortwährenden Kreisläufe der Zeit immer wieder in sich selbst zurückkehren, periodisch und [SD # 638] intelligent, in Raum und Ewigkeit. Es gibt „materielle Zyklen“180 und es gibt „spirituelle Entwicklungszyklen“, sowie rassische, nationale und individuelle Zyklen. Kann uns nicht die esoterische Spekulation eine noch tiefere Einsicht in ihre Arbeitsweise gestatten?

Diese Idee wird in einem sehr gut verständlichen wissenschaftlichen Werk schön zum Ausdruck gebracht:

„Die Macht des Menschen, die Schranken der unbeständigen und inkonsistenten Materie zu überschreiten und seine Erhabenheit über alle labilen und vergänglichen Daseinsformen zu behaupten, wird durch den Umstand gekennzeichnet, dass es ihm möglich ist, sich zu einem Verständnis eines jegliche Grenzen menschlicher Beobachtung in Raum und Zeit bei weitem überschreitenden Koordinationssystems zu erheben. Es existiert eine Methodik in der Aufeinanderfolge der Ereignisse, und das gilt auch für die Wechselbeziehungen der vom Geist des Menschen erfassten koexistenten Dinge; und mithilfe dieses Hinweises läuft er Äonen materieller Geschichte vor und zurück, welche niemals durch menschliche Erfahrungen bestätigt werden können. Die Ereignisse keimen und entfalten sich. Sie besitzen eine Vergangenheit, die mit ihrer Gegenwart in Zusammenhang steht, und wir empfinden ein wohl gerechtfertigtes Vertrauen, dass eine in vergleichbarer Weise mit Gegenwart und Vergangenheit verbundene Zukunft bestimmt ist. Diese Stetigkeit und Einheitlichkeit der Geschichte spielt sich vor unseren Augen in allen denkbaren Fortschrittsstadien ab. Die Phänomene bereiten uns den Boden für die Verallgemeinerung zweier Gesetze, die in Wahrheit Prinzipien wissenschaftlicher Prophezeiung sind, durch die allein der menschliche Geist die versiegelten Aufzeichnungen der Vergangenheit und die noch nicht aufgeschlagenen Seiten der Zukunft durchdringt. Das erste dieser beiden ist das Gesetz der Evolution, oder um es für unsere Zwecke begrifflich anzupassen, das Gesetz der korrelierenden Aufeinanderfolge oder geordneten Geschichte im Individuum, illustriert durch die wechselnden Phasen eines jeden einzelnen, heranreifenden Wirkungssystems. . . . Diese Gedanken rufen die unermessliche Vergangenheit und die unermessliche Zukunft der materiellen Geschichte in unsere unmittelbare Gegenwart. Sie scheinen Ausblicke nahezu in die Unendlichkeit zu eröffnen, den menschlichen Intellekt mit einem Dasein und mit einer den Beschränkungen von Zeit und Raum und endlicher Kausalität entrückten Sehkraft zu begaben und ihn zu einer erhabenen Auffassung der höchsten Intelligenz emporzuheben, deren Wohnstatt die Ewigkeit ist.“ (World-Life or Comparative Geology“, S. 535 und 548)

Mit den Völkern und Orten variierend, verändert sich Maya oder das illusive Erscheinungsbild der Ordnung der Ereignisse und Handlungen auf dieser Erde den Lehren zufolge. Doch die Haupteigenschaften des eigenen Lebens stehen immer in Übereinstimmung mit der „Konstellation“, unter der man geboren ist, oder vielmehr, wie wir sagen sollten, mit den Charakteristika seines belebenden Prinzips oder der Gottheit, die ihm vorsteht, ob wir sie nun wie in Asien einen Dhyan Chohan nennen oder mit der griechischen oder lateinischen Kirche als Erzengel bezeichnen. In der alten Symbolik ging man immer davon aus, die Sonne (allerdings war damit die spirituelle und nicht die sichtbare Sonne gemeint) sende die wichtigsten Heilande und Avataras aus. Das ist das Bindeglied zwischen den Buddhas, den Avataras und so vielen anderen Inkarnationen der obersten Sieben. Je enger die Annäherung an sein Urbild „im Himmel“, desto besser für den Sterblichen, dessen Persönlichkeit von seiner eigenen persönlichen Gottheit (dem siebten Prinzip) als ihr irdischer Aufenthalt gewählt wurde. Denn mit jeder auf Reinigung und Vereinigung [SD # 639] mit diesem „Selbst-Gott“ gerichteten Willensanstrengung bricht einer der niedrigeren Strahlen, und die spirituelle Entität des Menschen wird höher und immer höher zu dem Strahl emporgezogen, der den ersten ersetzt, bis der Mensch endlich von Strahl zu Strahl in den einen und höchsten Strahl der Eltern-Sonne eingesogen wird. So „geschehen die Ereignisse der Menschheit tatsächlich koordiniert mit den Zahlenformen“, da die einzelnen Einheiten dieser Menschheit allesamt aus derselben Quelle hervorgehen – aus der zentralen Sonne und ihrem Schatten, der sichtbaren Sonne. Denn die Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden, die Perioden und verschiedenen Phasen des Sonnenlaufes, astronomisch und numerisch ausgedrückt, sind lediglich die konkreten Symbole der ewig lebendigen Wahrheit, obwohl sie den nicht initiierten Sterblichen wie abstrakte Ideen vorkommen. Und das erklärt die außerordentlichen numerischen Übereinstimmungen geometrischer Verhältnisse, die von verschiedenen Autoren aufgezeigt wurden.

Ja, „unser Schicksal steht in den Sternen geschrieben!“ Nur, je enger die Vereinigung zwischen dem sterblichen Widerschein Mensch und seinem himmlischen Urbild, desto weniger gefährlich sind die äußeren Bedingungen und darauffolgenden Reinkarnationen – welchen weder Buddhas noch Christusse entgehen können. Das ist kein Aberglaube, am allerwenigsten ist es Fatalismus. Letzterer impliziert den blinden Lauf einer noch blinderen Kraft, aber der Mensch handelt während seines irdischen Daseins unabhängig. Er kann seinem herrschenden Schicksal nicht entrinnen, aber er hat die Wahl zwischen zwei Pfaden, die ihn in diese Richtung führen, und er kann das Ziel des Elends – wenn ihm das bestimmt sein sollte – entweder in den schneeweißen Gewändern der Märtyrers erreichen oder in den beschmutzten Kleidern eines Freiwilligen auf dem Pfad der Schande; denn es gibt äußere und innere Bedingungen, welche die Entschlossenheit beeinflussen, mit der sich unser Wille auf unsere Handlungen auswirkt, und es liegt in unserer Macht, welcher der beiden wir folgen. Wer an Karma glaubt, muss an das Schicksal glauben, dass jeder Mensch von der Geburt bis zum Tod Faden um Faden um sich selbst herum webt wie eine Spinne ihr Netz; und dass dieses Netz Bestimmung wird, entweder von der himmlischen Stimme des unsichtbaren Urbildes außerhalb von uns geleitet oder von unserem vertrauteren astralen oder inneren Menschen, der nur allzuoft der böse Genius der Mensch genannten, verkörperten Entität ist. Diese beiden führen den äußeren Menschen weiter, aber einer von ihnen muss vorherrschen; und vom ersten Anbeginn des unsichtbaren Aufruhrs setzt das strenge und unerbittliche Gesetz des Ausgleichs ein und nimmt seinen Lauf, getreulich den Wogen folgend. Wenn der letzte Faden gesponnen und der Mensch praktisch vollkommen in das Netzwerk seiner eigenen Handlungen verwoben ist, steht er vollständig unter der Herrschaft seines selbst erschaffenen Schicksals. Das heftet ihn dann entweder wie die träge Muschel an den unbeweglichen Felsen oder es trägt ihn wie eine Feder hinweg in dem von seinen eigenen Handlungen ausgelösten Wirbelwind, und das ist – Karma.

Anlässlich der Besprechung der periodischen Schöpfungen unseres Globus formulierte ein überzeugter Materialist den Sachverhalt in einem einzigen Satz: „Die gesamte Vergangenheit der Erde ist nichts anderes als eine entfaltete Gegenwart.“ Es war Büchner, der kaum ahnte, dass er damit ein Axiom der Okkultisten wiedergab. Es ist auch ganz richtig, was Burmeister (zitiert in „Force and Matter“) bemerkt, nämlich dass [SD # 640] „die Erforschung der Entwicklung der Erdgeschichte den Beweis erbracht hat, dass Heute und Damals auf derselben Basis beruhen; dass sich die Vergangenheit in derselben Weise entwickelt hat wie die Gegenwart dahinrollt; und dass die Kräfte, die in Tätigkeit waren, immer dieselben geblieben sind“.

Die „Kräfte“ – vielmehr ihre Noumena – sind dieselben, selbstverständlich, daher müssen auch die phänomenalen Kräfte dieselben sein. Aber wie kann jemand so fest überzeugt sein, dass sich die Eigenschaften der Materie unter dem Einfluss der proteischen Evolution niemals veränderten? Wie kann irgendein Materialist mit solcher Zuversicht wie Roßmäßler behaupten, dass „diese immerwährende Übereinstimmung des Wesens der Phänomene es uns zur Gewissheit macht, dass Feuer und Wasser schon immer dieselben Kräfte besaßen und immer besitzen werden“? Wer sind sie, „die den Rat verdunkeln mit Worten ohne Erkenntnis?“, und wo waren die Huxleys und Büchners, als die Fundamente der Erde vom großen Gesetz gelegt wurden? Genau diese Homogenität der Materie und die Unveränderlichkeit der Naturgesetze, auf die der Materialismus so großen Nachdruck legt, sind ein Fundamentalprinzip der okkulten Philosophie; doch beruht diese Einheit auf der Untrennbarkeit des Geistes von der Materie, und würden die beiden doch einmal getrennt, fiele der gesamte Kosmos in Chaos und Nichtexistenz zurück. Daher ist es absolut falsch, und lediglich ein weiterer Beweis für den großen Eigendünkel unseres Zeitalters, zu behaupten (wie es die Wissenschaftler tun), dass sämtliche großen geologischen Veränderungen und schrecklichen Umwälzungen von den gewohnten und bekannten physikalischen Kräften hervorgebracht wurden. Denn diese Kräfte waren lediglich die Werkzeuge und schließlichen Hilfsmittel für die Erfüllung gewisser Zwecke, die periodisch und scheinbar mechanisch wirken, durch einen inneren Impuls, der mit ihrer materiellen Natur vermischt ist und doch über ihr steht. Jeder wichtige Vorgang in der Natur hat einen Zweck, und die natürlichen Vorgänge sind allesamt zyklisch und periodisch. Doch die spirituellen Kräfte wurden für gewöhnlich mit den rein physischen verwechselt, deshalb werden Erstere von der Wissenschaft geleugnet und müssen ihr daher, weil sie nicht untersucht werden, unbekannt bleiben.181

„Die Geschichte der Welt beginnt mit ihrem allgemeinen Streben“, sagt Hegel, „der Verwirklichung der Idee des Geistes – nur in einer impliziten Form (an sich), d. h.als Natur; einem verborgenen, sehr tief verborgenen unbewussten Instinkt; und das ganze Fortschreiten der Geschichte . . . ist darauf ausgerichtet, diesen unbewussten Antrieb zu einem bewussten zu machen. In der Form eines rein natürlichen Daseins erscheinend, zeigen sich natürlicher Wille – das, was als die subjektive Seite bezeichnet wurde – physische Begierde, Instinkt, Leidenschaft, private Interessen sowie auch Meinung und subjektive Vorstellung – spontan vom ersten Anbeginn. Diese enorme Anhäufung von Willenskräften, Interessen und Aktivitäten bildet die Werkzeuge und Mittel des Weltgeistes [SD # 641] zur Erlangung seines Zieles; zur Bewusstwerdung und Verwirklichung seiner selbst. Und dieses Ziel ist nichts anderes, als sich selbst zu finden – zu sich selbst zu kommen – und sich selbst zu betrachten in der konkreten Wirklichkeit. Dass aber diese Manifestationen der Lebenskraft im Einzelnen und in den Völkern, die ihre eigenen Absichten verfolgen und zu befriedigen versuchen, gleichzeitig Mittel und Werkzeuge einer höheren Macht und einer umfassenderen Absicht darstellen, von der sie keine Kenntnis haben – die sie unbewusst verwirklichen – kann thematisiert werden; wurde vielmehr bereits thematisiert . . . gleich zu Beginn habe ich meine Ansicht über diesen Punkt verkündet und unsere Hypothese vertreten . . . und unser Glauben, dass Vernunft die Welt und folgerichtig auch ihre Geschichte regiere. Im Verhältnis zu dieser unabhängigen, universalen und substanziellen Existenz ist alles Übrige untergeordnet, ihr dienstbar, und das Mittel für ihre Entwicklung.“182

Kein Metaphysiker oder Theosoph könnte gegen all diese in esoterischen Lehren verkörperten Wahrheiten Einwände erheben. Im geologischen Leben unseres Globus existiert eine Vorbestimmung, wie auch in der vergangenen und zukünftigen Geschichte der Rassen und Nationen. Sie steht in engem Zusammenhang mit dem, was wir Karma und die westlichen Pantheisten „Nemesis“ und „Zyklen“ nennen. Das Evolutionsgesetz trägt uns jetzt den aufsteigenden Bogen unseres Zyklus entlang, auf dem die Wirkungen zusammengefasst und wieder zu (jetzt neutralisierten) Ursachen werden, und alle von den Wirkungen betroffenen Dinge werden ihre ursprüngliche Harmonie wiedererlangen. Das wird der Zyklus unserer eigenen, besonderen „Runde“ sein, ein Augenblick in der Dauer des großen Zyklus oder des Maha-Yuga.

Es zeigt sich, dass die schönen philosophischen Bemerkungen Hegels auch in den Lehren der okkulten Wissenschaft ihre Anwendung finden, die aufzeigt, dass die Natur immer für einen gegebenen Zweck handelt, dessen Folgen immer dual sind. Das wurde in unseren ersten okkulten Bänden in „Isis Unveiled“, Bd. 2, S. 268, mit den folgenden Worten festgestellt:

Unser Planet wandert in einem Jahr um die Sonne, dreht sich dabei gleichzeitig alle vierundzwanzig Stunden einmal um seine eigene Achse und durchläuft auf diese Weise kleinere Kreisläufe innerhalb eines größeren; auf dieselbe Weise wird das Werk der kleineren zyklischen Perioden innerhalb des großen Saros vollendet und wieder begonnen.

Laut den alten Lehren wird die Umdrehung der physischen Welt von einer vergleichbaren Umdrehung in der Gemütswelt begleitet – die spirituelle Evolution der Welt schreitet in Zyklen voran, genau wie die physische.

So zeigt sich uns in der Geschichte ein regelmäßiger Wechsel von Ebbe und Flut in den Gezeiten des menschlichen Fortschritts. Die großen Königreiche und Kaiserreiche der Welt steigen, nachdem sie den Höhepunkt ihrer Größe erreicht haben, wieder herab, und das in Übereinstimmung mit demselben Gesetz, nach dem sie aufstiegen, bis schließlich, nachdem sie den niedrigsten Punkt erreicht haben, sich die Menschheit erneut behauptet und von Neuem aufsteigt. Dabei liegt das von ihr Errungene nach diesem Gesetz des aufsteigenden Fortschritts in Zyklen etwas höher als der Punkt, von dem aus sie vorher abstieg.

Aber diese Zyklen – Räder in Rädern, in Indien mit den verschiedenen Manus und Rishis und im Westen183 mit den Kabiren so verständlich und genial symbolisiert – betreffen nicht gleichzeitig die gesamte Menschheit, [SD # 642] wie es in der rassischen Unterteilung der Zyklen (siehe Unterkapitel 6) erklärt wird. Daher rührt, wie wir sehen, die Schwierigkeit, sie hinsichtlich ihrer physischen und spirituellen Wirkungen zu verstehen und zwischen ihnen zu unterscheiden, wenn wir ihre Beziehungen zu den betreffenden Nationen und Rassen und ihre Auswirkungen auf sie in ihrer Bestimmung und ihrer Evolution noch nicht vollständig beherrschen. Dieses System kann nicht verstanden werden, wenn die spirituelle Wirkung dieser Perioden – sozusagen vom karmischen Gesetz vorbestimmt – von ihrem physischen Ablauf getrennt wird. Die Berechnungen der besten Astrologen schlügen fehl oder blieben zumindest unvollständig, würde diese duale Wirkung nicht vollständig in Betracht gezogen und entlang dieser Linie bearbeitet werden. Und diese Meisterschaft kann ausschließlich durch Initiation erlangt werden.

Der Große Zyklus umfasst den Fortschritt der Menschheit seit dem Erscheinen des ursprünglichen Menschen in ätherischer Form. Er durchläuft die inneren Zyklen seiner (des Menschen) progressiven Evolution vom Ätherischen herab bis zum Halbätherischen und zum rein Physischen: herunter bis zur Erlösung des Menschen von seinen Röcken aus Fellen und der Materie, worauf er seinen Lauf abwärts gerichtet fortsetzt und dann wieder aufwärts, um am Höhepunkt einer Runde anzulangen, an dem die manvantarische „Schlange ihren Schwanz verschlingt“ und sieben kleinere Zyklen vergangen sind. Das sind die großen Rassenzyklen, die sämtliche in dieser besonderen Rasse inbegriffenen Nationen und Stämme gleichermaßen beeinflussen. Aber innerhalb dieser großen Rassenzyklen existieren unabhängig voneinander verlaufende kleinere und nationale sowie Stammes-Zyklen. In der östlichen Esoterik werden sie karmische Zyklen genannt. Nachdem die heidnische Weisheit zurückgewiesen wurde, da sie aus den angeblich in beständigem Krieg und Widerstand gegen den kleinen, stämmischen Jehovah stehenden dunklen Mächten hervorgegangen und entwickelt worden sei, wurde die volle und furchtbare Bedeutung der griechischen Nemesis (oder Karmas) im Westen vollständig vergessen. Sonst hätten die Christen die tiefsinnige Wahrheit besser verstanden, dass Nemesis eigenschaftslos ist und weiter, dass wir selbst es sind – Völker und Individuen –, die sie zur Tätigkeit antreiben und den Impuls für ihre Richtung geben, während die gefürchtete Göttin als Prinzip absolut und unveränderlich bleibt. Karma-Nemesis ist die Schöpferin der Nationen und Sterblichen, aber erst einmal erschaffen, sind sie es selbst, die sie entweder zur Furie oder zum belohnenden Engel machen. Ja –

Weise sind, die ehren Nemesis.”184

[SD # 643] – sagt der Chor zu Prometheus. Und wer glaubt, die Göttin ließe sich durch irgendwelche Opfer oder Gebete besänftigen oder könne dazu bewogen werden, ihr Rad vom einmal eingeschlagenen Weg wegzulenken, ist genauso unweise. „Die dreigestaltigen Schicksalsgöttinnen und die immer wachsamen Furien“ sind lediglich auf der Erde die Attribute von Karma-Nemesis und von uns erschaffen. Es gibt keine Umkehr von den Pfaden, die sie einmal eingeschlagen hat. Aber diese Pfade sind unser eigenes Werk, denn wir selbst, kollektiv oder individuell, gestalten sie. Karma-Nemesis ist das Synonym der Vorsehung, jedoch ohne Plan, Güte und jede andere endliche Eigenschaft und Qualifikation, wie sie der Letzteren so unphilosophisch beigemessen werden. Okkultisten und Philosophen werden nicht von der Güte oder Grausamkeit der Vorsehung sprechen; sie mit Karma-Nemesis identifizierend, werden sie jedoch nichtsdestoweniger lehren, dass sie die Guten schützt und über sie wacht – in diesem wie in zukünftigen Leben; und dass sie den Übeltäter bestrafen wird – ja, selbst bis zu seiner siebten Wiedergeburt. Kurz gesagt, so lange, bis auch die letzte Auswirkung davon, dass er auch nur das kleinste Atom in der unendlichen Welt der Harmonie gestört hat, schließlich wieder korrigiert worden ist. Denn der einzige Erlass Karmas – ein ewiger und unveränderlicher Erlass – ist absolute Harmonie in der Welt der Materie und genauso in der Welt des Geistes. Nicht Karma ist es daher, das belohnt oder bestraft, sondern wir belohnen oder bestrafen uns selbst, je nachdem wir entweder mithilfe oder der Natur entsprechend wirken, indem wir den Gesetzen, von denen diese Harmonie abhängt, Folge leisten – oder sie brechen.

Auch wären die Wege Karmas nicht unergründlich, würden die Menschen einig und harmonisch handeln, anstatt uneinig und in Streit. Denn unsere Unkenntnis dieser Wege – von einem Teil der Menschheit als die Wege der Vorsehung bezeichnet, dunkel und verworren; von einem anderen als die Wirkung eines blinden Fatalismus erkannt; und von einem dritten lediglich als Zufall, ohne ihn leitende Götter und Teufel – würde sicherlich verschwinden, schrieben wir sie nur alle ihrer korrekten Ursache zu. Mit der richtigen Erkenntnis oder zumindest in der vertrauensvollen Überzeugung, dass unsere Nachbarn ebensowenig darauf sinnen, uns zu schaden, wie wir darauf aus sind, ihnen zu schaden, würden sich zwei Drittel der Übel dieser Welt in Luft auflösen. Wäre kein Mensch dazu bereit, seinen Bruder zu verletzen, hätte Karma-Nemesis weder einen Grund zu wirken, noch Waffen, um mit ihrer Hilfe tätig zu werden. Der andauernde Streit und Widerstand zwischen uns, und die Einteilung in Rassen, Völker, Stämme, Gesellschaften und Einzelwesen, in Kaine und Abels, Wölfe und Lämmer, ist die Hauptursache der „Pfade der Vorsehung“. Jeden Tag schneiden wir diese zahlreichen Windungen selbst mit unseren eigenen Händen in unsere Schicksale und bilden uns dabei ein, auf der königlichen Heerstraße der Ehrbarkeit und Pflicht zu wandeln, und dann beklagen wir uns, dass diese Wege so verworren und so dunkel seien. Verwirrt stehen wir vor dem selbst erschaffenen Geheimnis und vor den Rätseln des Lebens, die wir nicht lösen werden, und dann beschuldigen wir die große Sphinx uns zu verschlingen. Aber wahrlich, es existiert kein Zufall in unseren Leben, [SD # 644] kein missratener Tag und kein Missgeschick, die nicht auf unsere eigenen Taten in diesem oder in einem anderen Leben zurückgeführt werden könnten. Wer die Gesetze der Harmonie bricht, oder, wie ein theosophischer Schriftsteller es ausdrückt, die „Gesetze des Lebens“, muss darauf gefasst sein, in das Chaos zu stürzen, das man selbst bereitet hat. Wie derselbe Schriftsteller formuliert, ist „die einzige Schlussfolgerung, zu der man kommen kann, dass diese Gesetze des Lebens ihre eigenen Rächer sind, und dass infolgedessen jeder rächende Engel nur eine bildliche Darstellung ihres Zurückwirkens ist“.

Wenn daher irgendjemand diesen unveränderlichen Gesetzen hilflos gegenüber steht, so stehen wir uns nicht als die Schmiede unserer eigenen Geschicke selbst gegenüber, sondern eher jenen Engeln, den Hütern der Harmonie. Karma-Nemesis ist nicht mehr als die (spirituelle) dynamische Wirkung von durch unsere eigenen Handlungen hervorgebrachten Ursachen und in Aktivität versetzten Kräften. Es ist ein Gesetz der okkulten Dynamik, dass „eine gegebene Energiemenge auf der spirituellen oder astralen Ebene viel größere Wirkungen hervorbringt als auf der physischen, objektiven Existenzebene“.

Dieser Zustand wird andauern, bis die spirituelle Wahr­nehmungs­fähigkeit des Menschen voll erwacht ist. Und das wird nicht eintreten, ehe wir nicht unsere dicken Röcke aus Materie abgeworfen haben werden; bis wir anfangen, von innen heraus zu handeln, anstatt immer den äußeren Impulsen zu folgen; und zwar solchen, die von unseren physischen Sinnen und unserem groben, selbstsüchtigen Körper hervorgebracht werden. Bis dahin sind die einzigen Abwehrmittel gegen die Übel des Lebens Einigkeit und Harmonie – eine Bruderschaft in actu und ein Altruismus nicht nur dem Namen nach. Eine einzige schlechte Ursache zu vermeiden wird nicht eine, sondern viele schlechte Wirkungen verhindern. Und wenn eine Bruderschaft oder selbst mehrere Bruderschaften nicht dazu imstande sein mögen, die Völker daran zu hindern, sich gelegentlich gegenseitig die Kehlen durchzuschneiden, wird doch immerhin Einigkeit im Denken und Handeln sowie philosophisches Forschen nach den Mysterien des Seins immer einige Menschen, die zu verstehen versuchen, was ihnen bis dahin ein Rätsel geblieben war, daran hindern, neu hinzukommende unheilvolle Ursachen in einer Welt zu erschaffen, die von Wehe und Übel bereits so erfüllt ist. Karma zu kennen führt uns zu der Überzeugung, dass wenn

„ . . . . die Tugend gequält wird und Laster triumphieren,
Die Menschheit zu Atheisten gemacht wird”,185

und das nur aus dem einen Grund, weil die Menschheit schon immer die Augen vor der großen Wahrheit verschlossen hat, dass der Mensch sein eigener Erlöser und sein eigener Verderber selbst ist. Er braucht nicht den Himmel und die Götter, die Schicksalsgöttinnen und die Vorsehung der scheinbaren Ungerechtigkeit anzuklagen, die unter der Menschheit herrscht. Er möge sich vielmehr an dieses Bruchstück griechischer Weisheit erinnern und es für sich wiederholen, das den Menschen davor warnt, Jenes zu beschuldigen, das –

. . . . . . . . . . . . . . . . .

„Gerecht, und doch geheimnisvoll, fehlerlos weiterführt
Auf unmarkierten Wegen von Schuld zu Strafe . . . ”

– und das sind heute jene Wege, auf denen sich die großen europäischen Nationen voranbewegen. Die westlichen Arier hatten, jedes Volk [SD # 645] und jeder Stamm, wie ihre östlichen Brüder der fünften Rasse, ihr goldenes und ihr eisernes Zeitalter, ihre Periode verhältnismäßiger Unverantwortlichkeit oder ihr Satya-Zeitalter der Reinheit. Und nun haben einige von ihnen ihr eisernes Zeitalter erreicht, das Kali-Yuga, ein Zeitalter voller dunkelstem Horror. . . . .

Andererseits ist es wahr, dass die exoterischen Zyklen aller Nationen richtigerweise auf die Bewegungen der Sterne zurückgeführt wurden und von ihnen abhängig sind. Letztere sind untrennbar verbunden mit den Schicksalen der Nationen und Menschen. Doch im rein physikalischen Sinn kennt Europa keine anderen Zyklen als die astronomischen, und es führt seine Berechnungen dementsprechend aus. Noch wird es von etwas anderem hören als imaginären Kreisen oder Umläufen im Sternenhimmel, die sie umgürten –

„Zentrisch und exzentrisch übereinander gekritzelt.
Zyklen und Epizyklen, Kugeln in Kugeln . . . ”

Aber bei den Heiden, von denen Coleridge mit Recht behauptet, dass „ . . . . . Zeit, zyklische Zeit, ihre Abstraktion der Gottheit war . . “, wobei diese „Gottheit“ sich einzig koordiniert mit Karma und durch Karma offenbarte und Karma-Nemesis selbst war – bedeuteten die Zyklen etwas mehr als eine bloße Aufeinanderfolge von Ereignissen oder mehr oder weniger lang andauernden periodischen Zeiträumen. Denn generell waren sie durch mannigfaltigere und intellektuellere periodische Wiederholungen gekennzeichnet als es sich bei der periodischen Wiederkehr der Jahreszeiten oder gewisser Konstellationen zeigt. Die moderne Weisheit ist mit den auf unfehlbaren mathematischen Gesetzen beruhenden astronomischen Berechnungen und Prophezeiungen zufrieden. Die alte Weisheit fügte der kalten Hülle der Astronomie die belebenden Elemente ihrer Seele und ihres Geistes hinzu – die Astrologie. Und da die siderischen Bewegungen auf der Erde – neben dem Wachstum der Kartoffeln und den periodischen Erkrankungen dieses nützlichen Gewächses – tatsächlich noch andere Vorgänge regeln und bestimmen (eine Behauptung, die wissenschaftlich nicht zu erklären ist und deshalb einfach belächelt, aber nichtsdestoweniger akzeptiert wird), müssen diese Vorgänge es zulassen, dass sie durch einfache astronomische Berechnungen vorherbestimmt werden. Menschen, die an die Astrologie glauben, werden den Sinn unserer Worte verstehen, Skeptiker werden über diesen Glauben lachen und die Idee verspotten. Dem Straußenvogel gleich verschließen sie so ihre Augen vor ihrem eigenen Schicksal. . . . . . .186

[SD # 646] Das tun sie deshalb, weil ihre sogenannte kurze historische Periode ihnen keinen Spielraum für Vergleiche lässt. Der Sternenhimmel liegt vor ihnen; und obwohl ihr spirituelles Auge noch nicht geöffnet ist und der atmosphärische Staub der Erde ihren Blick verhüllt und an die Schranken physischer Systeme kettet, nehmen sie doch die Bewegungen der Meteore und Kometen wahr und bemerken ihr Verhalten. Sie zeichnen das periodische Wiedererscheinen dieser Wanderer und „flammenden Boten“ auf und sagen in der Folge Erdbeben, Sternschnuppen, die Erscheinung gewisser Sterne, Kometen etc. etc. voraus. Sind sie also nach alledem Wahrsager? Nein, sie sind gelehrte Astronomen.

Warum also sollte man den ebenso gelehrten Okkultisten und Astrologen nicht glauben, wenn sie die Wiederkehr irgendeines zyklischen Ereignisses nach denselben mathematischen Grundsätzen vorhersagen? Warum sollte die Behauptung, dass sie es wüssten, lächerlich gemacht werden? Nachdem ihre Vorväter und Vorgänger Zeit und Tag der Wiederkehr solcher Ereignisse über einen Hunderte von Jahrtausenden umfassenden Zeitraum hindurch aufgezeichnet hatten, muss das Eintreten derselben Konstellationen notwendigerweise zumindest ähnliche Wirkungen hervorbringen, wenn auch nicht ganz dieselben. Sollen diese Prophezeiungen verspottet werden, weil der Beobachtungszeitraum mit Hunderttausenden von Jahren und das Alter der Menschenrassen mit Millionen von Jahren angegeben werden? Die moderne Wissenschaft wird ihrerseits wegen viel bescheidenerer geologischer und anthropologischer Zahlen von denen verlacht, die an der biblischen Chronologie festhalten. So gleicht Karma selbst den Spott der Menschen auf Kosten von Sekten, gelehrten Gesellschaften und Individuen aus. Bei der Vorhersage zumindest solcher zukünftiger Ereignisse, die sich auf der Grundlage der zyklischen Wiederkehr vorherbestimmen lassen, ist kein psychisches Phänomen im Spiel. Es handelt sich weder um Voraussehung noch um Prophezeiung; sie sind nicht mehr als die Ankündigung eines Kometen oder Sternes ein paar Jahre vor seinem Erscheinen. Lediglich Wissen und korrekte mathematische Berechnungen befähigen die Weisen Männer des Ostens vorauszusagen, z. B. dass England am Vorabend dieser oder jener Katastrophe steht, dass sich Frankreich in seinem Zyklus einem solchen Punkt nähert, und dass Europa im Allgemeinen von einer verheerenden Umwälzung bedroht ist oder vielmehr am Vorabend einer solchen steht, zu der sein eigener rassenkarmischer Zyklus es geführt hat. Die Zuverlässigkeit dieser Informationen hängt natürlich davon ab, ob wir den ungeheuren Zeitraum historischer Beobachtungen anerkennen oder ablehnen. Östliche Initiierte behaupten, dass sie seit dem Beginn der vierten Rasse beständig Aufzeichnungen über die Entwicklung der Rassen und über Ereignisse von universaler Bedeutung aufbewahrten – während ihr Wissen von dieser Epoche vorausgegangener Ereignisse auf Überlieferungen beruht. Wer an Seherschaft und okkulte [SD # 647] Kräfte glaubt, wird außerdem kein Problem damit haben, zumindest dem allgemeinen Charakter der gegebenen Auskunft Glauben zu schenken, auch wenn sie lediglich überliefert wurde, sobald Letztere durch Hellsehen und esoterisches Wissen überprüft und berichtigt wurde. Im vorliegenden Fall jedoch beruht unser Anspruch auf keinem derartigen metaphysischen Glauben, vielmehr wird ein Beweis gegeben für etwas, das für jeden Okkultisten eine ganz wissenschaftliche Gewissheit ist – die seit unermesslichen Zeitaltern durch den Tierkreis aufbewahrten Aufzeichnungen.

Es ist jetzt ausführlich bewiesen, dass nicht einmal Horoskope und richterliche Astrologie ganz auf Einbildung beruhen, und dass folglich Sterne und Konstellationen einen okkulten und geheimnisvollen Einfluss auf Individuen ausüben und mit ihnen in Zusammenhang stehen. Und wenn dies für Letztere zutrifft, warum nicht auch auf Völker, Rassen und der Menschheit im Ganzen? Das wiederum beruht auf der Autorität der zodiakalen Aufzeichnungen. Wir werden nun sehen, wenn es gestattet ist, wie weit den Alten der Tierkreis bekannt war, und wie weit er von den Modernen vergessen wurde.

XVII
„Der Tierkreis im Altertum“

„Alle Menschen neigen dazu, von ihrem eigenen Verstand sehr überzeugt zu sein und beharrlich an den Ansichten festzuhalten, die sie vertreten“, sagte Jordan und fügte hinzu, „und doch werden fast alle Menschen vom Verständnis anderer geleitet, nicht von ihrem eigenen; und man kann wahrheitsgetreu von ihnen behaupten, dass sie lieber die Ansichten anderer akzeptieren als sich eine eigene Meinung zu bilden“.

Das ist doppelt wahr, wenn es um Ansichten von Wissenschaftlern in Bezug auf Hypothesen geht, die ihnen zur Beurteilung angeboten werden – oftmals entscheiden die Vorurteile und vorgefassten Meinungen der sogenannten „Autoritäten“ über Fragen, die für die Geschichte von schwerwiegendster Bedeutung sind. Unter unseren gelehrten Orientalisten herrschen unterschiedliche derartige vorgefasste Meinungen vor, und davon sind wenige ungerechter und unlogischer als die allgemeinen Irrtümer in Bezug auf das Altertum des Zodiaks. Dank der Hobbys einiger deutscher Orientalisten haben englische und amerikanische Sanskrit-Gelehrte die Meinung Professor Webers übernommen, dass die Völker Indiens vor dem Einfall der Mazedonier keinerlei Vorstellung oder Kenntnis über den Zodiak besaßen und dass die alten Hindus ihn von den Griechen übernahmen und in ihr Land einführten. Verschiedene andere „Autoritäten“ sagen uns ferner, dass keine Nation des Ostens den Zodiak kannte, bevor nicht die Griechen ihren Nachbarn ihre Erfindung gütigerweise mitteilten. Und das angesichts des Buchs Hiob, von dem sie sogar selbst behaupten, es sei das älteste Buch des hebräischen Kanons und sicherlich älter als Moses, das von der Erschaffung „des Arcturus, des Orion und des Siebengestirns (Asch, Kesil und [SD # 648] Kimah) und der Kammern des Südens“ berichtet (9,9); vom Skorpion und den Mazzaroth – den zwölf Zeichen (38,31-32); wenn diese Worte überhaupt etwas bedeuten, implizieren sie eine Kenntnis des Zodiaks selbst bei den nomadischen arabischen Stämmen. Sie behaupten von dem Buch Hiob, dass es Homer und Hesiod um mindestens eintausend Jahre vorangegangen sei – indem die beiden griechischen Dichter selbst ungefähr acht Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung (!!) ihre Blütezeit hatten. Nebenbei gesagt, wer es vorzieht Platon zu glauben, der Homers Blütezeit viel früher ansetzt, könnte auf einige in der Ilias und in der Odyssee, in den orphischen Gedichten und anderswo erwähnte Sternzeichen hinweisen. Aber seit einige moderne Kritiker ihre Fantasiegeschichten verbreiten mit dem Inhalt, dass, ganz abgesehen von Orpheus, nicht einmal Homer oder Hesiod jemals existiert hätten, mag es müßig erscheinen, diese archaischen Autoren überhaupt zu erwähnen. Der arabische Hiob wird genügen; wenn sein Buch der Wehklagen nicht tatsächlich zusammen mit den Gedichten der beiden Griechen, zu denen wir noch die von Linos hinzufügen können, jetzt auch noch zu patriotischen Fälschungen des Juden Aristobulos erklärt werden sollten. Wenn aber der Zodiak in den Tagen Hiobs bekannt war, wie hätten ihn dann die zivilisierten und philosophischen Hindus ignorieren können?

Die durch ihren Missbrauch ziemlich stumpf gewordenen Pfeile der modernen Kritik riskierend, möge sich der Leser selbst mit Baillys gelehrter Ansicht über den Gegenstand vertraut machen. Es lässt sich nachweisen, dass die daraus abgeleiteten Mutmaßungen falsch sind. Mathematische Berechnungen stehen auf einem sichereren Fundament. Verschiedene astronomische Hinweise in Hiob als Ausgangspunkt nehmend, erdachte Bailly einen sehr geistreichen Beweis dafür, dass die frühesten Begründer der Wissenschaft des Zodiaks einem vorsintflutlichen Urvolk angehörten. Die Tatsache, dass er willens zu sein scheint, Thoth, Seth und Fohi (aus China) als einige der biblischen Patriarchen anzuerkennen, mindert nicht die Gültigkeit seines Beweises für das Altertum des Zodiaks.187 Selbst wenn man um des Argumentes willen seine vorsichtige Schätzung von 3.700 Jahre v. Chr. als das korrekte Alter der Wissenschaft annimmt, beweist dieses Datum auf die unwiderlegbarste Weise, dass nicht die Griechen den Zodiak erfunden haben, und zwar aus dem einfachen Grund, dass sie als Nation siebenunddreißig Jahrhunderte vor Christus gar nicht existierten – zumindest nicht als die ihnen von den Kritikern zugestandene historische Rasse. Bailly berechnete sodann die Zeitperiode, in der die Konstellationen den atmosphärischen Einfluss hervorbrachten, der von Hiob die „süßen Einflüsse der Plejaden“)188 (hebräisch Kimah) genannt wird (siehe Hiob 38,31); die Periode von Kesil (Orion); und die des Wüstenregens in Bezug zum Sternbild Skorpion, der achten Konstellation; und er fand, dass angesichts der ewigen Konformität dieser Einteilungen des Zodiaks und der Namen der Planeten, die überall und immer in derselben Reihenfolge verwendet werden; und angesichts der Unmöglichkeit, das alles dem Zufall und der Fügung beizumessen, [SD # 649] „die niemals derartige Übereinstimmungen erschafft“, dem Zodiak in der Tat ein sehr hohes Alter zugeschrieben werden muss (siehe „Astronomie Antique“, S. 63-74).

Noch einmal, wenn die Bibel in irgendeiner Angelegenheit maßgeblich sein sollte (und es gibt einige, die sie noch immer in dieser Weise betrachten, sei es aus christlichen oder kabbalistischen Überlegungen), dann ist der Zodiak klar erwähnt in 2 Kön 23,5. Bevor das „Buch der Gesetze“ von Hilkija, dem Hohepriester (22), „gefunden“ wurde, waren die Tierkreiszeichen bekannt und wurden verehrt. Sie wurden mit derselben Anbetung gewürdigt wie die Sonne und der Mond, da die „Götzenpriester, denen die Könige von Juda zu räuchern befohlen hatten . . . Baal, der Sonne und dem Monde und dem Tierkreise und dem ganzen Heere des Himmels“, oder laut der Randbemerkung in der englischen Bibel (siehe 2 Kön 23,5) den zwölf Zeichen oder Sternbildern, dem Gebot jahrhundertelang Folge geleistet hatten. Ihre Götzenverehrung wurde erst von König Josia 624 v. Chr. beendet.

Das Alte Testament ist voll von Anspielungen auf die zwölf Zeichen des Zodiaks, und das gesamte System baut darauf auf – Helden, Persönlichkeiten und Ereignisse. So wird mit Josephs Traum, der elf „Sterne“ sah, die sich vor dem zwölften seinem „Stern“ – verneigten, auf den Zodiak Bezug genommen. Die römischen Katholiken entdeckten darin außerdem eine Prophezeiung Christi, der dieser zwölfte Stern ist, wie sie sagen, und die elf Apostel; die Abwesenheit des zwölften wird auch als eine prophetische Anspielung auf den Verrat von Judas verstanden. Die zwölf Söhne Jakobs sind wieder ein Hinweis auf denselben Zodiak, worauf Villapandus mit Recht hinweist („Temple de Jerusalem“, Bd. II, Teil 2e, Kap xxx). In seinem „The History of Persia“ (Kap. vii) zeigt Sir James Malcolm, dass der Dabistan alle derartigen Überlieferungen über den Tierkreis wiedergibt. Er führt seine Erfindung auf die unbeschwerten Tage des goldenen Zeitalters des Iran zurück und merkt an, dass eine der erwähnten Überlieferungen behauptet, die Genien der Planeten würden mit denselben Gestalten und Figuren dargestellt, in welchen sie sich den verschiedenen heiligen Propheten zeigten und auf diese Weise zur Einsetzung der auf dem Zodiak begründeten Riten anleiteten.

Pythagoras, und nach ihm Philo Judäus, hielten die Zahl 12 für sehr heilig. „Dieser Dodekaeder ist eine vollkommene Zahl.“ Philo fügt hinzu, unter den Zeichen des Tierkreises sei die 12 diejenige, welche die Sonne alle zwölf Monate besucht, und zu Ehren dieser Zahl teilte Moses sein Volk in zwölf Stämme, führte die zwölf Kuchen (3 Mos 24,5) des Schaubrotes ein und setzte die zwölf kostbaren Steine auf den Ephod der Hohepriester (siehe „De Profugis“).

Laut Seneca lehrte Berossos die Prophezeiung aller zukünftiger Ereignisse oder Umwälzungen mithilfe des Zodiaks; und die von ihm für den Weltenbrand (Pralaya) und für die Sintflut festgelegten Zeiten stimmen mit den Angaben eines alten ägyptischen Papyrus überein. Solche Katastrophen ereignen sich mit jeder Erneuerung des Zyklus des 25.868 Jahre umfassenden siderischen Jahres. Die akkadischen Monatsnamen wurden nach den Namen der Tierkreiszeichen festgelegt und von ihnen abgeleitet, [SD # 650] und die Akkadier lebten lange vor den Chaldäern. Proctor zeigt in seinem „Myths and Marvels of Astronomy“, dass die alten Astronomen bereits 2.400 Jahre v. Chr. ein System exaktester Astronomie erreicht hatten; die Hindus lassen ihr Kali-Yuga mit einer großen, periodischen Konjunktion der Planeten einunddreißig Jahrhunderte v. Chr. beginnen; aber trotz allem waren die dem Zug Alexander des Großen angehörenden Griechen in der Astronomie die Lehrer der arischen Hindus!

Sei nun der Ursprung des Tierkreises arisch oder ägyptisch, jedenfalls hat er ein enormes Alter. Simplicius (fünftes Jahrhundert n. Chr.) schreibt, er habe immer gehört, die Ägypter hätten astronomische Beobachtungen und Aufzeichnungen über einen Zeitraum von 630.000 Jahren aufbewahrt. Diese Feststellung scheint Gerald Massey zu erschrecken, der in seinem Werk „The Natural Genesis“ (318) dazu anmerkt: „Wenn wir diese Anzahl von Jahren als Monate interpretieren, welche für die Ägypter laut Eudoxos als ein Jahr galten, so ergäbe das immer noch die Dauer zweier Präzessionszyklen (oder 51.736 Jahre).“ Diogenes Laertios versetzte die astronomischen Berechnungen der Ägypter auf 48.863 Jahre vor Alexander den Großen zurück („Proem“, 2). Martianus Capella bestätigt das, indem er der Nachwelt sagte, dass die Ägypter über 40.000 Jahre lang im Geheimen Astronomie studiert hätten, bevor sie der Welt ihre Kenntnisse mitteilten („Astronomy of the Ancients“, Lewis, S. 264).

Verschiedene wertvolle Zitate sind mit der Absicht in „The Natural Genesis“ aufgeführt, die Theorien des Verfassers zu unterstützen, doch weitaus mehr rechtfertigen sie die Geheimlehre. Zum Beispiel wird Plutarch aus seinem „Life of Sulla“ zitiert, wie er sagt: „Eines Tages, als der Himmel klar war . . . war ein Klang in ihm zu hören . . . von einer Trompete, so laut, durchdringend und schwermütig, dass er die Welt . . . in Schrecken versetzte. Die tuskischen Weisen sagten, dass er eine neue Menschenrasse verkündete, und eine Erneuerung der Welt; denn sie versicherten, es gäbe acht verschiedene Arten von Menschen, alle mit unterschiedlichen Lebensweisen und Gebräuchen, und dass der Himmel einer jeden Art ihre Zeit zugemessen habe, die durch den Umlauf des großen Jahres begrenzt sei“. (25.868 Jahre)

Dass erinnert stark an unsere sieben Menschenrassen und an die achte – den „tierischen Menschen“ – der von der späteren dritten Rasse abstammte, sowie auch an die aufeinanderfolgenden Untergänge und die Zerstörung der Kontinente, wodurch diese Rasse schließlich fast völlig ausgerottet wurde.

„Die Assyrer“, sagt Iamblichos, „bewahrten nicht nur die Denkmäler von siebenundzwanzig Myriaden von Jahren (270.000) auf, wie Hipparchos von ihnen behauptet, sondern desgleichen auch die der ganzen Apokatastasen und Perioden der sieben Herrscher der Welt“ (Proklos, in „Timaios“, I). Das kommt den Berechnungen der esoterischen Lehre so nahe wie nur möglich. Denn unserer gegenwärtigen Wurzelrasse (der fünften) werden 1.000.000 Jahre zugestanden, und ungefähr 850.000 Jahre sind seit dem Untergang der letzten großen Insel (Teil des Kontinents) vergangen, der Insel Ruta der vierten Rasse oder der Atlantier; [SD # 651] während Daitya, eine kleine, von einer Mischrasse bewohnte Insel, vor ungefähr 270.000 Jahren zerstört wurde, in der Eiszeit oder um diese Zeit (siehe Band II). Die sieben Herrscher oder die sieben großen Dynastien göttlicher Könige sind jedoch in den Überlieferungen sämtlicher großer Völker des Altertums zu finden. Wo immer zwölf erwähnt werden, handelt es sich ausnahmslos um die zwölf Tierkreiszeichen.

So offenkundig ist diese Tatsache, dass die römisch-katholischen Schriftsteller – insbesondere die französischen Ultramontanen – stillschweigend zustimmten, die zwölf jüdischen Patriarchen mit den Tierkreiszeichen in Verbindung zu bringen. Das geschieht auf eine prophetisch-mystische Art und Weise, die für fromme und unwissende Ohren wie ein unheilschwangeres Zeichen klingt, wie eine stillschweigende göttliche Anerkennung des „auserwählten Volkes Gottes“, dessen Finger am Anbeginn der Schöpfung die Zahlen dieser Patriarchen absichtlich an den Himmel schrieben. Sonderbar genug, erkennen diese Schriftsteller (unter anderen de Mirville) alle Eigenschaften der zwölf Tierkreiszeichen in den vom sterbenden Jakob an seine Söhne gerichteten Worten und in seinen Verkündigungen der Zukunft eines jeden Stammes (siehe Gen 49). Außerdem sollen sich auf den jeweiligen Bannern eben jener Stämme dieselben Symbole und Namen gefunden haben, die sich in den zwölf Steinen der Urim und Thummim und auf den 12 Schwingen der Cherubim wiederholen. Den genannten Mystikern den Beweis für die Genauigkeit in der angeblichen Entsprechung überlassend, zitieren wir sie wie folgt: Der Mensch, oder der Aquarius, findet sich in der Sphäre Rubens, der als „instabil wie Wasser“ bezeichnet wird (die Vulgata übersetzt es mit „rauschend wie Wasser“); die Zwillinge zeigen sich in der starken brüderlichen Anhänglichkeit zwischen Schimon und Levi; der Löwe in Juda, „dem starken Löwen“ seines Stammes, „dem Welpen des Löwen“; die Fische in Zabulon, der „wohnen wird am Hafen des Meeres“; der Stier in Isaschar, denn er ist „ein kräftiger Esel, der sich hinlegt“ etc. und daher mit den Ställen verbunden ist; Jungfrau-Skorpion in Dan, der beschrieben wird als „eine Schlange, eine Otter auf dem Steig, die beißt“ etc.; der Steinbock in Naphthali, der „eine frei herumlaufende Hirschkuh (ein Reh)“ ist; der Krebs in Benjamin, der „beutegierig“ ist; Libra, die „Waage“, in Asher, dessen „Brot fett sein wird“; der Schütze in Joseph, weil „sein Bogen fest bleibt“. Schließlich für das zwölfte Zeichen, die von Skorpion unabhängig gemachte Jungfrau, Dinah, die einzige Tochter Jakobs (siehe Gen 49). Die Überlieferung zeigt, dass die angeblichen Stämme die zwölf Zeichen auf ihren Bannern tragen. Aber tatsächlich ist die Bibel, neben dem oben angeführten, angefüllt mit theokosmologischen und astronomischen Symbolen und Personifikationen.

Eine Frage bleibt und muss untersucht werden: Wenn das Schicksal der wirklichen und lebendigen Patriarchen so unauflöslich mit den Tierkreiszeichen verknüpft war, wie kann es dann sein, dass nach dem Verlust der zehn Stämme nicht auch zehn von zwölf Zeichen auf wunderbare Weise von den himmlischen Gefilden verschwanden? Aber das ist von keinem großen Belang. Beschäftigen wir uns lieber mit der Geschichte des Zodiaks selbst.

[SD # 652] Der Leser sei jetzt auf einige Ansichten hingewiesen, die von höchsten wissenschaftlichen Autoritäten über den Gegenstand geäußert wurden.

Newton glaubte, die Erfindung des Zodiaks könne bis auf den Argonautenzug zurückgeführt werden; und Dulaure legte seinen Ursprung auf 6.500 v. Chr. fest, nach der biblischen Zeitrechnung gerade einmal 2.496 Jahre vor der Erschaffung der Welt.

Creuzer glaubt sehr einfach beweisen zu können, dass die meisten Theogonien eng mit religiösen Kalendern verknüpft sind und sich auf den Zodiak als deren ersten Ursprung beziehen – und wenn nicht auf den uns heute bekannten Zodiak, so doch auf etwas ihm sehr Ähnliches. Er ist sich sicher, dass der Zodiak und seine mystischen Beziehungen in der einen oder anderen Form sämtlichen Mythologien zugrunde liegen und dass er in der alten Form schon seit Zeitaltern existiert hatte; infolge einiger einzigartiger, zusammenwirkender Ereignisse sei er in dem gegenwärtig festgelegten astronomischen Gewand herausgebracht worden (Georg Friedrich Creuzer, „Symbolik Und Mythologie Der Alten Völker, Besonders Der Griechen, Dritter Theil“, S. 930).

Ob sich nun die „Genien der Planeten“ (unsere Dhyan Chohans der überweltlichen Sphären) den „heiligen Propheten“ zeigten oder nicht, wie es im Dabistan behauptet wird – es möchte scheinen, dass großen Laien und Kriegern in alten Zeiten in Chaldäa dieselbe Gnade zuteil wurde, da astrologische Magie und Theophanie Hand in Hand gingen. Denn Xenophon, kein gewöhnlicher Mensch, erzählt von Kyros, dass der König im Augenblick seines Todes den Göttern und Helden leidenschaftlich dankte, dass sie ihn so häufig selbst über die Zeichen des Himmels unterrichtet hatten, ὲν οὐρανίοις σημείοις
(Cyropédie, „Ant. du Zodiaque“)

Wenn der Wissenschaft des Zodiaks nicht höchstes Alter und allgemeine Verbreitung zugestanden wird, wie können wir dann erklären, dass ihre Anzeichen selbst in den ältesten Theogonien nachweisbar sind? Laplace soll vor Erstaunen betroffen gewesen sein bei dem Gedanken, dass die Wochentage in derselben Ordnung und mit denselben Namen sowohl in Indien als auch in Nordeuropa verwendet werden – die Tage Merkurs (Mittwoch), der Venus (Freitag), Jupiters (Donnerstag), Saturns (Samstag) und andere. „Versucht, wenn ihr könnt, mit dem gegenwärtigen System autochthoner Zivilisationen, was heutzutage so sehr in Mode ist, zu erklären, wieso Völker ohne gemeinsame Vorfahren, ohne gemeinsame Überlieferungen und ohne gemeinsamen Ursprung erfolgreich eine Art himmlischer Phantasmagorien erfinden konnten, ohne in eine wahrhaftige Verwirrung zu geraten über die Benennung der Gestirne, die keinerlei figürliche Beziehung zu den von ihnen dargestellten Konstellationen und anscheinend noch weniger zu den Phasen unseres irdischen Lebens aufweisen, die zu symbolisieren sie gemacht wurden“, würde da nicht an der Wurzel all dessen eine allgemeine Absicht, eine universelle Ursache und ein Glauben liegen („Pneumatologie“, Bd. iv., S. 59-60). Ganz wahrheitsgetreu behauptete Dupuis dasselbe: „Es ist unmöglich, auch nur die geringste Spur einer Ähnlichkeit zwischen den Himmelsbereichen und den Abbildungen, welche die Astronomen selbst willkürlich davon anfertigten, zu entdecken; andererseits aber ist ein Zufall unmöglich.“ („L‘origine de tous les cultes“, „Zodiaque“)

[SD # 653] Zufall ist sicher „nicht möglich“. Es gibt keinen „Zufall“ in der Natur, wo alles mathematisch koordiniert ist und ihre Einheiten miteinander in einer Wechselbeziehung stehen. Coleridge sagt: „Zufall ist nur ein Pseudonym Gottes (oder der Natur) für jene besonderen Fälle, die Er nicht offen mit Seinem Handzeichen zu unterschreiben beliebt.“ Ersetze das Wort „Gott“ durch Karma, und schon ist es ein östlicher Grundsatz geworden. Daher weisen die siderischen „Prophezeiungen“ des Zodiaks, wie sie von christlichen Mystikern genannt werden, niemals auf irgendein besonderes Ereignis hin, wie erhaben und heilig es auch für einen Teil der Menschheit sein mag, sondern auf die immer wiederkehrenden, periodischen Gesetze der Natur, die lediglich von den Initiierten der siderischen Götter selbst verstanden werden.

Kein Okkultist und kein Astrologe östlicher Abstammung wird jemals mit christlichen Mystikern übereinstimmen, nicht einmal mit Keplers mystischer Astronomie, seine große Wissenschaft und Gelehrsamkeit ungeachtet; und zwar einfach deshalb, weil seine Schlussfolgerungen einseitig und von christlichen Vorurteilen beeinflusst sind, auch wenn seine Prämissen ganz richtig sind. Wo Letzterer eine unmittelbar auf den Heiland hinweisende Prophezeiung erkennt, sehen andere Völker lediglich ein im gegenwärtigen Manvantara gültiges Symbol eines ewigen Gesetzes. Warum in den Fischen eine unmittelbare Beziehung zu Christus sehen – zu einem der verschiedenen Weltreformatoren, ein Heiland nur für seine unmittelbaren Anhänger, für alle anderen aber lediglich ein großer und ruhmreicher Initiierter – wenn diese Konstellation als Symbol aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen spirituellen Heilande leuchtet, die Licht verbreiten und die spirituelle Finsternis zerstreuen? Christliche Symbologen haben zu beweisen versucht, dass dieses Zeichen zu Ephraim (Josephs Sohn) gehörte, Jakobs Auserwähltem, und dass daher der „auserwählte Messias“, der ᾽Ιχθὺς der Christen, just in dem Augenblick geboren werden musste, als die Sonne in das Zeichen der Fische (Pisces) eintrat. Wenn aber Jesus von Nazareth dieser Messias war – wurde er wirklich in diesem „Augenblick“ geboren oder wurde seine Geburtsstunde von den Theologen lediglich so datiert, um ihre vorgefassten Ideen mit siderischen Tatsachen und dem Volksglauben in Übereinstimmung zu bringen? Jedermann weiß, dass die wirkliche Zeit und das Jahr der Geburt Jesu gänzlich unbekannt sind. Und gerade die Juden, deren Vorväter in der forcierten Entwicklung ihrer rabbinischen Sprache dem Wort Dag sowohl die Bedeutung „Fisch“ als auch „Messias“ zumaßen, bestreiten diesen christlichen Anspruch als Allererste. Und was ist von den weiteren Tatsachen zu halten, dass die Brahmanen ihren „Messias“, den ewigen Avatara Vishnu, mit einem Fisch und der Sintflut in Verbindung bringen, und dass die Babylonier ebenfalls einen Fisch und einen Messias aus ihrem Dag-On machten, den Fisch-Mann und Propheten?

Es möchte den Anschein haben, dass Kepler es als eine positive Tatsache behauptete, dass im Augenblick der „Fleischwerdung“ alle Planeten im Zeichen der Fische in Konjunktion standen, die von den Juden (den Kabbalisten) „das Sternbild des Messias“ genannt wurde. Er behauptete, dass „in dieser Konstellation der Stern der Weisen zu finden ist“. Dieser von Dr. Sepp („La Vie de Notre-Seigneur Jésus-Christ“, Bd. I, S. 9) zitierte Satz ermutigte ihn zu der Bemerkung: „Sämtliche jüdischen Überlieferungen, diesen von vielen Völkern beobachteten Stern verkündend“, (!)189 merkten dazu an, „dass er die über die Schicksale der verschiedenen Völker auf diesem Globus herrschenden siebzig Planeten verschlingen werde.190 „Kraft jener natürlichen Prophezeiungen“, erklärt Dr. Sepp, „stand es in den Sternen des Himmels geschrieben, dass der Messias in dem Mondjahr der Welt 4.320 geboren würde, in jenem denkwürdigen Jahr, in dem der gesamte Chor der Planeten sein Jubelfest feiern würde“.

Zu Beginn unseres gegenwärtigen Jahrhunderts gab es tatsächlich einen Furor, als man von den Hindus die angeblich von den Juden geraubten „Götter“, ihre Patriarchen und ihre Chronologie zurückforderte. Wilford war es, der in Prithu und in Satyavrata Noah, in Dhruva Enos und in Iswara sogar Assur wiedererkannte. Nachdem sie doch so viele Jahre in Indien gewohnt hatten, hätten zumindest einige Orientalisten wissen müssen, dass nicht nur die Hindus diese Persönlichkeiten kannten und genauso, dass auch nicht nur sie ihr großes Zeitalter in vier kleinere Zeitalter aufteilten. Nichtsdestoweniger gaben sich Schriftsteller in der „Asiatic Researches“ den übertriebensten Spekulationen hin.

S. A. Mackey, der norwegische „Philosoph, Astronom und Schuster“, argumentiert sehr treffend, „christliche Theologen halten es für ihre Pflicht, gegen die langen Perioden der hinduistischen Zeitrechnung zu schreiben. Wenn aber ein Gelehrter die Namen und die Zahlen der Alten kreuzigt und sie in eine Form schraubt und windet, die der Absicht der alten Autoren vollkommen fremd ist; dafür aber in dieser verstümmelten Form mit der Geburt irgendeiner Grille übereinstimmt, die in seinem eigenen Gehirn mit solcher Genauigkeit prä-existent ist, dass er vorgibt, über die Entdeckung erstaunt zu sein, so kann ich ihn nicht so ganz für entschuldbar halten.“ („Key of Urania“)

Das ist mit Absicht auf Kapitän (später Oberst) Wilford gemünzt, aber die Worte [SD # 655] könnten auf mehr als einen unserer modernen Orientalisten passen. Als Erster setzte Oberst Wilford seinen unglücklichen Spekulationen über die hinduistische Chronologie und die Puranas die Krone damit auf, dass er die 4.320.000 Jahre mit der biblischen Zeitrechnung in Verbindung brachte, indem er einfach die Ziffern auf 4.320 Jahre (das angenommene Mondjahr der Geburt Christi) zusammenschrumpfte, und Dr. Sepp plagiierte diese Idee einfach von dem tapferen Offizier. Außerdem bestand er darauf, diese Zahl als jüdisches Eigentum zu betrachten und auch als christliche Prophezeiung, und so klagte er die Arier an, sich die semitische Offenbarung angeeignet zu haben, wo es doch genau umgekehrt war. Überdies brauchen die Juden nicht der Plünderung der Hindus angeklagt zu werden, über deren Zahlen Esra wahrscheinlich nichts wusste. Sie entlehnten sie erwiesenermaßen und unbestreitbar von den Chaldäern, zusammen mit deren Göttern. Die 432.000 Jahre der chaldäischen göttlichen Dynastien191 verwandelten sie in die zwischen der Weltschöpfung und der christlichen Zeitrechnung liegenden 4.320 Mondjahre; und die babylonischen und ägyptischen Götter verwandelten sie still und leise in Patriarchen. Sämtliche Völker machten sich mehr oder weniger einer solchen Umgestaltung und Anpassung des Pantheons (das einstmals allen gemeinsam war) universaler in nationale Götter, Stammesgötter und Heroen schuldig. In seinem neuen, pentateuchischen Gewand war es ihr Eigentum, und keiner der Israeliten hat es jemals irgendeinem anderen Volk aufgezwungen – am allerwenigsten den europäischen.

Ohne länger als notwendig bei der Betrachtung dieser sehr unwissenschaft­lichen Chronologie zu verweilen, können wir doch ein paar Bemerkungen machen, die sich als zur Sache gehörend erweisen dürften. Die 4.320 lunaren Jahre der Welt (in der Bibel werden solare Jahre verwendet) sind an sich keine Einbildung, wenn auch ihre Anwendung ziemlich falsch ist; denn sie sind lediglich das verzerrte Echo der ursprünglichen esoterischen und später der brahmanischen Lehre über die Yugas. Ein „Tag“ Brahmâs entspricht 4.320.000.000 Jahren, und ebenso lange währt eine „Nacht“ Brahmâs oder die Dauer eines Pralayas, nach dessen Ende eine neue Sonne triumphierend über [SD # 656] einem neuen Manvantara für die von ihr erhellte siebenfältige Kette aufgeht. Die Lehre war bereits Jahrhunderte vor Beginn der christlichen Zeitrechnung (siehe Isis Unveiled“, Bd. 2, S. 132) nach Palästina und Europa vorgedrungen und in den Gemütern der mosaischen Juden gegenwärtig, die sie als Grundlage für ihren kleinen Zyklus verwendeten, obwohl der erst durch die christlichen Chronologen der Bibel umfassend formuliert wurde, die ihn übernahmen, wie auch den 25. Dezember, den Tag, an dem sich angeblich sämtliche solaren Götter inkarnierten. Was Wunder, dass man den Messias im „lunaren Jahr der Welt 4.320 zur Geburt kommen ließ?“ Der „Sohn der Gerechtigkeit und Erlösung“ hatte sich wieder einmal erhoben und die pralayische Finsternis des Chaos und Nichtseins auf der Ebene unseres objektiven kleinen Globus und unserer Kette vertrieben. War der Gegenstand der Anbetung erst einmal bestimmt, fiel es leicht, die vermeintlichen Ereignisse seiner Geburt, seines Lebens und Sterbens auf die Erfordernisse des Zodiaks und der alten Überlieferungen abzustimmen, wenn sie auch manches Mal dafür etwas modifiziert werden mussten.

So wird das verständlich, was Kepler als großer Astronom äußerte. Er erkannte die große, universelle Bedeutung aller derartigen planetarischen Konjunktionen, „deren jede“, wie er ganz richtig sagte, „ein klimakterisches Jahr der Menschheit ist“.192 In Indien und China ebenso sehr wie in Europa haben die seltenen Konjunktionen von Saturn, Jupiter und Mars wegen ihrer gewissen, großartigen Folgen für die betreffenden Mystiker dieser Länder große Bedeutung und Geltung. Und es ist jetzt sicherlich nicht mehr als eine bloße Anmaßung zu behaupten, dass die Natur einzig Christus vor Augen hatte, als sie ihre (für den Profanen) fantastischen und bedeutungslosen Konstellationen bildete. Wenn behauptet wird, es sei keine Gefahr gewesen, welche die archaischen Schöpfer des Zodiaks vor Jahrtausenden dahin führen konnte, das Sternbild Taurus mit dem Asterisk (a) zu versehen, und dafür kein besserer und begründeterer Beweis vorgelegt wird als die Behauptung, es sei eine Prophezeiung für das Verbum oder Christus, dass das Aleph des Taurus „der Eine“ und der Erste bedeutet und dass Christus ebenfalls das Alpha oder der Eine war, dann kann auf mehr als eine Art nachgewiesen werden, dass dieser „Beweis“ seltsam ungültig ist. Um einen Anfang zu machen, existierte der Zodiaks auf alle Fälle vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung; ferner standen sämtliche Sonnengötter – Osiris z. B. – mystisch mit diesem Sternbild (Stier) in Verbindung und wurden alle von ihren jeweiligen Anhängern als „der Erste“ bezeichnet. Die Kompilatoren der dem christlichen Heiland gegebenen mystischen Beinamen waren des Weiteren alle mehr oder weniger mit [SD # 657] der Bedeutung der Tierkreiszeichen vertraut; und es ist naheliegender, dass sie ihre Behauptungen auf die mystischen Zeichen abstimmten, als dass die Tierkreiszeichen als eine Art Prophezeiung für einen Teil der Menschheit Millionen von Jahren lang am Himmel gestanden haben sollen, ungeachtet der zahllosen vorausgegangenen oder der danach geborenen Generationen.

Man sagt uns: „Es ist nicht bloßer Zufall, der in bestimmte Sphären das Haupt dieses Stieres (Taurus) auf einen Thron gesetzt hat, der versucht, mit dem Henkelkreuz auf seinen Hörnern einen Drachen zurückzustoßen; das gilt umso mehr, als diese Konstellation des Taurusdie große Stadt Gottes und die Mutter der Offenbarungen’ genannt wurde und auch ‘der Interpret der Göttlichen Stimme’, der Apis Pacis von Hermoutis in Ägypten, die (wie die Kirchenväter der Welt versichern wollen) solche Orakel bevorzugt haben soll, die sich auf die Geburt des Heilandes bezogen“ (Pneumatologie“, iv, 61).

Auf diese theologische Annahme gibt es mehrere Antworten. Erstens haben das ägyptische Henkelkreuz oder Tau, das Jainakreuz oder der Swastika und das christliche Kreuz alle dieselbe Bedeutung. Zweitens gab kein Volk, keine Nation, mit Ausnahme der christlichen, dem Drachen die Bedeutung, die ihm jetzt zugewiesen wird. Die Schlange war das Symbol der Weisheit; und der Stier (Taurus) das Sinnbild der körperlichen oder irdischen Zeugung. Somit hätte der Letztere, der den Drachen oder die spirituelle Göttliche Weisheit mit dem Tau oder Kreuz – das esoterisch „das Fundament und der Rahmen einer jeden Konstruktion ist“ – wegstößt, eine ganz und gar phallische, physiologische Bedeutung, stünde er nicht noch für etwas anderes, unseren biblischen Gelehrten und Symbologen gänzlich Unbekanntes. Auf jeden Fall hat er keine besondere Beziehung zum Verbum des Hl. Johannes, ausgenommen vielleicht in einem allgemeinen Sinn. Der Taurus (Stier, der nebenbei bemerkt kein Lamm, sondern ein Rind ist) war in jeder Kosmogonie heilig, bei den Hindus wie bei den Zoroastriern, bei den Chaldäern wie bei den Ägyptern. Das weiß jedes Schulkind.

Es mag vielleicht helfen, unseren Theosophen das Gedächtnis mit dem Hinweis auf das aufzufrischen, was über die Jungfrau und den Drachen sowie über die Universalität periodischer Geburten und Wiedergeburten der Heilande der Welt – solarer Götter – in „Isis Unveiled“, Bd II, S. 490 in Bezug auf bestimmte Stellen in der Offenbarung gesagt wurde.

Im Jahr 1853 hielt der als Erard Mollien bekannte Gelehrte vor dem Französischen Institut eine Vorlesung mit der Absicht, das große Altertum des indischen Zodiaks zu beweisen, in dessen Zeichen sich die Wurzel und die Philosophie aller wichtigsten religiösen Festlichkeiten dieses Landes finden. Der Ursprung dieser religiösen Brauchtümer geht zurück in die Nacht der Zeit zumindest bis 3.000 v. Chr. Der Zodiak der Hindus, so glaubte er, ging dem Zodiak der Griechen um lange Zeit voraus und unterschied sich in gewissen Einzelheiten stark von ihm. In ihm sieht man den Drachen auf einem Baum, an dessen Fuß die „Jungfrau“, Kanya-Durga, eine der ältesten Göttinnen, auf einem Löwen sitzt, der den Sonnenwagen hinter sich her zieht. „Das ist der Grund dafür“, sagt er, „warum die Jungfrau Durga nicht ein einfaches Memento [SD # 658] einer astronomischen Tatsache ist, sondern in Wahrheit die älteste Gottheit des indischen Olymps. Sie ist augenscheinlich dieselbe, von der alle sibyllinischen Bücher sprachen, jene Werke, welche die Quelle der Inspiration Virgils waren; die Jungfrau, deren Wiederkehr als Zeichen universaler Erneuerung vorhergesagt wurde. . . . . „Und wenn wir“, fügte er hinzu, „bis zum heutigen Tag sehen, dass die Monate bei dem Malayalim sprechenden Volk Südindiens noch immer nach den Götternamen dieses solaren Zodiaks benannt werden – warum sollte dann dieses Volk diesen Zodiak aufgegeben haben, nur um sich den Zodiak der Griechen aufzubürden? Alles beweist das Gegenteil, nämlich dass diese Tierkreiszeichen den Griechen von den Chaldäern überliefert wurden, die sie ihrerseits von den Brahmanen erhalten hatten.“ (Siehe „Recueil de l’ Académie des Inscriptions“, 1853)

Aber all das ist ein sehr schwaches Zeugnis. Erinnern wir uns jedoch an das, was von den Zeitgenossen Volneys gesagt und akzeptiert wurde, der in seinem „The Ruins“ auf S. 360 feststellt, dass der Widder im Jahr 1.447 v. Chr. in seinem fünfzehnten Grad stand und daraus folgt, dass der erste Grad der „Waage“ nicht später als 15.194 v. Chr. mit dem Punkt der Frühlingstagundnachtgleiche zusammengefallen sein kann. Fügen wir noch die seit der Geburt Christi vergangenen 1.790 Jahre hinzu, geht daraus hervor, dass seit dem Ursprung des Zodiaks 16.984 Jahre vergangen sein müssen.

Ferner schreibt Dr. Schlegel in seiner „Uranographie Chinoise“ der chinesischen astronomischen Sphäre ein Alter von 18.000 Jahren zu (vide S. 54, 196 et seq.).

Nichtsdestoweniger, da ohne entsprechende Beweise angeführte Meinungen wenig Wert besitzen, mag es nützlicher sein, sich der wissenschaftlichen Beweisführung zuzuwenden. Bailly, der berühmte französische Astronom des letzten Jahrhunderts, Mitglied der Akademie etc. etc. behauptet, dass die astronomischen Systeme der Inder die am weitaus ältesten seien und dass die Ägypter, Griechen, Römer und selbst die Juden ihr Wissen von ihnen bezogen hätten. Zur Unterstützung dieser Anschauungen bringt er vor:

„Die der Epoche von 1.491 vorangegangenen Astronomen sind, erstens, die alexandrinischen Griechen; Hipparchos, der seine Blütezeit 125 Jahre vor unserer Zeitrechnung hatte und Ptolemäus 260 Jahre nach ihm. Ihnen folgten die Araber, die im neunten Jahrhundert die Astronomie von Neuem pflegten. Auf sie folgten die Perser und die Tataren, denen wir die Tafeln des Massireddin aus dem Jahr 1.296 und die von Ulugh Beg aus dem Jahr 1.437 verdanken. Das war die bekannte Reihenfolge der Ereignisse in Asien vor der indischen Epoche von 1.491. Was ist also eine Epoche? Sie ist die Beobachtung der Länge eines Gestirns zu einem gegebenen Zeitpunkt, der Platz am Himmel, wo es gesehen wurde und der als Bezugspunkt dient, als Ausgangspunkt, um mithilfe der beobachteten Bewegung seine Position am Himmel sowohl für die Vergangenheit als auch für die Zukunft zu berechnen. Aber eine Epoche ist nutzlos, wenn die Bewegung des Sterns nicht bestimmt ist. Ein Volk, das in der Wissenschaft am Anfang steht und gezwungen ist, eine fremde Astronomie zu übernehmen, hat aber bei der Feststellung einer Epoche kein Problem, da [SD # 659] ihm eine einzige Beobachtung ausreicht, die es zu einem beliebigen Zeitpunkt machen kann. Was dieses Volk aber vor allem anderen braucht, was es gezwungenermaßen übernehmen muss, sind die Elemente, die von einer exakten Bestimmung abhängen und fortlaufende Beobachtungen erfordern; das sind vor allem zeitabhängige Bewegungen, deren Verlauf erst nach jahrhundertelanger Beobachtung akkurat ermittelt werden kann. Diese Bewegungen müssen also von einem Volk übernommen werden, das solche Beobachtungen bereits angestellt und diese Arbeit über Jahrhunderte geleistet hat. Daraus schließen wir, dass ein junges Volk die Epochen nicht von einem alten Volk übernehmen wird, ohne auch die ‘mittleren Bewegungen’ aufzunehmen. Von diesem Grundsatz ausgehend wird klar, dass die von den Hindus 1.491 und 3.102 aufgezeichneten Epochen nicht von Ptolemäus oder Ulugh Beg abgeleitet worden sein können.“

Es bleibt die Vermutung, dass die Hindus ihre eigenen Beobachtungen aus dem Jahr 1.491 mit den vorher von Ulugh Beg oder Ptolemäus angestellten abglichen und die Zeitabstände zwischen diesen Beobachtungen dazu nutzten, die „mittlere Bewegung“ zu bestimmen. In Bezug auf Ulugh Beg war der zeitliche Abstand zu kurz für eine derartige Bestimmung; was Plolemäus und Hipparch betrifft, hätte der zeitliche Abstand annähernd ausgereicht. Hätten jedoch die Hindus die festgestellten Bewegungen aus den Vergleichen ermittelt, wären die Epochen miteinander verbunden worden. Von den Epochen von Ulugh Beg und Ptolemäus ausgehend sollte man dann sämtliche Epochen der Hindus erreichen können. Doch das ist nicht der Fall. Die fremden Epochen waren den Hindus also unbekannt und ihnen nicht von Nutzen.193

Wir wollen noch eine wichtige Überlegung hinzufügen. Wenn ein Volk gezwungen ist, von einem Nachbarn die Methoden oder die Angaben der mittleren Bewegung von ihren astronomischen Tafeln zu übernehmen, so wird es noch viel nötiger sein, dass sie von ihnen auch die Kenntnis der Unregelmäßigkeiten der Bewegungen der Himmelskörper und die Bewegung des Apogäums, der Knoten und der Neigung der Ekliptik übernehmen; kurz gesagt all jene Elemente, deren Bestimmung die Kunst des Beobachtens, einige Instrumente und viel Fleiß voraussetzt. Alle diese astronomischen Elemente, die sich bei den alexandrinischen Griechen, den Arabern, den Persern und den Tataren mehr oder weniger ähneln, zeigen gar keine Verwandtschaft mit den Elementen der Hindus. Letztere haben daher nichts von ihren Nachbarn übernommen.

Wenn wir Baillys Bemerkungen zusammenfassen, so kommt er zu den folgenden Schlussfolgerungen:

Wenn die Hindus ihre Epoche nicht übernommen haben, müssen sie eine eigene, echte besessen haben, gegründet auf eigenen Beobachtungen. Es kann sich dabei ausschließlich um die Epoche des Jahres 1.491 n. Chr. oder um die des Jahres 3.102 v. Chr. handeln, die der Epoche von 1.491 n. Chr. um 4.592 Jahre vorausging. Wir müssen zwischen diesen beiden Epochen wählen und entscheiden, welche von beiden auf einer Beobachtung begründet ist. Bevor wir aber die Argumente darlegen, die [SD # 660] das Problem lösen können und sollen, sei es uns gestattet, einige Anmerkungen an jene zu richten, die zu der Ansicht neigen, dass es den Hindus lediglich mithilfe moderner Beobachtungen und Berechnungen möglich war, die früheren Positionen der Himmelskörper zu bestimmen. Es ist alles andere als eine einfache Aufgabe, die Bewegung der Himmelskörper mit hinreichender Genauigkeit zu ermitteln, um den Strom der Zeit über 4.592 Jahre bestimmen und die Erscheinungen beschreiben zu können, die sich in diesem Zeitraum ereignet haben müssen.

Heute besitzen wir ausgezeichnete Instrumente; und wir stellen seit ungefähr zwei oder drei Jahrhunderten exakte Beobachtungen an, die uns jetzt bereits erlauben, die durchschnittliche Bewegung der Planeten mit beträchtlicher Genauigkeit zu berechnen; wir haben die Beobachtungen der Chaldäer sowie von Hipparch und Ptolemäus, die uns wegen ihres großen Abstands zur heutigen Zeit erlauben, die Bewegungen mit noch größerer Sicherheit zu bestimmen. Gleichwohl können wir nicht versprechen, die Beobachtungen über den langen Zeitraum zwischen den Chaldäern und uns selbst mit durchgängiger Genauigkeit abzubilden; und noch viel weniger können wir dafür bürgen, mit Exaktheit Ereignisse zu bestimmen, die 4.592 Jahre vor unserer Zeit geschahen. Cassini und Mayer haben beide die säkulare Bewegung des Mondes bestimmt, ihre Ergebnisse unterscheiden sich um 3 Min. 43 Sek. voneinander. Diese Differenz ergäbe in sechsundvierzig Jahrhunderten in Bezug auf die Position des Mondes eine Unsicherheit von nahezu drei Grad. Zweifellos ist eine dieser beiden Berechnungen genauer als die andere, und um das zu entscheiden, müssen sehr alte Beobachtungen zu Rate gezogen werden. Was jedoch sehr weit zurückliegende Zeiträume betrifft, für die uns keinerlei Beobachtungen vorliegen, kann gesagt werden, dass wir uns über die betreffenden Phänomene im Unklaren befinden. Wie konnten dann aber die Hindus, sollten sie sich in der Astronomie lediglich rudimentär ausgekannt haben, vom Jahr 1.491 n. Chr. auf das Jahr 3.102 vor unserer Zeitrechnung zurückrechnen?

Die Orientalen waren niemals das, was wir darstellen. Wie hoch auch immer wir ihr Wissen aus der Untersuchung ihrer Astronomie einschätzen mögen, können wir ihnen nicht unterstellen, dass ihnen eine so umfassende Auswahl von Instrumenten zur Verfügung stand wie sie unsere heutigen Observatorien auszeichnet, die das Ergebnis simultaner Fortschritte in unterschiedlichen Künsten sind; sie besaßen auch nicht das bislang ausschließlich zu Europa gehörende Entdeckergenie, das zu dieser Zeit die schnellen Entwicklungen der Wissenschaft und der menschlichen Intelligenz bewirkte. Wenn die Asiaten kraftvoll, gelehrt und weise waren, wurden ihr Verdienst und ihre Erfolge aller Arten von Macht und Zeit bewirkt. Macht gründete oder zerstörte ihre Reiche; bald errichtete sie Bauwerke von imponierender Größe, bald verwandelte sie sie in ehrwürdige Ruinen; und während diese Wechselfälle stetig aufeinander folgten, sammelte die Geduld Wissen an; und anhaltende Erfahrung brachte Weisheit hervor. Es ist das hohe Alter der östlichen Nationen, das ihren wissenschaftlichen Ruf hervorbrachte.

Wenn die Hindus im Jahr 1.491 über [SD # 661] ausreichend exakte Kenntnisse der Himmelsbewegungen verfügten, um 4.592 Jahre zurückzurechnen, so konnten sie diese Kenntnisse nur aus alten Beobachtungen gewonnen haben. Ihnen einerseits diese Kenntnisse zuzugestehen und andererseits die Beobachtungen abzustreiten, aus denen sie abgeleitet waren, heißt etwas Unmögliches anzunehmen. Das käme der Annahme gleich, sie hätten die Früchte der Zeit und der Erfahrung bereits am Anfang ihrer Laufbahn geerntet. Würde andererseits ihre Epoche aus dem Jahr 3.102 als reell angenommen, folgte daraus, dass die Hindus von dieser Epoche an die folgenden Jahrhunderte bis zum Jahr 1.491 unserer Zeitrechnung einfach Schritt hielten. Somit war die Zeit ihr Lehrer; sie kannten die Bewegungen der Himmelskörper in diesen Epochen gut, weil sie sie beobachteten; und die Fortdauer dieses Hinduvolkes auf der Erde ist der Grund für die Genauigkeit ihrer Aufzeichnungen und die Exaktheit ihrer Berechnungen.

Die Lösung der Frage, welche der beiden Epochen aus den Jahren 3.102 und 1.491 die richtige ist, sollte mithilfe einer Überlegung gelöst werden, nämlich dass die Alten im Allgemeinen und die Hindus im Besonderen niemals etwas anderes berechneten und infolgedessen auch nichts anderes beobachteten als Finsternisse. Bailly sagt:

Nun, während der Epoche des Jahres 1.491 findet sich keine Sonnenfinsternis, und weder vierzehn Tage vorher noch vierzehn Tage danach fand eine Mondfinsternis statt. Die Epoche des Jahres 1.491 beruht also nicht auf einer Beobachtung. Was die Epoche des Jahres 3.102 anbelangt, so legen sie die Brahmanen von Tirvalour auf den Augenblick des Sonnenaufgangs am 18. Februar. Die Sonne stand damals ihrer wahren Länge nach im Anfangspunkt des Tierkreises. Die anderen Tafeln lassen uns erkennen, dass sich der Mond zur vorangegangenen Mitternacht an derselben Stelle befand, jedoch nach seiner durchschnittlichen Länge. Die Brahmanen berichten uns zugleich, dass dieser erste Punkt, der Anfang ihres Tierkreises, im Jahr 3.102 54 Grad hinter dem Equinox stand. Deshalb folgt daraus, dass dieser Anfang – der erste Punkt ihres Zodiaks – sechs Grad in der Waage stand.

Um diese Zeit und an diesem Ort fand also eine mittlere Konjunktion statt. „Unsere besten Tafeln, nämlich die von La Caille für die Sonne und die von Maier für den Mond, zeigen diese Konjunktion tatsächlich.“ Es fand damals keine Sonnenfinsternis statt, weil der Mond zu weit von seinem Knoten entfernt war. Aber vierzehn Tage danach muss sich der dann seinem Knoten angenäherte Mond verfinstert haben. Die Tafeln von Mayer, ohne Berücksichtigung einer Korrektur für die Akzeleration, lassen diese Finsternis erkennen; jedoch geben sie dieselbe für die Tageszeit an, wo sich die Finsternis in Indien nicht beobachten ließ. Cassinis Tafeln legen sie auf die Nacht. Das zeigt, dass Mayers Angaben für die Bewegungen ohne Berücksichtigung der Akzeleration für die lang vergangenen Jahrhunderte zu schnell sind; und es beweist auch, dass wir trotz unserer erweiterten Kenntnisse noch immer unsicher sind, wie der Himmel in vergangenen Zeiten aussah.

Wir glauben daher, dass von den beiden indischen Epochen die aus dem Jahr 3.102 die richtige ist, weil sie von einer beobachtbaren Finsternis begleitet wurde, die zu ihrer Bestimmung gedient haben muss. Das [SD # 662] ist ein erster Beweis für die Korrektheit der der Sonne und dem Mond für jenen Augenblick von den Hindus zugeschriebenen Längenangaben. Und dieser Beweis würde vielleicht ausreichen, wäre diese alte Bestimmung nicht für die Richtigstellung der Bewegungen der beiden Gestirne von allergrößter Bedeutung und müsste aus diesem Grund mit allen zur Verfügung stehenden Beweisen unterstützt werden, die ihre Authentizität bestätigen können.

1. Wir merken an, dass die Hindus in der Epoche des Jahres 3.102 scheinbar zwei Epochen miteinander vereinigt haben. Die Kalkulationen der Brahmanen von Tirvalour beziehen sich in erster Linie auf den ersten Augenblick das Kali-Yuga; aber 2d 3h 32m 30s später setzten sie eine zweite Epoche an. Diese Letztere ist die wirkliche astronomische Epoche, die Erstere scheint eine zivile Epoche zu sein. Wäre diese Epoche des Kali-Yuga aber nicht real und lediglich das Ergebnis einer Berechnung, warum sollte sie dann auf diese Weise geteilt sein? Ihre errechnete astronomische Epoche wäre ihre Kali-Yuga-Epoche geworden, auf die Konjunktion von Sonne und Mond gelegt wie die Epochen der drei anderen Tafeln auch. Sie müssen also einen Grund zur Unterscheidung zwischen den beiden gehabt haben; und dieser Grund kann nur in den zeitlichen Umständen dieser Epoche liegen; welche deshalb nicht das Ergebnis von Berechnungen sein kann. Das ist nicht alles; rechnet man von der auf den Sonnenaufgang des 18. Februars des Jahres 3.102 festgelegten solaren Epoche aus um 2d 3h 32m 30s zurück, erreicht man den Morgen des 16. Februar um 2:27:30 Uhr. Das ist der Augenblick, in dem das Kali-Yuga beginnt. Es ist sonderbar, dass man dieses Zeitalter nicht mit einer der Haupteinteilungen des Tages beginnen ließ. Man würde annehmen, dass das Kali-Yuga um Mitternacht beginnen sollte und die 2h 27m 30s eine Meridiankorrektur darstellen. Aber was auch immer der Grund für diese Festlegung gewesen sein mag – es ist klar, dass diese Epoche auch ganz einfach auf Mitternacht hätte verlegt werden können, wäre sie das Ergebnis einer Berechnung gewesen, und auf diese Weise wäre sie mit einer der vier Haupteinteilungen des Tages in Übereinstimmung gebracht worden und hätte nicht an einem beliebigen Augenblick des Tages stattgefunden.

2. Die Hindus versichern uns, dass im ersten Augenblick des Kali-Yugas eine Konjunktion aller Planeten stattfand; ihre Tafeln weisen diese Konjunktion tatsächlich aus, und unsere zeigen, dass sie stattgefunden haben könnte. Jupiter und Merkur standen genau im selben Grad der Ekliptik; Mars stand 8° und Saturn 17° davon entfernt. Es folgt daraus, dass die Hindus etwa zu dieser Zeit, oder vierzehn Tage nach dem Beginn des Kali-Yugas, mit der im Tierkreis voranschreitenden Sonne beobachteten, wie sich vier Planeten der Reihe nach aus den Strahlen der Sonne heraus bewegten; zuerst Saturn, dann Mars, schließlich Jupiter und Merkur, und diese Planeten waren auf einem ziemlich kleinen Raum versammelt. Obwohl Venus nicht dabei war, verursachte wohl doch der Geschmack des Wunderbaren, dass sie von einer allgemeinen Konjunktion sämtlicher Planeten sprachen. Das Zeugnis der Brahmanen befindet sich hier in Übereinstimmung mit unseren Tafeln; und dieser aus einer Überlieferung stammende Befund muss auf einer tatsächlichen Beobachtung begründet sein.

[SD # 663] 3. Wir wollen anmerken, dass dieses Phänomen ungefähr vierzehn Tage nach der Epoche auftrat, und zwar genau zu der Zeit, als die Mondfinsternis beobachtet worden sein muss, mit deren Hilfe die Epoche festgelegt wurde. Diese beiden Beobachtungen bestätigen sich somit gegenseitig. Wer die eine gemacht hat, zeichnet auch für die andere verantwortlich.

4. Wir können auch davon ausgehen, dass die Hindus zu derselben Zeit die Position des Mondknotens bestimmten. Ihre Berechnung scheint das anzuzeigen. Sie geben die Länge dieses Punktes der Mondbahn zum Zeitpunkt ihrer Epoche an und addieren dann als Konstante 40 Minuten hinzu, was der Bewegung des Knotens in 12d 14h entspricht. Das kommt einer Erklärung gleich, dass sie diese Bestimmung dreizehn Tage nach ihrer Epoche anfertigten, und dass 40 Minuten hinzuzuzählen sind, damit die Bestimmung mit ihrer Epoche korrespondiere, um welchen Betrag sich der Knoten in der Zwischenzeit rückläufig bewegt hatte.

Diese Beobachtung ist somit vom selben Datum wie die der Mondfinsternis, und so stehen drei einander gegenseitig unterstützende Beobachtungen zur Verfügung.

5. Aus der uns von G. Le Gentil überlieferten Beschreibung des Tierkreises der Hindus scheint sich zu ergeben, dass sich die Positionen der als das „Auge des Stiers“ und die „Weizenähre der Jungfrau“ bezeichneten Sterne am Beginn des Zeitalters des Kali-Yugas in diesem Tierkreis bestimmen lassen.

Der Vergleich dieser Angaben mit den tatsächlichen Werten, reduziert um unsere Präzession der Tagundnachtgleichen zum fraglichen Zeitpunkt macht deutlich, dass der Anfangspunkt des Tierkreises der Hindus zwischen dem fünften und sechsten Grad in der Waage liegen muss. Die Brahmanen haben somit Recht, ihn im sechsten Grad jenes Zeichens anzugeben, umso mehr als diese kleine Differenz einer unbekannten Eigenbewegung dieser Sterne zugeschrieben werden kann.

Somit war es wieder eine Beobachtung, von der sich die Hindus bei dieser nahezu exakten Bestimmung des Anfangspunkts ihres beweglichen Tierkreises leiten ließen.

Dass im Altertum Beobachtungen aus dieser Zeit existierten, lässt sich scheinbar kaum anzweifeln. Die Perser behaupten, dass vier schöne Sterne als Wächter über die vier Ecken der Welt aufgestellt wurden. Nun ist es jedoch so, dass zu Beginn des Kali-Yugas, 3.000 oder 3.100 Jahre vor unserer Zeitrechnung, das „Auge des Stiers“ und das „Herz des Skorpions“ exakt in den Äquinoktialpunkten und das „Herz des Löwen“ und der „Südliche Fisch“ fast genau bei den Sonnenwendpunkten standen. Eine Beobachtung des abendlichen Plejaden-Aufgangs, sieben Tage vor dem Herbstäquinoktium stammt ebenfalls aus dem Jahr 3.000 vor unserer Zeitrechnung. Diese und ähnliche in den Kalendern von Ptolemäus ohne Autorenangaben gesammelten Beobachtungen sind älter als die der Chaldäer und könnten gut das Werk der Hindus sein. Sie waren mit der Konstellation der Plejaden vollkommen vertraut, und während wir sie gewöhnlich als „Hühnerkorb“ bezeichnen, nennen sie sie Pillaloo-codi – den „Henne und die Küken“. Dieser Name wurde von Volk zu [SD # 664] Volk überliefert und kommt von den ältesten Nationen Asiens zu uns. Wir sehen, dass die Hindus den Aufgang der Plejaden beobachtet und sich ihrer zur Bestimmung ihrer Jahre und Monate bedient haben müssen, denn dieses Sternbild heißt auch bei ihnen Krittika. Diesen Namen trägt auch einer ihrer Monate, und diese Übereinstimmung konnte nur so zustande kommen, dass der Auf- oder Untergang dieses Sternbilds diesen Monat ankündigte. Noch entscheidender aber für den Nachweis, dass die Hindus die Sterne beobachteten, und zwar gleich uns durch die Bestimmung ihrer Position mittels der Angabe ihrer Länge, ist der Bericht von Augustinus Riccius; er besagt, dass laut dem Hermes zugeschriebene und 1.985 Jahre vor Ptolemäus durchgeführten Beobachtungen der helle Stern der Leier sowie der im Herzen der Hydra gegenüber den von Ptolemäus bestimmten Positionen jeweils sieben Grad weiter vorgerückt seien.

Diese Bestimmung erscheint ganz außergewöhnlich. Die Sterne bewegen sich in Bezug auf das Äquinoktium regelmäßig. Ptolemäus Längenangaben mussten um 28 Grad größer sein als 1.985 Jahre vor seiner Zeit. Darin liegt nebenbei eine bemerkenswerte Besonderheit; die Positionen beider Sterne weisen denselben Fehler oder dieselbe Differenz auf; somit wirkte sich die den Fehler hervorbringende Ursache gleichermaßen auf beide Sterne aus. Um diese Besonderheit zu erklären, entwickelte der Araber Tebith die Vorstellung, dass die Sterne einer oszillierenden Bewegung unterliegen, die sie abwechselnd vorrücken und zurückfallen lässt.

Diese Hypothese war leicht zu widerlegen; die Hermes zugeschriebenen Beobachtungen blieben aber unerklärt. Ihre Erklärung findet sich jedoch in der Astronomie der Hindus. Zu der für diese Beobachtungen angegebenen Zeit, 1.985 Jahre vor Ptolemäus, lief der Anfang des indischen Tierkreises dem Äquinoktium um 35° voraus; folglich waren die daraus berechneten Längenangaben 35° größer als die vom Äquinoktium aus berechneten. 1.985 Jahre später waren die Sterne jedoch um 28° weiter gerückt, und so betrug der Unterschied zwischen den Längenangaben von Ptolemäus und Hermes nur noch 7°, und er ist für beide Sterne gleich groß, weil er durch die Differenz zwischen dem Anfangspunkt des indischen Tierkreises und dem mit dem Äquinoktium beginnenden Tierkreis von Ptolemäus verursacht wird. Diese Erklärung ist so einfach und so natürlich, dass sie wahr sein muss. Wir wissen nicht, ob der im Altertum berühmte Hermes ein Hindu war, doch wir sehen, dass die ihm zugeschriebenen Beobachtungen nach der indischen Methode aufgezeichnet wurden, woraus wir schließen, dass sie ebenfalls von den Hindus angefertigt worden sind, und damit waren sie in der Lage, sämtliche eben einzeln angeführten Beobachtungen durchzuführen, die wir in ihren Tafeln finden.

6. Die Beobachtung aus dem Jahr 3.102, die ihre Epoche begründet zu haben scheint, war nicht schwierig. Sobald die Hindus die tägliche Bewegung des Mondes um 13° 10' 35'' verstanden hatten, [SD # 665] bedienten sie sich ihrer, um den Tierkreis in 27 Konstellationen einzuteilen und hatten damit einen Bezug zur Mondperiode, der ungefähr 27 Tage für den Umlauf durch den Tierkreis aufweist.

Mithilfe dieser Methode bestimmten sie die Positionen der Sterne auf diesem Tierkreis; so fanden sie auch heraus, dass ein gewisser Stern in der Leier in 8h 24' und das Herz der Hydra in 4d 7h stand, das entspricht den Hermes zugeschriebenen Längenangaben, deren Berechnung aber aus dem Tierkreis der Hindus erfolgte. So erkannten sie auch, dass die „Weizenähre der Jungfrau“ den Anfang ihrer 15. Konstellation bildete und das „Auge des Stiers“ das Ende der vierten; der Erste dieser beiden steht im Tierkreis der Hindus in 6d 6h 40m und der Zweite in 1d 23h 20m. Dieser Feststellung entsprechend fand die vierzehn Tage nach dem Beginn des Kali-Yugas aufgetretene Mondfinsternis an einem zwischen der „Weizenähre der Jungfrau“ und dem Stern θ derselben Konstellation gelegenen Punkt statt. Diese beiden Sterne stehen ziemlich genau um eine Konstellation voneinander entfernt, der eine eröffnet die fünfzehnte, der andere die sechzehnte. So wäre es nicht schwer gewesen, den Ort des Mondes durch die Abmessung seines Abstandes von einem der beiden Sterne zu bestimmen; daraus leiteten sie den Ort der in Opposition zum Mond stehenden Sonne ab, und dann, als sie ihre durchschnittliche Bewegung kannten, errechneten sie, dass sich der Mond seiner durchschnittlichen Länge nach zur Mitternacht zwischen dem 17. und dem 18. Februar des Jahres 3.102 vor unserer Zeitrechnung am Anfangspunkt dieses Zodiaks befunden hatte und die Sonne ihrer wahren Länge nach denselben Platz sechs Stunden später einnahm. Ein Umstand, der den Anfang des indischen Jahres fixiert.

7. Die Hindus stellten fest, dass 20.400 Jahre vor dem Beginn des Kali-Yugas der Anfangspunkt ihres Tierkreises mit dem Punkt der Frühlingstagundnachtgleiche übereinstimmte, und dass die Sonne und der Mond zu dieser Zeit in Konjunktion standen. Diese Epoche wurde offensichtlich erdichtet;194 wir können jedoch nachforschen, von welchem Punkt welcher Epoche die Hindus ausgingen, um sie aufzustellen. Geht man von den indischen Angaben für den Sonnen- und den Mondumlauf mit 365d 6h 12m 30s und 27d 7h 43m 13s aus, ergeben

20.400 Sonnenumläufe = 7.451.277d 2h
272.724 Mondumläufe = 7.451.277d 2h

Dieses Ergebnis ergibt sich, wenn wir von der Kali-Yuga-Epoche ausgehen, und die Hindus zeichneten die von ihnen behauptete zur selben Zeit stattgefundene Konjunktion tatsächlich in ihren Tafeln auf; gehen wir jedoch, unter Verwendung derselben Elemente von der Epoche des Jahres 1.491 aus oder von einer weiteren, in das Jahr 1.282 versetzten, über die wir später noch sprechen werden, werden wir dort immer eine Differenz von nahezu einem oder zwei Tagen finden. Es ist gerecht und natürlich, bei der Nachprüfung der Berechnungen der Hindus aus ihren Elementen diejenigen auszuwählen, die zum selben Ergebnis führen, zu dem auch sie gelangten, und von jener ihrer Epochen auszugehen, die es uns ermöglicht, [SD # 666] die fragliche fingierte auszumachen. Da sie nun, um diese Berechnung anzustellen, von ihrer echten Epoche ausgehen mussten, also von der auf einer Beobachtung beruhenden und nicht von der durch exakte Berechnungen aus der Ersteren abgeleiteten, folgt daraus, dass ihre echte Epoche aus dem Jahr 3102 vor unserer Zeitrechnung stammte.

8. Die Brahmanen von Tirvalour geben uns die Mondbewegung über eine große Zeitperiode von 1.600.984 Tagen oder 4.386 Jahren und 94 Tagen auf dem beweglichen Zodiak mit 7d 2h 8m und mit Bezug auf das Äquinoktium mit 9d 7h 45m 1s an. Wir glauben, dass diese Bewegung durch Beobachtung bestimmt wurde. Zu Beginn müssen wir feststellen, dass dieser Zeitraum nicht ausreicht, um ihn für die Berechnung der mittleren Bewegungen geeignet zu machten.

Die Hindus verwenden in ihren astronomischen Berechnungen Zeiträume von 248, 3.031 und 12.372 Tagen; abgesehen davon, dass diese Intervalle, obwohl sie viel zu kurz sind, nicht so ungeeignet erscheinen wie Letztere, überspannen sie dennoch eine ganze Anzahl von Mondumläufen in Bezug auf sein Apogäum. Tatsächlich stellen sie mittlere Bewegungen dar. Die große, 1.600.984 Tage umfassende Zeitperiode stellt nicht eine Summe kumulierter Umläufe dar; es gibt keinen Grund dafür, warum sie eher 1.600.984 als 1.600.985 Tage dauern sollte. Es scheint, dass allein die Beobachtung die Anzahl der Tage entschieden und ihren Anfang und ihr Ende bestimmt haben muss. Dieser Zeitraum endete am 21. Mai 1282 unserer Zeitrechnung um 5:15:30 Uhr Benares-Zeit. Laut den Indern befand sich der Mond damals in seiner Erdferne und seine Länge betrug

. . . 7d 13h 45m 1s
Mayer gibt die Länge an mit . . . 7d 13h 53m 48s
und legt das Apogäum auf . . . 7d 14h 6m 54s

Die Bestimmung des Mondortes der Brahmanen weicht somit lediglich um acht bis neun Minuten von unserer ab, und um 22 Minuten für den des Apogäums, und es ist ganz offensichtlich, dass sie diese Übereinstimmung mit unseren besten Tafeln und diese Genauigkeit der himmlischen Positionen nur durch Beobachtung erlangt haben konnten. Wenn das Ende dieser Zeitperiode durch Beobachtung bestimmt wurde, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass eine ähnliche Beobachtung auch den Anfang desselben festlegte. Doch dann muss diese Bewegung, unmittelbar bestimmt und der Natur entnommen, mit den tatsächlichen Bewegungen der Himmelskörper notwendigerweise in hohem Maß übereinstimmen.

Tatsächlich unterscheiden sich die Bewegungsangaben der Hindus in Bezug auf diese lange Zeitperiode von 4.883 Jahren nicht um eine einzige Minute von denen Cassinis. Sie stimmen gleichermaßen überein mit den Angaben der Mayerschen Tafeln. In der Frage der Mondbewegung gelangten also zwei an den entgegengesetzten Enden der Welt lebende Völker, die Hindus und die Europäer, mit möglicherweise genauso unterschiedlichen Forschungseinrichtungen zu exakt denselben Ergebnissen; und zu einer nicht erklärbaren Übereinstimmung, würde sie nicht auf Beobachtungen und auf die beiderseitige Nachahmung der Natur beruhen. Wir müssen anmerken, dass alle vier Tafeln der Hindus Kopien derselben Astronomie darstellen. Es ist unwiderlegbar, dass die Tafeln von Siam [SD # 667] im Jahr 1687 existierten, als S. de la Loubére sie aus Indien mitbrachte. Zu der Zeit waren Cassinis und Mayers Tafeln noch nicht vorhanden, und so waren den Hindus die in diesen Tafeln verzeichneten exakten Bewegungen bereits bekannt, obwohl sie uns noch nicht zur Verfügung standen.195 Es muss also eingestanden werden, dass die Genauigkeit dieser indischen Bewegungsmessung in der Beobachtung lag. Sie ist für diese 4.383 Jahre andauernde Periode exakt, weil sie vom Himmel selbst abgelesen worden war; und wenn das Ende der Periode durch Beobachtung bestimmt wurde, dann auch der Anfang. Es handelt sich dabei also um den längsten Beobachtungszeitraum, dessen Erinnerung in der Geschichte der Astronomie erhalten ist. Er beginnt in der Epoche des Jahres 3102, und er ist ein überzeugender Beweis für die Wirklichkeit dieser Epoche.

Bailly wird so ausführlich zitiert, da er einer der wenigen Wissenschaftler ist, die den Versuch unternahmen, der Astronomie der Arier volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Von John Bentley herab bis zur „Surya Siddhantha“ von Burgess war kein einziger Astronom gegenüber dem gelehrtesten Volk des Altertums in ausreichendem Maß ehrlich gewesen. Wie verzerrt und missverstanden die indische Symbologie auch sein mag, kein Okkultist kann versäumen, ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wenn er auch nur das Geringste über die Geheimen Wissenschaften weiß; noch wird er sich von ihrer metaphysischen und mystischen [SD # 668] Interpretation des Tierkreises abwenden, auch wenn sich die gesamten illustren königlich-astronomischen Gesellschaften in Waffen gegen ihre mathematische Wiedergabe erheben. Das Herabsteigen und Wiederemporsteigen der Monade oder Seele ist unlösbar mit den Tierkreiszeichen verbunden. Und es erscheint natürlicher, im Sinn von Zweckdienlichkeit, an eine geheimnisvolle Sympathie zwischen der metaphysischen Seele und den glanzvollen Konstellationen zu glauben und an den Einfluss der Letzteren auf die Ersteren als an die alberne Vorstellung, die Schöpfer von Himmel und Erde hätten die Urbilder zwölf lasterhafter Juden an den Himmel gesetzt. Und wenn, wie der Verfasser von „The Gnostics“ behauptet, sämtliche gnostischen Schulen und die späteren Platoniker danach strebten, „den alten Glauben dem Einfluss der buddhistischen Theosophie anzupassen, deren innerster Kern war, dass die unzähligen Götter der indischen Mythologie lediglich Bezeichnungen der Energien der Ersten Triade in ihren aufeinanderfolgenden AVATARAS oder Manifestationen bis hin zum Menschen darstellten“, wohin könnten wir uns dann besser wenden, um diese theosophischen Ideen bis zu ihrer eigentlichen Wurzel zurückverfolgen zu können, als an die alte indische Weisheit? Wir sagen noch einmal: Der archaische Okkultismus bliebe allen unverständlich, müsste er anders als durch die besser bekannten Kanäle des Buddhismus und Hinduismus wiedergegeben werden. Denn Ersterer ist der Ausfluss des Letzteren; und beide sind Kinder einer Mutter – der alten lemuro-atlantischen Weisheit.

XVIII
Zusammenfassung der gegenseitigen Positionen

Der ganze Fall wurde dem Leser jetzt von beiden Seiten dargestellt, und nun bleibt ihm die Entscheidung überlassen, ob die Zusammenfassung darüber zu unseren Gunsten spricht oder nicht. Gäbe es so etwas wie eine Leere, ein Vakuum in der Natur, sollte es sich, einem physikalischen Gesetz zur Folge, in den Köpfen der hilflosen Bewunderer der „Leuchten“ der Wissenschaft finden lassen, die ihre Zeit damit verbringen, ihre Lehren gegenseitig zu zerstören. Würde die Theorie, dass „zwei Lichter Finsternis bewirkten“, jemals ihre Anwendung finden, dann in diesem Fall, wo die eine Hälfte der „Leuchten“ ihre Kräfte und „Bewegungsarten“ dem Glauben der Gläubigen aufbürdet und die andere Hälfte die bloße Existenz derselben bestreitet. „Äther, Materie, Energie“ – die heilige hypostatische Dreieinigkeit, die drei Prinzipien des wahrhaft unbekannten Gottes der Wissenschaft, von ihnen als die Physische Natur bezeichnet!

Die Theologie wird ins Gebet genommen und lächerlich gemacht für ihren Glauben an die Vereinigung von drei Personen in einer Gottheit – ein Gott in Bezug auf die Substanz, drei Personen in Bezug auf die Individualität. Und wir werden verlacht wegen unseres Glaubens an unbewiesene und unbeweisbare Lehren, an Engel und Teufel, Götter und Geister. Und [SD # 669] in der Tat, das, was die Gelehrten im großen „Kampf zwischen Religion und Wissenschaft“ den Sieg über die Theologie davontragen ließ, war genau dieses Argument, dass weder die Identität dieser Substanz noch die behauptete dreifache Individualität, nachdem sie in den Tiefen des theologischen Bewusstseins gedacht, erfunden und ausgearbeitet worden war, durch irgendeine wissenschaftliche, induktive Beweisführung nachgewiesen werden konnte, am allerwenigsten durch das Zeugnis unserer Sinne. Die Religion muss untergehen, hieß es, weil sie Mysterien lehrt. Ein Mysterium ist die Verneinung des gesunden Menschenverstandes, und die Wissenschaft weist es zurück. Nach Tyndall ist die Metaphysik Fiktion, wie die Poesie. Der Wissenschaftler übernimmt nichts auf Treu und Glauben; er weist alles zurück, was ihm nicht bewiesen wird, während der Theologe alles in blindem Glauben annimmt. Der Theosoph und der Okkultist, die nichts auf Treu und Glauben akzeptieren, nicht einmal die exakte Wissenschaft, der Spiritualist, der das Dogma leugnet, aber an Geister und an unsichtbare, aber mächtige Einflüsse glaubt, alle teilen dieselbe Geringschätzung. Sehr wohl also; unsere Aufgabe ist daher, zum letzten Mal zu untersuchen, ob die exakte Wissenschaft nicht genau auf dieselbe Art und Weise vorgeht wie die Theosophie, der Spiritualismus und die Theologie.

In „Modern Science and Modern Thought“, einem Werk von S. Laing, das als Standardwerk über die Wissenschaft betrachtet wird, dessen Verfasser laut der lobenden Kritik der Times „mit viel Kraft und Eindringlichkeit die ungeheuren Entdeckungen der Wissenschaft darlegt und ihre zahlreichen Siege über alte Meinungen, so oft sie so unvorsichtig sind, sich mit ihr zu messen“, lesen wir in Kapitel III „Über die Materie“ Folgendes:

Aus was setzt sich das materielle Universum zusammen? Äther, Materie, Energie“ . . . . . lautet die Antwort.

Wir halten inne, um zu fragen: „Was ist Äther?“ Und Laing antwortet im Namen der Wissenschaft:

„Äther ist uns gegenwärtig durch keinerlei Kennzeichen vertraut, von dem die Sinne Kenntnis nehmen könnten, vielmehr ist er eine Art mathematische Substanz, die anzunehmen wir gezwungen sind, um die Erscheinungen von Licht und Wärme erklären zu können.“

Und was ist Materie? Wissen Sie mehr darüber als Sie über den „hypothetischen“ Vermittler wissen, den Äther?

Ganz streng genommen ist es richtig, dass chemische Untersuchungen uns . . . . über die Zusammensetzung der lebenden Materie nichts Unmittelbares sagen können, und . . . . streng genommen trifft es auch zu, dass wir über die tatsächliche Zusammensetzung auch nicht eines einzigen (materiellen) Körpers irgendetwas wissen.“ (Vorlesung über Protoplasma“ von Huxley)

Und Energie? Sicherlich können Sie die dritte Person der Dreieinigkeit ihres materiellen Universums definieren?

„Die Energie ist das, was uns lediglich durch ihre Wirkungen bekannt ist.“ (Physikbücher)

Bitte erklären Sie das, denn es ist etwas nebulös.

„In der Mechanik gibt es tatsächliche und potenzielle Energie: [SD # 670] Tatsächlich geleistete Arbeit sowie die Fähigkeit, sie zu leisten. Was die Natur der molekularen Energie oder der Molekularkräfte anbelangt, so zeigen die verschiedenen von den Körpern dargebotenen Phänomene, dass ihre Moleküle unter dem Einfluss zweier entgegengesetzter Kräfte stehen – von denen die eine danach strebt, sie zusammen zu bringen und die andere, sie zu trennen. . . . . Die Erstere ist die molekulare Anziehung, die zweite vis viva oder die bewegende Kraft.“ . . . . (Ganots „Elementary Treatise on Physics“)

Genau das: Eben die Natur dieser bewegenden Kraft, dieser lebendigen Kraft, möchten wir kennen. Was ist sie? . . . . .

„WIR WISSEN ES NICHT!“ ist die unveränderliche Antwort. „Sie ist ein leerer Schatten meiner Einbildungskraft“, erklärt Huxley in seinem „On the Physical Basis of Life“.

So ist das gesamte Gebäude der modernen Wissenschaft auf einer Art „mathematischer Abstraktion“ aufgebaut, auf einer proteusartigen „Substanz, die sich der sinnlichen Beobachtung entzieht“ (du Bois-Reymond) und auf Wirkungen, den schattenhaften und trügerischen Irrlichtern von einem Etwas, das der Wissenschaft gänzlich unbekannt und unerreichbar ist, „selbstbewegende“ Atome! Selbstbewegende Sonnen, Planeten und Sterne! Aber wer denn oder was sind sie alle, wenn sie sich selbst mit Bewegung begabten? Warum sollten dann ihre Physiker über unseren „selbstbewegten ARCHAEUS“ lachen und spotten? Das Geheimnisvolle wird von der Wissenschaft abgelehnt und verachtet, und doch, wie Pater Felix richtig gesagt hat: „Das GEHEIMNIS ist das Verhängnis der Wissenschaft . . . Die Wissenschaft kann ihm nicht entrinnen.“ Die Ausdrucksweise des französischen Predigers ist die unsere, und wir zitieren sie in „Isis Unveiled“ (siehe Bd. I, S. 338-9). Wer – fragt er – wer von euch, ihr Wissenschaftler

„ . . . . vermochte das Geheimnis der Bildung eines Körpers zu ergründen, der Erzeugung eines einzelnen Atoms? Was ist da, ich werde nicht sagen im Mittelpunkt einer Sonne, aber im Mittelpunkt eines Atoms? Wer lotete den Boden des Abgrundes in einem Sandkorn aus? Das Sandkorn, meine Herren, wurde von der Wissenschaft viertausend Jahre lang studiert, sie drehte und wendete es; sie teilt es immer weiter; sie quält es mit ihren Experimenten; sie plagt es mit ihren Fragen, um ihm sein letztes Wort über seine verborgene Zusammensetzung zu entreißen; sie fragt es mit unersättlicher Neugierde: ‘Soll ich dich unendlich teilen?’ Dann, über diesem Abgrund hängend, zaudert die Wissenschaft, sie strauchelt, sie fühlt sich geblendet, sie schwindelt, und verzweifelt sagt sie: Ich weiß es nicht.

Doch wenn ihr so verhängnisvoll unwissend über die Entstehung und die verborgene Natur eines Sandkorns seid, wie wollt ihr einen Einblick in die Erschaffung eines einzigen Lebewesens bekommen? Woher stammt das Leben im Lebewesen? Wo beginnt es? Was ist das Lebensprinzip?“196

Streiten die Wissenschaftler alle diese Beschuldigungen ab? Durchaus nicht, denn hier ist ein Eingeständnis Tyndalls, das zeigt, wie ohnmächtig die Wissenschaft selbst der Welt der Materie gegenübersteht.

„Die erste Anordnung der Atome, von der jede weitere Tätigkeit abhängt, [SD # 671] spottet stärkeren Mächten als der des Mikroskops.“ „Allein wegen des Übermaßes an Komplexität, und lange bevor die Beobachtung in dieser Angelegenheit irgendeine Stimme haben kann, zieht sich selbst der gebildetste Intellekt, die am höchsten verfeinerte und geschulteste Imagination, fassungslos von der Betrachtung des Problems zurück. Wir sind betäubt vor Erstaunen, von dem uns kein Mikroskop befreien kann, zweifeln nicht nur an der Macht unseres Instruments, sondern selbst daran, ob wir überhaupt die intellektuellen Fähigkeiten besitzen, die uns jemals in die Lage dazu versetzen werden, uns ernsthaft mit den elementaren strukturellen Kräften der Natur auseinander zu setzen.“

Das Wenige, was wir über das materielle Universum wissen, wird tatsächlich seit vielen Jahren auf eben diese Zugeständnisse dieser Wissenschaftler hin vermutet. Und jetzt gibt es einige Materialisten, die selbst den Äther – oder wie immer die Wissenschaft die unendliche Substanz bezeichnet, deren Noumenon die Buddhisten Svabhavat nennen – sowie auch die Atome aus der Welt schaffen wollen, die beide wegen ihrer alten philosophischen und ihrer gegenwärtigen christlichen und theologischen Assoziationen zu gefährlich seien. Seit den ersten Philosophen, deren Aufzeichnungen überliefert wurden, bis zu unserem heutigen Zeitalter, das, wenn es auch „unsichtbare Wesen“ im Raum bestreitet, doch niemals so wahnsinnig sein kann, die Existenz eines irgendwie ausgefüllten Raumes abzustreiten – war die Fülle des Universums immer eine anerkannte Überzeugung. Und was es angeblich enthält, lernt man von Hermes Trismegistos (in Dr. Anna Kingsfords vorzüglicher Wiedergabe) – dem die Worte in den Mund gelegt werden:

„Bezüglich der Leere . . . komme ich zu dem Urteil, dass sie nicht existiert, dass sie niemals existierte und dass sie niemals existieren wird, denn all die verschiedenen Teile des Universums sind ausgefüllt, so wie auch die Erde ganz voll ist von Körpern unterschiedlicher Eigenschaft und Form, die ihre Art und ihre Bedeutung haben, die einen größer, die anderen kleiner, die einen fest, die anderen weich. Die größeren . . . sind einfach wahrzunehmen; die kleineren . . . sind schwer erfassbar oder vollständig unsichtbar. Von ihrer Existenz wissen wir lediglich, weil wir das Gefühl haben sie zu spüren, weshalb viele Menschen die Körperhaftigkeit solcher Entitäten bestreiten und sie einfach als Leerräume ansehen,197 doch die Existenz solcher Räume ist nicht möglich. Denn wenn es tatsächlich irgendetwas außerhalb des Universums geben sollte . . . dann wäre es von intelligenten Wesen eingenommener Raum analog seiner (des Universums) Gottheit . . . . . . Ich spreche von den Genien, denn ich halte fest, dass sie bei uns wohnen, und von den Heroen, die über uns wohnen, zwischen der Erde und den höchsten Lüften, wo weder Wolken sind noch irgendein Sturm.“ (S. 83-4)

Und wir „halten“ es ebenso fest. Nur dass, wie bereits erwähnt, kein östlicher Initiierter von Sphären „über uns, zwischen der Erde und den [SD # 672] Lüften“ sprechen würde, auch nicht von den höchsten, da es in der okkulten Sprache keine solche Einteilung oder Abmessung gibt, kein „oben“ und auch kein „unten“, sondern ein ewiges „innerhalb“, innerhalb zweier weiterer innerhalbs, oder die langsam mit den Ebenen der irdischen Objektivität verschmelzenden Ebenen der Subjektivität – und diese Ebene der irdischen Objektivität ist für den Menschen die letzte, seine eigene Ebene. Zum Schluss dieser notwendigen Erklärung möge hier mit den Worten von Hermes der Glaube über diesen besonderen Punkt der großen Welt der Mystik wiedergegeben werden:

„Es existieren viele Ordnungen von Göttern; und alle enthalten einen intelligenten Teil. Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass sie den Bereich unserer Sinne nicht berühren; im Gegenteil, wir nehmen sie wahr, besser sogar als jene, die als sichtbar bezeichnet werden. . . Es gibt also Götter, die über jeder Erscheinung stehen; auf sie folgen Götter, deren Prinzip spirituell ist; in Übereinstimmung mit ihrem doppelten Ursprung sind diese Götter wahrnehmbar und manifestieren alle Dinge durch eine wahrnehmbare Natur und erleuchten dabei ihre Werke eines nach dem anderen.198 Das höchste Wesen des Himmels oder von allem, was unter diesem Namen verstanden wird, ist Zeus, denn durch den Himmel gibt Zeus allen Dingen das Leben; der Sonne höchstes Wesen ist Licht, denn durch die Sonnenscheibe empfangen wir die Wohltat des Lichts. Die sechsunddreißig Horoskope der Fixsterne haben zum höchsten Wesen oder Fürsten ihn, dessen Name Pantomorphos ist oder der alle Formen Besitzende, weil er den unterschiedlichen Typen göttliche Formen gibt. Die sieben Planeten oder wandernden Sphären haben Glück und Schicksal als höchste Geister, die den ewigen Bestand der Naturgesetze durch unaufhörliche Umformung und fortdauernde Tätigkeit aufrecht erhalten. Der Äther ist das Werkzeug oder Mittel, wodurch alles hervorgebracht wird.“

Das ist ganz philosophisch und steht in Übereinstimmung mit dem Geist der östlichen Esoterik, denn alle Kräfte wie Licht, Wärme, Elektrizität etc. etc. werden „Götter“ genannt – esoterisch.

Das muss in der Tat so sein, weil die esoterischen Lehren in Ägypten und Indien übereinstimmten. Und deshalb ist die sämtliche manifestierenden Kräfte zusammenfassende Personifikation von Fohat eine berechtigte Folge. Außerdem, wie später gezeigt werden wird, werden die tatsächlichen und okkulten Kräfte in der Natur erst jetzt langsam bekannt – und selbst in diesem Fall durch die heterodoxe und nicht durch die orthodoxe Wissenschaft (siehe auch § X, Die kommende Kraft), obwohl ihre Existenz, zumindest in einem Fall, von unzähligen gebildeten Menschen bekräftigt und bezeugt worden ist, selbst von einigen offiziellen Wissenschaftlern.

Außerdem scheint die Behauptung in Stanze VI – dass „Fohat die ursprünglichen Weltenkeime oder die Zusammenscharung von kosmischen Atomen und Materie in Bewegung versetzt, die einen in dieser Richtung, die anderen in der entgegengesetzten“ – orthodox und wissenschaftlich ausreichend. Denn auf jeden Fall unterstützt eine wissenschaftlich vollständig anerkannte Tatsache diese Aussage: Das Sternschnuppenmaximum (periodisch in den Monaten November und August) entsteht aus [SD # 673] einem sich in einer elliptischen Bahn rund um die Sonne bewegenden System. Der sonnenfernste Punkt dieser Bahn liegt 1.732 Millionen Meilen außerhalb der Bahn von Neptun. Seine Bahnebene ist gegen die der Erde um 64° 3' geneigt, und die Bewegungsrichtung des Meteorschwarmes auf seiner Bahn ist der des Erdumlaufs entgegengesetzt.

Diese erst im Jahr 1833 erkannte Tatsache erweist sich als moderne Wiederentdeckung von etwas, das schon in sehr alter Zeit bekannt war. Mit seinen beiden Händen dreht Fohat den „Samen“ und die „Flocken“ oder die kosmische Materie in entgegengesetzte Richtungen; deutlicher gesagt, Teilchen in einem hochverdünnten Zustand und Nebelflecken.

Außerhalb der Grenzen des Sonnensystems bestimmen andere Sonnen, und insbesondere die geheimnisvolle „Zentralsonne“ (die „Wohnung der unsichtbaren Gottheit“, wie einige hochwürdige Herren sie nannten), die Bewegung und die Richtung der Körper. Um diese Körper herum und zwischen ihnen dient diese Bewegung auch dazu, die homogene Materie in auf unserer Erde unbekannte Elemente und Unterelemente zu differenzieren, die von der modernen Wissenschaft als unterschiedliche individuelle Elemente betrachtet werden, während sie lediglich zeitweilige Erscheinungen darstellen, die mit jedem kleinen Zyklus innerhalb des Manvantaras wechseln, weshalb einige esoterische Werke sie als „kalpische Masken“ bezeichnen.

Fohat ist der Schlüssel im Okkultismus, der die vielgestaltigen Symbole und jeweiligen Allegorien der sogenannten Mythologien aller Nationen aufschließt und enträtselt, indem er die wundervolle Philosophie und die tiefe Einsicht in die Geheimnisse der Natur zeigt, wie sie in den ägyptischen und chaldäischen wie auch in den arischen Religionen enthalten ist. Fohat, in seinem wahren Charakter dargestellt, beweist, wie eingehend all die vorgeschichtlichen Völker mit sämtlichen Naturwissenschaften vertraut waren, die heute als ihre physikalischen und chemischen Zweige bezeichnet werden. In Indien ist Fohat sowohl der wissenschaftliche Aspekt Vishnus als auch Indras, wobei Letzterer im „Rigveda“ älter und bedeutender ist als sein sektiererischer Nachfolger; in Ägypten war Fohat derweil als der aus Nut hervorgegangene Tum bekannt,199 oder als Osiris in seinem Charakter eines ursprünglichen Gottes, Schöpfer des Himmels und der Wesen (siehe Kap. XVII, „Das Totenbuch“). Denn Tum wird als der proteusartige Gott erwähnt, der andere Götter erschafft und selbst die ihm jeweils beliebende Form annimmt; der „Meister des Lebens, der den Göttern ihre Stärke gibt“ (Kap. LXXIX). Er ist der Aufseher der Götter und der, „der die Geister erschafft und ihnen Gestalt und Leben verleiht“; er ist „der Nordwind und der Geist des Westens“, und endlich die „Untergehende Sonne des Lebens“ oder die lebensspendende elektrische Kraft, die den Körper beim Tod verlässt, weshalb der Verstorbene darum bittet, dass Tum ihm den Atem aus seinem rechten Nasenloch (positive [SD # 674] Elektrizität) gibt, damit er in seiner zweiten Form leben könne. Sowohl die Hieroglyphe als auch der Text in Kapitel LXII des „Totenbuches“ zeigen die Identität von Tum und Fohat. Der Erstere wird durch einen aufrecht stehenden Mann mit der Hieroglyphe des Atems in seinen Händen dargestellt. Letzterer sagt:

„Ich öffne mich dem Oberhaupt von An (Heliopolis). Ich bin Tum. Ich durchquere das von Thot-Hapi, dem Herrn des Horizontes, vergossene Wasser, und ich bin der Teiler der Erde“ (Fohat teilt den Raum und, mit seinen Söhnen, die Erde in sieben Zonen) . . . .

. . . . Ich durchquere die Himmel, und ich bin die zwei Löwen. Ich bin Ra, ich bin Aam, ich verspeiste meinen Erben.200 . . . . Ich gleite dahin auf dem Boden der Gefilde von Aanru,201 das mir verliehen ist vom Meister der grenzenlosen Ewigkeit. Ich bin der Keim der Ewigkeit. Ich bin Tum, dem Ewigkeit gewährt wurde. . . .“

Genau die Worte, die Fohat im elften Buch gebraucht, und die ihm vergebenen Titel. In den ägyptischen Papyri findet sich die gesamte Kosmogonie der Geheimlehre in vereinzelten Sätzen verstreut, selbst im „Totenbuch“. Die Zahl sieben wird darin ebenso hervorgehoben und betont wie im Buch Dzyan. „Das große Wasser (die Tiefe oder das Chaos) werden mit sieben Ellen Tiefe angegeben“ – wobei hier „Ellen“ natürlich lediglich für Einteilungen, Zonen und Prinzipien steht. Daraus, „aus der großen Mutter sind alle Götter und die sieben Großen geboren“ (siehe Kap. CVIII, 4, „Totenbuch“ und „Egyptian Pantheon“). Beide, Fohat und Tum, werden als die „Großen der sieben magischen Kräfte“ angerufen, welche „die Schlange Apap besiegen“ oder die Materie.

Ein Schüler des Okkultismus sollte sich jedoch durch die in den Übersetzungen hermetischer Werke verwendete übliche Ausdrucksweise nicht zu der Annahme verleiten lassen, die alten Ägypter oder Griechen hätten mönchsartig in sämtlichen Gesprächen von einem höchsten Wesen, Gott, dem „einen Vater und Schöpfer von allem“ etc. gesprochen, wie das auf jeder Seite solcher Übersetzungen zu finden ist. Nichts dergleichen, in der Tat, und diese Texte sind nicht die ursprünglichen ägyptischen Texte. Sie sind griechische Kompilationen, deren älteste nicht über die erste Periode des Neuplatonismus hinaus zurückgeht. Kein einziges [SD # 675] von den Ägyptern verfasstes hermetisches Werk (siehe „Totenbuch“) würde von dem einen universalen Gott der monotheistischen Systeme sprechen; die eine absolute Ursache von allem war in den Gemütern der alten Philosophen Ägyptens ebenso unnennbar und unaussprechlich wie sie in der Vorstellung Herbert Spencers für immer unerkennbar bleiben wird. Was die Ägypter im Allgemeinen anbelangt, bemerkt G. Maspero korrekt, sobald er „den Begriff der göttlichen Einheit erreicht, war der eine Gott niemals ‘Gott’ schlechthin“. Le Lepage Renouf beobachtete sehr zutreffend, dass das Wort Nuter, Nuti, „Gott“, für die Ägypter niemals aufhörte, ein Gattungsname zu sein, und er wurde auch niemals zu einem Personennamen. Jeder Gott war für sie der „eine lebendige und einzige Gott“. Ihr „Monotheismus war rein geografischer Natur. Wenn der Ägypter von Memphis die Einheit Phtahs unter Ausschluss Ammons verkündete, so verkündete der thebanische Ägypter die Einheit Ammons unter Ausschluss Phtahs“, wie wir es jetzt in Indien im Fall der Saivas und der Vaisnavas beobachten. „Ra, der ‘Eine Gott’, ist in Heliopolis nicht derselbe wie Osiris, in Abydos der ‘Eine Gott’, und sie können Seite an Seite miteinander verehrt werden, ohne dass der eine den anderen absorbieren würde. Der eine Gott ist lediglich der Gott des Gaus oder der Stadt, Nutir, Nuti, und schließt nicht die Existenz des einen Gottes der Nachbarstadt oder des Nachbargaus aus. Kurz gesagt, so oft wir vom ägyptischen Monotheismus sprechen, sollten wir von den ‘Einen’ Göttern Ägyptens sprechen und nicht von dem einen Gott“ (Maspero im „Guide du Visiteur au Musée de Boulaq“). Nach diesem vorzugsweise ägyptischen Merkmal sollte die Authentizität der verschiedenen sogenannten „Hermetischen Bücher“ geprüft werden; und in den unter diesem Namen bekannten griechischen Bruchstücken fehlt es völlig. Das beweist, dass eine griechisch-neuplatonische oder vielleicht christliche Hand an der Herausgabe dieser Werke keinen geringen Anteil hatte. Gewiss ist die Grundphilosophie vorhanden und an vielen Stellen – unversehrt. Aber der Stil wurde verändert und in eine monotheistische Richtung geglättet, genauso stark, wenn nicht noch stärker, wie die der hebräischen Genesis in ihren griechischen und lateinischen Übersetzungen. Sie mögen hermetische Werke sein, aber sie stammen von keinem der beiden Hermes – oder eigentlich von Thot (Hermes), der leitenden Intelligenz des Universums (siehe Kap. XCIV, „Totenbuch“), und auch nicht von Thot des Rosettasteins, seiner Trismegistos genannten irdischen Inkarnation.

Aber in unserem Zeitalter von hundert „ismen“ und Religionslosigkeit ist alles Zweifel, Verneinung, Bildersturm und brutale Indifferenz. Jedes Götzenbild ist zerbrochen, mit Ausnahme des Goldenen Kalbs.

Unglücklicherweise können Nationen und Völker ihrem karmischen Schicksal genauso wenig entrinnen wie Gruppen und Individuen. Die Geschichte selbst wird von den sogenannten Historikern ebenso skrupellos behandelt wie überlieferte Legenden. Augustin Thierry stellte diesen Legenden eine Ehrenerklärung aus, wenn man seinen Biografen Glauben schenken darf. Er beklagte das falsche Prinzip, nach welchem alle (die Möchtegern-Geschichtsschreiber) von ihrem Weg abirrten und sich anmaßten, [SD # 676] die Überlieferung zu verbessern, „jene vox populi, die in neun von zehn Fällen die vox dei ist“. Und er gestand schließlich, dass wirkliche Geschichte allein in der Legende ruht; und er fügt hinzu: Denn „Legende ist lebendige Überlieferung, und in drei von vier Fällen ist sie wahrer als das, was wir Geschichte nennen.“202

Während die Materialisten bis auf die Materie alles im Universum abstreiten, streben die Archäologen danach, das Altertum klein zu machen, und sie trachten danach, jeglichen Anspruch alter Weisheit zu zerstören, indem sie die Chronologie verfälschen. Unsere gegenwärtigen Orientalisten und Geschichtsschreiber haben für die alte Geschichte dieselbe Bedeutung wie die weißen Ameisen für die Bauwerke Indiens. Gefährlicher noch als diese Termiten lassen die modernen Archäologen – die zukünftigen „Autoritäten“ bezüglich die universale Geschichte betreffende Angelegenheiten – der Geschichte vergangener Nationen dasselbe Schicksal zuteil werden wie es gewisse Bauwerke tropischer Länder ereilt: „Die Geschichte wird im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts fallen und in Atome zersprengt, von ihren Chronisten bis auf ihre Grundfeste zerstört“, sagte Michelet. Unter ihren vereinten Anstrengungen wird die Geschichte das Schicksal der tief in undurchdringlichen Urwäldern vergraben liegenden Ruinenstädte der beiden Teile Amerikas in der Tat sehr bald teilen. Historische Tatsachen werden dem Blick verborgen bleiben durch die unentwirrbaren Dschungel moderner Hypothesen, Dementis und Skeptik. Aber glücklicherweise wiederholt sich auch die gegenwärtige Geschichte selbst, denn sie schreitet wie alles Übrige in Zyklen voran. Und tote, im Meer des modernen Skeptizismus absichtlich ertränkte Tatsachen und Ereignisse werden erneut emporsteigen und wieder an der Oberfläche erscheinen. . . .

In unserem Band II wird schon allein die Tatsache, dass er ein Werk mit philosophischen Ambitionen sein wird und die verwickeltsten Probleme darlegt, und dass er auch noch mit einer Darstellung der Evolution der Menschheit aus Wesen, die als übernatürlich betrachtet werden – aus Geistern – eingeleitet werden muss, die übelwollendste Kritik heraufbeschwören. Wer aber an die Geheimlehre glaubt und sie verteidigt, wird die Anschuldigung, verrückt zu sein und noch Schlimmeres so philosophisch zu ertragen haben, wie es die Schreiberin schon seit vielen Jahren praktiziert. So oft ein Theosoph des Wahnsinns bezichtigt wird, sollte er mit einer Anführung aus Montesquieus „Persischen Briefen“ erwidern: „Dadurch, dass die Menschen ihre Irrenhäuser den angeblichen Wahnsinnigen so bereitwillig öffnen, versuchen sie lediglich sich gegenseitig zu versichern, dass sie nicht selber wahnsinnig sind.“

Ende des ersten Bandes

Fußnoten

1 Ihre Intellektualität ist natürlich von ganz anderer Natur als alles, was wir auf der Erde uns vorstellen können.

2 „The Concepts and Theories of Modern Physics“, S. xi-xii, Einleitung zur 2. Aufl.

3 Recherches expérimentales sur la relation qui existe entre la résistance de l‘air et sa température“, S. 68.

4 Aus der Kritik über „The Concepts of Modern Physics“ in Nature“. Siehe Stallos Werk, S. xvi der Einleitung.

5 Robert Ward zeigt uns bei der Besprechung der Themen Wärme und Licht im Journal of Science“, November 1881, in welch gänzlicher Unwissenheit sich die Wissenschaft über eine der einfachsten Tatsachen der Natur befindet – über die Wärme der Sonne. Er sagt: „Die Frage der Temperatur der Sonne war Gegenstand von Untersuchungen vieler Wissenschaftler: Newton, einer der ersten Forscher dieses Themas, versuchte sie zu bestimmen, und alle Wissenschaftler, die sich nach ihm mit Wärmemessung beschäftigt haben, sind seinem Beispiel gefolgt. Alle glaubten, selbst erfolgreich gewesen zu sein, und formulierten ihre Resultate mit großer Überzeugung. Die von einem jeden von ihnen gefundenen Temperaturen sind nach der chronologischen Reihenfolge der Publikation der Ergebnisse (in Celsiusgraden) wie folgt: Newton 1.669.300°, Pouillet 1.461°, Zöllner 102.200°, Secchi 5.344.840°, Ericsson 2.726.700°, Fizeau 7.500°, Waterston 9.000.000°, Spörer 27.000°, Deville 9.500°, Soret 5.801.846°, Vicaire 1.398°, Violle, 1,500°, Rosetti 20.000°. Die Differenz zwischen 1.400° und 9.000.000° beträgt nicht weniger als 8.998.600° !! Es gibt wahrscheinlich in der Wissenschaft keinen erstaunlicheren als den in diesen Zahlen zutage tretenden Widerspruch.“ Und trotzdem würde, wenn ein Okkultist eine Schätzung veröffentlichen würde, jeder dieser Herren im Namen der ‘exakten’ Wissenschaft vehement gegen die Ablehnung seines besonderen Resultats protestieren.“ (Aus The Theosophist“)

6 Laut einem atheistischen Idealisten – Dr. Lewins – „zeigte Sir Isaac im Jahr 1687 . . . . Masse und Atom unter dem Einfluss . . . . einer innewohnenden Aktivität . . . . und Geist, Seele oder Gottheit tatsächlich als überflüssig“.

7 Stallos oben zitiertes Werk, „The Concepts and Theories of Modern Physics“, ein Buch, welches die lebhaftesten Proteste und Kritik hervorgerufen hat, wird jedem empfohlen, der geneigt ist, diese Behauptung anzuzweifeln. „Die erklärte Feindschaft zwischen Wissenschaft und Metaphysik“, schreibt er, „hat die Mehrzahl der wissenschaftlichen Spezialisten zu der Annahme verleitet, dass die Methoden und Resultate der empirischen Forschung gänzlich unabhängig sind von der Kontrolle durch die Gesetze des Denkens. Entweder ignorieren sie die einfachsten Regeln der Logik stillschweigend oder sie weisen sie offen zurück, einschließlich der Gesetze der Widerspruchslosigkeit, und . . . verübeln mit äußerster Heftigkeit jede Anwendung der Übereinstimmungsregel auf ihre Hypothesen und Theorien . . . . und sie betrachten eine Prüfung (derselben) . . . . im Licht dieser Gesetze als ungebührliches Eindringen von ‘a-priori-Prinzipien und -Methoden’ in den Bereich der empirischen Wissenschaft. Menschen von dieser Denkart sehen kein Problem darin, an der gänzlichen Trägheit der Atome festzuhalten und gleichzeitig zu erklären, dass diese Atome vollständig elastisch seien; oder zu behaupten, dass das physische Universum in seiner letzten Auflösung in ‘tote’ Materie und Bewegung zerfällt und doch zu leugnen, dass alle physische Energie in Wirklichkeit kinetisch ist; oder zu behaupten, dass die phänomenalen Unterschiede in der objektiven Welt letztlich den verschiedenartigen Bewegungen absolut einfacher materieller Einheiten zuzuschreiben seien, und nichtsdestoweniger den Satz zurückzuweisen, dass diese Einheiten gleichartig seien“ . . . . (S. xix). „Die Blindheit bedeutender Physiker für einige der offensichtlichsten Schlussfolgerungen ihrer eigenen Theorien ist bewundernswert . . . . Wenn Prof. Tait in Übereinstimmung mit Prof. Stewart verkündet, dass „Materie lediglich passiv ist“ (The Unseen Universe“, § 104) und dann in Verbindung mit Sir W. Thomson erklärt, dass „Materie eine innere Widerstandskraft gegenüber äußeren Einwirkungen aufweist“ (Treat. on Nat. Phil.“, Bd. I, § 216), so ist es kaum ungebührlich zu fragen, wie diese Behauptungen miteinander in Übereinstimmung gebracht werden sollen. Wenn Prof. du Bois-Reymond . . . . auf der Notwendigkeit besteht, sämtliche Naturvorgänge seien auf Bewegungen eines substanziellen, indifferenten Substrats zurückzuführen, das überhaupt keine Eigenschaften aufweist (Über die Grenzen des Naturerkennens“, S. 5), nachdem er kurz vorher in derselben Vorlesung erklärt hat, dass die ‘Auflösung sämtlicher Veränderungen in der materiellen Welt in Bewegungen von Atomen, welche von ihren konstanten Zentralkräften verursacht werden, die Vervollkommnung der Naturwissenschaft sein werde’, so finden wir uns in einer Verwirrung, aus der befreit zu werden wir mit Recht verlangen können.“ (Vorr. xliii)

8 Siehe Clerk Maxwells „Treatise on Electricity of Magnetism“ und vergleiche damit Cauchys „Mèmoire sur la Dispersion de la Lumière“.

9Ein wenig unterscheiden!“ ruft Stallo aus. „Die wirkliche Bedeutung dieses ‘ein wenig’ ist die, dass das fragliche Medium überhaupt nicht materiell ist, in keinem vernünftigen Sinn, da es keine der Eigenschaften der Materie besitzt.“ Sämtliche Eigenschaften der Materie beruhen auf Unterschieden und Veränderungen, und der hier definierte „hypothetische“ Äther entbehrt nicht nur aller Unterschiede, sondern ist auch nicht in der Lage sich zu unterscheiden und zu verändern – (im physikalischen Sinn, wollen wir hinzusetzen). Das beweist, dass Äther lediglich in dem Sinn „Materie“ ist, als er für die spirituellen Sinne sichtbar und fühlbar ist und existiert. Er ist ein Wesen, in der Tat – aber nicht von unserer Ebene: Pater Äther oder Akasha.

10 Die Vera Causa der Physik sind die mayavischen oder illusiven Ursachen der Okkultisten und umgekehrt.

11 Im Gegenteil von dem Tag an sehr „differenziert“, an welchem es seinen Laya-Zustand verlassen hat.

12 Für die Okkultisten, die sagen, der Urheber der Natur sei die Natur selbst, etwas von der Gottheit nicht zu Unterscheidendes und Untrennbares, ergibt sich die Folgerung, dass jene, die mit den okkulten Gesetzen der Natur vertraut sind und wissen, wie sie im Ether Zustände ändern und neue hervorbringen können, imstande sind – nicht die Gesetze abzuändern, sondern dasselbe in Übereinstimmung mit diesen unveränderlichen Gesetzen zu bewirken und zu tun.

13Anziehung“, so schreibt C. H. Lecouturier, ein Materialist, „ist für die Öffentlichkeit von heute zu dem geworden, was sie für Newton selbst war – ein einfaches Wort, eine Vorstellung“ (Panorama des Mondes“), da ihre Ursache unbekannt ist. Herschel bringt praktisch dasselbe zum Ausdruck, indem er anmerkt, dass er sich jeden Augenblick durchdrungen fühlt von der Idee „der Existenz der Ursachen, die für uns hinter einem Schleier wirken und ihre unmittelbare Handlungsweise maskieren“ (Musée des Sciences“, August 1856), so oft er die Bewegung der Himmelskörper und die Erscheinungen der Anziehung studiere.

14 Wenn wir zur Rede gestellt werden, weil wir an wirkende „Götter“ und „Geister“ glauben, indes jedoch einen persönlichen Gott ablehnen, so antworten wir den Theisten und Monotheisten: „Gesteht zu, dass euer Jehovah einer der Elohim ist, dann sind wir bereit, ihn anzuerkennen. Macht aus ihm, wie ihr es tut, den Unendlichen, den Einen und den Ewigen Gott, und wir werden ihn in dieser Eigenschaft niemals akzeptieren.“ Nationale Götter gab es viele; die Eine Universale Gottheit ist ein Prinzip, eine abstrakte Wurzelidee, die nichts zu tun hat mit dem unreinen Werk einer endlichen Form. Wir beten die Götter nicht an, wir verehren Sie lediglich als Wesen, die höher stehen als wir. Hierin gehorchen wir der mosaischen Anordnung, während die Christen ihrer Bibel den Gehorsam verweigern – vor allen die Missionare. „Du sollst nicht die Götter schmähen“, sagt einer von ihnen – (Jehovah) – in Exodus 22,28. Aber gleichzeitig wird im Vers 20 befohlen: „Wer den Göttern opfert außer Johovah allein, soll verbannt werden.“ Nun heißt es in den Originaltexten nicht „Gott“, sondern Elohim – und wir fordern dazu auf, das zu widerlegen – und Jehovah ist einer der Elohim, wie in Genesis 3,22 aus seinen eigenen Worten hervorgeht: „Und Johovah Gott sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer.“ etc. Viel schlimmere Missetäter als die Okkultisten oder irgendein Theosoph sind also sowohl jene, die die Elohim, die Engel und Jehovah, anbeten und ihnen opfern, als auch jene, welche die Götter ihrer Mitmenschen schmähen. Unterdessen ziehen es viele der Letzteren vor, an den einen oder anderen „Herrn“ zu glauben, und es steht ihnen vollkommen frei, zu tun, was ihnen beliebt.

15 Die „species immateriatas mit dem hölzernen Eisen“ zu vergleichen und Spiller zu verlachen, weil er sie als „unkörperliche Materie“ bezeichnet, enträtselt nicht das Geheimnis (siehe „The Concepts and Theories of Modern Physics“, S. 165).

16 World-Life“, Prof. Winchell, LL.D. (S. 49 und 50).

17 „Es ist heutzutage nicht mehr möglich, mit Newton zu behaupten, dass sich die Himmelskörper inmitten einer ungeheuren Leere der Räume bewegen . . . Von den Folgerungen aus der Theorie der Leere, wie sie der Große Mann aufgestellt hat, bleibt nichts mehr übrig als das Wort ‘Anziehung’. Sie sehen den Tag kommen, an dem dieses letzte Wort aus dem wissenschaftlichen Sprachschatz verschwinden wird.“ („Panorama des Mondes“, S. 47 und 53)

18 Mit aufrichtigem und vorurteilslosem Geist gelesen, sind Sir Isaac Newtons Werke ein stets gegenwärtiger Beleg dafür, wie sehr er zwischen Gravitation, Anziehung, Impuls und irgendeiner anderen unbekannten Ursache geschwankt haben muss, um den regelmäßigen Ablauf der planetarischen Bewegung zu erklären. Aber siehe seine Treatise on Colour (Opticks, Bd. III. Frage 31). Herschel sagt uns, dass Newton seinen Nachfolgern die Pflicht hinterließ, alle wissenschaftlichen Schlussfolgerungen aus seiner Entdeckung zu ziehen. Wie sehr die moderne Wissenschaft ihr Vorrecht missbrauchte, ihre neuesten Theorien auf dem Gesetz der Gravitation aufzubauen, wird klar, wenn man sich daran erinnert, wie tief religiös dieser große Mann war.

19 Da gemäß der Physik eine wirkliche oder wahrnehmbare Bewegung im reinen Raum oder Vakuum unmöglich sei, soll auch die ewige Bewegung des Kosmos und im Kosmos (als unendlicher Raum betrachtet) eine Fiktion sein – diese materialistische Meinung zeigt nur einmal mehr, dass in der östlichen Metaphysik verwendete Begriffe wie etwa „reiner Raum“, „reines Sein“, „das Absolute“ etc. im Westen niemals verstanden wurden.

20Correl. Phys. Forces“, S. 173. Genau das behauptet der Okkultismus, und es beruht auf folgendem Prinzip: „Wo eine Kraft einer anderen entgegenwirkt und ein statisches Gleichgewicht hervorbringt, wird die Balance des vorherigen Gleichgewichtszustands berührt und eine neue Bewegung begonnen, die derjenigen entspricht, die sich in einen Schwebezustand zurückzieht.“ Dieser Vorgang wird im Pralaya unterbrochen, ist aber so ewig und unaufhörlich wie derAtem“, selbst wenn der manifestierte Kosmos ruht.

21 „Der transsolare Raum“, schreibt der große Humboldt, „hat bisher noch kein einziges Phänomen gezeigt, das unserem Sonnensystem analog wäre. Es ist eine Besonderheit unseres Systems, dass die Materie sich in ihm in Nebelringe kondensiert haben soll, deren Kerne sich zu Erden und Monden verdichteten. Ich sage es nochmals, bisher wurde etwas Gleichartiges noch niemals außerhalb unseres Planetensystems beobachtet.“ (Siehe Revue Germanique vom 31. Dez. 1860, Art. „Lettres et Conversations d’Alexandre Humboldt“) Seit die Nebulartheorie im Jahr 1860 auftauchte und bekannter wurde, hätten einige identische Phänomene außerhalb des Sonnensystems beobachtet werden sollen, das ist wahr. Der große Mann hat jedoch vollständig Recht; und weder Erden noch Monde sind jenseits unseres Systems oder von derselben Ordnung der in unserem System zu findenden Materie anzutreffen – ausgenommen dem Aussehen nach. So lautet die okkulte Lehre.

22 Siehe jedoch Histoire de L‘Astronomie Du Moyen Age“ von Delambre.

23 Natürlich im Sinne von Materie in Zuständen, die der Wissenschaft unbekannt sind.

24 Man wird uns der Widersprüchlichkeit beschuldigen. Man wird sagen, dass wir, indes wir Gott leugnen, Seelen und wirkende Geister zugestehen und bigotte römisch-katholische Schriftsteller zur Unterstützung unserer Beweisführung zitieren. Darauf antworten wir: „Wir bestreiten den anthropomorphischen Gott der Monotheisten, aber niemals das göttliche Prinzip in der Natur. Wir kämpfen gegen Protestanten und römische Katholiken an wegen einer Anzahl dogmatischer theologischer Glaubenssätze menschlichen und sektiererischen Ursprungs. Wir stimmen mit ihnen überein in ihrem Glauben an Geister und intelligente, wirkende Kräfte, obwohl wir nicht „Engel“ anbeten, wie es die römischen Lateiner tun.

25 Die Ausdrücke „hoch“ und „niedrig“ beziehen sich lediglich auf die Position des Betrachters im Raum. Jede Verwendung dieser Ausdrücke mit der Absicht, den Eindruck zu vermitteln, dass sie für abstrakte Wirklichkeiten stehen, ist notwendigerweise falsch.

26 Jabob Ennis, „The Origin of the Stars“, S. 220-3 ff.

27 Wenn das der Fall wäre, wie erklärt dann die Wissenschaft die verhältnismäßig geringe Größe der der Sonne am nächsten befindlichen Planeten? Die Theorie von der Anhäufung der Meteore ist lediglich einen Schritt weiter entfernt von der Wahrheit als die Nebulartheorie und ermangelt auch das Gute der Letzteren – ihr metaphysisches Element.

28 Und selbst betreffs dieser Zahlen steht Bischof in Widerspruch zu Thomson und berechnet, dass 350.000.000 Jahre erforderlich wären für eine Abkühlung der Erde von einer Temperatur von 20.000 auf 200 Grad. Das ist auch die Ansicht von Helmholtz.

29 Vor über einem Jahrhundert wurde jede Unterscheidung zwischen Körper und Kraft beseitigt. „Kraft ist nur die Eigenschaft eines sich in Bewegung befindlichen Körpers“, sagen die Physiker; und „Leben – die Eigenschaft unserer animalischen Organe – ist lediglich das Ergebnis ihrer molekularen Anordnung“, antworten die Physiologen. Littré lehrt: „Im Schoße jenes Aggregats, das Planet genannt wird, werden sämtliche Kräfte entwickelt, die der Materie innewohnen . . . d. h., diese Materie besitzt in sich und durch sich selbst die Kräfte, die ihr eigentümlich sind . . . und sie sind primär, nicht sekundär. Solche Kräfte sind die Eigenschaft des Gewichts, die Eigenschaft der Elektrizität, des terrestrischen Magnetismus, die Eigenschaft des Lebens. . . . Jeder Planet kann Leben entwickeln . . . so wie z. B. die Erde, auf der sich nicht immer eine Menschheit befand und die jetzt Menschen trägt (produit) . . . (Revue Germanique“, Bd. 2, 1858).

30 Deuxième mémoire, „Manifestations Historiques“, S. 272.

31 L’Univers expliqué par la Révélation“ und La Cosmogonie de la Révélation“. Aber siehe de Mirvilles „Deuxième Mémoire“. Der Verfasser war zwar ein schrecklicher Feind des Okkultismus, schrieb aber große Wahrheiten.

32 Dass etwas tot ist hat zur Voraussetzung, dass es zuvor einmal lebendig war. Wann, und in welcher Periode der Kosmogonie? Der Okkultismus sagt, dass die Materie immer dann am aktivsten ist, wenn sie träge erscheint. Ein Holz- oder Steinblock ist unbewegt und allen Absichten und Zwecken gegenüber undurchdringbar. Nichtsdestoweniger und de facto befinden sich seine Teilchen in unaufhörlicher, ewiger Schwingung, die so rasch ist, dass der Körper dem physischen Auge vollständig bewegungslos erscheint. Und der räumliche Abstand zwischen jenen Teilchen bei ihrer Schwingungsbewegung ist – von einer anderen Ebene des Daseins und der Wahrnehmung betrachtet – ebenso groß wie der, der Schneeflocken oder Regentropfen voneinander trennt. Aber der physikalischen Wissenschaft wird das absurd vorkommen.

33 Siehe „Popular Science Review“, Bd. V, S. 329-34.

34 Die jüngsten Autoritäten lehnten diese Erklärungen tatsächlich als „veraltete Theorien“ ab und vergöttern nunmehr die „Bewegung“ als ihr einziges Idol. Aber sicherlich werden sie und ihr Idol eines Tages das Schicksal ihrer Vorgänger teilen!

35 Dieses ominöse Geständnis wurde, wie wir glauben, auf einem wissenschaftlichen Kongress in Swansea gemacht. Faraday war übrigens einer ähnlichen Ansicht, wie Tyndall feststellte: „Was wissen wir über das Atom, von seiner Kraft einmal abgesehen? Sie stellen sich einen Kern vor, den wir a nennen wollen, und umgeben ihn mit Kräften, die wir als m bezeichnen wollen; in meiner Vorstellung verschwindet a oder der Kern, und die Substanz besteht aus den Kräften m. Und welche Vorstellung können wir uns tatsächlich von einem Kern unabhängig von seinen Kräften machen? Welcher Gedanke bleibt übrig, an den wir die Vorstellung eines von den anerkannten Kräften unabhängigen a anknüpfen könnten?“

36 Schelling, „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ etc., S. 18.

37 „The Concepts and Theories of Modern Physics“, xxxi. Einleitung zur 2. Auflage.

38 a.a.O.

39 J. P. Cooke, The New Chemistry“, S. 13.

40 „Dasselbe besagt, dass gleich große Volumina aller Substanzen in gasförmigem Zustand und unter gleichem Druck und gleicher Temperatur dieselbe Teilchenzahl von Molekülen enthalten – woraus folgt, dass sich die Molekülgewichte proportional verhalten zu den spezifischen Gewichten der Gase; da sich diese spezifischen Gewichte unterscheiden, sind auch die Molekülgewichte unterschiedlich; und da die Moleküle gewisser elementarer Substanzen monoatomisch sind (aus lediglich einem einzigen Atom bestehend), während die Moleküle verschiedener anderer Substanzen dieselbe Anzahl von Atomen enthalten, weisen die eigentlichen Atome solcher Substanzen unterschiedliche Gewichte auf.“ (The Concepts and Theories of Modern Physics“, S. 34) Wie in demselben Band weiter gezeigt wird, steht dieses Kardinalprinzip der modernen theoretischen Chemie in vollständigem und unvereinbarem Widerspruch mit dem ersten Satz der atomistisch-mechanischen Theorie – nämlich mit der absoluten Gleichheit der ursprünglichen Masseneinheiten.

41 In Bezug auf die Aura sagt einer der Meister in „Occult World“: „Wie könnten sie sich jenen halbintelligenten Kräften verständlich machen und tatsächlich über sie gebieten, die sich mit uns nicht durch das gesprochene Wort zum Ausdruck bringen, sondern durch Töne und Farben entsprechend der Wechselwirkung zwischen den Schwingungen der beiden?“ Diese „Wechselwirkung“ ist der modernen Wissenschaft unbekannt, obwohl sie von den Alchemisten oftmals erklärt worden ist.

42 Die „Substanz“ des Okkultismus verhält sich jedoch zu der höchst verfeinerten Substanz des Physikers wie strahlende Materie zum Stiefelleder des Chemikers.

43 Die Namen der sieben Strahlen – nämlich Sushumna, Harikesa, Vishvakarman, Vishva­tryarchas, Sannaddha, Sarvavasu und Svaraj – sind allesamt mystisch, und jeder hat für okkulte Zwecke in bestimmten Bewusstseinszuständen seine bestimmte Anwendung. Der Sushumna-Strahl, der, wie es im Nirukta“ (II, 6) heißt, nur dazu dient, den Mond zu erhellen, ist nichtsdestoweniger der von den initiierten Yogis geschätzte Strahl. Die Gesamtheit der sieben im Sonnensystem ausgebreiteten Strahlen bildet sozusagen den physischen Upadhi (Basis) des Ethers der Wissenschaft; in welchem Upadhi, Licht, Wärme, Elektrizität etc. etc. – die Kräfte der orthodoxen Wissenschaft – in Korrelation zueinander stehen, um ihre irdischen Wirkungen hervorzubringen. Als seelische und spirituelle Wirkungen emanieren sie aus dem übersolaren Upadhi und haben ihren Ursprung darin, im Ether der Okkultisten – oder Akasha.

44 Um einen höchst unparteiischen Kritiker zu zitieren, dessen Autorität niemand in Frage stellen kann und der die westlichen Dogmatiker mahnt, dass die Frage in keiner Weise als entschieden gelten darf: „Zwischen Licht und Wärme existiert kein fundamentaler Unterschied . . . das eine ist jeweils lediglich eine Metamorphose des anderen. . . . Wärme ist Licht in vollständiger Ruhe. Licht ist Wärme in sehr rascher Bewegung. Sobald Licht direkt mit einem Körper verbunden wird, entsteht Wärme; wenn die Wärme aber wieder von dem Körper abgegeben wird, wird sie wieder zu Licht.“ (Leslies „Fluid Theory of Light and Heat“) „Ob das wahr ist oder falsch, können wir nicht sagen, und viele Jahre, vielleicht sogar Generationen, müssen noch vergehen, ehe wir imstande sein werden, das zu tun.“ (Buckles „History of Civilisation“, Bd. II, S. 400)

45 Auf der Ebene der Manifestation und der illusiven Materie mag sich das so verhalten; es ist aber nicht so, dass sie nicht noch mehr wäre, denn sie ist weitaus mehr.

46 Neutral, oder Null.

47 „Scientific Letters“, Butlerov.

48 Die „Wassertrinker“ genannt, Sonnenwärme verursacht die Verdampfung des Wassers.

49 Der Gandharva des Veda ist die Gottheit, welche die Geheimnisse des Himmels und die göttlichen Wahrheiten kennt und sie den Sterblichen enthüllt. Kosmisch – sind die Gandharven die zusammengefassten Mächte des Sonnenfeuers und bilden dessen Kräfte; psychisch – die Intelligenz, die in Sushumna wohnt, dem Sonnenstrahl, dem höchsten der sieben Strahlen; mystisch – die okkulte Kraft im Soma (dem Mond oder der Mondpflanze) und das daraus zubereitete Getränk; physisch – die phänomenalen, und spirituell – die noumenalen Ursachen des Tones und der „Stimme der Natur“. Daher heißen sie die 6.333 „himmlischen Sänger“ und Musiker aus Indras Loka, welche (sogar ihrer Anzahl nach) die verschiedenen und mannigfaltigen Klänge der oberen sowie der unteren Natur personifizieren. In den letzteren Allegorien heißt es von ihnen, dass sie eine mystische Macht auf Frauen auswirken und dass sie sie mögen. Die esoterische Bedeutung ist klar. Sie sind eine der Formen, wenn nicht Urformen von Enochs Engeln, den Söhnen Gottes, die sahen, dass die Töchter der Menschen schön waren (Gen 6) und heirateten sie, und sie lehrten den Töchtern der Erde die Geheimnisse des Himmels.

50 Nicht nur „durch den Raum“, sondern jeden einzelnen Punkt unseres Sonnensystems durchdringend, denn sie ist sozusagen der physische Rückstand des Ethers auf unserer Ebene, seine Auskleidung; er ist das „Agens“ zur Übertragung des Lichts, muss aber noch anderen kosmischen und irdischen Zwecken dienen. Er ist das Astralfluidum oder „Licht“ der Kabbalisten und die sieben Strahlen des Sonnenvishnus.

51 Wozu braucht man dann zur Vermittlung des Lichts, der Wärme etc. etherische Wellen, wenn diese Substanz ein Vakuum durchdringen kann?

52 Und wie könnte es anders sein? Die grobe, wägbare Materie ist der Körper, die Schale der Materie oder Substanz, das weibliche, passive Prinzip; und diese fohatische Kraft ist das zweite Prinzip, Prana – das männliche und aktive. Auf unserem Globus ist diese Substanz das zweite Prinzip des siebenfältigen Elements – Erde. In der Atmosphäre ist sie das der Luft, der kosmische, grobe Körper. In der Sonne wird sie zum Sonnenkörper und zum Körper der sieben Strahlen; im Sternenraum korrespondiert sie wiederum mit einem anderen Prinzip und so fort. Das Ganze allein ist eine homogene Einheit, die Teile sind alle Differenzierungen.

53 Oder das Echo und beim Ton der Widerhall dessen auf unserer Ebene, was eine beständige Bewegung dieser Substanz auf höheren Ebenen darstellt. Unsere Welt und unsere Sinne sind ein beständiges Opfer Mayas.

54 Ein ehrliches Zugeständnis.

55 Doch ist es nicht Ether, sondern lediglich eines der Prinzipien des Ethers, wobei Letzterer selbst eines von Akashas Prinzipien ist.

56 Und so durchdringt Prana (Jiva) den gesamten lebenden Körper des Menschen; aber für sich allein genommen, ohne ein Atom, auf das er einwirken könnte, wäre er ruhend – tot, d. h. er befände sich in Laya, oder wie Crookes es ausdrückt „im Protyl eingeschlossen“. Leben wird durch Fohats Einwirkung auf zusammengesetzte oder selbst auf einfache Körper hervorgerufen. Wenn ein Körper stirbt, geht er in dieselbe Polarität über wie seine männliche Energie und stößt daher das aktive Agens ab, das sich wiederum an die Teile oder Moleküle heftet, da es seinen Halt am Ganzen verliert. Diese Wirkung wird chemisch genannt. Vishnu, der Erhalter, verwandelt sich in Rudra-Shiva, den Zerstörer – eine Wechselbeziehung, die der Wissenschaft unbekannt zu sein scheint.

57 Wahrhaftig, wenn nicht die okkulten Bezeichnungen der Kabbalisten angenommen werden!

58 „Unveränderlich“ nur während der manvantarischen Perioden, nach welchen es sich in Mulaprakriti erneut vereint; „unsichtbar“ für immer, in ihrer eigenen Essenz, aber sichtbar in ihrem reflektierten Glanz, der von den modernen Kabbalisten als Astrallicht bezeichnet wird. Doch bewegen sich in ihr in eben diese Essenz gekleidete bewusste und erhabene Wesen.

59 „Wägbar“ muss noch hinzugefügt werden, um ihn vom Ether zu unterscheiden, der noch Materie ist, wenn auch ein Substrat.

60 Die okkulten Wissenschaften kehren den Satz um und sagen, dass die Sonne und sämtliche während der manvantarischen Dämmerung aus der Zentralsonne hervorgehenden Sonnen aus ihm bestehen.

61 Hier erlauben wir uns, entschieden anderer Meinung zu sein als der gelehrte Herr. Erinnern wir uns daran, dass dieser Äther siebenfältig ist – einerlei ob Akasha oder dessen niedrigeres Prinzip, der Ether, unter diesem Ausdruck verstanden wurde. Akasha ist in der Allegorie Aditi und die Mutter Marttandas (der Sonne), die Devamatri, die „Mutter der Götter“. Im Sonnensystem ist die Sonne ihre Buddhi und ihr Vahana, das Vehikel, daher das sechste Prinzip; im Kosmos sind alle Sonnen der Kama Rupa Akashas, und das gilt auch für unsere. Nur als individuelle Entität in ihrem eigenen Reich betrachtet, ist Surya (die Sonne) das siebte Prinzip des großen materiellen Körpers.

62 Roher, aber offen auftretender Materialismus ist ehrlicher als der janusköpfige Agnostizismus unserer Tage. Monismus ist der Pecksniff der modernen Philosophie, der sein pharisäisches Gesicht der Psychologie und dem Idealismus zuwendet und sein natürliches Gesicht eines römischen Auguren mit der Zunge zwischen den Zähnen dem Materialismus. Die Monisten sind schlimmer als die Materialisten; indem sie das Universum und den seelisch-spirituellen Menschen von demselben negativen Standpunkt aus betrachten, bringen die Letzteren ihre Sache viel weniger plausibel vor als Skeptiker von Tyndalls oder selbst Huxleys Format. Herbert Spencer, Bain und Lewes sind den universalen Wahrheiten viel gefährlicher als Büchner.

63World-Life, or Comparative Geology“ von Professor A. Winchell.

64 Siehe bezüglich der wahren okkulten Lehre Five Years of Theosophy“ – die Artikel: „Do the Adepts deny the nebular theory?“ und „Is the Sun merely a cooling mass?“

65 Und ebenso die zentrale Masse, wie man finden wird, oder vielmehr das Zentrum der Reflexion.

66 Diese „Materie“ ist geradeso wie der in einem Spiegel hervorgerufene Widerschein der Flamme eines „lichterzeugenden“ Lampendochts.

67 SieheFive Years of Theosophy“, S. 258, Antwort auf diese Spekulation Herschels.

68 Paracelsus unter anderen, der es Liquor Vitae und Archaeus nannte.

69 Richtiger alchemistische – „Zusammensetzung“.

70 „Diese Lebenskraft . . . umstrahlt den Menschen einer leuchtenden Sphäre gleich“ . . . sagt Paracelsus im Paragranum“.

71 Das bedeutet nicht, dass jeder Busch, Baum oder Stein Gott oder ein Gott ist; sondern lediglich, dass jedes Stäubchen manifestierter kosmischer Substanz „Gott“ angehört und seine Substanz ist, wie tief es während den Ewigkeiten beständigen Werdens in seinen zyklischen Kreisläufen auch gefallen sein mag; und es bedeutet auch, dass ein jedes derartiges Stäubchen individuell – und der Kosmos kollektiv – ein Aspekt und eine Erinnerung an diese universale Eine Seele ist, welche die Philosophie sich Gott zu nennen weigert und damit die ewige und allgegenwärtige Wurzel und Wesenheit begrenzt.

72 Die Einteilung in fünf körperliche Sinne wurde uns aus ferner Vorzeit überliefert. Keiner der modernen Philosophen fragte sich jedoch, als er diese Anzahl übernahm, wie diese Sinne existieren, d. h. wahrgenommen und selbstbewusst gebraucht werden könnten, stellte nicht ein sechster Sinn die mentale Wahrnehmung zur Verfügung, um sie zu registrieren und zu erfassen, und (das gilt für die Metaphysiker und Okkultisten) ein siebter, welcher die spirituellen Früchte und die Erinnerung daran wie in einem dem Karma zugehörigen Buch des Lebens bewahrt. Die Alten teilten die Sinne einfach deshalb in fünf, weil ihre Lehrer (die Initiierten) beim Hören Halt machten, jenem Sinn, welcher sich erst mit dem Beginn der fünften Rasse auf der physischen Ebene entwickelte (eher kümmerlich und auf diese Ebene beschränkt). (Die vierte Rasse hatte bereits begonnen, den spirituellen Zustand zu verlieren, welcher in der dritten Rasse so hervorragend evolviert war.)

73 Die modernen Kommentatoren, denen es nicht gelingt, die feinsinnigen Ansichten der alten Scholiasten zu verstehen, interpretieren den Begriff der „Ursachen der Mittler“ in der Weise, „dass die Fähigkeit zu Riechen etc., wenn sie dem Selbst zugeschrieben wird, als ein Agens, als ein aktives Prinzip erscheinen lassen“ (!), was reine Fantasie ist. Diese „sieben“ werden als die Ursachen der Mittler aufgefasst, weil „die Objekte Ursachen sind, da ihr Genuss einen Eindruck zur Folge hat“. Esoterisch bedeutet das, dass sie, diese sieben Sinne, von den Mittlern verursacht sind, den „Gottheiten“: Denn was könnte oder was kann der folgende Satz sonst bedeuten? „Somit“, lautet er, „sind diese sieben (Sinne) die Ursachen der Befreiung“ (d. h. wenn diese Ursachen unwirksam gemacht werden). „Und unter den Gelehrten (den weisen Initiierten), welche die sich in der Position (richtiger in deren Natur) der Gottheiten befindenden Eigenschaften verstehen, jede an ihrem Platz“ – bedeutet lediglich, dass die „Gelehrten“ die Natur der Noumena der verschiedenen Phänomene verstehen; und dass sich „Eigenschaften“ in diesem Fall auf die Eigenschaften der hohen planetarischen oder elementaren Götter oder Intelligenzen bezieht, welche die Elemente und deren Produkte beherrschen, in keinem Fall jedoch die „Sinne“, wie der moderne Kommentator meint. Denn die „Gelehrten gehen nicht davon aus, dass ihre Sinne irgendetwas mit ihnen zu tun haben, es sei denn mit ihrem Selbst“ (Vide S. 278 und 279 des X. Bandes von „The Sacred Books of the East.“ Anugita“).

74 Ahamkara, vermute ich, jene Ichheit (oder Ahamkeit), die zu jeglichem Irrtum führt.

75 Die Elemente sind die fünf Tanmatras der Erde, des Wassers, Feuers, der Luft und des Ethers, die Erzeuger der gröberen Elemente.

76 Träger im Sinn eines Upadhi – einer materiellen oder physischen Basis; aber als zweites Prinzip der Universalseele und Lebenskraft in der Natur wird er von deren fünftem Prinzip intelligent geleitet.

77 Und ein allzu großer Überfluss des Ethers im Nervensystem führt ebenso oft zu Krankheit und Tod. Würde er von dem animalischen System erzeugt, wäre das sicherlich nicht der Fall. Daher zeigt der letztere Notfall, dass er von dem System unabhängig ist und mit der Sonnenkraft zusammenhängt, wie Metcalfe und Professor Hunt erklären.

78 In einem vor Kurzem erschienenen Werk über den Symbolismus des Buddhismus und Christentums (richtiger des Buddhismus und römischen Katholizismus, viele spätere Rituale und Dogmen des nördlichen Buddhismus in seiner populären, exoterischen Form stimmen mit denen der lateinischen Kirche überein) sind einige merkwürdige Tatsachen zu finden. Mit einer größeren Anmaßung ausgestattet als er Gelehrsamkeit besitzt, hat der Verfasser dieses Werkes wahllos alte und moderne buddhistische Lehren in sein Werk eingepresst, und Lamaismus und Buddhismus sehr stark miteinander vermischt. Auf Seite 404 dieses mit „Buddhism in Christendom, Or, Jesus the Essene“ betitelten Buchs widmet sich unser Pseudo-Orientalist einer Kritik der „sieben Prinzipien“ der esoterischen Buddhisten und versucht, sie lächerlich zu machen. Auf Seite 405, der Schlussseite, spricht er mit Begeisterung von den Vidyadharas, „den sieben großen Legionen toter Menschen, die weise gemacht wurden“. Nun sind diese „Vidyadharas“, die von einigen Orientalisten „Halbgötter“ genannt werden, in Wirklichkeit exoterisch eine Art von Siddhas, „reich an Ergebenheit“, und esoterisch sind sie mit den sieben Klassen der Pitris identisch, von denen eine Klasse den Menschen mit dem Selbstbewusstsein beschenkte, indem sie sich in der dritten Rasse in die menschlichen Hüllen inkarnierten. Der „Hymnus an die Sonne“ am Schluss dieses seltsamen, mosaikartigen Buchs, welcher den Buddhismus mit einem persönlichen Gott (!!) ausstattet, gibt den vom unglückseligen Verfasser so emsig gesammelten Beweisen bedauerlicherweise Vorschub.
Die Theosophen wissen ganz genau, dass sich Rhys Davids sehr ähnlich über ihren Glauben äußerte. Er sagte, dass die von dem Verfasser von „Esoteric Buddhism“ vorgelegten Theorien „kein Buddhismus seien, und auch keine Esoterik“. Diese Bemerkung ist eine Folge (a) des unglücklichen Missgriffs, „Buddhismus“ zu schreiben, anstelle von „Budhaismus“ oder Budhismus, d. h. das System anstatt mit der von Krishna, Shankaracharya und vielen anderen ebenso wie auch von Buddha gelehrten Geheimen Weisheit mit Gautamas Religion in Verbindung zu bringen; und (b) der für Rhys Davids bestehenden Unmöglichkeit, irgendetwas über die wahren esoterischen Lehren zu wissen. Auf jeden Fall ist er aber der größte Gelehrte der heutigen Zeit in Bezug auf Pali und Buddhismus, und alles, was er sagen mag, ist es wert, respektvoll gehört zu werden. Wenn aber jemand, der über den exoterischen Buddhismus sowohl im wissenschaftlichen als auch im materialistischen Fach genauso wenig versteht wie von der Esoterischen Philosophie, jene verleumdet, die er mit seiner Gehässigkeit beehrt, und den Theosophen gegenüber die Miene eines gründlichen Gelehrten aufsetzt, so kann man nur lächeln – oder herzlich über ihn lachen.

79The Human Species“, S. 11.

80 Es ist nicht nur so, dass sie die Tatsache nicht abstreitet, obwohl sie sie, wie immer, der falschen Ursache zuschreibt, da jede Theorie allen anderen widerspricht (siehe die Theorien von Secchi, von Faye und von Young), wonach die Flecken von sich auf der Oberfläche sammelnden Dämpfen herrühren sollen, die kühler seien als die Photosphäre (?) etc. etc., aber wir haben Wissenschaftler, die auf der Basis der Sonnenflecken astrologisch arbeiten. Professor Jevons schreibt alle großen periodischen Handelskrisen dem Einfluss der alle elf Jahre zyklisch auftretenden Sonnenflecken zu (siehe seine „Investigations into Currency and Finance“). Das verdient sicherlich Lob und Ermutigung.

81 Während diese Seiten niedergeschrieben wurden, hat sich die „Urzeugung irdischer Existenz“ bei einer etwas genaueren chemischen Analyse unglücklicherweise in einen einfachen Niederschlag von schwefelsaurem Kalk verwandelt – also in eine vom wissenschaftlichen Standpunkt aus nicht einmal organische Substanz!!! Sic transit gloria mundi!

82 In seinem World-Life“ – S. 48 – sagt Professor Winchell in den hinzugefügten Fußnoten: „Es wird allgemein zugestanden, dass sich Materie bei außerordentlich hohen Temperaturen in einem Zustand der Dissoziation befindet – d. h. dass keinerlei chemische Verbindung Bestand hat.“ Um die Einheit der Materie zu beweisen, beruft er sich auf das Spektrum, das bei jeglicher Homogenität eine helle Linie aufweisen wird, während es bei unterschiedlichen Molekularanordnungen – z. B. bei den Nebelflecken oder einem Stern – „aus zwei oder drei hellen Linien bestehen müsste!“ Das würde dem okkulten Physiker keinesfalls als Beweis gelten, denn der behauptet, dass jenseits einer gewissen Grenze in der sichtbaren Materie weder Spektrum noch Teleskop oder Mikroskop von irgendwelchem Nutzen seien. Die Einheit der Materie, von dem, was wirkliche kosmische Materie für den Alchemisten ist, oder „Adams Erde“, wie es die Kabbalisten nennen, kann schwerlich bewiesen oder widerlegt werden, weder vom französischen Gelehrten Dumas, der „die zusammengesetzte Natur der ‘Elemente’ auf der Grundlage gewisser Verhältnisse der Atomgewichte“ nahelegt, noch selbst durch Crookes „strahlende Materie“, obwohl seine Experimente anscheinend „unter der Annahme der Homogenität der Materie-Elemente und der Kontinuität der Materie-Zustände am besten verstanden werden können“. Denn all das geht sozusagen nicht über die materielle Materie hinaus, selbst in dem nicht, was das Spektrum zeigt, dieses moderne „Shiva-Auge“ der physikalischen Experimente. Nur von dieser Materie konnte H. É. Sainte-Claire Deville behaupten: „Wenn Körper, die für einfach gehalten werden, sich miteinander verbinden und dabei verschwinden, werden sie individuell vernichtet.“ Das sagte er ganz einfach, weil er diesen Körpern bei ihrer weiteren Umgestaltung in der Welt der spirituellen kosmischen Materie nicht folgen konnte. Wahrhaftig, die moderne Wissenschaft wird niemals imstande sein, tief genug in den kosmologischen Formationen zu schürfen, um die Wurzeln des Weltstoffes oder der Materie zu finden, solange sie nicht denselben Gedankengängen folgt wie die mittelalterlichen Alchemisten.

83 World-Life“, Ibid.

84 Buch I, Kap. II, Vishnu-Purana“, Übersetzung von Fitzedward Hall.

85 Siehe im vorigen Kapitel IX, „Leben, Kraft und Gravitation“, das Zitat aus der Anugita.

86 Das Wort „übernatürlich“ impliziert oberhalb oder außerhalb der Natur. Natur und Raum sind eins. Nun existiert der Raum für den Metaphysiker außerhalb eines jeden Wahrnehmungsaktes und ist eine rein subjektive Darstellung; dessen ungeachtet würde ihn der Materialismus mit aller Gewalt mit dieser oder jener Bezugsgröße der Wahrnehmung verknüpfen. Solange er von dem in ihm Enthaltenen unabhängig ist, ist er für unsere Sinne ziemlich subjektiv. Wie kann nun irgendein Phänomen oder irgendetwas anderes außerhalb dessen stehen oder jenseits davon verrichtet werden, was keine Grenzen hat? Wird die räumliche Ausdehnung jedoch rein begrifflich aufgefasst und als mit gewissen Wirkungen zusammenhängende Vorstellung, wie das die Materialisten und die Physiker tun, dann haben sie wiederum kaum das Recht zu definieren und zu beanspruchen, was Kräfte selbst auf engem Raum hervorbringen können oder nicht, da sie noch nicht einmal eine annähernde Vorstellung davon haben, was diese Kräfte sind.

87 Wenn man vom Idealismus spricht, ist es dann nicht richtig ihn so zu darzustellen, als basiere er auf „der alten ontologischen Annahme, dass die Dinge oder Entitäten voneinander unabhängig und auf andere Art existieren als lediglich als Ausdruck der Beziehung“? (Stallo) Auf jeden Fall ist es nicht richtig, etwas Derartiges über den Idealismus der östlichen Philosophie und ihre Erkenntnis zu sagen, denn genau das Gegenteil ist hier der Fall.

88 In einem gewissen Sinn wohl unabhängig, aber nicht davon getrennt.

89Wahrscheinlicher von Fohat“, würden die Okkultisten erwidern.

90 Die Ursache solch psychischer Fähigkeiten wird weiter unten erklärt.

91 Das Obige wurde vor zwei Jahren zu einer Zeit geschrieben, als die Hoffnungen für den Erfolg des „Keely-Motors“ ihren Höhepunkt erreicht hatten. Jedes von der Schreiberin damals gesprochene Wort hat sich als wahr erwiesen, und es werden jetzt nur wenige Bemerkungen in Bezug auf den Misserfolg von seinen Erwartungen hinzugefügt, insofern ein Misserfolg vom Erfinder jetzt selbst zugestanden wird. Trotzdem das Wort Misserfolg hier verwendet wird, möge der Leser es nur in einem relativen Sinn verstehen, denn, wie Clara Jessup Bloomfield-Moore erklärt: „Was Keely einräumt ist, dass er, nachdem seine Anwendung der Vibrationskraft auf die Mechanik in seiner ersten und zweiten experimentellen Versuchsreihe misslungen war, entweder einen wirtschaftlichen Misserfolg hätte eingestehen müssen, oder er hätte von seiner Basis oder seinem Prinzip ausgehend einen dritten Anlauf unternehmen müssen; und dabei versuchen, durch einen anderen Kanal zum Erfolg zu kommen.“ . . Und dieser „Kanal“ liegt auf der physischen Ebene.

92 Wir erfahren, dass diese Bemerkungen auf Keelys letzte Entdeckung nicht anwendbar ist. Nur die Zeit allein kann die wirkliche Grenze seiner Errungenschaften zeigen.

93 Diese Einteilung entspricht jener der Okkultisten, welche lediglich andere Bezeich­nungen verwenden.

94 Genau so, weil noch eine siebte darüber liegt, welche dieselbe Aufzählung von der ersten bis zur letzten auf einer weiteren, höheren Ebene einleitet.

95 In diesem Fall haben die amerikanischen „Substanzialisten“ nicht ganz Unrecht (obwohl ihre Ansichten allzu anthropomorphisch und materiell sind, als dass sie von den Okkultisten akzeptiert werden könnten), wenn sie mit Frau M. S. Organ, M. D., argumentieren: „Gegenstände müssen bestimmte wesentliche Eigenschaften besitzen, welche zu den Nerven tierischer Empfindung in einer naturgegebenen Beziehung stehen, oder es kann keine Wahrnehmung geben. Kein Eindruck beliebiger Art kann auf Gehirn, Nerv oder Gemüt bewirkt werden – kein Handlungsimpuls – wenn sich nicht eine substanzielle Kraft tatsächlich und unmittelbar mitteilt.“ („substanziell“ dem Anschein nach im üblichen Sinn des Wortes in diesem Universum der Illusion und Maya, selbstverständlich; tatsächlich aber nicht so.) „Diese Kraft muss die im höchsten Maß verfeinerte und verflüchtigte unkörperliche Entität (?) sein. Und trotzdem muss sie existieren, denn kein Sinn, kein Element, keine Fähigkeit des menschlichen Wesens kann ohne irgendeine mit ihr in Berührung kommende substanzielle Kraft etwas wahrnehmen oder zur Tätigkeit angeregt werden. Das ist das Grundgesetz, das die gesamte organische und mentale Welt durchdringt. Im wahren philosophischen Sinn gibt es nichts Derartiges wie eine unabhängige Handlung, denn jede Kraft oder Substanz steht in Wechselbeziehung zu irgendeiner anderen Kraft oder Substanz. Wir können ebenso wahrhaftig und vernünftig behaupten, dass keine Substanz irgendeine innewohnende Geschmacks- oder Geruchseigenschaft besitzt – dass Geschmack und Geruch einfach durch Schwingungen hervorgebrachte Empfindungen sind; und daher bloße Vorstellungen der tierischen Wahrnehmung. . . .“

96 Der hervorragende Geologe schreibt einem Freund zur Antwort: . . . . „Ich kann in Beantwortung Ihres Briefes nur sagen, dass es gegenwärtig und vielleicht auch für alle Zukunft unmöglich sein wird, geologische Zeitberechnungen auch nur annäherungsweise auf Jahre oder selbst auf Jahrtausende einzugrenzen.“ (Gezeichnet William Pengelly, F. R. S.)

97 Platon, indem er von den unvernünftigen, unruhigen Elementen spricht, „die aus Feuer, Luft, Wasser und Erde zusammengesetzt sind“, meint die elementaren Dämonen (sieheTimaios“).

98 Platon gebraucht das Wort „Ausscheidungen“ von ungestümen Elementen (Timaios).

99 Valentius Esoterische Abhandlung über die Lehre von Gilgul“.

100 Sicherlich hat noch kein einziger gebildeter Jude jemals die Allegorie ihrem wörtlichen Sinn nach geglaubt, nämlich dass „die Körper der Juden ein seelisches Prinzip in sich enthielten, das bei einer Bestattung des Körpers in einem fremden Land keine Ruhe finden könne, bevor nicht durch einen das „Wirbeln der Seele“ genannten Vorgang der unsterbliche Teil von Neuem den heiligen Boden des „gelobten Landes“ erreicht. Die Bedeutung davon ist jedem Okkultisten klar. Man nahm an, der Vorgang würde durch eine Art Metempsychose stattfinden, indem der psychische Funke durch einen Vogel, ein wildes Tier, einen Fisch und durch das kleinste Insekt übertragen wird. (Siehe „Royal Masonic Cyclo.“, Mackenzie) Die Allegorie bezieht sich auf die Atome des Körpers, von denen jedes einzelne durch sämtliche Formen hindurchgehen muss, bevor alle den Endzustand erreichen, welcher der erste Ausgangspunkt der Reise eines jeden Atoms ist – sein ursprünglicher Layazustand. Die ursprüngliche Bedeutung der Gilgulim oder des „Kreisens der Seelen“ war die Idee der reinkarnierenden Seelen oder Egos. „Alle Seelen gehen in die Gilgulah“, einen zyklischen oder Umwälzungsprozess ein, d. h. alle schreiten auf dem zyklischen Pfad der Wiedergeburten voran. Einige Kabbalisten erklären diese Lehre dahingehend, dass sie lediglich eine Art Fegefeuer für die Seelen der Bösen bedeute. Aber dem ist nicht so.

101 Für den Theosophist“ übersetzt von Mohine M. Chatterji als „Crest Juwel of Wisdom“, 1886 (siehe Theosophist“, Ausgaben Juli und August).

102 Nun, da die revidierte Übersetzung der Evangelien veröffentlicht wurde und die grellsten Übersetzungsfehler der alten Ausgaben verbessert sind, kann man die Worte in 1 Joh 5,6 und 7, besser verstehen: „Und der Geist ist es, der da zeuget, denn der Geist ist die Wahrheit.“ Was in der schlecht übersetzten Ausgabe im Anschluss daran über die „drei Zeugen“ gesagt wird – von denen man bisher annahm, dass sie für „den Vater, das Wort und den Heiligen Geist“ stehen – zeigt die wirkliche Absicht des Schreibers (Johannes) sehr deutlich und identifiziert seine Lehre in dieser Beziehung dadurch noch zwingender mit der Lehre Shankaracharyas. Denn was könnte der Satz bedeuten: „Denn drei sind, die da zeugen: Der Geist und das Wasser und das Blut“ – wenn er sich nicht auf die eher philosophische Aussage des großen Vedantalehrers bezieht und mit ihr in Zusammenhang steht, der, von den Hüllen (den menschlichen Prinzipien) Jiva, Vijnanamaya etc. sprechend, die in ihrer physischen Offenbarung „Wasser und Blut“ oder Leben sind, hinzufügt, dass Atman (Geist) allein verbleibt, wenn die Hüllen weggenommen werden, und dass er der einzige Zeuge oder die zusammengefasste Einheit ist? Die spirituell und philosophisch niedriger stehende Schule machte, den Blick lediglich auf eine Dreiheit gerichtet, aus „einem“ Zeugen drei, und verband ihn auf diese Weise mehr mit der Erde als mit dem Himmel.

103 Die Tanmatras sind buchstäblich der Typus oder das eigenschaftslose Rudiment eines Elements; esoterisch sind sie jedoch die uranfänglichen Noumena dessen, was mit der fortschreitenden Evolution zu kosmischen Elementen wird, so wie sie im Altertum verstanden wurden, nicht in der ihnen von der Physik gegebenen Bedeutung. Sie sind die Logoi, die sieben Emanationen oder Strahlen des Logos.

104 Daher gibt es sieben Hauptplaneten, die Sphären der innewohnenden sieben Geister, unter jedem von ihnen ist eine der menschlichen Gruppen geboren, wird von ihm geleitet und steht so unter seinem Einfluss. Es gibt lediglich sieben Planeten (insbesondere in Verbindung mit der Erde) und zwölf Häuser, aber die möglichen Kombinationen ihrer Aspekte sind zahllos. Da jeder Planet zu jedem anderen in zwölf verschiedenen Aspekten stehen kann, muss die Anzahl ihrer Kombinationen nahezu unendlich sein; tatsächlich ebenso unendlich wie die spirituellen, psychischen, intellektuellen und körperlichen Fähigkeiten in den zahllosen Varietäten des Genus Homo, die allesamt unter einem der sieben Planeten und unter einer der genannten zahllosen planetarischen Kombinationen geboren wurden. Siehe Theosophist“, August 1886.

105 Die heute allgemein verbreitete irrige Annahme, die Alten hätten lediglich sieben Planeten gekannt, da sie ja nicht mehr erwähnten, beruht auf der genauso allgemein verbreiteten Unkenntnis ihrer okkulten Lehren. Die Frage ist nicht, ob ihnen die Existenz der später entdeckten Planeten bekannt war oder nicht; vielmehr ist die Frage, ob es für ihre Verehrung der vier exoterischen und der drei geheimen großen Götter – der Sternenengel – einen besonderen Grund gab. Die Schreiberin wagt zu behaupten, dass ein solcher Grund existierte, und zwar Folgender: Auch wenn sie genauso viele Planeten gekannt hätten wie wir heute (ob das der Fall war oder nicht, kann gegenwärtig nicht entschieden werden), würden sie mit ihren religiösen Diensten trotzdem lediglich die sieben in Verbindung gebracht haben, weil diese sieben unmittelbar und ganz besonders mit unserer Erde in Verbindung stehen, oder, um die esoterische Ausdrucksweise zu gebrauchen, mit unserem siebenfältigen Sphärenring (siehe supra).

106 Das ist dieselbe Idee wie die christliche Dreieinigkeit, lediglich noch metaphysischer – „Drei in Einem“ – d. h. der universale „Übergeist“ manifestiert sich auf den beiden höheren Ebenen, Buddhi und Mahat; und das sind die drei Hypostasen, metaphysisch, aber niemals persönlich.

107 Die Identität, und gleichzeitig die illusorische Differenzierung der Engel-Monade und der Menschen-Monade, wird in den folgenden Sätzen gezeigt: „Mein Vater ist größer denn ich“; (Joh 14,28). „… euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“; (Mt 5,16). „Dann werden die Gerechten leuchten … in dem Reiche ihres Vaters“ (nicht unseres Vaters) (Mt 13,43) „Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Kor 3,16); „Ich fahre auf zu meinem Vater“ etc. etc.

108 Das sind lediglich die für die Zwecke der Menschenastrologie angenommenen Planeten. Die astro-theogonische Einteilung unterschied sich davon. Die Sonne, ein Zentralstern und kein Planet, steht mit ihren sieben Planeten in okkulteren und geheimnisvolleren Beziehungen zu unserem Globus als allgemein bekannt. Die Sonne wurde daher als der große Vater aller sieben „Väter“ angesehen, und das erklärt die in unterschiedlichen Anzahlen von sieben und acht angegebenen Götter Chaldäas und anderer Länder. Weder die Erde noch der Mond – ihr Trabant – noch die Sterne, diese aus einen anderen Grund, waren jemals etwas anderes als zu esoterischen Zwecken benützte Stellvertreter. Aber selbst wenn Sonne und Mond bei der Berechnung ausgelassen werden, scheinen die Alten sieben Planeten gekannt zu haben. Wie viele sind denn uns bekannt, wenn wir Erde und Mond ausschließen? Sieben, und nicht mehr: sieben erste oder Hauptplaneten, die übrigen sind eher Planetoiden als Planeten.

109 Wenn man sich daran erinnert, dass der hervorragende Astronom Sir William Herschel mit seinem mächtigen Teleskop bei einer Untersuchung eines Himmelsausschnittes in der Äquatorialebene, deren annähernden Mittelpunkt unsere Erde einnimmt, in einer Viertelstunde 16.000 Sterne vorbeiziehen sah, und dass er mittels Hochrechnung dieser Zählung in der gesamten „Milchstraße“ nicht weniger als 18 (achtzehn) Millionen Sonnen fand, wundert man sich nicht länger, dass Laplace in einer Unterredung mit Napoleon I. Gott eine Hypothese genannt haben soll, über die zu spekulieren zumindest für die exakte Naturwissenschaft vollkommen nutzlos sei. Die okkulte Metaphysik und die transzendentale Philosophie allein werden dazu imstande sein, in dieser Hinsicht auch nur den kleinsten Zipfel des undurchdringlichen Schleiers zu lüften.

110 C. W. King identifiziert es mit „jenem Summum Bonum orientalischen Strebens, dem buddhistischen Nirvana“, vollkommener Ruhe, der epikureischen Indolentia, eine leichtfertig erscheinende Ausdrucksweise, die jedoch nicht ganz unwahr ist.

111 Abraham und Saturn sind in der Astrosymbologie identisch, und er ist der Vorfahre der jehovistischen Juden.

112 Die vom Denkprinzip eingeführten elementalen Wirbel wurden durch ihre moderne Transformation nicht verbessert.

113 Oft wurde ich dafür getadelt, dass ich in der Isis Worte benutzte, die einen Glauben an einen persönlichen und anthropomorphen Gott bekunden. Das war nicht meine Absicht. Kabbalistisch gesprochen ist „Architekt“ die Gattungsbezeichnung der Sephiroth, der Baumeister des Universums, so wie das „Universalgemüt“ die Gesamtheit der dhyan-chohanischen Gemüter darstellt.

114 „Timaios“.

115 The New Chemistry“.

116 Crookes in seiner „Presidential Address“ in Birmingham. „Es gibt nur ein Unbekanntes – das eigentliche Substrat des Geistes (Raum). Was weder das Absolute noch das Eine ist, Kraft genau dieser Differenzierung, wie groß der Abstand zu den physischen Sinnen auch sein mag, ist dem spirituellen, menschlichen Denken immer zugänglich, welches selbst ein Abglanz des undifferenzierbaren Integralen ist.“ (Practical Lessons on the Occult“)

117 Wie es scheint war das, was die Schreiberin des vorliegenden Werkes vor zehn Jahren in „Isis entschleiert“ (Bd. I) sagte, somit prophetisch. Das ist der Wortlaut: „Viele dieser Mystiker gelangten zu Entdeckungen, die selbst in unseren heutigen Tagen der exakten Wissenschaft nicht verachtet würden, indem sie das von einigen Abhandlungen Gelehrte befolgten, die im Geheimen oder von einer Generation für die nächste aufbewahrt wurden. Roger Bacon, der Mönch, wurde als Quacksalber verlacht und heute für gewöhnlich den ‘angeblichen Besitzern’ magischer Fertigkeiten zugerechnet. Seine Entdeckungen jedoch wurden nichtsdestoweniger akzeptiert und werden heute von all jenen benutzt, die sich am meisten über ihn lustig machten. Roger Bacon gehörte von Rechts wegen, wenn nicht tatsächlich, jener Bruderschaft an, die all die Studierenden der okkulten Wissenschaften umfasst. Im 13. Jahrhundert lebend, war er daher nahezu ein Zeitgenosse von Albertus Magnus und Thomas von Aquin, und seine Entdeckungen – z. B. das Schießpulver, die optischen Gläser sowie seine mechanischen Errungenschaften – wurden von jedermann als zahlreiche Wunder angesehen. Er wurde angeklagt, einen Vertrag mit dem Bösen eingegangen zu sein.“

118 Genau so; „Diese Energieformen . . . die sich zeigen . . . “ in den Laboratorien der Chemiker und Physiker; aber es existieren weitere Formen von Energie, mit weiteren Formen von Materie eng verbunden, die übersinnlich, den Adepten aber dennoch bekannt sind.

119 Gerade die Existenz solcher Welten auf anderen Bewusstseinsebenen wird von den Okkultisten behauptet. Die geheime Wissenschaft lehrt, dass die Urrasse knochenlos war (siehe Bd. II), und dass es (für uns) unsichtbare Welten gibt, bevölkert wie unsere, abgesehen von der Bevölkerung mit Dhyan Chohans.

120Five Years of Theosophy“, S. 258 ff.

121 Crookes sagt in derselben Ansprache: „Das erste Rätsel, dem wir in der Chemie begegnen, ist: ‘Was sind die Elemente?’ Von den bislang unternommenen Erklärungs- und Definitionsversuchen eines Elements befriedigt keiner die Ansprüche des menschlichen Intellekts. Die Lehrbücher sagen uns, ‘ein Element ist ein Körper, der nicht zerlegt worden ist’; ‘ein Etwas, dem wir hinzufügen, jedoch nichts wegnehmen können’, oder ‘ein Körper, der bei jeder chemischen Veränderung Gewicht zulegt’. Solche Definitionen sind doppelt unbefriedigend: Sie sind provisorisch und können schon morgen nicht mehr auf beliebige gegebene Fälle anwendbar sein. Sie haben nicht aufgrund einer beliebigen Eigenschaft der zu definierenden Dinge Bestand, sondern aufgrund der Grenzen der Macht des Menschen: Sie sind Eingeständnisse intellektuellen Unvermögens.“

122 Und der Vortragende führt Sir George Airy an (In „Faraday’s Life and Letters“, Bd. II, S. 354), der sagt: „Ich kann mir leicht vorstellen, dass es eine Menge von Körpern rund um uns gibt, die dieser wechselseitigen Einwirkung nicht unterworfen sind und daher dem Gesetz der Gravitation nicht unterstehen.

123 Die Vedantaphilosophie hat eine Vorstellung von solchen; aber das ist dann nicht Physik, sondern Metaphysik, die Tyndall als „Dichtung“ und „Fiktion“ bezeichnet.

124 In der gegenwärtig vorliegenden Form, wenn wir recht verstehen?

125 Und nach Kapila und Manu – insbesondere und ursprünglich.

126 Hierin liegt eine wissenschaftliche Bestätigung des ewigen Gesetzes der Entsprechungen und der Analogie.

127 Diese Methode, das Periodengesetz mit der Klassifizierung der Elemente zu illustrieren, wurde von Professor Emerson Reynolds von der Dubliner Universität vorgeschlagen, der nach Crookes Aussage . . . . „hervorhebt, dass sich die allgemeinen Eigenschaften der Elemente von einem zum anderen in allen Perioden mit annähernder Regelmäßigkeit verändern, bis wir das siebte Mitglied erreichen, das zu den ersten Elementen sowohl seiner eigenen als auch der nächsten Periode in einem mehr oder weniger auffälligen Gegensatz steht. So steht Chlor, das siebte Glied von Mendelejews dritter Periode, in scharfem Gegensatz sowohl zu Natrium, dem ersten Glied derselben Reihe, wie auch zu Kalium, dem ersten Glied der nächsten Reihe, während andererseits Natrium und Kalium in hohem Maß miteinander übereinstimmen. Die sechs Elemente, deren Atomgewichte zwischen Natrium und Kalium liegen, unterscheiden sich schrittweise in ihren Eigenschaften, bis das Chlor erreicht ist, der Gegensatz von Natrium. Aber von Chlor zum Kalium, dem Analogon des Natriums, gibt es eine Veränderung der Eigenschaften per saltum. . . . . Wenn wir somit – mehr oder weniger deutlich – zwischen dem ersten und dem letzten Glied einer jeden Reihe gegensätzliche Eigenschaften erkennen, kommen wir nicht umhin, die Existenz des Arguments einer mittleren Variation in jedem System zuzugestehen. Im Allgemeinen weist das vierte Element jeder Reihe die Eigenschaft eines Übergangselements auf, wie wir sie erwarten würden. . . . . Aus diesem Grund erwägt Professor Reynolds, das vierte Glied einer Periode – z. B. Silizium – zum Zweck der grafischen Hervorhebung in den Scheitel einer symmetrischen Kurve zu verlegen, um für diese besondere Periode die Richtung anzuzeigen, in welche sich die Eigenschaften der Elementenreihe mit zunehmenden Atomgewichten verändern.“
Nun gesteht die Schreiberin demütig ihr vollständiges Unwissen in Bezug auf die moderne Chemie und deren Geheimnisse. Aber sie ist ziemlich gut vertraut mit der okkulten Lehre in Bezug auf die Entsprechungen der Typen und Antitypen in der Natur, und in Bezug auf vollständige Analogie als Grundgesetz des Okkultismus. Daher wagt sie eine Bemerkung, die jedem Okkultisten auffallen wird, wie sehr sie auch von der orthodoxen Wissenschaft verlacht werden mag. Diese Methode, das Periodengesetz mit dem Verhalten der Elemente zu illustrieren, unabhängig davon, ob diese Hypothese in der Chemie noch gültig ist oder nicht, ist in den okkulten Wissenschaften ein Gesetz. Jeder wohlbelesene Okkultist weiß, dass die siebten und die vierten Glieder – ob in einer siebenfältigen Weltenkette, der siebenfältigen Hierarchie der Engel oder in der Konstitution von Mensch, Tier, Pflanze oder Mineralatom – dass die siebten und die vierten Glieder, sagen wir, in dem geometrisch und mathematisch gleichförmigen Wirken der unveränderlichen Gesetze der Natur in dem siebenfältigen System immer eine bestimmte und besondere Rolle spielen. Von den Sternen, die hoch am Himmel funkeln, bis zu den Funken, die von dem groben Feuer auseinander stieben, das der Eingeborene in seinem Wald aufgeschichtet hat; von den Hierarchien und der essenziellen Konstitution der Dhyan Chohans, die auf göttlichere Vorstellungen und einen erhabeneren Wahrnehmungsbereich ausgerichtet sind, als sich der größte westliche Psychologe jemals hat träumen lassen, bis herab zur Klassifizierung der Natur in einfachste Insektenarten; schließlich schreitet von Welten zu Atomen alles im Universum, vom Großen bis zum Kleinen, in seiner spirituellen und körperlichen Evolution zyklisch und siebenfältig voran, wobei seine siebte und vierte Zahl (Letztere als Wendepunkt) dasselbe Verhalten aufweist wie es sich in diesem Periodengesetz der Atome zeigt. Die Natur geht niemals per saltum vor.

Wenn Crookes dazu anmerkt, dass er nicht den Wunsch hegt, „aus den Lücken in Mendelejews Tafel und ihrer graphischen Darstellung (in dem Diagramm, das die Evolution der Atome aufzeigt) notwendigerweise zu schließen, dass tatsächlich Elemente existieren, die diese Lücken ausfüllen; diese Lücken könnten vielmehr lediglich bedeuten, dass bei der Erschaffung der Elemente eine bequeme Möglichkeit für die Bildung eines Elements existierte, das an diese Stelle gepasst hätte“ – so würde ein Okkultist ihm achtungsvoll erwidern, dass letztere Hypothese nur dann gelten könnte, wenn sie nicht im Widerspruch steht zur siebenfältigen Anordnung der Atome. Dieses ist das eine Gesetz, und eine unfehlbare Methode, und wer sie befolgt, den wird sie jederzeit zum Erfolg führen müssen.

128 Eine Gruppe von Elektrikern hat soeben gegen die neue Theorie des berühmten Professors Clausius von der Bonner Universität protestiert. Der Charakter des Protests ergibt sich aus der Unterschrift, die wie folgt lautet: „Jules Bourdin, im Namen der Gruppe von Elektrikern, die im Jahre 1881 die Ehre hatten, Professor Clausius vorgestellt zu werden, und deren Schlachtruf (cri de rallierment) lautet: A bas l’Ether“ – nieder mit dem Ether, geradewegs; sie wollen die Universale Leere, wie Sie sehen!

129Smithsonian Contributions“, xxi, Art. I. S. 79-97.

130 Jenseits der Nulllinie der Tätigkeit.

131 World-Life“. Prof. Winchell weist in seinem Werk auf eine ziemliche Menge von Irrtümern von Laplace hin; als Geologe ist er aber selbst auch nicht unfehlbar in seinen „astronomischen Spekulationen“.

132Five Years of Theosophy“, S. 249-250, Artikel „Leugnen die Adepten die Nebulartheorie?“

133 Hätten sich die Astronomen bei ihrem gegenwärtigen Erkenntnisstand nur an die Hypothese von Laplace gehalten, die lediglich die Entstehung des Planetensystems betraf, so hätte aus ihr mit der Zeit etwas wie eine angenäherte Wahrheit entstehen können. Aber die beiden Teile des allgemeinen Problems, nämlich die Bildung des Universums oder der Sonnen und Sterne aus der ursprünglichen Materie und die Entwicklung der Planeten rund um ihre Sonne, beruhen auf ganz verschiedenen Tatsachen in der Natur, und das sieht selbst die Wissenschaft so. Sie sind die entgegengesetzten Pole des Seins.

134 Mitglied des Institutes, Astronom der Pariser Sternwarte, „Les Hypotheses Cosmogoniques“.

135 Die Spektren dieser Nebel wurden jedoch bis jetzt noch niemals nachgewiesen. Erst wenn sie mit hellen Linien entdeckt worden sind, kann man sich auf sie berufen.

136 Crookes „Protyl“ darf nicht für den ersten Stoff gehalten werden, aus welchem die Dhyan Chohans in Übereinstimmung mit den unveränderlichen Gesetzen der Natur unser Sonnensystem woben. Dieses Protyl kann nicht einmal Kants erste Prima Materia sein, die dieser große Geist mit der Bildung der Welten als aufgebraucht betrachtete und daher als nicht mehr in einem zerstreuten Zustand existierend. Es ist in der fortschreitenden Differenzierung der kosmischen Substanz, von ihrem normalen, undifferenzierten Zustand ausgehend, eine Vermittlungsphase. Das Protyl ist also der Aspekt, den die Materie in der Mitte ihres Übergangs in die volle Objektivität annimmt.

137 „Die Frage nach der Auflösbarkeit der Nebel wurde häufig in allzu bestimmter Weise aufgeworfen und den Überzeugungen des berühmten Huggins ganz und gar entgegegengesetzt gestellt, der mit den Spektren der Gestirne experimentierte. Jeder Nebel, dessen Spektrum lediglich helle Linien aufweist, ist gasförmig, heißt es, und kann daher nicht weiter aufgelöst werden; jeder Nebel mit einem kontinuierlichen Spektrum muss von einem Instrument mit ausreichender Auflösung zuletzt in Sterne aufgelöst werden. Diese Annahme steht gleichzeitig im Gegensatz sowohl zu den bisher erzielten Resultaten als auch zur spektroskopischen Theorie. Der Lyra-Nebel, der Dumb-Bell-Nebel und die mittlere Region des Orion-Nebels scheinen sich auflösen zu lassen und zeigen ein Spektrum heller Linien; der Nebel in Canis Venatice lässt sich nicht auflösen und weist ein kontinuierliches Spektrum auf. Das ist tatsächlich so, weil das Spektroskop uns Informationen über den physikalischen Zustand der die Sterne zusammensetzenden Materie übermittelt, jedoch keine Angaben über ihre Aggregatzustände. Ein Nebel, der aus gasförmigen, von einer mächtigen Atmosphäre umgebenen Globen besteht (oder selbst aus schwach leuchtenden Kernen), würde ein Linienspektrum aufweisen und wäre doch auflösbar; das scheint der Zustand der Hugginsschen Region im Orionnebel zu sein. Ein aus festen oder flüssigen Teilchen bestehender Nebel, die sich im Zustand von Weißglut befinden, also eine echte Wolke, wird ein kontinuierliches Spektrum zeigen, dabei jedoch nicht auflösbar sein.“ (C. Wolf, „Les Hypotheses Cosmogoniques“)

138 Siehe Stanze III, über „Licht oder die kalte Flamme“ und Kommentar Nr. 8, wo erklärt wird, dass die „Mutter“ (das Chaos) ein kaltes Feuer ist, eine kalte Strahlung, farblos, formlos, bar jeder Qualität. „Bewegung ist das Eine, Ewige Ist, und sie enthält die Potenzialität sämtlicher Qualitäten der manvantarischen Welten“, heißt es.

139 „Les Hypotheses Cosmogoniques“, C. Wolf, 1886.

140 World-Life“, S. 196.

141 Westminster Review“, XX, Juli 27 1886.

142Les Hypothèses Cosmogoniques. Examen des théories scientifiques modernes sur l‘origine des mondes, suivi de la traduction de la théorie du ciel de Kant.“

143 Dieses „Licht“ nennen wir Fohat.

144 Das ist ein Irrtum, da es ein materielles Agens impliziert, das etwas anderes ist als die es bewegenden Einflüsse, d. h. blinde Materie und möglicherweise auch wieder „Gott“, wobei dieses Eine Leben eben genau jener Gott und die Götter „Selbst“ ist.

145 Derselbe Irrtum.

146 „Ist der Jiva ein Mythos, wie die Wissenschaft sagt, oder ist er es nicht?“ fragen einige Theosophen, die zwischen der materialistischen und der idealistischen Wissenschaft schwanken. Die Schwierigkeit, die esoterischen Probleme in Bezug auf den „letztendlichen Zustand der Materie“ wirklich zu verstehen, ist wieder das alte Kreuz vom Objektiven und Subjektiven. Was ist Materie? Ist die Materie unseres gegenwärtigen, gegenständlichen Bewusstseins irgendetwas anderes als unsere Sinneseindrücke? Es ist wahr, die uns erreichenden Sinneseindrücke kommen von außen, aber können wir wirklich (außer im Sinne von Phänomenen) die „grobe Materie“ dieser Ebene als eine von uns getrennte und unabhängige Wesenheit bezeichnen? Auf alle derartigen Argumente antwortet der Okkultismus: Es ist wahr, in Wirklichkeit ist die Materie nicht unabhängig von unseren Wahrnehmungen oder existiert nicht außerhalb derselben. Der Mensch ist eine Illusion: zugegeben! Doch die Existenz und Wirklichkeit anderer, noch illusorischer, aber nicht weniger wirklicher Wesenheiten als wir es sind, ist eine Behauptung, die durch die Lehre des vedantischen und selbst des Kantschen Idealismus nicht entkräftet, sondern vielmehr unterstützt wird.

147 Selbst die Frage nach der Pluralität der von fühlenden Geschöpfen bewohnten Welten wird zurückgewiesen, oder man nähert sich ihr mit der größten Vorsicht! Und doch ist zu beachten, was der große Astronom Camille Flammarion in seiner „La Pluralité des Mondes Habités“ sagt.

148 Nichtsdestoweniger lässt sich aufgrund des Zeugnisses der Bibel selbst sowie so guter christlicher Theologen wie des Kardinals Wiseman zeigen, dass diese Pluralität sowohl im Alten als auch im Neuen Testament gelehrt wird.

149 Siehe „Of the Plurality of Worlds“, das ein Liste zahlreicher Wissenschaftler enthält, die sich unterstützend über diese Theorie geäußert haben.

150 Professor A. Winchell macht – die Pluralität der Welten erörternd – folgende Bemerkungen: „Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass hitzebeständige Substanzen so mit anderen uns bekannten oder unbekannten Substanzen gemischt werden können, dass sie weitaus größere Temperaturschwankungen überstehen können als irdische Organismen. Die Gewebe der irdischen Tiere sind lediglich den hiesigen Bedingungen angepasst. Aber selbst hier finden wir verschiedene Typen und Tierarten, die extrem unterschiedlichen Anforderungen angepasst sind. . . . . . Ob ein Tier ein Vierfüßler oder ein Zweifüßler ist, hängt nicht von den Bedürfnissen des Aufbaus, des Instinkts oder der Intelligenz ab. Eine wahrnehmende Existenz setzt nicht voraus, dass ein Tier genau fünf Sinne besitzen muss. Es könnte auf der Erde Tiere geben, die weder einen Geruchs- noch einen Geschmackssinn besitzen. In anderen Welten, und selbst auf unserer, könnten Tiere existieren, die eine größere Anzahl von Sinnen besitzen als wir. Dass das möglich ist, ist einleuchtend, wenn wir die hohe Wahrscheinlichkeit berücksichtigen, dass die Ressourcen des Kosmos und selbst der irdischen Materie weitere Eigenschaften und Daseinsarten umfassen könnten. Es gibt Tiere, die dort aushalten können, wo der Vernunftmensch zugrunde gehen würde – im Erdboden, in den Flüssen und Seen“ . . . (und warum nicht auch menschliche Wesen, wenngleich hier auch mit einem andersartigen Aufbau?) . . . „Auch ist verkörperte, vernunftbegabte Existenz nicht an die Voraussetzung warmen Blutes gebunden oder an irgendeine Temperatur, welche die den Organismus aufbauenden Materieformen nicht verändert. Es mag Intelligenzen geben, die körperliche Gestalt annehmen nach einem Schema, das weder eine Injektion noch eine Assimilation oder eine Reproduktion mit einschließt. Solche Körper würden keine tägliche Ernährung und Wärme benötigen. Sie könnten in den Abgründen des Ozeans verloren sein, auf einer stürmischen Klippe den Unwettern eines arktischen Winters preisgegeben oder hundert Jahre lang in einen Vulkan versenkt sein und doch Bewusstsein und Gedanken bewahren. Das ist vorstellbar. Warum sollten in unzerstörbarem Kiesel oder in Platin nicht psychische Naturen eingeschlossen sein? Diese Substanzen sind von der Natur der Intelligenz nicht weiter entfernt als Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Kalk. Oder, um den Gedanken nicht zu sehr auf die Spitze zu treiben (?), könnten nicht hohe Intelligenzen in Hüllen verkörpert sein, die äußeren Bedingungen gegenüber so unempfindlich sind wie der Beifuß der westlichen Ebenen oder die Flechten Labradors, die jahrelang in getrocknetem Zustand überlebenden Rädertierchen oder die in kochendem Wasser überlebenden Bakterien. . . . Diese Hinweise werden lediglich angeführt, um dem Leser aufzuzeigen, dass aus der Vorgabe der verkörperten Existenz, wie sie auf der Erde zu finden ist, kaum auf die für intelligente und organisierte Existenz notwendigen Bedingungen geschlossen werden kann. Die Intelligenz ist ihrer Natur nach ebenso universal und gleichförmig wie die Gesetze des Universums. Körper sind lediglich eine örtliche Anpassung der Intelligenz an besondere Zustände der universalen Materie oder Kraft.“ (World-Life, Or Comparative Geology“, S. 496-498 ff.)

151 „Das siebenfältige Prinzip in der Esoterik“, Artikel in „Five Years of Theosophy“, S. 197.

152 Der Atman oder Geist (das spirituelle Selbst), das wie ein Faden die fünf feinen Körper (oder Prinzipien, Koshas) durchzieht, wird in der Vedantaphilosophie „Fadenseele“ oder Sutratman genannt.

153 „The Pythagorean Triangle; or, The Science of Numbers“, von Rev. G. Oliver (S. 36).

154 Siehe Kants Kritik der reinen Vernunft“.

155 In der griechischen und in der lateinischen Kirche – welche die Ehe als eines der Sakramente betrachten – stellt der amtshandelnde Priester während der Vermählungs­zeremonie die Spitze des Dreiecks dar; die Braut seine linke, weibliche Seite und der Bräutigam die rechte Seite, während die Grundlinie von der Reihe der Zeugen, Brautjungfern und Brautführer symbolisiert wird. Aber hinter dem Priester befindet sich der Altar mit seinem geheimnisvollen Inhalt und seiner symbolischen Bedeutung, in den niemand anderes als die geweihten Priester eindringen sollen. In den ersten Tagen der Christenheit war die Vermählungszeremonie ein Mysterium und ein wirkliches Symbol. Heute jedoch haben selbst die Kirchen die wahre Bedeutung dieser Symbolik vergessen.

156 Siehe die Werke von v. Hartmann und Herbert Spencer.

157 „New Aspects of Life and Religion“ von Henry Pratt, M.D.

158 In der Welt der Form, wo das pythagoreische Dreieck seinen Ausdruck in den Pyramiden gefunden hat, weist es damit sowohl die Symbolik des Dreiecks als auch des Quadrates auf, vier gleichseitige Dreiecke oder Flächen, vier Punkte an der Basis und den fünften – den Apex.

159 „New Aspects of Life and Religion“.

160 Neue Werke von der Art der Kabbala Isaac Myers und der von S. L. MacGregor Mathers rechtfertigen unsere Haltung in Bezug auf die jehovistische Gottheit komplett. Es handelt sich dabei nicht um die transzendentale, philosophische und hochmetaphysische Abstraktion der ursprünglich kabbalistischen Idee – Ain Soph – Shekinah – Adam Kadmon und alles, was folgt – der wir uns widersetzen, sondern der Kristallisation all dessen zum höchst unphilosophischen, abstoßenden und anthropomorphen Johovah, der androgynen und endlichen Gottheit, für welche Ewigkeit, Allmacht und Allwissenheit in Anspruch genommen werden. Wir kämpfen nicht gegen die ideale Wirklichkeit, sondern gegen den grässlichen theologischen Schatten.

161 Der Leser möge sich durch das Wort „Psychologie“ nicht veranlasst sehen, seine Gedanken auf moderne, sogenannte „Psychologen“ zu lenken, deren Idealismus lediglich ein weiterer Name des unnachgiebigen Materialismus ist und deren vorgeblicher Monismus nicht Besseres ist als eine Maske, um die Leere der schließlichen Vernichtung – selbst des Bewusstseins – zu verbergen. Hier wird von spiritueller Psychologie gesprochen.

162 T. Subba Row, siehe The Theosophist“, Febr. 1887.

163Vishvanara ist nicht nur die manifestierte, gegenständliche Welt, sondern die eine physische Grundlage (die horizontale Linie des Dreiecks), aus welcher die gesamte objektive Welt ins Dasein tritt.“ Und dieses ist die kosmische Duade, die androgyne Substanz. Nur jenseits davon ist das wahre Protyl.

164 Gehalten an der Royal Institution in London, am Freitag, dem 18. Februar 1887 von W. Crookes, F.R.S., V.P.C.S.

165 Wie wahr das ist, wird sich erst an dem Tag vollständig erweisen, an dem seine Entdeckung der strahlenden Materie zu einer weiteren Aufklärung über die wahre Quelle des Lichtes geführt und eine Umwälzung aller gegenwärtigen Spekulationen bewirkt haben wird. Mit den nördlichen Lichtstreifen der Aurora Borealis näher vertraut zu sein, vermag der Erkenntnis dieser Wahrheit dienlich sein.

166 Auf der kosmischen Skala entsprechend Geist, Seele-Gemüt, Leben und den drei Vehikeln – den astralen, den mayavischen und den physischen Körpern (der Menschheit), einerlei, welche Einteilung benutzt wird.

167 „Denn Dein Herr ist ein verzehrendes Feuer.“ . . . „In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“

168 Würden sie auf alchemistische Weise getrennt, würden sie den Geist des Lebens und sein Elixier erbringen.

169 Vor allem anderen das Postulat, dass in der Natur nichts existiert wie anorganische Substanzen oder Körper. Steine, Mineralien, Felsen und selbst chemische „Atome“ sind lediglich organische Einheiten in tiefer Lethargie. Ihr Koma findet ein Ende, und ihre Trägheit wird zur Aktivität.

170 Die wirkliche Schreibweise des Namens – so wie er ihn selbst buchstabierte – ist Leibniz. Er war von slawischer Abstammung, obwohl geborener Deutscher.

171 „Leibnizens Dynamismus“, sagt Professor Lachelier, „wiese lediglich kleinere Probleme auf, wäre die Monade für ihn ein einfaches Atom blinder Kraft geblieben. Aber . . . .“ Man versteht die Verwirrung des modernen Materialismus vollkommen!

172 Leibniz war ein absoluter Idealist mit der Behauptung, dass „materielle Atome der Vernunft widersprechen“ (Systéme Nouveau, Erdmann, S. 126, Bd. 2). Für ihn war die Materie eine einfache Repräsentation der Monade, sei es der menschlichen oder der atomaren. Die Monaden, so dachte er (und so denken auch wir) sind überall. So ist die menschliche Seele eine Monade, und eine jede Zelle im menschlichen Körper hat ihre Monade, sowie jede Zelle in tierischen, pflanzlichen und selbst in den (sogenannten) anorganischen Körpern. Seine Atome sind die Moleküle der modernen Wissenschaft und seine Monaden jene einfachen Atome, welche die materialistische Wissenschaft glaubend akzeptiert, obwohl sie sie niemals wird befragen können – ausgenommen in der Vorstellung. Aber Leibniz ist ziemlich widersprüchlich in seinen Ansichten über die Monaden. An einer Stelle spricht er von seinen metaphysischen Punkten und formalen Atomen als von Wirklichkeiten, die einen Raum einnehmen; an anderer Stelle als von rein spirituellen Ideen. Dann wieder stattet er sie mit Objektivität und Anhäufungen sowie mit einer Position in ihren Verbindungen aus.

173 Die Atome von Leibniz haben in Wahrheit mit den Atomen der griechischen Materialisten und selbst mit den Molekülen der modernen Wissenschaft nichts als den Namen gemein. Er nennt sie formale Atome und vergleicht sie mit den substanziellen Formen von Aristoteles (siehe „Systéme Nouveau“, § 3).

174 Wie Aristoteles nennt Leibniz die erschaffenen oder emanierten Monaden (die aus den kosmischen Geistern oder Göttern hervorgegangenen Elementale) – Entelechien, ῾Εντελέχεια, – und „unkörperliche Automaten“. (§ 18, Monadologie“)

175 Diese drei „oberflächlichen Einteilungen“ entsprechen in der menschlichen Konstitution Geist, Gemüt (oder Seele) und Körper.

176 In seiner (bereits erwähnten) Vorlesung warnt Bruder C. H. A. Bjerregaard seine Zuhörer, die Sephiroth allzu sehr als Individualitäten zu betrachten, aber gleichzeitig auch davor, in ihnen Abstraktionen zu sehen. „Wir werden niemals zur Wahrheit gelangen“, sagt er, „noch viel weniger die Macht erreichen, mit diesen Himmlischen zu verkehren, bevor wir nicht zur Einfalt und Furchtlosigkeit der ursprünglichen Zeitalter zurückkehren, in denen die Menschen sich frei unter den Göttern bewegten und die Götter zu den Menschen herabstiegen und sie in Wahrheit und Heiligkeit leiteten“. (The Path“, Bd. 1) . . . „In der Bibel gibt es verschiedene Bezeichnungen für ‘Engel’, die deutlich zeigen, dass unter diesem Ausdruck vielmehr Wesen wie die Elementale der Kabbala und die Monaden von Leibniz angesehen werden müssen als was gewöhnlich darunter verstanden wird. Sie werden ‘Morgensterne’, ‘flammende Feuer’ und ’die Mächtigen’ genannt, und der Hl. Paulus sieht sie in seiner kosmogonischen Vision als ‘Fürstentümer und Mächte’. Namen wie diese schließen die Vorstellung der Persönlichkeit aus, und wir sehen uns gezwungen, sie uns als unpersönliche Existenzen vorzustellen . . . als einen Einfluss, eine spirituelle Substanz oder bewusste Kraft.“ (The Path“, Bd. 1, S. 321-2)

177 Vide Stanze VI (Band I) und Kommentar.

178 Buddhistischer Katechismus“, von H. S. Olcott, Präsident der Theosophischen Gesellschaft.

179 Wer diesen Satz für eine auf die anerkannte Wissenschaft gemünzte Frechheit oder Respektlosigkeit halten möchte, sei auf James Hutchison Stirlings Werk „As Regards Protoplasm“ verwiesen, das eine Verteidigung des vitalen Prinzips gegen die Molekularisten ist – Huxley, Tyndall, Vogt & Co. – und fordern sie auf zu untersuchen, ob die Behauptung wahr ist oder nicht, dass die wissenschaftlichen Voraussetzungen, auch wenn sie nicht immer korrekt sein mögen, nichtsdestoweniger akzeptiert werden, um einen Spalt oder ein Loch in irgendeinem beliebten materialistischen Hobby zu füllen. In „Huxleys Verständnis“ vom Protoplasma und den Organen des Menschen sprechend, sagt der Verfasser: „Wahrscheinlich also haben wir in Bezug auf jegliche Kontinuität im Protoplasma der Kraft, der Form oder der Substanz mehr als genug Lücken erkannt. Für diese Position kann sogar Huxley selbst als Beweis herangezogen werden. Nicht selten finden wir in seinem Aufsatz das Zugeständnis der Wahrscheinlichkeit, wo Gewissheit allein am Platz wäre. Er sagt z. B.: ‘Es ist mehr als wahrscheinlich, dass wir, wenn die Pflanzenwelt vollständig durchforscht sein wird, finden werden, dass alle Pflanzen im Besitz derselben Kräfte sind.’ Wenn eine Schlussfolgerung als entschieden angekündigt wird, ist es etwas enttäuschend, wie hier zu hören, dass die Prämissen erst noch gesammelt werden müssen (!!) . . . . . Hier ist noch eine Stelle, wo man ihn dabei beobachten kann, wie er sich sein eigenes ‘Fundament’ selbst unter den Füßen wegzieht. Nachdem er uns sagt, dass alle Formen von Protoplasma aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff in ‘einer sehr komplexen Verbindung’ bestehen, fährt er fort: ‘Dieser komplexen Verbindung, deren Natur bislang niemals mit Genauigkeit bestimmt worden ist (!!), wurde die Bezeichnung Protein zugewiesen.’ Das ist schlicht eine Bestimmung von Protoplasma und Protein nach Huxleys Art; und da das über das eine Gesagte notwendigerweise auch für das andere gelten muss, folgt daraus sein Zugeständnis, dass die Natur des Protoplasmas noch niemals mit Genauigkeit bestimmt worden ist und dass der Streitfall selbst nach seiner Auffassung noch sub judice ist. Dieses Eingeständnis wird auch durch die Worte bestätigt: ‘Wenn wir diesen Begriff – Protein – mit derartiger Vorsicht gebrauchen, wie sich das möglicherweise ganz richtig aus unserer verhältnismäßigen Unwissenheit in Bezug auf die Dinge, für die er steht, ergeben mag’“ . . . etc. etc. (S. 33 und 34, in Erwiderung auf Huxley in Yeast“).
Das ist der angesehene Huxley, der König der Physiologie und Biologie, der mit Prämissen und Tatsachen erwiesenermaßen blinde Kuh spielt! Was nicht alles mögen dann noch die „kleineren Fische“ der Wissenschaft tun!

180 „Die Zyklen der Materie“, ein Titel, den Professor Winchell einem im Jahre 1860 geschriebenen Aufsatz gab.

181 Die Wissenschaftler werden sagen: Wir bestreiten das, weil nichts von dieser Art jemals in den Bereich unserer Erfahrungen gelangte. Aber wie der Physiologe Charles Richet folgerte: „Dem mag so sein, aber habt ihr zumindest des Gegenteil bewiesen? . . . Leugnet auf keinen Fall a priori. Die gegenwärtige Wissenschaft ist nicht weit genug fortgeschritten, um euch ein solches Recht zu geben.“ („La suggestion mentale et le calcul des probabilités“)

182 Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte“, S. 26 (Sibrees englische Übersetzung).

183 Diese Symbolik hindert die jetzt scheinbar mythischen Persönlichkeiten nicht daran, einstmals die Erde als tatsächlich lebende, wenn auch wahrhaft göttliche und gottähnliche Menschen regiert zu haben. Oberst Vallanceys Ansicht (und auch die des Count de Gébelin), „die Namen der Kabiren scheinen alle allegorisch zu sein und hätten nicht mehr (?) zu bedeuten als ein für die Landwirtschaft berechneter Kalender der jahreszeitlichen Wechsel“ (Collect. de Reb. Hibern“, No. 13, Præf,. Sect. 5), ist ebenso absurd wie seine Behauptung, Äon, Kronos, Saturn und Dagon seien alle ein und derselbe, und zwar der „Patriarch Adam“. Die Kabiren waren die Lehrer der Menschheit in der Landwirtschaft, weil sie die Regenten der Jahreszeiten und der kosmischen Zyklen waren. Daher waren sie es, die als Planetengeister oder „Engel“ (Sendboten) die Mysterien der Kunst des Ackerbaus leiteten.

184 „Die fürchten Karma-Nemesis“, wäre besser.

185 Dryden.

186 Nicht alle jedoch, denn es gibt Wissenschaftler, die zur Wahrheit erwachen. Folgendes lesen wir: „Wo immer wir unsere Augen hinwenden, begegnen wir einem Mysterium . . . . alles in der Natur ist für uns das Unbekannte. . . Doch sind sie zahlreich, diese oberflächlichen Gemüter, für die nichts durch natürliche Kräfte hervorgebracht werden könnte außerhalb der schon lange beobachteten Fakten, die in Büchern gutgeheißen und mithilfe der Theorien mehr oder weniger geschickt gruppiert sind, deren Kurzlebigkeit ihre Unzulänglichkeit schon lange bewiesen haben sollte, . . . . Ich gebe nicht vor, die Möglichkeit der Existenz unsichtbarer Wesen zu bestreiten, von einer sich von uns unterscheidenden Natur, die dazu fähig ist, die Materie in Aktivität zu versetzen. Tiefsinnige Philosophen aller Zeiten räumten das ein und zwar als Folge des das Universum regierenden großen Gesetzes der Stetigkeit. Kann dieses intellektuelle Leben, das wir gewissermaßen beim Nichtsein (néant) beginnen und stufenweise den Menschen erreichen sehen, beim Menschen plötzlich wieder verschwinden, um dann erst beim unendlichen, beim unumschränkten Lenker der Welt wieder aufzutauchen? Das ist wenig wahrscheinlich.“ Daher . . „bestreite ich die Existenz von Geistern nicht mehr als die der Seele, auch wenn ich versuche, gewisse Tatsachen ohne deren Hypothese zu erklären . . .“ „Les Forces Non Definies: Recherches Historiques et Expérimentales“, S. 3. Obenstehendes wurde von A. de Rochas verfasst, ein wohlbekannter französischer Wissenschaftler, und sein Werk ist eines der Zeichen der Zeit (Paris: Masson, Boulevard St. Germain, 1887).

187 „Astronomie Antique“.

188 Die Plejaden sind, wie jeder weiß, die sieben Sterne im Stier, die am Frühlingsanfang erscheinen. Sie haben eine sehr okkulte Bedeutung in der esoterischen Hinduphilosophie und werden mit dem Ton und anderen mystischen Prinzipien in der Natur in Zusammenhang gebracht.

189 Ob nun viele Völker genau diesen Stern gesehen haben oder nicht – wir alle wissen, dass die Gräber der „drei Weisen“, die sich der kaum chaldäisch klingenden, ganz teutonischen Namen Caspar und Melchior erfreuen, mit alleiniger Ausnahme von Balthasar – von den Priestern im berühmten Kölner Dom gezeigt werden, und es wird nicht nur vermutet, dass die Körper der Weisen dort begraben liegen, sondern fest daran geglaubt.

190 Diese Überlieferung über die siebzig den Schicksalen der Völker vorstehenden Planeten beruht auf der okkulten kosmogonischen Lehre, dass außer unserer eigenen siebenfältigen Kette von Weltplaneten im Sonnensystem noch viele weitere existieren.

191 Jeder Gelehrte weiß natürlich, dass die Chaldäer für ihre göttlichen Dynastien dieselben Zahlen (432 oder 432.000) benutzten wie die Hindus für ihr Maha-Yuga, nämlich 4.320.000. Daher unternahm es Dr. Sepp aus München, die von Kepler und Wilford erhobene Beschuldigung zu unterstützen, die Hindus hätten sie von den Christen und die Chaldäer von den Juden entlehnt, die ihren Messias angeblich im lunaren Jahr der Welt 4.320 erwarteten! ! ! Alten Schriftstellern zufolge begründete Berossos diese Zahlen auf 120 Saros – jede dieser Unterteilungen bedeutete sechs Nerosi von je 600 Jahren, was zusammen eine Summe von 432.000 Jahren ergibt – damit erscheinen sie nicht als endgültig. So unternahm es der fromme Professor aus München, die Ziffern auf die richtige Weise zu erklären. Er behauptete, das Rätsel durch den Nachweis gelöst zu haben, dass „der Saros laut Plinius aus 222 synodalen Monaten zusammengesetzt ist, das ergibt 18 6/10 Jahre“; der Berechner fiel damit natürlich auf die „von Suidas gegebenen“ Zahlen zurück, der behauptete, dass „120 Saros 2.222 priesterliche und zyklische Jahre ausmachten, was 1.656 solaren Jahren entspricht“ („La Vie de Notre-Seigneur Jésus-Christ“, II, S. 417).
Suidas behauptete jedoch nichts dergleichen. Und selbst angenommen, er hätte es gesagt, hätte er damit wenig, wenn überhaupt etwas, bewiesen. Die Nerosi und Saros waren den nicht initiierten alten Schriftstellern genauso ein Dorn im Auge wie die apokalyptische 666 des „großen Tieres“ den modernen, und sowohl die ersteren wie auch die letzteren Zahlen fanden ihre unglücklichen Newtons.

192 Der Leser darf nicht vergessen, dass die Bezeichnung „klimakterisches Jahr“ bei ihrer Verwendung durch Okkultisten und Mystiker eine umfassendere Bedeutung als gewöhnlich aufweist. Sie beschreibt nicht nur eine kritische Periode, während der irgendein großes Ereignis periodisch erwartet wird, entweder in der menschlichen oder in der kosmischen Konstitution, sondern sie bezeichnet gleichermaßen universelle spirituelle Veränderungen. Die Europäer nannten jedes dreiundsechzigste ein „großes klimakterisches“ Jahr und vermuteten vielleicht mit Recht, dass die entsprechenden Jahreszahlen durch die Multiplikation der Zahl 7 mit den ungeraden Zahlen 3, 5, 7 und 9 zu ermitteln seien. Aber im Okkultismus ist die Sieben die wirkliche Stufenleiter der Natur und 7 muss auf eine ganze andere Art und Weise multipliziert werden als es den europäischen Völkern bis heute bekannt ist.

193 Für einen ausführlichen wissenschaftlichen Beweis dieser Schlussfolgerung siehe S. 22 in Baillys Werk, wo der Gegenstand fachmännisch erörtert ist.

194 Warum sie „erdichtet“ sein soll, werden europäische Wissenschaftler niemals erklären können.

195 „Das Folgende ist eine Antwort an die Wissenschaftler, die vermuten könnten, dass unsere Astronomie von unseren Missionaren nach Indien gebracht und den Hindus mitgeteilt worden sei.

1. Die indische Astronomie besitzt ihre eigenen, durch ihre Originalität gekennzeichneten Formeln; hätte man unsere Astronomie übertragen, würde der Diebstahl nur mit dem größten Geschick und Wissen verborgen werden können. 2. Hätten sie die mittlere Mondbewegung übernommen, wären auch die Neigung der Ekliptik, die Mittelpunktsgleichung der Sonne und die Länge des Jahres übernommen worden. Diese Elemente unterscheiden sich jedoch auf jeden Fall von unseren. Sie sind außerordentlich exakt, was die Epoche des Jahres 3102 betrifft. Sie wären sehr fehlerhaft, wären sie erst im letzten Jahrhundert bestimmt worden. 3. Schließlich konnten unsere Missionare den Indern im Jahr 1687 den Inhalt der Cassinischen Tafeln noch nicht mitteilen, da sie damals noch gar nicht vorhanden waren. Sie konnten lediglich die Angaben der mittleren Bewegungen von Tycho kennen, von Riccioli, Kopernikus, Bouilland, Kepler, Longomontanus oder die der Tafeln von Alphonso. Ich stelle jetzt hier eine tabellarische Darstellung dieser mittleren Bewegung für 4.383 Jahre und 94 Tage vor.

Tafel mittl. Bewegung Differenz gegenüber den Indern
D H M S H. M. S.  
Alphonso . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 7 2 47 . . . . . . . . . . - 0 42 14  
Kopernikus . . . . . . . . . . . . . . . .   9 6 2 13 . . . . . . . . . . - 1 42 48  
Tycho . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 7 54 40 . . . . . . . . . . + 0 9 39
Kepler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 6 57 35 . . . . . . . . . . - 0 47 26  
Longomontanus . . . . . . . . . . . .   9 7 2 13 . . . . . . . . . . - 0 42 48  
Bouilland . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 6 48 8 . . . . . . . . . . - 0 58 53  
Riccioli . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 7 53 57 . . . . . . . . . . + 0 8 56  
Cassini . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 7 44 11 . . . . . . . . . . - 0 0 50  
Indisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 7 45 1            

Nicht eine dieser Angaben der mittleren Bewegungen, Cassinis ausgenommen, stimmt mit dem von den Indern angegebenen Wert überein. Ergo wurden diese Angaben nicht übernommen, da ihre Zahlen lediglich mit denen von Cassini übereinstimmen, dessen Tafeln aber im Jahr 1687 noch nicht existierten. Diese Angabe der mittleren Mondbewegung stammt somit von den Indern, und sie konnten sie nicht anders gewinnen als durch Beobachtung.“ – Baillys „Traité de l’Astronomie Indienne et Orientale

196 „Le Mystère et la Science“, Conférences, Pére Félix de Nôtre Dame; des Mousseaux: „Hauts Phen. Magiques“.

197 Siehe das Wirken der Zyklen und ihrer periodischen Wiederkehr! Wer abstritt, dass solche „Entitäten“ (Kräfte) Körper sind und sie „Räume“ nannte, gehörte zu den Prototypen unseres modernen „von der Wissenschaft geschlagenen“ Publikums und seiner offiziellen Lehrer, welche die Naturkräfte als unwägbare Energie der Materie bezeichnen oder als Bewegungsarten und doch die Elektrizität für ebenso atomar wie die Materie selbst halten – (Helmholtz). Inkonsequenz und Widerspruch herrschen ebenso sehr in der offiziellen wie in der heterodoxen Wissenschaft.

198 „Hermes versteht hier auch die sinnlich wahrnehmbaren Naturkräfte, die Elemente und Phänomene des Universums als Götter“, bemerkt Dr. A. Kingsford in einer Fußnote, die es sehr richtig erklärt. Die östliche Philosophie erklärt es auf dieselbe Weise.

199 „Oh Tum, Tum! Hervorgegangen aus der (weiblichen) Großen, die im Schoß der Wasser ist“ (die große Tiefe oder Raum) . . . „Du, durch die beiden Löwen leuchtend“ (die doppelte Kraft oder Macht der zwei Sonnenaugen oder der elektropositiven und der -negativen Kraft). (Siehe „Totenbuch“, Kap. III und „Egyptioan Pantheon“, Kap. II)

200 Ein Bild, das die Aufeinanderfolge der göttlichen Aktivitäten, die Verwandlung von einer Form in eine andere oder die Wechselbeziehung der Kräfte ausdrückt. Aam ist die elektropositive Kraft, die alle anderen verschlingt, so wie Saturn seine Nachkommenschaft verschlang.

201 Aanru ist der Bereich von Osiris, ein vierzehn Abteilungen umfassendes Feld, „umgeben von einer eisernen Einfriedung, innerhalb derer das Korn des Lebens sieben Ellen hoch wächst“, das Kama Loka der Ägypter. Nur diejenigen der Toten, die die Namen der Torwächter der „sieben Hallen“ kennen, werden für immer in Amenti eingelassen; d. h. jene, welche die sieben Rassen aller Runden durchlaufen haben – andernfalls rasten sie in den niederen Gefilden; und ebenso werden die sieben aufeinanderfolgenden Devachans oder Lokas dadurch repräsentiert. In Amenti wird man für die Ewigkeit zum reinen Geist (XXX. 4), während in Aanru „die Seele des Geistes“ oder der Verstorbene jedesmal vom Uräus verschlungen wird – der Schlange, dem Sohn der Erde (in einem anderen Sinn die ursprünglichen Lebensprinzipien in der Sonne), d. h. der Astralkörper des Verstorbenen oder der „Elementar“ vergeht und löst sich im „Sohn der Erde“ und der begrenzten Zeit auf. Die Seele verlässt die Gefilde von Aanru und geht in irgendeiner Gestalt zur Erde, die sie anzunehmen beliebt (siehe Kap. XCIX des „Totenbuches“).

202 „Revue des Deux Mondes“, 1865, S. 157 und 158.