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Die Geheimlehre Band 1

[SD # xvii]

Einleitung

Gently to hear, kindly to judge.”
Shakespeare

Seitdem in England theosophische Literatur erscheint, ist es zur Gewohnheit geworden, ihre Lehren als „Esoterischen Buddhismus“ zu bezeichnen. Und einmal eine Gewohnheit – wie ein altes, auf täglicher Erfahrung beruhendes Sprichwort sagt – „eilt der Irrtum den Berg hinab, während die Wahrheit ihren Weg mühselig bergauf erklimmen muss.“

Alte Binsenwahrheiten sind oft die weisesten. Das menschliche Denken kann von Vorurteilen kaum vollständig frei bleiben, und maßgebliche Ansichten werden oftmals vor einer gründlichen Prüfung aller Aspekte eines Gegenstandes festgelegt. Das wird auch gesagt im Hinblick auf das vorherrschende doppelte Missverständnis (a) die Theosophie auf den Buddhismus zu beschränken und (b) die Lehrsätze der von Gautama dem Buddha gepredigten Religionsphilosophie mit den im „Esoteric Buddhism“ grob umrissenen Lehren durcheinanderzubringen. Etwas Irrigeres als das lässt sich kaum vorstellen. Es hat unsere Feinde in die Lage versetzt, eine wirksame Waffe gegen die Theosophie zu finden; und zwar, wie ein angesehener Pali-Gelehrter es sehr treffend formulierte, weil das erwähnte Buch „weder Esoterik noch Buddhismus“ enthielt. Die in Sinnetts Buch dargestellten esoterischen Wahrheiten haben mit dem Augenblick der Veröffentlichung aufgehört, esoterisch zu sein. Es enthielt auch nicht die Religion Buddhas, sondern lediglich einige Lehrsätze einer bisher verborgenen Lehre, die nun in den vorliegenden Bänden durch viele weitere ergänzt, erweitert und erklärt wird. Aber selbst diese Bände – obwohl sie viele fundamentale Lehrsätze aus der Geheimlehre des Ostens bekannt geben – lüften doch nur einen kleinen Teil des dunklen Schleiers. Denn niemand, nicht einmal der größte lebende Adept, hätte die Erlaubnis dazu oder könnte – selbst wenn er es wollte – einer spottenden, ungläubigen Welt wahllos das herausgeben, was viele Äonen und Epochen lang so wirksam vor ihr verborgen wurde.

„Esoteric Buddhism“ war ein hervorragendes Werk mit einem sehr unglücklichen [SD # xviii] Titel, obwohl er nichts weiter bedeutete als der Titel dieses Werkes „Die Geheimlehre“. Er erwies sich als verhängnisvoll, weil die Menschen immer die Gewohnheit haben, Dinge lieber nach ihrem Äußeren als nach ihrer Bedeutung zu beurteilen. Mittlerweile ist der Irrtum so weit verbreitet, dass selbst die meisten Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft Opfer desselben Missverständnisses geworden sind. Von Anfang an jedoch wurden von Brahmanen und anderen Einsprüche gegen den Titel erhoben. Und zu meiner Rechtfertigung muss ich hinzufügen, dass mir „Esoteric Buddhism“ als fertiggestellter Band vorgelegt wurde und dass ich gänzlich unaufmerksam war in Bezug auf die vom Autor geplante Schreibweise des Wortes „Budh-ism“.

Das muss direkt jenen zur Last gelegt werden, die den Gegenstand der Öffentlichkeit als Erste zur Kenntnis brachten, denn sie versäumten es, den Unterschied hervorzuheben zwischen „Buddhismus“ – dem religiösen Ethiksystem, das von Gautama dem Herrn gepredigt und entsprechend seinem Titel Buddha, „der Erleuchtete“, benannt wurde – und Budha, „Weisheit“ oder Wissen (Vidya), die Fähigkeit des Erkennens, von der Sanskritwurzel „Budh“, wissen. Wir, die Theosophen aus Indien, sind selbst die wahren Schuldigen, obwohl wir damals unser Bestes taten, den Fehler zu korrigieren (siehe „Theosophist“, Juni 1883). Diese bedauerliche Fehlbezeichnung wäre leicht zu vermeiden gewesen. Es hätte lediglich die Schreibweise des Wortes geändert werden müssen, und nach allgemeinem Übereinkommen wäre die korrekte Aussprache und Schreibweise „Budhismus“ anstelle von „Buddhismus“ gewesen. Auch ist der letztere Ausdruck weder richtig geschrieben noch ausgesprochen, korrekt müsste es im Englischen „Buddhaïsm“ lauten und seine Anhänger „Buddhaïsts“.

Diese Erklärung ist zu Beginn eines Werkes wie diesem absolut notwendig. Die „Weisheitsreligion“ ist das Erbe aller Nationen der ganzen Welt, obwohl in „Esoteric Buddhism“ (Vorwort der Originalausgabe) die Behauptung aufgestellt wurde, dass „vor zwei Jahren (d. i. 1883) weder ich noch irgendein anderer lebender Europäer das Alphabet der Wissenschaft kannte, welches hier zum ersten Mal in eine wissenschaftliche Form gebracht wurde“ etc. Dieser Irrtum muss sich aus Versehen eingeschlichen haben. Denn die gegenwärtige Schreiberin wusste alles, was in „Esoteric Buddhism“ „preisgegeben“ wurde – und viel mehr – viele Jahre bevor es ihre Pflicht wurde (1880), zwei europäischen Herren einen kleinen Teil der Geheimlehre zu vermitteln. Einer von ihnen war der Autor von „Esoteric Buddhism“; und ganz bestimmt hat die gegenwärtige Schreiberin das unbestrittene, wenn auch für sie ziemlich fragwürdige Privileg, von Geburt an und der Erziehung nach Europäerin zu sein. Außerdem wurde ein beträchtlicher Teil der von Sinnett dargelegten Philosophie [SD # xix] in Amerika – sogar bevor „Isis Unveiled“ veröffentlicht war – zwei Europäern und meinem Kollegen, Oberst H. S. Olcott, gelehrt. Von den drei Lehrern des letzteren Herrn war der erste ein ungarischer Initiierter, der zweite Ägypter und der dritte Hindu. Weil es Oberst Olcott gestattet wurde, gab er Teile dieser Lehren auf unterschiedliche Arten weiter; wenn die beiden anderen nicht dasselbe taten, lag das einfach daran, dass es ihnen nicht erlaubt war: Ihre Zeit für öffentliche Arbeit war noch nicht gekommen. Für andere war das jedoch der Fall, und das Erscheinen von Sinnetts verschiedenen interessanten Büchern ist ein sichtbarer Beweis dieser Tatsache. Es ist vor allem wichtig nicht zu vergessen, dass der Wert eines theosophischen Buchs von keiner Autorität auch nur im Geringsten gesteigert wird.

Etymologisch ist Adi – und Adhi Budha – das Eine (oder das Erste) und „Höchste Weisheit“, ein von Aryasangha in seinen geheimen Abhandlungen und heute von allen Mystikern der nördlichen Buddhisten benutzter Ausdruck. Es ist ein Sanskritausdruck, und die frühesten Arier verwendeten ihn als Bezeichnung für die unbekannte Gottheit; das Wort „Brahmâ“ taucht in den Veden und den frühen Werken nicht auf. Es bedeutet Absolute Weisheit, und „Adi-Bhuta“ wird von Fitzedward Hall mit „die uranfängliche, unerschaffene Ursache von allem“ übersetzt. Äonen von unermesslicher Dauer müssen verstrichen sein, ehe der Beiname Buddha sozusagen derart vermenschlicht war, dass der Ausdruck auf Sterbliche angewendet werden konnte und schließlich jemandem zugeeignet wurde, dessen unvergleichliche Tugenden und Wissen ihn den Titel des „Buddhas der unverrückbaren Weisheit“ erlangen ließen. Bodha bedeutet den angeborenen Besitz göttlichen Intellekts oder „Verständnisses“; „Buddha“ dessen Erwerb durch persönliche Bemühungen und Verdienst; während Buddhi die Fähigkeit ist zu erkennen, der Kanal, durch welchen göttliche Erkenntnis das „Ego“ erreicht, das Unterscheidungsvermögen von Gut und Böse, auch das „göttliche Gewissen“; und die „spirituelle Seele“, die der Träger von Atman ist. „Wenn Buddhi unsere Ichbezogenheit mit allen ihren Vikaras absorbiert (sie zerstört), so wird Avalokitesvara für uns offenbar, und Nirvana oder Mukti ist erreicht.“ „Mukti“ ist dasselbe wie Nirvana – d. h. Freiheit von den Fesseln der „Maya“ oder Illusion. „Bodhi“ ist gleichermaßen der Name eines besonderen Trancezustandes, Samadhi genannt, in welchem der Betreffende den Höhepunkt spiritueller Erkenntnis erreicht.

Unweise sind diejenigen, die in ihrem blinden und für unser Zeitalter unpassenden Hass gegen den Buddhismus und als Reaktion darauf dem „Budhismus“ esoterische Lehren absprechen (die auch die der Brahmanen sind), nur weil der Name auf etwas [SD # xx] hindeutet, was sie als Monotheisten für schädliche Lehren halten. Unweise ist in ihrem Fall der korrekte Ausdruck. Denn in diesem Zeitalter des krassen und unlogischen Materialismus ist die Esoterische Philosophie allein geeignet, den wiederholten Angriffen auf alles und jedes Widerstand zu leisten, was der Mensch in seinem inneren spirituellen Leben für das Teuerste und Heiligste erachtet. Der wahre Philosoph, der Schüler der Esoterischen Weisheit, verliert Persönlichkeiten, dogmatischen Glauben und besondere Religionen vollkommen aus den Augen. Außerdem versöhnt die Esoterische Philosophie alle Religionen, streift alle ihre äußeren, menschlichen Gewänder ab und zeigt auf, dass die Wurzel jeder Religion mit der aller anderen großen Religionen übereinstimmt. Sie beweist die Notwendigkeit eines absoluten Göttlichen Prinzips in der Natur. Sie leugnet das Göttliche so wenig wie die Sonne. Die Esoterische Philosophie hat Gott in der Natur niemals verworfen, noch das Göttliche als das absolute und abstrakte Ens. Sie weigert sich lediglich, die Götter der sogenannten monotheistischen Religionen anzuerkennen, Götter, die der Mensch nach seinem eigenen Ebenbild erschaffen hat – blasphemische und traurige Karikaturen des ewig Unerkennbaren. Außerdem umfassen die Aufzeichnungen, die wir dem Leser vorzulegen beabsichtigen, die esoterischen Lehren der ganzen Welt seit dem Anbeginn unserer Menschheit, und der buddhistische Okkultismus nimmt darin nur seinen legitimen Platz ein – und nicht mehr. In der Tat sind die geheimen Teile des „Dan“ oder „Jan-na5 („Dhyan“) von Gautamas Metaphysik – so großartig sie auch dem mit den Lehren der Weisheitsreligion des Altertums nicht vertrauten Leser erscheinen mögen – nur ein sehr kleiner Teil des Ganzen. Der Hindu-Reformator begrenzte seine öffentlichen Lehren auf die rein moralischen und physiologischen Aspekte der Weisheitsreligion, auf Ethik und den Menschen allein. „Unsichtbare und unkörperliche“ Dinge, das Mysterium des Seins außerhalb unserer irdischen Sphäre, ließ der große Lehrer in seinen öffentlichen Vorträgen gänzlich unberührt und hielt die verborgenen Wahrheiten für einen auserwählten Kreis seiner Arhats zurück. Letztere wurden in der berühmten Saptaparna-Höhle (der Sattapanni des Mahavansa) nahe dem Berg Baibhâr (dem Webhâra der Pali-Manuskripte) initiiert. Diese Höhle befindet sich in Rajagriha, der alten Hauptstadt von Mogadha; sie war die Cheta-Höhle des Fa-hian, wie von einigen Archäologen richtig vermutet wird.6

Die Zeit und die menschliche Einbildungskraft machten kurzen Prozess mit der Reinheit und [SD # xxi] Philosophie dieser Lehren, nachdem sie aus dem geheimen und geheiligten Kreis der Arhats im Verlauf ihres Bekehrungswerkes in einen für metaphysische Vorstellungen in geringerem Maß als Indien vorbereiteten Boden verpflanzt wurden: d. h. als sie nach China, Japan, Siam und Burma übertragen worden waren. Wie mit der ursprünglichen Reinheit dieser großen Offenbarungen umgegangen wurde, bringt das Studium einiger der sogenannten „esoterischen“ buddhistischen Schulen des Altertums in ihrem modernen Gewand zutage – nicht nur in China und anderen buddhistischen Ländern im Allgemeinen, sondern selbst in nicht wenigen der Obhut nicht initiierter Lamas und mongolischer Neuerer überlassener Schulen Tibets.

Der Leser wird also gebeten, sich den sehr bedeutenden Unterschied zwischen dem orthodoxen Buddhismus – d. h. den öffentlichen Lehren von Gautama dem Buddha – und seinem esoterischen Budhismus zu vergegenwärtigen. Seine Geheimlehre jedoch unterschied sich in keiner Weise von jener der initiierten Brahmanen seiner Zeit. Der Buddha war ein Kind arischen Bodens, ein geborener Hindu, ein Kshatriya und ein Schüler der „Zweimal-Geborenen“ (der initiierten Brahmanen) oder Dvijas. Seine Lehren konnten sich daher von ihren nicht unterscheiden, denn die ganze buddhistische Reform bestand lediglich in der Veröffentlichung eines Teils von dem, was vor den Menschen außerhalb des „Zauber“-Kreises der Tempel-Initiierten und Asketen geheimgehalten worden war. Infolge seiner Gelübde außerstande, alles zu lehren, was ihm vermittelt worden war, gab der Buddha, obwohl er eine auf der Grundlage der wahren esoterischen Wissenschaft aufgebaute Philosophie lehrte, der Welt nur den äußeren, materiellen Körper der Lehre und bewahrte ihre Seele nur für seine Auserwählten (siehe auch Band II). Viele chinesische Gelehrte unter den Orientalisten haben von der „Seelenlehre“ gehört. Keiner von ihnen scheint ihre wirkliche Bedeutung und Wichtigkeit verstanden zu haben.

Diese Lehre wurde geheim – vielleicht zu geheim – im Heiligtum aufbewahrt. Das Mysterium, welches ihre Hauptlehre und ihr Streben – Nirvana – verschleierte, hat die Wissbegierde jener Gelehrten, die es studierten, derart auf die Probe gestellt und irritiert, dass sie – unfähig, es logisch und befriedigend durch Aufknüpfen des gordischen Knotens zu lösen – ihn mittels der Erklärung durchtrennten, Nirvana bedeute die absolute Vernichtung.

Gegen Ende des ersten Viertels dieses Jahrhunderts tauchte eine eigene Art von Literatur in der Welt auf, deren Tendenz mit jedem Jahr klarer umrissen wurde. Soi-disant auf den Forschungen der Sanskritgelehrten und Orientalisten im Allgemeinen basierend, wurde sie als wissenschaftlich angesehen. Die Symbologen ließen hinduistische, ägyptische und andere alte Religionen, Mythen und Embleme ganz nach ihren Wünschen beliebige Bedeutungen annehmen; [SD # xxii] so verkündeten sie oft die grobe äußere Form anstelle der inneren Bedeutung. In rascher Reihenfolge erschienen Werke, die wegen genialer Schlussfolgerungen und Spekulationen höchst bemerkenswert waren, in denen allgemein, in einem circulo vicioso, vorgefasste Schlussfolgerungen an die Stelle von Prämissen traten – wie mit den Syllogismen mehr als eines Sanskrit- oder Pali-Gelehrten, und sie überfluteten die Bibliotheken mit einer größeren Anzahl von Dissertationen über Phallus- und Geschlechtsverehrung als über wirkliche Symbologie; und alle standen miteinander im Widerspruch.

Das ist vielleicht der wahre Grund, warum jetzt nach langen Jahrtausenden des tiefsten Schweigens und der Geheimhaltung die Erlaubnis dazu gegeben wurde, den Umriss einiger weniger Grundwahrheiten der Geheimlehre der archaischen Zeiten ans Licht zu bringen. Ich sage absichtlich „einige wenige Wahrheiten“, weil auch hundert solcher Bände das nicht fassen könnten, was ungesagt bleiben muss, noch könnte es der gegenwärtigen Generation von Sadduzäern mitgeteilt werden. Aber selbst das Wenige, das jetzt gegeben wird, ist besser als ein vollständiges Schweigen über diese lebendigen Wahrheiten. In ihrer verrückten Jagd nach dem Unbekannten, das sie nur zu gern mit dem Unerkennbaren verwechselt, wann immer ein Problem das Verständnis des Physikers übersteigt, schreitet die heutige Welt auf der der Spiritualität entgegengesetzten materiellen Ebene rasch voran. Sie ist heute eine riesige Kampfarena – wahrlich ein Tal der Zwietracht und des ewigen Streits – eine Totenstadt, in der die höchsten und heiligsten Bestrebungen unserer Geist-Seele begraben liegen. Mit jeder neuen Generation erstarrt und verkümmert diese Seele weiter. Die „liebenswerten Ungläubigen und die vollkommenen Verschwender“ der Gesellschaft, von denen Greely spricht, kümmern sich wenig um die Wiederbelebung der toten Wissenschaften der Vergangenheit. Aber es existiert eine ansehnliche Minderheit ernsthafter Schüler, die dazu berechtigt sind, die wenigen Wahrheiten zu erfahren, die ihnen jetzt gegeben werden können; und jetzt viel mehr als vor zehn Jahren, als „Isis Unveiled“ und selbst die späteren Versuche, die Geheimnisse der esoterischen Wissenschaft zu erklären, veröffentlicht wurden.

Die größten und obendrein ernsthaftesten Vorbehalte gegen die Korrektheit und Vertrauenswürdigkeit des ganzen Werkes werden die einleitenden Stanzen sein: „Wie können die in ihnen enthaltenen Behauptungen nachgeprüft werden?“ Und wahrlich, wenn auch ein großer Teil der in den vorliegenden Bänden zitierten Werke in Sanskrit, Chinesisch und Mongolisch einigen Orientalisten bekannt sind, so befindet sich doch das Hauptwerk – das, aus dem die Stanzen entnommen sind – nicht im Besitz europäischer Bibliotheken. Das Buch Dzyan (oder „Dzan“) ist unseren Philologen gänzlich unbekannt, oder sie haben zumindest unter seinem gegenwärtigen Namen noch nie etwas davon gehört. Das ist natürlich ein großer Nachteil [SD # xxiii] für jene, die die von der offiziellen Wissenschaft vorgeschriebenen Forschungsmethoden befolgen. Für die Schüler des Okkultismus und für jeden wahren Okkultisten wird das jedoch von geringer Bedeutung sein. Der Hauptteil der veröffentlichten Lehren findet sich in Hunderten und Tausenden von Sanskritmanuskripten verstreut, von denen einige bereits übersetzt sind – in ihren Auslegungen wie üblich entstellt – andere warten noch, bis sie an der Reihe sind. Jeder Gelehrte hat daher eine Gelegenheit, die hier aufgestellten Behauptungen zu verifizieren und die meisten der Zitate zu überprüfen. Einige wenige neue Tatsachen (neu lediglich für den profanen Orientalisten) und aus den Kommentaren zitierte Stellen werden schwer zurückzuverfolgen sein. Einige der Lehren wurden bislang auch lediglich mündlich übermittelt. Doch selbst auf diese wird in jedem einzelnen Fall in den fast zahllosen Bänden brahmanischer, chinesischer und tibetanischer Tempel-Literatur hingewiesen.

Wie es auch immer sein mag, und was auch immer der Schreiberin in Form böswilliger Kritik bevorsteht, eine Tatsache bleibt ganz sicher bestehen. Die Mitglieder verschiedener esoterischer Schulen – deren Sitze sich jenseits des Himalaya befinden und deren Abzweige in China, Japan, Indien, Tibet, und neben Südamerika selbst in Syrien gefunden werden können – behaupten, die Gesamtheit aller heiligen und philosophischen Werke als Manuskripte und in gedruckter Form in ihrem Besitz zu haben: alle Werke in der Tat, die jemals geschrieben wurden, gleich in welcher Sprache oder Schrift, seit die Kunst des Schreibens begann; von den ideografischen Hieroglyphen bis hin zum Alphabet des Kadmos und zu Devanagari.

In allen Zeitaltern wurde behauptet, dass seit der Zerstörung der Alexandrinischen Bibliothek (sieheIsis Unveiled“, Bd. II, S. 27) mithilfe der gemeinsamen Anstrengungen der Mitglieder der Bruderschaften unablässig alle Werke gesucht wurden, die den Profanen zur schließlichen Entdeckung und zum Verständnis einiger der Mysterien der Geheimwissenschaft hätte führen können. Von denen, die wissen, wird ferner hinzugefügt, dass diese Werke – einmal aufgefunden – bis auf drei sicher verwahrte Exemplare alle vernichtet wurden. Die letzten dieser kostbaren Manuskripte wurden in Indien während der Regierung des Kaisers Akbar in Sicherheit gebracht und verborgen.7

Es wird ferner behauptet, dass jedes heilige Buch dieser Art, dessen Text nicht ausreichend durch Symbolik verschleiert war oder das irgendwelche [SD # xxiv] direkten Bezugnahmen auf die alten Mysterien enthielt, bis auf das letzte Exemplar zerstört wurde, nachdem es sorgfältig derart in kryptografischen Zeichen kopiert worden war, dass es der Kunst der besten und intelligentesten Paläografen trotzen konnte. Während Akbars Regierungszeit halfen einige fanatische Höflinge – ungehalten über des Kaisers sündhaftes Ausspionieren der Religionen der Ungläubigen – den Brahmanen eigenhändig, ihre Manuskripte zu verbergen. Ein solcher war Badáonì, der eine unverhüllte Abscheu gegenüber Akbars Manie für Götzenreligionen pflegte.8

Überdies gibt es in allen großen und reichen Lamaklöstern unterirdische Krypten und Höhlen-Bibliotheken – in Felsen gehauen – wann immer die Gonpa und Lhakhang in den Bergen liegen. Hinter dem westlichen Tsaydam, in den abgelegenen Pässen des Kuen-lun9, gibt es einige solcher Verstecke. Entlang des Kamms des Altyn-Toga, dessen Boden bisher kein europäischer Fuß je betreten hat, liegt in einer tiefen Schlucht ein gewisses vergessenes Dörfchen. Es ist eine kleine Gruppe von Häusern, eher ein Dörfchen als ein Kloster, mit einem armselig aussehenden Tempel darin und einem alten Lama, einem Einsiedler, der in der Nähe wohnt, um ihn zu bewachen. Pilger sagen, dass die unter ihm liegenden unterirdischen Gänge und Hallen eine Sammlung von Büchern enthalten, deren Anzahl den Erzählungen nach zu groß ist, um selbst im Britischen Museum Platz zu finden.10

All das wird höchstwahrscheinlich ein zweifelndes Lächeln hervorrufen. Bevor [SD # xxv] der Leser jedoch die Wahrhaftigkeit der Berichte zurückweist, sollte er innehalten und die folgenden wohlbekannten Tatsachen überdenken. Die gemeinsamen Nachforschungen der Orientalisten und insbesondere die Arbeiten der letzten Jahre von Studenten der vergleichenden Philologie und Religionswissenschaft haben diese dazu geführt, Folgendes festzustellen: Eine ungeheure, nicht kalkulierbare Anzahl von Manuskripten und selbst von gedruckten Werken, von denen bekannt ist, dass sie existierten, ist jetzt nicht mehr aufzufinden. Sie verschwanden, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Wären sie bedeutungslos, wären sie im natürlichen Lauf der Zeit dem Untergang anheim gefallen; und selbst ihre Namen wären aus dem menschlichen Gedächtnis gelöscht worden. Aber das ist nicht so; denn die meisten enthielten – wie jetzt versichert wird – die wahren Schlüssel zu noch vorhandenen Werken, die für den größeren Teil ihrer Leser ohne diese ergänzenden Bände mit Kommentaren und Erklärungen vollständig unverständlich sind. Das betrifft zum Beispiel die Werke Laotses, des Vorgängers des Konfuzius.11

Man sagt, er habe 930 Bücher über Ethik und Religionen geschrieben, und siebzig über Magie, eintausend alles in allem. Sein Hauptwerk jedoch, das Herz seiner Lehre, das „Tao-Te-King“ oder die heiligen Schriften des Taosse, enthält – wie Stanislaus Julien zeigt – lediglich „ungefähr 5.000 Worte“ (­„Tao-Te-King“, S. XXVII), kaum ein Dutzend Seiten; und dennoch findet Professor Max Müller, dass „der Text ohne Kommentare unverständlich ist, so dass Herr Julien für die Übersetzung mehr als sechzig Kommentatoren zu Rate ziehen musste“, von denen der früheste bis auf das Jahr 163 v. Chr. zurückgeht, nicht früher, wie wir sehen. Während der viereinhalb Jahrhunderte, die diesem frühesten Kommentator vorangingen, stand reichlich Zeit zur Verfügung, die wahre Lehre Lao-tses für alle zu verschleiern, seine initiierten Priester ausgenommen. Die Japaner, unter denen heute die gelehrtesten Priester und Anhänger Lao-tses zu finden sind, lachen nur über die groben Fehler und Hypothesen der europäischen China-Kenner. Und die Überlieferung bestätigt, dass die unseren westlichen Sinologen zugänglichen Kommentare nicht die wirklich okkulten Aufzeichnungen sind, sondern absichtliche Ver­schleierungen, und dass die wahren Kommentare, wie auch fast sämtliche Texte, für die Augen der Profanen seit Langem verschwunden sind.

[SD # xxvi] Wenn man sich der alten Literatur der semitischen Religionen zuwendet, den heiligen Schriften der Chaldäer, welche die ältere Schwester und Lehrerin, wenn nicht gar den Ursprung der Mosaischen Bibel darstellt, die Grundlage und den Ausgangspunkt des Christentums – was finden die Gelehrten? Was bleibt nun übrig, um die Erinnerung an die alten Religionen Babylons zu verewigen, den großen Zyklus astronomischer Beobachtungen der chaldäischen Magier aufzuzeichnen, die Überlieferung ihrer hervorragenden und in hohem Maße okkulten Literatur zu rechtfertigen? Nur einige wenige Fragmente, angeblich von Berossos.

Diese sind jedoch fast wertlos, selbst als Anhaltspunkt für den Charakter dessen, was verschwunden ist. Denn sie gingen durch die Hände seiner Hochwürden, des Bischofs von Cäsarea – dieses selbsternannten Zensors und Herausgebers der heiligen Aufzeichnungen von Religionen anderer Menschen – und sie weisen bis heute zweifellos die Spuren seiner ausgesprochen wahrhaften und vertrauenswürdigen Hand auf. Denn was ist die Geschichte dieser Abhandlung über die einst so großartige Religion Babylons?

Die von Berossos, einem Priester des Tempels von Belus, für Alexander den Großen in Griechisch verfasste Abhandlung, welche die von den Priestern dieses Tempels aufbewahrten eine Periode von 200.000 Jahren umfassenden astronomischen und chronologischen Aufzeichnungen enthielt – sie ging verloren. Im ersten Jahrhundert v. Chr. fertigte Alexander Polyhistor eine Reihe von Auszügen daraus an – ebenfalls verloren. Eusebius verwendete diese Auszüge beim Verfassen seines Chronicon (270-340 n. Chr.). Die Ähnlichkeiten – fast die Übereinstimmung – der heiligen Schriften12 der Juden und Chaldäer machte die Letzteren für Eusebius in seiner Rolle als Verteidiger und Verfechter des neuen Glaubens, der die jüdischen heiligen Schriften und mit ihnen eine absurde Chronologie adoptiert hatte, höchst gefährlich. Es ist ziemlich sicher, dass Eusebius die ägyptischen synchronistischen Tafeln des Manetho nicht verschonte – so sehr, dass Bunsen13 ihn der höchst skrupellosen Verstümmelung der Geschichte beschuldigte. Und Sokrates, Historiker des fünften Jahrhunderts, sowie Syncellus, Vizepatriarch von Konstantinopel (achtes Jahrhundert), prangern ihn beide als den unverschämtesten und zu allem fähigen Fälscher an.

Ist es also wahrscheinlich, dass er mit den chaldäischen Aufzeichnungen, die bereits die neue, so rasch angenommene Religion bedrohten, liebevoller umging?

[SD # xxvii] Damit ist, mit Ausnahme dieser mehr als zweifelhaften Fragmente, die gesamte heilige Literatur der Chaldäer ebenso vollständig aus den Augen der Profanen verschwunden wie das untergegangene Atlantis. Einige wenige Tatsachen, die in der Geschichte des Berossos enthalten waren, werden in Teil II des II. Bandes mitgeteilt und können viel Licht auf den wahren Ursprung der gefallenen Engel werfen, personifiziert durch Bel und den Drachen.

Wenn sich der Schüler nun der ältesten arischen Literatur, dem „Rigveda“, zuwendet und den darin enthaltenen Daten genau folgt, welche die erwähnten Orientalisten liefern, wird er finden, dass – obwohl der „Rigveda“ nur „etwa 10.580 Verse oder 1.028 Hymnen“ enthält – er doch trotz der Brahmanas und der Vielzahl von Erläuterungen und Kommentaren bis zum heutigen Tag nicht richtig verstanden wird. Warum ist das so? Offenbar deshalb, weil die Brahmanas, „die scholastischen und ältesten Abhandlungen über die ursprünglichen Hymnen“, selbst einen Schlüssel benötigen, den die Orientalisten nicht sicherstellen konnten.

Was sagen die Gelehrten über die buddhistische Literatur? Befindet sie sich vollständig in deren Besitz? Mit Sicherheit nicht. Trotz der 325 Bände des Kanjur und des Tanjur der nördlichen Buddhisten, von denen jeder Band, so berichtet man uns, „vier bis fünf Pfund wiegt,“ ist in Wahrheit nichts über den Lamaismus bekannt. Auch der heilige Kanon der südlichen Kirche soll im Saddharma Alankâra14 29.368.000 Buchstaben enthalten oder – abgesehen von Abhandlungen und Kommentaren – „fünf- oder sechsmal soviel Material wie die Bibel“. Letztere erfreut sich, mit den Worten von Professor Max Müller, nur 3.567.180 Buchstaben. Also ungeachtet dieser „325 Bände“ (in Wirklichkeit sind es 333, „Kanjur“ umfasst 108 und „Tanjur“ 225 Bände), „haben die Übersetzer – anstatt uns korrekte Fassungen zu liefern – diese mit ihren eigenen Kommentaren vermengt, um die Dogmen ihrer verschiedenen Schulen zu rechtfertigen.“15 Außerdem erzählt der Professor seinen Hörern: „Nach einer von den buddhistischen Schulen des Nordens und des Südens erhaltenen Überlieferung enthielt der heilige buddhistische Kanon ursprünglich 80.000 oder 84.000 Abhandlungen; die meisten von ihnen gingen jedoch verloren, so dass nur 6.000 übrig blieben.“ „Verloren“ – wie gewöhnlich für die Europäer. Aber wer kann ganz sicher sein, dass sie auch für die Buddhisten und Brahmanen verloren sind?

Wenn man bedenkt, wie heilig den Buddhisten jede Zeile ist, die [SD # xxviii] über Buddha oder sein „Gutes Gesetz“ geschrieben ist, so erscheint der Verlust von nahezu 76.000 Traktaten wundersam. Wäre es vice versa gewesen, so würde jeder mit dem natürlichen Lauf der Ereignisse Vertraute die Behauptung unterschreiben, dass fünf- oder sechstausend dieser 76.000 Abhandlungen während der Verfolgungen in Indien und der Emigration von dort hätten zerstört werden können. Aber wie klar festgestellt wird, begannen buddhistische Arhats ihren religiösen Exodus zum Zwecke der Verbreitung des neuen Glaubens über Kaschmir und den Himalaya hinaus bereits im Jahr 300 vor unserer Ära16 und erreichten China im Jahr 61 n. Chr.17 – als Kashyapa auf Einladung des Kaisers Ming-ti dorthin ging, um den „Sohn des Himmels“ mit den Glaubenssätzen des Buddhismus vertraut zu machen. Es erscheint seltsam, die Orientalisten über einen derartigen Verlust so sprechen zu hören, als sei er tatsächlich möglich. Sie scheinen auch nicht einen einzigen Moment lang die Möglichkeit einzuräumen, dass die Texte nur für den Westen und für sie selbst verloren sein könnten; oder dass die Asiaten die beispiellose Frechheit besitzen könnten, ihre heiligsten Aufzeichnungen für die Fremden unerreichbar zu halten und sich somit zu weigern, sie der Entweihung und dem Missbrauch durch ihnen derartig „weit überlegene“ Rassen zu überantworten.

Infolge des zum Ausdruck gebrachten Bedauerns und zahlreicher Geständnisse fast sämtlicher Orientalisten (siehe zum Beispiel Max Müllers „Lectures“) kann die Öffentlichkeit hinreichend sicher sein, (a) dass die Schüler der alten Religionen tatsächlich über sehr wenige Daten verfügen, auf welche sie ihre üblicherweise getroffenen Schlussfolgerungen in Bezug auf die alten Religionen stützen können, und (b) dass ein solcher Mangel an Daten sie nicht im Geringsten davon abhält zu dogmatisieren. Man sollte annehmen, dass – dank der zahlreichen in den Klassikern und bei einer Anzahl alter Schriftsteller erhaltenen Aufzeichnungen über ägyptische Theogonie und Mysterien – wenigstens die Riten und Dogmen des pharaonischen Ägyptens gut verstanden werden müssten; besser jedenfalls als die allzu abstrusen Philosophien und der Pantheismus Indiens, von dessen Religion und Sprache Europa vor dem Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts kaum eine Ahnung hatte. Entlang des Nils und auf der gesamten Landesfläche stehen bis zu dieser Stunde Relikte – jährlich und täglich neu ausgegraben –, die mit beredten Worten ihre eigene Geschichte erzählen. Doch das ist nicht der Fall. Selbst der gelehrte Oxforder Philologe gesteht die Wahrheit ein, indem er sagt: „Dabei . . . sehen wir, dass die Pyramiden und die Ruinen von Tempeln und Labyrinthen immer noch stehen, ihre Wände [SD # xxix] mit Hieroglyphen und seltsamen Abbildungen von Göttern und Göttinnen bedeckt. . . . Auf Papyrusrollen, die dem Zahn der Zeit zu trotzen scheinen, haben wir sogar Fragmente von dem, was man die heiligen Bücher der Ägypter nennen könnte; und doch – obwohl vieles in den alten Aufzeichnungen dieser geheimnisvollen Rasse entziffert wurde – sind uns die Hauptquelle der ägyptischen Religion und die ursprüngliche Absicht ihres Zeremoniendienstes noch lange nicht voll erschlossen.“18 Auch hier bleiben die mysteriösen Hieroglyphen-Dokumente erhalten; die Schlüssel jedoch, durch die allein sie verständlich werden, sind verschwunden.

Gleichwohl der Professor gefunden hatte, dass „zwischen Sprache und Religion ein natürlicher Zusammenhang besteht“; und zweitens, dass vor der Trennung der arischen Rasse eine gemeinsame arische Religion existierte; und vor der Trennung der semitischen Rasse eine gemeinsame semitische Religion; und vor der Teilung der chinesischen und anderer zur turanischen Gruppe gehörenden Stämme eine gemeinsame turanische Religion; und weiter, nachdem er lediglich „drei historische Religionszentren“ und „drei Sprachzentren“ entdeckt hatte, und obwohl er sowohl über diese ursprünglichen Religionen und Sprachen als auch deren Ursprung vollständig unwissend war, zögert er nicht zu erklären, „dass eine wahrhaft historische Basis für eine wissenschaftliche Behandlung dieser Hauptreligionen der Welt gewonnen worden war“!

Eine „wissenschaftliche Behandlung“ eines Gegenstandes ist keine Garantie für seine „historische Basis“; und mit solch spärlichen Daten in der Hand ist kein Philologe, nicht einmal der bedeutendste, dazu berechtigt, seine eigenen Schlussfolgerungen als historische Tatsachen auszugeben. Zweifelsohne hat der bedeutende Orientalist durchaus zur Zufriedenheit der ganzen Welt bewiesen, dass nach dem Grimmschen Gesetz der phonetischen Regeln Odin und Buddha zwei unterschiedliche Persönlichkeiten sind, ganz verschieden voneinander, und er hat dies wissenschaftlich aufgezeigt. Wenn er jedoch im selben Atemzug die Gelegenheit dazu ergreift zu behaupten, dass Odin „in einer dem Zeitalter der Veda und des Homer weit vorangehenden Periode als die höchste Gottheit verehrt wurde“ („Compar. Theol.“, S. 318), hat er dafür nicht die geringste „historische Basis“. Er macht Geschichte und Fakten seinen [SD # xxx] eigenen Schlussfolgerungen untertan, was aus der Sicht gelehrter Orientalisten „wissenschaftlich“ sein mag, aber von der tatsächlichen Wahrheit sehr weit entfernt ist. Die einander widersprechenden Ansichten über die Chronologie der Veden seitens der verschiedenen bedeutenden Philologen und Orientalisten – von Martin Haug bis zu Max Müller selbst – sind ein offensichtlicher Beweis dafür, dass die Behauptung auf keiner historischen Basis beruht, weil sich „interne Evidenz“ als Wegweiser sehr häufig als Irrlicht erweist und nicht als wahres Leuchtfeuer. Auch hat die Wissenschaft der modernen vergleichenden Mythologie keinen besseren Beweis, mit dem sie zeigen könnte, dass jene gelehrten Schreiber sich gänzlich im Irrtum befanden, als sie etwa während des letzten Jahrhunderts nachdrücklich darauf bestanden, dass es „Fragmente einer ursprünglichen Offenbarung gegeben haben müsse, den Vorfahren der gesamten Rasse der Menschheit überlassen . . . , aufbewahrt in den Tempeln Griechenlands und Italiens“. Denn das ist es auch, was alle östlichen Initiierten und Pandits von Zeit zu Zeit der Welt verkündeten. Während ein prominenter singhalesischer Priester der Schreiberin versicherte, es sei wohlbekannt, dass die bedeutendsten der zum heiligen Kanon gehörenden buddhistischen Schriften in für europäische Pandits unerreichbaren Ländern und Orten aufbewahrt würden, überzeugte der verstorbene Swami Dayanand Sarasvati, der größte Sanskritgelehrte seiner Zeit in Indien, einige Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft in Bezug auf alte brahmanische Werke von derselben Tatsache. Der heilige, gelehrte Mann lachte, als man ihm erzählte, Professor Max Müller erkläre den Zuhörern in seinen „Vorlesungen“, dass die Theorie . . . „den Vätern der menschlichen Rasse wäre eine ursprüngliche, übernatürliche Offenbarung übermittelt worden, gegenwärtig nur wenige Befürworter finde“. Seine Antwort regte zum Nachdenken an. „Wäre Mr. Moksch Mooller“, wie er den Namen aussprach, „ein Brahmane und käme mit mir, würde ich ihn zu einer Gupta-Höhle (einer geheimen Krypta) nahe Okhee Math im Himalaya führen, wo er bald herausfände, dass das, was die Kalapani (die schwarzen Wasser des Ozeans) von Indien nach Europa überquerte, lediglich Bruchstücke wertloser Kopien einiger Passagen aus unseren heiligen Büchern sind. Es gab eine ‘ursprüngliche Offenbarung’, und sie existiert noch immer; auch wird sie nie für die Welt verloren sein, sondern sie wird wieder auftauchen; obwohl die Mlechchhas natürlich werden warten müssen.“

Weiter über diesen Punkt befragt, wollte er nichts mehr sagen. Das geschah in Meerut, im Jahre 1880.

Ohne Zweifel war die Irreführung grausam, mit der die Brahmanen in Kalkutta im letzten Jahrhundert Colonel Wilford und Sir William Jones übel mitspielten. Aber sie war wohl verdient, und niemand war [SD # xxxi] in der Angelegenheit mehr zu tadeln als die Missionare und Colonel Wilford selbst. Erstere waren nach Sir William Jones’ eigenem Zeugnis (siehe „Asiat. Res.“, Bd. I, S. 272) albern genug zu behaupten, dass „die Hindus jetzt schon fast Christen wären, weil ihr Brahmâ, Vishnu und Mahesha nichts anderes wären als die christliche Dreieinigkeit.“19 Das war eine gute Lektion. Sie machte die Orientalisten doppelt vorsichtig; vielleicht aber hat sie einige von ihnen auch zu scheu gemacht und als Gegenreaktion darauf das Pendel vorgefasster Schlussfolgerungen zu weit in die entgegengesetzte Richtung schwingen lassen. Denn „dieses erste Angebot auf dem brahmanischen Markt“, für Oberst Wilford erschaffen, weckte einen offenkundigen Bedarf und das Verlangen der Orientalisten, nahezu jedes archaische Sanskrit-Manuskript für so modern zu erklären, dass es den Missionaren die volle Rechtfertigung für die Ergreifung der Gelegenheit verschaffe. Dass sie das tun, und das bei vollem Verstand, wird in letzter Zeit durch die absurden Versuche gezeigt zu beweisen, dass die gesamte puranische Erzählung über Krishna ein von den Brahmanen erstelltes Plagiat der Bibel sei! Aber die Tatsachen, die der Oxforder Professor in seinen Vorlesungen über die „Wissenschaft der Religion“ betreffs der jetzt berühmten Einfügungen zum Nutzen und später zur Sorge von Oberst Wilford anführt, laufen den Schlussfolgerungen überhaupt nicht zuwider, zu denen ein Studierender der Geheimlehre unweigerlich kommen muss. Denn selbst wenn die Ergebnisse zeigen sollten, dass weder das Neue noch selbst das Alte Testament irgendetwas von den älteren Religionen der Brahmanen und Buddhisten übernommen haben, lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass die Juden nicht alles, was sie wussten, den chaldäischen Aufzeichnungen entlehnten, welche ja später von Eusebius verstümmelt wurden. Was die Chaldäer anbelangt, so erhielten sie ihr ursprüngliches Wissen sicherlich von den Brahmanen, denn Rawlinson zeigt einen unleugbaren vedischen Einfluss auf die frühe Mythologie Babylons; und Oberst Vans Kennedy hat vor langer Zeit mit Recht erklärt, dass Babylonien seinem Ursprung nach der Sitz sanskritistischer und brahmanischer Gelehrsamkeit war. Doch alle diese Beweise sind angesichts der neuesten von Prof. Max Müller ausgearbeiteten Theorie belanglos. Worin sie besteht, ist jedermann bekannt. Der Code der phonetischen Gesetze ist jetzt ein universales Lösemittel für jede Identifizierung und „Verbindung“ zwischen [SD # xxxii] den Göttern vieler Nationen geworden. Obwohl die Mutter von Merkur (Budha, Thot-Hermes etc.) Maïa war, die Mutter von Buddha (Gautama) ebenfalls Mâyâ und die Mutter von Jesus ebenso Maya (Illusion, denn Maria ist Mare, das Meer, symbolisch die große Täuschung) – so besteht zwischen diesen drei Figuren dennoch kein Zusammenhang, noch könnte irgendeiner bestehen, seit Bopp „seine Regeln der phonetischen Gesetze aufgestellt hat“.

In ihren Bemühungen, die Stränge ungeschriebener Geschichte zu sammeln, ist es ein kühner Schritt für unsere Orientalisten, a priori alles zu bestreiten, was sich nicht nahtlos in ihre besonderen Schlussfolgerungen einfügt. Während von großen Künsten und Wissenschaften täglich neue Entdeckungen gemacht werden, die lange zuvor in der Nacht der Zeit existierten, wird einigen der ältesten Nationen selbst die Kenntnis der Schrift abgesprochen und ihnen Barbarei statt Kultur zugeschrieben. Und doch sind, selbst in Zentralasien, noch die Spuren einer gewaltigen Zivilisation zu finden. Diese Zivilisation ist unleugbar prähistorisch. Und wie ist Zivilisation ohne eine gewisse Form von Literatur möglich, ohne Annalen oder Chroniken? Der gesunde Menschenverstand allein sollte die unterbrochenen Bindeglieder in der Geschichte der vergangenen Nationen wieder zusammenfügen. Die gigantische, lückenlose Gebirgsmauer, die das ganze Tafelland von Tibet säumt – vom Oberlauf des Flusses Khuan-Khé bis hinunter zu den Bergen des Karakorum – war Zeuge einer Jahrtausende währenden Zivilisation und könnte der Menschheit seltsame Geheimnisse erzählen. Die östlichen und zentralen Teile dieser Regionen – der Nan Shan und der Altun Tagh – waren einst mit Städten bedeckt, die sehr wohl mit Babylon wetteifern konnten. Eine ganze geologische Periode ist über das Land hinweg gerollt, seit jene Städte ihren letzten Atem aushauchten, wie die Wellen von Wanderdünen und der sterile und jetzt tote Boden der riesigen Zentralebene des Beckens von Tarim bezeugen. Nur die Grenzgebiete sind dem Reisenden oberflächlich bekannt. Innerhalb dieser sandigen Tafelländer gibt es Wasser, und frische, blühende Oasen finden sich hier, wohin kein europäischer Fuß sich bisher je gewagt oder den jetzt gefährlichen Boden betreten hat. Unter diesen grünenden Oasen gibt es einige, die selbst dem eingeborenen gewöhnlichen Reisenden vollkommen unzugänglich sind. Orkane mögen „den Sand aufwirbeln und ganze Ebenen hinwegfegen“, aber das zu zerstören, was außerhalb ihrer Reichweite liegt, vermögen sie nicht. In den Tiefen der Erde erbaut sind die unterirdischen Lager sicher; und da ihre Eingänge in solchen Oasen verborgen liegen, gibt es wenig zu befürchten, dass irgendjemand sie entdecken sollte, selbst wenn verschiedene Armeen in die sandigen Wüsten einfallen sollten, wo –

„Nicht ein Teich, nicht ein Busch, und kein Haus zu seh’n;
Und des Bergzugs steinerne Wälle steh’n
Um verdorrter Eb’nen trock’ner, trock’ner Wüste. . . . .“

[SD # xxxiii] Es ist aber nicht notwendig, den Leser in die Wüste zu schicken, wenn dieselben Beweise einer alten Zivilisation in verhältnismäßig bevölkerten Regionen desselben Landes zu finden sind. Die Oase von Cherchen zum Beispiel, ungefähr 4.000 Fuß über dem Niveau des Flusses Cherchen-Darya gelegen, ist in allen Richtungen von den Ruinen archaischer Städte umgeben. Dort repräsentieren ungefähr 3.000 Menschen die Überbleibsel von etwa einhundert ausgestorbenen Nationen und Rassen, von denen unseren heutigen Ethnologen nicht einmal die Namen bekannt sind. Ein Anthropologe wäre in größter Verlegenheit, müsste er sie klassifizieren, ein- und unterteilen, umso mehr als die jeweiligen Abkömmlinge aller dieser vorsintflutlichen Rassen und Stämme selbst so wenig über ihre eigenen Vorfahren wissen, als wären sie vom Mond gefallen. Befragt über ihre Herkunft, antworten sie, dass sie nicht wüssten, woher ihre Väter gekommen wären, aber sie hätten gehört, dass ihre ersten (oder frühesten) Menschen von den großen Schutzgeistern dieser Wüsten regiert wurden. Das mag als Unkenntnis und Aberglauben abgetan werden, aber aus der Sicht der Lehren der Geheimlehre kann ihre Antwort auf der uranfänglichen Überlieferung beruhen. Nur der Stamm von Khorasan behauptet, lange vor den Tagen Alexanders aus dem Land gekommen zu sein, das heute als Afghanistan bekannt ist; und er erzählt legendäre Überlieferungen zur Bekräftigung dieser Behauptung. Der russische Reisende Oberst (jetzt General) Prjevalsky fand ganz in der Nähe der Oase Cherchan die Ruinen zweier gewaltiger Städte, von denen die älteste nach lokaler Überlieferung vor 3.000 Jahren von einem Helden und Riesen zerstört wurde; und die andere von den Mongolen im zehnten Jahrhundert unserer Ära. „Der Ort der beiden Städte ist jetzt infolge des Flugsandes und des Wüstenwindes mit seltsamen und verschiedenartigen Relikten bedeckt: mit zerbrochenem Porzellan, Küchenutensilien und Menschenknochen. Die Eingeborenen finden häufig Kupfer- und Goldmünzen, geschmolzenes Silber, Gußformen, Diamanten und Türkise und, was das Merkwürdigste ist – zerbrochenes Glas. . . . .“ „Särge aus einem nicht verfaulenden Holz oder Material, mit wunderbar erhaltenen, einbalsamierten Körpern darin werden gefunden. . . . . Die männlichen Mumien sind alle extrem große, kräftig gebaute Menschen mit langem, wallendem Haar. . . . . Eine Gruft mit zwölf darin sitzenden toten Männern wurde gefunden. Ein anderes Mal entdeckten wir in einem einzelnen Sarg ein junges Mädchen. Ihre Augen waren mit goldenen Scheiben verschlossen, und der Kiefer wurde von einem goldenen Reifen gehalten, der unter dem Kinn beginnend über den Scheitel des Kopfes lief. Sie war in ein enges, [SD # xxxiv] wollenes Gewand gekleidet. Ihr Busen war mit goldenen Sternen bedeckt, die Füße bloß gelassen.“ (Aus einem Vortrag von N. M. Prjevalsky) Der berühmte Reisende fügte hinzu, dass sie während ihrer Wanderung entlang des Flusses Cherchan Sagen von dreiundzwanzig Städten hörten, die vor Zeitaltern unter den Wanderdünen der Wüsten begraben wurden. Dieselbe Überlieferung existiert am Lob Nur und in der Oase von Keriya.

Die Spuren solcher Zivilisation und diese und ähnliche Überlieferungen geben uns das Recht, anderen, von wohl gebildeten und gelehrten einheimischen Indern und Mongolen verbürgten legendären Überlieferungen Glauben zu schenken, wenn sie von riesigen Bibliotheken sprechen, die gemeinsam mit verschiedenen Überresten alter magischer Überlieferungen vor dem Sande bewahrt und alle sicher verstaut wurden.

Ich fasse kurz zusammen. Die Geheimlehre war die universal verbreitete Religion der alten und prähistorischen Welt. Beweise für ihre Ausbreitung, authentische Aufzeichnungen ihrer Geschichte, eine vollständige Reihe von Dokumenten, welche ihren Charakter und ihre Verbreitung in jedem Land zeigen, gemeinsam mit den Lehren aller ihrer großen Adepten, existieren bis zum heutigen Tage in den geheimen Krypten der im Besitz der Okkulten Bruderschaft befindlichen Bibliotheken.

Diese Feststellung wird durch die Betrachtung folgender Tatsachen glaubhafter: die Überlieferung Tausender alter Pergamente, die gerettet wurden, als die Alexandrinische Bibliothek zerstört wurde; Tausender Sanskritwerke, die in Indien unter der Regierung von Akbar verschwanden; die universale Überlieferung in China und Japan, dass die echten alten Texte mit den Kommentaren, die allein sie verständlich machen – viele Tausende von Bänden umfassend – seit Langem für profane Hände unerreichbar geworden sind; das Verschwinden der umfangreichen heiligen und okkulten Literatur Babylons; der Verlust jener Schlüssel, die allein die tausend Rätsel der ägyptischen Hieroglyphen lösen könnten; die Überlieferung in Indien, dass die echten geheimen Kommentare, die allein die Veden verständlich machen, zwar den profanen Augen nicht länger sichtbar, doch für den Initiierten noch erhalten sind, verborgen in geheimen Höhlen und Krypten; und ein identischer Glaube bei den Buddhisten in Bezug auf ihre geheimen Bücher.

Die Okkultisten versichern, dass sie alle immer noch existieren, vor den plündernden Händen des Westens geschützt, um in einem erleuchteteren Zeitalter wieder zu erscheinen, auf das, wie es der verstorbene Swami Dayanand Sarasvati ausdrückt, „die Mlechchhas (die Ausgestoßenen, Wilden, jene außerhalb der Grenzen der arischen Zivilisation) werden warten müssen.“

Denn es ist nicht die Schuld der Initiierten, dass diese Dokumente heute für den Profanen „verloren“ sind; auch wurde ihr Verhalten weder von Selbstsucht noch von [SD # xxxv] irgendeinem Verlangen beeinflusst, die lebenspendenden heiligen Überlieferungen zu monopolisieren. Einige Teile der Geheimwissenschaft mussten für unzählige Zeitalter dem profanen Blick verborgen bleiben. Dies wurde so gehandhabt, weil die Weitergabe von Geheimnissen von solch gewaltiger Bedeutung an die unvorbereitete Menge gleichbedeutend damit wäre, einem Kind in einem Pulvermagazin eine brennende Kerze in die Hand zu geben.

Mit Behauptungen dieser Art konfrontiert, taucht in den Gemütern von Schülern häufig eine Frage auf, deren Beantwortung hier umrissen sei.

„Wir können die Notwendigkeit verstehen“, sagen sie, „solche Geheimnisse wie das von J. W. Keely aus Philadelphia entdeckte Vril oder die Kraft, die Felsen zerstören kann, vor der breiten Masse verbergen zu müssen. Wir können aber nicht verstehen, wie sich irgendeine Gefahr aus der Enthüllung rein philosophischer Lehren ergeben könnte, wie z. B. der Evolution der Planetenketten.

Es bestand folgende Gefahr: Lehren wie die über die Planetenkette oder über die sieben Rassen liefern sofort einen Schlüssel zu der siebenfältigen Natur des Menschen, denn jedes Prinzip steht in Wechselbeziehung zu einer Ebene, einem Planeten und einer Rasse; und die menschlichen Prinzipien stehen auf jeder Ebene in Wechselbeziehung zu den siebenfältigen okkulten Kräften – wobei die der höheren Ebenen gewaltige Energien besitzen. Somit liefert jede siebenfältige Einteilung sofort einen Schlüssel zu enormen okkulten Kräften, deren Missbrauch unermessliches Unglück über die Menschheit bringen würde. Einen Schlüssel, der vielleicht der gegenwärtigen Generation nicht als solcher erscheinen mag – besonders nicht den Menschen des Westens –, so wie sie gegenwärtig durch ihre Blindheit und ihren ignoranten, materialistischen Unglauben vor dem Okkulten geschützt sind; einen Schlüssel jedoch, der für die Menschen der ersten Jahrhunderte der christlichen Ära nichtsdestotrotz sehr real gewesen wäre, die von der Wirklichkeit des Okkultismus vollständig überzeugt waren und in einen Zyklus der Entartung eintraten, der sie für den Missbrauch okkulter Kräfte und für Zauberei der schlimmsten Art heranreifen ließ.

Die Dokumente waren verborgen, es ist wahr. Aber aus dem Wissen selbst und seiner tatsächlichen Existenz wurde von den Tempel-Hierophanten niemals ein Geheimnis gemacht, die Mysterien wurden im Tempel immer zu einer Disziplin und einem Ansporn für die Tugend gemacht. Das ist lange bekannt und wurde von den großen Adepten wiederholt verbreitet – von Pythagoras und Platon bis hin zu den Neuplatonikern. Es war die neue Religion der Nazarener, die eine Änderung zum Schlechten bewirkte – in der Politik von Jahrhunderten.

Des Weiteren existiert eine wohlbekannte, sehr sonderbare Tatsache, die der Schreiberin von einem ehrwürdigen Ehrenmann bestätigt wurde, der jahrelang einer russischen Botschaft angehörte – nämlich dass sich in den kaiserlichen Bibliotheken von St. Petersburg [SD # xxxvi] verschiedene Dokumente befinden, aus denen hervorgeht, dass selbst noch in den Tagen, als Freimaurerei und geheime Gesellschaften von Mystikern ungehindert in Russland blühten, d. h. Ende des letzten und Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts, mehr als ein russischer Mystiker durch das Uralgebirge nach Tibet reiste, um in den unbekannten Krypten Zentralasiens Wissen und Initiation zu suchen. Und mehr als einer kehrte Jahre später mit einem reichen Schatz an Kenntnissen zurück, wie sie ihm niemals irgendwo in Europa hätten mitgeteilt werden können. Verschiedene Fälle könnten angeführt und wohlbekannte Namen vorgebracht werden, würde eine solche Publizität nicht die noch lebenden Verwandten der genannten ehemaligen Initiierten beeinträchtigen können. Jeder kann die Annalen und die Geschichte der Freimaurerei in den Archiven der russischen Hauptstadt durchforschen, und er wird sich über die behauptete Tatsache selbst Gewissheit verschaffen.

Das ist eine Bekräftigung dessen, was vorher schon viele Male und unglücklicherweise zu indiskret behauptet wurde. Die auf absichtlichen Erfindungen und Schwindel beruhenden bösartigen Beschul­digungen, jenen entgegen geschleudert, die lediglich eine wahrhaftige, wenn auch wenig bekannte Tatsache behaupteten, haben lediglich den Verleumdern schlechtes Karma verursacht und der Menschheit nichts genützt. Nun ist das Unheil aber geschehen, und die Wahrheit sollte nicht länger abgestritten werden, was auch immer die Folgen sein werden. Ist sie eine neue Religion, fragt man uns? Keineswegs, sie ist weder eine Religion noch ist ihre Philosophie neu; denn, wie bereits festgestellt, sie ist so alt wie der denkende Mensch selbst. Ihre Lehrsätze werden jetzt nicht zum ersten Mal veröffentlicht, sondern sie wurden von mehr als einem europäischen Initiierten vorsichtig übermittelt und von ihm gelehrt – insbesondere von dem verstorbenen Ragon.

Mehr als ein großer Gelehrter hat festgestellt, dass nicht ein einziger Religionsgründer existierte, ob Arier, Semit oder Turanier, der eine neue Religion erfunden oder eine neue Wahrheit offenbart hätte. Alle diese Gründer waren Übermittler, keine ursprünglichen Lehrer. Sie waren die Urheber neuer Formen und Interpretationen, während die Wahrheiten, auf denen Letztere beruhten, so alt wie die Menschheit selbst waren. Sie wählten sich eine oder mehrere der vielen großen Wahrheiten aus, welche dem Menschen am Anfang nur mündlich offenbart worden waren und die in den Adytis der Tempel durch Initiation, während der Mysterien und durch persönliche Übermittlung bewahrt und erhalten wurden und lediglich dem Auge des wahren Weisen und Sehers als Wirklichkeiten offenbar waren –, und sie offenbarten diese Wahrheiten der Menge. So erhielten alle Nationen der Reihe nach einige der genannten Wahrheiten unter dem Schleier ihrer eigenen und speziellen Symbolik; das entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem mehr oder weniger philosophischen Kult, zu einem mythisch verhüllten Pantheon. Entsprechend der historischen Chronologie ist Konfuzius daher ein sehr alter [SD # xxxvii]Gesetzgeber, auch wenn er in der Geschichte der Welt ein sehr moderner Weiser ist, und wurde von Dr. Legge20 „nachdrücklich als Überlieferer, nicht als Schöpfer“ bezeichnet – da er sagt: „Ich gebe nur weiter: Ich kann keine neuen Dinge hervorbringen. Ich glaube an die Alten und daher liebe ich sie.“21 (Zitiert in „Introduction to the Science of Religion“ von Max Müller)

Die Schreiberin liebt sie ebenfalls, und daher glaubt sie an die Alten und an die modernen Erben ihrer Weisheit. Und da sie an beide glaubt, überliefert sie jetzt das, was sie selbst empfangen und erlernt hat, all jenen, die es annehmen wollen. Was jene anbelangt, die ihr Zeugnis zurückweisen mögen – d. h. die große Mehrheit –, wird sie keinen Groll gegen sie hegen, denn sie besitzen auf gleiche Weise das Recht zu bestreiten, was sie behauptet, da beide von zwei vollständig verschiedenen Standpunkten aus auf die Wahrheit blicken. In Übereinstimmung mit den Regeln kritischer Forschung muss der Orientalist jeglichen Beweis a priori verwerfen, den er nicht vollständig selbst überprüfen kann. Und wie kann ein westlicher Gelehrter auf Hörensagen hin etwas akzeptieren, über das er nichts weiß? In der Tat ist das in diesen Bänden Gegebene gleichermaßen mündlichen wie auch schriftlichen Unterweisungen entnommen. Dieser erste Teil der esoterischen Lehren beruht auf Stanzen, den Aufzeichnungen eines den Ethnologen unbekannten Volkes. Es wird behauptet, sie seien in einer Sprache verfasst, die in der Nomenklatur der den Philologen vertrauten Sprachen und Dialekte fehlt; es wird behauptet, dass sie aus einer Quelle (Okkultismus) stammen, die von der Wissenschaft nicht anerkannt wird; und schließlich werden sie durch eine Vermittlung angeboten, die vor dem Angesicht der Welt von allen jenen unaufhörlich in Misskredit gebracht wird, die unwillkommene Wahrheiten hassen oder irgendein eigenes spezielles Steckenpferd zu verteidigen haben. Daher war die Zurückweisung dieser Lehren zu erwarten, und sie musste von vornherein in Kauf genommen werden. Keinem, der sich selbst als „Gelehrter“ versteht – auf welchem Gebiet der exakten Wissenschaft auch immer –, wird es erlaubt sein, sich diese Lehren ernsthaft anzusehen. Sie werden in diesem Jahrhundert a priori verspottet und abgelehnt, aber nur in diesem. Denn im zwanzigsten Jahrhundert unserer Ära werden die Gelehrten anfangen zu erkennen, dass die Geheimlehre weder erfunden noch übertrieben, sondern im Gegenteil lediglich skizziert worden ist; und schließlich, dass ihre Lehren älter sind als die Veden.22 Wurden Letztere nicht noch vor fünfzig Jahren verlacht, zurückgewiesen und als [SD # xxxviii] „neuzeitliche Fälschung“ bezeichnet? Wurde Sanskrit nicht früher einmal von Lemprière und anderen Gelehrten zu einer Abspaltung vom Griechischen und zu einem vom Griechischen abstammenden Dialekt erklärt? Um 1820, erzählt uns Prof. Max Müller, waren sämtliche heiligen Bücher der Brahmanen, der Magier und der Buddhisten „nahezu unbekannt, selbst ihre Existenz wurde angezweifelt, und es gab nicht einen einzigen Gelehrten, der auch nur eine Zeile des Veda . . . des Zend Avesta oder . . . der buddhistischen Tripitaka hätte übersetzen können; und jetzt erweisen sich die Veden als ein Werk aus dem frühesten Altertum, dessen ‘Erhaltung fast einem Wunder gleichkommt’“ (Vortrag über die Veden).

Das Gleiche wird über die geheime archaische Lehre gesagt, sobald Beweise für ihre unabstreitbare Existenz und ihre ebensolchen Aufzeichnungen gegeben werden. Aber es wird Jahrhunderte dauern, bevor wesentlich mehr von ihr herausgegeben werden wird. Als die Schreiberin über die für die Welt nahezu verlorenen Schlüssel zu den Geheimnissen des Tierkreises sprach, bemerkte sie vor ungefähr zehn Jahren in „Isis Unveiled“: „Der erwähnte Schlüssel muss siebenmal gedreht werden, bevor das gesamte System enthüllt ist. Wir wollen ihn lediglich einmal drehen und damit dem Profanen einen flüchtigen Blick auf das Geheimnis erlauben. Glücklich der, der das Ganze versteht!“

Dasselbe kann über das gesamte esoterische System gesagt werden. Eine Drehung des Schlüssels – und nicht mehr – wurde in „Isis“ gegeben. Viel mehr wird in diesen Bänden erklärt. Die Schreiberin kannte damals die Sprache kaum, in der das Werk verfasst wurde; und die Bekanntgabe vieler Dinge, von denen jetzt offen gesprochen wird, war verboten. Im zwanzigsten Jahrhundert mag ein besser unterrichteter und wesentlich tauglicherer Schüler von den Meistern der Weisheit gesendet werden, um endgültige und unwiderrufliche Beweise zu geben, dass eine Gupta Vidya genannte Wissenschaft existiert; und dass – wie die einst rätselhaften Quellen des Nils – die Quelle der jetzt der Welt bekannten Religionen und Philosophien viele Zeitalter lang für die Menschen vergessen und verloren war, aber schließlich gefunden wurde.

Ein Werk wie dieses sollte nicht durch ein einfaches Vorwort, sondern eher durch einen Band eingeleitet werden; einen, der Tatsachen und nicht bloß Erörterungen wiedergibt, denn die Geheimlehre ist keine Abhandlung oder Reihe vager Theorien, sondern sie enthält alles, was der Welt in diesem Jahrhundert mitgeteilt werden kann.

Es wäre mehr als nutzlos, auf diesen Seiten selbst nur jene [SD # xxxix] Teile der esoterischen Lehren zu veröffentlichen, die jetzt der Einschränkung entkommen sind, ohne zuerst die Echtheit und Authentizität – auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit – der Existenz solcher Lehren nachgewiesen zu haben. Die hier aufgestellten Behauptungen müssen von verschiedenen Autoritäten für echt erklärt werden: von denen der alten Philosophen, der klassischen Werke und sogar gewisser gelehrter Kirchenväter, von welchen einige diese Lehren kannten, weil sie sie studiert und über sie verfasste Werke gesehen und gelesen hatten; und einige von ihnen waren sogar persönlich in die alten Mysterien initiiert, in deren Verlauf die geheimen Lehren allegorisch dargestellt wurden. Die Schreiberin wird historische und vertrauenswürdige Namen angeben und wohlbekannte Autoren zitieren müssen, alte und moderne mit anerkannten Fähigkeiten, guter Urteilskraft und Wahrheitsliebe, und sie wird auch einige der weithin bekannten Fachleute der geheimen Künste und Wissenschaften benennen müssen nebst ihren Mysterien, da diese der Öffentlichkeit in ihrer seltsamen archaischen Form preisgegeben oder vielmehr teilweise vorgelegt werden.

Wie muss das geschehen? Was ist der beste Weg, solch ein Ziel zu erreichen? Das war die immer wiederkehrende Frage. Um unseren Plan klarer zu machen, soll eine Veranschaulichung helfen. Ein Reisender, der aus einem wohl erforschten Lande kommend plötzlich das Grenzgebiet einer terra incognita erreicht, die von einer enormen Barriere unüberwindbarer Felsen umrahmt und allen Blicken verschlossen ist, könnte sich noch weigern, das Scheitern seiner Forschungspläne einzugestehen. Weiteres Vordringen ist verboten. Wenn er auch die geheimnisvolle Gegend nicht persönlich besuchen kann, mag er dennoch Mittel finden, sie aus der kürzest möglichen Entfernung zu untersuchen. Auf seine Kenntnisse der hinter ihm liegenden Landschaften aufbauend, kann er eine allgemeine und ziemlich korrekte Vorstellung von dem Anblick hinter der Mauer entwickeln, wenn er den am höchsten aufragenden Hügel der vor ihm liegenden Höhen erklimmt. Einmal dort, kann er in Ruhe einen Blick darauf werfen, und das, was er nur vage erkennt, mit dem vergleichen, was er gerade hinter sich liegen ließ, da er sich nun dank seiner Anstrengungen über dem Nebel und den wolkenverhangenen Felsen befindet.

Ein derartig vorbereitender Beobachtungsposten kann denjenigen, die zu einem genaueren Verständnis der in den Texten gegebenen Geheimnisse über die prähistorischen Perioden gelangen möchte, in diesen beiden Bänden nicht angeboten werden. Aber wenn der Leser Geduld hat und auf den gegenwärtigen Zustand von Glauben und Glaubensbekenntnissen in Europa blickt, wenn er ihn mit dem vergleicht und überprüft, was aus der Geschichte der unmittelbar vor und nach [SD # xl] der christlichen Ära liegenden Zeitalter bekannt ist, wird er all das in Band III dieses Werkes finden.

In diesem Band wird eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten, geschichtlich bekannten Adepten gegeben, und der Niedergang der Mysterien wird beschrieben; danach begann das Verschwinden und die schließliche und systematische Eliminierung der wahren Natur der Initiation und der Heiligen Wissenschaft aus dem Gedächtnis der Menschen. Von dieser Zeit an wurden ihre Lehren okkult; und Magie segelte nur zu oft unter dem ehrwürdigen, aber häufig irreführenden Namen der Hermetischen Philosophie. Während wahrer Okkultismus unter den Mystikern der unserer Ära vorangegangenen Jahrhunderte weit verbreitet war, folgte die Magie oder vielmehr Zauberei mit ihren okkulten Künsten auf den Beginn des Christentums.

Wie umfassend und enthusiastisch die fanatischen Anstrengungen während dieser frühen Jahrhunderte auch immer gewesen sein mögen, jede Spur der geistigen und intellektuellen Arbeit der Heiden zu verwischen, sie schlugen doch fehl; doch derselbe Geist des dunklen Dämons der Bigotterie und Intoleranz hat seither jede in vorchristlichen Perioden geschriebene, helle Seite systematisch entstellt. Selbst in ihren vagen Aufzeichnungen hat die Geschichte genug von dem erhalten, was überlebt hat, um ein unparteiisches Licht auf das Ganze zu werfen. So möge denn der Leser eine kleine Weile mit der Schreiberin auf dem erwählten Beobachtungsposten verweilen. Er wird gebeten, all seine Aufmerksamkeit dem Jahrtausend zu schenken, das die vor- und nachchristlichen Perioden durch das Jahr Eins der Geburt Christi teilte. Dieses Ereignis – ob historisch korrekt oder nicht – wurde dennoch dazu verwendet, um als erstes Signal zur Errichtung mannigfaltiger Bollwerke gegen jegliche mögliche Rückkehr zu den verhassten Religionen der Vergangenheit zu dienen oder auch nur einen Einblick in sie zu erhaschen; verhasst und gefürchtet – da sie solch ein helles Licht auf die neue und absichtlich verhüllte Interpretation dessen werfen, was jetzt als der „Neue Erlass“ bekannt ist.

Mit welch übermenschlichen Anstrengungen die frühen christlichen Väter auch versuchten, die Geheimlehre aus dem Gedächtnis des Menschen zu tilgen, sie schlugen dennoch alle fehl. Die Wahrheit kann nicht getötet werden, daher der Misserfolg, alle Spuren dieser alten Weisheit vollständig vom Antlitz der Erde zu tilgen, jeden für sie eintretenden Zeugen in Ketten zu legen und mundtot zu machen. Man denke nur an die Tausenden und vielleicht Millionen verbrannter Manuskripte; an Denkmäler, die mit ihren allzu indiskreten Inschriften und bildlichen Symbolen zu Staub zerschlagen wurden; an die Horden früher Eremiten und Asketen, die auf ihrer Suche nach sämtlichen Obelisken und Säulen, Rollen und Pergamenten die Ruinenstädte von Ober- und Unterägypten, Wüsten und [SD # xli] Gebirge, Täler und Hochländer durchstreiften und nur darauf aus waren, alles zu zerstören, was sie in ihre Hände bekommen konnten, wenn es auch nur das Symbol des Tau oder irgendein anderes Zeichen trug, das der neue Glaube sich entlehnt und angeeignet hatte. So wird klar erkenntlich wie es dazu kam, dass von den Aufzeichnungen der Vergangenheit nur so wenig erhalten ist. Wahrlich, die teuflischen Geister des Fanatismus im frühen und mittelalterlichen Christentum und im Islam liebten es von Anbeginn, in Dunkel- und Unwissenheit zu verweilen; und beide machten

„–––––––––– die Sonne wie Blut, die Welt zum Grab,
Das Grab eine Hölle, und die Hölle düst‘re Finsternis!“

Beide Glaubensbekenntnisse bekehrten mit der Spitze ihres Schwerts; beide errichteten ihre Kirchen auf den bis zum Himmel reichenden Hekatomben menschlicher Opfer. Über dem Torweg zum ersten Jahrhundert unserer Ära leuchteten schicksalsschwer die verhängnisvollen Worte „Das Karma Israels“. Über den Portalen unserer eigenen mag der zukünftige Seher andere Worte wahrnehmen, die auf das Karma hindeuten, welches aus listig erfundener Geschichte entsteht, aus absichtlich verdrehten Ereignissen und daraus, dass große Charaktere von der Nachwelt verleumdet und zwischen den beiden Passionswagen des Jagannâtha – Bigotterie und Materialismus – bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurden. Der eine akzeptiert zu viel, der andere streitet alles ab. Weise ist derjenige, der den goldenen Mittelweg einhält und an die ewige Gerechtigkeit der Dinge glaubt. Im Diwan des Faizi, dem „Zeugen der wundervollen Reden eines tausend Sekten angehörenden Freidenkers“, heißt es: „In der Versammlung am Tage der Auferstehung, wenn vergangene Dinge vergeben werden, werden die Sünden der Ka’bah um des Staubes der christlichen Kirchen willen vergeben werden.“ Darauf erwidert Professor Max Müller: „Die Sünden des Islam sind so wertlos wie der Staub der Christenheit. Am Tag der Auferstehung werden Mohammedaner und Christen die Eitelkeit ihrer religiösen Lehren erkennen. Menschen kämpfen auf der Erde um der Religion willen; im Himmel werden sie herausfinden, dass es nur eine wahre Religion gibt – die Verehrung des Geistes Gottes.“23

In anderen Worten – „Keine Religion (oder Gesetz) ist höher als die Wahrheit“ – „SATYAT NASTI PARO DHARMAH“ – das Motto des Maharaja von Benares, von der Theosophischen Gesellschaft übernommen.

Wie bereits im Vorwort gesagt, ist die Geheimlehre nicht – wie ursprünglich beabsichtigt – eine Variante von „Isis Unveiled“. Sie ist [SD # xlii] vielmehr ein erklärender Band dazu, und – obwohl vollständig unabhängig von dem früheren Werk – eine unentbehrliche logische Folgerung. Vieles von dem, was in Isis enthalten war, konnte von den Theosophen jener Tage kaum verstanden werden. Die Geheimlehre nun wird Licht auf so manches Problem werfen, das in dem ersten Werk ungelöst blieb, insbesondere in den einleitenden Seiten, die niemals verstanden worden sind.

In den beiden Bänden der Isis, die sich lediglich mit den Philosophien innerhalb unserer historischen Zeiten und mit der jeweiligen Symbolik der untergegangenen Nationen beschäftigten, konnte nur ein flüchtiger Blick auf das Panorama des Okkultismus geworfen werden. In dem jetzt vorliegenden Werk wird eine detaillierte Kosmogonie und die Evolution der vier Rassen gegeben, die unserer Menschheit – der fünften Rasse – vorangingen. Jetzt erklären zwei umfangreiche Bände das, was allein auf der ersten Seite von Isis Unveiled und in einigen wenigen hier und da in dem Werk verstreuten Andeutungen gesagt wurde. Auch konnte das gewaltige Spektrum der archaischen Wissenschaften in den vorliegenden Bänden nicht in Angriff genommen werden, bevor wir so gewaltige Probleme wie die kosmische und planetarische Evolution und die stufenweise Entwicklung der mysteriösen Menschheiten und Rassen nicht bewältigt haben, die unserer „adamischen“ Menschheit vorangingen. Daher hat der gegenwärtige Versuch, einige Mysterien der Esoterischen Philosophie aufzuhellen, in Wahrheit nichts mit dem früheren Werk zu tun. Es möge der Schreiberin erlaubt sein, das Gesagte durch ein Beispiel zu erläutern.

Band I der „Isis“ beginnt mit einem Verweis auf „ein altes Buch“:

„So uralt, dass unsere modernen Altertumsforscher beliebig lange über seine Seiten nachsinnen könnten und trotzdem noch nicht einmal über die Natur des Stoffes, auf dem sie geschrieben sind, einer Meinung wären. Es ist das einzige jetzt existierende Originalexemplar. Das älteste hebräische Dokument über okkulte Lehre – die Siphrah Dzeniouta – wurde daraus zusammengestellt: und zwar zu einer Zeit, als das Erstere bereits im Licht einer literarischen Reliquie betrachtet wurde. Eine seiner Illustrationen stellt die aus Adam24 emanierende göttliche Essenz dar, die sich wie ein leuchtender Bogen ausbreitet und einen Kreis formt. Und dann, nachdem sie den höchsten Punkt ihres Umkreises erreicht hat, wendet sich die unaussprechliche Herrlichkeit wieder abwärts und kehrt zur Erde zurück, einen höheren Typus der Menschheit in ihrem Wirbel mit sich bringend. Je mehr sie sich unserem Planeten nähert, um so schattenhafter wird die Emanation, bis sie bei Berührung des Bodens so schwarz ist wie die Nacht.“

[SD # xliii] Das „uralte Buch“ ist das Originalwerk, aus dem die vielen Bände des Kiu-ti zusammengestellt wurden. Nicht nur dieses Letztere und die Siphrah Dzeniouta, sondern selbst das Sefer Jezirah,25 das Werk, das von hebräischen Kabbalisten ihrem Patriarchen Abraham (!) zugeschrieben wird, das Buch von Shu-King, Chinas ursprüngliche Bibel, die heiligen Bände des ägyptischen Thoth-Hermes, die Puranas in Indien und das chaldäische Buch der Zahlen und der Pentateuch selbst – sie alle stammen von diesem einen kleinen Ausgangswerk ab. Die Überlieferung berichtet, es sei in Senzar, der geheimen Priestersprache, nach den Worten der göttlichen Wesen niedergeschrieben worden, die es den Söhnen des Lichts in Zentralasien diktierten, gerade zu Beginn der fünften (unserer) Rasse; denn es gab eine Zeit, da seine Sprache (das ­Sen-zar) den Initiierten aller Nationen bekannt war, als die Vorväter der Tolteken sie ebenso leicht verstanden wie die Bewohner des verlorenen Atlantis, die sie ihrerseits von den Weisen der dritten Rasse, den Manushis ererbt hatten. Diese erlernten sie direkt von den Devas der zweiten und ersten Rasse. Die „Illustration“, von der in „Isis“ die Rede ist, bezieht sich auf die Evolution dieser Rassen und unserer Menschheit der vierten und fünften Rasse im Vaivasvata-Manvantara oder der „Runde“. Jede Runde setzt sich aus den Yugas der sieben Perioden der Menschheit zusammen. Vier von diesen sind jetzt in unserem Lebenszyklus durchlaufen, der Mittelpunkt der fünften ist nahezu erreicht. Die Illustration ist symbolisch, wie jedermann leicht verstehen kann, und deckt das Thema von Anbeginn ab. Das alte Buch beschreibt die kosmische Evolution und erklärt den Ursprung von allem auf der Erde, einschließlich des physischen Menschen, es gibt die wahre Geschichte der Rassen von der ersten herab bis zur fünften (unserer) Rasse, und geht nicht weiter. Es schließt mit dem Beginn des Kali-Yuga gerade vor 4.989 Jahren mit dem Tod Krishnas, des leuchtenden „Sonnen-Gottes“, des einstmals lebenden Helden und Reformators.

Aber es existiert noch ein anderes Buch. Keiner seiner Besitzer betrachtet es als sehr alt, da es mit dem dunklen Zeitalter geboren wurde und ebenso alt ist wie dieses, [SD # xliv] nämlich ungefähr 5.000 Jahre. Von heute an gerechnet in ungefähr neun Jahren endet der erste Zyklus der ersten fünf Jahrtausende, der mit dem großen Zyklus des Kali-Yuga begann. Und dann wird die letzte Prophezeiung in Erfüllung gehen, die dieses Buch enthält (der erste Band der prophetischen Aufzeichnungen für das dunkle Zeitalter). Wir müssen nicht lange warten. Viele von uns werden Zeuge des Heraufdämmerns des neuen Zyklus sein, mit dessen Ende nicht wenige Rechnungen zwischen den Rassen geregelt und beglichen sein werden. Band II der Prophezeiungen ist beinahe fertig, nachdem er seit der Zeit von Buddhas großem Nachfolger Shankaracharya in Vorbereitung war.

Ein weiterer wichtiger Punkt muss zur Kenntnis genommen werden, einer, der in der Reihe der für die Existenz einer ursprünglichen, universalen Weisheit gegebenen Beweise an erster Stelle steht – auf jeden Fall in den Augen der christlichen Kabbalisten und Schüler. Die Lehren waren, zumindest teilweise, einigen Kirchenvätern bekannt. Es wird auf rein historischen Grundlagen behauptet, dass Origenes, Synesius und sogar Clemens Alexandrinus selbst in die Mysterien initiiert waren, bevor sie dem Neuplatonismus der Alexandrinischen Schule die Lehren der Gnostiker unter christlichem Schleier hinzufügten. Darüber hinaus wurden einige der Lehren der Geheimschulen – obwohl keineswegs alle – im Vatikan aufbewahrt und sind seither in Gestalt entstellter Einfügungen der lateinischen Kirche in das ursprünglich christliche Programm zu einem festen Bestandteil der Mysterien geworden. Von solcher Art ist auch das heute materialisierte Dogma der unbefleckten Empfängnis. Das erklärt die großen, von der römisch-katholischen Kirche angeordneten Verfolgungen des Okkultismus, der Freimaurerei und des heterodoxen Mystizismus im Allgemeinen.

Die Tage Konstantins waren der letzte Wendepunkt in der Geschichte, die Phase äußerster Auseinandersetzungen, welche in der westlichen Welt damit endeten, dass die alten Religionen erdrosselt und auf ihren toten Körpern die neuen errichtet wurden. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Aussicht in die weit entfernte Vergangenheit, jenseits der „Sintflut“ und des Gartens Eden, gewaltsam und unerbittlich mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln vor dem indiskreten Blick der Nachwelt verschlossen. Jede strittige Frage wurde blockiert, jede erreichbare Aufzeichnung wurde vernichtet. Aber selbst in den derartig verstümmelten Aufzeichnungen bleibt immer noch genug übrig, um uns zu rechtfertigen, wenn wir behaupten, dass in ihnen jeder erdenkliche Beweis für die tatsächliche Existenz einer Mutterlehre enthalten ist. Bruchstücke haben geologische und politische Umwälzungen überlebt, um die Geschichte zu erzählen. Und jedes überlebende Bruchstück beweist, dass die jetzt geheime Weisheit einstmals der [SD # xlv] eine Ursprung, die ewig fließende, immerwährende Quelle war, aus der alle ihre kleineren Bäche – die späteren Religionen aller Nationen – vom ersten bis zum letzten gespeist wurden. Diese Periode, mit Buddha und Pythagoras an dem einen und den Neuplatonikern und Gnostikern am anderen Ende, ist der einzige in der Geschichte übrig gebliebene Brennpunkt, in dem zum letzten Mal die hellen Strahlen des vergangenen Äonen entströmenden Lichts zusammenlaufen, ohne von den Händen der Bigotterie und des Fanatismus verdunkelt zu werden.

Das erforderte von der Schreiberin, die aus der grauesten Vorzeit übermittelten Tatsachen stets mühsam mithilfe von Zeugnissen aus der historischen Periode zu erklären. Keine anderen Mittel waren zur Hand, selbst auf die Gefahr hin, einmal mehr des Mangels an Methode und System beschuldigt zu werden. Die Öffentlichkeit muss mit den Anstrengungen vieler Welt-Adepten, initiierter Dichter, Schreiber und Klassiker aller Zeitalter vertraut gemacht werden, um in den Aufzeichnungen der Menschheit zumindest die Kenntnis von der Existenz einer solchen Philosophie zu bewahren, wenn nicht sogar ihre Lehrsätze. Die Initiierten von 1888 blieben in der Tat unverständlich und ein anscheinend gar nicht möglicher Mythos, würde nicht aufgezeigt, dass ähnliche Initiierte auch in allen anderen Zeitaltern der Geschichte lebten. Das könnte nur durch Nennung von Kapitel und Vers geschehen, in denen diese großen Charaktere erwähnt werden, denen eine lange und endlose Reihe weiterer berühmter vor- und nachsintflutlicher Meister der Künste voranging und folgte. Allein auf diese Weise könnte halb auf traditioneller und halb auf historischer Autorität beruhend aufgezeigt werden, dass die Kenntnis des Okkulten und die Kräfte, die sie dem Menschen verleiht, nicht allesamt freie Erfindungen sind, sondern dass sie so alt sind wie die Welt selbst.

Meinen Richtern, vergangenen und zukünftigen, habe ich deshalb nichts zu sagen – seien sie ernsthafte literarische Kritiker oder jene heulenden Derwische der Literatur, die ein Buch nach der Popularität oder Unpopularität des Namens seines Autors beurteilen und die sich, dem Inhalt kaum einen Blick gewährend, tödlichen Bazillen gleich der schwächsten Punkte des Körpers bemächtigen. Noch werde ich mich herablassen, jene – glücklicherweise sehr wenige an Zahl – hirnverbrannten Verleumder zu beachten, die in der Hoffnung, die öffentliche Aufmerksamkeit dadurch auf sich zu ziehen, dass sie jeden Schreiber verunglimpfen, dessen Name bekannter ist als ihr eigener, schäumen und ihre bloßen Schatten ankläffen. Nachdem diese zuerst jahrelang behauptet hatten, dass die im Theosophist gebrachten Lehren, welche im „Esoteric Buddhism“ gipfelten, alle von der gegenwärtigen Schreiberin erfunden worden seien, kehrten sie um und denunzierten „Isis Unveiled“ und den Rest als von Éliphas Lévi (!), Paracelsus (!!) und, mirabile dictu, [SD # xlvi] von Buddhismus und Brahmanismus (!!!) plagiiert. Ebenso gut könnte man Renan beschuldigen, sein Buch Vie de Jésus“ aus den Evangelien und Max Müller seine „Sacred Books of the East“ oder seine „Chips“ aus den Philosophien der Brahmanen und Gautama Buddhas gestohlen zu haben. Aber für die Öffentlichkeit im Allgemeinen und für die Leser der „Geheimlehre“ möchte ich wiederholen, was ich schon immer betont habe, und was ich jetzt in die Worte von Montaigne kleide: Meine Herren, „ich habe hier lediglich ein Gebinde aus gepflückten Blumen angefertigt und nichts Eigenes hinzugefügt als den Faden, der sie verbindet“.

Zerreißt den „Faden“ und schneidet ihn in Stücke, wenn ihr wollt. Was den Strauß von Tatsachen betrifft – ihn zu beseitigen werdet ihr niemals imstande sein. Ihr könnt sie lediglich ignorieren, und nichts weiter.

Wir wollen mit einem Abschiedswort hinsichtlich dieses ersten Bandes schließen. In einer Einleitung, die einem hauptsächlich die Kosmogonie behandelnden Teil vorangestellt ist, mögen manche der vorgebrachten Gegenstände nicht am rechten Platz erscheinen, aber eine weitere Überlegung, die den bereits mitgeteilten hinzugefügt wurde, hat mich dazu geführt, sie zu berühren. Jeder Leser wird die vorgebrachten Behauptungen unvermeidlich vom Standpunkt seiner eigenen Kenntnis, Erfahrung und seines Bewusstseins beurteilen, auf das gründend, was er bereits gelernt hat. Diese Tatsache muss die Schreiberin beständig im Auge behalten: daher auch in diesem ersten Buch die häufigen Bezugnahmen auf Gegenstände, die eigentlich zu einem späteren Teil des Werkes gehören, aber dennoch nicht stillschweigend übergangen werden konnten, ohne dass der Leser auf das Werk tatsächlich wie auf ein Märchen herabsehen würde – eine Fiktion irgendeines modernen Gehirns.

So soll die Vergangenheit helfen, die Gegenwart zu begreifen, und Letztere die Vergangenheit besser zu würdigen. Die Irrtümer des Tages müssen erklärt und hinweggefegt werden, doch ist es mehr als wahrscheinlich – und im gegenwärtigen Fall wird es fast zur Gewissheit –, dass das Zeugnis langer Zeitalter und der Geschichte wieder einmal lediglich die sehr Intuitiven beeindrucken wird – was soviel heißt wie die sehr Wenigen. Aber in diesem wie in allen ähnlichen Fällen mögen sich die Wahrhaftigen und Treuen damit trösten, dass sie den skeptischen modernen Sadduzäer mit dem mathematischen Beweis und Mahnmal seiner hartnäckigen Halsstarrigkeit und Bigotterie beschenken. Irgendwo in den Archiven der Französischen Akademie liegt noch das berühmte Gesetz der Wahrscheinlichkeiten, von gewissen Mathematikern zum Nutzen der Skeptiker nach einem algebraischen Prozess ausgearbeitet. Es lautet folgendermaßen: Wenn zwei Personen [SD # xlvii] eine Tatsache bezeugen und ihr so jeder von ihnen 5/6 Gewissheit verleiht, besitzt die Tatsache 35/36 an Gewissheit; d. h. das Verhältnis ihrer Wahrscheinlichkeit zu ihrer Unwahrscheinlichkeit beträgt 35 zu 1. Wenn drei solcher Zeugnisse zusammengefügt werden, beträgt die Gewissheit 215/216. Die Übereinstimmung von zehn Personen, von denen jede eine Gewissheit von 1/2 beiträgt, schafft eine Gewissheit von 1.023/1.024 etc. etc. Der Okkultist mag zufriedengestellt und nicht weiter besorgt sein.

Fußnoten

5 Dan, jetzt in moderner chinesischer und tibetanischer Phonetik zu Ch’an geworden, ist die allgemeine Bezeichnung für die esoterischen Schulen und ihre Literatur. In den alten Büchern wird das Wort Janna wie folgt definiert: „Sein Selbst durch Meditation und Erkenntnis läutern“ – eine zweite, innere Geburt. Daher Dzan, phonetisch Djan, das „Buch Dzyan“.

6 Beglor, Chefingenieur in Buddhagaya und hervorragender Archäologe, entdeckte sie als Erster, wie wir glauben.

7 Prof. Max Müller zeigt, dass weder Bestechungen noch Drohungen Akbars den Originaltext der Veden von den Brahmanen erpressen konnten; er prahlte aber damit, dass europäische Orientalisten ihn besäßen (Vortrag über „Science of Religion“, S. 23). Es ist sehr zweifelhaft, dass Europa den vollständigen Text besitzt; und die Zukunft könnte sehr unangenehme Überraschungen für die Orientalisten bereithalten.

8 Badáonì schrieb in seinem „Muntakhab at Tawarikh“: „Seine Majestät fand Geschmack an den Nachforschungen über die Sekten dieser Ungläubigen (die nicht zu zählen sind, so zahlreich sind sie, und die eine endlose Anzahl von Offenbarungsbüchern besitzen) . . . Da sie (die Sramanas und Brahmanen) andere gelehrte Männer in ihren Abhandlungen über Moral, Physik und Religionswissenschaften übertreffen und in ihrem Wissen über die Zukunft, über spirituelle Kraft und menschliche Vollkommenheit einen hohen Grad erreichen, erbrachten sie auf Vernunft und Zeugnis gegründete Beweise und prägten Sr. Majestät ihre Lehren so fest ein, dass jetzt niemand mehr einen Zweifel in ihm erregen könnte, selbst wenn Berge zu Staub zerfallen oder die Himmel in Stücke zerreißen würden.“ Dieses Werk „wurde geheim gehalten und erst unter der Herrschaft Jahângirs veröffentlicht“. („Ain i Akbari“, übersetzt von Dr. Blochmann, S. 104, Anmerkung.)

9 Karakorum-Gebirge, Westtibet.

10 Nach derselben Überlieferung waren die jetzt öden Gebiete des wasserlosen Landes von Tarim – einer echten Wildnis im Herzen von Turkestan – in alter Zeit mit blühenden und reichen Städten bedeckt. Gegenwärtig mildern kaum ein paar grünende Oasen ihre tödliche Einsamkeit. Eine davon, die auf der Grabstätte einer großen, vom Sandboden der Wüste verschlungenen und unter ihm begrabenen Stadt entstand, gehört niemandem, wird aber häufig von Mongolen und Buddhisten besucht. Dieselbe Überlieferung spricht von ungeheuren unterirdischen Behausungen, von großen Korridoren, angefüllt mit Ziegeln und Zylindern. Vielleicht ist es ein müßiges Gerücht, vielleicht aber auch wirklich eine Tatsache.

11 Wenn wir uns China zuwenden, finden wir, dass sich die Religion des Konfuzius auf die fünf King- und die vier Shu-Bücher begründet, die an sich von beträchtlichem Umfang und von zahlreichen Kommentaren umgeben sind, ohne die selbst die größten Gelehrten es nicht wagen würden, die Tiefe ihres heiligen Kanons zu ergründen“ (Vortrag über „Science of Religion“, S. 185, Max Müller). Aber sie haben sie nicht ergründet – und das zum Leidwesen der Konfuzianer, wie sich ein sehr gelehrtes Mitglied dieser Gruppe in Paris im Jahre 1881 beklagte.

12 Aufgefunden und bewiesen erst jetzt durch die Entdeckungen von George Smith (siehe sein „Chaldean Account of Genesis“), und was dank dieses armenischen Fälschers alle zivilisierten Nationen mehr als 1.500 Jahre lang dazu verleitete, die jüdischen Bücher für eine direkte göttliche Offenbarung zu halten!

13 Bunsens „Egypt’s Place in History“, Bd. I, S. 200.

14 Robert Spence Hardy, „The Legends and Theories of the Buddhists“, S. 66.

15Buddhism in Tibet“, S. 78.

16 Lassen („Ind. Alterthumskunde“, Bd. II, S. 1.072) zeigt ein buddhistisches, in der Kailash-Kette um 137 v. Chr. errichtetes Kloster; und General Cunningham ein noch älteres.

17 Reverend J. Edkins, „Chinese Buddhism“.

18 Unsere größten Ägyptologen sind mit den Beerdigungsriten der Ägypter und den äußeren Zeichen der Geschlechtsunterschiede der Mumien derartig schlecht vertraut, dass das zu den haarsträubendsten Irrtümern geführt hat. Erst vor einem oder zwei Jahren wurde eine solche Mumie in Bolaq, Kairo, entdeckt. Die Mumie, die für die Frau eines unbedeutenden Pharaos gehalten wurde, erwies sich dank einer auf einem um den Hals hängenden Amulett gefundenen Inschrift als die Frau von Sesostris – des größten Königs Ägyptens!

19 Siehe Max Müllers „Einleitung in die vergleichende Religionswissenschaft“, Vorlesung „On False Analogies in Comparative Theology“, S. 288 und 296 ff. Dies bezieht sich auf die geschickte Fälschung (auf Blätter, die in alte puranische Manuskripte eingefügt wurden) in korrektem, archaischem Sanskrit, von allem, was die Pandits von Oberst Wilford über Adam und Abraham, Noah und seine drei Söhne etc. etc. gehört hatten.

20 Lün-Yü (§ 1 a) Schott., „Chinesische Literatur“, S. 7.

21 „Life of Confucius“, S. 96.

22 Das ist nicht die Anmaßung einer Prophezeiung, sondern lediglich eine auf der Kenntnis von Tatsachen beruhende Feststellung. In jedem Jahrhundert wird ein Versuch unternommen der Welt zu zeigen, dass Okkultismus kein leerer Aberglaube ist. Sobald erlaubt wird, das Tor ein wenig zu öffnen, wird es mit jedem neuen Jahrhundert weiter geöffnet werden. Die Zeiten sind reif für ein ernsthafteres, jedoch immer noch sehr begrenztes Wissen als bisher erlaubt.

23 „Lectures on the Science of Religion“ von F. Max Müller, S. 257.

24 Der Name ist im Sinne des griechischen Wortes ἄνθρωπος verwendet.

25 Rabbi Jehoshua Ben Chananea, der ungefähr 72 n. Chr. starb, erklärte offen, dass er mithilfe des Buches „Sefer Jezirah“ „Wunder“ vollbracht habe, und forderte jeden Skeptiker heraus. Aus dem babylonischen Talmud zitierend, nennt Franck zwei weitere Thaumaturgen, nämlich die Rabbiner Chanina und Oshoi (siehe „Jerusalem Talmud, Sanhedrin“ Kap. 7 etc.; und „Franck“, S. 55-6). Viele der mittelalterlichen Okkultisten, Alchemisten und Kabbalisten behaupten dasselbe; und selbst der verstorbene moderne Magus, Éliphas Lévi, behauptet es öffentlich in gedruckter Form in seinen Büchern über Magie.