Eine imaginäre H.P.B.-Bibliothek
- Sunrise 1/1976
Eine ansehnliche Bibliothek könnte zusammengestellt werden, wenn man die Bücher, Berichte und Zeitschriften sammeln würde, auf die H. P. Blavatsky in ihren umfangreichen Schriften, insbesondere Die entschleierte Isis und Die Geheimlehre, Bezug nahm oder aus denen sie Zitate anführte. Eine solche Sammlung würde durch ihre außergewöhnlichen Bereiche und ihre Mannigfaltigkeit gekennzeichnet. Alte und moderne führende Religionen und philosophische Schulen der Welt aus Ost und West wären vertreten sowie die Wissenschaften vergangener Epochen und jene aus ihrer Zeit (19. Jahrhundert). Weise und Lehrer, Mystiker, Okkultisten, Freimaurer und Alchimisten, Materialisten und Dogmatiker, Spiritisten und Psychologen, Yogis und Gurus - ein Querschnitt von alledem könnte in den Regalen, zusammen mit Abhandlungen über Numerologie und Astrologie, Nekromantie, Prophezeiung und Wahrsagung, gefunden werden, ganz abgesehen von einer Auswahl literarischer Klassiker aus vielen Ländern. Der Faden, der durch diese so verschiedenartigen Werke hindurchläuft und sie vereinigt, bestünde natürlich aus jenen Weisheitslehren, die Blavatsky zu erläutern suchte und die sie Theosophie nannte, wobei sie diesen Namen der Alexandrinischen Schule des Ammonius Sakkas (3. Jahrhundert n. Chr.) entnahm.
Man stelle sich vor, unsere H. P. B.-Handbibliothek wäre nach Ländern und Regionen geordnet und da wiederum nach Geschichte, Religion, Philosophie, Wissenschaft, Kunst, Literatur und Sprache eingeteilt. Wenn wir dann ab und zu diesen Bücherregalen entlang gingen, welch ein Panorama würde sich da entfalten! Über die Existenz des sagenhaften Atlantis und Lemurien könnte etwas erforscht werden und auch über die beiden Amerikas, insbesondere über die präkolumbianischen Zivilisationen von Mexiko, Zentralamerika und Peru. Dann ginge es weiter nach Asien, zum reichen Erbe Indiens. Hier würden wir staunend vor einigen der ältesten und am meisten verehrten Bücher der Welt stehen: die Veden und die Gesetze des Manu, viele der Puranen, die Upanishaden, die Yoga-Sutras und auch die Lehren des großen Sankaracharya, auf denen der Vedanta basiert; und selbstverständlich der Buddhismus in Texten und Kommentaren der Hinayana- und der Mahayana-Schulen. Dann gäbe es Schriften über die Jaina, die Sikhs, die Parsen und andere. Wir würden erfahren, daß die verschiedenen philosophischen Systeme Indiens alle Spekulationen einschließen, die für Griechenland und den modernen Westen charakteristisch sind, und noch weitere dazu. Die Medizin, Astronomie und Mathematik Indiens würden uns mit einem Volk bekannt machen, das, als es mit dem Westen in Berührung kam, bereits einen großen Teil dessen, was es einst wußte, wieder vergessen hatte.
In der Abteilung Kunst würden Werke über die Höhlentempel von Elephanta und Ajanta stehen, ferner über zarte Schals, die in Kashmir gewebt wurden, wo die Mädchen dreihundert verschiedene Farben unterscheiden können, sowie Bücher über Meisterwerke der Musik aus diesem Land, das anscheinend die Tonleiter und die Halbtöne entdeckt hat. Und aus der Literatur: die großen epischen Gedichte, das Mahabharata und Ramayana, und außerdem Gedichte und Dramen jeglicher Art, in einer Sprache - Sanskrit -, die subtilste Gedanken ausdrücken kann.
Wenn wir unsere Wanderung durch diese imaginäre Bibliothek fortsetzen, könnten wir Bücher über China, Japan und Tibet kennenlernen. Wie alt ist China? Wie viele Aufstiege und Niedergänge haben noch vor der "bekannten" Geschichte stattgefunden? Allein schon die aufgezeichneten Zeiten machen uns mit einem Reichtum an Religionen, Wissenschaften und Künsten bekannt. Dynastie folgte auf Dynastie, einmal das Land vereinigend, dann wieder durch mörderische Kämpfe zerstückelnd. Lao-tze und das mächtige Tao; Konfuzius, der praktische Philosoph; der aus Indien eingeführte Buddhismus, dem eine chinesische Prägung (Ch'an) gegeben wurde. Auch Japan, obwohl nicht so alt, ist eine Hochburg der Religionen und der Kunst. Dort wurde das Ch'an zum Zen. Weiter zu Tibet, das jahrhundertelang die spirituelle Heimat von Millionen war: Lamaismus, die Gelbkappen und Rotkappen, Tsong-kha-pa, der große Reformer, die Dalai-Lamas und die Tashi- (oder Panchen-) Lamas.
Von da gehen wir zum Nahen Osten, in jene Region, die das Gedankenleben des Westens so entscheidend beeinflußte. In keiner anderen Ära hatte wahrscheinlich der Aufstieg und der Untergang der Reiche so verschiedene Religionen und Kulturen erzeugt: Babylonien, Assyrien, Phönizien, Palästina, Medea, Persien, die Parther, Syrer, Hethiter etc.; Alexander zog quer durch Kleinasien, und nach seinem Tod stiegen neue Dynastien empor. Rom erweiterte sein Reich bis zum Tigris und Euphrat, und andere Reiche wurden geschaffen. Dann eroberten die Araber Gebiete bis nach Indien und noch weiter, und der Islam wurde eine dominierende Kraft. Die Religionen dieser Länder sind verschieden: Allein Persien brachte die Lehre des Zarathustra, den Mithraismus, den Sufismus und andere hervor. Palästina, die Heimat der hebräischen Propheten, hinterließ das Alte Testament, obwohl seine Wurzeln auf viele Länder und Völker zurückgehen. Die geheimen Schulen, wie die der Gnostiker und Essener, drückten der Bibel ebenfalls ihren Stempel auf. Die Magier und Astrologen, die Chaldäischen Orakel und die Berichte der Genesis, die Akkadier, die Lehren und Überlieferungen der ägyptischen Kopten und der libanesischen Drusen würden in unserer H. P. B.-Bibliothek vertreten sein. Im Bereich der Geschichte könnten die großen Städte, die gegründet wurden, wuchsen und verschwanden, und auch die Künste, von denen sie verschwenderisch geschmückt worden waren, hier nur erwähnt werden.
Ober- und Unterägypten waren Königreiche, die sich in der Dunkelheit der Vorgeschichte verlieren. Welche Vollendung in Stein! Ein berühmtes Zitat lautet: "Sie bauten wie Ingenieure und meißelten wie Juweliere." In keiner anderen Region war das religiöse und das weltliche Leben wahrscheinlich so eng ineinander verflochten. Die Große Pyramide, die Tempel von Karnak, der Tierkreis von Denderah mit seinen drei Jungfrauen: H. P. B. bezieht sich oft auf dieses Land, wo initiierte Könige einst (in früheren Perioden) kraft "Göttlichen Rechts" regierten und die Mysterien über Leben und Tod im Heiligtum der geheimen Schulen gehütet wurden.
Auf unserem "Rundgang" würden wir ein oder zwei Regale mit Beschreibungen über Alexandria antreffen, das wahrhaftig der Schmelztiegel spiritueller Philosophien und Kulturen aus Ost und West war sowie der Sitz des Neoplatonismus und anderer Schulen, Proklus, Plotin, Prophyrius - H. P. B. zitiert aus allen ihren Schriften.
Wir würden auch an die prähistorischen Mittelmeerreiche erinnert werden: Mykenä, Tiryns und Troja, das Homer so großartig besang; dann Kreta, die Quelle vieler Legenden. Und die Etrusker, deren Blütezeit war, bevor Rom gegründet wurde, und die noch heute Rätsel aufgeben. Was wissen wir von den zahlreichen gigantischen Mauern und baulichen Anlagen, die bereits alt waren, als das klassische Griechenland zu blühen anfing, und die auch in anderen Teilen unseres Globusses gefunden wurden, einschließlich den Amerikas. Sind sie Reste einer weltweiten Kultur, die in der Frühgeschichte existierte? Dann würde natürlich das Griechenland folgen, das wir alle kennen, mit seinen wunderbaren Errungenschaften in Philosophie, Kunst, Wissenschaft und Literatur, und dessen Dramen in den Mysterien verwurzelt waren. Und nun zu Rom, der Stadt der Baumeister und Organisatoren, die Virgil und Seneca, Cicero und Marcus Aurelius, Julian, Vitruvius und andere hervorbrachte. Wir würden auch Bücher über die Kelten und Druiden in Irland und Wales, einschließlich der Steinkreisanlagen, wie z. B. in Stonehenge, finden sowie über die megalithischen Reste bei Carnac, in der Bretagne und an anderen Plätzen. Die Angelsachsen mit ihrem König Arthur und die Gralslegenden wären die nächsten in der Reihenfolge. Dann kämen die Teutonen, die Skandinavier mit ihrer Edda, die Finnen und ihr Kalewala. Auch über die geheimnisvollen Inseln wäre etwas zu erfahren, mit Statuen, wie die auf der Osterinsel mit den atlantischen Figuren auf gigantischen Plattformen, die uns an die gleichermaßen erstaunlichen Statuen in Bamian, im Süden Afghanistans, erinnern, die aus einem ungeheuren Felsabhang ausgehauen wurden.
Eine Abteilung müßte vergleichender Religion und Mythologie gewidmet sein, denn allein auf diesem Gebiet zitierte H. P. Blavatsky aus vielen Bänden. Das Christentum, seine Geschichte und seine Lehren, die streitenden Kirchenväter, die Zerstörung der klassischen Vergangenheit, die Aufstellung von Dogmen und die Verweltlichung von Symbolen - allen galt ihr strenger, prüfender Blick. Bänden über das frühe und späte Mittelalter würden Werke über die Renaissance mit seinen Illuminaten folgen - Kardinal von Kues, Pico della Mirandola, Giordano Bruno, Leonardo da Vinci, Paracelsus, um nur wenige zu nennen, dazu Abhandlungen über Alchimie, die Pseudo-Hermetik1, die Freimaurer und Rosenkreuzer. Und natürlich gäbe es Abteilungen mit Büchern, die dem Spiritismus, der Psychologie, dem Hypnotismus, der Dämonologie, der Hexerei, dem Tarot und der Astrologie gewidmet wären. Auf diesem Boden wuchsen die Anfänge der modernen Wissenschaft.
H. P. Blavatsky bezieht sich in ihrer Analyse der Prinzipien der Wissenschaft auf jede bedeutende Phase der Forschung ihrer Zeit. Die Astronomie umfaßt unter anderem die verschiedenen Theorien über die Entstehung des Kosmos und der Planeten, über die Lichtgeschwindigkeit und die mögliche Existenz einer feineren materiellen Struktur (Äther) sowie über Gravitation, Mondeinflüsse etc. Bei der Physik erörtert sie Zeit und Raum, was Materie, Kraft, Atom, Fernwirkung sind, etc.; Fragen, die auch heute noch oft Probleme sind. Auch die Geologie nahm ihre Aufmerksamkeit gefangen: das Auf- und Untertauchen von Kontinenten, die Umkehrungen der Pole, die fossilen Zeugnisse in den Gesteinsschichten der Erde, die Eiszeiten und vieles mehr. Anthropologie und Biologie, in die sie die Evolution des Lebens mit einbezog, und so wohlbekannte (noch heute diskutierte) Themen wie Vererbung, Umwelt und Überleben, wie sie von Darwin, Huxley, Wallace u. a. dargelegt wurden, bezog sie mit ein. Von Archäologie und Geschichte behandelt H. P. B. anregend die Zivilisationen der Vergangenheit und die Reste, die auf dem ganzen Globus verstreut liegen. Dabei kritisiert sie heftig die wissenschaftliche Datierung der Gebrauchsgegenstände, etwas, was heute noch mehr aktuell ist. Der Ursprung von Sprachen, Mesmerismus, tierischer Magnetismus, Gesundbeten, Psychometrie, Artikel und Bücher über diese und viele weitere Themen werden in ihren Schriften behandelt.
Dieser schnelle Streifzug durch unsere imaginäre H. P. B.-Bibliothek kann dem Umfang der behandelten Gebiete und dem Ausmaß ihrer Gelehrsamkeit nicht gerecht werden. Das Wort Gelehrsamkeit würde sie als erste für sich ablehnen, denn sie beteuerte immer wieder, daß ihre Stimme nur das Echo der Stimme ihrer Meister sei. Ihre Verleumder beeilen sich, darauf hinzuweisen, daß, wenn man ihr ein paar Enzyklopädien und Nachschlagewerke gegeben hätte, sie sich das alles hätte aneignen können, um sich mit einer Atmosphäre der Gelehrsamkeit zu umgeben. Solch eine Beschuldigung ist natürlich aus zahlreichen Gründen lächerlich:
1. Sie hatte keine derartigen Nachschlagewerke zur Verfügung. Sie saß tatsächlich nur in ihrem Zimmer und schrieb ihre beiden Hauptwerke eifrig mit der Hand. Später wurden andere beauftragt, Zitate und Hinweise, die sie bereits niedergeschrieben hatte, zu überprüfen. Es ist eine Tatsache, die von vielen bezeugt wurde, die unmittelbar dabei waren und deren Integrität über jeden Zweifel erhaben ist, daß das Material ihr von ihren Lehrern "gegeben" wurde.
2. Angenommen, sie hätte alle Werke, auf die sie sich bezog, zur Verfügung gehabt, wie hätte sie im voraus wissen können, welche gerade bereitgestellt werden mußten; wie hätte sie ohne jahrelange erschöpfende Forschung gewußt, welche Teile gerade zu den Themen gehören würden, die sie behandelte? Anders ausgedrückt: Angenommen, Sie oder ich, wir hätten Zugang zu all diesen Informationen, würde das bedeuten, daß wir eine Geheimlehre, die die Entstehung von Welten und die Evolution allen Lebens beschreibt, schaffen könnten? Außerdem, warum sollten andere damit beauftragt werden, ihre Zitate zu überprüfen, wenn sie bereits die Bücher in ihrer Wohnung hatte?
3. Das führt unumgänglich zu dem Schluß, daß ihre Schriften und die Philosophie, die sie darlegte, nicht synkretistisch sind, d. h. eine bloße Zusammenfügung von Daten, die von da und dort herangezogen wurden. Sie war offensichtlich von einer Weisheit erfüllt, die ihr zur Weitergabe anvertraut war, eine Weisheit, mit der sie und ihre Lehrer bereits vertraut waren. Ihre zahlreichen Zitate und die dazugehörigen Kommentare hatten die Aufgabe, zu ergänzen. Sie sind ein eindeutiger Beweis dafür, daß diese Ideen viele Zeitalter hindurch gelehrt wurden. Sie machten es ihr auch möglich, Gedankenbrücken zu ihren Zeitgenossen zu schlagen, deren Bildung, Religion und Kultur unterschiedlich waren.
Man könnte die Frage stellen, "wie viele verschiedene Werke - Bücher, Zeitschriften, Berichte und Vorträge - zitierte H. P. B., oder auf wie viele nahm sie im Laufe ihrer kurzen Schriftstellerlaufbahn (16-17 Jahre) Bezug?" Das kann nur grob geschätzt werden. Die größten Fundgruben sind natürlich Die entschleierte Isis und Die Geheimlehre. Wenn wir für diese etwa zweitausend Werke anrechnen, so können wir zusätzlich noch tausend für ihre anderen Bücher und Artikel hinzufügen, womit man auf etwa drei- bis viertausend Hinweise kommt. Diese Zahl verrät natürlich nicht, wie oft jedes Werk zitiert worden ist. Das Vishnu-Purana, der Zohar und andere frühe kabbalistische Abhandlungen wurden allein in der Geheimlehre viele Male angeführt.
Wer an einer Nachprüfung von H. P. B.s Zitaten interessiert ist, muß, was Übersetzung und Ausgabe anbetrifft, sehr sorgfältig sein. Z. B. wurde Corys Ancient Fragments (Alte Fragmente) erstmals 1829 veröffentlicht und später vom Verfasser erweitert und 1832 neu herausgegeben. 1876 gab E. R. Hodges die Fragmente mit einigen ausgezeichneten Anmerkungen und mit einem Index versehen erneut heraus, ließ aber gerade von den Teilen etwas weg, von denen H. P. B. aus Corys zweiter Ausgabe zitiert hatte. Das gleiche gilt auch für das Vishnu-Purana: H. P. B. bezieht sich auf die Übersetzung von Wilson, die von Fitzedward Hall 1864 revidiert wurde (5 Bände mit Index). Das ist wichtig, weil Halls intuitive Anmerkungen zu dem Material gehörten, das sie verwendete. Eine andere interessante Feststellung: Wenn sie aus Jacob Bryants berühmter Ancient Mythology (Alte Mythologie) zitiert, bezieht sie sich zweimal auf die sechsbändige Ausgabe von 1807 und einmal auf die dreibändige Ausgabe von 1775. Wenn man die verschiedenen Ausgaben nicht kennt, sucht man vergebens in dem Band und auf den Seiten, die sie angibt.
Es gibt noch viele andere interessante Fakten im Zusammenhang mit den Büchern, die H. P. B. bei ihren verschiedenen literarischen Bemühungen verwendete. So ist es z. B. richtig, daß sie sich die Werke anderer Forscher zunutze machte, wie z. B. die monumentalen Schriften des katholischen Apologeten de Mirville, der einer der fähigsten Gelehrten seiner Zeit war. Doch das auf diese Weise gesammelte Material liefert nur einen kleinen Teil der gesamten Bibliographie, denn für gewöhnlich zitierte sie aus erster Hand.
Zu ihrer Zeit war die Zahl der Sanskrit-Abhandlungen in englischer Übersetzung minimal im Vergleich zu heute. Ja sogar jetzt noch sind relativ wenige der Puranas verfügbar, und sie benutzte in der Geheimlehre mindestens etwa ein Dutzend. Daraus ergibt sich natürlich ein Hinweis auf die Quellen, die ihr durch ihre Lehrer und von anderer Seite zur Verfügung standen. Sie sprach, wie wir wissen, verschiedene europäische Sprachen, am geläufigsten Russisch (ihre Muttersprache) und Französisch. Ihr Englisch war bemerkenswert, wenn man berücksichtigt, daß sie es, ehe sie 1873 nach New York kam, seit ihrer Kindheit kaum gesprochen hatte. Es wird berichtet, daß der Meister K. H. ihr vieles in englischer Sprache, die er beherrschte, "übertrug", damit sie die Isis, ihr erstes Hauptwerk, 1877, schreiben konnte.2 Ihre eigene große Befähigung sorgte für das übrige.
Bertram Keightley berichtet, daß H. P. B. ihm einmal ein Gedicht gab, das, wie sie sagte, von Tennyson sein sollte. Keightley war sicher, daß es nicht stimmte und sagte das auch. H. P. B. gab ihm daraufhin einen Zettel, auf dem stand: "The Gem - 1831" ("Der Edelstein"). Ein solches Gedicht befand sich aber nicht in seinen gesammelten Werken. Keightley befragte daraufhin Richard Garnett vom Britischen Museum, der ebenfalls zuerst ganz sicher war, daß das Gedicht nicht von Tennyson sein konnte. Aber nach einigem Überlegen erinnerte er sich an eine Zeitschrift dieses Titels, die nur kurze Zeit erschienen war, und dort fand Keightley es "wortwörtlich, wie sie es geschrieben hatte" und unterzeichnet mit Alfred Tennyson.3
Das alles mag heute, in der Zeit der wandernden "Gurus" mit ihren angeblichen Kräften, wie Hokuspokus klingen, und dennoch muß man verschiedene Tatsachen im Gedächtnis behalten. Erstens, ist das Material, das aus vielen Quellen stammt und von H. P. B. zitiert wurde, damals oder seitdem gründlich geprüft und bestätigt worden. Zweitens, und das ist am wichtigsten, versuchte sie nicht, "Phänomene" hervorzubringen; sie wollte nur mit ihrer Arbeit vorankommen, und die von ihr benutzten Methoden waren nichts anderes als einfach die Mittel zu diesem Zweck. H. P. B. kümmerte sich nicht im geringsten darum, was die Leute von ihr dachten. Sie war nur an der Wohlfahrt der Menschheit interessiert und wollte die Weisheitslehren, die zu enthüllen sie beauftragt war, übermitteln.