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Spuren der menschlichen Vorzeit

Wenn es stimmt, daß die legendären Atlantier existiert haben, dann müssen auch zumindest einige der vielen Ruinen, die auf jedem Kontinent gefunden werden, auf sie zurückzuführen sein oder von ihnen stammen. Wenn der Mensch nicht erst seit Tausenden, sondern schon seit Millionen von Jahren seine Zivilisationen aufgebaut hat, wieso ist dann auch nicht der geringste Beweis dafür zu entdecken? Viele sind der Meinung, daß überall Überreste der großen Vorzeit zu finden sind, die auf zwanzig- und dreißigmal ältere Zeitepochen hinweisen, als nur die wenigen tausend Jahre, die ihnen von den heutigen Archäologen zugestanden werden. Wenn aber dem so ist, warum kann man sie im allgemeinen nicht erkennen? Wo liegt der Grund für diesen Widerspruch?

Bevor wir mit dieser Betrachtung fortfahren, ist es jedoch notwendig, kurz die Naturkräfte mit einzubeziehen, die beständig dabei sind, alte Zivilisationen zu zerstören und zu begraben. Ebenso haben die Menschen wiederholt die Kunstschöpfungen der fernen Vergangenheit zerstört und geplündert. Hinzu kommen noch die subtilen, jedoch überzeugenden Einflüsse, die selbst Forscher mit den besten Absichten daran hindern, das, was uns davon geblieben ist, in einer großzügigeren Perspektive zu betrachten. Dazu gehört zum Beispiel die einengende Beurteilung der Theologie, die dazu beiträgt, die menschliche Geschichte auf die kurze Spanne von einigen tausend Jahren zu beschränken. Auch der Darwinismus zwängt in seiner Interpretation das Beweismaterial mehr oder weniger in das schmale Band der Jahre, die heute dem zivilisierten Menschen zugeschrieben werden. Das alles muß berücksichtigt werden, wenn man einen größeren realistischeren Rahmen schaffen will, in den die Geschichte der Zivilisation eingefügt werden kann.

Das Zerstören oder Begraben der Vergangenheit ist ohne Zweifel in erster Linie der Natur zuzuschreiben. Schon rein wissenschaftlich gilt der allgemein anerkannte Grundsatz, daß die großen Zyklen in der Erdgeschichte periodisch ausgeprägte Veränderungen im Leben und in der physischen Erscheinung des Globus hervorgebracht haben. Die geologischen Epochen, wie zum Beispiel das Paläozoikum, das Mesozoikum und das Känozoikum wurden durch Erhebungen von Gebirgsketten, riesigen Vulkanausbrüchen und dem Beginn von Eiszeiten eingeleitet. Dann kam es jedesmal wieder zu einer Erwärmung, wodurch ein Schmelzen der Gletscher und Eisberge und damit das Steigen der Weltmeere und Überfluten großer Gebiete verursacht wurden. Nach langen, langen Zwischenräumen erfolgte dann wieder eine Zeit der Abkühlung; das Wasser der Meere wurde erneut in Eismassen gefesselt, die einige tausend Meter dick waren und ganze Kontinente bedeckten. Neue Bergketten wurden emporgehoben, die Meere traten zurück, und der Globus wurde für einen weiteren Zyklus vorbereitet.

Dabei darf jedoch nicht angenommen werden, daß alle diese Veränderungen in der Natur plötzlich und durch Katastrophen stattfinden; noch andere Kräfte zehren unmerklich, aber beständig an den Spuren der Vergangenheit: Erosion, Zerfall der Materie, unterstützt von Überschwemmungen, Wind, Frost und Tauwetter. Kontinente erheben sich allmählich und versinken wieder; kleinere Schwankungen in der Erwärmung und Abkühlung entstehen, und damit kaum wahrnehmbare Verschiebungen der Pole. Das alles, multipliziert mit Tausenden von Jahren, erzeugt schließlich vollkommen veränderte Verhältnisse. Einst grüne und fruchtbare Gebiete, die blühende Städte mit Millionen von Einwohnern nährten, können dadurch mit der Zeit zu unfruchtbarem Wüstenland werden, wo nur noch Nomadenstämme ein kümmerliches Dasein fristen. Teile von Kleinasien, Arabien, Persien, Turkestan, Afghanistan und das Gebiet der Wüste Gobi sind Beispiele dafür. Verschiedene dieser Länder haben sich bereits als Paradies für die Archäologen erwiesen!

Es ist ein Jammer, daß durch nationale Grenzen Sachverständigen-Teams daran gehindert werden, gerade jene Gebiete systematisch zu erforschen, auf die H. P. Blavatsky und andere hingewiesen haben, weil sich dort zahlreiche fortgeschrittene Kulturen befinden, die Tausende von Jahren in die Vergangenheit zurückreichen. Aus den Überlieferungen in vielen Teilen der Welt ist zu entnehmen, daß sich von Zentralasien aus eine Reihe Auswanderungswellen über Länder, die sich neu erhoben hatten, ergossen haben. Diese Rassen wurden dann die Vorfahren der verschiedenen Völker Indiens und des mittleren Ostens, wie zum Beispiel der Sumerer, Hethiter, Babylonier, Meder, Perser und auch der alten Etrusker, Kreter, Griechen und anderer Völker rund um das Mittelmeer. Plato spricht in seinem Timaios und in seinem Kritias von den endlosen Kriegen der damaligen Zeit, die zwischen den vorhellenischen Stämmen, die nach Westen drängten, und den verschiedenen atlantischen Eindringlingen, die gegen Osten vorstießen, stattfanden.

Der Mensch war gleichzeitig Zerstörer und Erbauer. Es scheint, als sei er darauf erpicht gewesen, seine eigene Vergangenheit auszulöschen, seine Nachbarn für alle Zeiten zu unterjochen, die Bevölkerung niederzumetzeln oder zu versuchen, sie zu versklaven, Bibliotheken zu verbrennen und die Kunstschätze wegen der kostbaren Metalle, die sie eventuell enthielten, einzuschmelzen. Es gibt Hunderte von Fällen, wo es dem Einfluß der Unwissenheit, der Bigotterie und der Habsucht gelungen ist, die in Jahrhunderten angehäufte Weisheit und Leistung auszurotten. Jahrhundertelang hat es auch in Ägypten, Peru und an anderen Orten Grabräuber gegeben. Selbst heute noch gibt es Menschen, wie das Smithsonian Magazine (Oktober 1970) berichtet, die ein Geschäft daraus machen, die prächtigen steinernen Verzierungen von den Mauern der Maya-Tempel abzubrechen und zu verkaufen. Dabei zerstören sie gedankenlos die eingemeißelten Zeichen, die den Schlüssel zu der Sprache - die noch nicht ganz entziffert ist - und damit auch zur Geschichte und zum Glauben dieser zivilisierten Rasse enthalten könnten.

Trotz alledem ist es erstaunlich, daß überhaupt irgend etwas die Zerstörungen durch die Natur und den Menschen überdauert hat. Es ist sogar eine ganze Menge, und ohne Zweifel ruht noch viel, viel mehr verborgen und wartet darauf, entdeckt zu werden. Hoffentlich wird es von jenen entdeckt, die imstande sind, es vor dem Verderben zu beschützen und zu enträtseln. Wer aber ist dazu befähigt? Natürlich die Archäologen, sollte man meinen, und es wäre auch töricht zu bestreiten, daß geschulte Forscher befähigter sind, die Ruinen und Kunstgegenstände früherer Epochen auszugraben, zu katalogisieren und zu restaurieren, als irgend jemand anderes. Der stümperhafte Schatzsucher oder der lediglich Neugierige würde ohne Zweifel mehr zerstören als bergen. Die Auslegung der alten Funde ist jedoch etwas ganz anderes.

In der Archäologie befassen wir uns nicht mit Fossilien von Tieren, sondern mit menschlichen Leistungen. Wir müssen daher befähigt sein, den Charakter und das Gedankenleben dieser Menschen zu verstehen und das, was sie in der Natur, Religion und in der Kunst inspirierte. Wir werden nie imstande sein, das alles zu erklären, wenn wir die damaligen Menschen so betrachten, als bildeten sie nur die Einleitung für uns oder, wenn wir sie von dem Standpunkt aus beurteilen, daß unsere religiöse und wissenschaftliche Anschauung den Gipfelpunkt menschlicher Errungenschaft darstellt, der einzigen, die frei ist von Vorurteil, Aberglauben und Dogma. Dr. E. L. Hewitt bezeichnet die Archäologie in seinem Ancient Andean Life als

... eine aristokratische Wissenschaft. Durch lange Erfahrung hat sie die Würde des jeweiligen Gegenstandes angenommen, mit dem sie sich befaßt. Es handelt sich dabei um die materiellen, ästhetischen und spirituellen Errungenschaften der Menschheit, die sie zu bergen, vor der Vernichtung zu sichern und zu erhalten und für die Bereicherung zukünftiger Generationen zu bewahren sucht. Sie befaßt sich mit den alles überdauernden Bestrebungen, den Dingen des Menschen, die die Zeit nicht zerstören kann. Jedes Volk hat seine außerordentliche Befähigung gehabt, hat gewirkt und vollbracht, und dank der archäologischen Wissenschaft ging das, was sie dachten und erlebten, nicht verloren, sondern hatte seine Auferstehung.

Er beschreibt dann noch die Qualifikationen, die für eine derartige Arbeit notwendig sind. Der Archäologe muß jemand sein,

... der keiner wissenschaftlichen Clique angehört; keine Prophezeihungen anerkennt; die Anschauung, Auslegung oder das Verfahren eines anderen nicht annimmt; nicht glaubt, er müßte alles "aus dem Stegreif" erklären, sondern das Material auf den Tisch legt und, wenn er fertig ist, der Welt wohlüberlegte Schlüsse anbietet; er muß dem Verlangen nach sensationellen Entdeckungen und Reklamerummel widerstehen können und darf seinen Namen nur dann hervorheben lassen, wenn es eine Anerkennung ehrlichen Bemühens ist.

Das sind hohe Ideale, die von vielen echten Forschern angestrebt werden. Leider werden aber unsere Anschauungen über den Kosmos von unserer vorgefaßten Meinung ungünstig geprägt und beeinflußt. Die moderne Wissenschaft hat (wie manche Religion) auch viele Theorien über das Alter des Menschen übernommen, und es ist ganz natürlich, daß der Wissenschaftler unbewußt versucht, das Beweismaterial in dieses Rahmenwerk einzufügen (und manchmal hineinzuzwängen). Dr. Hewitt selbst ist ein gutes Beispiel dafür. Seine inspirierenden Worte könnten uns annehmen lassen, er stehe über allen unwesentlichen Begrenzungen. Wir wollen jedoch einmal seine Darlegung über die Zivilisation von Tiahuanaco überprüfen.

Hoch oben in den Anden Boliviens liegen, verstreut über ein riesengroßes Tal, die halbbegrabenen Ruinen einer hohen Zivilisation. Nach dem, was wir erblicken, zu beurteilen, müssen es die Überreste einer großen Stadt sein. Auf den Berghängen rundherum sind stufenweise großartige Terrassen angelegt, die früher dem Anbau von Nahrungsmitteln dienten. Jetzt aber gedeiht wegen der Höhe (von 15 000-18 000 Fuß) kaum irgend etwas. Unter den unzähligen Überresten in diesem unbewohnten Gebiet befindet sich das berühmte Sonnentor, ein aufrecht stehendes, vollkommen intaktes, monolithisches Portal, das aus einem einzigen wuchtigen Steinblock gehauen worden war und mit ineinander verschlungenen, eingemeißelten Flachreliefs bedeckt ist. Das ganze Gefüge besteht nur aus Symbolen und stellt ohne Zweifel große astronomische Erkenntnisse dar und anderes Wissen in bezug auf alle die Dinge, die diese alten Völker mit vieler Mühe für kommende Zeitalter bewahren wollten. Die Gesichter und überhaupt die gesamten Reliefs sind in so unglaublicher Genauigkeit ausgeführt, daß selbst wenn man Greifzirkel und Millimetermaß gebraucht, kein Fehler in der Abmessung oder in der Symmetrie festgestellt werden kann.

Dr. Hewitt stand bei seinen Forschungen vor dem Problem, das Datum dieser vor der Inka-Zeit liegenden Ära festzustellen. Er erwähnt dabei den Ingenieur-Archäologen Arthur Posnansky, der im nahen La Paz lebte und den größten Teil seines Lebens der Erforschung dieses Gebietes widmete. Nach den Daten, die er über das Sonnentor und andere Dinge gewonnen hatte, schätzte Posnansky Tiahuanaco selbst älter als die Pyramiden von Ägypten! Aufgrund dieser Feststellung - eine Überzeugung, die der vorherrschenden Meinung ganz entgegengesetzt war - gab Dr. Hewitt folgenden Kommentar:

Das schlimmste bei seinen scharfsinnigen, - soweit wir erkennen können - vollkommen fehlerfreien mathematischen Beobachtungen und Berechnungen ist, daß er ein weit größeres Alter festsetzt, als irgendeiner von uns im College mit Hilfe der Planimetrie und Stereometrie eben kaum feststellen konnte. Himmelsbewegungen liegen außerhalb des Arbeitsgebietes eines Durchschnittsarchäologen. So nehme ich, in Bewunderung seiner überzeugenden Darlegungen, vor Posnansky den Hut ab; gehe dann weiter und verlege das Alter von Tiahuanaco aufgrund der üblichen Methoden der irdischen Archäologen in die Zeit, in die es gehört - sonst werfen die Berechnungen der gesamten amerikanischen Archäologie über den Haufen und beginnen von vorne. Tiahuanaco gehört in die Zeit vor den Inkas (4.-12. Jahrhundert n. Chr.). (Kursiv vom Verfasser)

Dieses Zitat spricht für sich selbst: Tiahuanaco muß einfach so alt sein und nicht älter, damit es in die gegenwärtigen Theorien über das Alter des zivilisierten Menschen Amerikas paßt. Das ist genauso als erklärte jemand, weil er nicht Naturwissenschaft studiert habe, müßte er an der Idee festhalten, daß die Erde flach und der Himmel einzig zur Erbauung des Menschen mit Sternen besät sei. Ohne Zweifel sollte jedoch, wie Dr. Hewitt selbst erklärte, die Wahrheit das Hauptziel sein und nicht blindes Festhalten an irgendeiner "Denkrichtung, Auslegung oder an einem Verfahren"!

bild_sunrise_21972_s48_1Seit Posnanskys Untersuchungen haben H. S. Bellamy und Peter Allan weiterhin versucht, die Inschriften auf dem Sonnentor zu erforschen und zu erklären. Dabei wurde gefunden, daß sie eine Menge verschiedener Daten enthalten, darunter einen genauen Sonnenkalender, die Daten der Tagundnachtgleichen und der Sonnenwenden, die Anzahl der synodischen Monate, die Schiefe der Ekliptik, die Ausdehnung von Tiahuanaco, die Anzahl der Sonnen- und anderen Finsternisse über und unter dem Horizont und noch vieles mehr. Alle diese Informationen sind von einem unbekannten Wissenschaftler, der Tausende, möglicherweise Zehntausende von Jahren vor Beginn der heutigen Ära lebte, in die symbolischen Darstellungen eines zehn Tonnen schweren monolithischen Sonnentores eingeschlossen worden.

Bildtext: Hauptfigur des Sonnenkalenders.

Zur Zeit seiner höchsten Blüte lag Tiahuanaco am Ufer des Titicacasees, denn es gibt Docks und Molen, die jetzt etwa 12 Meilen vom Wasser entfernt sind und an den Hängen liegen, an denen noch der frühere Wasserspiegel festgestellt werden kann. Der See selbst ist einzigartig: er liegt mehr als zwei Meilen über dem Meer, ist leicht salzig und enthält viele typische Meeresgeschöpfe, wie das Seepferd und verschiedene Krustentiere. Das und viele weitere Anzeichen deuten nachdrücklich auf eine frühere Verbindung des Sees mit dem Pazifischen Ozean hin. Im Zusammenhang mit diesen alten Erbauern gibt es viele Geheimnisse: Das offensichtliche astronomische Wissen, ihre Fachkenntnisse als Ingenieure, besonders beim Brechen von schwer zu bewältigenden Steinblöcken, von denen viele über hundert Tonnen schwer sind und deren Transport über den See (der jetzt 35 Meilen breit und 110 Meilen lang ist)! Die Stadt war ganz modern mit einem unterirdischen Entwässerungssystem, einer steinernen Wasserleitung mit genau abgestuften Rohren; gepflasterten Straßen; einem Kanal oder Stadtgraben mit einem Schleusentor, der sie umgab, usw.

Aber das bedeutendste Merkmal ist vielleicht die widersinnige Tatsache, daß ihre Terrassen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln jetzt in so großer Höhe liegen, daß dort nichts wächst. Die oberen Terrassen liegen tatsächlich über der immerwährenden Schneegrenze! Man muß zu dem Schluß kommen, daß sie einmal viele tausend Fuß tiefer lagen - wenn nicht, warum wurden sie dann gebaut? Doch, wann wurden sie gebaut? Der viel angefeindete Professor Posnansky schätzte für die Stadt ein Alter von 13 000 Jahren, und die Schätzung einiger neuerer Forscher geht noch weiter zurück. Doch selbst angesichts dieser Tatsache und einer Menge weiterer ganz offensichtlicher Beweise in Peru und anderen Gegenden halten die Wissenschaftler an ihrem Standpunkt oder an ihrer angenommenen Meinung fest: Nahezu alle großen vorkolumbischen Zivilisationen Amerikas gehören der christlichen Ära an.

Nun, was offenbart das alles? Vor allem, daß es sich bei autoritären wissenschaftlichen Erklärungen auf dem Gebiet der archäologischen Geschichte oft nicht um von Tatsachen abgeleitete Folgerungen handelt, sondern daß sie in der Hauptsache auf überlieferten Anschauungen gegründet sind. Es ist interessant, daß dort, wo mündlich weitergegebenes Wissen, die allgemein verbreiteten Legenden und Riten alter Völker, mit den wissenschaftlichen Ansichten übereinstimmen, diese weitgehendst herangezogen und als bestätigendes Zeugnis benützt werden. Wo aber solche Mythen oder Überlieferungen die Geschichte der Menschheit über Zehntausende von Jahren weiter zurückverlegen, wie es die meisten Mythen mit den jetzt versunkenen Inseln und Kontinenten zuweilen tatsächlich tun, und wenn sie gottgleiche Wesen als einflußreiche Mächte bei der Gestaltung der Vergangenheit des Menschen erwähnen, dann werden sie als einfältiger Aberglaube beiseite geschoben. Glücklicherweise ändert sich diese Einstellung langsam. Homers Schilderung des Trojanischen Krieges ließ Schliemann das vielschichtige Troja und später das, was er für das Grab des Agamemnon hielt, entdecken. In diesem Jahrhundert wurden zu Pylos der Palast des Nestor und andere mykenische Überreste ausgegraben, die die Daten, die in der Iliade und von den Historikern Pausanias und Diodorus von Sizilien angegeben wurden, bestätigen.1

Vielleicht kommt die Zeit schneller als man glaubt, wo die archaischen Überlieferungen sorgfältig nach tatsächlichen Gegebenheiten, die sie enthalten könnten, durchforscht werden, und vielleicht bedauern wir Menschen der Neuzeit dann die schonungslose Zerstörung der alten Schriften durch die Eroberer und Fanatiker in der ganzen Welt, denn diese sind oft die einzigen historischen Berichte, die wir besitzen. Ohne sie verbleiben viele frühere Zeitepochen vollkommen im Dunkeln und werden nur durch die Vermutungen moderner Theoretiker erhellt, die manchmal ganze Zivilisationen aus ihrer richtigen Lage reißen, um sie in erwünschtere historische Zeitabschnitte zu pressen, weil ihre Anschauung, was die Zeit anbetrifft, durch die darwinsche Überlieferung voreingenommen ist.

Eine verwickelte Sache! Die alten Philosophen begannen mit dem Menschen und entwickelten eine geschichtliche Weltanschauung, die den zyklischen Aufstieg und Niedergang einschloß, wobei sich Hunderte von rassischen und nationalen Einheiten von verschiedener Größe und Dauer überschnitten. Diese erstreckten sich vom auf Idealen beruhenden Leben des einzelnen Menschen bis zu dem von Nationen, von da zu den Stammrassen, wie der germanischen, der keltischen usw., und zu noch größeren Einheiten, die vielleicht einen Präzessionszyklus von 25 920 Jahren lang dauern. Daher kommt die Wechselbeziehung in beinahe allem archaischen Schrifttum zwischen der Geschichte der Völker und den Bewegungen der kosmischen Uhr. Dann kam die Familienrasse, wie die kaukasische, die mongolische usw., die sieben Präzessionszyklen währt; und schließlich folgten noch größere Perioden, die unterschiedlich als Unterrassen und Wurzelrassen etc. bezeichnet werden. Diese Ideen, die in H. P. Blavatskys Die Geheimlehre andeutungsweise dargeboten sind, werden, wenn sie auch für unsere orthodoxen Ohren heute seltsam klingen, besonders von jenen sofort als richtig erkannt, die glauben, daß die menschliche Evolution sowohl spirituell als auch physisch stattfindet und Tausende von Lebenszeiten in Myriaden Rassen erfordert.

Wenn man die vielen kleinen und großen Wirbel im Strom der menschlichen Evolution betrachtet, so ist leicht zu ersehen, wie schwierig es ist, das Alter der Überreste aus lange vergangener Zeit eindeutig festzustellen. Die Zeit der Entstehung der gigantischen Mauern von gleicher Struktur, die in verschiedenen Teilen der Welt gefunden wurden, wurde z. B. an einem Ort (Peru) als 1450 n. Chr. und an einem anderen Ort (Griechenland) mit 1450 v. Chr. festgestellt! Wer soll beurteilen, ob eine Ruine aus dieser oder jener Zeit stammt? Allzuoft finden wir, daß eine Zivilisation auf den Überresten einer anderen entsteht - dabei führen sie zeitlich weiter und immer weiter zurück. Wann hatte das alles seinen Anfang? Als z. B. der Gründer des Inkareiches nach Cuzco marschierte, geschah das auf gut ausgebauten Straßen, die von Menschen angelegt worden waren, deren bloße Existenz schon zu jener Zeit zur Legende geworden war.

Auf der ganzen Welt stehen Wächter aus längst vergangenen Zeiten: Städte, die jetzt Ruinen sind, herrliche Kunstwerke, kühne und geheimnisvolle Leistungen der Technik und der Astronomie. Diese sind zwar schweigsam, doch nicht ganz stumm. Was haben sie uns eigentlich über die Jahrhunderte hinweg zu sagen? Das ist das Rätsel, vor dem die Archäologen stehen. Doch da die Beweise immer zahlreicher werden, wird die Botschaft aus der Vergangenheit immer eindringlicher. Sie behauptet, daß der spirituelle Mensch unsterblich ist, und daß seine Zivilisationen, wenn sie auch nur vorübergehend existieren, doch eine bestimmte Dauer haben, mit ihrer Saatzeit, ihrem Wachstum, ihrer Blütezeit, ihrer Ernte und ihrem scheinbaren Tod, dem irgendwo ein Wiederaufleben folgt. Durch all diesen nicht endenden Wechsel streben die Menschenseelen neuen Wachstumsebenen zu, und die Evolution der Rasse bewegt sich schrittweise vorwärts.

Fußnoten

1. Die historische Stichhaltigkeit der Legenden und Mythen aus den Ländern am Mittelmeer wird von C. de Lovardo in seinem kürzlich erschienenen Buch Gods With Bronze Swords gut bewiesen. [back]