Informationen über Theosophie in anderen Sprachen:     ENGLISH    ESPAÑOL    ITALIANO    NEDERLANDS    РУССКИЙ    SVENSKA  

Gibt es Leben auf anderen Planeten?

Kannten die Alten andere Welten außer ihrer eigenen? ... Die Zeit ist für immer entschwunden, in der unsere frommen Vorfahren glaubten, daß unsere Erde im Mittelpunkt des Weltalls sei, und die Kirche und ihre anmaßenden Diener darauf bestehen konnten, daß die Meinung, irgendein anderer Planet könne bewohnt sein, als Lästerung betrachtet werden solle. Adam und Eva, die Schlange und die Erbsünde, gefolgt von der Versöhnung durch das Blut, sind allzu lange dem Fortschritte im Wege gestanden, und die universale Wahrheit ist so dem wahnsinnigen Dünkel von uns kleinen Menschen geopfert worden.

Was sind nun die Beweise dafür? Außer einem Beweise durch Schlußfolgerung und logisches Urteil gibt es keine für die Profanen. Für die Schüler der Theosophie, die an die durch zahllose Generationen von Sehern und Initiierten erlangte Erkenntnis glauben, sind die in den Geheimen Büchern dargebotenen Angaben vollständig hinreichend. Die allgemeine Öffentlichkeit braucht jedoch andere Beweise... Wir wollen uns dem Gegenstand von seinem allgemeinen Aspekt aus nähern und sehen, ob der Glaube daran gar so unsinnig ist, wie einige Gelehrte zugleich mit anderen Nikodemussen es haben möchten. Wenn wir an eine Mehrheit von bewohnten "Welten" denken, so bilden wir uns vielleicht unbewußt ein, daß sie der Kugel ähnlich sind, die wir bewohnen, und daß sie mit Wesen bevölkert sind, die mehr oder weniger uns selber gleichen. Und wenn wir das tun, so folgen wir nur einem natürlichen Instinkt. In der Tat können wir, so lange sich die Untersuchung auf die Lebensgeschichte dieser Kugel beschränkt, über die Sache mit einigem Nutzen nachsinnen, und uns mit einiger Hoffnung, zum mindesten eine intelligente Frage zu stellen, fragen, was die "Welten" seien, von denen in allen alten Schriften der Menschheit gesprochen wird? Aber wieso wissen wir (a) welche Art von Wesen die Kugeln im allgemeinen bewohnt, und (b) ob die, die höhere Planeten, als unseren eigenen regieren, nicht denselben Einfluß auf unsere Erde bewußt ausüben, den wir unbewußt ausüben mögen, sagen wir auf die kleinen Planeten (Planetoiden oder Asteroiden) auf die Dauer, indem wir die Erde in Stücke schneiden, Kanäle eröffnen, und dadurch unsere Klimate gänzlich verändern. Natürlich können die Planetoiden wie Cäsars Weib von unserem Verdachte nicht getroffen werden. Sie sind zu entfernt, usw. Wenn wir jedoch an esoterische Astronomie glauben, so sind wir dessen nicht so sicher.

Aber wenn wir unsere Spekulationen über unsere Planetenkette ausdehnen und die Grenzen des Sonnensystems zu überschreiten versuchen, dann handeln wir in der Tat wie anmaßende Narren. Denn - wenn wir auch das alte hermetische Axiom "wie oben so unten" annehmen - ebenso wie wir wohl glauben können, daß die Natur auf Erden die sorgfältigste Sparsamkeit entwickelt, indem sie jedes geringe und überflüssige Ding bei ihren wunderbaren Umwandlungen benützt, und sich zugleich niemals wiederholt, ebenso können wir mit Recht schließen, daß es in allen ihren unendlichen Systemen keine andere Kugel gibt, die dieser Erde so sehr ähnlich wäre, daß die gewöhnlichen Denkkräfte des Menschen imstande wären, ihr Aussehen und ihren Inhalt sich vorzustellen und wiederzugeben.

Und in der Tat finden wir in den Romanen sowohl, wie in allen sogenannten wissenschaftlichen Erdichtungen und spiritistischen Offenbarungen über Mond, Sterne und Planeten lediglich neue Verbindungen oder Abänderungen der Menschen und Dinge, der Leidenschaften und Lebensformen, mit denen wir vertraut sind, obwohl sogar auf den anderen Planeten unseres eigenen Systems die Natur und das Leben gänzlich verschieden sind von dem, was auf unserem eigenen herrscht. Swedenborg war hervorragend im Einprägen solch eines irrtümlichen Glaubens.

Aber noch mehr. Der gewöhnliche Mensch hat keine Erfahrung von irgendeinem anderen Bewußtseinszustande als von dem, an den ihn die physischen Sinne binden. Die Menschen träumen; sie schlafen den Tiefschlaf, der zu tief ist, als daß seine Träume einen Eindruck auf das physische Gehirn machen könnten; und in diesen Zuständen muß dennoch Bewußtsein sein. Wenn nun diese Geheimnisse unerforscht bleiben, wie können wir dann hoffen, mit Nutzen über die Natur von Kugeln zu spekulieren, die in der Ökonomie der Natur notwendigerweise Bewußtseinszuständen angehören, die anders und ganz verschieden sind von irgendwelchen, die der Mensch hier erfährt? ...

Doch bleibt die Tatsache bestehen, daß die meisten Planeten, ebenso wie die Sterne jenseits unseres Systems, bewohnt sind, eine Tatsache, die von den Männern der Wissenschaft selbst zugegeben wurde. Laplace und Herschel glaubten daran, obwohl sie sich wohlweislich unkluger Spekulationen enthielten; und dieselbe Schlußfolgerung wurde von C. Flammarion, dem wohlbekannten französischen Astronomen, ausgearbeitet und durch eine Reihe wissenschaftlicher Erwägungen unterstützt. Die Beweise, die er vorbringt, sind streng wissenschaftlich, und sind solche, die sich selbst an ein materialistisches Gemüt wenden, das von solchen Gedanken ungerührt bleiben würde, wie von denen des berühmten Physikers David Brewster, der schreibt:

Diese "unfruchtbaren Geister" oder "niedrigen Seelen", wie der Dichter sie nennt, die veranlaßt sein mögen, zu glauben, daß die Erde der einzige bewohnte Körper im Weltall ist, würden keine Schwierigkeit in der Vorstellung finden, daß auch die Erde unbevölkert gewesen sei. Und was mehr ist, wenn solche Gemüter mit den Schlußfolgerungen der Geologie bekannt wären, würden sie zugestehen, daß sie durch Myriaden von Jahren unbewohnt gewesen sei; und hier kommen wir zu dem unmöglichen Schlusse, daß während dieser Myriaden von Jahren sich nicht ein einziges intelligentes Geschöpf in den weiten Reichen des Weltenkönigs befand, und daß vor den protozoischen Formationen weder Pflanze noch Tier in der ganzen Unendlichkeit des Raumes existierte!1

Flammarion zeigt obendrein, daß alle Lebensbedingungen - selbst so, wie wir sie kennen - wenigstens auf einigen der Planeten vorhanden sind, und weist auf die Tatsache hin, daß diese Bedingungen auf ihnen viel günstiger sein müssen, als sie auf unserer Erde sind.

So treffen die wissenschaftliche Schlußfolgerung sowie auch beobachtete Tatsachen mit den Behauptungen des Sehers und mit der angeborenen Stimme im eigenen Herzen des Menschen zusammen in der Erklärung, daß Leben - intelligentes, bewußtes Leben - auch auf anderen Welten außer der unsern existieren muß.

Aber das ist die Grenze, über die hinaus die gewöhnlichen Fähigkeiten des Menschen denselben nicht tragen können. Zahlreich sind die Romane und Geschichten, einige rein phantastisch, andere starrend von wissenschaftlicher Kenntnis, die es versucht haben, das Leben auf anderen Kugeln vorzustellen und zu beschreiben. Aber alle ohne Ausnahme geben sie nur ein verzerrtes Abbild von dem Lebensdrama rings um uns. Entweder sind es mit Voltaire die Menschen unserer eigenen Rasse unter einem Mikroskop, oder mit de Bergerac ein anmutiges Spiel der Phantasie und Satire; aber immer finden wir, daß im Grunde genommen die neue Welt nur die ist, auf der wir selbst leben. So stark ist diese Neigung, daß selbst große natürliche, aber nicht initiierte Seher ihr zum Opfer fallen, wenn sie nicht geübt sind; ein Beispiel ist Swedenborg, der so weit geht, die Bewohner des Merkur, denen er in der Geisterwelt begegnet, in Gewänder zu kleiden, wie sie in Europa getragen werden!

Diese Neigung führt Flammarion weiter aus2:

Es hat den Anschein, als ob in den Augen der Verfasser, die über diesen Gegenstand geschrieben haben, die Erde der Typus des Weltalls wäre, und der irdische Mensch der Typus der Himmelsbewohner. Es ist im Gegenteil viel wahrscheinlicher, daß, da die Natur anderer Planeten wesentlich verschiedenartig, und die Umgebungen und Existenzbedingungen wesentlich abweichend sind, während die Kräfte, die der Schöpfung der Wesen und den Substanzen vorstehen, die in ihre wechselseitige Konstitution eintreten, wesentlich bestimmt sind, es folgen würde, daß unsere Daseinsart auf keinerlei Weise als für andere Kugeln passend betrachtet werden dürfe. Die, die über diesen Gegenstand geschrieben haben, haben sich von irdischen Ideen beherrschen lassen und sind daher in Irrtum verfallen.

Aber Flammarion verfällt selbst in den gleichen Irrtum, den er hier verdammt, denn er nimmt stillschweigend die Lebensbedingungen auf Erden zum Maßstabe, mit dem der Grad, bis zu dem andere Planeten für die Bewohnung durch "andere Menschheiten" geeignet sind, zu bestimmen ist ...

Wenn wir daher finden, daß in den Bibeln der Menschheit von "anderen Welten" gesprochen wird, so können wir mit Sicherheit schließen, daß sie nicht nur sich auf andere Zustände unserer Planetenkette und Erde beziehen, sondern auch auf andere bewohnte Kugeln - Sterne und Planeten; wobei übrigens niemals Spekulationen über die letzteren gemacht wurden. Das ganze Altertum glaubte an die Allgemeinheit des Lebens. Aber kein wirklich initiierter Seher irgendeiner gesitteten Nation hat jemals gelehrt, daß das Leben auf anderen Sternen nach dem Maßstabe des irdischen Lebens beurteilt werden könne. Was gewöhnlich unter "Erden" und "Welten" verstanden wird, bezieht sich (a) auf die "Wiedergeburten" unserer Kugel nach einem jeden Manvantara und einer langen Periode der Verdunkelung, und (b) auf die periodischen und durchgreifenden Veränderungen der Erdoberfläche, wenn Kontinente verschwinden, um Ozeanen Raum zu machen, und Ozeane und Meere gewaltsam verschoben und gegen die Pole gewälzt werden, um ihre Plätze neuen Kontinenten abzutreten. ...

So sagt Idra Suta (In Zohar, III. 292 c.):

Es gab alte Welten, die ebenso bald zugrunde gingen als sie ins Dasein traten; Welten mit oder ohne Form, die Scintillae genannt wurden - denn sie waren die Funken unter dem Hammer des Schmiedes, die nach allen Richtungen fliegen. Einige waren die ursprünglichen Welten, die nicht lange andauern konnten, weil der "Alte" - geheiligt sei sein Name - noch nicht seine Form angenommen hatte3, der Arbeiter noch nicht der "Himmlische Mensch" war.4

Hinwieder im Midrasch, der lange vor der Kabbalah des Simeon Ben Iochai geschrieben war, erklärt Rabbi Abahu: "Der Heilige, gepriesen sei sein Name, hat der Reihe nach verschiedene Welten erschaffen und zerstört, vor dieser."5

... Wenn wir daher von der "Zerstörung" der Welten lesen, so hat das Wort viele Bedeutungen, die in verschiedenen der Kommentare zum Zohar und in kabbalistischen Abhandlungen sehr klar sind. Wie anderwärts gesagt, bedeutet es nicht nur die Zerstörung vieler Welten, die ihren Lebenslauf beendet haben, sondern auch die der verschiedenen Kontinente, die verschwunden sind, sowie auch ihr Sinken und ihre geographische Ortsveränderung. ...

Wir wollen nun die mystischen Parabeln des Zohar verlassen und zu den festen Tatsachen der materialistischen Wissenschaft zurückkehren; zuerst jedoch ein paar aus der langen Liste der großen Denker anführen, die an die Mehrheit der bewohnten Welten im allgemeinen, und an Welten, die der unseren vorangegangen sind, geglaubt haben. Diese sind die großen Mathematiker Leibniz und Bernouilli, Isaac Newton selbst, wie in seiner Optik zu lesen ist; der Naturforscher Buffon; der Skeptiker Condillac; Bailly, Lavater, Bernardin de St. Pierre, und als Gegensatz zu den beiden letztgenannten - am wenigsten im Verdachte des Mystizismus stehend - Diderot und die meisten Schriftsteller der Enzyklopädie. Auf diese folgend kommt Kant, der Begründer der modernen Philosophie; die Dichterphilosophen Goethe, Krause, Schelling; und viele Astronomen, von Bode, Fergusson und Herschel bis Lalande und Laplace, mit ihren zahlreichen Schülern in den neueren Jahren.

bild_sunrise_41971_s136_1Eine glänzende Liste angesehener Namen; aber die Tatsachen der physikalischen Astronomie sprechen noch eindringlicher zugunsten der Gegenwart von Leben, und sogar von organisiertem Leben, auf anderen Planeten. So wurde in vier Meteoriten, die beziehungsweise zu Alais in Frankreich, am Kap der guten Hoffnung, in Ungarn, und wieder in Frankreich gefallen waren, bei der Analyse Graphit gefunden, eine Form des Kohlenstoffes, von der man weiß, daß sie auf dieser unserer Erde unwandelbar mit organischem Leben in Verbindung steht. Und daß das Vorhandensein dieses Kohlenstoffes nicht irgendwelcher innerhalb unserer Atmosphäre stattgefundenen Einwirkung zuzuschreiben ist, wird durch die Tatsache gezeigt, daß Kohlenstoff gerade im Zentrum eines Meteoriten gefunden worden ist; während in einem, der zu Argeuil in Südfrankreich im Jahre 1857 gefallen war, Wasser und Torf gefunden wurde, der immer durch die Zersetzung pflanzlicher Substanzen gebildet ist.

Und wenn man ferner die astronomischen Bedingungen der anderen Planeten untersucht, so ist es leicht zu zeigen, daß verschiedene von ihnen viel besser für die Entwicklung von Leben und Intelligenz eingerichtet sind - selbst unter den Bedingungen, mit denen die Menschen vertraut sind - als unsere Erde. Zum Beispiel ändern sich auf dem Planeten Jupiter die Jahreszeiten, anstatt zwischen weiten Grenzen, so wie unsere variieren, um fast unmerkliche Abstufungen, und dauern zwölf mal so lang als unsere. Infolge der Neigung seiner Achse sind die Jahreszeiten auf dem Jupiter fast gänzlich nur Folge der Exzentrizität seiner Bahn und ändern sich daher langsam und regelmäßig. Man wird uns sagen, daß kein Leben auf dem Jupiter möglich ist, da er sich in einem glühenden Zustand befindet. Aber nicht alle Astronomen stimmen dem bei. Zum Beispiel wird das, was wir sagen, von Flammarion behauptet; und der sollte es wissen.

Andererseits würde Venus für das menschliche Leben, so wie es auf Erden existiert, weniger geeignet sein, weil ihre Jahreszeiten extremer und ihre Temperaturschwankungen plötzlicher sind. ...

Aber solche Tatsachen und die Überlegungen, die sie veranlassen, haben nur Bezug auf die Möglichkeit, daß auf diesen Planeten menschliches Leben existiert, so wie es auf Erden bekannt ist. Daß einige von den Lebensformen, wie wir sie kennen, auf diesen Planeten möglich sind, ist seit langer Zeit vollauf bewiesen, und es erscheint durchaus nutzlos, auf Einzelfragen über die Physiologie usw. dieser hypothetischen Bewohner einzugehen, da der Leser am Ende doch nur zu einer imaginären Erweiterung der ihm vertrauten Umgebungen gelangen kann. Es ist besser, sich mit den drei Schlußfolgerungen zu begnügen, die Flammarion, den wir so ausführlich zitiert haben, als strenge und exakte Ableitungen aus den bekannten Tatsachen und Gesetzen der Wissenschaft aufstellt.

1) Die verschiedenen Kräfte, die beim Anbeginne der Entwicklung tätig waren, ließen eine große Verschiedenheit von Wesen auf den verschiedenen Welten entstehen; sowohl in den organischen, als auch in den anorganischen Reichen.

2) Die belebten Wesen wurden vom Anfang an in Rücksicht auf Formen und Organisationen in Wechselbeziehung mit dem physiologischen Zustande einer jeden bewohnten Kugel gebildet.

3) Die Menschheiten der anderen Welten unterscheiden sich von uns ebenso sehr ihrer inneren Organisation, als ihrem äußeren physischen Typus nach.

Endlich kann der Leser, der geneigt sein mag, die Triftigkeit dieser Schlußfolgerungen in Frage zu stellen, da sie der Bibel entgegengesetzt sind, auf einen Anhang in Flammarions Werk verwiesen werden, der diese Frage in den Einzelheiten behandelt. ...

In diesem Zusammenhange können wir uns wohl die Tage zurückrufen, an denen der flammende Eifer der ursprünglichen Kirche der Lehre von der Kugelgestalt der Erde aus dem Grunde entgegentrat, weil die Völker bei den Antipoden außerhalb des Gebietes der Erlösung stehen würden; und wiederum können wir uns daran erinnern, wie lange Zeit die entstehende Wissenschaft brauchte, um die Vorstellung von einem festen Firmamente zu brechen, in dessen Rinnen die Sterne zur besonderen Erbauung der irdischen Menschheit sich bewegten.

Der Theorie über die Rotation der Erde entstand eine gleiche Gegnerschaft - selbst bis zum Martyrium ihrer Entdecker - weil die Theorie, abgesehen davon, daß sie unser Gestirn seiner erhabenen Zentralstellung im Raume entkleidete, eine entsetzliche Verwirrung der Ideen in bezug auf die Himmelfahrt hervorbrachte - in dem die Ausdrücke "aufwärts" und "abwärts" als lediglich relative nachgewiesen wurden, was die Frage nach der genauen Örtlichkeit des Himmels nicht wenig kompliziert machte!6

Nach den besten modernen Berechnungen befinden sich nicht weniger als 500 000 000 Sterne verschiedener Größenklassen innerhalb der Sichtbarkeitsgrenze der besten Fernrohre. Was die Abstände zwischen ihnen anbetrifft, so sind sie unberechenbar. Ist da unsere mikroskopische Erde - ein "Sandkorn an dem unendlichen Meeresufer" - das einzige Zentrum intelligenten Lebens? Unsere eigene Sonne, selber 1 300 000 mal größer als unser Planet, sinkt neben der Riesensonne des Sirius zur Unbedeutendheit herab, und der letztere wird seinerseits von anderen Gestirnen im unendlichen Raume übertroffen. Die selbständige Vorstellung des Jehovah als des besonderen Beschützers eines kleinen und unbedeutenden halbmonadischen Stammes ist erträglich neben der, die fühlendes Dasein auf unsere mikroskopische Kugel beschränkt. Die ursprünglichen Gründe waren ohne Zweifel: (1) die astronomische Unkenntnis auf Seite der ersten Christen, verbunden mit einer übertriebenen Wertschätzung der eigenen Wichtigkeit des Menschen - eine rohe Form der Selbstsucht; und (2) die Furcht, daß, wenn die Hypothese von Millionen anderer bewohnter Welten angenommen würde, die zermalmende Erwiderung folgen werde: "Gab es dann für jede einzelne Welt eine Offenbarung?", was die Idee in sich schließt, daß der Sohn Gottes ewig gewissermaßen "die Runde macht." Glücklicherweise ist es jetzt unnötig, Zeit und Kraft mit dem Beweise der Möglichkeit des Daseins solcher Welten zu verschwenden. Alle intelligenten Menschen geben sie zu.

 

- Aus Die Geheimlehre Band II, Seite 739-749 (Übersetzung nach der original edition, 1888).

Fußnoten

1. Nachdem kein einziges Atom im ganzen Kosmos ohne Leben und Bewußtsein ist, um wie viel mehr müssen seine mächtigen Kugeln mit beiden erfüllt sein - obwohl sie versiegelte Bücher bleiben müssen für uns Menschen, die wir kaum auch nur in das Bewußtsein der uns zunächst stehenden Lebensformen eindringen können?

Wir kennen uns selber nicht; wie können wir dann, wenn wir niemals geübt und initiiert worden sind, uns einbilden, daß wir in das Bewußtsein des kleinsten der uns umgebenden Tiere eindringen können? [back]

2. Sûr la Pluralité des Mondes habités, Seite 439. [back]

3. Die Form des Tikkun oder des Protogonos, des "Erstgeborenen", d. i. die Universale Form und Idee waren noch nicht im Chaos widergespiegelt worden. [back]

4. Der "Himmlische Mensch" ist Adam Kadmon - die Synthese der Sephiroth, sowie "Manu Svayambhûva", die Synthese der Prajâpatis ist. [back]

5. Bereshith Rabba, Parsha IX. [back]

6. In dem gelehrten und witzigen Werk, Gott und sein Buch, von dem furchtbaren "Saladin" von agnostischem Ruf, erinnert die unterhaltende Berechnung, daß Christus, wenn er mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel aufgefahren wäre, noch nicht einmal den Sirius erreicht haben würde, lebhaft an die Vergangenheit. Sie erregt vielleicht einen nicht unbegründeten Verdacht, daß selbst unser Zeitalter der wissenschaftlichen Erleuchtung in seinen materialistischen Verneinungen ebenso gröblich absurd sein kann, als die Menschen des Mittelalters in ihren religiösen Behauptungen absurd und materialistisch waren. [back]