Die Rolle des Amateurs in der Wissenschaft - Ein Studium alter Karten
- Sunrise 2/1969
Im Namen untergegangener Reiche, die für uns einen zauberhaften Klang haben, wurden oft als bloße Worte angesehen, die aus Märchen fortleben, die prähistorische und spätere Volksstämme erfunden hatten, um sich die Zeit zu vertreiben, oder um ihre Vergangenheit zu verherrlichen. Zum Beispiel waren das Land der Sumerer und die Oberhoheit der Hethiter für unsere Großeltern legendär, aber durch die Ausgrabung umfangreicher Überreste in den letzten Jahrzehnten wurden sie für uns zu Völkern, die einst lebten. Eine Reihe erstaunlicher Entdeckungen deuten jetzt entschieden darauf hin, daß die meisten dieser "Geschichten" mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit enthalten. Ebenso interessant ist vielleicht die Tatsache, daß wir einen beträchtlichen Anteil unseres erweiterten Wissens den intuitiven Hinweisen von Amateuren verdanken.
Als W. J. Perry, von der Universität Manchester, im Jahre 1923 seine Theorie über die weltweiten Wanderungen der Ägypter des grauen Altertums veröffentlichte, die auf der Suche nach dem "Lebensspender" waren, wie er es nannte, - sie suchten nicht nur nach Nahrung, sondern auch nach magischen Substanzen, wie eine besondere Art Quarz, Gold, Türkis und andere Dinge, die wegen ihrer wirklichen oder symbolischen Eigenschaften, die ihnen anhaften sollten, sehr geschätzt waren - wurde er wegen seiner Bemühungen ausgelacht. Die in seinem Buch The Children of the Sun (Die Kinder der Sonne) beschriebene ausgedehnte Forschung über frühe Zivilisationen wurde als Phantasie eines Amateurs abgetan. Übrigens las er zu jener Zeit an seiner Universität über vergleichendes Religionsstudium! Einmal werden wir wohl auch sehen, daß die wahre Geschichte des Menschen nicht erkannt werden kann, wenn man sie willkürlich in religiöse, soziale, wirtschaftliche oder andere Abschnitte aufteilt und jeden Abschnitt in seinem isolierten Bereich von allen anderen absondert. Alle Kulturen, von der entferntesten Vergangenheit bis zur Gegenwart, bilden - so verschieden sie auch sein mögen - durch die charakteristische Art des menschlichen Lebens und Strebens ein zusammenhängendes Ganzes.
Perry widmete sein Buch dem bekannten australischen Anatomen Professor Grafton Elliot Smith, dessen Interesse sich der Ägyptologie zuwandte, als ihm einige in Neuseeland ausgegrabene Schädel zur Identifizierung gebracht wurden. Sie gehörten zur Art der Ägypter des Altertums, und es war ihm ein Rätsel, wie diese Menschen vor Tausenden von Jahren, bei der Beschaffenheit ihrer Schiffe, die entfernten Inseln von Neuseeland erreichen konnten. Ein weiteres Rätsel tauchte auf, als Professor Donald Thomson, kurz vor dem zweiten Weltkrieg, eine Expedition in das unerforschte Hochland von Neuguinea durchführte. Dort fand er einen Stamm, der von allen anderen Stämmen abgeschlossen war, in seinen eigenen Dörfern lebte und den Boden in der Art bebaute, wie sie in alten ägyptischen Hieroglyphen und Vignetten so naturgetreu dargestellt wird. Auch die Art der Kleidung und die Gewohnheiten der Dorfältesten, die Anhänger mit kartuschenähnlichen (längliche Umrahmung einer ägyptischen Hieroglyphe, die einen Königsnamen darstellt der Übersetzer) Insignien trugen, die den Rang anzeigen sollten, konnte man sehen.
Lewis Spence wurde zusammen mit anderen ernsthaften Amateuren wegen seiner Untersuchung der dürftigen Spuren des legendären Atlantis in Amerika, Spanien, auf den Inseln im Atlantik und in Teilen Afrikas ausgelacht. Die Flora, die Fauna, Gebrauchsgegenstände und auch allgemein gebräuchliche Symbole bildeten einen Teil seines Arsenals an Unterlagen. Wie vorauszusehen war, hatten die Experten schon im voraus bestimmt, daß Atlantis nur ein Phantasiegebilde sei, daß es nie einen Kontinent oder eine Insel gab, wie Plato sie beschrieben hatte.
Wir müssen Leo Deuel1 zustimmen, daß im vergangenen Viertel dieses Jahrhunderts so viele alte Manuskripte und ähnliche Gegenstände aufgefunden worden sind, daß eine Neubewertung der Zivilisationen, die vor unserer lagen, bereits überfällig ist. Einmal angenommene Theorien sterben jedoch schwer. Ein charakteristisches Beispiel dafür ist das vor kurzem entstandene Aufsehen, das durch die Veröffentlichung einer Seekarte und ihrer Geschichte durch die Yale-Universität entstand. Die Karte und ihre Geschichte bewiesen, daß die Wikinger bereits Jahrhunderte vor Kolumbus nach Amerika kamen, die Ostküste erforschten und sich sogar an einigen Orten ansiedelten. Außerdem behauptete Kolumbus selbst nur, daß er durch eine alte Karte, die er in Genua gesehen hatte, inspiriert worden sei! Daher sollte man gegen den Gedanken der früheren Erforschung und Besiedlung von Island, Grönland und Teilen des Festlandes von Amerika durch die altnordischen Völker nicht voreingenommen sein.
Nun, kaum hatte sich die Aufregung über die "Vinland-Karte" und auch über die ganze altnordische Atlantik-Saga gelegt, da platzte eine neue und viel aufregendere Bombe über unseren Köpfen: die Nachricht, daß ein türkischer Admiral des sechzehnten Jahrhunderts anscheinend eine Karte benutzt hatte, aus der ersichtlich war, daß sie auf Angaben basierte, die man schon erhalten hatte, als der antarktische Kontinent noch nicht mit Eis bedeckt war; das heißt zu einer Zeit vor mehr als 15 000 bis 20 000 Jahren. Diese, aus dem Jahre 1513 n. Chr. stammende Karte Piri Re'is, der nicht nur als Admiral im Dienst seines Landes stand, sondern auch ein mutiger Navigator war, immer begierig, unbekannte Küsten zu erforschen, enthält nicht nur seine eigenen kartographischen Aufzeichnungen, sondern auch die Kopie von Teilen einer viel älteren Karte, die er verstaubt in den königlichen Archiven von Konstantinopel fand.
Charles H. Hapgood, der bis vor kurzem Professor für Geschichte der Wissenschaft am Keene State College der Universität New Hampshire war, war von der Prüfung der Karte durch Kapitän A. H. Mallery vom hydrographischen Amt der U. S. Marine und den Nachforschungen von Pater Daniel L. Linehan, S. J., Direktor des Weston Observatoriums am Boston College in Massachusetts, gefesselt. Die Eigenartigkeit des Piri Re'is-Fundes regte Professor Hapgoods Wissbegierde so an, daß er seinen Studenten eine Forschungsaufgabe darüber gab.
Sowohl Mallery als auch Linehan waren überzeugt, daß ein Teil dieser Karte sehr alt gewesen sein muß und daß sie, da sie ein weites Gebiet umfaßte, nicht genau mit den eigenen Aufzeichnungen des Admirals übereinstimmte. Dieser ältere Teil schien außerdem auf eine weit größere Kenntnis für Kartographie hinzuweisen, als sie im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert anzutreffen war. Seit dem Mittelalter hielten sich die Seefahrer an "portolanos" - das sind mehr oder weniger genaue Seekarten, die es ihnen möglich machten, von Hafen zu Hafen zu reisen. Da einer die Karten des anderen benutzte und diese oft neu entworfen oder ergänzt wurden, enthalten viele von ihnen Teile, die älter waren, als die Neuanfertigungen. Kein geringerer Sachkundiger als A. E. Nordenskjöld - dessen großer Atlas mit solchen Seekarten eine authentische Informationsquelle ist - war der Meinung, daß gewisse Teile dieser Portolan-Karten auf sehr alte Quellen zurückgeführt werden müssen.
Warum übergab Professor Hapgood die Piri Re'is-Karte seiner Klasse zur Bearbeitung? Am Anfang seines neuen Buches2 - dem Ergebnis seines sieben Jahre währenden spannenden, wenn auch oft entmutigenden Forschens mit seinen Studenten - schreibt er:
Es war meine Gewohnheit zu versuchen, sie für Probleme zu interessieren, die an den Grenzen des Wissens liegen, denn ich glaube, daß ungelöste Probleme ihre Intelligenz und ihr Denkvermögen mehr anregen, als die in den Lehrbüchern bereits gelösten Aufgaben. Ich habe auch schon lange das Gefühl, daß der Amateur in der Wissenschaft eine viel wichtigere Rolle spielt, als gewöhnlich anerkannt wird. Ich lehre Geschichte der Wissenschaft und weiß wohl, in welchem Ausmaß die ursprünglichen Entdeckungen (manchmal "Durchbrüche" genannt) von den Experten der betroffenen Gebiete bekämpft wurden. Es ist unverkennbar eine Tatsache, daß jeder Wissenschaftler anfänglich eine Amateur ist. Kopernikus, Newton, Darwin waren alle Amateure, als sie ihre wichtigsten Entdeckungen machten, Durch langjährige Arbeit wurden sie Spezialisten auf dem von ihnen geschaffenen Gebiet. Indes der Spezialist, der daran geht, das zu lernen, was jeder andere vor ihm gelernt hat, wird kaum irgend etwas ganz Neues entdecken. Ein Experte ist ein Mensch, der auf seinem Gebiet alles oder beinahe alles weiß und gewöhnlich meint, daß er auf seinem Gebiet alles Wichtige weiß. Deshalb hat er eine unvernünftige Geringschätzung für Amateure, trotz der Tatsache, daß unzählige wichtige Entdeckungen auf allen Gebieten der Wissenschaft ihnen zu verdanken sind.
Seine Studenten, die mit offenen Augen an die gestellte Aufgabe herangingen, und deren Gemüter nicht durch vorher aufgestellte Theorien beeinflußt waren, lieferten sicherlich immer wieder bei der gewaltigen Arbeit, die erforderlich war, beachtliche Beiträge. Dabei standen ihnen fachmännische Kräfte der Kartographen der U.S.-Luftstreitkräfte und auch aus dem Zivilleben zur Verfügung, die ihre Arbeit während des ganzen Vorhabens überprüften. Schließlich kam man zu dem Ergebnis, daß der alte Teil der Piri Re'is-Karte Alexandrien als Mittelpunkt enthielt und die Küsten mit geringfügigen Fehlern eingezeichnet waren. Die Fehler entstanden durch einen Irrtum von Eratosthenes, einem griechischen Astronomen und Geographen des dritten Jahrhunderts v. Chr., der eine Zeitlang die berühmte Bibliothek in Alexandrien leitete.
Es besteht für uns keine Notwendigkeit, das technische Labyrinth zu durchstreifen, das zu der Entdeckung führte, daß sich die Karte aus dem Jahre 1513 auf eine alte alexandrinische Zeichnung stützte, die ihrerseits nach noch viel älteren Quellen hergestellt worden war, das heißt, nach voralexandrinischen Karten, "die den Fehler des Eratosthenes nicht enthielten."3 Das bedeutet, wie er sagt, "anscheinend ohne feststellbaren Fehler überhaupt." Er fügt hinzu, daß sichere Anzeichen, die einer unvoreingenommenen Prüfung wert sind, darauf hindeuten, "daß die Menschen, die die Karte ursprünglich hergestellt hatten, eine fortgeschrittenere Wissenschaft besaßen, als die Griechen."
Es wäre interessant, die Einzelheiten der genauen Darstellung der gesamten Küstenlinien von Afrika und Nord- und Südamerika mit der richtigen Lage der Inseln an der Mündung des Amazonas zu betrachten. Sie verraten, daß der ursprüngliche Plan viele Tausende von Jahren vor unserer Zeitrechnung angefertigt wurde. Noch besser wäre es jedoch, unser Interesse darauf zu konzentrieren, was Professor Hapgood und seine Studenten uns vorlegen, nämlich eine äußerst genaue und ins einzelne gehende Karte der Antarktis. Charakteristische Geländemerkmale unter der dicken Eisdecke, die erst verhältnismäßig spät durch Sonar, Radar und andere hochentwickelte Erfindungen unserer Betrachtung zugänglich gemacht wurden, erscheinen auf diesem Pergament. Wenn wir uns vorstellen, daß all dieses Wissen, das auf einer Karte aus alexandrinischen Zeiten ersichtlich ist, ganz abgesehen davon, daß es auch auf Karten zu finden ist, die noch viel älter sind als diese, dann müssen wir annehmen, daß Piri Re'is zumindest ein solches Wissen besessen oder die Mittel gekannt haben muß, um dahin zu gelangen. Da er über vierhundert Jahre vor uns lebte, ist es ein wenig peinlich, daß wir gedacht haben, wir hätten das alles in den 1960er Jahren entdeckt.
Aber das ist nicht alles, was das Buch interessant macht. Sein Untertitel lautet: Evidence of Advanced Civilization in the Ice Age. (Beweise für eine fortgeschrittene Zivilisation im Eiszeitalter.) Es enthält nicht nur reiches Material in Form mathematischer Angaben mit Dutzenden von Reproduktionen alter Karten, brauchbaren Nachträgen mit Beweismaterial, unterstützt durch Übersichten verschiedener Vermessungsspezialisten etc., sondern auch, und das ist vielleicht das Wertvollste, ein ganzes Kapitel, das "Einer Zivilisation, die verschwunden ist", gewidmet ist. Professor Hapgood glaubt, daß "lange bevor eine der bekannten Kulturen existierte, eine richtige, verhältnismäßig fortgeschrittene Zivilisation geblüht haben muß, die entweder in irgendeinem Gebiet lokalisiert war und weltweiten Handel getrieben hat, oder im wahren Sinne eine weltweite Kultur gewesen sein muß." Wenn das der Fall ist, dann verschwand diese Zivilisation so wie viele andere, die ihr nachfolgten und das, sagt er, "führt zu Folgerungen, die wir ernsthaft betrachten sollten."
Als Philosoph beklagt er die traurigen Berichte von der Zerstörung durch den Menschen, wobei dieser, wie es scheint, "fast ebensoviel zerstört, wie er erzeugt." "Besonders bestürzend" findet er das Verbrennen von Bibliotheken, wodurch das Erbe an Berichten aus Zeitaltern, aus denen auf allen Wissensgebieten gelernt werden konnte, nun für die Nachwelt verloren ging. Er kam zu vier hauptsächlichen Schlußfolgerungen:
Erstens, daß die angenommene Vorstellung von "der einfachen, gradlinigen Entwicklung der Gesellschaft" von der Kultur des Steinzeitalters durch die Bronzezeit und das eiserne Zeitalter nicht länger aufrecht erhalten werden kann. Auch heute noch "finden wir auf allen Kontinenten die Koexistenz primitiver Kulturen mit der fortgeschrittenen modernen Gesellschaft", und daher sollte es für uns erwiesen sein, daß vor 20 000 Jahren, oder noch früher, als die altsteinzeitlichen Menschen in Europa lebten, auf anderen Teilen des Globus "weiter fortgeschrittene Kulturen" blühten und, "daß wir einen Teil von dem geerbt haben, was diese einst besaßen und was von Volk zu Volk weitergereicht wurde."
Zweitens, daß jede Kultur "die Keime ihres eigenen Verfalls in sich trägt." Die Kräfte des Fortschritts und des Zerfalls existieren beide gleichzeitig, sie bauen auf und reißen nieder. Als Beispiel führt er den Untergang von Kreta und Troja im klassischen Altertum an und erinnert uns daran, daß beide "lange Zeit als Mythen betrachtet wurden."
Drittens, daß jede Zivilisation anscheinend mit der Zeit "eine für ihre eigene Zerstörung ausreichende Technik" entwickelte und unglücklicherweise davon Gebrauch gemacht hat. Er meint, daß wir anscheinend in die gleiche Richtung steuern, denn jetzt "haben wir atomare Mittel, um alles Leben auf Erden zu vernichten und der Zivilisation ein Ende zu bereiten."
Viertens, daß, je weiter eine Kultur fortgeschritten ist, "desto leichter kann sie zerstört werden." Als Beispiel führt er New York an. Was würden die in etwa 20 000 Jahren lebenden Archäologen finden, um "das geistige Leben" dieser Metropole wieder rekonstruieren zu können, wenn diese Stadt durch Bomben zerstört würde?
Der Autor berichtet, daß er als Knabe einen "schlichten, einfachen Glauben an den Fortschritt" hatte. Er konnte nicht glauben, daß die Menschheit rückwärts schreiten würde. Besonders bedauerte er die sinnlose Zerstörung von mindestens neunzig Prozent des gesamten Wissens aus dem Altertum, das der Mensch einst besaß. Doch trotz dieses tragischen Verlustes blieb uns "viel mehr erhalten, als manche Leute annehmen." Als er am Entwurf für die Karte des Jahres 1513 zu arbeiten begann, war ihm kein wirklicher Beweis für die Existenz "einer alten fortgeschrittenen Weltzivilisation" bekannt. Aber er machte die Erfahrung, daß "wir finden, was wir suchen". Eine Spur nach der anderen tauchte auf. Eine Spur, der er selbst nachging, ist die "runde Stufenpyramide" von Cuicuilco, ganz in der Nähe von Mexiko, die vor langer Zeit durch Lava eines nahegelegenen Vulkans zugedeckt worden war. Sie ist kein einfaches Gebäude oder ein Grabhügel, sondern ein komplizierter Steinbau, der auf "eine verhältnismäßig fortgeschrittene Gemeinschaft" hinweist. Obgleich die Geologen vermuteten, daß er vor ungefähr 7 000 Jahren erbaut wurde, schrieben die Archäologen ihn generell einem viel späterem Datum zu. Gesagt sei nur, daß ein amerikanischer Archäologe, Byron S. Cummings, der die Pyramide im Auftrag der mexikanischen Regierung ausgrub, durch aufeinanderliegende Lavaschichten und Ablagerungen vulkanischer Asche hindurchdrang und Überreste einer Kultur fand, die älter als die "archaische" und noch höher entwickelt war als diese. Er grub durch verschiedene Schichten bis zu achtzehn Fuß Tiefe und fand ein das Gebäude umgebendes Pflaster, das, wie es schien, gleichzeitig mit dem Gebäude entstanden sein mußte. Durch den Karbon-Test kam man zu einer Gesamtzahl von 6 500 Jahren. Professor Hapgood sieht in dem Alter der Pyramide von Cuicuilco eine Verbindung mit der wahrscheinlichen Existenz einer "weltweiten Kultur" vor vielen Jahrtausenden.
Da ihre Einteilung und die fortschrittliche Struktur auf ein fortgeschrittenes Volk hinweisen, das wahrscheinlich vor vier- oder fünftausend Jahren in Mexiko in seiner Blüte stand, ist es möglich, daß wir hier ein Überbleibsel des Volkes haben, das die ganze Erde umsegelte und das ein fortgeschrittenes Wissen besaß, das notwendig war, um unsere, aus alten Zeiten stammenden Karten, anfertigen zu können.
Wir wollen uns nicht länger mit den eindrucksvollen Einzelheiten dieses Buches, mit seinen erschöpfenden Studien über die Piri Re'is-Karte, den Portolan-Karten anderer Seefahrer und den klaren nüchternen Schlußfolgerungen des Autors, befassen und uns Plato zuwenden. Der griechische Philosoph war mit der Tradition der Mysterien verbunden (wie aus den in seinen Dialogen eingestreuten Bemerkungen und aus seinem siebenten und achten Brief ersichtlich ist) und dabei ist wahrscheinlich, unter dem Siegel der Geheimhaltung, Wissen weitergegeben worden. Was wir von ihm besitzen, ist nicht einmal alles, was einst vorhanden war. Professor Hapgood beklagt, daß die uns zur Verfügung stehenden literarischen Überreste, die Plato zugeschrieben werden, nur "seine volkstümlichen Werke" sind ..., "seine bedeutenden wissenschaftlichen und technischen Werke" sind für uns verloren gegangen - dazu gehören auch die Lehren, die seinem engeren Schülerkreis gegeben wurden. Was Aristoteles betrifft (der nebenbei gesagt, nie diesem Kreis angehörte), so erwähnt der Autor, daß wir mit Ausnahme der Constitution of Athens (Staatsverfassung der Athener) keine authentische literarische Arbeit von ihm besitzen. Alle anderen Arbeiten "sind nur Aufzeichnungen seiner Schüler, die gesammelt und herausgegeben und wieder neu herausgegeben wurden." Er fährt fort: "Wenn ich an die Art der Notizen denke, die sich meine Studenten während der Vorträge machen, schaudert mich durch und durch, und ich möchte wissen, wieviel von den Gedanken des Aristoteles tatsächlich noch übriggeblieben ist."
Was hat Plato über seine legendären Atlantier zu sagen und über die Ursache ihres kataklysmischen Unterganges durch Erdbeben und Überschwemmung, die nur einen Tag und eine Nacht dauerten? Er schreibt ihnen großes und umfassendes Wissen zu. Ihre Fertigkeiten entsprachen denjenigen unseres eigenen technokratischen Zeitalters, vielleicht wurden sie auch noch von ihnen übertroffen. Wie Kritias berichtet, war am Anfang alles in bester Ordnung. Unter ihnen waren "wahre und in jeder Hinsicht große Geister, die Güte und Weisheit vereinten." Aber mit der Zeit, als "die göttliche Natur zu oft und zuviel mit dem Sterblichen vermischt wurde, gewann die menschliche Natur die Oberhand. ... Sie benahmen sich in ungehöriger Art und Weise und wurden immer mehr verdorben." Die aus der Betrachtung ihrer Errungenschaften hervorgehende Selbstgefälligkeit führte zu ihrem Niedergang. Was sie in selbstsüchtiger Berauschung schufen, prallte mit Macht auf sie selbst zurück, und verschlang sie. Müssen wir ihren Spuren folgen?
Jetzt scheinen die inzwischen verblaßten Legenden, die in den meisten Gegenden noch als Märchen zu finden sind und von unseren Vorfahren, als sie jung und noch frei von Arglist waren, ersonnen wurden, durch hier und dort gemachte Entdeckungen bestätigt zu werden - nicht zuletzt durch die intuitive Einsicht solcher Menschen wie Prof. Hapgood und seiner Studenten, die mit der Begeisterung des echten Amateurs in den Karten, Dokumenten und den schweigsamen Überresten alter Tempel keine langweiligen Dinge sehen, sondern Hinweise aus alter Zeit auf die vergessene Menschheitsgeschichte.
Fußnoten
1. Siehe Testaments of Time, besprochen in Sunrise, deutsche Ausgabe, Heft 2/1967 Seite 58 [back]
2. Maps of the Ancient Sea Kings, Evidence of Advanced Civilization in the Ice Age, von Charles H. Hapgood, F.R.G.S. Chilton Books, New York, 1966; 315 Seiten, illustriert, $ 14.50. [back]
3. kursiv von dem Autor [back]