Informationen über Theosophie in anderen Sprachen:     ENGLISH    ESPAÑOL    ITALIANO    NEDERLANDS    РУССКИЙ    SVENSKA  

Eine neuentdeckte, alte Wissenschaft

Wir bleiben dabei, unsere technische Zivilisation als eine Art evolutionären Höhepunkt zu betrachten, als das Endresultat eines allmählichen, Zeitalter langen Fortschritts, der sich entwickelte seit die Menschheit, wie angenommen wird, aus dem Tierreich hervorging; und das, obwohl die Beweise immer mehr zunehmen, daß es in der Vergangenheit Kulturen gab, deren Errungenschaften in Kunst, Architektur, Astronomie und sogar auf unserem eigenen Spezialgebiet - der Physik - offenkundig überall großartig waren. Die Mythen aller Völker sind voll von wissenschaftlichen Wahrheiten, von denen wir manche nicht verstehen, weil sie außerhalb unseres persönlichen, auf Erfahrung beruhenden Wissens liegen; andere sind im Lichte unserer heutigen Entdeckungen, die oftmals eine Kopie jener des Altertums darstellen, klar zu erkennen. Von diesen wird mit Erstaunen Kenntnis genommen: Wie konnten 'primitive' Völker einen genauen Kalender ersinnen oder riesige Bauten errichten, in dunklen Höhlen farbenreiche, nicht verblassende Bilder malen oder Ozeane ohne Navigationsgeräte befahren! Wir schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, nehmen die Tatsache als erstaunlich hin, und - damit ist die Sache erledigt.

Kürzlich wurde festgestellt, daß Planeten aufeinander einwirken, daß beträchtliche elektrische und magnetische Kräfte den Globus, auf dem wir leben, beeinflussen, daß unser Sonnensystem ein kompliziertes Netz von Kraftfeldern ist, daß jeder Himmelskörper einer unsichtbaren Spur folgt und auf seiner Reise andere Himmelskörper beeinflußt. Dieses 'neue' Wissen war in alten Zeiten unzweifelhaft schon bekannt. Solche Kräfte erhielten Namen, und ihre Eigentümlichkeiten wurden in Relation zu irdischen Ereignissen gebracht. Mit der Zeit, als das Verständnis der Wissenschaft immer differenzierter wurde, waren diese Übermittlungen nur noch in volkstümlichen Erzählungen eingefügt, von denen die Überreste noch immer in Form von Mythen vorhanden sind. Die legendären Bewohner des Olymps oder des altnordischen Asgard wurden - an Stelle der Naturkräfte - 'Götter', die über die Erde und ihre Bewohner herrschten. Ihre komplizierten Wechselwirkungen wurden zu Familienstreitigkeiten, Intrigen und Liebesabenteuern. Aber eine kosmische Kraft bleibt auch unter einem anderen Namen eine Kraft, mit der gerechnet werden muß, und so wurde jetzt entdeckt, daß Planeten und Sterne das Leben auf Erden in einer bisher ungeahnten Weise beeinflussen.

Die internationale Gesellschaft für Biometeorologie und die Gesellschaft für biologische Rhythmen sind zwei gelehrte Körperschaften, deren Mitglieder sich um eine neue Einstellung zur Astrologie bemühen, die eine anerkannte Wissenschaft war, bevor sie in ihrer Praktik entartete und als Aberglauben in Verruf kam. Beim Studium der Rhythmen und der Umwandlung biologischer Organismen, ihrer Reaktion auf Reize und darauf, wenn sie ausfielen, wurde festgestellt, daß Tiere und Pflanzen, Bakterien und Insekten auf enorm lange Wellen von niederer Frequenz und sehr geringer Energie, sowie auf schwache Gammastrahlen reagieren - auf Kräfte, die so fein sind, daß man sie für zu geringfügig hielt.

Michel Gauquelin, der an der Sorbonne promovierte und gegenwärtig am Psychophysiologischen Laboratorium der Straßburger Universität in Frankreich eine Forschung durchführt, hat kürzlich eine spannende wissenschaftliche Arbeit1 veröffentlicht. Sie behandelt den Einfluß feiner Veränderungen im elektromagnetischen Feld der Erde auf irdische Organismen, die wiederum durch verschiedene planetarische Stellungen und durch die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne verursacht werden, die die ganze Materie des Globus in einen unnachsichtigen Gezeitenkreislauf zwingen. Der Autor weist darauf hin: "Da Wasser fremdartige physikalische Eigenschaften besitzt, die uns innig und beständig mit kosmischen Kräften verbinden", und unser Körper ebenso ungewöhnlich empfindlich auf elektromagnetische Veränderungen reagiert, können unsere Körper, auf Grund ihres hohen Wassergehaltes, diesen unterworfen sein.

Über die Astrologie schreibt er in seiner Einführung:

Der Irrtum bestand darin, daß man versuchte, kosmische Funktionen vermittels okkulter Eigentümlichkeiten zu erklären, die die Himmelskörper offensichtlich nicht besitzen können.

Während er später sagt:

Künstliche Satelliten haben gezeigt, daß der "äußere Raum" in Wirklichkeit nicht leer ist, sondern mit verschiedenen Kraftfeldern angefüllt ist, die die Erde beständig beeinflussen.

Der Einwand der Wissenschaft richtet sich, wie man sieht, gegen die Anwendung des Ausdrucks 'okkult'. Vor einem Jahrzehnt waren die magnetosphärischen Wirbel der Planeten, die ein ununterbrochenes Ballett in den Kraftfeldern der Sonne und der Milchstraße tanzen, unbekannt, d. h. 'okkult', verborgen. Abgesehen von der Semantik, besteht wenig Unterschied zwischen den Ideen der alten Astrologie und der modernen Wissenschaft, da nach den Worten von John Lear, wissenschaftlicher Schriftleiter der Saturday Review (2. März 1968), "der Planet jetzt als ein lebender Körper anerkannt wird, mit einem Puls, der so aktiv ist, wie der des menschlichen Blutstromes." Es wurde nachgewiesen, daß "biologische Erscheinungen von einer Reihe kosmischer Rhythmen abhängen." Einer der bemerkenswertesten davon ist wahrscheinlich der Sonnenfleckenzyklus, der nicht nur beobachtbare Wirkungen auf Radioübertragungen hat, sondern auch auf Krankheits- und Todesfälle, auf Geisteskrankheiten, auf das Gerinnen von Blutserum, auf 'abweichende' chemische Reaktionen (bis jetzt unerklärliche Abweichungen) und auf den Stromverlust in aufladbaren Batterien. Es wäre höchst seltsam, wenn gesunde Menschen nicht ebenfalls auf verschiedene Weise durch die Schwankungen im Elektromagnetismus, der das Kraftfeld ihres Körpers umgibt, beeinflußt würden. Dr. H. Burr von Yale meint: "Das menschliche Gehirn und das zentrale Nervensystem im allgemeinen sind die vollendetsten Stationen für den Empfang magnetischer Wellen, die in der Natur bekannt sind."

Diese ziemlich neuen Entdeckungen bestätigen die Richtigkeit der alten Anschauungen, daß gewisse Jahreszeiten für die Erde und ihre Bewohner kritisch sind. Was den Menschen als integralen Teil des Sonnensystems anbetrifft und die Eigenschaften und charakteristischen Merkmale des Menschen als Repräsentanten universaler Eigenschaften und charakteristischer Merkmale, so erkannten sie, daß die Konjunktion zweier Planeten eine besondere Beziehung zum menschlichen Wachstum hat, und zwar nicht nur auf dem physischen, sondern auch auf nicht-physischen Gebieten der Natur. Der archaischen Wissenschaft entsprechend beschreibt die Umlaufbahn der Erde mit ihren zwei Sonnenwenden und ihren zwei Tagundnachtgleichen ein unsichtbares Kreuz im Raum. Jede dieser vier Stationen bringt ein Einfließen von Energien mit sich, die aufbauend oder zerstörend angewendet werden können. Im Menschenreich gibt es an diesen kritischen Punkten einen Faktor der Entscheidung, der eng mit dem freien Willen verbunden ist: Gelegenheit zur Erweiterung des Bewußtseins mit der Möglichkeit, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden.

Diese 'heiligen Jahreszeiten' waren eng mit den Legenden verbunden, die das Leben aller spirituellen Lehrer und Erlöser umgeben. Von jedem wurde gesagt, daß er zur Wintersonnenwende 'geboren' wurde. Jesus und Quetzalcoatl wurden zur Frühlings-Tagundnachtgleiche symbolisch an das kosmische Kreuz 'geschlagen'. Tatsächlich bildet die christliche Messiasgeschichte eine enge Parallele zu den Überlieferungen über Krishna, Mithras, Osiris, Dionysius, Baldur, den Buddha und viele andere. Die sich wiederholende Verbindung ihrer Geburt mit der Wintersonnenwende ist scheinbar ohne größere Bedeutung. Sie muß dennoch einen bedeutsamen Sinn haben, weil in den meisten Fällen das betreffende spezielle Jahr, ja sogar das Jahrhundert außer acht gelassen wurde. Die Betonung der Jahreszeit ist ein wichtiger Schlüssel für etwas, über das unsere Zivilisation nichts mehr weiß. Die Verkündigung der jungfräulichen Mutter und die Kreuzigung sind in zu vielen messianischen Legenden enthalten, um bloßer Zufall zu sein.

Die Zeitrechnung der Hindus, die so langandauernde Perioden umfaßt, daß sie Geburt und Tod und mehrmaliges Hervorkommen und wieder Vergehen im Leben eines Planeten (oder einer Sonne) einschließen, erwähnt des öfteren einen Zyklus von 4320 Jahren, sowie Bruchstücke davon oder auch mehr. Von einer solchen Periode oder einem solchen yuga wird gesagt, daß es zwei messianische Zyklen umfaßt. Jesus oder der spirituelle Führer, dessen Tätigkeit und Lehren später aufgezeichnet wurden, und die einen größeren Umfang haben als die vier Evangelien im Neuen Testament einnehmen - kann im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung gelebt haben, oder auch nicht. Der 'Stern im Osten', der seine Geburt anzeigte, kann sich auf ein Syzygium mehrerer Planeten beziehen.

Mrs. Judith Kyrala, Leiterin des Planetariums an der Universität des Staates Arizona sagt, daß nach "Berichten von Sternforschern aus Ägypten, Arabien, Syrien und China" im Jahre 6 v. Chr. eine Konjunktion von Jupiter, Saturn und Mars stattfand. Hat diese ungewöhnliche Konjunktion das heilige Ereignis angekündigt? Oder hat möglicherweise hundert Jahre früher eine andere Gruppierung von Planeten den großartigen Anblick geboten, auf den Bezug genommen wird. Das Ausrichten von Mond, Venus, Merkur und der Sonne mit der Erde in einer geraden Linie wurde sinnbildlich mit den drei Magiern verbunden, die "Gaben überbrachten", wie die ihnen gegebenen Namen anzudeuten scheinen. Kaspar oder Hermes, der ägyptische Thoth ist Merkur, der Erklärer, der Bote der Götter; Melchior oder Luzifer, der Lichtbringer, ist die Venus; während Balthasar, der Herr der Reichtümer oder der Herr der Gefangenen, für den Mond steht. Der 'leitende Stern' mag sehr wohl in die Geschichte eingefügt worden sein, um es zukünftigen Astronomen zu ermöglichen, die Zeit des Erscheinens dieses Avatâras und die wahrscheinliche Wiederkehr des zyklischen Ereignisses zu berechnen.

Bei statistischen Aufzeichnungen, die große Bereiche umfassen, hat Dr. Gauquelin eine bestimmte Verwandtschaft zwischen menschlichen Gruppen und den planetarischen Konstellationen zur Zeit ihrer Geburt gefunden: Menschen, die zu gewissen Berufen neigen, oder die bestimmte natürliche Talente besitzen, stehen unter einem gemeinsamen astrologischen Einfluß. Das heißt nicht, daß sie von den präsidierenden Planeten mit diesen charakteristischen Merkmalen ausgestattet wurden:

Sehr einfach, die Laufbahn des Kindes hängt von der genetischen Struktur seines Organismus ab; in der Stunde der Geburt offenbart die Stellung der Planeten diesen genetischen Faktor in einer nicht vorherzusehenden Weise.

Wenn dem so ist, müssen wir auch zugeben, daß ein Kind bereits einen Charakter besitzt oder ein ausgeprägter Charakter ist, der seine Eltern mit deren bestimmten Kombinationen genetischer Eigenarten schon vor der Geburt 'auswählte' und genau zur rechten Zeit unter den vorherbestimmten Bedingungen geboren wird. Nimmt man die Reinkarnation als Wahrscheinlichkeit an, so wird jedes Erscheinen eines neugeborenen Kindes zu einer karmischen Notwendigkeit. Es ist die unumgängliche Wahl des neueintretenden Egos für alle Verhältnisse, die für seine nächste Klasse in der Schule des Lebens geeignet sind, einschließlich der entsprechenden Positionen und elektromagnetischen Einflüsse aller Teile des Universums, in dem wir wohnen. Mit den Worten des Autors:

Der Mond und die Planeten sind nicht die übernatürlichen Bestimmer unserer Zukunft. Zur Zeit der Geburt steuert der Himmel nichts bei, was das Kind nicht schon besitzt. Die Wirkung der Sterne verändert den Charakter des Neugeborenen nicht und lenkt die Zukunft weder in eine glückliche noch in eine unglückliche Richtung. Die eigenwillige Macht der Sternengötter wurde, wenn überhaupt, durch den indifferenten Einfluß des Standes der Planeten verdrängt.

Diese Planetenstellungen sind dann einfach Anzeiger des Charakters, nicht seine Erzeuger, was viel mehr mit der alten Astrologie übereinstimmt, als mit dem abweichenden astrologischen Aberglauben, der von der festen Vorstellung beeinflußt ist, daß jede Seele bei der Geburt neu geschaffen wird.

Dr. Gauquelin bezieht sich auf die Smaragdene Tafel des Hermes:

Es ist Wahrheit, keine Lüge, es ist wahr und ganz gewiß: Das, was hoch oben ist, ist wie das, was unten ist und das, was unten ist, ist wie das, was hoch oben ist.

Und er fährt fort:

Die moderne Wissenschaft hat den okkulten Aspekt dieser ehrwürdigen Lehren nicht bewahrt. Der Himmel ist kein magischer Spiegel, in dem unsere Freuden und Leiden widergespiegelt werden. Aber die Wissenschaft lehrt uns, daß das ganze Universum in einem Wassertropfen reflektiert wird, daß die kosmischen Rhythmen für das Fortbestehen des Lebens notwendig sind. Daraus können wir entnehmen, daß unser Körper tatsächlich mit unsichtbaren Fäden an den Kosmos gebunden ist, wovon man früher eine unklare Vorstellung hatte. Doch diese Fäden werden nicht von den Planetengöttern in Händen gehalten, die uns wie Puppen handeln lassen; es sind Kraftfelder, die als Elektrizität, Magnetismus und Gravitation bekannt sind.

Er ruft uns die Alchimisten ins Gedächtnis zurück, die sich bemühten, Blei in Gold zu verwandeln, wenn die Sterne günstig standen. "Die Wissenschaft hat das Suchen nach dem Stein der Weisen aufgegeben", aber vielleicht wird die Wissenschaft der Zukunft, die das Studium des menschlichen Bewußtseins in seiner umfassenden Bedeutung einschließt, das Geheimnis der Umwandlung des unedlen Metalls der Persönlichkeit in das wahre Gold spirituellen Verstehens mit Hilfe der natürlichen magnetischen Strömungen wiederentdecken, die in uns, rund um uns und durch uns fließen.

Fußnoten

1. The Cosmic Clocks: From Astrology to A Modern Science von Michel Gauquelin. Henry Regnery Company, Chicago, 1967. 250 Seiten, $ 4.95. [back]