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DNS ist nicht alles!

Die Aufteilung der Gesetze der Natur unter die verschiedenen Wissenschaften ist ein menschlicher Einfall; die Natur ihrerseits ist ein integrales Ganzes.

- Dr. Barry Commoner

 

 

 

Es gibt zwei verschiedene Arten eine Landschaft zu betrachten. Wir können sie als ein Ganzes oder in Teilen sehen. Worin liegt nun ihre Schönheit? Sehen wir zuerst alle Einzelheiten, die verschiedenen Farben und Bestandteile, als bestünde das Bild nur aus getrennten Einzelteilen, die nahe beisammenstehen und sich in unserem Gemüt irgendwie verschmelzen? Oder spricht uns zuerst die gesamte Szenerie an, wobei wir im Panorama jene harmonische Verschmelzung all dessen empfinden, das tief im Innern eine intuitive Antwort hervorruft? Das sind weitgehende Fragen, die Ideen enthalten, die Jahrhunderte hindurch erörtert wurden, da sie nicht nur die Kunst oder die natürliche Schönheit betreffen, sondern auch hervorragender Stoff für philosophisches, wissenschaftliches und religiöses Denken sind. Es ist interessant zu beobachten, daß die gleiche Art einer neuen Betrachtungsweise unter den Wissenschaftlern zu finden ist.

In gewissen Zweigen ihrer Arbeit ging die Tendenz in den verschiedenen vergangenen Jahrzehnten dahin, materialistisch zu denken. Im besessenen Streben nach den Früchten überspezialisierter Forschung und Erfindung sind viele erprobte und geprüfte Grundsätze - besonders die ethischen - all zu übereilt beiseite geschoben worden. Aber in der Wildnis dieser unfruchtbaren Philosophie sind neue Stimmen zu hören, die unsere Aufmerksamkeit wieder auf einige grundlegende Begriffe lenken, die in dunkle Ecken verstaut waren. Nicht wenige sind erschreckt über die Anzeichen der Gefahr, die durch unsere Selbstsucht und durch unsere Gleichgültigkeit entsteht, die wir den anderen gegenüber, oder auch gegen das ganze System der Erde zeigen.

Was immer wir auch tun, unbesonnen oder nicht, muß die Umgebung, von der wir ein Teil sind, beeinflussen. Darauf wird besonders auf dem Gebiet der Biologie hingewiesen. Autoren wie Lancelot L. Whyte zeigen wie notwendig es ist, den planmäßigen Aufbau, der als wesentlicher Faktor im Leben zu sehen ist, zu studieren. Andere, wie E. L. Grant Watson berichten von der Zusammenarbeit nicht verwandter Arten und behaupten, das geschehe durch Impulse einer unerforschten Kraft, die unsere Welt und vielleicht den ganzen Kosmos zu durchdringen scheint. Manche Gelehrte gehen mehr von Eigenbeobachtungen aus und sagen, es sei eine Täuschung anzunehmen, daß in einem Vacuum eine genaue Forschung stattfinden kann: daß zwischen dem im Laboratorium sich an der Arbeit befindlichen forschenden Geist und dem anderen Aspekte der menschlichen Natur in Wirklichkeit keine Trennung sein kann, da sie alle in seinem Charakter als eine Wesenheit vereinigt sind. Wenn ein Wissenschaftler tätig ist, so ist er nach dieser Auffassung eben nicht nur eine Art verfeinertes Instrument, wie ein Computer oder mentaler Apparat, sondern er ist ein lebendiger Organismus, bei dem, bei allem was er tut, viele wenn nicht alle seine verschiedenen Eigenschaften beteiligt sind.

In einem der neuesten Bücher, das diesen Stoff behandelt oder erörtert, bekräftigt der Biologe Dr. Barry Commoner1 die Verpflichtung der Wissenschaftler ganz eindeutig und weist auf die Probleme hin, die sich durch ihre Erfindungen ergeben, da sie anderes Leben auf Erden beeinflussen können. Immer und immer wieder betont er, daß die Wissenschaftler für alles was sie tun eine moralische Verantwortung haben - sie können der Verantwortung für die Anwendung ihrer Entdeckungen nicht entgehen.

Diese ernste Angelegenheit des weit verbreiteten Einflusses wissenschaftlicher Forschung und Technologie wird in einem kürzlich in Washington vom Unterkommitee des Kongresses für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung veröffentlichten Bericht noch besonders betont. Der Bericht warnt vor "gefährlichen Nebenwirkungen", die auf den Mißbrauch natürlicher Hilfsquellen durch den Menschen folgen, wie die verschiedenen Verunreinigungen durch Maschinen und Ausscheidungen von Abfallprodukten in die Luft oder ins Wasser. Es wird auch von der psychologischen Reaktion gegen die zunehmende Mechanisierung der Erziehung bei den Studenten gesprochen, die sich dagegen auflehnen "wie IBM-Karten behandelt zu werden", und die Allgemeinheit ist schon seit langem Druck und Spannungen ausgesetzt, die die Folge der Automation und der Aufbürdung einer Lebensart sind, "für die die Menschen nicht ausgerüstet sind."

Dr. Commoner betont, daß die Welt und all ihre Geschöpfe und Materie, Substanz und Energie - ein Ganzes, die Biosphäre, bilden.

Die Biosphäre ist ein wunderbar verschlungenes System, das die Leben der Millionen Arten von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen mit einander verbindet; die täglichen und jahreszeitlichen Veränderungen in Licht und Dunkelheit; die Myriaden von Bewegungen des Windes und des Wassers, die das Wetter ergeben; die jahreszeitlichen Änderungen im Wachstum lebender Dinge und in der physischen Umgebung; die gradweise erfolgende Veränderung in der Chemie der Erdoberfläche im Verlauf der Jahre und die unaufhörlichen evolutionären Veränderungen der vererbten Eigenschaften der Organismen, die sie bewohnen.

Auf diese Weise zieht alles seine Existenzmittel aus dem gemeinsamen Reservoir. Das empfindliche Gleichgewicht dieses organischen Systems stören, heißt, für jeden Einzelnen Unheil heraufbeschwören.

Die erste Unausgeglichenheit wurde bereits durch Atomexplosionen und durch den Abschuß von Raketen erzeugt, was durch die Torheit des Van Allen Gürtel-"Experimentes" im Juli 1962 noch übertroffen wurde. Die Verschmutzung des Wassers in der Natur durch moderne Reinigungsmittel, die sich nicht wie Seifenrückstände auflösen, hat weiterhin zur Ausrottung vieler Tiere geführt, von denen die Ökologie der Welt abhängt. DDT hat sicherlich vernichtet, was wir Seuchen nennen, aber es hat auch das Gleichgewicht der Biosphäre beträchtlich verändert - jene Verschmelzung von Funktion und Leben, die unter allen Geschöpfen wirkt. Das Versäumnis der Physiker, Chemiker und anderer Forscher, innezuhalten und die möglichen Wirkungen ihrer Arbeit auf die Biologie unseres Globus zu erwägen, ehe sie mit ihren Experimenten in großem Maßstabe begannen, hatte in der Tat unheilbringende Folgen.

Doch das sind nicht die einzigen wichtigen Gesichtspunkte dieses Buches, so wesentlich ihre Beachtung für die Zukunft und die Art zivilisierten Lebens, die wir als selbstverständlich annehmen, auch sein mag. In seiner Hauptthese beschäftigt sich der Autor mit den gefährlichen Fehlern im grundsätzlichen Verhalten der Wissenschaft, und mit der Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Einfluß auf die gesamte Politik und auf die ganze Welt. Im Verlauf dieser Untersuchung werden zwei eng verwandte Themen behandelt: erstens, das "Gesicht", das die Biologie gegenwärtig trägt, und zweitens, die Rolle des berühmten DNS (Desoxyribonukleinsäure)-Moleküls bei der Bildung und Aufrechterhaltung des Lebens.

Was das erste betrifft, so wird darauf hingewiesen, daß es irreführend ist, die Biologie von 1966 als Janus darzustellen, der das eine Gesicht der Vergangenheit und das andere der Zukunft zuwendet. Der Unterschied, der gewöhnlich zwischen klassischer und Molekularbiologie gemacht wird, ist in Wirklichkeit nicht richtig, jedenfalls nicht bei genauer Prüfung: Bevor in unserer heutigen Zeit die Zelle bis ins kleinste und scharfsinnigste analysiert wurde, wurde sie als die kleinste Einheit organisierten Lebens betrachtet. Ihre Existenz und ihre Funktionen wurden als ein Ganzes studiert. Nachdem Mikroskope entwickelt und vervollkommnet und enorm verstärkt worden waren, erfolgte die Isolierung der chemischen Substanzen in der Zelle. Immer größere Spezialisierung eröffnete neue Wege. Sie liefen in fein voneinander getrennten Richtungen und verminderten die Erkenntnis, die für eine, sich auf das ganze Gebiet erstreckende Zusammenarbeit, notwendig ist.

Eine Nebenerscheinung, die dabei auftrat, war indessen das Ineinandergreifen von Biologie und Chemie. Die Suche nach dem "letzten chemischen Element", das verdiente das "Lebenszentrum" genannt zu werden, konnte gegebenenfalls das "goldene Vlies" sein, das den Wissenschaftlern vorschwebte und das sie reizte. Diese Aussicht genügte natürlich, um sicher zu sein, ihr Ziel erreicht zu haben, als sie das DNS-Molekül entdeckten. Das DNS-Molekül besteht aus einer enormen Ansammlung Tausender von Atomen, die sich in ein paar Elementen gruppieren und sich in ihrer allgemeinen Anordnung in zwei sich umeinander drehende Spiralen spalten. In der Zusammensetzung dieser Elemente gibt es fast unendliche Möglichkeiten, so daß keine Wesenheit irgendwelcher Art genau das gleiche DNS-Muster hat, wie ein anderes. Die in einem Individuum von den älteren neu gebildeten Zellen erzeugen jedoch dieselbe ursprüngliche Formel. Der Gedanke, das irgendetwas ganz sicher all diese komplizierten Vorgänge anordnen muß, die in dem grundlegenden Plan und in den verschiedenen Abweichungen in jedem Organismus als solchem vorgesehen sind, hat bisher noch nicht die Aufmerksamkeit der Biochemiker erregt.

Weitere Forschung hat gezeigt, daß das DNS nicht der einzige Faktor bei der Übertragung der Erbanlagen ist, obgleich es zuerst der endgültige "Erbfaktor" innerhalb der Gene, die sich wiederum zusammentun, um die Chromosomen zu bilden, bezeichnet wurde. Das DNS braucht einen "Boten", der die "Instruktionen" zu den Bestandteilen, die neue Zellen bilden, trägt. Auch dieser wurde gefunden und RNS (Ribonukleinsäure)-Molekül genannt. Noch später wurde klar, daß außer diesem ein Enzym oder ein organischer Katalysator notwendig ist, um bei der Bildung einer neuen Zelle als Beschleuniger zu wirken oder den Vorgang der Zellenteilung in Gang zu halten.

Dr. Commoner betont, daß die Wissenschaftler, die das DNS und seinen Gefährten RNS in Starrollen im Drama des Lebens hervorhoben, der Bedeutung der anderen Faktoren in dem Spiel aber keine Beachtung schenkten. Wenn sich ein DNS-Molekül in dem Reagenzglas reproduziert, dann ist das neue Molekül nicht genau das Duplikat des alten - es wurden Abweichungen im Inhalt und in der strukturellen Form beobachtet. Er verurteilt daher den von jenen eingenommenen dogmatischen Standpunkt, die sagen, DNS-RNS seien die letzten Faktoren im Leben. In diesem Zusammenhang ist es angemessen einen wichtigen Ausspruch von ihm zu zitieren:

Die grundlegende Frage ist, ob das DNS eine unabhängige Norm darstellt, die von sich aus bestimmt, ob der Organismus eine Schildkröte oder ein Tiger ist. Eine solche Schlußfolgerung ist nicht auf experimentelle Erfahrung begründet, sondern ist ein Dogma.

Wenn Sie durch meine Worte schockiert sind, so will ich schnell hinzufügen, daß es nicht meine eigenen Worte sind. Der Ausdruck "zentrales Dogma" wird in der gegenwärtigen wissenschaftlichen Literatur oft gebraucht, um die Prinzipien zu beschreiben, von denen angenommen wird, daß sie die beherrschende Rolle des DNS bei der Vererbung erklären.

Nachdem er einige Beispiele von dieser Gepflogenheit in der Literatur und auf wichtigen wissenschaftlichen Konferenzen brachte, gibt er eine weitere Erläuterung, die auf den Kern des ganzen Problemes hinweist:

Wenn schon ein Motto notwendig ist, dann nicht: "DNS ist das Geheimnis des Lebens", sondern "das Leben ist das Geheimnis des DNS."

Nur verhältnismäßig wenige von den 150 Seiten dieses Buches sind dem DNS und dem Leben gewidmet, aber diese sind gedrängt voll von konzentrierter Beweisführung und von Tatsachen, auf die man bei der Arbeit im Laboratorium gestoßen ist. Es besteht hier keine Notwendigkeit uns mit Einzelheiten zu befassen, aber überzeugendes Material zur Wiederbelebung der Idee wird geboten, daß in erster Linie die Zelle selbst von Bedeutung ist, wenn man nach dem Schlüssel zum Verständnis des Lebens sucht.

Die Mischung in der Retorte des Chemikers ist tot, ganz gleich wieviele Bestandteile sie enthalten mag, aber die gleichen Bestandteile umspannen ein System, das lebendig ist, wenn sie von der subtilen Struktur der Zelle organisiert sind.

Was bedeutet das? Dr. Commoner sagt, wenn eine Zelle zerlegt und dann unter den Linsen als ein aus verschiedenen Bestandteilen und Eigenschaften bestehender, einfacher Organismus studiert wird, ist sie tot. Was auf dem Objektträger des Mikroskopes übrigbleibt, sind nur die Bestandteile der einst lebenden größeren Wesenheit. Wenn diese getrennten Teile später in einer Retorte wieder vereinigt werden, entsteht keine neue Zelle. Deshalb ist die Zelle mehr als die Gesamtsumme all ihrer im Laboratorium entdeckten wahrnehmbaren Bestandteile. Es ist noch ein "Unbekanntes" vorhanden, das sich allein durch die Funktion der Zelle zeigt. Überdies ist anzunehmen, daß diese Sachlage auch auf die weitere Umgebung der Welt als Biosphäre angewandt werden kann.

Das alles scheint darauf hinzuweisen, daß das DNS mehr sein muß, als eine Ansammlung unbeseelter Chemikalien, da es den Zellen hilft in der Einheit des Lebens mitzuschwingen. Irgend etwas tritt in die Mischung geeigneter Bestandteile ein, und zur rechten Zeit und unter den richtigen Umständen, hält es sie zusammen und vereinigt sie zu einem lebensfähigen Organismus.

Dr. Commoner möchte jedoch nicht beschuldigt werden, er rühre den altmodischen Begriff wieder auf, daß "irgendeine immaterielle, bei wissenschaftlicher Analyse gänzlich unerfindliche 'Lebenskraft' ... der sonst leblosen Substanz der Zelle 'Leben' hinzufügt." So geht er diesem Problem, was es in diesem Punkte einzuschließen scheint, nicht ganz auf den Grund. Er glaubt, sein x-Faktor hat seinen Ursprung im als ein Organismus funktionierender Organismus - daß eine zusammengesetzte Wesenheit eine zusätzliche Fähigkeit besitzt, die sich aus ihrer bloßen Existenz ergibt. Er nimmt die Physik zuhilfe, um den Gedanken zu erläutern, daß Systeme auf Grund ihrer Zusammengesetztheit oder ihrer inneren Einrichtung "Eigenheiten zeigen können, die im Verhalten ihrer isolierten Teile gar nicht wahrnehmbar sind."

Er bezieht sich zum Beispiel darauf, was mit den Metallen geschieht, wenn ihre Temperatur sehr tief, bis in die Nähe des absoluten Nullpunktes, gesenkt wird. Die kalten Metalle übertragen noch Elektrizität, selbst noch nach Monaten, wenn der Strom längst abgeschaltet war. Bei Metallen mit gewöhnlicher Temperatur ist dagegen der Strom sofort weg, wenn er abgeschaltet wird. Er erklärt, daß sich die Elektronenteilchen in den Metallen bei sehr kalten Temperaturen irgendwie zu einem einzigen elektrischen Feld vereinigen, während sich die Elektronen bei höheren Temperaturen wie Einheiten einer Gemeinschaft benehmen. Folglich, so sagt er, braucht man nicht anzunehmen, daß eine geheimnisvolle "Lebenskraft" mitwirkt. Trotz gebührender Achtung kann man aber auch anderer Meinung sein. Wohin wir uns auch immer wenden, finden wir Beispiele von Organisation und Planung. Das kann nicht Zufall sein! Die Kompliziertheit des DNS, die in einem so kleinen Bereich zu beobachten ist, sowie das umfassende Wirken einer Übergalaxie auf oder in Übereinstimmung mit magnetischen "Gesetzen", gibt die Antwort, daß es wahrscheinlich indiskutabel ist, all diese immer wiederkehrende Gesetzmäßigkeit sei das Ergebnis von bloßem Zufall oder ein Fall zufälliger Ereignisse. Wenn man von einem einzigen auch noch annehmen könnte, daß es ein Zufall war, bei den unzähligen Milliarden und Billionen solcher Phänomene kann man das nicht!

Was kann man dann annehmen? Daß hinter oder besser innerhalb der Phänomene die bloße Idee steht - die unsichtbaren Anlagen, die die immateriellen Tätigkeiten des Bewußtseins sind. Die Vitalität des magnetischen Feldes leitet ihre Essenz aus dem Gebiet des Bewußtseins ab, und das materielle Universum unserer Sinneswahrnehmungen und unseres Denkens wäre daher eine Art Verdichtung im magnetischen Feld. Da jedes Atom mit Elektrizität geladen ist - wie jedes Partikel in ihm - hat selbst das allerkleinste Ding, das wir uns vorstellen können, seinem Charakter nach ein magnetisches Feld. Die Wissenschaftler sind noch nicht imstande uns zu sagen, was ein magnetisches Feld, oder irgendein anderes Feld, wirklich ist. Sie sagen uns wie es wirkt, etwas über seine Funktion und über eine oder zwei Eigenschaften, die es besitzt, aber das ist alles. Dieses Thema "Feld" verdient tatsächlich diese umfassende Erforschung und den Einsatz, die gegenwärtig darauf verwendet werden.

Die Philosophie könnte Klärung bringen, wenn man sich ihrer bedienen würde. Die in den Upanishaden Indiens dem akasa - den "leuchtenden" Äthern des Raumes, die im wesentlichen dem Äther der Stoiker entsprechen - zugeschriebenen Eigenschaften scheinen dem wissenschaftlichen Begriff vom magnetischen Feld bemerkenswert nahe zu kommen. Beide sind polar, d. h., sie sind positiv und negativ und erstrecken sich in einem ununterbrochenen Zusammenhang vom allerfeinsten bis zum dichtesten Aspekt des Ganzen. Von beiden wird angenommen, daß sie die Kräfte hinter den Szenen sind, die auf der offenen Bühne der täglichen Ereignisse jene Dinge verursachen, die für alle sichtbar sind, wenn man nur hinsieht. Die Bindeglieder, die alle Dinge miteinander verbinden, bilden die verschiedenen Klassen von Wesenheiten, von denen die Hindus, die Gnostiker und andere Philosophen die Vorstellung hatten, daß diese eine "Leiter des Daseins" bilden, die sich von den atomistischen bis zu den himmlischen Sphären erstreckt. So finden wir hier ein weiteres Beispiel, daß eine einfache Betrachtung des Lebens möglich ist, die zugleich wissenschaftlich, philosophisch und religiös ist. Anstatt als zwei sich gegenseitig ausschließende Wege das unermeßliche Panorama zu betrachten - entweder als Einheit oder als bloße Summe getrennter Teile - kann eine Verschmelzung beider stattfinden.

Dr. Commoners Appell an die Wissenschaftler, zusammenzustehen und es zu unterlassen Versuche und Eingriffe in grossem Maßstabe durchzuführen, ehe den Wirkungen ihrer Arbeit auf die Umgebung der Welt entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet wurde, ist mehr als überzeugend; es ist für uns alle eine lebenswichtige Angelegenheit. Wir sind nicht nur für uns selbst und füreinander verantwortlich, sondern für die Gesamtheit allen irdischen Lebens.

Fußnoten

1. Science and Survival, The Viking Press, New York, 1966. 150 Pages $ 4.50 [back]