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Colonel Arthur L. Conger

Colonel Arthut L. CongerAus dem Amerikanischen übertragen.
Ursprünglich veröffentlicht in Theosophical History (7:1), Januar 1998, herausgegeben von James A. Santucci, CaliforniaState University, Fullerton
Überarbeitete Fassung mit zusätzlichem Material
Alle hier abgebildeten Photographien stammen aus den Archiven von The Theosophical Society
Gemälde auf dem Titel von Justin C. Gruelle

@ 1998 Theosophischer Verlag der Stiftung der Theosophischen Gesellschaft Pasadena, Eberdingen

 


Colonel Arthur L. Conger

von
Alan E. Donant

In den ältesten indischen Aufzeichnungen, den großen Upanishaden und den früheren vedischen Hymnen, gibt es die vage Überlieferung, dass die Brāhmaṇen nicht von Beginn an die spirituellen Lehrer Indiens waren, dass sie ihr erstes Wissen von den Königlichen Weisen der Rasse der Rājanya oder Kshatriya erhielten.

– CHARLES JOHNSTON 1

Ein Mensch, der sowohl militärischen als auch religiösen Überzeugungen dient, stellt eine Herausforderung für unsere Vorstellung von Spiritualität dar. Einige von diesen Menschen – wie Aśoka – erkannten ihr inneres Potential in einer Reaktion auf die Greuel des Krieges. Andere, wie Mark Aurel, der sich immer inmitten wiederkehrender Kämpfe befand – gestalteten ihr ganzes Leben von innen heraus. Theosophie und die moderne theosophische Bewegung wurden von Menschen mit militärischer Erfahrung bestens repräsentiert: Oberst Henry S. Olcott, General Abner Doubleday, Oberstleutnant E. L. Thompson von der Theosophischen Gesellschaft Kanada und sogar H. P. Blavatsky, die in der Schlacht bei Mentana in der Nähe Roms ernsthaft verwundet wurde – um nur einige zu nennen.

Mein Interesse für Arthur Latham Conger jun. wurde geweckt, als ich ein Portrait von ihm sah (siehe Umschlag). In seinem Gesichtsausdruck lag Strenge, Freundlichkeit und eine gewisse Freiheit; und eine weitere Qualität, die ich zunächst nicht erfasste, aber verstehen lernte. Er war ein früher Theosoph, der als Student, Soldat und spiritueller Mentor bedeutsame Zeiten durchlebte. In jeder dieser Lebensphasen, die hier kurz in Augenschein genommen und dokumentiert werden, erkennen wir theosophische Prinzipien, die über das Geschriebene hinaus in das tägliche Leben reichen.

Die Familie Conger kam Mitte des 17. Jahrhunderts nach Amerika und ließ sich anfangs in Newby, Massachusetts, nieder. 1667 zogen Congers um und beteiligten sich an der Gründung der Stadt Woodbridge, Middlesex County, New Jersey. Am 18. März 1669 nahmen sie an der ersten Landverteilung teil und erhielten 170 Morgen. 2 Am 30. Januar 1872, mehr als zweihundert Jahre später, wurde in Akron, Ohio, Arthur L. Conger jun. geboren. Er war das zweite von vier Kindern. Sein Vater, nach dem er benannt wurde, war in geschäftlichen, militärischen und zivilen Belangen erfolgreich tätig. Er war Direktor vieler Firmen, nahm am Bürgerkrieg teil und wurde später Oberst; er war ein bundesstaatlicher und nationaler Leiter der Republikanischen Partei und Freimaurer (Grad des Tempelritters im York-Ritus und 32. Grad im schottischen Ritus).

Arthur Juniors Mutter, Emily Bronson Conger, war ebenso bemerkenswert. Ihr Ururgroßvater war Chirurg in der Armee Washingtons und ihr Großvater war einer der ersten Siedler von Ohio gewesen. Sie hatte Einfluss in Organisationen wie Daughters of the American Revolution, Order of the Eastern Star und Women’s Relief Corps. Sie war Autorin von An Ohio Woman in the Philippines. 3 1903 wurde sie Ärztin, spezialisierte sich auf Osteopathie und gehörte somit zu einigen der Vorreiter auf diesem Gebiet weltweit. 4

Eines der ersten bemerkenswerten Ereignisse in Arthur Juniors Leben fand im Alter von 13 Jahren statt. Sein 19 Jahre alter Bruder Kenyon wurde in einen Unfall mit einem Rennrad verwickelt. Die Verletzungen waren schwer; und wie es damals üblich war, empfahl der Arzt eine einjährige Auslandsreise als bestes Heilmittel. Infolgedessen befanden sich Arthur, Kenyon und Miss Marie Parsons – Professorin für europäische Geschichte am Buchtel College in Akron – eine Woche später auf hoher See. 5 Arthur schreibt darüber:

Wir hatten keinen bestimmten Plan, sondern reisten, wohin wir Lust hatten; und blieben in jedem Land und an jedem Ort so lange, wie wir es interessant und sinnvoll fanden. Bis Dezember hatten wir die Britischen Inseln und einen Großteil des europäischen Kontinents ‘erledigt’. Zu Weihnachten trafen wir uns mit der Familie in Rom, und diese schlug eine Fortsetzung unserer Reise vor, um auch die Mittelmeerländer und den Nahen Osten zu bereisen. Wir willigten ein. 6

Noch als Teenager hatte Arthur die Gelegenheit, Phillips Brooks (1835-1893) zu treffen, einen außergewöhnlichen Prediger in Boston, der möglicherweise Einfluss darauf genommen hat, wie Conger sein spirituelles Leben betrachtete. Im Jahre 1945 erinnerte sich Colonel Conger in einem Brief an einen jungen Suchenden an

eine Konversation … mit Phillips Brooks, dem außergewöhnlichen spirituellen Lehrer des letzten Jahrhunderts. Ich erzählte ihm, dass ich mich auf das Priesteramt vorbereiten wolle und fragte ihn, wie ich das angehen sollte. Er antwortete: „Jeder Mensch ist ein Geistlicher. Du bist zu jung, um schon zu entscheiden, welche Art von Priester du sein wirst.“ 7

Conger-Jugendlicher

Abbildung 1 Conger im Alter von 18 als Harvard-Student

 

1890 schrieb sich Arthur in Harvard ein. Er war Mitglied des Fecht-Teams, des Schach-Clubs und des Whist-Clubs, des Institute of 1770, DKE (Delta Kappa Epsilon) und im April 1892 beteiligte er sich an der Komposition der Musik für die jährlich veranstaltete Dickey-Aufführung. 8 Anlässlich des Berichts zum fünzigsten Jahrestag der Klasse von 1894 beschrieb er seine vorbereitende Ausbildung und seine Jahre in Harvard:

Mein großes Glück war, dass ich zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung in Harvard zwei Gelehrte als Latein- und Griechischlehrer gewählt hatte, die wirklich die Philosophie und Religion der Alten kannten und interpretieren konnten. Der nächste Schritt in meiner Ausbildung bestand in der Erforschung orientalischer Religionen, und bei diesem Studium spielte George Cabot Lodge eine führende Rolle. Wir hatten mehr gemeinsame Interessen – von unserem Musikgeschmack bis hin zur Liebe für gute Literatur – als das bei allen anderen Freundschaften der Fall war. 9

Interessanterweise war einer von Congers Klassenkameraden in Harvard Elliott Baird Coues, Sohn von Elliott B. Coues, bekannt wegen seines ungerechtfertigten öffentlichen Angriffs auf die Theosophische Gesellschaft, Oberst H. S. Olcott, H. P. Blavatsky und W. Q. Judge in der New York Sun vom Sonntag, dem 20. Juli 1890. (Dieses eine ganze Seite umfassende angebliche Interview war grob und verletzend; eine Verleumdungsklage wurde sowohl gegen Dr. Coues als auch The Sun erhoben. Siehe The Path, Vol. V, August 1890, S. 153, Widerruf von The Sun).

Alle Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, auf die hier nicht besonders verwiesen wird, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena in Kalifornien.


Theosophie

Während seiner Zeit in Harvard entdeckte Conger die Theosophie. Am 16. Juni 1892 10 wurde er als Mitglied der Theosophischen Gesellschaft eingeschrieben. Diese frühe Periode beschrieb er folgendermaßen:

Claude Falls Wright, ein freiwilliger Mitarbeiter der Amerikanischen Theosophischen Gesellschaft, kam nach Boston und machte den Vorschlag, einen Studenten-Zweig der TG in Harvard einzurichten. Er konnte sechs von uns für ein organisatorisches Treffen gewinnen und beantragte die Gründungsurkunde. Mr. Judge hatte Zweifel, ob etwas dabei herauskommen würde, aber er stellte eine Gründungsurkunde aus. Die neue Loge hielt im Frühling diesen Jahres ungefähr ein Dutzend Zusammenkünfte ab, bis die Prüfungen und das heiße Wetter den Versammlungen ein Ende setzten. Mr. Wright wurde an einen anderen Ort abberufen, und ich wurde dann von der Harvard- zur Cambridge-Loge versetzt, die damals als Zweig bezeichnet wurde. 11

Wem auch immer sie begegneten, mit jedem diskutierten Arthur Conger und George Lodge in dieser Zeit über verschiedene Aspekte orientalischer Religion und Philosophie. Sie taten ihr Bestes, um die jungen, episkopalen Priester zu bekehren, von denen sie zum Essen und zu abendlichen Gesprächen eingeladen wurden. 12

Gegen Ende des Jahres 1892 wurde Conger im Alter von 20 Jahren, von George D. Ayers für die Esoterische Sektion der Theosophischen Gesellschaft (ES) vorgeschlagen. W. Q. Judge wartete zwei Jahre, bis zum November 1894, bevor er ihn aufnahm. 13 Eine seiner Sponsorinnen war damals Margaret Loring Guild (geb.?-1945), eine Theosophin aus Boston, die später Mrs. A. L. Conger werden sollte. 14 1894 war sie Sekretärin der New England Theosophical Corporation, Boston, Massachusetts, und eine der gewandteren theosophischen Rednerinnen jener Zeit.

Im selben Jahr machte Conger seinen Abschluss in Harvard und stand schwierigen Problemen mit seinen Eltern gegenüber. Am 12. Dezember 1887, während seiner Prüfungsvorbereitungen, erhielt er einen Brief von seinem Vater, in dem dieser den Wunsch zum Ausdruck brachte, einer seiner beiden Söhne solle ihm in seinem Verlagsgeschäft nachfolgen.

Mein lieber Whittie – Meinem Versprechen Folge leistend nehme ich die erste Gelegenheit wahr, dich darüber zu informieren, dass ich ein sehr erfreuliches Gespräch mit dem ehrenhaften William Henry Smith, General Manager der Associated Press, hatte; und er stimmte zu, mir die Nachmittags-Berichterstattung für Akron zu überlassen, wann immer ich möchte, aber aufgrund des langen Dienstes bei der Beacon konnte er mir das Exklusivrecht nicht einräumen, aber das macht mir nichts aus. Er möchte, dass ich einen Pool gründe, um den Cleaveland Leader aufzukaufen – aber das ist sehr vertraulich. Ich werde es mir überlegen. Irgendwann möchte ich, dass einer von euch Jungen eine Zeitung übernimmt – aber das liegt in weiter Ferne. Als erstes muss Harvard abgeschlossen werden. Dann werden wir eine Co-Partnerschaft von „Conger & Sons“ bilden und werden alle in allem zusammenhalten und zusammenstecken und uns immer zur Seite stehen; und das [ist], was ich von euch Jungs jetzt und für die Zukunft erwarte, denn in Einigkeit liegt große Stärke – ich freue mich jeden Tag, dass du in Cambridge so gut untergebracht bist. Mit sehr viel Liebe für Euch alle, glaube mir, wie immer dein Vater.

A. L. C.

Beide Eltern hatten jedenfalls erwartet, dass Arthur (oder Whit, wie er von der Familie seiner ständigen Schnitzereien wegen [to whittle = schnitzen, Anm. d. Ü.] als Knabe genannt wurde) Priester werden wollte. Er sagte, dass er nicht länger an diese Dinge glaube. Seine Mutter entgegnete ihm, dass er nicht genügend über das Christentum wisse, um es abzulehnen, dass er nicht Priester werden müsse – er könnte alles werden, was er wollte –, aber er sollte zumindest versuchen, seinen Eltern zuliebe herauszufinden, was die Religion bedeutet. Im Alter von 22 Jahren schrieb er sich als Anwärter für die Priesterweihe in das Episcopal Theological Seminary in Cambridge ein und schloss das erste Jahr ab. Die Dinge liefen so gut, wie man es erwarten konnte. Er studierte die Sacred Books of the East, das Griechische Neue Testament und die Hebräische Torah. 15

Unter dem für seine Klavierstücke wohlbekannten amerikanischen Komponisten Edward MacDowell (1861-1908) setzte er auch sein Studium der Musik-Komposition fort. Sie wurden enge Freunde, und Arthur wurde wie ein Familienmitglied behandelt. 1895 luden ihn die MacDowells ein, sie im Sommer nach Vevey in der Schweiz zu begleiten, und er willigte freudig ein. Sie arbeiteten bis vier Uhr am Nachmittag und kamen dann zusammen, um Tennis zu spielen oder Rad zu fahren. Nach dem Abendessen diskutierten sie oder spielten manchmal eine Runde Cœur. 16

Während seines Aufenthalts in Europa schrieb er an seine Mutter, dass er sich eine eindeutige Meinung gebildet habe – er könne nichts anderes sein als ein Theosoph – es wäre Zeitverschwendung, die Vorlesung weiter zu besuchen. Als er mit dem Dampfer nach New York zurückkehrte, erwarteten ihn seine Eltern und sie verbrachten in einem Hotelzimmer drei stürmische, tränenreiche Stunden zusammen. Letztendlich wurde ein Kompromiss erzielt: ein weiteres Jahr im Seminar, nach dessen Ende er jeden von ihm gewünschten Weg einschlagen könnte. 17

In dieser Zeit durchlebte die ganze Klasse von 25 Teilnehmern eine schwierige Phase mit Diskussionen über die bedingten Verdienste von Theosophie und Christentum. Der Schulleiter musste sich wohl beschwert haben, denn der Bischof von Ohio wusste von den Diskussionen, dass Conger Theosoph war und dass er bei dem lokalen Zweig Vorträge über theosophische Themen hielt. Der Bischof teilte Conger mit, dass eine derartige Teilnahme für einen Anwärter des Priesteramts unangebracht wäre. Arthur wurde ein Ultimatum gestellt: die Theosophie – soweit es aktive Teilnahme betraf – aufzugeben oder das Seminar zu verlassen. 18

Mein Vater und meine Mutter vertraten dieselbe Ansicht wie der Bischof, was die Entscheidung leicht machte. Ich trat aus, ging nach New York und bot im Hauptbüro der Gesellschaft meine Dienste als unbezahlter Mitarbeiter an. Niemals habe ich diese Entscheidung bedauert. 19

In einem Brief an J. H. Fussel vom 17. Mai 1896 schrieb der junge Conger:

Meine Familie hat schließlich ihre Einwilligung dazu gegeben, dass ich offiziell Mitarbeiter der TG bin, nach New York gehe oder irgendetwas für Theosophie tue – nur, so lange sie gegen Theosophie sind, möchten sie nicht, dass ich Geld, das ich von ihnen erhalte, für die Sache oder für theosophische Bücher ausgebe. … Von nun an sind dieser arme Körper und seine Fähigkeiten, so wie sie sind und was auch immer aus ihnen gemacht werden kann, Diener der Loge und der Menschheit. Ich werde gewiss alles tun, was ich kann, und wenn du irgendetwas weißt, was ich tun kann – Schuhe putzen oder Botendienste –, was weiter hilft, werde ich glücklich sein, es zu tun.

Nach dem Tod von W. Q. Judge (21. März 1896) kamen Katherine Tingley und ein Beraterstab von 12 Personen täglich zusammen, um sich über die Zukunft der Theosophischen Gesellschaft Gedanken zu machen. Viele Jahre später erzählte sie von ihren Eindrücken über Arthur Conger beim ersten Treffen in den Büroräumen der Theosophischen Gesellschaft:

Ich kann mich an den Tag erinnern, als Oberst Conger seine Dienste in der Madison Avenue 144 anbot. Er war von sehr bescheidenem Charakter, von Natur aus eher zurückhaltend. Er schien mir irgendwie ein Mystiker zu sein, weil er so wenig sagte, und doch trug er in seiner Gegenwart, ohne Worte, eine bestimmte Qualität von Vertrauen mit sich – als ob er durch seine eigene Seele ein Wissen besäße, das andere vielleicht nicht erlangt hatten. 20

Bei einer morgendlichen Ratsversammlung, einige Tage vor dem jährlichen Konvent, der im Madison Square Garden vom 26. bis 27. April 1896 abgehalten wurde, bat Katherine Tingley – wohl wissend, dass aus Boston und anderen Gegenden 54 Mitglieder und Delegierte angereist waren – eines der anwesenden Mitglieder, so nett zu sein, hinunterzugehen und einen jungen Mann aus New England mit Namen Arthur Conger zu suchen und ihn zu dem Treffen zu holen. 21 Zu diesem Zeitpunkt oder kurz danach wurde Conger Katherine Tingleys Sekretär. 22

Ungefähr sechs Wochen nach dem Konvent, im Juni, schrieb E. T. Hargrove an Conger:

Es ist wirklich beruhigend für mich zu wissen, dass du an der Hauptstelle bist und Fussell unterstützt, der jetzt wirklich unter Druck steht und Hilfe braucht. Es war eine mutige Veränderung, aber eine mutige Veränderung ist oft erforderlich. Die Öffnung, die deine Chance war, kam und du hast sie nicht verfehlt. 23

Ein Jahr später wurde beim jährlichen Konvent von 1897 beschlossen, dass die von W. Q. Judge begonnenen Lotus Zirkel von nun an selbständig und unabhängig von der offiziellen Arbeit der TG sein würden. Während des Konvents brachte E. T. Hargrove seine Anerkennung für Congers Arbeit in seinem Bericht an den Präsidenten zum Ausdruck:

Ich muss auch Bruder A. L. Conger jun. erwähnen, der während der Abwesenheit der Crusaders Bruder Fussell seine gesamte Zeit zur Verfügung gestellt hat. Er tat das, indem er einen beträchtlichen Teil der Arbeit, die sich kein Mensch alleine hätte aufladen können, auf sich nahm. 24

Drei Tage nach dem Konvent, am 29. April, fand in der Hauptstelle in New York eine Versammlung statt. Dort wurde beschlossen, einen neuen Versuch für die praktische Ausübung von Bruderschaft zu organisieren. Rund um eine breit angelegte, nicht sektiererische Arbeit mit Verurteilten, den Armen in den Städten und den Kindern in den Lotus Zirkeln wurde The International Brotherhood League gestaltet. Am folgenden Tag, bei der Wahl der leitenden Vertreter der neuen Organisation, wurde Arthur Conger zum Sekretär gewählt. 25

Neun Monate später, am 13. Januar 1898, wurde bei einem Treffen bekannter Theosophen in der Wohnung von Katherine Tingley die Satzung einer neuen theosophischen Organisation vorgestellt. Sie wurde The Universal Theosophical Brotherhood genannt, was einen Monat später in Universal Brotherhood geändert wurde. Unter den Unterzeichnern waren Basil Crump, E. August Neresheimer, Robert Crosbie, Joseph H. Fussell und Arthur L. Conger jun. 26

Alle Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, auf die hier nicht besonders verwiesen wird, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena in Kalifornien.


Militärdienst

Arthur blieb zwei Jahre an der Hauptstelle. Während dieser Zeit unternahmen die Griscoms viel, um es für ihn angenehm und interessant zu machen. C. A. Criscom war ein frühes Mitglied und genoss das volle Vertrauen von W. Q. Judge. Für Griscom empfand Conger wie für einen ‘zweiten Vater’. 27 Im April 1898 begann Congers Familie, offenes Missfallen für seine Hingabe an die Theosophie zu zeigen und stellte die finanzielle Unterstützung ein. Arthur, der kein Geld hatte und der Gesellschaft nicht zur Last fallen wollte, verließ die Gesellschaft, um im Regiment von Kommandant Newbold Morris 28 am Spanisch-Amerikanischen Krieg teilzunehmen. Er ahnte nicht, dass er dreißig Jahre lang im Militärdienst bleiben würde oder später, während des ersten Weltkriegs, im Generalstab des Hauptquartiers in Chaumont in Frankreich mit Morris arbeiten würde. 29 Viele Jahre später bemerkte Mrs. Tingley zu seiner Abreise aus der Hauptstelle:

Das alles geschah aufgrund des Versäumnisses meinerseits, einige Worte zu ihm zu sagen, und aufgrund des Versäumnisses seinerseits, einige Fragen zu stellen. Einige Worte von einem von uns hätten alles so anders machen können. 30

Am 8. Februar 1902 heiratete Conger Margaret Loring Guild in Boston, Massachusetts. Sie ist heute bekannt als die Verfasserin der Combined Chronology zum Gebrauch mit den Mahatma-Briefen und mit den Briefen Blavatskys an Sinnett. Dieses Büchlein wurde 1939 erstmals herausgegeben und wird heute noch gedruckt. 31

Conger-Pferd

Abbildung 2 Oberst A. L. Conger, San Antonio, Texas, ca. 1922

 

Arthur Congers Militärlaufbahn selbst war bemerkenswert. 32 Schnell stieg er durch die Dienstgrade auf. Während des ersten Weltkriegs wurde er von General Pershing auserwählt, in seinem Stab in Frankreich den Nachrichtendienst zu leiten. Am 5. August 1917 wurde er in dieser Tätigkeit vorübergehend zum Oberstleutnant ernannt. Während seiner Militärzeit hielt er in Harvard im Sommer 1915 eine Vorlesung über Militärgeschichte, war Mitgründer und Herausgeber des Magazins The Military Historian & Economist (1916) 33 und verfasste drei historische Dokumente: „The Function of Military History“ (1916), 34 „President Lincoln as War Statesman“ (1916) 35 und „The Military Education of Grant as General“ (1921). 36 Für Tapferkeit wurde er mit dem Silver Star Citation (1900) und der Distinguished Service Medal (1919) ausgezeichnet, der Legion of Honor von der französischen Regierung (1919) und der höchsten Auszeichnung der französischen Regierung, dem Kriegsverdientskreuz [Croix de Guerre] (1919), das ihm vom französischen Kriegshelden Marshall Pétain (1856-1951) überreicht wurde. 37

Nach dem ersten Weltkrieg machte er 1920 seinen Abschluss am Army War College, wurde am 1. Juli des Jahres zum Oberstleutnant ernannt und am 21. April 1921 zum Oberst befördert; er führte zwei Jahre lang das 20. Infantrieregiment. Während seiner letzten vier Jahre diente er als Militärattaché sowohl in Deutschland in Berlin, als auch in der Schweiz in Bern. Am 31. Oktober 1928 quittierte er den aktiven Dienst. 38

Im Havard College Class of 1894: Fiftieth Anniversary Report wird Colonel Conger auf folgende Weise beschrieben:

Unser bester Armeeoffizier, mit einer Ausbildung, die auf dem Studium der Klassiker, orientalischer Religionen und Arbeiten in Kompositionslehre beruht; Militär-Historiker; Experte auf den Gebieten der freundschaftlichen Beziehungen und Außenpolitik; verdient im Dienst um unser Land.

– S. 102

Alle Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, auf die hier nicht besonders verwiesen wird, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena in Kalifornien.


Rückkehr zu aktiver theosophischer Arbeit

Gegen Ende des Jahres 1922 kehrte Oberst Conger zur aktiven theosophischen Arbeit zurück, zwei Jahre bevor er Militärattaché wurde. Am 23. November 1922 verließ Mrs. Tingley Point Loma, um die westlichen und südlichen US-Staaten zu bereisen. Die Reisegesellschaft war zwei Tage lang zu Gast bei Oberst William O. Gilbert in San Antonio. 39

… während sie in San Antonio, Texas, weilte, wurde ein Militäroffizier von hohem Rang angekündigt, und er stellte sich als Oberst Arthur Conger vor. Die Freude der Leiterin der TG hätte nicht größer sein können, wäre es ihr eigener Bruder gewesen, denn Oberst Conger war als junger Mann, nachdem er gerade das College verlassen hatte, in früheren Tagen in New York ihr Sekretär gewesen ... 40

Zwei Botschaften von Katherine Tingley an Oberst Conger kennzeichnen dieses Ereignis für uns. Die erste ist folgendes Telegramm vom 8. Januar 1923: „In stetem Gedenken an jene glücklichen Stunden mit dir freue ich mich auf eine weitere glückliche Zeit in unserem sonnigen Kalifornien. Alles Liebe … .“ Die zweite Botschaft ist ein Brief vom darauf folgenden Tag – hier ein Auszug:

Ich bin der Meinung, mein lieber Gefährte, dass du in einem größeren Ausmaß Theosophie in deinem Herzen und in deinem Leben getragen hast, als ich angenommen habe; und dass die ganze gute Saat, die du im rechten Handeln ausgesät hast, dir notwendigerweise reiche Ernte bringen muss. …

… Joseph Fussell, mit Tränen in den Augen und einem riesengroßen Lächeln, schien ganz ‘aus dem Häuschen’, weil ich dich getroffen habe. So viele Fragen stellte er mir über dich! Er erzählte über deinen Besuch in meinem Haus, als ich zu meiner ersten Europa-Tournee verreist war … und von den alten Tagen. …

P. S.: Lieber Arthur Conger: Obwohl du äußerlich für so viele Jahre von uns getrennt warst, musst du auf inneren Ebenen mit der Universal Brotherhood Organisation sicherlich auf eine sehr aktive Art verbunden sein; denn ich erinnere mich daran, dass du bei ihrer Gründung in meinem Wohnsitz in West End Avenue, New York, im Jahr 1898 anwesend warst. Das muss sicherlich etwas bedeuten.

Vier Monate später verweilten der Oberst und seine Frau mehrere Monate lang als Gäste von Mrs. Tingley in Point Loma. Der Besuch begann offiziell damit, dass der Oberst und Mrs. Conger im Rahmen eines Abendkonzerts im Lomaland Tempel des Friedens am 21. Mai geehrt wurden. Darauf folgte ein Empfang und die Wiederbegegnung mit vielen älteren Mitarbeitern der ersten Tage in Boston und New York. 41 Am 16. Juli eröffnete Mrs. Tingley die vierte Sitzung des ‘International Parliament of Peace and Universal Brotherhood’. Oberst Conger hielt – ebenso wie einige andere Redner, darunter Kenneth Morris, Joseph H. Fussell und G. de Purucker – eine kurze Ansprache über den Frieden. 42 Von diesem Tag an bis zu Katherine Tingleys Tod 1929 korrespondierten die beiden ununterbrochen. Das Hauptthema der Briefe war die Wichtigkeit seiner Arbeit für Theosophie.

Nach der Rückkehr von ihrer Vortragsreise durch Europa am 26. Oktober 1924 besuchte Mrs. Tingley Conger in Boston. Sie erfuhr von ihm, dass er bald zum Militärattaché der US-Botschaft in Berlin ernannt werden würde. Anfang 1925 war der Oberst in Washington, DC; Monate später kehrte er nach Berlin zurück. Im folgenden Jahr, am 31. März 1925, schilderte Mrs. Tingley in einem Brief an den Oberst die genauen Pläne für eine weitere Vortragsreise durch Europa und fügte hinzu:

Jetzt belaste ich dich mit all dem, denn du und Margaret, ihr seid so eng mit der Arbeit verbunden, dass ich gewagt habe, euch die ganze Situation anzuvertrauen.

Am 26. Mai des Jahres lesen wir in einem Brief des Department of State an ihn:

Sie werden hiermit zum Militärattaché der amerikanischen Gesandtschaft in Bern in der Schweiz ernannt – zusätzlich zu Ihren Pflichten als Militärattaché bei der amerikanischen Botschaft in Berlin.

Während jenen Jahres traf Mrs. Tingley in Europa ein. Oberst Conger verbrachte Zeit mit ihr auf und half auch bei der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. 1926 machte Mrs. Tingley erneut eine Vortragsreise durch Europa; und während sie sich in Berlin aufhielt, wohnte sie bei den Congers. In einem Brief vom 6. Juni 1926 schreibt sie:

Mein Besuch hier im Haus von Oberst und Mrs. Conger war unerwartet und stellte sich in jeder Hinsicht als Segen für mich und die Mitarbeiter heraus. …

Oberst Conger ist dieselbe großartige, edle, vertrauenswürdige Seele wie eh und je, und tritt begeistert für die Ziele unserer Arbeit ein, … . Es ist so wunderbar zu sehen, dass er in all diesen Jahren der Ablenkung, Enttäuschungen, der Unruhe und der Anspannung so verlässlich an der Theosophie festgehalten hat wie damals, als er als junger Mann seinem Vater und seiner Mutter erklärte, dass Theosophie von nun an sein Leitstern im Leben sein und er uns nicht verlassen würde. Er hat seinen Kampf gewonnen und wird nun aufgrund seiner früheren Loyalität Hilfe für eine größere Arbeit bekommen. 43

Am 21. Juni 1926 schrieb Mrs. Tingley über Oberst und Mrs. Conger, die ihr zu Ehren einen Empfang in ihrem Haus gaben. Dieser Empfang wurde „von vielen der im privaten und öffentlichen Leben bekanntesten Menschen der Stadt besucht und war ein riesiger Erfolg.“ 44 Während dieser Reise muss der Oberst Mrs. Tingley begleitet haben, da er ein Telegramm nach Point Loma aus der Tschechoslowakei unterschrieben hat.

Am 4. November 1927 war der Oberst wieder in Point Loma. Im Verlauf eines Empfangs für ihn in ihrem Haus gewährt uns Mrs. Tingley folgenden Einblick:

Während er seine äußere Pflicht als Staatsdiener der amerikanischen Regierung voll erfüllt, hat dieser andere Teil seiner Natur die ganze Zeit über mit uns gearbeitet. So haben wir den stillen Wächter oder den stillen Gefährten immer auf unserem Wege mit uns gehabt, um uns zu helfen; … 45

Conger-und-Tingley

Abbildung 3 Oberst Conger mit Katherine Tingley

 

Im Jahr 1929 schrieb Mrs. Tingley einen langen Brief, in welchem sie ihre Pläne für eine weitere Europareise beschreibt. Zu dieser Zeit war Conger, der den Militärdienst im Oktober 1928 quittiert hatte und sich nun im Ruhestand befand, Gast bei Katherine Tingley in Point Loma. Er reiste ab, nicht nur um sich von einem schweren Asthmaanfall zu erholen, sondern auch um sein Buch mit dem Titel The Rise of U. S. Grant fertigzustellen. 46 Im Juni 1929 erhielt er Briefe, die über Mrs. Tingleys Verletzungen bei einem Autounfall in Deutschland berichteten und kurz danach Nachricht von ihrem Tod in Visingsö, Schweden. Ziemlich lange empfand Conger tiefe Trauer, denn im Laufe der vielen Jahre hatten sie eine tiefgehende und seltene Beziehung aufgebaut.

Nach Katherine Tingleys Ableben schrieb Purucker am 30. Juli 1929 einen Brief, in dem er seine Freundschaft zu Conger zum Ausdruck brachte. Im November, immer noch mit dem Gefühl des Verlusts von Mrs. Tingley, schrieb der Oberst eine kurze Notiz an Dr. de Purucker und schloss mit der Erklärung seiner Loyalität ihm gegenüber als dem neuen Leiter der Theosophischen Gesellschaft. 47 Fünf Tage später schrieb ihm Purucker über Mrs. Tingleys Tod und endete mit folgenden Worten:

Ich danke dir von ganzem Herzen, lieber Conger, für deine freundlichen Worte der Loyalität, mit denen du deine Notiz beendest. Ich verstehe dich ganz gewiss; und da ich dich in diesen Dingen kenne, bedeuten die wenigen kurzen Wort für mich mehr, als ein langer Brief von jemand anderem. Du hast den wahren Geist, da der buddhische Glanz in deinem Herzen leuchtet! Ich weiß, dass du einer der Verlässlichen bist, auf die ich immer zählen kann. Danke! 48

In den nächsten zehn Jahren bekam die Arbeit der Gesellschaft eine andere Richtung. Die Betonung lag auf öffentlicher Aktivität, organisatorischem Wachstum und besonders darauf, dass die Mitglieder die Lehren der Theosophie und ihre Beziehung zum Pfad des Altruismus erlernten. Angesichts der Tatsache, dass am 15. Januar 1932 der Präsident der Amerikanischen Sektion, J. Henry Orme, plötzlich zurücktrat, bat Dr. de Purucker Oberst Conger, „einen der Vertrauten der ‘Alten Garde’ … und Diener Jener, denen wir alle dienen“, sich um den Posten zu bewerben, „für den du so besonders geeignet bist“. 49 Der Oberst antwortete zustimmend, zunächst per Telegramm und dann in einem Brief, den er in Takoma Park, DC, am 24. Januar 1932 schrieb:

Es kann nur eine Antwort auf deinen Brief vom 15. geben und ich bin überzeugt, dass mein Telegramm meine Position völlig klar gestellt hat. …

Und doch gibt es zwei Umstände, die meine Nützlichkeit für die Position, die du mir vorschlägst, einschränken und die ich erwähnen möchte – nicht weil sie mich in meiner Antwort zögern lassen, sondern weil du über sie Bescheid wissen solltest. Der eine ist mein schlechter Gesundheitszustand – das Leiden, das ich mir Anfang 1929 zugezogen habe, schwebt noch immer über mir; der andere betrifft meine momentan finanziell eingeschränkte Lage, die sich etwas beeinträchtigend auswirken wird auf die Art und Weise, wie ich ‘weitermachen’ möchte.

Arthur L. Conger wurde am 1. März 1932 in dieses Amt gewählt. 50 Während der 30er Jahre kämpfte er gegen das Parkinson Syndrom an, das schon bald bedrohliche Ausmaße annahm und ihn nötigte, die Präsidentschaft der Amerikanischen Sektion im Januar 1933 aufzugeben. 51 Als sich sein Gesundheitszustand besserte und auf Drängen Puruckers, wurde er am 23. September 1939 wieder zum Präsidenten gewählt. 52

Während seiner Präsidentschaft förderte er das Studium theosophischer Philosophie und ermutigte zu kreativen Darstellungen dieser Ideen. Im Jahr 1938 wurde Lucifer das offizielle Organ der Amerikanischen Sektion und blieb es bis zum April 1951. 53 Ein Beispiel für die von Conger geförderten kreativen neuen Ansätze war Theosophical Nuggets (1940-1944), herausgegeben von James A. Long. Nuggets war ein Magazin in Taschenbuchformat, angefüllt mit theosophischen Vorstellungen, Briefen von H. P. Blavatsky, Zitaten aus den Mahatma Briefen und Originalartikeln von Mitgliedern sowohl der Amerikanischen Sektion als auch aus Europa.

In den 30er Jahren wurden Conger und Dr. H. N. Stokes, Herausgeber des O. E. [Oriental Esoteric] Library Critic und manchmal der ‘Wachhund der theosophischen Bewegung genannt’, enge Freunde. Dr. Stokes nahm regelmäßig an der Studiengruppe der Mahatma Briefe teil, welche die Congers in ihrer Wohnung in Jackson Ave, Takoma Park, leiteten. Im Jahr 1942 ernannte Dr. Stokes Conger zu seinem literarischen Leiter und James A. Long und Mrs. Goldberg (persönliche Assistentin von Dr. Stokes) als Mitarbeiter. 54

Wie in wachsenden Organisationen üblich, traten dann und wann Personalprobleme und andere Konflikte in der TG auf. Wegen dessen administrativer und persönlicher Fähigkeiten leitete Dr. de Purucker Fälle, welche die Amerikanische Sektion betrafen, an Conger weiter. Darüber hinaus hielt Purucker Conger über finanzielle und betriebliche Angelegenheiten in der Hauptstelle in Point Loma auf dem Laufenden. Das Kabinett hielt, während es die Leitung innehatte (1942-1945), an dieser Vorgehensweise fest. Im April 1940, bevor die Neuigkeiten an die Öffentlichkeit gelangten, schrieb Purucker an Conger, dass die Hauptstelle und alle Einrichtungen von Point Loma nach Los Angeles County, in die Nähe von Covina, umziehen würden. Kurz nach dem Umzug der Hauptstelle am 29. Juni 1942 informierte Purucker Conger über bestimmte, andauernde Probleme in der Amerikanischen Sektion:

Bitte, Arthur, betrachte es als selbstverständlich, dass alles, was du für die spirituelle und sonstige Gesundheit der Sektion am besten hältst, meine Zustimmung finden wird; und ich glaube, ich kann diesen Blankoscheck jederzeit ausstellen, da ich dich so gut kenne, deine äußerste Treue, deine hohe Intelligenz und dein diplomatisches Gefühl und deine Fähigkeit standzuhalten, sollte es notwendig sein, als der wahre Soldat, der du bist.

Elf Tage später schrieb er dem Oberst:

Erlaube mir zu sagen, mein lieber Bruder und Freund seit vielen Jahren und sogar seit Zeitaltern der Vergangenheit, dass alle deine Antworten auf diese Korrespondenz – ich meine diese, in die du mir Einsicht gestattet hast – Musterbeispiele für Standhaftigkeit, Freundlichkeit, Diplomatie und einen klaren Kopf sind. Und das sind keine leeren Worte, Arthur, denn ich meine jedes einzelne hundertprozentig. …

Natürlich stimme ich deinen Antworten in jeder Beziehung zu, im Allgemeinen und im Einzelnen, und ich wünschte nur, dass ich die Fähigkeit hätte, diese Situationen so zu handhaben wie du.

Zwei Monate später, am 27. September 1942, starb Gottfried de Purucker und die nächsten drei Jahre lang leitete das Kabinett die Theosophische Gesellschaft, während Oberst Conger der Leiter der Amerikanischen Sektion blieb. Während dieser Jahre – dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs – waren das Reisen und die Kommunikation in den Vereinigten Staaten schwierig und mit Europa und anderen Ländern fast unmöglich.

Alle Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, auf die hier nicht besonders verwiesen wird, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena in Kalifornien.


Leitung

Am 25. Januar 1935, sieben Jahre vor seinem Tod, verfasste G. de Purucker ein Dokument, das später als seine Anweisungen an das Kabinett bekannt wurde. Es befasste sich damit, wie unter bestimmten Umständen nach seinem Tod weitergemacht werden sollte. In dieser Anweisung hat Purucker die Möglichkeit vorausgesehen, dass sein Nachfolger sich dafür entscheiden könnte, sein Amt nicht unmittelbar anzutreten. Er schrieb:

Sollte nach Ablauf einer Periode von drei Jahren mein Nachfolger als Leiter der Theosophischen Gesellschaft sein Amt noch nicht übernommen haben, das heißt, sollte er sein Amt nicht vor Ablauf der Frist von drei Jahren nach meinem Tod angetreten haben, wird hiermit das Kabinett, als Ganzes und individuell, aufgefordert und angewiesen und gebeten, nach reiflicher Überlegung und sorgfältigem Nachdenken ein Mitglied, das in der Theosophischen Gesellschaft gutes Ansehen genießt, zum Leiter der Theosophischen Gesellschaft zu wählen, der dann alle Rechte genießen und all die Verpflichtungen wahrnehmen soll, die ein solches Amt mit sich bringen, wie es in der Satzung der TG bereits auf Seite 2 im zweiten Absatz festgehalten ist.

Ich ersuche und bitte alle Mitglieder des Kabinetts inständig, nach meinem Tod alle persönlichen Gefühle oder Neigungen des Temperaments und, so weit wie möglich, auch ihre eigenen Überzeugungen bei all ihren Überlegungen und Handlungen dem Mehrheitsbeschluss des Kabinetts unterzuordnen. Und ich ersuche alle Mitglieder des Kabinetts, sich selbst als verantwortlich zu betrachten und deshalb die Würde zu wahren, die zu ihrem hohen Amt als persönliche Repräsentanten des früheren Leiters gehört.

Am 30. Juni 1942, neun Monate nach dem Ableben von Purucker und etwas mehr als zwei Jahre vor seiner Amtsübernahme als Leiter, schrieb Oberst Conger an Iverson Harris, den Vorsitzenden des Kabinetts, als Antwort auf einen privaten Brief von ihm:

Vielen Dank für deinen Luftpost-Brief vom 22. Juni. Mit deiner allgemeinen Haltung in Bezug auf die Nachfolge von G. de P. stimme ich völlig überein; um aber meine Haltung detaillierter zu erklären, möchte ich dir einige zusätzliche Gedanken aufbürden.

Das Auftreten eines neuen Leiters war schon immer eine Gelegenheit für eine generelle Reinigung in der Gesellschaft. Diese Spannung tritt nicht nur bei einem Leiterwechsel auf, sondern kann in Einzelfällen jederzeit in Erscheinung treten. Aber ein Leiterwechsel trifft immer genau die Zauderer, die insgeheim Zweifel hegen, und schafft so die Voraussetzung für die Unvernunft, die sie schließlich übermannt.

Tatsache ist, dass jeder Leiter von Spiegeln umgeben zu sein scheint, die sein eigenes Bild auf den ungläubigen Thomas zurückwerfen.

Was folgt ist wichtig.

Es ist wahr – so glaube ich –, dass bis jetzt kein Leiter der Bewegung wirklich seinen Nachfolger ernannt hat. Die Intuition der Mitglieder hat die ‘Fehlenden Glieder’ bereitgestellt. Wo Intuition fehlte, war das Ergebnis, dass der mögliche Kandidat in den Abgrund gestoßen wurde. Die gegenwärtigen Umstände der Gesellschaft sind ziemlich verschieden von denen des Jahres 1929. Trotz des Krieges wartet die gebildete Öffentlichkeit gespannt darauf, wer der neueste Avatara aus Tibet sein wird. Außerdem ist jeder neugierig zu erfahren, welche Wunder vollbracht worden sind, um dessen Ansprüche auf das Amt zu beweisen. G. de P. gibt darauf die perfekte Antwort, nämlich die Bedingung, dass – sollte niemand seinen Anspruch innerhalb von drei Jahren begründet haben – das sehr sachliche Kabinett jemanden für das Amt wählen muss. Meine Vermutung ist, dass der neue Leiter – wie auch immer er gewählt und anerkannt wird – unter normalen Umständen nicht wünscht, dass seine Anerkennung öffentlich bekannt gegeben wird, bevor die drei Jahre, wie vorgesehen, abgelaufen sind.

Von KT habe ich erfahren, dass – als HPB an ihrem Krankenbett in den Alpen vom Meister besucht wurde – dieser bewirkte, dass ihr in einer Vision die sieben Leiter erschienen, die bis zu ihrem Wiedererscheinen ihre Arbeit fortführen würden. Und wenn die Weiße Loge Interesse daran hat, die drei kommenden Boten zu behüten und zu schulen, sehe ich keinen Grund zu Besorgnis in Bezug auf die unmittelbare Nachfolge von GdP.

Damit meine ich nicht, dass das Kabinett unfehlbar wäre und keinen Fehler machen könnte; aber selbst wenn es einen Fehler machen sollte, wird die Arbeit fortgeführt werden – mit dem Vorteil, sich von einer Menge Plunder befreit zu haben. Wie dem auch sei, das ist eine unwahrscheinliche Möglichkeit, da wir aus zuverlässigster Quelle wissen, dass – solange noch drei gewissenhafte Mitarbeiter unserer Gesellschaft übrig bleiben – diese niemals zerstört werden kann und immer ein Verbindungsglied zur Verfügung stehen wird.

Deine Gedanken diesbezüglich – nicht zu viel von dem neuen Leiter zu erwarten oder in ihm einen zweiten GdP zu finden – sind wohltuend und angebracht. Eine falsche Auffassung in diesem Punkt und die Vorstellung, dass er nur nach dem Diktat eines Meisters sprechen oder handeln kann, hat zum Verderben so mancher vielversprechender Schüler geführt. Du hast auch völlig recht, wenn Du über den Leiter als ‘Primus inter Pares’ sprichst, was G. de P. in seinen Schriften hinreichend verdeutlicht hat.

Wie immer, getreulich
(unterzeichnet) A. L. C.

Am 22. Oktober 1945 wurde Oberst Conger vom Kabinett zum Leiter der Theosophischen Gesellschaft gewählt. 55 Seine Frau Margaret war im Juni gestorben und er war wegen des Parkinson Syndroms an den Rollstuhl gefesselt. Für einige waren Vorurteile gegen diese Erkrankung und gegen seine Position als Leiter der ES die eigentlich Ursache der aufkommenden Unruhe. 56 Seine Mitarbeiter jedoch empfanden es als ein Privileg, ihm zu dienen. Congers Integrität und Mut, sein starkes und doch sanftes Auftreten und seine uneingeschränkte Hingabe an die Sache der Theosophie hinterließen einen unauslöschlichen Eindruck bei ihnen. Im Gegensatz zu über ihn verbreiteten Gerüchten empfanden viele, dass seine körperliche Behinderung seine mentale und spirituelle Einsicht steigerte. 57

Obwohl es mein Ziel ist, einen allgemeinen Überblick über Oberst Congers Leben zu geben, wäre es nachlässig von mir, nicht kurz auf diesen Wechsel in der Leitung einzugehen, da es unterschiedliche und mitunter ungenaue Darstellungen von ‘Entlassungen’ aus dem Mitarbeiterstab in der Hauptstelle in Covina gegeben hat. Adam Warcup bemerkte zum Beispiel in einem Artikel mit dem Titel „Discord is the Harmony of the Universe“: „Unter Oberst Conger hatte Point Loma seine Nacht der langen Messer, in deren Verlauf eine Anzahl von bekannten Mitgliedern ausgeschlossen wurde.“ 58 In einem nicht veröffentlichten Dokument, das nur zum Teil bei der Theosophical History Conference am Point Loma Nazarene College am 14. Juni 1992 vorgestellt wurde, kommentiert Dr. Gregory Tillett:

Im März 1946 verlangte Conger den Rücktritt der Dissidenten; sie weigerten sich, dem zu entsprechen, wurden entlassen und aufgefordert, die Hauptstelle der Gesellschaft sofort zu verlassen, obwohl es für viele ihre Heimat war und zwar seit vielen Jahren. Es folgte eine Säuberungsaktion abtrünniger Mitglieder. Viele von ihnen – unter ihnen Iverson Harris, Boris de Zirkoff, Emmett Small, Sven Eek, Cardinal Le Gros, Judith Tyberg, Geoffrey Barborka, L. G. Plummer, Elsie Benjamin – leisteten weiterhin bemerkenswerte theosophische Arbeit. …

Ein weiteres Bespiel befindet sich in Anhang IV der Point Loma Publications Ausgabe (1975) von Charles J. Ryans Buch H. P. Blavatsky and the Theosophical Movement, nachgedruckt in The Eclectic Theosophist, Nr. 29, 15. Juli 1975, wo der Punkt durch die Herausgeber W. Emmett Small und Helen Todd als „getreu den Fakten und leidensschaftslos dargelegt“ vorgebracht wird (ich habe die Namen in eckigen Klammern hinzugefügt):

Unter den so unbarmherzig und geschwind ihrer früheren Pflichten und Verantwortungen beraubten Personen waren unter anderen der Vorsitzende und Sekretär des Kabinetts [I. L. Harris, W. E. Small], die schriftführende Sekretärin der Esoterischen Sektion [Mrs. I. L. Harris] und der Präsident [H. T. Edge], die Vizepräsidentin [Marjorie Tyberg], der Sekretär [I. L. Harris], der Vizesekretär, die Studiendirektorin [J. Tyborg] und der Archivar der Theosophischen Universität [F. Collisson].

– S. 7

Da Charles J. Ryan Oberst Conger begeistert unterstützte, ist es sonderbar, sein Buch auf diese Weise benützt zu sehen. Professor Ryan blieb bis zu seinem Tod am 24. Dezember 1949 an der Internationalen Hauptstelle der Theosophischen Gesellschaft in Covina und stellte Anmerkungen und Korrekturen für die zweite überarbeitete Auflage seines Buches zusammen, das 1975 von der Theosophical University Press anlässlich der Hundertjahrfeier der TG veröffentlicht wurde.

Adam Warcups Bezeichnung ‘Nacht der langen Messer’ ist im Lichte der Tatsachen unangebracht. Was die Ungenauigkeit des zweiten Zitats anbelangt, stimme ich mit Dr. Tillett überein, der in seiner Schlussfolgerung andeutet, dass er nur bedingt Zugang zu verifizierbarer Information hatte. Die folgende Dokumentation sollte helfen, den Bericht ins rechte Licht zu rücken.

Tatsächlich wurde unter Oberst Congers Leitung der Rücktritt des einen oder anderen Mitglieds der Hauptstelle von verantwortlichen Positionen verlangt, nachdem sie annähernd acht Monate lang kontinuierlich und öffentlich ihr Missfallen zum Ausdruck gebracht hatten. Iverson L. Harris wurde gemeinsam mit seiner Frau Helen im Herbst 1946 gebeten, die Hauptstelle zu verlassen. 59 Emmett Small wurde am 8. Juli 1946 gebeten, von seiner Verlagstätigkeit zurückzutreten. Er verließ die Hauptstelle von sich aus am 28. Juli 1946. 60 In einem Brief vom 25. Juli 1946 an Mr. Small bot Conger der Familie Unterstützung an:

Aus deinem Brief vom 24. Juli entnehme ich, dass du die Hauptstelle diesen Sonntag verlassen wirst. Bitte denke daran, dass dich meine herzlichsten guten Wünsche für deine zukünftige Position und dein Glück begleiten.

Du erwähnst nicht, ob deine Frau und deine Kinder gleichzeitig weggehen werden. Ich nehme an, du weißt bereits, dass wir dir, wo wir nur können, helfen möchten, während du dich einrichtest, und wir versichern, dass deine Familie gerne hier bleiben kann, bis du in der Lage bist, für sie zu sorgen.

Boris de Zirkoff andererseits hatte die Hauptstelle bereits Jahre vorher unter der Leitung von G. de Purucker verlassen, wie aus einem Brief von Purucker an Oberst Conger vom 28. Juli 1942 ersichtlich ist:

Wie ich dir kürzlich geschrieben habe, sind wir hier an der Hauptstelle alle der Meinung, dass Zirkoff seine Position als Mitglied des Stabs praktisch aufgegeben hat. … Während der letzten Monate wurde er hier nicht mehr gesehen, außer bei einem kurzen Besuch in Los Angeles, ich glaube, eine Stunde lang. … aber ich gebe jetzt auch bekannt, dass er nicht länger Stabsmitglied der Internationalen Hauptstelle ist, sondern ausschließlich für Loge Nr. 60 arbeitet, die ihn völlig unterstützen will.

Auch Sven Eek ging etwas früher, zwischen Ende 1941 und Anfang 1942. Am 9. April 1942 schrieb Eek aus Los Angeles an Dr. de Purucker: „Ich hatte seit langer Zeit nicht das Vergnügen, dich zu sehen, … .“ In demselben Brief berichtet er über seine Erfahrungen in Point Loma bis 1941. Er wurde schließlich Präsident der Loge 60 in Los Angeles.

George Cardinal Le Gros wohnte niemals an der Hauptstelle, außer während eines kurzen Besuchs, obwohl er oft Artikel für die Zeitschriften verfasste. Er war unschlüssig und wusste nicht, welchen Weg er einschlagen sollte. Bei einem Besuch eines Freundes und alten Mitglieds der Gesellschaft hörte er eine andere Version der negativen Berichte, die er in Covina erhalten hatte; danach schrieb er:

Nach meinem Gespräch mit dir am Sonntag habe ich innerlich eine gewaltige Veränderung erfahren und meine Meinung über den Zustand der Angelegenheiten in der TG ist wieder zurechtgerückt.

Zum ersten Mal seit langer Zeit empfinde ich diese seltsame, ergreifende Nähe jenes spirituellen Lebens, das sich nach G. de Ps Tod zurückzuziehen schien.

Ich bin wieder vollständig und frei in meinem Gewissen, um durch die TG für Theosophie zu arbeiten. 61

Zehn Tage später, am 13. Dezember 1946, schrieb er über ähnliche Empfindungen an Conger:

Bitte nimm zur Kenntnis, dass ich immer und angesichts jeder Schwierigkeit bereit bin, ganzherzig jeglicher Bitte zu entsprechen, die du in Zusammenhang mit der Bewegung äußern könntest.

In jeder Organisation gibt es Zeiten, in denen ein neuer Leiter das Team reorganisiert. G. de Purucker hatte einige Mitglieder gebeten, zurückzutreten oder in den Ruhestand einzutreten, einige von ihnen waren prominent. Kurz vor seinem Tod zum Beispiel bat er Henry T. Edge, sich aus dem Kabinett zurückzuziehen. 62 Im Fall von Judith Tyberg bat Oberst Conger das Kuratorium der Theosophical University, ihren Rücktritt als Verwalterin zu akzeptieren. Daraufhin entschloss sie sich, aus der Fakultät der Theosophischen Universität auszuscheiden und die Hauptstelle zu verlassen. 63

Auch Geoffrey Barborka ging unter G. de Puruckers Leitung weg. Er empfand es als seine Pflicht zu gehen, bevor die Hauptstelle aus Point Loma wegzog. Purucker schrieb an Barborka und sagte, dass er ihn gemeinsam mit seinen alternden Eltern als Teil des Stabs betrachtet hatte, der nun nach Covina umziehen würde. Barborkas Entschluss stand jedoch fest und er ging vor dem Umzug der Gesellschaft weg. 64

L. Gordon Plummer verließ die Hauptstelle unter der Leitung des Kabinetts. Später, am 27. November 1947, schrieb er eine Erklärung, die er veröffentlicht wissen wollte:

Es ist völlig richtig, dass ich die Hauptstelle vor fast drei Jahren verlassen habe; und allen Mitgliedern des damaligen Kabinetts, wenn nicht jedermann in der Hauptstelle, ist sehr wohl bekannt, dass ich das aus gesundheitlichen Gründen tat. Ich habe diese Angelegenheit mit Oberst Conger besprochen, nachdem er Leiter geworden war; er hat mir versichert, dass ich das Richtige getan habe. 65

Der von Dr. Tillett zuletzt genannte Name ist der von Elsie Benjamin, die G. de Puruckers Privatsekretärin gewesen war. Unter Congers Leitung schwankte sie niemals, noch zeigte sie irgendetwas anderes als höchsten Respekt und Loyalität für ihn als Leiter. Sie kannte Puruckers hohe Wertschätzung für den Oberst, da sie die Diktate aufgenommen und einen Großteil seiner Korrespondenz getippt hatte. Im Jahr 1946 schrieb sie aus England, wo sie damals lebte, an Conger:

Es war interessant, die Reaktionen der Menschen hier zu sehen, die für mich recht unerwartet waren; und es ist gut zu sehen, dass jene, die selbstlos für die Sache arbeiten, erkennen, was du bist; und dass einige langjährige Theosophen, die in eine selbstsüchtige Haltung abgedriftet sind, indem sie mehr und mehr ES-Instruktionen haben wollen, und doch nichts für die TG tun möchten, das nicht erkennen. So ist das ein Beweis, dass all das Gerede in Covina über Soundso, der so viele Jahre gedient hat und deshalb in seinem Urteil unfehlbar ist – Unsinn ist, gelinde gesagt. 66

Einige dieser Leute hatten erhebliche Differenzen mit Oberst Conger und seiner theosophischen Vorgehensweise. Einige versuchten sogar, sich in ihrer Unzufriedenheit besser zu organisieren. In der Wohnung von Richter Frank G. Finlayson in Los Angeles wurde am 8. September 1946 ein informelles Treffen abgehalten. Bei dem Treffen waren der Richter und Mrs. Finlayson, Dr. und Mrs. Sven Eek, Mr. und Mrs. W. Emmett Small, Miss Florence Collisson, Miss Katherine Heck, Mr. und Mrs. Iverson Harris und Boris de Zirkoff, der den Vorsitz führte, anwesend. Miss Judith Tyberg war während des späteren Teils am Nachmittag dabei. Die folgenden, von Mr. Iverson Harris gemachten Bemerkungen, waren die Antwort auf die direkte Frage von de Zirkoff, ob er bereit sei, einem Central International Committee beizutreten, das de Zirkoff und andere Anwesende ins Leben rufen würden:

Ich für meinen Teil habe nicht das Gefühl, dass ich gegenwärtig mit Pflichtbewusstsein irgendeinem Zentralkomitee, wie hier vorgeschlagen, beitreten kann.

Wenn unter uns irgendein herausragendes Individuum wäre, um das wir uns alle sammeln und vereinen könnten, dessen erprobte Leitung wir akzeptieren könnten, ohne Gefahr, eine weitere Spaltung in unseren eigenen, protestierenden Reihen zu verursachen, gäbe es – so meine ich – eine bessere Chance, effektiv etwas zu tun, um Veränderungen für die Verbesserung und Sicherung der wahren Interessen der TG herbeizuführen. Aber bisher kenne ich kein solches Individuum. 67

Die Annahme der Rücktrittsgesuche von vier Vertretern der Theosophical University, die üblicherweise schon bei der Übernahme der Ämter unterzeichnet wurden, kam folgendermaßen zustande. Am 19. Juni 1946 schrieb Oberst Conger an Iverson Harris als Sekretär der Theosophical University und bat um den Rücktritt von H. T. Edge, Präsident; Marjorie Tyberg, Vizepräsidentin; Judith Tyberg, Studiendirektorin und Florence Collisson, Archivarin. Am selben Tag bestätigte der Sekretär die Bitte schriftlich und sagte, dass die Verwalter und Vorstände der Universität gemäß der Satzung ihr Amt nach dem Ermessen des Rats bekleiden. Eine Ratsversammlung wurde am selben Tag abgehalten. Aus dem Protokoll dieser Versammlung sind folgende Details ersichtlich. Die anwesenden Vorstände waren Mrs. Marjorie Tyberg, Mrs. Lolita W. Hart, Mr. A. J. Stover, Mr. William Hartley, Miss Florence Collisson, Miss Judith Tyberg, Mrs. Ethel Lambert, Mr. Iverson L. Harris. Krankheitsbedingt waren Dr. H. T. Edge und Dr. Gertrude van Pelt nicht anwesend. Die Vizepräsidentin, Mrs. Marjorie Tyberg, führte den Vorsitz. Jeder Rücktritt wurde einzeln behandelt. Zunächst wurde über Dr. H. T. Edge abgestimmt: Das Ergebnis war unentschieden aufgrund einer Vollmacht für Dr. Edge, welche Marjorie Tyberg innehatte, die sich als Vorsitzende der Stimme enthielt. Dann wurde über Marjorie Tyberg abgestimmt und das Ergebnis war identisch. Als über Judith Tyberg abgestimmt wurde, änderte sie ihre vorherige Wahl und stimmte für ihren eigenen Rücktritt; so wurde die Stimmengleichheit aufgehoben. Ähnliches geschah bei Florence Collisson, die nach den beiden ersten Wahlgängen ihre Wahl änderte und für ihren eigenen Rücktritt stimmte, wodurch erneut die Stimmengleichheit aufgehoben wurde. Judith Tyberg ersuchte die Vorsitzende, ihre Stimme abzugeben und dem Rücktritt der Vorsitzenden und dem von Dr. Edge zuzustimmen und die Stimmengleichheit aufzuheben. Daraufhin stimmte die Vorsitzende für ihren eigenen und Dr. Edges Rücktritt. Nachdem die Stimmengleichheit aufgehoben war, nahm der Rat die vier Rücktritte an.

Die Herausforderung an jene, die in einer sich im Übergang befindlichen spirituellen Organisation tätig sind, kann herzzerreißend sein und niemandem kann Schuld zugewiesen werden. Zweifellos mussten alle, die ihrem höchsten Inneren den Eid geleistet hatten, der Sache der universalen Bruderschaft zu dienen, H. P. Blavatskys Mahnung an ihre esoterischen Schüler gründlich in Betracht ziehen:

Kein Mitglied sollte, unter welchen Umständen auch immer, irgendeine Anklage gegen ein anderes Mitglied vorbringen, ob gegenüber H. P. B., William Q. Judge oder sonst einem Mitglied der Sektion. Diese Regel bedeutet nicht, dass die Meister irgendeinen Fehler oder ein Verbrechen verzeihen, entschuldigen oder tolerieren. Aber kein Mitglied ist der Richter über die Handlungen eines anderen Mitglieds oder Theosophen, in dieser Sektion noch weniger als in jeder anderen. Denn während in jedem exoterischen Zweig dessen Präsident oder Rat über die Anklagen gegen ihre Kameraden entscheidet, wird in dieser Sektion jedes Mitglied durch sein Karma und die Meister allein beurteilt. 68

Während dieser Periode nahm die theosophische Arbeit natürlich wie gewohnt ihren Lauf. Am 9. August 1946 erneuerte Conger eine alte Freundschaft mit A. E. S. Smythe, dem Leiter der Theosophischen Gesellschaft in Kanada. Conger schrieb:

Ich blicke mit unendlicher Freude auf die mit dir in der Anfangszeit verbrachten Abende in Madison Avenue 144 zurück. Da ich ein gutes Stück jünger war als du, glaube ich nicht, dass du dich an mich so lebhaft erinnerst, wie ich mich an dich. Wie dem auch sei, die Hauptsache ist, dass ich nie aufgehört habe, dich als Freund und älteren Bruder zu betrachten – als eines jener Egos, die Leben für Leben gemeinsam Seite an Seite gehen.

Diese enge Freundschaft spielte ohne Zweifel eine Rolle in der freundschaftlichen Beziehung zwischen den beiden Organisationen. 1948 wurde diese Freundschaft durch ein großzügiges Geschenk einer limitierten Ausgabe des Tripitaka in 48 Bänden (herausgegeben 1932 vom König von Siam) von Oberst E. L. Thompson und der Theosophischen Gesellschaft in Kanada an Oberst A. L. Conger und die Theosophische Gesellschaft in Covina zum Ausdruck gebracht.

Die Zeit, in welcher Conger die Leitung inne hatte, war geprägt vom Umbruch nicht nur in der [Theosophischen] Gesellschaft, sondern auch in der Welt als solcher, die sich gerade von einem verheerenden Krieg erholte. Als er das Amt übernahm, gab er bezüglich seiner Leitung eine kurze Erklärung ab. Er sagte im Wesentlichen, dass die [Theosophische] Gesellschaft sich bezüglich der Theosophie vom Empfangenden zum Gebenden entwickeln müsse. 69 Dieser Schwerpunkt bewirkte eine Veränderung der Gesellschaft, weg von der Neigung zur Vergangenheit, hin zur Entwicklung einer modernen Darstellung, mit der die zweite Hälfte des Jahrhunderts begonnen werden konnte. Das manifestierte sich in einem nationalen Vortragsprogramm, in der Erweiterung der Logen und im allgemeinen Mitgliederzuwachs, sowie in einem aktiven Verlagsprogramm. Außerdem gelang es der Theosophical University, von einem Beschäftigungs- und Bildungsprogramm für Kriegsveteranen zu profitieren und damit die Anzahl der Mitarbeiter und Studenten zu erhöhen. Darüberhinaus ermunterte Conger John P. Van Mater, den damaligen Generalsekretär, ein Theosophical Headquarters Bulletin herauszugeben, um mit Mitgliedern rund um die Welt einen Dialog zu beginnen.

Im ersten Jahr von Congers Leitung begann eine rege Vortragstätigkeit. Redner wurden nach Kanada, Europa und überallhin in die Vereinigten Staaten geschickt. 70 Während dieser Zeit kam Elsie Benjamin aus England, um zwei Wochen in der Hauptstelle in Covina zu verbringen und um nach ihrem Aufenthalt eine Vortragsreise zu leiten. 71 Der Gewinn aus den öffentlichen Vorträgen dieses ersten Jahres war bedeutend für die folgenden Jahre. Nicht nur Logen entwickelten sich, sondern es wurde auch ein Muster ausgearbeitet, auf das die Mitglieder aufbauen konnten. Zwischen dem 22. Oktober 1945 und dem Ende des Jahres 1946 wurden insgesamt 17 neue Logenurkunden und eine neue Gründungsurkunde für eine nationale Sektion ausgestellt. 72 Im Jahr 1946 wurde mit dem Bau eines neuen Wohnheims begonnen, um mit der wachsenden Zahl von Studenten und Besuchern, die zur Hauptstelle kamen, zurecht zu kommen.

Im darauf folgenden Jahr fanden Konvente der nationalen Sektionen in den USA und Europa statt. Im April 1947 wurde in den Vereinigten Staaten ein Konvent der Amerikanischen Sektion in Washington DC abgehalten. 73 Oberst Conger nahm daran teil, gemeinsam mit Martha Franklin, Alfred Spinks, Mitglied seines persönlichen Stabs, Oberst Marion O. French, der später zum Präsidenten der Theosophical University ernannt wurde 74 und Grace F. Knoche, die damals im Büro der Amerikanischen Sektion in Oberst Congers Haus in Takoma Park arbeitete. Als Conger hörte, dass das Hotel einem afrikanisch-amerikanischen Mitglied der TG den Zutritt zu dem für den Konvent gemieteten Raum verweigern wollte, lud er das Mitglied sofort ein, an diesem Wochenende Tag und Nacht sein persönlicher Assistent zu sein, wodurch es ihm möglich wurde, am Konvent teilzunehmen.

Ein neues Seminar an der Theosophical University für jene, die an Feldarbeit interessiert waren, wurde beschlossen auf Anfragen hin, die bei diesem nationalen Konvent formuliert wurden. Außerdem wurde am 31. August 1947 eine Western Area Field Work Conference in der Hauptstelle in Covina abgehalten, um neue Wege für eine Bekanntmachung der Theosophie in der Öffentlichkeit zu untersuchen. 75

Europa war durch den Zweiten Weltkrieg verwüstet worden; Conger wusste aufgrund seiner Erfahrung, wo die Schwierigkeiten lagen, und reagierte mit der Entsendung von Repräsentanten, um neue Bemühungen zu unterstützen. Eine Reihe von europäischen Konventen wurde 1947 mit John und Ingrid Van Mater als Repräsentanten der Hauptstelle abgehalten. Der schwedische Konvent fand vom 25. bis 26. Mai statt. 76 Als Reaktion auf Oberst Congers Aufruf zu mehr Aktivität überall in der Gesellschaft wurden neue Statuten vorgeschlagen und angenommen. Der Konvent in den Niederlanden am 22. Juni war einer der größten, die in jenem Jahr abgehaltenen wurden; mehrere hundert Delegierte nahmen daran teil. 77 Der englische Konvent wurde formell am 3. August 1947 eröffnet. Am Samstag davor hielt die Generalversammlung eine Versammlung ab, in deren Verlauf neue Statuten erlassen und Elsie Benjamin zur Präsidentin der Englischen Sektion gewählt wurde. Nicht alle Delegierten im vom Krieg erschütterten Deutschland konnten am Deutschen Konvent vom 3. Juli 1947 teilnehmen. 78 Da der Krieg die Theosophen von vielen Aktivitäten abgehalten hatte, waren diese Konvente gewiss eine tief bewegende Erfahrung für alle, die teilnahmen. Vielleicht wurde das nirgendwo ergreifender empfunden als in Deutschland.

Am 29. und 30. Mai 1948 hielt die Amerikanische Sektion an der damaligen Hauptstelle der Theosophischen Gesellschaft in Covina einen Dreijahres-Konvent ab. Oberst Conger hielt die Eröffnungsansprache, in der er über HPB sprach, der es „gelungen war, die Denkmuster von zwei Generationen zu verändern, allerdings nicht rechtzeitig genug, um den Ausbruch von zwei Weltkriegen verheerenden Ausmaßes zu verhindern“. 79 Dann sprach er über die zukünftige Arbeit:

Wenn wir fragen, wie viele Wege es gibt, Theosophie zu verbreiten, lautet die Antwort zwei. Der eine besteht in persönlichem Kontakt, der andere im Gebrauch des geschriebenen Wortes. 80

Er betonte die Wichtigkeit der kleinen Ereignisse im Leben:

Das theosophische Leben setzt sich aus kleinen Ereignissen zusammen, durch die der Geist der Theosophie fließt. Genauso ist der Einfluss der Bewegung auf die Welt die Ansammlung solcher kleiner Kontakte …, die herzenstreue Theosophen in jedem Land aufnehmen. Durch diese vereinten Herzen und Seelen, die die TG bilden, fließt die Kraft der Loge. In diesem Licht nehmen unsere täglichen Bemühungen wahre Würde an und wir sehen, wie sie zum Ganzen beitragen. 81

Während der gesamten Dauer seiner Leitung im Zeichen der Erneuerung bestand eine der Hauptbemühungen von Oberst Conger darin, ein aktives Verlagsprogramm aufrecht zu erhalten. Die Druckerei wurde neu ausgestattet; und davon abgesehen, die bestehende theosophische Literatur im Druck zu halten, fügte er neue Titel hinzu. Obwohl der Krieg die Möglichkeit für Veröffentlichungen unterbrochen hatte, hatte dies europäische Mitglieder nicht davon abgehalten, Übersetzungen der Schriften von HPB, Judge und Purucker anzufertigen. Sobald es möglich war, wurde damit begonnen, diese Bücher in den verschiedenen europäischen Sektionen herauszubringen.

In Amerika wurde die Herausgabe und der Druck von ◊√Lucifer, dem Organ der Amerikanischen Sektion, nach Covina verlegt. Im Jahr 1948 richtete Conger das Kinderprogramm wieder ein; der Lotus-Circle Messenger und der Junior Theosophist, herausgegeben von Grace Knoche (sen.), wurden durch The Challengers Own und ähnliche neue Aktivitäten ersetzt. Hier im Anschluss eine Übersicht über die Verlagstätigkeit unter der Leitung von Conger:

1946
The Voice of the Silence – Blavatsky
Transactions of the Blavatsky-Lodge – Blavatsky
The Key to Theosophy – Blavatsky
Studies in Occultism – Blavatsky
The Bhagavad-Gītā – Judge
Crest Juwel of Wisdom – Śankarāchārya
Spirit in Crisis – Oosterink

1947
The Secret Doctrine – Blavatsky
Fundamentals of the Esoteric Philosophy – Purucker
Man in Evolution – Purucker
Questions We All Ask (4 Bände im Schuber) – Purucker
Healing and Occult Science – van Uchelen

1948
The Mahatma Letters to A. P. Sinnett in Zusammenarbeit mit Rider & Co, London
Gems from the East – Blavatsky
The Ocean of Theosophy – Judge
The Dialogues of G. de Purucker (3 Bände) – Purucker, herausgegeben von A. L. Conger
Nature’s Magic – Stover

1949
Light on the Path / Through the Gates of Gold – Collins
Practical Occultism – Judge
Studies in Occult Philosophy – Purucker
Theosophic Correspondence – Saint-Martin
Everybody’s Guide to Theosophy – Harry Benjamin

1950
Isis Unveiled (Luxusausführung mit Radierungen) – Blavatsky
Once Round the Sun – Titchenell

ZEITSCHRIFTEN
The Theosophical Forum 82
The Challengers Own 83
The Theosophic Challenge 84
Theosophical Headquarters Bulletin
Lucifer
85

Im Juli 1950 bereitete Oberst Conger den dann schließlich stattfindenden Umzug der Internationalen Hauptstelle von Covina vor. Er bat A. Studley Hart und James A. Long, sich in der Gegend von Pasadena nach einem passenden Besitz umzusehen, der ihm und seinem Mitarbeiterstab und auch der gesamten Familie der Hauptstelle, zusammen mit den Büros, der Bibliothek und der Druckerei, Unterkunft bieten könnte. Im September stand für Oberst Conger und seine zweite Frau, Martha Franklin Conger (1878-1959), gemeinsam mit ihrem Personal und den Büroassistenten, dem Archiv und den Büros der TG und ES, in Pasadena ein großes Haus zur Verfügung. Der Umzug wurde Anfang Oktober abgeschlossen.

Eine größere Herausforderung war, einen passenden Besitz in günstiger Lage für die leitenden Büros und das Personal der Hauptstelle und ebenso für die Bibliothek und die Druckerei zu finden. Studley Hart und James Long berichteten regelmäßig an den Oberst. Anfang Februar 1951 war er sehr erfreut zu erfahren, dass der Kaufvertrag für „Deodars“ unterzeichnet worden war, wo seit Juni 1951 die Hauptstelle und das Personal untergebracht sind. Unterdessen waren für ein anderes Gebäude in der Nähe, das zur Unterbringung der Bibliothek, der Druckerei und des Verlags gekauft worden war, umfangreiche Renovierungsarbeiten erforderlich. Conger erlebte die Veränderungen jedoch nicht mehr. Wie sein Vorgänger G. de Purucker, starb er kurz nach dem Umzug der Internationalen Hauptstelle. Er verschied am 22. Februar 1951 im Alter von 79 Jahren in Pasadena und vollendete so ein hervorragendes und bemerkenswertes Leben, das dem Dienst an der Menschheit gewidmet war.

Es sollte erwähnt werden, dass während dieser fünf Monate des Umzugs im Jahr 1950 die Arbeit der Internationalen Hauptstelle unvermindert fortgeführt wurde. Ungefähr sechs Wochen nach dem Umzug nach Pasadena, Mitte Dezember, bat Conger sowohl den Stab als auch einen Repräsentanten der Amerikanischen Sektion zu einem Treffen zu sich. Er wollte über die Arbeit diskutieren, über die Situation in der Welt, über die Situation der Theosophie in der Welt und die theosophische Arbeit, wie sie in verschiedenen nationalen Sektionen existierte. Neue Bedürfnisse der Gesellschaft voraussehend, sandte er James Long auf eine Weltreise zu den nationalen Sektionen, um die Leiter und Mitglieder zu treffen. Zunächst reiste Mr. Long nach England, wo er seine erste bedeutende Anweisung von Conger erhielt: die Esoterische Sektion in jedem Land, das er besuchte, zu schließen. 86 Während Long in Australien war, bat Oberst Conger seine Sekretärin, Grace F. Knoche, und den Leiter des Western District, George Simpson, nach San Diego zu fahren und die Mitglieder zu bitten, ihre Loge zu schließen und jegliche öffentliche Arbeit für den Moment einzustellen. Eine Woche später bat Conger Miss Knoche und Mr. Simpson, die Loge in San Franzisco zu schließen. Kurz darauf kehrte Long in die Staaten zurück. Er beschrieb seine Rückkehr zur Hauptstelle in Pasadena beim General Congress der Theosophischen Gesellschaft, der in den Niederlanden abgehalten wurde:

Ich kam glücklicherweise eine Woche bevor Oberst Conger seinen Herzinfarkt hatte zurück – Zeit genug, um ihm einen sehr kurzen Überblick darüber zu geben, was ich vorgefunden hatte und was ich als notwendig empfand; und er wusste, so wie wir, dass seine Zeit gekommen war, uns zu verlassen. Wir waren sehr erleichtert, als er eines Tages sagte: „Das Ende meiner Reise wird nicht schmerzhaft sein.“ Und das war es nicht. Natürlich wusste ich nicht, an welchem Tag oder wie das Ende kommen würde. Aber drei Tage vor seinem Ableben ging ich hinauf in sein Zimmer, wie ich es üblicherweise vor dem Schlafengehen tat, und sagte: „Oberst, ich glaube, ich werde jetzt zu Bett gehen.“ Es war ungefähr 22:30 Uhr. „Kann ich irgendetwas für dich tun, bevor ich mich zurückziehe?“ Er sagte: „Ja.“ Ich sagte: „Oberst, du musst es nur sagen und ich werde mein Bestes tun.“ Er dachte ein wenig nach und blickte auf: „Führe die Arbeit, die du begonnen hast, zu Ende.“ Ich verstand. Ich sagte ihm Gute Nacht und Lebewohl. Am nächsten Morgen hatte er einen Herzinfarkt, erlangte sein Bewusstsein während der nächsten drei Tage nicht zurück und verschied. Die Erinnerung an ihn wird in der theosophischen Bewegung niemals verblassen, noch wird die Wirkung seines Großen Opfers vermindert werden. 87

Ich schließe mit einer Feststellung aus dem Jahre 1938. Sie fasst die Zielstrebigkeit von Arthur Latham Conger zusammen, der – wenn sein Leben und seine Arbeit besser bekannt werden – als ein bedeutender Mitarbeiter am Wohl und an der Lebenskraft der modernen theosophischen Bewegung angesehen werden wird.

Das Höhere Selbst in uns wird seinen Weckruf ertönen lassen, um das höhere Selbst in unserem Bruder zum Klingen zu bringen, ob dieser Bruder Grieche, Farbiger oder Jude, Herr oder Diener ist. Dem Spirituellen im Menschen erscheint das Überkommene so trivial, wie Rangabstufungen in einer Demokratie. Trotz aller Hindernisse „wird das Tiefe das Tiefe anrufen“, sei es im Büro oder zu Hause, am Marktplatz oder in einer Straßenbahn.

– ARTHUR L. CONGER, Lucifer, (2:13), November 1938

Alle Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, auf die hier nicht besonders verwiesen wird, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena in Kalifornien.

Fußnoten

1. Crest Jewel of Wisdom, Theosophical University Press, Covina, 1946, 95. [back]

2. Harry Spengler, Brief an Kenyon B. Conger, 4. Dez. 1939. Spengler war ein Enkel von David Conger. Er bemerkt: „Diese Tatsachen [stammen] aus dem ‘Historical Bulletin’ Wash. D.C. Dez. 1903 und aus offiziellen Berichten, Familienbibeln und von einzelnen Congers.“ [back]

3. An Ohio Woman in the Philippines: Giving personal experiences and descriptions including incidents of Honolulu, ports in Japan and China, Press of Richard H. Leighton, Akron, Ohio, 1904. [back]

4. Representative Citizens of Ohio, G. Frederick Wright, The Memorial Publishing Company, Cleveland, Ohio, 1913, 353-359. [back]

5. Harvard College Class of 1894, Fiftieth Anniversary Report, 1894-1944, für die Klasse privat gedruckt von der Plimpton Druckerei, Norwood, Massachusetts, 103. Hier genannt der Harvard Report. [back]

6. Ebenda, 103. [back]

7. ALC an Virginia Vaughan, 12. Dezember 1945. [back]

8. Harvard Report, 102. [back]

9. Ebenda, 103. [back]

10. Mitgliedsregister der TG, 1875-1878, 514. [back]

11. „Reflections“, The Theosophical Forum (25:9), September 1947; 521. [back]

12. Ebenda, 522. [back]

13. Die folgenden Punkte stammen aus den Akten der Esoterischen Sektion:
George D. Ayers empfiehlt William Q. Judge am 14. Dezember 1892, ALC in die ES aufzunehmen.
WQJ an ALC, 28. November 1894: „Nachdem du dein Gelöbnis abgelegt hast, übersende ich dir hiermit das Zertifikat der Zulassung zur EST, … .“
WQJ & JHF an ALC, 23. February 1895, ES-Probezeit endet.
WQJ an ALC, 5. März 1895, ES-Korrespondenz: „Es freut mich sehr dir mitzuteilen, dass du nun ein volles Mitglied 1. Grades der E.S.T. bist. … .“
Sekretär der EST an ALC, 28. August 1896: „Du bist nun ein Mitglied 2. Grades.“ [back]

14. M. L. Guild an WQJ, 4. September 1894, empfiehlt ALC der ES. [back]

15. ALC an Rev. John Gaynor Banks, 10. Juni 1946, und „Reflections,“ The Theosophical Forum (25:9), Sep. 1947, 522. [back]

16. Harvard Report, 103-4. [back]

17. „Reflections,“ The Theosophical Forum, September 1947, 522-3. [back]

18. Ebenda, 523. [back]

19. ALC an Rev. John Gaynor Banks, 10. Juni 1946. [back]

20. The Theosophical Path (34:1), Januar 1928, 84. [back]

21. Abbott B. Clark an Miss Cor den Buitelaar April 1948. Mr. Clark war der junge Mann aus Kalifornien, den Mrs. Tingley bat hinunterzugehen, um ALC zu holen. [back]

22. Erwähnt in The Theosophical Path (24:2), Februar 1923. [back]

23. E.T. Hargrove an ALC, 19. Juni 1896. [back]

24. Report of Proceedings, Third Annual Convention of the Theosophical Society in America, President’s Report, New York, 25-26. April 1897, 7. [back]

25. The Theosophical News: A Weekly (1:47), 10. Mai 1897, Boston, 1. [back]

26. Aus dem Originalprotokoll des Treffens vom 13. Januar 1898 und der Resolutions, Preamble and Constitution of the Universal Brotherhood, angenommen beim Konvent von Chicago am 18. Februar 1898. [back]

27. Harvard Report, 104. [back]

28. „Reflections,“ The Theosophical Forum, September 1947, 523, und Harvard Report, 104. [back]

29. Harvard Report, 104. [back]

30. The Theosophical Path (34:1), Januar 1928, 84. [back]

31. Nachdruck mit zwei wichtigen Mahatma Briefen, die nicht in A. T. Barkers The Mahatma Letters to A. P. Sinnett enthalten sind, Theosophical University Press, Pasadena, 1973. [back]

32. Laut US-Botschafter John Gilbert Winant betrachtete General George C. Marshall (Stabschef, US-Verteidigungsminister, Friedensnobelpreis) Conger als ‘einen der klügsten Köpfe der Armee’ (Letters from Grosvenor Square: An Account of a Stewardship, Houghton Mifflin, Boston, 1947, 135). [back]

33. The Military Historian & Economist, (1:1), vierteljährlich erscheinend, Januar 1916, Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts. [back]

34. A. L. Conger, Mississippi Valley Historical Review (3:2), September 1916. [back]

35. Captain Arthur L. Conger, The State Historical Society of Wisconsin, Nr. 172. Aus dem Bericht der Gesellschaft von 1916. [back]

36. Oberst Arthur L. Conger, Wisconsin Historical Society, Wiedergabe aus Wisconsin Magazine of History, (4:3), März 1921. [back]

37. Harvard Report, 105. Das Staatsarchiv Ref. Nr. 093.412–108, 29. Juni 1920, bezieht sich auf die Auszeichnung mit dem St. Michaels und St. Georges Orden, verliehen von der Britischen Regierung. [back]

38. Harvard Report, 104 und Staatsarchiv 121.5460c/4, 3. April 1925. Staatsarchiv 121.54 Germany/4 17. September 1924 enthält Details über ALC als Militärattaché auch für Norwegen, Schweden, Dänemark und die Niederlande. Staatsarchiv 121.54 Deutschland/4 27. September 1924, ALC ernannt für die Gesandtschaften in Christiania, Stockholm, Kopenhagen und Den Haag. Staatsarchiv 500.A15P43/135, 16. Februar 1927 Ernennung von ALC zur Vorbereitenden Kommission für die internationale Abrüstungskonferenz. [back]

39. Oberst Gilbert war Kriegsgerichtsrat der 8. Corps Area, mit Hauptquartier in Fort Sam Houston, Texas. Er war oberster Berater in Fragen der Militärgesetzgebung für den kommandierenden General der American Expeditionary Forces in Frankreich zur Zeit der Unterzeichnung des Waffenstillstands. Oberst Gilbert war ebenfalls Theosoph. Eine Zusammenfassung seiner Militärlaufbahn findet sich in The Theosophical Path (23:3), März 1923. [back]

40. The Theosophical Path (24:2), Februar 1923, 188. [back]

41. The Theosophical Path (25:1), Juli 1923, 84-5. [back]

42. The Theosophical Path (25:2), August 1923, 195. [back]

43. The Theosophical Path (31:2), August 1926, 192-4. [back]

44. Ebenda, 195. [back]

45. The Theosophical Path (34:1), Januar 1928, 85. [back]

46. The Century Co., 1931; revidiert von A. H. Meneely in The Saturday Review of Literature, 11. Juli 1931. [back]

47. ALC an GdeP, 4. November 1929. [back]

48. GdeP an ALC, 9. November 1929. [back]

49. GdeP an ALC, 15. Januar 1932 [back]

50. Offizielle Mitteilung der International Theosophischen Hauptstelle, Point Loma, Kalifornien, 1. März 1932. [back]

51. ALC an GdeP, Telegramm vom 10. Dezember 1932: „Weitere Gründe für Präsidentenwechsel mein physischer Zustand unverbessert bin immer noch nicht in der Lage zu schreiben oder in der Öffentlichkeit zu sprechen Osteopath hofft auf Besserung abhängig von völliger Entspannung … .“ [back]

52. Telegramm, James A. Long an GdeP und GdeP an JAL, 23. Sept. 1939. [back]

53. Lucifer wurde ursprünglich am 15. September 1887 von H. P. Blavatsky gegründet, Mitherausgeberin war Annie Besant von Mitte 1889 bis Juni 1891. In der Folge wurde die Zeitschrift bis September 1895 von AB herausgegeben, danach wurde GRS Mead Mitherausgeber (bis August 1897). Zu diesem Zeitpunkt änderte die Zeitschrift ihren Namen in The Theosophical Review. Der zweite Lucifer wurde unter der Leitung von G. de Purucker von jüngeren Mitgliedern des Stabs der Hauptstelle von Jan/Feb 1930 bis Jan 1935 herausgegeben. Dann wurde er, genauso wie The Theosophical Path, mit The Theosophical Forum zusammengeschlossen. Die Amerikanische Sektion übernahm den Namen Lucifer im Januar 1938. [back]

54. Dr. Stokes an ALC, 23. April 1942. [back]

55. Es gab zwei abweichende Stimmen, von den beiden einzigen Personen, die nicht von G. de Purucker ernannt worden waren (Helen Harris und Henry T. Edge). [back]

56. Lolita W. Hart (Kabinettsmitglied) an das Kabinett, 1. Oktober 1945: „Er [ALC] hat seine Loyalität, Hingabe und mentale Eignung viele Jahre lang bewiesen und kann alle Einwendungen in Bezug auf seinen physischen Zustand bei seinem Eintreffen widerlegen.“ [back]

57. Interview mit Kirby Van Mater. [back]

58. The American Theosophist, November/Dezember (79:6) 1991, 2-3. [back]

59. Protokoll des Kabinetts der TG, 12. September 1946. [back]

60. W. E. Small an ALC, 9. Juli 1946. Mr. Small trat gemäß des Ersuchens zum 8. Juli 1946 von seiner Position als Herausgeber des Verlages zurück. [back]

61. G. C. LeGros an A. C. Eppstein, 3. Dezember 1946. [back]

62. I. L. Harris (Vorsitzender des Kabinetts) an W. E. Small (Sekretär des Kabinetts) 13. Mai 1942: „Bitte zu beachten, dass der Leiter [G. de Purucker] mit Wirksamkeit zum 11. Mai 1942 Dr. Edge in den Ältestenrat versetzt und Kirby Van Mater zum Mitglied des Kabinetts ernannt hat.“ [back]

63. In der Annahmeerklärung bezüglich ihres Rücktritts schrieb der Rat: „Der Rat bedauert, dass diese deine Erklärung … auch deinen Rücktritt als Lehrer nach sich zieht. Es war die Hoffnung und Absicht des Rates, dass du deine sehr nützlichen und hilfreichen Aktivitäten als Mitglied der Fakultät fortsetzen würdest.“ Brief des Rates, 24. Juni 1946. [back]

64. Geoffrey Barborka an G. de P, 19. Dezember 1941, und G. de P. an G. Barborka, 20. Dezember 1941. [back]

65. L. G. Plummer an Peter Flach, 27. November 1947. [back]

66. E. Benjamin an ALC, 18. April 1946. [back]

67. Anmerkungen aus dem Protokoll des informellen Treffens, abgehalten am Sonntag, den 8. September 1946, 15.00 Uhr. [back]

68. H. P. Blavatsky: Collected Writings (12:495), Einführung in die ES, Regel 8. [back]

69. James A. Long, Report of Proceedings of the General Congress of The Theosophical Society, Utrecht, Holland, 15. April 1951, 10. [back]

70. Theosophical Headquarters Bulletin: International News and Notes, Nr. 11, 5. Mai 1946; Nr. 18, 15. Oktober 1946; Nr. 19, 5. November 1946; Nr. 20, 5. Dezember 1946. [back]

71. Ebenda, Nr. 20, 5. Dezember 1946; Nr. 21, 5. Januar 1947; eine Zusammenfassung ihrer Reise ist in Nr. 22, 5. Februar 1947, zu finden. [back]

72. Ebenda, Nr. 20, 5. Dezember 1946. [back]

73. Ebenda, Nr. 24, 5. April 1947. [back]

74. Ebenda, Nr. 26, 5. Juni 1947. [back]

75. American Section TS Bulletin, Nr. 12, 1. August 1947. [back]

76. Theosophical Headquarters Bulletin, Nr. 27, 5. Juli 1947. [back]

77. Ebenda, Nr. 28, 5. August 1947. [back]

78. Ebenda, Nr. 29, 5. September 1947. [back]

79. Grußbotschaft an den Konvent der Amerikanischen Sektion von 1948; zitiert in Lucifer, (10:9), Juni 1948, 129. [back]

80. Ebenda, 130. [back]

81. Ebenda. [back]

82. G. de Purucker legte im September 1929 The Theosophical Forum neu auf. 1935 verschmolzen The Theosophical Path und Lucifer: The Light Bringer mit The Theosophical Forum. Es wurde vom Januar 1946 bis zu seiner Einstellung im März 1951 von ALC herausgegeben. [back]

83. März/April 1949 - März/April 1951, Challenger Herausgeber Komitee. [back]

84. September 1946 - Juni 1951. [back]

85. Siehe Anmerkung 53. [back]

86. Proceedings of General Congress, Utrecht, 15. April 1951, 14. [back]

87. Ebenda, 16. [back]