Kleine Schritte zur Freude
- Sunrise Herbst 2007
Viele inspirierende Texte berichten uns, dass wahre Freude gefunden wird – und nicht flüchtige, durch Genusssucht hervorgerufene Emotion –, wenn wir mit unserem göttlichen Selbst eins werden. Das macht es dem liebenden, spirituellen Teil von uns möglich, durchzuscheinen und unser Leben und Handeln zu gestalten. Es hilft uns auch, in Harmonie mit den Naturgesetzen zu leben. Aber wie können wir als unvollkommene Menschen diese wahre Freude entdecken?
Der erste Schritt besteht darin zu entscheiden, dass wir glücklich sein wollen. Das mag eigenartig klingen, aber viele von uns möchten sich eigentlich schlecht fühlen. Die Entscheidung unglücklich zu sein, macht es uns möglich, mit uns selbst Mitleid zu haben und uns auf unser eigenes Wohlergehen und nicht auf das anderer zu konzentrieren. Selbst Depressionen können als ein Weg benützt werden, uns zu lähmen, zu betäuben und unfähig zum Handeln zu machen. So bedeutet der Entschluss glücklich zu sein, den Selbst-Genuss des Sich-schlecht-Fühlens aufzugeben! So ironisch das zu sein scheint, ist es ein Schritt hin zu Selbstlosigkeit, da es eine Entscheidung ist, unseren Fokus von unseren eigenen Problemen nach außen hin zur Welt zu verlagern.
Sobald wir einmal entscheiden, dass wir glücklich sein wollen, liegt der nächste Schritt in der Erkenntnis, dass unser Weg zu Glück – und Unglück – gänzlich in unseren eigenen und niemandes anderen Händen liegt. Wir haben uns zu dem gemacht, was wir sind, und unsere Prüfungen werden durch unsere eigenen Handlungen und Entscheidungen hervorgebracht, sie sind nicht die Bestrafungen eines eitlen und rächenden Gottes. Das bedeutet, dass es in unserer eigenen Macht liegt, unser Leben zu verbessern und uns zu dem zu machen, was wir sein möchten. Mitunter ist es hilfreich sich daran zu erinnern, dass Karma unendlich gütig ist und dass die Prüfungen, die wir durchmachen, so gestaltet sind, dass uns genau das gelehrt wird, was wir lernen müssen, um bessere Menschen zu werden. Der Spruch „Schmerz ist unvermeidlich, Leiden aber ist eine Option“ inspiriert uns dazu, den Resultaten unserer Handlungen mit Mut und Optimismus zu begegnen.
Eine weitere Hilfe zur Steigerung der Freude in unserem Leben ist es, inspirierende Dinge in unser Herz und Denken einziehen zu lassen und jene loszulassen, die uns unglücklich machen. Lasst den ersten Gedanken des Tages einen der Liebe, Dankbarkeit, Inspiration und Schönheit sein. Wir wachen oft mit Ängsten auf, was der Tag bringen wird – lasst uns diese ängstlichen Gedanken durch positive ersetzen. Wir können auch die heimtückischen Gewohnheiten einschränken, nach Fehlern zu suchen, zu kritisieren, uns zu beklagen und pessimistisch zu sein. Diese unproduktiven Gedanken schleichen sich täglich tausende Male in unser Denken ein und dämpfen die Freude, die wir empfinden könnten. Oft bemerken wir nicht einmal, dass sie unser Denkvermögen durchdrungen haben. Um sie also zu überwinden, beginnt damit, euch des negativen Gedankens bewusst zu werden, wenn er das erste Mal in eurem Kopf auftaucht. Ringt nicht damit oder rationalisiert herum oder versucht ihn zu analysieren. Hört einfach auf zu denken, ersetzt ihn durch einen positiven Gedanken. Es könnte helfen sich zu erinnern, dass – obwohl wir alle Fehler und Schwächen haben – wir in unserem Kern göttliche Wesen sind und deshalb Liebe, Respekt und den Nutzen des Zweifels verdienen.
Vergeben ist – wie G. de Purucker sagt – „eine der Stufen zu göttlicher Liebe. Wahres Vergeben ist die Weigerung, Missgunst zu hegen, Groll zu pflegen, Hass zu kultivieren; und Vergeben bedeutet auch, sein Herz von diesen erniedrigenden Impulsen zu reinigen“. Es mag leichter sein zu vergeben, wenn wir – sobald uns Unrecht geschieht – einen Augenblick innehalten, einen Schritt zurücktreten von unserem eigenen Ärger und unserer eigenen Verletzung und fragen: Wie fühlt sich der andere Mensch? Was geschieht im Leben dieser Menschen und welche früheren Erfahrungen haben sie dazu gebracht, so zu handeln? Dieses kurze Innehalten in unserer anfänglichen Reaktion kann ein Aufwallen von Hass abwehren und stattdessen einen Funken von Liebe überspringen und Mitleid in unser Herz einziehen lassen.
Wahre Freude, beruhend auf dem Erreichen spiritueller Vollkommenheit auf dieser Erde, ist scheinbar nur schwer zu erreichen. Aber vielleicht ist der Schlüssel dazu ein Anfang mit einigen wenigen Schritten, die – wenn auch klein – in die richtige Richtung zielen. Und das ist es, worauf es ankommt.