Etwas Wertvolles
- Sunrise 2/1983 Sonderheft: Der stille, schmale Pfad
"Kein Mensch ist eine Insel" - niemals waren diese Worte wahrer als heute, wo die Ereignisse aus allen Teilen der Erde ihre Schatten in unsere Wohnzimmer, in unser Leben und in unser Herz werfen! Von allen Seiten mit Nachrichten über die leidende Menschheit überschüttet, sind wir wegen unserer Zukunft beunruhigt, besorgt und oft mutlos geworden. Inmitten der Unruhe des täglichen Lebens bleibt jedem von uns nur noch übrig, unser eigenes Leben in Ruhe neu zu überdenken, und zu versuchen, eine Richtung einzuschlagen, in der universale Bruderschaft eine Tatsache wird, und nicht nur ein weit entfernter Traum bleibt.
Jeder hat in seinem Einflußbereich die Möglichkeit, "den Haß zu begraben". - Es ist wirklich eine Tragödie, daß Generation um Generation wegen eines Unrechts, das vor einer Stunde, vor einem Tag, vor einem Jahrhundert oder vor noch längerer Zeit zugefügt wurde, Blut vergossen wird. Wenn wir "unschuldig geborene" Kinder das Hassen lehren, dann ist das ein Verbrechen gegen diese Kinder, aber auch gegen uns selbst. Wenn wir einen Menschen auf Grund unserer eigenen Engstirnigkeit und unseres Hasses durch unverantwortliches Gerede so beeinflussen, daß er einen anderen Menschen ablehnt, oder wenn, was noch schlimmer ist, das direkt durch Bosheit und Feindschaft geschieht, so wird dadurch der Streit in der Welt lebendig erhalten. Wie können wir von den Regierungen erwarten, daß sie Frieden in eine Welt bringen, deren Bewohner nicht friedvoll sind?
Eines der kostbarsten Geschenke, die wir haben, ist der andere Mensch. Ohne Freundschaft und menschliche Wärme verwelken wir. Einsamkeit und Mißachtung führen zu seelischer Erkrankung, womit bewiesen ist, daß wir unseres Bruders Hüter - im wahrsten Sinne des Wortes - sind. Es gibt keinen unter uns, der einem anderen Wanderer auf dem Lebensweg nicht Freundschaft schenken und ein wenig Zeit widmen kann. Es ist wirklich unsere Pflicht, uns um die große menschliche Familie und um das, was ihr zustößt, zu kümmern, weil wir zu ihr gehören und ein wesentlicher Teil ihres Lebens sind - und die einzige Möglichkeit, das zu tun, besteht darin, unser eigenes Leben zu veredeln und dadurch das Leben eines jeden, dem wir begegnen.