Zum Segen der Menschheit leben
- Sunrise 2/1979
Eine totale Mondfinsternis lockt immer Tausende von Menschen auf die Hausdächer und Balkone, oder sie stehen "gruppenweise unter den träumenden Gartenbäumen" und beobachten, wie der Schatten der Erde zwischen uns und das Antlitz des Mondes kriecht. Wenn die Finsternis schließlich vollkommen wird, sieht man draußen im Raum das Abbild unserer gesamten Erde - unseres Planeten. Das war in weiten Gebieten der Vereinigten Staaten zu sehen. Es wäre doch seltsam, wenn dadurch nicht viele Menschen über unsere Schwesterplaneten - Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn - nachzudenken beginnen würden und nicht gerne wüßten, ob nicht irgendwelche von diesen Planeten oder von anderen Sonnen weit draußen im Raum wie unsere Erde mit einer Menge von Wesen unterschiedlicher Rassen und Nationen bewohnt sein könnten, die auch vital, tätig und schöpferisch sind, miteinander wetteifern, aber immer lernen und wachsen.
Von der Menschheit, wie wir sie kennen, wird gesagt, sie sei wie ein "Heer von Seelen" zur Erde gekommen, hergeflogen von einer anderen (jetzt toten) Welt, die unsere Heimat war - von einer Welt, in der wir als Wesenheiten in Körper gekleidet waren, über die wir nichts wissen -, um nun hier ein neues Kapitel unserer Evolution zu beginnen.
Nach vielen Zeitaltern und Transformationen sind wir alle hier und drängen vorwärts durch neue Gebiete der Erfahrung einem immer größeren Schicksal entgegen. Wenn wir es so betrachten, daß wir sozusagen von einem Punkt im Raum kommen, dann bilden wir tatsächlich eine Familie, mit Recht Menschheit genannt, und von der wir mit Recht annehmen, daß sie eine Rasse ist, die zusammen eine neue Entwicklungsphase durchmacht. Unsere essentielle Verwandtschaft - das ist die tiefe Wahrheit, die dem ganzen menschlichen Leben auf Erden zugrunde liegt.
... MENSCHHEIT, schon das Wort bringt unsere wunderbare Einheit zum Ausdruck: Menschheit, die menschliche Rasse, alle Völker, das Menschengeschlecht, jeder einzelne ein vertrauter und lebendiger Teil des Ganzen.
Muß daher nicht jeder zum Segen der großen Gemeinschaft von Seelen leben? Die Quäker und viele andere glauben, daß in jedem Menschenwesen ein Funke des Göttlichen existiert. Sicherlich liegt hierin das Geheimnis. Aus dieser Quelle kommt jeder Impuls, den wir haben, um großmütig zu handeln, jeder Impuls altruistischen Verständnisses für alles, was ist, und um unsere Mitgeschöpfe als das erkennen zu können, was sie sind. Seine Schatzkammer dafür ist unerschöpflich: aus ihr kommt unser Gefühl für die Dinge, die heilig sind, die unsterbliche Hoffnung, die nie erlahmt, die schöpferischen Fertigkeiten und Talente, das innere Gefühl für rechtes Tun.
Aber wie steht es mit diesem "ich", das unser vertrautes Selbst ist: unser Selbst, das an der Betriebsamkeit der Welt teilnehmen muß, das Selbst, das mit den täglichen Umständen kämpft - das sich freut und leidet und sich sehnt, das durch Erfahrung reicher wird? Dieses Selbst ist in der Tat unser Kontaktpunkt mit den unmittelbaren Gegebenheiten des Lebens. Man kann es durchaus verantworten, wenn man dessen Tätigkeitsbereich mit dem Gestirn in Zusammenhang bringt, das mit den Mächten des Geschicks im Bunde ist. Dieses Selbst muß lernen, "zum Segen der Menschheit zu leben" - eine unschätzbare Gabe der Götter auszuüben. Und diese Gabe ist die Macht der Wahl, durch deren Anwendung wir dieses Selbst mit den tief im Innern eingepflanzten höheren Eigenschaften verbinden können und so unserem eigenen innersten Wesen näher kommen. Wenn das stattfindet, dann besteht Bereitschaft ... und die Gelegenheit breitet ihre Arme weit aus.