„Lebe das Leben...“
- Sunrise 4/1976
"Lebe das Leben, und du kennst die Lehre", doch wenn das Leben nicht in seinem wundervollen und faszinierenden Reichtum gelebt wird, wobei dieses 'das Leben leben' weit mehr bedeutet, als nur die herkömmlichen Sittenlehren zu befolgen, wird man sie nie verstehen. Die traditionellen Sittenlehren sind zwar gut und wichtig, denn sie legen den unsteten und impulsiven Gemütsregungen des Menschen einen Zügel an und kontrollieren sein umherschweifendes und unbeherrschtes Gemüt. Doch, 'das Leben leben' bedeutet weit mehr als das. Es verlangt zuallererst absolute Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber, so daß der Mensch sein eigener strengster oder bester Kritiker wird und alles, was seiner nicht würdig ist, ablegt und es ersetzt durch das, was sein Leben bereichert und es mehr erfüllt und den Bereich seines Bewußtseins erweitert. Dadurch werden Kräfte, Fähigkeiten und Energien ausgelöst und zur Anwendung gebracht, die bei der Mehrzahl der Menschen leider nicht viel mehr sind als Träume oder sogar vollständig unbekannt sind. Und schließlich bedeutet 'das Leben leben' einen Willensentschluß und eine Ausrichtung des Gemüts auf das einzige Ziel, das nichts ändern kann, weil echter Okkultismus bedeutet, das Erhabenste, was es in einem Menschen gibt, zum Ausdruck zu bringen. Darum darf der wahre Okkultist nicht blindlings den Anweisungen eines Menschen folgen, noch darf er jemals seinen Willen den Anordnungen oder Befehlen eines anderen in sklavischer Weise unterwerfen. Das besagt jedoch nicht, daß er keine Lehrer hat. Ganz im Gegenteil; denn eine der ersten Regeln oder eines der obersten Gesetze der okkulten Lehre weist zwingend darauf hin, daß ein Schüler, wie weit vorangeschritten er auch sein mag, der Führung und Hilfe anderer bedarf, die auf dem Pfad der Weisheit, des Friedens und des Wissens weiter fortgeschritten sind als er.
Der Okkultist folgt den Weisungen des inneren Gottes, seines obersten Herrn; doch nur, weil er beginnt, bewußt auf seine eigene innere Stimme zu hören, ist er befähigt, in anderen Meisterschaft, spirituelle und intellektuelle Größe klar zu erkennen und die Führung und die Hilfe willkommen zu heißen, die ihm von jenen zuteil wird, die weiter fortgeschritten sind als er.