Die Theosophische Gesellschaft

Bewußtsein des Neuen Zeitalters...

Sunrise 4/1975

Die folgenden Auszüge werden mit Genehmigung aus dem Special Report of the Academy of Parapsychology and Medicine (1973) abgedruckt. Sie stehen unter der Überschrift: "Mind Training, ESP, Hypnosis and Voluntary Control of Internal States" ("Geistestraining, ASW, Hypnose und willentliche Kontrolle innerer Zustände").

Elmer Green, Ph. D. ist Direktor des Psychophysiologischen Laboratoriums der Menninger Foundation, Topeka, Kansas. Er erforscht gegenwärtig die "Fähigkeit, etwas wieder zu erleben" und wie die visuellen Eindrücke bei gesteigertem Bewußtsein und bei der Geist/Körper-Selbstregulierung angewendet werden können. Er ist Direktor der Akademie für Parapsychologie und Medizin.

Alyce Green ist Übungsleiterin im Voluntary Controls Programm der Menninger Foundation. Ihre gegenwärtige Arbeit konzentriert sich auf die Kreativität und das Studium des Alpha-Theta-Gehirnwellenfeedback sowie auf Träume und bildliche Vorstellungen. Sie ist Präsidentin der Association of Transpersonal Psychology.

- Der Herausgeber

In den letzten Jahren haben sich viele Psychologen für Forschungsmöglichkeiten interessiert, die vor einigen Jahren noch nicht zum Bereich der Wissenschaften gezählt wurden. Es handelt sich dabei um Forschungen über die vorsätzliche Kontrolle von normalerweise unbewußten psychologischen und physiologischen Vorgängen. ...

Die Untersuchungen beschäftigen sich mit der Möglichkeit, mit Hilfe des Willens die eigenen geistigen, emotionalen und physiologischen Zustände - ohne hypnotische Beeinflussung durch eine fremde Person - verändern und beherrschen zu können. Bei diesen Entwicklungsprozessen treten manchmal ... parapsychologische Begebenheiten auf. Diese Ergebnisse sind jedoch nicht das Ziel der Übungen. Das eigentliche Ziel ist Selbstbemeisterung, ... verbunden mit der Entwicklung des Bewußtseins, was im Zen das Wahre Selbst genannt wird. Man sagt, bevor dieser Aspekt des Selbst nicht entwickelt ist, werden die psychischen Kräfte zu einem "Ego-Trip". Die Entwicklung psychischer Kräfte kann gefahrlos erfolgen, nachdem ein bestimmtes Maß an Selbstbemeisterung (Egobemeisterung) erreicht ist. Wenn die Entwicklung des Paranormalen jedoch zuerst erfolgt, entstehen psychologische Schwierigkeiten.

... es ist möglich, daß man in psychische (psychologische) Verwicklungen gerät und nicht mehr imstande ist, den Weg durch die Schichten der mentalen und emotionalen Verwirrung zum eigenen Mittelpunkt zurückzufinden. Die alte christliche Ermahnung in dieser Hinsicht lautet deshalb: Man solle zuerst das Königreich des Himmels im Innern suchen, so wurde gesagt, dann würde das andere zu gegebener Zeit folgen.

Diese Erwägungen sind heute anscheinend von besonders wichtiger Bedeutung, weil wir von geschäftstüchtigen Leuten mit Zeitungsanzeigen bombardiert werden, die (gegen Bezahlung) durch Hypnose psychische Kräfte in uns entwickeln wollen. Es wird zwar bestritten, daß die Technik der Hypnose angewandt wird, weil Hypnose "nicht gut klingt". Man spricht statt dessen von "Konditionierung", "Programmierung", "Gehirnwellen-Training", "Alpha-Training" usw., dennoch handelt es sich um Hypnose. Darüber sind sich die Fachleute einig, obwohl sie sich über die Wirkungsweise der Hypnose nicht immer einig sind. Das Verfahren der "Countdown"-Einströmung in der Geistestrainings-Programmierung, die gegen Bezahlung durchgeführt wird, ist eine klassische Hypnosetechnik.

Hypnose ist ein äußerst wirksames Mittel zur Beherrschung physiologischer und psychologischer Zustände. Es ist allgemein bekannt, daß operative Eingriffe durch Hypnose schmerzlos ausgeführt werden können; die Hypnotisierten können dazu gebracht werden, daß sie Dinge sehen, die nicht da sind, und Dinge nicht sehen, die da sind; aber es ist nicht allgemein bekannt, selbst nicht bei Leuten, die die Hypnose berufsmäßig ausüben, daß durch Hypnose eine parapsychologische Sensitivität gesteigert werden kann. ...

Wir vertreten den Standpunkt, daß durch Hypnose paranormale Fähigkeiten auftreten können und daß das Paranormale bei einigen Menschen durch Hypnose hervorgerufen wird, die an kommerziellen Kursen für Geistestraining teilnehmen, auch wenn Leute, die diese Dinge nicht untersucht haben, anderer Meinung sind.

Es könnte nun die Frage auftauchen: "Na und? Worin liegt da der Unterschied?" ...

Hypnotische Programmierung, wie sie in gewerbsmäßigen Kursen angewandt wird, hat verschiedene Nachteile, nämlich:

a) Viele Menschen werden sozusagen psychisch in Daseinsbereiche katapultiert, in denen sie sich weder vor Gefahren schützen können, die aus ihrem eigenen Unbewußten entstehen oder aus psychischen Machenschaften durch andere Personen oder aus Quellen, die "außerhalb der Persönlichkeit" liegen (Gefahren, die den sogenannten "astralen" Bereichen entstammen). Wir haben hier nicht die Zeit, einen Überblick über die Geschichte des Spiritismus seit 1849 wiederzugeben und die psychischen Tragödien, die oft aus dem Herumpfuschen auf dem Gebiet mediumistischer Trance entstanden, aber die Nervenheilanstalten beherbergen heute noch viele Patienten, die "Stimmen hören". Diese Menschen können in der Regel die Stimmen nicht abschalten. Sie können die Wirklichkeit nicht von der Phantasie unterscheiden, sie haben ihr "Unterscheidungsvermögen für die Wirklichkeit" verloren und werden oft gezwungen, "gegen ihren Willen" Befehle auszuführen, die ihnen "erteilt" werden.

b) Personen, die sich einer Geistesschulung unterziehen, für die sie bezahlen, werden oft auf eine Weise "programmiert", die weder ihren eigenen Bedürfnissen noch ihren Verhältnissen entspricht. Was für den einen angebracht ist, kann für den anderen verhängnisvoll sein. Dieses Risiko entsteht unabhängig von den Gefahren, die das hypnotische Eindringen in "astrale" Ebenen mit sich bringt.

c) Viele Schulungsleiter für Geistestraining sind unfähig, auf einem Gebiet zu arbeiten, auf dem für die Menschen die körperliche und seelische Gesundheit auf dem Spiel stehen. So sind zum Beispiel ehemalige Handlungsreisende, die einige Kurse in hypnotischer Programmierung absolviert haben, nicht geeignet, auf diesem doch recht schwierigen Gebiet der menschlichen Psyche mit den psychosomatischen Wechselbeziehungen zu arbeiten.

d) Es muß auch noch ganz ernsthaft gesagt werden, daß in "astralen" Bereichen eher eine psychische Abhängigkeit verstärkt wird als die eigene Entschlußfähigkeit. Diese Meinung wird von den Lehrern des Ostens übereinstimmend vertreten, die, wie zugegeben werden muß, sich jahrhundertelang eingehend mit Methoden der Selbstbemeisterung befaßten und Erfahrungen hierüber erlangten. Es muß zugestanden werden, daß die psychosomatische Selbstregulierung, die durch eine willensmäßige Methode erlangt wird, langsam vor sich geht - im Vergleich zu der Möglichkeit, sich hypnotischen Befehlen zu unterwerfen, d. h. wenn man die eigene Bewußtseinskontrolle an eine andere Person abgibt. Doch von den fähigsten Lehrern wird auch behauptet, daß für die Sicherheit, in den astralen Dimensionen, die Fähigkeit der psychischen Selbstbestimmung das sine qua non - die unerläßliche Bedingung - ist.

Was diese Sicherheit in "astralen" Dimensionen anbetrifft, so liegt wahrscheinlich die größte eigentliche Gefahr, die mit der hypnotischen Unterwerfung in diesen Geistesschulungsprogrammen gegen Bezahlung verbunden ist, darin, daß man sich psychischer "Berater" bedient oder diese sucht. Das sind die weiblichen und männlichen Helfer, die "alles wissen", die dem Schüler auf der unteren "Ebene" des Geistes Ratschläge erteilen und ihm manchmal sagen, was er tun soll.

In der mediumistischen Version des parapsychologischen Musterbeispiels können diese "Berater" - ganz gleich, wie sie auch beschaffen oder entstanden sein mögen - als Masken für "Wesenheiten" dienen, die vielleicht versuchen (nachdem der Schüler jetzt für Suggestionen auf der unbewußten Ebene zugänglich geworden ist), das mentale, emotionale und physische Verhalten des Schülers zu kontrollieren. Die mediumistische Auffassung wird gewiß von den Leitern der Kurse für Geistesschulung abgelehnt, denn wenn sie angenommen würde, bestünde die Gefahr, daß die Leiter für schwerwiegende Probleme im Leben einiger ihrer Schüler verantwortlich gemacht würden.

Die physischen Grenzen unseres Planeten haben für den Menschen viele Gefahren gebracht. Kann man mit Sicherheit annehmen, daß die inneren Grenzen keine entsprechenden Gefahren aufweisen? Kann man wirklich die Versicherungen der bezahlten Lehrer für Geistestraining akzeptieren, daß mit der "territorialen Invasion" der Menschen auf der "astralen" Ebene keine Gefahren entstehen können? Können diejenigen, die solche "Wesen" für möglich halten, mit Sicherheit annehmen, daß nur gute, nette und verläßliche Wesen (wie Menschen?) in den "astralen" Bereichen wirken? Das wäre wahrlich eine ptolemäische Annahme.

In Anbetracht der Risiken, die auf der tieferen "Ebene" mit den allwissenden Ratgebern verbunden sind, machten wir vor einiger Zeit einen Bekannten darauf aufmerksam, er möge seinen Freunden, die an einem dieser Kurse für Geistestraining teilnahmen, empfehlen, daß sie vor der Möglichkeit einer mediumartigen "Besessenheit" auf der Hut sein sollten, die durch die Wirksamkeit dieser Berater eintreten kann. Daraufhin stellten diese Teilnehmer ihre Ratgeber zur Rede und forderten sie auf, ihren "psychischen Raum" zu verlassen. ...

Etwas Ähnliches berichtete einer unserer Freunde im Bay-Area, ein Berater für psychologische und religiöse Fragen. Mindestens ein Dutzend seiner Patienten leiden, seit sie an Kursen in Geistestraining teilgenommen haben, an paranoider Neurose. Ein anderer Bekannter, ein Psychiater, der selbst an einem bezahlten Kurs teilnahm, berichtete uns, daß von den dreißig Teilnehmern des Kurses vier geisteskrank wurden. Zwei mußten in einer Anstalt untergebracht werden. Er schrieb das Ergebnis teilweise der psychischen Eigenart des Unterweisers zu. Andere Teilnehmer, mit denen wir den "Ausbildereffekt" besprachen, berichteten ähnliche Vorfälle. Anscheinend kann ein gewisses psychisches "Übertragungs"-Phänomen auftreten; es kann eine Art "psychische Verschmutzung" stattfinden, diese ist auf die unbewußte Empfänglichkeit der betreffenden Person für "extrasensorische Projektion" durch den Hypnotiseur zurückzuführen.

Ein weiterer Punkt: Die Lehrer für Geistestraining behaupten oft, sie oder ihre Schüler könnten anderen Personen keinen Schaden zufügen, weil sie mit der Idee programmiert wurden, daß sie diese Kräfte verlieren, wenn sie zu niedrigen oder selbstsüchtigen Zwecken verwendet werden; aber das stimmt wahrscheinlich nicht. Es ist bekannt, daß posthypnotische Suggestionen nur von kurzer Dauer sind. So kann angenommen werden, daß hypnotisch auferlegte Beschränkungen für die Anwendungen solcher Kräfte nicht lange anhalten, wenn in den Schülern echte psychische "Kräfte" entwickelt wurden.

Die obigen Beispiele zeigen, daß ein erhebliches Risiko für die Teilnehmer besteht, ganz gleich, ob man die Methoden zum Geistestraining gegen Bezahlung vom althergebrachten psychologischen Standpunkt aus betrachtet oder vom parapsychologischen. Wir behaupten nicht, daß wir alle diesbezüglichen Fragen beantworten können, aber wenn schon mehr als hunderttausend Personen solche Geistestrainingskurse mitgemacht haben (einschließlich 2000 Schülerinnen einer Mittelschule in Philadelphia, im Oktober 1972), dann dürfte schon einiges darüber zu sagen sein. In Anbetracht der Gefahren, die mit der hypnotischen Programmierung in bezahlten Kursen für Geistestraining verbunden sind, glauben die Verfasser dieses Artikels, daß Hypnose als technisches Mittel zur Erlangung von Selbstbewußtsein und parapsychologischen Fähigkeiten nicht sicher genug ist und deshalb nicht angewendet werden sollte.

Geistige Lehrer, die sich mit der Entwicklung des inneren Bewußtseins befassen, haben von jeher - sowohl im Osten wie auch im Westen - Hypnose als Hilfsmittel ausgeschlossen; nicht, weil die Hypnose nicht verstanden wurde, sondern gerade weil man sie verstand. Selbstentfaltung und Programmierung durch andere wurden als Widerspruch angesehen. Es gibt keinen vernünftigen Grund anzunehmen, daß die Dinge jetzt anders liegen, nur weil wir im zwanzigsten Jahrhundert leben und die Menschen es eilig haben, sofortige Ergebnisse sehen möchten und vielleicht auch hoffen, etwas ohne Anstrengung zu bekommen. Die hypnotische Programmierung hat (wie LSD) viele Leute überzeugt, daß ein inneres Terrain existiert, und somit dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit auf eine wichtige Dimension des menschlichen Lebens zu ziehen. Es ist aber ebenso wichtig, jetzt das gesamte Gebiet der "inneren Erforschung" ins Auge zu fassen, und zwar so ausgewogen wie nur möglich, ...