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Astrologie, skeptisch betrachtet

Das gewaltige Wiederaufleben oder der Rückfall - man kann es nehmen wie man will - des Interesses an Astrologie während der letzten Jahre hat viele Leser veranlaßt, mir zu schreiben und mich zu fragen, warum ich nie darüber geschrieben habe und ob ich ein Skeptiker sei oder wirklich daran glaube.

Der Grund, weshalb ich nichts über Astrologie geschrieben habe, liegt darin, daß ich nichts Wertvolles zur Diskussion beitragen kann, denn ich bin ein Skeptiker und glaube dennoch daran, bin aber auf beiden Seiten an der Frage gleich wenig interessiert.

Ich glaube daran, weil ich mit Hamlet überzeugt bin, daß es mehr Dinge im Himmel und auf Erden gibt, als sich Horatius (oder irgend jemand) in seiner Philosophie träumen läßt.

Gleichzeitig bin ich Skeptiker, weil ich ebenso überzeugt bin, daß die Astrologie, so wie sie heute verstanden und ausgeübt wird, von der absoluten Wahrheit in diesen Dingen soweit entfernt ist, wie die alte Astrologie von der Astronomie der Renaissance, oder die mittelalterliche Alchimie von der modernen Chemie.

Vor etwa 50 Jahren sagte J. B. S. Haldane, der hervorragende englische Wissenschaftler: "Ich vermute, daß das Universum nicht nur eigenartiger ist, als wir es uns vorstellen, sondern eigenartiger, als wir es uns überhaupt vorstellen können."

Je älter ich werde und je mehr ich lerne, desto mehr pflichte ich diesem Ausspruch bei; solche Dinge wie Voraussagen und anormale Sinneswahrnehmung, die vor einer Generation in wissenschaftlichen Kreisen noch als lächerlich betrachtet wurden, erscheinen jetzt nicht nur annehmbar, sondern glaubhaft.

Ich bin sicher, daß das Leben des Elektrons zum Leben des Menschen in gewisser Weise in Beziehung steht, wenn es auch bis jetzt noch unverständlich ist, wie, und daß jeder von uns das Resultat ineinander verlaufender genetischer bis kosmischer Einflüsse ist, die wir erst anfangen zu begreifen.

Gleichzeitig finde ich es nicht recht und sogar abstoßend, daß so viele Scharlatane und Opportunisten sich dieses unerforschte Gebiet zu eigen gemacht und, anstatt sich ihm mit wissenschaftlichem Feingefühl und spiritueller Ehrerbietung zu nähern, es aus Gewinnsucht oder aus billiger Sensationshäscherei in Verruf gebracht haben.

Sollte es sich herausstellen, daß Astrologie in ihrer höchsten Form irgendwelchen Wert hat, dann sicherlich nicht für den nutzlosen und unwichtigen Zweck, uns zu beraten, welcher Tag der günstigste ist, um auf Pferde zu wetten oder um uns vor der Konjunktion der Planeten zu warnen, bei der wir uns in acht nehmen sollten, mit einem unbekannten Fremden zusammenzutreffen. Diese einfältige und rührselige Verknüpfung mit unseren Hoffnungen, Ängsten und unserer allgemeinen Leichtgläubigkeit führte dazu, daß die Astrologie schließlich in solchen Verruf kam.

Ist sie eine Wissenschaft, dann sollte sie nicht vorgeben, mehr zu wissen, als sie wirklich weiß, denn diese Einstellung ist für ein wissenschaftliches Unternehmen verhängnisvoll. Ist sie eine "spirituelle" Disziplin (ganz gleich, was es bedeuten mag), dann sollte sie sich nicht mit so weltlichen Dingen befassen, wie Kapitalsanlagen und Begegnungen mit anderen Menschen. So wie die Astrologie heute für gewöhnlich praktiziert wird, bietet sie aus beiden Welten das Schlimmste an, - gefälschte Wissenschaft und seichte Philosophie - und wir können unseren Glückssternen danken, wenn sie nicht zu ernst genommen wird, bevor sie verdient, ernst genommen zu werden.

 

Nachgedruckt mit Genehmigung von Sydney J. Harris and Publishers-Hall Syndicate.