Atlantis – Tatsache oder Fabel? 3. Teil
- Sunrise 1/1970
Wir wollen Europa und Asien nun verlassen und uns der "Neuen Welt" zuwenden und betrachten, wie ähnlich die geschilderten Merkmale von Atlantis und die der Ruinen alter amerikanischer Städte sind. Offenbar weiß man nicht, woher die wirkliche Wurzel von atl im Wort Atlantis stammt. Die Ableitung von Atlas, von tlaó, ertragen, erdulden, sei nicht griechischen Ursprungs, wird von mancher Seite behauptet. Das Wort Atlantis scheint auch keinerlei Verwandtschaft mit anderen europäischen Sprachen zu haben. Wir müssen uns nach Amerika wenden, um klarere Verbindungen zu finden, denn atl ist als Stammwort in der Nahuatl-Sprache gebräuchlich, die von verschiedenen, in Mexiko verstreut lebenden Stämmen, gesprochen wird. Es kann Verschiedenes bedeuten, wie Wasser, Krieg, aber auch den Scheitel des Kopfes, während atlaca "kämpfen" bedeutet. Es gibt eine Menge Namen, in denen die Silbe Atl-antis enthalten ist, wie Quetzalcóatl, "die gefiederte Schlange", der geheimnisvolle Lehrer, Erzieher, oder Erwecker des Gemüts. Tlatilco aber ist der riesige Friedhof westlich der Stadt Mexiko. In der Nähe der Pyramide von Cuilcuilco gibt es einen Ort, der Tlapacoya heißt. Es existieren weit und breit verstreut andere Orte, in deren Namen die Kombinationen tl und atl vorkommen, wie Tenochtitlán (die Überreste einer Stadt, die einst 31 Quadratmeilen groß war und lange, bevor die Atzteken kamen, verlassen wurde). Aber weit wichtiger als die vielen hundert Worte, die aufgezählt werden könnten, ist die Tatsache, daß es in der Nähe von Darien, dicht beim Panama-Kanal, einst eine Stadt gab, die Atlan hieß. Sie existierte, als Kolumbus Amerika wieder entdeckte. Jetzt ist sie zu einem Dorf mit dem Namen Aclo zusammengeschmolzen. Weiterhin gibt es jenen unbestimmten Ort, den die Tenochas als Ausgangspunkt ihrer Wanderung betrachteten, die dann zur Errichtung ihres Reiches führte: Aztlán, auch Aztlatlán und Azcatitlán genannt (oder "Wo der Tag dämmert", d. h. gen Osten). Die Spanier nannten dieses Volk, seines 'legendären Landes' wegen, "Azteken".
Die größte aller in Amerika bisher entdeckten Städte ist Teotihuacán, von der eine kleine Gruppe Archäologen annimmt, daß sie vor dem Ausbruch des Vulkans Xitli, vor 6 000 Jahren, erbaut wurde (andere geben ein jüngeres Datum an). Teotihuacán bedeutet in der Nahuatl-Sprache "die Stadt der Götter" oder "der Ort, an dem Menschen Götter wurden." Das Zentrum der Stadt ist beachtenswert wegen der Sonnenpyramide und der Mondpyramide und wegen des Quetzalcóatl-Tempels (oder Tláloc), um den Gruppen kleinerer Pyramiden, Tempel und andere staatliche Gebäude standen. Mit Spannung sehen wir der Veröffentlichung von Teotihuacán: The City That Was Built by Giants (Teotihuacán: Die von Riesen erbaute Stadt) entgegen. Die Arbeit soll gegen Ende des Jahres erscheinen und stammt von René Millon, der als ein Experte für diese gewaltige vorkolumbische Stadt anzusehen ist. Laurette Séjourné, die lange das Material von Nahuatl studiert hat, sagt in ihrem Buch Burning Water (Brennendes Wasser):
... ohne auch nur im geringsten einen polytheistischen Glauben im allgemeinen damit verbinden zu wollen, erweckt der Name Teotihuacán doch den Gedanken an menschliche Göttlichkeit und zeigt, daß die Stadt der Götter eben jener Ort war, an dem die Schlange auf wunderbare Weise das Fliegen lernte, d. h. dort erlangte der Mensch als Individuum durch inneres Wachstum die Stufe eines himmlischen Wesens.
Nach Madame Séjournés Auffassung ist die zugrundeliegende Idee in der Nahuatl-Sprache "der kraftvolle Impuls, der bei der Vereinigung entgegengesetzter Elemente entsteht." Deshalb ist Tláloc wie Quetzalcóatl "der Träger der leuchtenden Saat, die die Materie - in diesem Falle die Erde - in schöpferische Energie umwandelt." Es ist eben die Macht über die Kräfte oder Energien der Natur, von der man annimmt, daß sie die Atlantier besessen haben. Waren sie spirituell und selbstlos eingestellt, so arbeiteten sie mit der Natur und alles ging gut. Wenn aber ehrgeiziges Streben ihre unüberlegten Handlungen bestimmte und ihr Staatswesen durchzog, dann schlugen die gewaltigen Kräfte der mißhandelten Natur sie auf den Ausgangspunkt zurück, wie es Plato so anschaulich schildert.
Sollte nun wirklich angenommen werden, daß die tatsächliche Lage dieses legendären Atlantis im alten Amerika zu finden ist? Nein, es soll nur darauf hingewiesen werden, daß es in der westlichen Hemisphäre Überreste von Siedlungen gibt, die als Teile eines Reiches angesehen werden müssen, oder die von Überlebenden nach einer Katastrophe, die ihr Mutterland verschlungen hatte, gegründet wurden. Es muß einen Kontinent gegeben haben, der das "fehlende Glied" war und die Verbindung für die kulturelle Ähnlichkeit in den weit voneinander getrennten Gebieten unseres gegenwärtigen Landes bildet. So wurden zum Beispiel in Teotihuacán und auch an anderen Orten in Amerika Tonwaren gefunden, die große Ähnlichkeit mit den ältesten chinesischen Keramik-Funden haben. Das wurde von Leuten festgestellt, die diese Funde jedoch der Han-Periode in China zuschreiben, so daß sie kaum älter als einige hundert Jahre v. Chr. sein könnten. Aber jeder, der das weit ältere Material aus der Shang- und Chou-Periode kennt, denen ein Alter von 3 000 und sogar 4 000 Jahren zugeschrieben wird, wird unbedingt von der Ähnlichkeit gewisser Motive beeindruckt sein. In vielen Fällen kennen wir noch gar nicht den ursprünglichen Zweck dieser alten chinesischen Stücke und so bezeichnen wir sie als "wahrscheinlich religiöse oder rituale Gefäße."
Bildtext: Chinesisches Gefäß aus Bronze; frühe Chou-Periode.
Noch vor der Shang- und Chou-Periode kommt ganz vage eine Zeit zum Vorschein, über die erst in den allerletzten Jahren, besonders seit 1966, Entdeckungen gemacht wurden. Science, die offizielle Zeitschrift der Amerikanischen Gesellschaft für den Fortschritt der Wissenschaft, brachte in ihrer Ausgabe vom 25.8.1967 einen lehrreichen Artikel von Wilhelm G. Solheim II, Professor der Anthropologie an der Universität von Hawaii, Honolulu, der ein Spezialist für die Vorgeschichte Südostasiens ist. Darin beschreibt er verschiedene, in China, auf Formosa, in Indochina, Thailand, Malaysia, Palawan und auf den Philippinen gemachte Funde und weist auf "die Möglichkeit hin, daß das nördliche Südostasien schon etwa 10 000 Jahre v. Chr. ein Gebiet mit hochentwickelter Kultur war, wo 2 000 Jahre v. Chr. schon Kulturpflanzen gezüchtet wurden. Um diese Zeit war das fortschrittliche Zentrum der Entwicklung in Nordchina." Die bis jetzt ausgegrabenen Überreste enthalten Tonwaren von großer Kunstfertigkeit und sind durch all die Jahrhunderte bis in das erste Jahrhundert n. Chr. zurückzuverfolgen.
Ein weiteres Gebiet, das von sich hören macht, ist die Paläoanthropologie, ein anscheinend schwieriges Wort, das in Wahrheit aber gar nicht schwierig ist, denn es bedeutet einfach nur "die Wissenschaft über den Menschen des Altertums". Im American Scholar vom Winter 1966-67 macht Lewis Mumford darauf aufmerksam, daß es ein Irrtum ist, die Fähigkeit früherer oder prähistorischer Völker hauptsächlich nach ihrer Technologie zu beurteilen oder darauf zu achten, ob irgendwelche Anzeichen von Technokratie im Vergleich zu der unseren, fehlen. Er plädiert dafür, daß eine Zentralstelle für wissenschaftliche Information eingerichtet wird, wo Gelehrte der entsprechenden Disziplinen Anschauungen über ihre grundlegenden Entdeckungen und Erklärungen untereinander austauschen können. Wilhelm König, ein deutscher Ingenieur, fand zum Beispiel beim Besuch des Museums in Bagdad in einem Schaukasten einige flache Steine, die im Irak freigelegt worden waren. Sie waren zusammen mit anderen religiösen Gegenständen ausgestellt, deren "Zweck unbekannt" war. Er wies nach, daß sie eine Art elektrische Batterie waren, deren Zweck von den Archäologen nicht verstanden worden war. Diese Steine wurden offensichtlich schon vor mindestens zweitausend Jahren benutzt, also weit vor Galvani, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts seine erste Entdeckung auf dem Gebiet der Elektrophysiologie machte.
Viele Forscher der Geschichte von Atlantis - Augustus le Plongeon, Ignatius Donnelly, Lewis Spence und viele andere - können nicht einfach als Außenseiter, unwissende Amateure, überspannte oder ungebildete Dilettanten abgetan werden, die nur darauf bedacht sind, ihr Steckenpferd zu reiten. Wenn wir den Weizen von der Spreu trennen, so verbleiben viel mehr gute Körner stichhaltigen Beweises als unbrauchbarer Kehricht mit Unsinn. Hatte die Begeisterung Le Plongeon auch tatsächlich manchmal fortgerissen und war er beim Übersetzen der Maya-Texte auch etwas voreilig, so gab er doch wichtige Hinweise auf die Identität religiöser und weltlicher Mythen als Symbole, und auf die Namen von Gottheiten, die unter den Ägyptern, Mexikanern, 'alten Babyloniern' (oder Sumerern, wie wir sagen würden) gefunden wurden. Es muß zweifellos einst ein Volk existiert haben, das jetzt verschwunden ist, das aber die Voraussetzung für den verbindenden Faden einer Kultur liefert, die sich in geheimnisvoller Weise über Kontinente und Meere erstreckte.
Bildtext: Marmorgefäß der Mayas; Ulua-Tal, Honduras.
Wir sollten uns jedoch nicht nur auf den Atlantik beschränken. Bietet nicht der Pazifik sein eigenes auffallendes Zeugnis? Louis Jacolliot erinnert uns in seiner Histoire des Vierges: Les Peuples et les Continents Disparus:
Eine der ältesten Legenden Indiens, die erzählt und in schriftlicher Überlieferung in Tempeln aufbewahrt wird berichtet, daß vor mehreren hunderttausend Jahren im Pazifischen Ozean ein unermeßlicher Kontinent existierte, der durch geologische Umwälzung zerstört wurde, und von dem Madagaskar, Ceylon, Sumatra, Java, Borneo und die Hauptinseln von Polynesien Bruchstücke sein müssen.
Botanikern und Zoologen wird die Tatsache bekannt sein, daß manche Pflanzenfamilien und Tiere in Ländern und auf Inseln beheimatet sind, die jetzt durch Ozeane getrennt sind. Doch nur selten weisen die Anthropologen darauf hin, daß sie die Verwandtschaft zwischen den Zivilisationen der alten und (in Wirklichkeit gar nicht) 'neuen' Welten bemerkt haben. Auch den zahlreichen "zyklopischen Überresten" - Mauern oder anderen riesigen Steingebilden, die verstreut auf dem Globus gefunden werden, zollen sie nicht genügend unvoreingenommene Aufmerksamkeit. Der Festungs-Palast von Tiryns im alten Griechenland und der große Tempel in Tiahuanaco im Hochland der Anden Südamerikas, sind entfernungsmäßig und vielleicht auch zeitlich weit voneinander getrennt, und dennoch haben sie gemeinsame Merkmale. Sind wir nur so skeptisch, weil damals eine industrialisierte Wissenschaft fehlte? Zu diesem Punkt fragt Lewis Mumford ganz treffend:
Warum sind in den hohen Kulturen, wie bei den Mayas, den Azteken, den Peruanern die einfachsten Handwerkszeuge verwendet worden, wie man sie noch vor einigen Jahrhunderten bei uns hatte, obwohl ihre Bauwerke großartig, und alte Straßen, wie die nach Machu Picchu, Wunder der Baukunst waren? Wie kommt es, daß die Mayas, die keine Maschinen hatten, Meister in der schwerverständlichen Mathematik waren, so daß eine derart ausgeklügelte Methode der Zeitrechnung entwickelt werden konnte, die erkennen läßt, welche überragende Macht des Denkens sie besaßen? Wagt man einmal diese Frage zu stellen, so erscheint der gesamte Verlauf der menschlichen Geschichte, von den frühesten Zeiten an, in einem neuen Licht und unsere gegenwärtige, auf Maschinen eingestellte Technologie, scheint nicht mehr die einzige Bestätigung für das weit zurückliegende göttliche Ereignis zu sein, worauf die ganze Schöpfung aufgebaut ist.
Die Rice-Universität in Texas unternahm vor einigen Jahren Schritte, um ein umfassenderes Bild über die Vergangenheit des Menschen zu erlangen, indem sie einen anthropologischen Meinungsaustausch förderte. Später wurde das alles in Buchform unter dem Titel Prehistoric Man in the New World (Der prähistorische Mensch in der Neuen Welt) veröffentlicht und von Jesse D. Jennings und Edward Norbeck herausgegeben. Dieses Buch wurde in Science (12. Juni 1964), von M. W. Stirling wie folgt besprochen:
Noch vor einigen Jahren mußte man als angesehener Archäologe daran festhalten, daß der Mensch in der Neuen Welt verhältnismäßig noch ein Neuankömmling ist. Neuere Erkenntnisse hat es anscheinend noch nicht gegeben, soweit man es jedenfalls nach den herausgekommenen Veröffentlichungen beurteilen kann. ... Es handelt sich dabei um die grundlegende Auffassung, - an der sich noch nichts geändert hat - daß der Mensch in die Neue Welt kam, so wie er heute ist. Wenn man einräumt, daß die Menschheit eher vierzigtausend Jahre alt sein kann anstatt sechstausend Jahre, so wird damit den Archäologen nur mehr Raum und mehr Zeit zugestanden, womit sie arbeiten können, um die recht tiefgreifenden Veränderungen, die stattgefunden haben, erklären zu können.
Noch vor fünfundzwanzig Jahren würde es unmöglich gewesen sein zu behaupten, daß die Sprachwissenschaftler sich als eine wichtige Stütze für die Archäologie erweisen würden. Doch eines der interessantesten Kapitel über Sprachforschung ist das von Morris Swadesh, der zeigt, daß Sprachstudien noch nach Tausenden von Jahren ein wichtiges Licht auf die Völkerwanderungen und auf die damaligen Zusammenhänge werfen können.
In Natural History, Mai 1946, schrieb L. Sprague de Camp, einer der Gegner der Idee von versunkenen Ländern, seinen Artikel über "Untergegangene Kontinente", worin er das Für und Wider ihrer Existenz zusammenfaßte. In seinen Argumenten sagte er unter anderem: "Selbst wenn Platos Geschichte wahr wäre, könnte man mit dem versunkenen Kontinent nicht viel anfangen." Das ist jedoch nicht das Entscheidende. Die allgemeine Version der darwinistischen Evolutionstheorie beruht zum großen Teil auf den Grundlagen, die man durch den gegenwärtigen Zustand des Globus erlangt hatte. Die neuesten Funde, wie jene in China und im westlichen Gebiet des Pazifik, sind noch gar nicht ausgewertet worden.
Doch allgemein gesehen sind die Schlußfolgerungen des Darwinismus aus der Betrachtung "primitiver Arten" abgeleitet worden. Wir würden genauso fehlgehen, wenn wir über die menschlichen Fähigkeiten im Jahre 1967 ausschließlich nach den Produkten heute existierender "primitiver" Menschen Theorien aufstellen würden. Wenn es Kontinente gegeben hat, die jetzt in den Meeren versunken sind, und wenn darauf einst Länder mit fortgeschrittenen Zivilisationen bestanden haben, dann erfordern die orthodoxen Anschauungen der Darwinisten "erneutes Überdenken" oder zumindest eine Überprüfung. Daraus ist wiederum zu ersehen, wie unbedingt notwendig es ist, ein offenes Gemüt zu haben, was bedeutet, daß wir uns von jedweden vorgefaßten Meinungen befreien müssen. Bestimmt ist der Mensch älter und wunderbarer in seiner Struktur als es die orthodoxe Anschauung in allen Glaubensrichtungen zuläßt.
Bildtext: Die große Ähnlichkeit zwischen dem alten chinesischen und dem amerikanischen Motiv wird in diesem Beispiel dargestellt; chinesisch (links), mexikanisch (rechts).
Die vorliegende Studie hat kaum einige der Hauptpunkte dieses riesigen Themas - über einen untergegangenen Kontinent - untersucht. Noch viele weitere Einzelheiten könnten auf dem Gebiet der Zoologie und Botanik angeführt werden und auch welche auffällige 'Übereinstimmung' der gemeinsamen Motive in der Kunst, in den Mythen und in den Religionen des Menschen man an weit voneinander entfernten Gebieten des Globus fand. Wesentlich aber ist, daß es notwendig ist, sich zu vergegenwärtigen, daß das menschliche Wesen mehr ist als ein Tier, und daß die spirituell-intellektuelle Kluft zwischen den am weitesten entwickelten Primaten und dem Menschen in der Hauptsache durch das 'entflammte Licht' des Bewußtseins oder der Selbstbewußtheit besteht. Dieses Entflammen des Lichtes muß vor Tausenden von Jahren stattgefunden haben. Noch bevor das geschriebene Wort dichterisch die Überlieferungen der Rasse aufbewahrte, waren die Epen dem Gedächtnis eingeprägt. Wären Sitten und Bräuche noch vor unserer Zeit ausgestorben, so daß wir dadurch keinen Beweis mehr hätten, so wäre es gar nicht verwunderlich, wenn man annehmen würde, unsere Vorfahren seien überhaupt unfähig gewesen zu denken.
So aber gibt es die verschiedensten stummen Zeugen: Handwerkliche Kunst, die von Menschen stammt, die wie Götter bauten, deren scharfsinnige Gedanken nach so langer Zeit in Schriften, wie z. B. den Veden, wiederzufinden sind, und die ebenfalls ihren Weg in unsere gern gelesenen Epen fanden, wie die von Homer und ähnliche. Die Empfindungen und Schöpfungen der menschlichen Seele werden nicht nach zerbröckelnden Ziegelsteinen und zerfallenden Kunstformen bemessen, sondern nach den Zeichen des wirkenden Genius, der hinter den Begrenzungen des Materials und der Werkzeuge, mit denen gearbeitet wurde, zu finden ist. Ein Wissenschaftler strich einmal liebevoll über eine Pfeilspitze, und während sein Verstand ihm nichts zu sagen hatte und seine Seele in Träumerei versunken war, begriff er plötzlich, daß seine Finger ein Stück Stein gefunden hatten, das ein Kunstwerk war. Dieses sehnende Verlangen im Herzen des Menschen, der diese Pfeilspitze gemacht hatte, hat nun, nach langer Zeit, sich selbst mitgeteilt, ... und es wird auch uns viel erzählen, wenn wir es ihm gestatten.