An einen Freund in Not
- Sunrise 7/1968
Es heißt, daß Gedanken Wesenheiten sind, aber manchmal ist es das Greifbare, das uns mehr Trost und Sicherheit gibt. Dies ist der Grund für diese Worte und dafür, daß wir hier sind, um einander zu helfen. Um genauer zu sein, fast allgemein besteht die Auffassung unter den Menschen, daß die Erlebnisse eines jeden einzig in ihrer Art sind! Dazu kommt das Gefühl, daß wir sehr oft allein sind. Ich glaube, man kann sagen, daß dies absolut stimmt - jedoch nur scheinbar. Wir sind alle zeitweilig Gefangene in dieser Dimension von Zeit und Raum; und während die vielen Einzelerlebnisse voneinander verschieden sind, sind sie im Grunde genommen dieselben, insofern nämlich, weil durch sie alle das gleiche Endziel erreichen.
Ich kenne eine junge Dame, die vor einigen Jahren durch laute Geräusche in ihren Ohren gestört wurde. Später hatte ich einmal Gelegenheit sie zu fragen, wie sie diese Sache behandelt und wie sie sie behoben haben. Sie sagte, sie hätte sich vorgestellt, sich in einem großen Kraftwerk zu befinden. Dort sei sie dann über einen Laufsteg gegangen und hätte auf die großen rotierenden Turbinen, die Kraft und Energie erzeugen, hinuntergeschaut. Durch das Fenster konnte sie in der Ferne die Lichter der Stadt sehen. Sie stellte sich vor, daß die Geräusche, die ihr Ohr belästigen, das Summen der Generatoren sei, so daß sie ihr anstelle von Plage Zufriedenheit gaben.
Nun etwas Näherliegendes: Es gab eine Zeit, da ängstigte ich mich monatelang - und zwar in jedem wachen Augenblick - mit dem Ergebnis, daß ich glaubte meinen Verstand zu verlieren. Es war ein Zustand, gegen den angegangen und der überwunden werden mußte. Wenn unsere Lage vollkommen hoffnungslos erscheint, geht es uns allen so: Wir stolpern in einem dunklen Raum herum und suchen verzweifelt nach einem Ausweg. Aber wenn wir unbeirrt ausharren, wird sich mit der Zeit eine Tür öffnen, und wir befinden uns dann in einem neuen Raum und in neuen Verhältnissen.
Es gibt zwei oder drei Dinge, die mir ungeheuer geholfen haben. Eines davon ist das wachsende Verständnis von Karma, das für uns, bildlich gesprochen, aus einer Mischung von Gutem und Bösem besteht - denn wir haben in früheren Zeiten viel gesät, was wir nun ernten, Unkraut und Blumen zugleich. Karma läßt uns nicht ohne weiteres in einen Abgrund fallen; es hat aufzuspulen und abzuwickeln, und es besteht immer die Gewißheit dieses ausgleichenden Faktors, so daß, wenn wir versuchen das Beste zu tun, das wir können, sich alles auswirken wird.
Weiterhin ist noch zu beachten: Im Innern eines jeden von uns ist ein Duktor, real und auch nicht so greifbar. Er kann Rat und Vorschläge anbieten und uns sogar einige unmittelbare Antworten geben, aber die meiste Zeit muß er in Bereitschaft sein, weil er unsere individuelle Intuition nicht durchbrechen kann.
Und dann ist noch etwas, was man beachten und worin man, wie ich, Trost finden kann: Es gibt jene, welche die Beschützer der Menschheit genannt worden sind. Man könnte sie als eine Art Schutzwall betrachten, darf dabei aber nicht an eine bestimmte Person denken. Doch manchmal, wenn wir von der Not übermannt werden und besonders stark ein Gefühl des Alleinseins empfinden, dann ist der Gedanke an eine oder mehrere Wesenheiten und ihre ständige Wachsamkeit sehr wirksam und kann uns stützen und helfen.