Astronomie und Religion
- Sunrise 5/1968
Sir Edwin Arnold (1832-1904) bedarf bei westlichen Lesern, die mit seinem Song Celestial (Gesang des Erhabenen) oder der poetischen Wiedergabe der Bhagavad-Gîtâ und mit seiner unsterblichen Geschichte über das Leben und die Lehren Buddhas, des Herrn, The Light of Asia (Die Leuchte Asiens) vertraut sind, keiner Einführung. Aber sein Rum als Dichter und Orientalist - als junger Mensch war er in Indien als Direktor des Sanskrit College in Poona tätig - hat dazu geführt, einen bemerkenswerten, vielseitigen Genius zu überschatten, dessen weitsichtige Diplomatie als Journalist in mehr als vierzig Jahren ihn zu einer der glänzendsten Leuchten Englands machte.
In einer Abhandlung, betitelt "Astronomie und Religion", fordert Sir Edwin 1894 die Philosophie und die Theologie auf, einen gleich "großartigen Schritt vorwärts" zu tun und diese "vorzüglichste der Wissenschaften" mit "neueren und edleren Ideen" über den Kosmos zu erleuchten. Wegen ihrer zeitlosen und sogar prophetischen Eigenschaft drucken wir aus seinem East and West (Osten und Westen) den Hauptteil seiner Beobachtungen ab.
– Der Herausgeber
Große Resultate entspringen oft sehr kleinen Ursachen. An einem schönen Herbsttag im Jahre des Heils 1606 führte in der alten Stadt Middleburg in Holland ein alter Optiker namens Jan Lippershey an der Brille eines angesehenen Mynheers, der Mitglied des Stadtrats war, eine kleine Reparatur aus. Er hatte die dicken, runden Gläser, die neu gefaßt werden sollten, auf seinen Arbeitstisch gelegt. Dieser stand vor einem großen, altmodischen, durch einen Mittelpfosten geteilten Fenster, das über die Dächer auf das flache Land hinaussah, in dessen Mitte ein spitzer Kirchturm mit einer Uhr emporragte.
Die Kirche war etwa zwei Kilometer entfernt, und die Zahlen auf der Uhr waren klein, von gotischem Stil und schwer zu entziffern. Neben dem alten Handwerker spielte sein Enkelkind und hielt sich die Gläser bald so, bald so vor die Augen. Plötzlich rief das Kind freudig überrascht: "Oh, Großvater, ich kann sehen wieviel Uhr es ist!" Es hatte die zwei Gläser tatsächlich so gehalten, daß sie wie ein Fernrohr wirkten, und Jan Lippershey, der das Experiment wiederholte, las mit Leichtigkeit die Zeit von der Turmuhr, wenn er die Gläser ebenso hielt.
Von einem so zufälligen Ereignis kommt die Erfindung des Fernrohrs; und von diesem Augenblick fängt eine neue Ära wissenschaftlichen Denkens an, der eine neue Ära religiösen Denkens folgen muß, wenn auch noch nicht sofort. Galilei hörte davon, was des Optikers kleiner Enkel entdeckt hatte und konstruierte im Jahre 1609 das erste Fernrohr. Es war nicht viel stärker als das heute von einem Lotsen oder einem Freund des Pferderennens benutzte Fernglas; aber damit sah der berühmte Astronom als erster die Sonnenflecken, und er sah, wie sich die vier Monde um den Jupiter bewegten. Er war der erste, der auf dem Monde Berge und Täler entdeckte, der die Phasen der Venus beobachtete und viele Sterne unterschied, die zuvor unsichtbar waren. Jene ersten Beobachtungen revolutionierten die ganze Wissenschaft über die Gestirne. Ptolemäus und die Alten verschwanden still und plötzlich in der Versenkung, und an ihre Stelle traten Kopernikus, Galilei und Tycho Brahe. Mit der alten selbstgefälligen Unwissenheit, die unseren Planeten als den Mittelpunkt des Universums schilderte, mit dem Mond und den Sternen als Nachtlichtern und der Sonne als dem strahlenden, aber bescheidenen Begleiter der Erde war für immer Schluß.
Die Kirche von Rom sah die Revolution kommen, aber weder ihre damals gewaltige Macht noch irgendein anderer Einfluß konnten eine derart unerwartete und schnelle Umwandlung in den Ideen der Menschen verhindern. Selbst der Ungebildetste kann sich heute nicht in die Zeit zurückversetzen, in der ein hebräischer Schriftsteller wirklich glaubte und berichtete, daß der Mond auf Befehl Jehovas im Tal von Ajalon stille stand, während ein anderer begeisterter Schreiber aufzeichnen konnte, daß die Sonne ihren Lauf rückwärts gewendet habe, um das Leben des Königs Hiskias zu verlängern. Galilei, dem die erstaunlichen neuen Wahrheiten sofort und zwingend einleuchteten, wurde von den Priestern gezwungen, seine herrlichen Erklärungen mündlich zu widerrufen. Als er sich aber von seinen Knien erhob, murmelte er den berühmten Ausspruch: "E pur se muove" ("Und sie bewegt sich doch"); und für die ganze kommende Zeit wurde auf diese Weise, durch jene zufällige Handlung des kleinen holländischen Knaben im Spiel, für die Menschheit ein neuer Himmel und eine neue Erde geschaffen. ...
Es ist merkwürdig und nicht schmeichelhaft für ein richtiges Gefühl der Menschen, jene Sterne so zu betrachten, als hätten sie nur den Himmel zu schmücken. Als Lampen haben sie immer versagt. In der klarsten Nacht sechzigmal verstärkt, würde das Licht aller Sterne nicht so leuchten wie der Mond, und dreiunddreißigmillionenmal so stark müßten sie leuchten, damit ihr Licht dem Sonnenlicht gleich käme. Aber selbst die mit einem mächtigen Fernrohr sichtbaren Sterne bilden, wie man heute weiß, nur einen unbedeutenden Teil jener, die innerhalb des "Sichtbaren Raumes" tatsächlich existieren. Die Teleskop-Photographie, wie sie heute auf allen Observatorien angewandt wird, enthüllt in fast jeder anscheinend leeren Region der Himmelssphäre zahllose neue und ferne Welten, die durch keine menschliche Methode berechnet und vermessen werden können. ... Viele sind heute sichtbar, deren Strahlen erst nach einer Wanderung von Tausenden von Jahren unseren Blick treffen, und es muß Lichtstrahlen geben, die von ihren Himmelskörpern unterwegs sind zum Firmament, die nur das Auge unserer noch weit entfernten Nachkommenschaft erreichen.
Zu welch verhältnismäßiger Belanglosigkeit verurteilen diese wohlbekannten und unzweifelhaften Tatsachen die kleine Ecke des Raumes, in der unsere eigene unbedeutende Planetenfamilie ihr Dasein hat und sich bewegt. ... Unsere beste Kenntnis dieser Wunderwerke muß in der Tat immer als behelfsmäßig angesehen werden. Das Organ, mit dem wir seiner gewahr werden, ist unvollkommen, für viele Farben jenseits von rot und violett unempfindlich, Farben, die gewisse Insekten wahrzunehmen scheinen. ... Eine geringfügige Vergrößerung der Kraft unserer Sehnerven würde uns den Sternenhimmel wahrscheinlich in einem ganz anderen Bilde zeigen. Für unseren Blick erscheint die Verschwendung des Raumes so erstaunlich, wie der Pazifische Ozean für seine Inselbewohner viel zu groß erscheint. Das grenzenlose Gewölbe sieht aus, als ob es nutzlos in solch ungeheuren Zwischenräumen winzige Flecken enthält, die seine Welten und Sonnen sind. Könnte dieser Aspekt nicht ebenso offen vor uns liegen, wenn wir bessere Augen hätten?
Um die Sterne überhaupt zu sehen, müssen wir auf die Dunkelheit der Nacht warten; um jene karmesinroten Quellen des von der Sonne in den Raum hinausströmenden Glanzes wahrzunehmen, müssen wir die Hilfe der dazwischenstehenden Scheibe des Mondes in Anspruch nehmen. Da alle Himmelskörper auf alle anderen Körper vermöge der Schwerkraft oder auf andere Weise einen Einfluß ausüben, ist es denkbar, daß es künftig eine Betrachtungsweise geben mag, durch die ihre gemeinsame Verbindung und ihre Wechselwirkung wahrnehmbar würde. Wir sehen gegenwärtig nichts, was nicht von der Beschaffenheit ist, daß es unsere Netzhaut widerspiegelt oder jene Lichtwellen auf sie wirft, von denen unser Lichtempfinden Kenntnis nehmen kann. Der Fisch, der durch seine Wasserwelt, die aus Sauerstoff und Wasserstoff gebildet ist, unklar einen Stern wahrnimmt, ist in bezug auf verläßliche astronomische Beobachtung nicht viel schlechter daran als der Mensch mit seinem begrenzten visuellen Spektrum auf der Basis seines eigenen Ozeans aus Sauerstoff, Stickstoff und dem unerforschten Gas.
Die Astronomie hat jedoch seit der Entdeckung des kleinen holländischen Knaben in ihrer Beurteilung des Kosmos einen gewaltigen Schritt vorwärts getan, der ihre würdevollen Schwestern Philosophie und Religion völlig überrundete. Doch die Macht der Gewohnheit hält dennoch selbst die Astronomen gefangen. Sie verwenden nicht nur zufrieden die durch die alte Unwissenheit geweihten Ausdrücke wie 'Sonnenaufgang' und 'Sonnenuntergang', die unrichtig auf einen Himmelskörper angewendet werden, der, soweit wir in Betracht kommen, weder aufgeht noch untergeht, sondern die meisten von ihnen können eben die altmodischen Ideen über das Leben nicht ablegen. Sie können ihre feierlichen Erklärungen lesen, daß die Sonne, der Mond und die Planeten wegen der tatsächlich bestehenden physikalischen Unterschiede zwischen jenen Gestirnen und unserer Erde unbewohnbar sind. ... Das Beste, was der Menschheit zustoßen könnte, wäre, wenn ein großer Astronom als Dichter geboren oder ein großer Dichter Astronom werden würde, denn wir brauchen dringend neue und edlere Ideen über die wichtigste Wissenschaft.
Aber wenn wir den Astronomen im Hinblick auf ihre gute und nützliche Arbeit, die sie zweifellos leisten, indem sie Tatsachen sammeln und der Vermehrung unseres gegenwärtigen Wissens dienen, verzeihen, daß sie sich nicht zu der glänzenden Erhabenheit der kosmischen Seite ihrer Aufgabe emporschwingen, ist es nicht so leicht, der modernen Philosophie und der modernen Theologie zu vergeben. Die Schriftsteller, die über physikalische wie metaphysische Dinge schreiben, sind ebenso zu tadeln wegen des all zu geringen Einflusses, den sie der modernen Astronomie auf ihre Abhandlungen auszuüben erlaubten. Doch möchte es fast scheinen, daß die Bedeutung des Wortes "Metaphysik" darauf hinweist, daß jeder großen Erweiterung der Auffassung in der Naturwissenschaft eine Ausdehnung des Denkens in der spekulativen Philosophie folgen müßte. "Metaphysik" ist ein schönes, wohlklingendes Wort wie "Mesopotamien", aber es bedeutet nur, daß dann, wenn Aristoteles aufgehört hatte über die Gegenstände der Schöpfung zu schreiben, ta physika, er ganz natürlich begann über meta ta physika oder "über die Dinge zu sprechen, die als nächste nach den Gegenständen der Schöpfung kommen." Sicherlich ist das eine einleuchtende Reihenfolge, und wenn unsere Metaphysiker, besonders jene der pessimistischen Schule, die neuen Wahrheiten der Astronomie in sich aufnehmen und ihren mentalen Brennpunkt sogar auf den Bereich des sichtbaren Universums ausdehnten, dann würden wir keine trostlosen und traurigen Klagelieder über den Ursprung und das Ende des Lebens lesen noch auf dem sozialen Gebiet Zeuge einer solchen Torheit wie dem Anarchismus sein, der unter dem majestätischen Lauf der Sterne sein selbstsüchtiges und lächerliches Banner entrollt. ...
Bildtext: Sir Edwin Arnold.
Umsonst hat die sternenübersäte Nacht, die Spenderin von Schlaf und Ruhe, Trösterin der Menschen, unter ihrem dunklen Mantel das herrliche Geheimnis von Welten über Welten und von grenzenlosem Sein offenbart, wenn selbst das nicht genügte, auf den Lippen des verbitterten und ungläubigen Menschen den Zweifel an der elementaren Gerechtigkeit der Natur zum Schweigen zu bringen, deren Gesetz der Ordnung, der Evolution und des harmonischen Waltens in so großen silbernen Buchstaben am Himmel geschrieben steht.
In Wirklichkeit belebt nichts das Wahrnehmungsvermögen unserer Sinne so sehr, ermahnt es und macht es zugleich bescheiden, wie die Offenbarungen der Astronomie. Wenn man das Lick-Teleskop auf den milchigen Glanz der gedrängt vollen Milchstraße richtet, scheint das Auge in die wirklich vorhandene Herrlichkeit des Unendlichen einzutauchen und buchstäblich das Grenzenlose zu sehen. Wenn es unwandelbare Gründe gibt, vorübergehend da zu leben, was wir inmitten der Illusionen von Zeit und Raum die "Gegenwart" nennen, - die im Sinne vom Mâyâ der Hindus trügerisch, aber deswegen nicht nichtexistent sein muß - wie könnte da ein edlerer Trost, eine erhabenere Verheißung ersonnen werden, als durch flüchtige Blicke, die das Gemüt von dem Unendlichen und von der Unsterblichkeit überzeugen, die es in diesem Leben nicht verstehen kann? ...
Es kann wohl sein, daß das nächste große Geheimnis des Daseins durch einen Schleier vor uns verborgen ist, der so dünn ist, daß ihn gerade seine Feinheit undurchdringlich macht. Eine Berührung, ein Ereignis, eine Veränderung, so unbedeutend, als läge der Lichtpunkt auf dem dünnen Eis und fühlte dieses schmelzen und zu Boden fallen. Es mag sein, daß das notwendig ist, um den Vorhang vor einem anderen und gänzlich veränderten Universum zu lüften, das in Wirklichkeit kein anderes, sondern das gleiche ist, das wir mit unseren heutigen Augen unvollständig sehen und über das wir mit unseren jetzigen Gedanken nur zaghaft nachdenken. ...
Möglicherweise ist das beklagenswerteste Überbleibsel primitiver menschlicher Unwissenheit über das Firmament der Zweifel, den orthodoxe Astronomen immer noch aufrechterhalten, ob Leben existiert inmitten all dieser hübschen und wundervollen Wohnstätten des Lebens. Und hier scheint allerdings die echteste und dringendste Notwendigkeit zu bestehen, daß die Religion die Grenzen ihrer Lehren erweitern sollte, um sie den wissenschaftlichen Errungenschaften mehr anzupassen. Greifen wir z. B. das heraus, was man den "Erlösungsplan" nennt. Wie wird er normalerweise von den Interpreten gepredigt. Wie jammervoll wird er immer noch in die Grenzen der altmodischen Begriffe über die "Welt" gezwängt!
Ich zögere nicht zuzugeben, daß keine Entdeckung, keine Verallgemeinerung, keine neue Offenbarung der Unermeßlichkeit, der Mannigfaltigkeit und der Lebensfülle des Kosmos seinem göttlichen Wert je die innere Bedeutung des ewig Wahren zu rauben vermögen. Die Idee der Erlösung durch Liebe, für die es selbst in den unbedeutenden Bereichen der menschlichen Erfahrungen Tausende von Veranschaulichungen gibt, würde wahrscheinlich einen immer großartigeren, erhabeneren Glanz bekommen, wenn wir sehen und erleben könnten, wie sich ihre Wirksamkeit auf jenen Plänen entfaltet, die jenseits unseres eigenen liegen und dies inmitten eines unermeßlichen und heute unbegreiflichen Laufs der Evolution, von der wir hier nur einen Abglanz wahrnehmen. Aber ist es nicht einleuchtend, daß wir viel umfassender denken müssen, als uns selbst einzubilden, oder diejenigen, die wir lehren, sich einbilden zu lassen, daß einstens der Sohn Gottes sich aus einem solchen Universum, wie wir es jetzt wahrnehmen, entfernte, - aus der herrlichen Weite Seiner Reiche von Licht und Leben - ausschließlich in Anspruch genommen durch die Sorge und die Verantwortung für "diese kleine O, die Erde?" Die in Ihm manifestierte Liebe Gottes war ohne Zweifel damals hier und wird immer bei uns sein wie im ganzen Kosmos; aber um geziemend und den Tatsachen entsprechend zu denken, müssen wir anerkennen, daß sie auch und gleichzeitig in jeder Wohnstätte der Planeten und Sternen-Gemeinschaft - möglicherweise der galaktischen und nebularen - anwesend war.
Wir meditieren eigennützig über himmlische Liebe und göttliche Führung, über das Leben des Menschen und über seine zukünftigen Leben, während wir das Teleskop und das Spektroskop in den Händen halten, wobei unsere Gemüter noch in den Gewändern alter Theologien stecken. Unsere Begriffe über das Universum haben wir enorm erweitert, haben aber anscheinend vergessen, unseren Glauben zu erweitern. Ein Schulmädchen weiß heute, daß die silbernen Punkte im Ozean der Nacht Sonnenwelten sind; aber sein Lehrer liest ihm immer noch die Legenden von Josua und Hiskias vor und erlaubt ihm zu glauben, daß eine Million Millionen Himmelskörper und Systeme - voll lebender Wesen - ungefähr vor etwa eintausendachthundertvierundneunzig Jahren dreißig Jahre lang ohne die zweite Person der Dreieinigkeit waren, weil diese Erfüllung einer dringenden Pflicht auf einer winzig kleinen Welt tätig war, die für die nächste unsichtbar ist.
Es ist entzückend zu beobachten, mit welcher Unkompliziertheit der feinfühlende und vornehme Genius des Herrn Ruskin in seinem Frondes Agrestes diese Widersprüche zwischen den alten Lehren und den modernen Entdeckungen verankert hat. Er fängt damit an, indem er bedauert, wie wenig die Menschen sich darum kümmern, etwas über das Himmelsgewölbe zu erfahren oder darüber nachzudenken, "unter dem die Natur mehr getan hat, den Menschen zu ergötzen - mehr zu dem einzigen und augenscheinlichen Zweck, mit ihm zu sprechen und ihn zu belehren - als in irgendeinem anderen ihrer Werke." ... Aber der Größte des Kosmos und der Kleinheit der vorgaliläischen Religionen - wenigstens was ihre buchstäbliche Auslegung betrifft - gegenüber gestellt sucht Herr Ruskin bei dem behelfsmäßigen und sozusagen persönlichen Charakter der orthodoxen Lehren und dem "Schema" Zuflucht.
Wir dürfen nicht in die unklare und unbestimmte Vermutung von einem untätigen Gott verfallen, der an unbegreiflichen Orten wohnt und zu einem der mannigfaltigen Formalismen der Naturgesetze verblaßt. ... Ob gebildet, oder ungebildet, ob von einer geringen oder umfassenden Aufnahmefähigkeit, es ist notwendig, daß es für alle möglich sein sollte, mit ihrem Schöpfer in Verbindung zu treten; und das Zustandekommen einer solchen Verbindung muß nicht darauf begründet sein, daß man ein Wissen über Astronomie, sondern daß man eine menschliche Seele besitzt. Um diese Verbindung möglich zu machen, ist die Gottheit von Ihrem Thron herabgestiegen und hat nicht nur in der Person des Sohnes den Schleier unseres menschlichen Fleisches auf sich genommen, sondern in der Person des Vaters den Schleier unserer menschlichen Gedanken und hat uns kraft Seiner ausgesprochenen Autorität erlaubt, sich Ihn einfach und klar als einen liebevollen Vater und Freund vorzustellen: ein Wesen, mit dem man in Verbindung stehen und vernünftig reden kann, das durch unsere dringenden Bitten bewegt, durch unsere Auflehnung erzürnt, durch unsere Kälte entfremdet, durch unsere Liebe erfreut und durch unsere Anstrengung verherrlicht wird; und schließlich ist es in allen Kräften und Veränderungen der Schöpfung in unmittelbarer und aktiver Anwesenheit wahrzunehmen. Diese Vorstellung von Gott, die diejenige des Kindes ist, ist augenscheinlich die eine, die universal ist und die deshalb die einzige für uns wahre sein kann.
Das ist alles wahr und schön und entspricht der Neigung der Gedanken des hervorragenden Autors, aber es ist eher eine Erklärung für das Überleben alter religiöser Ideen, als eine Rechtfertigung. Der Astronom und die Hauskatze erfreuen sich natürlich gleicherweise der Sonne, aber der Astronom versteht wenigstens einiges von den Wundern jener goldenen Wärme, die Hauskatze nicht. Ich stelle mir vor, daß die geistige Bedeutung jener alten Lehren, die eine ewige Wahrheit in sich bergen, von ihren Erläuterern in Zukunft im Lichte astronomischer Aufschlüsse unermeßlich erweitert und verkündet werden sollte. Mein Ziel in diesen rein andeutenden Zeilen (denn die Sache erschöpfend zu behandeln würde viel mehr solcher Abhandlungen erfordern) ist, darauf hinzuweisen, wie neu, edel und herrlich die Bedeutungen sind, die die alten Formulierungen aus augenblicklichen Tatsachen erhalten könnten, wenn ihre professionellen Interpreten sich zu den Höhen erheben könnten und wollten, zu denen sie die "Wissenschaft mit Sternenaugen" heranwinkt. Leben, Liebe, Erlösung, Schöpfung, das Böse, das Gute und jener höchst dehnbare und unbestimmte Name "Gott" sind Worte von unaufhörlich sich entfaltender Macht und Majestät, die heute einer kühneren und hoffnungsvolleren Neuauslegung in jener herrlichen, wenn auch immer mystischen Sprache bedürfen, von der die Sternenhimmel wenigstens die silbernen Buchstaben offenbaren.