1966 - – - ?
- Sunrise 1/1966
Die abschließenden Wochen des alten Jahres brachten wieder die übliche Akkumulation der Werte - von Schulden und Guthaben. Müßte unsere Beurteilung, wenn wir die uns übermittelten Berichte analysieren, auf der Nettobilanz basieren, so fürchte ich, daß wir zu einem überwiegend negativen Ergebnis kämen. Doch die Nachrichtenübermittlungen widmen nur einen ganz kleinen Teil ihrer Beiträge den guten Dingen, die sich im Verlauf von 365 Tagen ereignen. Wenn alle wirklich feinen Handlungen entdeckt und berichtet werden könnten, so bezweifle ich, daß die Möglichkeiten, die für einen normalen Jahresüberblick erforderlich sind, ausreichen würden, die positiven Abwicklungen auch nur von einem Tage zu beschreiben.
Das Gewicht des Fortschrittes liegt in der Tat schwer auf unseren Schultern, und was die Zukunft anbetrifft, so scheint die Weltatmosphäre mit Besorgtheit angefüllt zu sein. Aber diese Eindrücke sind nur die Schatten, die von den Erscheinungen unserer Zeit geworfen werden. Was diese Schatten erzeugt, ist das helle Licht einer neuen Morgendämmerung im Bewußtsein der Menschheit.
Was ist diese neue Morgendämmerung? Bestimmt ist sie nicht der oft heftige Kampf der Minderheitsgruppen; noch die Aufstände in den Gegenden der Slums; auch nicht die rücksichtslosen Unruhen im Namen der Redefreiheit; noch die radikalen Aktionen eines kleinen Prozentsatzes Jugendlicher, die es ablehnen, sich durch eine unrealistische Tradition gebunden zu fühlen; selbst nicht der augenblickliche Entrüstungsschrei gegen Gott, noch die irreführende Propaganda für und gegen den Krieg. Nein, dies sind lediglich zeitweilige Reaktionen; trotzdem sind sie, wie falsch sie auch hervorgebracht sein mögen, die äußeren Wirkungen des grundsätzlichen inneren Dranges, das Alte abzuwerfen und das Neue anzunehmen.
Vor 2000 Jahren säte ein großer Lehrer, der als ein Beispiel für die Möglichkeiten des Menschen verkörpert war, Samen der Aufklärung in den Boden der vorherrschenden Unwissenheit. Jetzt, 2000 Jahre später, steht der Mensch selbst aktiv in dem Prozeß der Erweiterung des Horizontes seiner seelischen Umhüllungen. Wie die Höhlenbewohner Platos ans Tageslicht treten, so geht seine Vision von den Schatten hinweg der Wirklichkeit entgegen, hin zum Guten.
Was bringt uns das Jahr 1966? Trotz der Erscheinungen können wir beides, sowohl Mut schöpfen als auch Mut geben. Das wahre Erbe des Menschen ist fest in spirituellen Werten verankert und nicht in materiellen. Durch unseren individuellen Ausdruck des Vertrauens für diese unbeachtete Tatsache des Daseins, die das größere Gesetz unseres Seins ist, werden wir Pioniere sein, die auf dem Weg in ein neues Jahr führen, und weiter noch durch fruchtbarere Jahrzehnte vor uns.
Ein glückliches Neues Jahr für alle!