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Der Mensch: Zum Teil Atom, zum Teil Galaxis

C. G.: Ich besuche gegenwärtig das College und versuche erneut zu promovieren, nachdem ich jetzt Zeit habe. Im letzten Semester kamen verschiedene von uns einmal in der Woche zusammen, und wir hatten manche lebhafte Aussprache, in der unsere Unterhaltung vom Materiellsten und sogar Atheistischen bis zum Metaphysischen reichte. Aber immer standen wir zuletzt vor einer Mauer. Ganz gleich über welches wissenschaftliche Wissen wir verfügten, oder wie verschiedenartig unsere religiösen Grundlagen waren, - es gab in unserer Gruppe auch einige Nichtchristen, was die Sache unserer Ansicht nach besonders interessant machte - die eine Frage blieb unbeantwortet übrig: Wer ist der Mensch?

Herausgeber: Wer ist der Mensch? Wenn wir, angefangen vom göttlichen Kern unseres Wesens, bis zum äußersten Vehikel, dem physischen Körper, wüßten wer wir sind, würden wir das Mysterium des LEBENS in all seinen Phasen gelöst haben. Warum meinen Sie wohl antwortete das Orakel von Delphi mit jenen, jetzt unsterblichen Worten: ERKENNE DICH SELBST! Warum wurden diese Worte über dem Portal des Apollotempels eingemeisselt, wenn nicht als eine tägliche Mahnung dessen, daß, wenn jemand die Geheimnisse der Natur bemeistern möchte, er sich selbst bemeistern muß?

Wenn wir sagen würden, daß der Mensch zum Teil Atom, zum Teil Milchstraße ist, könnten wir der Wahrheit so nahe kommen, wie Paulus, als er den Korinthern sagte, daß es im Menschen einen "irdischen Körper" (Psyche) und einen "ätherischen Körper" (Pneuma) gibt, und daß der erste Mensch, Adam, "zu einer lebendigen Seele wurde; der letzte zum lebendig gewordenen Geist". Wir sprechen ziemlich oberflächlich vom Menschen als einem aus Körper, Seele und Geist zusammengesetzten Wesen, wissen aber in Wirklichkeit nicht was das heißt. In Wirklichkeit ist er viel mehr als das, denn der Mensch ist aus Gemüt, Intuition, Begierde und allen möglichen Eigenschaften gebildet.

 

C. G.: Genau das war die Schwierigkeit. Wir versuchten sogar das Neue Testament mit der buddhistischen Philosophie zu vergleichen, aber das ergab eine hoffnungslose Verwirrung. Auch das Denken der Hindus durchforschten wir und versuchten eine Verbindung zwischen dem, was sie Atma oder das Selbst nennen, und dem Geist des Paulus herzustellen, was anscheinend ging. Als wir jedoch zum gewöhnlichen Teil von uns kamen, war das Haupträtsel: wie können wir mit dem in uns wirkenden Kräftebündel fertig werden? Einmal fühlen wir, daß wir ein Teil von etwas unermesslich Wunderbarem sind, und ein andermal finden wir uns von schrecklich niedrigen Neigungen gequält. Wer sind wir nun eigentlich und wie sind wir mit dem größeren System der Dinge verkettet? Das möchten wir wissen!

Herausgeber: Sie haben da ein ergiebiges Forschungsgebiet berührt, und wenn wir auch keine endgültige Antwort festlegen können, so können wir doch wenigstens unsere Gedanken darüber austauschen. Wir dürfen jedoch nicht erwarten, sofort alle Einzelheiten hinsichtlich der Evolution des Menschen oder des Universums zu erkennen, von dem wir ein notwendiger Teil sind, wie unbedeutend wir uns auch immer - verglichen mit der Milchstraße fühlen mögen. Wir können vielleicht hier und da einen flüchtigen Blick in den ausgedehnten panoramischen Spielraum der "Schöpfung" werfen und dabei unsere Verwandtschaft und unseren Teil am Ewigen Mysterium erkennen. Die Geburt des Menschen ist ebenso wie die Geburt eines Milchstraßensystems oder eines atomistischen Universums tatsächlich ein Wunder und niemals etwas Prosaisches.

Wie können wir also mit diesem Bündel widerstreitender Kräfte in uns fertig werden? Erinnern Sie sich des Briefes von Paulus an die Römer, in dem er den "Widerstreit der Kräfte" im Menschen beschreibt? "Denn das Gute, das ich möchte, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich." Welch allgemeine Erfahrung: das Gute, von dem wir tief in unserem Herzen fühlen, daß wir es tun möchten, tun wir nicht; und gerade jenen Charaktereigenschaften, die, wie wir wissen, weit unter unserer Würde liegen, geben wir nach. Wie kommt das?

Der Mensch ist tatsächlich zum Teil Atom, zum Teil Galaxis; doch in der Schöpfungsgeschichte liegt mehr als nur die Vermischung des Atomistischen und des Galaktischen. Aus dem geheimnisvollen Ineinanderwirken von Geist und Materie entspringt ein "Seelen-Vehikel", in dem jedes Lebewesen seine natürliche Aktionsstätte findet. Auf diese Weise bringen sich tatsächlich alle Dinge - angefangen von den atomistischen Welten und Unterwelten hindurch durch das Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich direkt bis zu den Milchstraßensystemen im Raum - zumindest in dreifacher Art zum Ausdruck: durch den "Körper", ihre materielle Form, ob Elektron oder Stern; "die Seele", ihr Vehikel des Bewußtseins oder Ausdruck des Selbstes, wie rudimentär oder nicht wahrnehmbar es vom menschlichen Standpunkt aus auch erscheinen mag; und den "Geist", ihre essentielle Wurzel in der Göttlichkeit.

 

C. G.: Das ist ein dynamisches Konzept! Wollen Sie damit sagen, daß wirklich jeder von uns ein Teil Gottes ist? Ich weiß, das klingt roh, aber ich habe keine anderen Worte. Zu lange hatten wir die dominierende Vorstellung unserer Abstammung von Affen, oder noch schlimmer, daß wir elende Sünder wären, Würmer im "Staub", aus welchem Adam, wie angenommen wird, geformt wurde. Es ist erfrischend, die Kraft einer Philosophie zu spüren, die nicht voraussetzt, daß Gott außerhalb von uns ist, sondern ihn als treibende Energie sieht, die uns hierher brachte.

Herausgeber: Gott, oder die Gottheit, oder ein Teil der Göttlichen Intelligenz, ist unsere Wurzel-Essenz, denn wenn das nicht der Fall wäre, würden wir nicht hier auf Erden, auf diesem Planeten unseres Sonnensystems Leid und Freud der Inkarnation inmitten der größeren Geschicke der Milchstraßensysteme durchschreiten, die die Übergalaxis bilden, und in der wir und das winzigste Unterelektron leben, uns bewegen und unser wirkliches Dasein leben.

Doch wir brauchen nicht soweit zu gehen und uns in die Bereiche über den Sternen zu erheben, so daß wir unseren festen Halt auf der Erde verlieren! Unsere gegenwärtige Verantwortung liegt hier und ist die, jetzt dem Ruf dieses schnell vorwärtsstürmenden Zeitalters wissenschaftlicher Prägung entgegenzutreten und die Energien unserer Seele und unseres Geistes, unseres Gemütes und unserer Aspirationen zu kontrollieren und zu entfalten, damit sie nach und nach das Licht der göttlichen Sonne klar in uns ausstrahlen.

Auch den Begriff vom "Wurm im Staub" wollen wir aus unserem Bewußtsein entfernen. Er ist absolut falsch und hat im Wörterbuch des Menschen, des Denkers, keinen Platz. Auch die Theorie über die Abstammung vom Affen ist niemals bewiesen worden! Vom Standpunkt der Evolution aus gesehen spricht ebensoviel dagegen, wie dafür. Wenn wir den Menschen nicht als Körper, sondern als flammende Intelligenz betrachten, die hier auf Erden verkörpert ist, um die Lektionen des materiellen Daseins zu lernen, spricht viel mehr gegen diese Theorie, als für sie. Da es Tatsache ist, daß sich unsere physische Natur durch Äonen hindurch langsam zu dem heutigen in hohem Maße verfeinerten Mechanismus entwickelt hat, kann sich weder die innere Göttlichkeit noch das prometheische Feuer unseres Geistes aus einem Affen entwickelt haben! Haben wir jemals die Möglichkeit in Erwägung gezogen, daß die Menschenaffen (und auch die gewöhnlichen Affen) Sprößlinge menschlicher Indiskretionen aus der Anfangszeit des Globus sein könnten? Gewisse alte Überlieferungen deuten das an, und selbst vom Standpunkt der physischen Entwicklung der einstigen Primaten (Säugetiere), ist es ernster Überlieferung wert. Wie kommt es, daß der Körper des Menschen einfach und restlos unspezialisiert ist, während sich sein Geist und die inneren Kräfte seiner Seele in größtmöglicher Weise entwickelt haben und es anscheinend für diese Kraft zur Entwicklung keine Grenzen gibt?

 

C. G.: In dieser Weise habe ich noch nie darüber nachgedacht. Aber wo wäre dann unser Geist und alle jene seltsamen, sicheren Zeichen, daß wir etwas mehr sind, als unsere gewöhnlichen Gemütsbewegungen und Gefühle einzureihen? Das versuchten wir im College herauszubringen aber, wie schon gesagt, rannten wir gegen eine Mauer, denn anscheinend kannten wir uns selbst nicht richtig.

Herausgeber: Was unterscheidet den Menschen vom Atom oder von der Rose? Was gibt ihm jenen Gedanken der Selbsterkenntnis, jene Eigenschaft des Selbstbewußtseins, die ihn von den niedrigeren Reichen trennt, und ihn gleichzeitig sich selbst aufgeben läßt und damit zur Krone der Schöpfung macht? Aktiver, dominierender, schöpferischer Geist. Sie werden sich erinnern, wie die Schlange zu Eva sagte, daß, wenn sie und Adam die Frucht des Baumes der Erkenntnis nur berühren würden, sie nicht sterben, sondern wie die Götter würden und das Gute vom Bösen unterscheiden könnten. Der "lebendige Geist" wurde hier durch den prometheischen Funken zur bewußten Flamme angefacht - der selbst ein Funke vom Zentralfeuer des kosmischen Geistes ist - und das Wissen über Recht und Unrecht und vor allen Dingen, die Erkenntnis der moralischen Verantwortung weise und in Harmonie mit der Natur zu wählen, würde sich einstellen.

Dadurch wurde, soweit des Menschen evolutionäre Reise in Betracht kam, der Punkt erreicht, von dem es kein Zurück mehr gibt. Er konnte nicht mehr lange zufrieden mit dem langsam fließenden Strom des Fortschritts dahintreiben. Von da an muß er immer wach sein und handeln, der Forderung, sein eigenes Wachstum selbst zu leiten gegenübertreten, und durch Prüfung und Irrtum lernen, daß das, was immer er säte er in Zyklus um Zyklus der Erfahrung auch zu ernten haben würde.

Wer ist also der Mensch? Kurz gesagt, er ist sowohl der Erkennende, als auch der, der sich selbst täuscht: die Wahl liegt bei ihm.

 

C. G.: Was wollen Sie damit sagen? Daß wir beides sind, der Erkennende und der Täuschende?

Herausgeber: Der Hinweis von Paulus auf die Seele und den Geist und darauf, daß der Mensch einen "irdischen Körper" und einen ätherischen Körper hat, erzählt uns nur einen Teil der Geschichte. Die alten Griechen zerlegten den Menschen manchmal in vier und manchmal in sieben Beschaffenheiten. Doch wir wollen die vier grundlegenden Prinzipien annehmen, wie sie die Griechen verstanden. Außer Pneuma oder Geist sprachen sie auch von Nous, das sie den Erkenner oder das Gemütsprinzip nannten, welches die Psyche oder Seele und Soma, den Körper, als Mittel zum Wachstum und zur Erfahrung auf Erden benützte.

Nun ist es Nous, der Erkenner, jener Teil in des Menschen Natur, der Wissen über sich selbst und über das Universum erlangen kann, wenn seine Energien auf den Geist gerichtet sind. Wenn es aber von der Psyche beherrscht wird, wird es zum Täuscher. Der alte Spruch "Das Gemüt ist der Töter des Wirklichen" ist manchmal nur zu wahr, denn beherrscht durch die niederen Gemütsbewegungen, ist der Täuscher am Werk, und List, Habgier und Tyrannei treten in ihren vielen Formen auf.

Das Gemüt ist also bipolar; es ist gleichzeitig der Töter und der Befreier. Es ist ein umfassenderes Wissen über das Spektrum der Qualitäten, die den Menschen ausmachen, und gleichzeitig auch durch den Kosmos fließen, notwendig, wenn wir uns zur Erde, auf der wir leben, in richtige Beziehung bringen und mit Verstand dem Ansturm all dieser Kräfte, die auf uns eindringen, begegnen wollen.

 

C. G.: "Spektrum der Beschaffenheiten" ist ein verwirrender Ausdruck. Wollen Sie damit sagen, daß wir aus sieben Beschaffenheiten, ähnlich den sieben Farben des Spektrums, zusammengesetzt sind?

Herausgeber: Warum nicht? Wir können sogar, wie die alten Ägypter, von zehn sprechen, aber wir wollen bei den sieben bleiben, weil das besser mit dem übereinstimmt, womit wir in der Natur vertraut sind, wie die sieben Töne der Tonleiter, die sieben Farben des Regenbogens, die sieben Tage der Woche etc. Wie werden diese sieben Beschaffenheiten genannt? Sie haben verschiedene Bezeichnungen, die im Deutschen etwa wie folgt wiedergegeben werden können: Das Göttliche; das Spirituell-Intuitive, das Mentale, das bipolar ist und mit seinem höheren Teil dem Spirituellen zustrebt, während dessen niedere Seite der nächstfolgenden 'Farbe' zuneigt, die Wunschprinzip genannt wird. Als nächste folgen die vitalen Lebenskräfte, welche wiederum das Modell oder die Vorlage beleben, nach welcher der physische Körper Zelle um Zelle aufgebaut ist.

Wer ist also der Mensch? Der Mensch kann mit Recht ein Spektrum strahlender Energien genannt werden, zusammengehalten durch die dominierende Essenz seines göttlichen Kernes, des Vaters im Innern, der seinerseits in der Göttlichen Intelligenz des Kosmos wurzelt, die jede lebendige Einheit im Raume durchdringt.

Es ist bedeutsam, sich daran zu erinnern, daß das Wort Spirit (Geist) das lateinische Wort für Atem ist und von spiro, atmen, kommt, genau so wie das griechische Wort Pneuma ebenso Atem oder Geist bedeutet. Praktisch gesehen haben sich jedenfalls alle archaischen Philosophien das Große Ausatmen und Einatmen der Gottheit als Tage und Nächte oder als Perioden der Tätigkeit und der Ruhe der Welten vorgestellt. Dadurch wurde die Bewegung das wesentliche, charakteristische Merkmal der Gottheit, und wenn Gott ein Universum hervorbringen wollte, bewegte sich der Geist der Elohim (wörtlich ruahh, Atem) über dem Antlitz der Tiefe; der Atem des Göttlichen Lebens erweckte dieses ganze Universum zur Manifestation und all die schlafenden Saaten göttlicher Kraft, gleich welchen Grades, wurden aus der Dunkelheit in das Licht ausgeatmet.

 

C. G.: Das wirft ein ganz neues Licht auf unsere christlichen Lehren, und ich möchte gerne wissen, ob Sie jenen Vers, den wir aus der Genesis lernen mußten: Und Gott der Herr machte den Menschen aus Erde und blies ihm den Atem des Lebens ein; auf die Erklärungen des Paulus und auch auf die sieben Beschaffenheiten beziehen, die Sie dem Menschen gaben? Ich möchte wissen, wie ich diesen Komplex, dieses Bündel von Widersprüchen, das ich bin, intelligenter handhaben kann.

Herausgeber: "Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase (neshamah). Und also ward der Mensch eine lebendige Seele (nephesh)." In den zwei ersten Kapiteln der Genesis finden sich Hinweise über drei bestimmte Beschaffenheiten des Atems oder des Ausatmens der Gottheit, oder Gott des Herrn: neshamah, der "Atem des Lebens", was im allgemeinen dem pneuma oder dem "ätherischen Körper" bei Paulus entspricht; ruahh, der Atem oder der Geist der Elohim, welcher die Welt hervorbringt und im Menschen der Erwecker selbstbewußten Lebens ist. Er wird daher oft mit dem griechischen nous, dem Erkenner, in Verbindung gebracht. Nephesh, die "lebendige Seele", die Psyche, der "irdische Körper", oder die gewöhnliche menschliche Seele, alle drei Aspirationen oder Beschaffenheiten halten die Schale oder den physischen Körper zusammen und inspirieren ihn.

Wenn wir das nun auf die sieben Beschaffenheiten oder auf das Spektrum der Energien beziehen, die den Menschen ausmachen, so könnten wir sagen, daß der "Körper", von dem Paulus spricht, die drei niedersten umfaßt: die Lebenskräfte, die das Modell oder die Vorlage beseelen, nach welcher sich die physische Form bildet. Von der "Seele" kann gesagt werden, daß sie die Gebiete des Wunsches, der Gefühle und das Gemüt umfaßt, mit Ausnahme der höchsten Fähigkeiten des Gemütes, während der "Geist" als ein Strahl der göttlichen Essenz, die spirituell-intuitionelle Energie bildet, die hier auf Erden als solche nicht wirksam sein kann, wenn sie nicht mit dem Gemüt, als ein brauchbares Mittel des Ausdruckes, verbunden ist.

 

C. G.: Sind diese Energien speziell nur auf die Menschen begrenzt, oder sind sie auch in der Natur zu finden?

Herausgeber: Wenn wir wissen, daß die chemischen Elemente der Erde auch in gleicher Weise im Körper der Sonne zu finden sind, ist es dann so schwierig sich vorzustellen, daß wenn man mit einem Spektrographen sowohl die Energien der Seele und des Geistes des Menschen als auch seines Gemütes, seiner Wünsche und Aspirationen aufnehmen könnte, sich durch den Spektrographen die gleichen Linien der inneren Energien des Sonnengottes zeigen würden, die das physische Universum beseelen? Wenn der alte hermetische Grundsatz richtig ist "Wie unten, so oben" - dann müssen dieselben grundlegenden Energien, die sich vom göttlichen bis zum physischen Menschen erstrecken, bestimmt in gleicher Weise jedes geoffenbarte Ding beleben und durch dasselbe fließen. Alle logischen und analogischen Beweise deuten im gesamten Kosmos auf das qualitativ gleiche Spektrum hin: Oktaven strahlender Energie, die sich nach außen in die Tiefen des Raumes und nach innen in die Welten innerhalb der Welten des Atoms ausdehnt.

 

C. G.: Einerseits hat die Wissenschaft innerhalb der Lebensbereiche so schnelle Fortschritte gemacht, daß wir ungeheuer viel über die Milchstraßensysteme und über die Verwicklungen des Atoms wissen, aber andererseits wird es uns bei dieser beständigen und schnellen Bereicherung des Wissens furchtbar schwer eine Perspektive zu bekommen. Wie hätte Ihrer Meinung nach Paulus mit seinen Vertrauten in unserer Lage gehandelt?

Herausgeber: Das kann niemand sagen. Doch glaube ich kaum, daß er allzusehr beunruhigt gewesen wäre. Ich glaube, er hätte uns angespornt, eine ehrliche Selbstbetrachtung vorzunehmen und zu der grundlegenden Frage Stellung zu nehmen: Wollen wir uns "der Welt weltlich", jenem selbstsüchtigen Teil von uns, der nach abwärts und schließlich zur Entwürdigung führt, unterwerfen; oder wollen wir den Mut und die klare Sicht haben, uns den Forderungen des "Geistes, der lebendig macht" gewachsen zu zeigen, ein schöpferisches und selbstloses Leben zu führen und unsere neu gewonnene Erkenntnis edlen Zielen zu widmen? Eine gesunde Neueinstufung des Menschen und seines Platzes in einem wachsenden und lebendigen Universum war schon längst fällig.

Das Gemüt an sich ist ein Dynamo der ausstrahlenden Kraft und kann, wenn es durch die spirituellen und intuitionellen Energien im Schach gehalten wird, zu erleuchtetem Denken und Handeln begeistern und inspirieren. Wie wir aber nur zu gut wissen, erlauben die niederen Neigungen des Gemütes den Begierden, es hin und her zu zerren, so daß die Pferde unserer Sinne störrig und wild werden. Aber wir können uns erinnern, daß die Upanishad sagt, daß der Meister, die göttliche Essenz, im Wagen sitzt, und es an uns liegt darauf zu achten, daß der Wagenlenker oder der spirituell-intellektuelle Fahrer die Zügel unseres Gemütes weise gebraucht, damit uns die Pferde unserer Wünsche in die Richtung unseres wahren Zieles führen.

Kürzlich sandte uns jemand einen Ausschnitt aus einer unserer allgemeinen Zeitschriften, der zwar nicht ohne weiteres eine Lösung bietet, aber deutlich den Weg, der vor uns liegt, zeigt, und weiterhin einen größeren Schritt vorwärts in unserem Denken andeutet und zwar deshalb, weil, während die Gelehrten vielleicht dem Wissen zum Durchbruch verhelfen mögen, die Staatsmänner, Erzieher und Schriftsteller in ihrer Betonung des "gemeinsamen Schicksals" das Mensch mit Mensch verbindet, ziemlich einig sind.

"Bei weitem die deutlichste und dramatischste Lektion in dieser neu entdeckten Einheit des Menschengeschlechtes wurde durch die Entwicklung der Atomwaffen geliefert.... Ein paar Kriegshetzer waren hier und da rücksichtslos genug, durch die Verfolgung ihrer eigenen niedrigen Ziele eine über den gesamten Globus sich ausdehnende Feuersbrunst heraufzubeschwören. Aber die verantwortlichen Führer der großen Mächte diesseits und jenseits des eisernen Vorhangs haben das Ansinnen zurückgewiesen. Jene, die die Atomwaffen besitzen, wagen nicht die universale Katastrophe eines Atomkrieges zu riskieren.

So kam es zu einem Waffenstillstand.... Es fing mit einem Waffenstillstand aus Furcht an, der noch zum Teil ein Waffenstillstand aus Furcht ist. Aber auch Einsicht ging daraus hervor, von der denkbar ist, daß sie den Waffenstillstand noch lange nachdem die Furcht überwunden sein wird, aufrecht erhält.

Die Welt erwacht zu einer Erkenntnis, die bisher nur eine Handvoll Philosophen besaß, nämlich, daß der letzte Sieg, den der Mensch bei seinem Suchen nach dem Frieden gewinnen muß, kein Sieg über Waffen oder Armeen, über das Atom oder die Erde und ihre Geheimnisse ist, sondern über sich selbst."

- Collier's, 7. Dezember 1956

Wenn die Wissenschaft mit ihren unermesslich erweiterten Möglichkeiten der Forschung auch nichts weiter getan hätte, als unserem theologischen Gesichtswinkel die Scheuklappen zu nehmen, so würde sie dennoch den Dank der Beschützer der Menschheit - jener langen Reihe spiritueller Titanen, die wie Krishna, Christus und Buddha von Zeit zu Zeit erscheinen, um den spirituellen Blick im Menschen wieder zu erwecken und sein Sehnen nach Wahrheit erneut anzuspornen - verdient haben. Wie schwer die Begleiterscheinungen zerstörten Aberglaubens auch zu beseitigen sein mögen, unser Wissen über das Universum bildet einen dynamischen Beweis dafür, daß der Mensch nicht nur die Macht hat zu siegen, sondern daß ihm gerade die Instrumente des Wissens gegeben sind, mit denen er das ihm eingeborene Gefühl festigen kann, daß, wie viel von ihm auch in den "Staub" der Erde gekleidet sein mag, er in Wirklichkeit doch ein "lebendiger Geist" ist, dessen innere Schau durch den Stern einer größeren Schöpfung erleuchtet wird, von der er ein göttlicher Teil ist.