Die eine Lebenskraft
- Sunrise 1/1959
Solcherlei Fragen beschäftigen die meisten unserer heutigen prominenten Wissenschaftler. Denn, um durch "wissenschaftliche Feststellungen" einige ihrer erstaunlichen Entdeckungen beweisen zu können, sind sie gezwungen ihr Bewußtsein über die physikalischen Antworten des Reagenzglasversuches und Rechenschiebers hinaus, zu erweitern. Nicht nur, daß sie in noch nie dagewesener Weise Fortschritte im Zusammentragen von Daten machen, entdecken sie auch, auf der gleichen Basis wechselseitiger Beziehungen der Lebenskontakte und dem darinliegenden Kreislauf, in allen Reichen der Atome dem Milchstraßensystem gegenüber, ein wunderbares Bild von der Beschaffenheit des höheren Seins, in dem wir auf Erden und in diesem Sonnensystem leben und sind. In ihren Forschungen kommen sie tatsächlich der Metaphysik - in ihrer ursprünglichen Bedeutung des Ausdruckes, und nicht in dem ziemlich konfusen Sinne derer, die den blinden Auslegungen des Pseudo-Okkultismus folgen - nahe.
Wäre es, bei den enormen Fortschritten, die die Wissenschaft bei ihren Versuchen herauszufinden, was dem Universum Atem gibt, für uns nicht nützlich, mehr über die innere Lage des menschlichen Bewußtseins zu erfahren? Wenn wir im Kleinen das Universum sind, das Universum aber eine Wiedergabe von uns selbst ist, und wenn wir damit übereinstimmen, daß der Zeitpunkt, an dem es für den Menschen notwendig geworden ist sich selbst zu erkennen, gekommen ist - was einschließt, daß, wenn wir verstünden, wer und was wir sind, wir all das, was über den gesamten Kosmos gewußt werden kann, verstünden - warum können wir dann nicht glauben, daß dieselbe göttliche Kraft, die die Sonne und die Sterne belebt, gleichermaßen durch uns fließt? Auch würden wir wissen, daß unser eigenes inneres Selbst der Bruder des inneren Selbstes dieser Erde, unseres Sonnensystems, des Heimuniversums und "des Größten der Großen" ist.
Das leuchtende Licht des Sonnenreiches ist die Sonne, deren Essenz wie die unsere dem gleichen Sternenstoff entstammt. Ohne daran zu zweifeln, vertrauen wir der Sonne, daß sie jeden Morgen aufgeht. Lassen wir auch unsere eigene Sonne in gleicher Weise in unserem Leben jeden Tag bewußt aufgehen? Wenn wir, ohne die analysierenden Instrumente, die die Wissenschaftler haben, doch mit dem offenen Herzen eines demütigen Geistes, versuchen könnten so selbstlos wie die Sonne zu leben, dann würden wir uns voller Vertrauen ein Beispiel an ihrem Leben nehmen, und in unserem Leben würde unser inneres Selbst uns alle für uns notwendigen Weisungen geben. Und wenn Göttlichkeit die Wurzel und der Samen jeder atomaren Einheit aller Zeiten ist, warum sollten wir dann nicht unseren eigenen göttlichen Möglichkeiten vertrauen - der Sonne gleich zu wachsen und vollkommen zu werden?
Geschichte, Vorgeschichte, Legenden und Märchen berichten alle von einer Reihe heroischer Gestalten - gottgleicher Menschen, die von Zeit zu Zeit in verschiedenen Völkern der Erde erschienen sind. Jedesmal war ihr Erscheinen in unserer verworrenen Welt wie ein Ausbruch des Lichtes, und wenn sie gingen, erhellte noch ihre Flamme des Mitleids den Weg für die Menschheit. Alte Bräuche bestätigen, daß die alten Unterweisungen heute noch bestehen. Es ist die Aufgabe der Sonne, mit ihrem Licht und ihrer Wärme durch ihr ganzes Reich zu dringen; die Aufgabe der Wohltäter der Menschheit ist es, die lebenspendende Essenz der Wahrheit und des Lichtes jedem Teil der Rasse mitzuteilen. Und wie geht das vor sich? In die Stille der Herzen und des Geistes, die bereit sind zu empfangen, legen sie hier die Saat zur Forschung, ermutigen sie dort eine auserwählte Seele. Es ist ein stiller, doch mächtiger Austausch. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß es nur eines unendlich kleinen Brennpunktes atomarer Kraft bedarf, um gewaltige Energien auszulösen, wieviel wirkungsvoller sind dann die Bestandteile eines spirituellen Kernes, wenn seine Energien in das Gedankengut der Menschheit übertragen werden.
Wenn wir menschlichen Wesen chemisch aus dem selben Stoff wie die am weitest entfernten Milchstraßen sind, und der Austausch aller kosmischen Partikelchen zwischen allen Teilen unseres Sonnensystems ohne Unterbrechung weitergeht, warum können wir es dann nicht fertig bringen, daß die feineren Partikel unserer inneren Konstitution nicht nur ihren spirituellen Gegenpol haben, sondern auf dem inneren Weg und durch die Konstitution der Sonne und zurück kreisen müssen! Gewiß können wir uns eine Milchstraße, eine Sonne oder den winzigsten Teil eines kosmischen Nebels, nicht als etwas Lebendiges vorstellen, aber als verschiedene Ausdrucksformen der einen pulsierenden Lebenskraft, die durch alles fließt und alles belebt - auch die Menschheit. Wenn dem so ist, dann müßte auch die große Macht, die Christusse und Buddhas vor tausenden von Jahren entfachten noch in und durch den Ozean der Ideen, in denen wir uns jetzt bewegen, zirkulieren - und wer kann sagen, wie viele Herzen berührt werden?