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Das einzig Beständige ist der Wechsel – Studie über Evolution, Teil 1

In den letzten Jahrzehnten haben Wissenschaftler auf vielen Gebieten glänzende Entdeckungen gemacht, die im Laufe der Zeit unser Verständnis für die Natur revolutionieren werden. Das Alter der Menschheit und ihre wahrscheinlichen Ursprünge sind zeitlich weit zurückverlegt worden. Der Aufbau der Materie, insbesondere die Vielfältigkeit des bis dahin einfachen Atoms, die Kräfte, die in ihm eingeschlossen sind und die damit verbundenen Gefahren - all das ist Gegenstand ausgedehnter Diskussionen geworden. Auf dem Gebiet der Geologie entstehen durch die Theorie von den "tektonischen Schollen", von driftenden Kontinenten, von Polwanderungen und sogar Polumkehrungen vollkommen neue Ausblicke und eine neue Nomenklatur. Die möglichen Zusammenhänge zwischen Wetter, warmen Zyklen und Trockenperioden, kalten Zyklen und Eiszeiten, und den Energieschwankungen, die von der Sonne ausgehen, werden erforscht. Wir entdecken, daß das uralte Axiom "alle Dinge tragen zu allen Dingen bei" im wissenschaftlichen Sinne wahr und beweisbar ist.

 

Driftende Kontinente

Im Jahre 1620 vermutete Francis Bacon, daß Nord- und Südamerika einst mit Europa und Afrika verbunden gewesen seien, weil sich die Umrisse ihrer atlantischen Küstenlinien ergänzen. Eine Anzahl früher Wissenschaftler machte aus verschiedenen Gründen die gleiche Beobachtung, darunter der französische Paläontologe Buffon (1750), der festgestellt hatte, daß die Flora und Fauna auf beiden Seiten des Ozeans einander gleichen. Antonio Sniders Untersuchungen der europäischen und amerikanischen Kohle-Lagerstätten (1858) bestätigten ebenfalls die Ansicht von Francis Bacon. Zwischen 1885 und 1890 bemerkte der österreichische Geologe Eduard Suess die geologische Ähnlichkeit zwischen allen Kontinenten der südlichen Erdhalbkugel. Er äußerte die Ansicht, sie seien vermutlich einmal in einem Superkontinent miteinander verbunden gewesen, den er Gondwanaland nannte. Die Amerikaner Taylor und Baker und der deutsche Meteorologe Alfred Wegener machten im Jahre 1910 unabhängig voneinander den Vorschlag, den "ursprünglichen Erdteil" Pangäa zu nennen. Andere Forscher aber neigten mehr zu der Ansicht, es habe ursprünglich zwei große Landmassen gegeben, Laurasia (im Norden) und Gondwanaland (im Süden). Diese enormen Landmassen, so vermutet man, begannen im Laufe des späten Paläozoikums und des frühen Mesozoikums auseinanderzubrechen, und trieben dann allmählich auseinander, um die Kontinente in ihrer heutigen Lage zu bilden.1

Wegeners neue Ideen wurden von den an der Überlieferung festhaltenden Geologen, die sich ausschließlich mit ihren eigenen Spezialgebieten beschäftigt hatten, kühl aufgenommen. Um die Idee der driftenden Kontinente zu stützen, ist eine Verbindung aller Geo-Wissenschaften, der Astronomie und einiger Bio-Wissenschaften notwendig. Die Wissenschaftler waren aber vor fünfzig Jahren nicht darauf vorbereitet, die Grenzen ihrer engen Interessengebiete zu überschreiten. Eine rühmliche Ausnahme war der südafrikanische Geologe Alexander du Toit, der Wegeners Vorschläge akzeptierte und erweiterte. Er vermutete sogar, daß beim Zusammenstoß der driftenden Massen oder "Schollen" die angrenzenden Landstriche aufgeworfen wurden, und daß so die Horstbildung der Gebirgsketten, wie zum Beispiel der Alpen und des Himalaja, zu erklären ist.

bild_sunrise_31980_s162_1Der Idee der "tektonischen Schollen" liegt die Vorstellung zugrunde, daß die äußere Erdschale in eine kleine Zahl von kontinentalen Schollen geteilt ist, die einmal eng zusammenpaßten, aber dann von internen Kräften umherbewegt worden sind. Diese Bewegungen setzen sich auch heute noch fort. Die großen Veränderungen der Erdoberfläche finden an den Grenzen dieser Schollen statt, wo manche Gebiete vergrößert oder auch zerstört werden können. An ihren Rändern gibt es Drucklinien, die die Zonen der häufigsten Erdbeben darstellen. Die Zusammenstöße verursachen Faltungen der Erdkruste, und diese Falten sind die Horste der Gebirgsketten. Zu den kontinentalen Schollen gehören auch die Schelfe der verhältnismäßig seichten Gewässer an ihren Küsten. Wenn ein Zusammenstoß eintritt, dann bilden diese seichten Meeresböden manchmal die Gipfel der neugebildeten Berge. Auf diese Weise versucht die Theorie zu erklären, warum einige der "neuen" Gebirgsketten auf der Erde Fossilien von Meereslebewesen auf oder nahe ihren höchsten Gipfeln aufweisen.

Bildtext: Die Atlantik-Kontinente, Teile von Laurasia und Gondwanaland.

Im Mittelpunkt der Theorie von den tektonischen Schollen steht die Vorstellung, daß die kontinentale Kruste leichter und dicker ist als die Kruste unter den Meeren. Daher schwimmen die Erdteile in der Tat wie Korken auf einem Meer aus dichterem Material. Was zwingt die Kontinente zur Bewegung? Hier lag die Schwäche von Wegeners Theorie, denn er vermutete, daß die Rotations- und Gezeitenkräfte dazu ausreichten. Man fand aber, daß diese Kräfte lediglich zu dem Prozeß beitragen. Nach dem zweiten Weltkrieg schien eine Reihe von Entdeckungen die Richtigkeit der Schollen-Theorie zu bestätigen. Bis zur Mitte der sechziger Jahre war die große Mehrheit der Naturwissenschaftler für diese Ansicht gewonnen worden (Mintz, S. 311-321). Einige Begründungen erklärten die Schollen-Bewegung wie folgt:

a) Die Kontinente werden von einem ständig wachsenden Grabenbruch vulkanischer Aktivität "auseinandergestoßen", der sich zentral durch den Meeresboden zieht.

b) Die dichteren Meeresschollen sinken unter die Ränder der leichteren Kontinente und ziehen sie in die dabei entstehenden Gräben.

Durch die fast allgemeine Annahme der tektonischen Schollentheorie ist es notwendig geworden, die geologischen Fachbücher vollständig umzuschreiben, denn die Nomenklatur änderte sich gänzlich. Es gibt noch eine Reihe von Problemen zu lösen; aber die Theorie ist so neu, daß die Forscher in einigen Fällen einfach noch keine Zeit hatten, viele weitere Fragen zu untersuchen. Zum Beispiel: Die Vulkane auf den Meeresgründen; vulkanische Tätigkeiten als Motor für die Schollenbewegung; Arktis und Antarktis, wobei letztere anscheinend stationär und ohne eigentliche seismische Aktivität ist - und eine Unmenge anderer Probleme, die einige Abänderungen der gegenwärtigen Anschauung erzwingen könnten. Wie andere Theorien der Vergangenheit, die nützliche Erklärungen lieferten, wurde die Schollen-Theorie, als sie aufkam, als erschöpfend und endgültig angesehen. Man neigte dazu, viele nützliche Ideen der "alten" Geologie beiseite zu schieben, wenn sie mit dem "Allheilmittel" Schollentheorie in Konflikt zu kommen schienen. Man sucht zum Beispiel in neuen Büchern vergeblich nach irgendwelchen Hinweisen auf frühere, jetzt versunkene Kontinente, die ein zentraler Teil der überlieferten Menschheitsgeschichte sind. H. P. Blavatsky spricht in ihrer Geheimlehre an mehreren Stellen von der Verschiebung der Kontinente, und auch über ihr Auftauchen und Versinken.

 

Die wandernden Pole

Blavatsky erwähnt ebenfalls die periodischen Veränderungen der Erdachse und auch die Umkehrung der Pole. Die ältere Geologie behauptete überzeugt, daß Länder aufgetaucht und versunken sind, erwog aber nicht ernsthaft die Möglichkeit, daß sich die Rotationsachse unseres Planeten drastisch ändern könnte, obwohl einige ihrer früheren "Giganten", wie zum Beispiel Buffon und Cuvier, diese Vorstellung äußerten. Herodot (5. Jh. v. Chr.) berichtete, daß die Ägypter ihm erzählt hatten, daß ... "die Sonne viermal nicht in ihrer gewöhnlichen Himmelsrichtung aufgegangen ist, und daß sie zweimal aufgegangen ist, wo sie jetzt untergeht, und zweimal unterging, wo sie jetzt aufgeht ..." (Euterpe, II, 142). Das kann sich nur auf eine Umkehrung der Pole beziehen, ein Gedanke, der zweifelsohne bis in die moderne Zeit als ein weiteres Beispiel für den Aberglauben des Altertums hingestellt wurde.

Während die neue Geologie die Vorstellung von den versinkenden und auftauchenden Kontinenten nicht stützt - sondern nur ihre Bewegung, ihren Zusammenstoß und ihre Erosion -, akzeptiert sie bereitwillig die Idee, daß die Erdpole während geologischer Zeiten weit "umhergewandert" sind und sich gelegentlich vollständig umgekehrt haben. Die Veränderungen der Rotationsachse der Erde sind auf reges Interesse gestoßen, als man versuchte, den Ausbruch der Eiszeiten mit ihren verschiedenen Auswirkungen auf Leben und Topographie der Kontinente zu erklären.

Wißbegierig interessierte sich ein Ingenieur, Hugh A. Brown, bereits 1911 für die Mammuts, die in der Arktis "schnell eingefroren" worden waren. Er schrieb dies einer katastrophalen Umkehrung der Pole zu, der rapide Klimawechsel, Fluten usw. folgten. Er glaubte, daß diese Umkehrungen ungefähr alle 8000 Jahre aufgrund der Eisansammlung an den Polen stattfänden. 1946 bat er die Vereinten Nationen einen Ausschuß zu bilden, der das Problem klären sollte, wenn nötig unter Einsatz von Atombomben, um die auf etwa 1200 Meter Dicke geschätzte Eisschicht in der Antarktis zu verringern. Besonders beunruhigten ihn die Schwankungen der Erdumdrehung; denn er glaubte, daß diese Schwankungen einer bald eintretenden Polumkehrung vorausgingen (siehe Continents in Motion von Walter Sullivan, Seite 17-18).

Tatsächlich rätseln die Wissenschaftler heute an den Achsenschwankungen herum. Scheinbar treten verschiedenartige Schwankungen auf. Eine davon, die vor allem auf die Sonne-Mondanziehung der Erdausbauchung am Äquator zurückgeführt wird, ist manchmal als Präzessionszyklus mit 25.920 Jahren bekannt. Eine andere hat mit "relativ auf die Erde selbst bezogenen" Veränderungen der Erdachse zu tun; mit anderen Worten, der Nordpol der Rotationsachse kann sich verschieben (und er tut es auch), so daß der geographische Nordpol einst in der Hudson Bay oder in Sibirien gelegen haben könnte, von wo er allmählich zu seinem heutigen Ort in der Arktis wanderte. Sullivan weist darauf hin (S. 268-270), daß die Wüste Sahara während der Ordovizium-Periode eine Eiszeit erlebte und der Südpol nach dieser Theorie in der Nähe von Marokko lag!

 

Die magnetischen Pole

Wenn wir in der Schule einen Magnetstab unter ein mit Eisenfeilspänen bestreutes Blatt Papier hielten, ordneten sich die Späne von selbst zu symmetrischen Linien, die an den Polen zusammen- und im mittleren Bereich kurvenförmig auseinanderliefen. Unsere sich drehende Erde hat ein solches Magnetfeld, dessen Kraftlinien an den magnetischen Polen aus- und eintreten und in Bändern oder Linien nach Norden oder Süden laufen. Es gibt viele interessante Besonderheiten in bezug auf den magnetischen Nordpol. Zum Beispiel verschiebt er sich leicht von Jahr zu Jahr, so daß er alle 10.000 Jahre (so wurde es berechnet) eine volle Runde um die Rotationsachse der Erde oder um den geographischen Nordpol macht. Aus dieser Beobachtung schließen wir, daß die magnetischen und geographischen Pole der Erde sich nicht decken. Allerdings wird, wie Dunbar bemerkt (S. 201), die Lage der magnetischen Pole rund um den magnetischen Kern der Erde von der Erdrotationsachse gesteuert. Eine andere Tatsache ist, daß aus geheimnisvollen, tief in unserem rätselhaften Planeten liegenden Gründen die magnetischen Pole nicht nur wandern, sondern auch die Stärke des Magnetfeldes im Laufe vieler Jahrhunderte bis zu 50 % schwankt. Wie erzeugt unsere Erde ein solches Feld? Die neueste Vorstellung ist, daß die Erde wie ein Dynamo funktioniert - ein Zusammenspiel von Erdrotation und Bewegungen von magnetischem Eisen im äußeren Kern.

In manchen Stoffen werden ihre Teilchen beim Erhitzen magnetisch; sie richten sich dann selbst nach den Nord-Süd-Linien der gerade vorherrschenden Magnetkräfte aus. Beim Erkalten werden die Teilchen in dieser Richtung "eingefroren". Wenn sich aus irgendwelchen Gründen die Richtung des Feldes ändert, müssen spätere Lavaausbrüche die neue Richtung anzeigen. Tatsächlich geschah aber folgendes: Die Richtung hat sich nicht nur geändert, sondern sie hat sich in vielen Fällen offensichtlich vollständig umgekehrt, d. h. der magnetische Nordpol wurde zum Südpol und umgekehrt. Als die Forschungen fortschritten wurde offenkundig, daß die Veränderung der Ausrichtung auf einem Kontinent mit der auf einem anderen Kontinent in derselben Ära nicht immer übereinstimmt. Bedeutet dies, daß es mehrere magnetische Pole gab? Befürworter der Kontinentalverschiebungstheorie behaupten, daß sich bestimmte Kontinente auseinanderbewegt und sich auch gedreht haben, so daß die Winkelrichtung der magnetischen Teilchen in ihnen verschieden ist.

Wie schon früher erwähnt, sagt die heutige Theorie, daß die verschiedenen kontinentalen Schollen von vulkanischem Quellmaterial "auseinandergetrieben" werden, das nach beiden Richtungen aus Bruchgräben ausströmt, die durch die Meere verlaufen. Im Atlantik wurde festgestellt, daß die ältesten vulkanischen Felsgesteine am weitesten von diesen submarinen Gebirgsrücken entfernt waren. Das würde bedeuten, daß sich der Meeresboden verbreitert und deshalb die Entfernung zwischen Nord/Süd-Amerika und Europa-Afrika zugenommen hat. Völlig überrascht hat aber die Entdeckung, daß sich die magnetische Polarität der aufeinanderfolgenden bänder- oder streifenförmigen vulkanischen Ausquellungen regelmäßig umkehrt. Das kann nur bedeuten, daß die magnetischen Erdpole viele Male gewechselt haben - 171 Umkehrungen werden für die letzten 76 Millionen Jahre geschätzt (Sullivan, S. 104). Oder gibt es eine andere Erklärung für diese Bänder mit abwechselnd nord-südlicher und süd-nördlicher Polarität?

Das Thema wäre nicht vollständig behandelt, würde man nicht kurz den Beitrag von Charles H. Hapgood erwähnen, dessen Theorien über die wandernden Pole in seinem Buch The Path of the Pole (1970) enthalten sind. Bei diesem Buch handelt es sich um eine Überarbeitung seines früheren Werkes Earth's Shifting Crust (1958). Hapgood war kein Mitglied des wissenschaftlichen Establishments, obgleich er als früherer Geschichtslehrer in New Hampshire ein Leben lang Naturgeschichte studierte. Wahrscheinlich hätte man seine Ideen ignoriert, wenn sie nicht von Albert Einstein und von dem früheren Professor für Geologie in Harvard, Kirtley Mather, begeistert unterstützt worden wären. Hapgood stimmt der Theorie, daß die Kontinente durch sich verbreiternde Meeresböden infolge vulkanischer Tätigkeiten auseinandergetrieben werden, nicht zu. Kurz gesagt, sein Hauptgedanke ist, daß die gesamte äußere Erdschale periodisch über den inneren, nicht kugelförmigen Mantel gleitet und dadurch die Kruste an zahlreichen Stellen aufgerissen wird. Eine derartige Verschiebung ändert auch die relative Lage der Pole zur Erdoberfläche und bedingt klimatische Veränderungen. Der Unterschied zwischen Hapgoods Theorien und der jetzt allgemein anerkannten Kontinentalverschiebungstheorie liegt in folgendem: Wenn der Pol wandert, dann werden dadurch alle Kontinente verschoben; manche vom Pol weg und manche auf ihn zu, während die Theorie der tektonischen Schollen darauf beharrt, daß sich die Kontinente unbeeinflußt bewegen.

In der Frage auftauchender und versinkender Länder stehen Hapgoods Vorstellungen mehr mit der alten Überlieferung in Einklang. Während die Theorie der tektonischen Schollen davon ausgeht, daß die Kontinente beständig sind, sagt er, daß "die Sedimentbetten, aus welchen sie aufgebaut wurden, unter dem Meere liegen" (S. 235 und ff). Ferner sind der Nordosten der USA, Spitzbergen und Schottland in starkem Maße aus Ablagerungen zusammengesetzt, die nur von früheren, jetzt im Nordatlantik versunkenen Landmassen dorthingelangt sein können. Wenn Amerika und Europa auseinandergespalten wurden, wie es die Theorie der tektonischen Schollen beschreibt, woher kamen dann diese Ablagerungen? In ähnlicher Weise vermutet Hapgood eine frühere Landmasse im Südatlantik und auch eine östlich der Philippinen.

(Schluß folgt)

Fußnoten

1. Man mag fragen: "Wie entstanden diese ursprünglichen Landmassen? Wie kamen sie zusammen? Sicher muß es andere, ähnliche Superkontinente in früheren geologischen Perioden gegeben haben, aber wenn das so ist, was geschah dann mit ihnen?" [back]