Informationen über Theosophie in anderen Sprachen:     ENGLISH    ESPAÑOL    ITALIANO    NEDERLANDS    РУССКИЙ    SVENSKA  

Hypnose und ihre Gefahren

Die Hypnose wird in zunehmendem Maße angewandt. Immer mehr Ärzte und Psychologen verwenden sie, um eine Reihe physischer und emotionaler Probleme zu behandeln. Sie wird auch als eine Art Volksbelustigung betrachtet. Trotzdem gibt es eine große Anzahl Menschen, die standhaft jedem Versuch widerstehen, ihren Willen beeinflussen zu lassen. Kürzlich warnten einige Fachleute, daß die kritiklose Ausübung hypnotischer Methoden die körperliche und geistige Gesundheit erheblich beeinträchtigen kann. Leider hat bis jetzt die wissenschaftliche Welt diese Angelegenheit im Zusammenhang mit dem Menschen als Ganzheit nicht ausreichend untersucht. Es ist erforderlich, daß die Grundlagen der Hypnose in ihren vielen Erscheinungsformen besser verstanden werden.

Die folgenden Feststellungen von H. P. Blavatsky, William Q. Judge und G. de Purucker weisen nicht nur auf die ernsten Gefahren hin, die in der Unterordnung der eigenen Psyche unter einen stärkeren Willen liegen, sondern sie erläutern, indem sie noch mehr auf den Kern der Dinge eingehen, die alte theosophische Lehre über die tatsächlichen Vorgänge bei der Hypnose im gesamten Bereich der menschlichen Natur - körperlich, seelisch und spirituell.

- Der Herausgeber

 

 

 

Auszug aus einem Interview mit H. P. Blavatsky von Charles Johnston, einem bekannten Sanskrit-Gelehrten1

 

H. P. Blavatsky: Es besteht die Gefahr der schwarzen Magie, in die sich die ganze Welt, und besonders Amerika, so schnell es nur geht, hineinstürzt. Nur ein umfassendes Wissen über die wirkliche seelische und geistige Natur des Menschen kann die Menschheit vor ernsten Gefahren beschützen.

Charles Johnston: Hexengeschichten in diesem sogenannten neunzehnten Jahrhundert, in diesem aufgeklärten Zeitalter?

H. P. B.: Jawohl! Hexengeschichten, und in diesem aufgeklärten Zeitalter! Was ist das denn anderes als eine Hexengeschichte, dieses Experiment, von dem Sie mir gerade erzählten, das von meinem Freund, dem Spuk-Forscher, durchgeführt wurde?2 Ist es nicht Hexerei, wenn man einer fernen Person Stiche und Verbrennungen, Schmerz und Leid zufügt, wenn auch in diesem Falle nur geringfügig? Nehmen Sie an, es wäre kein Experiment, sondern geschähe todernst, voll Haß und in böser Absicht. Was dann? Würde das Opfer nichts empfinden? Könnte es sich schützen? Wäre das nicht genauso Hexerei wie im Mittelalter, als man die Menschen an den Marterpfahl und auf den Scheiterhaufen brachte? Haben sie das berüchtigte Hexenverhör in Salem gelesen? Jawohl, mein Herr! Hexerei in diesem so aufgeklärten Zeitalter - dem dunkelsten, materiellsten und unspirituellsten, das die Welt je gesehen hat.

 

C. J.: Oh, aber Stiche durch Gedankenübertragung weiterzuleiten können doch keinen großen Schaden verursachen?

H. P. B.: Glauben Sie das wirklich? Nun, Sie wissen nicht, worüber Sie sprechen. Das ist das Vorrecht der Jugend! Sobald die Tür für solche Dinge geöffnet ist, wo wird sie dann Ihrer Meinung nach wieder geschlossen werden? Es ist die alte Geschichte, gib dem Teufel den kleinen Finger, und er nimmt die ganze Hand; gib ihm die Hand, und er wird sofort den ganzen Arm nehmen. Ja, und auch den Körper! Sehen Sie nicht das schreckliche Unheil, das im Hypnotismus verborgen liegt? Betrachten Sie Charcots Experimente in der Salpêtrière! Er hat gezeigt, daß eine völlig unschuldige Person dazu gebracht werden kann, Handlungen ganz gegen ihren Willen auszuführen; daß sie dazu gebracht werden kann, Verbrechen zu begehen, gerade durch das, was er Suggestion nennt. Der Somnambule vergißt die gesamten Zusammenhänge, und das Opfer kann den wirklichen Verbrecher nie ermitteln. Charcot ist ein gutherziger Mensch. Er wird seine Kraft nie dazu verwenden, um Schaden anzurichten. Aber nicht alle Menschen sind gutherzig. Die Welt ist voll grausamer, habsüchtiger und lüsterner Menschen; sie werden für ihre Zwecke begierig nach einer neuen Waffe greifen und der Entdeckung entgehen und sich ungestraft in unserer Mitte aufhalten.

Jawohl! Hexengeschichten in diesem aufgeklärten Zeitalter! Und beachten Sie meine Worte! Man wird Hexengeschichten bekommen, wie sie im Mittelalter nie erträumt wurden. Ganze Völker werden unmerklich in schwarze Magie treiben, zweifellos mit guten Vorsätzen, aber nichtsdestoweniger pflastern sie sich damit den Weg zur Hölle! Hypnose und Suggestion sind große und gefährliche Kräfte, allein aus dem Grunde, weil das Opfer nie weiß, wann es ihnen unterworfen ist. Sein Wille ist ihm gestohlen worden, und beachten Sie meine Worte: Diese Dinge können mit guten Motiven und für gute Zwecke beginnen. Doch ich bin eine alte Frau, und ich habe in vielen Ländern viel vom Leben der Menschen gesehen. Ich wünsche aus ganzem Herzen, ich könnte glauben, daß diese Kräfte nur zum Guten verwendet würden! Wer auch immer sich von einem anderen hypnotisieren läßt, mag dieser gut oder schlecht sein, öffnet eine Tür, die er nicht mehr zu schließen vermag; und er kann nicht sagen, wer als nächster eintreten wird! Wenn sie voraussehen könnten, was ich vorhersehe, würden Sie mit ganzem Herzen und ganzer Seele anfangen, die Lehren der universalen Bruderschaft zu verbreiten. Sie bieten die einzige Sicherheit!

 

C. J.: Wie können diese Lehren die Menschen vor der Hypnose schützen?

H. P. B.: Durch die Reinigung der Herzen jener Menschen, die die Hypnose mißbrauchen würden. Universale Bruderschaft beruht auf der gemeinsamen Seele. Weil allen Menschen eine Seele gemeinsam ist, ist Bruderschaft und auch ein gegenseitiges Verstehen möglich. Wenn sich die Menschen damit befassen, sind sie in Sicherheit. Es gibt in jedem Menschen eine göttliche Kraft, die sein Leben regieren sollte und die niemand zum Bösen beeinflussen kann, nicht einmal der größte Magier. Laßt die Menschen ihr Leben unter die Führung dieser göttlichen Kraft stellen, und sie brauchen sich weder vor dem Menschen noch vor dem Teufel zu fürchten.

Fußnoten

1. Enthalten in The Theosophical Forum, New York, April, May 1900, und nachgedruckt in Blavatsky: Collected Writings, Band VIII, Seite 392-409. [back]

2. Ein kleiner Hinweis auf die astralen Experimente, die von zwei Mitgliedern der Society for Psychical Research (Gesellschaft für psychische Forschung) in London durchgeführt worden sind. - Der Herausgeber. [back]