Informationen über Theosophie in anderen Sprachen:     ENGLISH    ESPAÑOL    ITALIANO    NEDERLANDS    РУССКИЙ    SVENSKA  

Theosophische Perspektiven

Fragen und Kommentare zu theosophischen Aspekten und deren Einfluß auf die menschliche Erfahrung sind willkommen.

 

 

 

Obwohl die orientalischen Völker die Gesetze von Wiedergeburt und Karma als natürliche Prozesse der seelischen Entwicklung schon seit Jahrhunderten akzeptiert haben, können sie nicht länger eine Priorität in der metaphysischen Forschung beanspruchen. Der Westen, mit seinem Verlangen nach immer größerem Wissen über die Atome und den Kosmos, holt gewaltig auf. Diese Forschung gilt auch für den Bereich des Menschen, obwohl wir befürchten, daß dies nicht immer mit der genügenden Zurückhaltung, geschweige denn Weisheit, geschieht.

Nehmen wir beispielsweise die Reinkarnation. Sie ist in der Tat die 'verlorene Saite' im westlichen Denken; sie erklärt die grausamen 'Ungerechtigkeiten' in unserem Leben ganz wunderbar und völlig logisch und verspricht außerdem stets eine neue Gelegenheit, um die Dinge wieder zurechtrücken zu können - bei uns selbst und bei anderen -, wenn nicht im nächsten Leben, dann in einer zukünftigen Inkarnation. Bei dem undisziplinierten Eifer zu experimentieren, der unsere moderne Einstellung kennzeichnet, und im Bestreben, die verborgenen Winkel unseres Wesens immer gründlicher zu erforschen, finden sich viele dadurch behindert, daß sie keine entsprechende Vorbereitung besitzen.

Wissen zu erwerben ist mit Nebeneffekten behaftet, die stets in Betracht gezogen werden müssen. Einer dieser Nebeneffekte ist, daß spitzfindige Leute schnell bereit sind, die Macht ihres geringen Wissens zu mißbrauchen. Ich beziehe mich dabei besonders auf die Verlockungen, die sich einstellen, wenn wir herausfinden wollen - oder uns einbilden, es wissen zu müssen -, wer wir in unserem letzten Leben oder vielleicht in früheren Leben waren. Die Hypnose kann zwar manchmal dazu beitragen, daß unser Bewußtsein (oder zumindest ein Teil davon) in ein früheres Erfahrungsfeld 'zurückversetzt' wird; auch Drogen können den seelischen und emotionalen Empfangsapparat hypersensibel machen, aber mit großer Wahrscheinlichkeit führen alle diese Praktiken nur dazu, daß eine Tür zu unserem astralen Bewußtsein geöffnet wird, oder schlimmer noch, zur Astralregion der Erde, die in ihren niederen Bereichen tatsächlich mit den guten, schlechten und manchmal ganz bösartigen Gedankenemanationen der zahllosen Milliarden Menschen angefüllt ist, die je auf diesem Globus gelebt haben.

Als ob wir nicht schon genügend zu tun hätten, um das normale Eindringen von umherschweifenden und gelegentlich auch destruktiven Gedanken vernünftig zu meistern, ohne zusätzlich eine Schar unerwünschter Besucher einzuladen, die unsere Gesundheit zerstören könnte, wenn es ihr ermöglicht wird, unsere innere Festung in Besitz zu nehmen. Wenn wir gestatten, daß das Tor zum Astralen - wobei es gleich ist, ob es den Astralbereich unserer eigenen Konstitution oder den der Erde betrifft - durch unnatürliche Mittel oder erzwungen aufgerissen wird, wie zum Beispiel durch Hypnose, Drogen oder durch eine zu starke, auf das eigene Selbst gerichtete Willenskonzentration, dann kann der natürliche, in vielen Zeitaltern entwickelte Schutz zusammenbrechen. Wenn das geschieht, werden wir zu unserem Kummer entdecken, wie äußerst schwierig er wieder herzustellen ist. Es gibt allzuviele Fälle, bei denen der unberechtigte willentliche oder unwillentliche Eintritt in diese außergewöhnlichen Zustände tragische Folgen hatte.

Natürlich sind viele Menschen lediglich neugierig, es ist für sie vielleicht ein Zeitvertreib, alles einmal zu probieren, zum 'Spaß', solange sie keine ernsthaften Reaktionen verspüren; und einzelne scheinen in der Lage zu sein, das, was auf sie zukommt, so zu verkraften, daß es nicht zu ihrer Zerstörung führt. Andere wiederum möchten sich selbstgefällig stets mit irgendwelchen interessanten Persönlichkeiten identifizieren, zum Beispiel aus Babylon oder China oder Peru oder aus anderen romantischen Gegenden, wo einst eine große Zivilisation die Erde zierte. Es mag nicht allzuviel Gefahr in solch dilettantischen Tagträumen liegen, wenn sie nicht zu weit getrieben werden. Doch fragen wir, ob nicht auch schon hier eine Gefahr liegt, die weit größer ist, als es scheinen mag.

Kürzlich kam ein Brief von einer Anhängerin, die seit langer Zeit die Reinkarnation studiert. Wir zitieren Teile daraus:

 

Während meines Auslandsaufenthalts im vergangenen Jahr besuchte mich ein Geistlicher, ein ganz außergewöhnlicher Mann. Er ist für übersinnliche Einflüsse empfänglich und auch Spiritist. Neben den vielen Dingen, die er mir über die gegenwärtige Weltlage erzählte, sagte er auch, er sei ein Anhänger der Reinkarnation. ... Alles, was er mir erzählte, erinnerte mich an ein Gespräch, das ich vor nahezu dreißig Jahren im Zweiten Weltkrieg mit einem anderen sensitiven Menschen führte, der mir ebenfalls vieles erzählt hat. Unter anderem, daß ich eine Astronomin gewesen sei, die der herrschenden Schicht im Alten Ägypten angehört hatte. Das soll in einem Leben gewesen sein, noch bevor wir uns viel später, zur Zeit des Ammonius Sakkas, in Alexandria wieder kennenlernten. Ich war zuerst etwas skeptisch, als er sagte, er sei eine Art Schwarzmagier gewesen und deswegen hingerichtet worden, und er beschrieb ganz ausführlich die angewandte Methode. ... Er vermittelte mir den Eindruck, daß ich als Priester-Astronomin etwas mit seiner Bestrafung oder Hinrichtung zu tun gehabt haben müsse - ich war mir aber nicht ganz sicher -, doch er war der Meinung, daß es notwendig war, mich wiederzusehen, er empfände keinen Groll oder gar Haß gegen mich, wie er sagte, wenn das tatsächlich alles so war. Er war ein gütiger Mensch, und ich glaube, daß er die Wahrheit sagte, als er erzählte, daß er und seine Frau, beide sensitiv veranlagt, ihr bestes täten, um anderen Menschen in ihren Schwierigkeiten zu 'helfen'. Daß er gar nichts über meine letzte Inkarnation gesagt hatte, das fiel mir erst ein, als ich allein war, ganz unverhofft und plötzlich kam es mir zum Bewußtsein.

Viele Jahre später studierte ich ägyptische Geschichte und fand dabei bestätigt, was er mir über die Hinrichtungsmethode erzählt hatte; es war genauso, wie er sie beschrieben hatte. Ist das nicht eigenartig? Nachdem ich das gelesen hatte, zweifelte ich nicht mehr an seinen Worten.

Doch nun möchte ich eine Frage über die 'Zwischen'leben stellen. Ich habe von einem oder zwei Menschen gehört, die sie gehabt haben. Ich weiß, daß ich in England im letzten Teil des 14. Jahrhunderts ein Zwischenleben hatte und dieses Mal genau in der gleichen Familie wiedergeboren wurde. Können Sie mir erklären, warum diese Zwischenleben eigentlich notwendig sind und welchen Sinn sie haben - zweifellos sind es irgendwelche karmische Gründe -, und müssen wir zurückkehren und die Fäden eines Zwischenlebens mit allen Komplikationen und Bindungen wieder aufnehmen, die wir damals hatten, und noch mehr Probleme entwickeln? Oder ist alles vorbei, sobald es erledigt ist? Sicherlich würden wir uns zu denen hingezogen fühlen, die wir in einem Zwischenleben geliebt haben. Scheint es nicht beinahe eine Zeit- oder Energieverschwendung zu sein, wenn ein solches Zwischenleben zwischen bedeutenderen Leben eingeschoben wird? Ich führte das Leben eines Soldaten, das mit Kämpfen jeder Art, starken Empfindungen und sehr viel Unruhe ausgefüllt war.

Ich erkenne nun auch genau, daß mein ganzes Leben eine Schulung und Vorbereitung zur Selbständigkeit und Unabhängigkeit war, da ich seit meiner Kindheit nie jemanden hatte, auf den ich mich wirklich stützen konnte. ... Ich hoffe, daß ich in meinem nächsten 'Haupt'-leben in gleicher Weise wie in dem jetzigen frei von persönlichen Bindungen sein werde, da ich in diesem Leben so traurige Erfahrungen durchmachen mußte, damit ich dann in dieser Welt besser helfen kann. Wie ist es aber mit dem Zwischenleben, das im Jahre 1403 so gewalttätig endete?

 

Es würde ein recht umfangreiches Buch ergeben, wollte man alle die vielen Aspekte, die Sie berühren, angemessen behandeln. Doch bevor ich auf die Hauptpunkte eingehe, möchte ich Ihnen versichern, daß Sie nicht der einzige Mensch auf dieser Welt sind, der lernen muß, selbständig zu werden. Das ist das zeitlose Rätsel der Sphinx: Wir müssen eins werden mit unseren Brüdern und müssen dennoch bei diesem Prozeß die zu jedem einzelnen gehörende Eigenschaft der Stärke und Individualität entwickeln, weil wir - ganz gleich, wie sehr wir mit anderen in Sympathie und Verständnis verbunden sind - nur allein den uns zustehenden Pfad beschreiten können - denn wir sind dieser Pfad. Empfinden Sie deshalb Ihre eigenen Kämpfe nicht als zu arg. Wir alle machen sie durch, und sie sind es, die die karmische Widerstandsfähigkeit erzeugen, die uns die Kraft gibt, auszuharren und einen Zyklus nach dem andern zu bewältigen.

Als einen ersten Schritt in dieser Richtung möchte ich Ihnen nachdrücklich empfehlen, sich nicht auf die Visionen irgendeines anderen zu verlassen, am wenigsten auf die eines Sensitiven oder Spiritisten, ganz gleich, wie aufrichtig oder gütig er auch sein mag. Vielleicht waren Sie eine Priester-Astronomin im Alten Ägypten - vielleicht aber auch nicht -, und vielleicht hatten Sie etwas mit der Hinrichtung von Übeltätern zu tun; vielleicht waren Sie auch in einem Leben in Alexandria. Das wäre an sich keineswegs überraschend, denn es muß heute Hunderttausende von Menschen geben, die einst in Ägypten, Indien, Rom oder sonstwo auf unserem Planeten gelebt haben. Die Menschen reinkarnierten nun einmal immer wieder, und irgendwo mußten sie ja geboren worden sein! Die Tatsache, daß Sie bei Ihrem späteren Studium der ägyptischen Geschichte erfuhren, daß die von diesem Sensitiven beschriebene Exekutionsmethode genau den Beschreibungen in den Büchern entsprach, ist natürlich kein Beweis. Er würde einer unparteiischen Prüfung nicht einmal standhalten. Bücher sind jedermann zugänglich; und was noch wichtiger ist, astrale Aufzeichnungen ebenfalls, und diese werden manchmal unbewußt angezapft. Es könnte sein, daß dieser besonders sensitive Mensch sich unbewußt in astrale Aufzeichnungen einschaltete, die vielleicht etwas mit ihm persönlich oder mit Ihnen zu tun hatten; es muß aber nicht so sein. Aus irgendeinem Grund identifizierte er jedenfalls Sie und sich damit.

Ich versuche nicht, die Ihnen von ihm gegebenen Aussagen als richtig oder falsch einzustufen. Ich möchte vielmehr betonen, daß selbst dann, wenn wir irgendeine dieser interessanten und faszinierenden Persönlichkeiten in vergangenen Leben gewesen wären, das auf unser wirkliches Selbst nicht den geringsten Einfluß hätte. Natürlich könnte es recht interessant sein, sich selbst in dieser oder jener Rolle durch eine Reihe von Leben verfolgen zu können. Übersehen wir aber nicht den wahren Zweck des menschlichen Dramas, wenn wir uns so stark auf die Maske konzentrieren, die die menschliche Seele trägt? Mehr noch, wenn die Aufzeichnungen der Vergangenheit uns wirklich offenstünden und wir alles im Detail lesen könnten, wären wir wirklich so begierig zu wissen, wo wir waren und was wir alles getan oder versäumt haben? Könnten wir die Belastung der vollen, nackten Wahrheit aushalten? Wir alle müssen in der Vergangenheit schwerwiegende Fehler gemacht und viel gelitten haben. Dieser Lernprozeß, der sich aus der harten Schulung ergab, wenn wir dem selbstgeschaffenen Karma begegneten, ist aber wesentlich in dieser Schule der Erfahrung, die wir Leben nennen.

Das soll nicht bedeuten, daß wir in unseren zahllosen Inkarnationen nicht auch großartiges Karma erzeugt hätten. Es kann auch Reichtum an innerem Adel mit unserer Vergangenheit verknüpft sein, der uns ermutigen würde - aber auch dann, wenn wir das alles wüßten, gäbe es um so mehr Grund zur Vorsicht. Daß wir ein bestimmtes Maß von den Wassern des Lethe trinken müssen, ist eine freundliche Vorkehrung der Natur. Wie leicht könnten wir unsere Gelegenheiten zur Selbstüberwindung in diesem Leben zerstören, indem wir auf Lorbeeren zurückblicken, die wir in irgendeiner früheren Zeit erworben haben. Wir würden uns allein auf unsere 'Vergangenheit' verlassen und uns ausruhen, anstatt weiterhin durch die tägliche Erfüllung der karmischen Pflichten solide Charaktereigenschaften aufzubauen.

Nun zu Ihrer Hauptfrage, zu den Zwischenleben, wie Sie sie bezeichnen. Selbstverständlich haben wir als denkende Männer und Frauen seit Millionen Jahren Ursachen in Bewegung gesetzt, die irgendwann schließlich als Wirkungen hervorkommen müssen. Da aber nicht alles in diesem oder in dem direkt darauffolgenden Leben zur Auswirkung kommt, haben wir zweifellos einen ziemlichen Rückstau an unerschöpftem Karma. Bei der Auslese der karmischen Erfahrungen, die in einer bestimmten Inkarnation zu absolvieren sind, spielen viele Faktoren mit, denn wir leben nicht nur für uns allein. Wir sind ein Teil des Karmas der Nation, in die wir hineingeboren wurden, und ebenso innig sind wir mit dem noch größeren Karma der Menschheit verbunden. Daher können offensichtlich besondere Aspekte unseres individuellen Karmas für ganz bestimmte Zwecke in einem bestimmten Leben ausgewählt und andere Aspekte für spätere Leben sozusagen zurückgestellt werden. Kurz, alle die in einem Leben gesäten Ursachen kommen nicht unbedingt immer der Reihe nach im nächsten Leben zum Ausdruck, "wie die Speichen eines sich drehenden Rades", um Dr. G. de Puruckers anschauliches Bild zu verwenden. Er erklärt weiter:

Manchmal kommt es vor, daß das menschliche Ego im nächsten Leben Eigenschaften hervorbringt, die im normalen Verlauf erst im zweitnächsten oder drittnächsten Leben zum Vorschein gekommen wären. Das folgende Leben wird sozusagen übersprungen. Das bringt viele Komplikationen ins menschliche Dasein, so daß es manchmal aussieht, als müßten wir zurückgehen und eine Inkarnation durchlaufen, die wir schon vor drei oder vier Verkörperungen hätten erledigen müssen. Wir nehmen den Faden wieder auf, den wir fallengelassen haben. Weil wir aber, ehe wir den nächsten Schritt vorwärts machen können, diesen Faden spätestens nach einer gewissen Zeit aufnehmen müssen, müssen wir zurückgehen und ihn aufgreifen, ihn entwirren und aufarbeiten.

- The Dialogues of G. de Purucker, III, 274

Ein solches Leben könnte man vielleicht als Zwischenleben bezeichnen, aber ich würde der Bezeichnung keine zu große Bedeutung beimessen. Wenn wir uns in unserem jetzigen Entwicklungsstadium, in dem uns unsere Zukunft und unsere Vergangenheit verborgen sind, auf die Frage konzentrieren würden, ob das eine oder andere unserer angenommenen früheren Leben ein Zwischenleben war, dann erschiene mir das nutzlos. Um das Panorama der vergangenen Inkarnationen eines Individuums zu skizzieren und zu entscheiden, was 'Zwischen' und was 'Haupt' ist - um Ihre Worte zu gebrauchen -, wenn man solche Unterscheidungen überhaupt treffen kann, müßte man ein Adept sein. In der Endabrechnung ist jedes Leben wichtig, weil es einen Teil der endlosen Kette karmischer Erfahrungen bildet, denen wir uns unterziehen müssen, bis wir schließlich der Göttlichkeit in unserer Seele zur Geburt verhelfen.

Es besteht kein Zweifel, daß wir einem Zyklus entgegengehen, in dem das Tor zwischen dem Astralen und dem Physischen mehr und mehr durchlässig wird. Hier und da schalten sich sensitive Naturen, fast gegen ihren Willen, in Einflüsse ein, die manchmal gut, doch ein andermal ganz entschieden bösartig sein können, denn das Astrallicht reicht von der höchsten bis zur tiefsten materiellen Ebene. Wir müssen daher immer auf der Hut sein, damit wir nicht unbewußt zu Sklaven anstatt zu Meistern solcher Einflüsse werden. Was wir mit diesen außergewöhnlichen Vorfällen anfangen - sollten sie auf uns zukommen - hängt von unserer inneren Motivation ab.

Sie verstehen natürlich, daß ich nicht wissen kann, ob Sie einen richtigen Einblick in Ihre letzte Inkarnation hatten oder nicht. Vielleicht war es so. Es besteht aber auch die Möglichkeit, daß Sie aus dem Astrallicht einen Strom aufgefangen haben und flüchtig 'lasen', was an diesem Schnittpunkt in der Geschichte stattgefunden hat - ob Sie individuell dabei beteiligt waren oder nicht. Sie hatten dieses Identitätserlebnis, und nur Sie allein können es beurteilen.

Wirkliche Sorgen macht mir die Frage, ob es klug oder spirituell vernünftig ist, sich so stark mit einer von uns vermuteten früheren Existenz zu befassen, während unser gegenwärtiges Dasein unsere volle Aufmerksamkeit erfordert. Ich halte es für notwendig, vor etwas zu warnen, das zu einer Art psychischer Selbstbefriedigung führen könnte, die meiner Ansicht nach für die innere Gesundheit gefährlicher wäre, als wir vielleicht wissen. Eine eingebildete Selbstversenkung hinterläßt eine unauslöschliche Narbe im Charakter, und es kann lange Zeit dauern, vielleicht Lebenszeiten standhafter Anstrengung, ehe der Fleck von Selbstinteresse wieder aus der Seele ausgewaschen ist.

Bevor ich schließe, möchte ich noch eine Regel erwähnen, die für jene, die den Pfad beschreiten wollen, von höchster Wichtigkeit ist: Sollte sich im Laufe eines Fortschritts der Schleier flüchtig heben, so wird dem Aspiranten befohlen, sofort das Tor zu schließen und Stillschweigen zu bewahren. Schweigen deshalb, weil die Erfahrung nur für ihn bestimmt ist und darüber nicht gesprochen werden soll. Erstens sind die anderen nicht daran interessiert, und wenn sie es wären, dann wahrscheinlich nur aus Neugier, und das allein würde alles trüben, was aus einer echten Quelle empfangen wurde. Zweitens ist das Schweigen eine Disziplin für jenen, der ein solches Erlebnis hat. Diese Disziplin gehört zur Entwicklung von Bescheidenheit, Selbstlosigkeit und Selbstbeherrschung und ist unschätzbar. Sie kennen das alte Axiom: "Jene, die wissen, sprechen nicht; und jene, die sprechen, wissen nicht."

Ich hoffe, damit hilfreich gewesen zu sein. Denken Sie daran, daß jeder einzelne Mensch etwas Einzigartiges besitzt, das er zum Wohl des Ganzen beitragen kann.