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Ein neues Erwachen

Die Zeichen unserer Zeit beweisen, daß es dringend notwendig ist, vor allem spirituell unsere Perspektive zu erweitern. Mehr denn je begreifen wir, daß eine göttliche Weisheit oder theosophia bereits Zeitalter vor irgendeiner formalen Religion existierte, ja, daß sie in Wirklichkeit schon immer verkündet wurde, seitdem das Licht des Geistes in uns entzündet wurde, so daß wir die grundlegenden kosmischen Prinzipien erkennen und in Harmonie mit ihnen leben können. Deshalb obliegt es uns, wenn wir Überlegungen für die Zukunft anstellen, über das, was wir ererbt haben, in diesem größeren Maßstabe nachzudenken.

So gesehen, erkennen wir, daß es zwischen den Generationen keine Lücken gibt, keine Lücken zwischen den Jahrhunderten und auch keine zwischen irgendwelchen größeren Zeitzyklen, und daß es sie auch nie gegeben hat. Gibt es zwischen der Nacht und dem Tag eine Lücke? Nein. Genauso wie aus der Dunkelheit der Nacht die Schönheit eines neuen Morgens geboren wird, genauso geht eine Ära in die andere über. Wenn wir von Lücken sprechen, so ist das eine Illusion - eine Täuschung, die dadurch entsteht, weil das individuelle Bewußtsein unfähig ist, dem Weg der Natur zu folgen, wenn sie die positiven und negativen Erfahrungen von gestern in einen neuen und besseren Tag umformt.

Weshalb nun diese ganze Unruhe? Besteht sie, weil eine neue Generation, die mehr Fragen stellt, sich weigert, wie die ältere Generation noch in der Dunkelheit einer Nacht zu verharren, die vorüber ist? Das ist wahrscheinlich ein Teil dieses Dilemmas. Doch das wird sich bald ändern, denn die Grundidee, worauf sich der neue Geist stützt, wird diese vielen Befürchtungen nicht lange dulden, die entstehen, weil das, was sich ereignet, nur begrenzt wahrgenommen wird. Tatsache ist, daß die heutige Jugend, abgesehen von jedem ungerechtfertigten Radikalismus einiger weniger, daran beteiligt ist, ein besseres Fundament zu legen, auf dem sie und die nachfolgenden Generationen aufbauen können.

Bedeutsam ist, daß in das Jahrzehnt der 60er Jahre ganz bestimmte alte philosophische Prinzipien erneut in das Abendland einfließen konnten, die in den Schriften des Westens entweder absichtlich vermieden oder übersehen worden waren. Wir können natürlich nicht alles aus den östlichen Schriften wörtlich nehmen, genauso wenig wie wir das mit den westlichen Schriften tun können, und dennoch ist ein gesundes Ferment imstande, die wesentlichen Merkmale beider zu einer vollkommen neuen Darstellung über den Zweck und Sinn des Lebens zu verbinden. Obgleich viele immer noch glauben, Osten sei Osten und Westen sei Westen, und beide werden nie zusammenkommen, so wollen wir dennoch sehen, was Kipling dazu zu sagen hat und wirklich damit meint:

Oh, Ost ist Ost und West ist West, und nie werden die beiden zusammenkommen,

Bis Erde und Himmel vor Gottes großem Richterstuhl stehen,

Aber es gibt weder Ost noch West, keine Grenze auch nicht durch Rasse oder Geburt,

Wenn sich zwei gleichgesinnte Menschen gegenüberstehen, selbst wenn jeder vom anderen Ende der Welt kommt!

Aus der Tatsache, daß diese Verschmelzung wirklich stattfindet, können wir großen Mut schöpfen. Überall bilden starke Menschen, ohne Rücksicht auf Rasse oder Glaubensbekenntnis, eine natürliche geistige Bruderschaft, die in den kommenden Jahren wie ein Leuchtfeuer wirken wird. Ganz abgesehen davon, daß die Idee der Reinkarnation sich immer mehr verbreitet und sich der Beginn des Wassermannzeitalters mit seinen weit größeren humanitären Vorstellungen bemerkbar macht, bleibt dennoch grundsätzlich die Wahrheit bestehen, daß jeder, der ernsthaft mithelfen will, das Fundament für das neue Zeitalter zu legen, die Verantwortung hat, in sich die Haltung zu entwickeln, die die Wohlfahrt der Menschheit vor seine eigene Wohlfahrt stellt. Dieses Verhalten wächst in jedem Menschen, der seine göttlich-inspirierten Fähigkeiten benutzt, um zwischen dem Begrenzten und dem Weitreichenden, dem Persönlichen und dem Universalen und zwischen dem Selbstsüchtigen und dem Selbstlosen zu unterscheiden.

Der Araber sagt: "So steht es geschrieben", und meint damit, daß alles, was sich je ereignete und was jetzt stattfindet, ein Teil des unvollendeten Manuskriptes ist, das von der Menschheit geschrieben wird. Der Mensch erlebt erneut vieles von dem, was er in früheren Existenzen auf diesem Planeten schon erfahren hat, nur hoffentlich nun auf einer höheren Windung der Evolutionsspirale. Dabei handelt es sich hier aber nicht darum, viele Bücher gelesen zu haben, um Antworten, die von anderen ausgearbeitet wurden, parat zu haben, sondern es ist vielmehr eine eigene Wiedererleuchtung von innen heraus, ein wieder Vertrautwerden mit unserem eigenen inneren Logos, mit unserem Vater im Innern, der die Quelle unserer Inspiration und unserer Stärke ist.

Das ist der Grund, warum die fundamentalen spirituellen Ideen immer in Form von Hinweisen oder suggestiven Andeutungen zu finden sind, so daß der einzelne Sucher, sei es ihm auch selbst noch so unbewußt, seine eigene intuitive Natur anregen und den Schlüssel finden wird, der für ihn - nicht notwendigerweise auch für andere - die Tore zu einem größeren Verstehen öffnet. Der Appell wird nicht an unseren Intellekt oder an unser Gemüt gerichtet, sondern an die Christusqualität, die Buddhi-Natur, an den Samen der erleuchteten Intelligenz in jedem menschlichen Herzen. Wenn dieser Grundgedanke erst einmal erfaßt ist, dann können wir unseren mentalen Scharfsinn betätigen und unsere Alltagsverhältnisse klären.

Der Weg des Wachstums ist so einfach und natürlich, er erfordert so wenig, daß wir oft die richtigen Wegweiser, nach denen wir Ausschau halten, übersehen. Wir fühlen uns gedrängt und übersehen die Tatsache, daß Wachstum nicht nach Zeit gemessen wird, wie wir es tun. Wir vergessen, daß es der Lauf der Natur ist, in all ihren Reichen allen ihren Kindern zu erlauben, ihr eigenes Wesen in ihrem eigenen Tempo und auf ihre eigene charakteristische Art zu entfalten. Im Grunde trat jeder von uns als Individuum in dieses Leben ein und zwar nur für einen einzigen Zweck: Damit das unsterbliche Ego, das wir verkörpern, Erfahrung und Verständnis gewinnen kann. Unsere Freuden und Kümmernisse, unsere Kämpfe und Erfolge sind wesentliche Bestandteile unserer Selbsterziehung. Während, wie ein weiser Philosoph einst sagte, die Sonne für alle scheint, ist das Empfangen und Übermitteln der Wahrheit die Frucht individuellen Ringens und wird es immer bleiben.

Wenn wir unsere Augen nicht dem Licht zuwenden, werden wir immer im Schatten des nur teilweisen Begreifens verbleiben. Jeder von uns muß den Weg allein gehen, denn jede Lektion muß, um ein Teil unseres Charakters zu werden, selbst gelernt werden. Darin liegt die Bedeutung für den freien Willen; und durch den heiligen Prozeß der Selbstdisziplin und des Selbstwählens gewährt uns unsere göttliche Natur schließlich ihre Gabe der Selbsterleuchtung.

Daher ist es die kosmische Seele und ihr zeitloser Einfluß, die die Lebewesen, die alle Menschenrassen zusammensetzen, durchdringen, und wie die aufsteigende Sonne zwingen sie jedes Einzelwesen neu zu erwachen, um den Sinn und Zweck des Daseins besser begreifen zu können.