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Kleine Bausteine voller Kraft

Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt stehen wir inmitten großer Prüfungen, und es ist nicht immer leicht, unserem höchsten Wissen entsprechend zu denken und zu handeln. Je größer unsere Erkenntnis ist, desto größer ist unsere Verantwortung, jenes Wissen richtig und selbstlos für das Wohl der Menschen anzuwenden. Und vor allem, imstande zu sein zu erkennen, was das Richtige und was unsere Pflicht ist, scheint nicht nur das zu sein, was unsere Welt gegenwärtig braucht, sondern jeder von uns wird dazu aufgefordert, es herauszufinden.

Es wird von uns verlangt, selbstbewußt, nicht überheblich, sondern durch unsere eigene innere Wahrnehmung wahrer Werte (wie schwach jene Wahrnehmung auch sein mag) das Maß unserer Verantwortung inmitten unserer Umgebung anderen gegenüber wahrzunehmen. Dabei geben wir natürlich zu, daß wir nicht immer die richtige Einsicht haben, wenn dieses oder jenes von uns verlangt wird. Sehr oft irren wir, wenn wir denken dieses oder jenes sei das Richtige, was zu tun sei, und sehen dann später, daß es falsch und unweise war. Doch aus allem können wir eine Menge lernen und brauchen uns nicht entmutigt zu fühlen. Wenn wir Ungerechtigkeit oder Unredlichkeit begegnen oder verletzt werden, so ist das kein Grund "die Flinte ins Korn zu werfen", wie wir in Deutschland sagen. Wir hatten diesen Rippenstoß vielleicht nötig, um aufzuwachen und uns selbst zu beweisen, daß wir der gegenwärtigen Aufgabe gewachsen sind. Es besteht sicherlich kein Grund zur Schwäche oder Furcht, besonders wenn wir immer bemüht waren richtig zu handeln. Tatsache ist, daß unsere Stärke nur durch Schwierigkeiten wachsen wird. Wenn alles glatt und ohne Rückschläge vonstatten ginge, würden wir leicht selbstzufrieden werden, und jeder weiß, daß das ein sicherer Feind des Fortschritts ist und die beste Nahrung für Einbildung und Selbstsucht. So unangenehm Hindernisse sind, sie scheinen notwendig zu sein, um uns aus dem Geleise zu werfen und uns zu veranlassen tiefer darüber nachzudenken, was im Leben von uns erwartet wird, nicht nur für uns, sondern für die Menschheit.

Es ist uns bewußt geworden, daß der Mensch nicht ohne alle anderen leben kann, daß letzten Endes ein gegenseitiges Geben und Nehmen der Zweck unseres Daseins hier auf unserer Erde ist. Ich weiß natürlich nicht, ob ich ganz recht habe, wenn ich annehme, daß die kleinen Entscheidungen und Überwindungen im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen von größerer Wichtigkeit für den inneren Fortschritt des Menschen sind, als eine von vielen bewunderte große Tat. Ich denke dabei an das Interesse, das der Raumforschung gegenwärtig entgegengebracht wird, während die Tatsache aus den Augen verloren wird, daß solche wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften nicht die Selbstlosigkeit der Menschen anspornen.

Von meinem unbedeutenden Beobachtungsposten aus bin ich zu dem Schluß gekommen, daß die Entwicklung des Charakters und die Kraft der höheren Unterscheidung die wirklichen Aufgaben der Menschheit sind. In allen unseren Beziehungen anderen gegenüber sehen wir immer wieder, daß wir in den bescheidensten Ereignissen des Alltagslebens das praktizieren müssen, was wir im Inneren als wahr erkennen. Meiner Ansicht nach sollten wir uns beständig bemühen, den inneren Zweck des Lebens zu verstehen, so daß wir zu dem großen Zyklus des Wachstums, in dem die ganze Menschheit steht, unser Körnchen Ergebenheit und Stärke wie Sandkörnchen beitragen. Auf diese Weise erfüllen wir dann vielleicht zur rechten Zeit und am rechten Platz unsere wahre Pflicht.