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Der radioaktive Mensch

Jedes Jahr, eigentlich jedes Epiphanienfest, ist ein neuer Ermahner, jedes Gefühl des Versagens und der Furcht - Furcht vor den anderen und vor allem Furcht vor uns selbst - fallen zu lassen, und das wieder wachzurufen, was in uns liegt: den Mut und den Blick des Pioniers, der stets bereit ist, neuen Prüfungen zu begegnen und neue Wege des Denkens und Handelns zu wagen, im Vertrauen darauf, daß seine Kraft für die Höhe seines Zieles genügen wird.

Das neue Jahr ist nun da und wir alle stehen seinem Aufruf gegenüber. Einige sind jung und haben die Aussicht auf Erfüllung vor sich; andere wieder, die schon alt an Jahren sind, blicken zurück und wundern sich vielleicht über das Wunder der Geburt eines neuen Jahres; die meisten von uns, die sich der Erfüllung der Verantwortlichkeit verpflichtet haben, sind eingezwängt zwischen dem, was vorbei ist, und dem, was kommen wird - ein anderer Kreuzweg menschlicher Erfahrung, der verlangt, daß jeder von uns das Alte, das Abgetragene und Niedrige abwirft und den Mantel einer neuen Periode anzieht. Und dies nicht nur in materieller Hinsicht, sondern, was noch viel dringender ist, in den Dingen des Geistes.

Wir hören heutzutage viel über Radioaktivität und über die Kraft nuclearer Energie. Man kann jetzt wissenschaftlich demonstrieren, daß der Mensch physisch keine Insel ist - und das besonders seit den letzten Experimenten, bei denen man den raschen Abbau und Aufbau von Körpergeweben durch Zusammenfügen bestimmter Substanzen mit radioaktiven Isotopen und das Verfolgen ihres Laufes durch den Körper beobachten konnte. Die Geschwindigkeit, mit der diese "Atom- Reinkarnationen" stattfinden - um die Worte eines Berichterstatters der New York Times zu gebrauchen - ist tatsächlich so ungeheuer, daß Dr. Paul C. Aebersold, der Chef der Isotopen-Abteilung der Atom-Energie-Kommission erklärte, daß innerhalb eines Jahres "98 Prozent der Atome unseres Körpers ersetzt sein werden". Ferner berichtete er, daß der ständige Austausch von Atomen "unter Menschen, Tieren und organischer Materie" vermuten läßt, daß einige unserer Atome "Überbringest von einem Dinosaurier oder einer Rose" sein können, und andere, die durch unsere Gewebe ein- und ausgehen, "sogar von Julius Caesar ausgehaucht worden sein können"!

Dieser Austausch atomarer Teilchen ist aber nur die eine Seite der Münze. Wie steht es um die anderen und unsichtbaren Teile der menschlichen Konstitution: mit seinem Gemüt und seinem unbezähmbaren Geist, wie sie in diesem Funken der göttlichen Intelligenz, der sein eigener innerer Gott ist, verwurzelt sind? Haben wir uns je die Mühe genommen, darüber nachzudenken, daß der Mensch selbst, ein Dynamo von spirituell magnetischen Kräften, radioaktiver als Radium ist? Wie steht es mit der 'strahlenden Energie', die immer ausströmt, wenn wir denken, jedesmal wenn wir tief bewegt sind, immer wenn wir trachten, unseren Mitmenschen zu helfen? Wenn unsere physischen Atome beim Durchgang durch ihre zahllosen Geburts- und Todeszyklen sich in vibrierendem Kreislauf inmitten aller Reiche der Natur befinden, ist der Kreislauf unserer Gedankenatome sicherlich dynamisch beständiger und in seinen Auswirkungen entscheidender als die atomaren Leben unserer Körper, so daß die Gedanken, die wir heute haben, morgen sehr wohl auch der Ausgangspunkt für die Handlungen anderer Menschen sein können.

Während die meisten von uns diese neu-alten Auffassungen annehmen werden, suchen wir doch noch nach einem Wunder, das eine Welt des Mißklanges in eine Welt der Harmonie verwandelt. Es gibt keine wissenschaftliche Formel, die für uns das tut, was wir selbst tun müssen. Dennoch gibt es ein Wunder, das so einfach und doch so wirkungsvoll ist, um seine Kraft sowohl auf den Geringsten als auch auf den Größten von uns wirken zu lassen: das Wunder der Selbstvergessenheit. Wenn das erreicht wird, so wie es bei den spirituellen Genies der Rasse der Fall war, dann wird ihre Wirkung derartig weitreichende Veränderungen geschaffen haben, daß wir sagen werden, ein Gott ist unter den Menschen inkarniert worden. Genau gesagt hat sich dann folgendes ereignet: Die leuchtende Energie des Atoms einer Gottheit brannte durch den Nebel menschlicher Selbstsucht und fand in einem Christus oder Buddha ihren Ausdruck, indem sie den Durchbruch eines so glänzenden Lichtes schuf, daß sein Glühen noch immer die Welt erleuchtet.

Jetzt ist es an der Zeit, die Scheuklappen abzunehmen und auf uns zu blicken, so wie wir wirklich sind. Die unglaubliche Entwicklung der Spaltungs- und Verschmelzungstechniken hat uns eine Tatsache aufgezwungen, die so einfach ist, daß wir dazu neigen, die in ihr verborgene Folgerung zu vermissen: nämlich, daß wir von gemeinsamer Abstammung sind, einer Menschheit angehören - physisch von einem Blute, spirituell von einer Essenz sind. Auch unser Licht kann durch den begrenzenden Nebel, der uns umgibt, hindurchbrechen. Auch wir haben die strahlende Energie eines Christus oder eines Buddha in uns.

Wie nie zuvor befinden wir uns heute in einer Zeit, in der die sich ansammelnde Energie der kleinen Dinge, die im täglichen Leben selbstlos verrichtet werden, eine Flutwelle des Einflusses hervorbringen wird - einen Einfluß auf das Weltdenken, der sehr wohl eine Kettenreaktion und Verschmelzung spiritueller Werte auslösen könnte und die Herzen aller Menschen erreichen würde. Möge jeder von uns - ohne an eine Belohnung zu denken - den vor uns liegenden Pfad sehen und ihn vertrauensvoll unserem fernen Ziel entgegen schreiten.