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Der feste Halt

Die Verwirrung und Unruhe der menschlichen Rasse heute, zu der sich noch Schmerz, Verzweiflung, Unsicherheit und Laster hinzugesellen, lassen die Frage aufkommen: Tun wir etwas, um das alles zu vermindern? Trotz unserer Hilfsmaßnahmen haben wir noch keinen Standpunkt erreicht, der uns deutlich werden läßt, wie die Ursachen der Fehlschläge im menschlichen Leben beseitigt und die Menschenfamilie wieder aufgebaut werden kann.

Kein Mensch ist frei, bis er das Geheimnis der Selbstkontrolle, der Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung entdeckt hat, die, wie wir wissen, die ersten Faktoren zur Gestaltung unseres Charakters sind. Solange der Mensch jene sichere Erkenntnis nicht erreicht hat, die durch die Macht der Selbstprüfung, Selbstkontrolle und Selbstverleugnung hervorgeht, kann er die Trennungslinie zwischen dem tierischen und dem spirituellen Teil seiner Natur nicht vernünftig und bewußt ziehen. Ohne dieses Wissen muß sich der Mensch immer noch ein Geheimnis bleiben. Er muß sich wie ein schlimmer Fehlschlag vorkommen. Er muß die Welt ganz verdreht finden, und weil er so wenig Glauben an sich selbst hat, hat er natürlich auch wenig Glauben an seine Mitmenschen und schließlich verliert er den Mut.

Im menschlichen Leben einen festen Halt zu finden und die Erkenntnis zu besitzen, die aus den beiden Ideen der Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin kommen, heißt, den Schlüssel zur Situation in Händen zu haben - etwas Unschätzbares, das mit Geld nicht zu bezahlen ist. Wenn der Mensch zu dieser Erkenntnis gekommen ist, hat er den ersten Schritt zur Bemeisterung seines Schicksals getan; denn die Selbstbemeisterung ist es, die den Menschen zur Erkenntnis seines Höheren Selbstes führt -, jenes Selbstes, das fortlebt und unsterblich ist. Die Selbstdisziplin ist es, die ihn mit den Mysterien seines eigenen Seins bekannt macht und ihn zur Selbstprüfung antreibt. Auf diese Weise sind wir bemüht, hinter die Ursachen von Gut und Böse in unserer Natur zu kommen und an Mut zu wachsen.

Wenn der Mensch versuchen wollte, Selbstkontrolle auszuüben, müßte er zuerst seine ihm eigene Göttlichkeit erkennen. In diesem Zusammenhang tauchen mancherlei Gedanken auf, die, könnten wir sie so schnell verbreiten, wie Verbrechen, Laster, Torheiten und Idiosynkrasien verbreitet sind, es uns möglich machen, das große pulsierende Herzensleben der Welt zu fühlen. Wir sollten das äußere Leben dazu benutzen, um Erfahrungen zu sammeln, aber gleichzeitig seine Vergänglichkeit erkennen im Vergleich zu unseren herrlichen und erhabenen Idealen, zur Macht der Selbstkontrolle und Selbstbemeisterung.

Dies würde allen einen neuen Weg eröffnen, so, wie es dem Erfinder geht, der ohne den wirklichen Plan, den er auszuführen gedenkt, noch zu kennen, vertrauensvoll von dem Drang angetrieben wird - halb bewußt dessen, was in seiner Natur, tief im Innern seines Wesens ruht und ihm helfen wird. Er vertraut diesem Bewußtsein und verläßt sich nicht etwa auf diesen oder jenen Menschen. Er appelliert an keinen, sondern fährt in seinem Studium und Analysieren fort, indem er auf der materiellen Ebene schwierige Probleme ausarbeitet, bis er Erfolg hat.

Wenn der Mensch auf der materiellen Ebene solch wundervolle Entwicklungen praktischer Dinge für die Welt vollbringen kann, wie wir sie überall um uns sehen können, wenn es ihm gelingt, daß die Menschen derart meisterliche Geheimnisse des materiellen Lebens beachten, ist das nicht Grund genug anzunehmen, daß hinter all dieser Kraft, noch tiefer im Innern seiner eigenen Natur, Geheimnisse verborgen sind, die entwickelt und hervorgebracht werden können, nicht nur zur Vervollkommnung seines eigenen Lebens, zur Entwicklung seiner eigenen Seele, sondern auch zum spirituellen Fortschritt der gesamten Menschheit?

Wenn wir diese Ideen hernehmen und einfach versuchen, sie bei unseren geringsten Bemühungen anzuwenden, werden wir in kurzer Zeit finden, daß alles Unangenehme im Leben, selbst das, was manchmal ungerecht und unfair erscheint, eine Reihe aussichtsreicher Aspekte hat, mit denen wir vernünftig arbeiten können. Die Dinge, die im Augenblick so trostlos sind, als ginge die Menschheit rückwärts, werden ein anderes Gesicht bekommen, weil der Mensch, wenn er einmal von seiner Göttlichkeit überzeugt ist, wie ich schon sagte, wenn er einmal dessen sicher ist, daß er ein Teil des großen Herzens der Welt ist, er wissen wird, daß, wenn er beständig, bewußt und selbstlos auch in der geringsten Pflicht arbeitet, er mit dem Höheren Gesetz arbeitet und den Beistand und die Hilfe des Höheren Gesetzes hat.

Wie wir wissen, können zwei Dinge nicht ein und denselben Platz zu gleicher Zeit einnehmen. Das Gemüt des Menschen von heute ist mit den vergänglichen Dingen des Lebens angehäuft. Er hat so viele unwichtige Ideen angesammelt, daß er, obwohl er einen kultivierten Verstand haben mag, von Furcht, Zweifel und Selbstsucht niedergehalten wird, so daß die spirituelle Hilfe, das Essentielle, keinen Platz in seinem Bewußtsein einnehmen kann.

Wenn wir den Mut haben können, der Wahrheit gegenüber im Geist der Empfangsbereitschaft zu denken, werden wir finden, daß die alte Psychologie von selbst aussterben wird, und im Verlauf der Zeit Erleuchtung kommen wird. Denn die Seele des Menschen ist spirituell. Die Seele hat die Macht das Gemüt zu erleuchten und ihm eine Erkenntnis zurückzubringen, die weder Bücher noch Prediger vermitteln können. Es ist die Macht, die dem Menschen seine eigenen Möglichkeiten klar macht. Und wenn er diesen Punkt erreicht, erkennt er, daß er selbst der Gestalter seines Schicksals ist. Er wird der Interpret seines Lebens und wird einige der erhabenen Mysterien des Lebens enthüllen.

Wenn wir Tag für Tag dahinleben und mit unserer eigenen Natur Versteck spielen, gehen wir rückwärts. Folgen wir aber spirituellen Idealen und pflanzen wir sie in unser Gemüt, in unsere Natur ein und sind wir ihnen Tag für Tag mit Liebe zugetan, so wird im Laufe der Zeit dieser Einfluß zur Macht der Gewohnheit. Unsere Ideale festigen sich mehr und mehr, sie wurzeln sich in unser wahres Wesen ein und arbeiten schließlich mit unserem Bewußtsein zusammen. Und sicherlich ist heute das Erwachen des Bewußtseins die notwendigste Kraft der ganzen Welt.

Wenn wir ein Heilmittel gegen die Rastlosigkeit der Welt bringen wollen, so müssen wir bei uns selbst anfangen. Es gehört anfangs nicht viel dazu um Aufruhr zu machen. Weniges kann genügen, um einen Krieg zu entfesseln. Manchmal sind es nur zwei Leute, die den grausamsten Krieg aller Zeiten in die Wege leiten. Und so ist es andererseits hinsichtlich der erhabenen, der unvergänglichen Dinge. Um auf der Linie selbstloser Bemühung anzufangen zu arbeiten und zu helfen, ist nur ein Kern von Menschen erforderlich, die unter dem rechten Einfluß der Macht der göttlichen Natur des Menschen zusammenkommen. Damit ist eine erhabene Grundlage für herrliche Resultate geschaffen. Wir werden niemals die Wahrheit erreichen, niemals das Licht in unserer Seele finden oder die Macht, uns zu kontrollieren oder zu schulen, erlangen, die Macht, zu lieben oder zu wachsen, bis wir diesen einen Punkt, die Erkenntnis unserer Göttlichkeit, erreicht haben. Dies ist der Schlüssel zu allen anderen Problemen des Lebens.