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Gespräche am runden Tisch: Reinkarnation, Karma und Lebensatome

John: Wir sitzen wieder einmal am Tonbandgerät und es scheint, daß wir in alle möglichen Richtungen abschweifen, sobald wir über die Begriffe von Reinkarnation und Karma zu sprechen beginnen. George, ein Freund, den wir seit Jahren kennen, mit dem wir aber niemals über diese Dinge sprachen, besuchte uns und wir hörten gemeinsam die letzte Tonbandaufnahme von Ihnen. Er ist hier und ich möchte gerne, daß Sie ihn kennen lernen.

George: Hallo! Es freut mich, Sie kennen zu lernen, wenn auch nur über das Tonbandgerät. John und Marge und deren Freunde waren so freundlich, mich mit einigen ihrer Ideen bekannt zu machen und ich muß sagen, wenn ich auch einige dieser "neuen Gedanken" überhaupt nicht verstehe, so war ich doch immer schon aufgeschlossen, und es würde mich gar nicht wundern, wenn ich eines Tages finden würde, daß Reinkarnation eine der Tatsachen des Lebens ist. Es ist mir jedoch unangenehm, daran zu denken, daß irgendeine erschöpfte Seele in den Körper eines neugeborenen Kindes eintritt. So etwas ist zu fatalistisch. Als wir jung waren, pflegte ein alter Nachbar zu sagen: "Wenn das wahr ist, möchte ich es lieber nicht wissen."

Marge: Aber George, hast Du nicht das Pferd von hinten aufgezäumt? Es scheint, Du betrachtest die Sache verkehrt, denn warum solltest Du Dir sonst vorstellen, daß eine alte, erschöpfte Seele den blühenden, neuen Körper eines kleinen Kindes verdirbt? Ich möchte neue Körper mit neuen Kleidern vergleichen. Unsere Körper sind in Wirklichkeit nicht wir selbst. Ich betrachte es folgendermaßen: Die Seele oder der Geist legt einen neuen physischen Körper an und wechselt Erscheinung und Umgebung oder die Persönlichkeit, genau wie eine Frau bei verschiedenen Gelegenheiten jeweils ein anderes Kleid anzieht. Wenn ein Kleid alt und abgetragen ist, kaufen wir ein neues und ziehen es an. Ebenso legen wir unseren verbrauchten Körper zusammen mit unserer unreinen Persönlichkeit ab und nehmen einen neuen, gesunden Körper an, in der Erwartung und in der Hoffnung, daß wir bessere Dinge vollbringen können.

John: Sie meinen also, daß wir jedesmal, so oft wir zurückkommen, eine Gelegenheit haben, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren?

Marge: Ja und noch mehr. Ich denke, daß wir jedesmal eine wunderbare Gelegenheit haben, als eine weisere Seele nicht nur die Irrtümer des vergangenen Lebens zu vermeiden, sondern mehr zu lernen als zuvor und uns bewußt zu bemühen, unsere göttliche Essenz zum dominierenden Teil unseres Lebens zu machen.

George: Das ist für die meisten von uns eine ziemlich große Aufgabe! Ich gebe zu, daß etwas in mir ist, das sich von dem, was Sie sagen, angesprochen fühlt, aber ich muß in meinem eigenen Tempo vorwärts gehen. Wenn ich das Gefühl habe, daß ich vorwärts gestossen werde oder selbst wenn ich versuche, alles in zu logischer Weise zu analysieren, sperrt sich in mir etwas. Gewiß, wir alle lernen durch Handeln und dadurch, daß wir die Konsequenzen unserer Irrtümer sehen, aber versteht die Seele oder jenes innere Etwas, das wir fühlen, worüber wir aber sicherlich nicht viel wissen, wirklich, was das Leben bedeutet? Wie erklärt diese Idee von Reinkarnation alles, wie sie es Ihrem Gefühl nach zu tun scheint? Wie steht es mit den Krankheiten? Glauben Sie, daß dieselben physischen Krankheiten in jedem Leben wiederkehren? Das ist für mich ziemlich wichtig, denn ich kam viel mit Leuten in Berührung, die physisches Leid erduldeten, jedoch großen Mut hatten.

Marge: Nun, ich habe irgendwo gelesen, daß das reinkarnierende Ego wieder dieselben Atome anzieht, die es früher besaß, und mit ihnen einen neuen Körper aufbaut.

John: Mit dieser Theorie, daß das reinkarnierende Ego seine früheren atomistischen Elemente wieder sammelt, um einen neuen Körper zu bilden, stimme ich nicht überein. Damit kann ich nichts anfangen. Wenn dem so wäre, würde man dann nicht immer wieder denselben physischen Schwächen ausgesetzt sein, bis sie in irgendeiner Weise geheilt oder überwunden wurden? Meiner Meinung nach könnte eine physische Krankheit eine karmische Bestrafung für eine einmal begangene falsche Handlung sein und diese Krankheit könnte deshalb nur in einem Leben auftreten.

George: Soweit kann ich damit übereinstimmen. Nehmen wir aber an, jemand der seinen Körper schlecht behandelte, der die Naturgesetze der Gesundheit mißachtete, wird, sagen wir, wenn er älter wird krank. Nehmen wir ferner an, er stirbt, während er an jener besonderen Krankheit leidet. Wird er dann mit derselben Krankheit wiedergeboren? Wenn Ihre Logik standhält, müßte es so sein, denn er müßte seine falschen Gewohnheiten ablegen, ehe die Krankheit geheilt wird. Aber wie steht es dann mit den Wunderdrogen? Es scheint fast, als ob wir uns ruhig an unserem Körper versündigen können und dann nehmen wir ein wenig von einem hochdosierten Antibiotikum und im Nu sind wir geheilt.

John: In gewisser Hinsicht ja. Aber selbst die Ärzte warnen jetzt vor dem wahllosen Gebrauch dieser Antibiotika. Während sie früher dachten, sie hätten ein Mittel, das viele Krankheiten heilt, finden sie neuerdings, daß die Drogen den Körper für viele neue Arten von Krankheiten empfänglicher machen.

George: Ich hatte nicht die Absicht uns auf diesen Nebenweg zu führen, aber ich bin ernstlich an dieser Idee der Wiedergeburt interessiert und fragte deshalb ob es möglich sei, daß eine Krankheit von einem Leben auf das andere übertragen werden kann, denn ich hätte es gerne geklärt, ob ich die erkrankten Lebensatome von jemand anderem aufnehmen würde, wenn ich reinkarniere.

John: Nun, ich weiß über die zurückkommenden Atome unseres Körpers nicht Bescheid, aber ich bin ziemlich überzeugt, daß die Seele oder das reinkarnierende Ego - oder wie immer wir den beständigeren Teil von uns nennen wollen, vom dem wir fühlen, daß er in Wirklichkeit wir selbst ist, zum Unterschied von jemand anderem eine Lebensdauer hat, die über den Tod des Körpers hinaus reicht. Mit anderen Worten, ich bin ganz sicher, daß ich und wir alle schon gelebt haben. Wie liessen sich sonst die schrecklichen Mißverhältnisse und Ungerechtigkeiten im Leben erklären und die grausame Gleichgültigkeit des Schicksals oder der Vorsehung, die zugibt, daß manche so schrecklich leiden und andere frei ausgehen - besonders wenn man das Gefühl hat, daß diese letzteren das gar nicht verdienen. Doch ich muß sagen, daß ich ganz und gar nicht mit Marge übereinstimme, daß wir alle die weitverstreuten Elemente zusammensuchen können, die wir einst besassen und aus denselben alten atomistischen Partikeln einen neuen Körper formen. Wie können Sie das beweisen?

Marge: Dieselbe alte Frage - wie können Sie es beweisen? Karma beweist es mir - die Idee, daß wir genau das bekommen müssen, was wir säen, verbunden mit dem festen Glauben, daß wir alle ein Teil eines göttlichen Bewußtseins sind, das durch alles und in allem fließt.

John: Schön und gut, aber glauben Sie, daß alles die Folge von Karma ist? Nehmen wir an, ein Mensch ist auf einer Bananenschale ausgeglitten und hat das Bein gebrochen. War das nun ein leichtsinnig verursachter Unfall, oder erntet er karmische Folgen?

George: Ja, muß alles, was sich mit jedem von uns ereignet, mit karmischen Ursachen aus der Vergangenheit in Verbindung gebracht werden?

John: Du meine Güte. Sie können von dem Begriff eines erbarmungslosen Karma, das uns wie ein riesiger Perpendikel einer Uhr zuerst auf der einen Seite anfällt, dann auf der anderen, so überwältigt werden, daß Sie vergessen, die Ihnen heute zukommende Aufgabe zu erfüllen. Sie könnten sich fürchten, etwas Neues anzufangen, weil Sie immer fürchten, durch altes Karma gehindert zu werden.

Marge: Das scheint mir sehr übertrieben, aber könnte es nicht sein, daß irgendwelche unangenehme Umstände nicht die Bezahlung einer karmischen Schuld bedeuten? Ich möchte wissen, ob sie statt dessen nicht eine Vorausbezahlung oder eine Schulung für künftige Dienstleistung sein könnten.

George: Diese Idee gefällt mir, aber wie in aller Welt würden Sie unterscheiden, was das eine und was das andere ist?

John: Übrigens brauchen wir nicht zu wissen, wie die universale Weisheit rechnet, oder? Wenn ich auch sagen muß, daß es anregend ist, zu versuchen, einige der Antworten herauszufinden, das eine wissen wir sicher: Wenn wir uns weigern irgendeine Gefühls- oder mentale Schwäche oder Unvollkommenheit zu überwinden, werden wir ihr sicherlich später wieder begegnen, vielleicht nicht in derselben Form, aber dieselbe Unzulänglichkeit muß wieder kommen, wie immer auch unser Körper geformt sein mag - ob aus denselben atomistischen Partikeln, die wir früher benützten, oder aus anderen - jene Schwäche muß unserem Charakter aufgedrückt sein. Ich glaube, daß wir unseren Charakter irgendwann in der Vergangenheit so gestaltet haben, wie er jetzt ist.

George: Das klingt vernünftig und läßt mich diese Idee der Wiedergeburt von einer ganz neuen Seite aus betrachten. Wir wollen sehen, ob ich Recht habe: Nehmen wir jetzt einmal an, daß diese Idee der Wiedergeburt wahr ist. Als ich dieses Mal als ein kleines Kind zurückkam, ist nicht irgendjemandes alte Seele in mir reinkarniert, sondern ich selbst war es.

Marge: Sie selbst waren es, der reinkarnierte, niemand anders.

George: Mit anderen Worten, in Wirklichkeit bin ich ganz und gar nicht dieser Körper, ich benütze ihn nur. Ja, das ist logisch. Und was mir zu schaffen macht, ist eigentlich der dauernde Teil in mir, mein reinkarnierendes Ego, wie Sie es nennen, das meinen Körper als sein physisches Instrument benützt. Nun ich muß sagen, es gibt in meinem Denken noch viele ungelöste Probleme, aber dieses macht mir besonders zu schaffen.

John: Das Tonband ist jetzt gerade abgelaufen, und wir möchten nun gerne die andere Seite für Erläuterungen von Ihnen freilassen. Wir werden es gewiß schätzen, von Ihnen zu hören, denn Marge und ich behaupten nicht, viel von diesen Ideen zu verstehen, und George und unsere anderen Freunde sagen, sie möchten sich gerne weiter darüber unterhalten, wenn wir wieder zusammentreffen. So wird alles, was Sie uns sagen können, Wasser auf unsere Mühle sein.

 

 

 

 

 

Hallo, John und Marge:

Es war ein wirkliches Vergnügen wieder einmal ein Tonband von Ihnen zu erhalten. Ich konnte nicht sofort antworten, aber heute morgen habe ich etwas Zeit und will daher einige Erläuterungen geben. Ich hoffe, daß George noch bei Ihnen sein wird, wenn Sie sie erhalten, denn seine Gedanken interessieren mich sehr, besonders seine ausgesprochene Abneigung gegen den Begriff, daß "irgendjemandes erschöpfte Seele" einfach den Körper eines beliebigen neugeborenen Kindes benützen könnte. Diese Idee ist, wie Sie darlegten, falsch. Für mich würde das eine Unmöglichkeit bedeuten, denn keine Seele, ob alt oder erschöpft, ob jung und frisch, könnte zu irgendeinem neugeborenen Körper hingezogen werden, es sei denn, sie gehörte zu jenem werdenden Kinde.

Hier möchte ich darauf hinweisen, daß der Begriff von Reinkarnation und Karma, obwohl anscheinend auch schwierig zu verstehen, im Prinzip doch leicht zu begreifen ist. Wir werden jedoch verwirrt werden, wenn wir in einer objektiven Weise versuchen, jeden Zusammenhang von Ursache und Wirkung auf seine ursprüngliche Quelle zurückzuverfolgen. Das kann niemand von uns und selbst wenn wir es könnten, würde es wenig Zweck haben, wenigstens bei unserem gegenwärtigen Erkenntnisvermögen. Ihre Diskussion gefiel mir. Sie zeigte, wie ernst Sie alle denken und wie intuitiv George trotz seines Mißtrauens sich selbst gegenüber, die natürliche Wahrheit dieser Ideen fühlte. Die blasse Tatsache, daß er sich von der falschen Idee, daß irgendjemandes erschöpfte Seele ohne Unterschied in irgendjemandes Körper geboren werden könnte, beweist seine natürliche Fähigkeit die Wahrheit zu begreifen. Aber jeder Mensch hat sein eigenes Tempo, in dem er fortschreitet, und es muß ihm erlaubt werden, diesem zu folgen. Wir sollten nie versuchen, einen andern vorwärts zu drängen - weder entlang des Weges unseres Denkens, noch des seines eigenen.

Nun möchte ich über die Frage der Krankheit und über das reinkarnierende Ego sprechen, das in einem folgenden Leben wieder die Samen der Elemente einer Krankheit aufnimmt, die in einem früheren Leben nicht ausgeheilt worden sein mag. Vor allem müssen wir immer folgenden Gedanken im Gedächtnis behalten: Nicht die objektiven Umstände sind der wichtige Faktor, sondern die Qualität einer Erfahrung. Es ist die Qualität unserer Haltung und wie diese oder jene Erfahrung unser Bewußtsein, unser bleibendes Ego beeinflußt, die der Seele ihr Zeichen aufprägt. Wenn zum Beispiel Willy nebenan Tuberkulose hat und stirbt, ehe er geheilt wurde, bedeutet das ganz und gar nicht, daß Willy - oder vielmehr Willys reinkarnierendes Ego - in eine Umgebung geboren wird, in der Tuberkulose herrscht und in der er unweigerlich angesteckt wird, nur um einfach etwas zum Abschluß zu bringen, das für uns ein unvollendetes Geschäft zu sein scheint. Die Natur wirkt nicht auf so mechanische Weise. Ihre ganze Anstrengung geht dahin, dem reinkarnierenden Ego zu erlauben, die Umgebung zu finden, in welcher die Qualität einer Erfahrung - ob leidvoll oder freudvoll - völlig assimiliert werden kann. Wenn wir das können, dann ist es gleichgültig, ob wir in diesem Leben Tuberkulose haben, oder im nächsten oder irgendeinem kommenden Leben angesteckt werden. Denn Tuberkulose oder der Krebs oder irgendeine andere Heimsuchung des Körpers ist nur ein zeitweiliger Rahmen für das Wachstum der Seele. Es kann sehr wohl sein, daß irgendeine Erfahrung ganz anderer Art, es braucht nicht einmal eine physische zu sein, die Qualität der inneren Haltung, die das reinkarnierende Ego benötigt, einhämmert.

Ich stimme mit John überein, daß physische Krankheit die Wirkung falschen Denkens oder Handelns in der Vergangenheit sein kann. Aber ich ziehe es vor, in einem weitläufigeren Sinne darüber zu denken. Nicht so sehr als eine karmische Bestrafung für Missetaten, sondern als eine natürliche Gelegenheit, unser Denken neu auszurichten und die Seele mit einer neuen und erweiterten Eigenschaft des Verstehens auszustatten.

Nun möchte ich mich den Lebensatomen, wie ich sie lieber nenne, zuwenden, die früher unsere physischen Körper bildeten und jetzt das neue Vehikel für die Wiedergeburt der Seele auf Erden erneut aufbauen. Wir wollen die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, daß wir Hunderte, vielleicht Tausende von Inkarnationen erlebten und Billionen um Billionen, in der Tat eine Unzahl von Substanzen, Zellen und Atomen während unserer wiederholten Aufenthalte auf Erden benützten. Deshalb würde es für uns unmöglich sein, in irgendeinem Leben alle von ihnen zu gebrauchen.

Genau so unmöglich, wie es für einen Menschen sein würde, in einem kurzen Leben die ganzen Ursachen zu erschöpfen, die er in Bewegung setzte, seit er ein denkendes, intelligentes Wesen wurde. Und genau so, wie wir nur hoffen können, in einem Leben einen Teil unseres früheren Karmas oder die Frucht der Erfahrung zu erschöpfen - denn jede Inkarnation wird ihre eigene Art der Erfahrung aus der Vergangenheit mit sich bringen - so werden die Lebensatome, die unseren Körper für irgendeine besondere Inkarnation aufbauen, nur einen Teil jenes großen Reservoirs von Lebenselementen bilden, welche beeinflußt wurden, weil wir sie in früheren Leben auf Erden benützten. Wir können daher sagen, daß unser neues physisches Vehikel von denselben essentiellen Lebenselementen gebildet wird (nicht notwendigerweise von den Körpern der Atome), die es früher bildeten. Aber wir sollten nicht den Eindruck gewinnen, daß genau dieselbe Zusammensetzung physischer Partikel, die wir in einem Leben benützten, die einzige Garnitur oder die einzige Zusammensetzung darstellen, die wir in jedem nachfolgenden Leben haben werden.

Wir können diese Sachen nicht auf eine streng mechanische Weise darstellen. Außerdem laßt uns nicht vergessen, daß uns die Wissenschaft seit Jahren zeigt, daß die Zellen unseres physischen Körpers alle sieben Jahre wechseln. Jetzt sagt sie, daß die Atome unseres Körpers innerhalb des Zeitraums von einem Jahr vollkommen gewechselt werden. So schnell findet die "Reinkarnation" der atomistischen Partikel statt, während unsere Gewebe beständig aufgebaut und wieder zerstört werden. Wenn wir siebzig Jahre alt werden, werden wir mindestens zehn verschiedene Kombinationen oder Sortimente von Zellen angezogen und mindestens siebzig Sätze atomistischer Partikel mit unserer charakteristischen Vitalität beeindruckt haben!

Ja, John, so können Sie sehen, daß der Prozeß des Wechsels und der Zirkulation der atomistischen Partikel ein unaufhörlicher ist, und während wir nicht inkarniert sind, verschwinden diese Zellen und atomistischen Leben nicht oder fallen nicht in Schlaf, sondern setzen ihre Reisen in und durch die Atmosphäre unserer Erde und tatsächlich durch das ganze Sonnensystem fort. Die augenblicklichen Studien und Forschungen unserer Kernphysiker machen einige der feineren Bewegungen unseres menschlichen Bewußtseins und deren Reaktionen auf unser individuelles Leben verständlicher.

Wir Menschen sind, als Einzelwesen, tatsächlich die radioaktivsten Einheiten im Leben. Der schnelle Wechsel und Austausch von Lebensatomen in unserem und durch unser physisches Vehikel ist nur ein Aspekt eines viel größeren und feineren Austausches der Lebensströme unseres Gemütes, unserer Seele und unseres reinkarnierenden Egos. Jedesmal wenn wir denken, senden wir aus unserem Gemüt Hunderte von Gemütsatomen aus. Jedesmal wenn wir denken, empfangen wir in unserem Gemüt unzählige Lebensatome aus der uns umgebenden Atmosphäre, in welcher jeder Mensch lebt, sich bewegt und sein Dasein hat. Die Radioaktivität ist keineswegs auf Partikel physischer Materie beschränkt, noch auf das Laboratorium des Physikers. Der Mensch ist im Innern ein Kern feiner Energien, die direkt aus dem Herzen seines eigenen inneren Gottes hervorstrahlen. Und die Gedanken, die wir denken, die Gefühle, die wir haben, die Aspirationen und das Sehnen nach aufwärts unserer göttlichen Essenz entgegen - oder umgekehrt - drücken diesen atomistischen Lebensatomen den Stempel unseres inneren Charakters auf.

John fragt: Wie können Sie das beweisen? Ich kann es nicht beweisen, noch können Sie oder ich den Gegenbeweis liefern. Niemand kann beweisen, daß das sich wiederverkörpernde Element frühere Verbindungen atomistischer Partikel ansammelt, um seinen neuen werdenden Körper auf Erden damit zu bilden. Ebensowenig können Sie oder ich das Gegenteil beweisen. Unser Körper und die Atome, die ihn aufbauen, kamen von irgendwoher und das bis heute existierende logischste Zeugnis besagt, daß Gleiches Gleiches anzieht. Die Seele in uns muß notwendigerweise das an sich ziehen, was zu ihr gehört, und zwar dem Charakter und der Qualität karmischer Erfahrung nach, die sie in ihrem zukünftigen Leben verdient, sowie auch in physischen Dingen. Niemand hat Ihre Seele "aus dem Nichts" geschaffen. Sie ist Ihre Seele und Sie wissen das. Sie fühlen, daß Sie Sie selbst sind. Jeder von uns ist trotz all seinen Schwächen mit sich selbst zufrieden. Ihre Eltern haben Sie nicht geschaffen, nicht einmal das Material für Ihren Körper. Sie lieferten die Umgebung, aber Sie, die reinkarnierende, belebende Kraft, sind Ihr wirkliches Ich, welches automatisch durch Anziehung selbst die Elemente auswählte und sammelte, die zu ihm gehören, jedes Bißchen davon, selbst bis zu den Lebensatomen, die den Nagel Ihres kleinen Fingers bilden. Wenn wir die Gesetze des Magnetismus betrachten und eine so einfache Sache wie die mechanische Erzeugung von Elektrizität hernehmen, fangen wir an zu verstehen, wie alle diese Dinge wirken. Alles in der Natur arbeitet unter einem Gesetz, im Großen wie im Kleinen, und die psycho-magnetische Anziehung, die das reinkarnierende Ego zur Erde zurückbringt, damit es hier seine unvollendete Aufgabe fortsetzt, ist, wie fein sie auch immer ist, weit mächtiger, als selbst ein Generator, der eine Million Kilowatt erzeugt. Das mag weit hergeholt klingen, aber "Gleiches zieht Gleiches an" ist ein absolutes Gesetz. Wir ziehen genau das an, was wir sind und in jedem besonderen Leben ziehen wir nur das an, was wir für diese Szene in dem langen Drama der Seele brauchen.

Wenn wir sagen, ein Ego sammelt seine früheren atomistischen Elemente, beziehen wir uns nicht auf die physischen Körper der Atome, sondern vielmehr auf die Lebensessenz jener Atome, die sich wiederverkörpern, um Ihren neuen Körper aufzubauen. Das klingt verwickelt, ist aber in Wirklichkeit einfach. Wenn Sie reinkarnieren, nehmen Sie nicht den toten Körper auf, den Sie früher hatten, sondern beginnen mit einem neu belebten, genau wie die Lebensessenzen der zirkulierenden Millionen Atome bei ihrer Rückkehr neue Vehikel annehmen. Wir dürfen nicht vergessen, daß die atomistischen Leben, die früher unseren physischen Körper auf Erden bildeten, während der Perioden zwischen den Erdenleben gewiß ihre eigene Art reinigender Erfahrung erlebten, ihre eigenen Wanderungen in und durch ihre Bereiche, vielleicht in den niedrigeren Reichen, vielleicht auf anderen Planeten, oder selbst in der Sonne, denn es findet eine beständige Zirkulation und Bewegung der ganzen Lebenskraft und daher aller Lebensformen innerhalb des ganzen Sonnensystems statt. Aber in dem Augenblick, in dem der laute Ruf des reinkarnierenden Egos erschallt, antworten seine zu ihm gehörenden Teile, weil sie den starken Drang zu ihrem Meister hin fühlen und automatisch helfen, ein Vehikel zu schaffen, das dem besonderen Karma des reinkarnierenden Egos in dem neuen Erdenleben am besten Ausdruck verleihen wird.

Nun kann es sein, daß manche dieser Atome sich leicht zu dieser oder jener Krankheit oder zu dieser oder jener Art Reaktion in einem besonderen Leben eignen. Was jedoch auch immer die Neigungen oder Tendenzen der Atome unseres Körpers oder unserer inneren Konstitution sein mag, es ist alles ein Teil unseres Gesamtkarmas; ein Teil der Gesamterfahrung, wie wir sie als die reinkarnierende Seele oder das reinkarnierende Ego für jedes nachfolgende Leben bestimmen. Aber das ist nicht Vorherbestimmung, wie die Theologie sie lehrt, noch ist es ein schematisches Problem. Der Mensch hat seinen freien Willen, welcher Art auch immer das Karma, wie immer die Neigungen oder die Eindrücke des Charakters auf die Atome unseres Gemütes oder der Seele, oder selbst des Körpers sein mögen. Die Anziehungen und Abstossungen erfolgen immer auf Grund der Qualität unseres Denkens und unserer Aspiration. Das gilt für heute, für morgen und für alle unsere zukünftigen Leben. Es gibt keinen Zufall im Leben. Es kann keinen geben. Noch gibt es irgendwelche Wunder in dem Sinne, daß etwas außerhalb der Natur auf uns zukommt. Alles was sich für uns ereignet, hat seinen Platz im karmischen Aufbau unseres Wesens. Es mag für uns zu unbedeutend erscheinen, um es zu beachten, aber jedes kleinste Ereignis spielt in der Entwicklung unseres Charakters eine Rolle. Selbst das Ausgleiten auf einer Bananenschale ist nicht ohne Bedeutung. Wenn wir aber versuchen jeden dünnen Faden Karmas objektiv zu verfolgen, werden wir so in die ineinander verwobenen Fäden der Ereignisse verwickelt werden, daß wir das zweckdienliche Muster unseres Lebens aus dem Auge verlieren.

Ich sehe, auch bei mir geht das Tonband zu Ende, aber ehe ich schließe, möchte ich Ihnen gerne den einen Gedanken vermitteln: Die Ereignisse in unserem Leben sind an sich von zweitrangiger Bedeutung. Es ist unsere Haltung denselben gegenüber und die Qualität unserer Wachsamkeit und unseres wachsenden Gefühles für Werte, die uns unser wahres Schicksal enthüllen werden - ein Schicksal, das von dem höheren Selbst in Übereinstimmung mit unserer strebenden Seele ausgewählt wurde, damit wir auf natürliche Weise harmonisch und aufbauend wachsen können. Wir können das nicht auf einmal vollbringen, aber wenn wir unsere täglichen Pflichten im Lichte des größeren Bildes erfüllen können, werden wir die Berührung unseres inneren Gottes klarer fühlen. Das wird nicht notwendigerweise in dramatischer Weise vor sich gehen, aber es wird uns helfen, jedermann gegenüber mit dem wir zusammentreffen, unsere volle Pflicht zu tun und damit setzen wir die Räder des Fortschritts für unsere Mitmenschen etwas reibungsloser in Bewegung.

Ich denke, das ist für diesmal alles.

- J. A. L.