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Intuition, Intellekt und die Rassenfrage – II.

Laurens van der Post ist seinen eigenen Worten nach "ein Schriftsteller und Landwirt, der für zehn Jahre, in denen er Soldat war, an dieser Betätigung verhindert war." Aber er ist spirituell und physisch gesehen ein Erforscher des "inneren" Afrika, der Weltruf besitzt. Während seines Besuches in den Vereinigten Staaten hielt er im Myrin Institut für Erwachsenen-Fortbildung an der Adelphi Universität in New York am 2. Oktober 1963 einen Vortrag über die "Wurzeln der Rassenfrage". Mit freundlicher Erlaubnis des Rektors der Universität, Dr. Franz E. Winkler, bringen wir für unsere Leser den Hauptteil seiner Ansprache. - Der Herausgeber

 

 

 

Der primitive Mensch in Afrika hat ein besonderes Gefühl für die Bedeutung und den Symbolismus der Sterne. Er kannte unser Teleskop nicht, maß aber der Astronomie auf seine Art soviel Bedeutung bei, wie wir. Eine der reizendsten Geschichten, die ich kenne, wird von diesen Menschen über den Morgenstern erzählt, den sie das Herz der Dämmerung nennen.

Am Anfang waren die Sterne Menschen der vorgeschichtlichen Rasse. Das Herz der Dämmerung war Jäger und mit einem Luchs verheiratet. Wenn Sie die Tiere Afrikas so wie ich kennen, dann werden Sie in dieser Verheiratung des Sternes mit einem Tier wie dem Luchs ein wunderbares Beispiel von dieser sonderbaren Wahrheit, dieser poetischen Wahrheit und Exaktheit der Vorstellung dieser Menschen haben. Denn, wenn es für den Stern möglich war, ein Tier in Afrika zu heiraten, konnte es nur dieses Tier sein! Der Luchs - ich habe viele davon auf meiner Farm in Afrika - ist das lebhafteste, empfänglichste und entschlossenste Tier auf unserem Kontinent. Sie haben etwas Sternenhaftes an sich, das aus ihren Augen leuchtet, in ihrer Farbe und in ihrer Bewegung zum Ausdruck kommt. Und sie haben die richtige Größe. Ein Löwe ist ebenfalls lebhaft, aber zu groß; er verletzt das Gefühl des Ebenmaßes. Der Leopard, lebhaft und mehr in der richtigen Größe, ist zu gefleckt. Man kann sich keinen Stern mit einer gesprenkelten Braut vorstellen. Es konnte nur ein Luchs sein.

Die bösen Tiere, die Hyäne und der Schakal, waren wegen dieser Vermählung zwischen dem Stern und seiner Braut eifersüchtig und versuchten, den Luchs zu verzaubern. Und beinahe brachten sie es fertig. Aber eine Schwester des Luchses erzählte es dem Stern. Das Herz der Dämmerung kam nach Hause und kämpfte mit der Hyäne. Diese floh so überstürzt, daß sie sich am Feuer den Fuß verbrannte. Es heißt, das sei der Grund, warum die Hyänen in Afrika bis auf den heutigen Tag hinken - sie wurden von dem Stern gezeichnet, zum Zeichen, wie böse sie sind. Und wenn Sie das Herz der Dämmerung betrachten, können Sie sehen, daß seine Augen noch heute funkeln; er ist noch zornig. Des Morgens kommt er heim mit einem Pfeil auf dem Bogen und einem Speer in der Hand für den Fall, daß die Hyäne wieder am Werk sein sollte, um Unheil zu stiften!

Ich dachte sogleich an den Dichter Blake, weil in seinem großartigen Gedicht über den Tiger, auch eine Katze vorkommt, die in der Nacht hell leuchtet: "Wenn die Sterne ihre Speere hinab schleuderten ..." Wo unterscheiden sich wohl Blake und dieser Mensch, der den Morgenstern mit dem Speer in der Hand nach Hause kommen sieht? Hier haben wir diese Wechselwirkung, die großartige beständige Verknüpfung.

Ich möchte gerne noch einige poetische Beispiele geben, die das ausdrücken. An einem glühendheißen Tag sah ich in der Kalahari einen meiner Jagdfreunde kerzengerade in einem Busch im Schatten sitzen. Ich sagte zu den anderen, "Was macht er denn eigentlich?"

Sie sagten, "Bst, du darfst ihn nicht stören, er ist sehr beschäftigt."

So betrachtete ich ihn, um zu sehen, was er tat, aber er saß regungslos da. Ich sagte, "Aber er tut doch nichts."

Und sie antworteten, "Aber natürlich, sei kein solcher Narr. Er ist sehr beschäftigt."

Darauf sagte ich, "Was macht er?" Sie sahen mich in der mitleidsvollen Weise an, in der der primitive Mensch den zivilisierten Menschen ansieht, wenn er denkt, "Ei nun, er ist ein Dummkopf; er hat alles vergessen" und sagten zu mir, "Er ist damit beschäftigt Wolken zu machen. Es ist sehr trocken; wir brauchen Regen." So saß er denn da.

Sie glauben, wenn sie mit den Prozessen des Lebens in Fühlung kommen können und sich im Schatten auf Kühle, auf Wolken, die Schatten bringen konzentrieren und so weiter, dann bilden sie Wolken. Ferner glauben sie, wenn sie sterben wird ein Teil von ihnen - das Haar auf ihrem Kopfe - verwandelt und steigt mit dem Wind empor, um beständig Wolken zu bilden.

Das mag nun wissenschaftlich gesehen nicht stimmen und stimmt offensichtlich auch nicht, aber als Symbol ist es wahr. Als Symbol der Zusammengehörigkeit ist es wahr. Und wenn der kleine Mann spürt, daß er an den Prozessen des Lebens, des Universums, teilnehmen und Wolken machen kann, dann ist er in einer Weise reich, in der wir arm geworden sind. Dieser kleine Mann in der Wüste weiß das, wenn wir es auch vergessen haben.

Dann haben wir die Sache mit dem Wind, das ungewöhnliche Empfinden, das sie in dieser Hinsicht haben. Sie hatten viele Geschichten über den Wind; er war da; er wehte durch ihre Gemüter. Eine seiner letzten Funktionen ist, die Fußabdrücke der Toten im Sande der Wüste zu verwischen. Als ich das hörte, sagte ich, "Das klingt meiner Ansicht nach recht melancholisch."

Doch sie erwiderten, "Oh ja, das muß der Wind tun, sonst herrscht große Verwirrung in der Wüste." Das werden Sie nicht recht verstehen, da Sie nicht wissen, daß der Fußabdruck für diese Menschen außerordentlich wichtig ist. Der Buschmann geht jeden Morgen in die Wüste hinaus und liest im Sand, wie Sie oder ich vielleicht in einem alten Buch lesen. Alle Zeichen im Sand berichten ihm, was sich während der Nacht ereignete, was er sich während des Tages für die Jagd vornehmen soll, und jeder Fußabdruck, jedes Zeichen hat eine nicht mißzuverstehende Bedeutung für ihn. Meine kleinen Freunde hielten mich für einen schrecklichen Toren und hatten ganz recht, denn ich verstand nichts von diesen Fußabdrücken.

Eines Tages rief ich einen von ihnen heran und sagte zu ihm, "Sieh einmal, hier in der Nähe meines Feuers ist der Fußabdruck eines Fremden."

Er betrachtete ihn und brach in schallendes Gelächter aus. Ich fragte, "Warum lachst du denn so?"

Er erwiderte, "Ich lache, weil du so dumm bist. Das ist der Fußabdruck deines Kochs. Erkennst du denn den nicht?" Sie dachten, was für ein Tor ich doch sei, daß ich das nicht wußte!

Wenn also der Wind kommt und diese Zeichen verwischt, ist das ein umsichtiger Dienst, den er für die Menschen verrichtet, weil Verwirrung entstünde, wenn diese Fußabdrücke nicht entfernt würden. Es würde aussehen, als lebten die Verstorbenen noch, und das wäre irreführend. So ist der Wind ein Werkzeug der Sorgfalt.

Ich erinnere mich an eines ihrer Gedichte, das die Frauen zu singen pflegten:

Die Erde ist dürre unter der Sonne.

Am Feuer sitz' ich allein ohne Wonne.

Mein Herz sehnt sich nach einem Jägersmann;

Die Erde fleht den Regen an.

Der Mann antwortet:

Oh, Frau horch auf den Wind;

Die Zeit ist reif, der Regen naht geschwind.

Horch auf dein Herz, ein Jäger ist da;

Horch auf den Wind, der Regen ist nah.

Wenn ich an den Wind denke, erinnert er mich an einen der größten französischen Dichter von heute, an Valéry, der ein großartiges Gedicht schrieb, "The Graveyard of the Sailors". (Das Seemannsgrab) Es handelt von der See, die alles verschlingt, von all den Seelen, die in der See ertranken, und von den Schiffen, die sie unbekümmert befahren. Alles ist so schwermütig, sieht aus wie das Ende, und dann kommt plötzlich der Wind und er schreibt "Le vent se lève! ... Il faut vivre!" - "Der Wind kommt auf! Man muß leben!" Der Wind ist der Geist. Der Geist regt sich. Es ist das gleiche, was sich in Coleridges "The Ancient Mariner" (Der Alte Seemann) ereignet, als das Schiff in einer beängstigenden Windstille liegt. Es kommt ein Augenblick des Wahnsinnigwerdens, der Verzweiflung und der Verneinung. Dann kommt der Wind und das Schiff gleitet wieder dahin.

Wenn wir nur die Augen aufmachen wollen, dann werden wir die gleichen Ideen, die gleichen Symbole in allem wirken sehen - durch den modernen Wissenschaftler, den neuzeitlichen Dichter und den Menschen vergangener Zeiten.

Ich könnte noch weit mehr über dieses Thema sagen, aber, was ich von Ihnen allen möchte, ist, daß Sie achtgeben und sich dem Aspekt zuwenden, der nicht zum Verstand gehört, daß Sie gründlich in sich gehen, um die Symbole und Ideen zu erfassen, die aus dem Leben auf Sie zukommen. Sie würden dann die Universalsprache des Menschen unmittelbar kennen lernen, die eines Tages die menschliche Bruderschaft zustande bringt. Dann würden Sie erkennen, wie man das Licht und den Schatten, Schwarz und Weiß, Teile des einen und unaussprechlichen Geistes, zum Ganzen macht.

Sie mögen fragen, wieso ich so zuversichtlich sein und von einer Universalsprache sprechen kann. Ich will Ihnen nur noch ein Beispiel, eine Erfahrung mitteilen, die ich vor einigen Jahren hatte. Ich war in Japan und besuchte einen sehr alten Freund. Er bat mich, zu ihm in sein Heim zu kommen. Als ich hinkam, fand ich, daß sein Haus in der Nacht vorher abgebrannt war, und er saß - eigentlich sollte er wie Hiob auf seinem Aschenhaufen sitzen - aber er saß lachend da! Das ist die japanische Höflichkeit, den Gast höflich empfangen, wobei man ein Unglück mit Heiterkeit hinnimmt. Mein Freund und seine Familie bewirteten mich unter einigen Bambusstauden neben dem ausgebrannten Haus mit einem Mahl. Ich war den Tränen nahe, denn ihr ganzes Hab und Gut war verbrannt. Während wir dasaßen ging der Vollmond auf. Ich weiß nicht, was es in Japan mit dem Mond auf sich hat; er scheint dreimal so groß zu sein, wie anderswo, selbst als in Afrika. Und die Japaner sind in bezug auf den Mond sehr gefühlvoll; bei der Sonne vielleicht nicht so sehr. Unser Bewußtsein ist zu sehr der Sonne zugewandt, aber dem Mond vielleicht zu wenig.

In dem Augenblick, als der Mond aufging, setzten sich diese Japaner alle nieder - der Großvater, die Kinder, alle, etwa fünfzehn Personen - und begannen in japanisch kleine Verse an den Mond niederzuschreiben und einander vorzulesen. Sie sagten zu mir, "Schreiben Sie doch auch einen Vers an den Mond."

Ich erwiderte, "Das kann ich nicht. Ich kann nicht genügend japanisch."

"Alsdann tragen Sie ein Gedicht über den Mond in Ihrer eigenen Sprache vor."

Ich strengte mich an und überdachte alles, was in unserer Literatur über den Mond zu finden ist, aber es paßte nichts bei einer so feierlichen Gelegenheit. Ich dachte an Romeo und Julia, "In einer solchen Nacht, wie dieser ...", doch ich fand nicht, daß es hier paßte. Dann fiel mir Byrons liebliches Gedicht ein:

Wir wollen nicht länger umherstreifen

So spät noch in der Nacht,

Obgleich das Herz noch liebt

Und der Mond ist eine Pracht.

Ich dachte, "Auch das eignet sich nicht. Was soll ich denn nur tun?" Da sagte ich, "Ich kann Ihnen nur eine Geschichte über den Mond erzählen." Und ich erzählte ihnen eine, die ich von den Steinzeitmenschen in der Wüste gehört hatte.

Am Anfang, zur Zeit der ersten Rasse, sah der Mond, daß sich die Menschen vor dem Sterben fürchteten. Deshalb wählte er das schnellste Tier auf Erden, den Hasen, und sagte zu ihm, "Laufe so schnell du kannst und sage den Menschen auf Erden, sie sollen mich betrachten. Sie können dann sehen, daß, so wie ich sterbe und wieder neu erstehe, auch sie nach dem Sterben wieder erscheinen werden."

Aber in der Eile, sich möglichst schnell auf den Weg zu machen, hörte der Hase die Botschaft nicht richtig. Er ging zu den Menschen auf Erden und sagte ihnen, "Hört, der Mond sagt, ihr sollt ihn betrachten, denn ihr werdet nicht wie er nach dem Sterben neu erscheinen."

Der Mond war so zornig, weil der Hase die Botschaft falsch ausrichtete, daß er ihn auf den Mund schlug. Daher ist die Lippe des Hasen bis auf den heutigen Tag gespalten, zum Zeichen, daß er eine der grundlegenden Wahrheiten des Lebens aus übermäßiger Hast falsch weitergab.

Als die Geschichte zu Ende war herrschte große Stille, und ich dachte, "O weh, diese Geschichte hat keinen Anklang gefunden." Ich hatte gehofft, daß die Geschichte auch zur Erbauung meiner japanischen Freunde beitragen würde.

Und dann geschah es. Einer der kleinen Knaben sprach, "Großvater, ist es nicht wunderbar, was Herr" - er war sehr taktvoll - "was uns Herr Foreigner (der Fremde) erzählte? Ist das nicht herrlich? Denn wenn du dich erinnerst, Großvater, hast du uns erzählt, als Buddha der Herr starb, rief er alle Tiere zu sich und sagte, "Ihr Tiere weint nicht. Betrachtet den Mond, denn wenn der Mond stirbt, so erscheint er neu wieder, genauso werde auch ich, wenn ich sterbe, erneut wieder erscheinen!"

Das wäre es. Ich habe einige unbedeutende Beispiele angeführt, aber ich denke, der Zweck ist erreicht. Wir leben in einer Zeit, in der wir unsere Imagination auf die Idee richten müssen, die hinter dem Wort liegt, hinter diesem anmaßenden Wort, das einherstolziert, als hätte es den dahinter stehenden Sinn erfunden. Es gibt Philosophen, logische Positivisten, Anhänger der Semantik, die glauben, das Wort besitze ein Eigenleben. Das Wort an sich ist wie ein Schwanz, der einer Eidechse oder einer Schlange abgehauen ist. Er windet sich bis die Sonne untergeht, wenn aber der Mond aufgeht, hört er auf, sich zu winden!

Dieses alte Volk hat viele Geschichten, die erzählen, wie der Mond geschaffen wurde. Der Mond wurde aus dem von ihnen abgelegten Teil ihrer selbst gemacht. Genau wie Christus in der Bibel sagt, daß der vom Bauherrn weggelegte Stein der Eckstein des zukünftigen Gebäudes sei, so ist für sie der Mond ein Abbild dessen, was kommt. Und dieses Abbild müssen wir in Zukunft beachten. Wir werden den Weg aus all den uns umgebenden Konflikten, aus dem Dünkel, an dem wir leiden, finden, wenn wir uns dem beiseitegelegten Teil von uns zuwenden und ihn erleuchten - den Schatten, das Dunkle, den Mond, der in jedem von uns ist.

Es ist schon spät, aber wenn noch irgendwelche Fragen vorliegen, die ich beantworten kann, werde ich das gerne tun. Ich bemühte mich absichtlich nicht durch Worte oder durch den Intellekt zu Ihnen zu sprechen. Geschichten erzählen ist mein Beruf, und ich versuchte in Bildern zu Ihnen zu sprechen, die mich bewegen.

Wie unterscheiden Sie zwischen dem guten Dunklen und dem üblen Dunklen in uns?

Ich wollte, ich könnte mich ausführlich mit dieser Frage beschäftigen, denn offensichtlich gehört sie zu diesem Problem. Es geschieht folgendes: wenn wir das Dunkle in uns nicht von uns aus erforschen und ihm so viel Licht zukommen lassen, wie wir besitzen, wird es wie ein Schatten bei Sonnenuntergang zu einem Ungeheuer heranwachsen und uns überwältigen. Wir fördern unseren Geist beständig durch Opfer, durch opfern eines Teiles von uns selbst. Aber es kommt ein Augenblick, in dem das Geopferte sagt, "Genug!" und zurückkommt, um seine Rechte geltend zu machen. Wenn es in unser Leben nicht bereitwillig wieder aufgenommen wird, kommt es mit dem Messer in der Hand. Wenn dieses Dunkle immerwährend hintangesetzt wird, ist es negativ. Und doch ist es die Nacht in uns, aus der der Mond der Erneuerung aufgehen sollte. ...

Was erhoffen Sie sich für die Lage in Südafrika?

Das ist sehr schwer zu sagen. Es gibt Tausende, und ich bin nicht der einzige, die Tag und Nacht darauf hinarbeiten, die Lage in Südafrika ohne Gewaltanwendung zu ändern, denn wir halten nichts von dem Versuch, die Gesellschaft mit Gewalt zu ändern. Tausende bemühen sich, Menschen europäischer Abstammung und auch Tausende unserer schwarzen Landsleute. Tausende sind in Bitterkeit und mit Groll verzweifelt, was in einer Hinsicht nicht verwunderlich ist. Aber ich hege Hoffnung für Südafrika, weil manche der afrikanischen Führer glauben, daß es für das zukünftige Glück des Landes äußerst wichtig ist, daß die Afrikaner in Südafrika wegen der Situation dort nicht verbittert werden sollten.

Es gibt eine Menge unter uns, die glauben, daß das große Problem in der modernen Welt darin besteht, dem Übel in solcher Weise entgegen zu treten, daß wir dabei nicht selbst übel handeln. Wo immer die Menschen in der Vergangenheit dem Übel entgegentraten, sahen wir größeres Übel an seine Stelle treten. Das sehen wir heute in der ganzen Welt, wo eine Tyrannei abgeschafft wurde, nur um einer anderen Tyrannei Platz zu machen. Aber so unangenehm es klingt, es ist ungeheuer wichtig, einzusehen, daß Schwarz und Weiß einsieht, daß das ein Problem ist, für das beide verantwortlich sind.

Da ist vor allem der Mißbrauch der Macht. Menschen, die eine Macht ausüben, können dadurch verdorben werden. Ich glaube, daß wir diesem Mißbrauch begegnen, ihn bereinigen können, wenn die Menschen, die darunter leiden, es vermeiden, sich durch das Gefühl der Ungerechtigkeit überwältigen zu lassen.

Wir dürfen dem nicht nachgeben. Das ist eine der unsentimentalen, eine der schweren Aufgaben. Das heißt modern, zeitgemäß, fortschrittlich sein: uns nicht durch das aus der Fassung bringen lassen, was uns verletzte, sondern es als einen Teil des einzig Möglichen hinnehmen, das uns das Leben als Teil des Dunklen, des Schattens gegeben hat, den wir mit dem Licht vereinen müssen.

Wir können das tun. Kürzlich sah ich ein wunderbares Beispiel dafür, das sich in New York ereignete. Es ist eine kleine Parabel, die ich mit nach Hause nehmen werde.

Ich saß in einem Taxi und bemerkte, daß es sich sehr eigentümlich verhielt. Taxis verhalten sich natürlich überall eigentümlich, aber das meine war sonderbarer als gewöhnlich. Und dann merkte ich, daß mein Taxi, das von einem Europäer gefahren wurde, ein anderes Taxi jagte; und als die Ampel rot zeigte, fuhr er ganz dicht an dieses heran. Nun sah ich, daß das andere von einem Neger gefahren wurde. Ich hatte das vorher nicht bemerkt, aber offensichtlich hatte dieser Mann mein Taxi überholt und mein Fahrer beschimpfte und verwünschte den Fahrer des anderen Taxis. Der andere Fahrer versuchte meinem zu erklären, was nicht in Ordnung war, aber dieser wollte es überhaupt nicht wissen.

Plötzlich sah ich einen außergewöhnlichen Ausdruck über das Gesicht des farbigen Mannes huschen. Ganz unerwartet nahm er die Verantwortung für die ganze Situation auf sich; er nahm diesen Zorn und die Heftigkeit als etwas, womit der weiße Mann nicht fertig wurde. Er nahm eine Packung Zigaretten aus der Tasche und sagte, "Es tut mir leid, Herr. Ich habe Sie aufgebracht. Würde es Sie beruhigen, wenn ich Ihnen eine Packung Zigaretten anbiete?"

Mein Fahrer ward sofort verwandelt. Er wurde ein vollkommen anderer Mensch. "Mein Gott", sagte er, "ich glaube, ich habe den Mund viel zu weit aufgerissen!" Zu meiner Überraschung fuhr er los, daß er beinahe mit den seitlichen Wagen zusammenprallte, so begierig war er von der Situation loszukommen.

Aber hier ist das Gleichnis: wenn Sie Ihres Nachbarn Ungebührlichkeit, sein Versagen als Ausdruck Ihres eigenen Versagens hinnehmen, können Sie sich und den Nachbarn aus der Situation befreien.

Ich glaube, es besteht Hoffnung, weil wir in Südafrika, nicht alle, aber sehr viele Menschen auf beiden Seiten - auf allen vier Seiten, denn es gibt dort auch "Farbige" und Inder - das Problem als Teil des Rohmaterials des Lebens betrachten, von dem wir durch unser persönliches Beispiel zeigen, daß wir darüber stehen. Ich bin nicht ganz ohne Hoffnung, weil wir die Dinge in Südafrika richtig stellen könnten, wenn die übrige Welt ihre Schwierigkeiten im gleichen Lichte sehen und uns durch ihr Beispiel helfen würde.