Katherine Tingley
Geb. 6. Juli 1847 in Newbury, Massachusetts
Gest. 11. Juli 1929 in Europa
Leiterin der Theosophischen Gesellschaft in Point Loma von 1896 bis 1929
Katherine Tingley wurde am 6. Juli 1847 in Newbury, Massachusetts, als Kind einer gut situierten, religiösen, konservativen Familie geboren. Schon als Kind ging sie andere Wege als die meisten Menschen in ihrer Umgebung. In ihrem Großvater fand sie jedoch einen Freund, der ihre ausgeprägte Liebe zur Natur teilte und ihren Träumen von einer "White City", die sie eines Tages im goldenen Westen errichten würde, gegenüber offen war.
Durch den Beruf ihres Vaters beim Militär kam sie noch als junges Mädchen in Kontakt mit einer Welt, die sich von der ihrer frühen Kindheit krass unterschied. Hier herrschten Armut, Elend und Leid, vor allem auch als Folge des Bürgerkriegs zwischen Nord und Süd. Sie empfand eine tiefe Sympathie für die Opfer von Armut, Elend und Krieg und arbeitete ihr ganzes Leben, um Leiden zu lindern. Im Jahre 1893 begegnete sie zum ersten Mal William Q. Judge, der sie während einer ihrer Hilfsaktionen für Notleidende beobachtet hatte. Er übermittelte ihr bald darauf seine Visitenkarte und machte sie mit Theosophie bekannt. Katherine Tingley wusste bald, dass sie damit eine Philosophie gefunden hatte, die – wenn sie im täglichen Leben angewendet wird – die Not der Menschheit erleichtern könnte. Tingley und Judge arbeiteten zusammen. Nach seinem Tod im März 1896 folgte sie ihm als Leiterin der Theosophischen Gesellschaft nach. Damals wurde der erst 24jährige Arthur Conger ihr Sekretär, der später Nachfolger von Gottfried de Purucker werden sollte.
1900 verlegte Tingley die Internationale Hauptstelle nach Point Loma bei San Diego in Kalifornien, wo sie ihre humanitären Bemühungen fortsetzte und die Raja-Yoga-Schule, die Akademie und das College gründete und im Jahre 1919 die Theosophische Universität. Sie legte den Grundstein für die School for the Lost Mysteries of Antiquity, kurz S.R.L.M.A. genannt. Diese Schule wurde, abgesehen von einigen symbolischen Ecksteinen, auf der äußeren Ebene niemals errichtet. Auf den inneren Ebenen ist die Schule jedoch nach wie vor lebendig. Ihr wahres Fundament liegt in den Herzen und in der spirituellen Flamme jener Menschen, die der Philosophie der Alten folgen und, wo auch immer in der Welt und unter welchem Namen auch immer, zu Wohl der Menschheit arbeiten.
Tingley hielt überall in den Vereinigten Staaten und im Ausland Vorträge, war für Bedürftige tätig, wo immer es möglich war, und arbeitete unermüdlich an ihrer Schule, um Kindern und Jugendlichen eine optimale Ausbildung auf allen Ebenen zu bieten; sie engagierte sich auch besonders für Strafgefangene und setzte sich aktiv für die Abschaffung der Todesstrafe ein.
Wo immer sie auftrat, in ihren Schriften und Büchern betonte sie, dass der Mensch in seiner Essenz göttlich ist. Um diesen göttlichen Funken lebendig zu machen, ist ein liebevolles und harmonisches Zuhause von grundlegender Bedeutung, vor allem eine Erziehung der Kinder nach spirituellen Grundsätzen. Und diese Aufgabe fällt vor allem den Frauen zu, denen damit eine Schlüsselrolle für die Gestaltung der Zukunft zukommt. Der Wert der Arbeit von Frauen ist damit unübersehbar.
Im Alter von 82 Jahren starb Katherine Tingley an den Folgen eines Unfalls während einer Vorlesungsreise durch Europa.
Weiter Information über Katherine Tingleys Werk und Leben enthält das Sonderheft 3/98 der Zeitschrift Sunrise – Theosophische Perspektiven (128 Seiten Umfang, mit vielen Abbildungen).