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Unsere innere Größe

Sind wir nicht gerade in der Jugend vom fernen Horizont, der immer weiter vor uns zurückweicht und vom Lied der Lerche, die ihre Kreise der Sonne entgegenzieht, beeindruckt? Sind es unausgesprochene Erwartungen, die unsere Phantasie anregen? Welche Sehnsucht treibt uns, das Unbekannte zu erforschen? Sterne locken uns in der klaren Nacht ebenso wie das Meer mit seinen stetig steigenden und fallenden Wellen. 

Wenn wir älter werden, vertiefen sich unsere Empfindungen, und unsere Imagination schwingt sich empor. Wir fangen an zu verstehen, daß es unser Inneres ist, das wir aufgrund eines mystischen Gesetzes erforschen möchten. Imagination ist die schöpferische Kraft, die das Streben zu etwas führt, das jenseits des Sichtbaren liegt. Ich glaube, es ist die menschliche Seele, die aus einem Traumzustand erwacht, weil sie ernsthaft nach dem Wie, dem Warum und dem Wohin sucht, denn etwas, das wir intuitiv fühlen, offenbart sich in allen Erscheinungen als ein Zentrum des Lebens und des Bewußtseins: Die Quelle des Lichts, das allumfassende Göttliche Wesen, von dem der Mensch ein winziger Teil ist. 

Vielleicht berühren wir den äußersten Bereich der Göttlichkeit, wenn wir es am wenigsten erwarten, und sie erleuchtet blitzartig unsere innere Dunkelheit. Weil wir noch unvollkommen sind, verblaßt das Licht bald, aber es verschwindet niemals völlig. Durch seine Wirkung fühlen wir, daß wir eine Einheit mit allen lebenden Wesen im Kosmos bilden, daß wir durch unsere göttliche Essenz mit dem Herzen der Natur verbunden sind. Es hilft uns, besser zu verstehen, was Lao-Tse meinte, als er sagte: "Die höchste Offenbarung ist die Stille" - nicht die Stille, die als Ruhe dem Lärm folgt, sondern die Stille, die das tonlose Echo der Göttlichkeit in uns ist. Es ist ein Bewußtwerden, das nicht durch Worte erklärt werden kann. 

Wie Katherine Tingley sagt: 

Wir werden immer aufgerufen - aufgerufen durch die bessere Seite unserer Natur, uns von Angesicht zu Angesicht selber gegenüberzustellen, nach Erkenntnis der in uns bestehenden Göttlichkeit zu streben. Denn diese Göttlichkeit, dieses Erkennende, dieser spirituelle Gefährte, tritt immer an uns heran, damit wir auf ihn lauschen, wartet immer, anerkannt zu werden, ist immer bereit, zu helfen und zu dienen, um die ganze Natur des Menschen auf ihre Norm gottgleicher Vollkommenheit zu bringen. 

- Theosophie, der Pfad des Mystikers 

Die unsichtbare Kraft, die diese Worte durchdringt, regt uns an, zu versuchen, ruhig und vertrauensvoll besser im Einklang mit der inneren Göttlichkeit zu leben. Für jeden bedeutet das einen Vorgang der Reinigung, und der ist von Wachstumsschmerzen begleitet. Doch wer weiß nicht aus Erfahrung, daß er am meisten durch Leid gelernt hat? Das wird oft erst viel später verständlich, und wir erkennen, daß der Schmerz in Wirklichkeit eine Gabe des Himmels war. Hinter den Schwierigkeiten und Sorgen steht in jedem Menschen stets der spirituelle Glanz seines höheren Selbst. Die entschlossene Seele, die ausharrt, die ihre Hindernisse überwindet, wird schließlich einen Schimmer dieses Selbst als einen unpersönlichen Beobachter, als stärkenden und heilenden Einfluß erfahren.