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Die Welt und wir

Durch die gegenwärtige Beunruhigung, die wegen der Verschmutzung unserer Umwelt - unseres ganzen Planeten Erde - aufgetreten ist, werden einige Ursachen unserer augenblicklichen Lage beleuchtet. Wir sehen alles in der Welt als von uns und allem anderen getrennt. Wir behandeln Atome, Steine, Pflanzen, Tiere und unsere Mitmenschen wie säuberlich verpackte Waren. Aber die 'Pakete', die durch unsere eigenen Denk- und Arbeitsgewohnheiten gemacht werden, unterscheiden sich nur durch das 'Papier', das sie trennt und in das wir sie eingepackt haben. Dieses Papier bildet die Etiketten, die wir den Dingen jeweils anhängten. Die Natur aber ist ein lebendiges, zusammenhängendes Ganzes - das Leben splittert keine Bruchstücke ab, um sie dann einzeln zu isolieren.

Der menschliche Körper mag dafür als Analogie dienen. Er besteht aus Milliarden winziger Lebewesen, die wir als verschiedene Arten von Zellen kennen und als noch kleinere Wesenheiten, die die Zellen bilden. Soweit wir feststellen können, ist jedes winzige Teilchen aus noch kleineren Lebewesen zusammengesetzt - die alle Bewegung oder Lebenskraft in der einen oder anderen Form aufweisen.

Vor nahezu hundert Jahren wurde angedeutet, daß man eines Tages entdecken würde, daß das damals noch als unteilbar angesehene Atom bis ins Unendliche teilbar ist. Und heute enthalten nun unsere Aufstellungen der Elemente Teilchen von Teilchen der einst so stabil und unteilbar erscheinenden 'Ausgangs-Materie'. Wenn wir uns von unserer schöpferischen Imagination einen Moment lang leiten lassen, können wir diese winzigen untergeordneten Lebensbereiche mit Wesen von unendlich kleinen Abmessungen sehen; bevölkert mit Wesen, die auf ihrer Stufe so entwickelt sind, wie wir in unserem Milieu - und vielleicht sogar noch weiter. In der Tat ein aufregender Gedanke!

Alle Felsen, Pflanzen, Tiere und Menschen auf unserem Globus bestehen aus den gleichen Grundbestandteilen: physisch teilen wir dieselbe atomare Lebenselektrizität miteinander. In Wirklichkeit offenbart jeder von uns im Zentrum der wirbelnden Kernenergien und ihren Feldern die Gegenwart einer zusammenhaltenden, mächtigen Kraft. Welchen Namen wir ihr auch geben, sie zeigt die gleiche Eigenschaft wie der Wille in unserem psychischen Bereich. Das könnte zumindest ein Grund für einige der bis jetzt unerklärlichen Abweichungen im Verhalten von chemischen Substanzen sein, wie sie bei wissenschaftlichen Experimenten vorkommen.

Widerspricht der 'Tod' derartigen Überlegungen? Vielleicht erscheint es, als würde der 'Tod' die Gedanken, die aus derartigen Überlegungen hervorgehen, zunichte machen. Genauso wie der lebende Körper eines Menschen oder anderer Erdbewohner mit kleinen Lebewesen, zum Beispiel Bakterien, durchsetzt ist, so ist es auch bei einem 'Toten'. Selbst chemische Verbindungen sind nichts anderes als Ansammlungen atomarer Lebewesen, die vom gleichen Leben durchpulst sind, das wir sonst nur höheren Klassen von Wesen zuschreiben. Die Lebendigkeit jedes einzelnen Teilchens, die den irdischen Geschöpfen aller Naturbereiche gemeinsam ist, weist darauf hin, daß der Unterschied, den wir zwischen organischer (lebender) und anorganischer (toter) Substanz machen, künstlich und unrealistisch ist.

Wir können noch weiter gehen und annehmen, daß jede atomare Wesenheit in dem größeren Universum, von dem wir ein Teil sind, und in dem kleineren, das wir selbst sind, sowohl eine lebenspendende als auch eine todbringende Rolle spielt, da die unendlich kleinen Wesen, die unseren Köper im Leben aufbauen, diesen nach dem Tod auch wieder in seine Bestandteile abbauen. Wenn sich die geschäftigen kleinen, vitalen Bestandteile zu einer Masse vereinen, entstehen Universen. Wenn sich die Kombination dieser Elemente auflöst, findet die sogenannte Zersetzung statt - der Tod der zusammengesetzten Form. Was bewirkt nun, daß alles zuerst zusammenhält und später alles zerfällt, so daß dann die Einheit dieses größeren Individuums sich anscheinend auflöst?

In den letzten Jahren wurde allgemein angenommen, daß es durch ein 'Vererbungs'-Molekül, DNS genannt, mit Hilfe eines 'Boten', RNS genannt, geschieht. Man nimmt an, daß diese komplexen Verbindungen selbst eine festliegende Zusammenstellung von Eigenschaften übermitteln und ein eigenes individuelles aufgespeichertes Erinnerungsvermögen besitzen. Jegliche Einrichtung bedingt doch wohl einen Arrangeur, der hinter allem steht? Es muß eine nicht greifbare Essenz geben, die ihre Individualität durch ein bestimmtes Modell zum Ausdruck bringt, indem sie dieses Muster durch Generationen als DNS weiterreicht, die in jeder Sekunde geboren werden, und bereits gestorbene wieder ersetzen. Wir wollen diese Essenz 'Seele' nennen, das Emanationszentrum eines jeden Atoms, das ein Baustein im Körper jedes Bewohners der Erde, einer Milchstraße oder einer noch höheren Einheit ist.

Wenn man den menschlichen Körper mit der Erde, die wir bewohnen, vergleicht und eine Übereinstimmung feststellt, dann erfüllen wir ohne Zweifel im größeren Bereich eine ähnliche Funktion, wie sie von unseren Zellen erfüllt wird. Wenn die Vielheit der Lebenseinheiten zusammenharmoniert, ist unser Organismus gesund. Wenn an der einen oder anderen Stelle eine mangelhafte Zusammenarbeit herrscht, entsteht eine Krankheit. Die weißen Blutkörperchen eilen dann zum Schutz des Organismus herbei, um die Ursache der Störung festzustellen und den Schaden zu beheben. Wir können sicher sein, daß die Natur in bezug auf unsere Beziehungen zu unserem gegenwärtigen Heim, dem Weltraumschiff Erde, genauso vorgeht.

Unser Planet ist eine aus vielen einzelnen Bestandteilen gebildete Biosphäre, wozu auch wir zählen als Teile, die in der Kombination des Ganzen an ihrem angemessenen Platz stehen. Wenn wir in der Hierarchie von Wesen, die die irdische Familie bilden, uns ähnlich verhalten, wie diejenigen Zellen in unserem Körper, die gelegentlich Amok laufen und ihren eigenen selbstgewollten Weg einschlagen, dann wird die Natur zur Herstellung des Gleichgewichts ein Gegenmittel anwenden. Deshalb ist unsere Sorge und die daraus resultierende Angstpsychose über eine Bevölkerungsexplosion, die unsere Nahrungsquellen bis auf den letzten Rest zur Erschöpfung zu bringen droht, oder die Hysterie über den Vandalismus mancher Menschen in der Verfolgung egoistischer Ziele im allgemeinen unnötig. Das bedeutet nicht, daß wir ungestraft davonkommen werden. Da wir unsere Schwierigkeiten selbst schaffen, müssen wir durch Unannehmlichkeiten lernen, daß es besser ist, in Harmonie mit der Natur zu arbeiten, als gegen sie. Wir können sicher sein, daß das lebendige Universum oder Oekosystem in seiner Gesamtheit im großen wie im kleinen nicht lange gestört sein wird, denn das Leben selbst kann nicht zerstört werden, es ändert nur seine Ausdrucksformen.

Es wird wohl schwerlich jemals eine Zeit gegeben haben, in der unser Pünktchen Erde im Kosmos kein Leben besaß, ganz gleich, wie es sich äußerte - in frühen Stadien durch Atome unbekannter Art, und später durch kompliziertere Formen wie Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen. Auch als die Erde eine gasförmige Wolke war, waren ihre Atome bereits lebendige Wesenheiten mit unermeßlichen Möglichkeiten, die in sich bereits die Fähigkeit und die Potenz zu der späteren, in fortlaufenden Wellen erfolgenden Entwicklung aufwiesen.

So stehen wir der vielumstrittenen Frage gegenüber: Was ist Potentialität? Wenn wir sagen, daß etwas latent oder potentiell sei, meinen wir nicht, es existiere nicht, denn es ist unvorstellbar, daß etwas aus dem absoluten Nichts entstehen kann! Was kann also potentiell bedeuten? Kann es sein, daß potentiell ein für uns formloser subjektiver Zustand des Daseins ist, ein Zustand, der mit Bestimmtheit existiert, der sich jedoch von demjenigen, der unseren Sinnen vertraut ist, unterscheidet?

Vielleicht leuchtet uns ungefähr folgendes Beispiel ein: alle Wesenheiten sind an und für sich selbst Individuen, bilden aber gleichzeitig Teile größerer Wesen. Alles in dem weiten Universum ist geistig zu einem großen und dann zu einem noch größeren Organismus verschmolzen. Noch vor kurzem glaubten wir, der Raum sei leer. Dann wurde Wasserstoff darin entdeckt und danach einfache Verbindungen von Wasserstoff und Sauerstoff - Hydroxyl-Gruppe genannt - die möglicherweise die Keimzellen von Wasser und anderen Verbindungen sind. Kürzlich wurde auch berichtet, daß größere und komplexere Moleküle wie Formaldehyd und Wasserstoffzyanid (ein Zerfallprodukt) in unserer Galaxie und im weiteren Weltenraum festgestellt wurden. Das sollte uns nicht überraschen, denn Leben ist überall, und wir sind nicht die alleinigen Besitzer. Wir täuschen uns nur selbst, wir überschätzen uns, wenn wir uns für die einzigen intelligenten Wesen halten und das Recht beanspruchen, die Natur auszuplündern, weil wir den dazu notwendigen Willen besitzen. Vielleicht setzt die Natur jetzt irgendwelche Abwehrstoffe in Tätigkeit, die im Blutkreislauf des Planeten notwendig sein mögen, um den aus dem Gleichgewicht gebrachten Zustand wieder in Ordnung zu bringen, den wir verursacht haben, und das Zusammenwirken aller Teile wieder herzustellen. Unser persönlicher, einmaliger Lebenszyklus als John Doe ist so kurz, daß wir zu dem gedanklichen Kurzschluß neigen, daß in allen Fällen, in denen keine sofortige Reaktion auf unsere Handlungen stattfindet, überhaupt keine Reaktion erfolgt oder keine Wirkung aus einer Ursache entsteht. Weil nichts oder niemand da ist, der unser Tun beaufsichtigt oder die Unterlassung befiehlt, nehmen wir womöglich an, wir hätten nichts zu befürchten!

Es ist jedoch offenkundig, daß die Natur in den Millionen Jahren, seitdem kompliziertere Lebensformen in Erscheinung traten, ihre eigene Symbiose oder ein Zusammenleben entwickelt hat, was zu einem Ausgleich der Kräfte führt. Wenn es anders wäre, hätte das ganze System nicht so lange funktionieren können. Die Wesenheiten aller Stufen, in denen sie sich selbst zum Ausdruck bringen, harmonieren zusammen, um den Grundton des Ganzen zu bestimmen.

Wir sind ein Teil dieses zusammengehörenden Ganzen, und seit wir aus unseren inneren Hilfsquellen heraus Selbstbewußtsein und den Begriff der Verantwortlichkeit entwickelt haben, tragen wir allem gegenüber eine ethische Pflicht. Wir sollten bewußt bei dem Veredlungsprozeß der Natur mitarbeiten, indem wir unsere unedelsten Eigenschaften in spirituell feinere umwandeln und erkennen, daß wir an dem Leben, das im grenzenlosen Raum überall vorhanden ist, teilhaben. Furcht vor den Konsequenzen unserer Selbstsucht und unserem zerstörenden Wirken kann bei unseren wildesten Exzessen zwar als Bremse wirken, sie bildet aber niemals die Antriebskraft, die uns dazu befähigt, für das Allgemeinwohl harmonisch zusammenzuarbeiten. Nur wenn wir die Rolle annehmen, die unserem vollkommenen Charakter entspricht, nur wenn wir einen Entschluß bewußt fassen und lieber schöpferisch und positiv wirken, als zerstörend und negativ, dann können wir aus den unendlichen Hilfsquellen unserer inneren Kraft neue Fähigkeiten schöpfen. Dabei können wir sehr wohl diese Möglichkeiten für ein zukünftiges gesundes Wachstum ausstrahlen, was durch bloßes Manipulieren mit Genen im Reagenzglas nie erreicht werden kann.

Auf diese Weise können wir auf unserem Erdball, so wie die Antikörper in unserem Blutstrom, innerhalb unserer physischen Hülle wirken: Vielleicht können wir alle Geschwüre dadurch zerstören, daß wir guten Willens sind. Und was vielleicht noch wichtiger ist, wir werden damit einander helfen, Fähigkeiten zu entwickeln, die unsere kühnsten Träume übersteigen und die Erkenntnis unserer inneren Bande der Verwandtschaft stärken.