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Die Suche nach Atlantis

Alle Dinge erscheinen wieder,

sobald ihr Zyklus da ist,

und dann gehen sie in einen anderen über

und werden groß zu der ihnen bestimmten Zeit.

- Empedokles (5. Jahrhundert v. Chr.)

 

 

 

Die menschliche Vergangenheit ist viel großartiger und reicht viel weiter zurück als es die meisten Geschichtsschreiber sich je erträumten. Obschon die Altertumsforscher sehr oft von Bruchstücken aus vorgeschichtlichen Kulturen umgeben sind, so sind sie doch nicht in der Lage, noch anderen Spuren der mächtigen Zivilisationen des Altertums Aufmerksamkeit zu schenken. Mythen und Legenden sind mehr als phantastische Erzählungen, denn sie überbringen Überlieferungen, die Tausende von Generationen zurückreichen. Sie berichten vom Erwachen des Selbstbewußtseins in den Anfängen der Menschheit vor Millionen Jahren. Nachdem das Feuer des Geistes entzündet war, besaßen die ersten aufstrebenden, hochbegabten Zivilisationen so große spirituelle Qualität, daß im Verlauf der mündlichen Weitergabe überall diese Zeit als das Zeitalter der Götter bezeichnet wird, die als strahlende Wesen die Flamme des Bewußtseins im Menschen entfacht und sich mit ihm vereinigt hatten, wobei sie ihm Einblick in die Natur des Universums vermittelten und ihn "den Ackerbau lehrten."

Das Licht verblaßte, als die Menschenrassen sich im Laufe der Zeit immer mehr materiellen Interessen zuwandten. Die Zyklen der Zeit rollten weiter wie ein Rad, wobei die sich drehenden Speichen den Auf- und Abstieg der einander folgenden Zivilisationen kennzeichneten. Riesige Kontinente lösten sich auf, und unter dem Druck der verschiedensten Umstände veränderten sie ihre Gestalt, wobei einige Teile untergingen und andere emporgehoben wurden. Eine wesentliche Ursache für die Umwälzungen war die periodische Verschiebung der magnetischen Polarität der Erde, die heute weitgehend erkannt worden ist, nachdem die neuesten Funde von in Felsen versteinerten magnetischen Streifen aus dem Meer emporgebracht worden sind.

In der Zeit von 1850 bis 1860 vermutete der Naturforscher P. L. Sclater, daß einmal ein Kontinent existiert haben mußte, der Afrika, Madagaskar und Indien miteinander verband und bis Sumatra reichte. Zoologisch baute er seinen Beweis auch auf das Vorhandensein der Lemuroiden auf. Das sind kleine Halbaffen, die auf Madagaskar und den benachbarten Inseln auf Bäumen leben, weshalb er für dieses Territorium den Namen "Lemuria" erfand. Seitdem ist in dieser Hinsicht viel Unsinniges veröffentlicht worden. Dabei wird auch behauptet, die Erdbewohner jener weit zurückliegenden Zeit hätten ihr Land kurz "Mu" genannt. H. P. Blavatsky hielt es für richtig, in ihrem Hauptwerk "Die Geheimlehre", die Bezeichnung Lemuria für jene größere Landmasse im Pazifik anzuwenden, die Jahrtausende hindurch in den Berichten der verschiedensten Völker dieser Erde beschrieben wurde. Ihr Buch gibt uns nicht nur eine beachtliche Menge Informationen, die aus vielen Quellen zusammengetragen wurden, sondern es bringt die allgemein bekannte, ursprünglich überlieferte Darstellung, nachdem all das, was an Dogmen und Ausschmückungen hinzugefügt worden war, weggelassen wurde. Sie zeigt uns das Bild des Menschen als gottähnliches Wesen, das den Prozeß der sich entfaltenden latenten, spirituellen und göttlichen Qualitäten durchläuft, während es durch sein Instrument, den menschlichen Körper, ein stoffliches Dasein fristet. In Übereinstimmung mit den Berichten der Mayas und anderen teilt sie uns mit, daß die gegenwärtige Woge der Menschheit die fünfte ist, wo Menschen in Erscheinung treten. Die dritte müßte auf Lemuria gewesen sein, und die vierte bewohnte einen Kontinent, den Plato in seinen Dialogen Kritias und Timaios Atlantis nannte. Seit jener Zeit hat das Thema von den untergegangenen Kontinenten jahrhundertelang Stoff für Schriftsteller geliefert, und jetzt gewinnt es durch die Berichte von neuen verblüffenden Entdeckungen wieder an öffentlichem Interesse.

Im Argosy vom November 19711 sind Bilder vom allerneuesten Unternehmen auf diesem Gebiet veröffentlicht worden. Sie zeigen Teile eines 550 m langen Steindamms, der in einer Tiefe von 5,5 m vor der Nordküste der Bimini-Insel - eine Insel der Bahamas - gefunden wurde. Man sieht deutlich, wie die großen Steine in einer zementähnlichen Masse eingemauert sind. Ein anderes Bild zeigt einen Taucher, der in tieferem Wasser über den Teil einer umgestürzten Marmorsäule schwimmt, die unter ihrer Korallenschicht geriffelt gewesen sei. In diesem Artikel wird angegeben, daß fünfzig solcher Säulen in der Karibischen See gesichtet wurden; einige davon standen noch aufrecht. Was die unterste Steinreihe eines Bauwerks von beachtlichen Dimensionen zu sein scheint, wurde in einigen Veröffentlichungen voreilig als 'Tempel' abgestempelt. Dieses Bauwerk bildet ein Rechteck mit den Seitenlängen 30 mal 18 m. Ein anderer Fund hatte noch zusätzlich einen 'Raum', der sich der Hauptmauer anschloß. Alle diese Bauwerke waren quadratisch angelegt und zumindest eines davon hatte einen Grundriß, der praktisch ein Ebenbild vom Gebäude der Mayas bei Uxmal in Yucatán ist: Es ist der sogenannte Schildkrötentempel, der sich tausend Meilen von der Bimini-Insel entfernt befindet. Was aber die Überreste der untergegangenen Bauwerke anbetrifft, so gibt es Teile einer anscheinend riesigen Mauer, die weit über das Bimini-Gebiet hinausgeht und vielleicht sogar die gesamten Bahamas umschließt. Diese Bauwerke sind beschrieben und einige auch fotografiert worden. Da sich der Sand jedoch ständig verlagert, ist es schwierig, deutliche Bilder zu erhalten. Manchmal sind die freigelegten Funde eines ganzen Tages am nächsten Tag wieder zugedeckt.

Das alles ist recht eindrucksvoll, doch wir müssen die Spreu vom Weizen trennen. Nicht jedes Buch, nicht jede Geschichte und nicht jede Abhandlung beruht auf Wahrheit. Zwei unternehmungslustige junge Männer, Robert Ferro und Michael Grumley, schrieben ein Buch, in dem ihre persönlichen Erlebnisse beim Tauchen vor Bimini zusammengefaßt waren. Ihrer Meinung nach gehörten die meisten Steinblöcke nicht zu der sie umgebenden Gesteinsschicht, sondern mußten Tausende von Meilen entfernt, aus Steinbrüchen der Anden stammen. Ein kleiner Stein, der zurechtgeschnitten war, zeigte, umgedreht, auf seiner Unterseite eine fast weiße Oberfläche. Klopfte man darauf, so gab es einen metallischen Klang. Dieser Stein gab den Fachleuten Rätsel auf.

Läßt man die fraglichen oder 'unglaublichen' Teile ihrer Aufzeichnungen beiseite, so lassen sich dennoch einige sachliche Hinweise finden, denn zu den neuesten Theorien gibt es auch einige interessante Kommentare, wobei angenommen wird, daß Platons Atlantis sich auf einer Insel im Mittelmeer befand, die um 1500 v. Chr. durch Vulkanausbrüche zerstört worden sein soll. Thera (Santorin) ist noch der Überrest davon. Ausgrabungen haben dort die Reste einer Stadt zutage gebracht, die der minoischen ähnlich ist. Der entscheidende Punkt für die Verfasser ist, daß gerade diese Theorie über ein Ägäisches Atlantis die Möglichkeit ignoriert, daß "wir heute vielleicht die Nachkommen einer viel älteren und ruhmreicheren Vergangenheit sind als wir es uns vorgestellt haben."

Diese Darstellung enthält tatsächlich vieles, was an Tradition in Indien, Nord- und Südamerika, Polynesien und an anderen Orten Jahrhunderte hindurch überliefert wurde.2 In diesen weltweiten Überlieferungen ist die Schilderung über eine Zivilisation mit höchsten technischen Errungenschaften enthalten, die dem moralischen Verfall ihres Volkes zum Opfer fiel. 'Gottlosigkeit', Ehrgeiz, Habgier, Hochmut und der zersetzende Einfluß übersteigerter Vergnügungssucht, wozu noch die Ausnutzung ihrer Mitmenschen kam, dominierten bei den Fähigkeiten ihrer Wissenschaftler und Ingenieure. Das umfangreiche Wissen, das in langer Zeit erlangt worden war, wurde zur Selbstverherrlichung benutzt, und so prallten die mißbrauchten Naturkräfte auf diejenigen zurück, die sie angewendet hatten. Die Schilderung dieser Begebenheiten erscheint in vielerlei Gestalt, erzählt aber immer wieder die gleiche Geschichte. Fest steht allerdings, daß das Absinken des Festlandes in jedem Fall eingetreten wäre. Es war einfach die Folge der sich verändernden Zyklen.

Frühere Ansichten der Geologen, es gäbe keine Anzeichen, daß im Atlantik einmal ein Inselkontinent bestanden habe, sind revidiert worden. Untersuchungen des Ozeans, die im Internationalen Geophysikalischen Jahr 1957 unternommen wurden, offenbarten, daß in der Mitte des Atlantik eine Bergkette existiert, die abzubröckeln scheint, wobei die abgebröckelte Materie zu Stein erhärtet und somit zur Bedeckung des Meeresbodens beiträgt. 1969 untersuchte eine ozeanographische Expedition, die von der Duke-Universität unterstützt wurde, den Meeresgrund der Karibischen See und entnahm Proben entlang der Aves-Bergkette, die sich von den Jungferninseln bis nach Venezuela erstreckt. Mehr als 50 Sonden enthielten Granit, ein vulkanisches Gestein, das sich nur dort bildet, wo die Verfestigung der geschmolzenen Materie in freier Luft vor sich geht. Mit anderen Worten, die Stellen wo die Proben entnommen wurden, müssen einst Teile eines Kontinents oder von Inseln gewesen sein, die über dem Wasserspiegel lagen.

Festgestellt wurde, daß dort der Meeresspiegel vor zwölftausend Jahren 165 Meter niedriger war als heute und daß die heutige Tiefe vom Schmelzen der Eisdecke herstammen kann. Doch diese Ansicht sollte im Zusammenhang mit anderen Dingen betrachtet werden. Zum Beispiel mit der Umgebung des Titicacasees in Peru, in 4300 Meter Höhe, an dessen Ufern die Ruinen von Tiahuanaco stehen, einer großen Stadt, die fast nur aus Steinblöcken gebaut wurde, von denen viele bis zu 200 Tonnen wiegen. Die umliegenden Berghänge sind zur Bebauung von Getreide oder ähnlichen Pflanzen terrassenförmig angelegt. Das Volumen des Sees hat sich verringert. Einst aber war dieser See ein beträchtliches Meer, was folgende Faktoren beweisen. Es gibt eine Menge Salz im unliegenden Gebiet. Im Wasser existieren einige Arten von Meeresweichtieren und anderen Lebewesen der Meere, wie das Seepferdchen, aber auch Arten, die im Süßwasser vorkommen. Am Ufer entlang ist eine Ablagerung von Calcium zu finden, wie sie gewöhnlich nur unter dem Meeresspiegel gefunden wird und die durch die Anwesenheit einer winzigen, kalkreichen Alge entsteht. Die weißlichen Ringe liegen manchmal bis zu 30 Meter über der Wasserlinie und markieren nicht nur den Rand des Seeufers, sondern laufen auch Hunderte von Meilen an den Bergen entlang. Wichtig ist dabei, daß die Ablagerung an den Bergen höher hinauf geht als am See. Da Wasser immer eine ebene Oberfläche hat, können wir nur annehmen, daß die Berge emporgestiegen sind und somit die beobachtete Verschiebung der Calciumlinie verursacht haben. Hinzu kommt noch, daß die Krustentierchen normalerweise auf der Meeresoberfläche gefunden werden, und die Kultivierung der Gemüsepflanzen bei Tiahuanaco dürfte kaum auf Terrassen, die weit oberhalb der Baumgrenze liegen, durchgeführt worden sein.

Somit können wir vermuten, daß dem karibischen Phänomen Ereignisse zugrunde gelegen haben, die überall vorkommen und die auch den Titicaca-See im südlichen Kontinent emporgehoben haben. Wäre es denn nicht auch möglich, daß Tiahuanaco aus dem gleichen Grunde vor zwölftausend Jahren plötzlich verlassen wurde, wie die Kulturstätten, an deren Stelle heute Mexiko-City steht, und nicht erst vor einigen hundert Jahren aus "geheimnisvollen Gründen"?

1928 wurde P. Coussin, ein französischer Schriftsteller, durch die Tatsache beeindruckt, daß dort, wo Plato die Lage für Atlantis angab, Spuren eines versunkenen Festlands gefunden wurden. Die Geologie verschafft uns die Möglichkeit, die Existenz einer jetzt unter Wasser liegenden Insel im Atlantik festzustellen. Doch auch noch andere Hinweise gibt es, die beachtenswert sind. Ähnliche Arten von Flora und Fauna, die auf heute noch existierenden, aber verstreut liegenden Inseln gefunden werden, lassen vermuten, daß es einst eine gemeinsame Landbrücke gab. Fünfzehn Arten von Meeresweichtieren wurden zum Beispiel in Westindien und an der Küste von Senegal gefunden, sonst aber nirgends. Eine der sechs Arten von Madreporaria-Korallen von der St. Thomas-Insel gibt es nur dort und auf den Florida-Riffen, während vier andere in den Bermudas zu finden sind. Das kann unmöglich einer Ausstreuung durch Meeresströmungen zugeschrieben werden, weil ihr Lebenszyklus im offenen Meer nur einige Tage erlaubt. Daher ist es logisch anzunehmen, daß es einst nur eine einzige Küste gab, die diese Stellen vereinigte und somit einen zusammenhängenden Gebietsstreifen für ihren Lebensraum darstellte. Das wäre dann ein Atlantischer Kontinent, der von einem Schriftsteller mit Spanien und Mauretanien in Nordafrika in Verbindung gebracht wird, der sich aber auch weit südwärts ausdehnt.

Viele Pflanzen und Tiere in Europa und Amerika sind in ihren Arten fast identisch, während die Gattung, der sie angehören, definitiv die gleiche ist. Man braucht nur an den behaarten Mammut zu denken und an das wollhaarige Nashorn, die zusammen mit anderen Arten der Fauna und Flora sowohl in amerikanischen als auch in europäischen Versteinerungen, und zwar innerhalb des gleichen Zeitalters, ihre Spuren hinterlassen haben. Funde in den sogenannten Bad-lands von Nebraska zeigen, daß das Pferd seinen Ursprung in Amerika hat, obwohl zur Zeit von Kolumbus kein Pferd mehr nachzuweisen war. Fossile Reste des Kamels wurden in Indien, Afrika, Südamerika und in Kansas ausgegraben - die Lamas und Alpacas von heute sind Abweichungen des Kamels.

Was die Pflanzen anbetrifft, so ist der Hauptteil der blühenden Pflanzenfossilien sowohl in der Neuen Welt als auch in den Erdschichten der Schweiz gefunden worden. Vor 1492 wurde in Amerika Baumwolle angepflanzt und Herodot (5. Jahrhundert v. Chr.) beschreibt schon die Schönheit dieser Pflanze, die auch in Indien wuchs.

Das weitverbreitete Vorkommen charakteristischer Kunstmotive und religiöser Legenden unter Völkern, die durch Zeit und Meere getrennt sind, deuten auf eine gemeinsame Abstammung hin. Tempel und Stelen sind stumme Zeugen und künden von der Existenz der Einweihungszentren, wo jenen, die es wert waren, die Gesetze gelehrt wurden, welche Tod und Wiedergeburt, die zusammengesetzte Natur des Menschen und die Wechselbeziehung der Erde und ihrer Menschheit zu den Sternen lenken. Sie lernten die Symbolsprache zu gebrauchen: das Kreuz, manchmal in Verbindung mit einem heiligen Vogel und dem gekreuzigten Erlöser; die Schlange der Weisheit und der Ewigkeit; das Ei der Zeit und des Universums; das alles waren bedeutsame Symbole mit einer tiefgründigen philosophischen Bedeutung, die in der ganzen Welt zu finden waren.

Nicht uninteressant sind die alten Überlieferungen der Inder, Perser und anderer, die von einem unermeßlich großen, handeltreibenden Reich erzählen, das sehr wohlhabend war und große technische Errungenschaften besaß, dann aber im Ozean unterging. Eine der indischen Purânen weist darauf hin und beschreibt eine Luftschlacht zwischen zwei Kämpfern. Dabei werden nicht nur die Sanskritbezeichnungen für "Luftfahrzeuge" gebraucht, sie erläutern auch den Unterschied zwischen den Fahrzeugtypen. Eines wird als schnell und sehr manövrierfähig angegeben, das andere als groß, langsamer und relativ schwerfällig. Wie konnten sich die Verfasser dieser Schrift solche Dinge jemals vorstellen ohne Prototypen gesehen zu haben? Dabei darf nicht vergessen werden, daß viele dieser indischen Sagen lange Zeit hindurch mündlich überliefert waren, bevor sie niedergeschrieben wurden.

Beide Erzählungen, die von Plato und auch die Hinduschrift berichten vom Land des Nârâyan, "Herr der Gewässer" (entspricht Poseidon), und vermuten die Existenz zweier Gebiete - das eine ist ein gewaltiger Kontinent, möglicherweise größer als Europa und Asien zusammen, das andere ist sein kleiner Überrest, der zurückblieb, nachdem das Mutterland in geologischen Erhebungen und Senkungen aufgespalten wurde; Vorgänge, die sich über längere Zeit hinzogen und Hunderttausende von Jahren vor unserer Zeit sich ereigneten.

Die Funde von Bimini und Umgebung, die jetzt veröffentlicht wurden, könnten zur Insel Platons gehören, die wir auch Poseidonien nennen können. Möglicherweise gehören sie auch zu einer Vor-Olmec-Kultur von Amerika, die auf jenem Teil des kontinentalen Schelfs existierte, das sich von Florida bis zu den Bahamas ausdehnte, und das sich, wie der Verfasser eines Artikels behauptet, vor Tausenden von Jahren senkte.

Bei diesen Überlegungen haben wir noch nicht einmal das Problem der Sprachen aufgegriffen und sind auch nicht auf die Einzelheiten der Legenden und ihrer Symbole, die auf beiden Seiten des Atlantik gefunden wurden, eingegangen.3 Es scheint unbedingt notwendig zu sein, unsere Gemüter für die kommenden neuen Entdeckungen offen zu halten und frei von jeglichem Vorurteil, das aus dem Glauben entstand, daß die Kapazität und Mentalität des Menschen vor Jahrtausenden, im Vergleich zu uns heute, geringer gewesen sei. Eine der vorgefaßten Meinungen, die wir ablegen müssen, ist die, daß die Zivilisation Europas sich gegenwärtig auf dem Höhepunkt dessen befindet, was für den Menschen auf diesem Planeten erreichbar ist. In unserer vergessenen Vergangenheit mag es viele solcher Höhepunkte gegeben haben, wobei nicht wenige, in spiritueller Hinsicht, uns weit voraus waren.

Man sollte nicht glauben, daß die Geschichte des Menschen auf dieser Erde geradlinig verläuft, es wäre besser, sie als Spirale zu betrachten, die sich mit Auf- und Abwärtswindungen vorwärts bewegt und sich über viele Länder und Zeitalter hindurch erstreckt. Genauso regelmäßig wie Ebbe und Flut, so entstehen und verschwinden Welten. Es ist wie der regelmäßige Wechsel von Tag und Nacht, Schlaf und Wachsein. Genauso entflammte sich das menschliche Bemühen manchmal zu reichen Zivilisationen, worauf wiederum fruchtlose Perioden folgten, wo es schien als seien alle schöpferischen Impulse tot. Über die Wüste aber wehen die Winde der Läuterung; und gleichermaßen weckt der Strom der inneren Sehnsucht in unseren Perioden des Brachliegens die Inspiration auf, um schließlich wieder neue Zivilisationen hervorzubringen. Alle zusammengefaßten Bemühungen drücken unterschiedliche Aspekte des menschlichen Genius aus, in dessen Mittelpunkt sich eine Seele befindet, die gelegentlich von spirituellen Feuern erleuchtet wird.

Fußnoten

1. Atlantis: The Legend is Becoming Fact (Die Legende wird zur Tatsache), von Robert Marx. [back]

2. Louis Jacolliot schrieb ein interessantes Buch mit dem Titel: Histoire des Vierges: Les Peuples et les Continents Disparus, Paris, 1874. Es ist eine Sammlung mündlicher und schriftlicher Überlieferungen von Völkern aus vielen, weit voneinander entfernten Gebieten, die über die Bewohner versunkener Erdteile im Pazifik und im Atlantik berichten. [back]

3. Siehe Sunrise, Heft 5 und 6/1969 und Heft 1/1970 bezüglich der Diskussion dieses Themas und anderer Aspekte, die hier nicht erwähnt sind. [back]