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Aus eingegangenen Briefen – Los Angeles & Romiley

Los Angeles, Kalifornien, 26. Juli 1967

Viele Patienten in den Irrenhäusern haben Halluzinationen. Sie hören Stimmen und haben Visionen verschiedener Art, so wie ein Alkoholiker im delirium tremens. Sie haben wenig oder keine Kontrolle über diese Zustände, die wie ein plötzlicher Anfall kommen, schreckliche Hirngespinste und Gesichter nach sich ziehen und darüber hinaus für den Beobachter mit einer Planmäßigkeit aufzutreten scheinen, die man nicht begreifen kann. Man fragt sich, ob nicht die Einnahme von Drogen in irgendeinem früheren Leben eine zugrundeliegende Ursache sein kann.

Die Verwendung von Haschisch im Osten, im Westen jetzt verdrängt durch Marihuana, von Opium in China und in manchen Ländern Südamerikas der Genuß gewisser Pilze, das alles trug meines Erachtens zur Entartung der religiösen Sitten bei. Die Priester bedienten sich dieser Opiate, um sich den Anschein von höherem Wissen zu geben und höhere Kräfte zu erwecken, ohne die Selbstdisziplin erlangt zu haben, die zum Eintritt in das "Himmelreich" erforderlich ist, was ursprünglich die "Mysterien" bedeutete. Durch den Gebrauch solcher Mittel beschleunigten sie nur die Tätigkeit gewisser Drüsen, aber auf unnatürliche Weise. Das Nervensystem wurde dadurch angeregt, ohne daß der Körper und das Gehirn vorbereitet waren, mit den zusätzlich freigewordenen Kräften fertig zu werden und diese richtig zu koordinieren.

Heute werden Bände über den Genuß von Narkotika geschrieben, vom LSD bis zu anderen, vermeintlich "das Gemüt weitenden" Chemikalien, die einen Trancezustand bewirken. Die Unbedachten jedoch, die sich aus Sensation, oder um ihren Kummer zu vergessen, oder, wie manche törichterweise glauben, um 'Gott oder das Wirkliche zu schauen', mit diesen Dingen befassen, werden wahrscheinlich sehen (hoffentlich nicht zu spät), daß sie die normale Funktion ihres Drüsensystems geschädigt haben. Die Hypophyse und die Zirbeldrüse sind zum Beispiel für solch einen Eingriff außerordentlich empfindlich.

Ein Berichterstatter war zweieinhalb Jahre in verschiedenen Irrenanstalten tätig, um die Ursachen und Wirkungen geistiger Verwirrungen beobachten zu können. Er kam zu dem Schluß, daß der zuchtlose und wahllose Gebrauch solch starker Chemikalien durch unsere Jugend Kräfte in Bewegung setzt, die sie in künftigen Leben außerordentlich schwer wird lenken können, geschweige denn in der gegenwärtigen Inkarnation. Manche hören zu, wenn in einer Unterhaltung diese Idee zum Ausdruck gebracht wird, aber andere sagen, es sei Unsinn, an eine Folge von Leben in verschiedenen Umgebungen und Personen zu glauben. Doch wie oft habe ich einen Patienten beobachtet, der seine Bibel studierte, in der Hoffnung, Vergebung oder zumindest ein Ende seines Leidens zu erlangen.

In der Offenbarung heißt es: "Wer überwindet, den will ich zum Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er soll nicht mehr hinausgehen." Hinaus, wohin? Sicherlich bedeutet 'hinaus' hier auf die Erde, in die Welt, in der wir jetzt leben, uns bewegen und unsere Erfahrungen machen. Wenn sich eine Raupe in ihren eigenen Kokon einspinnt, aus dem sie, ohne gestorben zu sein, wieder zum Vorschein kommt, um in einer weniger dichten, ebenso schönen wie vorher häßlichen Form dahinzufliegen, was hindert uns daran anzunehmen, daß der Mensch der Gegenwart von den dichteren Formen mit der Zeit in einen spirituelleren Zustand übergehen wird? Ist der Mensch weniger als eine Raupe?

Der Meister Jesus zeigte uns den Weg: Er erklärte, Ihr seid Götter! Aber täuschen wir uns nicht, man kann den Körper nicht mit Narkotika und Rauschgiften mißhandeln, ohne die Folgen zu ernten. Jene, die mit der Menge gehen wollen, um nicht als "Miesmacher" angesehen zu werden, werden genauso und in vollem Maße dafür bezahlen. Die Warnung, daß "was immer wir säen, wir auch ernten müssen" wäre lächerlich, wenn die Natur nicht Vorkehrungen treffen würde, daß wir von neuem leben, und zwar nicht nur, um die unvollendete Ernte einzubringen, sondern auch, um in der Lage zu sein, gute Samen zu säen.

Was brauchen wir heute am meisten? Immer mehr Methoden, um unseren Verstand zu erweitern und Euphorien zu induzieren? Irgend etwas, das uns davon befreit, unseren Verpflichtungen hier und jetzt ins Gesicht zu sehen? Oder brauchen wir ein gesundes Wissen über den Zweck und die Bestimmung des Menschen? Ein Verstehen, daß wir dazu hier sind, um gegen die Feinde des Fortschrittes zu kämpfen, so wie wir es schon tausende Male getan haben, und daß man von uns erwartet, daß wir in der Zukunft tausende Male hier auf den Platz unserer Pflicht zurückkehren, bis wir eines Tages Götter geworden sein werden, die wir im Inneren sind. Wenn diese Zeit kommt, werden wir es nicht mehr nötig haben, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir versuchen können Gott oder das Wirkliche mit Hilfe künstlicher Mittel zu finden.

 

William Jennings

 

 

 

 

 

Romiley, Stockport, England 22.8.1967

Es ist immer wieder erstaunlich, in den umlaufenden Publikationen das tiefe Interesse an religiösen Themen zu sehen. Dennoch scheinen sich viele auf ihrer Suche nach einem mehr geistigen Sinn des Lebens, als dem, der ihnen auf dem üblichen Weg angeboten wird, sehr allein zu fühlen. Mir kommt der Gedanke, und vielleicht sehen wir es eines Tages alle so, daß der Meister Jesus damals, während der "vierzig Tage in der Wüste", im kosmischen Maßstabe die gleichen Prüfungen durchmachte, wie wir sie in unserem bescheidenen menschlichen Maßstab durchlaufen, nämlich die Prüfung, ob wir imstande sind, an den Prinzipien festzuhalten, an die wir glauben und durch die wir spirituelles Selbstvertrauen gewinnen.

Selbstverständlich können wir alle voneinander lernen. Gelegentlich vielleicht das Gegenteil von dem, was wir lernen wollten! So wie niemand das Leben eines anderen für ihn leben kann, so ist es fraglich, ob es weise ist, einem anderen zu raten, welchen Weg er später einschlagen soll, denn wenn es ein Ziel im menschlichen Dasein gibt, ist die Richtung (soweit wir es selbst gestatten) von unserem Vater im Himmel, unserem Höheren Selbst oder unserem Schutzengel - man kann es nennen wie man will - beständig vorgezeichnet. Wir übersehen gerne, daß der wahre Pfad in unserem eigenen Herzen liegt. Hier muß unsere individuelle Quelle der Inspiration und der Führung gesucht werden.

Äußere Beziehungen sind natürlich wichtig, denn die Menschheit bildet eine Bruderschaft ohne Rücksicht auf viele störende Erscheinungen. Viel wichtiger sind jedoch die inneren Bande. Dort ist ein Teil jedes menschlichen Wesens, der nicht nur direkt mit allen anderen menschlichen Wesen verbunden ist, sondern der seinerseits einen Aspekt des Universums bildet. Dieser Aspekt ist näher und inniger mit uns verbunden, als unsere eigene Haut. Und obwohl es nur einen Pfad gibt, ist der Weg dahin für jeden Menschen verschieden. Wir können weder jemanden auf unseren Weg mitnehmen, noch können wir den Fußstapfen anderer folgen. Wir sind auf uns selbst gestellt, jeder ist ein Pilger mit seinem eigenen 'dharma' oder mit seiner besonderen inneren Pflicht, die er erfüllen muß. Doch paradoxerweise werden wir, wenn wir diesem Pfad folgen, was in Praxis bedeutet, daß wir die uns übertragene Pflicht aufnehmen, und wenn die Handlung aus unserem besseren Ich kommt, das für die Wegweiser der Führung empfänglich ist, wobei das selbe edlere Selbst versucht den Weg zu zeigen, dann werden wir zu einem Licht für unsere Mitmenschen. Doch nur, wenn wir nicht danach trachten ein solches Licht zu sein, und wenn wir immer im Gedächtnis behalten, daß der härteste Arbeiter die geringsten Resultate sieht, weil er nicht nach ihnen ausschaut.

Wir werden wahrscheinlich nie das ganze Muster der Evolution, in dem wir einer der Einschüsse oder einer der Längsfäden sind, kennen lernen. Wir können aber dessen sicher sein, daß, wenn wir nicht gerade jetzt und hier an diesem Platz wären und unsere bestimmte karmische Strähne beitrügen, das Gewebe des Lebens ein Loch hätte.

 

E. A. Holmes