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Atlantis – Tatsache oder Fabel? 1. Teil

Das Unerforschbare treibt mit unserem Forschungseifer eine Art Versteckspiel. Es bietet scheinbare Anhaltspunkte und Ziele, hinter denen sich, wenn wir sie erreicht haben, neue Bereiche der Vergangenheit eröffnen, so wie es dem Reisenden ergeht, der an der Küste entlangfährt und kein Ende für seine Reise findet, denn hinter jeder von den Sanddünen gebildeten Landzunge, die er umfährt, zeigt sich neues Land und neue Fernen locken ihn. - Thomas Mann

 

 

 

Die unter vielen alten Völkern weit verbreitete Überlieferung, daß es einst einen jetzt unter dem Meere versunkenen Kontinent gab, den Plato Atlantis nannte, ist auf ihre Möglichkeit und Unmöglichkeit in allen Schattierungen überprüft worden. Die Überlieferung könnte in vier Hauptargumente gegliedert werden. Das erste Argument wäre, daß die Geschichte von Atlantis nur eine Fabel oder eine Mythe ist, wie diejenige vom goldenen Zeitalter, wobei berichtet wird, daß die Menschen großes Wissen besaßen, aber wegen Macht, Reichtum oder Hochmut ihre Seele verloren. Das zweite wäre, daß sie eine Legende ist, die von ganz alltäglichen Menschen handelt, die im Verlaufe der Zeit zu Wesen wurden, die weit über dem gewöhnlichen Durchschnitt standen. Drittens kann sie eine Geschichte zur Warnung vor den Gefahren des Irrglaubens, des übertriebenen Ehrgeizes und der hemmungslosen Rücksichtslosigkeit gewesen sein. Viertens könnte auch angenommen werden, daß sie nur von Plato ersonnen wurde, um einen bestimmten Gedanken über Staatsphilosophie zu bringen oder um ihn zu erläutern. Diese letzte Annahme erklärt jedoch nicht, warum sich Plato deshalb bis zu den kleinsten Einzelheiten mit Dingen hätte befassen sollen, die die Regierung des Landes betreffen. Zum Beispiel mit der Rekrutierung für das Militär oder mit der fremdartigen Architektur und den Baumaterialien. Eine so ausführliche Behandlung scheint für eine gut fundierte Untermauerung genauer Informationen zu sprechen.

Was sagt Plato nun eigentlich? Der scharfsinnigste aller griechischen Philosophen berichtet uns, daß sein Vorfahre Solon, der Athenische Gesetzgeber (640-558 v. Chr.) einige Zeit in Ägypten zubrachte. Vor allem in Sais, einer Stadt, die mit Athen auf das engste verbunden war. Dort wurde ihm von einem alten Priester erzählt, daß sich die vorgeschichtlichen Athener der Invasion einer "gewaltigen Macht, die schonungslos ganz Europa und Asien angriff", entgegengestellt haben.

Diese Macht kam vom Atlantischen Ozean her. Damals nämlich war das Meer dort fahrbar, denn vor der Mündung, welche ihr in eurer Sprache die Säulen des Herakles heißt, hatte es eine Insel, welche größer war als Asien und Libyen zusammen, und von ihr konnte man damals nach den übrigen Inseln hinübersetzen, und von den Inseln auf das ganze gegenüberliegende Festland, welches jenes recht eigentlich so zu nennende Meer umschließt. Denn alles das, was sich innerhalb der eben genannten Mündung befindet, erscheint wie eine bloße Bucht mit einem engen Eingang, jenes Meer aber kann in Wahrheit also und das es umgebende Land mit vollem Fug und Recht Festland heißen. - Timaios (Übersetzung von Franz Susemihl)

Das Geheimnis um Atlantis hat schon immer die breite Masse gefesselt. Nur die Männer der Wissenschaft haben bis vor kurzem gezögert, sich ernsthaft mit einem so zweifelhaften Gegenstand zu befassen. Hier sollen nun einmal Betrachtungen angestellt werden, ob es möglich ist, daß Atlantis viel mehr eine Tatsache denn eine Fabel sein kann. Vorerst müssen die physischen Voraussetzungen, wie sie damals waren, festgelegt werden. Wir betrachten dabei das Beweismaterial, das wir kürzlich durch Forschungen auf dem Meeresgrund erhalten haben. Später befassen wir uns dann damit, welche archäologischen und sprachwissenschaftlichen Hinweise es vielleicht gibt.

Vor einigen Monaten gab es auf einem Kongreß, der unter der Schirmherrschaft der UNESCO in Moskau stattfand, aufsehenerregende Veröffentlichungen. Über 1 700 Ozeanographen aus siebenundfünfzig Ländern konnten hören, daß das Magnetfeld der Erde in Intervallen von einer halben Million bis zu einer Million Jahren seine Polarität völlig ändert. In diesen Zyklen des Wechsels verschwindet das magnetische Feld "10 000 Jahre lang." Während dieser Zeit ist der Planet ohne seinen Schutzschild und der Bombardierung von solaren und anderen kosmischen Kräften und Substanzen ausgesetzt, deren Wirkungen ungeheuer sind. Dabei wurde berichtet, daß 5 000 Proben vom Meeresgrund darauf hinweisen, daß sich solche magnetischen Umkehrungen vor ungefähr 700 000 und 900 000 Jahren und auch vor 1 900 000 und 2 400 000 Jahren ereigneten und daß nicht nur der Atlantische Ozean eine unterseeische Gebirgskette hat, die durch seine ganze Länge verläuft, sondern, daß ähnliche Gebirgsketten jeden Ozean durchqueren. Neues Gestein wird dadurch gebildet, daß es seitlich von den Gebirgsketten herabrieselt und sich auf dem Boden des Meeres ansammelt. Nach dieser Theorie hebt sich der Meeresboden auch jetzt noch an manchen Stellen, wobei Berge hochgeschoben werden, was an anderen Stellen Einstürze verursacht. Wenn die Basaltmasse jung ist, so ist sie, dieser Auffassung nach, polarisiert. Wird das Gestein älter, so "versteinern" die Linien des Magnetfeldes oder prägen sich im Felsen ein. Die Proben zeigten beträchtliche polare Veränderungen, woraus man schließen kann, daß das magnetische Feld der Erde von Zeit zu Zeit sich verlagert hat.

Aus den Proben war noch mehr zu entnehmen, denn zwischen dem aus dem Meer emporgebrachten Basalt befand sich auch Granit und sonstiges Gestein, das sich nur außerhalb des Wassers als Ergebnis vulkanischer Tätigkeit bildet. Sir Edward Bullard, Leiter der Abteilung für Geodäsie und Geophysik an der Universität Cambridge, meint, daß neben der Entdeckung der magnetischen Veränderungen die damit verbundene "Auffindung kontinentaler Gesteinsschollen inmitten des Ozeans von Wichtigkeit ist, denn diese müssen von Inseln stammen, die sich viel mehr aus altem Granit, als aus dem jungen Basalt des Meeresbodens zusammensetzen." Zum Beispiel ist die Inselgruppe, die Seychellen genannt wird, vom geologischen Standpunkt aus, "abgesehen von der Größe, in allem anderen ein Kontinent." Sir Edward hält es für wahrscheinlich, daß es sich noch bei anderen ozeanischen Gebieten erweisen wird, daß sie einmal Kontinente waren. Auf dem Lande entstandene Felsen sind deutlich daran zu erkennen, daß sie viel weniger magnetisch sind als Felsen, die sich im Ozean gebildet haben.

In diesem Kongreß erfuhr man auch von Arbeiten, die gemacht worden waren, um den strukturellen Übergang der Erde vom Festland zum Meer zu erforschen. Magnetische Messungen zeigen, daß die alte vortertiäre Schichtenfaltung der Berge in West-Europa bis über den kontinentalen Schelf hin verfolgt werden kann ... wo sie plötzlich aufhört. Die Schichtenfaltung von jüngeren Ketten, wie bei den westlichen Anden, konnte jedoch magnetisch den ganzen Weg, bis in den Ozean hinein, verfolgt werden.

Betrachtet man die neuesten Seekarten, so kann man erkennen, daß in gewissen Gebieten durchaus die Möglichkeit besteht, daß Massive vom Festland und große Inselschollen auf den Meeresboden gesunken sind, weil anderswo Erhebungen stattgefunden haben. Das würde besonders für den Atlantik zutreffen, der einer der aktivsten Teile des Globus ist, soweit es sich um vulkanische Tätigkeit und Erdbeben handelt. Auf der Karte, die die Nationale Geographische Gesellschaft in ihrer Monatszeitschrift vom Oktober 1967 veröffentlichte, werden Gebiete im Indischen Ozean angegeben, die mit alten indischen Überlieferungen darin übereinstimmen, daß die Insel Ceylon nur die übriggebliebene nördliche Spitze eines Landes ist, das einst viel größer war. Und erst letztes Jahr haben Archäologen und Ozeanographen mit der Kamera im Pazifik seltsame, aus dem Felsen gemeißelte Säulen entdeckt, auf denen Schriften eingraviert sind. Sie hatten die Kamera 55 Meilen von der Küste Perus entfernt in 6 000 Fuß Tiefe hinabgelassen.

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Bildtext: Dies ist eine Karte von Amerika und der Weg nach China, wie ihn die Menschen sich damals vorstellten. Ein alter Seefahrer zeichnete die Karte für König Heinrich VII. im Jahare 1500.

Gleichzeitig mit diesen allgemeinen Theorien, die man keineswegs einstimmig akzeptierte, wurde auf dem gleichen Kongreß von Dr. Robert S. Dietz, vom Amt für wissenschaftliche Umweltforschung in Washington, eine andere Theorie vorgebracht. Es war die alte Behauptung, daß vor Hunderten von Millionen Jahren mindestens zwei gewaltige Kontinente existierten. Nämlich Laurasia (Laurentisches Massiv) (in der nördlichen Hemisphäre) und Gondwana (im Süden). Diese begannen vor 150 000 000 Jahren auseinanderzubersten und seitdem hat es ohne Zweifel Länder in vielerlei Formen und Größen gegeben. Von besonderem Interesse war der Hinweis, daß einige unserer gegenwärtig existierenden Kontinente früher als Teile eines Ganzen genau zusammenpaßten. So scheinen zum Beispiel Afrika, Europa und die beiden Teile Amerikas ehemals miteinander verbunden gewesen zu sein. Es gibt dabei nur verhältnismäßig kleine Lücken. Das alles ist die neueste Version einer Theorie, die 1912 erstmals von Alfred Wegener vorgebracht worden war. Damals nahm man an, daß die Kontinente sich verschieben. Diese Theorie wurde dann wieder fallen gelassen und jetzt abgeändert wieder dahingehend aufgenommen, daß der Meeresboden sich bewegt und nicht die Kontinente sich verschieben.

Um aber wieder mehr auf die Geschichte von Atlantis zurückzukommen, so wäre zu sagen, daß das Interesse wieder belebt wird, weil Professor Anghelos Galanopoulos, ein griechischer Gelehrter, vor einigen Monaten bekannt gab, daß er den ursprünglichen Ort gefunden habe, auf den Plato seinen Bericht über Atlantis gründete. Er bezog sich auf Santorin (oder Thera), eine Insel im Ägäischen Meer, die ungefähr um 1400 v. Chr. bei einer vulkanischen Eruption zerstört wurde. Diese Katastrophe war größer als die Krakatau-Katastrophe im Jahre 1883, denn das weit zurückliegendere Ereignis vernichtete die kretische Zivilisation und Ugarit in Syrien. Die Auswirkungen waren bis Afrika, Europa und Asien zu spüren. Eine Expedition amerikanischer und griechischer Wissenschaftler erweiterte diese Theorie, als sie auf Thera (ein übriggebliebener Rest vom Vulkanausbruch von Santorin) eine unter der vulkanischen Asche begrabene, ziemlich gut erhaltene Stadt im kretischen Stil entdeckten, sowie Gebeine von Haustieren. Überreste von Menschen wurden bis jetzt nicht ausgegraben. Während Atlantis bisher als Fantasiegebilde geringschätzig behandelt wurde, beeilen sich moderne Experten, nun Thera als den Ort zu identifizieren, den Plato mit seiner Insel meinte.

Wenn Thera auch wirklich der Platz einer hoch entwickelten kretischen Kolonie oder ein unabhängiger, von dem minoischen Kreta stark beeinflußter Stadtstaat gewesen sein mag, so scheint doch kein Grund zu bestehen, mit Professor Galanopoulos und der obigen wissenschaftlichen Gruppe übereinzustimmen, daß es sich dabei um Atlantis handelt. Um das Datum 1400 v. Chr. mit Plato in Einklang bringen zu können, möchten sie, daß er, - oder war es Solon? - der doch bei all seinen Arbeiten immer so sorgfältig gewesen war, die ägäische Insel weit größer angegeben haben sollte und daß er außerdem noch unbekümmert den 900 Jahren eine Null angehängt hätte, nur um damit auf die 9 000 Jahre vor Solon zu kommen, nämlich auf die Zeit, in die Plato die Schlacht zwischen den Überlebenden von Atlantis und den Athenern legte, und in die die schreckliche Katastrophe fiel, die Atlantis widerfuhr.

Es gibt aber viele triftige Gründe, Platos Insel tatsächlich an einer anderen Stelle zu suchen. Lewis Spence schrieb in seiner Einführung zu einer der Ausgaben von Ignatius Donnellys Buch:

In Donnellys Werk werden wir in wahrhaft eindringlichen Worten ermahnt, an Platos Bericht festzuhalten. Das ist tatsächlich das Fundament, auf dem die ganze Forschung über Atlantis aufgebaut ist, und wenn wir uns auf andere Angaben stützen, oder Atlantis anderswo als in den von Plato angegebenen Breiten suchen, bleibt unser Forschen von Anfang an fruchtlos.

Nebenbei bemerkt, Donnellys Buch Atlantis: The Antediluvian World1, das ursprünglich 1882 veröffentlicht wurde und kürzlich kartonniert wieder erschienen ist, wurde von Gelehrten geringschätzig beurteilt. Sie fanden, daß einige Details nicht stimmten, ignorierten aber dabei die zahlreichen Tatsachen in bezug auf die Vegetation, das Tierleben, die geologischen Formationen und die weite Verbreitung gewisser symbolischer Motive.

Wenn wir uns auf das ägäische Gebiet konzentrieren, wie wir es nach Professor Galanopoulos tun sollten, so lassen wir eine Anzahl wichtiger Umstände außer acht, die ohne die Vorstellung, daß ein Kontinent jenseits des Mittelmeeres untergegangen sein kann, unerklärbar sind. Diese Diskrepanz bezieht sich auf die Existenz verwandter Flora und Fauna, sowie auf ähnliche Felsformationen oder Schichten in Teilen von Afrika, auf den Inseln des Atlantik und in Teilen Amerikas. Beachtenswert sind auch gewisse gleichartige kulturelle Anlagen und künstlerische Motive, die, neben religiösen Symbolen auf Bauten in Nord- und Süd-Amerika, in Ägypten und im ganz alten China anzutreffen sind. Was aber vielleicht das Wichtigste ist, wenn Thera tatsächlich der Ort für das einstige Atlantis gewesen sein soll, dann sind die Gezeiten der Ozeane außer acht gelassen worden.

Den Beweis, den Professor Hapgood in seinem kürzlich erschienenen Buch2 brachte, wollen wir schließlich auch nicht vergessen. Er weist darauf hin, daß sehr wahrscheinlich 15 000 bis 20 000 Jahre vor unserer Zeit eine Nation mit überragender technischer Begabung existiert hat, die entweder die Welt beherrschte oder einen weltweiten Handel trieb. Zu dieser Folgerung kommt er durch das Studium alter Seekarten. Die ältesten davon zeigen eine Kartographie von größter Genauigkeit und offenbar von Erfahrenheit. Viel später waren Karten von geringerer Kunstfertigkeit in sie eingezeichnet worden. Danach erhielt er noch anderes Material, das seine Anschauungen bestärkte und ihn veranlaßte, seine Schlußfolgerungen zu veröffentlichen. Besonders sollte auf die Ausgrabung der Cuilcuilco-Pyramide, in der Nähe der Stadt Mexiko, aufmerksam gemacht werden. Sie ist ein Beweis dafür, daß eine großartige Zivilisation vor über 7 000 Jahren dort gewesen sein muß. Später werden wir uns noch ausführlich mit den Überresten von Teotihuacán befassen, der größten Metropole in Amerika, die bereits alt und verlassen war, als die Azteken sie fanden und von der man heute annimmt, daß sie etwa 6 000 Jahre alt ist. In diesem Zusammenhang kann man vielleicht annehmen, daß Platos Äußerungen über einen großen Kontinent jenseits der atlantischen Inseln auf Amerika hinweisen könnten.

In einem späteren Dialog fügt Plato in Kritias dem spärlichen Rahmen seines Berichtes noch eine Beschreibung der Zivilisation hinzu, die 9 000 Jahre vor der Zeit des Solon zerstört wurde. Er schildert die herrliche Hauptstadt mit ihren verschwenderisch geschmückten Gebäuden, die mit Verkleidungen aus verschiedensten Metallen versehen waren. Darunter gab es Kupfer, Bronze und kostbares Zubehör, die ohne Rücksicht auf Kosten und auf die Schwierigkeit, sie aus den Erzen zu gewinnen, verwendet wurden. Da waren Tempel und ein riesengroßer Palast aus rotem und schwarzem Stein, in einer architektonischen Form, die sich vom griechischen Stil gänzlich unterschied. Die pyramidenähnlich auslaufende Spitze war dabei sehr beliebt. Das Ganze erinnert an die "zyklopische" Bauart, von der es heute noch Überreste gibt, die in verschiedenen Teilen der Welt verstreut sind. Es gab auch einen riesigen Kanal, 101 Fuß tief, 606 Fuß breit und 1 250 Meilen lang. Die Ebene, die die Hauptstadt umgab, war von Bergketten umrahmt. Das stehende Heer zählte über eine Million Mann, und die Flotte 240 000 Mann auf über 1 200 Schiffen.

Aus all den Einzelheiten geht eines hervor - Plato scheint von zwei Schauplätzen mit den gleichen, charakteristischen kulturellen Merkmalen zu sprechen: Der eine, ein gewaltiger Kontinent, "größer als Libyen und Asien zusammen"; der andere wurde als eine Insel beschrieben, die etwa so groß war wie das Land, auf dem die Hauptstadt des größeren Gebietes stand. Es ist die kleinere Insel, die wahrscheinlich ein Überrest des größeren oder Mutterkontinentes gewesen ist. Plato berichtet, daß von da aus die Europäer angegriffen wurden, wodurch ein Krieg mit den vorgriechischen Athenern entstand, in der Zeit, als die Insel etwa 11 000-12 000 Jahre vor unserer Ära im Atlantik versank.

Platos Schilderung berichtet uns außerdem, daß Atlantis nach einem Plan regiert wurde, wobei es in zehn Königreiche aufgeteilt war, die unter einem Hauptregenten vereint waren. Dieser stammte, wie die untergeordneten Könige, von Atlas ab, dem Sohne Poseidons. Crantor, der dreiunddreißig Jahre nach Plato starb und als einer seiner besten Kommentatoren gilt, berichtet, daß zu seiner Zeit die ägyptischen Priester in Sais griechischen Reisenden gewisse Säulen oder Pfeiler zeigten, auf denen die Geschichte von Atlantis eingraviert war und besonders Einzelheiten vom Krieg mit den prähistorischen Athenern. Sais wurde damals so häufig von Griechen besucht, so daß kaum ein Zweifel besteht, daß man Plato zur Rede gestellt hätte, wenn mit der von ihm gegebenen Schilderung nicht tatsächlich Ägypten gemeint gewesen wäre. Dessen ungeachtet ziehen es unsere modernen Archäologen vor anzunehmen, diese Sache beziehe sich auf einen Bericht über eine minoische Niederlage aus der Zeit der Pharaonen der Ramsesdynastie.

 

(Fortsetzung folgt)

Fußnoten

1. Ignatius Donnelly: Atlantis, die vorsintflutliche Welt. Deutsch von Wolfgang Schaumburg. 1911, Verlag von Franz Gutzmann, Eßlingen. [back]

2. Maps of the Ancient Sea Kings (Karten der alten Könige des Meeres) besprochen in SUNRISE, deutsche Ausgabe, Heft 2/1969. [back]