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Die Ursprünge des alten Amerikas – II.

Die Mayas träumten,

Die Mexikaner beteten,

Die Inkas bauten.

- Book of Indians

 

 

 

Vor Ankunft der Spanier war die Stadt Pachacamak, ungefähr 15 km von Lima, Peru, entfernt, eine Art Mekka für die alten südamerikanischen Kulturen. Obgleich sie von den Inkas übernommen wurde, war sie zweifellos mehrere hundert Jahre vor ihrer Zeit entstanden. Ihre Ruinen bedecken ein Gebiet von ca. 2200 Morgen, und in ihrer Blütezeit mußte sie einen prächtigen Anblick geboten haben: Tempel, Pyramiden ca. 75 m hoch, Altäre und mit Gold, Silber und Juwelen verkleidete Statuen. Als die Bewohner dieser Städte des Altertums hörten, daß die Spanier kommen, entfernten sie alle Wertgegenstände von ihren Gebäuden und vergruben sie irgendwo in dem nahegelegenen Lurin Tal. Die Spanier fanden daher nur einzelne verstreute Stücke. Trotz unmenschlicher Folterqualen gaben die Indianer ihr Geheimnis nie preis. Bevor die Spanier diese Stätten verließen, erfuhren sie jedoch, daß der hölzerne Tempel von Wira Kocha mit Nägeln aus Gold zusammengefügt war. Sie verbrannten ihn daher und bargen, der Überlieferung nach, beinahe eine halbe Tonne dieses Edelmetalls. Die Spanier entdeckten auch ein Versteck mit Silber, das so reichhaltig war, daß sie ihre Pferde damit beschlugen. Alles, was heutzutage nach Jahrhunderten wilder Räubereien und verantwortungsloser Grabungen in Pachacamak verblieben ist, sind Haufen aufgeworfener Erde, Stapel entweihter menschlicher Knochen und Schutt. Im Jahre 1929 hat eine Gesellschaft einen Tempel unter Verwendung von Dampfschaufeln niedergerissen, um nach Beute zu suchen! Doch schließlich hat eine Regierung, wenn auch verspätet, die Aufgabe übernommen noch weitere Zerstörungen zu verbieten. Der große Schatz wurde nie entdeckt.

Schichten von Gräbern liegen übereinander bis zu einer Tiefe von zehn und mehr Metern. Jede Schicht stellt eine andere Epoche in der Geschichte dieser alten Kultur dar. In einem dieser Gräber wurde ein alter Wandteppich gefunden, in welchem eine Anzahl Symbole eingewebt waren, die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Symbolen der Hethiter in Kleinasien aufweisen. Ein weiteres Geheimnis, das noch der Lösung harrt. Aber es gibt viele Geheimnisse: die Volksstämme der weißen Indianer, der Ursprung des Maises, die gigantischen Ruinen; und Parakas, jene peruanische Kultur, deren Gräber mit den ausgesuchtesten Geweben, Ornamenten und Gebrauchsgegenständen ausgestattet wurden - sowie die Knochen von Lamas mit fünf Zehen anstatt zwei, wie bei der heute existierenden Gattung!

Ein Faktor, der bei der zeitlichen Bestimmung des zivilisierten Lebens oft übersehen wird, sind die ungeheuren Zeitspannen, die erforderlich sind, um Getreide, Früchte und andere Pflanzen aus ihrem wildwachsenden Zustand in die veredelte Form zu entwickeln, in der sie bei fortschrittlichen Völkern bekannt sind und von ihnen verwendet werden. Dies trifft besonders für die Mayas, Azteken und Inkas zu, denn ihre Landwirtschaft war sehr weit fortgeschritten. Viele Kulturpflanzen bedürfen ständiger Pflege, sonst fallen sie wieder in ihre wild wachsende Art zurück. Mais, der sich nicht mehr von selbst fortpflanzen kann, würde tatsächlich aussterben, wenn er nicht mehr angebaut würde. Sein Ursprung ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Von den Indianern wurde er, wie aus ihren Gräbern ersichtlich ist, seit vielen Jahrtausenden verwendet.

Von den Amerikanern des Altertums wurde auch Tierzucht betrieben. Es wurde der mexikanische Truthahn gezüchtet, der, nebenbei bemerkt, bei uns in den U. S. A. das Thanksgiving Dinner ist, und der nicht aus unserer einheimischen Art besteht, die nie mit Erfolg gezüchtet werden konnte. Die Ente, der Hund, das Meerschweinchen, das Lama und das Kamel wurden, um nur einige zu nennen, ebenfalls gezüchtet. Die Azteken hielten sogar Vögel in großen Käfigen, die sie wegen der herrlichen Federn in ihren Zeremonien verwendeten. Jedoch die Neue Welt besaß seltsamerweise bis zur Ankunft der Spanier weder Pferde, Ochsen, Rinder oder Schafe noch kräftige Zugtiere, die dem Menschen helfen konnten.

Welche Zeitspanne könnte man wohl der Entwicklung der Landwirtschaft in der Neuen Welt geben? Oder wurden vielleicht Pflanzen bereits in ihrer veredelten Art hierher gebracht? Das kann schwerlich zutreffen, denn was die Alte Welt betrifft, so sind viele amerikanische Lebensmittel nur dort zu finden. Wie lange wurden Mais, Kartoffeln und andere Nahrungsmittel verwendet, nachdem sie in der veredelten Form auftraten? Dasselbe Argument gilt für ausgestorbene Tiere, die erwiesenermaßen mit Feuerwaffen erlegt wurden: über welche Zeiträume wurden diese Tiere von Menschen gejagt, bevor sie ausstarben? Kann es denn möglich sein, daß wir auf die Bauern des Altertums gerade erst dann stoßen, wenn sie ihre Landwirtschaft entwickelt hatten; oder daß der Mensch der Frühzeit erst anfing prähistorische Tiere zu jagen, als sie im Aussterben begriffen waren?

Die meisten Indianer in Nord- und Südamerika haben charakteristische Eigenschaften, die wir im allgemeinen mit Völkern in Verbindung bringen, die schon eine Entwicklung durchgemacht und die Stufen ihres zivilisierten Lebens nicht mehr vor sich haben. Wenn diese Völker auch oft ein einfaches nomadisches oder bäuerliches Leben führten, so hatten sie dennoch häufig hochentwickelte Sprachen und erinnerten sich in allen Einzelheiten an Legenden und religiöse Bräuche, die zweifellos aus einer fortgeschritteneren Vergangenheit stammten. In der Berechnung dieser zurückliegenden Zeit stellen moderne Forscher Daten fest, die in den meisten Fällen völlig unzureichend sind, weil wir bis zu einem Höhepunkt zurückgehen müssen, der unsagbar lange vorher erreicht gewesen sein muß, und wenn wir die wahre Lebensgeschichte der Rasse feststellen wollen, dann müssen wir noch weiter darüber hinaus, zu noch weiter vorhergegangenen Zeitperioden zurückgehen.

bild_sunrise_41966_s120_1Wenn Überreste eines Steinzeitalters gefunden werden, so nehmen die Anthropologen im allgemeinen an, daß in dem betreffenden Gebiet oder auch in benachbarten Regionen der Mensch erst lange nach diesem Datum eine Zivilisation entwickelte. Wenn wir jedoch heutzutage Umschau halten, finden wir Völker grundverschiedener Entwicklungsstufen; primitive Völker, die sich am Anfang ihrer Erfahrung als Rasse befinden; andere, die weiter fortgeschritten sind und noch andere offensichtlich dekadente Völker, die alle nebeneinander leben. Warum müssen wir daher annehmen, daß dies in der Vergangenheit anders war? Der Grund liegt darin, daß wir durch allgemeingültige Theorien zwangsläufig die schrittweise Entwicklung des Menschen aus dem Zustand der Wildheit zu seinem fortgeschrittenen Stadium voraussetzen. Alle hohen Kulturen dürfen nicht vor einer gewissen Zeitperiode erscheinen, um für ein Entwicklungsstadium Zeit zu haben, die nach unserer Auffassung erforderlich war. Dieses Argument trifft besonders für den amerikanischen Kontinent zu, weil in der allgemeinen Vorstellung dort alle Rassen in solch bemerkenswerter Isolierung lebten. - Man nahm daher an, daß es ihnen nur durch ihre eigenen Anstrengungen möglich war allmählich und ohne Hilfe zu ihrer Größe aufzusteigen. Es ist für uns jedoch außerordentlich schwierig Fälle zu finden, in denen primitive Völker, auf sich selbst angewiesen und ohne Führung, einen kulturellen Höhepunkt erreichten. Kolonisation, Eroberungen, der Einfluß von Verbindungen, Handel: das alles hat stets zu einer Vermischung der Völker geführt, und eventuell zu einem goldenen Zeitalter - nicht jedoch zu Isolierung oder sogenannter Reinheit der rassischen Abstammung.

War die Neue Welt so isoliert wie viele Forscher behaupten? Bevor man diese Frage in Angriff nimmt, müssen einige weitere Tatsachen in Erwägung gezogen werden, die an sich eine Erklärung bieten können, jedoch in ihrer Gesamtheit einige Zweifel aufkommen lassen, nämlich, daß die Bering Straße der einzige Weg war, auf welchem Einflüsse diese Kontinente erreichten. Es wurden bereits Wurfhölzer (Bumerangs), Speerwerfer und andere Geräte genannt, die von den frühesten Zeiten an in Amerika und Australien gebräuchlich waren. Weiter hinzuzufügen sind Sandmalereien, terrassenförmige Bewässerungsanlagen, aus Planken zusammengefügte Kanus und das Blasrohr, wie sie hier westlich des Pazifiks und Südwestasiens verwendet wurden. Genau die gleichen Panflöten, wie jenseits des Wassers, wurden in der Neuen Welt ebenfalls gefunden. Mumifizierungen nahm man in Peru, Ägypten und anderwärts vor. In bestimmten Gebieten Amerikas hat der Webstuhl "dieselben Arbeitsvorrichtungen" wie in der Alten Welt. An mehreren Stellen wurden Götzenbilder und Bilderschriften gefunden, die Elefanten und Löwen mit Mähnen zeigten, wie sie auf dem amerikanischen Kontinent niemals existierten. Dr. Gordon F. Ekholm, vom American Museum of Natural History in New York, weist darauf hin, daß das parcheesi Spiel in Indien dem mexikanischen patoli sehr ähnlich ist. Sowohl in Asien als auch auf dem amerikanischen Kontinent wurde die Lotusblume in stilisierter Form verwendet, in Ägypten übrigens auch.

Die Streitfrage geht nun dahin, ob diese und andere Errungenschaften hier auf Grund der Voraussetzungen der Theorie von der Wanderung über die Bering Straße unabhängig erreicht wurden, oder ob diese Leistungen, wie es jetzt wahrscheinlicher zu sein scheint, teilweise in der ferneren Vergangenheit oder auch vor verhältnismäßig kurzer Zeit über die Meere mit herübergebracht wurden. Dieser Punkt ist wichtig, denn sobald man zugibt, daß die Neue Welt von Übersee her besiedelt wurde, ist die uneingeschränkte augenblickliche Erklärung über das frühere Leben Amerikas in Gefahr. Es ist seltsam, aber entspricht den Tatsachen, je weiter wir vom Jahr 1 unserer Zeitrechnung zurückgehen, desto mehr nahm die Schiffahrt zu und wurde immer verwegener, und nicht umgekehrt. Die Ägypter umsegelten Afrika und führten Handel mit Indien. Schon im Jahre 2500 v. Chr. segelten die Phönizier nach England, um dort ihr Zinn zu holen. Schiffe verkehrten regelmäßig zwischen China, Indien und anderen Ländern im fernen Osten. Es ist daher kein gar so großer Schritt, sich vorzustellen, daß die amerikanischen Küsten von beiden Richtungen besucht wurden, und daß ein kultureller Austausch stattfand.

Es gibt einige wenige Wissenschaftler, die freimütig behaupten, daß die Alte und Neue Welt von Zeit zu Zeit miteinander in Verbindung standen. Dr. George Carter von der John Hopkins Universität glaubt, daß Mais ca. 2000 v. Chr. auf dem amerikanischen Kontinent, wahrscheinlich von Asien her, Eingang fand. Amerikanische Baumwolle scheint eine Kreuzung von Arten aus der Alten und Neuen Welt zu sein und muß in Peru vor dem Jahre 2300 v. Chr. zuerst angebaut worden sein, denn wir haben noch Proben aus jener Zeit. Im 5. Jahrhundert n. Chr. erreichte der chinesische Buddhist Hwui Shan diese Küsten, und über seine Reise wird in den Annalen des Reiches für das Jahr 499 n. Chr. berichtet. In Pale Ink befaßt sich Henriette Mertz hiermit im einzelnen und bezieht sich auf eine frühere chinesische Reise im Jahre 2250 v. Chr.! Dr. Ekholm macht auf Ähnlichkeiten zwischen den Gebräuchen auf dem amerikanischen Kontinent und in Siam, Kambodscha und Birma aufmerksam. Alle benutzten den Thron für ihre Könige und verwendeten Sonnenschirme und Fächer. Sie betonten, daß die Welt aus vier Teilen bestände, was in Peru als die "vier Ecken der Welt" bezeichnet wurde. Die Hindus verwendeten diese Symbole ebenfalls.

Ruth Verrill findet auf sumerischen Tafeln sorgfältige Angaben über eine Reise nach einem Kontinent, der unmißverständlich auf Amerika hindeutet. Die Blütezeit der Sumerer war in Mesopotamien zwischen dem dritten und vierten Jahrtausend v. Chr. Sie führt mehrere hundert sumerische Worte an, die im Altperuanischen genauso buchstabiert werden und dasselbe bedeuten. In Sachuayacu, Peru, und auch in Bolivien fand man zwei Steintafeln mit Inschriften von 22 Buchstaben, die "ohne Schwierigkeiten" als die am Ganges gebräuchliche Wortform des Altsumerischen "identifiziert" wurden. Eine Schreibart, die im 19. Jahrhundert n. Chr. auf den Oster Inseln, über 3000 km westlich von Chile verwendet wurde, ähnelt den Schriftbildern in Ekuador und es mag unglaublich klingen, auch Schriften aus dem Indus-Tal des Jahres 2500 v. Chr.

Wir können daher nicht länger glauben, daß die amerikanischen Indianer von der übrigen Welt vollkommen isoliert waren. Es liegen zu viele Beweise vor, die auf Impulse hindeuten, die von Ländern jenseits des Atlantischen und Pazifischen Ozeans herrührten. Hauptsächlich die ausgestorbenen Zivilisationen, wie die Sumerer, die Bewohner des Indus-Tals, die Khmer aus Südostasien, die Steine wundervoll bearbeiten konnten und sogar auf Kreta (Maya-Schriftbilder und das kretische lineare A benutzen nach Pierre Honore gleiche Buchstaben).

Es besteht auch eine ins Auge fallende Verwandtschaft mit der Symbologie Ägyptens, Mesopotamiens und Chinas, die Tausende von Jahren zurückgeht. Ein Topf, der kürzlich in Ekuador gefunden wurde, kann mit japanischen Arbeiten etwa aus der Zeit von ca. 3000 v. Chr. nach der Beurteilung des Smithsonian Instituts in Verbindung gebracht werden.

Doch dies sind bestenfalls Einflüsse. Niemand behauptet, daß die Neue Welt durch Einwanderer aus diesen Gegenden der Alten Welt im Altertum besiedelt wurde, sonst müßten engere rassische, sprachliche und andere Bindungen mit dem heutigen Asien und Europa bestehen. Wenn Edgar Howard recht hat, sind diese nicht vorhanden, denn die derzeitigen Sprachen der amerikanischen Rassen unterscheiden sich sehr voneinander und von der übrigen Menschheit, auch wenn alte Inschriften seltsame Ähnlichkeiten aufzeigen. Forscher erklären diese Verschiedenheit damit, daß nach ihrer Meinung die Rassen in Amerika so vollständig von dem Rest der Welt und voneinander abgeschnitten waren, daß sie 160 verschiedene Sprachstämme und über 1200 bisher vorgefundene Dialekte entwickelten. Dies ist nicht sehr überzeugend, denn, wie bereits erwähnt, offenbart ein überwältigendes Beweismaterial, daß zahlreiche Verbindungen untereinander und mit Zivilisationen auf anderen Kontinenten bestanden und die verschiedenen Eigenschaften doch beibehalten wurden. Mit einfachen Worten: auch wenn die Amerikaner anscheinend durch die Alte Welt beeinflußt wurden, beweisen die vielen Merkmale, die nur sie besitzen, daß die meisten ursprünglich nicht von dort hergekommen sein konnten. Wenn das jedoch nicht der Fall ist, woher kamen sie dann?

Die bemerkenswerte Übereinstimmung der Indianer selbst in der Frage ihres Ursprungs geht sicherlich nicht auf Zufall zurück. Beinahe alle Indianer glaubten, daß ihre Vorväter den amerikanischen Kontinent von der See aus erreicht hatten. Die Mayas und Azteken glaubten, daß Quetzalcoatl, ihr "bärtiger weißer Gott", in einem Schiff aus dem Osten kam, wobei er in Mittel-Amerika an einer Stelle landete, die in der Nähe des heutigen Vera Cruz liegt. Die Hopis, Zunis und andere sprechen davon, daß ihre Vorväter über das Meer "schrittweise" (von Insel zu Insel) kamen. Man könnte eine imposante Liste von Beweismaterial zusammenstellen, das diese Auffassung bestätigt, es wird jedoch den Überlieferungen der Menschheit geschichtlich kein großer Glaube beigemessen. Das ist in der Tat erstaunlich, denn in einer Anzahl von Fällen ist ihre Richtigkeit erwiesen, wie z. B. in Homers berühmter Sage im Falle Trojas und Kretas, dem Land des Minotaurus mit seinem Labyrinth oder Irrgarten. Dieses Symbol findet man auch bei den Hopis, Pimas und anderen Indianern der Vereinigten Staaten.

Es ist bedauerlich aber verständlich, daß die Wissenschaftler die Idee von den versunkenen Kontinenten und unter dem Wasser befindlichen verlorenen Zivilisationen unterschätzen. Die Unmenge unzuverlässigen Materials, das auf diesem Gebiet veröffentlicht wurde, hat dieser Idee einen schlechten Ruf eingebracht. Außerdem würde eine solche Vorstellung die Zivilisation in Zeitperioden zurückdatieren müssen, in denen nach Meinung der Wissenschaft die menschlichen Wesen mehr Tier als Mensch waren. Immer mehr ernsthafte Denker kamen jedoch zu der Annahme, daß ein untergegangenes "Atlantis" eher Tatsache als Märchen ist. Sie glauben, es sei ein notwendiges Verbindungsglied, um die Geschichte des Menschen und seine Vorgeschichte zu erklären. Die Theorie besteht darin, daß vor sehr langer Zeit Kontinente existierten, wo heute der Atlantische und der Pazifische Ozean sind. Diese Kontinente enthielten ihre eigenen Rassen, Zivilisationen und Sprachen, die von denen der Arier sehr verschieden waren. Nach dieser Theorie begannen diese zusammenhängenden Kontinente im Laufe vieler Tausende von Jahren zu versinken und in Einzelgebiete zu zerfallen, wobei Teile von Europa, Asien und Amerika über dem Wasser erschienen. Die Völker der alten Länder begannen nach den sich über dem Meer erhebenden Gebieten auszuwandern, nicht alle auf einmal, sondern möglicherweise während vieler tausend Jahre, wobei sie ihre zahlreichen Sprachen, Gebräuche und Fertigkeiten mitbrachten. Plato bezieht sich in seinem Criton und Timaeus auf eines der letzten dieser untergegangenen Gebiete. Er spricht von Kriegen zwischen den Vorfahren der Griechen und den Eindringlingen von jenseits der Säulen des Herkules.

Nach Professor Charles J. Ryan1, müssen sich die atlantischen Wanderungen nach vielen Richtungen hin verteilt haben: Europa, Asien, Amerika, sogar Afrika (einschließlich Ägypten, das beinahe 'über Nacht' von einem primitiven Dasein zu einer Entwicklung emporstieg, die es ermöglichte, den Nil umzuleiten und gigantische Gebäude aus dem härtesten Granit entstehen zu lassen). Die Naturkatastrophen, die die Inseln von Atlantis untergehen ließen, müssen die Menschheit so unauslöschlich beeindruckt haben, daß Geschichten von Sintfluten, im Wasser versunkenen Kulturen, von Archen und Noahs sich beinahe in jedem Teil der Welt erhalten haben. Das Verschwinden ihres Heimatlandes kann dazu geführt haben, daß einige dieser wandernden Völker lange Zeitperioden hindurch in einem unentwickelten Zustand blieben. Wenn man bei dieser Vorstellung das Vordringen der Vergletscherungen durch die Eiszeit berücksichtigt, so haben wir vielleicht eine Erklärung für die hervorragenden prähistorischen künstlerischen Arbeiten und für die Schädeldecken mit kranialer Kapazität, die man in Europa und anderwärts fand und mit "primitiv" abtat, wie z. B. den Cro-Magnon Menschen, der überhaupt nicht primitiv gewesen sein muß, wie allgemein angenommen wird.

Geologen behaupten, daß eine "geringe Verwerfung" der Erdoberfläche beinahe zwangsläufig eine Erhebung gewisser Gebiete der Erde und ein Versinken anderer bewirkt. Solche Bedingungen lagen während der Eiszeiten vor. Die Eismassen waren so dick, daß nach den Ausführungen von Macgowan "sie die Teile der Erde, welche sie bedeckten etwas eindrückten." Möglicherweise war dies die Zeitperiode, als die älteren Landsysteme allmählich zerfielen und die "neuen" Kontinente der heutigen Welt aufzutauchen begannen. Und zu welcher Höhe haben sich einige dieser neuen Länder erhoben! In Peru befinden sich Reste hoher Kulturen jetzt so hoch über dem Meeresspiegel, daß in der dünnen Atmosphäre beinahe nichts mehr wächst. Als diese Bauten errichtet wurden, muß das Gebiet ganz offensichtlich niedriger gelegen haben und die Lebensbedingungen müssen günstiger gewesen sein, obgleich eine derartige logische Schlußfolgerung der heutigen wissenschaftlichen Auffassung widerspricht.

In diesem Zusammenhang würde die Ähnlichkeit zwischen den mongoloiden Völkern Asiens und denen der Neuen Welt nicht besagen, daß die letzteren aus Asien kamen, sondern daß sowohl die amerikanischen Indianer als auch ihre asiatischen "Vettern" vielleicht von gemeinsamen Vorfahren abstammen, der atlantischen Wurzelrasse, die sich sowohl nach Europa und Asien als auch nach Amerika ausbreitete. Die hauptsächlichen Ähnlichkeiten der Alten und Neuen Welt in Kunst, Architektur und der allgemeinen Symbologie können auch aus einer Zeit stammen, in der die großen Ozeane die späteren zwei Welten noch nicht trennten, wo die sagenhaften Kontinente mit ihren Zivilisationen existierten, während Teile unserer augenblicklichen Landmassen noch von Wasser bedeckt waren. Als sich die Völker dieser sinkenden Kontinente in verschiedene Richtungen verstreuten, nahmen sie einen Teil ihres "atlantischen Erbes" mit sich, wie Bräuche und Fähigkeiten, die uns jetzt, jenseits dessen, was Atlantik und Pazifik wurde, seltsam und verworren erscheinen. Zweifellos wurde der amerikanische Kontinent später von den Chinesen, den Ainus aus Japan, den Hindus, den Wikingern, möglicherweise den Phöniziern und sogar den Ägyptern, Sumerern und anderen besucht. Und auch diese Verbindungen hinterließen "Eindrücke" in der Neuen Welt. Vielleicht haben andererseits Forscher aus diesen Kontinenten die Alte Welt besucht und außerhalb des kleinen Bereichs der uns bekannten Geschichte, ihre Eindrücke in früheren Zeitperioden hinterlassen, als der immerwährend sich drehende Globus vielleicht bereits so bekannt war, wie dies heute der Fall ist.

Welche Schlußfolgerung können wir nun über den Ursprung der verschiedenen Völker der Neuen Welt ziehen? Sicher kamen einige der vorindianischen Völker aus Asien über die Bering Straße. Später benutzten wahrscheinlich einige andere nordamerikanische Stämme, einschließlich der Eskimos, diesen Weg. Auf ähnliche Weise können prähistorische Menschen über eine jetzt beinahe verschwundene südpazifische Brücke nach Südamerika eingewandert sein. Spätere Impulse mögen in derselben Richtung aus Südostasien erfolgt sein. Aber alle diese Wanderungen, so behauptet Dr. G. von Purucker, waren "Tropfen" im Vergleich zu der großen Masse, die über andere Verbindungswege zu einem weit früheren Zeitpunkt einströmte. Nach meiner Überzeugung muß bei weitem die Mehrzahl der Indianer auf dem amerikanischen Kontinent atlantischer Abstammung gewesen sein. Sie erreichten unsere Küsten während der letzten hunderttausend Jahre oder schon wesentlich früher in verschiedenen Wellen aus Ländern, die jetzt im Atlantischen und Pazifischen Ozean versunken sind.

Welchen Einfluß hätten diese Ideen auf die heutige Auffassung der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, falls sie akzeptiert würden? Sie würden natürlich unsere Zivilisationsperiode, die nach der Darwinschen Auslegung lediglich auf vier- oder fünftausend Jahre geschätzt wurde, auf zehn- oder sogar hunderttausend Jahre ausdehnen, weit vor die "Sintflut", auf frühere kontinentale Staatsformen voll pulsierenden Lebens. Das würde unsere Darstellungen mit den universalen Überlieferungen in Einklang bringen, mit jenen Rassenerinnerungen, die oft von Forschern als Aberglauben, bzw. als "Lispeln der Menschheit in ihrem kindhaften Zustand" abgewertet werden. Diese Ideen würden zeigen, daß der Mensch in der Tat älter ist als die Berge, die nicht von solcher Dauer sind.

Eine neue Betrachtungsweise der Evolution würde die Theorie ersetzen, daß sich der Mensch ohne Hilfsmittel erst kürzlich mit "Zähnen und Klauen" vom Tier zu einem Wilden und zu einem zivilisierten Wesen emporgekämpft hat. Denn wie ein Feuer wird eine Zivilisation fast immer durch ältere Feuer entzündet. Eine Fackel muß weitergegeben werden, oder Feuerstein und Stahl müssen zusammenkommen. Der Geist erstrebt das Allerletzte. Wenn Zivilisation Feuer ist, wie kam die erste Flamme zustande? Wer ersann den Zivilisationsprozeß? Lebten zu Beginn höhere Wesen unter den Menschen, die ihnen die Künste und Wissenschaften lehrten? Die Mythen fast aller Völker berichten, daß dies der Fall war.

Fußnoten

1. Notes on the Place of Atlantis in World Evolution [back]