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Gespräche am runden Tisch: Hierarchien des inneren und des äußeren Raumes

Stephen: Seit unserer letzten Diskussion über Hierarchien und über die Idee, daß es über dem Menschen stehende lebende Wesen mit verschiedenartigen Eigenschaften oder unterschiedlichen Graden geben könnte, genau wie es unter dem Menschen stehende Reiche gibt, spiele ich mit dem Gedanken, daß wir vielleicht zu irgendeiner Zeit einmal den Atomen ähnlich waren. Wenn das der Fall ist und wir es fertig brachten die menschliche Stufe zu erreichen, was kann uns dann hindern, uns weiter zu entwickeln und schließlich wie die Sonne, oder selbst wie die Sterne zu werden?

Jack: Die eigentliche Frage ist meiner Meinung nach die, ob wir fähig sein werden, unsere menschliche Stufe erfolgreich zu durchschreiten. Gewiß, wir machen in der Eroberung des äußeren Raumes gewaltige Fortschritte, aber ich muß mich in bezug auf uns selbst fragen, wohin wir streben, und was dann weiter ist?

Dan: Nun ich finde, daß es ein erregender Gedanke ist, wenn man sich vorstellt, daß wir eines Tages eine Sonne werden! Gewiß, es ist unorthodox, aber dynamisch, und umsomehr, wenn man es vom anderen Ende der Stufenleiter aus betrachtet: Wenn die Sonne tatsächlich dadurch eine Sonne wurde, indem sie sich durch die unter ihr liegenden Reiche emporentwickelte, dann war sie vielleicht vor vielen Zeitaltern einmal ein Mensch!

Vorsitzender: Aber nur, wenn wir dabei an das Bewußtsein, an den lebendigen Funken des Göttlichen, der die Formen beseelt, denken, und nicht an die Formen selbst. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied, der im Auge behalten werden muß, denn physische Körper, ihre Gestalt und Größe als solche, sind, verglichen mit den Qualitäten der Erkenntnis, untergeordnet. Angenommen, das Gott-Bewußtsein im Kern unserer gegenwärtigen Sonne mußte sich in irgendeinem weit zurückliegenden Zyklus, sagen wir in einem früheren galaktischen Zeitalter, vorwärtstasten und um Einsicht und Licht abmühen. Es könnte dabei durch eine Phase des Wachstums gegangen sein, die mit unserer menschlichen Stufe verglichen werden könnte, aber hätte es sich dabei unbedingt in einem Vehikel aus Fleisch verkörpern müssen? Warum sollten wir annehmen, daß für den Ausdruck empfindenden, intelligenten Lebens unbedingt die menschliche Form notwendig ist?

Wenn wir an die unendlichen Möglichkeiten des Göttlichen glauben, gibt es nichts, das die gesamten Atome im Raum hindert, sich vollkommen zu entwickeln. Wir sind seit Jahrhunderten so daran gewöhnt unsere Erde, unsere Sonne und unseren menschlichen Körper als die einzigen Bereiche zu betrachten, in denen sich Leben und Bewußtsein offenbaren können, daß es uns außerordentlich schwierig wird, sich vorzustellen, daß andere Sonnensysteme möglicherweise ihre eigene Art hochentwickelter Formen des Lebens entfaltet haben. Glücklicherweise lassen viele unserer Astronomen diese egozentrischen Begriffe fallen und erwägen nicht nur wie viele Millionen Sterne dem unsrigen ähnliche Planetensysteme haben könnten, sondern weisen darauf hin, daß Tausende, vielleicht Millionen dieser Planeten 'bewohnbar' sein könnten, weil sie imstande sind 'Leben' aufrecht zu erhalten - und sie beschränken dieses Leben nicht unbedingt darauf, wie wir das 'Leben' auf Erden kennen. Und was noch bedeutsamer ist, sie weisen nachdrücklich auf die Möglichkeit hin, daß es in den Milchstraßen "höhere empfindende Wesen" auf einer "intellektuellen oder spirituellen Stufe" geben kann, die der unseren entspricht.

Unsere wissenschaftlichen Führer werden tatsächlich Philosophen und wahre Metaphysiker und kommen bei ihren Forschungen und in manchen Fällen auch durch ihre außergewöhnlichen Folgerungen der Art und dem Zusammenhang nach, zu einem Grad der Erkenntnis, der "Meta-Wissenschaft" oder "Para-Wissenschaft" genannt werden könnte - ein Wissen, das "jenseits" von oder "über" den äußeren Phänomenen oder Erscheinungen liegt. Viele konzentrieren sich natürlich fast ausschließlich auf den äußeren Raum, aber hier und dort befassen sich einige intuitiv ernstlich mit jenen Bereichen des inneren Raumes, die der Erforschung in der Zukunft harren.

 

Dan: Die Idee fesselt mich, besonders wenn man richtig darüber nachdenkt. Ihrer Meinung nach könnte unsere erhabene Sonne vor langer, langer Zeit so wenig spirituelles Bewußtsein oder menschliche Weisheit gehabt haben, wie wir heute. Der Gedanke, daß sich die Sonnen und Milchstraßen möglicherweise durch ihre eigene Not der Verwirrung und der Unwissenheit hindurcharbeiten mußten, gibt einen gewissen Auftrieb. Vielleicht hatten sie damals so wenig Anhaltspunkte, wie wir heute, aber irgendwie müssen sie es geschafft haben, sonst stünden sie nicht an ihrem jetzigen Platz. Wenn es ein natürliches Fortschreiten gibt, dann werden die Atome unseres Körpers eines Tages alle "Menschen" und wir Menschen könnten Sonnen sein und die Sonnen wiederum....

Marie: Wenn Dan recht hat, dann ließe sich damit die fast endlose Zahl der jetzt existierenden Milchstraßen erklären. Genau wie es heute Millionen Menschen gibt, von denen jeder die Möglichkeit hat einmal eine Sonne zu werden, könnte es vor Zeitaltern, als unsere Sonne durch ihre "menschliche" Stufe ging, Millionen "Sonnen-Menschen" oder "Menschen-Sonnen" gegeben haben.

Paul: Plato sagt in einem seiner Dialoge - es kann in seinen Gesetzen gewesen sein - etwas darüber, daß die Seele der Sonne ein Gott sei und wie ich glaube, führt er den Gedanken weiter aus und deutet an, daß das Innerste der Sterne und des Mondes und selbst der Erde eine Seele ist oder Seelen sind und deshalb, sagt er, sollten auch diese als Götter betrachtet werden.

Fred: Glauben Sie wirklich, daß die Sonne oder, wie Plato folgert, die Seele der Sonne einst menschlich gewesen sein könnte?

Vorsitzender: Vergessen Sie nicht, daß wir nicht an die Sonne als eine physische Kugel denken, sondern als ein lebendes Wesen, ein Über-Bewußtsein, das unsere Sonne als sein gegenwärtiges Vehikel benützt, um sich auszudrücken, genau wie wir unseren Körper als Werkzeug für unsere Tätigkeit auf Erden benützen.

Es gibt einen alten Grundsatz, der lautet, daß alles im Kosmos irgendwann einmal ein Mensch war oder auf dem Wege ist, ein solcher zu werden. Wenn das, zumindest im Prinzip, wahr ist und vorausgesetzt, daß wir nie vergessen, uns den 'Menschen' als Repräsentanten eines verbindenden Teiles irgendwo zwischen dem atomistischen und dem galaktischen Bewußtsein vorzustellen, dann können wir sagen, daß alles, was bewußtseinsmäßig 'über' dem menschlichen Reich liegt oder 'höher' ist als dieses, in irgendeinem früheren Zyklus der Erfahrung durch die 'menschliche' Bewußtseinsstufe gegangen sein muß; und alle Dinge, die gegenwärtig im Bewußtsein 'unter' uns stehen oder uns 'untergeordnet' sind, wie die Tiere, die Pflanzen und so weiter, bereiten sich vor, wie der 'Mensch' zu werden.

Diese Ideen sind übrigens gar nicht so fantastisch, wie sie anfänglich erscheinen. Ich will Ihnen eine Stelle aus Harlow Shapley's kürzlich erschienenem Buch Of Stars and Men vorlesen, das Sie wahrscheinlich kennen, nachdem es in der Presse, im Radio und im Fernsehen so allgemein bekannt gemacht wurde. Indem er von den verschiedenen Korrekturen, die wir in unserem Denken vornehmen müssen spricht, wenn wir mit den vielen neuen Einblicken Schritt halten wollen, die uns unsere neuen wissenschaftlichen Entdeckungen in bezug auf den Ursprung des Universums gewähren, schreibt er:

Eine fünfte Berichtigung könnte im Bereich des Psychologischen oder in der "negativ materiellen" Welt erfolgen, oder einem jener phantastischen Gebilde, in dem unsere Metagalaxis nur ein Atom in irgendeinem Überuniversum ist; oder in dem ebenso seltsamen (und gleicherweise möglichen) Dasein, in dem unsere Elektronen die Milchstraßen in irgendeinem mikroskopischen Universum bilden, das unter unseren Grenzen und unserer Erkenntnis liegt.

- p. 114

Der Mensch ist nichts und doch alles. Verglichen mit den unendlichen Bereichen des Raumes mögen wir wie ein Stäubchen Sternenstaub erscheinen; aber mit dem Auge eines Atoms gesehen, können wir an Macht und Größe tatsächlich gleich einer Milchstraße sein. Nein unsere Rolle als menschliche Wesen ist wahrscheinlich nicht allzu wichtig, aber sie ist auch nicht unbedeutend. Kennen wir uns nicht selbst als selbstbewußte, denkende Wesen, die die Prüfungen der niedrigeren Reiche erfolgreich durchschritten haben? Und besitzen wir nicht eine, wenn auch noch so schwache, Erkenntnis, daß wir das Potential eines Gottes in uns tragen, der sich eines Tages als eine Sonne oder als ein Stern verkörpern kann?

Alles ist relativ und alle Dinge stehen zueinander in Beziehung. Wenn die Sterne einst wie die 'Menschen' waren und sich wie wir entschlossen von halber Unwissenheit zu einem immer vollkommeneren Bewußtsein ihrer Göttlichkeit vorwärts tasteten, warum sollten dann nicht selbst die Atome, die unseren physischen Körper zusammensetzen, eines Tages die 'menschliche' Stufe erreichen? Und weiter, wenn der Drang zu wachsen anhält und beständig ist und die wenigen Strebenden immer mehr zunehmen, nicht unbedingt mengenmäßig, aber an Umfang des Erkenntnisvermögens, was kann dann unsere Imagination daran hindern, sich jeden Punkt im Raum als einen lebendigen, wachsenden, sich entwickelnden Brennpunkt oder als einen Dynamo des Bewußtseins, des Göttlichen, des Geistes vorzustellen, der sich entweder auf seinem Wege 'abwärts' in immer materiellere Formen befindet, oder wenn die Grenze materieller Dichte erreicht wurde, sich aus den Banden der Materie erhebt, um wieder einmal die Leiter des Wachstums emporzusteigen. Die Entwicklung erfolgt immer gleichzeitig in einer zweifachen oder dualen Richtung - die physische oder materielle und die spirituelle Richtung.

 

Susan: Während Sie vom Geist oder Lebensfunken oder vom Bewußtseinspunkt, der verschiedene Formen annimmt, sprachen, ging mir plötzlich eine Zeile aus einem Gedicht, das ich einmal gelesen habe, durch den Kopf: "Ich starb als Mineral und wurde eine Pflanze". An das weitere kann ich mich nicht erinnern, ausser, daß uns das Gedicht durch die verschiedenen Stufen bis zum Menschen empor und darüber hinaus führt.

Hazel: Ich glaube, das ist aus einem der persischen Sufi Gedichte. Ich glaube sogar, daß ich das Gedicht schnell zur Hand habe, wenn Sie wollen.

Vorsitzender: Es wäre mir sehr recht, Hazel, wenn Sie es leicht finden können.

 

Hazel: Hier ist es. Es ist von Jalâl-uddîn-Rûmî aus dem dreizehnten Jahrhundert:

Ich starb als Mineral und wurde eine Pflanze;

Ich starb als Pflanze und erschien wieder als ein Tier;

Ich starb als Tier und wurde ein Mensch;

Wovor sollte ich mich also fürchten?

Wann wurde ich etwas Geringeres, wenn ich starb?

Das nächste Mal werde ich als Mensch sterben,

Damit mir Engelsflügel wachsen können.

Und vom Engel aus muß ich versuchen weiterzuschreiten:

 

Wieder einmal werde ich mich über die Engel emporschwingen;

Ich werde das werden, in das die Imagination nicht eindringen kann.

Vorsitzender: Haben Sie bemerkt, daß der Dichter nicht sagte, das Mineral wird eine Pflanze, sondern vielmehr, daß das 'Ich' - der Bewußtseinspunkt oder der Gottesfunke - "als Mineral" stirbt, um eine Pflanze zu werden und wiederum als Pflanze stirbt, um als ein Tier wieder zu erscheinen und so weiter? Er hat in diesen wenigen einfachen Zeilen ein schönes Bild der Evolution entworfen, - das heißt der spirituellen Evolution, welche nicht mehr und nicht weniger ist, als die Geschichte der Belebung von einer Form nach der andern durch den Funken der Gottheit - zuerst das Mineral, dann sich zurückziehend oder als dasselbe 'sterbend' und die Pflanzenform belebend, als solche zu sterben und das Tier beseelend und schließlich wiederum als Bewußtsein in Tierkörpern zu sterben und als eine menschliche Wesenheit wieder zu erscheinen. "Wann wurde ich etwas Geringeres, wenn ich starb?" Wir werden wahrscheinlich Zeitalter brauchen, ehe wir das herrliche Bild der Erfahrung eines sich entwickelnden Gottesfunkens spirituell wahrnehmen, wie er sich in dem winzigsten Atome verkörpert und sich in Reiche oder Grade des Bewußtseins bis zum Menschen und 'sogar darüber hinaus' emporschwingt.

 

Jack: Nun, auch Darwin sprach von der fortschreitenden Entwicklung der niedersten Art bis zur höchsten, die er als den Menschen betrachtete.

Vorsitzender: Ohne Zweifel ist der Drang in allen Dingen vom Einfachen zum Zusammengesetzten, vom Geringeren zum Größeren heranzuwachsen, und Darwin sammelte tatsächlich eine große Menge unabweisbares Beweismaterial zur Unterstützung seiner Lehre über die natürliche und unvermeidliche Entwicklung von den niederen zu den höheren Formen des Lebens. Er war ein auf seine Weise tief religiöser Mensch, der ganz in seiner Forschung aufging. Aber er war so darauf bedacht, zu beweisen, daß es für keine der zahlreichen Arten in der Natur eine 'besondere Schöpfung' gab, daß er versäumte die Haupttatsache zu erkennen und in sein Denken mit einzuschließen, daß es für keine Form, kein Vehikel oder keinen Organismus möglich ist, sich zu manifestieren, wenn nicht eine leitende Intelligenz dahinter steht.

Wenn Darwin seine Tätigkeit auf die Darlegung seines Beweismaterials beschränkt hätte und in seinem Theoretisieren nicht "mit der Puddingschnur davongelaufen wäre", wie wir in Pennsylvanien sagen, hätten wir wahrscheinlich in unserer Psychologie nie einen derartigen materialistischen Tiefstand erlitten. Gewiß mußten wir uns von der Sklaverei des religiösen Dogmatismus befreien, der unseren Glauben, daß wir, wie der Meister Jesus betonte, in Essenz Götter sind, beinahe erstickt hatte. Aber daß an die Stelle des religiösen Dogmatismus die noch unbewiesene Theorie über die Abstammung des Menschen vom Affen gesetzt wurde und er einfach durch das Hinzufügen dieser oder jener Fähigkeit auf irgendeine geheimnisvolle Weise jenes wunderbare Geschöpf wurde, das er heute ist, war eine ungeheure Tragödie. Nein, Sie können mich nicht davon überzeugen, daß des Menschen scharfe Erkenntnis der Werte, seine Liebe für das Schöne und sein hochfliegendes Gemüt einem Affenbewußtsein entspringen konnten. Wenn wir nicht beweisen können, daß der Mensch von Grund auf und in der Essenz göttlich ist, wieviel weniger können wir beweisen, daß er ein Sprössling der Affen ist.

An der 'Schöpfung' oder dem Drama der Evolution ist viel mehr als augenscheinlich ist, und wenn wir durch irgendeine magische Handlung die Aufzeichnung der Geschichte der Erde aufschlagen und den Bericht über das innere Wachstum und das Schicksal all der vielen Formen und Typen und Arten des Lebens entziffern könnten, welche die Natur benützt und in ihrer Werkstatt hergestellt hat, dann würden wir die spirituelle Richtung der Evolution sehen wie einen Lichtstrom, der durch die Mannigfaltigkeit des Physischen oder Vehikularen verläuft und sie belebt.

 

Tom: Das glaube ich, denn ich konnte nie der materialistischen Anschauung zustimmen, daß all die wunderbaren Erscheinungen der Natur nur das Resultat zufälliger Entwicklungen seien. Was außer dem Göttlichen in irgendeiner Form, könnte dieses Gedicht von einem Schmetterlingsflügel erzeugen? Etwas macht mir jedoch zu schaffen - das plötzliche Verschwinden ganzer Tierarten von der Erde. Was meinen Sie, worin die Ursache dafür liegen könnte?

Vorsitzender: Auch ich besitze hinsichtlich dieser Punkte kein besonderes Wissen, aber analog gesehen: Wenn alles Existierende der äußere Ausdruck seine innewohnenden Geistes ist, ob wir diesen Lebensfunken nun kosmische Intelligenz oder Gott nennen, und wenn die innere Lebenskraft nun zurückgezogen wird, verschwinden dann nicht automatisch die Vehikel? Und wenn das....

 

Tom: Sie meinen, z. B. die Lebensfunken, die die Dinosaurier benutzten, fanden nach einer Weile, daß jene besonderen Formen nicht mehr richtig ihrem Zweck entsprachen, und so zogen sie ihre Kraft zurück und die Arten starben aus? Das ist einleuchtend.

Betty: Ich möchte lieber auf die vorher erwähnte Idee zurückkommen, daß die Atome eines Tages menschliche Wesen werden könnten. Ich versuche für das alles und worüber wir das letzte Mal sprachen, die Hierarchien, einen gemeinsamen Nenner zu suchen und es zu verbinden. Jene Diskussion gab mir sehr viel, aber ich glaube jetzt komme ich durcheinander. Wenn die Sonnen und Sterne einst Menschen waren und....

Vorsitzender: Bitte nicht zu vergessen, nicht dem Buchstaben nach! Wir nehmen nur an, daß die Sonnen und die Sterne durch einen Zwischen-Zustand, der zwischen der Unbewußtheit des Atoms und der vollkommen entwickelten Erkenntnis einer Sonne ist, gegangen sein müssen. Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber wir dürfen nicht denken, daß die Sonne oder die Sterne menschliche Wesen waren, wie wir uns selbst heute kennen! Bitte weiter, Betty.

 

Betty: Ja ich glaube, das verstehe ich. Ich finde es schwierig, meine Gedanken auszudrücken, aber es scheint sich um die eine Idee der Verantwortlichkeit zu drehen. Wenn wir der Hierarch unseres Körpers sind, dann sind wir in dem Sinne für ihn verantwortlich, daß, wenn wir ihn richtig behandeln und die natürlichen Gesetze der Gesundheit und des gesunden Menschenverstandes befolgen, er darauf reagiert und uns gute Dienste leistet und wenn wir ihn mißbrauchen, wir daraufhin leiden. Soweit kann ich folgen. Aber wie ist es mit uns? Inwieweit sind wir als Menschen für unsere Zukunft verantwortlich?

Dan: Das hat auch mich beschäftigt. Selbst mit dem wenigen Wissen, das wir über die Wirksamkeit der Sonne besitzen, begreifen wir, daß wenn die Sonne aufhören würde jeden Teil ihres Systems zu beleben, weder die Erde noch die anderen Planeten, uns eingeschlossen, sehr lange bestehen könnten. So ist die Sonne augenscheinlich nicht nur für ihr eigenes Reich verantwortlich, sondern sogar für die Gesetze, die unser Leben regieren. Ich glaube, Betty möchte wissen: Wo liegt eigentlich letzten Endes die Verantwortlichkeit?

Vorsitzender: Es gibt tatsächlich eine heilige Richtschnur der Verantwortlichkeit, die sich von der Gottheit, die unser Heimuniversum beseelt, direkt bis zum winzigsten Atom hinab erstreckt. Aber es gibt keine Diktatur in der Natur noch könnte der Mensch, auch bei weitgehendster Vorstellung, als bloßes Spielzeug kosmischer Laune betrachtet werden. Zwar steht der Mensch unter der allgemeinen Oberherrschaft des göttlichen Hierarchen unseres Heimuniversums, da aber sein eigener innerer Gott in Essenz der Kosmischen Göttlichen Intelligenz gleich - weil eins mit ihr - ist, hat er proportional seiner Nähe zu seiner eigenen Göttlichkeit seinen freien Willen.

 

Frank: Das ist interessant. Ich dachte gerade, daß die meisten unserer allgemeinen Angelegenheiten mit der Sonne verbunden sind. Tag und Nacht, die alljährlich wiederkehrenden Jahreszeiten und die Rückkehr der Sonne nach dem Norden sind alle durch die Gewohnheiten der Sonne bedingt. Wie wir wissen, können unsere Astronomen tatsächlich nicht nur die Sonnen- und Mondfinsternisse, sondern auch das Vorrücken der Tagundnachtgleichen, sowie das Abnehmen und Zunehmen der Sonnenflecken und natürlich auch der Mondzyklen auf Jahre genau vorhersagen.

Vorsitzender: Ganz recht und alle diese Naturerscheinungen nehmen wir als einen selbstverständlichen Teil des Lebens hin. Wir fühlen uns dadurch nicht sonderlich beschwert. Sie tragen tatsächlich dazu bei, einen festen Einfluß zu bilden, weil wir, ganz gleich wie wir Menschen einander enttäuschen, wissen, daß uns die Sonne nie im Stiche lassen wird. Sie kann durch Nebel, oder zeitweise auch durch den Mond, verdunkelt werden, aber sie ist immer da und erfüllt ihre Aufgabe uns lebendig und im Wachstum zu erhalten. Sicherlich sind wir durch die Gesetze unseres Sonnensystems gebunden, genau wie die Sonne ihrerseits an ihre galaktische Quelle gebunden ist und sich unter deren Führung bewegt, die wiederum nur eine von tausenden von Milchstraßen ist, die im Gefolge einer Übergalaxis festgehalten wird und so fort, vielleicht ins Unendliche.

Haben wir dann keinen eigenen freien Willen? Sind wir in Wirklichkeit nur dem Willen eines Gottes preisgegebene Puppen, ganz gleich wie erhaben oder entwickelt der göttliche Hierarch unseres Heimuniversums im Vergleich zu uns sein mag? Und umgekehrt, sind die Atome unseres Gemütes und unseres Körpers dazu verdammt, unserem menschlichen Willen folgen zu müssen, ob sie wollen oder nicht? Wenn wir, die Sonne, die Erde und auch die Atome nur Körper wären, wenn wir nichts wären, als bloße physische Maschinen, nicht vom Lichte der Gottheit inspiriert, könnte man in Versuchung kommen, so zu denken. Aber wie schon gesagt, durch die mitleidsvolle Natur der Dinge brennt die göttliche Essenz im Menschen wie im Kern eines jeden Atoms, denn beide sind in ihrer monadischen Beschaffenheit und in ihrem monadischen Ursprung eins, und bilden als Wesenheiten einen Teil des Vehikels, der Kosmischen Göttlichen Intelligenz. Deshalb ergiessen sich die Gesetze, die von unserem Heimuniversum ausgehen, durch seine Myriaden Milchstraßen und Sonnensysteme hinab zur Erde und in das Herz des Menschen, welcher seinerseits das Leben der unzählbaren Billionen Atome beeinflußt, die im Verlauf des Lebenszyklus eines Menschen unzählige Male leben und sterben. Das sind Heere über Heere lebender Wesen auf allen Entwicklungsstufen, von denen jedes eine Hierarchie oder eine in sich abgeschlossene Einheit bildet, die alle von oben geleitet und angetrieben werden und doch mit dem Ganzen zusammenarbeiten, wobei aber jedes die Gelegenheit hat, indem es lernt innerhalb seines eigenen Verantwortungsbereiches harmonisch zu wirken, sein eigenes Maß des freien Willens zu entwickeln.

So sehen wir die wunderbare Organisation der Natur: Spirituelle Energien, Bewußtseinspunkte, die sich periodisch in Materie von immer mehr zunehmender Dichte einhüllen, bis die äußerste Grenze eines bestimmten Zyklus der Erfahrung erreicht ist. Dann, wenn die materiellen Formen vorbereitet sind, arbeiten sich dieselben Gottesfunken wieder empor dem Geiste zu, wobei die von ihnen benützten Vehikel einen Aufschwung und einen Ansporn zum Wachsen erfahren.

 

Marie: Wie lange würde das alles dauern? Nehmen wir an, wir haben eines Tages die Stufe der menschlichen Entwicklung hinter uns, wie würde sich das auswirken? Würden wir dann sofort eine Sonne werden, oder gibt es da noch Zwischenstufen?

Vorsitzender: Das ist nicht so einfach, Marie! Wir wollen nicht zu schnell sein oder voreilige Schlüsse ziehen. Vor allem sprachen wir hier von allgemeinen Prinzipien und haben nicht versucht, uns auf Einzelheiten dahingehend festzulegen, wer von uns wohl wissen kann, wie der Kosmos arbeitet. Es ist klar, daß der lange Evolutionsprozeß eines Gottesfunkens vom Zustand des Nichtselbstbewußtseins bis zu dem der voll entwickelten Göttlichkeit nicht in Kürze vollendet wird, oder, ohne daß jeder Gottesfunke alle aufwärts (und abwärts) führenden dazwischenliegenden Stufen der Leiter der Erfahrung durchschreiten muß.

Natürlich ist es wahr, daß verschiedene Religionen, darunter auch die ersten Christen, diese und jene Spekulation oder dieses oder jenes hierarchische System aufbauten, um zumindest im Äußeren feststellen zu können, was diese Stufen sein könnten. Aber offen gesagt ist es unmöglich eine hieb- und stichfeste Vorstellung abzuleiten, bei der es keine Täuschung gibt, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil wir nicht alle dabei in Betracht kommenden Umstände kennen. Und das ist ohne Zweifel gut, weil wir sonst in die Versuchung kämen, eine Formel für spirituelles Wachstum aufzustellen, so daß wir unser wirkliches Entwicklungsziel aus den Augen verlieren könnten, nämlich jedem Teil unserer Natur das Licht des göttlichen Impulses einzuprägen.

 

Paul: Haben wir vielleicht noch Zeit zu einem letzten Gedanken? Ich hätte gerne gewußt, wie die Naturgesetze eigentlich entstanden sind.

Vorsitzender: Ein ausgezeichneter Gedanke, um damit zu schließen. Was sind diese Naturgesetze, die wir im ganzen Kosmos in Tätigkeit sehen? Sind sie strenge Satzungen, die von irgendeinem Obersten Regenten zum Wohle der Menschen aufgestellt wurden? Oder sind sie vielmehr die natürlichen Ausdrucksweisen göttlicher Wesen, wie sie in ihren eigenen Bereichen sich bewegen und tätig sind? Das mag schwer verständlich erscheinen, aber laßt uns die Sonne und die Sterne als Beispiel nehmen. Wenn sie, wie wir erörtert haben, beseelte Wesenheiten sind, dann müssen sie beständig handeln und auf Handlungen reagieren. Wenn dem so ist, dann kann es für sie genauso schwierig sein, ihr Leben im Rahmen des Heimuniversums harmonisch zu gestalten, wie es für uns in unserem Erdenleben ist. Von unserem begrenzten Bereich aus gesehen, ist die Art und Weise ihres Handelns so außerordentlich harmonisch und so den Naturerscheinungen angepaßt, daß sie uns wie unbeugsame Gesetze erscheinen. Und wenn wir das Bild umkehren, können die Handlungen und der Ablauf unseres menschlichen Bewußtseins, die weit davon entfernt sind Harmonie und zweckvolle Leitung auszudrücken, wie wir sie in den Himmeln sehen, den Atomen unseres Körpers so wohlgeordnet und musterhaft erscheinen, wie uns die der Sonnen und Sterne.

Der Mensch ist tatsächlich für alles unter ihm befindliche genauso verantwortlich, wie der Hierarch unseres Heimuniversums letzten Endes für alles in seinem Reich verantwortlich ist - verantwortlich als Führer und inspirierender Einfluß, aber nicht in dem Sinne, daß er die einzelnen Schritte seiner Kinder lenkt. Genau wie die Milchstraßen und die Sonnen für ihre Bewegungen natürlich verantwortlich sind, so muß jeder von uns die vollen Konsequenzen seines Denkens und Tuns ernten und insofern die Gesetze göttlichen Lebens lernen.

Unsere Verantwortung ist wirklich riesengroß: Mit jedem Atemzug, den wir tun, mit jedem Gedanken, den wir hegen, beeinflussen wir Milliarden Leben. Außerdem gibt es kein einziges Atom, das nicht den von dem Wachstum und der Tätigkeit jedes anderen Atoms im Raum ausgehenden Anstoß fühlt. Und wenn jedes atomistische Partikel eine potentielle Gottheit ist, ist es auf Grund dieser Tatsache ein potentielles Universum.

Wir müssen wieder schließen. Es war sehr schön und wir forschten bei unserem Suchen ziemlich weit im weiten Raum. War es äußerer Raum, oder wagten wir uns vielleicht ein wenig in die Bereiche des inneren Raumes vor?