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Vorlesung

Bevor ein Mensch nicht gelernt hat seinen Kurs auf einen Stern zu lenken, den er nie gesehen hat, mit der Wünschelrute nach Quellen zu graben, die er nie erreichen mag, eher hat er kein Recht auf intellektuellen Ehrgeiz erworben. Wenn ich das sage, so weise ich auf das hin, was Euer Studium heroisch machen wird. Voll trauriger Überzeugung sage ich Euch damit: Um große Gedanken zu denken, müßt Ihr sowohl Helden als auch Idealisten sein! Nur wenn Ihr allein gearbeitet habt - wenn Ihr um Euch einen Abgrund voller Einsamkeit gespürt habt, isolierender als das, was einen sterbenden Menschen umgibt, und in Hoffnung und in Verzweiflung Eurem eigenen unerschütterlichen Willen vertraut habt - dann nur werdet Ihr es erreicht haben. Nur auf diese Weise könnt Ihr die heimliche reine Freude des Denkers gewinnen, der weiß, daß hundert Jahre nachdem er tot und vergessen ist, Menschen, die nie von ihm gehört haben, veranlaßt werden, sich mit seiner Gedankenwelt zu beschäftigen - die subtile Begeisterung einer verspätet aufgetretenen Kraft, die die Welt nicht kennt, weil sie äußerlich nicht auftrappiert ist, die aber für eine prophetische Vision wirklicher ist, als diejenige, die einer Armee befiehlt. Und selbst wenn Ihr diese Freude nicht erlangt, so könnt Ihr dennoch nur auf diese Weise wissen, daß Ihr getan habt, wozu Ihr imstande gewesen seid und könnt sagen, daß Ihr gelebt habt und für das Ende bereit seid.

 

 

Aus einer Vorlesung für Jura-Studenten der Harvard-Universität im Jahre 1886.