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War Alchimie eine Fiktion?

Am 27. Dezember 1666 erhielt Johann Friedrich Schweitzer, der als Helvetius bekannte Arzt des Prinzen von Oranien, in Den Haag den Besuch eines Fremden, der wie ein Bürger aus Nordholland gekleidet war. Der Mann, der sich hartnäckig weigerte, seinen Namen zu nennen, erklärte, er habe von Helvetius ablehnender Haltung der Alchimie gegenüber gehört und sei gekommen, ihm einen positiven Beweis für die tatsächliche Existenz des Steins der Weisen zu geben. Helvetius war als einer der strengsten Gegner der Alchimie bekannt geworden. Er hatte durch eine Abhandlung über diesen Gegenstand sogar einen gewissen Ruf erlangt.

Der Stein der Weisen ist, wie wir sehen werden, eine rein materielle Substanz, von der gesagt wird, daß sie:

1. bis zu einem bestimmten Grade Krankheiten heilt, wie keine andere existierende Medizin;

2. verlorene Jugend wieder herstellt und das Leben unbegrenzt verlängert;

3. unedle Metalle, wie Blei und Kupfer, in reinstes Silber und Gold verwandelt.

Und nun war, wie gesagt, ein Fremder zu Helvetius gekommen, um ihn von der Existenz des Steins der Weisen zu überzeug. Sie sprachen lange über die Grundlagen der Alchimie und dann zeigte der Fremde ein kleines Elfenbeinkästchen, das drei sehr kleine Stücke einer glasähnlichen Substanz enthielt. Er sagte, dies sei der Stein der Weisen, weigerte sich aber, seine Qualitäten vor Helvetius zu testen. Er versprach jedoch, in drei Wochen wieder zu kommen.

Er erschien zur festgesetzten Zeit, weigerte sich aber auch diesmal, Helvetius einen praktischen alchimistischen Beweis zu geben. Statt dessen gab er ihm von der Substanz in dem kleinen Elfenbeinkästchen ein Stück so groß wie ein "Senfsame". Als Helvetius zweifelte, daß eine so kleine Menge irgendwelche Wirkung haben könne, reduzierte es der Besucher auf die Hälfte und sagte, was übrigbleibe würde ohne weiteres genügen "3 Drachmen" Blei in Gold zu verwandeln. Dann gab er Helvetius genaue Anweisungen, wie das zu machen sei.

Am nächsten Tag befolgte Helvetius in Anwesenheit seiner Frau und seines Sohnes sorgfältig die Anweisungen des Fremden. Er schmolz 3 Drachmen Blei in das er das empfangene in Wachs gehüllte Körnchen Substanz fallen ließ, bedeckte den Schmelztiegel und ließ ihn auf dem Feuer stehen. Nach einer Viertelstunde hatte das Metall die schöne grüne Farbe flüssigen Goldes angenommen. Nachdem es abgekühlt war, erglänzte es in herrlichem Gelb. Die Umwandlung war geglückt. Die Juweliere in Den Haag bestätigten, daß das Stück Metall echtes Gold von hoher Reinheit war. Povelius, der "oberste Prüfer" der Niederlande behandelte das Gold siebenmal mit Antimon, ohne daß es an Gewicht verlor!

Das ist kurz die von Helvetius in seinem Vitulus Auraeus erzählte Geschichte. Es ist zu beachten, daß die Transmutation durch einen geachteten Mann erfolgte, der ein strenger Gegner der Alchimie war. Sie wurde mit seinen eigenen Werkzeugen und in Abwesenheit der Person durchgeführt, die ihm die geheimnisvolle Substanz gab. Dieses Ereignis machte damals in Den Haag einen großen Eindruck. Der Philosoph Spinoza interessierte sich für die Sache und besuchte Helvetius, der ihm das Gold und den Schmelztiegel zeigte, dessen Wände noch Spuren des Goldes aufwiesen. Helvetius erzählte Spinoza, daß er in das Blei von der glasähnlichen Substanz kaum soviel wie ein Viertel eines Weizenkornes geworfen habe.

Es gibt noch andere Geschichten über Transmutationen, die ebenso verblüffend sind. In den Münzsammlungen und Museen Europas werden zahlreiche Medaillen und Münzen aufbewahrt, von denen angenommen wird, daß sie aus alchimistischem Gold gemacht sind, die meisten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Medaillen, die ihren Inschriften entsprechend als Beweis für die Transmutation geprägt wurden, Münzen, die als gewöhnliches Geld in Umlauf waren und durch eingravierte Zeichen als alchimistischen Ursprungs gekennzeichnet sind. Golddukaten mit dem Bilde von Gustav Adolf II., die aus alchimistischem Gold geprägt sind, existieren noch.

Wie denkt der moderne Mensch über die Geschichte des Helvetius? Sie klingt unglaublich und fantastisch. Gibt es den Stein der Weisen wirklich in der materiellen Welt? Ist es möglich, eine Substanz zu erzeugen, die das Leben verlängert, die verlorene Jugend wieder herstellt, Krankheit auf ungeahnte Weise kuriert und Blei in Gold verwandelt? Es fällt uns schwer, das zu glauben. Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Wir ziehen es vor nichts zu glauben, was uns unsere Sinne nicht beweisen. Da wir den sogenannten Stein der Weisen nicht mit eigenen Augen gesehen haben und seine Eigenschaften unseren Anschauungen darüber, was auf unserem Globus wahrscheinlich ist, ganz und gar entgegenstehen, möchten wir die Möglichkeit der Existenz eines solchen vielmehr kategorisch verneinen.

Wir neigen dazu, die äußere Welt als ein Konglomerat verschiedener Phänomene zu betrachten, sind aber nicht imstande, irgendwelche innere Verbindung festzustellen. Wir bringen äußere Ereignisse und Wirkungen in ein System und analysieren sie, aber nähern wir uns auf diese Weise den Kräften, die die Erscheinungen verursachen? Die Erkenntnisse der Philosophen des 17. Jahrhunderts waren ganz andere, für sie war das Universum ein lebendiger Organismus. Wenn das Universum ein lebendiges organisches Ganzes ist, dann müssen, wie sie glaubten, Schlüssel zu seinen Geheimnissen existieren, es müssen einer oder mehr Wege zu der Erkenntnis und dem Verstehen der Natur, ihres Aufbaus und ihres modus operandi führen. Ein solcher Weg war die Alchimie, die in Wirklichkeit nicht nur aus Goldmachen bestand, sondern in der tiefsten Bedeutung des Wortes eine heilige, königliche Wissenschaft und als solche sehr alt war. In früheren Zeiten, als es zwischen der Religion, der Philosophie und der Wissenschaft keine Spaltung gab, war die Alchimie ein Zweig der Mysterien, und den Eingeweihten vorbehalten. Von einem Standpunkt aus war sie eine exakte, autonome Wissenschaft, die zu konkreten Resultaten führte, zum Teil (und das ist wesentlich) in Form einer inneren Umwandlung des Alchimisten - physisch, psychisch und spirituell - und zum Teil in Gestalt des Steins der Weisen.

Und womit ist der Stein der Weisen zu vergleichen? Wir wollen in Les Demeures Philosophales ("Die Wohnstätten des Philosophen"), einer alchimistischen Schrift von hohem literarischen Wert, nachsehen, die in den 1920er Jahren von Fulcanelli in Paris herausgegeben wurde. Fulcanelli ist ein Pseudonym, und es wird gesagt, daß sich dahinter ein französischer Adept verbirgt, von dem es heißt, daß er der berühmteste und wahrscheinlich einzige wahre Alchimist dieses Jahrhunderts ist. Niemand als sein einziger Schüler weiß, wer er im Alltagsleben war. Es wird von ihm erzählt, daß er sich, nachdem er den Stein der Weisen gefunden hatte, Ende der 1920er Jahre von der Welt zurückzog.

Der Stein der Weisen wird in diesem Werk als eine kristallene, durchsichtige Substanz beschrieben, die in festem Zustand rot und pulverisiert gelb ist. Er wird ein Universalheilmittel oder "Panacea" genannt und zur Heilung der Kranken und zur Erhaltung der Gesundheit benützt. Das Mittel ist in Alkohol lösbar und die Lösung wird wegen ihrer glänzenden gelben Farbe Aureum potabile, flüssiges Gold genannt. Seine Heilwirkung und weitverbreitete Anwendung in der Medizin machen es für die Behandlung ernster oder unheilbarer Krankheiten unschätzbar. Ferner erhält man das sogenannte Projektionspulver, wenn man das "Panacea" oder Wundermittel in fester Form in sehr reinem geschmolzenem Gold oder Silber zum gären bringt. Dieses Pulver besteht aus einer durchsichtigen Masse und ist rot oder weiß, je nachdem ob das Metall Gold oder Silber war.

Das Werk Fulcanellis kommt aus unserer eigenen Zeit, und wir können uns nur fragen: Lebt die alchimistische Tradition noch? Gibt es heute noch Menschen, die Alchimie praktizieren? Wie betrachtet die moderne Wissenschaft die Lehren der alten Alchimisten? Diese und ähnliche Fragen tauchen dort auf, wo unsere Naturwissenschaft, Biologie und Mathematik gewissen alten Ideen über das Weltbild und die Beziehung der Energie zur Materie begegnen. Es wird nicht ohne Grund behauptet, daß unsere Wissenschaftler eine Sprache benützen, die der Magier des Altertums, die Alchimisten und Wundertäter auch verstanden haben würden. Wenn wir den Hinweisen glauben dürfen, ist Alchimie weit davon entfernt, eine tote Sache zu sein - zum mindesten wird sie, um nur einige Länder zu nennen, in Frankreich, England, Deutschland und in der Tschechoslowakei ausgeübt.

Eine Unterhaltung, die Jacques Bergier, der damals Assistent des Atomforschers André Helbronner war, 1937 im Laboratorium der Pariser Gaswerke mit einem Fremden hatte, von dem er glaubte, er sei Fulcanelli gewesen, ist interessant. Die Unterhaltung wirft ein Licht auf die Beziehung der Alchimie zur Kernphysik. Anscheinend hat Helbronner (der im März 1944 in Buchenwald starb) den Besucher über in Vorbereitung befindliche Experimente unterrichtet. Der Mann sprach in einer klaren, metallischen, würdevollen Stimme und sagte zu Bergier, die Experimente, die sie machen, seien für die ganze Menschheit sehr gefährlich und es sei leichter als gewöhnlich angenommen wird Atomenergie frei zu machen. Er erklärte, künstlich erzeugte Radioaktivität könne die Erdatmosphäre vergiften. "Außerdem", fügte er hinzu, "braucht man zur Herstellung einer Atombombe, die mächtig genug ist, um Städte zu zerstören, nur ein paar Gramm Metall. Ich sage Ihnen, die Alchimisten wissen das schon seit langer Zeit."

Auf Bergiers fragenden Blick und auf die Einwände, die er seinem Gesprächspartner gegenüber vorbrachte, der so viel über Alchimie zu wissen schien, erwiderte dieser nachdrücklich: "Sie können Atomenergie ohne den Gebrauch von Elektrizität oder Vakuumtechnik freimachen, indem Sie ganz reine Materialien nach gewissen geometrischen Figuren anordnen."

Der Fremde schlug dann Frederick Soddys Buch The Interpretation of Radium and the Structure of the Atom (Die Erklärung des Radiums und der Aufbau des Atoms) (1920) auf, das auf dem Pult lag, und las folgende Zeilen:

Ich glaube, daß es in der Vergangenheit Zivilisationen gab, die mit der Atomenergie vertraut waren und die durch den Mißbrauch dieser Energie vollkommen zerstört wurden.

Bei dieser Episode ist man von der Behauptung betroffen, daß es leichter sei als wir denken, Atomenergie frei zu machen und nur einige Gramm Metall nötig sind, um Atombomben herzustellen, die mächtig genug sind, Städte zu vernichten.

Die Alchimie basiert einfach auf zwei Begriffen: Der eine ist die Einheit der Materie, der andere, daß alle physischen Substanzen und selbst das Mineralreich belebt sind und unter dem Einfluß dieser mit Kraft geladenen Substanz zu etwas Edlerem entwickelt und umgewandelt werden können. Diese Substanz war als der Stein der Weisen bekannt. Die neuzeitlichen Entdeckungen der Kernphysik haben unsere Wissenschaftler veranlaßt, die Anschauung der alten Alchimisten über die Einheit der Materie anzunehmen, über eine universale grundlegende Substanz - die mit dem Leben verbunden ist und grenzenlos und unveränderlich ist - von der alle Dinge vorübergehende Formen sind. Diese Idee von der Einheit der Materie hat wiederum zu einer Revision des Ausdrucks Element geführt, Früher wurde ein Element als chemisch unteilbar betrachtet. Heute nimmt man an, daß Elemente in einzelne Bestandteile aufgeteilt werden können; daß sie komplexe (aus mehreren Teilen bestehende) Gruppierungen desselben Elements auf gleicher Basis sind. Was in Hinblick auf die Alchimie noch wichtiger ist, ist der Glaube, daß ein Element in ein anderes umgewandelt werden kann, obgleich das millionenmal mächtigere Kräfte erfordern würde, als jene, die mit gewöhnlichen chemischen Mitteln erlangbar sind.

Es sollte deshalb möglich sein, durch Atomspaltung künstlich "Gold zu machen." Dazu wäre jedoch eine äußerst komplizierte Maschinerie notwendig und die Resultate würden, an dem Wert des erzeugten Goldes gemessen, im Gegensatz zu dem alchimistischen Verfahren, in keinem Verhältnis zu den Kosten stehen. Wenn es wahr ist, daß die alten Alchimisten Blei in Gold verwandeln konnten, indem sie einige Körnchen eines roten Pulvers auf geschmolzenes Blei streuten, dann müssen sie ganz anders vorgegangen sein.

Wir haben die künstliche Atomspaltung berührt. Aber Explosionen im Kern des Atoms ereignen sich auch in der Natur. Sie finden unter anderen Dingen in radioaktiven Erscheinungen statt, wie zum Beispiel wenn Radium in Helium und Blei zerfällt. Wie von Fulcanelli behauptet wird (wenn er es tatsächlich war), sagte er 1937, Atomenergie kann ohne elektrische Kraft oder Vakuumtechnik freigemacht werden. Bergier schrieb 1955 in einer Abhandlung die folgenden zum Nachdenken anregenden Worte:

Es gibt gewisse Substanzen, die, wenn sie in einer anderen aufgelöst werden und die Auflösung einen bestimmten Grad erreicht hat, Atomenergie freigeben. Das ist zum Beispiel bei Plutoniumsulfat und schwerem Wasser der Fall. ... Ist es undenkbar, daß die Menschen vor tausend Jahren, nachdem sie gereinigte Materialien jahrzehntelang verwendeten, auf gewisse Verbindungen stießen, die, wenn sie erhitzt wurden, möglicherweise auf uns unbekannte Weise Atomenergie freigaben?

In derselben Abhandlung machte Bergier hinsichtlich der in der Materie enthaltenen unbekannten Energien folgende Bemerkung: "Wenn es möglich ist, eine Wasserstoffbombe auf einem Küchenherd herzustellen, dann ist es offensichtlich das Beste, diesen Vorgang geheim zu halten."

Zwei Jahre später, 1957, bestätigte ein Alchimist in Frankreich in einer Zeitschrift mit begrenzter Auflage, daß die Spaltung von Molekülen nicht schwer zu bewerkstelligen sei und es einfachere Mittel gibt, dieses Ziel zu erreichen, als die komplizierten und kostspieligen Methoden, die in der modernen Kernphysik angewendet werden. Er fügte hinzu, der Hauptzweck des Alchimisten sei, die Zeit zu verkürzen, die die Natur für ihre Transmutationen braucht.

Die archaische Alchimie hat die moderne Wissenschaft und Industrie insofern beeinflußt, daß die rein alchimistische Methode, dasselbe Experiment ohne Änderung endlos zu wiederholen, bei der Behandlung der Probleme kosmischer Strahlung, wie auch bei der technischen Zonen-Fusion in Verbindung mit der Erzeugung von Transistoren angewendet wurde. Ein interessantes Beispiel für die Anwendung der alchimistischen Methode ist das sogenannte biodynamische Düngemittel, das seit über dreißig Jahren in der Landwirtschaft, Gartenkultur und Forstwirtschaft angewendet wird. Ein weiteres Beispiel in der Industrie ist der Gärungsprozeß bei der Herstellung von Bier. So haben die Wissenschaftler heute bei ihren Forschungen verschiedene Berührungspunkte zu den alten Alchimisten gefunden. Sie haben bei gewissen Experimenten nicht nur die alten Methoden angewandt, sondern auch künstliche Transmutationen erzeugt und waren imstande, durch auf Erfahrung beruhende Kenntnisse den Begriff von der Einheit der Materie zu bestätigen. Der Atomkern liefert mit jedem Jahr neue Überraschungen: Es wird von Anti-Materie, von verwirrenden Rätseln innerhalb des Kerns, von elementaren Partikeln mit einer Lebenszeit von zweimal zehntausend Milliarden-Milliardstel einer Sekunde gesprochen.

Unsere Atomforscher, Physiker und Chemiker haben bewundernswerte Erfolge errungen. Sie haben unsere Anschauung über die Welt verändert und vertieft, sie befassen sich aber nur mit Tatsachen, mit Wirkungen. Ihre Tätigkeit beschränkt sich auf die materielle Ebene; ihre durch experimentieren gewonnene Kenntnisse werden aufgezeichnet, in ein System gebracht und analysiert. Ihre Methoden haben weder zu einem Verständnis des inneren Aufbaus der Materie noch des Ursprungs des Lebens geführt. Ihre Hoffnungen wurden immer wieder zerschlagen und das Geheimnis scheint unlösbarer denn je.

Der Alchimist dagegen fühlte, daß er die Ebenen des Bewußtseins erreicht hatte, die die Erscheinungen auf der materiellen Ebene zuwege bringen. Er suchte nach den Ursachen der Ereignisse und arbeitete daher mit anderen, mit feineren Kräften und wandte Methoden an, deren Ergebnisse auf Grund ihrer Beschaffenheit nicht im wissenschaftlichen Sinne kontrolliert werden konnten. Der Alchimist experimentierte nicht nur, er war auch ein Mystiker. Das ist einer der Gründe, warum Alchimie naturwissenschaftlich gesehen so schwer zu verstehen ist und oft als Scharlatanerie bezeichnet wurde.

Widerstreiten die Methoden der Kernphysik der Ordnung in der Natur? Da die Kernspaltung gefährliche Radioaktivität erzeugt, Materie ohne Möglichkeit der Wiederherstellung auflöst, zerstört und zersetzt, möchte es so scheinen. Aber der wahre Alchimist arbeitete wie die Natur, nur beschleunigt; er war konstruktiv, nicht destruktiv. Er benützte die schaffenden, nicht die zerstörenden Kräfte. Er wußte, daß das Leben von anderen Gesetzen regiert wird, als den in der Physik und in der Chemie bekannten. Er war der Verbündete und Freund der Natur; indem er ihrem Beispiel folgte, wurde er ihr Meister.

Seine Methoden und Bemühungen auf der Suche nach dem Stein der Weisen werden überraschenderweise in zahllosen alchimistischen Schriften, die in privaten und öffentlichen Bibliotheken Europas zu finden sind, ähnlich beschrieben. Sie könnten vielleicht einen wertvollen Impuls für den Fortschritt geben, wenn sie mit Verständnis und mit der tiefen Religiosität studiert würden, die für den alten Alchimisten die Haupterfordernisse zur Bemeisterung der spirituellen Energien bildeten, mit deren Hilfe der Stein der Weisen hergestellt wurde.

Wir wollen mit den Worten des russischen Wissenschaftlers Vladimir Orlov auf der internationalen Konferenz über Radioisotopen 1957 in Paris schließen. Er sagte:

"Die 'Alchimisten' von heute würden gut tun, sich der Satzungen ihrer Vorgänger im Mittelalter zu erinnern, die in einem Pariser Museum aufbewahrt sind. In ihnen ist niedergelegt, daß sich kein Mensch der Alchimie widmen sollte, der nicht 'reinen Herzens und von den erhabensten Zielen inspiriert ist'."