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Der äußere und innere Raum

Bei der Vorbereitung zum Druck dieser ersten Nummer unseres zwölften Jahrgangs, halten wir kurz Rückschau über die Entwicklung des Weltgeschehens, wie es sich seit unserer ersten Ausgabe im Oktober 1951 entfaltet hat. An erster Stelle steht die Anstrengung des Menschen, in den Weltraum vorzustoßen - das Wettrennen zum Mond, die Venussonde, Wettersatelliten, Telstar, und die anderen Satelliten - das alles gibt dem Menschen ein neues Gefühl von der Bedeutung dieses kleinen Erdballs im grenzenlosen Meer der Unendlichkeit.

Weniger dramatisch, jedoch gleich wichtig, ist das Vordringen der Wissenschaft in die andere Richtung, in die Welt des Atoms: das Geheimnis des Ursprungs neuer Teilchen, die anscheinend nicht irgendwoher aus dem Atom kommen, sondern durch oder aus seinem Kern; die rätselhaften Aspekte der Antimaterie, einer Art Gegenstück zur gewöhnlichen Materie und doch eng mit ihr sowie dem Kern verbunden; weiterhin das äusserst komplexe DNS-Molekül, dessen weitere Erforschung unsere Vererbungstheorien wohl sehr zu revolutionieren vermag. Noch wenig von der Allgemeinheit bemerkt, aber am wesentlichsten von allen, ist der Umschwung, der im Bewußtsein der Menschen vor sich ging. Er spiegelt sich in den letzten Jahrzehnten in ihrem Kampf um eine größere Freiheit auf wirtschaftlichem, politischem und gesellschaftlichem Gebiet wider, aber auch in der Kunst und in der Religion. Aus dem Inneren des Menschen strömt ein neues Wissen, das weit mehr umschließt als das 'Paradies' seiner Kindheit, mehr als die Grenzen seiner Persönlichkeit, mehr sogar als die seines weniger persönlichen Selbstes. Bisher unbekannte Bereiche des Denkens werden entdeckt, in denen er seine angeborenen Talente besser zum Ausdruck bringen kann. Er sucht nicht nur nach dem Mond und der Sonne, um die entferntesten Winkel seiner Vorstellungskraft zu erhellen; sein Studium des inneren Menschen geht über die Gedankengänge von Freud und Jung hinaus in die noch nicht erforschten Bezirke des universalen Bewußtseins, in dem sein individuelles Bewußtsein wurzelt. Die Grenzen des Raumes, nach innen und außen, weichen vor der Sicht des sich ausdehnenden Geistes in dem Maße zurück, in dem sie die 'inaktiven Ideen', die uns in einem status quo halten wollen, beiseite werfen.

Was können wir also von den vor uns liegenden Jahrzehnten, die uns zur Schwelle des nächsten Jahrhunderts führen, erwarten? Vielleicht wird sich der in der alten Hermetischen Tafel enthaltene Schlüssel: "Wie oben, so unten - wie unten, so oben", als wirksamerer Wegweiser für unsere Forscher erweisen, als die genau errechneten Voraussetzungen der Wissenschaft. Vielleicht stehen die schwer zu definierenden Eigenschaften des Atomkerns und der Schritt in die Antimaterie im Weltbild im Schatten weit größerer Entdeckungen, die in der Struktur des Atomkerns, des Menschen und des Universums verborgen sind - in den inneren Bewußtseinsschichten feinerer äußerer Aspekte des Lebens. Wir spüren die Bedeutung in der Feststellung Hamlets - daß es "mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt" als der Mensch sich träumen läßt.

"Wahrlich, so ausgedehnt dieser Weltraum ist, so weit ist dieser Raum inwendig im Herzen; in ihm sind beide, der Himmel und die Erde, enthalten; beide, Feuer und Wind, beide, Sonne und Mond, der Blitz und die Sterne. ..."

Diese Worte aus der Chhandogya Upanishad geben Anlaß zu tiefem Nachdenken. Enthalten sie den Schlüssel für die Geheimnisse, die im Herzen des Universums, im Herzen des Menschen und im Herzen des Atoms verborgen liegen?

Gemeinsam wollen wir mit Vertrauen und Hoffnung in die Zukunft blicken. Ganz gewiß wird der innere Funke des Lebens, der alle empfindenden Wesen vorwärtsdrängt, den Weg zur Erfüllung dieses Jahrhunderts und der noch ungeborenen Jahrhunderte erleuchten.